von
Josef Maria Mayer
geschrieben
zur Weihe Schwedens an den Makellosen Schoß Unserer Lieben Fraue
DIE
ERSTE EPISTEL
Die
Wahrheit ruht im Wein! Trinkt, liebe Brüder! Lasst die Gläser
klingen! Betrinkt euch! Gebt acht, wie der Krug aus Zinn vor Weisheit
glänzt! Hebt die Becher und plaudert fröhlich über Anna! Hallo,
geliebte Seele! Befeuchtet ihre Asche, liebe Schwestern! Liebe
Brüder, wie wird mir? Nun, es kommt mir so vor, als könne alles
kommen, wenn ich nur einen tiefen Schluck bekomme. Ach, wie? Bist du
da? Komm, geliebte Seele!
Gut
ist Tag und Nacht ein Prost!
O
neue Lust! O neuer Trost!
Ich
befeuchte deine Asche
Mit
der himmlischen Flasche,
Bacchus
herrscht mit aller Macht,
Prost
am Tag und Prost in der Nacht!
Wie
unsre jungen Schwestern lenzen
Und
unsere vollen Flaschen glänzen!
Ah,
ich will in der Liebe versinken!
Heil
Amor! Und mich betrinken!
Ich
bin der, der beginnen muss. Dreht euch, Brüder, dreht euch im Kreis!
Bestellen wir herbes Bier! Und nicht zu wenig für unser trunknes
Gefühl! Lasst uns Kartoffelschnaps trinken und herbes Bier! Das wird
uns neuen Lebensmut geben! Lasst den Mut nicht sinken! Wie viele sind
wir? Unser Name ist Legion! Jörg Buckel, trink dein Bier! Hallo,
Benjamin Berthold, du alter Säufer! Und du, Erich Schneider, schon
berauscht? Trinke, Kaplan Andreas, trink dir die Frauen schön! Und
du redseliger Zwillingsbruder Paul, trink dich unter den Tisch! Werft
das Joch ab! Lasst die Mädchen Geige spielen! Anna, an die Trommel
mit dir! Halte dich aufrecht auf der Terrasse, Bruder!
Es
kochen die gefangenen Bauern!
O
wie lang wir schon trauern!
Die
Flasche ist leer, wir schwanken schief!
Ach
unsre Trauer ist tief!
Anna
fällt um mit den schönen Knochen!
O
wie tut mir das Herz im Leibe pochen!
Anna,
sollst auf den Knieen rutschen
Und
mich mit Lippen und Zunge lutschen!
O
wie lang währt unsre Trauer, wie lang!
Bald
sing ich meinen Schwanengesang!
DIE
ZWEITE EPISTEL
Nun
streich die Geige heilig!
Eilig,
liebe Fiedlerin, eilig!
Liebe
junge Schwester mein,
Ach
bitte sag nicht Nein!
Sag
Ja! So machen wirs im Pfuhl!
Setz
dich auf den Stuhl
Und
streiche die Silbersaiten!
Lass
den rosa Schleier gleiten
Und
schwinge den Arm, den runden!
Du
sollst nicht die Geige verwunden,
Aber
schwitze, Schwester, begnadet,
Wir
werden in Musik gebadet!
Unter
meinem Dach voll Jammer
Ist
des Bacchus Hochzeitskammer!
Du
spielst ziemlich richtig,
Deine
Antwort ist mir wichtig
Auf
meine Frage nach deinem Hals
Und
Mund, o Königin des Alls!
Unter
der Nymphen Menge
Sind
unverzichtbar deine Gesänge!
Du
hast gefragt und warst bereit zu finden,
Die
tollen Herzen zu binden!
Und
der Liebe Wirbelwind
Die
Töne deiner Saiten sind,
Jeder
Ton ein süßer Schlaf,
Jedes
Herz ein frommes Schaf,
Gleichzeitig
schlurfst du in Kinderschuhen...
Eine
Minute, ich muss etwas ruhen,
Deine
schwarzen Augen sind nicht stumpf
Und
schwarz ist, o Mädchen, dein Strumpf!
Was
wir so lärmen müssen!
Nymphe,
du kannst lachen und küssen!
Ich
liebe die Schönheit sehr!
Aber
– den Wein noch mehr!
Ich
werde beide sehen,
Vor
Wein und Schönheit vergehen,
Wenn
deine Wimpern mir fächeln,
Werde
ich betrunken lächeln!
Eine
Nymphe im grünen Gras
Und
roter Wein im Glas,
Beides
ist geeignet.
Ich
bin vom Schicksal gezeichnet!
Fette
deinen Geigenbogen,
Lass
tönen der Töne Wogen!
Hier
ist meine traurige Kammer
Und
Wein genug für den Jammer!
O
Schönheit, ich bin ehrlich:
Die
Liebe ist gefährlich!
Zechen,
saufen, sich betrinken
Und
im Rausch versinken,
Ist
was ich begehre
Und
dazu, bei deiner Ehre,
Die
junge Schwester, die ledige!
Das
ists, was ich predige!
DIE
DRIITE EPISTEL
Der
Pater bläst ins Horn,
Die
jungen Nymphen tanzen vorn,
Der
Pater bläst aus vollem Schlund,
Jörg
Buckel tanzt sich wund,
Er
trifft auf laute Kadenzen.
Lotta
tanzt in wilden Tänzen
In
hauchfeinen Gazegewanden,
Bestickt
mit Blumengirlanden,
Und
was für schöne Beine
Im
roten Lampenscheine!
Hans
Dorn will schöne Gemahle
Und
junge Nymphen und volle Pokale!
Das
Mädchen nimmt die Geige mit,
Sie
legt die Hand ihm in den Schritt!
O
was für schöne Beine, Frau,
Wie
ist der Himmel heiter und blau!
Hurra!
Die Brüste sind fest!
Der
Rock ist kurz! Ein tolles Fest!
Der
Pater liest die Noten mit neuem Mut.
Der
Pater bläst gut!
Sie
können wie der Satanas blasen!
Waldhorn
auf allen Straßen!
Kunden
wollen hier schlafen,
Barone
und Grafen,
Dragoner
und Husaren.
Gesunder
Humor hilft in allen Gefahren
Und
der Wein wird die Liebe entfachen!
Meine
Geliebte liebt es zu lachen!
So
packte Paris seine Helene
Letztes
Jahr, die junge Schöne.
Die
Geliebte glüht rosa und heiß!
Der
Pater einfach alles weiß!
Hans
Dorn hörts in den Lüften stöhnen,
So
summen die süßen Sirenen
Und
Phöbos Apollon lauscht wie gestern.
Geliebte,
Liebste von allen Schwestern,
Du
bist feurig und hitzig,
Du
bist verspielt und witzig,
Jeden
Tag wieder keusche Braut!
Hurra!
Ich höre dich singen laut,
Ich
sehe der Venus Glieder zittern
Und
höre Donner gewittern
Und
alle sind in Todesnot!
Ich
stehe bereits in Charons Boot!
DIE
VIERTE EPISTEL
He,
ihr Musiker, lasset das Waldhorn schallen
Und
tönt Kantaten allen
Hier
zwischen Kisten und Wannen im Maien!
O
Liebe, du mögest verzeihen!
Lass
deine glühenden Hunde allein sein
Und
du wirst berauschender Wein sein!
Engel
und Herzen aufzurütteln,
Sollst
du das Waldhorn schütteln!
Kein
Ehebrecher sollst du sein,
Aber
halte fest das Waldhorn und den Wein!
Das
Haus ist schön, das Jahr ist milder,
An
den Wänden hängen schöne Bilder.
Die
Küche ist gesellig. Ich will
Auch
in das Schlafzimmer, das ist still.
Das
Mädchen auf dem Bett hör ich beten,
Sie
trägt ein rosa Kleid und lauscht dem Propheten.
Hallo,
Geliebte in schönster Jugend!
Putze
den Schelm von seiner ruinierten Tugend!
Lass
uns Venus und Bacchus feiern!
Wir
wollen unsre Wollust entschleiern!
Erfreulich
tönt unsre Kehle,
Ein
Lachen erfreut unsre Seele,
Aus
lauter Liebe werden wir sterben
Und
vom Weinstock das ewige Leben erben!
Das
Waldhorn halte steif im Arm,
Blase
das Horn, bis sich Gott erbarm!
Sinke
der Geliebten heiter in den Schoß!
Anbetung
ihrer Schönheit makellos!
Die
Geliebte kommentiert an der Pforte
Und
erinnert mich an meine Worte:
O
Tempel der Liebe ohne Grenze!
Glühende
Wangen und lachende Lenze!
Und
still sind die Straßen,
Kinder
spielen in den Gassen,
Auf
Stühlen sitzen wir in der heiteren Frische,
Mit
Süßigkeiten sind gedeckt die Tische.
DIE
FÜNFTE EPISTEL
Liebe
Brüder, lasst uns leeren die Kanne,
Sieg
erflehen dem streitenden Manne,
Erlaubt
uns, zu kämpfen um das Madel,
Tun
wir unsre Arbeit, fahren auf dem Radel,
Lasst
uns prassen, es ist an der Zeit,
Streitbare
Männer sind allzeit bereit,
Wir
trinken bis zum Vergessen,
Wir
sind von Amor besessen,
Wir
werden Kisten voll Rotwein kaufen
Und
uns allnächtlich besaufen,
Wir
lachen über jeden törichten Mann
Und
leeren weinend die Flaschen dann.
Trinkt,
ihr Brüder, die flüssigen Flammen,
Trinkt
mit der adligen Polin zusammen,
Ärger
wohnt in des Toren Brust,
Flieht
den Gram, ergebt euch der Lust
Und
nehmt die flüchtige Schönheit mit
Und
folgt der Liebe auf Schritt und Tritt!
Jetzt
preisen wir Bacchus mit lachender Klage,
Des
Weingotts Apostel alle Tage!
Blast
die Trompete mit liebender Glut,
Rennt
zur Geliebten mit fiebernder Wut
Und
steckt in die Hosen die Murmeln der Kinder.
Auf
in die Schlacht, ihr Überwinder!
Demütig
kommt zu der Flasche Trost,
Genossen
Brüder, Heil und Prost!
Wir
wollen kühn zu dem jungen Madel
Und
treten schnaufend unser Radel.
In
Bacchus' Weinberg stehen sechs Fässer,
Zu
Rotwein werden der Erde Gewässer,
Füllt
die Flaschen bis oben an
Mit
Wein aus Damaskus und Kanaan!
Unerschöpflich
ist des Weingotts Born!
Aber
ah weh! Mich durchbohrt der Rose Dorn!
DIE
SECHSTE EPISTEL
Liebe
Brüder hienieden,
Hallo
und Frieden!
Lasst
das Bier in euch schäumen!
Mit
Herzen und Träumen,
Mit
dem Mond und dem Sterne
Kommt
zur Tür der Taverne!
Trinket,
trinket, jetzt ist die Zeit,
Die
Geige schrill schon schreit,
Es
trommeln die Trommelstöcke.
Die
jungen Schwestern wirbeln die Röcke
Und
singen in den Wind.
Unterwegs
schon die Brüder sind.
Meine
Geliebte, hopp hopp hopp,
Tanze
schön und salopp!
Lass
deiner Schönheit Knospe blitzen,
Blühend
die rosigen Spitzen,
Die
Augen schließe,
Mit
dem Finger genieße!
Weg
mit der Angst, der Fessel,
Geliebte,
setz dich in den Sessel,
Höre
der Geige Oktaven
Und
die Lieder der Sklaven,
Mit
der Fingermaschine
Wird
bedient die Violine
Und
alle schlingern im Flug.
Aber
bitte, füll mir den Krug
Nicht
mit Wasser, sondern mit Wein!
Und
Freundinnen lad ich ein
Meiner
jungen Nichte
Mit
dem schönen Gesichte!
Mädchen,
gebt mir die Hand!
Manchmal
sauf ich auf dem Land,
Werde
in Banden der Liebe gefunden,
Auf
deinem Bette angebunden,
Geliebte,
Schönste der Frauen,
Saufe
in Wiesen und Auen!
DIE
SIEBENTE EPISTEL
Lasst
die Violinen schnarren,
Ihr
Verrückten und Narren,
Lasst
die Geige gurren dann
Für
meiner Geliebten Mann.
Liebchen,
nimm ab die Perücke,
Brate
vom Hühnchen die besten Stücke.
Sei
nicht eifersüchtig,
Nicht
so zickig und züchtig!
Tränen
in den Augen find ich nett,
Sitz
ich an der Geliebten Bett.
Der
Pater jubelt voll Lust,
Es
sticht mich in die Brust,
O
ihr Töne, ihr wonniglichen,
Von
den sanften Geigenstrichen,
Wenn
ich euch höre in meinem Pfuhl,
Dann
fühlt sich mein Busen cool,
Dann
gedenk ich ans Weinglas. Prost!
Liebe
allein ist mein Trost.
Meine
Augen, die himmelblauen,
Nichts
als Nebel schauen.
Mit
der rechten Hand, der feuchten,
Kann
ich wie Paulus die Welt erleuchten.
Mädchen,
bei dir bin ich zuhaus.
Geliebte,
zieh die Schuhe aus!
Geliebte,
dies dein Zimmer
Offenbart
der Schönheit Schimmer,
Wo
Lilien streuen die Leute
Dem
Bruder Tod zur Beute.
Vestalin,
dir meine Seele loht,
Meine
arme Seele in Not!
O
deine Brüste voll Duft!
O
wie ich schnappe nach Luft!
Wie
dein Myrtenkranz von den Händen
Hinab
sinkt auf meine Lenden!
Deines
Auges Seelenfünklein loht
Und
trotzt dem Bruder Tod!
O
deiner blauen Augen Klarheit!
O
deiner lichten Seele Wahrheit!
Ich
höre meiner Geliebten Lieder
Vom
Schicksal der Schwestern und Brüder.
Wie
mich meine Geliebte betört!
Hast
du den Pater jubeln gehört?
In
Fleisch und Blut die Geliebte brennt,
Das
Kleidchen ein Blumenornament.
Erkläre
mir meine Brunft,
Meine
Gefühle, meine Vernunft!
Jetzt
ziehe mich an dich, sei nicht bescheiden,
Ich
mag nicht länger leiden!
O
Muschel! O Nymphe mit himmlischen Blicken!
Du
allein kannst mich erquicken!
DIE
ACHTE EPISTEL
Die
Türen entriegelt,
Die
Geige entsiegelt!
Hier
ist es lustig, Freunde, zu sein,
Hier
bekommen wir Wein!
Nun
am Steg die Geige gezupft,
Das
Waldhorn tönt, und der Vogel hupft,
Schönheit
die Menge!
Wein
und Gesänge!
Und
wir verteidigen unser Herz
Mit
der Schärfe des Schwerts.
Kommt,
meine Brüder all,
Lasst
uns tanzen auf dem Ball,
Lasst
uns in der Hektik wechseln
Und
fleißig die Geige drechseln!
Kein
Rubin tut im Glase gaukeln,
Aber
wir schaukeln, wir schaukeln!
Heiß
schon unser Kampf entbrennt
Um
den verdammten Dollar und Cent!
Bist
du auch fatal
Und
lang und schmal,
Du
mit deinen Gesängen,
Morgen
wirst du hängen!
Heilige
Brüder im Städtchen!
Alle
Tage mein Mädchen!
Ich
werde die Geliebte knicken!
Die
hässlichen Geigenbogen nicken,
Die
Schurken steigen in den Ring,
Schluckauf
hat jedes Ding,
Aber
trotzdem werden wir trinken,
Bis
das Herz tut uns blinken,
Bis
uns platzen wird der Bauch
Und
uns entfährt der Hauch!
Fege
den Teufel aus, Gnade,
Bruder,
halte dich grade!
Das
Fenster steht offen,
Ein
Absprung, ein letztes Hoffen,
Jetzt
musst du springen!
Was
auch immer wir singen,
Du
wirst dir Füße und Hände
Grausam
zerquetschen am Ende!
Nun
schüttle die Flasche,
Nach
Luftgespinsten hasche,
Sollst
schmecken alle Säfte,
Die
dir erneuern die Kräfte!
Der
Mann die Peitsche gebrauch
Und
küss die Geliebte auch!
DIE
NEUNTE EPISTEL
Gute
Brüder und liebe Schwestern,
Der
Pater geigt heute wie gestern,
Die
Saiten er auf der Geige spannt
Und
nimmt den Bogen in die Hand.
Das
Auge fehlt dem Alten,
Die
Nase ist gespalten.
Schau,
wie er spuckt auf den Pfuhl,
Wie
er schwankend steht auf dem Stuhl,
Jetzt
trinkt er einen Schluck aus der Tonne,
Jetzt
tönt er wie die Sonne,
Jetzt
liebkost er die Geige schillernd,
Jetzt
dreht er sich trillernd!
Brüder,
tanzt auf den Zehenspitzen!
Nur
nicht faul im Sessel sitzen!
Jetzt
Hand in Hand, auf dem Haupt die Hüte!
Und
die Jungfrau erst! Meine Güte!
Aus
dem Büro direkt ins Gewimmel!
Ihre
Strümpfe mein Himmel!
Jörg
Buckel wird immer blasser,
Er
säuft Wodka wie Wasser,
Er
trinkt, seiner Frau zum Gruß,
Trinkt
mit Kopf und Hand und Fuß.
Im
goldgelben Mantel mit Schleppe
Mein
Liebchen tanzt auf der Treppe.
Der
Hintern mit lachenden Grübchen,
Rouge
auf den Wangen, mein Liebchen,
Die
Brüste stehen wie Wälle,
Kugelrund
wie Bälle!
So
tanzt du zu den Noten,
So
englisch tanzen die Toten!
Liebkoset
die Schwestern begehrlich!
Seid
zu allen Zeiten ehrlich!
Brüder,
tanzt ein Menuett!
Die
Nacht ist jung und nett!
Geliebte,
du sollst mein Leben sein,
Gib
mir die Hand, halt das Tempo ein!
So
geht es Jörg Buckel in den Nächten
Mit
all den nächtlichen Prächten,
Dass
er tanzt so lustiglich
Mit
Lotta Liederlich.
Sind
ihre roten Haare echt?
Brüder,
auf ins Gefecht!
Nimm
mich siebentausendmal
Und
gewähre mir Tänze ohne Zahl,
Du
Schönste aller Tulpen!
Ich
tanz in Stiefeln und Stulpen.
Ich
trinke dem Pater zu Lob und Dank.
Ein
kleines Bierchen macht mich krank,
Jetzt
ist das Bier ausgelaufen.
Es
brennt das Haus! Wir saufen!
Soll
keiner läuten die Glocke auch!
Ich
kriech auf meinem Bauch.
Geliebte
Schwestern, ihr Frommen,
Ich
hab euch in dem Ring genommen,
Jetzt
tanzen wir wie der Ventilator,
Ich
bin der Triumphator!
Der
Fiedler ist nun stumm,
Er
geht mit der Geige herum.
Ha,
mein Mädchen hebt den Rock!
Ich
Schaf werd noch zum Bock!
Ich
höre Tanz und Gelächter!
Der
Pater auch kein Kostverächter!
Pater,
sollst wieder zur Geige beten!
Ich
werde zum trunknen Propheten!
Das
Mädchen, das ich selig seh,
Ist
eine Jungfrau aus Thermopylä,
Sie
ist schön, ich muss entflammt sein!
Sie
liebe mich, sonst will ich verdammt sein!
Den
alten Weibern, bei meiner Seele,
Schneidet
ihnen durch die Kehle!
Brüder,
hier ist es angenehm,
So
sterbefaul und bequem!
Hier
tönt Musik und ich sag,
Hier
tanzen Mädchen jeden Tag,
Hier
herrscht Bacchus mit seinem Triebe!
Amor
regiert, denn Gott ist die Liebe!
DIE
ZEHNTE EPISTEL
Schwestern,
hört meine Lieder,
Blast
die Flöten der Brüder,
Öffnet
die Ohren im Maien
Dem
Lachen, Lärmen und Schreien
Und
badet in der Wonnen Bucht!
Lasst
uns mit aller Zucht
Glückselig
sein, ihr schönen Zierden,
Lasst
uns folgen den Begierden,
Begierde
lässt den Busen beben!
Vergessen
wir die Not im Leben!
Blase
die Flöte, du süße Puppe,
Trommle
für die ganze Truppe!
Kommt,
Nymphen, in die Liebeslauben!
Wir
wollen an den Gott der Liebe glauben!
Ich
tanze in jungen Lenzen,
Der
Geliebten Augen glänzen.
Nymphe,
gib mir deine Hand!
Wie
süß ich deine roten Fingernägel fand!
Wie
sie singt mit des Busens Beben!
Vergessen
wir die Not im Leben!
Spazieren
wir durch der Venus Stadt
Und
schauen im Garten das erste Blatt,
Wie
in der Stadt die Mädchen wandeln, die schönen,
Wie
entzückt die Flöten tönen!
Die
Mädchen blasen gut an diesem Abend,
Das
ist für die Brüder erlabend!
Amor
kommt mit seiner Fackel!
Liebchen
führt spazieren den Dackel.
Die
Füße in Bewegung gaukeln,
Ich
sehe die Brüste schaukeln,
Wollust
spendet der Brüste Beben!
Vergessen
wir die Not im Leben!
Meine
Brüder voll Glaubensglut!
Neues
Leben! Neuen Mut!
Tanzt
und spielt in fröhlichen Scherzen!
In
Großmut verschenkt eure Herzen!
Habt
kein schwarzes ängstliches Blut!
Mein
Erbe ist die Flasche voll Glut!
Meine
Kinder in niedlicher Demut
Fühlen
vor lauter Schönheit Wehmut.
Bacchus
mit seinen Räuschen
Wird
unsre Gehirne täuschen.
Glücklich
und verliebt ist der Gott der Reben!
Vergessen
wir die Not im Leben!
DIE
ELFTE EPISTEL
Immer
wenn ich predige in dem Maien,
Beginnt
Hans Dorn zu schreien.
Die
Welt ist nicht hässlich am Morgen.
Ich
wills der Geliebten besorgen!
Der
Sturm an der Meerflut reißt.
Der
Pater spielt für unsern Geist.
Schönheit
ist in jedem Sonnenstrahl.
Wodka
und Wein hab ich allemal
Und
Violinen hängen am Abendsterne
Über
der gerne besuchten Taverne.
Liebe
Schwestern, die ich begehre,
Ich
dank euch, bei meiner Ehre,
Dank
euch mit musikalischen Chören.
Die
russischen Dichter schwören,
Meine
Muse ist ihren Musen gleich.
Charon,
der Bootsmann der Toten, ist reich,
Er
geht durch Dublin mit meinen Schwestern,
Er
hat einen grauen Bart seit gestern.
Affen
spielen lustig vor lauter Glück,
Liebchen
schaut aus dem Fenster mit leuchtendem Blick.
Die
Bäuerin steht im Hühnerstalle.
Die
Winde blasen jetzt alle,
Sie
blasen wie Kriegstrompeten.
Gruß
und Heil, ihr Dichter-Propheten,
Goethe
scharwenzelt um Friedericke,
Goethe
scharwenzelt um Ulricke.
Die
Röcke hoch, ihr reizenden Puppen!
Essen
wir zusammen Linsensuppen!
Gießt
dem Pater Whisky ein,
Er
steht an der Front fast allein.
Den
Knecht überrascht das Wetter.
Komm,
denn du bist der Retter!
Blaue
Hose, weißes Hemd,
Ledermantel,
ungekämmt,
Der
graue Bart wird immer länger,
So
seht ihr den trunkenen Sänger,
Glasaugen
über der Nase, schaut!
Ich
sehe, siehe, die junge schöne Braut!
Brüder
und Schwestern, ich will euch danken,
Während
die Waldhörner und die Geigen zanken.
Siehe
Mademoiselle wie Marmorblöcke,
Wie
rosig ihre kurzen Röcke,
Wie
schön das schwarze Haar der Nymphe
Und
wie Fischernetze ihre Strümpfe!
Und
der weiße Krokus im grünen Gras!
Und
der rote Wein im klaren Glas!
Brüder,
lasst uns nicht vergessen,
Unsere
Tage sind Heilige Messen,
Trunken
vom Wein ich von Liebe dichte.
Willkommen,
meine junge schöne Nichte!
Die
Geliebte taucht aus Meeresschaum
Und
wandelt durch den Sternenraum!
Amors
Altar steht auf der Sonne,
Da
dient ihm alltäglich die Nonne.
Das
Kreuz nun auf die Schulter genommen,
Nehmt
die Waffen des Wortes, ihr Frommen!
Schwestern,
öffnet euch der Brüder Samen!
Das
Beste kommt noch! Amen.
DIE
ZWÖLFTE EPISTEL
Weine,
Pater, und spiele bang
Auf
deinem Rohre Trauergesang!
Und
lass schallen die Schellen
Von
der Brüste wogenden Wellen!
Es
schnaubte hier Bier bis zur Ekstase!
Blase,
heiliger Pater, blase,
Gib
ein Zeichen unserem Städtchen,
Das
voll war von jungen Mädchen,
Aber
jetzt ist es so leer,
Sieht
keinen Adler man fliegen mehr,
Ist
kein Falke übers Dach mehr gezogen.
Nur
Jörg Buckel steht noch da mit dem Bogen.
Nicht
mehr sichtbar Tisch und Schüssel,
Ist
nur noch Tür ohne Schlüssel,
Nur
Pfeifen und Hörner sich gebaren,
Wo
früher Becher und Pfannen waren.
Und
Brüder, geschickt in ihrem Fache,
Das
ist so eine alte Sache.
Früher
warst du von der extremen Linken,
Nun
willst du Hans Dorn, dem Narren, winken.
Jetzt
scheint erschüttert das Fenster,
Ein
alter Stuhl für Gespenster.
Umsonst
die Dichter unterm Balkone dienen
Den
Edeldamen mit Violinen.
Alle
an jeder Planke zittern,
Wenn
Lärm und Gebrüll gewittern,
Die
morschen Bretter brechen,
Die
rauchenden Schornsteine zechen.
Jetzt
blase lieber, Prophete,
Wie
früher es war, so blas die Trompete,
Lass
sie unter dem Fenster tönen,
Wo
früher sich zeigten die Schönen,
Wo
Lampen hinterm Vorhang schienen
Und
dämmrig waren die Gardinen.
Vergebens
Pferd und Wagen prunkt
An
jedem einsamen Knotenpunkt.
Aber
die Brüder opfern keine Sühne!
Alle
spielen auf der Narrenbühne!
Mein
Rücken ist schon ganz blau,
Mir
schlug ins Gesicht eine stolze Frau.
Wenn
niemand mehr Gutes für Gutes gibt,
Müssen
wir abblasen, was man liebt.
Hier
man nicht mehr trinken kann,
Wo
man einst beste Räusche gewann.
Mit
der Nase in den leeren Krug zu stechen,
Ist
nichts wert, und Wasser zu zechen.
Ich
hab noch nie liebkost eines andern Mannes Frau.
Ich
hab gelernt von der Weisheit Schau.
DIE
DREIZEHNTE EPISTEL
Nun
sind hier alle versammelt,
Alles,
was in Muße gammelt,
Bruder
Markus Markusson und später
Kommt
auch sein Zwillingsbruder Peter.
Mit
den Peitschen die Kutscher peitschen,
Jetzt
kommen auch die Dichter der Deutschen,
Der
Adel hängt schon fast an den Laternen
Und
Verwandte kommen aus weiten Fernen,
Nymphen
kommen getrippelt all,
Eröffnet
ist der lustige Ball.
Markus
Markusson und Frau
Spielen
auf dem Flügel Noten in Blau,
Sein
Bruder Peter mit seiner Puppe
Löffelt
bereits die Linsensuppe.
Spiele
den Flügel! Willkommen, Bruder!
Und
Otto kommt mit seiner Mutter.
Schwester
Janna will im Sofa ruhen,
Sie
kommt mit roten Schuhen.
Pater,
Gottes Diener in Demut!
Der
Pater kommt mit stiller Wehmut.
Hans
Dorn kommt auch mit großer Wut,
Er
schwitzt Badeöle und Blut.
Der
Pater kommt in Stiefeln an,
Ein
ranziges Kleid trägt der alte Mann,
Auf
seiner Glatze eine Perücke,
Glasaugen
vor dem blinden Blicke,
Einer
Nymphe Schutzmantel trägt er,
Der
Venus Gürtel um die Lenden legt er.
Hurra!
Die Waldhörner tönen Gott zum Dank!
Aber
Schwester Anna ist krank,
Schwester
Anna hat ein schlechtes Gefühl.
Groß
ihre Brüste, ihr Herz nicht kühl!
In
den Wein vergießt ihre Tränen
Fräulein
Ella, die Braunste der Schönen.
Spiele
den Flügel zum Gedichte,
O
Markus Markusson, für meine Nichte!
Liebe
Blumen werden mit Wein begossen,
Wie
begossene Pudel stehn da die Genossen.
Jannas
Mund verspricht ein Lächeln,
Die
langen Seidenwimpern fächeln.
Jörg
Buckel trägt den Hut in der Hand,
Seine
Stiefel kratzen im Sand,
Er
erinnert sich an früher gut,
Jörg
Buckel hält in der Hand den Hut.
Zieht
die Handschuhe aus, Genossen,
Ihr
wisst mehr als ihr je genossen!
Nicht
nur Lotta, das liederliche Luder,
Ich
lade dich auch ein, mein Bruder,
Schwing
dich lustig im Tanz!
Das
Waldhorn tönt zum Sternenkranz!
Hurra
schrein die stattlichen Chöre.
Bruder,
ich dich von Herzen beschwöre,
Trage
treu dein altes Weib!
Nur
Venus hat einen immer-jungen Leib!
Markus
Markusson und seine Braut
Hören
die Hörner blöken laut.
Das
Waldhorn bläst, dass Gott erbarm!
Jetzt
hebt er Christine auf den Arm!
Seine
Augen funkeln von Liebe und Groll,
Markus
Markusson ist des Gottes voll!
Markus
Markusson, bist du schon heilig?
Sei
nicht wie Graubrot langweilig!
Halte
immer auf dem Kopf den Hut!
Wie
geht es dir, geht es dir gut?
Ich
höre Anna sagen: Pauvre ami!
Zieh
nur nach oben die Jalousie!
Hier
sind Hähne mit Sporen!
Bruder,
sei wie neugeboren!
Zwar
ist der Schnaps gefährlich,
Aber
seien wir nur ehrlich,
Was
soll das für ein Himmel sein
Ohne
Hundert-Liter-Fässer Wein?
Doch
Waldhörner wimmern zum Grauen!
Ein
Prost auf den Wein und die schönen Frauen!
Und
trinken wir im Welttheater
Auf
den heiligen Vater!
Nimm
dein Waldhorn und blase!
Tauche
in den Trank die Nase!
Schwester
Christine ist ein süßes Ding,
Sie
trägt gehorsam den Ring.
Und
du, Jörg Buckel, was soll ich sagen?
Ich
höre deine Daisy über dich klagen!
Markus
Markusson glaubt dem Äther
Und
auch sein Zwillingsbruder Peter,
Der
denkt allnächtlich an Schwester Anna
Und
meine junge schöne Nichte Janna.
Aber
was soll der Wein bedeuten,
Wenn
wir hören die Glocken läuten?
Wenn
wir getrunken von heiligen Weinen,
Gehn
wir liebkosen die Kleinen!
Hört
doch, es läuten die Glocken!
Die
Geliebte kommt mit rosa Socken,
Die
Sterne leuchten und wandeln, erlöschen,
Dunkel
ist der Teich mit den Fröschen.
Jetzt
bin ich verliebt, Gott sei's gesagt,
In
diese junge schöne Gottesmagd!
Wer
will sich dem Tod übergeben?
Anna
stirbt und ich muss leben!
Ach
ihr schönsten Töchter Evas!
Ach
ihr heiligen Söhne von Kephas!
Ach,
altes Fleisch verwelkt wie Gras!
Nimm
den Wein ein, leere das Glas,
Und
alle Frauen werden schön und jung!
O
Himmel der Begeisterung!
Markus
Markusson, Gott zum Gruße!
Und
sei mir gegrüßt, o Göttin der Muße!
Nimm
einen Schluck vom Kümmellikör
Und
auf die Wünsche deines Weibes hör,
Denn
jetzt kommt die Nacht mit dem All
Und
zu Ende geht unser heutiger Ball.
DIE
VIERZEHNTE EPISTEL
Höre,
Orpheus Goethe,
Blase
die Silberflöte!
Ja,
der alte Wein ist wunderbar
Und
passt zu unserm Silberhaar,
Denen
die schütteren Haare sind weiß,
Doch
singen wir Apollo Preis,
Und
vor der Venus Glieder
Fallen
wir anbetend nieder!
Klingen
soll der Kontrabass,
Der
Wein im Glase sei nass.
Trag
auf dem Haupte stets den Hut.
Siehe,
du machst es gut.
Du
hast auch wenige Freunde
Und
viel Feinde in der Gemeinde.
Doch
rauschend ist Bacchus' Strom
Und
ewig das heilige Rom!
Das
Glas in der Hand und die Leier,
Singen
wir Venus voll Feuer,
Unsre
Leier ist gestimmt,
Venus
duftet nach Zimt,
Bleibe,
mein alter Vater Goethe,
Bei
mir zur Abendröte!
Nimm
Pindars Harfe voll Glut,
Wein
im bläulichen Blut,
Und
zerbrich dir das Gehirn!
Über
uns wacht das Gestirn!
Droben
im Himmel ist es nett,
Da
wartet ein himmlisches Hochzeitsbett!
Verstreue
deine Geschmeide!
Niemand
bemerkt uns beide.
Setze
deinen Hut auf den Kopf,
Einen
Deckel findet jeder Topf,
Bacchus
Weinberg steht jetzt in Blüte,
Amor
ist voller Güte,
Und
im Himmel des Nazarenus
Wartet
auf uns die bräutliche Venus!
Im
geweihten Haine unser Sitz,
Barhäuptig
stehn wir unter Donner und Blitz,
Aber
Venus ist uns genug!
Zum
Himmel nehmen wir bald den Flug!
Venus,
Königin unserem Volke,
Räkelt
sich lasziv auf der Wolke!
Spanne
an die Feuerpferde!
Verlassen
wir die traurige Erde!
Wein
wird uns trösten und Musik.
Sieg,
o Amor, Sieg!
Wir
werden im Himmel trunken sein
Von
Venus' Minne und Zyperwein!
Im
Paradies ist immer Frühlingswetter,
O
Hölderlin, mein liebster Vetter!
Wir
bangen nicht bei Donner und Blitz,
Behalten
der alten Weisheit Witz,
Während
leuchten unsere Seelen
Gleich
Diamanten und Juwelen.
Reflektiere
dein Herz,
Vergiss
der Erde Schmerz,
Wir
wollen denken und fühlen
Und
wollen singen und spielen,
Die
Liebe verzückt mich in Ekstase,
Vom
Rotwein ist rot meine Nase.
Aber
ich liege zu Füßen von Bacchus' Thron
Und
huldige Venus und ihrem Sohn.
Der
Wein verschärft das Gesicht,
So
sehn wir das himmlische Licht.
Nimm
meinen Brief entgegen und schweige
Und
dann gib mir Antwort zur Geige,
Ich
sehe deines Erfolges Sonne,
Ich
sehe Amors Herrlichkeiten voll Wonne,
Ich
sehe, Bacchus im Weinberg ist unser Richter.
Trinket
Wein und liebet, ihr Dichter!
DIE
FÜNFZEHNTE EPISTEL
Lass
dich liebkosen mit einem Kuss,
Mein
lieber Sohn Timotheus!
Ich
zeige dir mit letztem Geröchel
Meinen
gebrochenen Knöchel.
Mein
Sohn, jetzt bist du reif,
Deine
Glieder werden langsam steif!
Ach
was habe ich auf Erden
Als
Alter für Magenbeschwerden!
Meine
Schüler sind mir treu,
Ich
werde wie der Phönix neu!
Du
benimmst dich musterhaft, wie ich seh,
In
der Stadt mit mir im Café.
Setze
auf deine Mütze,
Es
segnen dich Gottes Blitze!
Und
nimm die Flasche in die Hände!
Ich
wünsch dir ein müßiges Wochenende!
Die
meisten Dichter, Timotheus,
Folgen
dem Weingott mit Genuss.
Du
musst deine Haare kämmen
Und
dich waschen mit Öl und Schwämmen.
Lege
die Ringe an deine Hände
Und
den Gürtel um deine Lende.
Es
ist nun schon das zwölfte Jahr,
Das
du mich liebst so wunderbar!
Lass
dir nicht die Nase reizen,
Wenn
dreiste Dirnen die Beine spreizen!
Siehe,
du strahlst wie der Abendstern auf,
Wenn
die Sonne beendet den Lauf.
Lass
dich liebkosen mit einem Kuss,
Mein
süßer Knabe Timotheus!
Deine
bellenden Hunde hadern,
Es
tobt das Blut in deinen Adern,
Wenn
Mädchen deine Blicke fangen
Mit
ihren blonden Lockenschlangen.
Bacchus
gibt selber auf,
Kommt
Venus im tänzelnden Lauf!
Der
Teufel kommt als nackte Frau!
Denke
drüber nach, sei schlau!
Doch
wenn du einst trinkst vom Bier,
Sei
feinen Damen ein Kavalier!
Mein
lieber kleiner Timotheus,
Was
ich dir heute sagen muss,
Du
bist wie ein junger Hund,
Immer
hungrig dein Mund,
Und
wenn es gibt keine Leckerbissen,
Dann
wird mir in die Hand gebissen.
Doch
niemals in allen Tagen
Tat
ich meinen Liebling schlagen.
Öffne
im duftenden Frühlingsgrase
Den
bunten Blumen deine Nase
Und
öffne dein Muschelohr
Dem
heiligen Vogelchor!
Und
mit Humor sei frisch und flink
Wie
Amsel, Drossel, Star und Fink!
Und
bei deinen Geistesgaben
Darfst
du auch Favoriten haben.
Aber
lass nicht jeden in deine Kammer!
Mancher
bringt mit sich nur Jammer!
Schlage
Feuer aus dem Feuerstein!
Ich
erhebe auf dich mein Glas mit dem Wein!
Ich
werde trinken, lässt Bacchus es regnen,
Ich
werde, beim heiligen Kelch, dich segnen!
Nimm
du auch das Glas in die Faust,
Wenn
du vom fetten Fleische schmaust!
Bacchus
selbst wird die eiligen
Trinker
mit dem Kelche heiligen!
Lebe
doch nicht als Muslim!
Der
heilige Wein ist sublim!
Uns
erwarten Not und Wetter,
Aber
Bacchus ist unser Retter!
Er
erlöst den Geist von der Materie,
Gießt
Gottes Blut durch die Arterie!
DIE
SECHZEHNTE EPISTEL
Der
Pater, die Gnade gab ihm Gott,
Der
Pater bläst gut das Fagott.
Halte
deinen Schlafrock offen!
Wir
alle stehn betroffen!
Setze
auf deinen Hut
Und
brenne in Liebesglut!
Bierselige
Brüder
Singen
trunkene Lieder
Und
vertrinken ihre Rente
Mit
dem feurigen Elemente.
Siehe
die Frauen mit Schwanenflügel
Tanzen
auf bewaldetem Hügel,
Ich
sehe in meinem Römerglas
Nackte
Nymphen liegen im Gras.
Manchmal
im lieben Lenzesland
Küss
ich Edeldamen die Hand.
Bierselige
Brüder
Tanzen
wieder und wieder
Und
singen: In veritas vino
Und
trinken auf Tom von Aquino!
Ach
ihr Schlangen-Mädchen
Mit
Kleidchen aus Gazefädchen,
Trippelt
einher auf Stöckelschuhen!
Wir
wollen in Liebe ruhen.
Jetzt
geht ihr noch auf High-Heels einher
Aber
später, später nicht mehr!
Liebe
Brüder
Auf
und nieder
Mit
den Nachtgespenstern
Singen
vor den Frauen-Fenstern!
Hallo,
du süße rosige Puppe!
Hier
kommt die männliche Truppe!
Engelsharfen
tönen auf Erden.
Alte
Schriften aufgezeichnet werden.
Und
ich wie der weise Salomo
Hofiere
die Geliebte pianissimo!
Ach
da kommen die Einen
Mit
weißen Beinen
Und
krumm die Andern
Am
Stocke wandern.
Aber
die mir gefiel,
War
quick und agil!
Wir
fassen unsre Hände
Und
tanzen bis zum Ende,
Wenn
Engelsharfen tönen auf Erden
Und
heilige Schriften aufgezeichnet werden!
Hurra,
Kameraden
Von
Gottes Gnaden!
Die
Nachtigall hör ich loben,
Den
Kuckuck hör ich oben,
Während
düster wird der Strand
Und
schwarz der weiße Sand.
Pater,
beim wahren Gott,
Nun
nimm noch einmal dein Fagott,
Denn
was schlägt am Kirchturm die Uhr?
Ich
höre auf den Kirchturm nur.
Eben
war es noch abends um acht,
Und
schon ists Mitternacht.