von Josef Maria Mayer
ERSTER TEIL
1
In allen Übeln, die ein Liebessturm
erregt,
Es regnet auf den Kopf, ich suche neues
Licht,
Erheitre meine Stirn, nicht mehr vom
Weh bewegt,
Der Seele Freude sei mein lächelndes
Gesicht.
Die Tochter Gottes will mir schön und
jung erscheinen,
Sie saugt noch immer gut, sie saugt
noch immer gut,
Erwartet Schläge still und ohne laut
zu weinen,
Kein bitteres Gesicht und keinen üblen
Mut.
Zum Vögeln reckt sie hoch den Hals,
die Haare schlingern,
Wenn sie die Büste fühlt mit ihren
zarten Fingern,
Dann macht sie schlechtes Spiel, dann
will ich Schlimmes tun.
Die Gesten alle gleich, zum Einsatz
kommt die Lende,
Unhöflich bin ich nicht, ich küsse
ihre Hände,
Das Küssen macht mich gut, ich werde
besser nun.
2
Den Tod die Lanze bringt in diese heiße
Enge,
Verschließ die beiden doch, die
Öffnungen, mein Lenz,
Ich werde schmücken schön die kleinen
feinen Stränge
Der holden, der mit Gold geschmückten
Exzellenz.
Und dass nicht ruhig ist im Ebenmaß
der Wind,
Der Macht verpflichtet er zu eigen
sich, der alten,
Und unten im Gewölb des Nachtbezirks,
mein Kind,
Die Ehrengarde steht dort gegen die
Gewalten.
Den Schlag, den Stoß erwart, und sei
doch hoch beglückt,
Denn meine Sinne sind verrückt,
fürwahr verrückt,
Koralle fülle ich und schlankes
Elfenbein.
O dies dein kleines Loch, die rosenrote
Spalte,
Ich gebe dir dahin all meine Arbeit,
Alte,
Dann wirst du unter des Monarchen
Herrschaft sein.
3
O schamlos ist extrem die Hure, dieser
Engel,
Erhaschen möchte ich den Blick voll
Liebesnot.
Je einen bronzenen der beiden
Oberschenkel,
Dass sie zu tun mir gibt um ein klein
Stückchen Brot.
Die Vulva Hunger hat, die jung ist und
nicht alt,
Das Vögeln ist Natur, natürlich ists
im Land,
Die Bälle beben für den
Lebensunterhalt,
Und Spaß bereitet sie mit
künstereicher Hand.
Das bringt zwar keinen Ruhm, die Ehre
auch ist flüchtig,
Doch ist sie heiß, lasziv, so sündig
und unzüchtig,
Die Hündin im Bordell will jeder
Freier sehn!
So ist nun die Natur. Sie weiß auch
anzubieten
Das Loch in ihrem Arsch den jungen
Sodomiten.
Doch ich bekenne euch, der Akt ist
nicht so schön.
4
Frisch die Lanzette ist und in
Zinnoberrot,
Die schnellste Wirkung tut sie
schnellend voller Schimmer,
Wer in die Griffe legt die Glut in
Liebesnot,
Narkotisch ist fürwahr das Leben,
schlummert immer.
Wer liebt das Liebesspiel mit deiner
heißen Ritze,
Im Abgrund des Likörs die Pulse
klopfend pochen,
Erfrischend köstlich dies die brennend
heiße Hitze.
Die heiße Hitze bringt das schwüle
Blut zum Kochen.
Du kitzelst meinen Leib, ich liege halb
im Schlaf,
Dann zogst du dich zurück und schon
allein mich traf
Die Bombe in dem Bett und Explosion und
Sieg!
Ich schenk dir gleiche Lust durch
meinen Zungenkuss.
Wer wünscht denn da noch den gewagten
Überschuss,
Die Ruhezeiten, bis er stolpert in den
Krieg?
5
O meine Damen, ich bedaure, hab die
Ehre,
Ich find den engen Weg, das ist ja euer
Recht,
Und wissen sollt ihr, wie und wo ich
gerne wäre
Und bin doch immer treu, der Damen
treuer Knecht.
Die große Liebe ist auf ihrem
Höhepunkt!
Perfekt! Sie wächst nicht mehr durch
neue Liebesschmerzen.
Die Mutter sie gebar, der Tochter Seele
funkt,
Begierde trage ich als Stift in meinem
Herzen.
Die Lust gebar den Wunsch, o Herrin
ohne Fehle,
Sie ließ sich meistern und sie packte
meine Seele,
Die Schönheit mir erschien, fast wie
im Bett die Gattin!
Ganz ohne Denken ward sie von mir
wahrgenommen,
Durchs Auge in das Herz ist sie sehr
schnell gekommen,
Und fortan bet ich an die höchste
Schönheitsgöttin!
6
O Damen, euch gebührt es, diesen Ton
zu hören,
Gewidmet hab ich mich, die Seele und
die Leier,
Wem geb ich mich? Der Glut, der
Liebesglut Betören,
Die inspiriert mich, mich und viele
andre Freier!
Gelesen hat sie nur des andern Mannes
Name,
Wie ihrer Liebe Blick die Brust
entflammte mir.
Den Namen seht, o Fraun, von einer
andern Dame
Und ihrer Schönheit Schmuck und süßer
Reize Zier.
Was, wenn dich meine Lust noch immer
reizend malt,
Wenn Schönheit du erblickst, wenn
meine Kunst erstrahlt?
Dann weil die Liebe ist nicht schwer
mit vollem Triebe!
Dein Herz mir wende zu, so würdig
meiner Leier,
Denn, o Geliebte, voll der Minne ist
dein Freier,
Der Schönheit nur besingt und Wonnen
süßer Liebe!
7
An diesem Tag der Wald, die Wiesen
grünen frei,
Des grünen Knaben Wunsch und Zeichen
seiner Triebe,
Ich trug den heißen Wunsch, dein
Minner war der Mai,
Das war die Ökologie der Glut der
heißen Liebe.
Der Himmel schickte mir statt deinem
Herzen jung
Den ganzen Blumenmarkt, das grüne
Weltgebäude.
Zwar keine Wurzel und zu lang die
Zögerung,
Doch ein Ergebnis kam von Glück und
Lust und Freude.
Im Liebeslenze nicht die frostigkalten
Damen
Die Winterwaren mir im Wert zu steigern
kamen,
Das nonchalante Zeug flieht auf des
Wagens Achsen.
Die Rose und das Herz, die beiden
reifen gut,
Und wenn zum Eigentum dein Herz sinkt
ohne Glut,
Durch meine Hoffnung und dein Lieben
wird es wachsen.
8
Drei Liebesarten gibts. Das erste ist
das Licht,
Da handelt der Instinkt, da die Eroten
schweben
Zum Knaben von dem Mann, und Ehre, Ruhm
und Pflicht
Den Andern schätzen mehr noch als das
eigne Leben.
Die andre Art ist schwach, doch stärker
ihre Pracht,
Die Lust des Mannes ists, der
Frauenreize wählt.
Die dritte Liebe ist von ungeheurer
Macht:
Frau Religion ists, von der höchsten
Frau beseelt!
Zwei Menschen fesseln sich und Knoten
ists zu nennen,
Ob wir auch geben nach, doch unsre
Lichter brennen,
Denn Eros ist der Herr, denn Eros ist
der Genius!
Altar des Todes, du bezeugst des
Glaubens Strahl,
Dass Göttin Venus ist mir Freundin,
Braut, Gemahl,
Und meine Freundin ist, mein Liebchen
ist mir Venus!
9
Die Griechin Sappho sang für Phaon,
den Beblümten,
Die Muse sang sein Licht, sein Name
nicht vergeh.
Corinna nahm zum Freund den Römer, den
Berühmten,
Ovid besang sie schön und malte ihr
Portrait.
Petrarca in Florenz wie Gott Apollon
war,
Der Lorbeer war sein Ruhm, für Laura
liebevoll.
Doch der Franzose singt, wie weiland
sang Ronsard,
Kassandra aber nicht verliebt war in
Apoll.
Liebst du, Geliebte, mich mit
zärtlicher Begier,
Sing du mein Liebeslied und lerne das
von mir,
Sing ich dir Lob und Preis in höchster
Liebesbrunst.
Ich aber war Ovid, Petrarca und
Ronsard,
Corinna, Laura und Kassandra aber war
Die Muse mir der Lust, der
Leidenschaft, der Kunst.
10
Gott Eros wirft auf mich den Zorn und
wilde Wut,
An einem Tage ich mich löst von seinem
Band.
Er sah, dass ich mich nicht erniedrigt
ohne Mut,
Dass ich noch nicht zutiefst gehuldigt
seiner Hand.
Er hob mich auf den Leib der Liebsten,
so gefunden
Hielt er an Fuß und Hand gefesselt
mich dieweil.
Das Schwarz von Liebchens Haar,
gefesselt und gebunden,
Es diente Eros da zum Fangnetz und zum
Seil.
Verbindung war ihr Haar, Verbindung mir
zu allen
Den Reizen. Lieben Fraun, so tut mir
den Gefallen,
Wenn ihr nicht wollt, dass ich schon
heute sterbe – Ave!
Ich hab ein Armband hier, mein Liebchen
mit zu fesseln,
Die alle einig beugt im Land von Dorn
und Nesseln:
Mein Leben immer noch ist der Geliebten
Sklave!
11
In welcher heißen Nacht mein Speer aus
Elfenbein
Erröten ließ den Schaum der rosigen
Koralle?
Ich schmachte nach der Frau, sehn mich
nach ihr allein,
Jetzt ist für sie die Zeit, der
Schönheit Ruhmeshalle.
Als ich ergossen lag, nach meinem Siege
weich,
Im Blüten-Inneren von Lichtkristall so
jung,
Es färbte meinen Teint, war vorher
blass und bleich,
Mit dem Vergnügen der, ach ja,
Erinnerung.
Es kann ja auch zu früh zu mir
gekommen sein,
Graviere doch das Glück mir des
Erinnerns ein,
Verzögerungen von der ordentlichen
Art.
Sie will den Schatten, der ihr folgt
als treuer Hund,
Aufgrund der süßen Nacht ich tu's am
Tage und
Ich tu es in der Nacht in ihrer
Gegenwart.
12
Wenn ich dich preisend will, o Göttin
Frankreichs, nennen,
Französin voller Ruhm, kann ich ein
Bild dir malen,
In deiner Schönheit komm, doch ist
dein Liebesbrennen
Nicht wie der Venus Glut und ihres
Leibes Strahlen.
Minervas ist dein Kopf, und deine
Stimme kündet
Der Göttin Herrlichkeit, die Rüstung
ist von Erz,
Der Augen blauer Strahl ist rein von
Licht entzündet
In meinem irren Hirn und fällt hinab
ins Herz.
Diana bist du, fast der Ruhe Paradies,
So rufe ich dich an. Dein Zauber
bitter-süß.
In Hymens Joch hab ich gedient dir
lang, Diana.
Die Göttin Venus ist mir ewige
Geliebte,
Minerva ist mir auch die ewige
Geliebte,
Und mir Geliebte ist die ewige Diana.
13
Ich wusste, dass du warst der Popo
voller Würde!
O Hure, ja ich sah, mein Schlagstock in
der Braut
Zusammzubrechen nicht im Schoße
fürchten würde!
In deiner Vulva wird der Klebstoff noch
gebraut,
Den du benutzt, um schnell zu gleiten
bei dem Scherz,
Mit einem Nicken und mit eines Seufzers
Wahn.
Das alles schaute, o Geliebte, sah mein
Herz.
Ich leb auf dem Kanal als wie in einem
Kahn.
Dies ist der Stall, das Stroh, das
sticht. Ich sah die Gäste,
Großartig war die Schar, die kam zu
deinem Feste,
Und wer hat kein Gepäck, der wird
nicht gut empfangen.
Wer spricht den wahren Ruhm der Göttin
Vulva aus?
Ach traurig! Keine lebt mit mir in
meinem Haus!
Die Blinde du verführst, wer blieb an
dir nicht hangen!
14
Wenn jemand wissen will, was mich in
Ketten legt?
Die Göttin Freiheit ists, ich bin der
Freiheit Sohn
Und Sklave! Es versklavt die Schönheit,
die erregt,
Am Tag und in der Nacht. Ich fordre
meinen Lohn.
In Ketten schreit laut auf die Seele
voller Qual,
Wie stachlig ist mein Herz, ich bin ein
Igel, schau,
Auf Ihrem Bauernhof, und doch bin ich
loyal,
Der Dichter liebt sie, gern auch eine
andre Frau.
Der Fesseln Feuersglut, die glühend in
mich dringt,
Das ist es, was so sehr zur Liebesglut
mich zwingt,
Sie, der ich Freundschaft schwor und
dass ich treu ihr bliebe.
Nicht Zeit noch Tod zerstört den engen
Liebesbund,
Fest sind die heiligen Vereinigungen
und
Der Kommunionen Glück in unsrer treuen
Liebe!
15
Du Nette, steh nun auf! Du bist so
faul! Und ah,
Die Lerche fröhlich singt dem
Morgenstern voll Gnade,
Auch singt die Nachtigall ihr
hochzeitliches Ja
Und sitzend auf dem Steiß, so sing ich
die Ballade.
So steht nun fest, will sehn, ihr
Perlen und ihr Kräuter,
Die schöne Rose rot, die Knospen
keusch und züchtig,
Die rote Nelke und des Rindes pralles
Euter,
Das Wasser letzte Nacht, die sanfte
Hand vorsichtig.
Du gestern gingst ins Bett, du gabst
mir das Versprechen:
Früh morgens wach ich auf, dir meinen
Leib zu brechen!
Doch fesselt dich der Schlaf, dich
nochmal umzudrehen.
Bestrafen werde ich die Faulheit meiner
Schwarzen,
Ich küsse tausendmal der Brüste
spitze Warzen,
Denn lehren will ich dich, zur Liebe
aufzustehen!
16
Ja, ich erinnerte die süße Freundin
mein:
Heut wird getrunken! Ha, von Flaschen
einen Berg!
So kaufe Flaschen ein von herbem
Frankenwein,
Und das soll reichen für das ganze
große Werk.
Tust du das nicht, so lieb ich eben
gratiaplena
Maria! Nein, ich trink, ich trinke
unermesslich!
Und wenn du jung und schön bist, meine
Magdalena,
Du liebst den Höhepunkt, sei dessen
nicht vergesslich!
Lass mich den Efeugott, den trunknen
Weingott sein,
Dann defloriere ich dein
Jungfraun-Hymen fein,
Ich streue Rosen aus und Lilien in dem
Morgen.
Ich schäme mich der Milch, der
Erdbeern, meine Minne.
Ist es nicht gut? Wohlan denn, liebste
Frau, beginne,
Dann gehen von uns weg der Kummer und
die Sorgen.
17
O kleine Liebe, denk, dass dich mein
Nabel sah
Und nicht mein Auge, denk, dass dich
mein Nabel schaut,
Wir sehn uns nackt, und nackt sind wir
zusammen da,
Und an der Stadt Paris wird immer noch
gebaut.
Der Liebe ich gehör, der Liebe Ruhm
und Ehr,
Das Androgyne ists, wonach wir beide
heulen,
Wie sehr ich ehre dich, mein lieber
Schatz, wie sehr
Und deine Beine nackt, die beiden
Zwillingssäulen.
Der Beine Meisterwerk ists nicht und
nicht die Augen
Und nicht dein Lachen und die Hände
auch nicht taugen,
Doch meines Herzens Quell, die Tränen
meiner Brust,
Denn Weinen kann ich gut, dass ich die
Sehnsucht kühl.
Und ohne Hoffnung hab ich manchmal das
Gefühl
Des Paradieses, wenn ich denk an deine
Lust.
18
Nach meiner Rückkehr – ach, dass ich
verzweifeln muss! -
Gab ich dir einen Kuss, doch du des
Eises voll,
Du küsstest frostig mich mit einer
Leiche Kuss,
Diana also keusch einst küsste den
Apoll,
Großmutters Wange so das junge Mädchen
presst,
So küsst der Bräutigam die Braut vorm
Ehebund,
Nicht schmackhaft süß der Kuss, die
Lippe presst nicht fest,
Was sind die Lippen mir so bitter und
so wund?
Du imitiere doch das Paar der
Turteltauben,
Im Fichtenwipfel sie sich wilde Küsse
rauben,
Die Flügel spreizen sie und mit den
Schnäbeln picken!
Geliebte, alles was wir fortan leisten
müssen,
Ist, wie die Vögel uns mit heißer
Brunst zu küssen!
Wir wollen in den Mund uns heißer
Liebe ficken!
19
Madonna, meine Lust, die Wangen glühn
dir rot,
Des Maien Rose ist dein langes
Lockenhaar,
Frisiert vom Meister, der all seine
Kunst dir bot,
Umspielt es zart dein Ohr, die Muschel
weiß und klar.
Als du noch klein warst, kam die Biene,
zu erbeuten
Mit ihrem Leckermaul den süßen
Nektar-Tau.
Gott Eros kam herbei zu deinen jungen
Freuden.
Die Stimme dein ist süß wie keiner
andern Frau.
Zwei Berge weißer Milch sind deine
vollen Brüste,
Und deine Schlankheit ist der Inbegriff
der Lüste,
Ein junges Mädchen du in nackter
Juli-Form.
Der Juno Lilienarm, der Grazien Brüste
und
Der Morgenröte Mund, dein roter
Scharlachmund,
Und einer Löwin Herz, so stolz und so
enorm!
20
Die weiße Lanze steht im goldnen
Morgenrot,
Die Lanze ist gesalbt, von
Standart-Steifigkeit,
Im Lager der Armee, und in des Krieges
Not
Ich brauch sie in der Schlacht mit
Heldenhaftigkeit.
Die Lanze war bereit beim letzten
Angriff, der
Dein erster Angriff war, nun muss ich
davon sprechen,
Des Angriffs Ende hat sich hingezogen
sehr,
Die Lanze war bereit, zu stechen und zu
brechen.
Ach, ohne dich die Welt ein wüstes
Chaos wäre,
Die göttliche Natur verginge in der
Leere,
Wenn du nicht kämpftest, so gehorsam
der Natur.
Du hast das Instrument des Glückes
voll Genuss,
Mit dem wir leben und dass man auch
ehren muss.
Wie oft denn opfern wir auf dem Altare
nur?
21
Mir wär es Leid, wenn du mir Grund
gegeben hättest
Zur Eifersucht, wenn du dir einen
Freier kauftest!
Es kochte heiß mein Blut, wann immer
du dich bettest,
Besiegt sein wollt ich nur, wenn wild
du mit mir rauftest.
Jetzt wird mein Haar mir grau, das
Alter Kraft mir raubt,
Ich denk nicht drüber nach, wie ich
der Zeit entgleite,
Ich war im Leben stark, so dass es mir
erlaubt,
Zu liegen in dem Grab auf meiner
rechten Seite.
Kadaver alt und faul, den nutze ich mit
Zauber,
Ein trockenes Skelett, den Schädel
nicht mehr sauber,
Die Kranke ich genieß in geistigem
Umnachten!
Gesetz der Venus ists, das Mädchen,
hoch zu rühmen,
Verliert im Hochzeitsbett das reine
Jungfraun-Hymen.
Und danach ich so sehr begierig muss
verschmachten!
22
Gegrüßet seiest du, o Ackerfurche
leer,
Die stark und fruchtbar ist,
empfänglich augenblicklich,
Gegrüßet seiest du, o Öffnung, selig
sehr,
Du machst mein Leben schön, du machst
mich überglücklich!
Du bist es, die mich quält, doch mich
nicht mehr quält als
Der Knabe mit dem Pfeil, der mir
Probleme macht.
Die Kraft mir schwindet schon an deinem
Schwanenhals,
Vier Nächte nicht mehr, du kommst nur
noch eine Nacht.
O kleines Loch, o Loch so eng, o zartes
Loch,
Auf weicher Haut das Haar gekräuselt
noch und noch,
Wer herrscht wie du, o Loch, mit deinem
stolzen Herzen?
Die Kavaliere all anbetend ehren Sie!
Der Vulva beugen sich anbetend alle
Knie!
Die Männer kommen, in den Händen
heiße Kerzen!
23
Raus aus dem Mund, dem Arsch, und weg
mit deiner Hand!
Gib mir die süße Lust, der Venus
Köstlichkeit!
Frau Freiheit, gib dein Brot mir in der
Freiheit Land!
So lautet das Gesetz in Staates
Angelegenheit.
Ein Kühlschrank ohne Blut, so ist dein
kaltes Leben.
Die Wollust weiden will in deiner
Sehsucht Rosen.
Die Krone trägst du in dem Haar, und
sie will geben,
Was lange Tradition im Lande der
Franzosen.
Du wirst zwar sagen, dass im hohen
Himmel Zeus
Tut ohne Hinterlist kein gutes Werk,
ich weiß,
Dass nur die Krone nicht des Zeus
beschädigt werde!
Er ist doch stärker dort als du es
bist hienieden!
Auch hat er einen Sohn! So, Liebste,
gib mir Frieden!
Sonst meine Samen, ach, sie fallen auf
die Erde.
24
O Muschi mollig, o Korallen-Grübchen
süß,
O Göttin der Natur, des ganzen
Weltenalles,
O Höhle unterm Haar, o
Himmelsparadies,
O Nektar-Quelle, o du Muschi,
Ein-und-Alles!
Jetzt zwischen deinen zwei Gebeinen all
mein Hoffen,
Das weiße Fleisch, das Haar so
schwarz, ich möchte tanzen,
Die Muschi steht jetzt mehr als selbst
der Popo offen,
Die Schergen des Gerichts erheben ihre
Lanzen.
Der Kanzler liebt mich nicht, weil mich
der Vollbart ziert,
Er liebt die Aue nur gemäht und gut
rasiert,
Den Rücken reitet er als liebestoller
Kater.
Wenn erst der Muschel Not vermindert
wird, dann sieh,
Dann kommt der Kanzler noch zur Venus
Medici,
Dann imitiert er an der Kriegsfront
seinen Vater.
25
Dass viele Dochte neu, das sei von mir
beklagt,
Die Fackel löschen aus, ach, der Natur
der Liebe!
Es macht mich traurig nur, was der
Gerichtshof sagt,
O Langeweile, mein Gesicht wird krank
vor Trübe!
Der König, wie man sagt, will Kuss und
Kommunion,
Sein Mädchen, mollig, nett, am Tag und
in der Nacht,
Die ihren Po verleiht für Silberlinge
Lohn,
Erträgt die Bresche wohl und starrer
Lanze Pracht.
Der Po verschlingt das Hab und Gut von
reichen Ahnen,
Frau Scylla hasst doch heiß die alten
Veteranen,
Es wäre besser doch für Frankreichs
Ehrennamen,
Der mir gegeben ward, Sankt Ludwigs
andrer Name,
Weil es dem Herrn gefiel, der Name
meiner Dame,
Als jener Name von des alten Nero
Samen.
26
Und neulich war ich auf dem hohen
Gipfel droben,
Ich wandte mich von dir und wandte ab
den Blick,
Geblendet ward dein Aug, die Seele mir
verschoben,
Und ich begann erneut und kam zu dir
zurück.
Dein Blick ins Herz mir schoss, ward
meinem Blute lieber,
Gespalten hat der Blitz den Himmel, da
er röhrt,
Und heiß hab ich geschwitzt und hatte
kaltes Fieber,
Von deines Blickes Griff fast wie zu
Tod empört!
Wenn deine schöne Hand kein Zeichen
war, kein Wahn,
Die schneeig weiße Hand, die Tochter
von dem Schwan,
Ich wär gestorben, Frau, durchs
Strahlen deiner Augen!
Dein Schild erwischte fast die Seele
überglücklich,
Zufrieden war dein Aug, war siegreich
augenblicklich,
Erfreut war deine Hand, das Herz mir
auszusaugen.
27
Wie eine Blume schön sie unter Blumen
saß,
Sie weidete im Gras, sie pflückte
Blumen zart,
Sie schickte mir den Strauß, ich
stellte ihn ins Glas,
Die Namen lernte ich, die Klasse und
die Art.
Sollt ich mich nicht am Schmerz der
wehen Liebe laben?
Die Liebe ich besang, mit meiner Tinte
klecksend!
Du mochtest einen Reiz wohl
wahrgenommen haben
In meinem Liebesschmerz, mit Wollust
mich verhexend!
Ich denke weiter nicht, das Gras ist
doch kein Meister
Vom süßen Liebesspiel, es dachten
meine Geister,
Von Jugend leben wir und nackter
Evidenz!
In meinem Hobby soll ich sammeln wohl
die Falter?
Wir folgen Schritt für Schritt
aufdringlich dreistem Alter!
Und Liebe, Blumen, sie sind vom
vergangnen Lenz!
28
Ich klage Eros oft der Lieblingin
Verachten,
Wie ihre Grausamkeit mir allen Frieden
raubt
Und wie sie ohne Trost mich elend lässt
verschmachten,
Ich klag es seiner Hand und klag es
seinem Haupt.
Es ist ein Instrument bis zu dem
Schluss geblieben,
Stets hat sein Haupt die Nacht
verdorben dem Betrübten.
Doch lehrt sein Haupt auch, mit Finesse
schön zu lieben
Und zu betrügen auch die Menge der
Geliebten.
Riechst faulen Atem du und Modrigkeit
des Heimes,
Die Lunge klebrig ist vom Saft des
dicken Schleimes,
Verhungert ist der Blick, die Lippe
zynisch lacht,
So zeigst du Eros' Macht auf deines
Lebens Bühne.
Ach, besser Thais noch zu lieben oder
Phryne,
Als diese Hure mit der übergroßen
Macht!
29
Für deine Schönheit, o Geliebte, will
ich sterben,
Für deine Augen schön, o meine
Seelengattin,
Und um dein Lächeln und dein Küssen
will ich werben,
Um deinen Moschusskuss und Amberkuss, o
Göttin!
Ich möchte sterben für die lange
schwarze Mähne,
Für diesen Frauenleib, den ich so
gerne seh,
Und für die Strenge auch der strengen
Hände, jene,
Die oft mich heilten und mir oftmals
taten weh.
Ich möchte sterben für dies schöne
Angesicht
Und für die Stimme, die wie eine Flöte
spricht,
Für diesen roten Mund, o Spenderin der
Lüste.
Ich kämpfe und ich sterb für meinen
König Eros,
Vergieße noch mein Blut im Kampf für
ihn als Heros!
O süße Himmelsnacht im Bette deiner
Brüste!
30
Da ist das Gummiband in deinem Haar, o
Göttin,
Wie bin ich überrascht von meiner
Freiheit, Frau,
Die Flamme liebe ich, o meine
Herzensgattin,
Und wie besticht mein Herz dein lichtes
Augenblau.
O stark, lebendig, scharf die
Liebesflammen, munter,
Die meine Hand gemalt, der Pinsel
makellos,
Ich liebe, liebe sehr und über und
auch unter
Es packt mich, ich verbrenn, es geht
schon wieder los!
Zerbrochen bin ich und ich bin im
Nichts verloschen,
O fester Liebesbund, o Lust, die mich
zerdroschen,
Nun hilft nur Alkohol und Medizin
zugleich.
O Glück und Freude, dass ich einmal
sterben darf!
So funktioniert die Hand, ich suche zum
Bedarf
Das tödlich scharfe Schwert. Es ist
noch kalt, noch weich.
31
Bereits im dunklen Hain erscheint die
große Herde
Der Wandersterne licht am hohen Himmel
oben,
In tiefe Höhlen flieht der schwarzen
Mutter Erde
Der Tag, und auf dem Weg die schwarzen
Pferde toben.
Bereits am Himmel rot ist Mutter India,
Der Morgenröte weht der Lockenfluten
Röte,
Der Hagel weiß bedeckt die weiten
Meilen da
Und Götter beten laut die segnenden
Gebete.
Der Westen wie ein Stern versinkt mit
seiner Krone.
Ich sehe die Ardeche, den Seitenarm der
Rhone,
Ich seh, die Nymphe lacht, die
Morgenröte brennt,
So sehe ich erglühn die neue
Morgenröte,
So seh ich sie erglühn in weißer
Schamesröte,
Und meine Lieblingin weist in den
Orient.
32
O schönes schwarzes Haar im hohen
Knotenbund!
O Seide heiter! O des Angesichtes
Gold!
O Augen von Kristall! O großer roter
Mund!
O Tränentropfentau! O Seele heilig
hold!
O Zähne-Elfenbein! O Schatz, mir nie
veraltend!
O Lächeln süß, das macht verliebt
mich in das Weib!
O Seide, die du fällst herab in
hundert Falten!
O Brüste schön und groß! O
würdevoller Leib!
O Silbernägel! O du Schneehand! O du
Kraut!
O Oberschenkel zart! O langer Beine
Haut!
Wer hätte je den Ruhm der Frau genug
beschrieben?
O Körper transparent! O Glieder rein
wie Eis!
O Himmelsschönheit! O verzeih mir,
denn ich weiß,
Es brächte mir den Tod, wenn ich dich
würde lieben.
33
O Jesus! Manchmal, wenn ich junge
Mädchen sehe,
Der Teufel holt sie sich in ihren
jungen Tagen.
Wie schön bewegen sie den Kopf in
meiner Nähe
Und tun das Gleiche, was schon die
Sibyllen sagen.
Wenn ich das sehe, ach, der Stärkste
wird zerrissen!
Ich wollt, ich hätte sie schon mit
Gewalt gefickt!
Und sie verlieren noch all ihrer
Unschuld Wissen.
Wer gleicht mir in der Kunst? Wer ist
wie ich geschickt?
Ich weine fürchterlich in
Sehnsuchtssympathie,
Sie wenden ihren Kopf und schaun, ich
sehe sie,
Es sträubt sich mir das Haar, sag mir,
was soll ich machen?
Doch wenn ein Priester mit der Bibel,
mit der schwarzen,
Sie einlädt in sein Haus, berührt der
Brüste Warzen,
Ist meine Angst vorbei und ich muss
zynisch lachen!
34
Sie tanzte in den Schuhn der Göttin
Venus Lob,
Brünette, die mich mit den Beinen nahm
gefangen,
Das Bernstein-Armband an der Hand war
ziemlich grob,
Und Perlen an der Schnur und Kettchen
schön wie Schlangen.
Es glänzte ihr das Haar ums sanfte
Angesicht,
Der Rock war ziemlich kurz, ein Hauch
von Sinnlichkeit,
Der Göttin Venus Dank für dieser
Schenkel Licht,
O Jugendzeit! Es war einmal vor langer
Zeit.
Prinzessin, die sie war von
allerschönster Sorte!
Und ihre Patin war bei Gott Madame La
Morte!
Bei der Erinnerung sie schüttelte die
Locken,
Da loderte mein Herz in heitrer Lust!
Ich bin
Bereit, zu küssen heiß der Schönheit
Königin!
Doch sie verspottete nur meine rosa
Socken.
35
Die Liebe macht uns zart wie jungen
Frühlingstrieb,
Und doch, wir haben Angst auf unsres
Lebens Reise.
Geliebte Frau, du sagst: Mein Freund,
ich hab dich lieb!
O schließ die Augen, Frau, und sprich
kein Wort, sei weise!
Ich denk, das Feuer nah, es scheint in
dein Gesicht,
Mein Fieber strömen will in deines
Herzens Bucht.
Den Hals in deinem Arm mit Schaudern
fühl ich dicht,
Und oh dein nackter Hals und frische
Meeresfrucht!
In den Glyzinien hör die Lüfte
schaudern fein,
Geliebte, es ist Nacht, ist süß,
allein zu sein,
Mut und Begierde du zu meiner Seele
fächelst.
Mit einem sanften Kuss tu auf mein
Augenlid,
Ich sehe dich und bin verwirrt und
seufze müd,
Seh in Erwartung des Mysteriums dich
lächeln.
36
O zwanzig Jahre jung, dir ist die Liebe
neu,
Dein Bauch bewegt sich schön, du
kannst zur Liebe taugen.
Du scheint ein Kind mir in der Krippe
voller Heu,
Was für ein süßer Schmelz in deinen
Perser-Augen!
Die Äpfel an dem Baum, die Zweige sich
nicht biegen,
Verdorben bist du nicht, mein Mädchen,
und ich ahne,
Dass in kein Brusttuch sich die festen
Brüste schmiegen.
Du bist die Geysha mir, die kleine
Kurtisane!
Der Mädchen Springseilspiel ist doch
noch nicht veraltet?
Wie haben schön und voll die Brüste
sich entfaltet!
Doch das Geheimnis du bewahr mit Demut
mir.
An deine Mutter denk ich oft als
frommer Denker.
Mit deiner Wange Glut du rufe mich als
Henker,
Du gibst mir das Gefühl, ich bin ein
wilder Stier.
37
O Krankheit des Geschlechts, wo Männer
trinken schnell,
Ein Knacken von Porphyr, ein Fries wie
braunes Gras,
Der Schlafsack ist bereit, ein Vlies
von warmem Fell,
Betrunken von dem Bad aus Viehduft,
welch ein Spaß!
Und wenn ein Mann ist in dein Taufbad
eingetaucht,
Befriede seinen Wunsch, der übersteigt
Vernunft,
Er hielt den Durst für Gift, von
deinem Kuss gehaucht,
Den Schaumwein deiner Haut trank er mit
heißer Brunft.
O Jugend, Herzensquell des Spaßes und
der Lust,
Wo sich die Herde wünscht, an deines
Euters Brust
Zu tanken Liebe und Parfüme und
Ekstase!
Von allen Seiten fließt der Nektar der
Magie,
Des Lebens Elixier und Sahne wie noch
nie
Und Küsse sammeln sich in Kelchen, und
ich rase!
38
O Gummi-Tränen, fließt, und leuchte,
Kirsche, rötlich!
Der Tag ist tropisch, o mein Liebling,
Makellose.
Geh in den Garten, wo Zikaden schlafen
tödlich,
So rief ich in das Herz der alten
dicken Rose.
Im Zimmer sprachen wir, wo wir uns
gestern trafen,
Bengalens Rose, o wie wir uns lieben
müssen!
Nun zärtlich in dem Hain, im Garten
einzuschlafen,
In deinem leichten Kleid schlaf unter
meinen Küssen.
Es ist so heiß, man glaubt den
Bienenflug zu hören,
Geh schlafen, Herz, und schweb zu
Sphären, höhern Chören,
Bei Trauerweiden fließt der Bach mit
Schaumeskränzen.
Eisvögel ruhend bei den
Haselsträuchern fächeln,
So geh du schlafen nun, ich weiß
nicht, ists dein Lächeln?
Ists Wasser in dem Bach, das lässt die
Steine glänzen?
39
Küsst höflich, denn so schafft der
Kodex gute Pfade,
Doch der verlassen hat das Kloster,
folgt dem Triebe,
Das Fleisch bedarf jedoch des Meisters
großer Gnade,
Sonst ist nur eine Farce die eheliche
Liebe.
Der Erste wird ernannt, der Alte in der
Welt,
Der auf dem Kissen liegt und auf des
Sofas Throne,
Sein Pferd bei jedem Sturm, bei jedem
Windstoß hält,
So überprüfe du sein Pfeifen, seine
Krone.
Wir werden bumsen blind und niemand
wird uns stören,
Und manchmal können wir die laute
Rassel hören,
Der Meister ausgesetzt, belehrt uns
mannigfalt.
Doch dies ist unbequem. Die Perversion
wird wachsen.
Dann knarren am Gefährt des Wagens
seine Achsen.
Das Vorurteil ist dumm, die Lüge ist
schon alt.
40
Ach tausend schöne Fraun, die große
Zahl zu loben,
Die schöne Sehnsucht und der Stolz sie
alle zeigt,
Und jede Nacht wird vor der Haustür
nicht verschoben
Und Abschied oder Gruß aus der Lagune
steigt.
Das Mädchen jung und braun mit ihrer
Augen Blinken,
Die Witwe, die vibriert in ihrem
Schleier dicht,
Die Kurtisane nackt mit langer Wimpern
Winken,
Die Jungfrau wie ein Traum, wie
keuschen Mondes Licht.
Das ist die Flucht des Herrn der süßen
Fleischeslust.
Die Fieberhafte zog den Sack von seiner
Brust,
Nun bietet Don Juan Gelübde
ungestillt.
Sie kommen und sie gehn, betrunken,
blass dieselben,
Er ruft den Teufel selbst in heiligen
Gewölben
Und ignoriert die Fraun und Donna Annas
Bild.
41
Wie schön und grausam ist der Sultan
doch alltäglich,
Von Blut betrunken und von Rosen und
von Zimt,
An seiner Pfeife saugt mit welken
Lippen kläglich,
Traumblumen in der Hand, sich Mord und
Liebe nimmt.
Er denkt an einen Leib, an Kurven und
Kontur,
Der Wunsch in ihm entflammt nach
Frauen, schönen, zarten,
Er in den Harem kommt, wo seine Frauen
nur
Mit Sehnsuchtsstöhnen leis auf süße
Liebe warten.
Er geht vorbei an dem abscheulichen
Eunuchen,
Ein Schauer ihn durchzückt, und weiter
will er suchen
Die Lieblingin zur Nacht, dass sie das
Herz ihm heile.
Der er das Taschentuch gebracht, dass
er sie so erkennt,
Die fliegt voll Hoffnung und voll
Schwindel im Moment
Und ist doch nicht verliebt, aus purer
Langeweile.
42
Der Ackerboden brennt, die Ernte
überall,
Der Ackermann hält in der Hand die
Sense und
Die Magd klagt leise und der Kürbis
ist schon prall,
Die Sonne im Zenit, verstummt der
Vögelmund.
Der Wunsch nach Flammen und nach
Spielen für die Jungen,
Gut ist die Scheune und die Mühle und
die Lichtung.
Natur in Freiheit! Sie von Liebeslust
durchdrungen!
Sie legt den Schauder ab und schaut in
seine Richtung.
Im beißenden Geruch der Bauch fett,
fest die Brüste,
O Jungfrau oder Frau, o Hure heißer
Lüste,
Brutaler als der Stier ist auf dem Hof
des Bauern.
Der Mann verschenkt sich ihr und in der
Lust versinkt,
Sie dreht sich um und rasch ergibt sich
ihr Instinkt,
Und o Delirium, wo Samenquellen
schauern!
43
Die Näherei, das Mahl, die Wäsche,
das Geschirr,
Das Schwitzen vor dem Herd, der
Hausfrau steter Fleiß,
Dem Bürger sie zu arm, kein Lustobjekt
der Gier,
Alltäglich müdes Fleisch, in
Achselhöhlen Schweiß.
Sie kann nicht mehr, ihr Leib erschöpft
das arme Weib,
Ein Opfertier, das Haar wie bei den
Tieren braun,
Wer öffnet ihr den Schuh, braucht sie
zum Zeitvertreib?
Wo ist der Liebe Glut im Heim der armen
Fraun?
Doch freie Arbeit gibt es, die man
gerne macht,
Die Arbeit dauert nicht bis in die
tiefe Nacht.
Und schlimmstenfalls muss sie mal
wieder ins Verließ.
Ein Schritt im Treppenhaus, o grausige
Vision,
Ihr Arbeitgeber hat so einen groben
Sohn,
Er riecht noch den Geruch von Wolle und
vom Vlies.
44
Erstelle Fieberglut mit nichts als
vierzehn Versen,
O zartes, scheues und glückselig-süßes
Schlüpfen,
Schenk einen Blumenstrauß, schenk
Rosen rot von Herzen,
Rhetorik weise, alt, und junger Auen
Hüpfen.
Sieh das Geheimnis an des Herzens und
der Aura,
Die Worte lieblich süß, die Liebe
wird gefeiert,
Sag, ist sie Helena, sag, ist sie Donna
Laura,
Sprich von der Liebe schön,
geheimnisvoll verschleiert.
Sie würde lesen nicht wie die schon
alles weiß,
Nein liebevoll für dich, intim und
heimlich, leis,
Dann wäre dein Sonett ein brüderlicher
Kuss.
Dann drückte sie das Blatt an ihren
roten Mund,
Sie würde fragen leis, du gäbest
Antwort und
Genössest schweigend den Triumph und
den Genuss.
45
Wenn ich den falschen Weg genommen
habe, sag,
Erinnerst du dich, o Geliebte, an das
Städtchen?
Nach Mittag war es, war ein heißer
Nachmittag,
Fünf Stunden ging ich mit dem
allerschönsten Mädchen.
Das kann es geben nicht, doch ists
notwendig so,
Die Seele lebt, wir sehn doch selig das
zusammen.
Und de la Rochefoucauld, und de la
Rochefaucauld?
Da war ein Ozean von weißen
Liebesflammen!
Der grüne Park war so wie die
verschlossne Schere
Und mächtig war der Charme der heitern
Vögel-Heere,
Und deines Freundes Arm genossest du so
froh.
Jetzt wollen wir noch auf den
Regenbogen warten.
Im Wesentlichen wars die Lust im
Liebesgarten,
Im Wesentlichen Lust und o Fellatio!
46
Die Reisen hatten ihm die Haare dünn
gemacht,
Die Glieder waren bleich, es war des
Alters Zwang,
Er wollte sich den Wunsch erfüllen in
der Nacht,
An jedem Sonntag war er zaghaft, war er
bang.
In seinem Schlafrock lag er einmal in
dem Bett
Und mit dem heißen Wunsch in seinem
Geiste focht er,
Und die Matrone war schon fett und doch
noch nett,
Es bot ein fauler Knecht ihm seine
junge Tochter.
Das Opfer war bereit, bereit des
Mädchens Hand,
Das Opfer wurde nun ein Vorspiel
fulminant,
Die Schaukel fehlte nicht, das Buttern
nicht, o nein,
Das Früchtchen aber tat den reifen
Mann verspotten,
Da er vergeblich sich bemüht, sie zu
vergotten,
Ironisch lachte sie: Du sollst mein
Bruder sein.
47
Sein Mund war wie ein Quell,
vertrocknet und verglühend,
Der Schaum vor seinem Mund natürlich
war und matt.
Er feuchtete den Mund und seine Lippen
blühend,
Den Durst zu stillen, doch die Seele
ward nicht satt.
An einer Stange steil sog die Koralle
zart,
Den Nervenkitzel scheu die Schöne
absorbiert.
Er widmet sich dem Wunsch, verrückt
war seine Art,
Ein Rausch des Augenblicks, die Seele
sich verliert.
Gedrückte Stille klagt Minuten in der
Helle,
Und unsre Leiber oft ergossen
Wasserfälle
In diesen Abgrund, wo die Unschuld ward
zum Opfer.
Der Schatten jäh verbannt das Licht,
das uns geblendet,
Im gleichen Geist erblüht der Blume
Blüte endet,
Der Quell ergoss den Tau, die Quelle
strömte tapfer.
48
In diesem leeren Raum gelöscht der
Feuerbrand,
Es riecht die stille Luft, dass ich bin
ungeborgen,
Gedanken las ich grad von Trance im
fernen Land,
Mich trägt der Schönen Brief, er
trägt mich an dem Morgen.
Die Grenze ists vom Land, das fern in
Raum und Zeit,
Was geben mir die Zeit, der Raum und
die Distanz?
Es redet das Papier, es lacht und
seufzt und schreit,
Ein Geist im Spiegel spricht, ich denk
an ihren Tanz.
Mirakel! Es ist Glut in Asche
angefacht,
Bin neugeboren und die Flamme ist
erwacht,
Ich seh dich wieder und ich hör dein
Wort, dein mildes.
Mein Herz ist mir erfüllt von einem
großen Staunen,
Und mich gemahnt dein Brief und des
Orakels Raunen
An deiner Stimme Glanz, ans Echo deines
Bildes.
49
Nimm diesen Dialog, der weich ist,
sanft und glatt,
Papier von erster Wahl, die Blätter
weiß wie Schnee,
Die erste Seite ist das schöne
Titelblatt,
Delphine spielen um den Anker in der
See.
Du schreibe deinen Brief auf altes
Pergament
Und hülle ihn in Samt, die Schönheit
ist so hold,
Und seine Zeilen schwarz, ein schwarzes
Feuer brennt,
Der Rand der Blätter ist verziert mit
reinem Gold.
In seiner nüchternen und düstern
Kleidung schön,
Venedigs Gondel ich ersehne voll
Gestöhn,
So golden und so schwarz, galant und
dunkel, edel.
Es ist Venedigs Herr in gnädiger
Gewährung,
Verbunden bin ich ihm, doch nicht durch
Geld und Währung,
Dies Buch erfreute nur voll Liebe Herz
und Schädel.
50
Auf frischem Kissen liegt der Marmor,
schön gemeißelt,
Korallen schwinden hin, die
Wissenschaft errötet,
Die Freier werden von den Freundinnen
gegeißelt,
Doch wer das Wort verhext, wird vom
Gericht getötet.
Der alten Männer Geiz, fast den
beneidest du,
Ekstasen springen still hinein ins
Himmelszelt.
All die Minuten fliehn die Länder
immerzu,
Nun, eben wie sie ist, so fürstlich
ist die Welt.
Nachts, aber ungeliebt, er liegt in dem
Geblüte,
Der Daumen riesig groß und dick in
seiner Güte,
Die Augen rollen und der Traum schließt
auf die Truhe.
So weit gesegnet in dem Land, der süße
Schrei
Der Violinen in der fernen Mongolei,
Und Zärtlichkeit, es schweigt der alte
Gott der Ruhe.
51
Ich, Sappho, schaue in den Spiegel,
selbst mir gleichend,
Am Abend steh ich schlank und nackt und
ich betracht
Flexible Kurven und der Hüften Schwung
ausreichend
Und voller Wollust ich liebkos mich in
der Nacht.
Und Psyche, blass und blond, ist
furchtlos und geweiht
Als eine Göttin in der Aphrodite
Tempel.
Und Eros androgyn ist Gott. Die
Einsamkeit
Der Liebesgöttin nehm ich selbst mir
zum Exempel.
Von toten Blumen in der transparenten
Vase
Morbider Duft geht aus,Verzweiflung und
Ekstase,
Und meine Sinne glühn, es lodern heiß
die Lüste.
Ich blicke doppelt und so lieb ich
meine Augen
Und mit dem Mund komm ich, mich selber
auszusaugen,
Und vierfach sehe ich die Schönheit
weißer Brüste.
52
Mit deiner Hand führst du den schönen
Phallus ein
Ins heilige Bordell dort zwischen
deinen Schenkeln.
Ich sage, mit dem Papst, dass deine
Liebe rein
Mir Freuden schenkt, ich bin an Freuden
gleich den Engeln.
Eichhörnchen gleich mein Mund dir
lutscht an deiner Brust,
Da ist kein bittres Gift, wie Milch der
Mutter hold,
Die Scheide und das Glied sind Mann und
Weib voll Lust,
Die Schleuse öffnet sich, der Samen
strömt wie Gold.
O Hure liebevoll, ich schlag auf deinen
Po,
O honigsüße Frucht, Geheimnispforte,
oh,
Die Mutter Erde rund, an Demut reich
der Sex,
Und jeden Monat zeigt die Mondin deinen
Po,
Dein Auge überquillt, du schwebst gen
Himmel froh,
Vom Sternenhimmel sinkt herab des
Lichts Reflex.
53
Der Sommer neigt sich jetzt, die Erde
wird jetzt kahl,
Das Licht vergoldet noch den Horizont
mit Flammen,
Die Ebne streckt sich still, und rot
des Himmels Strahl,
Ein Blick wie auf ein Bild, wie alles
stimmt zusammen.
Und feierlich der Tag versinkt und ist
begeistert,
Die Bauern hören schon die abendlichen
Glocken.
Ich bin umarmt, besiegt, von Liebe
schön bemeistert,
Enthalte mich des Weins und bin
zutiefst erschrocken.
Die menschliche Natur, o sanfte
Marterzeugen,
Wenn Arbeit uns nicht schwächt, die
Wünsche noch nicht schweigen,
Das Schicksal wollte das, nimm an du
dein Geschick!
Den Bösen haben wir verflucht und
Satans Kuss!
Allabendlich wir flehn und singen
Angelus!
Weihwasser überströmt das Haupt mit
wehem Glück.
54
In ihrem Boudoir, da schwebt ein roter
Falter,
In ihrem Wäschekorb, da liegt die rote
Seide.
Harmonium ertönt, das Lied ertönt zum
Psalter,
Da blättert um der Mönch, dass er am
Buch sich weide.
Die Möbel alle sind aus nacktem
Rosenholz,
Vorm trüben Fensterglas die Rotbrust
lustig hüpft.
Des Tages mattes Rot ein Hemdchen und
was solls?
Dem Spitzenhöschen ist errötend sie
entschlüpft.
Der Mönch ist beinah schön, kein
Pfarrer will ihn leiten,
Er blättert immer um und liest
zerstreut die Seiten,
Die Liebe erst beginnt, wenn schließt
des Tages Prosa.
Es gingen Frau und Mönch, die tausend
Dinge glühten,
Die Rose auf dem Bett, Gemälde roter
Blüten,
Und Eros' Rosen rot in Himmelswolken
rosa.
55
Ein Heidentempel stand im Lande Attika,
Gebildet du in ihm, du treue
Seelengattin,
Wie dich mein Traum geschaut, wie mein
Genie dich sah,
Dein Körper ist der Leib antiker
Liebesgöttin!
Der harte Marmor ists und deine weiche
Demut,
Die ohne Feuer mich verbrennt in
stiller Größe
Und eifernd mich verlässt, ich bleib
zurück in Wehmut,
Der ich liebkoste doch so zärtlich
deine Blöße.
O Primavera du, ich möchte mit dir
schlafen,
Du Jungfrau, Marmorbild, Hetäre in dem
Hafen,
Geschmückt dein Unterbauch mit
feinsten Härchen, Braut!
Die schönen Tempel sind gebaut für
deine Küsse,
Und reifer Weizen, Stroh, verrückte
Zaubernüsse,
Und Vögel haben sich ihr Nest in dir
gebaut.
56
Der Morgensonne Licht hervor zieht
rundes Gold,
Die Falten aus Satin, Narzissen aus dem
Dunkeln,
Es leuchtet in dem Haar des müden
Mädchens hold
Und unterstreicht den Glanz, der
Diamanten Funkeln.
Sie tut die Augen auf, ans Chaosbett
sich schmiegend,
Im Bett gekentert und umarmt die ganze
Nacht.
Nun froh, allein zu sein, doch auf dem
Rücken liegend,
Sie spricht von ihrem Traum, spricht zu
des Bettes Pracht.
Die Brüste wiegen sich, die Hände
zärtlich schlingern,
Brustwarzen sie umspielt mit den
geschickten Fingern,
Sieht friedlichen Genuss vor sich und
ohne Eile
Genießt sie wundervoll die Wonne wie
ein Engel
Und streckt die Arme aus und spreizt
die straffen Schenkel,
Stürzt ohne Kunden ab, in großer
Langeweile.
57
Dort unterm braunen Vlies gezogen
lieblich lind
An Bauches Basis ein obszöner Sieg
sehr niedlich,
Der Venus Hügel dort und vorne dort
ein Kind,
Französisch weiß das Weib, wie glänzt
sie froh und friedlich.
Ich kann es sehen kaum, berühren mit
der Hand,
Das Fruchtfleisch weich, gesenkt die
Augenlider keusch,
Und all mein Denken fromm bis an der
Weisheit Rand,
Und heilig wird mein Herz und selig
wird mein Fleisch.
Sei überrascht nicht, mich behindert
meine Demut,
Trüb ist der Fischfang nur, ich liege
still in Wehmut,
Ich fürchte, was ich will, die tollen
Liebesfeste!
Wie du die Schenkel spreizt, dies
gleich mein Geist erkennt,
Das ist der Venus Berg, der Ehe
Sakrament,
Tannhäuser griff sich so die saftig
langen Äste.
58
Gebettet in die Glut, der Nymphen
heitern Scherz,
Des Fleisches Stempel dies der
schmerzensreichen Lilien,
Der Frauenscham Korall, der dunklen
Liebe Herz,
Heiß vom Erinnern an vergangene
Vigilien.
Das Feminine stöhnt und fokussiert
vibriert,
Dies ist der Furche Quell in Fingern
des Gebärens,
Das Zentrum immerdar, der Wunsch dort
konvergiert,
Das Paradies, der Krampf des
schmachtenden Verzehrens.
Sie flüstert leise und ich lausche
ihrem Schweigen,
Bei ihrem Schüttelfrost die Brüste
schwer sich neigen,
Ein Rhythmus setzt in Brand des Körpers
tiefen Riss.
Wie Götterbilder schön verzieren die
Juwele,
O schwarzes Blut, steh auf vor roter
Lippen Seele:
Gegrüßet seiest du, o Göttin
Klitoris!
ZWEITER TEIL
DIE JUNGFRAU
Die Lieblingin verfolgst du. Doch ihr
schwarzes Haar
Ist für der Venus Joch noch nicht
bereitet gar.
Sie ist ja noch ein Kind und floh vor
dem Betören
Und rein und unschuldsvoll will sie
dich nicht erhören.
Dein neugebornes Kalb ist auf der Weide
grau
Und sucht den Schatten sich auf der
erhitzten Au.
Gibt Antwort nicht dem Wort des
Bräutigams mit Brüllen
Und mischt sich mit dem Spiel der
andern jungen Füllen.
Unreife Reben, die noch ziemlich sauer
sind,
Versuche, das voll Angst und voll
Begier, das Kind.
Im kommenden, im Herbst die schönen
Blumenmeere
Sie werden reif und süß und dienen
zum Liköre.
Du wirst bald sehen dein Liebkosen sehr
lasziv,
Dann küsst du ihren Kopf, dann senkt
den Kopf sie tief.
Erwarte das. Mit Nacht sind nicht
gekrönt die Ohren,
Es hat der Maulbeerbaum blutroten Saft
geboren.
Die Blume ist nicht wild, durchbohrt
die Tunika,
Dem jungen Vöglein sind noch keine
Federn da.
Das hinderte die Zeit, sie kommt nicht
zu den Linden,
Doch wer die Lust verschmäht, der kann
die Wonne finden.
Sind aufgegangen grad die Orchideen
weiß,
Verheißungen der Herbst erfüllt
genau, ich weiß,
Die Frucht ist reif, bewahrt die
Süßigkeit mit Frohheit,
Wie reife Früchte auch genau in ihrer
Rohheit.
Des Vögleins Federn weich die jungen
Flügel sind,
Im Laub die Knospen sind wie Funken in
dem Wind.
Die Jungfrau rosig hält die Jungen im
Gefängnis,
Die eifersüchtig doch durchbrechen die
Bedrängnis.
Verängstigt und verwirrt, vergießt
sie Tränentau,
Die Mutter tröstet sie, die Angst der
jungen Frau.
Und Hymen lächelte, als er gesehn die
Brüste,
Die füllen bald die Hand mit weißer
Milch der Lüste.
Die Quitten dufteten und waren bunt im
Lenz,
Ein weiches Vlies intakt, der Jungfrau
Evidenz,
Granaten offen halb und offen ihre
Miene,
Und sichtbar die Brillanz der rosigen
Rubine,
Kastanienfrüchte auch, gefährlich
sonst für mich,
Die Schale brechen auf und selig
spalten sich.
DIE NYMPHE
Die Nymphe, die er liebt, sagt Halt mit
scheuem Sinn,
Auf eine Rasenbank zieht er sie
zärtlich hin.
Sie setzt sich hin. Er kommt, ist
schüchtern und ist offen,
Bewegt sich etwas stolz, mit Freude und
mit Hoffen.
Und nach dem Zufall nun der Nymphe
Hände gehn,
Sind an der weißen Stirn, im schwarzen
Haar zu sehn,
Die Löckchen kräuseln sich. Sie fasst
die Brust, die volle,
Des Mannes zärtlich und liebkost die
weiche Wolle.
O schöner Knabe, sagt sie, eben wächst
dein Bart,
Du bist so jung und schön, mir nahe,
jung und zart.
Komm, lieber Freund, und setz auf
meinem Schoß dich nieder,
Wie alt bist du, mein Sohn? Wie schlank
sind deine Glieder!
In dem Gymnasium gewannest du den
Streit?
Und deine Freunde sind in junger
Herrlichkeit,
Glückselig du! Und mit den Armen
drückt sie nieder
Des Manns Oliven und sank hin auf seine
Glieder.
Du senkst die Augen blau? O bei dem
Gott der Welt!
Gebildet bist du schön, dein schlanker
Leib gefällt!
Bei Venus! Deine Brust steigt zitternd
bei dem Worte,
Komm, Knabe, leg die Hand an diese
Himmelspforte!
Die runden Brüste mein, sie steigen
höher stark,
Doch das ists nicht allein (O wisse!
Schon im Park
Die Nymphe fallen ließ den letzten
Schleier seiden!)
Auch andre Dinge noch uns beide
unterscheiden.
Du lächelst? Du wirst rot? Brillant
das Wangenpaar!
Dein Mund ist rosig und wie reines Gold
dein Haar!
So liebte Hyazinth einst Phoebus, und
so steht es
Geschrieben auch von Zeus und seinem
Ganymedes.
So war Adonis auch, der schönen Venus
Traum,
Den Myrrha einst gebar aus einem grünen
Baum.
Wer immer du auch bist, wie schön sind
deine Augen!
Komm, Bursche, fick mich! Ich will dir
den Saft aussaugen!
Nur dich will ich allein, ich will nur
dich allein,
Denn lieben will ich und geliebt von
Herzen sein.
DIE SCHWESTER
Er ist zu achten nicht, der mir
Geliebter sei,
Der ein Geliebter war der Schwester
mein im Mai,
Als ich den Tag verbracht in Mutters
Heiligtume
Und gute Hirten mir gebracht so manche
Blume,
Ich weiß, sie schauen mich mit meiner
Schwester an,
Sie ist die Attraktion, der Schönheit
Zauberbann.
Zur Schwester sagen sie: Du bist der
Schönheit Bildnis!
Was lebte ich erst nur zwölf Jahre in
der Wildnis?
Kein Freier schmeckt mir gut mit seinem
süßen Lied,
Sagt keiner, dass er stirbt, wenn meine
Huld ihn flieht.
Geduld! Es kommt die Zeit, da Liebe
wird mich lohnen,
Ich weiß, es sieht der Mann allein die
Attraktionen,
Ein schmales Angesicht und langer Haare
Gold,
Im Mund die Perlenschnur, ein Lächeln
zärtlich hold,
Die Augen licht und blau und lange
feine Wimpern,
Der Augen Leuchten und der Wimpern
zartes Klimpern.
DER BRIEF DER FERNEN GELIEBTEN
O Kraft, die seine Hand ans Herz zog
unverzagt!
O Name! Kuss um Kuss! Die Bangnis ward
verjagt!
Der lange Weg und die Erfahrung meiner
Triebe,
Ich hatte Angst, doch dann der Brief
von unsrer Liebe,
Erinnerung, all das sind Freunde in der
Welt,
So sag die Wahrheit nur! Ich bin bei
dir im Feld,
Wo die Ardeche durch die Provence hin
strömt mit Wallen,
Stets wachsend und stets klar der
schöne Strom kristallen.
Dein Brief verspricht, dass hier das
schöne Ufer blüht,
Wo Laub verdeckt die Glut, mit der die
Sonne glüht.
Und deines Namens Vers, nach Haus dich
zu geleiten,
Umarmungen und Lust und Trank und
Süßigkeiten.
Von Sorgen bin ich wie von Feuern sehr
geplagt,
Doch die Geliebte kehrt zur Ruhe
unverzagt.
Fern von der Lieblingin bin müde ich
des Scherzens
Und singe still mein Lied vom Mühen
ihres Herzens.
O Frau, wo du nicht bist, ist auch die
Muse nicht,
Im Hain von Helikon kein Geist zum
Dichter spricht,
Und meine Hand vergisst das Saitenspiel
der Leier,
Ich werde ignoriert vom Gott und seinem
Feuer.
Die sieht zwar niedlich aus, wie dieser
schöne Ort,
Des Himmels Freund mein Vers und Gottes
Freund mein Wort,
Doch meine Sinne ruhn und still ist
meine Seele.
Der Magna Mater schenk ich Perlen und
Juwele.
Die Farben haben mir erzeugt den
schönsten Traum,
Doch Langeweile still herrscht unterm
Lebensbaum.
O du bist attraktiv, dein Reiz nicht
auszusagen,
Jedoch das Leben floh vor mir im
schnellen Wagen.
Ich Wanderer, ich frag mein Liebchen
voll Gefühl
In diesen Grotten, hier wir fanden ein
Asyl,
In diesen Mauern ich vertraure meine
Leiden.
Nie nur von mir bewohnt, du wolltest
dich verkleiden,
Wo meine Harfe schwieg in der Gewölbe
Klang,
Von deiner Stimme voll, die in die
Grotte drang.
Erinnerung und Schmerz an meiner Seele
saugen
Und hoch auf dem Gewölk verdämmern
deine Augen.
Doch Schreien bitter ist für solche
schöne Huld,
Vor dir zu weinen ist mein süßer
Minnekult,
Zu sehen auch, wie du liebkost mir
meine Schmerzen,
Die Tränen trocknet ab die Hand, das
Blut vom Herzen.
Du solltest schimpfen: Schwör, daß
sie dich lieb hat! Fick
Dich selber! Schreie laut und weine
laut vor Glück!
Wie sehr sind wir gespannt, dich wieder
bald zu sehen!
Du Herzensherrscherin mit deinen süßen
Wehen!
Siehst deine Tage du, von Schönheit
voll und Krieg,
Und zählst du jeden Schritt als einen
neuen Sieg?
Was ist mein Unglück, wenn beim
ausgelassnen Feste
Verklagen dich des Glücks der
Heiterkeit die Gäste?
Und deine Seele sie zum Schweigen
bringen so,
Die besser wäre wohl gewesen anderswo.
O Götter! Seht ihr nicht? Die Ratten
fressen Krumen!
Seht ihr die Schönheit nicht der
vielgeliebten Blumen?
Nicht auf Eroberung du stütze deine
Brust,
Auf dass du Urlaub kriegst und neue
Liebeslust,
Und dass du lächelst nachts, sitzt du
im Baume droben,
Dass du dort Schmeichelein von Stimmen
dürftest loben,
Wie Jugend gottlos oft, nichts Neues
unterm Mond,
Und wie der Himmel nie die Schönheit
mild verschont?
Unsichtbar, unbekannt, ihr Götter!
Warum gehen
Wir nicht im Schleier, um fern eure
Spur zu sehen?
Ich kann dein Sklave sein, voll Eifer
liebevoll,
Ich trag des Glaubens Kleid, wie mir
das Wort erscholl.
Was, weiter weg von mir, wie wolltest
du mich pflegen?
Bedürfnis, Auftrag, Werk, Gedanken
voller Segen!
Und wenn die Felsen fest von
Bitternissen hart
Beleidigt haben dir die schwachen Füße
zart,
Dann ist mein Arm nicht da, dich
langsam fest zu drücken,
Die Last ist schwer, doch süß dem
Freier ist das Ficken!
Das ist nicht so, das man das auf sich
nehmen kann,
Nicht fern vom Lustobjekt glückselig
lebt der Mann.
Geliebte, früher tat ich hitzig um
dich werben
Und lieber, als dich zu verlieren,
wollt ich sterben!
Und dann ein schöner Ton in deinem
Briefe fragt,
Was ich denn von dir will? Es werde dir
gesagt.
Was ich begehre? Du willst wissen meine
Meinung?
Ich will dich Tag und Nacht! Doch du in
der Erscheinung
Willst langsam lieben nur, ach dass ich
bin beseelt
Von Liebe Tag und Nacht! (Wie doch mein
Herz mich quält!)
So in dem Schoß der Nacht denk dich in
meine Nähe,
Fließ über und mir in die tiefste
Seele sehe!
Und kehrst du heim vom Fest, oh Götter,
in dem Bett,
Wenn dies Papier sich naht sanft deinen
Lippen nett!
In Seide leicht verhüllt, wenn deine
weichen Hände
Geruhen sanften Drucks auf deiner süßen
Lende!
Ja, Eros flog herbei und sagte ohne
Spott:
In meines Dichters Geist und Seele
atmet Gott!
Dein Herz ein hohe Gut mir gestern wie
auch morgen,
Geliebte, mögen nur entweichen alle
Sorgen.
In meinen Adern still und ruhig Blut
mir fließt
Und mir wie Honigmilch das Innere
versüßt.
Und meine Seele ist daheim im heitern
Himmel!
Geliebte, bist du fern im weltlichen
Gewimmel,
Wie deine Seele in dem Eichenschatten
schlief,
Und überprüftest du noch einmal
deinen Brief,
Mein schöner Liebling weint in Trauer
immerzu!
Die Zeilen las ich still, in tiefer
Seelenruh,
Ich möchte deinen Brief an meine
Lippen drücken.
Ich denke dich mir nackt.. O Frau, ich
will dich ficken!
WIE SIE MIT EINEM ANDERN GEVÖGELT
HATTE
Was sehe ich? Ah weh! Die Pforte ist
verschlossen!
Hat die geheime Tür sie selber mir
geschlossen?
Geliebte, offen bin ich dir! Doch
kommst du nicht.
Gott, ist sie nicht allein? Die Stimme
flüsternd spricht,
Der Freundin Stimme ists. Sie reden
eine Weile.
Ich zittere vor Angst, ich beb in
heißer Eile.
Was soll das? Öffne mir! Warum
Verzögerung verstockt?
Was soll dem Sterbenden die Haarflut
reich gelockt?
Warum denn diese Angst und diese süßen
Wehen?
Warum willst du allein die Freundin bei
dir sehen?
Mir schien, ich hörte zwei Geheimnisse
gehaucht,
Geflüstert, nicht im Sturm, mein Ohr
in Stille taucht,
Doch was errötest du, erblasstest
unterm Schleier?
O Himmel, sie entfloh! Da war ein
zweiter Freier!
O Götter! Ein Betrug! Doch hab ich sie
gehabt!
O Freundin, öffne mir, dass sich mein
Herz erlabt,
Lass reden mich mit dir, die Pforte
stehe offen,
Vergeblich und umsonst ist meiner Liebe
Hoffen!
Vertrauter war ich doch der Liebsten
liebeviel,
Schuf in der Freizeit ein gelehrtes
Werk subtil,
Ein Sprachwerk tief gelehrt, ich
übergab es allen,
Doch das, was ich gesehn, das hat mir
nicht gefallen.
O Götter, das Geschlecht der Frau, vom
falschem Geist,
Was hat sie nicht versucht, teils
schüchtern und teils dreist,
So mühte sie sich ab, mich weiter zu
betrügen,
In meinen offnen Arm sich zärtlich
einzuschmiegen,
Und so erschoss sie mich! Die Stimme
wie gehaucht,
Die Augen offen und in Tränen
eingetaucht,
Wild ihr zerzaustes Haar trug Chaos
noch der Lüste,
Ihr Atem hastig noch, zerbissen ihre
Brüste!
Liebkosungen voll Glut aus ihres
Herzens Grund,
Liebkosungen, und ich liebkoste ihren
Mund.
Ich hab gesehen! Ach, ich sah die Nacht
der Sünde!
Sie floh vor mir wie rein, und ohne
weitre Gründe,
Und ich versprach zum Trost mir selber
einen Traum
Von Liebe, Lust und Glück im schönsten
Himmelsraum.
ICH LIEBE SIE NICHT MEHR
Ich liebe sie! Jedoch ein Anderer
besitzt sie!
Doch man gewöhnt sich an den Bösen,
der benützt sie.
Da hilft nicht Medizin, da hilft der
Mohn nicht sehr,
Umsonst die Launen sind, ich will nicht
leiden mehr.
Ich wein die Elegie, die Elegie des
Lebens,
Geh, Nutzen, geh nur weg, die Kunst ist
auch vergebens!
Lässt du den Lorbeer mir? Kannst du
entkommen, Frau?
Die Unterstützung wollt ich gerne
haben, schau,
Geht, Musen, wenn man nicht mehr helfen
kann mit Gaben,
Wir streicheln uns nicht mehr, so wie
wirs gerne haben,
Verheißungen sind stets auf
kussbereitem Mund,
Erinnerungen an die frommen Feinde und
Projekte, Hoffnungen, Geduld, was sie
erlaubte,
Wir gingen bis zur See. Die Stadt, die
uns beraubte,
War fern, und friedlich war die Stille,
voll Gefühl.
Und erst im Himmelreich steht offen das
Asyl!...
Und dort wird dein Gemüt mich innig
glühend lieben!...
Den eitlen Luxus flieh, bis nichts mehr
uns geblieben,
Und ohne Zeugen lass ich es
geheimnisvoll,
Ein Auge tödlich und ein Blick
begierdevoll,
So wirst du nicht erkannt und dein
Geheimnis blühend.
Ich lebe nur für dich, mein Geist und
Sinn ist glühend,
Es werde mir dein Wunsch und Denken
offenbar,
Und so bin ich Spion. Und mich
umschlingt ihr Haar
Des Hauptes in der Nacht, das Haar
geknüpft zum Knoten,
Und nackt steht sie vor mir bis auf den
Slip, den roten.
In meiner Hand der Stift häuft Worte
jeden Tag
Und mach glückselig auch dich meine
Liebe? Sag!
Zerstöre du mein Buch an jedes Tages
Abend!
Dein Tisch durch meine Hand ist reich
an Brot erlabend
Und reines Wasser wird dir zu Ambrosia
Und ich bin überall zu allen Tagen da
Und bin dein treuer Knecht und stets
bereiter Freier,
Der Wind umsonst zog fort in seinem
Wolkenschleier!
Wenn Hoffnung schmeichelte den großen
Wünschen dein,
So hast verzichtet du, geseufzt in
stiller Pein.
Wie oft hab ich gesagt: Sei nicht so
wankelmütig!
Liebhaberinnen mag ich nicht, die so
kaltblütig!
Lass lieber ächzen mich vom heißen
Blut des Schwerts,
Zerreiße mit der Glut die Lenden mir,
das Herz!
O Schande! Auf das Knie ich stütze
mich mit Stöhnen,
Benetze deinen Fuß mit Küssen und mit
Tränen,
Ich bet dich an! Und so beruhige dein
Leid,
Und mir zur Ruhe kam dein treuer
Liebeseid.
Beleidigt dich mein Schmerz und kannst
die Angst du spüren?
Doch du bist nicht gesinnt, der Flamme
Glut zu schüren.
Ein Zepter geb ich dir, wenn du beim
Glauben schwörst!
Und willst du nicht das Glück, dass du
zu mir gehörst?
Bei dem Diskurs du wärst voll Glauben,
und ich dächte,
Der Glanz der Sonne scheint in meine
dunklen Nächte.
Sie weinte leis sogar wie an der
Freundin Grab,
Ich eilte, mit dem Tuch wischt ich die
Tränen ab,
Ich trocknete den Tau der Tränen mit
dem Tüpfer
Und in dem Kleiderschrank ich küsste
ihre Schlüpfer!
Ich Tor! Ich werde rot und tausendmal
darob!
Und meine Leier singt zehn Jahre schon
ihr Lob.
Ist alles nun im Meer begraben und im
Schweigen,
Um meinen Unverstand und Wahnsinn zu
bezeugen!
Die gleiche Leier doch sich voll des
Zornes rächt,
Doch denk ich nicht mehr an Verrat, und
ach, ich dächt,
Zu seufzen kann ich doch nicht länger
unterlassen,
Ich also hasse dich, das Lieben wird
zum Hassen!
Ich hasse dich, ich hass dich tausend
Tode schwer!
Genug, genug! Du weißt: Ich liebe dich
nicht mehr!
DER WEINGOTT
O bleib, o bleib bei uns, o Herr des
guten Weins,
O Bacchus, gnade uns, du, dessen Meer
des Seins
Gießt uns Vergessen ein, dich ehren
unsre Leiden,
Vor dem geflohen ist der Eros tief
bescheiden
Und ist verdampft! Wie der Kristall,
der schnelle Blitz
Dein Geist weht guten Duft von deinem
Himmelssitz.
Nichts ist doch seliger als Ruhe süßen
Todes!
Wer, liebe Freunde ihr, voll des
geweihten Brotes,
Das Leben fließen lässt beim Plaudern
und Bankett,
Der braucht zu denken nie! Frau Torheit
liegt im Bett!
Die leere Seele nur, die Seele voller
Trauer
Ist ruhelos und kennt nicht frohen
Freudenschauer!
Ich weiß es nicht genau, ich aber
höre, ich,
Dein Geist ist überall und voller Reiz
für mich.
Dein Name wandert mir ins Ohr mit süßem
Triebe,
Der Wein ist mir das Licht, das weckt
die heiße Liebe!
In Zyperns Götterhain, der Venus fromm
geweiht,
Dem Bacchus reift der Wein in seiner
Heiligkeit.
Ich habe Angst, das Hass und Rache wird
mein Meister,
Denn alle Götter sind vielleicht nur
böse Geister?
Doch ich erinnre mich, wenn Wein
verwendet ward,
Belebt der Weingott uns das Fest auf
heitre Art.
Ich eilte, mit dem Mund am Kelche fromm
zu nippen,
Den vollen Becher an vom Durst geplagte
Lippen,
Der Liebe Nektar dies, der Knecht, der
Gottessohn,
Und neu entflammte er der Leidenschaft
Passion!
Ich fass sie mit der Hand, da der
Verkehr uns kitzelt,
Und ich zerzaus ihr Haar, und ihre
Spottlust witzelt,
Sie lacht, und darauf ich, trotz ihrer
Eifersucht,
Ich kam an ihren Mund, hab einen Kuss
versucht.
Ich sorg mich um den Trick, ich hab die
Brust gesichtet,
Die Spitzen ihrer Brust vor Freude
aufgerichtet,
Von Wollust süß erregt die Spitze
ihrer Brust,
So spiele ich mein Lied zur Lyra süßer
Lust,
Auf dieser Brust die Hand die Harfe
spielt, ihr Musen,
Ich folgte meiner Hand auf ihrem vollen
Busen.
DIE LAMPE SPRICHT
O Nacht! Ich schwor dereinst dem Sünder
voller Triebe
Mit meinem vollen Mund die ewig schöne
Liebe,
Und dir geschworen ist der Treue-Eid,
genau,
Der Sünder, undankbar, liebt eine
andre Frau.
Sie heiß zu lieben, schwört er laut
bei allen Riesen
Und schon wird ihm von mir der Meineid
nachgewiesen.
Dein Licht, Nacht, liebt die Lust, der
Stern die Liebe mag,
Auf Marmor hier gestellt, ich leuchte
bis zum Tag.
Dein Kerker in dem Glas das Opferfest
erleuchtet,
Bezeuge, wie er sein Versprechen
angefeuchtet.
Unsicher war verliebt er in die Frau,
verdarb,
Verbraucht ward er und ward benutzt und
er verstarb.
So ist der Liebesschwur des
vielgeliebten Mundes
In lauter Rauch verweht, im Rauch des
Untergrundes.
Doch neben seinem Bett hab ich das
Licht entfacht,
Zu leuchten unserm Spiel der Liebe in
der Nacht.
Verlösche nicht, o Licht, beim Anblick
des Verbrechens!
Strahl der Rivalin nicht, dem Brechen
des Versprechens!
Dem Ungetreuen gib die Lüge offenbar,
Der einer andern ist, was einst für
mich er war.
Nun andre Augen sehn dich, in der Nacht
sich spreizend,
Wie trügerisch ist er, und sie wie
nackt und reizend!
Unglücklicher Poet! Beschuldigst etwa
mich?
Ich hab doch stets getan, was irgend
konnte ich.
Doch meine Augen trotz der Sünde
weiter leuchten,
Die Eifersucht will mir die heißen
Lippen feuchten.
Noch gestern war sie schwach und schien
sich zu bemühn,
Probleme hast du nun und deine Füße
glühn.
Der Tag entflohen war, ich glänzte und
ich klagte
Und dir mein Ja-Wort treu im tiefen
Dunkel sagte!
Von seinem Körper kam nur schwache
Mattigkeit,
Aus einem langen Schlaf kam keusche
Köstlichkeit.
Du küsstest sie, du gingst, du sahst
sie eingeschlafen.
Der Freund ging durch die Tür, die
Hure schlief im Hafen.
Die Tür geht auf und es erscheint ein
schwarzer Schopf,
Ich sah zum ersten Mal der Freundin
kleinen Kopf.
Mit Zitterstimme sprach sie voller
Gunst und Hulden:
Nein, geh, mein Freund, nein, geh, ich
bin so voller Schulden!
Sie sprachs und streckte doch die Arme
in das Licht.
Der Mann, zu Seiten ihr, zu gehn
vermochte nicht.
Ich sah den Mundverein, der Lippen
blaue Astern,
Ich sah die Flanken glühn gleich
weißen Alabastern,
Sah Ebenholz und Pink, Korallen und
Azur,
Bevor er schließlich ging, er zeigte
mir Natur,
Die Nacktheit schön und schmuck, so
recht gemacht zum Küssen,
So flog er in der Nacht und auf dem
weichen Kissen
Die Küsse weckten auf des Lebens
Lustigkeit.
Da prahlte stolz die Frau in
Selbstgefälligkeit.
Die Frau sah auf und sprach ein Wort,
zum Fluch es nützend,
Der Gott der Liebe, dacht ich, hilft,
mich unterstützend.
Ich frug den Gott, er gibt heut alles
voller Huld
Und Tränen um den Mann, den Sünder
voller Schuld.
Undankbar wäre ich, den Frevler noch
zu lieben,
Die ich bei seinem Kiel im Wasser bin
getrieben.
Und Reue, Schreckens wars, was einzig
ich vermocht,
Ich machte großen Lärm um einen
kleinen Docht.
Zu tausend Blitzen grell die Flamme
konnte taugen.
Da zitterte die Frau, sie wandt zu mir
die Augen:
O Götter! wie vorm Tod ihr Stimmchen
sterbend summt,
Ist meinem Murmeln denn der Götter
Huld verstummt?
Auf meinem Konto steht die Schuld, bei
diesem Zeugen!
Sie eilt davon, und er umarmt sie noch
im Schweigen,
Hielt sie zurück und sprach: Lösch
nicht die Lampe aus!
Ich glüh nicht mehr, ich brenn nicht
mehr in Saus und Braus!
Und du glüh auch nicht mehr,
verlösche, schöne Närrin! -
Ich rat dem Manne: Lieb doch eine andre
Herrin!
Die Liebe atme aus und sei ein guter
Hirt!
Zeit ists, dass nun mein Licht mir
ausgeblasen wird.
DIE NYMPHOMANIN
Ich weiß, am Mittag ist dein Wunsch
der kühle Schatten,
Gehst du auf Zehen auf dem Felsen, auf
dem glatten,
Dann unter Kresse und den nassen
Kieseln schräg
Die Nymphomanin geht allein den stillen
Weg.
Beobachtet hab ich hier in den freien
Stunden
Die Nymphomanin nackt und hab sie schön
gefunden.
Auf einer Gartenbank lag lässig sie im
Schlaf,
Das Wasser murmelte, als ich die Schöne
traf.
Sie ließ den schönen Kopf, den
schilfbekränzten, hängen.
Die Nymphe preis ich mit erotischen
Gesängen.
BLUMIGE LIEBE
Ist es unmöglich dir, mit deinem
Augenstrahl
Zu sprechen, reden wir, siehst du, das
Herz genial
Gibt jedem Stimme, wer auch stumm ist
wie ein Gletscher.
Dein süßes Denken ist der liebliche
Dolmetscher.
Wunsch, Angst, Liebkosung, Eid und
Kränkung, Tränentau
Sind deine Gaben, Schrift der schönen
Blume blau.
Mit Tulpenflammen brennt der Richter
wie ein Schauer,
Unsterblich Amaranth bescheinigt deine
Dauer,
Die schöne Orchidee, die Lilie liebt
Genuss,
Die rote Rose seufzt, die Rose ist ein
Kuss.
Sultanin, jeder Tag ist glücklich wie
ein Heros,
In deines Briefes Bett ist das Bukett
des Eros!
Mit Seufzern schmückest du den Busen
wunderbar,
Und Liebesflüstern hüllst du in dein
schwarzes Haar.
DIE BLUMENKÖNIGIN VON FONTAINEBLEAU
Die Blumenkönigin macht Freiern Körbe
fruchtbar,
Die Blumen sind ihr Spiel, nicht
nutzlos, sondern furchtbar.
Den Freier rächen oft die Blumen
voller Wut,
Wenn er beleidigt ist, dann glüht des
Zornes Glut.
Er setzt den Spieltrieb ein, er hält,
er drückt penibel,
Mit Widerspenstigkeit die Flanken sind
flexibel,
Auf Balken heimlich sind die Trauben
dargebracht,
Er wird bestraft, denn schuld ist
seiner Güte Macht,
Er wird bestraft sehr streng,
geschlagen mit der Blüte,
Weil er so herzlich war, von
göttergleicher Güte.
Die Stille brüllt gemein, der Lehrer
ist sehr gut,
Es brüllt die Klage laut, die Mimik
heißer Wut,
Man ignoriert den Schrei, den Kampf und
die Bewegung,
Die Peitsche und den Dolch, die heftige
Erregung.
Oft gibt es einen Streik, bedrohlich
ists und bös,
Dann öffnet er den Mund, dass Gnade
ihn erlös.
So vor Adonis lag Frau Venus auf dem
Boden,
Sah seiner Füße Spur, die Röschen
auch, die roten.
O solche Liebe, süß verspielt,
charmanter Traum,
Und Mutteraugen warm, am grünen
Ufersaum
Gott Eros streichelte der Psyche
straffe Lenden,
Schnürsenkel hielt sie in den
makellosen Händen.
O Fontainebleau! Statt Gott die Rose
ward geborn,
(Ich glaub, die Seele ruht, erlöst von
Gottes Zorn),
Ich werde schauen auf zu dir und zu der
Flora,
Zum Himmel schaue ich, zur glänzenden
Aurora
(Und meine Göttin folgt mir nach sehr
angenehm),
Auf meinem Bette ich dein Lieben zu mir
nehm,
Bescheidenheit und Reiz und zart
fragiles Wesen,
Wie Alabaster weiß, wie Marmor
auserlesen,
Mit Glut verwechselbar, des Veilchens
Demut gleich,
Und deine Mutterbrust an Milch des
Trostes reich!
HEIMKEHR
Wie schön die Heimkehr ist zur kalten
Jahreszeit,
Der vor dem Frühling kommt nach Haus
und kommt von weit,
Dann im Vorübergehn du eilst, um ihn
zu schauen,
Zerzaust das schwarze Haar im Angesicht
der Frauen.
Sein Ohr hat nicht erkannt der Stimme
süßen Charme,
Er fliegt und weint und fällt in
deinen offnen Arm.
Du unterstützt ihn, kaum kannst du den
Atem saugen,
Bei dir zuhause du beschaust ihn mit
den Augen.
Viel fragst du und du senkst die Stimme
wie ein Wurm,
Ein Vorwurf und ein Kuss, dann heißer
Liebessturm!
Der Tisch ist schnell gedeckt,
getrunken um die Wette,
Der Wonne Blick vergisst die herrlichen
Bankette,
Das Mahl auf dem Tablett, in Frieden
fütterst du,
Betrachtest ihn voll Lust, sein Gutsein
voller Ruh.
Sein Mund ist stumm, jedoch sein Herz
wie eine Amme
Spricht zärtlich, bald umarmt dich
seine heiße Flamme,
Führt dich zum weißen Bett, dort
bettest du dich leicht.
Du fragst voll Eifersucht, wem deine
Schönheit gleicht,
Ob eine Menge Spaß er hatte bei der
Messe?
Und ob er fern von dir wohl jemals dich
vergesse?
DER SÜSZE KNABE
O Knabe, Knabe! Du errötest vor mir
fast?
Doch sieh mein Angesicht, es ist für
dich verblasst.
Ach deine Jungfraunstirn, die Gnade
immer linder,
Komm! Es gibt noch ein Spiel, nicht nur
das Spiel der Kinder.
O Knabe, wisse, dass mein Herz voll
Zärtlichkeit
Kann nie vergessen dein Gesicht voll
Süßigkeit!
O schöner Knabe, auf der Stirn die
Wonne nüchtern,
Vergnügen auf der Stirn, der Blick wie
Jungfraun schüchtern,
Die Brust so weiß, dein Kleid sich um
die Glieder dehnt,
Doch ignorierst du, dass man sich nach
Liebe sehnt.
Komm, lerne dies von mir, ich lehr dich
ohne Fehle,
In meine Hände leg nur deine zarte
Seele.
Mein Unterricht sei nicht so scheu wie
du. Wir dachten,
Voll Sehnsucht seufzen wir, nach süßer
Liebe schmachten!
Die Ruhe findet er und spielt nun ohne
Spott
Und ich werd schamhaft rot und küsse
meinen Gott.
KNIDIA
Es war Paxiteles und seine
Künstlerhand,
Der dieses Marmorbild der Venus schön
erfand
Für den Rivalen von Anchises und von
Paris,
Der liebte dieses Bild der nackten
Göttin Charis!
Er wusste, dieses Bild steht in dem
Tempel hohl,
Da blieb er eine Nacht ganz nah bei dem
Idol.
O welche schöne Zeit, zu schaun mit
heißem Triebe,
Verfolgt von böser Wut der unerfüllten
Liebe!
Er ist im Tempel stets und betet mit
Gestöhn
Und schmeichelt ihr und sagt, sie sei
so wunderschön!
Er ruft den Namen an, der Gottheit warm
zu danken,
Er pilgert immer zu den Brüsten und
den Flanken.
Dann wieder voller Furcht, voll Ärger
mannigfalt,
Er nennt das Mamorbild versteinert,
hart und kalt,
Sagt, sie sei hart wie Stein und frei
von süßen Charmen.
Doch sie verzeiht ihm! Er hält sie in
seinen Armen:
Komm, fick mich, sagt er und die Lippen
spitzt er leis,
Komm, fick mich mit dem Mund und
schmelz das lange Eis!
DIE LÜGNERIN
Nein, lass mich! Dieses Wort ist wie
ein Streicheln tief,
Die Trügerische lacht so viel, so
attraktiv.
So göttlich dieser Blick, wenn er
Verletzung spendet,
Die Lippe oft so leis und doch im
Meineid endet,
Und küsst doch oft so süß,
unmenschlich unverhofft,
Beim Siegel treuer Lust und doch
vergeblich oft.
Soll sprechen ich davon, in Wahrheit
von dem Bösen?
Lös ich die Angst so auf, kann ich das
Rätsel lösen?
Was willst du? Wofür hast du denn dein
Herz geübt?
Zu sehr daran gewöhnt bin ich, dass
sie nicht liebt!
Ich weiß es nicht. Allein nur selten
zart gewähren
Mir deine Koserein ein Glück, zugleich
erklären
Sie mir, dass unterm Kuss die Lüge ist
versteckt,
Die Falle deines Trugs hat Tränen mir
erweckt.
O du Verräterin, du sollst mich nicht
verraten!
So tückisch und so schön, so schlecht
bist du geraten!
GROLL
Erfindest du für ihn die Torheit
voller Harm?
Wir ziehen jetzt uns an. O Groll in
deinem Arm!
Mit Küssen liebst du nicht, mit immer
süßern, lindern,
Vorwürfe täuschen vor den Ärger bei
den Kindern!
Das Wort liebkost das Kind bis zur
Verweichlichung...
Die unversöhnte Wut versüßt die
Lästerung.
HASSLIEBE
Da bräuchte es Humor, der Willkür
Heiterkeit,
(Viel schöne Brüste gibts!), die
Ungerechtigkeit
Ist ihm bewusst, er schreit und flucht,
er wird betrogen,
Denn du verdienst ihn nicht als Freier,
dir gewogen.
Sein Herz ist allzu gut! Schwer ist der
Torheit Joch!
Er hasst, Verfluchte, dich, und mehr,
er liebt dich noch!
DIE TURTELTAUBEN
Die beiden Vögelein, die schönen
treuen Tauben
Sich küssen. Ihren Gott sie lassen
sich nicht rauben.
Auf ihrem schlanken Hals ein Köpfchen
rund und ganz
Und weißer als der Schnee des weißen
Leibes Glanz.
Die Stimme rein und sanft, wie Kinder
ihre Seelen,
Die Augen klar, der Mund, der Mund darf
auch nicht fehlen.
O Wanderer, vorbei an diesem Garten
froh!
O schöne Tauben! Oh, so schöne
Frauen, oh!
Da hielt er inne, um die Spiele zu
betrachten,
Dann wandert weiter er, in seiner Seele
Schmachten.
Er sagte: Fickt euch, fickt, ja fickt,
ihr Täubchen rein,
Wie rein ist euer Herz, die Stimme ist
so fein,
Wie schön dein schwarzer Kopf, wie
schön dein weißer Busen,
Viel weißer als der Schnee, du
Inbegriff der Musen.
DER SPAZIERGANG
Als nun die Frühlingszeit gemacht die
Bäche nasser,
Zur stillen Abendzeit such du das
frische Wasser,
Wie nonchalant und schön war der
Spaziergang fein,
Sein Mund war offen und sein Atem
frisch und rein,
Er spannt die Brust und grüßt,
begeistert glühn die Augen,
Er ruft dich auf zum Kuss, dein Feuer
einzusaugen.
Der Freier kommen kann, er muss nicht
fürchten mehr
Den Erdengrund, der weich, dass er sich
nicht beschwer.
Da über das Gesicht der feurig-jungen
Blume
Ein Lächeln breitet sich vom innern
Heiligtume,
Sein Hals trägt kaum den Kopf, sein
Blick glüht inniglich,
Die Feueraugen glühn und sie
verschlingen dich!
Und deine Wimpern kaum sich öffnen,
dass es tagt,
Und Eros schmachtet, ach, so zärtlich
und verzagt.
VENUS ERSCHEINT MIT IHREM KLEINEN EROS
Zu blumig ist der Strand von Knidos und
von Zypern,
Ich habe Angst vorm Feind, ich sah die
schwarzen Vipern,
Ich ging als Hirte auf das Feld von
Syrakus
Und gab mit meinem Vers der Nymphe
meinen Kuss.
Und Venus mir erschien, die Königin
des Sphäros,
Und Venus brachte mir den kleinen
Knaben Eros.
Die beiden lächelten. Nun, Hirte
(Venus sprach),
Ich lasse meinen Sohn in deinem
Brautgemach.
Die Süßigkeit vom Land ist sein und
aus den Wäldern,
Zeig deine Weisheit du und leb sie auf
den Feldern.
Und Venus ging davon. Ich glaub der
Stimme lind,
Ich rief den Knaben an, das süße
kleine Kind.
Ich sprach von meinem Glück, vom
Frieden im Reviere,
Selbst ein Peneios reicht zum Tränken
nicht der Tiere.
Ich sprach vom Weingott und vom
Erntegott und Pan
Und von der Flöte auch, die meine
Augen sahn.
Er hörte mir nicht zu, was ich ihm
kund gegeben,
Er lehrte mich den Tanz und singend
froh zu leben.
Wie lieblich war sein Kuss, der
Himmelsschönheit Reich!
Die Himmlischen verliebt sind doch in
Frauen gleich.
Der Venus Glut erglüht im Hades und
auf Erden,
Zu lieben ist mir Lust und auch geliebt
zu werden.
Wie überrascht ich ward! Wie süß des
Gottes Lied!
Zu hören dieses Lied wird nie die
Seele müd.
Mein Denken war verbannt und das was
ich begehrte,
Doch nie verlor ich das, was mich der
Knabe lehrte.
So triumphierte er, und seines Herzens
Grund
War süß wie Honigseim und lieblich
war sein Mund.
Er blieb im Herzen mir, dass er dort
ewig bliebe,
Mein Mund und Herz fortan verkünden
Gottes Liebe.
EROS AUF DEN FELDERN
Gott Eros liebt das Feld, so ward das
Feld geboren.
Des Hirten Tochter dort, die Jungfrau
auserkoren,
Die Herzensrose rot, ein Morgenrot, ein
Wind,
Beim Neugeborenen gefunden ward, dem
Kind.
Schlaf gähnte auf dem Mund, dem
scharlachroten Siegel,
Da packte sie ihn fest bei seinem
goldnen Flügel.
Ein Händchen schüchtern ward gefasst
mit scheuer Lust,
War alles feucht von Tau, und legts an
ihre Brust.
Das Feld blieb doch sein Reich mit
allen seinen Prachten,
Der allen er gefällt, sein Seufzen und
sein Schmachten.
Die schönsten Sonnen hier vergolden
den Azur,
Und Wiesen gibt es hier und Wald in der
Natur,
Der Strom bewegt sich hier mit Rauschen
und mit Tosen,
Und in die Luft gepflanzt sind tausend
rote Rosen.
Dort bei den Vögeln er setzt sich sehr
gerne hin,
In kühlen Grotten wohnt des Kusses
keuscher Sinn.
Die Musen und der Gott sind von der
selben Mutter,
Der Dichter Stern, dem Land von
Honigseim und Butter.
AN DIE GELIEBTE
Unsagbar, liebe Frau, dein Liebreiz,
Seelengattin!
Dein Himmelreich ist gleich dem
Himmelreich der Göttin!
Kannst du mich denken denn ohn
Ganzhingabe, Frau?
Mich denken seelenlos und ohne Augen
blau?
Nun, ich gesteh, sobald ich dich
gesehen hatte,
Ich konnt nicht widerstehn, ich nahm
dich wie ein Gatte!
Ich war entzückt, besiegt die
menschliche Vernunft,
Mein Herz gehorcht fortan nur dem
Gesetz der Brunft!
Der Unmut floh von mir, die Wonne wurde
fruchtbar,
Nichts war mir sein Verlust, der Unmut
war so furchtbar.
Ja, alles ich verlor in Einem
Augenblick,
Dein Sklave wurde ich und so fand ich
das Glück.
Die Schönheit sah ich an, sie, deren
Reich nicht endet,
Von deiner Augen Licht war vollends ich
geblendet,
Und deiner Stimme Klang verzauberte
mein Ohr,
In deinem schwarzen Haar die Freiheit
ich verlor.
Den Liebreiz sensitiv ich liebe
anzuschauen,
Mein Schatz, du Sinnlichste der
sinnlich-schönen Frauen,
Bewundert hab ich gleich dein
Schönstes, liebes Weib,
Ich glaubte gleich, dein Herz so schön
war wie dein Leib!
Das lohnte sich zu schaun! Und gleich
dich anzubeten
Und dir zu huldigen als Muse des
Poeten,
In allem sah ich dich, in allem
offenbar
War deine Liebe, in mir nichts als
Liebe war!
So lernte ich die Kunst der Liebe in
der Gleichheit,
Die Tränen segnend, ich mocht sehr des
Herzens Weichheit.
Vor Augen hab ich dich, vor Augen stets
dein Bild,
In Herzens Mitte die Geliebte süß und
mild.
Ja, meiner Liebe Blick entflammt von
deinem Segen,
Ich atme, weil du liebst und nur noch
deinetwegen!
Gott Eros liebt in mir, es lebt in mir
der Herr,
Ich lebte länger, wenn ich nicht so
lechzend wär.
Ihr, die ihr nicht gesehn des Liebchens
Leibeswonnen,
Genießt die Gegenwart, ihr Wälder,
Berge,Bronnen.
Ich leide ja so weit, wie schön ihr
Name tönt,
Vergesse nicht die Lust, die unsre Zeit
verschönt.
DER BANN
Die Geliebte:
Poet, es ist genug. Ich seh es
lächelnd, zag,
Wie deine Illusion nur währte Einen
Tag!
Und wenn du mit mir sprichst, nicht
diesen Tag betrübe,
Willst werden du geliebt, so respektier
die Liebe!
Ist dir die Müh zu groß, die deiner
Schwäche frommt,
Das Übel du verzeih, das dir von
andern kommt.
Bewahre länger nicht des Hasses Qual,
Poete,
Wenn du auch nicht vergibst, doch
trinke von der Lethe!
Und ist jetzt nicht vor dir die Frau,
schön überaus?
Und wenn du einschläfst, schenk ihr
einen Blumenstrauß.
Und die Erinnrung an die Torheit deiner
Jugend,
Ist sie nicht süßer noch als deiner
Weisheit Tugend?
Vereint spazieren gehn im Geist dein
Auge sah
Die Blumen auf dem Berg von Südamerika.
Der grünliche Palast, der Espen
Zittern rege
Weiß an dem Abend dir zu weisen gute
Wege.
Und siehst du nicht den Schein des
Mondes schön und warm?
Wie bog sich einst der Leib so weich in
deinem Arm!
Da fandest du den Weg der launischen
Fortuna,
Und über ihr ertönt Gesang von
Jungfrau Luna.
Und was beschwerst du dich, da die
Unsterblichkeit
Der Hoffnung mildert dir des Unglücks
wehes Leid?
Auch hassen sollst du nicht der
Jugendzeit Erfahrung,
Das Böse und den Hass, des Guten
Offenbarung.
Schatz, Mitleid hab ich mit der
ungetreuen Maid,
Die sehr in dir bewirkt des Todes
Traurigkeit!
Belehre mich! Gott gab dein Herz doch
der Madonne,
Nun rate, das ist das Geheimnis deiner
Wonne!
Was war denn Gottes Plan? Die Maid, die
ward dein Schmerz,
Das Schicksal wollte es, so brach sie
dir das Herz!
Erschaffen ward die Welt, dass du sie
kennst von Herzen,
Ein andrer sammelt ein die Früchte
deiner Schmerzen.
Belehre mich! Die Lust so wie ein Traum
verfließt,
Die Liebe schon verging, und bald die
Wunde schließt.
Die Tränen logen nicht, die feuchten
Herzensdiebe,
Beschwert sich auch die Welt, du aber
kennst die Liebe!
Der Dichter:
Der Hass ist gottlos ja, des Grauens
grauser Schmerz,
Die Schlange müd und faul, sie zischt
in unserm Herz.
O Göttin, hör mich an und höre mein
Gelübde,
Beim Schwarz der Mutter Nacht, bei
deinem Aug, Geliebte,
Beim Funken dieser Frau, der Jungfrau
auf dem Mond,
Bei Venus, die erglüht als Stern am
Horizont,
Bei der Natur und bei des Schöpfers
Huld, der leisen,
Der Stern schaut gern herab auf
Liebende, die reisen,
Und bei dem Wiesengras, des Waldes
grünem Wall,
Und bei der Lebenskraft und bei dem
Strom im All,
Verbannen werd ich dich, nicht länger
auf dich harren!
Die Liebe länger nicht aus mir macht
einen Narren!
Ich schlafe nicht in der Vergangenheit!
Enorm
Dein Name war mir süß und reizend
deine Form!
Vergessen hab ich bald, wie meine Seele
weinte,
Ich breche nun den Bann, der uns in
Gott vereinte!
Mit letztem Tränenstrom ich nehme
Abschied, Leid!
Und jetzt, o Muse, jetzt kommt unsre
hohe Zeit!
Nun sing ein frohes Lied, wie wir in
Lust geborgen,
Der Rasen war betaut, schön strahlte
auf der Morgen.
Geliebte, komm zu mir, die ich im
Garten traf,
Die göttliche Natur erwacht aus tiefem
Schlaf,
Wir werden mit der Gott-Natura
neugeboren,
Kommt Morgenröte schön vom Osten
auserkoren.
IN DEINEN ARMEN
O Schwert des Ginster, o dein Arm voll
heißer Triebe,
Das Kitz bläst deinen Arm, zu kneten
deine Liebe, ,
Verschweige deinen Arm und die
Hellsichtigkeit,
Beim Vögeln baden die Bereiche blind
und weit,
Ich sprech des Pfeiles Holz, o Kind,
von deinen Brüsten,
Geboren das Geschlecht, die Früchte
voll von Lüsten.
MILCH
O schwere Bäuche, o wie Bienen faul
der Wind,
Wie die Erinnerung, der Sturm gefärbt,
geschwind,
Wie sind die Augen klar, Verheißung
wird gehalten,
Geschwollen süß von Milch, von Honig
die Gestalten,
Von oben cremig Milch, der Knabe wird
gestillt,
Und von der Mitte Milch, die Rose ist
gefüllt,
Ein kleiner Spritzer nur von flüssigen
Opalen,
Der Tropfengeberin wir ihre Schätze
stahlen.
Nicht fade Speise gib, der Vulva
Pfeffer gib,
Der Strohhalm tief steckt in der Tonne
mit dem Sieb,
Die Straße fördert das Delirium im
Jammer,
Verzweifelt schüttelt sich die Motte
in der Kammer.
Geduldig strecke in die Trüffel deinen
Mund,
Verachte den Flakon zu deiner Freude
und
Mit einem Meißel wirst du deine
Schenkel meißeln,
Du schmachtest nach dem Salz der Vulva,
dich soll geißeln
Der Griff, der lockert sich, ein
schrilles Grunzen schreit,
Dein leuchtendes Gesicht kennt nur
Zufriedenheit.
Und schwer und träge sind die Zeiten,
die verwehten,
O Ammen, Mütter und o Schwestern von
Sekreten,
Und andre Frauen schlank und jung und
blond und nackt.
Doch mit dem Teufel sollst du schließen
keinen Pakt.
DIE ROTE FAHNE
Der Straße Speise ists, die führen
wir zum Maul,
Ich liebe Knoblauchquark und Zwiebeln,
ich bin faul,
Verstummt das Radio, dann gehen
schlafen alle,
Der Nachmittag ist träg, ein Ochse
träg im Stalle,
Du zeichne auf dem Blatt der dicken
Kutten Zwang,
Ein Toast und neues Blut und Zeit für
die, die bang,
Am Abend hören wir die Hymnen oft, die
frommen,
Wenn Männer wieder aus der
Arbeitssitzung kommen,
Dann sind wir müde, doch wir kämpfen
bis zum Tod,
Wir wickeln sterbend uns in unsre Fahne
rot.
BEERDIGUNG
Grünweißer Wachs ist nur noch da, ihr
Lieben,
Nach der Beerdigung die Blumenkränze
blieben,
Die Weihrauchkerze raucht, die mir die
Sinne raubt,
Ein wirklich Trauernder in seine Orgel
schnaubt.
Nun jung und üppig sind nicht länger
ihre Hüften,
Und die Erregung ist vorbei von ihren
Düften.
Doch übermäßige Begräbnisriten
lass!
Es bleibt doch nur der Duft der weiße
Tulpe blass.
Die Erde offen steht und alles,
Solarplexus
Und alles stirbt, ihr Leib, der liebte
sehr den Sexus.
SIE IN MEINEN TRÄUMEN
In meinen Träumen ist die schöne
Ruhestätte
In ihrem Lächeln süß, so niedlich
und so nette,
Die Augen schauen klug und ihre Hand
liebkost,
In meinen Träumen ist die schöne Frau
mein Trost,
Und süß ruft sie mich an, mich
fesselt ihre Mähne,
Die Augen lüstern schaun, fast beißen
mich die Zähne,
In meinen Träumen ist die Frau, die
hört mir zu,
Ich trink der Schwermut Trank, ich
trinke ohne Ruh,
In meinen Träumen seh ich oft die
Makellose,
Die Rose in dem Licht, das Licht in
ihrer Rose.
DAS ERSTE TREFFEN
Das erste Treffen in dem Nest, da wir
zusamm,
Was war das schrecklich doch und was
für ein Programm,
Von vielen Freunden sprach zu mir die
oft Betrübte
Und ich verschwieg vor ihr die
heimliche Geliebte.
KOITUS DER ATOME
Es war ja nichts geschehn zur dunklen
Nacht im Wind,
Kein Nervenkitzel sprach von Welt, die
jetzt beginnt,
Ganz formlos, farblos ists und starr
und ohne Lärmen,
Konfuse Keime in immensen Schatten
schwärmen.
Und plötzlich, ohne Ziel, in Gottes
lichtem Blick,
Es schauderte das Licht vor Dämmerung
zurück,
Und die Atome sind der Liebe
auserkoren,
Im ersten Koitus das Molekül geboren.
Und kopulierend war die Geistkraft wie
betäubt,
Im Abgrund nun ein Schwarm trotz
starker Strömung stäubt,
Das Leben im Abyss des neuen Alls
vertrauend,
Den kleinen Embryo des neuen Weltalls
schauend.
Wie quälend langsam sie sich
streichelt voller Müh,
Der Körper drehte sich, anklammernd da
hing sie,
Die Liebe unverhofft besaß subtile
Sinne,
Ein leichtes Reiben wars, das war der
Schatten inne.
Gekeimt ist alles, Pracht, o Morgenrot
enorm,
Affinität von Sein, von Wesen und von
Form,
Die Sonnen flogen hin und ferne die
Kometen,
Die große Herde zog der leuchtenden
Planeten.
Und leuchtend dreht der Spalt sich der
Unendlichkeit,
Die Kugeln geil und rund, sie rollen
lang und weit,
Die Seiten brennend von der
Fruchtbarkeit und Liebe,
Vulkane spucken heiß das Sperma ihrer
Triebe.
Die Elemente schwer verteilt von Gottes
Hand,
In Pflanzen und Gebirg gekleidet ist
das Land,
Die warme Luft umhüllt den Globus heiß
mit Küssen,
Die Meere singen den Gesang mit blauen
Flüssen.
Dann mitten in der Welt der dicken
Grobheit Krieg
Und Grobe stehen stolz und Dicke
schrein vom Sieg.
Das Meisterwerk der Lust erschien in
der Victorie,
Und Gott war traurig und allein in
seiner Glorie!
DRITTER TEIL
1
Du ganz alleine neben mir,
Das Auge stirbt am Horizont,
Des sexuellen Lebens Sieg,
Das will dich lieben ewiglich,
Der Hüften Kriminalität,
Die Nägel in dem rechten Fuß,
Da rissen sie die Bibel auf,
Die Nägel in dem linken Fuß,
Sie rissen auf den Sinai.
Die Frau ist eine Ewigkeit,
Unglücklich schrie ich mich im Weh,
Meine sexuelles Leben steigt
Und wird dich lieben ewiglich,
Wie eine Pflanze Fliegen frisst,
Mein Leben kletterte hinan,
Mit meinem Herzen ess ich Fleisch,
Und kariös ist mein Gebiss
Und deines Munds Beleidigung
Wird eben beißen in mein Fleisch,
Mein Blut fließt, fruchtbar ist das
Land,
Dies ist es, wie ich sterben will.
2
Die Hand berührte deinen Rock,
Die weißen Lilien sind verblasst,
Doch ich erinnere mich gut
An früher, sommerheiße Haut,
Ein Feuer brennt in Mark und Blut.
Ein Spalt saust unter deinem Leib,
O Honig und der Öse Rot,
Rot wie das Feuer Griechenlands,
Wo Vögel fliegen in der Luft.
Karriere roter Feuersglut,
Des Wassers Nähe in der Stadt,
Der Stadt, die ungefüttert ist,
Wo die Bescheidenheit versinkt,
Der Windstoß aus der Ferne bläst.
Es raschelt reizend im August,
Das Fieber ist noch frisch im Geist,
Noch brennt in stiller Glut das Eis,
Verlorner Lippen heißer Durst,
Der Körper heiß und heiß das Blut!
Hier ist die Bucht der Beine bloß
Vor der verlornen Insel, wo
Vielleicht ein wenig Schnee zu sehn,
Geduldig wartend auf den Kopf,
Der ohne Denken etwas lallt.
3
Es spricht die dunkle Nacht zu mir,
Sie gibt mir keine Träume ein
Von schöner Frauen Transparenz,
Doch gibt sie mir dein lichtes Bild,
Erstickt wird dein Abwesendsein,
Der ich dich nicht verstehen kann.
Sie schaute aus wie ein Skandal!
Dein Leib ist nicht in meinem Arm
Und leise legt sich neben mich
Nur das Gespenst der nackten Haut.
Sie sagte mir: Ich liebe dich
Mit jener Kraft, mit der du liebst.
Ich bin nicht länger schlaflos nun
Bei deiner Nachtanwesenheit
Und deinem wahren warmen Blut.
4
O Fortschritt in der Haare Flut
Des großen Sternenkörpers, nackt,
So nackt wie ein kristallner See
Und so gespalten wie ein Baum.
Und Blitze in der kalten Milch,
Sie schimmern wie gefrornes Gold,
Wo eine Schlange trinkt den Trank,
Die Rote, die Gefangene.
Und schau der Oberschenkel Paar
Im dunklen Gras der Mitternacht
Und die Brillanz aus kaltem Stahl,
Gebunden an der Blume Kelch.
O duftender Spaziergang und
O klare Ritterrüstung und
Es stoppt der wilde Hurrikan
Der Beine Halle mit dem Tor.
Was ist für eine Rose dies,
Die zwei so feste Wurzeln hat
Und hat so wenig Blätter nur?
O Rose strahlender Brillanz!
Und wenn zuende geht die Nacht,
Dann hat des Blattes Farbe rot
Das makellose Spiegelbild.
O meines Körpers Einsamkeit!
O wildes Ficken in der Nacht!
Ein heißes Küssen ohne Mund,
Ein breites Bett, in dem du träumst.
5
Ich halt nun wieder meinen Mund
Nach dem erotischen Gedicht,
So lass es kommen und geschehn,
Die Zeit, da alles dies geschehn,
Als hättest du nicht existiert.
Ich habe dich doch noch gesehn,
Gesehen in der Hand der Nacht,
Empört, dass du so fern erscheinst,
Ein Strahl aus Milch, ein Feuerpfeil,
Ein Feuerpfeil der Sternenfrau.
O Herrin, du bist eine Frau
Mit An- und Ausziehn deiner Haut,
So frisch und voll von heißen Blut
Und voll von heißem Mark und Bein,
Die Liebe unaussprechlich groß,
Die ich zur ganzen Herde hab.
O Blätter, Blätter, Blätter, o
Die schöne Liebe und das Wort!
Und trennst du dich von meinem Lied?
O Kunst, o Schlamm, o Diamant!
Du blase meinen heißen Blitz!
6
Auf dem verlassnen stillen Weg
Der Freundin Haus eröffnet sich
Und eine strahlend weiße Hand
Voll Huld und Gnade kommt vom Mond.
Beginne mit dem Salbungsöl
Und voller heißer Sehnsuchtsglut
In der Verfolgung jenes Wegs
Inmitten ihrer Beine nackt.
Die tote Frau entdeckte ich
Nach vielen Gängen, manchem Gang,
Und stolze Stühle fielen um
Und Katzen waren ordinär.
Mit einem leisen Glockenspiel
Geknebelt haben wir das Blut,
Das frische Blut, mit hellem Klang,
Gefeiert in des Fiebers Glut.
Und wieder auferstanden,ja,
Entzündet unter deiner Hand,
Wir kleideten die Lippen rot,
Sanft auf den Lippen lag das Knie.
Und nur um Luna anzuschaun
Wir schauten durch das Fensterglas
Und sahn der Glieder sanfte Nacht
Und sahn verhindert unsre Lust.
Doch schob man dann die Pforte auf,
Des Hauses Hinterseite wars,
Und sanft bringt man der Liebe Boot
Demütig in des Hafens Port,
Und kalt drang ein der lange Blitz.
7
Es kann sich öffnen nicht mein Mund,
So dass du deinen Namen sagst,
Zu küssen deinen Rosenmund
Bin immer ich um dich besorgt.
Du meiner Worte letzter Schluss!
Den Hohlraum füllt der Liebe Glut.
Hier bist du innerlich in mir,
Du bist mein Speichel und mein Mund,
Mein angespanntes Schweigen du.
Die Augen zu, ich lieg im Staub.
Die Nacht ist wie das Morgenrot
Und dann des Fleisches großer Tag,
Dann will ich mich verschenken ganz,
Sind große Sonnen auf der Flucht.
8
Ich schlief, o schöne Liebe mein,
Mein Traum auf deinem Rosenmund,
Ein Umweg in der Dämmerung,
Wir traten in den Abflug ein.
Und leise sprudelte der Quell
Und schaurig schauderte das Laub
Und ausgewogen war die See,
O rücksichtslose Hochzeitsnacht!
Dies ist die Zeit, ich weine viel,
Und schwindlig wird mir auf dem Turm
Und Freudenglocken läuten laut
Und Sonnen singen Jubelsang.
Perfekte Flamme lodernd steil
Auf dem geheimen Inselreich
Und süß durchdringt die Süßigkeit
Den Schatten deines Angesichts.
Der Tag steht oben im Zenit
In seines Bogens Mittelpunkt,
O Hände voller Offenheit,
O Spur und Zeichen und Alarm!
Die Schale deines Körpers schön,
Die Himmelspforte bist du mir,
Ich glühe heiß in deiner Glut,
O wunderschöne Agonie!
9
Für Ziegenlederschläuche dies,
O aufgeblasner Trinker Schlund,
Der Gott der Reben spricht durch mich,
Ich winde auf den Wellen mich,
Erweitere der Sonne Kraft.
Nicht Eiche schmückt und Myrte
schmückt,
Die grünen Wermutherden nicht,
Die Liebe füllt mich furios
Und Plutons Feuer brennt in mir.
In nackiger Verlorenheit
Grünt ihre lichte Stirne mir,
Bacchantin ist sie wild und nackt
Und ihre Flanken sind intakt
Und voll von tollen Ranken braun.
10
Des eleganten Zimmers Grund
Berührte den Gesalbten sanft,
Allein und stille sie liebkost
Ihm lässig seine große Hand.
Der Globus heiß, die Lampe matt,
Im Dunkel leuchtet dunkles Licht,
Und ihre Schläfen, ihre Stirn
Das reine Licht erleuchtet sanft.
Und ihrer langen Haare Flut,
Wo Wasser glänzt als ein Kristall,
Es rollt auf ihren bleichen Hals,
Verliert sich in der dunklen Nacht.
Und um die Schultern schimmert bloß
Des Büstenhalters schwarzer Samt,
Der Mond taucht aus dem Wolkenmeer
Und schwer und stürmisch ist die
Nacht.
Bevor er überquert das Eis
Mit ruhigen Vergnügens Glück,
Ihr weißer Arm umfasst das Gold,
Den Büstenhalter legt sie ab.
Nur nett war er, war einfach nett,
Sein Auge glänzt von dem Porträt,
Und grausam fest ist seine Art,
Geheimnisvoll und voller Ruh.
Der Spiegel ähnelt einem Bild,
Der Meister malt den Liebenden,
Der Menschheitszukunft Opfer er,
Ganz klar auf dunklem Hintergrund.
Die Schönheit schön wird reflektiert
Und die Beschwichtigung, der Stolz,
Und prächtiger Toilette Prunk
Gefaltet sittsam wie im Schlaf.
Und diese Form der Wissenschaft,
Sie scheint zu saugen in sich ein
Für einer Ruh Lebendigkeit
Das Ding, das ewig dauern wird.
Und während diese Kreatur
Mit ihrem Schicksal hadert, wird
Vergöttlicht die Natur der Frau,
Ihr Fleisch mit all dem schönen
Schmuck.
Der Spiegel zeigt im Schatten ihn,
Und der Geliebte langsam kam,
Der dunkle Rand der offnen Tür
Vertraut zeigt ihr sein Angesicht.
Sie drehte heiter sich herum,
In ihrer Falten Trauben schräg,
Dass schwer zu heben hinter ihr,
Und ihre Fersen sind entspannt.
Pfeil ohne Mitleid oder Zorn,
Die Klarheit ihrer Augen müd,
Die Stimme gleichberechtigt klar,
Sagt: Nein, ich liebe dich nicht so.
11
Profaner Wünsche Eitelkeit,
Bewahre uns die Liebe, Tod.
Die Blumen deines Busens welk,
Der Seele Blüten und Parfüm.
Die Arme Ketten sind aus Lehm,
Um deinen Hals gegossner Schmuck,
Zuvor zerbrochen ist dein Kreis,
Der gar nicht aufgeschlossen war.
Melancholie, o Nacht, o Haar,
Was nützt mir weiter denn dein Rausch,
Wenn in den Todesschatten taucht
Ein liebes Nichts für immer ein?
Der Taube Nasenflügel bebt,
Verachtet wird sehr schön der Stolz,
Zum letzten Mal Geruch des Grabs,
Du hast bereits gepocht ans Tor.
Der Lippen Lebensrosen, Blut,
Erfüllen dich bei unsrem Kuss,
Nachts brennen Feuer wie Kristall,
Die kurze Blüte trockne du.
Vergebliche Versuche dies,
Zwei Münder in Vereinigung,
Unendlich ist die Müdigkeit,
Fragil ist der Geliebten Brust.
12
Ausschweifungen sind nun Ruin,
Vergangenheit. Es war dein Kopf
Ein Heer von Engeln destruktiv,
Ich aber lieb dich auch für das.
Du kommst nicht. Bitte küss mich
nicht,
Du, die dereinst war meine Braut.
Küss meinen Anfang, küss mein Ziel,
Du meines Lebens Süßigkeit.
Die Seelen sind nun ruiniert,
Ausschweifung wollten wir dereinst.
Geheimnis unser Schicksal ist,
Und ich, ich liebe dich für das.
13
O meine Frau mit Feuerhaar,
Gedanken wetterleuchtend hell,
Die Größe einer Sonnenuhr,
Mein Weib ist wie die Otter groß.
Und zwischen Tigerzähnen ist
Ein Mund, ein rosiges Bouquet,
Von Sternen eine letzte Schar,
Wie weiße Maus auf weißem Grund
Der weißen Zähne Impression,
Die Zunge Bernstein oder Glas,
Die deutsche Sprache sie erstach,
Die Zunge einer Puppe, die
Die Augen öffnet oder schließt,
Unglaublich spricht sie wie ein Fels.
Die Wimpern wie des Kindes Schrift,
Die Augenbraun ein Schwalbennest,
Mein Weib ist an der Schläfe schön
Und auf dem Treibhaus-Schieferdach.
Und um die Fenster Nebel wallt.
Champagner-Schultern hat mein Weib
Und des Delphines Brunnenkopf.
Gut passt das Bündchen zu der Frau,
Gefingert hat das Glückslos sie,
Herzdame hat sie ausgespielt,
Die Finger haben Heu gemäht.
Mein Weib mit Marder-Achseln scharf,
O Nacht, Johannes von dem Kreuz!
Die Arme Meerschaum und das Schloss,
Aus Weizen und aus Mühle sie,
Raketen vom Sylvesterfest
Die Beine meines Weibes sind.
Das Uhrwerk, der Verzweiflung Qual.
Die Brust das Euter einer Kuh,
Die Füße wie ein Anbeginn,
Champagner trinkt das Schlüsselloch.
Wie Gerste meines Weibes Hals,
Die Kehle wie ein Tal aus Gold,
Sie offenbart des Turmes Bett,
Die Brüste wie die Mutter Nacht,
Wie Maulwurfshügel ihre Brust,
Wie Tiegel aus Rubin die Brust,
Der Brüste Spektrum glänzt im Tau.
Der Bauch entfaltet sich am Tag,
Der scharfen Riesenklaue Bauch.
Der Rücken, eines Vogels Flucht,
Quecksilber glänzt im Gegenlicht.
Im Nacken der gewälzte Stein
Und Tropfen in des Trinkers Glas.
Erotisch Bauchtanz tanzt mein Weib,
Der Hüften Glanz, ein schlanker Pfeil
Und weißer Pfauenfeder Stiel.
Des Weibs Gesäß ist aus Asbest,
Mein Weib hat eines Schwanes Arsch,
Der Arsch ist für den Frühling gut
Und Gladiolen sexuell.
Ihr Sex, der Schnabeltiere Ort,
Ihr Sex, von rosa Zuckerguss,
Ihr Sex ist wie ein Spiegelbild.
Die Augen sind voll Tränentau,
Wie Regenschirme violett
Und wie die Nadel des Magnets,
Savannen-Augen hat mein Weib,
Wie Wassertropfen im Verließ,
Wie Bäume unterm Schlag der Axt,
Niveauvoll ist ihr Wasserstand,
Der Augen Feuer, Erde, Luft.
14
Es war dein Herz geschlossen ach,
Tu auf dein Herz, tu auf dein Herz,
Abdeckung stiller Glut dein Herz,
Entglitten ist dein leichtes Herz,
Du zählst den Sand in meinem Schlaf,
Verzauberst meine Müdigkeit,
Dein Haar ein Gitter zwischen dem
Geliebten Auge und dem Wein,
Dein Haar, es schimmert die Ardeche,
Dein Aug im Schatten stille steht
Und kalte Säulen auf dem Meer,
Dein Aug taucht in Vaucluses ein,
Pailletten rauben deinen Quell,
Dein Aug ist Regen auf dem Flug,
Und deine Arme ausgestreckt.
Die Geste für die Wäscheschnur,
Der Ernte Leinwand vor der Brust,
Die Wohnung der Erinnerung
Gehalten in den Wirbelwind.
Viel Marmelade trägt dein Arm.
Die Brüste Dünen in der Nacht,
Die Brust, die Hand von Arbeit rauh,
Es graben sich die Räder ein,
Du machst mir liebend ein Geschenk,
Wenn abends wir zur Ruhe gehn,
Du steckst die Nase in das Gras,
Der Seemann singt sein Nebel-Lied,
Die Brüste ungebunden frei!
Schlaflosigkeit, die Hand voll Mohn,
Die Hand gebunden an die Hand,
Ein Siegelring verheißungsvoll,
Die Hände reichen mir das Brot,
Die Hände rühren deine Huld,
Die Hüften schwankend wie ein Schiff,
Amphore mit dem Wein verlobt,
Die Fingerspitzen auf und ab,
Die blaue Schürze vor dem Bauch,
Des Luxus Seiden-Mitternacht,
Der Bauch voll Freude auf das Meer,
Die Oberschenkel Holland gleich.
Dein Kiel ist glücklich und dein Rumpf
Und alles riecht nach Pfefferminz.
Kuhhirtin, Hindin im April,
Gesunde Haut, die Slalom fährt
Auf Pisten in der Sommerzeit,
Dein Kleid ein bunter Blumenstrauß,
Auf einem Schulheft liegt ein Stift,
Dein Kleidchen ist ein Sonntagskleid,
In deinem Bett dein Morgen ist
Ein schlichtes Schwimmen in der Bucht.
Und hier bist du bereit gepflanzt
Auf deine Wollust, deinen Wahn,
Ich möchte deinen Feigensaft!
Neuschwanstein deiner Stimme Klang,
Wie heiliger Legenden Schrift,
Und deine Lippen sagen Ja,
Ich trinke deinen Speichel gern,
Der deiner Kindheit Lächeln fand.
15
Frau Fieber auf des Wassers Blatt
Sich öffnet und sich schließt und
blüht
Wie eine Blume Japans schön.
Spaliere stimuliert das Spiel
Rund um die Haut, die leuchtet hell,
Und die Komplizen deiner Haut
Sind Blätter, Blätter rosenrot,
Die seufzen voller Weh im Herbst.
Ein Blumenblatt, ein Zeitungsblatt,
Inmitten zweier Buchten Schlafs,
Umarmt das goldne Flügelpaar,
Nicht rühren sie den feinen Staub
Von deiner Huld und Gnaden Laub,
Wir hören auf, wir hören auf.
16
Abbildung trotzt dem Wettersturm,
Verrückter Haare langes Seil,
Die Wände klaffen vor dem Wind,
Die Wellen tragen Arme sanft,
Der Fuß verstreut, die Hand verstreut,
Aufnahme der gebrochnen Brust,
Das Haar gelockt und ausgesetzt,
Ein Anfall, Ulmen-Feuer heiß
Der Liebe, die ich totgelacht,
Des kurzen Lebens Feuerbrand,
Wo du mich bettest in den Staub.
17
Ich möchte diese Verse widmen
Den Frauen allen, die wir lieben,
Für den Moment – Mysterium,
Für jene, die ich kenne kaum,
Ein andres Schicksal führte sie,
Für jene, die wir nie gefunden.
Und eine zeigt sich an dem Fenster
Und eine zweite vorm Balkon,
Flink wie ein Wiesel sie verschwindet.
Doch welcher Frau Figur ist schlank,
Ach voller Anmut, ach so schlank!
Die Überreste blühen fein.
Und die Begleiterin der Reisen,
Die Augen gleichen schöner Landschaft,
Sie machte mir die Wege kurz.
Nur du verstehst mich, du allein,
Und darfst noch steigen auf den Berg
Und halten meine Hand, Genossin.
Und dann die schlanke Tänzerin,
Beweglich, graziös der Leib,
Doch scheint sie traurig und nervös
In wilder Nacht des Karnevals.
Sie wollte bleiben unbekannt
Und kehrte nie zurück zu mir,
Sie tanzt auf einem andern Ball.
Für die, die schon ergriffen wurde,
Die lebt nun lange graue Stunden,
Die schloss sich einem andern an,
Ganz nutzlos ist mir ihre Torheit.
Doch lass dich sehen, Herrin Schwermut,
Mit einer hoffnungslosen Zukunft!
Gesehen hab ich liebe Bilder,
Enttäuschte Hoffnungen der Tage,
Ich habe morgen sie vergessen,
Solange noch Fortuna auftritt,
Kaum bleibt dies in Erinnerungen,
Wie wir gefolgt sind dem Verkehr.
Wenn du jedoch verpasst ihr Leben,
Man denkt mit etwas Neid daran,
All diese Fremden, die du sahest,
Die Küsse, die sie nicht gewagt,
Die Herzen, die dich warten ließen,
Die Augen, die dich nicht gesehen.
So in der Nacht der Müdigkeit,
In abgrundtiefer Einsamkeit,
O Geister der Erinnerung,
Ich weine, denn mir fehlt ihr Mund!
All diese schönen breiten Brüste,
Die ich nicht wusste festzuhalten!
18
O dunkler Dichter, eine Jungfrau
In deiner Burg der Seele spukt,
Du Dichter voll Verbitterung,
Das ist ein Leben nach dem Leben,
Es brennt die Stadt von dem Kometen,
Sie saugt den Himmelsregen auf,
Dein Stift kratzt in das Herz des
Lebens.
O Wald! Es wimmeln blaue Augen,
Es wimmeln Augen auf den Rädern,
Das lange Haar im Sturm, o Dichter,
Den Sattel lege auf die Stute
Und lass die jungen Hunde bellen.
O blaue Augen, sanfte Zungen!
Es bläst der Himmel in die Nase,
Die rote Muttermilch ernährt mich,
Ich häng an deinen roten Lippen.
Doch Frauen haben harte Herzen
Und geben Essig meinem Durst.
19
Poeten heben auf die Hände,
Wo zitternd lebt das Elixier,
Am Tisch des Himmels das Idol,
Und fest fundiert ist das Geschlecht.
Laternenlicht, der Zunge Eis,
In jedem Loch an jedem Ort
Das Himmelreich lässt euch nach vorn.
Der Grund, des Pazifisten Seele,
Die Femininen hübsch und sexy,
Und kleine Kinder, deren Körper
Die Ahnen-Mumien ersetzen.