Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

LYRIK


von Josef Maria Mayer


LENINS TOD


I

Als Lenin lag im Sterbebette
Und sah vor sich den Tod,
Er frug: Wer jetzt noch Russland rette,
Da Russland jetzt ist rot?

Wir mussten Russland wohl befreien
Mit unserm Heldenmut,
Jetzt aber hör ich Russland schreien
Aus lauter Mord und Blut!

Jetzt Stalin sich und Trotzki zanken,
Es herrscht die Grausamkeit,
Gefesselt alle die Gedanken,
Das Volk vor Hunger schreit!

Wir wollten doch als Kommunisten
Das Menschheitsparadies,
Wir wurden rote Terroristen,
Das Land ward ein Verließ.

Nur Sankt Franziskus kann uns retten,
Frau Armut steh mir bei!
Ich muss mich nun im Tode betten,
Hör meinen letzten Schrei:

Nur zehn Franziskusse erlösen
Das Volk aus seiner Not!
Erlöse Gott uns von dem Bösen,
Ich bin bereit zum Tod,

Ich denk an meine Kinderamme,
An Lena, die war fromm,
O Jesus, mit der Freiheit Flamme
Im Tode zu mir komm!

So Lenin also ist gestorben.
Und Sankt Franziskus bat,
Dass seine Seele nicht verdorben,
Den Gott im Gottesstaat.

Und Lenin kam ins Fegefeuer
Und kam zuletzt zu Gott.
Nur Jesus ist der Weltbefreier,
Und Lenin ohne Spott

Nun betet an den Weltmessias
Und weiht der Russen Schmerz
Der süßen Mutterbrust Marias,
Dem Unbefleckten Herz.


II

Ein Christ erzählte mir: Als schließlich
Die Todesstunde kam
Zu Lenin, ward er sehr verdrießlich,
Verlor er alle Scham,

Ward wild und ungezügelt, tobend,
Wie im Delirium,
Allein noch die Materie lobend,
Sein Evangelium

Von der Materie Dialektik,
Doch Reue ihn ergriff,
Da lärmte er in heißer Hektik,
Die scharfe Zunge schliff,

Und bat den Tisch und bat die Stühle,
In denen Arbeitskraft
Und Stoff gekommen zu dem Ziele,
Mit wilder Leidenschaft

In irrer Buße um Verzeihung:
Verzeiht mir, Stuhl und Schrank,
Ich tat der Prophezeiung
Ja alles nur zu Dank,

Die weisgesagt, dass Tisch und Stühle
Mir werden einst verzeihn.
Bewahr mich vor dem Höllenpfühle,
Du absolutes Sein,

Von dem allein kommt das Bewusstsein,
Du Urstoff aller Welt,
Dich anzuschaun wird eine Lust sein,
Die mir allein gefällt,

O Mutter, ewige Materie,
Die Eins und Alles heißt,
Denn alles ist allein Materie
Und nichts der reine Geist,

O Urstoff du vor allen Stoffen,
An dich allein ich glaub,
Auf dich allein nur will ich hoffen,
Ich werde wieder Staub.

Von Blut befleckt sind meine Hände,
Wohin mit meiner Schuld?
Erbarmt euch mein, ihr Zimmerwände,
Erweist mir eure Huld,

Vergebt mir, Tassen ihr und Teller,
Jetzt kommt der rote Tod,
Noch einmal wird mein Auge heller,
Ich seh ein Morgenrot,

Ich seh, die Zukunft wird es geben,
Ich seh als Philosoph,
Materie wird ewig leben,
Ich kehre heim zum Stoff.

O ewige Materie, Mutter,
Ich Kot von deinem Kot,
Ich werde deiner Würmer Futter,
Zu Nichts macht mich der Tod.

Da mir die Dinge nun verziehen,
Das Blut flieht die Arterie,
Nun die Atome alle fliehen
Zum Schoße der Materie.

So der Genosse Lenin predigt
Sein Evangelium,
Des letzten Funken Geist entledigt
In dem Delirium.

Genosse Sensemann entseelte
Den Körper Lenins flott,
Die Hölle Satans drunten schwelte
Und droben weinte Gott.


KLAGE DES AUTORS

Für wen denn soll ich schreiben? Toren?
Vielleicht für Pietismus-Tanten,
Die Luthers Irrtum sich erkoren,
Für die Computer-Protestanten,

Die statt des Geistes Gottes haben
Und Unsrer Lieben Frauen Regel
Nur mangelhafte Geistesgaben
Und predigen die eignen Vögel?

Vielleicht den alten Okkultisten,
Die sind als Gott aus Gott geflossen?
Soll singen ich den welken Brüsten?
Die jungen habe ich genossen!

Soll singen ich den schönen Damen
Und ihrer Schönheit Macht bezeugen?
So oft auch meine Lieder kamen,
Zurück kam nur ein leeres Schweigen.

Soll ich denn für die Nachwelt singen?
Für Germanistik-Professoren?
Schon manchen Geniusses Schwingen
Ging in Vergessenheit verloren!

Soll singen ich für meine Toten,
Die haben weiter keine Mängel?
Ich singe für die Gottesboten
Und meine femininen Engel!

Ich singe, um die Welt zu weihen
Dem makellosen Herz Marias,
Maria als Poet zu freien
Zur größern Ehre des Messias!



HOCHFESTE

Für andre kommt der Kinder süße Weihnacht,
Verschneite Mondnacht, süß wie eine Mainacht,
Dann feiern Ostern sie, der Pfingsten Maitag - -
Für mich ists nur Ein ewiger Karfreitag!


PLATON AN STELLA

I

Deine Augen schauen die Sterne an, die du mein Stern bist!
Wär ich der Sternhimmel doch, säh dich millionenfach an!


II

Du warst der Morgenstern unter den Lebenden, bis uns dein Licht floh,
Abendstern bist du nun, spendest den Toten dein Licht!


PLATONS SEELE

Adler, was schwebest du über dem heiligen Grabmal von Platon,
Wie in den Himmel steigst du zu den Sternen hinan?

Ich bin die unsterbliche Seele des heiligen Platon,
Auf der Erde zurück blieb in Athen nur der Leib.



TOTENMESSE FÜR ACHIM

Ich bitte Gott für Achim.

Ich habe geliebt unsern Herrn: Er möge die Stimme meines Gebetes hören.
Weil er geneigt hat sein Ohr zu mir, in meinen Tagen werde ich ihn anrufen.
Stricke des Todes haben mich umgeben, und die Qualen der Unterwelt haben mich gefunden.
Ich habe Trübsal und Leid gefunden: und ich habe den Namen des Herrn angerufen.
O Herr, errette meine Seele, barmherziger Herr und gerechter, und unser Gott, erbarme dich.
Unser Herr bewahrt den Kleinen: Ich war gedemütigt, und er hat mich befreit.
Rette meine Seele in deine Ruhe: weil unser Herr dir Gutes getan hat.
Von den Tränen befreie mich, bewahre meinen Fuß vom Gleiten:
Denn er hat meine Seele errettet vom Tode.
Ich werde unserm Herrn im Land der Lebenden gefallen.

Ewige Ruhe gebe ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Ich werde unserm Herrn im Land der Lebenden gefallen.

Ah weh mir!

Als ich in Bedrängnis war, rief ich zum Herrn, und er hat mich gehört.
Herr, errette meine Seele von den ungerechten Lippen und von den falschen Zungen.
Was kann dir gegeben werden oder was dir hinzugefügt werden, du falsche Zunge?
Die scharfen Pfeile eines Starken: mit feurigen Kohlen der Verwüstung.
Weh mir, dass mein Aufenthalt verlängert wird,
Ich wohnte mit den Bewohnern von Arabien als Fremdling,
Mit ihnen, die hassen den Frieden, doch ich war friedfertig:
Als ich ihnen das sagte, bekämpften sie mich ohne Grund.

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Ah weh mir, o Herr, dass mein Aufenthalt verlängert wird!

Unser Herr, erbarme dich!

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: von wo kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Lass meinen Fuß nicht gleiten. Er schläft nicht, der dich behütet,
Siehe, er schläft nicht: noch schlummert der Hüter Israels.
Unser Herr, der dich behütet, ist unser Herr, dein Schutz über deiner rechten Hand.
Der Mond des Nachts plagt dich nicht: bei Tag die Sonne wird dich nicht verbrennen.
Unser Herr wird dich vor allem Übel bewahren: Lass unsern Herrn deine Seele halten.
Lass unseren Herrn halten deinen Eingang und deinen Ausgang: für immer.

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Unser Herr wird dich vor allem Übel bewahren, unser Herr bewahre deine Seele.

Aber du, o Herr!

Aus den Tiefen schreie ich zu dir, Herr: O Herr, höre meine Stimme.
Deine Ohren mögen aufmerksam sein: höre auf die Stimme meiner Bitte.
Willst du Ungerechtigkeiten beachten: Herr, wer könnte es ertragen?
Denn bei dir ist Erbarmen, und dein Gesetz habe ich erwartet.
Meine Seele ist in deinem Wort geblieben: meine Seele hofft auf unsern Herrn.
Von der Morgenwache bis in die Nacht: Israel hoffe auf unseren Herrn.
Denn mit unserem Herrn ist die Gnade und mit ihm Erlösung in Fülle.
Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Wenn du, o Herr, auf Sünden achtetest, wer könnte es ertragen?

Die guten Werke gehen ihm voraus.

Dir will ich, Herr, in meinem ganzen Herzen alles bekennen:
Weil du gehört hast die Worte meines Mundes.
Vor den Augen der Engel will ich dir singen:
Ich will deinen heiligen Tempel lieben und deinen Namen bekennen,
Nach deiner Gnade und deiner Wahrheit,
Denn du hast einen heiligen Namen über alles.
An welchem Tag auch immer ich zu dir rufe, höre mich:
Du sollst vermehren meiner Seele große Kraft.
Alle Könige der Erde, Herr, bekennen dich,
Weil sie alle die Worte deines Mundes gehört haben.
Und lasst uns auf den Wegen des Herrn singen,
Denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.
Da unser Herr erhaben ist und er niedrige Dinge verachtet:
Der Allerhöchste, alles weiß er von ferne.
Wenn ich in der Mitte der Trübsal gehe, willst du mir helfen,
Und vor dem Zorn meiner Feinde hast du ausgestreckt deine Hand,
Und deine rechte Hand hat mich gerettet.
Unser Herr wird mich belohnen, Herr, deine Gnade dauert für immer:
Verachte nicht das Werk deiner Hände.

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Das Werk deiner Hände verschmähe nicht, o Herr.

Ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen:
Selig sind die Toten, die in Gott sterben.

Alle!

Meine Seele erhebt unseren Herrn
Und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter.
Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen,
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter,
Weil er der Mächtige ist, der große Dinge an mir getan hat;
Und sein Name ist heilig.
Und seine Barmherzigkeit währt von Generation zu Generation denen, die ihn ehren.
Er übt Gewalt mit seinem Arm, er vertreibt die Stolzen in der Eitelkeit ihres Herzens.
Er hat abgesetzt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen hat mit seinen Gaben gesättigt und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er hat sein Kind erhalten, Israel: er denkt an seine Barmherzigkeit,
Wie er geredet hat unsern Vätern, Abraham und seinem Samen ewig

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Alle, die mein Vater mir gibt, werden zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinauswerfen.

Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Gib uns heute unser substanzielles Brot, und erlasse uns unsere Schulden, wie auch wir alles erlassen unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung.

Sondern erlöse uns vom Bösen.

Meine Seele lobt dich, unser Herr, ich werde unseren Herrn in meinem Leben loben:
Ich will meinem Gott, solange ich lebe, singen.
Setzt nicht das Vertrauen auf Fürsten: auf die Menschensöhne, bei denen es keine Erlösung gibt.
Sein Geist wird hingehen und in die Erde zurückkehren:
An jenem Tag werden alle seine Nachkommen vergehen vor Schmerz.
Wohl dem, dessen Gott Jakobs Gott ist, sein Helfer,
Seine Hoffnung setzt er auf unsern Herrn, seinen Gott:
Der Himmel und Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, gemacht hat.
Der Wahrheit bewahrt für immer, der Urteile fällt für die, die ungerecht leiden,
Der schenkt den Hungrigen zu essen.
Unser Herr befreit die Gefesselten: unser Herr erleuchtet Blinde.
Unser Herr richtet auf die Zerschlagenen, unser Herr liebt die Gerechten.
Unser Herr behütet Fremdlinge, die Waisen und Witwen erhält er:
Und die Wege der Sünder wird er zerstören.
Unser Herr ist in Ewigkeit, dein Gott, o Zion, von Geschlecht zu Geschlecht.

Ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Vom Tor der Hölle
Befreie seine Seele, o Herr.

Lass ihn in Frieden ruhen.

Amen.

Herr, höre mein Gebet
Und lass mein Schreien zu dir kommen.

O Gott, der du mich zum König, Priester und Propheten gemacht hast, deinen Knecht, der ich die Macht der christlichen Würde habe: Demütig bitte ich dich: dass wir alle zu deiner ewigen Gemeinschaft verbunden werden.

O Gott, Geber des Vergebung und Geliebter der menschlichen Erlösung, ich bitte deine Freundlichkeit: dass du Achim, meinen Vetter, der von dieser Welt abgereist ist, gewährst die Fürsprache der gesegneten Jungfrau Maria und die Fürbitte aller Heiligen, besonders des heiligen Joachim, und dass er so in die Gemeinschaft der ewige Seligkeit komme.

O Gott, Schöpfer und Erlöser aller Gläubigen, gebe der Seele deines Knechtes Vergebung aller seiner Sünden, dass durch heilige Gebete er die Vergebung erlange, die er immer gewünscht hat. Der du lebst und herrschst in Ewigkeit.

Amen.

Die ewige Ruhe gib ihm, o Herr, und das ewige Licht leuchte ihm.

Lass ihn in Frieden ruhen.

Amen.



RACHEPSALM

Ein goldenes Schmuckstück
Von Josef Maria Mayer,
Der ganzen Welt vorzusingen,
Dass der Dichter nicht vergeht
In seiner ohnmächtigen Wut!

Bist du denn stumm,
Dass du nichts Gutes reden willst
Und gerechtes Urteil nicht fällen willst,
Du Mensch, du Staub vom Staube?
Stolzen Herzens wirkst du Unheil
In diesem deutschen Land
Und gehst geradeaus auf mein Unglück aus!
Du Gottloser, du bist pervers
Vom Schoß deiner Mutter an, der Hure,
Du verlogene Zunge bist ein Betrüger
Vom Leib deiner Mutter an, der Hure!
Du wütest wie eine Giftschlange,
Wie eine taube Natter,
Die ihre Ohren zustopft,
Dass sie nicht hört die weisen Worte
Des guten Magiers, der beschwören kann!

O Große Mutter!
Zerbrich ihm seine Zähne im Maul,
Lass brechen das Gebiss des wilden Raubtiers,
Große Mutter, Gottheit der Liebe!
Er soll zerfließen wie Nebel,
Er soll verdampfen wie Rauch.
Er zielt mit seinen Giftpfeilen,
Aber seine Giftpfeile werden zerbrechen.
Er soll vertrocknen wie eine Nacktschnecke,
Die man mit Salz bestreut!
Wie ein abgetriebenes Kind
Soll er die schöne Frühlingssonne nicht sehen!
Er ist wie ein Dornstrauch voller Dornen,
Aber der Zorn wird ihn verbrennen.

Aber der Weise wird wieder jubeln und jauchzen,
Wenn er die Rache sieht,
Und der Gerechte wird seine Füße baden
Im Blut des gottlosen Sünders,
Und meine liebe Freundin wird sagen:
Der Weise wird noch Trauben ernten,
Denn es ist die Gottesweisheit
Gerechte Richterin auch auf Erden!



HASSAN

Dichter:

O Hassan, brate mir ein Huhn,
Auch Joghurt will ich trinken nun,
Dann wollen wir vom Garten Eden
Im siebten Himmel droben reden.

Hassan:

Wir Türken lesen den Koran
Nicht wie die Araber im Wahn,
Dass in dem schönen Himmelsgarten
Voll sex-appeal die Huris warten.

Am Anfang in dem Paradies
War Adam mit Frau Eva süß,
Doch Eva tat den Apfel essen,
Nun uns die Körperübel pressen,

Nun müssen stündlich wir aufs Klo
Und müssen sterben, aber so
Erst aus dem weltlichen Getümmel
Wir kommen schließlich in den Himmel.

Wer reinen guten Herzens war
Und Armen beistand in Gefahr,
Tat doch in der Moschee nicht beten,
Der kommt nicht alsogleich nach Eden,

Der muss erst Strafen leiden, dies
Nicht ewig, dann das Paradies
Tut letzten Endes auf ihn warten,
Auch ohne Huris in dem Garten.

Denn was soll eine Huri sein?
War sie im menschlichen Verein
Ein Weib mit großen festen Brüsten,
Geschaffen wie zu Himmelslüsten?

Ich hab doch meine Ehefrau,
Die liebe ich im Himmel! Schau,
Ich hab doch meine Ehefrau Siduri,
Was soll ich da mit einer Huri?

Wenn Huris aber Engel sind,
Die sind aus Feuer oder Wind,
Die dienen Gott dem Herrn alleine,
Sind herrlich gleich dem Sonnenscheine,

Ein Engel schläft mit keinem Mann.
Was aber sind die Huris dann?
Ich lieb im Himmel keine Huri,
Nur meine Ehefrau Siduri!

Dichter:

Genossen habe ich das Huhn,
Den Joghurt auch genossen nun.
Ich liebe einst in Gottes Städtchen
Das makellose Himmelsmädchen.


MEIN HERZ

Was soll ich mit Susanna,
Was soll ich noch mit Anna?
Langweilig ist mir Evi,
Mich reizt nicht einmal Steffi.

Doch bitte ich: O komm,
Mein Herzenskindchen Tom,
Du meine Herzlichkeit,
Der Liebe Süßigkeit.


WELTSEELE

Komm, o Weltseele, komm, o junge nackichte Göttin,
Mit dem Kranz von zwölf Sternen auf dem verschleierten Haupte,
Die du thronst auf der universalen Weltkugel, Jungfrau,
Einen Fuß auf dem Meer und einen Fuß auf der Erde,
Deine rechte Brust ist verziert mit dem Morgenstern Venus,
Deine linke Brust ist verziert mit der goldenen Sonne,
Deine keusche Scham ist geschmückt mit der silbernen Luna,
Komm, o Braut des Heiligen Geistes, und segne die Menschheit!


KROKUS

Heil dir, Krokus, herrlich auferstandener Jüngling!
Frühling der Menschheit, komm! Leben und Liebe und Lust!


STEFANIE

Der platonisch Liebende schaut die Herrlichkeit Gottes,
Göttlicher Schönheits-Idee strahlende Epiphanie!


BION – DIE KLAGE UM ADONIS

Wehe, wehe! Adonis ist tot, der schöne Adonis,
Und die Eroten vereint beweinen den schönen Adonis.
Nicht mehr im roten Kleidchen wirst du ruhen, o Kypris,
Denn du bist elend und schlägst dir jammernd die mächtigen Brüste,
Alle weinen: Untergegangen der schöne Adonis!

Wehe, weh um Adonis, kommen zur Klage Eroten.

Unten an dem Hügel liegt nun der schöne Adonis,
Seine weißen Schenkel zerrissen vom grausamen Eber,
Kypris leidet, da leise entflieht des Sterbenden Seele.

Dunkles Blut tropft aus der schneeweißen Haut des Geliebten,
Unter den Augenbrauen die Augen sind schwermütig dunkel,
Von den Rosenlippen fliehen die zärtlichen Küsse,
Küsse, auf welche Aphrodite nie hat verzichtet.

O wie lieb waren Kypris doch seine lieblichen Küsse,
Aber er lebt nicht mehr! Adonis wusste im Tod nicht,
Dass noch, als er gestorben, Aphrodite ihn küsste.

Wehe, weh um Adonis, kommen zur Klage Eroten.

Eine grausame Wunde am Oberschenkel Adonis,
Eine tiefere Wunde trägt Aphrodite im Herzen!
Neben ihm bellen seine lieben Hunde, die treuen,
Und die reizenden Nymphen heulen um ihn voll Verzweiflung,
Aphrodite geht mit lose flatternden Locken
Durch die Lichtungen, elend, sie zerrauft ihre Haare,
Geht mit unbeschuhten Füßen nackt durch die Dornen,
Pflückt von den Dornen die Rosenblüten heiligen Blutes,
Jammert schrill im dichten Walde, ach, dass sie geboren,
Und beklagt ihren syrischen Herrn und ruft ihn aufs neue,
Ruft ihn wieder und wieder. Aber vom Nabel Adonis
Rinnt das dunkle Blut, das Blut von den schneeweißen Schenkeln,
Rinnt das scharlachrote Blut, und die Brust von Adonis,
Seine vorher schneeweiße Brust, vom Blut war nun purpurn.

Wehe, wehe für Kypris, vereint in der Klage Eroten.

Sie hat ihren herrlichsten Herrn und Meister verloren,
Mit ihm hat sie auch ihre selige Schönheit verloren.
O wie schön war die körperliche Form Aphrodites,
Während Adonis lebte, war sie schön für Adonis.
Wehe, wehe für Kypris, dass Adonis gestorben,
Sagen alle die Berge und geben Antwort die Eichen,
Weh um Adonis, und die Flüsse beklagen den Kummer
Aphrodites, die Täler und Hügel beweinen Adonis,
Rosen sind rot vor Schmerzen! Die Berge beugen die Kniee
Vor der Göttin, und laute Klagelieder ertönen.

Wehe, weh für Cythere, gestorben der schöne Adonis!

Echo gab Antwort, dass gestorben der schöne Adonis.
Wer wird beklagen die schmerzliche Liebe der göttlichen Kypris?
Als sie die Wunden sah gezeichnet am Körper Adonis,
Sah das hellrote Blut fließen über die schmachtenden Schenkel,
Warf sie die Arme nach oben und stöhnte: Bleibe du bei mir,
Mein Adonis! Ich halte den unglücklichen Adonis,
Noch ein letztes Mal will ich dich in Liebe besitzen,
Wälzen wir uns in Wonne und mischen Lippen mit Lippen!
Wache auf, o Adonis, für einen Augenblick Zeit nur,
Für die Lebensdauer nur eines liebenden Kusses,
Küss mich noch einmal, einen Augenblick, küss mich noch einmal,
Dass in meine innerste Seele einströmt dein Atem,
Über die Lippen dein Kuss mir eindringt ins Herz in dem Busen,
Bis ich ablasse von dem Liebestrank, deiner genießend,
Bis du getrunken hast alle deine Tränke der Liebe!
Deinen Kuss schätz ich wie dich selber, du armer Adonis,
Der du fliehst und wegziehst zum schrecklichen Acheron drunten,
Zum verhassten und grausamen König der Unterwelt, Hades,
Aber ich lebe noch! Ich muss leben als elende Göttin,
Denn ich kann dir nicht folgen. Nimm du, Persephoneia,
Meinen schönen Liebhaber, du bist stärker als Kypris,
Alles Schöne treibt ja hinab zum Reiche des Todes.
Ich bin unglücklich! Ach, untröstlich bin ich und angstvoll!
Um Adonis klag ich und finde nicht Ruh in der Trauer.

Ach du stirbst, und meine Wünsche verfliegen als Träume.
Nun verwitwet ist Aphrodite und all die Eroten
Einsam in den heiligen Hallen! Mein Gürtel der Schönheit
Ist mir herab gesunken. Ach, warum gingst du als Jäger,
Warum, du Schöner, kämpftest du übermütig mit Tieren?

Kypris klagte, es klagten vereint mit Kypris Eroten.

Wehe, weh für Cythere, gestorben der schöne Adonis!

Blutige Tränen weint Paphia für den geliebten Adonis,
Tränen und Blut auf der Erde verwandeln sich plötzlich in Blumen,
Aphrodites Blut wird plötzlich zur purpurnen Rose
Und zum Buschwindröschen werden Paphias Tränen.

Wehe, wehe, Adonis ist tot, der schöne Adonis!

Nicht mehr in Eichenwäldern, Kypris, beklage den Meister,
Ist doch kein schönes Lager für den geliebten Adonis
Dieses einsame Bett aus Blättern. Dein eigenes Bett, o
Aphrodite, lass ihn dein eigenes Bett jetzt besitzen,
Tot ist Adonis, doch auch im Tod ist schön noch Adonis,
Schön ist der Tote wie einer, der versunken in Schlummer,
Lass ihn nun unter deinen weichen Bettdecken schlafen,
Wache mit ihm in der Nacht, bewache den heiligen Schlummer,
Wenn er liegt in dem Bett mit seiner goldenen Schönheit,
Die du dich sehnst nach Adonis und voller Weh ihn betrachtest.
Streue Girlanden auf ihn von betörend duftenden Blüten,
Alle Blumen sind auch gestorben beim Tod des Adonis.
Und bedeck ihn mit syrischer Salbe und Salbe aus Myrrhe.
Aber nein, verkommen sind alle die heiligen Salben,
Denn gestorben ist Adonis, der Herr, der Gesalbte!

Und nun ruht er, der empfindliche schöne Adonis,
Ruht im Kleide von Purpur, und um ihn weinen Eroten,
Um ihn stöhnen Eroten, beklagend den Tod des Adonis.
Einer stützt auf die Pfeile sich, einer sich auf den Bogen,
Losgebunden wird die Sandale vom Fuß des Adonis,
Und ein anderer hat den gefiederten Köcher zerbrochen,
Einer trägt keusches Wasser in einem goldnen Gefäße,
Und ein anderer schützt mit den Flügeln den schönen Adonis.

Wehe, weh für Cythere, vereinen Eroten die Klagen.

Jede Fackel erlischt des Hymenäus am Tore,
Auch der Kranz der Braut ward zerpflückt, und Hymen ertönt nicht,
Hymen ertönt nicht im Lied, nur Wehklagen werden gesungen.

Wehe, wehe Adonis! Nicht die Hymnen der Hochzeit
Singen die Grazien nun, sie beklagen des Kinyras Sprössling,
Eine Grazie wird es sagen der anderen Grazie:
Umgekommen ist und gestorben der schöne Adonis!

Wehe, wehe, Adonis, heulen jammernd die Musen.
Und die Muse vernachlässigt ihren heiligen Päan
Und beklagt Adonis mit lauten Liedern der Liebe,
Die sie ihm singt, doch er beachtet nicht ihre Lieder,
Er ist nicht bereit, zu hören die Lieder der Muse,
Denn die jungfräuliche Braut des Hades lässt ihn nicht gehen.

Höre auf zu weinen, Cythere, weine nicht länger,
Aber du wirst Adonis beweinen jedes Jahr wieder.


CATULL - HOCHZEITSGESANG


JÜNGLINGE
Nah ist der Abend, erhebe dich, Abendstern hoch vom Olympos,
Nun ist endlich gekommen die lang ersehnte Erleuchtung.
Zeit ists, aufzustehen, den reichen Tisch zu verlassen,
Jetzt kommt die Braut, jetzt wird des Hymens Hymne gesungen:
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Seht ihr, Jungfraun, die Jünglinge? Auf nun, die Knaben zu treffen!
Sicher zeigen die nächtlichen Sterne die lodernden Fackeln.
Wahrlich, man sieht es, wie rasch entstanden die Sterne.
Es ist nicht umsonst, dass aufgegangen die Sterne,
Sie erleuchten etwas, das wert ist des Liedes des Lobes:
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JÜNGLINGE
Keine leichte Arbeit für uns, ihr treuen Genossen!
Sie sehn wie Mädchen aus und wissen, was sie erlernten.
Nicht vergeblich lernten sie, die sie alles bewahrten,
Taten sie doch mit ganzem Verstand die fleißige Arbeit.
Wir haben anderswohin gelenkt die klugen Gedanken,
Welche unsere lauschenden Ohren brausend erfüllten,
Wir sind geschlagen, der Sieg liebt der Unterlegenen Pflege.
Darum sind wir jetzt mindestens Eines Geistes mit ihnen,
Bald auch werden sie anfangen, schöne Worte zu sprechen,
Bald wird es passend für uns sein, ihnen Antwort zu geben.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Abendstern, was ist denn grausamer noch als dein Feuer?
Als dein Feuer, das bewegt sich in heiligen Himmeln?
Du erträgst es, die Tochter von der Mutter zu reißen,
Ach die Tochter, von der Mutter engen Umarmung,
Klammert sich fest die Tochter, sie fortzureißen von Mama,
Sie, die keusche Jungfrau, zu schenken dem glühenden Jüngling!
Grausamer können nicht sein die Feinde, die Städte erobern.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JÜNGLINGE
Abendstern, kein Feuer willkommner als deine Erleuchtung,
O dein Feuer, das erstrahlt in den heiligen Himmeln!
Denn mit deiner Flamme vereinst du jungfräuliche Bräute,
Wie es Eltern und Ehemänner vorher versprochen.
Aber vereine sie nicht, bis deine Flamme entzündet.
Was als diese Stunde ist wünschenswerter den Göttern?
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Freunde, der Abendstern ist nun unser Bruder geworden.
JÜNGLINGE
Denn bei deiner Ankunft ist wach noch immer der Wächter.
In der Nacht verstecken die Diebe sich, Abendstern, die du
Oft entdeckst, wenn du zurückkehrst zur Stunde des Morgens,
Abendstern, immer der gleiche, nun der Morgenstern bist du.
Mädchen lieben es, dich mit gespielter Beschwerde zu schelten...
Was, wenn sie den schelten, den sie heimlich wünschen im Herzen?
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Wie im eingezäunten Garten die Blume sprießt heimlich,
Unbekannt den Rindern, von keinem Pflug aufgerissen,
Die die Winde liebkosen, die Sonne nährt und der Regen,
Also viele Jünglinge, viele Mädchen dies wünschen.
Wenn die gleiche Blume verwelkt, erstickt von den Dornen,
Ach kein Jüngling und ach kein Mädchen dann wünschet sich dieses.
So eine Jungfrau, wenn sie ist noch unangetastet,
Ist sie lieber sich selbst zu eigen, die Jungfrau, die reine.
Wenn sie die keusche Blüte in Befleckung verloren,
Ist sie nicht schön mehr, weder Jünglingen lieb noch den Mädchen.
JÜNGLINGE
Wie die unvermählte Rebe im nackichten Felde,
Niemals erhebt sie sich, niemals bringt sie fruchtbare Trauben,
Aber beugt ihre Gaben nach unten, bis zu der Wurzel,
Keine Bauern und keine Rinder ernten die Trauben.
Aber wenn sie die Ehe schließt mit der strebenden Ulme,
Viele Bauern und Ochsen können kaum tragen die Ernte.
So ist ein junges Mädchen: Bleibt sie unangetastet,
Altert sie ungepflegt. Doch ist sie reif für die Ehe,
Ist sie nicht unangenehm ihrem Vater, ist lieb ihrem Manne.
Und, o Jungfrau, du strebst nicht nach solch einem strebenden Manne?
Ist es nicht richtig, den zu nehmen, den wählte der Vater?
Deinem Vater und deiner Mutter musst du gehorchen.
Deine Jungfrauenschaft ist nicht dein Eigentum, Jungfrau,
Sondern ein Drittel gehört dem Vater, ein Drittel der Mutter,
Nur ein Drittel ist dein. Doch kämpf nicht mit Vater und Mutter,
Die das Recht haben, ihrem Schwiegersohn Mitgift zu geben.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, Hymenäus!



ESOTERISCHE ANWEISUNG

Nimm die Düfte der Blumen, verdünn sie mit Quellwasser neunmal,
Rühre den dünnsten Duft dann um mit der Feder des Adlers,
So wirst du zum majestätischen Adler des Äthers
Und verlachst die kopflosen Hennen des Hühnerhofs drunten.



DAS ALTER

Denke an deinen Schöpfer,
Während du noch jung bist,
Bevor die bösen Tage kommen,
Bevor die Jahre gekommen,
Da du sagen wirst, die machen mir keine Freude;
Bevor die Sonne und das Licht verblassen
Und der Mond und die Sterne,
Bevor die Wolken zurückkommen nach dem Regen,
Die Zeit, wenn deine Wächter zu wackelig sind,
Wenn starke Männer gebückt gehen,
Wenn die Frauen, eine nach der anderen,
Beenden das Mahlen,
Und wenn die aus dem Fenster schauen
Finden ihren Augen matt geworden.
Wenn die Haustür wird geschlossen gehalten,
Wenn der Klang der Mühle verblasst,
Wenn der erste Schrei eines Vogels dich weckt,
Wenn alle Töchter des Gesanges verstummt sind;
Wenn bergauf zu gehen ist eine Tortur
Und du hast Angst bei jedem Schritt,
Wenn der Trieb des Mandelbaums in Blüte steht
Und die Heuschrecke wird niedergedrückt
Und der Kapern-Busch verliert seine Frucht;
Während du auf dem Weg bist
Zu deiner ewigen Heimat
Und die Trauernden auf der Straße sich sammeln;
Bevor der Silberfaden reißt
Oder die goldene Schale zerbrochen wird
Oder der Krug zerbricht an der Quelle
Oder der Schöpfeimer in den Brunnen fällt:
Der Staub kehrt zur Erde, aus der er kam,
Und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben.



DREI FRAUEN

Ich schaute eine junge Frau,
Ich sah ihr Angesicht genau,
Den Mann sie rührte zärtlich, ihn,
Ergab sich dann dem Heroin.

Dann sah ich eine Frau, Natur-
Verehrerin, Pariser Hur,
Drei schwule Jünglinge bei ihr,
Sie reizte mit der Zierrat Zier.

Zuletzt, Idol im Minnekult,
Sah ich ein altes Weib okkult,
Wollt schreiben Verse so wie ich,
War hässlich, alt und lächerlich.


HÄUSER

Mein Elternhaus wird nun verkauft,
Doch bin ich traurig nicht darum.
Ich lebte drin, seit ich getauft,
War drinnen traurig um und um.

Doch meiner Oma Haus wird auch
Verkauft an eine fremde Frau,
Wo ich empfing des Glaubens Hauch
Und sah der Liebe schöne Schau.


AN KARINES GRAB

Nun eine Schüssel violette Veilchen
Hab ich der Freundin auf das Grab gestellt,
Ich betete ein Ave für ein Weilchen
Und Paternoster zu dem Herrn der Welt.

Und zu der violetten Veilchenschüssel
Ich legte eine Primel purpurrot.
Die Liebe ist allein der Himmelsschlüssel!
Dann weint ich: Gott, ich wünsche mir den Tod.