Auswahl und Textrevision von
Josef Maria Mayer
Es wurde vollendet Himmel und Erde mit
ihren ganzen Scharen. Und so vollendete Elohim am siebenten Tag seine
Werke, die er schuf, und ruhte am siebenten Tag von allen seinen
Werken, die er geschaffen. Und Elohim segnete den siebenten Tag und
heiligte ihn, da er an dem Tag geruht hatte von allen seinen Werken,
die Elohim schuf und machte.
So ist Himmel und Erde geworden, da
sie geschaffen sind, zu der Zeit, da Elohim Jahwe Erde und Himmel
machte. Und alle möglichen Bäume auf dem Feld waren noch nicht auf
der Erde, und alle möglichen Kräuter auf dem Feld waren noch nicht
gewachsen, denn Elohim Jahwe hatte noch nicht regnen lassen auf die
Erde, und es war kein Mensch da, der das Land bebaute. Aber ein Nebel
ging auf von der Erde und befeuchtete das Land. Und Elohim Jahwe
machte ein Menschenwesen aus einem Lehmkloß, und blies ihm den
lebendigen Atem in seine Nase ein. Und so ward das Menschenwesen eine
lebendige Seele.
Und Elohim Jahwe pflanzte einen Garten
in Eden (Freude) im Osten und setzte das Menschenwesen hinein, das er
gemacht hatte. Und Elohim Jahwe ließ wachsen aus der Erde alle
möglichen Bäume, lustvoll anzusehen und lecker zu essen, und den
Baum des Lebens mitten im Garten, und den Baum der Erkenntnis des
Guten und des Bösen.
Und es ging von Eden ein Strom aus, zu
bewässern den Garten, und er teilte sich von da in vier Hauptströme.
Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Evila, und
dort findet man Gold. Und das Gold des Landes ist kostbar, und da
findet man Bedellion-Harz und den Edelstein Schoham. Der andere Strom
heißt Gihon, der fließt um ganz Afrika. Der dritte Strom heißt
Hiddekel (Tigris), der fließt in Assyrien. Der vierte Strom ist der
Euphrat.
Und Elohim Jahwe nahm den Menschen und
setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und bewahrte. Und
Elohim Jahwe gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen
Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des
Bösen sollst du nicht essen, denn an dem Tag, an dem du davon isst,
wirst du sterben.
Und Elohim Jahwe sprach: Es ist nicht
gut, dass der Mensch allein ist; ich will ihm eine Hilfe machen, die
um ihn sein soll. Denn als Elohim Jahwe von der Erde alle möglichen
Tiere auf dem Feld gemacht hatte und alle möglichen Vögel am
Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie
nennen würde, denn der wie Mensch alle lebendige Tiere nennen würde,
so sollten sie heißen. Und der Mensch gab jedem Vieh und jedem Vogel
am Himmel und Tier auf dem Feld seinen Namen, aber für den Menschen
ward keine Hilfe gefunden, die um ihn wäre.
Da ließ Elohim Jahwe eine tiefe
Trance fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine
seiner Flanken und verschloss die Stelle mit Fleisch. Und Elohim
Jahwe bildete eine Frau aus der Flanke, die er vom Menschen nahm, und
brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Gebein von
meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch, man wird sie Ischa
(Frau) nennen, weil sie vom Isch (Mann) genommen ist. Darum wird ein
Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und sie
werden sein Ein Fleisch. Und sie waren beide nackt, der Mensch und
die Frau, und schämten sich nicht.
Und die Schlange war listiger als alle
Tiere auf dem Feld, die Elohim Jahwe geschaffen hatte, und sie sprach
zu der Frau: Sollte Elohim gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von
den Früchten der Bäume im Garten? Da sprach die Frau zur Schlange:
Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber von den
Früchten des Baumes mitten im Garten hat Elohim gesagt: Esst nicht
davon, rührt sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbt. Da sprach die
Schlange zur Frau: Ihr werdet wirklich nicht sterben, aber Elohim
weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, euch eure Augen geöffnet
werden, und ihr werdet sein wie Elohim und bestimmen können, was gut
und was böse ist.
Und die Frau sah, dass von dem Baum
lecker zu essen wäre und dass er wollüstig anzusehen und ein
lustvoller Baum wäre, weil er weise macht, und sie nahm von der
Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß auch. Da
wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie merkten jetzt erst,
dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und
machten sich einen Lendenschurz.
Und sie hörten die Stimme des Elohim
Jahwe, der im Garten spazieren ging, als der Tag kühl geworden war.
Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht des Elohim
Jahwe unter den Bäumen im Garten. Und Elohim Jahwe rief Adam und
sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im
Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt, darum versteckte ich
mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du
gegessen von dem Baum, davon ich dir geboten habe, du solltest nicht
davon essen? Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab
mir von von dem Baum, und ich aß. Da sprach Elohim Jahwe zur Frau:
Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich,
und so aß ich.
Da sprach Elohim Jahwe zu der
Schlange: Weil du das getan hast, sei du verflucht vor allem Vieh und
vor allen Tieren auf dem Feld. Auf deinem Bauch sollst du kriechen
und Staub fressen dein Leben lang! Und ich will Feindschaft setzen
zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen.
Sie soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse
stechen.
Und zur Frau sprach er: Ich werde dir
viele Schmerzen bereiten, wenn du schwanger wirst, du sollst mit
Schmerzen Kinder gebären, und deine Begierde wird nach deinem Mann
sein, und er wird dein Herr sein.
Und zu Adam sprach er: Weil du
gehorcht hast der Stimme deiner Frau und hast gegessen von dem Baum,
davon ich dir geboten habe und sprach: Du sollst nicht davon essen, -
verflucht sei der Acker wegen dir, mit Kummer sollst du dich von ihm
ernähren dein Leben lang. Dornen und Nesseln soll er dir tragen, und
du sollst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiß deines Angesichts
sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, von der du
genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
Und Adam nannte seine Frau Eva, weil
sie die Mutter alles Lebendigen ist. Und Elohim Jahwe machte Adam und
seiner Frau Kleider aus Fellen und bekleidete sie damit. Und Elohim
Jahwe sprach: Schaut, Adam ist geworden wie Wir und weiß, was gut
und was böse ist. Nun aber, er soll nicht ausstrecken seine Hand und
pflücken auch von dem Baum des Lebens und essen und ewig leben! Da
schickte ihn Elohim Jahwe aus dem Garten Eden, dass er das Feld
bebaue, von dem er genommen ist, und trieb Adam aus und lagerte vor
den Garten Eden die Cherubim mit dem nackten kreisenden
Flammenschwert, zu beschützen den Weg zu dem Baum des Lebens.
Es begab sich dann, dass Juda fort zog
von seinen Brüdern und gesellte sich zu einem Mann aus Adullam, der
hieß Hira. Und Juda sah dort eines kanaanäischen Mannes Tochter,
der hieß Schua, und er nahm sie. Und da er in sie eindrang, wurde
sie schwanger und gebar einen Sohn, den nannte er Ger. Und sie wurde
wieder schwanger und gebar einen Sohn, den nannte sie Onan. Sie gebar
wieder einen Sohn, den nannte sie Sela; und es war in Chesib, wo sie
ihn gebar.
Und Juda gab seinem ersten Sohn Ger
eine Frau, die hieß Tamar (Palme). Aber Ger war böse vor Jahwe,
darum tötete ihn Jahwe.
Da sprach Juda zu Onan: Gehe zu deines
Bruders Frau und nimm sie zur Ehefrau, dass du deinem Bruder Samen
erweckst. Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigener sein
sollte, wenn er eindrang in seines Bruders Frau, ließ er den Samen
auf die Erde fallen und verderben, damit er seinem Bruder nicht den
Samen gäbe. Da gefiel Jahwe gar nicht gut, was er tat, und er tötete
ihn auch.
Da sprach Juda zu seiner
Schwiegertochter Tamar: Bleibe als eine Witwe in deines Vaters Haus,
bis mein Sohn Sela groß wird. Denn er dachte, vielleicht könnte er
auch sterben wie seine Brüder. Also ging Tamar und blieb in ihres
Vaters Haus.
Als nun viele Tage vergangen waren,
starb des Schua Tochter, Judas Frau. Und nachdem Juda die Trauerzeit
begangen hatte, ging er hinauf, seine Schafe zu scheren, Richtung
Timnat mit seinem Freund Hira aus Adullam. Da wurde Tamar angesagt:
Schau, dein Schwiegervater geht hinauf Richtung Timnat, seine Schafe
zu scheren. Da zog sie die Witwenkleider aus, die sie trug, bedeckte
sich mit einem Mantel und verschleierte sich und setzte sich vor das
Tor von Enajim an dem Weg nach Timnat, denn sie sah, dass Sela groß
geworden war, und sie wurde ihm dennoch nicht zur Frau gegeben.
Als nun Juda sie sah, meinte er, sie
wäre eine Hure, denn sie hatte ihr Angesicht verschleiert. Und er
trat zu ihr am Weg und sprach: Lass mich doch zu dir kommen, denn er
wusste nicht, dass es seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: Was
willst du mir geben, wenn du zu mir kommst? Er sprach: Ich will dir
einen Ziegenbock von der Herde schicken. Sie antwortete: So gib mir
ein Pfand, bis du ihn mir schickst. Er sprach: Was willst du für ein
Pfand, das ich es dir gebe? Sie antwortete: Deinen Ring und deine
Schnur und deinen Stab, den du in den Händen hast. Da gab er ihr die
Sachen und drang in sie ein, und sie wurde von ihm schwanger. Und sie
machte sich auf und ging hin und zog ihre Witwenkleider wieder an.
Juda aber sandte den Ziegenbock durch
seinen Freund Adullam, dass er das Pfand wieder hole von der Frau,
und der fand sie nicht. Da fragte er die Leute: Wo ist die Hure, die
bei Enajim am Weg saß? Sie antworteten: Da ist keine Hure gewesen.
Und er kam wieder zu Juda und sprach: Ich habe sie nicht gefunden,
auch sagen die Leute des Ortes, es sei keine Hure da gewesen. Juda
sprach: Sie mag es alles behalten, sie kann uns doch nichts
Schlechtes nachsagen, denn ich habe den Bock geschickt, aber du hast
sie nicht gefunden.
Nach drei Monaten wurde Juda gesagt:
Deine Schwiegertochter Tamar hat herumgehurt, schau, sie ist sie von
der Hurerei schwanger geworden. Juda spricht: Bringt sie heraus, dass
sie verbrannt werde. Und da man sie hervorbrachte, schickte sie zu
ihrem Schwiegervater und sprach: Von dem Mann bin ich schwanger, dem
dies gehört. Und sie sprach: Weißt du auch, wessen dieser Ring und
diese Schnur und dieser Stab sind? Juda erkannte es und sprach: Sie
ist gerechter als ich, denn ich habe sie nicht meinen Sohn Sela
gegeben. Doch schlief er fortan nicht mehr mit ihr.
Und als sie gebären sollte, wurden
Zwillinge in ihrem Schoß gefunden. Und als sie gebar, kam eine Hand
heraus. Da nahm die Hebamme einen roten Faden und band ihn um die
Hand und sprach: Dieser wird zuerst herauskommen. Da aber der seine
Hand wieder hinein zog, kam sein Bruder heraus; und sie sprach: Warum
hast du deinetwegen einen solchen Riss gerissen? Und man nannte ihn
Perez. Danach kam sein Bruder heraus, der den roten Faden um seine
Hand hatte. Und man nannte ihn Sera.
Josef aber wurde hinab nach Ägypten
geführt; und Potiphar, ein ägyptischer Mann, Kämmerer und
Hauptmann des Pharao, kaufte ihn von den Ismaeliten, die ihn gebracht
hatten. Und Jahwe war mit Josef, dass er ein seliger Mann wurde, und
er war in seines Herrn, des Ägypters, Haus.
Und sein Herr sah, dass Jahwe mit ihm
war, denn zu allem, was er tat, gab Jahwe Glück durch ihn, So fand
er Gnade vor seinem Herrn und wurde sein Diener. Der setzte ihn über
sein Haus, und alles, was er hatte, tat er unter seine Hände. Und
seit der Zeit, als er ihn über sein Haus und alle seine Güter
gesetzt hatte, segnete Jahwe des Ägypters Haus um Josefs willen, und
so kam lauter Segen Jahwes in allem, was er hatte im Haus und auf dem
Feld. Darum ließ er alles unter Josefs Aufsicht, was er hatte, und
nahm sich keiner Sache an, solange er ihn hatte, nur dass er aß und
trank. Und Josef war schön und freundlich von Angesicht.
Und es begab sich nach dieser
Geschichte, dass seines Herrn Frau ihre Augen auf Josef warf und
sprach: Schlaf mit mir! Er weigerte sich aber und sprach zu ihr:
Schau, mein Herr nimmt sich keiner Sache an, was im Haus ist, und
alles, was er hat, das hat er unter meine Aufsicht getan, und hat
nichts Großes im Haus, was er mir vorenthalten hat, außer dich,
weil du seine Frau bist. Wie sollte ich da so etwas Schlimmes tun und
gegen Elohim sündigen? Und sie sagte dieselben Worte zu Josef jeden
Tag. Aber er gehorchte ihr nicht, dass er mit ihr schliefe noch ihr
zu nahe käme.
Es begab sich aber eines Tages, dass
Josef in das Haus ging, seine Arbeit zu tun, und es war kein Mensch
von der Dienerschaft des Hauses da. Und sie packte ihn bei seinem
Kleid und sprach: Schlaf mit mir! Aber er ließ das Kleid in ihrer
Hand und floh und lief zum Haus hinaus. Da sie nun sah, dass er sein
Kleid in ihrer Hand gelassen und hinaus geflohen war, rief sie die
Dienerschaft im Haus und sprach zu ihnen: Schaut, er hat uns den
hebräischen Mann gebracht, dass er seine Lust mit mir treibe. Er kam
zu mir herein und wollte mit mir schlafen, ich schrie aber mit lauter
Stimme. Und als er hörte, wie ich schrie und rief, da ließ er sein
Kleid bei mir zurück und rannte hinaus.
Und sie legte sein Kleid neben sich,
bis der Herr heimkam, und sie sagte zu ihm dieselben Worte und
sprach: Der hebräische Sklave, den du uns gebracht hast, kam zu mir
herein und wollte sein Lust mit mir treiben. Da ich aber schrie und
rief, da ließ er sein Kleid bei mir zurück und floh hinaus.
Simson aber ging hin nach Gaza und sah
dort eine Hure und trat zu ihr. Da wurde den Gazitern gesagt: Simson
ist gekommen. Und sie umgaben ihn und ließen ihn bewachen die ganze
Nacht vor dem Tor der Stadt und waren die ganze Nacht leise und
sprachen: Wartet nur, morgen, wenn es licht wird, wollen wir ihn
erwürgen. Simson aber lag bis Mitternacht. Da stand er auf um
Mitternacht und ergriff beide Türen an des Stadt-Tores samt den
Pfosten und hob sie aus mit den Angeln und legte sie auf seine
Schultern und trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron.
Danach verliebte er sich in eine Frau
am Bach Sorek, die hieß Delila. Zu ihr kamen die Fürsten der
Philister und sprachen zu ihr: Überrede ihn und achte darauf, worin
seine große Kraft begründet liegt und wie wir ihn überwältigen
können, dass wir ihn fesseln und bezwingen, so wollen wir dir jeder
tausend und hundert Silbermünzen geben. Und Delila sprach zu Simson:
Sage mir doch, worin deine große Kraft begründet ist und womit man
dich fesseln kann, dass man dich bezwingt? Simson sprach zu ihr: Wenn
man mich fesselte mit sieben Seilen von frischem Bast, die noch nicht
verdorrt sind, so würde ich schwach und wäre wie sonst ein anderer
Mann. Da brachten die Fürsten der Philister sieben Seile von
frischem Bast zu ihr, die noch nicht verdorrt waren, und sie fesselte
ihn damit. Man lauerte ihm aber auf bei ihr in dem Zimmer. Und sie
sprach zu ihm: Philister sind über dir, Simson! Er aber zerriss die
Seile, wie eine Flachs-Schnur zerreißt, wenn sie ans Feuer kommt,
und es wurde nicht bekannt, worin seine Kraft begründet war.
Da sprach Delila zu Simson: Schau, du
hast mich getäuscht und mich angelogen. Nun sage mir doch, womit
kann man dich fesseln? Er antwortete ihr: Wenn sie mich fesselten mit
neuen Stricken, damit noch nie eine Arbeit getan wurde, so würde ich
schwach und wie sonst ein anderer Mann. Da nahm Delila neue Stricke
und fesselte ihn damit und sprach: Philister sind über dir, Simson!
Man lauerte ihm aber auf in dem Zimmer. Und er zerriss sie mit seinen
Armen wie einen dünnen Faden. Delila aber sprach zu ihm: Bis jetzt
hast du mich getäuscht und mich angelogen. Sage mir doch, womit kann
man dich fesseln? Er antwortete ihr: Wenn du mir die sieben Locken
meines Hauptes zusammen flechten würdest mit einem Gewebe und sie
mit einem Nagel anschlagen würdest. Und sie sprach zu ihm: Philister
sind über dir, Simson! Er aber wachte auf von seinem Schlaf und zog
die geflochtenen Locken mit dem Nagel und dem Gewebe heraus. Da
sprach sie zu ihm: Wie kannst du denn sagen, dass du mich lieb hast,
wenn doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich getäuscht
und mir nicht gesagt, worin deine große Kraft begründet ist.
Da sie ihn nun bedrängte mit ihren
Worten alle Tage und ihn sehr plagte, wurde seine Seele müde bis an
den Tod, und er öffnete ihr sein ganzes Herz und sprach zu ihr: Es
ist nie ein Rasiermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein
geweihter Verlobter Elohims von Mutterschoß an. Wenn man mein Haar
abschnitte, so würde meine Kraft von mir weichen, dass ich schwach
würde wie alle anderen Männer. Da nun Delila merkte, dass er ihr
sein Herz offenbart hatte, schickte sie Botschaft und ließ die
Fürsten der Philister rufen und sagte: Kommt noch einmal her, denn
er hat mir sein Herz offenbart. Da kamen die Fürsten der Philister
zu ihr und brachten das Geld mit sich in ihren Händen. Und sie ließ
ihn einschlafen auf ihrem Schoß und rief einen, der ihm die sieben
Locken seines Hauptes abschnitt. Und sie fing an ihn zu bedrängen,
da war seine Kraft von ihm gewichen.
Und sie sprach zu ihm: Philister sind
über dir, Simson! Da er nun von seinem Schlaf aufwachte, dachte er:
Es wird gehen, wie ich mehrmals getan habe, ich will mich losreißen.
Aber er wusste nicht, dass Jahwe von ihm gewichen war. Und die
Philister griffen ihn und stachen ihm die Augen aus und führten ihn
nach Gaza und fesselten ihn mit zwei eisernen Ketten, und er musste
Korn mahlen im Gefängnis. Aber das Haar seines Hauptes fing an,
wieder zu wachsen, wo es abgeschnitten war.
Eine Zeit lang war kein König in
Israel. Und ein levitischer Mann war Fremdling an der Seite des
Gebirges Ephraim und hatte sich eine Konkubine genommen von Bethlehem
in Juda. Und nachdem sie mit ihm gehurt hatte, lief sie von ihm zu
ihres Vaters Haus nach Bethlehem in Juda und war dort vier Monate
lang. Und ihr Mann machte sich auf und zog ihr nach, damit er
freundlich mit ihr rede und sie wieder zu sich hole, und er hatte
einen Knaben und ein Paar Esel mit sich. Und sie führte ihn in ihres
Vaters Haus ein. Als ihn aber der Vater des Mädchens sah, wurde er
froh und empfing ihn freundlich. Und sein Schwiegervater, des
Mädchens Vater, hielt ihn fest, dass er drei Tage bei ihm blieb, sie
aßen gut und tranken gut und blieben über Nacht da.
Am vierten Tag erhoben sie sich
Morgens früh, und er machte sich auf und wollte fortgehen. Da sprach
des Mädchens Vater zu seinem Schwiegersohn: Ergötze dein Herz zuvor
mit einem Bissen, dann könnt ihr gehen. Und sie setzten sich und
aßen gut miteinander und tranken gut. Da sprach des Mädchens Vater
zu dem Mann: Bleib doch über Nacht und lass dein Herz guter Laune
sein. Als aber der Mann aufstand und gehen wollte, drängte ihn sein
Schwiegervater, dass er noch über Nacht bliebe. Morgens am fünften
Tage machte er sich früh auf und wollte gehen. Da sprach des
Mädchens Vater: Ergötze doch dein Herz und lass uns warten, bis
sich der Tag neigt. Und so aßen also die beiden miteinander. Und der
Mann machte sich auf und wollte gehen mit seiner Konkubine und mit
seinem Knaben. Aber sein Schwiegervater, des Mädchens Vater, sprach
zu ihm: Schau, der Tag hat sich geneigt, und es will Abend werden,
bleib doch über Nacht. Schau, hier ist ein Zimmer für euch noch
diesen Tag, bleibe hier über Nacht und lass dein Herz guter Laune
sein. Morgen steht ihr früh auf und geht des Weges zu eurer Wohnung.
Aber der Mann wollte nicht über Nacht bleiben, sondern machte sich
auf und zog fort und kam in die Nähe von Jebuß, das ist Jerusalem,
und sein Paar Esel war beladen und seine Konkubine war mit ihm.
Als sie nun nah bei Jebuß waren, sank
der Tag. Und der Knabe sprach zu seinem Herrn: Komm doch und lass uns
in dieser Stadt der Jebußiter einkehren und über Nacht hier
bleiben. Aber sein Herr sprach zu ihm: Wir wollen nicht in der Stadt
der Fremden einkehren, die nicht von den Kindern Israel sind, sondern
wollen weiter nach Gibea. Und er sprach zu seinem Knaben: Geh weiter,
dass wir kommen an einen Ort und über Nacht in Gibea oder in Rama
bleiben. Und sie zogen weiter und wanderten, und die Sonne ging
unter, eben bei Gibea, das liegt in Benjamin. Und sie kehrten dort
ein, dass sie in den Ort kämen und über Nacht in Gibea blieben. Als
er aber hinein kam, setzte er sich in der Gasse nieder, denn es war
da niemand, der sie über Nacht in seinem Haus aufnehmen wollte.
Und schau, da kam ein alter Mann von
seiner Arbeit vom Feld am Abend, und er war auch vom Gebirge Ephraim
und ein Fremdling in Gibea, aber die Leute des Ortes waren
Benjaminiter. Und da er seine Augen aufhob und sah den Gast in der
Gasse, sagte er zu ihm: Wo willst du hin? Und wo kommst du her? Er
aber antwortete ihm: Wir kommen von Bethlehem in Juda, wir wollen an
die Seite des Gebirges Ephraim, daher komm ich eigentlich, und ich
bin nach Bethlehem in Juda gezogen und gehe jetzt zum Hause Jahwes,
und niemand will mich aufnehmen. Wir haben Stroh und Futter für
unsre Esel und Brot und Wein für mich und deine Dienerin und für
den Knaben, der mit deinem Diener ist, so dass uns nichts fehlt. Der
alte Mann sprach: Friede sei mit dir! Alles was dir mangelt, findest
du bei mir, bleibe nur nicht über Nacht in der Gasse. Und er führte
ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße
und aßen gut und tranken gut.
Und als ihr Herz nun guter Laune war,
schau, da kamen die Leute der Stadt, böse Kerle, und umgaben das
Haus und klopften an die Tür und sprachen zu dem alten Mann, dem
Hausherrn: Bring den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, dass
wir mit ihm schlafen. Aber der Mann, der Hausherr, ging zu ihnen
heraus und sprach zu ihnen: Nicht so, meine Brüder, tut nicht so was
Schlimmes, nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, tut nicht
eine solche Torheit! Schaut, ich habe eine Tochter, sie ist noch eine
Jungfrau, und dieser Mann hat eine Konkubine, die will ich euch
heraus bringen. Die mögt ihr vergewaltigen, und tut mit ihr, wozu
ihr Lust habt, aber mit diesen Mann tut nicht solche Torheit. Aber
die Leute wollten ihm nicht gehorchen. Da packte der Mann seine
Konkubine und brachte sie zu ihnen hinaus. Die schliefen mit ihr und
hatten ihren Spaß mit ihr die ganze Nacht bis zum Morgen, und als
die Morgenröte anbrach, ließen sie sie gehen.
Da kam die Frau morgens und fiel
nieder vor der Tür am Haus des Mannes, in dem ihr Herr war, und lag
da, bis es hell wurde. Als nun ihr Herr am Morgen aufstand und die
Tür des Hauses öffnete und nach draußen ging, damit er seines
Weges zöge, schau, da lag seine Konkubine vor der Tür des Hauses
und ihre Hände lagen auf der Schwelle. Er aber sprach zu ihr: Steh
auf, lass uns weiterziehen! Aber sie antwortete nicht mehr. Da legte
er sie auf den Esel, machte sich auf und zog an seinen Ort. Als er
nun heimkam, nahm er ein Messer und nahm seine Konkubine und
zerteilte ihr Gebein und alles in zwölf Teile und schickte sie an
alle Grenzen Israels. Wer das sah, der sprach: So was ist nicht
geschehen noch gesehen worden seit der Zeit, als die Kinder Israel
aus Ägypten fortgegangen, bis zum heutigen Tag. Nun denkt darüber
nach, sagt eure Meinung dazu und redet!
Und Naomi, Ruths Schwiegermutter,
sprach zu ihr: Meine Tochter, ich will dir Ruhe verschaffen, dass es
dir gut gehe. Nun, Boas, unser Verwandter, bei dessen Mägden du
gewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf seiner Tenne. So bade
dich und salbe dich und lege dein Kleid an und gehe hinab auf die
Tenne, gib dich dem Mann nicht zu erkennen, bis er gegessen und
getrunken hat. Wenn er sich dann hinlegt, so merke dir die Stelle, wo
er sich hinlegt, und komm und hebe die Decke auf zu seinen Füßen
und lege dich zu ihm, so wird er dir gewiss sagen, was du tun sollst.
Sie sprach zu ihr: Alles, was du mir sagst, will ich tun. Sie ging
hinab zur Tenne und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr gesagt
hatte.
Und als Boas gegessen und getrunken
hatte, da hatte sein Herz gute Laune, und er kam und legte sich
hinter einem Kornhaufen hin, und sie kam leise und hob die Decke zu
seinen Füßen auf und legte sich neben ihn. Als es nun Mitternacht
wurde, erschrak der Mann und drehte sich zu ihr, und schau, eine Frau
lag da zu seinen Füßen. Und er sprach: Wer bist du? Sie antwortete:
Ich bin Ruth, deine Magd. Breite deinen Mantel über deine Magd, denn
du bist der Erbe. Er aber sprach: Gesegnet seist du von Jahwe, meine
Tochter! Du hast deine Liebe später besser bewiesen als früher,
dass du nicht den Jünglingen nachgegangen bist, weder den reichen
noch den armen. Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles was du
sagst, will ich tun, denn die ganze Stadt meines Volkes weiß, dass
du eine tugendhafte Frau bist. Nun, es ist wahr, dass ich der Erbe
bin, aber es ist einer näher verwandt als ich. Bleibe über Nacht.
Morgen, wenn er dich nimmt, na gut, hat er aber keine Lust, dich zu
nehmen, so will ich dich nehmen, so wahr Jahwe lebt. Schlaf bis zum
Morgen. Und sie schlief bis zum Morgen zu seinen Füßen. Und sie
stand auf, ehe einer den andern erkennen konnte, und er dachte, dass
nur niemand merkt, dass die Frau auf die Tenne gekommen war. Und er
sprach: Reiche mir deinen Umhang, den du trägst, und halte ihn auf.
Und sie hielt ihn auf. Und er maß sechs Maß Gerste ab und tat das
in den Umhang. Und sie kam wieder in die Stadt.
Sie kam zu ihrer Schwiegermutter, die
sprach: Wie gehts dir, meine Tochter? Und sie sagte ihr alles, was
der Mann getan hatte, und sprach: Diese sechs Maß Gerste gab er mir,
und er sprach: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter
heimkommen. Sie aber sprach: Sei nur ruhig, meine Tochter, bis du
erfährst, was es geben wird, denn der Mann wird nicht ruhen, er
führe es denn heute alles zum guten Ende.
Und als das Jahr um war, zur Zeit,
wenn die Könige auszuziehen pflegten, schickte David den Joab und
seine Knechte mit ihm, das ganze Israel, dass sie die Kinder Ammon
vernichteten und Rabba belagerten. David aber blieb in Jerusalem. Und
es begab sich, dass David zur Abendstunde aufstand von seinem Lager
und ging auf dem Dach des Königshauses spazieren und sah vom Dach
herab eine Frau baden, und die Frau war von sehr schöner Figur. Und
David schickte Boten aus und ließ nach dem Namen der Frau fragen,
und man sagte: Ist das nicht Bath-Sheva, die Tochter Eliams, die
Gattin Urias, des Hethiters? Und David schickte Boten zu ihr und ließ
sie zu sich holen. Und als sie zu ihm kam, schlief er mit ihr. Sie
aber reinigte sich von ihrer Unreinheit und kehrte wieder in ihr Haus
zurück. Und die Frau wurde schwanger und schickte Boten und ließ
David verkünden und sagen: Ich bin schwanger!
David aber schickte eine Botschaft zu
Joab: Schick zu mir Uria, den Hethiter. Und Joab schickte Uria zu
David. Und als Uria zu ihm kam, fragte David, ob es mit Joab und mit
dem Volk und mit dem Krieg gut stehe? Und David sprach zu Uria: Geh
in dein Haus und wasche deine Füße. Und als Uria aus des Königs
Haus hinausging, folgte ihm des Königs Geschenk. Aber Uria legte
sich schlafen vor der Tür des Königshauses, wo alle Knechte seines
Herrn lagen, und ging nicht in sein Haus.
Als man aber David sagte: Uria ist
nicht in sein Haus gegangen, sprach David zu ihm: Bist du nicht vom
Schlachtfeld hergekommen? Warum bist du nicht in dein Haus gegangen?
Uria aber sprach zu David: Die Bundeslade und Israel und Juda wohnen
in Zelten, und Joab, mein Herr, und meines Herrn Knechte liegen auf
dem Schlachtfeld, und ich sollte in mein Haus gehen, dass ich gut äße
und gut tränke und mit meiner Gattin schliefe? So wahr du lebst und
so wahr deine Seele lebt, so was tu ich nicht. David sprach zu Uria:
So bleib heute hier, morgen will ich dich gehen lassen. So blieb Uria
in Jerusalem jenen Tag und den nächsten Tag. Und David lud ihn ein,
dass er mit ihm aß und trank, und machte ihn betrunken. Aber am
Abend ging er hinaus, damit er sich schlafen legte auf sein Lager mit
seines Herrn Knechten, und ging nicht in sein Haus.
Am Morgen schrieb David einen Brief an
Joab und schickte ihn durch Uria. Er schrieb aber in den Brief:
Stelle Uria an die Kriegsfront, wo der Krieg am heißesten ist, und
wendet euch von ihm ab, dass er erschlagen werde und sterbe! Als nun
Joab vor der Stadt lag, stellte er Uria an den Ort, wo er wusste,
dass kriegerische Männer da waren. Und als die Männer der Stadt
heraus stürmten und kämpften gegen Joab, starben viele des Volks
von den Knechten Davids, und Uria, der Hethiter, starb auch.
Da schickte Joab eine Botschaft und
ließ David sagen, was im Krieg geschehen war, und gebot dem Boten
und sprach: Wenn du alles Kriegsgeschehen berichtet hast und siehst,
dass der König zornig wird und zu dir spricht: Warum habt ihr euch
so nah an die Stadt heran begeben im Krieg? Wisst ihr nicht, wie man
von der Mauer schießen kann? Wer erschlug Abimelech, den Sohn
Jerubbeseths? Warf nicht eine Frau einen Mühlstein auf ihn von der
Mauer herab, so dass er starb in Thebez? Warum habt ihr euch so nah
an die Mauer begeben? So sollst du sagen: Dein Knecht Uria, der
Hethiter, ist auch tot.
Der Bote ging und kam und sagte David
alles, weshalb ihn Joab geschickt hatte. Und der Bote sprach zu
David: Die Männer wurden zu viele für uns und stürmten zu uns
heraus aufs Schlachtfeld, wir aber waren um sie bis vor die Pforte
der Burg, und die Schützen schossen von der Mauer auf deine Knechte
und töteten viele von des Königs Knechten, auch ist Uria, der
Hethiter, tot. David sprach zum Boten: So sollst du zu Joab sagen:
Das soll dich nicht ärgern, denn das Schwert frisst heute diesen,
morgen jenen. Fahre fort mit dem Krieg gegen die Stadt, bis du sie
zerbrichst, und sei getrost.
Und als Urias Gattin hörte, dass ihr
Ehemann Uria tot war, trug sie Trauerkleidung wegen ihres Gemahls.
Als die Trauerzeit um war, schickte David Boten zu ihr und ließ sie
in sein Haus holen, und sie ward seine Frau und gebar ihm einen Sohn.
Und es begab sich danach, dass
Absalom, der Sohn Davids, eine schöne Schwester hatte, die hieß
Tamar, und Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie. Und Amnon
bekam Kummer, als müsste er liebeskrank werden wegen Tamar, seiner
Schwester. Denn sie war Jungfrau, und es schien Amnon schwer, dass er
ihr etwas antun könnte.
Amnon aber hatte einen Freund, der
hieß Jonadab, der war ein Sohn des Simeas, des Bruders Davids; und
dieser Jonadab war ein sehr kluger Mann. Der sprach zu ihm: Warum
wirst immer schwächer, du Königssohn, von Tag zu Tag? Willst du es
mir nicht sagen? Da sprach Amnon zu ihm: Ich hab mich in Tamar, die
Schwester meines Bruders Absalom, verliebt. Jonadab sprach zu ihm:
Leg dich in dein Bett und tu so, als ob du krank wärst. Wenn dann
dein Vater kommt, dich zu besuchen, so sag zu ihm: Lass doch meine
Schwester Tamar kommen, dass sie mir zu essen gebe und mache vor mir
das Essen, dass ich zuschauen kann und von ihrer Hand das Essen
empfange.
So legte sich Amnon hin und tat, als
wäre er krank. Als nun der König kam, ihn zu besuchen, sagte Amnon
zum König: Lass doch meine Schwester Tamar kommen, dass sie vor mir
einen oder zwei Kuchen mache und ich von ihrer Hand das Essen
empfange. Da schickte David Boten zu Tamar ins Haus und ließ ihr
sagen: Geh ins Haus deines Bruders Amnon und mache ihm etwas zu
essen. Tamar ging ins Haus ihres Bruders Amnon, er aber lag im Bett.
Und sie nahm einen Teig und knetete ihn und bereitete ihn zu vor
seinen Augen und buk Kuchen. Und sie nahm eine Pfanne und schüttete
das Essen vor ihm aus, aber er weigerte sich zu essen. Und Amnon
sprach: Alle sollen hinausgehen. Und so ging jeder hinaus. Da sagte
Amnon zu Tamar: Bring das Essen in mein Schlafzimmer, dass ich da von
deiner Hand das Essen empfange. Da nahm Tamar den Kuchen, den sie
gemacht hatte, und brachte ihn zu Amnon, ihrem Bruder, ins
Schlafzimmer.
Und als sie den Kuchen zu ihm brachte,
damit er ihn äße, packte er sie und sprach zu ihr: Komm schon,
meine Schwester, schlaf mit mir! Sie aber sagte zu ihm: Nein, mein
Bruder, vergewaltige mich nicht, denn so was tut man nicht in Israel,
tue nicht eine solche Torheit! Wo soll ich sonst mit meiner Schande
noch hin? Und du wirst sein wie die Toren in Israel. Rede aber mit
dem König, der wird mich dir wohl nicht versagen. Aber er wollte
nicht gehorchen und überwältigte sie und vergewaltigte sie und
schlief mit ihr. Und Amnon wurde ihrer plötzlich überdrüssig, dass
der Hass nun größer war als vorher die Liebe. Und Amnon sagte zu
ihr: Mach dich auf und geh weg! Sie aber sagte zu ihm: Dieses Übel
ist noch größer als das andere, das du an mir getan hast, dass du
mich nun wegjagst. Aber er gehorchte ihrer Stimme nicht, sondern rief
seinen Knaben, der sein Diener war, und sagte: Treib diese da hinaus
und schließ die Tür fest hinter ihr zu!
Und sie hatte einen schönen Rock an,
solche Röcke trugen des Königs Töchter, die noch Jungfrauen waren.
Und als sein Diener sie hinaus getrieben und die Tür hinter ihr fest
zugeschlossen hatte, warf Tamar Asche auf ihr Haupt und zerriss den
schönen Rock, den sie trug, und legte ihre Hände auf das Haupt und
ging umher und schrie. Und ihr Bruder Absalom sagte zu ihr: Ist dein
Bruder Amnon über dir gewesen? Nun, meine Schwester, sei nur ruhig,
er ist doch dein Bruder, nimm dir die Sache nicht so zu Herzen. So
blieb Tamar einsam im Hause Absaloms, ihres Bruders.
Und als der König David das alles
hörte, wurde er sehr wütend. Aber Absalom redete nicht mehr mit
Amnon, weder Böses noch Gutes, denn Absalom war wütend auf Amnon,
weil er seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte.
Und als die Königin von Saba das
Gerücht von Salomo hörte, kam sie mit einer großen Schar nach
Jerusalem, mit Kamelen, die Gewürze und Gold in Menge und Edelsteine
trugen, Salomo mit Rätseln zu prüfen. Und als sie zu Salomo kam,
besprach sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte. Und der
König sagte ihr alles, was sie wissen wollte, und es war Salomo
nichts verborgen, was er ihr nicht gesagt hätte.
Und als die Königin von Saba die
Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, und die
Speise auf seinem Tisch, die Wohnungen für die Knaben, die Arbeit
seiner Dienerinnen und ihre Kleider, seine Weinschenken mit ihren
Kleidern, und seinen Gang ins Haus Jahwes, konnte sie sich nicht mehr
zurückhalte und sprach zum König: Es ist wahr, was ich gehört habe
in meinem Land von deiner Art und von deiner Weisheit. Ich wollte
aber ihren Worten nicht glauben, bis ich gekommen und es mit meinen
Augen gesehen. Und siehe, es ist mir nicht einmal die Hälfte deiner
umfangreichen Weisheit gesagt worden. Es ist mehr an dir als das
Gerücht besagt, das ich gehört habe. Selig sind deine Frauen und
selig diese deine Knaben, die immer vor dir stehen und deine Weisheit
hören. Jahwe Elohim sei gelobt, der dich liebt, der dich auf seinen
Thron als König eingesetzt hat vor Jahwe Elohim. Das kommt daher,
weil Elohim Israel liebt, dass er es für immer aufrichtet, darum hat
er dich über sie als König eingesetzt, dass du in Recht und
Gerechtigkeit regierst.
Und sie gab dem König hundertzwanzig
Zentner Gold und sehr viele Gewürze und Edelsteine. Es gab sonst
keine Gewürze wie diese, die die Königin von Saba dem König Salomo
schenkte.
Dazu brachten auch die Knechte Hurams
und die Knechte Salomos, die Gold aus Afrika brachten, auch
Almuggimholz und Diamanten. Und Salomo ließ aus dem Almuggimholz
Zierrat im Hause Jahwes und im Hause des Königs machen und Harfen
und Psalter für die Sänger. Es wurden früher nie solche Edelhölzer
gesehen im Lande Juda.
Und der König Salomo gab der Königin
von Saba alles, was sie begehrte und sich erbat, außer dem, was sie
dem König gebracht hatte. Und sie kehrte um und zog heim in ihr Land
mit ihren Dienern.
Zu den Zeiten des Ahasveros, der König
war von Indien bis Afrika über hundertsiebenundzwanzig Länder, und
als er auf seinem königlichen Thron saß im Schloss von Susan, im
dritten Jahr seines Königreichs, veranstaltete er ein Festmahl für
alle seinen Fürsten und Diener, die Mächtigen in Persien und
Medien, die Landpfleger und Obersten in seinen Ländern, damit er
sehen ließe den herrlichen Reichtum seines Königreichs und die
kostbare Pracht seiner Majestät viele Tage lang, hundertachtzig
Tage.
Und als die Tage um waren,
veranstaltete der König ein Festmahl für das Volk, das im Schloss
Susan war, für Große und Kleine, sieben Tage lang im Hof des
Gartens am Haus des Königs. Da hingen weiße, rote und blaue Tücher,
mit Leinen und Scharlach zusammengefasst, in silbernen Ringen auf
Marmorsäulen. Die Bänke waren golden und silbern auf Pflaster von
grünem, weißem, gelbem und schwarzen Marmor. Und die Getränke trug
man in goldenen Gefäßen und immer andern und wieder andern Gefäßen,
und es gab königlichen Wein in Menge, wie ihn nur der König besaß.
Und man gebot niemand, was er trinken solle, denn der König hatte
allen Vorstehern befohlen, dass jeder tun dürfe, wie es ihm gefalle.
Und die Königin Vasthi machte auch ein Festmahl für die Frauen im
königlichen Harem des Königs Ahasveros.
Und am siebenten Tage, als der König
gut gelaunt war vom Wein, befahl er er Mehuman, Bista, Harbona,
Bigta, Abagta, Setar und Charkas, den sieben Kämmerer, die vor dem
König Ahasveros dienten, dass sie die Königin Vasthi holten vor den
König mit der königlichen Krone, damit er den Völkern und Fürsten
zeigen könne ihre Schönheit, denn sie war sehr schön. Aber die
Königin Vasthi wollte nicht kommen nach dem Gebot des Königs, das
durch seine Kämmerer zu ihr gekommen war. Da wurde der König sehr
zornig, und seine Wut entbrannte in ihm. Und der König sprach zu den
Weisen, die sich auf die Zeiten verstanden, denn des Königs Sachen
mussten geschehen vor allen, die sich auf Recht und Geschicke
verstanden, die nächsten aber, die bei ihm waren, waren Charsena,
Setar, Admata, Tarsis, Meres, Marsena und Memuchan, die sieben
Fürsten der Perser und Meder, die das Angesicht des Königs sahen
und saßen oben im Königreich, was für ein Recht man an der Königin
Vasthi vollstrecken solle, weil sie nicht befolgt hatte das Wort des
Königs, durch seine Kämmerer zu ihr gekommen.
Da sprach Memuchan vor dem König und
den Fürsten: Die Königin Vasthi hat nicht allein dem König Böses
getan, sondern auch allen Fürsten und allen Völkern in allen
Ländern des Königs Ahasveros. Denn es wird diese Tat der Königin
gehört werden von allen Frauen, so dass sie ihre Männer verachten
werden vor ihren Augen und werden sagen: Der König Ahasveros befahl
der Königin Vasthi, zu ihm zu kommen, aber sie wollte nicht. So
werden die Fürstinnen in Persien und Medien auch sagen zu allen
Fürsten des Königs, wenn sie von dieser Tat der Königin hören, so
wird sich Verachtung und Streit reichlich erheben. Gefällt es dem
König, so lasse man ein königliches Gebot von ihm ausgehen und
schreiben nach dem Gesetz der Perser und Meder, das man nicht
übertreten darf, dass nämlich Vasthi nicht mehr kommen darf zum
König Ahasveros, und der König ihre königliche Würde einer andern
gebe, die besser ist als sie. Und es erschalle dieser Befehl des
Königs, den er geben wird, in seinem ganzen Reich, das groß ist, so
dass alle Frauen ihre Männer in Ehren halten, unter Großen und
Kleinen.
Das gefiel dem König und den Fürsten,
und der König tat nach dem Wort Memuchans. Da wurden Briefe
ausgesandt in alle Länder des Königs, in jedes Land nach dessen
eigener Schrift und zu jedem Volk in dessen eigener Sprache, dass
jeder Mann der Herr in seinem Hause sei.
Nach dieser Geschichte, als der Zorn
des Königs Ahasveros sich wieder gelegt hatte, dachte er an Vasthi,
was sie getan hatte und was über sie beschlossen worden war. Da
sprachen die Diener des Königs, die ihm dienten: Man suche dem König
junge schöne Mädchen! Und der König bestellte Männer in allen
Ländern seines Königreichs, dass sie viele junge schöne Mädchen
zusammenbringen nach dem Schloss Susan in den Harem unter der
Aufsicht Hegais, dem Kämmerer des Königs, der die Frauen hütete,
und man gebe ihnen Schmuck, und welches Mädchen dem König gefällt,
die werde Königin an Vasthis Stelle. Das gefiel dem König, und er
tat so.
Es war aber ein jüdischer Mann im
Schloss Susan, der hieß Mardukai, ein Sohn Jairs, des Sohnes Simeis,
des Sohnes des Kis, ein Benjaminiter, der mit weggeführt worden war
von Jerusalem, als Jechonja, der König Judas, weggeführt worden
war, den Nebukadnezar, der König von Babel, wegführte. Und er war
ein Vormund Hadassas, das ist Ishtar, eine Tochter seines Onkels,
denn sie hatte weder Vater noch Mutter mehr. Und sie war ein sehr
schönes und reines Mädchen. Und als ihr Vater und ihre Mutter
gestorben waren, nahm Mardukai sie wie seine Tochter auf.
Als nun das Gebot und Gesetz des
Königs bekannt wurde und viele Mädchen zusammen gebracht wurden ins
Schloss Susan unter die Aufsicht Hegais, wurde Ishtar auch
aufgenommen in des Königs Hause unter die Aufsicht Hegais, des
Hüters der Frauen. Und das Mädchen gefiel ihm gut, und sie fand
Gnade vor ihm. Und er eilte mit ihrem Schmuck, damit er ihr ihren
Teil gäbe und sieben schöne Mädchen von des Königs Haus dazu. Und
er brachte sie mit ihren Mädchen an den besten Ort im Harem. Und
Ishtar sagte ihm nicht, aus welchem Volk und welcher Verwandtschaft
sie stamme, denn Mardukai hatte ihr geboten, sie sollte es nicht
sagen. Und Mardukai spazierte jeden Tag vor dem Hof am Harem, damit
er erführe, ob es Ishtar auch gut ginge und was mit ihr geschehen
würde.
Wenn aber die bestimmte Zeit eines
jeden Mädchens kam, dass sie zum König Ahasveros kommen sollte,
nachdem sie zwölf Monate als Frau geschmückt worden war, denn ihr
Schmücken musste solange dauern, nämlich sie musste sechs Monate
mit Balsam und Myrrhe und sechs Monate mit guten Salbölen gesalbt
werden, so wurden die Frauen geschmückt, dann ging das Mädchen zum
König und alles, was sie wollte, musste man ihr geben, dass sie
damit vom Harem in des Königs Hause ginge. Und wenn eine abends
hinein kam, die ging morgens von ihm in den anderen Harem unter die
Hand Saasgas, des Kämmerers des Königs, des Hüters der Konkubinen
Und sie durfte nicht wieder zum König kommen, außer es gelüstete
den König und er ließ sie mit Namen rufen.
Als nun die Zeit Ishtars herankam, der
Tochter Abihails, des Onkels Mardukais, die er als seine Tochter
angenommen hatte, dass sie zum König kommen sollte, begehrte sie
nichts, als was Hegai, der Kämmerer des Königs, der Hüter der
Frauen, ihr riet. Und Ishtar fand Gnade vor allen, die sie ansahen.
Es wurde aber Ishtar geholt zum König Ahasveros ins königliche Haus
im zehnten Monat, der heißt Tebet, im siebenten Jahr seiner
Königsherrschaft. Und der König verliebte sich in Ishtar mehr als
in alle anderen Frauen, und sie fand Gnade und Huld bei ihm vor allen
Mädchen. Und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und
machte sie zur Königin an Vasthis Stelle. Und der König machte ein
großes Festmahl für alle seine Fürsten und Knechte, das war ein
Festmahl wegen Ishtar, und er ließ die Länder feiern und verteilte
königliche Geschenke.
Mein Sohn, achte auf meine Weisheit,
neige dein Ohr zu meiner Belehrung, dass du bewahrst den guten
Ratschlag und dein Mund wisse zu unterscheiden. Denn die Lippen der
Hure sind süß wie Honig, und ihre Kehle ist schmeichelnder als Öl,
aber später bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges
Schwert. Ihre Füße laufen zum Tod hinab, ihre Wege führen ins
Grab. Sie geht nicht geradeaus auf dem Wege des Lebens; unsicher sind
ihre Schritte, dass sie nicht weiß, wohin sie geht.
So gehorcht mir nun, meine Söhne, und
weicht nicht ab von der Rede meines Mundes. Lass deine Wege fern von
ihr sein und nahe nicht zur Tür ihres Hauses, damit du nicht den
Fremden deine Ehre gibst und deine Zeit dem Grausamen; damit sich
nicht Fremde von deinem Vermögen sättigen und deine Arbeit nicht
komme in eines andern Mannes Haus, und du dann später seufzen musst,
wenn du Leib und Gut verschwendet hast, und sprechen musst: Ach, wie
habe ich die Selbstbeherrschung gehasst und wie hat mein Herz die
Strafe verschmäht! Warum habe ich doch nicht der Stimme meiner
Lehrer gehorcht und mein Ohr nicht geneigt zu denen, die mich
belehrten! Ich bin in lauter Unglück gekommen vor allen Leuten und
allem Volk.
Trink Wasser aus deiner Quelle und
Wasserströme aus deinem Brunnen. Lass deine Quellen fließen und die
Bäche auf die Straßen. Habe du sie allein und kein Fremder mit dir.
Dein Quell sei gesegnet, und freue dich der Frau der Jugend. Sie ist
lieblich wie die Hirschkuh und schön wie ein Reh. Lass dich von
ihrer Liebe allezeit sättigen und ergötze dich immer an ihrer
Liebe. Mein Sohn, warum willst du dich an der Fremden ergötzen und
schlafen mit einer anderen? Denn jedes Mannes Wege liegen offen da
vor Jahwe, und er misst alle ihre Gänge. Die Missetat des Gottlosen
wird ihn fangen, und er wird mit dem Strick seiner Sünde gefesselt
werden. Er wird sterben, weil er sich nicht erziehen lassen wollte,
und um seiner großen Torheit willen wird es ihm nicht gut ergehen.
Mein Sohn, bedenke meine Rede und
bewahre meine Gebote bei dir. Behalte meine Gebote, dann wirst du
leben, und bewahre mein Gesetz wie deinen Augapfel. Lege sie an deine
Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Sprich zur
Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine
Freundin, damit du behütet wirst vor der fremden Frau, vor einer
andern, die schmeichelnde Worte von sich gibt.
Nämlich am Fenster meines Hauses
guckte ich durch den Vorhang und sah unter den Unvernünftigen einen
und bemerkte unter den Söhnen einen törichten Jüngling, der ging
auf der Gasse an einer Straßenecke und trat auf den Weg vor ihrem
Haus, in der Dämmerstunde, am Abend des Tages, wenn es Nacht wird
und dunkel ist. Und schau, da begegnete ihm eine Frau mit der
Schminke einer Hure, hinterlistig, wild und unbeherrscht, deren Füße
nicht in ihrem Haus bleiben können. Jetzt ist sie draußen, jetzt
auf der Gasse, und lauert an allen Straßenecken. Und sie erwischte
ihn und küsste ihn unverschämt und sprach zu ihm: Ich habe
Dankopfer heute dargebracht für meine Gelübde. Nun bin ich
herausgegangen, dich zu treffen, dein Antlitz zu suchen, und ich habe
dich gefunden. Ich habe mein Bett hübsch geschmückt mit bunten
Bettdecken aus Ägypten. Ich habe mein Bett mit Myrrhe, Aloe und
Zimtöl besprengt. Komm, lass uns Liebe machen bis zum Morgen und
lass uns die Wollust genießen. Denn mein Ehemann ist nicht zuhause,
er ist einen weiten Weg gegangen. Er hat den Geldbeutel mitgenommen,
er wird erst zum Fest wiederkommen. Sie überredete ihn mit vielen
Worten und gewann ihn mit ihrem süßen Mund. Er folgte ihr gleich,
wie ein Ochse zur Schlachtbank geführt wird, und wie zur Kette, mit
der man die Irren anbindet, bis sie ihm mit dem Pfeil die Leber
spaltete, wie ein Vogel zur Leimrute eilt und weiß nicht, dass es
ihn sein Leben kostet.
So gehorcht mir nun, meine Söhne, und
achtet auf die Rede meines Mundes. Lass dein Herz nicht abirren auf
ihren Weg und lass dich nicht verführen auf ihre Bahn. Denn sie hat
viele verletzt und gestürzt, und es sind viele Hohe von ihr erwürgt
worden. Ihr Haus ist ein Weg zum Grab, wo man hinunter geht in des
Todes Kerker.
Und der Herr spricht: Wenn sich ein
Mann von seiner Frau scheidet und sie geht von ihm weg und nimmt sich
einen andern Mann, darf er sie dann auch wieder annehmen? Ist es
nicht so, dass das Land verunreinigt würde? Du aber hast mit vielen
Liebhabern herum gehurt, doch komm wieder zu mir, spricht Jahwe. Hebe
deine Augen auf zu den Höhen und schau, wie du überall Hurerei
treibst. An den Straßen sitzt du und lauerst auf sie wie ein Araber
in der Wüste und verunreinigst das Land mit deiner Hurerei und
Bosheit. Darum muss auch der Herbstregen ausbleiben und kein
Frühlingsregen kommen. Du hast die Stirne einer Hure, du willst dich
nicht mehr schämen und schreist dennoch zu mir: Lieber Vater, du
Meister meiner Jugend! Willst du denn ewig zornig sein und nicht von
deiner Wut ablassen? Schau, so redest du, und tust Böses und lässt
dich nicht führen.
Und Jahwe sprach zu mir zu der Zeit
des Königs Josia: Hast du auch gesehen, was Israel, die Abgefallene,
tat? Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume
und trieb dort Hurerei. Und ich sprach, da sie das alles getan hatte:
Bekehre dich zu mir. Aber sie bekehrte sich nicht. Und obwohl ihre
Schwester Juda, die Verstockte, gesehen hat, wie ich der abgefallenen
Israel Ehebruch gestraft habe und sie verlassen und ihr eine
Scheidungs-Urkunde gegeben habe: dennoch fürchtet sich ihre
Schwester nicht, die verstockte Juda, sondern geht hin und treibt
auch Hurerei. Und von dem Geschrei ihrer Hurerei ist das Land
verunreinigt, denn sie treibt Ehebruch mit Göttern aus Stein und
Holz. Und bei all diesem bekehrt sich die verstockte Juda, ihre
Schwester, nicht zu mir von ganzem Herzen, sondern tut nur so,
spricht Jahwe.
Und Jahwe sprach zu mir: Die
abgefallene Israel ist doch noch fromm im Vergleich mit der
verstockten Juda. Geh hin und rufe diese Worte in Richtung Norden und
sprich: Komm zurück, du abgefallene Israel, spricht Jahwe, dann will
ich mein Antlitz nicht vor euch verbergen. Denn ich bin barmherzig,
spricht Jahwe, und ich will nicht ewig zornig sein. Aber erkenne
deine Übeltat, dass du gegen Jahwe, deinen Elohim, gesündigt hast
und bist hin und her gelaufen zu den fremden Göttern und Göttinnen
unter allen grünen Bäumen und hast meiner Stimme nicht gehorcht,
spricht Jahwe.
Bekehrt euch nun, ihr abgefallenen
Kinder, spricht Jahwe, denn ich will euch mit mir verloben und will
euch holen, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Familie, und
will euch bringen nach Zion und will euch Hirten nach meinem Herzen
geben, die euch hüten sollen mit Lehre und Weisheit. Und es soll
geschehen, wenn ihr erwachsen geworden seid und viele geworden seid
im Land, so soll man, spricht Jahwe, zur gleichen Zeit nicht mehr
reden von der Bundeslade Jahwes, auch wird man an sie nicht mehr
denken noch von ihr predigen noch nach ihr suchen, und sie wird auch
nicht wieder hergestellt werden, sondern zur gleichen Zeit wird man
Jerusalem Jahwes Thron nennen, und es werden sich dorthin alle Heiden
sammeln um des Namens Jahwes willen in Jerusalem und werden nicht
mehr leben nach den Gedanken ihres bösen Herzens. Zu der Zeit wird
das Haus Juda zum Haus Israel gehen, und sie werden miteinander
kommen von Norden in das Land, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben
habe.
Und ich sagte zu dir: Wie will ich dir
so viele Kinder geben und das schöne Land, das allerschönste Erbe
unter den Völkern! Und ich sagte zu dir: Du wirst mich dann lieber
Vater nennen und nicht von mir abweichen. Aber das Haus Israel
achtete mich nicht, genauso wie eine Frau ihren Liebhaber nicht mehr
achtet, spricht Jahwe.
Und Jahwes Wort geschah zu mir und
sprach: Du Menschensohn, offenbare der Stadt Jerusalem ihre Gräuel
und sprich: So spricht der Herr Jahwe zu Jerusalem: Deine Sippe und
deine Geburt stammt aus dem Land der Kanaaniter, dein Vater stammt
von den Amoritern ab und deine Mutter von den Hethitern. Deine Geburt
ist so gewesen: Dein Nabel, als du geboren wurdest, ist nicht
beschnitten worden, man hat dich auch nicht mit Wasser gewaschen,
dass du sauber würdest, noch hat man dich dich mit Salz abgerieben
noch dich in Windeln gewickelt. Denn keiner bedauerte dich, so dass
er sich über dich erbarmt hätte und eins der Dinge dir erwiesen
hätte, sondern du wurdest aufs Feld geworfen. So verachtet wurde
deine Seele, als du geboren warst.
Ich aber ging an dir vorüber und sah
dich in deinem Blut zappeln und sprach zu dir, als du so in deinem
Blut zappeltest: Du sollst leben! Und ich habe dich erzogen und groß
werden lassen wie eine Lilie auf dem Felde; und du warst nun
gewachsen und groß und schön geworden. Deine Brüste waren groß
geworden und dein Schamhaar war gewachsen; und du warst nackt. Und
ich ging an dir vorüber und sah dich an, und schau, es war die Zeit,
um dich zu werben. Da breitete ich meinen Mantel über dich und
bedeckte deine Nacktheit. Und ich verlobte mich mit dir und schloss
einen Bund mit dir, spricht der Herr Jahwe, du solltest mein sein.
Und ich badete dich im Wasser und wusch dein Blut von dir ab und
salbte dich mit Balsam und kleidete dich mit gestickten Kleidern und
zog dir Schuhe von feinem Leder an, ich gab dir schöne
Leinen-Kleider und seidene Schleier und schmückte dich mit
Schmuckstücken und legte dir Spangen an deine Arme und Kettchen an
deinen Hals und gab dir ein Stirnband an deine Stirn und Ohrenringe
an deine Ohren und eine schöne Krone auf dein Haupt. So warst du
geschmückt mit lauter Gold und Silber und gekleidet mit feinem
Leinen, Seide und gestickten Kleidern. Du aßest auch lauter Semmel,
Honig und Öl und warst außergewöhnlich schön und wurdest eine
Königin. Und dein Ruhm ward bekannt bei den Völkern, deiner
Schönheit wegen, die ganz vollkommen war durch den Schmuck, den ich
dir angelegt hatte, spricht der Herr Jahwe.
Aber du verließest dich auf deine
Schönheit, und weil du so gerühmt warst, triebst du Hurerei, so
dass du dich jedem, der vorüber ging, hingabst und erfülltest
seinen Wunsch. Und du nahmst deine Kleider und machtest dir bunte
Altäre daraus und triebst deine Hurerei darauf, wie nie geschehen
ist noch je geschehen wird. Du nahmst auch deinen schönen Schmuck,
den ich dir von meinem Gold und Silber gegeben hatte, und machtest
dir Phallusstatuen daraus und triebst deine Hurerei mit ihnen. Und du
nahmst deine gestickten Kleider und bedecktest die Phallusstatuen
damit, und mein Öl und meinen Weihrauch legtest du ihnen vor. Meine
Speise, die ich dir zu essen gab, Semmel, Öl und Honig, legtest du
ihnen vor zum süßen Geruch. Ja, es kam dazu, spricht der Herr
Jahwe, dass du deine Söhne und Töchter nahmst, die du mir geboren
hattest, und opfertest sie den Phallusstatuen, dass sie sie
verschlingen. Meinst du denn, dass es eine Kleinigkeit ist, deine
Hurerei, und dass du meine Kinder schlachtest und lässt sie
verbrennen? Und in allen deinen Gräueln und in deiner Hurerei hast
du nie gedacht an die Zeit deiner Jugend, wie nackt du warst und in
deinem Blut gezappelt hattest.
Über all diese deine Bosheit noch
hinaus (ah weh dir, weh dir! spricht der Herr Jahwe) bautest du dir
Götzentempel und machtest dir Altäre auf allen Gassen, und vorne
auf allen Straßen bautest du deine Altäre und machtest deine
Schönheit zu nichts als Gräuel; du spreiztest deine Beine für
alle, die vorüber gingen, und triebst wilde Hurerei. Zuerst triebst
du Hurerei mit den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbarn, die große
Glieder hatten, und triebst wilde Hurerei, mich zu reizen. Ich aber
streckte meine Hand aus gegen dich und nahm dir deine Nahrung und
übergab dich dem Willen deiner Feinde, der Töchter der Philister,
die sich schämten über dein verruchtes Wesen.
Danach triebst du Hurerei mit den
Söhnen Assurs und konntest ihrer nicht genug kriegen, ja, als du mit
ihnen Hurerei getrieben hattest und ihrer nicht genug kriegen
konntest, machtest du die Hurerei noch wilder im Kaufmannsland
Chaldäa, doch konntest du ihrer auch nicht genug kriegen. Wie soll
ich dir dein Herz denn beschneiden, spricht der Herr Jahwe, die du
solche Werke einer großen Erzhure vollbringst, dass du deine
Götzentempel bautest vorne auf allen Straßen und deine Altäre
machtest auf allen Gassen? Dazu warst du auch nicht wie andere Huren,
die man mit Geld kaufen muss. Du Ehebrecherin, die anstatt ihres
Mannes andere Männer einlässt! Denn allen andern Huren gibt man
Geld, du aber gibst allen deinen Freiern Geld dazu und schenkst
ihnen, dass sie zu dir kommen und mit dir Hurerei treiben. Und so
findet sich an dir das Gegenteil zu andern Weibern in deiner Hurerei,
weil man dir nicht nachläuft, sondern du Geld noch dazu gibst, und
man dir nicht Geld gibt, so treibst du das Gegenteil.
Darum, du Hure, höre des Jahwes Wort!
So spricht der Herr Jahwe: Weil du denn so gnädig Geld dazu gibst
und deine Nacktheit durch deine Hurerei für deine Freier aufdeckst
und für alle Götzen deiner Gräuel tust und vergießt das Blut
deiner Kinder, die du den Götzen opferst: darum, schau, will ich
alle deine Freier versammeln, denen du so gut gefällst, mit allen
denen, die du für deine Freunde hältst, will sie bei deinen Feinden
versammeln und will sie alle gegen dich sammeln überall und will
ihnen deine Nacktheit enthüllen, dass sie deine Nacktheit ganz sehen
sollen. Und ich will das Urteil der Ehebrecherinnen und
blutvergießenden Weiber über dich ergehen lassen und dein Blut
vergießen mit Zorn und Wut. Und ich will dich in ihre Hände geben,
so dass sie deine Tempel abbrechen und deine Altäre umreißen und
dir deine Kleider ausziehen und dir deinen schönen Schmuck nehmen
und dich nackt sitzen lassen. Und sie sollen eine Menge Leute über
dich kommen lassen, die dich steinigen und mit ihren Schwertern
zerschlagen und deine Häuser mit Feuer verbrennen und dein Urteil
vollstrecken vor den Augen vieler Weiber. Also will ich mit deiner
Hurerei ein Ende machen, dass du nicht mehr Geld noch dazu geben
sollst, und will meinen Mut an dir kühlen und meine Leidenschaft an
dir stillen, bis ich ruhe und nicht mehr zürnen muss. Und dies
alles, weil du nicht gedacht hast an die Zeit deiner Jugend, sondern
mich mit diesem allem gereizt hast, darum will ich auch all dein Tun
dir über den Kopf kommen lassen, spricht der Herr Jahwe, obwohl ich
damit immer noch nicht gehandelt habe gemäß deinem Laster in deinen
Gräueln.
Schau, alle die, die Sprüche von sich
geben, werden von dir dies Sprichwort sagen: Die Tochter ist wie die
Mutter. Du bist deiner Mutter Tochter, die Mann und Kinder von sich
gestoßen, und du bist eine Schwester deiner Schwestern, die ihre
Männer und Kinder von sich gestoßen haben. Eure Mutter ist eine von
den Hethitern und euer Vater ein Amoriter. Samarien ist deine große
Schwester mit ihren Töchtern, die dir zur linken Seite wohnt, und
Sodom ist deine kleine Schwester mit ihren Töchtern, die dir zur
rechten Seite wohnt, obwohl du dennoch nicht gelebt hast nach ihrer
Art noch getan nach ihren Gräueln. Es fehlt nicht viel, dass du es
noch schlimmer getrieben hast als sie in aller deiner Art und Weise.
So wahr ich lebe, spricht der Herr Jahwe: Sodom, deine Schwester, mit
ihren Töchtern hat es nicht so schlimm getrieben wie du und deine
Töchter. Schau, das war die Übeltat deiner Schwester Sodom: Stolz
und alles wohlauf und guter Friede, den sie und ihre Töchter hatten,
aber den Armen und Bedürftigen halfen sie nicht, sondern waren stolz
und taten Gräuel vor mir, darum habe ich sie auch verworfen, als ich
begann zu handeln. So hat auch Samarien nicht die Hälfte deiner
Sünden getan, sondern du hast viel mehr Gräuel verübt als sie, so
dass du deine Schwester fromm gemacht hast im Vergleich mit allen
deinen Gräueln, die du verübt hast. So trage auch nun deine
Schande, die du deiner Schwester zugemessen hast. Durch deine Sünden,
in denen du größere Gräuel als sie getan hast, machst du sie
frömmer als du bist. So werde nun auch du rot vor Scham und trage
deine Schande, dass du deine Schwester fromm gemacht hast.
Ich will aber ihr Gefängnis öffnen,
nämlich das Gefängnis dieser Sodom und ihrer Töchter und das
Gefängnis dieser Samarien und ihrer Töchter und das Gefängnis
deiner Gefangenschaft mit ihnen, so dass du tragen musst deine
Schande und dich alles dessen schämst, was du getan hast ihnen zum
Trost. Und deine Schwestern, diese Sodom und ihre Töchter, sollen
wieder werden, wie sie vorher gewesen sind, und Samarien und ihre
Töchter sollen wieder werden, wie sie vorher gewesen sind, und auch
du und deine Töchter sollt wieder werden, wie ihr vorher gewesen
seid. Und du wirst nicht mehr die Sodom, deine Schwester, rühmen wie
zur Zeit deines Hochmuts, als deine Bosheit noch nicht aufgedeckt war
wie zur Zeit, als dich die Töchter Syriens und die Töchter der
Philister schändeten und dich verachteten, als ihr eure Laster
tragen musstet, spricht Jahwe.
Denn so spricht der Herr Jahwe: Ich
will dir tun, wie du getan hast, dass du den Eid verachtest und
brichst den Bund. Ich will aber doch noch gedenken an meinen Bund,
den ich mit dir geschlossen habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit
dir einen ewigen Bund schließen. Dann wirst du an deine Wege denken
und dich schämen, wenn du deine großen und kleinen Schwestern zu
dir nehmen wirst, die ich dir zu Töchtern geben werde, aber nicht
nach deinem Bund, sondern ich will meinen Bund mit dir schließen, so
dass du erfahren sollst, dass ich der Herr bin, damit du daran denkst
und dich schämst und vor Schande nicht mehr deinen Mund aufzutun
wagst, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht
der Herr Jahwe.
Und Jahwes Wort geschah zu mir und
sprach: Du Menschensohn, es waren zwei Weiber, Töchter einer Mutter.
Die trieben Hurerei in Ägypten in ihrer Jugend. dort ließen sie
ihre Brüste greifen und den Busen ihrer Jungfräulichkeit
betatschen. Die große heißt Ohola und ihre Schwester heißt
Oholiba. Und ich nahm sie zur Ehe, und sie gebaren mir Söhne. Und
Ohola ist Samarien und Oholiba Jerusalem.
Ohola trieb Hurerei, als ich sie
genommen hatte, und entbrannte für ihre Freier, nämlich für die
Assyrer, die zu ihr kamen, für die Fürsten und Herren, die mit
Purpur gekleidet waren, und alle jungen, schönen Genossen, Ritter,
die auf Rossen ritten. Und sie kokettierte mit allen schönen
Genossen in Assyrien und verunreinigte sich mit allen ihren Göttern,
wo sie für einen entbrannte. Dazu ließ sie auch nicht die Hurerei
mit den Ägyptern, die bei ihr gelegen hatten von ihrer Jugend auf
und die Brüste ihrer Jungfräulichkeit betatscht und große Hurerei
mit ihr getrieben hatten. Da übergab ich sie in die Hand ihrer
Freier, die Söhne Assurs, für die sie brannte vor Wollust. Die
enthüllten ihre Nacktheit und nahmen ihre Söhne weg, sie aber
töteten sie mit dem Schwert. Und es ward bekannt unter den Weibern,
wie sie gestraft worden war.
Da das aber ihre Schwester Oholiba
sah, entbrannte sie noch viel wüster als jene und trieb die Hurerei
wilder als ihre Schwester, und entbrannte für die Söhne Assurs,
nämlich die Fürsten und Herren, die zu ihr kamen, gut gekleidet,
Ritter, die auf Rossen ritten, und alle jungen, schönen Genossen. Da
sah ich, dass sie alle beide gleicherweise verunreinigt waren. Aber
diese treib ihre Hurerei wilder. Denn da sie mit roter Farbe gemalte
Männer an der Wand sah, die Bilder der Chaldäer, um ihre Hüften
gegürtet und mit bunten Mützen auf ihren Köpfen, und alle gleich
anzusehen wie große Leute, wie die Söhne Babels, die Chaldäer, in
ihrem Vaterland gekleidet sind, da entbrannte sie für sie, sobald
sie sie bemerkte, und sie schickte Briefe zu ihnen nach Chaldäa. Als
nun die Söhne Babels zu ihr kamen, mit ihr zu schlafen nach der
Kunst der Liebe, verunreinigten sie diese mit ihrer Hurerei, und sie
verunreinigte sich mit ihnen, bis sie ihrer überdrüssig ward. Und
da ihre Hurerei und Schande offenbar geworden, ward auch ich ihrer
überdrüssig, so wie ich ihrer Schwester auch müde geworden war.
Sie aber trieb ihre Hurerei immer wüster und dachte an die Zeit
ihrer Jugend, als sie in Ägypten Hurerei getrieben hatte, und sie
entbrannte für ihre Freier, deren Brunst war wie die Brunst der Esel
und der Hengste. Und du verübtest deine Porneia wie in deiner
Jugend, als die in Ägypten deine Brüste griffen und deinen Busen
betatschten.
Darum, Oholiba, so spricht der Herr
Jahwe: Schau, ich will deine Freier, deren du müde geworden bist,
gegen dich erwecken und will sie ringsum gegen dich aufbringen,
nämlich die Söhne Babels und alle Chaldäer mit Kommandanten,
Fürsten und Herren und alle Assyrer mit ihnen, die schönen jungen
Männer, alle Fürsten und Herren, Ritter und Edelmänner, die alle
auf Rossen reiten. Und sie werden über dich kommen, gerüstet mit
Wagen und Rädern und mit großem Scharen, und werden dich belagern
mit Lanzen, Schilden und Helmen von allen Seiten. Denen will ich das
Recht geben, dass sie dich richten sollen nach ihrem Recht. Ich will
meine Leidenschaft über dich ergehen lassen, dass sie unbarmherzig
mit dir handeln. Sie sollen dir Nase und Ohren abschneiden, und was
übrigbleibt, soll durchs Schwert fallen. Sie sollen dir deine Söhne
wegnehmen und das Übrige mit Feuer verbrennen. Sie sollen dir deine
Kleider ausziehen und dir deinen Schmuck wegnehmen. So will ich mit
deiner Porneia und deiner Hurerei mit den Ägyptern ein Ende machen,
dass du deine Augen nicht mehr zu ihnen erhebst und an die Ägypter
nicht mehr denken sollst.
Denn so spricht der Herr Jahwe: Schau,
ich will dich übergeben denen, denen du feind geworden und deren du
müde geworden bist. Die sollen wie Feinde mit dir umgehen und alles
nehmen, was du erworben hast, und dich nackt sitzen lassen, so dass
die Schande deiner Porneia und Hurerei allen offenbar werde. Dies
wird dir geschehen wegen deiner Hurerei, die du mit den Heiden
getrieben, an deren Götzen du dich verunreinigt hast. Du bist auf
dem Weg deiner Schwester gegangen, darum gebe ich dir auch deren
Becher in deine Hand.
So spricht der Herr Jahwe: Du musst
den Becher deiner Schwester trinken, so tief und weit er ist, du
sollst zu so großem Spott und Hohn werden, dass es unerträglich
sein wird. Du musst dich mit starkem Rauschtrank und Jammer besaufen,
denn der Becher deiner Schwester Samarien ist ein Becher des Jammers
und der Trauer. Den Becher musst du ganz austrinken, danach die
Scherben zerbrechen und deine Brüste zerschneiden, denn ich habe es
geredet, spricht der Herr Jahwe. Darum spricht der Herr Jahwe: Weil
du mich vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, darum
trage auch nun deine Porneia und deine Hurerei.
Und Jahwe sprach zu mir: Du
Menschensohn, willst du nicht Ohola und Oholiba strafen und ihnen
sagen alle ihre Gräuel? Wie sie Ehebruch getrieben und Blut
vergossen und die Ehe gebrochen haben mit den Göttern, dazu ihre
Söhne, die sie mir geboren hatten, die verbrannten sie den Göttern
zum Opfer. Darüber hinaus haben sie mir dies getan: sie haben meine
Heiligtümer verunreinigt damals und meinen Sabbat entweiht. Denn als
sie ihre Söhne den Göttern geschlachtet hatten, gingen sie den
selben Tag in mein Heiligtum, es zu entweihen. Schau, das haben sie
in meinem Haus getan.
Sie haben auch Boten geschickt nach
Männern, die aus fernen Ländern kommen sollten, und schau, als sie
kamen, badetest du dich und schminktest dich und schmücktest dich
mit Schmuckstücken zu ihren Ehren und saßest auf einem weichen
Polster, vor dem ein Tisch zugerichtet stand, darauf legtest du
meinen Weihrauch und mein Öl. Dort erhob sich ein großes
Lustgeschrei, und es gaben ihnen die Männer, die aus großem Volk
und aus der Wüste gekommen waren, Spangen an ihre Arme und schöne
Kronen auf ihre Häupter. Ich aber dachte: Sie ist an den Ehebruch
gewohnt von alter Zeit her, sie kann die Hurerei nicht lassen. Denn
man dringt in sie ein, wie man in eine Hure eindringt, ebenso dringt
man in Ohola und Oholiba ein, die unzüchtigen Weiber. Darum werden
die Männer sie strafen, die das Recht vollbringen, wie man die
Ehebrecherinnen und blutvergießenden Weiber strafen soll. Denn sie
sind Ehebrecherinnen, und ihre Hände sind voll Blut.
Also spricht der Herr Jahwe: Führe
eine große Schar über sie herauf und lass sie zu Raub und Beute
werden, dass die Männer sie steinigen und mit ihren Schwertern
erstechen und ihre Söhne erwürgen und ihre Häuser mit Feuer
verbrennen. So will ich mit der Porneia im Land ein Ende machen, so
dass alle Weiber sich warnen lassen und nicht auch solche Porneia
tun. Und man soll eure Porneia auf eure Schultern legen, und ihr
sollt eurer Götter Sünden tragen, auf dass ihr merkt, dass ich der
Herr Jahwe bin.
Dies ist das Wort Jahwes, das ergangen
ist an Hosea, dem Sohn Beeris, zu der Zeit des Usia, des Jotham, des
Ahas und des Hiskia, der Könige Judas, und zur Zeit des Jerobeam,
des Sohnes des Joas, des Königs in Israel.
Da Jahwe anfing, zu reden durch Hosea,
sprach er zu ihm: Geh hin und nimm eine Hure und zeuge Hurenkinder,
denn das Land läuft von Jahwe weg, der Hurerei hinterher.
Und er ging hin und nahm sich Gomer,
die Tochter des Diblajim, und sie wurde schwanger und gebar einen
Sohn. Und Jahwe sprach zu ihm: Nenne ihn Jesreel, denn es ist nur
noch eine kurze Zeit, dann will ich die Blutschuld in Jesreel
heimsuchen über das Haus Jehu und will mit dem Königreich des
Hauses Israel ein Ende machen. Zu derselben Zeit will ich den Bogen
Israels zerbrechen im Tal Jesreel.
Und sie wurde wieder schwanger und
gebar eine Tochter. Und er sprach zu ihm: Nenne sie Lo-Ruchama:
Unbegnadigte, denn ich will mich nicht mehr über das Haus Israel
erbarmen, dass ich ihnen noch vergeben wollte. Doch will ich mich
erbarmen über das Haus Juda und will ihnen helfen durch Jahwe, ihren
Elohim, ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert,
Streitaxt, Pferde oder Reiter.
Und als sie Lo-Ruchama entwöhnt
hatte, wurde sie wieder schwanger und gebar einen Sohn. Und er
sprach: Nenne ihn Lo-Ammi: Nicht-mein-Volk, denn ihr seid nicht mein
Volk, so will ich auch nicht euer Gott sein.
Es wird aber die Zahl der Kinder in
Israel sein wie der Sand am Meer, den man weder messen noch zählen
kann. Und es soll geschehen an dem Ort, wo man zu ihnen gesagt hat:
Ihr seid nicht mein Volk, da wird man zu ihnen sagen: O ihr Kinder
des lebendigen Elohim! Denn es werden die Kinder Juda und die Kinder
Israel in Scharen kommen und werden sich miteinander an ein Haupt
halten und aus dem Land heraufziehen, denn der Tag Jesreels wird ein
großer Tag sein. Sagt euren Brüdern, sie seien mein Volk, und zu
eurer Schwester, sie sei in Gnaden.
Sprecht das Urteil über eure Mutter:
Sie sei nicht meine Frau, und ich will sie auch nicht haben! Gebietet
ihr, ihre Hurerei von ihrem Angesicht zu tun und ihren Ehebruch von
ihren Brüsten, damit ich sie nicht nackt ausziehe und hinstelle, wie
sie war, als sie geboren wurde, und ich sie nicht mache wie ein
wüstes Land, dass ich sie nicht an Durst sterben lasse und mich
ihrer Kinder nicht erbarme, denn es sind Kinder der Hure, denn ihre
Mutter ist eine Hure, und die sie im Schoß getragen hat, lebt in
Schande und spricht: Ich will meinen Liebhabern nachlaufen, die mir
Brot, Wasser, Wolle, Flachs, Öl und Getränke geben. Darum schau,
ich will deinen Weg mit Dornen versperren und eine Mauer davor
ziehen, dass sie ihren Pfad nicht finden soll, und wenn sie ihren
Liebhabern nachläuft, dass sie dich nicht ergreifen, und wenn sie
dich suchen, dass sie dich nicht finden können, und dass sie sagen
muss: Ich will wieder zu meinem vorigen Mann gehen, da es mir bei ihm
mir besser erging als jetzt. Denn sie will nicht begreifen, dass ich
es bin, der Korn, Most und Öl gibt und ihr viel Silber und Gold
gegeben hat, das sie dem Baal zu Ehren verwendet hat.
Darum will ich mein Korn und meinen
Most wieder zurücknehmen zur bestimmten Zeit und ihr meine Wolle und
meinen Flachs entziehen, damit sie ihre Nacktheit bedeckte. Nun will
ich ihre Schande enthüllen vor den Augen ihrer Liebhaber, und keiner
soll sie aus meiner Hand erretten. Und ich will ein Ende machen mit
allen ihren Freuden, Festen, Neumondfesten, Sabbatfeiern und allen
ihren Feiertagen. Ich will ihre Weinstöcke und Feigenbäume
unfruchtbar machen, weil sie sagt: Das ist mein Lohn, den mir meine
Liebhaber gaben. Ich will einen Wald daraus machen, dass ihn die
wilden Tiere fressen. So will ich sie heimsuchen wegen der Tage der
Baale, denen sie Räucheropfer darbringt und schmückt sich mit
Spangen und Halskettchen und läuft ihren Liebhabern nach und
vergisst mich, spricht Jahwe.
Darum schau, ich will sie verlocken
und will sie in die Wüste führen und freundlich mit ihr reden. Dort
will ich ihr ihre Weinberge geben an dem Ort und gebe ihr das Tal
Achor zur Pforte der Hoffnung. Und dort wird sie singen wie in der
Zeit ihrer Jugend, als sie aus Ägypten zog. Dann spricht Jahwe,
wirst du mich "mein Gatte" und mich nicht mehr "mein
Herr" nennen. Denn ich will die Namen der Baale von ihrem Mund
wegtun, dass man ihrer Namen nicht mehr gedenke.
Und ich will zu der Zeit für sie
einen Bund machen mit den Tieren auf dem Feld, mit den Vögeln unter
dem Himmel und mit den Würmern auf Erden und will Bogen, Schwert und
Krieg im Land zerbrechen und will sie sicher wohnen lassen. Ich will
mich mit dir verloben in Ewigkeit! Ich will mich mit dir vermählen
in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit! Ja, im
Glauben will ich mich mit dir vereinigen, und du wirst Jahwe
erkennen! Zu der Zeit, spricht Jahwe, will ich erhören, will ich den
Himmel erhören, und der Himmel soll die Erde erhören, und die Erde
soll Korn, Most und Öl erhören, und diese sollen Jesreel erhören.
Und ich will sie mir auf Erden als Samen bewahren und mich erbarmen
über die, die in Ungnaden war, und zu dem sagen, der nicht mein Volk
war: Du bist mein Volk: Ammi! und er wird sagen: Du bist mein Elohim!
Und Jahwe sprach zu mir: Geh noch
einmal hin und werbe um ein kokettes und ehebrecherisches Weib, so
wie Jahwe um die Kinder Israel wirbt, und sie sich doch zu fremden
Göttern wenden und werben um eine Flasche Wein.
Und ich wurde einig mit ihr für
fünfzehn Silberstücke und anderthalb Scheffel Gerste und sprach zu
ihr: Bleib die Meine für eine lange Zeit und hure nicht und gib dich
keinem andern hin, denn ich will auch der Deine sein. Denn die Kinder
Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne
Altar, ohne Ephod und ohne Heiligtum bleiben. Danach werden sich die
Kinder Israel bekehren und Jahwe, ihren Elohim, und ihren König
David suchen und werden mit Zittern zu Jahwe und seiner Gnade kommen
in den letzten Zeiten.
Weh der mörderischen Stadt, die voll
Lügen und Räuberei ist und von ihrem Rauben nicht lassen will! Denn
da wird man die Geißeln klatschen hören und die Räder rasseln und
die Rosse jagen und die Wagen rollen. Reiter rücken heran mit
blitzenden Schwertern und glänzenden Lanzen. Da liegen viele
Erschlagene und große Haufen Leichen, so dass sie unzählbar sind
und man über die Leichen fallen muss. Das alles um der Hurerei
willen der schönen, reizenden Hure, die mit Magie umgeht, die mit
ihrer Hurerei die Heiden und mit ihrer Magie Land und Leute zu
Sklaven gemacht hat.
Schau, ich will über dich kommen,
spricht Jahwe Zebaoth, ich will dir deine Rocksäume hoch heben bis
an dein Gesicht und will den Heiden deine Nacktheit und den
Königreichen deine Schan zeigen. Ich will dich ganz grauenhaft
machen und dich vergewaltigen und ein Schauspiel aus dir machen, dass
alle, die dich sehen, vor dir fliehen und sagen werden: Ninive ist
zerstört; wer will Mitleid mit ihr haben? Und wo soll ich Tröster
für dich finden?
Meinst du, du wärst besser als die
Stadt No-Amon, die da lag an den Wassern und ringsumher Wasser hatte,
deren Mauern und Burg war das Meer? Äthiopien und Ägypten war ihre
große Macht, Jemen und Libyen waren ihre Hilfe. Doch hat sie
vertrieben werden müssen und gefangen weggehen, und es sind ihre
Kinder auf allen Gassen zerschmettert worden, und über ihre
Edelleute warf man das Los, und alle ihre Gewaltigen wurden in Ketten
und Fesseln gelegt. So musst du auch betrunken werden und dich
verstecken und eine Burg suchen vor dem Feind.
Alle deine festen Städte sind wie
Feigenbäume mit überreifen Feigen, die, wenn man sie schüttelt,
dem ins Maul fallen, der sie fressen will. Schau, dein Volk soll zu
Weibern werden in dir, und die Tore deines Landes sollen deinen
Feinden geöffnet werden, und das Feuer soll deine Tore verzehren.
Schöpfe dir Wasser, denn du wirst belagert werden! Bessere deine
Burgen aus! Geh in den Ton und tritt den Lehm und mache starke
Ziegel! Aber das Feuer wir dich fressen und das Schwert dich töten,
es wird dich fressen wie ein Käfer, wenn auch dein Volk zahlreich
ist wie Käfer, wenn auch dein Volk zahlreich ist wie Heuschrecken.
Du hast mehr Händler als Sterne am
Himmel sind, aber nun werden sie sich ausbreiten wie Käfer und
davonfliegen. Deine Herden sind so zahlreich wie Heuschrecken und
deine Kommandanten wie Käfer, die sich an die Zäune legen in den
kalten Tagen, wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon, dass
man nicht weiß, wo sie bleiben.
Deine Hirten werden schlafen, o König
von Assur, deine Mächtigen werden sich nieder legen, und dein Volk
wird auf den Bergen zerstreut sein, und niemand wird sie versammeln.
Niemand wird deinen Schaden lindern, und deine Wunde wird unheilbar
sein. Alle, die dies von dir hören, werden über dich in die Hände
klatschen, denn über wen ist nicht deine Bosheit ohne Unterlass
ergangen?
Und es begab sich des selben Tages,
dass Sarah, die Tochter Raguels, in der Meder Stadt Ekbatana auch
böse verschmäht und beschimpft wurde von einer Magd ihres Vaters.
Man hatte ihr nämlich sieben Männer nacheinander gegeben, und ein
böser Geist, Asmodäus genannt, hatte die Männer alle ermordet,
sobald sie sich mit ihr vereinigen wollten. Da nun Sarah die Magd
wegen eines Fehltritt beschuldigte, antwortete diese und sprach:
Elohim gebe, dass wir nie einen Sohn oder eine Tochter von dir sehen
auf Erden, du Männermörderin! Willst du mich auch ermorden, wie du
die sieben Männer ermordet hast? Nach diesen Worten ging Sarah in
ihre Kammer oben im Haus, und aß und trank nicht drei Tage und drei
Nächte, und war beständig im Beten und Weinen, und bat Elohim, dass
er sie von der Schmach erlösen möge.
Danach am dritten Tage, als sie ihr
Gebet vollendet hatte, lobte sie Elohim und sprach: Gelobt sei dein
Name, Jahwe, du Elohim unsrer Ahnen! Denn wenn du gezürnt hast,
zeigst du Gnade und Güte, und in der Trübsal vergibst du Sünden
denen, die dich anrufen. Zu dir, mein Herr, wende ich mein Angesicht,
zu dir hebe ich meine Augen auf und bitte dich, dass du mich erlöst
aus dieser schweren Schmach, oder mich von der Erde nimmst. Du weißt,
Jahwe, dass ich keinen Mann begehrt habe und meine Seele rein
behalten von aller bösen Begierde, und habe mich nie zu unzüchtiger
und leichtfertiger Gesellschaft gehalten. Einen Ehemann aber zu
nehmen, habe ich eingewilligt in Gottesfurcht, und nicht aus
Begierde, und entweder bin ich ihrer, oder sie sind mein nicht wert
gewesen, und du hast mich vielleicht einem andern Mann aufgespart.
Denn dein Plan steht nicht in der Macht von Menschen.
Das weiß ich aber wirklich: Wer
Elohim dient, der wird nach der Anfechtung getröstet und aus der
Trübsal erlöst, und nach der Züchtigung findet er Gnade. Denn du
hast nicht Lust an unserm Verderben. Denn nach dem Unwetter lässt du
die Sonne wieder scheinen, und nach dem Heulen und Weinen
überschüttest du uns mit Wonnen. Deinem Namen sei ewiglich Ehre und
Lob, du Elohim Israels.
Und als Judith nun zu Ende gebetet
hatte, stand sie auf, und rief ihre Magd, und ging herunter ins Haus,
legte das Bußgewand ab und zog ihre Witwenkleider aus und wusch sich
und salbte sich mit duftendem Wasser und flocht ihr Haar und setzte
einen Turban auf und zog ihre schönen Kleider an und tat Schuhe an
ihre Füße und schmückte sich mit Spangen und Edelsteinen und legte
all ihren Schmuck an. Und der Kyrios gab ihr Grazie, dass sie reizend
anzuschauen war, denn sie schmückte sich nicht aus Begierde, sondern
Theos zum Lob. Und sie gab ihrer Magd einen Schlauch voll Wein und
einen Krug mit Öl und einen Beutel, darin sie Feigenkuchen, Mehl und
Brot hatte, das sie essen durfte, und sie ging los.
Und am Tor fand sie Osias und die
Ältesten, die auf sie warteten. Und sie staunten, dass sie so schön
war! Doch fragten sie nicht, was sie plante, sondern ließen sie aus
der Stadt und sprachen: Der Elohim unsrer Väter gebe dir Gnade und
lasse deinen Plan gelingen, dass sich Israel über dich freue und
dein Name gerechnet werde unter die Heiligen. Und alle, die da waren,
sprachen: Amen, Amen. Und Judith betete und ging fort mit ihrer Magd.
Und als sie frühmorgens den Berg
hinab ging, begegneten ihr die Wächter der Assyrer und drängten
sich zu ihr und fragten sie, woher sie komme und wohin sie wolle. Und
sie antwortete: Ich bin eine hebräische Frau und bin von ihnen
geflohen, denn ich weiß, dass sie euch in die Hände fallen werden,
weil sie euch verachtet haben und wollten nicht Gnade suchen und sich
freiwillig ergeben. Darum hab ich mir vorgenommen, zu dem Fürsten
Holofernes zu kommen, damit ich ihm ihre Heimlichkeiten offenbare und
ihm sage, wie er leicht gewinnen könnte, so dass er nicht einen Mann
verlieren müsse. Während sie so redete, schauten sie sie an und
staunten sehr, dass sie so schön war! Und sie sprachen: Das kann dir
helfen, dass du es so gut mit uns meinst und zu unserm Herrn gehen
willst. Denn wenn du zu ihm kommst, wird er dir gnädig sein, und du
wirst ihm von Herzen gut gefallen. Und sie führten sie hin in das
Zelt des Holofernes und erzählten ihm von ihr.
Und da sie zu ihm kam, entflammte er
gleich für sie! Und seine Diener sprachen untereinander: Das
hebräische Volk ist wirklich nicht zu verachten, weil es so schöne
Frauen hat! Sollte man wegen solcher schönen Frauen nicht kämpfen?
Als nun Judith den Holofernes sah unter seinem Vorhang sitzen, der
schön gewoben war mit Purpur und Gold, und mit Smaragden und
Edelsteinen geziert, verbeugte sie sich und fiel vor ihm nieder. Und
Holofernes gebot ihr, sie solle sich wieder aufrichten.
Und Holofernes sprach zu ihr: Sei
mutig und hab keine Angst, denn ich habe nie einem Menschen Leid
angetan, der sich dem König Nebukadnezar ergeben hat. Und hätte
mich dein Volk nicht verachtet, so hätte ich nie eine Lanze
gerichtet gegen sie. Nun sag mir, warum du von ihnen weggegangen und
zu mir gekommen bist.
Judith antwortete ihm und sprach: Du
mögest deine Magd gnädig anhören. Wirst du tun, wie es dir deine
Magd zeigen wird, so wird der Kyrios es dir gelingen lassen. Theos
gebe Nebukadnezar Glück und Heil, dem König der ganzen Erde, der
dich gesandt hat, alle Ungehorsamen zu strafen, denn du kannst, ihm
zu Untertanen machen nicht allein die Menschen, sondern auch alle
Tiere auf dem Feld. Denn deine Vernunft und Weisheit ist wseit
berühmt in aller Welt und jeder weiß, dass du der mächtigste Fürst
bist im ganzen Königreich, und deine gute Regierung wird überall
gelobt. So wissen wir auch, was Achior geredet hat und was du dagegen
mit ihm gemacht hast. Denn unser Theos ist so zornig über unsre
Sünden, dass er durch seine Propheten verkünden lassen hat, er
wolle das Volk strafen wegen seiner Sünden.
Weil nun das Volk Israel weiß, dass
sie ihren Theos erzürnt haben, sind sie erschrocken vor dir. Dazu
leiden sie auch großen Hunger und müssen vor Durst verschmachten
und haben jetzt vor, ihr Vieh zu schlachten, dass sie dessen Blut
trinken, und das heilige Opfer zu essen an Korn, Wein und Öl, das
ihnen Theos verboten hat und geboten, dass sie es nicht anrühren
sollten. Darum ist sicher, dass sie sterben müssen, weil sie solches
tun. Und weil ich das weiß, bin ich von ihnen geflohen, und der
Kyrios hat mich zu dir gesandt, dass ich dir dies alles sage.
Denn obwohl ich zu dir gekommen bin,
darum bin ich doch nicht von Theos abgefallen, sondern will meinem
Theos bei dir dienen. Und deine Magd wird hinausgehen und Theos
anbeten, und er wird mir offenbaren, wann er ihnen ihren Lohn geben
will für ihre Sünden. So will ich dann kommen, und will es dir
sagen und dich mitten durch Jerusalem führen, damit du alles Volk
Israel kriegst wie Schafe, die keinen Hirten mehr haben, und es wird
nicht ein Hund dich anbellen dürfen. Denn das hat mir Theos
offenbart, weil er über sie zornig ist, und hat mich gesandt, dass
ich es dir sage.
Diese Rede gefiel Holofernes und
seinen Knechten gut, und sie staunten über ihre Weisheit und
sprachen untereinander: Eine Frau wie diese gibt es nicht noch einmal
auf Erden, so groß ist ihre Schönheit und Weisheit! Und Holofernes
sprach zu ihr: Das hat Theos getan, dass er dich zu mir gesandt hat,
ehe denn das Volk in meine Hand kommt. Wird nun dein Theos dies alles
tun, was du gesagt hast, so soll er auch mein Theos sein, und du
sollst groß werden beim König Nebukadnezar. und dein Name soll
gepriesen werden im ganzen Königreich.
Da ließ er sie hineinführen in die
Schatzkammer, wo sie bleiben sollte, und befahl, dass man sie mit
Speise von seinem Tisch speisen solle. Aber Judith antwortete und
sprach: Ich darf nicht essen von deiner Speise, dass ich mich nicht
versündige, stattdessen habe ich ein bisschen mitgenommen, davon
will ich essen. Da sprach Holofernes: Wenn das dann aufgegessen ist,
was du mitgebracht hast, woher sollen wir dir anderes besorgen?
Judith antwortete: Mein Herr, so gewiss du lebst, ehe deine Magd
alles verzehrt hat, wird Theos durch mich vollführen, was er vorhat.
Und als die Knechte sie in das Gemach
führen wollten, wie er befohlen hatte, bat sie, dass man ihr
erlaube, abends und morgens heraus zu gehen, ihr Gebet zu zum Kyrios
zu verrichten. Da befahl Holofernes seinen Kammerdienern, dass man
sie drei Tage frei aus- und eingehen lasse und ihr Gebet verrichten
zu Theos. Und am Abend ging sie heraus in das Tal vor Bethulia und
badete sich im Wasser. Danach betete sie zum Kyrios, dem Theos
Israels, dass er ihr das Glück schenke, sein Volk zu erretten. Und
sie ging wieder in das Zelt und blieb rein und aß nicht vor dem
Abend.
Am vierten Tage machte Holofernes ein
Gastmahl für seine nächsten Diener allein und sprach zu Bagoas,
seinem Kämmerer: Gehe hin und berede die hebräische Frau, dass sie
sich nicht weigere, zu mir zu kommen, denn es ist eine Schande für
die Assyrer, dass eine solche Frau unberührt von uns gehe und einen
Mann betört habe. Da kam Bagoas zu Judith: Schöne Frau! Du mögest
dich nicht weigern, zu meinem Herrn zu kommen, dass er dich verehre
und du mit ihm isst und trinkst und ihr lustig seid. Da sprach
Judith: Wie könnte ich es meinem Herrn versagen? Alles, was ihm
gefällt, das will ich von Herzen gern tun mein ganzes Leben lang.
Und sie stand auf und schmückte sich und ging hinein zu ihm und
stand vor ihm.
Da entbrannte dem Holofernes sein
Herz, er war entflammt vor Begierde nach ihr! Und er sprach zu ihr:
Setze dich nieder, trink und sei fröhlich, denn du hast Gnade
gefunden bei mir. Und Judith antwortete: Ja, Herr, ich will fröhlich
sein, denn ich bin mein Leben lang nicht so hoch geehrt worden. Und
sie aß und trank bei ihm, was ihr ihre Magd zubereitet hatte. Und
Holofernes war fröhlich mit ihr und trank so viel, wie er noch nie
getrunken hatte sein ganzes Leben lang!