Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

PHILOSOPHISCHE SKIZZEN


von Josef Maria Mayer



GESPRÄCH ÜBER DIE SEELE

PLATON UND AUGUSTINUS


AUGUSTINUS
Verehrter Meister Platon, neulich sagte mir eine christliche Matrone namens Elisabeth, sie glaube, die Seele sei vor der Empfängnis bei Gott gewesen. Das hat mich bewogen, dich zu einem Gespräch über die Seele einzuladen.
PLATON
Ja, fürwahr, hochweiser Augustinus, deine Matrone Elisabeth hat meine Vision verstanden. Es ist meine Vision, dass die Seele vor der Zeugung durch den Mannessamen und der Empfängnis im Uterus der Mutter bereits lebte. Wie du weißt, nennt man das Präexistenz der Seele. Ich hatte die Vision, dass die Seele, die auf griechisch Psyche heißt und einem Schmetterling verglichen wird, vor ihrer Inkarnation in einem himmlischen Reich war, das ich den Himmel der ewigen Ideen nenne. Dort schaute die Seele die Götter des Himmels, dort schaute die Seele die Ideen der Schönheit, der Wahrheit, der Güte und der Liebe. In diesem Himmel der Ideen war die Seele von aller Ewigkeit. Es gibt keinen Anfang der Seele, sie hat weder Anfang noch Ende, sie ist unsterblich, sie ist ewig.
AUGUSTINUS
Wenn nun die Seele von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert und lebt, so muss man sie ja Gott nennen. Und so viele Myriaden Seelen es gibt, so viele Götter gäbe es dann auch. Dann wären Zeus und die zwölf Götter des Olymp nicht alles, dann gäbe es Myriaden Götter. Aber was wir Gott nennen, ist der Ursprung von allem, die Ursache aller Bewegung, das ewige Sein, das Höchste, das Absolute, was alles umfängt und erfüllt und zugleich übersteigt, und darum kann es nur einen Gott geben. Was Alles ist, Alles durchdringt, alles umgibt, alles übersteigt, kann man nur als Einheit denken. Credo in Unum Deum – ich glaube an den Einen Gott. Wenn es aber nur Einen Gott gibt, der Ursprung von allem Lebendigen ist, können die Seelen nicht ewige Götter sein, sondern müssen irgendwie abgeleitet sein von diesem Gott. Die Seele ist also nicht göttlich und ewig. Was aber nicht göttlich ist, das ist Geschöpf, was nicht ewig ist, das hat einen zeitlichen Anfang. Wir Christen bekennen den Schöpfergott – Creator ex nihilo – der alles geschaffen hat, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren Seele und der Schöpfer des sichtbaren Leibes. Wenn Mann und Frau sich in Liebe vereinigen, werden sie zu Mitschöpfern mit dem Schöpfergott und so bereitet der Schöpfer den Leib. Die Seele wird im Augenblick der Zeugung und Empfängnis von Gott aus dem Nichts geschaffen und in den Keim des Körpers im Schoß der Mutter eingehaucht oder, wie unsere Dichter sagen, in einem Kuss Gottes mitgeteilt.
PLATON
So leugnet ihr die Existenz der Idee der Seele?
AUGUSTINUS
Nein, wir behaupten, dass der allwissende Gott die Seelen alle in seinem Geist vorhergewusst hat. Die Ideen der Seelen sozusagen existierten im Geist Gottes. Wenn wir deinen Schüler Aristoteles zu Rate ziehen wollen, so ist die Seele die geistige Form des Körpers, aber der ewige Logos ist die geistige Form der Seelen. Der Logos oder Christus, der allein präexistent ist, ist die Form der Seelen, darum wir sagen, dass jede menschliche Seele von Natur aus christlich ist, denn sie ist im Bild und Gleichnis Christi geschaffen von Gott dem Vater aus dem Nichts und im Geiste Gottes eingehaucht in den Körper.
PLATON
Nun, wie die Seele in den Körper kommt, da sind wir unterschiedlicher Meinung. Ich hatte von den alten Weisen Ägyptens die Lehre vom Sündenfall der Seele vernommen. Da die Seele in der glückseligen Anschauung der Ideen war oder, wenn man so will, die himmlischen Götter geschaut hatte, nun aber offensichtlich in der finsteren Materie unglücklich und unwissend ist, musste ich notwendiger Weise auf einen Sündenfall der Seele schließen. Denn dass Zeus so grausam wäre, die glückselige Seele aus dem Ideenhimmel aus purer Bosheit in das Elend der finsteren Materie zu verbannen, das zu denken, verbot mir meine Ehrfurcht vor dem Gott, denn ich die Güte nannte. Worin genau der Sündenfall der Seele bestand, wurde mir von meinem Daimonium nicht offenbart. Aber es muss sich im Himmel eine Tragödie ereignet haben.
AUGUSTINUS
Uns berichten die Heiligen Schriften der Hebräer von einem Sündenfall am Anfang der Menschheit. Der Mensch ist ursprünglich von Gott sehr gut geschaffen worden, als Mann und Frau, beide Abbilder Gottes. Und sie lebten in Harmonie mit Gott, in Harmonie untereinander, in Harmonie mit der Natur. Gott gab ihnen nur ein einziges Gebot. Aber verführt von einem bösen Geist übertraten sie das einzige Gebot Gottes. Sie kamen so in den Zustand der Trennung von Gott, das nennen wir Sünde. Die Menschen untereinander kamen in einen Zustand des Brudermordes. Und auch die Natur geriet durch den Fall des Menschen in den Bereich des Krieges, der Vergänglichkeit und des Todes. Das ist der Sündenfall der ersten Menschen, und seitdem lebt die Menschheit im Bereich der Sünde. Die Sünde wird von Generation zu Generation weitergegeben. Jede Seele, die geschaffen wird und in einen Körper kommt, gerät in den Einflussbereich der Sünde. Zwar ist die Seele von Gott gut geschaffen, aber durch die Umweltverschmutzung der Erbsünde neigt die Seele zum Bösen. Diese Erbsünde wird hinweggenommen durch das Bad der Wiedergeburt, das Sakrament der Taufe. Darum sollen nach dem Befehl des Meisters Jesus alle Menschen getauft werden. Einzig die Seele der Jungfrau Maria war voll der Gnade, von ihrer Empfängnis an von der Erbschuld befreit, denn der Logos wollte von einer makellosen Jungfrau geboren werden.
PLATON
Wie dem auch sei, die Seele ist mit dem Leib verbunden. Aber dieser Leib ist das Verließ der Seele. Der Körper ist ihr Kerker. Solange sie im Körper ist, lebt sie in der Verbannung, ist sie fern von der himmlischen Heimat. Ja, der Leib ist der Sarg der Seele. Darum übt sich der Philosoph in den Tod ein. Ja, Philosophieren ist Einübung ins Sterben. Im Tod scheidet sich die Seele vom Körper und fliegt in die Freiheit. Auch der Philosoph erhebt sich über die körperliche Schönheit und schwebt hinan zur geistigen Betrachtung der göttlichen Schönheit.
AUGUSTINUS
Dagegen halten wir Christen den Leib für gut. Der Schöpfer hat den Leib geschaffen. Der Logos hat einen menschlichen Leib angenommen. Wir empfangen den Leib Christi im Abendmahl. Die körperliche Vereinigung von Mann und Frau besiegelt das Sakrament oder Mysterium der christlichen Ehe.
PLATON
Ihr erklärt die sexuelle Vereinigung von Mann und Frau zu etwas Göttlichem? Ich dagegen bevorzuge die keusche Knabenliebe, da der Weise den schönen Jüngling mit keuscher Bewunderung für seine Schönheit liebt, ohne sexuelle Begierde zu erfahren. Allein die philosophische Liebe, die man nach mir auch platonische Liebe nennt, ist der Seele wahrhaft würdig. Der Philosoph liebt nur mit den Augen die Schönheit des Lieblings und mit den Ohren lauscht er der Seele des Lieblings und der Schönheit der Tugend. Jede Begierde und sexuelle Vermischung ist dem Philosophen ein Gräuel. Denn diese Art von Liebe macht den Menschen den Tieren ähnlich.
AUGUSTINUS
Wir erkennen zwei Lebensweisen, sich mit der Liebe Gottes zu vereinigen. Die erste ist die heilige Ehe. Aber du musst sie nicht vergleichen mit den Bordellen im Hafen von Korinth. Die christliche Ehe lebt in aller Keuschheit die wechselseitige selbstlose Hingabe als einen Spiegel der Liebe Christi zu seiner Braut Kirche. Die andere Lebensweise ist die der Jungfräulichkeit. Die Jungfrau verzichtet auf einen sterblichen Ehemann, um sich mit dem Bräutigam Jesus zu vermählen. Auch wir haben weise Männer, die ehelos leben in einem mystischen Verlöbnis mit der Weisheit Gottes.
PLATON
Ich weiß, wie schwer es ist, die Leidenschaften zu zügeln. Ich weiß nicht, ob ich die Apathie mein Ideal nennen soll. Ich meine, in der Seele sind drei Kräfte. Die erste ist die Leibseele, sie gleicht einem wilden Hengst, es sind die Triebe und stürmischen Leidenschaften. Die zweite Kraft ist die Geistseele, auch sie gleicht einem Hengst, einem edlen Ross. Die beiden Pferde ziehen den Wagen der Seele. Auf dem Wagen der Seele steht der Jüngling Wagenlenker, das ist die Vernunft des Menschen, sie muss die beiden Pferde lenken. Wenn das Ross der Leidenschaften nicht von der Vernunft gezügelt wird, reißt es den Wagen der Seele in den Abgrund.
AUGUSTINUS
Ja, wenn ich sage, Leib und Seele sind von Gott sehr gut erschaffen, dann muss ich doch dazu sagen, dass die Seele den Leib regieren soll und nicht umgekehrt. Nun, auch ich behaupte drei Kräfte in der Seele, nämlich Erkenntnis, Gedächtnis und Willen. Die Erkenntnis geschieht mithilfe der Vernunft des Menschen und bezieht sich auf die göttliche Weisheit als ihr Ziel. Das Gedächtnis erinnert sich an alle gewonnenen Erkenntnisse und bewahrt sie in der Seele. Das Wollen geschieht durch den menschlichen Willen und bezieht sich auf die göttliche Liebe als ihr Ziel. Ich bin der Meinung, von diesen dreien ist der Wille die wichtigste Kraft. Aber ich gebe auch zu, dass man darüber streiten kann, denn wir haben in der Kirche auch Gelehrte, die die Vernunft über den Willen stellen.
PLATON
Was aber macht die Schönheit der Seele aus? Die Tugend ist die Schönheit der Seele. Und was ist Tugend? Es gibt drei Tugenden und eine vierte. Die Tugenden heißen Weisheit, Starkmut und Maß und die vierte ist die Gerechtigkeit. Das könnten wir nun auch auf einen gerechten Staat beziehen, aber bleiben wir beim einzelnen Menschen. Die Weisheit ist die Tugend des Geistes, Klugheit, Erkenntnis und Vernunft. Starkmut, Mut oder Tapferkeit ist die Tugend des Herzens, das Gegenteil von Kleinmut und Verzweiflung. Das Maß, das Maßhalten, die Mäßigung oder wenn du willst, Selbstbeherrschung und Keuschheit ist die Tugend des Leibes. Die Gerechtigkeit nun verwirklicht sich, wenn diese drei Tugenden verwirklicht sind. Ein Mensch mit einem klugen Geist, einem mutigen Herzen und einem keuschen Leib ist ein Gerechter.
AUGUSTINUS
Ich stimme dir vollkommen zu. Wir Christen anerkennen diese menschlichen Tugenden, die man auch Kardinaltugenden nennt. Aber wir kennen noch drei weitere Tugenden, die wir die theologalen oder göttlichen Tugenden nennen, nämlich den Glauben an Gott, die Hoffnung auf den Himmel und die selbstlos schenkende Liebe. Und von diesen Tugenden, die von Gott der Seele eingegossen werden, ist die Liebe die größte. Glauben verwandelt sich in Schauen, Hoffnung in Erfüllung, allein die Liebe bleibt in Ewigkeit.
PLATON
O die Liebe! Meine Philosophie ist eine Philosophie für Liebende. Die Liebe ist auch bei uns Griechen ein Gott, Eros, der älteste der Götter, wie die Dichter sagen. Alles, was ich über Eros weiß, hab ich von der Priesterin Diotima gelernt. Sie sagte: Eros ist nicht Gott und nicht Mensch, sondern ein guter Dämon, ein Mittler zwischen den Menschen und den Göttern. In der Präexistenz im Ideenhimmel schaute die Seele die Idee der Schönheit. Als die Seele in den Kerker des Körpers kam, trank sie von der Lethe, dem Fluss des Vergessens, und vergaß die Idee der Schönheit. Allein Philosophen und Künstler tranken nur einige Tropfen von der Lethe, sie erinnern sich noch einigermaßen gut an die göttliche Schönheit. Wenn nun auf Erden die Seele einen schönen Liebling sieht, erinnert sich die Seele langsam wieder an die himmlische Idee der Schönheit. Dann wachsen die Flügel der Seele wieder. Eros nämlich, der Dämon, ist die Liebe zur Schönheit. Diotima spricht von einer Himmelstreppe zur göttlichen Schönheit. Zuerst liebt der Mensch die körperliche Schönheit des Lieblings. Dann beginnt er, die seelische Schönheit des Lieblings zu lieben, die in der frommen Tugend besteht. Dann lernt der Mensch, die Tugend an sich zu lieben, die Güte und Frömmigkeit. Und von dort steigt die Seele auf zur Idee des Wahren, Guten und Schönen, bis er die göttliche Schönheit in ekstatischen Visionen schaut, welche die Dichter Aphrodite Urania nennen, die Himmelskönigin. Und das allerhöchste Ziel der Liebe ist die Gutheit, die höchste Gottheit, in deren Schau die Seligkeit der liebenden Seele besteht.
AUGUSTINUS
Wir kennen diese Liebe und nennen sie den aufsteigenden Eros. Aber wir vervollkommnen diese Liebe durch die herabsteigende Agape. Jedoch, mein geliebter Platon, immer wenn ich Eros höre, muss ich an den platonischen Mythos von Eros und Psyche denken.
PLATON
Psyche war ein Mädchen, schön wie Aphrodite. Der Jünglingsgott Eros verliebte sich in Psyches Schönheit. Eros stieg vom Himmel herab, um sich mit Psyche zu verloben. Er gab ihr ein Gebot, sie solle nicht begehren, den unsichtbaren Gott zu schauen. Doch von ihren älteren Stiefschwestern verführt, übertrat sie das Gebot. Eros kehrte ohne Psyche in den Himmel zum Vater Zeus zurück. Psyche suchte nun ihren himmlischen Geliebten. Sie musste manche Prüfung bestehen. Ja, sie musste hinabsteigen zum Hades. Wenn ihr nicht des Eros Mutter, die himmlische Aphrodite, geholfen hätte, sie wäre nie ans Ziel gelangt. Aber Aphrodite führte sie schließlich nach vielen Prüfungen zu ihrem Sohn im Himmel. Und dort feierten in einer himmlischen Hochzeit Eros und Psyche die mystische Ehe.
AUGUSTINUS
Und darin ist soviel Wahrheit! Denn der aufsteigenden menschlichen Liebe muss die herabsteigende göttliche Liebe entgegenkommen. Und das ist das Mysterium des Christentums, dass die göttliche Liebe herabstieg vom Himmel auf die Erde, um sich mit der menschlichen Seele zu verloben und sie heimzuholen zur himmlischen Hochzeit. Diese herabsteigende Liebe nennen wir nicht Eros, sondern Agape. Dies tun wir, damit wir nicht missverstanden werden. Denn die Hetären in den Freudenhäusern von Korinth berufen sich auch auf Eros und meinen mit Eros Unzucht, Hurerei und Ehebruch. Wir sprechen aber von der göttlichen, selbstlos schenkenden Liebe. Und dennoch sagen unsere Mystiker: Jesus ist unser Eros! Jesus ist der Bräutigam der Seele! Unser Eros ward gekreuzigt! Unser Eros ist auferstanden!
PLATON
Sprechen wir von der Befreiung der Seele. Wie wird Psyche erlöst? Ich sehe keinen anderen Weg der Erlösung als den der Erkenntnis. Die Psyche muss weise werden. Sie muss mit den Augen der Liebe alles immer tiefer durchdringen, bis sie zur Schau der göttlichen Ideen hindurchdringt. Dann erkennt sie ihr verlorenes Paradies. Dann streift sie alle weltlichen und materiellen Fesseln ab und schwingt sich mit den Flügeln der Liebe zur Schönheit geistig auf in den Himmel, ins Elysium. Der Tod wird diese Befreiung vollenden. Nur die Seele, die auf Erden schon allen Staub von sich abgeschüttelt hat, kommt nach Elysium. Die fleischlich gesinnten Seelen kommen entweder in den Hades oder sie werden wiedergeboren.
AUGUSTINUS
Ich würde sagen, das ist Pelagianismus, denn diese Häresie lehrt, der Mensch könne aus eigener Kraft selig werden. Aber die katholische Offenbarung Gottes sagt, dass alle Menschen Sünder sind und nur gerettet werden können durch den Retter und Erlöser Jesus Christus. Der nahm alle Sünden auf sich und starb und ist auferstanden und macht und gerechtfertigt vor Gott aus reiner Gnade durch den Glauben, der in der Liebe tätig ist. Und diese Gnade des Erlösers wird uns im Sakrament der Taufe zuteil und in den anderen Sakramenten, vor allem der Eucharistie. Die Kirche feiert sieben Sakramente. Aber man könnte das betende Lesen der Heiligen Schrift quasi das achte Sakrament nennen. Also: Die Seele kann nur durch den Erlöser erlöst werden. Wer sich der Erlösung verweigert, wird verdammt. Wer die Erlösung annimmt, kommt entweder direkt in den Himmel oder er geht zuvor durch eine Phase der Läuterung und kommt dann in den Himmel. Eine Wiedergeburt lehrt die göttliche Offenbarung definitiv nicht, sondern, wie der weise Paulus sagt: Wir sterben einmal und dann kommt das Gericht.
PLATON
Nun lehrte aber der weise Pythagoras, die Seele wandere von Körper zu Körper. Darum aßen die Pythagoräer keine Bohnen, denn die Bohnen waren Sitz der Ahnen. Auch der göttliche Mann Empedokles lehrte die Metempsychose oder Reinkarnation. Wie ich auch einige Juden von diesem Glauben flüstern hörte.
AUGUSTINUS
Ich weiß, ich kenne diese mystische Synagoge. Auch am Indus fabeln sie von der Wiedergeburt. Kann aber eine greise Seele wieder zu einer kindlichen Seele werden? Kann eine menschliche Geistseele zu einer animalischen Tierseele oder gar einer vegetabilen Pflanzenseele werden? Die eine einmalige Seele ist die eine einmalige Form diesen einen einmaligen Leibes. Der Mensch ist nicht allein die Seele mit verschiedenen zufälligen Leibern, sondern der Mensch ist diese einmalige Einheit von Leib und Seele. Weil der Mensch die Einheit von Leib und Seele ist, darum lehren wir nicht allein die Unsterblichkeit der Seele, sondern auch die Auferstehung des Fleisches.
PLATON
O Unsterblichkeit der Seele! Sokrates sagte, die Seele ist das Lebensprinzip des Leibes. Und was an sich ein Lebensprinzip ist, kann nicht sterben. Auch umfasst die Seele ja den unendlichen Kosmos. Die Seele bewegt sich frei von Raum und Zeit. Sie kann die Ewigkeit umfassen in ihrer Meditation. Darum ist die Seele der Ewigkeit gemäß.
AUGUSTINUS
Ich stimme dir vollkommen zu. Dazu kommt, dass die Seele ein substanzielles eigenständiges und immaterielles Wesen ist. Beim Zerfall des materiellen Körpers kann das immaterielle und eigenständige Wesen der Psyche nicht mit zerfallen.
PLATON
Wie wollen wir aber das ewige Ziel der Seele nennen? Wir Griechen nennen es Elysium. Und unsere griechischen Dichter singen Oden an die Freude, die Tochter aus Elysium. Elysium ist ein himmlischer Garten, eine vollkommene Gegenerde. Dort leben die unsterblichen Seelen mit den himmlischen Nymphen und schauen den Tanz der Ideen und die Schönheit der unsterblichen Götter.
AUGUSTINUS
Wir nennen die ewige Heimat Paradies. Nach der Auferstehung des Fleisches werden die erlösten unsterblichen Seelen in ihren auferstandenen unsterblichen Geistleibern schauen von Angesicht zu Angesicht die Urschönheit der Urgottheit. Sie werden schmachten nach dem Genuss der Gottheit und werden befriedigt von der Liebe Gottes. Aber sie werden nicht so schmachten, dass sie unglücklich werden, denn sie werden ja befriedigt. Aber sie werden auch nicht so befriedigt, dass sie des Himmels überdrüssig werden, sondern sie werden auch ewig schmachten. Und so wird die Seele im Geistleib hineingesogen in das Liebesspiel der dreifaltigen Liebe der Einen Gottheit.
PLATON
Nun haben wir aber genug philosophiert. Lass uns eine Flasche Wein köpfen.
AUGUSTINUS
Ja! Ich bin kein Abstinenzler, ich trinke gerne Wein, aber nicht zuviel, wie es sich für einen Bischof gehört.


BINAH

Zuletzt haben wir Chochmah oder "inspirierte Weisheit" diskutiert. Wir kommen nun zu der zweiten der zehn Sefirot, zu der Binah oder "verarbeiteter Weisheit", auch als deduktive Weisheit bekannt.
Wir haben eine Definition von Binah in der nicht-mystischen Midrasch-Literatur, die Binah in der gleichen Weise wie die Kabbala definiert, und zwar als Verständnis einer Idee aus einer anderen Idee heraus.
Eine Person hat eine Idee - von Chochmah inspiriert – aber so, wie es ist, erscheint die Idee nicht wirklich nützlich; sie ist roh. Aber dann fängt man an, sie zu analysieren. Was genau sind die Parameter dieser Idee? Welche Axiome gibt es es auf dieser Grundlage? Was sind alle Auswirkungen dieser Idee, und sind sie in sich konsistent? Was sind ihre Anwendungen?
In kabbalistischen Literatur werden die Metaphern eines "Vaters" und einer "Mutter" verwendet, um diese Beziehung von roher Idee und verarbeiteter Idee zu beschreiben.
Genau wie ein Vater seinen Samen sät, so ist Chochmah ein bloßer Same. Der Same des Vaters ist verschwindend klein, mit einem unentwickelten Code, der bloße Potenzialität ist.
Es der Mutterleib der Ort, da es sich zu entwickeln beginnt. Jede Zeile des DNA-Codes beginnt eine menschliche Zelle zu werden, ein angehendes Gewebe oder ein bestimmtes Organ. Hier ist die Fähigkeit, den Keim eines Menschen zu entwickeln.
Diese Beziehung wird in der talmudischen Literatur so ausgedrückt:
Der Mann bringt Weizen und Wolle aus den Feldern nach Hause. Kann ein Mensch Weizen essen? Kann er Wolle tragen? Die Frau nimmt diesen Weizen und macht Mehl, dann Teig und dann Brot. Sie nimmt die Wolle, spinnt, webt und näht.
So sehen wir, dass die Frau das Potenzial in jedem Punkt entwickelt. (Dies erklärt vielleicht die besondere Begabung in der Erziehung, die Mütter besitzen, denn sie sind in der Lage, Potenzial bei Kindern zu sehen, lange nachdem der Vater sie aufgegeben hat.)
Ein weiterer Punkt über die Metapher eines Vaters und einer Mutter. Der ursprüngliche Mensch - Adam - ward geschaffen aus "Nichts." Er begann als Klumpen Lehm, in den der göttliche Atem eingeblasen wurde. So ist die Essenz des Menschen, dass er vom "Nirgendwo" genauso kommt wie Chochmah.
Eva wurde jedoch aus Adam gemacht. Ihre Existenz beweist, dass sie ein Werk aus Etwas ist.
Adam schien eine Person zu sein, aber es wurde gezeigt, dass aus dieser Person eine andere Person geschnitzt werden konnte. Oder richtiger - innerhalb dieses Adams gab es latent eine ganze Person, die darauf wartete, zu entstehen.
Die Bibel erklärt dann, dass dies der Grund ist, dass eine Frau Ishah genannt wird, denn sie ist vom Mann Ish gemacht.
Lasst uns den Kontrast zwischen Chochmah und Binah in einem anderen Bereich untersuchen: im Studium der Torah.
Der Talmud sagt, die Torah ward Mose gegeben, dass er sie Israel gebe. Damals empfing Mose auch die Kunst der Prozesse der logischen Extrapolation, eine neue Torah aus dem vorhandenen Körper des Gesetzes zu entwickeln. Mose war nicht erforderlich, um diese Fähigkeit Israel in die Hand zu geben, aber aus seinem guten Herzen tat er es. Tatsächlich wurde die Kunst sehr nützlich, denn als Mose starb, hatte Israel viele Gesetze vergessen, und diese wurden durch die Prozesse der Entwicklung restauriert.
Diese Lehre des Talmud ist eigentlich eine Beschreibung der Rolle der beiden, Chochmah und Binah, in dem Studium der Torah.
Die Torah ist sicherlich ein Beispiel für Chochmah. Es gibt eine äußere Injektion von Gottes Weisheit in die Welt. Ihre Gültigkeit stammt nicht daher, weil wir sie verstehen, sondern vielmehr, weil Gott es sagte, so ist es.
Doch die Torah hat gleichzeitig eine interne Binah. Angesichts der Grundlagen kann man die logische Extrapolation verwenden und den Rest wieder aufbauen. Auch der Modus der Entwicklungskunst wurde uns gegeben und erinnert sehr an Binah. Die Torah an sich wurde uns von Gott gegeben durch die Person, die sie bereits empfangen hatte, aber Binah (also die Entfaltungskunst) hat sie weiterentwickelt. Ähnlich wie die Frau aus dem Mann gebildet wurde, der schon da war.
Tatsächlich scheint für einen Außenstehenden die Methode des Studiums seltsam. Auf der einen Seite zeigen die Schüler eine enorme Ehrfurcht vor der Torah als Gottes Wort. Auf der anderen Seite wird jeder Punkt akribisch mit der schärfsten logischen Analyse debattiert. Dies liegt daran, dass die Torah tatsächlich beide Komponenten enthält: Chochmah von Gott und die menschliche Binah oder Entfaltungskunst.
Fassen wir zusammen. Chochmah ist Intelligenz, die nicht von den rationalen Prozessen ausgeht. Sie wird entweder inspiriert oder gelehrt. Binah ist der rationale Prozess, der einer Person angeborenen ist und arbeitet, um eine Vorstellung voll zu entfalten.


INSTRUKTION DER HAGIA SOPHIA

Die Pracht der Weisheit:

Mensch, da gibt es nichts, was ich lieber habe als dich, ich will dir alles, was ich zu deinen Gunsten getan habe, zeigen, und alles, was du von mir erwarten kannst, solange du mich lieben wirst.

Ich bitte nur um dein Vertrauen, um mein Verlöbnis zu bitten, und ich will dir hundertmal mehr geben als das, was ich dir versprochen habe.

Denn ich zerstreue alle deine Ängste, lösche alle deine Zweifel aus.

Ich bin die Kraft und das Licht.

Die Gründe für des Menschen Elend:

Die erste Frage, die dich quält: Darum findet man sich in einer dichten Materie, deren Notwendigkeiten und Korruption dich in der Sklaverei gefangen halten und dauernder Verwirrung.

Die Emanation der Ältesten:

Um deine Meinung zu erleichtern zu diesem Thema, werde ich dich lehren, was vor der Bildung des Universums war: Ich ging von mir selbst aus als geistiges Wesen, wie du es bist. Ich ging aus zu meiner eigenen Ehre, so dass du mir darbringen kannst einen Kult der Liebe und Verehrung, die mir gefallen, und zur gleichen Zeit bin ich glücklich über den Zustand des glückselige Wesens dessen, der allein versucht, mich zu ehren und zu lieben.

Das Gesetz, Weisung und Gebot:

Alle geistigen Wesen, die von mir ausgingen, waren frei.

Sie hatten ein Recht in ihrer Ausstrahlung, waren zum Priester geweiht, aber waren nicht in der Lage, den Grenzen der Natur zu entkommen und daher nie meine Gleichen zu sein, aber heftig waren ihre Bemühungen.

Denn ich bin das einzige Wesen, und es wird nie ein anderes sein wie ich.

Sie hatten noch eine Vorschrift, um sie im Kult zu praktizieren, die dazu da war, um die Essenz ihrer spirituellen Natur zu leiten und dass sie ein Gebot erfüllen.

Wenn diese Wesen nicht versucht hätten, die Grenzen, die ich ihnen vorgeschrieben, zu überschreiten, wenn sie in meinen Geboten gegangen wären und hätten nicht ihr eigenes Gebot gemacht, ich hätte ihnen eine ununterbrochene Ruhe gelassen und unzählige Köstlichkeiten wären ihr Lohn gewesen, und das Böse wäre noch unbekannt.

Ihre Freiheit:

Aber unabhängig von mir, nach ihrem Willen und spirituellen Handlungen, konnte ich nicht ihren freien Willen beschränken, ohne sie zu zerstören. Sie hatten in sich ein Prinzip des unzerstörbaren Lebens, das gebe ich allem, was aus mir hervor kommt. Und so ließ ich sie handeln, wie sie wollten, ohne meine Intervention in jeder Handlung der Wesen.

Meine Gesetze sind unveränderlich. Wie ich mit mir trage die ewige Quelle unendlicher geistiger Wesen, können alle, die von mir ausgehen, nicht umhin, zu fühlen und zu wissen, wie sie mir geweiht sind, dass, wenn sie von mir weichen, sie nur Verwirrung finden.

Mein Gesetz kann nicht die alleinige Grundlage für ihre Freiheit sein, sonst würden sie nicht meine Kinder sein, sondern eher meine Sklaven.

Ausflüchte wegen ihrer Freiheit:

Durch die Kraft dieser Freiheit wagten die ersten geistigen Wesen in ihrer Kühnheit, meinen Thron zu besteigen. Sie wollten meine Ewigkeit, indem sie mir gleich sein wollten.

Sie wollten meine Allmacht in meinem Betrieb der Schöpfung beschränken.

Schließlich entwickelten sie den Plan, Schöpfer selbst zu sein, die dritte und vierte Ursache, die sie wussten, die angeboren sind in meiner Allmacht, da sie in ihrer Eigenschaft als göttlich-geistige Wesen lesen konnten, was in meinem Herzen war.

Ihr Fall:

Aber mein Thron ist ewig und unerschütterlich, und nichts ist mir verborgen, so drang ich in ihre kriminellen Gehirne, in denen einmal diese Gedanken gebildet worden waren.

Ich ließ sie wissen, dass es keine Macht gibt, die gegen meine bestehen kann. Ich jagte sie weg von meinem heiligen Bezirk, wo sie erkennen konnten meine göttliche Essenz, all das, was handeln sollte und betreiben alle meine Herrlichkeit in den spirituellen Wesen, und zwar: die überlegenen Häupter, die unteren und kleineren, obwohl sie noch nicht ausgestrahlt waren.

Erschaffung des physischen Universums:

Als ich also mein Licht verweigerte, habe ich dieses physische Universum der materiellen Formen geschaffen, in denen diese Provokateure kontinuierlich ihre Erkrankung, die durch ihre mutwilligen Wünsche erzeugt wurden, ausüben.

Die Auswirkungen ihres Willens werden aber nicht für immer durchzusetzen sein gegen die Gesetze der Ordnung und der Zeit, die ich habe bestimmt in meiner Universal-Erschaffung, allgemeiner und spezieller Art.

Es liegt im Zentrum dieser Arbeit meiner Macht, dass ich für sie ein Asyl in den Tiefen ihrer dunklen Operationen vorbehalten habe.

Emanation des Menschen:

Also, Mensch, öffnete ich mein Herz wieder, und du wurdest empfangen.

Ich habe dir die Verteidigung meiner Ehre anvertraut, dir gab ich alle Rechte, die ich genommen habe den Ältesten.

Ich behaupte, deine Macht ist desselben Wesens, die andere Meister nicht erkannt haben als ich allein.

Ich gab dir Gesetze, Vorschriften und Gebote. Du warst frei, wie sie, um die Freiheit zu meiner Ehre zu verwenden.

Aber der Engel der Finsternis, der geschworen hat, alles, was mir gehört, zu zerstören, ließ nicht ab von seinem Wunsch, dich zu verführen und anders handeln zu lassen.

Des Menschen Versuchung:

Er deutete an den gleichen kriminellen Stolz in deiner Seele, der ihn schon zum Objekt meiner Wut gemacht hatte. Er überzeugte dich, dass es keine Grenzen für die Kraft gebe, die ich dir gab, und das du in meinem Bild die gleichen Rechte wie ich hättest.

Statt von sich weg zu jagen dieses Monster der Verwünschung, wie du die Macht zu tun hattest, warst du niedrig genug, dich in diesem Bestreben, das du dir vorgestellt, so schön zu sein zu dünken.

Er nutzte dein Verhalten, um noch tiefer diese kriminelle Gedanken in dein Herz einzuprägen.

Sein Vergehen:

Und bald wurdest du überredet, in Kraft dieses fatale Projekt zu beginnen, das dich erschrecken sollte und dass sogar mehr als den Tod selbst mit sich bringen sollte.

Sein Elend:

Schreie, Mensch, und gehe in dich in Bitterkeit.

Kenne den Köcher deines Leidens, den du meiner Gerechtigkeit schuldest; lerne, deine Verbrechen durch die Art und Weise deiner Strafe zu richten: Denn mein Recht hat dich an dem Ort, an dem du gesündigt hast, gequält, um sicherzustellen, dass deine Fehler dir klar vor deinen Augen stehen.

Denke daran, jeden Tag in deinem Leben, was es kostet, was du erhalten hast, ein paar Strahlen meines Lichts, und du wirst sehen, wie weit ich meine Rache reichen lasse zu allen, die mich empört haben.

Du bewohntest eine Stätte der Ruhe und Klarheit: Du wurdest in einen Abgrund der Verwirrung und Dunkelheit getaucht.

Du lebtest: Du gerietest in einen Zustand, in dem du dein eigenes Grab gegraben hast.

Du warst der Meister, in meinem Bild erzeugt: Du wurdest Sklave von Sklaven, der Ausgestoßene der Erde und des Himmels zu werden.

Aber es kommt keine Qual und Verfolgung von mir, es kommen alle deine Leiden von deinem Gegner, da du ihn über dich herrschen ließest.

Es gibt nichts, was er nicht verwendet, um die geringsten Spuren der Wahrheit bei dir zu verschlingen.

Er ist nicht damit zufrieden, dass du fuhrst in seine dunklen Behausung; er würde lieber sehen, dass du für immer dort bleiben würdest.

Güte der Weisheit:

Aber, Mensch, wie du das Objekt meiner Liebe immer noch bist, ich habe meine Augen nicht von dir abgewandt.

Ich habe mein Kind bestraft, so dass, auch wenn du meine Gerechtigkeit fühltest, du wirst noch mehr das Gefühl meiner Gnade haben. Und schließlich, bei der Erkennung der Größe meines Namens, wirst du dich vor mir demütigen und du wirst mir dein Herz geben. Hätte ich gewollt, dass du verloren gehst, möchte ich dich vollständig von mir getrennt haben, da du derjenige warst, der sich mit Ausflüchten von mir getrennt hatte.

Die Kraft, dem Menschen gegeben:

Im Gegenteil, ich hatte die Absicht, dir den Vorteil in deinem Kampf zu geben, ich habe dich stark gegen den Feind bewaffnet, habe dir reiche Beweise meiner Macht gegeben, dir sinnvolle Zeichen gesandt, um deine Hommage an mich adressiert zu verbreiten, so wie ich diejenige bin, die dich belohnen kann.

Schreibe:

O mein Sohn, wie weit hast du durchgeführt deine Blindheit und Unempfindlichkeit! Wenn du vergisst, was ich für dich getan habe und was ich mache jeden Tag für dich! Meine größten Wunder begeistern dich kaum; meine Geißel erschrickt dich nicht, meine donnernde Stimme schlägt dich nicht, und meine Gesetze, überall in unauslöschlichen Zeichen geschrieben, werden nicht auf dich eingeprägt.

Also warum sollte ich meine Dichtung in dein Herz legen? Nein, ich glaube nicht, dass du von mir je mehr gehen wirst; ich möchte, dass du diesen Zustand des Todes durchhältst, in dem du jeden Moment tiefer sinkst.

Ich will dich lehren, meine Arbeiten zu beobachten, ich möchte, dass meine Wahrheiten in allen Schritten zu erkennen sind.

Des Menschen Ressourcen:

So musst du nicht mehr zögern, mich als deine Führerin zu nehmen, und deine Seele wird gestehen, dass sie fest und unerschütterlich durch das Leben gehen und immer in meinem Gesetz sein kann.

Beachte die Formen und ihre Reihenfolge, wie du sie kennst, denn der erste Einsatz von Sinnen ist es, alles um sich herum zu beobachten.

Du wirst die Formen voneinander verschieden sehen; du wirst wahrnehmen bestimmte Anteile und bestimmter Vorschriften dieser Formen, die alle materiellen Wesen in all ihren Revolutionen regieren.

Dieser Anteil wird dich befestigen und dich anziehen gegen deinen Willen.

Du wirst spüren, dass du angezogen wirst durch die Anziehungskraft, die du in allen Dingen, die es gibt, finden wirst.

Dies ist die erste einfache Beobachtung, die du machen wirst, die Ewigkeit meines Namens und der unveränderlichen Gesetze, die ich graviert sogar auf die gröbsten Arbeiten mit meinen Händen, so dass du nie Zweifel haben wirst.



DIE APOSTELIN JUNIA

Paulus, Brief an die Kirche von Rom, Kapitel 16, Vers 7:
Grüßt Andronikus und Junia, meine jüdischen Landsleute, die mit mir gefangen waren. Sie nehmen unter den Aposteln einen hervorragenden Platz ein und sind schon vor mir Christen geworden.“

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Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz hat gefordert, die Allianz müsse „weiblicher werden“ – ein Ruf zu mehr Frauen in geistlichen Leitungsfunktionen. Nicht nur Evangelikale, sondern auch die großen reformatorischen Kirchen streiten darüber, ob eine Frau in leitenden Ämtern dienen darf. Längst haben die meisten großen Kirchen der Reformation die Debatte über die Frauenordination beendet und Letztere eingeführt.
Unter den Evangelikalen ist die Mehrheit der Auffassung, Frauen in ihren Denominationen für den Dienst als Älteste und Pastorinnen zuzulassen. Ein kleinerer Teil der Evangelikalen halten an der Position fest, Frauen weiterhin den Zugang zu geistlichen Leitungsämtern zu verwehren. Manche gehen so weit, dass sie die radikale Forderung aufstellen „Die Frau schweige in der Gemeinde“ und gar ein absolutes Redeverbot für Frauen vertreten. Es sei der Hinweis erlaubt, dass Paulus den Frauen der Gemeinde nicht untersagte zu weissagen, solange sie sich an bestimmte Regeln hielten.
Die Frau darf reden und beten in Gemeinde-Veranstaltungen. Dennoch sieht das Neue Testament kein geistliches Leitungsamt für Frauen vor, selbst wenn der Zeitgeist dies vehement einfordert. Ein Argument, das die Befürworter der Frauenordination immer wieder anführen, ist der Name Junia, der in Römer 16,7 angeführt wird. Junia wird von einer Reihe von Auslegern als ein weiblicher Apostel betrachtet. Wenn das Neue Testament weibliche Apostel kannte, so die Argumentation, dann dürfe man Frauen den Dienst als Pastorinnen nicht verweigern.
Der Kirchenvater Johannes Chrysostomus (viertes Jahrhundert) sprach von dieser Person als einer Frau, aber der Kirchenschriftsteller Origenes (drittes Jahrhundert) sah in dieser Person einen Mann, und der frühe Kirchenhistoriker Epiphanius (viertes Jahrhundert) verwendet ausdrücklich ein männliches Pronomen für Junia und schien spezifische Informationen über ihn zu haben, wenn er sagt, dass ‚Junias, den Paulus erwähnte, Bischof von Apameia in Syrien wurde.‘
Allerdings hat da Epiphanius auch Priska als Mann deklariert. Woher Epiphanius die Information hatte, dass Junias Bischof von Apameia wurde, bleibt unklar. Man muss aber, wenn man Epiphanius folgen will, ebenso erklären, wie Priskas Bischof oder. Priska Bischöfin wurde, die Quellen des Epiphanius dürfen hier mit Recht angezweifelt werden.
Die Meinungen, ob es sich bei Junia nun tatsächlich um einen Mann oder eine Frau handelt, sind folglich nicht nur bei den modernen Auslegern, sondern bereits bei den Christen der ersten Jahrhunderte geteilt. Unterzieht man den griechischen Text einer textkritischen Analyse, stößt man wiederum auf den Befund, dass der Name sowohl maskulin als auch feminin sein kann. Letzteres ist aber besser belegt. Die Übersetzer schließlich hatten die schwierige Aufgabe, den Vers zu übersetzen, und erneut zeigen die unterschiedlichen Übersetzungen. Vor kurzem ist eine neue Diskussion über die Bedeutung des Textes entflammt. Denn der griechische Urtext kann sowohl mit „angesehen bei den Aposteln“ als auch „hervorragend unter den Aposteln“ (also angesehene Apostel) übersetzt werden.
Sind also Andronikus und Junia selbst Apostel oder waren sie unter den Aposteln bekannt? Doch eine rein grammatikalische Lösung dieser Frage kann man dem Griechischen leider nicht entlocken. Man sollte darum das Neue Testament auf den Begriff Apostel untersuchen, und so kommt man zu dem Schluss, dass es sieben Arten von Aposteln kennt:
1. Die 12 Apostel, die Wunder vollbrachten und neutestamentliche Schriften verfassten.
2. Paulus als ein einzigartiger Apostel, der eine besondere Berufung hatte. Er wirkte Wunder und schrieb viele der neutestamentlichen Briefe.
3. Barnabas ist ein Apostel. Er wirkte Wunder, schrieb aber keine der neutestamentlichen Schriften.
4. Jesus selbst wird Apostel genannt. Er wirkte Wunder.
5. Es gibt Apostel in dem Sinne, dass Personen „Gesandte“ waren. Sie sind Boten und keine Wundertäter.
6. Es ist möglich, dass jeder, der Christus vor Seinem Tod diente und Ihn nach seiner Auferstehung sah, als Apostel bezeichnet werden könnte.
7. Es gibt falsche Apostel.
Es gibt fünf Bedeutung des Wortes Apostel im Neuen Testament
Apostel als vertretenden Beauftragten;
Apostel als Beauftragten einer Gemeinde;
Apostel als Träger der Verkündigung;
Apostel als urchristliche Missionare;
Jesus selbst als abschließende Offenbarung Gottes.
In welche Kategorie nun fällt Junia? Junia ist kein Apostel, der den 12 Aposteln zuzurechnen ist, noch ist Junia ein Apostel wie Paulus oder gar Jesus und auch kein falscher Apostel. Folglich wäre Junia ein Apostel wie Barnabas in dem Sinne, dass Junia einfach gesandt war, die Wahrheit zu verkünden.
Junia war aber kein weiblicher Apostel in vollmächtiger Autorität über die Gemeinde Christi. Junia war eine Apostelin im weiten Sinne, aber keine Gemeindevorsteherin. Das Lehrverbot für Frauen in 1Timotheus 2,12 betrifft lediglich das Pastorale Belehren von Männern in der Kirche. Darüber hinaus soll man Frauen ermutigen, sich evangelistisch zu betätigen und einzubringen. Mission muss von beiden Geschlechtern geleistet werden.
Bezüglich der Frauenordination müssen aber noch zwei weitere Dinge berücksichtigt werden. Erstens, die alttestamentliche Schöpfungsordnung bleibt auch im Neuen Testament gültig; es gilt nach wie vor: Der Mann ist das Haupt der Frau. Gleichzeitig aber gilt auch: Es „ist im Herrn weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau“ (1Korinther 11,11). Hiermit zeigt Paulus, dass die Frau nicht abgewertet wird, sondern dem Mann gleichwertig ist. Es wird deutlich, dass die schöpfungsgemäße Ordnung einerseits den Mann zum Haupt der Frau macht, aber andererseits keine Minderwertigkeit der Frau begründet. Dass Paulus bezüglich der Stellung von Mann und Frau die Parallele zu Christus als dem Haupt der Kirche anführt, will unmissverständlich zeigen, dass es sich um Gottes ewige Ordnung handelt. Damit sollte jeder Zweifel ausgeräumt sein, dass sich die paulinischen Ausführungen lediglich auf die damalige Zeit oder Sitte bezogen. Für Paulus ist die Stellung von Mann und Frau Gottes ewige Schöpfungsordnung.
Feministische leitet aus der Gleichheit von Mann und Frau – „da ist nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ – eine Dienstemanzipation ab. Aus dem, was die Bibel sowohl über die Schöpfungsordnung von Mann und Frau als auch über den Dienst der Frau sagt, kann man das neutestamentliche Anliegen der Führungsrolle des Mannes erkennen. Dies bedeutet konsequenterweise, dass die geistliche Leitung dem Mann vorbehalten bleibt.
Das oft angeführte Beispiel der Richterin Deborah steht hierzu nicht im Widerspruch. Im Gegenteil: Wenn Männer in ihrer Rolle als Haupt und Führer versagen, kann Gott Frauen in Diensten gebrauchen, die eigentlich von Männern ausgeübt werden sollten. Im Siegeslied Deborahs heißt es: „Es ruhten die Landbewohner (Es gab keine Führer mehr), sie ruhten in Israel, bis ich, Deborah, aufstand“ (Richter 5,7). „Es gab keine Führer mehr“ – das ist die biblische Analyse dafür, warum Gott eine Frau zur Richterin berief. Selbst wenn Junia eine Apostelin gewesen wäre, muss man auch diese Möglichkeit berücksichtigen, dass der Herr aus Mangel an dienstbereiten Männern ausnahmsweise eine Frau in diesen Dienst berufen hatte. Damit läge aber noch kein Präzedenzfall für die Frauenordination vor.

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Junia oder Junias ist ein Apostel oder eine Apostelin, der oder die im Römerbrief 16,7 zusammen mit Andronikus erwähnt wird.
Im Römerbrief werden Andronikus und Junia erwähnt, die „angesehen unter den Aposteln sind“. Der weibliche Name Junia wird dabei von manchen Auslegern als Kurzform für den männlichen Namen Junianus interpretiert. Neuer evangelische Bibeln fassen dagegen Junia als Apostelin auf.
Für eine Frau spricht auch, dass der Frauenname Junia in der außerbiblischen antiken Literatur vielfach belegt ist, ein Männername Junias aber bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Die Ansicht, dass es sich bei der betreffenden Person um einen Mann namens Junias handle, wird zum ersten Mal im 13. Jahrhundert in der katholischen Kirche vertreten. Sie wird hier sehr schnell Gemeingut der Ausleger und ist es bis heute geblieben, während die orthodoxen Kirchen immer noch an der althergebrachten Auffassung festhalten.
In den meisten älteren Bibelausgaben steht der Männername Junias. Diesen Namen hat es für Männer in der Antike nicht gegeben, der Frauenname Junia hingegen war üblich. Noch die Auslegungen zur Zeit der Alten Kirche lasen hier Junia. Der Unterschied zwischen den beiden Namen besteht nur in der Interpretation eines Akzents. Spätere Ausleger konnten sich nicht mehr vorstellen, dass hier eine Frau als Apostelin geehrt wird, deshalb veränderten sie den Text.
Wahrscheinlich lautete der Name ursprünglich weiblich Junia. In der alten Kirche und noch bis ins 13. Jahrhundert wurde er als Frauenname verstanden.
Alle Kirchenväter halten Junia für eine Apostelin. Bei Johannes Chrysostomos findet sich folgende Bemerkung: „Ein Apostel zu sein ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“
Der erste Ausleger, bei dem der Name Junias auftaucht, ist Aegidius von Rom (13. Jahrhundert).
Seit dem Jahre 2012 gibt es in Deutschland eine Junia-Kirche: Die Gemeindeversammlung der alt-katholischen Gemeinde Augsburg hat in einer Gemeindeversammlung 2011 über die Namensgebung der neu gebauten Kirche abgestimmt und sich mit großer Mehrheit für die Apostelin Junia entschieden. Die Kirche wurde 2012 durch einen Bischof geweiht.


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In der Bibel wird zwischen »den Zwölfen« und dem Apostelkreis un­terschieden. Das ist nachzulesen in den Versen, in denen Paulus aufzählt, wer den Auferstandenen gesehen hat. Da werden die Zwölf genannt, dann 500 Geschwister und am Ende apostoloi. Schließlich bezeichnet sich Paulus selbst als Apostel. Auch Barnabas, der Begleiter des Paulus, wird Apostel genannt . Als Apostel galten diejenigen, die die Auferstehung Jesu bezeugen konnten und die sich von Jesus dazu beauftragt wussten. Auch Frauen waren unter den apostoloi. Im Brief an die Gemeinde in Rom 16,7 lässt Paulus zwei Personen grüßen. Sie heißen Andronikus und Junias und werden als »berühmt unter den Aposteln« bezeichnet. Dazu gibt es in den neueren Ausgaben der Bibel eine Anmerkung: „Wahrscheinlich lautete der Name ursprünglich weiblich Junia. In der alten Kirche und noch bis ins 13. Jahrhundert wurde er als Frauenname verstanden. Für eine Frau spricht auch, dass der Frauenname Junia in der außerbiblischen antiken Literatur vielfach belegt ist, ein Männername Junias aber bis heute nicht nachgewiesen werden konnte.“ Die orthodoxen Kirchen des Ostens wissen seit jeher, dass Junia eine Frau war. Die griechisch-orthodoxe Kirche zählt Junia gemeinsam mit ihrem Gefährten Andronikus zum Kreis der Apostelinnen und Apostel. In der Kunst wird Junia zuweilen zusammen mit Andronikus und dem Wundertäter Athanasius abgebildet. Die Geschichte der Geschlechtsumwandlung der Apostelin Junia trägt Züge eines historischen Kriminalromans. Die amerikanische Theologin Bernadette Brooten hat diese verdrängte Frauengeschichte offen gelegt. In ihrem Aufsatz: „Junia, hervorragend unter den Aposteln“ zeichnete sie das Verschwinden der Apostelin Junia zugunsten eines Apostels Junias nach. Der frühen Christenheit war es selbstverständlich, dass es sich bei Junia um eine Frau handelte, zumal es den Männernamen Junias nicht gab. Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos würdigte Junia im 4. Jahrhundert: „Ein Apostel zu sein ist etwas Großes, aber hervorragend unter den Aposteln – bedenke, welch wunderbares Loblied das ist. Sie waren hervorragend aufgrund ihrer Arbeit und ihrer rechtschaffenen Taten. Wie groß muss doch die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig gefunden wurde!“ Andere Kommentatoren haben sich dem Kirchenvater angeschlossen, bis im 13. Jahrhundert Aegidius von Rom den Namen als männlich einordnete. Damit begann eine Tradition, die sich bis heute in Bibelausgaben gehalten hat. In der maßgeblichen wissenschaftlichen Textausgabe des Neuen Testaments geschah diese Verwandlung später: Bis zur Auflage von 1923 stand im griechischen Text korrekt der Frauenname Junia. Erst zu dem Zeitpunkt, als Frauen erstmals zum Theologiestudium zugelassen wurden und Pfarrerinnen werden wollten, nämlich ab der Ausgabe von 1927, wurde aus der Frau Junia der Mann Junias gemacht, ohne diese Verfälschung des Textes kenntlich zu machen. Die Textmanipulation hatte enorme Auswirkungen auf fast alle deutschsprachigen Bibelübersetzungen im 20. Jahrhundert. Bis zur Auflage von 1963 waren wenigstens im wissenschaftlichen Apparat zu Römer 16,7 die griechischen Belege aus den ersten Jahrhunderten für den Frauennamen Junia aufgelistet. In der Auflage von 1986 verschwanden sie und wurden erst in der Auflage von 1997 wieder wissenschaftlich korrekt aufgenommen. Dennoch konnten die Herausgeber sich nicht dazu durchringen, endlich auch im Text selbst die weibliche Form Junia zu übernehmen. Erst 1998 iwurde dieser Texteingriff korrigiert. Endlich steht im Griechischen wieder der Frauenname Junia.


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In neuerer Zeit wird die These, dass es in den apostolischen Gemeinden keine weibliche Apostel, Lehrer und Gemeindeleiter gab, gerne mit der Vermutung zu widerlegen versucht, dass in Römer 16,7 ein weiblicher Apostel namens "Junia" erwähnt sei.
Dabei sei bemerkt, dass schon die Deutung des Textes nicht ganz einfach ist, denn der griechische Text lässt sich verschieden lesen. Das machen die verschiedenen Übersetzungen deutlich:
„Grüßet Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, welche unter den Aposteln ausgezeichnet (oder:bei den Aposteln angesehen) sind, die auch vor mir in Christo waren." Oder: „Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind (vielleicht auch in dem Sinn, dass sie unter den Aposteln angesehen sind), die schon vor mir in Christus waren!“ Oder: „Grüßet den Andronikus und den Junias, meine Gefreundeten und meine Mitgefangenen, welche sind berühmte Apostel und vor mir gewesen in Christo.“ Oder: „Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln und schon vor mir in Christus gewesen sind.“ Oder: „Grüßet Andronicus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen, welche unter den Aposteln angesehen und vor mir in Christus gewesen sind.“ Oder: „Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammesgenossen und Mitgefangene, welche sind hervorragend unter den Aposteln, die auch vor mir gewesen sind in Christus!"
Man ist bezüglich der Deutung von Römer 16,7 unterschiedlicher Auffassung. Es könnte sein, dass Andonikus und Junias sehr angesehen unter den Apostel sind, aber selbst keine Apostel sind, oder sie sind als Apostel ausgezeichnet und anerkannt unter den Aposteln.
Von einigen Auslegern, wird die These vertreten, dass es sich bei "Junias" um einen weiblichen Vornamen handelt. Diese Interpretation ist jedoch nicht sicher. Bei der paulinischen Neigung zu abgekürzten Namen erklärt sich das Wort vielleicht als Kurzform Junias für den häufig männlichen Namen Junianus.
Die Vorstellung, dass Paulus einerseits einen weiblichen Apostel grüßen lässt und andererseits in Übereinstimmung mit der Praxis der gesamten Christenheit den Frauen im Gottesdienst jede Form der Wortverkündigung untersagt, ist historisch unwahrscheinlich.
Gegen die Hypothese, dass in Römer 16,7 von einem weiblichen Apostel die Rede ist, spricht außerdem der Befund, dass im ganzen Neuen Testament keine einzige Stelle auch nur leise auf die Existenz weiblicher Apostel hindeutet. Vielmehr bezeugen die Evangelien ausdrücklich, Jesus habe nur Männer in den Zwölferkreis berufen. Da die in Römer 16,7 erwähnte Person schon vor Paulus Christ wurde, müsste man zu der historisch unwahrscheinlichen Annahme greifen, dass die Urkirche schon bald nach der Auferstehung Jesu die Praxis ihres Herrn beiseite geschoben und Frauen zum Apostelamt zugelassen habe. Man müsste annehmen, dass eine derartige revolutionäre Neuerung der Urkirche in der Apostelgeschichte des betont frauenfreundlichen Lukas hätte erwähnt werden müssen, wo doch Lukas sogar die Mitteilungen macht, dass die Töchter des Philippus Prophetinnen waren und dass Priszilla zusammen mit Aquila dem korinthischen Juden Apollos Unterricht in den biblischen Schriften gab.


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Der Text in Römer 16,7 bezieht auch auf das Erlebnis des Apostels Paulus in Damaskus und ehrt Andornikus und Junia. Die Bezeichnung als Apostel, die einen hervorragenden Platz einnehmen, gibt darüber Aufschluss, dass bereits nach dem Tode der ersten Apostel neue Apostel eingesetzt wurden. Junia wurde bereits einige Zeit vor dem Apostel Paulus zur Christin.
Es gibt auch Auslegungen, die behaupten, hinter dem Namen Junia verbirgt sich der eigentliche Männername Junianus, allerdings gehören diese heute eher zur Minderheit.
Diese Auslegung stützt sich auf 1. Timotheus 2,12: "Einer Frau aber gestatte ich das Lehren nicht, auch nicht dass sie über den Mann herrsche, sondern sie soll sich still verhalten." Dem entgegen steht allerdings, dass viele Frauen der Urkirche auch Gemeinden gegründet haben. Des Weiteren ist ein Männername Junias in der Antike nicht belegt.
Die Mehrzahl der Theologen und alle Kirchenväter halten Junia für eine Frau.
Alle Kirchenväter halten Junia für eine Apostelin. Bei Johannes Chrysostomos findet sich folgende Bemerkung: „Ein Apostel zu sein ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“
In der Orthodoxen Kirche nimmt Junia einen besonderen Platz ein. Von Junia und Andronikus wird gesagt, dass sie viele apostolische Reisen tätigten und dass sie den Heiden das Evangelium durch ihre Predigt näher brachten. Hierdurch konnte Junia viele Menschen dazu bewegen, sich Christus anzuschließen. Später starb Junia den Märtyrertod.



DIE JUNGFRAUEN DES HOCHGEBETS


PERPETUA UND FELICITAS

Der Text ihrer Passion gliedert sich in insgesamt vier verschiedene Teile: In ein Vorwort des Herausgebers, in die Aufzeichnungen Perpetuas selbst, die Beschreibung einer Vision des Saturus, die von diesem selbst stammt, und in der Darstellung des Martyriums der Perpetua durch den Herausgeber mit einem abschließenden Nachwort. In seinem Vorwort weist der Herausgeber darauf hin, dass es äußerst wichtig ist, auch neuere Leidensgeschichten festzuhalten und ihrer zu gedenken, um so der Verehrung Gottes Ausdruck zu geben und zugleich den Glauben der Menschen zu stärken.
Perpetua stammte aus vornehmem Haus, war etwa zweiundzwanzig Jahre jung, klassisch gebildet, verheiratet und hatte einen Sohn im Säuglingsalter. Sie wurde ebenso wie ihre schwangere Sklavin Felicitas sowie die Christen Revocatus, Saturninus und Secundulus verhaftet. Alle waren Katechumenen.
Perpetuas Ausführungen beginnen mit ihrer Beschreibung der Besuche ihres Vaters in der Untersuchungshaft. Dieser versuchte immer wieder, sie vom katholischen Glauben abzubringen, konnte jedoch die wenige Tage später stattfindende Taufe nicht verhindern. Aus der Untersuchungshaft wurden Perpetua und ihre Gefährten schließlich in den Kerker gebracht. Detailliert schilderte Perpetua ihre Ängste und Sorgen, besonders auch um ihr Kind. Durch Bestechung erreichten zwei Diakone, dass Perpetua ihr Kind sehen und einige Tage bei sich im Kerker behalten durfte. Schließlich übergab sie es in die Obhut ihrer Mutter und ihres Bruders.
Um zu erfahren, ob ihr und ihren Gefährten das Martyrium oder die Freilassung bevorstehe, erbat Perpetua von Gott eine Vision. Daraufhin erschien ihr folgendes Bild: Eine schmale Leiter, die sich bis zum Himmel erstreckte und an der für die Hinaufsteigende gefährliche Eisenwerkzeuge hingen. Unter der Leiter lauerte ein Drache. Zunächst erklomm Saturus die Leiter. Saturus hatte Perpetua und ihre Gefährten zum Christentum geführt. An dieser Stelle erwähnt Perpetua auch, dass Saturus sich freiwillig gestellt hatte und ihnen in die Gefangenschaft gefolgt war. Perpetua folgte ihm die Leiter hinauf. Oben angekommen, erblickte sie einen alten Hirten, der ihr von einem köstlichen Käse zu essen gab. Als sie schließlich erwachte, gelangte sie zu der Erkenntnis, dass das Martyrium bevorstehe.
Als bekannt wurde, dass die neu Getauften verhört werden sollten, unternahm Perpetuas Vater einen weiteren Versuch, sie in ihrem katholischen Glauben zu erschüttern, blieb aber wieder erfolglos. Beim Verhör auf dem Forum bestätigten alle Gefährten ihr Bekenntnis zu Christus. Auch hier erschien Perpetuas Vater, konnte seine Tochter aber nicht an ihrem Bekenntnis hindern. Das Urteil sah vor, dass alle mit den anderen den wilden Tieren vorgeworfen würden. Im Anschluss kehrten sie in den Kerker zurück.
Bei dem gemeinsamen Gebet kam Perpetua die Erinnerung an ihren Bruder, der mit sieben Jahren an einem Geschwür gestorben war. In der folgenden Nacht träumte sie von ihm: Trotz seines großen Durstes gelang es dem kleinen Jungen nicht, aus dem großen Brunnen vor ihm zu trinken. Perpetua wollte ihm helfen, doch zwischen ihnen lag ein großer Abgrund. Ab diesem Tag betete sie täglich für ihn, bis zu ihrer Verlegung ins Militärgefängnis. Von diesem aus sollten sie zu ihrer Hinrichtung bei den Spielen zu Ehren des Kaisers gebracht werden. In einer zweiten Vision sah Perpetua erneut ihren Bruder, der nun ein gepflegtes und sauberes Äußeres hatte und dessen Wunde sich nun geschlossen hatte. Das Wasserbecken war niedriger und aus dem Brunnen floss beständig Wasser, sodass der Junge seinen Durst endlich stillen konnte. In ihrer letzten Vision kämpfte Perpetua gegen einen Gladiator, wobei sie siegreich hervorging und erkannte, dass sie nicht gegen die Tiere, sondern gegen den Teufel selbst kämpfen musste.
Es folgt eine Schilderung der Vision des Saturus: Nachdem die Gefährten gestorben waren, wurden sie von vier Engeln in das Paradies getragen. Als sie hinausgingen, sahen sie vor dem Tor einen Bischof und einen Presbyter. Diese warfen sich ihnen traurig zu Füßen und berichteten, ihr Volk sei zerstritten, seitdem sie fortgegangen seien. Perpetua tröstetete sie, doch die Engel schickten sie weg und sagten, dass sie selbst alles in Ordnung bringen sollten. Als sich die Tore schlossen, sahen sie innerhalb der Stadt viele Brüder und auch Märtyrer. Fröhlich erwachte Saturus.
Die schwangere Felicitas hatte Angst, dass sie nicht mit ihren Gefährten das Martyrium mit den anderen erleiden könne, da es nicht erlaubt war, Schwangere hinzurichten. Ihre Gefährten beten für sie und im achten Monat gebar sie ein Mädchen, das eine ihrer Schwestern aufnahm und erzog. Am letzten Tag im Kerker überredete Perpetua den Wächter, sich zu Ehren von Cäsars Geburtstag erfrischen zu dürfen, um bei der Vorführung besser auszusehen. Als die Märtyrer voller Freude und ohne Furcht in das Amphitheater schritten, kamen die wilden Tiere in die Arena. Da sich die Märtyrer ihre Todesart wählen durften, wurden Sarturninus und Revokatus den wilden Tieren der Arena vorgeworfen. Für Perpetua und Felicitas hielt der Teufel eine wilde Kuh bereit. Da die wilde Kuh die beiden nur verletzte, wurden sie an den Rand der Arena zurückgerufen. Die übrigen Märtyrer gaben sich den Friedenskuss, der das Martyrium vollendete, und traten wieder in die Mitte der Arena, um zu sterben. Ein junger Gladiator versuchte, Perpetua zu erstechen, doch es gelang ihm nicht. Sie führte sein Schwert an ihre Kehle, denn eine solche geistliche Frau konnte nicht anders sterben, als wenn sie es selbst wollte. .
Perpetua wird häufig in der Arena mit einer angreifenden wilden Kuh als Attribut dargestellt. Einige Darstellungen zeigen sie auch mit ihrem Kind im Kerker.
Der Gedenktag von Perpetua und Felicitas ist in der Katholischen Kirche der 7. März. An diesem Tag gedenken ihrer auch die Evangelischen und die Anglikaner.


LUCIA

Eine Grabinschrift um 400 in der Katakombe San Giovanni in Syrakus und ihre Erwähnung in allen Martyrologien lassen es sicher sein, dass sie gelebt hat. Um 600 gab es bereits ein Luciakloster in Syrakus und Rom.
Die frühesten Beschreibungen ihres Martyriums sind aus dem 5. Jahrhundert erhalten, sie darin wurden zahlreiche Wunder berichtet. Lucia war die Tochter eines reichen römischen Bürgers von Syrakus, der jedoch früh starb. Ihre Mutter Eutychia wollte sie verheiraten, doch Lucia hatte die Jungfräulichkeit um Christi willen gelobt und verweigerte die Verlobung mit einem sterblichen Mann. Als ihre Mutter auf einer gemeinsamen Wallfahrt zum Grab der heiligen Agatha nach dem Gebet zur heiligen Agatha von den Leiden des Blutflusses geheilt wurde, stimmte Eutychia dem Gelübde Lucias zu. Lucias zurückgewiesener Bräutigam klagte sie in der Diokletianischen Verfolgung als Christin an. Der Richter Paschasius wollte sie in ein Bordell bringen lassen, doch auch ein Ochsengespann und tausend Männer konnten sie nicht fortbewegen. Nach verschiedenen Martern und Wundern wurde sie schließlich mit einem Schwertstich getötet. Vorher hatte man ihr die Augen herausgerissen.
Ihre Reliquien wurden um 1038 nach Konstantinopel und von dort 1204 nach Venedig gebracht. Dort wurde sie zunächst in der Kirche Santa Lucia beigesetzt. 1860 wurde diese abgerissen. Ihre Gebeine wurden in die nahegelegene Kirche Sante Geremia e Lucia umgebettet. 1935 wurde für die Reliquie ihres Hauptes eine Silbermaske angefertigt.
Der Gedenktag der heiligen Lucia ist der 13. Dezember. Er ist oft verbunden mit Lichtriten, da er vor der Gregorianischen Kalenderreform auf die Wintersonnenwende fiel.

An Sankt Lucia ist der Abend nah dem Morgen.
An Sankt Lucia wird der Tag in Nacht verborgen.

Die Heilige wird bei Augenleiden, Blutfluss, Halsschmerzen und Ruhr angerufen. Sie ist die Patronin der Armen, der Blinden, der reuigen Dirnen, der kranken Kinder und der Städte Syrakus und Venedig. Auch die Bauern, Elektriker, Glaser, Kutscher, Messerschmiede, Näherinnen, Schneider, Schreiber und Weber haben sie zur Patronin.
In der Ikonographie wird die Heilige mit dem Schwert und dem Palmzweig des Martyriums, einem Buch, einem Kranz aus Rosen oder einer Öllampe als Attribut der geweihten Jungfrau dargestellt, oft auch mit ihren ausgerissenen Augen, die sie in einer Schüssel trägt.
In Schweden und anderen nordischen Ländern ist das Luciafest am 13. Dezember ein fester Bestandteil des vorweihnachtlichen Brauchtums. Es ist geprägt vom Tragen weißer Gewänder und häuslichen Elementen wie traditionellem Gebäck und Gesang. Die Feierlichkeiten beginnen am Morgen in der Familie und setzen sich in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz fort.
Eine besondere schwedische Ausprägung des Festes lässt sich für das Mittelalter nachweisen. Aus dieser Zeit gibt es Berichte über Feierlichkeiten, mit denen die Landbevölkerung das Ende der vorweihnachtlichen landwirtschaftlichen Arbeiten und den Beginn des Weihnachtsfastens beging. Zu einem landesweiten Brauch entwickelte sich das Luciafest dagegen erst in den letzten hundert Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts griff Stockholm die westschwedischen Luciatraditionen auf, um sie für kommende Generationen zu bewahren. In der Folge fand das Luciafest einen festen Platz im schwedischen Brauchtum.
In Kroatien wird am Gedenktag der heiligen Lucia traditionell ein wenig Weizen in einer Schale ausgesät. Der Weizen grünt bis zum Weihnachtsfest und steht als Symbol für das neue Leben und die Hoffnung inmitten des Winters. Manchmal wird der Weizen mit einem Band in den kroatischen Nationalfarben rot, weiß und blau umfasst. Teilweise werden ein Apfel oder eine Kerze in der Mitte des Weizens aufgestellt. Nach den Feiertagen wird das Getreide nicht weggeworfen, sondern an Vögel gegeben.

SANKT AGNES

Die heilige Agnes stammte aus einer römischen Adelsfamilie. Als der Sohn des Präfekten von Rom die zwölfjährige Agnes zur Frau nehmen wollte, bekannte sie, dass sie ihn niemals heiraten kann, da sie die Ehelosigkeit um Christi willen gelobt hatte. Daraufhin ließ er Agnes vor Gericht stellen. Doch auch die Drohungen des Richters vermochten nicht, sie von ihrem Gelübde abzubringen.
Da das römische Recht die Hinrichtung von Jungfrauen verbot, befahl man, Agnes vollständig zu entkleiden und anschließend zu vergewaltigen. Daraufhin bedeckte auf wundersame Weise ihr langes blondes Haupthaar ihren gesamten Körper, und der ganze Platz erstrahlte in weißem Licht. Bei dem Versuch, sie zu vergewaltigen, wurde der Sohn des Präfekten von einem Dämon heimgesucht und starb unter Qualen. Agnes hat ihn aber durch ihr Gebet ins Leben zurückgerufen, worauf sie als Hexe bezeichnet wurde. Als man Agnes daraufhin auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte, ist selbst das Feuer vor ihr zurückgewichen.
Schließlich enthauptete ein römischer Soldat Agnes mit dem Schwert in der Art, wie man Lämmer schlachtet. Daher erscheint die heilige Agnes oft in Verbindung mit einem Lamm (agnus).
Die Reliquien der heiligen Agnes befinden sich in der Kirche Sankt Agnes vor den Mauern in Rom. Der Bau der ursprünglichen Kirche Sankt Agnes ist mit dem Mausoleum Sankt Costanza verbunden. Nachdem er jedoch verfallen war, ließ Papst Honorius unmittelbar daneben eine kleine Basilika errichten, die ebenfalls der Heiligen Agnes geweiht wurde. Die römische Kirche Sankt Agnes in Agone an der Piazza Navona steht an der Stelle, an der Agnes das Martyrium erlitt.
Der Gedenktag der Heiligen ist in der katholischen, der orthodoxen, der anglikanischen und der lutherischen Kirche der 21. Januar. In der katholischen Kirche wird die heilige Agnes als Schutzpatronin der Jungfrauen und der jungen Mädchen, der Verlobten und der Keuschheit angerufen. Die Heilige Agnes ist eine von mehreren Jungfrauen und Märtyrinnen, deren Name im ersten Hochgebet genannt wird. Aus den Schriften des Kirchenvaters Ambrosius von Milano geht die große Verehrung und Wertschätzung hervor, welche die Heilige bereits zu seinen Lebzeiten genoss.
Am Gedenktag der heiligen Agnes segnet der Papst die Agnes-Lämmer. Mit der Wolle dieser Lämmer werden die Pallien hergestellt, die am Hochfest Peter und Paul den im vergangenen Jahr ernannten Erzbischöfen überreicht werden. Ab dem Tag Sankt Agnes soll man keine Neujahrswünsche mehr versenden.


Und wenn der Agnes Tag gekommen,
Wird neuer Saft im Baum vernommen.

Die kleine Jungfrau-Agnes-Sonne
Hat weder starke Kraft noch Wonne.

Die Sonne scheint am Agnes-Tag,
Die Frucht wurmstichig werden mag.

Ziehn Wolken überm Erdengrund,
So bleibt die Ernte stets gesund.


AGATHA

Agatha wurde auf Sizilien als Tochter wohlhabender Eltern geboren. Als gottgeweihte Jungfrau lehnte sie den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters von Sizilien, Quintianus, ab, da sie die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen gelobt hatte. Weil Agatha ihn zurückwies, ließ sie der Statthalter für einen Monat in ein Freudenhaus verschleppen. Da sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, veranlasste Quintianus ihre Verurteilung und ließ ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als man dies bemerkte, ließ der Statthalter Agatha auf glühende Kohlen legen, wodurch sie starb.
Sie flüchtete zwischenzeitlich nach Malta, wo sie sich für einige Zeit in den Katakomben verbarg, die heute Sankt-Agatha-Katakomben heißen.
Etwa ein Jahr nach ihrem Tod brach der Ätna aus, und die Einwohner von Catania zogen mit dem Schleier der Heiligen Agatha dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam.
Agatha liegt in der Kathedrale von Catania begraben und ist die Schutzpatronin der Malteser, der Stadt Catania, der Armen und Hirtinnen, der Glocken- und Erzgießer, der Weber und der Goldschmiede. Sie gilt als Helferin bei Brusterkrankungen, Viehseuchen, Erdbeben und Ausbrüchen des Ätna. In den nördlichen deutschsprachigen Gebieten und der Schweiz ist die heilige Agatha die Schutzpatronin der Feuerwehr.
In der katholischen als auch in der orthodoxen Kirche wird der Gedenktag der Heiligen Agatha am 5. Februar begangen.
Der Schleier der heiligen Agatha wird, wie einige andere Reliquien, im Dom von Catania aufbewahrt.
In vielen Gegenden wird am Gedenktag der heiligen Agatha Brot gesegnet, das Agathabrot. In manchen Gegenden verteilt man Agathazettel.

Sankt Agatha, die Gottesbraut,
Sie macht, dass Schnee und Eis gern taut.


CÄCILIA

Die heilige Cäcilia war eine Jungfrau und Märtyrin, die im 3. Jahrhundert nach Christus in Rom gelebt hat.
Sie versprach sich als Jungfrau dem Bräutigam Jesus Christus. Ihre Eltern verheirateten sie jedoch mit dem heidnischen Jüngling Valerianus, mit dem sie dann aber eine keusche Josefsehe führte. Cäcilia bekehrte ihren Mann Valerianus und seinen Bruder zum Christentum. Wegen ihres Glaubens beteiligten sich diese beiden an der verbotenen Bestattung hingerichteter Christen und wurden daraufhin selbst ins Gefängnis geworfen und hingerichtet. Bei der Verfolgung der Angehörigen der Hingerichteten fand man Cäcilia, die ihre Dienerschaft bekehrte, bevor man sie in kochendes Wasser tauchen ließ, das ihr allerdings nichts anhaben konnte. Als der Henker daraufhin versuchte, sie zu enthaupten, gelang es ihm nicht, der Heiligen den Kopf abzutrennen. Sie lebte noch drei Tage lang und verteilte ihre Reichtümer unter den Armen.
Ihr Leichnam wurde im 9. Jahrhundert unverwest geborgen und in der Basilika Santa Cecilia in Trastevere beigesetzt, die auf der Stelle ihres Geburtshauses errichtet wurde. Die Kirche wurde in den folgenden Jahrhunderten weiter ausgeschmückt, unter anderem mit der Fresken von Pietro Cavallini im 13. Hahrhundert und der berühmten Skulptur der hingestreckten Märtyrerin von Stefano Maderno aus dem Jahr 1600.
Ihr Gedenktag in der katholischen Kirche, der orthodoxen, der anglikanischen und den evangelischen Gemeinschaften ist der 22. November.
Am Gedenktag der Heiligen heißt es im Stundengebet in der Antiphon zum Magnificat: „Die Jungfrau Cäcilia trug die frohe Botschaft allezeit in ihrem Herzen. Tag und Nacht ließ sie nicht ab von geistlichen Gesprächen und vom Gebet.“
Die Verbindung der heiligen Cäcilia zur Kirchenmusik, insbesondere zum Stundengebet und zum Orgelspiel, die in der christlichen Ikonographie eine große Rolle spielt, geht vermutlich auf einen Übersetzungsfehler zurück. In der Antiphon „Cantantibus organis Caecilia Domino decantabat“ missverstand man organis als Hinweis auf eine Orgel. Daher wurde Caecilia seit dem 14. Jahrhundert die Orgel als Attribut gegeben.
Die Cäcilienfeiern wurden im 17. und 18. Jahrhundert mit großen, eigenen Kompositionen begangen. Unter den Komponisten, die dazu Werke beitrugen war Georg Friedrich Händel (Alexander’s Feast or the Power of Music. An Ode Wrote in Honour of Saint Cecilia und Ode for Saint Cecilia’s Day, Texte von John Dryden). Auch Benjamin Britten folgte mit der Hymn to Saint Cecilia (Text von W. H. Auden) dieser Tradition.


ANASTASIA

Gegen ihren Willen wurde sie mit einem heidnischen Mann verheiratet. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes widmete sich Anastasia in Rom ganz der Fürsorge für gefangene Christen. Als ihr Seelenführer Chrysogonus in der Christenverfolgung gefangengenommen wurde, begleitete sie ihn zur Hinrichtungsstätte in Aquileia in Oberitalien. Dort wurde sie selbst ergriffen, in Sirmium in den Kerker geworfen und schließlich zum Tode verurteilt. In einem leckgeschlagenem Boot trieb man sie aufs offene Meer hinaus, aber das Schiff ging nicht unter. Daraufhin wurde Anastasia in Sirmium verbrannt.
In der Anastasiakapelle des Klosters Benediktbeuern in Bayern befinden sich seit 1053 Reliquien der heiligen Anstasia, die im Mittelalter Ziel vieler Wallfahrten waren.
Der Gedenktag der heiligen Anastasia ist in der katholischen Kirche der 25. Dezember, in der orthodoxen Kirche der 12. Oktober oder 22. Dezember, in der koptischen Kirche der 5. Januar.
Die Heilige wird als junge Frau mit Schleier und Krone und den Attributen Schwert, Märtyrerpalme, Schere, Salbgefäß, auf dem Scheiterhaufen, an Pfählen festgebunden oder auf einem Boot dargestellt. Anastasia wird um Beistand bei Kopfkrankheiten und Brustleiden angerufen; sie ist die Schutzpatronin der Pressefreiheit.
Die heilige Anastasia ist eine der Schutzheiligen der kroatischen Küstenstadt Zadar. Dort befindet sich auch die Basilika der heiligen Anastasia. Sie ist die größte Kirche Dalmatiens und beherbergt Reliquien der heiligen Anastasia.


PERSONALISMUS

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Seit Jahren setzt sich die amerikanische Dietrich-von-Hildebrand-Stiftung für die Bewahrung des Werkes eines in Deutschland nahezu in Vergessenheit geratenen Philosophen ein: Der 1889 geborene Dietrich von Hildebrand promovierte bei Edmund Husserl, dem Begründer der Phänomenologie, trat 1914 zum katholischen Glauben über, wie es neben ihm und Edith Stein auffällig viele Husserl-Schüler taten und lehrte bis 1933 als Professor an der Universität München. Dem späteren Pius XII., Eugenio Pacelli, war er in dessen Zeit als Nuntius freundschaftlich
verbunden. Unter dem Einfluss von Adolf Reinach und Max Scheler entwickelte Hildebrand, der davon überzeugt war, dass die objektive Wirklichkeit am besten mittels der phänomenologischen
Methode erkennbar sei, eine Wertphilosophie, mit der er die sittlichen Werte zum Erkenntnisobjekt machte und das intuitive Werterfassen sowie Wege des Zugangs zur unmittelbaren Erfahrung ihres Wesens beschrieb. Der dialogische Charakter der Beziehung zwischen Wert und Person tritt nach Hildebrand gerade bei der unmittelbaren Werterfahrung deutlich in Erscheinung. Hildebrands Überzeugung vom unbedingten Wert der Person gegenüber jedem Kollektiv wurde in seiner frühen und klaren Sicht des wahren Charakter s des heraufdrängenden Nationalsozialismus überaus praktisch deutlich: "Die Verbrechen der Nazis beleidigen Gott ganz unabhängig davon, ob das Opfer ein Jude, ein Kommunist, ein Sozialist oder ein Bischof ist" - seine Kritik blieb im Hitler-Deutschland nicht ohne Folgen: Dietrich von Hildebrand musste 1938 vor der NS-Verfolgung zunächst nach Österreich fliehen, nach dem Einmarsch in die Schweiz und weiter nach Frankreich, Portugal und Brasilien und fand schließlich seine Heimat in New York, wo er bis zu seiner Emeritierung 1960 an der Jesuiten-Hochschule Fordham-University lehrte. Dass die Erinnerung an einen deutschen Philosophen, dessen Gedanken und Ideen möglicherweise einigen Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil und sicher auf die "Theologie des Leibes" Johannes Pauls II. Hatten, bisher nur in den Vereinigten Staaten gefördert wird, hängt wohl auch mit der Bewahrung seines philosophischen Erbes durch die "Hildebrand-Legacy" und deren enger Zusammenarbeit mit der zweiten Frau Dietrich von Hildebrands, Alice von Hildebrand, zusammen. Um den Radius der Bekanntschaft dieses Philosophen zu erweitern und seine Ideen dem kontemporären, philosophischen Diskurs zugänglich zu machen, organisierte deshalb das "Hildebrand-Legacy-Projekt" eine vielbeachtete internationale Konferenz an der päpstlichen Santa-Croce-Universität in Rom zum Thema "Der christliche Personalismus von Dietrich von Hildebrand - eine Erkundung seiner Philosophie der Liebe". Ziel der Veranstaltung war eine kritische Rezeption der Hildebrandschen Philosophie. Namhafte europäische und amerikanische Philosophen setzten sich vor den Rängen in der Aula Magna aus unterschiedlichen Perspektiven mit Hildebrands
personalistischem Konzept vom "Wesen der Liebe" auseinander. Joseph Seifert trug über Hildebrands "Benevolenz in Liebe und Freundschaft" vor und zeigte auf, dass die Phänomenologie des Bewusstseins insbesondere auf die zwischen dem Wert und den geistigen Gefühlen bestehende Wechselbeziehung aufmerksam macht. Michael Waldstein stellte darauf folgend die Verbindung zwischen Thomas von Aquin und den Ideen Dietrich von Hildebrands in seinem Aufsatz "Werte und die Transzendenz der Natur" heraus. Rocco Buttiglione zog in seiner Vorlesung Vergleiche zwischen der "Philosophie der Liebe bei Dietrich von Hildebrand und Joseph Ratzinger". Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz referierte in ihrer Vorlesung über "Die Gabe der Liebe. Dietrich von Hildebrand im gegenwärtigen Gabediskurs", worin sie "die Liebe ... in dreifachem Vollzug als Selbstschenkung, als ,Erhöhung' des Anderen durch die Selbstschenkung und letztlich als ,Selbsterhöhung' (im positiven Sinn)" freigelegt beschrieb und Parallelen sowie das Potenzial der Befruchtung der gegenwärtigen Phänomenologie der Gabe mit Dietrich von Hildebrands Erkenntnissen darlegte. Charles Morerod gab mit seinem Vortrag "Was würde Dietrich von Hildebrand zeitgenössischen Atheisten zu sagen haben?" bedenkenswerte Antworten auf den "neuen Atheismus". John F. Crosby sprach über "Selbst und Andere: Die Überbietung sowohl des Altruismus als auch des Eudämonismus bei Dietrich von Hildebrand", ein Punkt, dem der Metropolit von Pergamon, John Zizioulas, ein großes Potenzial für den interkonfessionellen Dialog beimaß. John Zizioulas, der vom Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurienkardinal Walter Kasper, eingeführt wurde, zeigte in seinem Vortrag "Eine Ontologie der Liebe: Dietrich von Hildebrands ,Wesen der Liebe'", dass der Personbegriff ursprunghaft der trinitarischen Vätertheologie entstamme und es deshalb schwierig sei, philosophische und theologische Herangehensweisen ganz zu trennen, sobald es um Personsein und Liebe gehe. Er gab Hildebrand recht, dass jede Form der Liebe, einschließlich der zu Gott, Erwartung enthalte und den Wunsch nach Antwort. Ebenso stimmte er dessen Kritik der "deformierten" Liebe und eines extremen Altruismus zu, der sich selbst als vollkommen uninteressiert an Gegenseitigkeit zeige. Es liege in der Tat in der Natur der Liebe, dass sie Antwort suche. Sie könne aber auch dann lebendig und kraftvoll bleiben, wenn sie auf Desinteresse oder gar auf Hass treffe. "Was man an Hildebrands Begriff der Liebe vermisst, ist das Kreuz." Es sei aus theologischer Sicht das Kreuz, wo antwortsuchende Liebe auf Ablehnung und Hass stoße. So schmerzhaft es aber für die Liebe sei, das Kreuz könne sie nicht zerstören, vielmehr sei nach christlichem Glauben im Kreuz Heil. Zizioulas führte aus, sobald diese Art der Liebe auch von uns gefordert sei, erschiene ihm Hildebrands Idee der "Wertantworten" problematisch. Er veranschaulichte dies mit dem Gemälde Caravaggios in der nahegelegenen Kirche San Luigi di Francese von der Berufung des Matthäus, in dessen Gesicht er die unausgesprochene Frage lese: Was findet er an mir? "Es gibt nicht nur oft unzulängliche Gründe für die Liebe, sondern in der Liebe, die uns in Jesus Christus offenbart ist, gibt es ziemlich oft gar keine Gründe." Der Vortrag Robert Spaemanns "Paradoxe der Liebe" überbrückte schließlich brillant den Graben zwischen Psychologie und Ontologie, zwischen Philosophie und Theologie, indem er anführte, dass das, was wir psychologisch als Selbstverleugnung erfahren, ontologisch Selbstverwirklichung sei und Aufstieg der Person: "Das Evangelium drückt es so aus: ,Der seine Seele retten will, wird sie verlieren, aber der, der sie aufgibt, wird sie gewinnen.' Aber diese Selbsttranszendenz schließt die Bereitschaft zum Tod ein. ,Keiner hat größere Liebe als der, der sein Leben dahin gibt für seine Freunde.' Leben lebt durch das Opfer des Lebens." Die 87-jährige Alice von Hildebrand, die nach den Worten John F. Crosbys in den 33 Jahren ihrer Witwenschaft all ihre Energie und Mittel für die Verbreitung des Werkes Dietrich von Hildebrands einsetzt, beschloss mit einem sehr persönlichen Vortrag eine Konferenz, welche den philosophischen und theologischen Diskurs bereichern könnte.

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Personalismus ist ein im 19. Jahrhundert gebildeter Begriff, der unterschiedliche Interpretationen der menschlichen Person umfasst und verschiedene Inhalte abdeckt, die geistesgeschichtlich weit in die Antike zurückführen. In den italienischen Ansätzen eines personalistischen Denkens und in Frankreich sind die Einflüsse Kants und seiner auf Selbstbestimmung hin orientierten Personphilosophie deutlich. Ein theologischer Personalismus befasst sich im deutschen Sprachbereich mit der dialogischen Philosophie (als deren namhafteste Vertreter Fritz Rosenzweig, Martin Buber und später G. Marcel gelten). Der Unterschied zum früheren Personalismus ist besonders dadurch gekennzeichnet, dass nun eine kritische Auseinandersetzung mit der Auffassung von Subjektivität erfolgt und die konstitutive Bedeutung der Ich-Du-Beziehung im Verhältnis des Menschen zu Gott wie im Verhältnis der Menschen zueinander eingehend reflektiert wird. In der evangelischen Theologie führt dies zu einem erneuerten Verständnis der Offenbarung als Ereignis und der Liebe unter Menschen als dem Ort, an dem sich Gott ereignet. Im katholisch-theologischen Personalismus (Romano Guardini) wird weniger aktualistisch das dialogische Sein thematisiert. Weitreichend ist die Erkenntnis des theologischen Personalismus, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zu Menschen nur in strikter Einheit gegeben sind.

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Der Begriff Personalismus ist abgeleitet von Person im philosophischen Sinn. Man versteht darunter eine philosophische Denkrichtung insbesondere des 20. Jahrhunderts, die aus dem christlich-humanistischen Weltbild hervorgegangen ist und sich als kritische Alternative zu individualistischen, kommunistischen und faschistischen Theorien versteht. Personalistische Ansätze bilden einen „dritten Weg“ neben naturalistischen und sozialistischen Theorien, indem sie die Freiheit der Entscheidung als Grundprinzip des menschlichen Lebens setzen. Darüber hinaus setzen sie sich durch ihre Betonung der geistigen Dimension des menschlichen Lebens, ihr Eintreten für Autorität und wertorientiertes Handeln sowie die Gemeinschaft als Fundament der Entwicklung des Einzelnen von anderen Theorien ab. Ihr Ziel ist praktischer Natur, die Veränderung der Gesellschaft.
Der Kern der personalistischen Idee ist die Überzeugung, dass der Mensch sich wesentlich durch die Fähigkeit zu freier Entscheidung und Verantwortlichkeit für sein Handeln auszeichnet und dass diese strukturelle Freiheit einen unveräußerlichen, höchsten Wert und Selbstzweck darstellt. Dadurch, dass der Mensch von seiner Freiheit Gebrauch macht, bestimmt er sich selbst als Person und wird zum Autor seiner Lebensgeschichte. Die Person ist kein unsterblicher Wesenskern (Seele), sie offenbart sich nur in der gemeinschaftlichen Praxis menschlichen Denkens und Handelns. Personalität bedeutet in diesem Sinn die dynamische Seinsverfassung des Subjekts, das sich selbst durch Praxis hervorbringt.
Der Unterschied zu einer reinen Subjekttheorie liegt darin, dass sich die Person ausschließlich durch ihre Bezogenheit auf eine andere Person, das heißt in ihren sozialen Bezügen konstituieren und realisieren kann. Der Gemeinschaft der Personen und dem Dialog kommt daher eine konstitutive Funktion zu, und hierbei insbesondere der personalen Erziehung.
In Abgrenzung von empirischen Ansätzen, die den Menschen etwa als biologisches Individuum oder als gesellschaftlichen Rollenspieler definieren, entzieht sich der Mensch als Person der Fremdbestimmung durch Natur und Gesellschaft, er erschafft sich selbst durch sein Handeln. Menschliche Freiheit und die damit einhergehende Verantwortung sind unveräußerlich, das heißt der Einzelne kann sich nicht von ihnen trennen. Diese Ansicht hat der Personalismus mit dem Existenzialismus gemeinsam. Während der Existenzialismus sich aber weitgehend auf eine Beschreibung der Sinnlosigkeit des Daseins konzentriert, kommt es dem Personalismus darauf an, Werte hervorzubringen, die ein sinnvolles Dasein begründen können. Die ethischen Dimensionen der Person erstrecken sich auf drei Ebenen: dem Wunsch nach einem erfüllten Leben – mit und für die anderen − in gerechten Institutionen.

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Das vermeintliche prinzipielle Gegeneinander der christlichen und der islamischen Zivilisation wird von einigen westlichen Intellektuellen neben der Historie aus einem reduzierten Freiheitsbegriff im Islam heraus zu interpretieren versucht, der von den Gläubigen eine kritiklose Autoritätshörigkeit fordere, die dem Freiheitsgedanken der Aufklärung entgegenstehe. In der Tat dominierte die als taqlid bezeichnete kritiklose Übernahme der Positionen frühislamischer Lehrautoritäten über Generationen die islamische Gelehrsamkeit und war zweifellos eine der Ursachen für die im Verhältnis zur islamischen Zivilisation unübersehbare neuzeitliche europäische Fortschrittlichkeit, mit der die Europäer den größten Teil der arabischen Welt, aber auch zahlreiche andere, vor allem islamisch geprägte Nationen in Afrika und Asien bis Mitte des 20. Jahrhunderts kolonisieren und kulturpolitisch bevormunden konnten. Dass der muslimisch dominierte Orient dennoch bis in die Gegenwart hinein ein emanzipatorisches Menschenbild kennt, welches den Menschen als rational handelnde, kommunizierende und freiheitsorientierte Person definiert, ist in besonderer Weise dem marokkanischen Religionsphilosophen und Literaten Mohamed Aziz Lahbabi (1923-1993) zu verdanken.
Durch die Erfahrung im intellektuellen Widerstand gegen die französische Protektoratsherrschaft seines Landes ebenso geprägt wie vom christlich-westlichen Personalismus, den er während seiner zeitweiligen Emigration in Frankreich kennen lernte, vertrat Lahbabi einen progressiven muslimischen Personalismus, der ihm als Grundlage einer antikolonialen muslimischen „Befreiungsphilosophie“ diente und zugleich für die gleichberechtigte Begegnung von Orient und Okzident die Perspektive bietet. Als erster Lehrstuhlinhaber an der Philosophischen Fakultät der Universität von Rabat ist Lahbabi in seinem Heimatland und darüber hinaus im gesamten Maghreb ebenso ein hochgeschätzter Denker und Literat wie im französischen Sprachraum.
Östlich des Rheins sind seine auf arabisch oder französisch verfassten Werke und darin geäußerten Leitgedanken bislang jedoch nur den wenigsten bekannt. Die aktuelle, in Politik wie Kirche in Deutschland geführte Debatte um einen Kulturdialog zwischen Christentum und Islam veranlasste den Beauftragten für den christlich-islamischen Dialog des Erzbistums Paderborn, nun aber, für besonders bedeutsam erachtete philosophische Werke Lahbabis ins Deutsche zu übersetzen und anhand dieser seinen Landsleuten zu vermitteln, dass emanzipatorisches Denken und ein gehobener Stellenwert des Ich als Person erst im religiösen Glauben und hiervon ausgehend im gesellschaftspolitischen Agieren im Sinne der Gemeinschaft mit anderen seine volle Kraft entfaltet.
In der Einleitung der unter dem Titel „Der Mensch: Zeuge Gottes – Entwurf einer islamischen Anthropologie“, herausgebrachten Werkzusammenstellung erläutert der Übersetzer die Grundlage von Lahbabis im Islam verwurzeltem philosophischen Denken und stellt den historischen Kontext heraus, in dem der marokkanische Autor seine Ideen aufgenommen und publiziert hat. Das muslimische Glaubenszeugnis, die shahada, interpretierte Lahbabi dabei als intellektuelle und moralische Basis, von der aus er seine islamische Anthropologie ableitete.
Um möglichst nahe an Lahbabis Islamverständnis zu bleiben, hat der Übersetzer die zur Untermauerung der philosophischen Ideen und Leitthesen verwandten Koranzitate nicht eigenständig aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzen lassen, sondern sich hierbei an der französischen Übersetzung von Lahbabi selbst orientiert. Vollständig auf Deutsch übersetzt liegen nun Lahbabis bedeutendstes Werk „Der muslimische Personalismus“ und drei weitere für das Verständnis seines Denkens zentrale Werke vor. Hierbei gelangt Lahbabis Auflösung des vermeintlichen Gegensatzes zwischen der Betonung des Ich als Person und der Orientierung an der Gemeinschaft mit anderen zum Ausdruck.
Lahbabi baute seine Philosophie auf zentralen Gedanken islamischer Philosophen sowohl des Mittelalters wie Avicenna und Averroes, als auch der Moderne auf, lehnte sich aber ebenso an die französischen Humanisten wie etwa Bergson an. Hiervon ausgehend kritisierte der marokkanische Gelehrte depersonalisierende Strukturen, die er sowohl in der islamisch-orientalischen Gesellschaft wahrnahm als auch im christlich geprägten Europa der 1950er und 1960er Jahre. Diesem stellte er den von ihm entwickelten fortschrittsorientierten Personenbegriff gegenüber, der sowohl für die islamische als auch die christliche Zivilisation eine Befreiungsbewegung initiieren könne, die sich nicht mit der inneren Befreiung des Individuums zufrieden gebe, sondern darüber hinaus die äußeren Umstände für Freiheit herzustellen beanspruche.
Das Personenverständnis des Islam biete hierfür die Grundlage. Das Individuum trete als eigenständige Person aus dem Stammeskollektiv heraus und vollziehe in seiner Bezeugung des Glaubens an den einzigen Gott einen konstitutiven Akt der Personenwerdung. Weil es seinen Prozess der Personenwerdung zugleich in der Kommunikation mit anderen, die im Islam vor Gott als gleichrangig angesehen sind, erfahre, sei durch die Islamisierung die Basis für eine Überwindung der Sklaverei und die gesellschaftliche Gleichstellung verschiedener Stammeszugehörigkeiten, Rassen sowie der beiden Geschlechter gelegt worden. Auf diesem Fundament ließen sich, Lahbabi zufolge, auch gegenwärtige politisch-gesellschaftliche Ungerechtigkeiten wie die Abhängigkeit der Dritten Welt von westlichem Kapital überwinden und hiervon ausgehend die verschiedenen Zivilisationen als gleichberechtigte Partner im Sinne einer gemeinsamen globalen Zukunft zusammenführen.
Lahbabis Grundrespekt gegenüber der abendländischen Philosophie und ihres geistigen Gerüsts für die gegenwärtige Fortschrittlichkeit des Okzidents in ökonomisch-technologischer Hinsicht hat ihn nie dazu verleitet, seine eigene Gesellschaft zur unreflektierten Nachahmung westlicher Weltanschauungen aufzufordern. Vielmehr erkannte er im islamischen Menschenbild ein egalitäres Element, dass er im katholischen Christentum vermisste. Anders als die römisch-katholische Kirche kenne der Islam die Erbsünde nicht und treffe auch keine Unterscheidung zwischen Laie und Klerus in der Beziehung zu Gott. Jedes gläubige Individuum bekenne sich unabhängig von anderen zur Wahrheit und lege vor dem Schöpfer Himmels und der Erden eigenständig sein Zeugnis ab.
Diese Autonomie des einzelnen Moslems lege zudem die eigenständige Suche nach einem Zugang zum Wort Gottes nahe. Gott und seine Propheten sind diesem Verständnis nach die einzigen absoluten Autoritäten. Der Einzelne sieht sich dementsprechend aufgefordert, im rationalen, kontext- und gesellschaftsbezogenen Handeln den Willen des Schöpfers zur Geltung zu bringen. Lahbabi versteht die Person als schöpferischen Prozess mit dem Primat des Geistigen und erkennt gerade für die religiöse Person die Vernunft als zentralen Wert an. Mit der ijtihad, der zeit- und gesellschaftsbezogenen Neuauslegung von Koran und Sunna besitze der Muslim ein Instrument, seine religiösen Aufforderungen rational im Dienste seiner selbst als Person wie der Gemeinschaft mit Mitmenschen einzusetzen.
Lahbabi kritisiert die unter islamischen Gelehrten lange Zeit dominierende Auffassung, das Tor zur ijtihad sei geschlossen und die unreflektierte Nachahmung der Erkenntnisse von Lehrautoritäten aus der Vergangenheit das einzige Erfordernis des Moslems. Diese Sichtweise habe in der muslimischen Gesellschaft eine Autoritätshörigkeit bewirkt, die dem eigentlichen islamischen Personenbegriff in keiner Weise gerecht werde. Hierfür weist Lahbabi der sufistischen Mystik eine wesentliche Verantwortung zu. Er begreift die Philosophie als Schwester der Religion, die uns Menschen dazu bringe, die göttliche Wahrheit aus den verschiedensten Blickwinkeln zu erfahren.
Für Lahbabi steht die Vernunft auch im unmittelbaren Bezug zur Religion immer im Mittelpunkt. Sie ermögliche, Gottes Wort zu verstehen, indem die Rationalität innerhalb der islamischen Lehre erkannt und aufgezeigt werde. Die muslimische Person lasse andere durch eigenes islamkonformes Handeln den Islam verstehen. In diesem Sinne bilde die Religion ein verbindendes Element für eine menschliche Gemeinschaft und verhindere eine Erstarrung des gelebten Glaubens. Durch permanente ijtihad und rationale Reflexion überschreite sich die religiöse Person permanent selbst, entwickele ihren eigenen Glauben weiter und trage die ethische Grundlage für gemeinschaftlichen humanen Fortschritt in sich.
Die übersetzt vorliegenden Essays über den Menschen veranschaulichen die von Lahbabi favorisierte diskursive Koranauslegung im Sinne von Menschlichkeit. Sie stützen sich auf die göttliche Güte (rahma) und postulieren eine göttliche Garantie für die Menschenrechte. Trotz aller Erfahrungen des Bösen, der Schuld, der Angst und nicht zuletzt der Erniedrigung durch Dritte (im Kolonialismus, aber auch in den postkolonialen Regimen der arabischen Welt) verheißt Lahbabis islamischer Rationalismus eine Zukunft, in der Gottesliebe und Menschenliebe eine Einheit bilden. Die Aussicht auf diese Zukunft bedeutet demnach nicht nur für das einzelne Individuum eine hoffnungsvolle Perspektive, sondern darüber hinaus für die menschliche Gemeinschaft insgesamt. Lahbabi versteht sie als Grundlage einer freiheitlichen, jedoch nicht wertfreien Gesellschaft, die sich immer wieder im Sinne ihrer kollektiven Freiheit engagiere und die Basis einer humanen Weltordnung bilde, in der ein jeder den anderen als freies emanzipiertes gleichrangiges Mitglied achte.



SEX IN PLATONS REPUBLIK

Für Männer, geboren und erzogen, wie für Bürger, ist der einzige Weg, meiner Meinung nach, im rechten Rückschluss auf den Besitz und die Verwendung von Frauen und Kindern, der Weg, auf dem wir ursprünglich begonnen haben, als wir sagten, dass die Männer die Hüter und Wächter der Herde sind.
Das ist wahr.
Nehmen wir weiter an die Geburt und Erziehung unserer Frauen nach einer ähnlichen oder fast ähnlichen Regelung; dann werden wir sehen, ob das Ergebnis im Einklang steht mit unserem Entwurf.
Was meinst du?
Was ich meine, kann in der Form einer Frage gestellt werden, ich sage: Sind Hunde in Männchen und Weibchen unterteilt, oder sind sie beide zu gleichen Teilen auf der Jagd und im Wachen tätig und bei den anderen Aufgaben der Hunde? Oder müssen wir anvertrauen den Männchen die gesamte und ausschließliche Pflege der Herden, während wir lassen die Weibchen zu Hause, mit der Vorstellung, dass die Lager zu hüten und ihre Welpen zu säugen Arbeit genug für sie ist?
Nein, sagte er, sie gleich zu stellen; der einzige Unterschied zwischen ihnen ist, dass die Männchen stärker und die Weibchen schwächer sind.
Aber kann man verschiedene Tiere für den gleichen Zweck nutzen, es sei denn, sie sind gezüchtet worden und in der gleichen Weise geführt?
Man kann es nicht.
Dann, wenn Frauen die gleichen Pflichten haben wie Männer, müssen sie die gleiche Erziehung und Bildung bekommen?
Ja.
Die Ausbildung, die den Männern zugeordnet wurde, war Musik und Gymnastik.
Ja.
Dann müssen Frauen Musik und Gymnastik und auch die Kriegskunst erlernen, sie müssen wie die Männer darin belehrt werden?
Das ist die Schlussfolgerung, nehme ich an.
Ich hätte eher erwartet, sagte ich, dass einige unserer Vorschläge, wenn sie durchgeführt werden, ungewöhnlich erscheinen und lächerlich.
Kein Zweifel.
Ja, und die lächerlichste Sache von allen wird der Anblick von Frauen nackt in der Palästra sein beim Training mit den Männern, vor allem, wenn sie nicht mehr jung sind; sie werden sicherlich nicht eine Vision von Schönheit sein, ebenso wenig wie die begeisterten alten Männer, die trotz der Falten und der Hässlichkeit weiterhin häufig den Gymnasien beiwohnen.
Ja, ja, sagte er: nach den heutigen Vorstellungen würde der Vorschlag lächerlich zu denken sein.
Aber dann, sagte ich, als wir festgestellt haben, um in unserem Geist zu sprechen, müssen wir keine Angst vor den Scherzen der Witze haben, die gegen diese Art der Innovation gerichtet werden; wenn sie von Frauen-Kenntnissen sowohl in der Musik und Gymnastik und vor allem auch über ihre Rüstung und das Reiten auf den Pferden sprechen!
Sehr wahr, antwortete er.
Doch nachdem wir begonnen, uns auf die unebenen Stellen des Gesetzes zu begeben, zur gleichen Zeit bat der Herr, einmal im Leben ernst zu sein. Vor nicht langer Zeit, wie wir daran erinnern, waren die Herren der Meinung, die immer noch in der Regel bei den Barbaren empfangen wird, dass der Anblick eines nackten Mannes lächerlich und unsachgemäß war für die Hellenen; und als Erste die Kreter und dann die Lakedämonier führten den Brauch ein, der Verstand des Tages könnte ebenso diese Innovationen verspotten.
Kein Zweifel.
(...)
Zuerst also ist es die Frage, im Scherz oder im Ernst genommen, so lass uns ein Verständnis über die Natur der Frau bekommen: Ist sie in der Lage, den Austausch ganz oder teilweise in den Handlungen der Männer zu üben oder gar nicht? Und ist die Kunst des Krieges eine jener Künste, in der sie sich üben kann oder nicht? Das wird der beste Weg sein, der Beginn der Untersuchung, und wird wahrscheinlich zum schönsten Ergebnis führen.
Das wird deutlich der beste Weg sein.
Sehen wir erst einmal die andere Seite und beginnen mit dem Argument gegen uns; auf diese Weise wird die Position des Gegners nicht unverteidigt sein.
Warum nicht? sagte er.
Dann lass uns eine Rede in den Mund unserer Gegner legen. Sie werden sagen: Sokrates und Glaukon brauchen keine Gegner, sie zu überführen, denn die bei der ersten Gründung des Staates gaben den Grundsatz, dass jeder eine Arbeit seiner eigene Natur geeignet tut. Und sicher, wenn ich mich nicht irre, ein solches Eingeständnis wurde von uns gemacht. Und ist nicht die Natur von Männern und Frauen sehr unterschiedlich? Und wir werden antworten: Natürlich ist sie das. Dann werden wir gefragt, ob die den Männer und die den Frauen zugewiesenen Aufgaben nicht anders sein müssen, und wie angenehm sie der unterschiedlichen Natur sind? Sicherlich sollten sie. Aber wenn ja, ist es nicht eine schwere Inkonsistenz zu sagen, dass Männer und Frauen, deren Naturen so ganz anders sind, die gleichen Aktionen ausführen sollten? Welche Verteidigung machen wir für uns, mein guter Herr, gegen jeden, der diese Einwände bietet?
Das ist keine einfache Frage zu beantworten, so plötzlich gefragt; und ich will und ich weiß, ich bitte dich, den Fall auf unsere Seite zu ziehen.

Dies sind die Einwände, Glaukon, und es gibt viele andere, einen von der Art, die ich vor langer Zeit vorausgesehen; es machte mich ängstlich und zurückhaltend gegen das Gesetz über den Besitz und die Pflege von Frauen und Kindern.
Beim Zeus, sagte er, das Problem zu lösen, ist alles andere als einfach.
(...)
Als nächstes werden wir unsere Gegner fragen, wie, in Bezug auf eine der Beschäftigungen oder Künste des bürgerlichen Lebens, die Natur einer Frau sich unterscheidet von der eines Mannes?
Das wird ganz gerecht sein.
Und vielleicht wird er antworten, dass eine ausreichende Antwort auf die Frage sofort zu geben nicht einfach ist; aber nach ein wenig Nachdenken gibt es keine Schwierigkeiten.
Ja, vielleicht.
Nehmen wir also an, dass wir ihn einladen, uns in der Argumentation zu begleiten, und dann können wir hoffen, ihm zu zeigen, dass es nichts Besonderes in der Verfassung der Frau ist, die sie in der Verwaltung des Staates beeinträchtigen würde.
Mit allen Mitteln.
Lass uns sagen zu ihm: Komm jetzt, und wir werden dir eine Frage stellen: wenn du von einer begabten Natur oder einer nicht in jeder Hinsicht begabten sprachest, wolltest du damit sagen, dass ein Mann eine Sache einfach schwer erwerben kann und ein anderer leichter; ein wenig Lernen wird den einen führen, sehr viel zu entdecken; während der andere, nach viel Untersuchung und Anwendung, kaum mehr erfährt, als er vergisst; oder wieder: Meintest du, dass der eine einen Körper hat, der ein guter Diener seine Meinung ist, während der Körper des anderen ist ein Hindernis für ihn? Meintest du nicht diese Art von Differenzen, die die Menschen unterscheidet nach der begabten oder unbegabten Natur?
Niemand wird das leugnen.
Und kannst du jedes Streben der Menschheit erwähnen, in der das männliche Geschlecht nicht alle diese Gaben und Qualitäten in einem höheren Grad als das weibliche hat? Brauche ich Zeit zu vergeuden im Sprechen von der Kunst des Webens und der Bereitung von Pfannkuchen und Marmelade, in der die Frauenwelt wirklich groß ist, und in dem von einem Mann geschlagen zu werden absurd ist?
Du hast ganz recht, antwortete er, bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Unterlegenheit des weiblichen Geschlechts: Obwohl viele Frauen in vielen Dingen überlegen sind vielen Männern, aber im Großen und Ganzen, was du sagst, ist es wahr.
Und wenn so, mein Freund, ich schon sagte, es gibt keine spezielle Fähigkeit der Verwaltung in einem Zustand, den eine Frau hat, weil sie eine Frau ist, oder die ein Mann kraft seines Geschlechts hat, aber die Geschenke der Natur sind gleich verteilt in beiden; alle Bestrebungen der Männer sind die Bestrebungen von Frauen auch, aber in allen von ihnen ist eine Frau schlechter als ein Mann.
Sehr wahr.
Dann sind wir berechtigt, alle unsere Inszenierungen über Männer zu verhängen und keine von ihnen über die Frauen?
Das wird so sein.
Eine Frau hat eine Gabe der Heilung, eine andere nicht; eine ist eine Musikerin, und eine anderer hat keine Musik in ihrer Natur?
Sehr wahr.
Und eine Frau hat eine Neigung zum Turnen und zu militärischen Übungen und eine andere ist unkriegerisch und hasst Gymnastik?
Ganz sicher.
Und eine Frau ist eine Philosophin, die andere ist eine Feindin der Philosophie; eine hat Geist, die andere ist ohne Geist?
Das gilt auch.
Dann eine Frau hat das Temperament eines Vormunds und eine andere nicht. War nicht die Auswahl der männlichen Erziehungsberechtigten durch Unterschiede dieser Art festgelegt?
Ja.
Männer und Frauen also gleichermaßen besitzen die Eigenschaften, die ein Vormund zu haben hat; sie unterscheiden sich nur in ihrer vergleichbaren Stärke oder Schwäche.
Offensichtlich.
Und die Frauen, die solche Eigenschaften haben, sollen als die Gefährtinnen und Kolleginnen von Männern gewählt werden, die ähnliche Eigenschaften haben und denen sie in Kapazität und im Charakter ähnlich sind?
(...)
Das Gesetz, sagte ich, das die Fortsetzung von diesem und von allem, was vorausgegangen ist, ist von folgendem Inhalt, dass die Ehefrauen der Erziehungsberechtigten Gemeineigentum sind, und ihre Kinder sind Gemeineigentum, und kein Elternteil kennt sein eigenes Kind, noch ein Kind seine Eltern.
Ja, sagte er, das ist eine viel größere Bewegung als alles andere; und die Möglichkeit als auch der Nutzen eines solchen Gesetzes ist unbestritten.
Ich glaube nicht, sagte ich, dass es Streitigkeiten über die sehr große Nützlichkeit des Gemeineigentums an Frauen und Kindern gibt; die Möglichkeit ist dennoch etwas ganz anderes und wird häufig angefochten werden.
Ich denke, dass ziemlich viele Zweifel über beides erhoben werden können.
Es bedeutet, dass die beiden Fragen kombiniert werden, antwortete ich. Nun meinte ich, dass du das Dienstprogramm zugibst; und so dachte ich, ich sollte von einem Programm von ihnen entkommen, und dann gäbe es nur die eine Möglichkeit.
Aber der kleine Versuch wird erkannt, und deshalb mögest du bitte eine Verteidigung von beiden Gesetzen geben.
Nun, sagte ich: Ich nehme mein Schicksal an. Doch tu mir einen kleinen Gefallen: lass mich meine Meinung sagen mit dem Traum als ein Tagträumer, der in der Gewohnheit des Schlemmen selbst beharrt, wenn er allein zu Fuß geht. (...) Jetzt fange ich an, jetzt verliere ich den Mut, und ich möchte, wenn du gestattest, die Frage der Möglichkeit zur Zeit übergehen. Unter der Annahme der Möglichkeit, des Vorschlags, werde ich jetzt gehen zu fragen, wie die Herrschenden durchführen werden diese Regelungen, und ich werde zeigen, dass unser Plan, wenn er ausgeführt wird, der größte Vorteil für den Staat und die Erziehungsberechtigten haben wird. Vor allem dann, wenn du nichts dagegen hast, werde ich mit deiner Hilfe die Vorteile der Maßnahme bemühen; und im Folgenden die Frage der Möglichkeit.
Ich habe nichts dagegen; fahre fort.
Erstens glaube ich, dass, wenn unsere Herrscher und ihre Hilfsmittel diese Namen verdienen, die sie tragen, muss es die Bereitschaft geben, der einen oder anderen Befehlsgewalt zu gehorchen; die Erziehungsberechtigten müssen sich den Gesetzen fügen, und sie müssen auch in allen Details, die ihnen anvertrauten werden, den Geist imitieren.
Das ist richtig, sagte er.
Sie, sagte ich, die ihre Gesetzgeber sind, nachdem sie ausgewählt wurden, die Männer sind, werden nun die Frauen wählen und nehmen sie; sie müssen so weit wie möglich ihrer Natur nach bei ihnen sein; und sie müssen in normalen Häusern leben und sich treffen zu gemeinsamen Mahlzeiten, keine von ihnen wird etwas haben, das speziell ihr eigenes ist; sie werden zusammen sein und zusammen gebracht werden und werden bei gymnastischen Übungen verknüpft. Und so werden sie durch die Notwendigkeit ihrer Natur gezogen werden, um Geschlechtsverkehr miteinander zu vollziehen der Notwendigkeit entsprechend. Das ist ein starkes Wort, nicht wahr?
Ja, sagte er, Notwendigkeit, nicht geometrische, sondern eine andere Art von Notwendigkeit, die die Liebhaber kennen, und die überzeugender und einschränkender auf die Masse der Menschheit wirkt.
Es stimmt, sagte ich, und dies, Glaukon, wie alles andere, muss nach einer geordneten Weise vorgehen; in einer Stadt der Seligen ist Zügellosigkeit eine unheilige Sache, die die Herrscher werden es verbieten müssen.
Ja, sagte er, es sollte nicht zugelassen werden.
Dann eindeutig ist das Nächste, was sein wird, die Ehe im höchsten Grade heilig zu machen, und das, was für die meisten von Vorteil ist, gilt doch als heilig?
Genau.
Und wie können die Ehen heilig gemacht werden? Das ist eine Frage, die ich an dich stelle, weil ich in deinem Haus Jäger sehe, und der edleren Art von Vögeln nicht wenige. Nun, ich bitte dich, ich sag mal, hast du jemals auf ihre Paarung und Aufzucht geachtet?
In welcher Hinsicht?
Darum, in erster Linie, obwohl sie alle guter Art, sind nicht einige besser als andere?
Wahrlich.
Und wirst du alle züchten, gleichgültig, oder kümmerst du dich um die Besten, nur sie zu züchten?
Um die Besten.
Und siehst du auf die ältesten oder die jüngsten, oder wirst du nur diejenigen von reifem Alter nehmen?
Ich wähle nur diejenigen von reifem Alter.
(...)
Darum, habe ich gesagt, ist das Prinzip bereits festgelegt, dass das Beste aus beiden Geschlechtern sollte mit den Besten so oft wie möglich vereint sein, und die Unteren mit den Untergeordneten so selten wie möglich; und dass danach die Nachkommen der einen Art von Vereinigung, aber nicht der anderen, zur Welt kommen, sofern sich die Partei in erstklassigem Zustand gehalten halt. Nun ist diese Treiben ein Geheimnis, das nur die Herrscher kennen, oder es kommt eine weitere Gefahr, dass unsere Herden, die Wächter genannt werden, ausbrechen in Revolutionen.
Sehr wahr.
Hätten wir nicht besser bestimmte Festivals, an dem wir gemeinsam die Bräute und Bräutigame zusammen bringen und die Opfer dargebracht werden und geeignete Hochzeitslieder von unseren Dichtern gesungen werden: und die Zahl der Hochzeiten ist eine Frage, die in das Ermessen der Herrscher gelegt werden muss, deren Ziel es ist, den Mittelwert der Bevölkerung zu bewahren? Es gibt viele andere Dinge, die sie zu prüfen haben, wie die Auswirkungen von Kriegen und Krankheiten und etwaigen gleichartigen Geschehnissen, um, soweit dies möglich ist, den Staat davor und Groß und Klein zu bewahren.
Gewiss, antwortete er.
Wir müssen eine geniale Art der Lose wählen, die die weniger Wertvollen bei jeder Gelegenheit zusammenzubringen wissen, und dann werden sie ihr eigenes Unglück und nicht die Herrscher beschuldigen.
Um sicher zu sein, sagte er.
Und ich denke, dass unsere mutige und bessere Jugend, neben ihren anderen Ehrungen und Chancen, größere Einrichtungen zum Verkehr mit Frauen bekommen müsste; ihre Tapferkeit wird ein Grund sein, und solche Väter sollten so viele Kinder wie möglich haben.
Wahrlich.
Und die richtigen Offiziere, ob männlich oder weiblich oder beides, denn die Ämter sind von Frauen als auch von Männern besetzt worden -
Ja -
Die richtigen Offiziere sollen die Nachkommen der guten Eltern im Stift aufnehmen oder aussteigen lassen, und sie werden sie mit bestimmten Ammen, die in einem eigenen Viertel wohnen, versehen; aber die Nachkommen der Unteren oder der Besseren, wenn sie die Chancen verformen, werden an einen geheimnisvollen, unbekannten Ort gebracht werden, wie es sein sollte.
Ja, sagte er, was getan werden muss, wenn die Rasse der Wächter rein zu halten ist.
Sie werden für ihre Erziehung zu sorgen haben, und werden sie den Müttern in den Schoß legen, wenn sie voll Milch sind, wobei möglichst darauf zu achten ist, dass keine Mutter ihr eigenes Kind erkennt; und anderen Ammen in die Obhut gebracht, wenn mehr Frauen benötigt werden. Fürsorge wird auch geachtet werden, dass der Prozess der Säuglinge nicht langwierig wird; und die Mütter müssen nicht aufstehen in der Nacht oder andere Schwierigkeiten bestehen, sondern es werden über alle diese Art der Sachen Ammen und Betreuerinnen wachen.
So werden die Frauen unserer Erziehungsberechtigten bei einer leichten Buße ein leichtes Spiel haben, wenn sie Kinder haben.
Darum, sagte ich, so soll es sein. Lass uns aber füllen das Schema. Wir sagten, dass die Eltern sollten in der Blüte des Lebens sein?
Sehr wahr.
Und was ist die Blüte des Lebens? Kann es nicht als ein Alter von etwa zwanzig Jahren in dem Leben einer Frau, und von dreißig bei einem Mann definiert werden?
Welches Jahr willst du enthalten?
Eine Frau, sagte ich, mit zwanzig Jahren könne damit beginnen, Kinder für den Staat zu gebären, und sie weiterhin, bis zu vierzig Jahren, gebären; ein Mann kann mit fünfundzwanzig beginnen, wenn er den Punkt, an dem der Puls des Lebens schlägt, schnellsten durchlaufen hat, und auch weiterhin Kinder zeugen, bis er fünfundfünfzig ist.
Sicherlich, sagte er, sind das bei Männern und Frauen die Jahre der Blüte der physischen als auch der geistigen Vitalität.
Jedem über oder unter den vorgeschriebenen Altersgruppen, der an den öffentlichen Hochzeiten teilnimmt, muss gesagt werden, dass er eine unheilige und ungerechte Sache tut; das Kind, von dem er der Vater ist, wenn es ins Leben kommt, wird unter der Schirmherrschaft der anderen stehen, die Opfer und Gebete darbringen, der hochzeitlichen Priesterinnen und Priester und der ganzen Gesellschaft, dass die neue Generation besser sein kann, die so konzipiert sind und besser und nützlicher sind als ihre Eltern gut und nützlich waren, während sein Kind sonst wird ein Nachkomme der Finsternis und seltsamen Lust sein.
Sehr wahr, antwortete er.
Und dasselbe Gesetz wird eintreten innerhalb der vorgeschriebenen Alter, die eine Vereinigung mit einer Frau in den besten Jahren ohne Zustimmung der Herrscher nicht gelten lassen; denn wir werden sagen, dass er sonst erhebt einen Bastard für den Staat, nicht zertifiziert und ungeweiht.
Sehr wahr, antwortete er.
Dies gilt jedoch nur für diejenigen, die innerhalb der festgelegten Alter zeugen: dass wir es ihnen ermöglichen, nach Belieben zu zeugen, es sei denn, dass ein Mann seine Tochter oder seiner Tochter Tochter oder seine Mutter oder seiner Mutter Mutter heirate; und Frauen, auf der anderen Seite, sollen nicht heiraten ihre Söhne oder Väter oder Söhne der Söhne oder den Vater ihres Vaters und so weiter in beide Richtungen. Und wir gewähren alles, unter Begleitung der Genehmigung mit strengen Befehl, jeden Embryo zu verhindern, der so ins Leben kommt, zu sehen das helle Licht; und wenn jede Kraft ein Weg der Geburt ist, müssen die Eltern verstehen, dass die Nachkommen einer solchen Vereinigung nicht aufrechterhalten werden können, und vereinbaren es entsprechend.
Das auch, sagte er, ist ein vernünftiger Vorschlag. Aber wie werden sie wissen, wer Vater und wer die Töchter, und so weiter?
Sie werden es nie erfahren. Die Art und Weise wird diese sein: Zählend ab dem Tag der öffentlichen Hochzeit, der Bräutigam, der verheiratet war, wird alle männlichen Kinder, die in dem siebten und zehnten Monat später geboren werden, seine Söhne nennen, und die weiblichen Kinder seine Töchter nennen, und sie werden ihn Vater nennen, und er wird deren Kinder seine Enkel nennen, und sie werden die Alten Großväter und Großmütter nennen. Alle, die zu der Zeit gezeugt wurden, da ihre Väter und Mütter zusammen kamen, nennen sie ihre Brüder und Schwestern, und diese werden aufgerufen, wie ich schon sagte, dass Mischehen verboten sind. Dies ist jedoch nicht als ein absolutes Verbot der Heirat von Brüdern und Schwestern zu verstehen; wenn die Menge sie begünstigt und sie die Sanktion des Pythischen Orakels erhalten, wird das Gesetz es ermöglichen.
Ganz richtig, antwortete er.
Das ist das System, Glaukon, wie die Hüter unseres Staates ihre Frauen und Familien gemeinsam haben. Und jetzt willst du das Argument gezeigt bekommen, dass diese Gemeinschaft im Einklang mit dem Rest unseres Gemeinwesens steht, und auch, dass nichts besser ist, nicht wahr?
(...)
Hauptsächlich, sagte ich; aber ich frage dich noch einmal: Soll eine Familie im Namen nur bestehen; oder sollen sie in all ihren Handlungen getreu dem Namen sein? Zum Beispiel in der Verwendung des Wortes Vater, wäre die Pflege eines Vaters impliziert und die kindliche Ehrfurcht und Pflicht und Gehorsam ihm gegenüber, die das Gesetz befiehlt; und der Verletzer dieser Pflichten ist zu betrachten als eine gottlose und ungerechte Person, die nicht in der Hand Gottes oder des Menschen viel Gutes zu erhalten hat? (...)
So, sagte er, und nichts anderes; denn was ist lächerlicher, als die Namen der Familienbande nur mit den Lippen auszusprechen, ohne in ihrem Geiste zu handeln?
Dann in unserer Stadt soll die Sprache der Harmonie und Eintracht öfter herrschen als in jedem anderen Staat. Wie ich bereits beschrieb, wenn einer gut oder schlecht ist, das universelle Wort ist „gut“ oder „schlecht“.
Höchst wahr.
Und passend zu dieser Denkweise und diesem Sprechen, werden wir nicht sagen, dass sie ihre Freuden und Leiden gemeinsam haben?
Ja, so werden sie.
Und sie werden ein gemeinsames Interesse an der gleichen Sache haben, die sie gleichermaßen „meine eigene“ nennen, und mit diesem gemeinsamen Interesse ein gemeinsames Gefühl der Freude und der Schmerzen haben?
Ja, weit mehr als in anderen Staaten.
Und der Grund dafür, die allgemeine Verfassung des Staates, wird sein, dass die Wächter eine Gemeinschaft von Frauen und Kinder haben?
Das wird der Hauptgrund sein.
Und diese Einheit des Gefühls, das wir angenommen, das höchste Gut zu sein, wie es in unserem eigenen Vergleich eines wohlgeordneten Staat auf das Verhältnis vom Leib und seinen Gliedern genannt ist, wenn sie von Freude oder Schmerz betroffen werden gemeinsam?
Das haben wir anerkannt und ist sehr richtig.
Dann wird die Gemeinschaft von Frauen und Kindern unserer Bürger eindeutig die Quelle für das höchste Gut des Staates?
Ganz sicher.
Und das stimmt mit dem anderen Prinzip überein, das wir bekräftigen, dass die Wächter nicht Häuser oder Grundstücke oder anderes Eigentum haben sollen; ihr Lohn ist es, ihre Nahrung von den anderen Bürgern zu erhalten und dass sie keine privaten Ausgaben haben; denn wir beabsichtigten, ihnen den wahren Charakter des Erziehungsberechtigten zu erhalten.
Richtig, antwortete er.
Sowohl die Gütergemeinschaft als auch die Gemeinschaft von Familien, wie ich sage, neigen dazu, dass sie wirklich Erziehungsberechtigte erzeugen; sie werden nicht die Stadt in Stücke reißen durch unterschiedliches "mein" und "nicht mein", die jeder Mann behauptet, der in einem separaten Haus seines Eigentums lebt mit einer separaten Frau und Kindern und privaten Freuden und Schmerzen; aber alle werden so weit beeinträchtigt werden, wie sie durch die gleichen Freuden und Schmerzen gehen, weil sie alle einer Meinung sind über das, was in der Nähe und in der Liebe zu ihnen steht, und damit sie alle zu einem gemeinsames Ende neigen.
Gewiss, antwortete er.
(...)


SANNYASIN

Jede Religion hat eine Gruppe von Einsiedlern, die ein Leben in Rückzug und Meditation führen. Es gibt die Bettelmönche im Buddhismus, Fakire im Islam, sufistische Fakire im Sufismus, Mönche und Eremiten im Christentum. Die Glorie einer Religion ist absolut verloren, wenn diese Einsiedler oder Sannyasins oder die, die ein Leben in Abkehr und göttlicher Kontemplation führen, wegfallen. Es sind diese Menschen, die die Religionen der Welt aufrecht erhalten. Es sind diese Menschen, die den Menschen Trost bringen, wenn sie Kummer und Sorgen haben. Sie sind die Vorboten göttlicher Weisheit und Frieden. Sie sind die Überbringer heiligen Wissens und himmlischer Botschaften. Sie sind die Verbreiter spiritueller Wissenschaft und schriftlicher Offenbarungen. Sie heilen die Kranken, trösten die verlorenen Seelen, pflegen die Bettlägerigen. Sie bringen den Hoffnungslosen Hoffnung, den Deprimierten Freude, den Schwachen Stärke, den Schüchternen Mut, indem sie das Wissen von Gott und die Bedeutung der All-Einheit weitergeben.
Ein echter Sannyasin ist der einzige wirkliche Machthaber auf dieser Erde. Er nimmt nie. Er gibt immer. Nur Sannyasins haben in der Vergangenheit wirklich ehrwürdige, großartige Arbeit geleistet. Nur Sannyasins können in der Gegenwart und in der Zukunft Wunder vollbringen. Eines Weisen Name kann nie ausgelöscht warden, solange die Welt existiert. Ramakrishna oder Vivekananda haben die großartigen Lehren der Schriften verbreitet und die Hindu-Religion so erhalten. Nur ein Sannyasin kann wahre Wunder vollbringen, denn er hat göttliches Wissen, er ist ein vollendeter Mensch. Ein echter Sannyasin kann das Schicksal der gesamten Welt verändern. Ein mächtiger Weiser ist einer, der die Doktrin der heiligen Philosophie etablierte. Er lebt weiter in den Herzen der Menschen.
So wie es Forschungegelehrte oder Studenten mit abgeschlossenem Studium in Naturwissenschaften, Psychologie, Biologie, Philosophe und so weiter gibt, so sollte es auch gelehrte Sannyasins geben, die ihre Zeit den Schriften und Meditation und der Forschung über Gott widmen. Diese gebildeten Weisen werden der Welt ihre Erfahrungen und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Religion und Spiritualität geben. Sie werden Schüler ausbilden und diese in die Welt hinaus senden, um zu predigen. Es ist die Pflicht der Bürger und der Gesellschaft, sich um die Bedürfnisse dieser Sannyasins zu kümmern. Diese Sannyasins werden sich um die Seelen der Menschen kümmern, und im Gegenzug kümmern die Bürger sich um deren Körper. So wird das Rad der Welt sich reibungslos drehen. Im Land wird Frieden herrschen.
Sannyasins sollten fest in heiligen Bewusstsein verwurzelt sein. Das bloße Studium von Büchern kann nicht die Erfahrung reinen heiligen Bewusstseins bringen. Philosophischer Tratsch oder müßiges, trockenes Gerede über die heiligen Schriften hilft niemandem dabei, die Einheit oder Einigkeit des Lebens zu empfinden. Es gibt keine Hoffnung darauf, die heilige Einheit des Bewusstseins zu erfahren - Gott allein genügt - solange der Aspirant nicht schonungslos alle Arten von Hass, Kleingeistigkeit, Eifersucht, Neid, Überlegenheitsgedanken, und alle Grenzen, die die Menschen voneinander trennen, zerstört, durch unaufhörlichen, langfristigen Dienst an der Menschheit mit der richtigen geistigen Einstellung oder göttlichem Tugend. Praktizierte Weisheit ist heutzutage rar. Es gibt nur trockene Diskussionen und bedeutungslosen Streit über die nicht lebensnotwendigen Dinge der Religionen.
Die zentrale Lehre der Bhagavad Gita ist Selbstverwirklichung in der Welt. Dasselbe predigt der Weise. Der Menschheit dienen — als Manifestation Gottes — und Gottes gedenken, während man an der Welt Anteil nimmt und aktiv in ihr lebt, ist einem Höhlenleben überlegen. Selbstloser Dienst ist auch Gebet. Arbeit ist Gebet. Wirklicher spiritueller Fortschritt beginnt mit tätiger Liebe.
Ehrwürdiger Sannyasin! Diene jedem mit intensiver Liebe, ohne Gedanken an die Auswirkung, ohne Früchte, Lohn oder Wertschätzung dafür zu erwarten. Nutze deinen Leib für selbstlose Arbeit. Fühle, dass du nur ein Instrument in den Händen Gottes oder ein Zeuge von Gottes Aktivitäten bist, wenn du Liebe übst. Hafte an keinen Ort, keiner Person oder Sache an. Behalte dein inneres Gleichgewicht bei all den Mühen und Turbulenzen der Welt, ohne Erfolg oder Misserfolg, Gewinn oder Verlust, Sieg oder Niederlage, Respekt oder Geringschätzung, Freude oder Schmerz in Betracht zu ziehen. Habe immer einen ausgeglichenen Geist. Habe den Geist bei allen Aktivitäten fest im Herzen verwurzelt. Dann wirst du ein wahrer Heiliger der tätigen Liebe. Arbeit erhebt, wenn sie mit der richtigen Einstellung verrichtet wird. Selbst wenn Menschen dich verspotten, beschimpfen, schlagen, schmähen oder töten, sei immer gleichmütig. Sei beständig bei deinem Herrn.
Dein Herz erfordert konstante Praxis, Standhaftigkeit, Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer. Die kombinierte Praxis von tätiger Liebe und Kontemplation in der Welt ist viel schwieriger als die Praxis reiner Kontemplation im Rückzug einer Bergeinsiedelei. Der Einsiedler hat keine Ablenkungen des Geistes, während der Heilige der tätigen Liebe schnell von Geräuschen oder der Betriebsamkeit der Stadt gestört werden kann. Die Meditation aufrecht zu erhalten, während man sonst aktiv ist, ist eine andere Art schwieriger Weisheit. Der Mensch, der Kontemplation übt, während er sonst Taten der Nächstenliebe vollbringt, ist in der Tat ein mächtiger Weiser. Er hat einen ganz anderen Geist.
Schlechte Sannyasins wollen Sünden nicht durch Nächstenliebe tilgen. Sie glauben, dass Dienst am Menschen und tätige Liebe nichts bedeuten. Sie rasieren sich die Köpfe, ziehen orangene Kleidung an, bleiben in einer Höhle und posieren als große Weise oder Heilige. Sie studieren ein paar Bücher über Gott und stilisieren sich als große Philosophen. Das ist ein großer Fehler. Selbst wenn es einen echten Philosophen gäbe, braucht er eine große dynamische Kraft, die ganze Welt zu regieren. Einige Sannyasins aus der alten orthodoxen Schule denken, dass ein Philosoph machtlos ist. Er kann jedoch das Schicksal der ganzen Welt verändern.
Ein wahrer Sannyasin strebt, sein Selbst nach und nach mit der großen Gottheit zu verschmelzen, indem er alle Bindungen aufgibt und frei wird von Gegensatzpaaren. Das Wissen über den höchsten Geist, das Verschwinden aller Gefühle von ich oder mein, werden für einen Sannyasin nur durch die Praxis unaufhörlicher Kontemplation über das Absolute Ich zugänglich. Wer sich das Wissen der Einheit des Individuums mit dem höchsten Gott nicht angeeignet hat, wird die höchste Stufe durch bloße dumpfe Meditation nicht erreichen. Ein Sannyasin muss unaufhörlich die heiligen Worte der Ewigen Weisheit murmeln sowie die Sätze aus der heiligen Schrift, die die Ewige Wahrheit behandeln. Gott ist der Zufluchtsort sowohl aller wissenden als auch unwissenden Menschen. Er ist das Ziel der Sehnsüchte aller, die unsterblich werden möchten.
Wegen des Privilegs, Gott zu beschauen, wird ein Sannyasin von allen Arbeiten befreit und wird gleichgültig selbst gegenüber den Freuden des Himmels, da er Gott allein sucht. Durch unaufhörliches Nachdenken über Gott allein erreicht der Weise die höchste Wonne.
Sannyasins sollten ein ideales, beispielhaftes Leben führen und den Bürgern raten, kein Haschisch, Opium und so weiter zu rauchen. Der Geist imitiert immer. Wenn der Meister am Tag Haschisch raucht, wird der Schüler am Tag Haschisch rauchen. Wie der Meister, so der Schüler.
Sannyasin sein ist eine ernste Sache. Komfortables Sannyasin-sein ist sehr gefährlich. Es ist überhaupt kein Sannyasin-sein. Alle für Sannyasins vorgeschriebenen Regeln sollten von Sannyasins befolgt werden. Nur dann können sie als wahre und ideale Sannyasins glänzen. Nur dann können sie den Menschen als Vorbild dienen. Ehre dem wahren, idealen Sannyasin, der ein beispielhaftes Leben führt! Diese Welt braucht dringend wahre, ideale Sannyasins, die dem Land und der Menschheit mit Liebe helfen und Wissen über die Seele und Gottes Liebe überall verbreiten.
Mögen Sannyasins, die Quellen göttlicher Weisheit, die Fackelträger der absoluten Wahrheit, die Leuchtfeuer dieser Welt, die Grundpfeiler spiritueller Gebäude und die zentralen Säulen ewigen Glaubens der Religion die verschiedenen Nationen dieser Welt leiten.


ENGEL IN DER BIBEL

Wer oder was sind Engel? Wo kommen sie her, und in welcher Beziehung stehen sie zu uns?
als Einleitung fragen wir, wie sich Menschen Engel vorstellen. Dann müssen wir gleich überlegen, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Drittens fragen wir, wo sie herkommen, viertens, was sie von uns unterscheidet, dann welche Ordnungen und welche Aufgaben sie haben und fassen zum Schluss noch einmal alles unter der Frage zusammen, welche Einstellung wir zu ihnen haben sollen. Bei allem begnügen wir uns mit den wichtigsten Aussagen.

Was stellen sich Menschen unter Engeln vor?

Bestimmte Begriffe erzeugen in uns bestimmte Vorstellungen, zum Beispiel: Gespenster, Geister, Dämonen, Totengeister, Poltergeister, Teufel, Engel.
Die meisten Menschen heute glauben zwar nicht, dass es solche Wesen wirklich gibt, das hält sie aber nicht davon ab, jede Menge Bücher darüber zu kaufen, ganz abgesehen von den oft magischen Märchenbüchern für Kinder. Manche versuchen sogar, Geister von Toten zu beschwören.
Was soll man nun glauben? Welche Wirklichkeiten spielen in unserem Leben eine Rolle und welche sind vielleicht nur von einer schöpferischen Phantasie ausgedacht?
Für Menschen, die an die Göttlichkeit der Natur glauben, ist die Existenz von engelähnlichen Wesen eine Selbstverständlichkeit. Engel, Geister, Gespenster und Götter und Dämonen spielen in ihrer Kultur eine große Rolle. Unsere westliche Kultur war Jahrhunderte lang vom Christentum geprägt. Von daher haben die Menschen geglaubt, dass es Engel, aber auch böse Geister oder Dämonen gibt. Interessant ist, wie sich die Menschen diese Wesen vorgestellt haben. Was haben sich die großen Künstler gedacht, wenn sie Engel darstellten? Standen vielleicht sogar bestimmte persönliche Erfahrungen hinter ihren Darstellungen? Man sehe sich die vielen Gemälde an, die den Erzengel Gabriel darstellen, der die Jungfrau Maria grüßt, oder die Gemälde, die den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen zeigen, oder auch die Darstellungen der Engel in der orthodoxen Ikonographie, oder wen man will, die Engelein als nackte Kindchen mit Flügeln in der barocken Kunst.
Die Engel in den Mosaiken und Bildern der ersten Jahrhunderte sind alles andere niedlich. Es sind grandiose, ehrfurchtgebietende Gestalten. Man bekommt den Eindruck von dem übermächtigen Einbruch einer anderen Dimension in die Welt der Sichtbarkeit.
Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert gibt es immer noch Bilder, in denen der Engel der große und herrliche Bote Gottes ist, der die Botschaft von dem unerhört Neuen bringt. Gleichzeitig aber finden wir Bilder, die Engel als liebliche Mädchen darstellen.
In der Renaissance tauchen dann die Putten auf, diese Engelein, die zur Dekoration in kirchlichen Räumen werden. Oft bestehen sie nur aus Kopf und Flügeln. Man denke da an Raffaels Engel zu Füßen der Sixtinischen Madonna.
Die etwas süßlich kitschigen Engelsdarstellungen des 19. Jahrhunderts sind dennoch ganzen Generationen lieb geworden.
Wie spricht die Bibel von Engeln? Dort sind Engel nicht niedlich, sondern erschreckend heilig! Sie verursachen bei Menschen immer ein großes Erschrecken. Zuweilen erschienen sie in solcher Herrlichkeit, dass selbst ein Apostel wie Johannes in Versuchung kam, sie anzubeten.
In der Bibel werden Engel ungefähr dreihundertmal erwähnt. Ihre Existenz ist eine Selbstverständlichkeit.
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Wie sollen Menschen mit Engeln umgehen?
Exodus 20,1-5: „Ich bin Jahwe, dein Gott! Ich habe dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit. Du wirst keine anderen Götter neben mich stellen! Du wirst dir kein Götterbild machen, kein Abbild von irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer! Wirf dich niemals vor ihnen nieder und verehre sie auf keinen Fall! Denn ich, Jahwe, ich, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“

Dazu gehören auch Engel. Sie dürfen nicht angebetet werden. Offenbarung 22,8-9: „Ich, Johannes, habe alles gesehen und gehört, was hier berichtet ist. Überwältigt von dem, was ich gehört und gesehen hatte, warf ich mich vor dem Engel nieder, der mir das alles gezeigt hatte, und wollte ihn anbeten. Doch er sagte: Tu das nicht! Ich bin ein Sklave Gottes genauso wie du und deine Brüder, die Propheten, und wie alle, die sich nach den Worten dieses Buches richten. Bete Gott an!“ Die heiligen Engel Gottes haben nie Anbetung angenommen. Kolosser 2,18: „Und lasst euch durch niemand von eurem Ziel ablenken, durch keinen, der sich in Demutsübungen gefällt und Engel anbetet und das mit Visionen begründet, die er gesehen haben will. Solche Menschen haben eine ungeistliche Gesinnung und sind ganz ohne Grund stolz und aufgeblasen.“ Anbetung von Engeln ist ein Kennzeichen von gnostischen oder esoterischen Irrlehrern.

Wo kommen Engel her?

Durch sein Wort hat Gott die Engel erschaffen. Psalm 148,2.5: „Lobt ihn, alle seine Engel! Lobe ihn, du himmlisches Heer! … Sie alle sollen loben den Namen Jahwes, denn sie alle entstanden durch sein Gebot.“ Durch Christus hat Gott die Engel geschaffen. Kolloser 1,16: „Denn in Ihm ist alles, was es im Himmel und auf Erden gibt, erschaffen worden: das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles hat Gott durch Ihn und für Ihn geschaffen.“ Engel wurden vollkommen erschaffen. Ezechiel 28,15: „Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest...“
Engel haben nicht die Fähigkeit der Vermehrung; sie wurden alle unmittelbar von Gott geschaffen.
Engel sind keine Rasse wie die Menschen, die alle von Adam und Eva abstammen. Engel haben nicht die Fähigkeit der Vermehrung; sie wurden alle unmittelbar von Gott geschaffen. Sie sind keine geschlechtlichen Wesen und wurden weder als Mann noch als Frau erschaffen, sondern sie rein geistige Intelligenzen.
Matthäus 22,30: „Denn wenn die Toten auferstehen, heiraten sie nicht mehr, sondern werden wie die Engel im Himmel sein.“ Es gibt Myriaden von Engeln. Da dies die größte Zahl der griechischen Sprache war, heißt das praktisch: unzählbar viele.
Hebräer 12,22: „Ihr dagegen seid zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes gekommen, zu dem Jerusalem im Himmel, wo sich unzählbare Engelscharen zu einem Fest versammelt haben.“
Die Engel wohnen im Himmel, haben jederzeit Zugang zu den Menschen und zum Thron Gottes. Lukas 2,13-15: „Plötzlich waren sie von ganzen Heerscharen des Himmels umgeben, die alle Gott lobten und riefen: Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe und Frieden den Menschen seines Wohlgefallens auf Erden. Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Bethlehem! Sehen wir uns an, was da geschehen ist, was der Herr uns sagen ließ.“ Engel wurden geprüft. Hiob 4,18: „Siehe, selbst seinen Knechten vertraut er nicht, und seinen Engeln legt er Irrtum zur Last.“ Es gab Engel, die haben sich der Rebellion Luzifers angeschlossen und sind für ihre Sünde persönlich verantwortlich. Einige von ihnen sind jetzt schon gefangen. 2 Petrus 2,4: „Gott hat nicht einmal die Engel verschont, die sich gegen ihn vergangen hatten, sondern hat sie bis zum Tag des Gerichts in Finsternis gefesselt, in Höhlen des Abgrunds verwahrt.“
Judas 1,6: „Auch die Engel, die ihre Vollmacht überschritten und den Platz verließen, den Gott ihnen zugewiesen hatte, hat er mit ewigen Fesseln in der Finsternis verwahrt, um sie an jenem großen Tag zu richten.“ Die abgefallenen Engel werden im Weltgericht in die Hölle geworfen: Matthäus 25,41: „Dann wird er zu denen auf der linken Seite sagen: Geht mir aus den Augen ihr Verfluchten! Geht in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist!“ Die Christen werden einmal über Engel zu Gericht sitzen. 1 Korinther 6,3: „Wisst ihr nicht, dass wir sogar über Engel zu Gericht sitzen werden?“

Was unterscheidet Engel von Menschen?
Engel besitzen die Merkmale einer Person.
Epheser 3,10: „Erst durch die Kirche sollte er den Mächten und Gewalten in der Himmelswelt bekannt werden. Auf diese Weise sollten sie die vielfältige Weisheit Gottes kennen lernen.“ 1 Petrus 1,12: „Gott ließ sie erkennen, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten. Euch ist das alles jetzt von denen verkündigt worden, die euch mit der guten Botschaft vertraut gemacht haben. Sie taten das in der Kraft des Heiligen Geistes, den Gott vom Himmel gesandt hat.“ Engel verlangen nach der vollkommenen Einsicht in Gottes Pläne.
Judas 1,9: „Selbst der Engelsfürst Michael wagte es nicht, ein abwertendes Urteil über den Teufel zu fällen, als er mit ihm über den Leichnam von Mose stritt. Er sagte nur: Der Herr bestrafe dich!“ Lukas 15,10: „Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“ Die Engel freuen sich am Heil und sind interessiert an der Rettung jedes einzelnen Menschen.
Hebräer 1: „Als er den Erstgeborenen aber in die Welt einführte, sagte er: Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten!“
2 Petrus 2,4: „Gott hat nicht einmal die Engel verschont, die sich gegen ihn vergangen hatten, sondern hat sie bis zum Tag des Gerichts in Finsternis gefesselt, in Höhlen des Abgrunds verwahrt.“
Offenbarung 19,10: „Da warf ich mich ihm zu Füßen, um ihn anzubeten. Aber er sagte zu mir: Tu das nicht! Ich bin auch nur ein Sklave Gottes wie auch du und deine Brüder, die ihr an der Botschaft von Jesus festhaltet. Bete Gott an! Denn die prophetische Botschaft ist die Botschaft von Jesus.“
Engel haben also Vernunft, Willen, Gefühle und Selbstbewusstsein, sie sind geistige Personen.
Engel sind geistige Wesen, die keinen materiellen Leib besitzen.
Sie benötigen keine Nahrung und können sich unabhängig von der Materie im ganzen Universum fortbewegen. Hebräer 1,7: „Von den Engeln heißt es zwar: Seine Engel macht er zu Sturmwinden, seine Diener zu Feuerflammen.“ Hebräer 1,14: „Nein, die Engel sind alle nur Diener.“ Es sind Wesen der himmlischen Welt, die Gott als Helfer zu denen sendet, die an der kommenden Rettung teilhaben sollen.
Engel sind den Menschen überlegen
Manchmal können Engel in menschlicher Form erscheinen und gesehen werden. Matthäus 28,2: „Plötzlich gab es ein starkes Erdbeben. Ein Engel des Herrn war vom Himmel gekommen und zum Grab getreten. Er wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.“
Engel können sich unabhängig von der Materie im ganzen Universum fortbewegen
Markus 16,5: „Sie gingen in die Grabkammer hinein und erschraken sehr, als sie innen auf der rechten Seite einen Jüngling in weißem Gewand sitzen sahen.“ Die Engel sind den Menschen in gewisser Hinsicht überlegen, denn als Gott Mensch wurde, erniedrigte er sich eine kleine Weile unter die Engel (Psalm 8).
Hebräer 2,7: „Für kurze Zeit hast du ihn geringer gemacht als die Engel, dann aber hast du ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ Die Engel sind den Menschen an Kraft überlegen. Daniel 6,23: „Mein Gott hat seinen Engel geschickt, weil ihm meine Unschuld bekannt war. Und der hat den Löwen die Rachen verschlossen, so dass sie mir nichts antun konnten. Auch dir gegenüber, König, habe ich kein Unrecht begangen.“
Apostelgeschichte 12,7: „Plötzlich stand ein Engel des Herrn vor ihm und ein helles Licht erfüllte die Zelle. Er stieß Petrus in die Seite, um ihn zu wecken. Steh schnell auf!, sagte er. Sofort fielen ihm die Ketten von den Handgelenken ab.“ Dies ist sehr schön dargestellt auf einem Gemälde Raffaels. Sie sind uns auch an Weisheit überlegen, aber sie sind nicht allwissend, das ist nur Gott.
Matthäus 24,36: „Doch Tag und Stunde von diesen Ereignissen weiß niemand, nicht einmal die Engel im Himmel oder der Sohn selbst; nur der Vater weiß es.“ Die Engel erscheinen immer als mächtige Wesen und erwecken Furcht und heiligen Schrecken.
Lukas 2,9: Plötzlich trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und das Licht der Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie. Sie erschraken sehr und hatten Angst, aber der Engel sagte zu ihnen: Ihr braucht euch nicht zu fürchten, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird.“
Matthäus 28,4: „Da zitterten und bebten die Wächter vor Angst und fielen wie tot zu Boden. Der Engel sagte zu den Frauen: Erschreckt nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.“ Engel werden nicht erlöst, wenn sie gefallen sind, im Gegensatz zur Allversöhnungslehre.
Hebräer 2,14: „Weil diese Kinder nun Menschen von Fleisch und Blut sind, ist auch er ein Mensch von Fleisch und Blut geworden. So konnte er durch seinen Tod den Teufel entmachten, der die Macht über den Tod hatte, und konnte die befreien, die durch Angst vor dem Tod ihr ganzes Leben lang versklavt waren. Außerdem wissen wir ja, dass er sich nicht für Engel einsetzt, sondern für die Nachkommen Abrahams.“

Welche Ordnungen gibt es unter den Engeln?

Verschiedene Bezeichnungen für Engel zeigen hierarchische Ordnung an: Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Mächte und Gewalten, Erzengel, Engel der Völker und Schutzengel. Das wird in der Bibel angedeutet. Wer Genaueres wissen will, lese Dionysius Areopagita über die Himmlische Hierarchie.
Cherubim und Seraphim sind mit den Thronen die höchsten Engelwesen. Die Cherubim besitzen unbeschreibliche Kraft und Schönheit und Klugheit und umgeben den Thron Gottes. Geschnitzte Abbilder von ihnen breiteten ihre Flügel über die Bundeslade Israels aus und bildeten im Tempel die sichtbare Basis für den unsichtbaren Thron Gottes.
Jesaja 37,15: „Hiskia betete: Jahwe, du allmächtiger Gott Israels, der über den Cherubim thront, du allein bist Gott und Herr über alle Reiche der Welt. Du hast Himmel und Erde geschaffen.“
Seraphim, die Brennenden, sind die Engel der höchsten Liebesglut, sie werden ähnlich wie Cherubim beschrieben und umgeben auch den Thron Gottes. Sie werden nur zweimal in Jesaja 6,1-3 erwähnt:
„In dem Jahr als König Usia starb, sah ich den Herrn. Er saß auf einem hoch aufragenden Thron. Die Säume seines Gewandes füllten den ganzen Tempel aus. Umgeben war er von Seraphim, majestätischen Wesen. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel. Mit zweien davon bedeckte er sein Gesicht, mit zweien seine Beine und mit zweien flog er. Einer rief dem anderen zu: Heilig, heilig, heilig ist Jahwe, der allmächtige Gott. Die ganze Erde bezeugt seine Herrlichkeit!“ (Sanctus, Sanctus, Sanctus, Deus Dominus Sabaoth!) Cherubim und Seraphim sind vielleicht identisch mit den vier Lebewesen in der Offenbarung. Jedenfalls sind das die einzigen Wesen in der Nähe Gottes, die mit Flügeln beschrieben werden.
Offenbarung 4,6: „In der Mitte, im innersten Kreis um den Thron, standen vier mächtige Wesen, die vorn und hinten voller Augen waren. Das erste Wesen glich einem Löwen, das zweite einem jungen Stier. Das dritte hatte ein Gesicht wie ein Mensch und das vierte glich einem fliegenden Adler. Jedes der vier hatte sechs Flügel, die ebenfalls innen und außen mit Augen besetzt waren. Und immer wieder, bei Tag und Nacht, rufen diese mächtigen Wesen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der allmächtige Herrscher, der war, der ist und der kommt!“
Folgender Text beschreibt im Bild des Königs von Tyrus den Fall Luzifers, der gehörte ursprünglich zu den Cherubim.
Ezechiel 28,13-16 : „Du warst in Eden, dem Garten Gottes; aus Edelsteinen jeder Art war deine Decke: Karneol, Topas und Jaspis, Türkis, Onyx und Jade, Saphir, Rubin und Smaragd; und Arbeit in Gold waren deine Ohrringe und deine Perlen an dir; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand. Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstieß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine.“

Der Erzengel Michael
Judas 1,0: „Selbst der Engelsfürst Michael wagte es nicht, ein abwertendes Urteil über den Teufel zu fällen.“ Von den einzelnen Engeln ist offenbar Michael der Engelsfürst, eine kämpferische Gestalt.
Offenbarung 12,7: „Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Der Engelfürst Michael kämpfte mit seinen Engeln gegen den Drachen. Der Drache und seine Engel wehrten sich, aber sie konnten nicht standhalten. Von da an war für ihn und seine Engel kein Platz mehr im Himmel.“

Der Engel Gabriel
Gabriel ist offenbar mehr der Verkünder Gottes. Daniel 8,16: „Gleichzeitig hörte ich eine Stimme über dem Ulai-Kanal, die ihm zurief: Gabriel, erkläre ihm die Vision!“
Lukas 1,26: „Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel nach Galiläa in eine Stadt namens Nazareth zu der Jungfrau, die Maria heißt.“
Engel haben nach den Berichten der Bibel viele Aufgaben und Dienste zu erfüllen. Sie dienten unserem Herrn nach der Versuchung durch Satan und stärkten ihn im Kampf in Gethsemane, sie standen bereit, ihn zu schützen, waren bei seiner Himmelfahrt gegenwärtig und verkündigten seine Wiederkunft.

Der Engel Raphael
Raphael, sein Name heißt: Gott ist Arzt, ist der Führer der Schutzengel, der Wegbegleiter und der Engel der Heilung, wie er im Buch Tobit beschrieben wird. Raphael, Gabriel und Michael sind die drei in der Bibel namentlich erwähnten Erzengel.

Aufgaben der Engel gegenüber Gott
Sie beten Gott an.
Offenbarung 5,11-12: „Dann sah und hörte ich eine unzählbar große Schar von Engeln, es waren Tausende und Abertausende. Sie standen im Kreis um den Thron, die mächtigen Wesen und die Ältesten, und riefen in gewaltigem Chor: Würdig ist das Lamm, das geopfert worden ist, würdig zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit, Stärke und Ehre, Ruhm und Anbetung!“ Die Engel regieren im Auftrag Gottes Naturkräfte, ganze Völker und auch Ortskirchen.
Offenbarung 7,2: Und von da, wo die Sonne aufgeht, sah ich noch einen anderen Engel herkommen, der das Siegel des lebendigen Gottes in der Hand hatte. Er rief den vier Engeln, denen Gott die Macht gegeben hatte, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu: Verwüstet weder das Land noch das Meer und richtet auch an den Bäumen noch keinen Schaden an! Erst müssen wir allen, die Gott gehören und ihm dienen, sein Siegel auf die Stirne drücken.“
Daniel 10,13.20-21: „Aber der Engelfürst von Persien hat sich mir 21 Tage lang entgegengestellt. Da kam Michael, einer der höchsten Engelfürsten, mir zu Hilfe, so dass ich beim Kampf um Persien entbehrlich wurde. … Weißt du nun, warum ich zu dir gekommen bin?, sagte er. Schon bald werde ich wieder zum Fürsten von Persien zurückgehen, um weiter gegen ihn zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig geworden bin, muss ich auch gegen den Fürsten von Griechenland antreten. Doch vorher will ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist. Ja, es gibt niemand, der mit mir zusammen seine Kräfte gegen jene beiden aufbietet, außer Michael, eurem Fürst.“ Offenbarung 2,1: „Schreibe an den Engel der Gemeinde in Ephesus …“

Aufgaben der Engel im Leben von Menschen
Wir haben schon gesehen, dass Engel damit beauftragt sind, Menschen Botschaften zu überbringen und dass sie sich über die Erlösung freuen. Sie tun aber noch mehr.
Hebräer 1,14: „Nein, die Engel sind alle nur Diener. Es sind Wesen der himmlischen Welt, die Gott als Helfer zu denen sendet, die an der kommenden Rettung teilhaben sollen.“
Das gilt generell für alle Gläubigen.
Engel ermutigen Gläubige und retten sie in Gefahren.
Apostelgeschichte 27,23: „Letzte Nacht kam nämlich ein Engel Gottes zu mir, des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene. Er sagte zu mir: Paulus, du brauchst dich nicht zu fürchten! Gott will, dass du vor den Kaiser trittst, und er wird deinetwegen allen, die mit dir fahren, das Leben schenken. Habt also Mut, Männer! Ich vertraue Gott, dass es so kommen wird, wie er mir sagen ließ.“
Offenbar gibt es Schutzengel, nicht nur für Kinder.
Matthäus 18,10: „Hütet euch davor, einen dieser Kleinen überheblich zu behandeln! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel haben jederzeit Zugang zu meinem himmlischen Vater.“
Psalm 34,8: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“
Psalm 91,11: „Denn Er bietet seine Engel für dich auf, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen.“
Psalm 91,12: „Auf den Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“
Engel beobachten das Leben der Gläubigen und loben Gott für seine Gnade.
Epheser 3,10: „Erst durch die Kirche sollte er den Mächten und Gewalten in der Himmelswelt bekannt werden. Auf diese Weise sollten sie die vielfältige Weisheit Gottes kennen lernen.“
1 Korinther 11,10: „Deshalb soll eine Frau mit Rücksicht auf die Engel das Zeichen ihrer Vollmacht auf dem Kopf tragen“. Es scheint, dass sie besonders das Leben der Priester der Kirche beobachten. 1 Timotheus 5,21: „Ich beschwöre dich vor Gott, vor Christus und den auserwählten Engeln: Befolge dies alles ohne Vorurteil und begünstige niemand.“
Engel vollstrecken das Gericht Gottes an den Menschen.
Hebräer 11,28: „Aufgrund des Glaubens führte er das Paschafest ein und ließ das Blut der Paschalämmer an die Türpfosten streichen, damit der todbringende Engel ihre Erstgeborenen nicht antastete.“
Apostelgeschichte 12,23: „Im gleichen Augenblick aber schlug ihn (Herodes) ein Engel des Herrn, weil er sich als Gott feiern ließ und nicht Gott die Ehre gab. Von Würmern zerfressen starb er unter Qualen.“

Welche Einstellung sollen wir zu Engeln haben?
Die Jungfrau Maria sagt: „Jeder Mensch hat seinen Schutzengel und soll zu ihm beten.“ In der alten Messe wurde nach jeder Eucharistiefeier der Erzengel Michael angefleht, die Dämonen in die Hölle zu stürzen. Wenn uns Krankheiten plagen, rufen wir den Erzengel Raphael um Beistand an. Wir folgen dem Beispiel des Erzengels Gabriel und grüßen die Jungfrau Maria: Ave Maria, du Gnadenvolle, der Herr ist mit dir! Wir verehren die allerseligste Jungfrau Maria als Königin der Engel. Wir bemühen uns, in der Gottesliebe groß und so ein seraphischer Heiliger zu werden. Wir bemühen uns, in der Gottesweisheit groß und so ein cherubinischer Pilger zu werden.


ABRAHAMS OPFER SEINES LIEBLINGSSOHNES

(Genesis 22)

Es geschah einige Zeit später, dass Gott Abraham auf die Probe stellte. Abraham, Abraham!' rief er. Hier bin ich, antwortete er.

Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, deinen vielgeliebten Isaak, und geh in das Land Moria, wo du ihn als Brandopfer auf einem Berge, den ich dir weisen werde, darbringen sollst.

Früh am nächsten Morgen sattelte Abraham seinen Esel und nahm mit sich zwei seiner Knechte und seinen Sohn Isaak. Er hackte Holz zum Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm angegeben hatte.

Am dritten Tag blickte Abraham auf und sah den Ort in der Ferne.

Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt hier mit dem Esel. Der Junge und ich werden da drüben hingehen, wir werden anbeten und dann zu euch zurückkommen.

Abraham nahm das Holz zum Brandopfer, lud es Isaak auf und trug mit seinen eigenen Händen das Feuer und das Messer. Und dann gingen die beiden zusammen weiter.

Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater? Sagte er. Ja, mein Sohn? antwortete er. Siehst du, sagte er, hier ist Feuer und Holz, wo ist aber das Lamm zum Brandopfer?

Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich das Lamm zum Brandopfer wählen. Und die beiden gingen zusammen weiter.

Als sie an dem Ort, den Gott ihm angegeben hatte, angekommen waren, baute Abraham dort einen Altar und schichtete das Holz. Dann band er seinen Sohn und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.

Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu töten.

Aber der Engel Jahwes rief ihm vom Himmel zu: Abraham, Abraham! Sagte er. Hier bin ich, antwortete er.

Rühre den Knaben nicht an, sagte der Engel, und schade ihm nicht, denn nun weiß ich, dass du Ehrfurcht hast vor Gott. Du hast ihm nicht verweigert deinen eigenen geliebten Sohn.

Dann erblickte er, dann sah Abraham einen Widder mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes statt.

Abraham nannte diesen Ort "Jahwe opfert", und damit die Leute heute sagen: Auf dem Berg Jahwes wurde ein Opfer zur Verfügung gestellt.

Der Engel Jahwes rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel:

Ich schwöre bei mir selbst, der Herr erklärt, dass, weil du das getan hast, weil du mir deinen eigenen geliebten Sohn nicht verweigert hast,

Werde ich Segnungen auf dich ausschütten und deine Nachkommen so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und der Sand am Ufer des Meeres. Deine Nachkommen werden erobern die Tore ihrer Feinde.

Alle Völker der Erde werden sich mit deinem Nachkommen segnen, weil du auf meine Stimme gehört hast.

Abraham ging zurück zu seinen Knechten, und gemeinsam zogen sie nach Beerscheba, und Abraham ließ sich in Beerscheba nieder.

Und es geschah nach einiger Zeit, dass Abraham ein Wort empfing, dass Milka auch nun Söhne seinem Bruder Nahor geboren hatte:

Uz, seinen Erstgeborenen, Buß, seinen Bruder, Kemuel, den Vater von Aram,

Chesed, Haso, Pildasch, Jidlaph, Bethuel,

Und Bethuel zeugte Rebekka. Dies waren die acht Kinder, die Milka schenkte dem Nahor, Abrahams Bruder.

Er hatte auch eine Konkubine namens Rehuma, und auch sie hatte Kinder: Tebah, Gaham, Tahash und Maacha.

DIE WELTSEELE

Die Weltseele (lateinisch anima mundi, griechisch psyche tou pantos) ist ein religiöses und naturphilosophisches Konzept. Es beruht auf der Vorstellung einer Analogie zwischen der Gesamtheit des Kosmos und dem Menschen. Das Universum als Makrokosmos soll analog zum Menschen, dem Mikrokosmos, strukturiert sein. Als Lebens- und Bewegungsprinzip wird für beide eine Seele angenommen. So wie man sich einen einzelnen Menschen als beseelt und von seiner Einzelseele belebt vorstellt, so wird der Kosmos als lebendiger, mit einer eigenen Seele ausgestatteter Organismus aufgefasst.
Der Begriff „Weltseele“ wurde von Platon geprägt. In seinem Dialog Timaios entwarf er eine Theorie der Beseelung der Welt. Er bezeichnete die Weltseele als selbstbewegt; in ihrer Eigenbewegung sah er ihr Hauptmerkmal. Als notwendig betrachtete er sie aus zwei Gründen. Erstens hielt er ein Prinzip, auf das Bewegung generell zurückgeführt werden kann, für erforderlich; in seinem Spätwerk Gesetze betonte er, die Weltseele sei die Ursache aller Bewegung in der Natur. Auf sie führte er die Bewegungen am Himmel ebenso wie diejenigen auf der Erde zurück. Zweitens benötigte er die Weltseele als das Prinzip, vermittels dessen er die im Kosmos waltende Vernunft mit der Weltmaterie verband.
Nach dem im Timaios erzählten Mythos hat der Weltschöpfer die Weltseele zusammen mit dem Kosmos erschaffen. Aus verschiedenen Mischungen schuf er die Weltseele. Dank dieser Mischungen enthält die Weltseele Elemente von allem und wird dadurch in die Lage versetzt, alles wahrzunehmen und zu erkennen. Ihr steht die Herrschaft über den Weltkörper zu, so wie der Einzelseele des Individuums die Herrschaft über dessen Körper. Die Weltseele durchdringt und umgibt den Körper des Kosmos, seine Materie. Sie ist die vermittelnde Instanz zwischen der rein geistigen Ideenwelt und dem physischen Weltkörper.
Allerdings bedarf die Weltseele nach der platonischen Naturphilosophie zur geordneten Bewegung der Vernunft, des Geistes (Nous). Der Geist, der im Timaios vom Weltschöpfer repräsentiert wird, lenkt als übergeordnete Instanz die Weltseele von außen. Damit stellt sich die Frage, ob die Weltseele auch über eine eigene Vernunft verfügt oder ob sie von sich aus unvernünftig wäre, aber sich dank fremder Lenkung dennoch stets gut verhält.
Plutarch vertrat eine dualistische Position: Da in der sinnlich wahrnehmbaren Welt Gutes mit Schlechtem gemischt ist, nahm er zwei entgegengesetzte Prinzipien (archai) und einander widerstreitende Kräfte (dynameis) an. Eine der Kräfte führt in die richtige Richtung, die andere in die verkehrte. Die negative Kraft kann sich normalerweise nur unter dem Mond, also insbesondere auf der Erde, auswirken; der über dem Mond gelegene Himmelsbereich ist eigentlich frei von Schlechtigkeit. Plutarch identifizierte das negative Prinzip mit der Urseele, der Seele im Urzustand. Diese sei von Natur aus unvernünftig, bewege sich ungeordnet und werde nur dank der Herrschaft der ordnenden Vernunft auf das Gute ausgerichtet. Plutarch betrachtete die Weltseele als unauflöslich mit der ihr zugehörigen, von ihr beseelten Weltmaterie verbunden.
Im Neuplatonismus hingegen wurde die Weltseele zu den vollkommenen Elementen der geistigen Welt gezählt. Sie galt als die unterste der drei hierarchisch geordneten „Naturen“ oder, wie man später zu sagen pflegte, Hypostasen, welche die geistige Welt ausmachen. Plotin meinte, die Weltseele unterscheide sich von den Einzelseelen dadurch, dass sie ständig auf den Geist (Nous) ausgerichtet und immer mit ihrem Körper verbunden sei, während die Ausrichtung der Einzelseelen Veränderungen unterworfen sei. Indem die Weltseele den Kosmos beseele, verleihe sie ihm quasi göttliche Qualitäten.
Aristoteles lehnte das platonische Konzept der Weltseele ab und verwarf insbesondere die Vorstellung, dass sie nicht nur bewege, sondern auch selbst in ständiger Bewegung sei.
Von dem platonischen Konzept abgeleitet, aber stark abgeändert war die Auffassung der Stoiker von der Beseelung der Welt. Sie nahmen ein aktives, den ganzen Kosmos durchdringendes feuriges Prinzip, das Pneuma, an. Damit verbanden sie die Vorstellung, die Welt sei ein beseeltes, unsterbliches, göttliches Lebewesen, dem sie Sinne und Vernunft zuschrieben. Die Einzelseelen betrachteten sie als Teile der Weltseele. Für die Stoiker war die Weltseele jedoch nicht wie im Platonismus eine eigenständig existierende geistige Substanz mit einem bestimmten Rang und einer besonderen Aufgabe in der hierarchischen Weltordnung, sondern nur ein bestimmter Aspekt einer einheitlichen, körperlich gedachten Welt.
Der stark vom Platonismus beeinflusste jüdische Denker Philon von Alexandria wsollte die Wltseele nur als Metapher gelten lassen. Bei den verschiedenen Strömungen der Gnosis fand das Konzept keinen Anklang, nur der Manichäismus nahm es auf. Die Manichäer betrachteten die Weltseele jedoch nicht wie die Platoniker und die Stoiker als von Natur aus dem Weltkörper zugeordnet, sondern hielten ihren Aufenthalt in der materiellen Welt für das Ergebnis einer Katastrophe, das ebenso wie bei den Einzelseelen durch Erlösung rückgängig zu machen sei.
Unter den Kirchenvätern fällt Augustinus durch sein positives Verhältnis zum Gedanken einer Beseeltheit der Welt auf. Er hält ihn für eine kühne Hypothese, die weder mit Vernunftgründen beweisbar noch aus der Bibel abzuleiten sei, aber möglicherweise zutreffe. Boethius bekannte sich in seiner Schrift vom Trost der Philosophia ausdrücklich zur Idee der „alles bewegenden Seele“ der Welt.
Im 9. Jahrhundert bekannte sich der neuplatonisch orientierte christliche Philosoph Johannes Scottus Eriugena zur Idee der Belebtheit der ganzen Welt.
Im 11. Jahrhundert übernahm der in Spanien lebende jüdische Philosoph Solomon ibn Gabirol im Rahmen seiner Rezeption des Neuplatonismus auch die Vorstellung einer Weltseele.
Im 12. Jahrhundert wurde das Weltseele-Thema erneut aufgegriffen. Der Platoniker Wilhelm von Conches, der den Timaios kommentierte, nannte die Weltseele eine belebende „natürliche Kraft“ und schrieb, sie sei zugleich mit der Welt geschaffen worden. Er brachte sie – eine schon in der Antike auftauchende Überlegung – vorsichtig mit dem Heiligen Geist in Zusammenhang. Allerdings identifizierte er sie nicht ontologisch mit dem Heiligen Geist (was wegen dessen Ungeschaffenheit theologisch problematisch wäre), sondern ließ die Frage ihres Verhältnisses zur dritten Person der Dreifaltigkeit ausdrücklich offen. Der einflussreiche Theologe Bernhard von Clairvaux bekämpfte die Gleichsetzung der Weltseele mit dem Heiligen Geist nachdrücklich.
Nikolaus von Kues setzte sich im 15. Jahrhundert in seinem Werk von der gelehrten Unwissenheit mit der platonischen Auffassung von der Weltseele auseinander. Er betrachtet die Weltseele als „universale Form“, die den Dingen innewohne, aber nicht eigenständig außerhalb von ihnen existiere. Er setzt sie nicht mit dem Heiligen Geist gleich, sondern hält sie für dessen „Ausfaltung“. Sein Zeitgenosse Marsilio Ficino teilt die platonische Überzeugung von der Beseeltheit der gesamten Welt, ebenso wie auch Giovanni Pico della Mirandola, doch halten sich diese Denker von einer pantheistischen Deutung dieses Konzepts fern. .
Giordano Bruno war ebenfalls der Meinung, dass man in allen Dingen Seele und Leben antreffe und dass die Seele als Form aller Dinge überall die Materie ordne und beherrsche. Er betont stärker als seine Vorgänger den Aspekt der Immanenz Gottes in der Welt. Der Weltseele, die er als die allgemeine Form des Weltalls bezeichnet, schreibt er eine „universale Vernunft“ zu, welche er mit der Wirkursache des Weltalls gleichsetzt. Er meint, die Weltseele sei überall, doch sei ihre Allgegenwart in einem geistigen Sinne zu verstehen, nicht körperlich oder der Ausdehnung nach.
Im 17. Jahrhundert wird im Zuge der sich verstärkenden Mechanisierung des Weltbilds die herkömmliche panpsychistische Naturauffassung der Naturphilosophen von prominenten Denkern und Wissenschaftlern radikal verworfen oder einfach ignoriert. Damals beklagte der Dichter John Donne in einem Gedicht den Tod der Weltseele.
Im Zeitalter der Aufklärung wird die Weltseele meist als Phantasievorstellung betrachtet. Ein Verteidiger des Weltseele-Konzepts war jedoch Salomon Maimon. Er hielt die Weltseele für eine von Gott erschaffene Substanz und deutet sie metaphysisch als endliche Universalform. Dieses Verständnis der Weltseele ist nach seiner Ansicht mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand seiner Zeit kompatibel.
Schelling griff den Begriff „Weltseele“ auf und machte ihn sogar zum Thema seiner Schrift Von der Weltseele. Allerdings verstand er ihn nur als Metapher für ein organisierendes Prinzip, das nach seiner Auffassung die organische und die anorganische Natur kontinuierlich verbindet und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft. Den antiken Philosophen schrieb er eine Ahnung von diesem Prinzip zu, die sie dazu veranlasst habe, an eine Weltseele zu denken. Goethe, der Schelling schätzte und dessen Schrift über die Weltseele kannte, benannte sein Gedicht „Weltschöpfung“ unter dem Einfluss Schellings in „Weltseele“ um. Auch in seinem Gedicht „Eins und Alles“ nahm Goethe auf die Weltseele Bezug: „Weltseele, komm, uns zu durchdringen!“ Dabei ging es ihm um die Erfahrung der Einheit und Lebendigkeit der Natur.
In der Literatur der Romantik, in der „Seele“ zu den Schlüsselbegriffen gehört, kommt der Ausdruck „Weltseele“ öfters vor, besonders bei Novalis.
Der russische Religionsphilosoph Wladimir Solowjew knüpfte an gnostische Vorstellungen an, indem er einen Absturz der Weltseele annahm; sie sei aus dem Mittelpunkt der All-Einheit des göttlichen Daseins heraus in die Peripherie der geschöpflichen Vielheit gefallen. Damit habe sie sich ihrem eigenen Wesen entfremdet und die gesamte Schöpfung in die Unordnung hinab gezogen. Aus dem dadurch hervorgerufenen Chaos sei das Böse entstanden, dessen Frucht das Leid sei.
Carl Gustav Jung bezog das Weltseele-Konzept auf das den einzelnen Seelen gemeinsame „kollektive Unbewusste“.
Künstlerisch wird die Weltseele als nackte Göttin dargestellt, deren Kopf von einem Sternenkranz umgeben ist. Sie steht auf einer Weltkugel, mit einem Fuß im Meer und einem Fuß auf der Erde stehend. Die rechte Brust ist mit einem Stern, die linke mit einer Sonne verziert, die Scham mit einem Mond.


HYPATIA

Hypatia (auch Hypatia von Alexandria, geboren um 355 in Alexandria; gestorben März 415 oder März 416 in Alexandria) war eine griechische spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie unterrichtete öffentlich und vertrat einen mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus. Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehörte sie im überwiegend christlichen Alexandria der heidnischen Minderheit an. Doch konnte sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Schließlich wurde sie aber das Opfer eines politischen Machtkampfs, in dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Ein aufgehetzter Pöbel ermordete sie und zerstückelte ihren Leichnam.
Der Nachwelt blieb Hypatia hauptsächlich wegen der spektakulären Umstände ihres Todes in Erinnerung. Seit der Aufklärung wird Hypatias Ermordung oft von Kritikern der Kirche als Beispiel für Intoleranz und wissenschaftsfeindliche Haltung angeführt. Aus feministischer Sicht erscheint die Philosophin als frühe, mit überlegenem Wissen ausgestattete Vertreterin einer emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner.
Über Hypatias Leben und Werk liegen nur spärliche Nachrichten vor. Die wichtigsten Quellen sind: Erstens, sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers Synesios von Kyrene, der sie außerdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung Über das Geschenk erwähnt. Als Schüler und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert. Da er am Neuplatonismus festhielt, aber zugleich Christ war und sogar Bischof von Ptolemais wurde, ist seine Sichtweise relativ wenig von Parteinahme in den religiösen Konflikten geprägt. Zweitens, die Kirchengeschichte des Sokrates von Konstantinopel (Sokrates Scholastikos), der ein jüngerer Zeitgenosse Hypatias war. Sokrates schildert die Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrücklich als unchristliche Tat. Drittens, die nur fragmentarisch erhaltene Philosophische Geschichte des Neuplatonikers Damaskios, die im Zeitraum 517–526 entstanden ist. Damaskios war ein entschiedener Anhänger der alten Religion und Gegner des Christentums. Er neigte zu kritischen Urteilen über die Kompetenz von Philosophen, die seinen Maßstäben nicht genügten, und auch seine Bemerkungen über Hypatia lassen eine abschätzige Haltung erkennen. Viertens, der Hypatia gewidmete Artikel in der Suda, einer byzantinischen Enzyklopädie des 10. Jahrhunderts. Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualität unkritisch aneinandergereiht. Der Verfasser des Suda-Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der Philosophischen Geschichte des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spätantiken Quelle, der von Hesychios von Milet angelegten Sammlung von Literaten-Biographien, die heute bis auf Fragmente verloren ist. In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmückung erkennbar.
Hypatias Vater war der Astronom und Mathematiker Theon von Alexandria, der letzte namentlich bekannte Wissenschaftler im Museion von Alexandria, einer berühmten staatlich finanzierten Forschungsstätte. Wahrscheinlich wurde Hypatia um 355 geboren, denn zum Zeitpunkt ihres Todes war sie, wie ein Chronist berichtet, bereits eine „alte Frau“, vermutlich etwa sechzigjährig. Sie scheint das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht zu haben. Bei ihrem Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung. Später beteiligte sie sich an seiner astronomischen Arbeit. Wer ihr Philosophielehrer war, ist unbekannt; aber es kommt Antoninos, ein Sohn der Philosophin Sosipatra, in Betracht.
Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie, selbst Mathematik und Philosophie zu unterrichten. Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen, durchdachten Vorgehensweise. Sokrates von Konstantinopel berichtet, von überall seien Hörer zu ihr gekommen. Manche ihrer Schüler waren Christen. Der berühmteste von ihnen war Synesios, der im letzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte. Damaskios berichtet, Hypatia habe den Philosophenmantel getragen und sei in der Stadt unterwegs gewesen, um öffentlich zu unterrichten und allen, die sie hören wollten, die Lehren Platons oder Aristoteles’ oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen. Die überlieferte Darstellung von Hypatias Lehrweise rückt die Philosophin äußerlich in die Nähe des Kynismus, ebenso wie der Hinweis auf ihren Philosophenmantel, ein Kleidungsstück, das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte.
Damaskios war der Meinung, dass Philosophieunterricht nicht in der Öffentlichkeit und nicht jedem, sondern nur entsprechend qualifizierten Schülern erteilt werden sollte. Möglicherweise hat er bei seiner Darstellung von Hypatias Tätigkeit karikierend übertrieben. Jedenfalls kann man seinen Worten entnehmen, dass sie philosophische Themen, die man sonst in geschlossenem Kreis unter einschlägig Gebildeten zu erörtern pflegte, einer relativ breiten Öffentlichkeit unterbreitete.
In diese Richtung weist auch eine in der Suda überlieferte Anekdote, wonach sie einem in sie verliebten Schüler ihr Menstruationsblut als Symbol für die Unreinheit der materiellen Welt zeigte, um ihm die Fragwürdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu führen. Die Geringschätzung des Körpers und der körperlichen Bedürfnisse war ein Merkmal der neuplatonischen Weltsicht. Jedenfalls war Hypatia dafür bekannt, vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zurückzuschrecken. Dies ist ebenfalls ein Indiz für ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung: Kyniker pflegten kalkuliert zu schockieren, um Erkenntnisse herbeizuführen.
Neben dem Lehrstoff, den Hypatia der Öffentlichkeit vermittelte, gab es auch Geheimlehren, die einem engeren Schülerkreis vorbehalten bleiben sollten. Dies ist aus der Korrespondenz des Synesios ersichtlich, der gegenüber seinem Freund und Mitschüler Herkulianos mehrfach an das Gebot der Verschwiegenheit erinnert und Herkulianos vorwirft, sich nicht daran gehalten zu haben. Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den Pythagoreern; die Vermittlung von Geheimwissen an unqualifizierte Personen führe dazu, dass solche eitlen und verständnislosen Hörer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergäben, was letztlich eine Diskreditierung der Philosophie in der Öffentlichkeit bewirke.
Sokrates von Konstantinopel schreibt, Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter aufgetreten. Sicher ist, dass sie zum Umkreis des römischen Präfekten Orestes gehörte.
Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet. Damaskios erwähnt ihre außergewöhnliche Schönheit.
Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit Messgeräten. Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich, sie möge ihm ein „Hydroskop“ schicken. Ob das Instrument zur Erfassung und Beschreibung der Himmelskörperbewegungen, das Synesios bauen ließ, nach Anweisungen Hypatias konstruiert wurde, ist umstritten.
Hypatia wurde im März 415 oder im März 416 ermordet. Die Vorgeschichte bildete ein primär politischer und persönlicher Konflikt mit religiösen Aspekten, mit dem sie wohl ursprünglich nichts zu tun hatte.
Schon in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen zwischen Teilen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und Anhängern der alten Kulte gekommen, die zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Todesopfern führten. Im Lauf dieser Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zurückgedrängt. Der Patriarch Theophilos von Alexandria ließ Kultstätten zerstören, insbesondere das berühmte Serapeum, doch der heidnische Unterrichtsbetrieb wurde – wenn überhaupt – nur vorübergehend beeinträchtigt.
Die religiös-philosophische Weltanschauung der Gebildeten, die an der alten Religion festhielten, war ein synkretistischer Neuplatonismus, der auch Teile des Aristotelismus und stoische Gedanken in sein Weltbild integrierte. Diese heidnischen Neuplatoniker versuchten, die Verschiedenheiten der überlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der philosophischen Traditionen zu überbrücken, und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als philosophische und religiöse Wahrheit schlechthin. Von der Synthese ausgenommen war nur der Epikureismus, den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der griechischen Philosophie betrachteten.
Zwischen dem heidnischen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein Gegensatz. Nur Synesios, der zugleich Christ und Neuplatoniker war, versuchte eine Harmonisierung. In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie gegenüber den Glaubenslehren den Vorzug. Die religiös orientierten nichtchristlichen Platoniker, welche die geistige Basis für einen Fortbestand heidnischer Religiosität in gebildeten Kreisen schufen, erschienen den Christen als Gegner.
Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem heidnischen Milieu aber nicht wegen ihres Festhaltens an ihrem religiös-philosophischen Weltbild, sondern wegen ihrer Kultpraxis. Seit Iamblichos von Chalkis schätzten und praktizierten viele Neuplatoniker die Theurgie, eine rituelle Kontaktaufnahme mit den Göttern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen. Aus christlicher Sicht war das Zauberei, Götzenkult und Beschwörung teuflischer Dämonen.
Neben den Konflikten zwischen heidnischen und christlichen Einwohnern von Alexandria gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwürfnisse zwischen Anhängern unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen. Damit vermischten sich politische Gegensätze sowie Machtkämpfe, zu deren Hintergrund auch persönliche Feindschaften gehörten.
Den Ausgangspunkt der Ereignisse, die schließlich zu Hypatias Tod führten, bildeten handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen, die eskalierten und zahlreiche Todesopfer forderten. Der Patriarch Kyrill von Alexandria war der Neffe und Nachfolger des Theophilos, dessen Kurs religiöser Militanz er fortsetzte. Kyrill profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden. Ein in seinem Sinne tätiger Agitator namens Hierax schürte den religiösen Hass. Als er bei einer Veranstaltung des Präfekten Orestes im Theater auftauchte, beschuldigten ihn die anwesenden Juden, er sei nur gekommen, um einen Aufruhr anzuzetteln. Orestes, der zwar Christ war, aber als oberster Repräsentant der Staatsmacht für den inneren Frieden zu sorgen hatte, ließ Hierax festnehmen und sogleich öffentlich unter der Folter befragen. Daraufhin bedrohte Kyrill die Anführer der Juden. Nach einem nächtlichen Angriff der Juden, die dabei viele Christen getötet hatten, organisierte Kyrill einen umfassenden Gegenschlag. Seine Anhänger zerstörten die Synagogen und plünderten die Häuser der Juden. Jüdische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben. Es gab aber auch später noch eine jüdische Gemeinde in Alexandria. Ein Teil der Vertriebenen kehrte zurück.
Das eigenmächtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autorität des Präfekten heraus, zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren. Es kam zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Männern, den höchsten Repräsentanten des Staates und der Kirche in Alexandria. Dabei stützte sich Kyrill auf seine Miliz. Zur Verstärkung seiner Anhänger trafen rund fünfhundert gewaltbereite Mönche aus der Wüste ein. Zu diesen militanten Mönchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen, da er früher einige Jahre unter ihnen gelebt hatte. Im Milieu der teils analphabetischen Mönche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und radikale Intoleranz gegenüber allem Nichtchristlichen; sie hatten schon den Patriarchen Theophilos bei der Verfolgung religiöser Minderheiten tatkräftig unterstützt. Die Parteigänger des Patriarchen behaupteten, der Präfekt schütze Gegner des Christentums, weil er mit ihnen sympathisiere und selbst insgeheim ein Heide sei. Die fanatisierten Mönche traten dem Präfekten, als er in der Stadt unterwegs war, offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus. Ein Mönch namens Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf. Darauf ergriffen fast alle Begleiter des Präfekten die Flucht, sodass er in eine lebensgefährliche Lage geriet. Seine Rettung verdankte er herbeieilenden Bürgern, welche die Mönche verjagten und Ammonios ergriffen. Der Gefangene wurde verhört und starb unter der Folter. Daraufhin lobte Kyrill öffentlich den Mut des Ammonios, verlieh ihm den Namen „der Bewundernswerte“ und wollte für ihn einen Märtyrerkult einführen. Damit fand er aber bei der christlichen Öffentlichkeit kaum Anklang, da der tatsächliche Hergang der Auseinandersetzung allzu bekannt war.
Nun entschied sich Kyrill für ein Vorgehen gegen Hypatia, die sich als Angriffsziel eignete, da sie eine profilierte heidnische Persönlichkeit im engeren Umkreis des Präfekten war. Nach dem Bericht des Sokrates von Konstantinopel, der glaubwürdigsten Quelle, wurde das Gerücht verbreitet, dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige und damit eine Versöhnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt hintertreibe. Hierdurch aufgestachelt, versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der Führung eines gewissen Petros, der in der Kirche den Rang eines Lektors innehatte, und lauerte Hypatia auf. Die Christen bemächtigten sich der alten Philosophin, brachten sie in die Kirche Kaisarion, zogen sie dort nackt aus und töteten sie mit Scherben. Dann rissen sie den Leichnam in Stücke, brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort.
Für Orestes bedeutete der Mord eine spektakuläre Niederlage und er büßte viel Ansehen in der Stadt ein, da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schützen noch die Täter bestrafen konnte. Zwar wurde gegen die Mörder Klage erhoben, doch ohne Folgen. Damaskios behauptet, Richter und Zeugen seien bestochen worden. Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach Konstantinopel an den Hof des oströmischen Kaisers Theodosius II., um dort die Ereignisse aus der Sicht Kyrills zu schildern. Etwas später jedoch, anderthalb Jahre nach Hypatias Tod, konnten die Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen, denn es gelang ihnen, sich in Konstantinopel durchzusetzen. Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten fest, dass künftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Präfekten nicht mehr erlaubt seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Präfekten unterstellt werde. Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz, die der Patriarch nach Belieben verwenden und sogar gegen den Präfekten einsetzen konnte. Diese kaiserlichen Maßnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand, schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt über seine Miliz zurückgewinnen.
Die Darstellung des Damaskios, dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des Aristoteles auslegte und überhaupt über jeden beliebigen Philosophen dozierte, weist sie als Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus. Man ging von einer in den Grundzügen einheitlichen Lehre aller damals als seriös geltenden philosophischen Richtungen aus. Die verschiedenen Richtungen, ausgenommen der verachtete Epikureismus, wurden unter dem Dach des Neuplatonismus zusammengeführt. Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrücklich fest, sie habe der Schule angehört, die Plotin begründet hatte, und dies war die neuplatonische.
In der Suda werden ihr mehrere Werke – alle mathematischen oder astronomischen Inhalts – zugeschrieben: ein Kommentar zur Arithmetik des Diophantos von Alexandria, ein Kommentar zu den Kegelschnitten des Apollonios von Perge und eine Schrift mit dem Titel „Astronomischer Kanon“. Unklar ist, ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den „Handlichen Tafeln“ des Astronomen Ptolemaios war, wie meist angenommen wird, oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias. Diese Schriften sind früh untergegangen, da sie sonst nirgends erwähnt werden.
Es ist keine einzige konkrete mathematische, naturwissenschaftliche oder philosophische Aussage überliefert, die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Allerdings hat ihr Vater Theon in der ältesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios’ Almagest bei der Überschrift zum dritten Buch angemerkt, es handle sich um eine „von der Philosophin Hypatia, meiner Tochter“ durchgesehene Fassung. Unklar ist, ob damit gemeint ist, dass sie den Text der Almagest-Handschrift, die Theon für die Erstellung seines Kommentars verwendete, auf Fehler durchgesehen hat, oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat. Im Kommentar sind Spuren einer Überarbeitung erkennbar, die möglicherweise anzeigen, dass sie wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war.
Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendären Ruf. Synesios rühmte sie überschwänglich und erwähnte in einem an sie gerichteten Brief ihren großen Einfluss, der sie zu einem gewichtigen Faktor im öffentlichen Leben mache. Sokrates Scholastikos schrieb in seiner Kirchengeschichte, sie habe die Philosophen ihrer Zeit übertroffen und sei wegen ihrer Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden. Dass sie in Alexandria außerordentlich verehrt wurde, bezeugt auch ein durch die Suda überlieferter Bericht. Daher erregte ihre Ermordung großes Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt. Der arianische Kirchengeschichtsschreiber Philostorgios nutzte die Gelegenheit, seine theologischen Gegner, die Anhänger des Konzils von Nicäa, für den Mord verantwortlich zu machen. Auch im lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt: Ein Kapitel der unter Cassiodors Leitung kompilierten Kirchengeschichte Historia ecclesiastica tripartita ist dem Schicksal Hypatias gewidmet. Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel, gibt aber abweichend von dessen Bericht an, die Philosophin sei mit Steinen getötet worden.
Dem Dichter Palladas wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben, von dem fünf Verse in der Anthologia Palatina überliefert sind.
Einer Forschungsmeinung zufolge zeigt die Überlieferung vom Tod Hypatias Ähnlichkeiten mit der hagiographischen Darstellung des Martyriums der heiligen Katharina von Alexandrien. In der Katharina-Legende seien die Rollen von Christen und Heiden vertauscht. Möglicherweise habe die Überlieferung des Martyriums der heiligen Katharina einen Bericht über Hypatias Tod zum Ausgangspunkt einer literarischen Legende gemacht.
Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras, die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei „eine zweite Theano und Hypatia“ genannt worden. Aus seinen Worten ist zu ersehen, dass Hypatia im mittelalterlichen Byzantinischen Reich als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau fortlebte.
Die Instrumentalisierung des Themas für religiöse und philosophische Polemik setzte im späten 17. Jahrhundert ein. Der protestantische Kirchenhistoriker Gottfried Arnold beurteilte in seiner Unparteyischen Kirchen- und Ketzer-Historie die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch. Im 18. Jahrhundert wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der Aufklärung und der katholischen Kirche thematisiert. Henry Fielding nahm ebenfalls in seiner kirchenfeindlichen Satire A journey from this world to the next auf Hypatias Schicksal Bezug. Ihr Tod galt als eindrückliches Beispiel für einen kirchlicherseits geförderten mörderischen Fanatismus, den insbesondere Aufklärer wie Voltaire anprangerten. Voltaire äußerte sich dazu unter anderem in seinem Examen important de Milord Bolingbroke ou le tombeau du fanaticisme. Für ihn war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorläuferin der Aufklärung.
Der Anglikaner Thomas Lewis publizierte ein Pamphlet, in dem er Kyrill verteidigte und Hypatia als „most impudent school-mistress“ bezeichnete. Die Rechtfertigung Kyrills war das Ziel einer Abhandlung des französischen Jansenisten Claude-Pierre Goujet.
Eine Einschätzung von Hypatias philosophischen, mathematischen und astronomischen Leistungen ist angesichts der sehr ungünstigen Quellenlage spekulativ und problematisch. Christian Lacombrade betont, dass Hypatia ihren Nachruhm den Umständen ihres Todes verdanke, nicht ihrem Lebenswerk. Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschätzung ihrer Bedeutung ist in der feministischen Forschung anzutreffen. Im feministischen Diskurs werden die antiken Texte zu Hypatia unter dem Gesichtspunkt der Genderforschung interpretiert. Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafür, „wie man mit der weiblichen Intellektualität und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte“. So wie Hypatias Leichnam zerstückelt wurde, so sei auch ihre Lebensleistung durch die Überlieferung zerstückelt worden. „Sie der Vergessenheit zu überantworten, war Kalkül.“
1925 veröffentlichte Dora Russell, die Frau des Philosophen Bertrand Russell, als Mrs. Bertrand Russell eine feministische Schrift mit dem Titel Hypatia or Woman and Knowledge.
Mehrere feministische Zeitschriften sind nach der spätantiken Philosophin benannt worden.
Charles Leconte de Lisle schrieb zwei Fassungen eines Hypatia-Gedichts, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Leser fand, und das kurze Drama Hypatie et Cyrille. Er verherrlichte das Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schönheit, das er in Hypatia verwirklicht sah.
Von dem Komponisten Roffredo Caetani stammt die Oper Hypatia, eine azione lirica in drei Akten, die 1924 veröffentlicht und 1926 im Deutschen Nationaltheater in Weimar uraufgeführt wurde. Sie handelt vom letzten Lebenstag Hypatias.
Nach Hypatia ist der Asteroid (238) Hypatia benannt, der am 1. Juli 1884 entdeckt wurde. Auch der Mondkrater Hypatia trägt ihren Namen. Nördlich des Kraters befinden sich Mondrillen, die Rimae Hypatia („Hypatia-Rillen“) heißen.



SALOMO UND DIE ELSTER

Es war im Jahre 1000 vor der Geburt des Retters Jesus Christus, als der weise König Salomo in Jerusalem Richter der Juden war, da fand eine Gerichtsverhandlung im Richthaus statt. Staatsanwalt war der Prophet Nathan, der schon dem König David ins Gewissen geredet hatte, nachdem der die schöne Nachbarin Bathseba nackt baden gesehen und mit ihr die Ehe gebrochen hatte. Rechtsanwalt war Assaph, der gleichzeitig der Fürst der Tempelsänger war. Nebenkläger war der Rosengärtner Johannes. Er hatte nämlich, als er schon Witwer war, seinen goldenen Ehering eines Tages von seinem Finger abgezogen und auf das Fensterbrett gelegt.
Nun grenzte sein Rosengarten an den Garten der frommen Witwe von En-Dor, die im Chor der Tempelsängerinnen zu Ehren Gottes des Herrn mit schöner Stimme Psalmen sang. In dem großen Garten der Witwe von En-Dor lebte eine treue Elster. Wenn die Elster auf der Gartenpforte saß und mit dem Schwanz wippte, wusste die Witwe von En-Dor, dass Gäste nahten. Die Witwe von En-Dor mochte deswegen die Elster gerne, denn sie war sehr leutselig. Aber das Ohr der Witwe war auf harmonische Schönheit gestimmt, darum mochte sie das Klappern und Schnarren der Elster weniger.
Was sie aber nicht bedachte, war, dass die Elster eine diebische Elster war, die alles Schimmernde und Glänzende liebte, wie schon unser aller Mutter Eva sehr den Goldschmuck und die Silberkettchen und Perlenketten und Lapislazuli und Mondstein liebte, mit dem Vater Adam sie hofierte.
Nun begann die Gerichtsverhandlung. Das Richthaus war von Zedern und Zypressen und unbehauenen Steinen errichtet und inwendig und auswendig mit Uphas-Gold verkleidet. An der Stirn des Gerichtssaales saß der Richterstuhl des Königs Salomo. An der rechten Seite des Saales saß der Staatsanwalt Nathan und der Nebenkläger Johannes. An der linken Seite des Saales saß der Verteidiger Assaph. In der Mitte des Gerichtssaales saß die Angeklagte, die Elster. Sie saß in einem Vogelkäfig, den die Witwe von En-Dor auf ihrem Schoß trug.
Salomo eröffnete die Gerichtsverhandlung: Im Namen Gottes des Herrn! Wir sind hier, die Schuld der Elster zu untersuchen. Nathan, Staatsanwalt, beginne mit deiner Anklage.
Nathan erhob sich und begann zu reden: Hochheiliger Salomo, wir sind hier, um ein abscheuliches Verbrechen zu ahnden. Gott der Herr hat am fünften Schöpfungstag die Vögel geschaffen. Unter der Klasse der Vögel gab es die Ur-Elster. Diese Elster ist also ein Geschöpf Gottes. Und wie das Sprichwort in Israel sagt: Seht die Vögel unter dem Himmel, sie arbeiten nicht, sie sparen nicht, und Gott der Herr ernährt sie dennoch. Diese Elster ist also nicht nur ein Geschöpf Gottes, sondern wird auch Tag für Tag von Gott am Leben erhalten. Daher ist es die Dankesschuld der Elster und ihre Pflicht, die Gebote des Herrn zu halten. Nun gab Gott aber den Kreaturen das hochheilige Gesetz, die zehn Gebote. Darin heißt es: Du sollst nicht stehlen! Und: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und Magd und Eselin und Kamel und Schaf und irgendein Ding. Diese Elster hat gegen diese beiden Gottesgebote verstoßen. Zuerst erwachte in ihr die Begierde nach dem Ehering des Israeliten Johannes, und der Begierde folgte die Tat, die Elster stahl den Ehering des Johannes. Gott ist der Richter, aber, wie der Psalmist sagt, Gott hat sein Gericht dem König übergeben und dem Königssohn. Und du, o weiser Salomo, Sohn Davids, des Mannes nach dem Herzen Gottes, du musst Gottes Gericht vollstrecken.
Salomo sagte: Was für eine Strafe fordert der Staatsanwalt Nathan?
Nathan sagte: Wie es im Gesetz Moses heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich fordere nicht die Todesstrafe durch Steinigung, wie es der Gotteslästerung und dem Ehebruch angemessen ist, sondern, was die Elster gestohlen hat, das muss die Elster ersetzen.
Salomo fragte: Ist der Ehering des Johannes denn noch da, dass die Elster ihn einfach zurückgibt?
Nein, Ehrwürden, die Elster hat den Ring verschleppt und kann uns nicht sagen, wo er ist. Zudem verstehe ich auch nicht die Sprache der Elstern.
Salomo lächelte. Jeder in Israel wusste, dass der weise Salomo die Sprache der Vögel verstand. Außer Salomo verstanden nur noch der Gott der Germanen Odin und der heilige Franziskus die Sprache der Vögel. Salomo lächelte und sagte: Groß ist die Torheit der Elster! Gott hat ihr nicht wie mir die göttliche Weisheit verliehen. Sie stiehlt einen Ehering und versteckt ihn und vergisst dann, wo sie ihn versteckt hat. O Frau Torheit, wie unermesslich ist dein Reich! Das erinnert mich an die Eichhörnchen, die roten Waldteufel. Sie vergraben ihren Vorrat an Nüssen für den Winter und dann im Winter haben sie vergessen, wo sie die Nüsse vergraben haben. Auch ihnen hat Gott keine Weisheit verliehen. Und wie schon Hiob sagte, Gott hat die Weisheit auch vorenthalten dem Straußenweibchen. Sie vergräbt ihre Eier im heißen Sand und überlässt sie dann ihrem Schicksal, und es ist ihr gleichgültig, ob die Eier zertreten werden. Aber ich schweife ab. Zurück zu unserem Fall. Wie soll nun, edler Nathan, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Ehering um Ehering zurückgegeben werden?
Nathan sagte: Das ist die Aufgabe des Richters, das zu entscheiden. Aber ich gebe zu bedenken, dass die Elster im Garten der Witwe von En-Dor lebt, dass die Elster so quasi Eigentum der Witwe ist, dass die Witwe darum verantwortlich ist für das Treiben ihres Haustieres, und dass die Witwe noch, wie ich ermittelt habe, den goldenen Ehering ihres verstorbenen Ehemannes Eber trägt. Sie könnte ihren Ehering zur Buße dem Witwer Johannes geben.
Da rief die Witwe von En-Dor dazwischen: Bei aller Liebe, aber das ist lächerlich! Die Elster ist genauso wenig mein Eigentum wie die Luft, die durch meinen Garten weht. Die Luft ist des Schöpfers Eigentum! Oder soll ich mir täglich einen Beutel Luft kaufen müssen? Gottes ist die Luft und Gottes ist die Elster! Warum schuf Gott die Elster so diebisch?
Evas Tochter, willst du den allweisen Gott anklagen, der alles gut geschaffen hat? So sprach Salomo. Aber, fügte er hinzu, ich will erst den Nebenkläger Johannes hören.
O Johannes, ich weiß, du bist ein gottesfürchtiger Mann, der zu den jüdischen Hauptfesten den Tempel in Jerusalem besucht. Schildere mir deine Sicht der Dinge.
Johannes sprach: O weiser Salomo! Auch mir hat Gott eine Erkenntnis geschenkt: Der Mensch soll sich nicht so wichtig nehmen. Der Mensch ist aus Erde gemacht und zur Erde kehrt er zurück, und bei der Nachwelt wird er vergessen sein. Ja, seufzte Salomo, Nichtigkeit der Nichtigkeiten, alles ist nichtig. Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist eitel. Sinnlosigkeit der Sinnlosigkeiten, alles ist sinnlos. Wahnsinn des Wahnsinns, alles ist Wahn. So redet die Altersweisheit, edler Johannes. Aber, sprach Johannes, ich vergesse doch meine geliebte Ehefrau Hanna nicht, auch wenn sie tot ist. Salomo sprach: Gott ist nicht ein Gott der Toten, in Gott leben sie alle. Ja, sagte Johannes, mein Weib ist bei Gott. Wenn die Elster mir ein Goldstück gestohlen hätte, so hätte ich gesagt: O Herr, erlöse uns vom täglichen Übel des Geldes! Salomo sagte: Recht gesprochen. Die Liebe zum Geld ist die Wurzel aller Übel. Nun aber, fuhr Johannes fort, hat mir die Elster den Ehering gestohlen, und der hat doch einen ideellen Wert. Ich weiß, ich habe meiner Ehefrau Treue versprochen, bis dass der Tod uns scheidet, und nun ist sie tot, und wir sind geschieden. Salomo sagte: Ja, im Himmel werden wir nicht verheiratet sein, sondern wie die Engel sein. Aber, sagte Johannes, ich rede jetzt töricht, aber die Liebe ist eine Torheit, nämlich, wenn ich den Ehering nicht mehr tragen kann, das kommt mir vor wie posthumer Ehebruch. Salomo sagte: Ich habe in meinen Liebesliedern gedichtet: Die Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft brennend wie das Totenreich. Johannes sagte in tiefer Demut: O weiser Salomo, muss man nicht sagen: Die Liebe ist stärker als der Tod? Denn der Bruder Tod hat mir meine Frau genommen, aber die Liebe macht, dass sie als mein guter Engel und als meine heilige Schutzfrau um mich schwebt. Wohl gesprochen, sagte Salomo. Ich will nun aber auch den Rechtsanwalt hören.
Assaph erhob sich und begann zu reden: Hochweiser Salomo! Wenn das philosophische Grundkonzept falsch ist, folgt daraus eine falsche Politik. Der Staatsanwalt sagte, die Elster sei von Gott geschaffen und sei darum verpflichtet, das Gesetz Gottes zu halten. Die Witwe von En-Dor rief: Warum hat Gott die Elster auch so diebisch erschaffen? Das ist die Frage, die wir zuerst klären müssen. Denn wenn Gott die Elster als Diebin erschaffen hätte, wäre es ungerecht von Gott, ihr zu gebieten: Du sollst nicht begehren, und du sollst nicht stehlen! Nun wissen wir aber, dass am Anfang Gott mit den Menschen und der Natur in Harmonie im Paradiese lebte. Die Ur-Elster, die Gott erschuf, war keine Diebin. Aber als die reizende Eva auf das Flüstern der Schlange hörte und die verbotene Feige verschluckte, da kam die Unordnung in die Schöpfung. Die Brüder schlugen einander aus Neid tot. Die Wölfe begannen, die Lämmer zu fressen. Die Elstern wurden diebisch. Eine Frage, weiser Salomo: Hat Gott auch die Bakterien und die Pestflöhe erschaffen? Ich für meinen Teil glaube, dass der Teufel den Herrn nachäffen wollte und die Ratte erschuf. Aber lassen wir das beiseite. Die Ur-Elster war keine Diebin. Immer, wenn Adam seiner schönen Eva ein Silberkettchen mit einem heiligen Medaillon schenken wollte, vertraute er es der Ur-Elster an, die trug es dann als Botin zu Eva. Erst durch den Sündenfall des Menschen ist auch die Natur in Schuld gefallen. Unsere Elster ist also unschuldigerweise mit in Schuld gefallen. Sollen wir der schönen Eva die Schuld geben? Aber sie wurde von der Schlange verführt. Ist also die Schlange schuldig? Ja, alles Böse kommt vom Erzbösewicht! Können wir der armen Elster die Schuld Satans anlasten? Sie ist unschuldig schuldig geworden. Überhaupt, o Salomo, ist die ganze Existenz schuldig. Der Mensch frisst das Tier, das Tier frisst die Pflanze. Wo der eine Baum steht, kann ein anderer Baum nicht mehr stehen. Hass und Liebe kämpfen in den Elementen. Dasein ist Schuld! Die Luft, die ich atme und verbraucht von mir gebe, kann ein anderer nicht mehr atmen. Und als Eva nackt im Garten Eden spazierte, zertrat sie da nicht auch einmal aus Versehen eine fleißige Ameise? Was bleibt zu sagen angesichts dieser ungeheuren Schuld? Herr, erbarme dich! Wir brauchen alle die uferlose und unerschöpfliche göttliche Barmherzigkeit! Darum bitte ich dich, o Salomo, lass Gnade vor Recht ergehen und sprich die Elster frei!
Salomo freute sich und sagte: Dann müssen wir wohl wie die Araber den Teufel steinigen! Aber ich möchte noch die Witwe von En-Dor hören. Edle Dame, ich weiß, du singst in den Chören der Tempelsängerinnen die Psalmen Davids zu Ehren Gottes des Herrn. Sprich, wie du die Sache siehst!
Die Witwe von En-Dor sprach: Ich habe auch zu klagen. Der Rosengärtner Johannes, mein Nachbar, führt immer seine Hündin Isis in meinen Garten, wo sie ihr Exkrement niederlegt. Und er führte auch seine Stute an den Rand meines Gartens, und ich musste dann die Pferdeäpfel entsorgen. Auch muss ich immer hören den Lärm der Trompeten und Posaunen und Trommeln aus seinem Haus. Ich dagegen liebe mehr die sanfte ruhige Musik der Flöten und Harfen. Aber genug der Klage, denn eigentlich ist der alte Johannes ein bescheidener und humorvoller Mann. Ich bin ja eine Witwe, Salomo, und das Gesetz Gottes besagt, dass man sich vor allem um Witwen und Waisenkinder kümmern soll. Ein Zimmermann aus meinem Dorf hat sich selbst ermordet, nachdem seine Frau ihn als Witwer zurückgelassen hat. Das sei mir ferne. Aber ich war fünfzig Jahre mit meinem Ehemann Eber verheiratet, und wir sind Ein Fleisch geworden. Er nannte mich noch im Alter von siebzig Jahren zärtlich: Mein Mädchen! Alles, was mir von ihm geblieben ist, ist sein Grab, mein Ehering und die Erinnerung. Darum empörte es mich auch so, als der Staatsanwalt forderte, ich solle meinen Ehering zur Buße meinem Nachbarn geben. Bin ich verantwortlich, wenn ein Blitz einschlägt in meines Nachbarn Haus? Bin ich verantwortlich, wenn ein Sturm in meinem Garten die Eiche umwirft und sie stürzt auf meines Nachbarn Hausdach? Das nennt man Höhere Gewalt! So bin ich auch nicht verantwortlich für die Streiche der Elster, die in meinem Garten auf dem Fichtenwipfel haust. Ich ertrage geduldig ihr Schnarren und Klappern, denn ich denke: Vielleicht freut sich der Schöpfer nicht nur am Flöten der Nachtigall, sondern auch am Schnarren der Elster. Vielleicht kann man sogar Gott nicht nur mit Gesang zu Harfen und Flöten erfreuen, sondern auch mit Trommeln und dem Blasen von Hörnern.
Salomo sagte: Als letztes will ich nun noch die Elster hören. Und Salomo begann zu schnarren, zu schnattern, zu klappern und schrill zu schreien. Er sprach die Sprache der Elster. Und die Elster in ihrem Käfig senkte demütig ihr Haupt und beichtete flüsternd: Vater, in Demut und Reue bekenn ich meine Sünden. Ich habe mich gelüsten lassen. Ich habe gestohlen. Salomo sprach zur Elster: Im Namen Gottes sprech ich dich los von deinen Sünden. Gehe hin und sündige nicht mehr. Zur Buße bete drei Psalmen.
Dann sprach Salomo wieder mit Menschenstimme. Ich habe nun alle Lebenden gehört. Nun bleibt mir nur noch, die Toten zu hören. Mein Knabe, bring mir meinen magischen Spiegel und meinen Orakel-Becher! - Der Knabe eilte und kam mit den gewünschten Dingen zurück. Salomo stellte den magischen Spiegel auf und füllte den Orakel-Becher mit Wein aus dem Libanon. Dann begann er, in der Sprache der Engel zu beten. Plötzlich begann er zu tanzen und zu lachen. Dann sagte er klar und deutlich: Ich sehe im magischen Spiegel Hanna und Eber.
Hanna und Eber sagen, sie haben schon den Messias gesehen und sind gerettet. Sie sind jetzt in dem Vorsaal des Himmels und müssen ihre Kleider waschen, bis sie weiße Hochzeitskleider für die Hochzeit mit Gott sind. Sie verzehren sich in Sehnsucht, den Messias wiederzusehen. Sie warten auf euch im ewigen Leben. Sie bitten euch um euer Gebet und versichern euch ihres Gebetes und ihrer Hilfe. Sie warten auf den glücklichen Tag, wenn ihr alle vier beisammen seid beim Festmahl des Messias. Sie wollen mit euch dort im himmlischen Jerusalem eine gebratene Ente essen, die so groß ist, dass man sie zu viert essen muss. Sie sagen, der Messias wird eine Schürze anlegen und euch bei Tisch bedienen. Und sie bitten euch noch, dass ihr, Witwer und Witwe auf Erden, einander Freude und Trost und Beistand seid, denn es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Dann verhüllte Salomo den magischen Spiegel, trank den Orakel-Becher leer und sagte: Wir kommen nun zur Urteilsverkündung. Wenn ihr von mir ein gerechtes Urteil erwartet, werde ich euch enttäuschen. Ich sage: Vergebt einander, was ihr einander zu vergeben habt. Seid barmherzig miteinander. Wenn ihr irdische Gerechtigkeit einfordert, werdet ihr in der Stunde eures Todes auch durch das enge Tor der strafenden Gerechtigkeit Gottes müssen. Wenn ihr aber barmherzig seid, zu jeder Zeit barmherzig, dann dürft ihr durch das sperrangelweite Portal der göttlichen Barmherzigkeit triumphierend in den Himmel eingehen, um im Paradies eure Geliebten wiederzutreffen und in Gemeinschaft mit Gott dem Herrn glückselig zu sein!
Da reichten Johannes und die Witwe von En-Dor sich die Hände, gaben sich den keuschen Friedenskuss und verließen Hand in Hand den Gerichtssaal. Und Salomo sagte zur Elster: Dich lass ich frei, Vogel Gottes, und lade dich ein, komm in meinen Palastgarten.