Epos von Josef Maria Mayer
„The wine verily swelled the
spleen in her girdle...“
ERSTER
GESANG
Daniel war ein Seher, ein Heros, war
der Geweihte
Donnernden Gottes. In Linnenkleidern
dient er den Göttern
Und bringt Speise- und Trankopfer dar
den himmlischen Göttern.
Daniel trug seine reinen Gewänder und
lag im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in
traumreichen Schlummer.
Siehe, einen Tag und noch einen zweiten
Tag dient er
In den reinen Linnengewändern den
himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und
Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen dritten Tag und auch einen
vierten
Diente er in Linnengewändern den
himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und
Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen fünften Tag und auch
einen sechsten
Diente er in Linnengewändern den
himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und
Trankopfer Gott dar.
Er trug seine reinen Gewänder und lag
im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in
traumreichen Schlummer.
Siehe, am siebenten Tag im reinen
Linnengewande
Bracht er im Allerheiligsten Speise-
und Trankopfer Gott dar.
Da trat Baal, der Herr, zu El, dem
himmlischen Vater:
Ist es dir gleich, was aus Daniel wird,
dem Seher, dem Heros,
Dem Geweihten des himmlischen Vaters,
des donnernden Gottes?
Denn er hat keinen Sohn wie seine
Brüder wohl haben,
Er hat nicht einen Erben wie seine
besitzende Sippe.
Willst du ihn nicht segnen, El, o
himmlischer Vater?
Willst du nicht Segen ausschütten über
ihn, Schöpfer der Welten?
Möge er doch ein Sohn in seinem Hause
sein, Vater,
Und ein Erbe in seiner Residenz, o
Erhabner,
Dass der treue Sohn das Grab des Vaters
auch pflege
Und die Opfer darbringe für die Seele
des Vaters,
Weihrauch opfere für die unsterblichen
Seelen der Ahnen
Als den Behütern der Häuser und den
Geistern der Erde,
Strafen soll er die Feinde seines
gestorbenen Vaters
Und des gestorbenen Vaters Widersacher
verjagen.
Er soll opfern im Tempel des Baal, des
himmlischen Königs,
Anbeten soll er im Tempel des El, des
himmlischen Vaters.
Nass ist die Straße nach dem Regentag
und die Gewänder
Werden Gewaschen vom Schmutz. Und El
nimmt zur Hand seinen Becher,
El nimmt in die Rechte den heiligen
Kelch seines Segens,
Und so segnet er Daniel, den Propheten,
er segnet
Seinen Knecht, spricht Segensworte zu
dem Geweihten:
Ich, ich schwöre bei meinem Geist: Der
Seher soll leben!
Daniel, der Prophet soll leben! Ich
schwör es bei meiner
Kraft: Der geweihte Heros soll dauern,
immerdar leben!
Er und kein andrer erhebe sich vom
einsamen Lager
Und besteige das Bett der Liebe! Er
küss die Geliebte,
Küss die Geliebte und zeuge in ihrer
reizenden Schönheit!
Ja, sein Atem wird hitzig, wenn er die
Liebste befruchtet!
Er und kein andrer wird zeugen in ihrer
fruchtbaren Vulva,
Wenn er voller Liebe befruchtet die
Herrin des Sehers!
Dann wird ein Sohn in seinem Haus sein,
ein Erbe des Vaters,
Dann wird ein Erbe in seiner Residenz
sein, ein Sprössling,
Der wird das Grab des Vaters pflegen
und opfern den Geistern
Der unsterblichen Ahnen, im Tempel
flehn für die Sippe.
Er wird Weihrauch opfern für den
gestorbenen Vater
Und wird strafen die Feinde seines
gestorbenen Vaters
Und wird des toten Vaters Widersacher
verjagen.
Er wird als Sohn des Vaters Hand
ergreifen voll Liebe,
Wenn der Vater von altem rotem Wein ist
betrunken!
Daniels Stirn ward erleuchtet, seine
Braue ward heiter
Und sein Antlitz strahlte vor Freude.
Da lachte er fröhlich,
Streckte die Füße hin auf dem Schemel
und hob seine Stimme:
Ah, ich sitz hier und ruhe, die Seele
hat Frieden im Busen.
Wie meine Brüder werde auch ich einen
Sprössling bekommen,
Einen Erben, so wie die ganze
besitzende Sippe.
Er wird mir meinen Grabstein errichten
von lichtem Granitstein
Und meiner Seele Gebete opfern wie
Weihrauch im Tempel.
Er wird meine Feinde bestrafen, die
Gegner verjagen.
Wenn ich betrunken bin vom alten
purpurnen Weine,
Fasst der Sohn voll Liebe die Hand des
taumelnden Vaters,
Und er führt mich, wenn ich torkle,
betrunken vom Rotwein.
Er wird beten für mich im Tempel des
himmlischen Königs,
Er wird opfern für mich im Tempel des
himmlischen Vaters.
Nass ist die Straße nach dem Regentag
und die Gewänder
Werden gewaschen vom Schmutz. Und
Daniel eilte nach Hause,
Daniel ruhte in seiner Wohnung. Die
heiligen Huren
Kamen in sein Haus, die strahlenden
Töchter der Mondin.
Daniel, der Prophet, der Geweihte des
donnernden Gottes,
Schlachtete für die heiligen Huren ein
Rind und er briet es
Und bereitete lecker ein Mahl für die
heiligen Huren,
Und er schenkte Rotwein in die
durstigen Becher
Für die heiligen Huren, die
strahlenden Töchter der Mondin.
Einen Tag und einen zweiten er machte
ein Essen
Für die heiligen Huren, er schenkte
Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der
Mondin, die heiligen Huren.
Und ein dritter Tag und ein vierter
verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss
Wein in die Becher
Für die heiligen Huren, die
strahlenden Töchter der Mondin.
Und ein fünfter Tag und ein sechster
verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss
Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der
Mondin, die heiligen Huren.
Siehe, am siebenten Tag verließen die
heiligen Huren
Seine Wohnung, es nahmen Abschied die
Töchter der Mondin,
Die geliebten und lieblichen
Wärterinnen des Bettes.
Daniel setzte sich nieder und biss sich
fest auf die Zunge.
Und ein Mond, zwei Monde vergingen,
drei Monde, vier Monde,
Und im neunten Monde geschah es: Ein
Kind ist erschienen
Und ein Sohn ist geboren! Ich werde
spannen den Bogen
Und die spitzen Pfeile im silbernen
Köcher bewahren.
Und am siebenten Tag geschah es, dass
Daniel einnahm
Seinen Sessel, der Seher, der Geweihte
des Donnrers,
Seinen Sessel einnahm in dem Tor der
Gemeinde,
Und er war da ein Richter der
verlassenen Witwen
Und er sorgte sich um die Waisenkinder
als Vater!
Und da hob er sein Antlitz und siehe,
er schaute Visionen:
Tausend Engel sah er, zehntausend
Heerscharen Engel!
Und da sah er unter den Engeln den
heiligen Knaben,
Das geliebte Kind, seinen Sohn! Ich
spanne den Bogen
Und bewahre die spitzen Pfeile im
silbernen Köcher.
Daniel sprach, der Geweihte des
Donnergottes, der Seher,
Daniel sprach, der Heros, zu seiner
schönen Geliebten:
Höre, o Herrin Danty! Nimm ein Lamm
von der Herde
Und bereit es für die Tafel des
heiligen Knaben,
Unseres lieben Sohnes, lecker bereite
die Mahlzeit
Für den großen Appetit des Sehers,
der Sängers,
Und bereite das Speiseopfer und das
Trankopfer Gottes!
Ehre Gott mit diesem Gottesdienst, El
ist der Herr des
Weltalls und der Gott der Erde, unserer
Mutter!
Herrin Danty hörte auf den Seher, den
Sänger,
Nahm ein Lamm von der Herde und
bereitet das Lammfleisch
Für die Tafel des heiligen Knaben, des
lieblichen Sohnes,
Lecker sie bereitet das Mahl für den
Hunger des Sehers, des Sängers.
Jetzt kam der Sohn zur Tafel,
Koschar-Hasis, der Knabe
Daniels, des Propheten, und Dantys, der
lieblichen Herrin.
Auf die Schenkel Daniels legte der
herrliche Knabe
Pfeil und Bogen, auf Daniels Schoß den
silbernen Köcher.
Und die liebliche Herrin Danty bereitet
das Mahl für
Gott, das ungesäuerte Brot und den
blutigen Rotwein
Für den Gott, denn El ist des
Universums Gebieter
Und der regierende Gott der Erde,
unserer Mutter.
Koschar-Hasis aber ging in sein Zelt um
zu ruhen,
Ja, der Sohn des Sängers ging in sein
Bett um zu schlafen.
Daniel, der Prophet und Heros, nahm
Pfeile und Bogen
Und er spannte den Bogen und legte den
Pfeil an die Sehne
Und er sah übers Land und sprach zum
herrlichen Sohne:
Siehe, mein lieber Sohn, dies ist nun
der strahlende Anfang
Deiner Karriere als großer Jäger vorm
Herrn! Also nimm nun
Pfeil und Bogen und jage des keusche
Damwild des Waldes!
Und nun grüßte Daniel seine geladenen
Gäste.
Daniel grüßte vor allem die Göttin
Anath, die Jungfrau!
Esst das Fleisch, ja, fresst das
Fleisch und trinkt von dem Schaumwein
Reichlich, Genossen und Genossinnen!
Saug an den Brüsten,
Säugling, nuckle an den Zitzen des
Euters des Weibes!
Ah, und sie zechten den Schaumwein aus
großen Bechern in Menge,
Tranken gegorenen Apfelmost aus
riesigen Bechern,
Tranken Becher über Becher Unmengen
Rotwein,
Wahrlich, auch Anath, die Göttin,
leerte den heiligen Becher
Und sie trank aus dem Becher, der
Rotwein stieg ihr zu Kopfe!
Ah, und der Rauschtrank löste ihren
bezaubernden Gürtel!
Anaths Haut war so transparent wie Eis
oder Jade!
Ihre schwarzen Augen blickten wie
zuckende Blitze!
Sie war ein rauschendes Meer, war eine
brausende Brandung!
Sie sah den straffen Bogen und schaute
den Pfeil auch, den spitzen.
Ihre Augen sahn wie die Augen der
heiligen Schlange!
Und ihr Becher fiel aus der Hand ihr,
er fiel auf den Boden.
Und sie hob ihre flüsternde Stimme und
sagte die Worte:
Höre, mein lieber Sohn! Du darfst um
Silber mich bitten
Und ich gebe dir Silber, bitte um Gold
und ich gebs dir.
Aber weih deinen straffen Bogen der
göttlichen Jungfrau!
Weihe deinen spitzen Pfeil der
göttlichen Jungfrau!
Da sprach der liebe Sohn von Danty und
Daniel: Anath,
Nimm das beste Almuggimholz vom
Libanonberge
Und die Kraft des Hornes des
Wildstiers, des Horns der Gazelle,
Nimm das Schilf vom Teiche und nimm die
Hoden des Bullen!
Gib das alles dem Koschar-Hasis, o
göttliche Anath,
Dann wird er weihen den straffen Bogen
der göttlichen Jungfrau,
Dann wird er weihen den spitzen Pfeil
der göttlichen Jungfrau!
Antwort gab ihm Anath darauf, die
göttliche Jungfrau:
Bitte um Leben, um langes Leben für
immer und ewig,
Bitte mich,mein Sohn, um das wahre,
ewige Leben!
Siehe, Unsterblichkeit der Seele, ich
will sie dir geben!
Siehe, Fülle des Lebens in Ewigkeit
will ich dir schenken!
Du wirst wandeln auf Erden mit Baal,
dem König des Himmels,
Du wirst dein Leben leben mit den
unsterblichen Göttern!
Wer aber lebt wie Baal lebt, das Leben
selbst wird ihm dienen
Und er wird essen das Leben und trinken
das ewige Leben!
Er wird gefeiert in Gedichten, gefeiert
in Epen,
Er wird gefeiert in Liebesliedern,
gefeiert im Drama.
Dies will ich dir geben, Koschar-Hasis,
Geliebter!
Da sprach Koschar-Hasis, der Heros
sprach zu der Göttin:
Anath, erzähl mir keine Märchen, o
göttliche Jungfrau,
Denn für einen Heros wie mich sind
Mythen und Märchen
Nur wie die spitzen scharfen Dornen der
purpurnen Rose.
Ach, ein spitzer scharfer Dorn mir
steckt in dem Herzen!
Was wird nach dem Tod sein, was nimmt
ein Mensch mit ins Jenseits?
Nur ein Schweißtuch wird mein
gestorbenes Antlitz bedecken,
Nur ein Linnentuch wird meinen toten
Körper bedecken.
Ja, ich werde sterben wie alle Menschen
der Erde,
Wahrlich, alle Menschen müssen sterben
auf Erden.
Aber mit deiner Erlaubnis, o Herrin,
red ich noch einmal:
Pfeil und Bogen ist die Waffe eines
Kriegers auf Erden,
Aber ist die Jagd denn eine Sache für
Frauen?
Siehe, da lächelte Anath zwar, die
göttliche Jungfrau,
Innerlich aber war sie erfüllt vom
grimmigsten Zorne!
Auf denn, nimm Abschied von mir, o
Koschar-Hasis, mein Heros,
Auf denn, nimm Abschied von mir und
geh, du törichter Knabe!
Auf dem Wege der Arroganz muss ich
leider dich sehen,
Auf der Straße des Stolzes muss ich
leider dich sehen.
Ich aber werde dich zertreten mit
nackigen Füßen,
O du Weisester aller Menschensöhne auf
Erden!
Und sie sprang auf die Füße und ließ
den Boden erbeben.
Anath eilte zu El, dem Vatergott, über
den Jordan
Und der Unterwelt Flussbett, sie sah
die Wohnungen Gottes,
Sie erreichte den schimmernden
Thronsaal des himmlischen Gottes,
Trat vor den weißen Thron des Vaters
der göttlichen Throne,
Und sie kniete vor El und erwies ihre
Ehrfurcht dem Vater,
Denn demütigen wollte sie
Koschar-Hasis, den Heros,
Koschar-Hasis, des Sehers und Sängers
Daniels Liebling.
Da sprach die göttliche Jungfrau Anath
und hob ihre Stimme
Und sie sprach im Zorn: Ich unterwerfe
den Heros!
Jungfrau Anath sagte zu El, dem
himmlischen Vater:
In der Höhe deines himmlischen Hauses,
o Vater,
In dem Hause spiel nicht, nicht in der
lieblichen Wohnung!
Siehe, ich stürze dir die goldene
Krone vom Haupte,
Und dein schneeweißes Haupthaar will
ich beschmieren mit Blute,
Und dein schneeweißes Barthaar will
ich bespucken mit Speichel!
Rufe doch den Knaben zu Hilfe, den
Liebling des Sehers
Daniel, er soll dich retten vor dem
Zorne der Göttin!
Da sprach der gnädige Gott: Ich weiß,
o heilige Tochter,
Ja, ich weiß, dass du hart sein kannst
wie die herrischen Männer!
Ja, ich weiß, dass keine von den
Göttinnen allen
So ein zorniges Temperament hat wie
Anath, die Herrin!
Aber lass die Erregung deine Seele
verlassen,
Lasse ab vom Zorne in deinen mächtigen
Brüsten!
Er, der dich ärgert, er wird werden
nieder geworfen!
Anath ging fort von dem Vater El und
kam zu dem Heros
Koschar-Hasis, tausend, zehntausend
Meilen entferntem.
Jungfrau Anath lächelte, hob die
Stimme und sagte:
Höre, Heros Koschar-Hasis, du bist
mein Bruder,
Ich deine Schwesterbraut! Ich lieb
deiner Leidenschaft Fülle!
Ja ich liebe deine Milchfülle in den
Oliven!
Du hast baumelnde Hoden wie der
kraftvolle Wildstier!
Du hast eine Potenz wie der allmächtige
Vater!
Ich bin jetzt eine Hure für dich und
deine Geliebte!
Geh an meiner Seite, Geliebter, höre,
du Froher,
Öffne deine Ohren, Geliebter, ich
lehre die Jagd dich,
Siehe, bei der Burg von Abitim will ich
dich treffen,
Das ist die Burg Seiner Majestät, es
stehet ein Turm dort
Und ein Fluss strömt rauschend zur
Rechten des ragenden Turmes.
Ah! Und ihre Nacktheit tauchte rein aus
dem Bade!
Und die göttliche Anath ging wieder
fort und sie ging zu
Ytipin, einem mächtigen Krieger. Da
hob sie die Stimme,
Sagte: Geh nun, Ytipin, o du herrlicher
Krieger,
Gehe nach Abitim, geh zur Burg des
himmlischen Mondes,
Gehe, wenn Neumond ist, das Horn des
Mondes erglühte,
Gehe, wenn das Horn des Mondes
aufstrahlt am Himmel,
Dann erscheint das Licht auf der Stirne
des Gottes des Mondes.
Und der Heros Koschar-Hasis wird
kommen, wird kommen,
Kommen nach Abitim, in die Burg des
himmlischen Mondes,
Er wird Pfeil und Bogen halten fest in
den Händen,
Er wird halten seinen schärfsten Pfeil
in der Rechten!
Ich aber werde ihn schlagen wegen des
spitzigen Pfeiles,
Werde ihn niederschlagen wegen des
spannenden Bogens,
Ich zerschmettre den sanften Heros,
sein Pfeil wird zerbrochen!
Da sprach Ytipin, sprach der herrliche
Krieger: O Jungfrau,
Du wirst ihn schlagen wegen seines
spitzigen Pfeiles,
Niederschlagen wegen seines spannenden
Bogens,
Du wirst den Pfeil zerbrechen dem
sanften, zärtlichen Heros!
Darauf bereitete Yyripin ein köstliches
Festmahl
Von gebratenem Fleisch und reichte den
Becher voll Rotwein.
Da sprach Anath zu Ytipin: Setze dich
nieder, sei stille!
Wie einen Falken stecke ich dich in den
zaubrischen Gürtel!
Wie den Vogel Milan ich stecke dich
unter mein Röckchen!
Siehe, der sanfte Heros wird essen, der
Liebling des Sehers
Daniel, über dem Heros werden fliegen
die Geier,
Eine Heerschar von Geiern, und mitten
unter den Geiern
Schwebe ich! Ich schlag ihm zweimal
hart auf den Schädel,
Schlag ihm dreimal ans Ohr, verschütte
wie Wasser sein Blut und
Opfre den zärtlichen Heros wie ein
Opferlamm Gottes!
Seine Seele verschwinde wie ein Hauch
in den Lüften,
Seine Kraft verwelke wie der Krokus im
Sommer,
Rauch steige auf von seiner Nase wie
qualmende Dünste
Und sein Leichnam zerfällt zu Staub.
Das wird mein Triumph sein!
Und die Jungfrau Anath nahm Ytipin,
nahm sich den Krieger,
Steckt ihn wie einen Falken in ihren
zaubrischen Gürtel
Und wie einen Vogel Milan in ihr
reizendes Röckchen!
Aber der Liebling des Sehers Daniel
speiste das Festmahl.
Geier werden über ihm fliegen, die
Heerschar der Geier,
Unter den Geiern die Göttin.Sie wird
ihn schlagen am Haupte,
Wird ihn schlagen ans Ohr, sein Blut
verschütten wie Wasser,
Wird den zärtlichen Heros opfern, ein
Opferlamm Gottes,
Seine Seele wird verwehn wie ein Hauch
in den Lüften,
Seine Kraft wird verwelken wie der
Krokus im Sommer,
Rauch steigt auf von seiner Nase in
qualmenden Dünsten.
Anath sah, wie der Heros starb. Da
weinte sie bitter
Wie die liebende Mutter den einzigen
Säugling beweinte!
Traurig bin ich wegen seines spannenden
Bogens,
Traurig bin ich wegen seines spitzigen
Pfeiles,
Ach du lebtest nicht lange genug, mein
einzig Geliebter!
Ach, du wurdest gepflückt wie ein
Blümchen gepflückt wird im Frühling,
Ach, deine Blätter sind gefallen vom
Baume des Lebens!
Anath eilte, versank in tief
abgründigem Wasser,
Und sein Bogen, der hing an ihrer
Hüfte, der Bogen
Aber zerbrach. Und so wie eine
zerbrochene Leier
War der Ruhm des Heros dahin, des
Lieblings des Sehers.
Aber die Jungfrau kehrte heim zu ihrem
Gebirge.
Sie bestieg das Gebirge wie eine
springende Gämse!
Ihre schlanken Hände strahlten wie
zuckende Blitze!
Ihre nackten Füße glühten wie
Flammen des Feuers!
Und sie legte Gummi in seinen Mund und
sie setzte
Ihm eine Krone auf gemäß dem Willen
der Götter,
Nach dem Willen der Erdgötter und der
Götter des Todes.
Und vom Loch seines Grabes ging der
zärtliche Heros
Koschar-Hasis zum Herzen der dunklen
Nacht in der Tiefe.
Weh! Der Heros ist tot! Gestorben der
Liebling des Sehers!
ZWEITER GESANG
Gott, der selbst sich erzeugte, Re
erstrahlte am Himmel,
Als er angetreten sein Königtum droben
am Himmel,
Da die unsterblichen Götter und
sterblichen Menschen vereinigt.
Damals sannen die Menschen einen
Anschlag auf Gott, weil
Gott war alt geworden, die Knochen zu
Silber,
Glieder zu Gold, zu Lapislazuli
wallende Locken.
Aber die göttliche Majestät
durchschaute die Pläne
Jener Menschen, da sprach er zu denen
in seinem Gefolge:
Ruft mein Auge zu mir und Schu und
Tefnut mir rufet,
Geb und Nut und die Väter und Mütter,
die bei mir waren,
Als ich mich noch befunden im
chaotischen Urmeer!
Rufet mir Nun, und er möge mit sich
bringen die Jünger,
Aber heimlich, auf dass die Menschen
sie nicht erblicken
Und ihre Herzen nicht erschrecken.
Kommt zum Palaste,
Kommt mit Nun, damit ich ihm und den
heiligen Jüngern
Einen Rat erteile im Urmeer, wo ich
gezeugt ward.
Also holte man jene Götter. Es
stellten die Götter
Sich an seiner Seite auf und berührten
die Erde
Vor der göttlichen Majestät. Und
seine Probleme
Lege der Sohn dar in Gegenwart seines
älteren Vaters,
Der die Menschen geschaffen, jenem
König des Volkes.
Und die Götter sprachen vorm Antlitz
des göttlichen Königs
Re: O Herrscher, rede, deine Dienenden
hören.
Re sprach zu Nun: O alter Gott, aus dem
ich gezeugt bin,
Und ihr unsterblichen Götter und ihr
seligen Ahnen,
Seht, die sterblichen Menschen, aus
meinen Augen entstanden,
Planen einen Anschlag auf mich. Was
wollt ihr dagegen
Tun? Ich kann die sterblichen Menschen
nimmer vernichten,
Bis ich euren Ratschlag gehört, ihr
Götter und Ahnen.
Da sprach Nun, die göttliche Majestät
sprach zum Sohne:
Re, mein geliebter Sohn, du Gott, der
du größer als ich bist,
Größer als die ältere Gottheit, die
dich gezeugt hat,
Gott, der du älter bist als die
Götter, die dich erschaffen,
Nimm deinen Platz wieder ein. Groß ist
die Furcht vor dem König,
Wenn sich dein Auge wendet gegen die
sterblichen Menschen,
Wenn sie Böses planen und rebellieren
auf Erden.
Und die göttliche Majestät des Re
sprach im Zorne:
Jene bösen Menschen sind in die Wüste
geflohen,
Denn ihre Herzen sind voller Angst vor
dem himmlischen König.
Aber die Götter sprachen vorm Antlitz
des göttlichen Königs:
Lass dein Auge wandern und stelle bloß
jene Menschen,
Übeltäter und Bösewichter, die sich
verschworen.
Da ist kein Auge deinem Aug überlegen
im Weltall,
Nur dein Auge ist mächtig, die
Widersacher zu schlagen.
Lass dein Auge vom Himmel kommen als
Hathor, die Göttin!
Hathor, die Göttin, kam zurück,
nachdem in der Wüste
Sie die feindlichen Menschen
vernichtet. Da sagte der König:
Heil dir, Hathor! Friede sei mit dir!
Die Gnade ist mit dir!
Du hast dem Schöpfer geholfen, als ich
um Hilfe gebeten.
Da sprach die Göttin Hathor: So wahr
der Herr ist lebendig!
Als ich die Feinde vernichtet, da war
es süß meinem Herzen.
Und die göttliche Majestät des Re
sprach zu Hathor:
Siehe, ich werde herrschen über die
sterblichen Menschen.
So entstand die Göttin Sachmet, der
Wein in der Nacht, die
Göttin, die ihre Füße badet im Blute
der Feinde.
Re sprach: Ruft die Boten, ruft die
eilenden Boten,
Ruft die eilenden Boten, schnell wie
der Schatten des Körpers!
Und so kamen die Boten. Und der
göttliche König
Sagte: Geht nach Elephantine und bringt
mir von dorther
Rötliche Erde. Und man brachte ihm
rötliche Erde.
Und die göttliche Majestät gebot, der
Gelockte
Solle mit seinen Händen die rötliche
Erde zerreiben.
Und die Dienerinnen machten Wein aus
den Trauben,
Ja, sie machten zum Rotwein jene
rötliche Erde,
Da sah der Rotwein aus wie Ströme
purpurnen Blutes!
Sieben tausend Becher voll des
purpurnen Blutes!
Da kam die göttliche Majestät mit
allen den Göttern,
Jenen Wein zu betrachten aus den
purpurnen Trauben.
Da brach der Tag an, an dem die
himmlischen Götter im Zorne
Sollten die bösen Menschen vernichten,
die frevelnden Sünder.
Und die göttliche Majestät sprach:
Wie schön sind die Menschen!
Ich will die Menschen schützen vor dem
Zorne der Göttin!
Bringe die Menschen doch an den Ort im
sonnigen Süden,
Wo sie vernichten wollte der Grimm der
zornigen Göttin.
Früh erhob sich der Sonnengott und den
Schlummertrunk goss er
Vor sich aus, da wurde die Mutter Erde
bedeckt vom
Blutigen Wein aus der Kelter des zornig
richtenden Gottes!
Morgens die Göttin schaute die
Überschwemmung der Erde
Und sie trank vom Wein, da glühte ihr
Antlitz vor Schönheit!
Lustig ward der Göttin am Morgen im
Herzen zumute!
Trunken war die Göttin, erkannte nicht
mehr die Menschen.
Da sprach Re zur Göttin: Der Friede
sei mit dir!
Sei willkommen, o liebliche Schönheit
der göttlichen Hathor!
Da sprach Re zur Göttin:
Schlummertrunk mache den Menschen
Und bereite den Schlummertrunk an den
jährlichen Festen!
Meine Dienerinnen sollen sich sorgen um
diesen
Schlummertrunk! Und so ward der
Schlummertrunk klüglich bereitet
Von den Dienerinnen. Am Tag des Festes
der Göttin
Hathor ward er bereitet für alle
sterblichen Menschen.
Da sprach Re zur Göttin: Pein ist im
schmerzhaften Feuer!
Da verging eine Zeit der Pein und der
Qualen im Feuer!
Gott sprach: So wahr ich lebe! Mein
heiliges Herz ist es müde,
Bei den Menschen zu sein! Ich will sie
alle vernichten!
Groß ist meine Macht! Und die Götter
sprachen zum König:
Ziehe dich nicht zurück in deiner
Müdigkeit, König,
Wirkungsvoll nämlich sind deine
Wünsche. Re sprach zum Vater
Nun: Mein Körper ist nun zum ersten
Mal kraftlos, o Vater,
Menschen greifen mich an, ich will
nicht zurück zu den Menschen.
Und die göttliche Majestät des
älteren Vaters
Sprach: Mein geliebter Sohn! Dein Auge
diene dem Vater,
Diene dem Vater als Schutz! Und Nut,
meine göttliche Tochter,
Göttin, nimm meinen Sohn auf deinen
tragenden Rücken!
Da sagte Nut, die Tochter Gottes: Wie
meinst du das, Vater?
Da sprach der Vater Nun: Nicht weigre
dich, göttliche Tochter!
Da ward die Göttin zu einer
himmlischen Kuh voller Schönheit
Und der göttliche Re bestieg ihren
tragenden Rücken.
Aber die Menschen kamen wieder und
sahen den König
Re auf dem Rücken der himmlischen Kuh
reiten! Also die Menschen
Sprachen zum Gott: Die bösen Menschen
empörten sich wütend,
Haben einen Anschlag ersonnen gegen den
Schöpfer.
Komm zu uns, Herr, und hilf, dass wir
nun stürzen die Feinde!
Re ging in seinen Palast. Er ritt auf
dem Rücken der Kuh. Und
Re ging nicht mit den Menschen. Die
Welt lag im finstersten Dunkel.
Als am frühen Morgen die Erde ward
wieder erleuchtet,
Waren die guten Menschen ausgezogen,
bewaffnet,
Trugen Pfeil und Bogen, zu kämpfen
gegen die Bösen.
Da sprach die göttliche Majestät: Ihr
tatet das Böse,
Böse Menschen, ihr habt das Blut von
Menschen vergossen!
Ferne bleibe das Morden von den Kindern
der Menschen!
Re sprach zur Göttin: Ich bin auf
deinem tragenden Rücken
Und bin erhöht. Da sagte die Göttin:
Wie meinst du das? Und die
Göttin da sich verwandelte in die
Bewohner des Himmels.
Da sprach der Gott zur Göttin Nut:
Komm zu mir, Geliebte!
Sei mir nah und schaue mich an! Da
wurde die Göttin
Sich verwandelnd zum wunderschönen
Himmel der Liebe!
Da tat der Gott einen Blick in das
Innre der lieblichen Göttin.
Und sie seufzte: Mein Gott, bitte gib
mir befruchtenden Samen!
So entstanden das Universum, des
Himmels Äone.
Und die göttliche Majestät sprach
voll Heil und voll Leben:
Friedlich, friedlich ist das hohe
Gefilde des Himmels!
Da entstanden die schönen Gefühle der
Seligen droben
In den Himmeln und die Opfergärten auf
Erden.
Gott sprach: Ich will Kräuter wachsen
lassen auf Erden.
Und so entstand das rauschende Schilf
am Rande des Teiches.
Und es sprach die göttliche Majestät:
Mein Geliebter,
O mein Sohn, du sollst liegen unter der
lieblichen Göttin!
Leben sollen in Dämmerungen Millionen
von Göttern!
Nimm die Götter auf deine Arme, mein
Sohn, mein Geliebter,
Auf dass die Götter leben! Und so ist
entstanden die Sitte,
Dass ein liebender Vater umarmt die
Söhne von Herzen.
Diese Verse soll man singen vorm
heiligen Bild der
Himmlischen Kuh. Die kleinen Götter
sind vor ihr, die kleinen
Götter sind neben ihr. Eine Neunheit
von himmlischen Sternen
Schmückt ihren Leib. Ein Schwanz ist
ihr zwischen den Beinen.
Schu ist unter ihrem Bauch, seine Arme
umfassen
Alle Sterne ihres Leibes, sein Name ist
unter
Ihre Sterne versetzt. Schu selbst ist
gesetzt zu den Sternen.
Und der Kahn des Gottes und der
Goldschrein des Gottes
Sind auf ihrem Körper gebildet, und
Gott selbst, die Sonne,
Und auch Schu berührt sie mit seiner
Rechten. Ihr Euter
Baumelt ihr zwischen den Beinen und
bemalt ist ihr Euter
Und auf dem Euter steht geschrieben:
Ich bin, der ich sein werd!
Auf dem Kahn des Gottes steht
geschrieben: O werde
Nimmer müde, mein Sohn, du hast doch
das ewige Leben!
Vater, ich bin ja dein Sohn, und Heil
und ewiges Leben
Möge glänzen an jener deiner
erhabenen Nase!
Auf dem rechten Auge des Schuh, siehe,
da steht geschrieben:
Hüte die Menschenkinder! Auf der
Flanke geschrieben
Steht: O Göttin der Wahrheit, o Maat,
o Göttin der Wahrheit!
Auf der Unterseite des Armes, da steht
geschrieben:
Die Geheimnisse sind versiegelt! Wer
öffnet die Siegel?
Auf dem Haupte geschrieben steht, dem
Haupte, das unter
Ihrem Euter ist, zwischen ihren
länglichen Beinen:
Ausgang ist Eingang! Über dem Gott und
der himmlischen Kuh steht
Dies geschrieben auf seinem Haupte und
auf ihren Schenkeln:
Gott ist im Jenseits! Jubel wird
angestimmt, Jubelgesänge,
Wenn die unsterbliche Seele einzieht im
Jenseitsgefilde!
Dies ist, was über den Stirnen
geschrieben der Kuh und des Gottes:
Siehe, der wahre lebendige Gott ist die
Achse des Kosmos!
Re sprach zu Thot, dem Gotte der
Weisheit: Rufe du mir den
Erdgott Gleb mit diesen Worten: O komm,
Gott, o komm, Gott!
Und der Erdgott kam. Und da sprach der
göttliche König:
Hüte dich wegen der Schlange, sie
steckt innen ja in dir,
Siehe, ich fürchte mich vor der
Schlange, der listigen Schlange!
Thot, du kennst ihre magische Macht,
ihre magischen Kräfte!
Eile auch du an den Ort, wo lebt der
heilige Vater,
Sage dem heiligen Vater: Bewache die
Schlange im Wasser!
Sage dem heiligen Vater: Bewache die
Schlange im Garten!
Setze ein Schreiben auf und schicke das
magische Schreiben
An den Ort, wo die Schlange lebt, die
listige Schlange,
Sage: Treib nicht dein Spiel mit uns,
du listige Schlange!
Siehe, die Schlange weiß, dass ich
lebe, doch leucht ich auch strahlend
Für die Schlange. Was eure Bedürfnisse
angeht, sorge
Ich mich um euch auf Erden bis zum
Letzten der Tage.
Hüte dich vor der Magie und ihren
magischen Sprüchen,
Denn die düstre Magie ist in den
magischen Sprüchen.
Aber ich bins, der ich mir einverleibe
die Schlange!
Ich übergebe meine Macht meinem Sohne
Osiris,
Der die Jüngsten hütet, erfüllt die
Wünsche der Alten.
Gib die magischen Sprüche, die du
machtest mit eignem
Zauber, gib die Magie in dir den Enden
der Erde!
Da sprach die göttliche Majestät: So
rufe der Weisheit
Gott! Und Thot kam herbei. Zu Thot
sprach der göttliche König:
Ich bin da! Ich wohne droben im Himmel
der Himmel!
Siehe, ich kleide mich in Licht und
Glorie herrlich!
Ich bin das Leben der Toten auf der
Seligen Insel!
Schreibe! Wir bringen jene zur Ruhe,
die jetzt ist im Jenseits,
Die ich geschaffen habe, die sich
empörte auf Erden,
Und die dem dreisten Geist der
Revolutionen gefolgt ist.
Du sei an meiner Stelle Stellvertreter
des Gottes!
Dich soll man nennen Gott der Weisheit,
Vikarius Gottes!
Du sollst Boten schicken, die mächtiger
sind als du selber.
So ist entstanden der Ibis des Thot,
des Gottes der Weisheit.
Strecke deine Hand aus in Gegenwart
uralter Götter,
Die sind größer als du. Gut stehts um
deine Belange,
Wenn du wirkst. So entstand der Ibis
des Gottes der Weisheit.
Ich will den Himmel umfangen mit meinem
vollkommenen Lichtglanz!
So entstand der Mond des Thot, des
Gottes der Weisheit.
Ich verjage die Feinde, verjage die
gottlosen Feinde!
So entstand der Affe des Thot, des
Gottes der Weisheit.
Du bist mein Fürst, du bist mein
Stellvertreter auf Erden!
Menschenherzen, die dich erblicken,
werden geöffnet!
Alles, was ich geschaffen habe, ist
alles dir dankbar!
Mensch, sprich diese Verse, nachdem du
gesalbt wurdest heilig,
Sprich diese Verse, nachdem du den
heiligen Weihrauch geräuchert,
Deine Stirn ist mit Myrrhe gesalbt,
Gesalbter der Götter,
Myrrhe tropft von deiner Rechten,
Gesalbter der Götter,
Deine Lippen fließen über von
tropfender Myrrhe!
Deine Kleidung sei stets von weißem
heiligen Linnen,
Wenn du dich gereinigt im Bad und bist
wiedergeboren,
Zieh an die Füße neue Sandalen,
goldne Sandalen,
Sei das Zeichen der Göttin der
Wahrheit dir stets auf der Zunge!
Ist es der Wunsch des Gottes der
Weisheit, die magischen Verse
Vor der Gottheit zu lesen, dann sollst
du dich reinigen, Dichter,
Auch die Diener der Menschen sollen
sich reinigen badend.
Wer diese Verse liest, soll das heilige
Bildnis betrachten,
Wie es zu sehen ist im heiligen Buche
der Götter.
Dann verbringst du dein Leben im Verein
mit der Schönheit,
Und du wirst von vielen Menschenkindern
gesegnet.
Deine Augäpfel werden ergötzt,
erquickt deine Glieder,
Deine Schritte werden nicht gleiten.
Dann sagen die Menschen:
Er ist wie der Gott am Tage der
Auferstehung!
Dein Besitz wird nicht vermindert, dein
Eigentum bleibt dir,
Deine Pforte wird nicht verschlossen,
bleibt gastfreundlich offen.
Diese Verse sind Verse des Heiles seit
zehntausend Jahren,
Sie sind erprobt vom Leben und im Feuer
geläutert.
Und der alte Gott umarmte den jüngeren
Gott und
Sprach zu den Göttern des Ostens:
Singt Lobpreis dem älteren Gotte,
Durch den alles entstanden ist, was da
ist in der Schöpfung!
Ich bins, der den Himmel erschuf und
die Seelen der Götter
In den Himmel versetzt. Und ich bin bei
euch, ihr Götter,
Bis ans Ende der Zeit. Magie ist mein
heiliger Wille,
Die Magie ist älter als ich. Magie ist
der Anfang.
Siehe, die Seele des Schuh ist der
heitere himmlische Äther
Und die Seele der Zeit, das ist der
strömend Regen,
Und die Seele der Dunkels sind die
finsteren Nächte,,
Und die Seele des Nun ist das
Urgewässer des Chaos,
Und des Osiris Seele ist das Mondhorn
am Himmel,
Und die Seele der Götter ist die
magische Schlange,
Und die Seele der Sonne erleuchtet die
Welt und die Menschen
Sprechen soll der Mensch und sich
schützen durch magische Verse.
Ich bin die reine Magie, die ist im
Munde des Gottes.
Geister, bleibt mir ferne, ich bin eine
Gottheit des Lichtes!
Dann sollst du sprechen am Abend, wenn
es dunkelt im Westen:
Fluch deinem Antlitz, Feind Gottes!
Fluch sei dem hässlichen Bösen!
Ich bin Gottes Magie, ich bin die Seele
der Gottheit!
O du Gott der Ewigkeit, der du die Zeit
hast erschaffen,
Der du vergehen lässt die langen Jahre
der Götter,
Vater Gottes, der du den göttlichen
Sohn selbst erzeugt hast,
Mögen die Götter dich lieben, mögen
die Menschen dich lieben!
Magier, der du rein bist, forme ein
Weib aus dem Süden,
Forme eine Göttin, die in der Mitte
glüht, forme
Dazu den Schlangengott, der den Schwanz
in das eigene Maul nimmt,
Lass der Göttin Hand ruhn auf des
Schlangengotts Körper,
Lass des Gottes Schwanz sein in der
Höhle der Erde!
Siehe, der Gott der Weisheit wird dem
Schlangengott geben,
Dass die Ehre des Himmels auf ihm ruhe
mit Segen.
Schu streckt ihm seine Arme entgegen,
so wird er gerettet
Vor den alten Göttern des Ostens. Und
Himmel und Erde
Hüten das immerwährende tiefe
Geheimnis der Schlange.
Er ist groß, der Schlangengott, wenn
er von unten heraufsteigt,
Um zu schauen das ewige Urgewässer des
Chaos.
Diese Verse möge rezitieren ein
Priester
An dem dreizehnten Tag jedes Monats.
Wer diese Verse
Rezitiert, der bleibt auch leben im
Totenreich drunten.
Größer ist die Ehrfurcht vor Gott als
vor weltlichen Menschen.
Wenn sie Gottes Namen aussprechen
heiliger Ehrfurcht,
Dann ist Gottes Name in alle Ewigkeit
herrlich!
Sagen sollen sie: Er ist Gott! Dann
sollen sie sagen:
Gott hat uns erreicht auf dem Weg zum
ewigen Leben.
Ja! Ich kenne den Namen Gottes, das
Angesicht Gottes.
Ich bin ein Mann, der einen Talisman
trägt an dem Halse.
Ich bin Gott in meiner Einheit und
heiligen Neunheit,
Meine Jünger sind Magier, Kenner von
magischen Versen.
Ich bin heil und ziehe vorüber. Ich
bin die Flamme
Und die Seele des Feuers, für mich
gibts nicht mächtige Feinde
Unter den Verdammten der Erde, ich will
sie besiegen.
Dies ist zu sprechen vor den
fortgegangenen Geistern:
Lasst die Götter es wissen, die hegen
ihr Antlitz in Händen,
Dass sie die Seele passieren lassen,
die Seele des Toten,
Dass die Seele zur Flamme werde im
heiteren Himmel!
Jeder tüchtige Dichter, der kennt die
Worte des Gottes
Und sie in seinem Mund trägt, wird
ausgehn und eingehn
In dem Himmel. Ihn halten nicht auf die
Bewohner des Abends
Und ihm mangelt nicht Trank des Mundes,
die Weine des Rausches.
Doch sein Kopf ist kein Kuchen, den man
essen kann hungrig
Und er beugt sich auch nicht vor dem
ungerechten Gerichtshof,
Sondern schreitet an der Spitze der
Göttlichverklärten,
Schreitet zusammen mit allen, die
kennen die göttlichen Sprüche.
Untaten lässt er nicht gelten auf
Erden unter den Menschen,
Er wird versorgt von Gott, und keiner
kann ihn besiegen.
Wenn ihr diesen Gesang irgendeiner
Hoheit gebt oder
Irgendeinem Seligen, wird er behüten
die Kinder,
Die kein Brot zu essen haben, die wird
er versorgen,
Er wird den Hut nicht abnehmen vor den
älteren Geistern,
Sondern sie sehen ihn an wie eine Blüte
des Frühlings.
Siehe, es spricht die verherrlichte
Mutter: Komm, mein Geliebter,
Komm, mein Sohn, den ich liebe, komm, o
heiliger König!
Komm, dass du zusammen bist mit dem
heiligen Vater
Als ein Gott unter Göttern. Die Götter
folgen dem Vater
Und sie gehen zur Seite deiner
himmlischen Mutter.
Siehe, der König lebt, es ist lebendig
der König!
Er stirbt nicht den zweiten Tod! Er
lebt nach dem Tode!
Gott ist König aller Welten! Im Namen
der Götter:
Gott ist König in Ewigkeit! Gott führt
zum ewigen Leben!
Gott gibt dir Atem, Gott gibt dir das
Reinigungsbad und
Gott gibt dir das heilige Opfer in
Ewigkeit, Seele!
DRITTER GESANG
Herrlich ist diese schöne Seele dem
Wächter des Himmels!
Öffnet der Göttin Anna, bereitet der
Göttin die Straße,
Dass sie vorüberziehe, siehe, sie ist
vergöttlicht!
Öffnet ihr den geheimnisvollen Platz
und habt Ehrfurcht
Vor der Göttin, die ihr mit ihr
sprecht, singt Lobpreis der Göttin
Anna, denn auferstanden ist die
göttliche Anna!
Dessen Gesicht zur Erde hängt, siehe,
so ist der Name
Jenes Wächters des ersten Tors. Der
verhörende hütet
Dort die erste Pforte. Der mit der
klagenden Stimme
Meldet Anna an bei der ersten
himmlischen Pforte.
Der die Brust entgegenstreckt, siehe,
so ist der Name
Jenes Wächters der zweiten Pforte.
Sein Angesicht aufstrahlt,
Hüter der Pforte, der Glühende meldet
die göttliche Anna.
Der das Fleisch speist, so ist der Name
des Wächters der dritten
Pforte, der Wachsame hütet die dritte
himmlische Pforte,
Siehe, der Segnende meldet an die
göttliche Anna.
Siehe, der Sohn des Vaters ist der
Wächter der vierten
Pforte, der mit dem schnellen Herzen,
der hütet die Pforte,
Der mit der Großmut im Antlitz, der
meldet die göttliche Anna.
Der vom Brote lebt, siehe, das ist der
Wächter der fünften
Pforte, der Feurige hütet die fünfte
himmlische Pforte,
Siehe, der Rasende meldet an die
göttliche Anna.
Der mit deutlicher Stimme spricht, ist
der Wächter der sechsten
Pforte, der die Flamme nimmt vom
Feuer-Altare,
Dieser hütet die sechste Pforte. Der
mit dem Scharfblick
Meldet an an der sechsten Pforte die
göttliche Anna.
Siehe, der Schärfste von allen, das
ist der Name des Wächters
An der siebenten Pforte. Der mit der
lieblichen Stimme
Hütet die siebente Pforte, der
Schützende meldet die Göttin.
O ihr sieben Pforten und ihr, die ihr
steht in den Pforten,
Die ihr dient der Göttin, die ihr den
Zustand der Länder
Meldet der Göttin Anna an jedem Tage
des Lebens,
Siehe, die Göttin Anna kennt euch, sie
kennt jeden Wächter
Namentlich. Siehe neugeborn ist die
göttliche Anna,
Die Verklärung ist ihr beschieden vom
Herrn in dem Himmel.
Ihre Würde ist ihre Reinheit. Die
göttliche Anna
Droben empfängt die anderen seligen
Toten im Himmel
Und sie lebt im Kreis der andern
unsterblichen Götter,
Anna regiert den Hofstaat der Göttinnen
dort und der Götter,
Eine von ihnen ist jetzt geworden die
göttliche Anna.
Siehe, die Göttin Anna ist eine
Verklärte, die Herrin
Aller Verklärten. Die Göttin feiert
das Mondfest des Frühlings
Und die Feier der Wintersonnenwende.
Die Göttin
Hat jetzt Adleraugen und schaut die
himmlische Sonne.
Siehe, der Gott der Weisheit setzte die
Sonne ins Dunkel
Dunkler Nacht. Die Göttin Anna reist
durch den Himmel,
Reist durch den Himmel und jauchzt
triumphierenden Jauchzens!
Lasst die Göttin Anna in Frieden
reisen gen Himmel,
Wenn sie fährt in der Gondel der
Sonne. Die Schutzmacht der Göttin
Anna ist die Schutzmacht der goldenen
Gondel der Sonne.
Göttin Anna, so nennen wir die
erhabene Gottheit,
Die auf Erden die lieblichen
Menschenkinder geboren.
Siehe, die Göttin Anna ist größer
als ihre Geschöpfe,
Anna wandelte auf dem Wege der ewigen
Wahrheit.
Anna hat einen Ekel vor Menschen, die
anderen schaden.
Schutzmacht Annas ist die Schutzmacht
des Sohnes Gottes!
Anna wird nicht zurückgeschickt von
der Pforte des Himmels.
Anna, die Göttin, ist reinlich unter
den Göttinnen allen,
Ihre Landschaft bringt Opfergaben zum
Opferaltare,
Opfer von goldenem Brot und rubinrotem
Wein am Altare,
Opfer den Wissenden, die freuen die
Geistseele Annas,
Die erfreuen das Herz der göttlichen
Anna mit Opfern,
Opfern von Brot und Wein. Die
Himmlische handelt als Muse
Und steht zur Rechten des Schreibers
Gottes, Hilfe beim Opfer.
Gott, der im Opfer ist, gebot mir, Anna
zu opfern.
Göttin Anna ist erhaben am Horizont,
himmlisch
Kündigt die Göttin Anna den Höchsten
an, segnet den Höchsten
An den Pforten des himmlischen
Horizonts. Jubelnde Göttinnen singen,
Jubelnde Götter singen beim Nahen der
göttlichen Anna.
Denn der Weihrauch gebührt der
neugeborenen Anna
Und die Schadenstifter werden besiegt
auf der Erde!
Alle Torwächter segnen Anna, die
göttliche Anna,
Sie ist mit verschleiertem Antlitz im
Innern der Halle
Gottes, im Inneren des Palastes des
Heiligtums Gottes,
Dort zu jener Stunde der Ewigkeit, da
ward vereinigt
Anna durch Liebe mit der Himmelskönigin
droben.
Anna ist eine, die die Wahrheit zum
Höchsten gebracht hat
Und die Kraft des Bösen vernichtet,
des Mörders der Kinder!
Anna eröffnet die Galaxien und hindert
den Hagel
Und erhält die lieblichen Kinder
Gottes am Leben.
Göttin Anna brachte ein Opfer vom
heiligen Brote
An dem Ort, wo sie lebt. Sie fuhr in
dem Schiffe der Sonne.
Eben ist der Weg bereitet für Anna,
sie schreitet zum Höchsten.
Siehe, das Antlitz der Göttin ist der
Antlitze Schönstes!
Anna verfügt über Kraft, die Göttin
ist froh und zufrieden.
Anna hat einen starken Willen,
vernichtet den Bösen,
Ihren Freunden und Freundinnen sie
bereitet die Pfade,
Göttin Annas Pfade zu Gott, dem
Höchsten im Himmel.
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib den Weg frei,
ich kenne dich, Anna,
Kenne deinen Namen und auch den Namen
des Gottes,
Der dich behütet. O Herrin des
immerwährenden Betens,
Du mit deiner festen Burgmauer, oberste
Herrin,
Herrin des Eindringens, die du
vorhersiehst die kommenden Zeiten,
Die du die Armen rettest, ob nah sie
oder ob fern sind.
Ehrfurchtgebietender ist der Name des
Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit
Myrrheöl salbte,
Ich bin gekleidet in weißes Linnen der
heiligen Werke,
Und ich halte das Zepter in meinen
Händen der Herrschaft,
Das von Almuggimholz. So ziehe dahin,
du bist Gottes.
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg
frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der
dich behütet,
Herrin des Himmels und der Erde
Gebieterin, Anna,
Herrin der ganzen Welt, die du erhöhst,
wen du lieb hast.
Sohn des Atems, so ist der Name des
Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, und ich
räuchere Weihrauch,
Bin gekleidet in feinstes Linnen
heiliger Werke,
In der Rechten mein Zepter ist aus
Sandelholz, Anna,
So nun ziehe dahin, Geliebte, denn du
bist Gottes.
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg
frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der
dich behütet.
Herrin des Altares vom ewigen heiligen
Opfer,
Die du Brot und Wein herbeischaffst,
göttliche Anna!
Siehe, die Götter machen es sich
bequem bei dir, Anna,
Tag der großen Flucht, so ist der Name
des Wächters,
Lichtglanz, so ist der Name des
Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit
Narde gesalbt hat,
Ich bin gekleidet in zartes Linnen
heiliger Werke,
Und von Elfenbein ist mein Zepter.
Ziehe von hinnen!
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg
frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der
dich behütet.
Machtvoll bist du durchs scharfe
Schwert des göttlichen Wortes,
Herrin des Südens und Herrin des
Nordens, von Westen und Osten,
Die du den Bösen und alle gottlosen
Feinde vernichtest
Und die Wünsche der Reinen erfüllst,
der Leiber Verlangen!
Wildstier, so ist der Name des Wächters
der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, ich trank
Rotwein aus Tarsis,
Bin gekleidet in weiße Seide liebender
Taten,
Und mein Zepter ist von Ebenholz. Ziehe
von hinnen!
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg
frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der
dich behütet.
Schutzfrau, Herrin des Lobpreises,
Freudige, dir will ich schenken,
Herrin mit langen Haaren, zu der kein
Kahlkopf hat Zutritt,
Die du den Übeltäter zurücktreibst,
den Mörder der Kinder!
Ich bin gesalbt mit Myrin, gekleidet in
Pantherfell, Anna,
Und mein Zepter in meiner Hand ist vom
Holze der Eiche,
Von dem Stamme der Donner-Eiche. Ziehe
von hinnen!
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg
frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der
dich behütet.
Herrin der Gnade, voller Ruhm, deren
Höhe und Tiefe,
Länge und Breite ist unbekannt und die
nicht Geschöpf ist,
Deren Schlangen sind zahllos, die wurde
geboren im Anfang!
Bruder, so ist der Name des Wächters
der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
wiedergeboren,
Mich hat der Herr getauft, der mich mit
Olivenöl salbte,
Ich bin gekleidet ins feinste Gaze. Das
Zepter in meiner
Rechten ist vom Dorne der Rose. So
ziehe von hinnen!
Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn
sie zum müden
Herzen gelangt ist: Ich kenne dich und
den Namen des Gottes,
Der dich beschützt, o brennendes
Feuer, den Busch nicht verbrennend,
Brennend mit raschen Gluten, Pein der
Liebe dein Name!
Der seinen Körper bewahrt, so ist der
Name des Wächters.
Ich bin gereinigt im Wasserbad, ich bin
wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit
Aloe salbte,
Ich bin gekleidet in Duftgewänder,
mein Zepter in meiner
Rechten ist aus Zypressenholz. So ziehe
von hinnen!
Siehe, mit Brot und Salz will ich
grüßen die göttliche Anna.
Anna, die Göttin, ist gesalbt mit
fließender Myrrhe,
Ist beräuchert mit Weihrauch. Ich bin
gereinigt und ich bin
Rein durch die Verklärungen ewig
göttlichen Wortes.
Rein bin ich wie das Gefieder des
schneeweißen Schwanes,
Keusch bin ich wie der Fisch, keusch
wie die Jungfrau im Tempel!
Rein sind die Verklärungen alle der
göttlichen Anna,
Ehrwürdig schön ist die Göttin Anna!
Gott hat die Gnade
Ihr erwiesen, ihr sind die Götter
günstig gesonnen,
Alle Göttinnen sind ihr wohlgesonnen
in Freundschaft.
Anna, deine Schönheit gleicht dem
rauschenden Meere,
Anna, deine Schönheit gleicht dem
schäumenden Meere,
Du bist wie die Brandung, die den
Felsen umgischtet!
Deine Schönheit ist wie ein Festsaal
der heiligen Hochzeit,
Wie ein Festsaal, in dem der Herr
verherrlicht wird, Anna,
Deine Schönheit ist wie die Säule im
Heiligtum Gottes,
Anna, die Göttin, hat eine aufrechte
Säule errichtet
Und eine Vase aufgestellt für die
Liebe des Gottes!
Wisse, Anna, du wirst beweint! Verklärt
bist du, Anna!
Du bist erhoben von magischer Macht.
Erhebe dich, Anna,
Richte dich auf und erhebe dich gegen
den gottlosen Bösen!
Siehe, dein Feind ist gestürzt, siehe,
Gottes Feind ist gestürzt und
Triumphiert hat die Frau und über den
Bösen gesiegt hat
Anna! Ich bin deinen Worten gehorsam
und folg deiner Weisung.
Du bist gerechtfertigt vorm Gericht
durch die göttliche Gnade!
Wisse, du wirst betrauert, wir weinen
über dich, Anna!
Göttin Anna, gesalbt ist deine
strahlende Stirne,
Die du trägst die Haare lang, dein
Antlitz ist mondgleich,
Deine Brüste sind aus Lapislazuli
beide,
Und dein Haar ist schwarz wie die
Nacht, die Haare umrahmen
Schön dein Antlitz wie Lapislazuli
droben den Mond kränzt,
O dein Antlitz ist Gold, die
Augenbrauen, die feinen,
Sind wie befreundete Schwestern. Zorn
schnaubt die liebliche Nase
Und deine Augen schaun Gottes Berg, und
lang sind die Wimpern
Und die Augenlider wie Lapislazuli,
deine
Augenlider voll Schminke. Deine Lippen,
sie küssen
Gottes Wahrheit und reden Wahrheit vor
Gott in den Himmeln.
Deine Zähne sind Schlangenzähne,
geschickt ist die Zunge,
Deine Zunge flötet so wie die
Nachtigall flötet,
Deine Brüste hüpfen, o deine Brüste,
sie hüpfen,
Wenn du die Wiesen durcheilst, dann
hüpfen die mächtigen Brüste!
Siehe, dein Hals ist golden, mit
Elektron umhangen,
Deine Kehle ist nicht zusammengeschnürt
wie bei andern,
Deine Wirbelsäule ist eine Schlange,
dein Rückgrat
Ist aus Gold, deine Lungenflügel sind
voll von dem Atem
Gottes, deine Augen sind wie himmlische
Sterne,
Und dein Po aus Karneol ein Doppel-Ei,
Anna!
Lieblich duftet dein Rachen, dein
runder Körper ist golden,
Deine Brüste zwei Eier aus Karneol,
deine Brüste
Sind geschmückt mit Lapislazuli. Schön
deine Schultern
Leuchten als Fayence. Und deine Arme so
herzlich
Breiten sich aus. Dein Herz ist immer
freundlich und zärtlich,
Deine beiden Brüste, o deine mächtigen
Brüste
Sind das schöne Meisterwerk eines
allmächtigen Schöpfers!
Deine Muskeln öffnen und schließen
sich, göttliche Anna,
Und dein Leib ist der Himmel! Wenn du
zur Ruhe gehst, Anna,
Ist dein Nabel das Jenseits, dein Schoß
mein Himmel der Himmel!
VIERTER GESANG
Göttin der hohen furchterregenden
göttlichen Kräfte,
Göttin, in Terror gekleidet, reitend
auf göttlichen Kräften,
Göttin Inanna, durch die Kraft der
göttlichen Waffe
Bist du in Blut getränkt und hetzend
in schrecklichen Schlachten,
Mit dem Schild auf dem Boden ruhend, in
Hochwasser, Sturmflut,
Große Herrin Inanna, bekleidet mit
Leinen, wohl wissend,
Wie Konflikte zu planen sind, mächtige
Länder mit Pfeilen
Und mit Kraft zerstörst du und
überwältigst die Länder.
Du in Himmel und Erde brüllst wie die
brüllende Löwin
Und verwüstest die Menschen. Wie ein
Wildstier du feierst
Riesentriumphe über Länderein, die
dir feindlich.
Wie eine furchterregende Löwin
bedrohst du die Sklaven,
Unbotmäßige, Ungehorsame, bitterer
Galle.
Meine Herrin von der Statur des
herrschenden Himmels,
Jungfrau Inanna, immer so groß wie die
Erde, die Mutter,
Und wie Utu bei deinem Kommen den König
verehrte,
Dehntest du deine Arme aus, mit den
Füßen im Himmel,
Trägst die furchterregenden Schrecken
und trägst auf der Trage
Herrlich das Licht des Tages und die
Brillanz unsrer Erde,
Mit dem anderen Fuß auf den Bergen und
strahlende Strahlen
Schön erzeugend, die du die Pflanzen
der Berge hervorbringst,
Die geboren auf heiligem Berg, am
heiligen Orte,
Du bist stark mit der Keule wie eine
fröhliche Herrin,
Eine begeisterte Herrin, frohlockend in
Kämpfen mit Waffen,
Menschen mit schwarzen Haaren singen
dir Hymnen und alle
Länder besingen dich in süßen
heiligen Hymnen.
Ich will die Herrin des Kampfes, die Tochter Suens besingen,
Ich will loben und preisen die
Göttergeburt der Inanna.
Inanna hat angekündigt: Als ich, die
Göttin, herum ging
In den Himmeln und auf der Mutter Erde
herum lief,
Als ich, Inanna, ging herum im Himmel
der Himmel
Und auf der Mutter Erde herum lief, als
ich zu Fuß ging
In den Ländern Elam und Subir, als ich
zu Fuß ging
In die Berge Lulubi, als ich mich
wandte in Richtung
Der Gebirge, so wie ich, die Göttin,
mich nahte dem Berge,
Zeigte er mir keinen Respekt, so wie
ich, Inanna,
Mich dem Berge näherte, zeigt er mir
keinerlei Ehrfurcht,
So wie ich, Inanna, mich näherte,
zeigte der Berg mir
Keinerlei Ehrfurcht, als ich zu der
Bergkette Ebih
Kam, da zeigte die Bergkette Ebih mir
keinerlei Ehrfurcht.
Jene Berge Ebih zeigten mir keinerlei
Ehrfurcht,
Da sie nicht vor mir die Nase neigten
zum Boden,
Da sie nicht vor mir ihre Lippen rieben
im Staube,
Will ich persönlich die steigenden
Berge erfüllen mit Schrecken!
Gegen seine herrlichen Seiten werde ich
starke
Sturmböcke aufstellen, gegen seine
geringeren Seiten
Werde ich kleine Sturmböcke
aufstellen. Ich will ihn stürmen
Und beginnen das Spiel der heiligen
Göttin Inanna.
Im Gebirge will ich Schlachten beginnen
und Kriege.
Ich will Pfeile im Köcher vorbereiten, ich werde
Schleudersteine mit dem Seile
schleudern, ich werde
Mit dem Polieren meiner Lanze beginnen,
ich werde
Wurfholz und Schild vorbereiten zu dem
heiligen Kriege.
Und ich will Feuer auf seinen dichten
Wald werfen, ich will
Eine Streitaxt auf seine Bosheit
schlagen. Und Gibil
Mach ich, der reinigt die Luft, der
gebar seine heiligen Zähne
An dem Wasserfall. Und ich werde den
Terror verteilen
Durch die unzugänglichen Bergbereiche
und werde
Arrata einnehmen durch das Kriegsheer
der Göttin Inanna.
Wie die Stadt, die Gott verflucht hat,
kann er nie wiederholen
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei
der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den
Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich
nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit
heiligen Hymnen.
Und Inanna legte der Königinnen Gewand an
Und umgürtete sich mit Freude, sie
schmückte die Stirne
Mit gewaltigem Terror und
furchterregenden Strahlen.
Und sie arrangierte Rosenkränze um
ihren
Nacken, Rosenkränze von Karneol. Und
sie schwang die
Siebenköpfige Waffe kräftig zur
göttlichen Ehre,
Legte an ihre Füße
Lapislazuli-Riemen.
In der Dämmerung kam sie königlich,
folgte dem Wege
Zu der Pforte der Wunder. Sie brachte
Anu ein Opfer
Und adressierte ein Gebet an den
himmlischen Vater.
Vater Anu, in der Freude an Tochter
Inanna,
Vater Anu trat vor und nahm seinen
Platz ein. Er füllte
Mit sich selber den Ehrenplatz des
Himmels der Himmel.
Und Inanna hat angekündigt: Anu, mein
Vater,
Sei gegrüßt, und leihe dein Ohr
meinen betenden Worten.
Du hast mich erschreckend zu einer der
Gottheiten droben
In den Himmeln gemacht. Aufgrund deiner
Macht hat mein Reden
Keine Rivalen im heiteren Himmel, auf
schwärzlicher Erde.
Du hast mir die Waffe und die Embleme
gegeben.
Du hast den Sockel in Position gesetzt
und du machtest
Fest den Thron und sein Fundament, die
Stärke der Waffe,
Die sich beugt wie ein Baum. Die
Überfälle der Mörder
Hast du verbreitet und militärische
Kriegerkampagnen
Hast du verfolgt, um vor diesen
schrecklichen Königen in der
Schlacht des Himmels wie Mondlicht zu
erscheinen, die Pfeile
Von dem Bogen zu schießen und zu
fallen auf Felder,
Obstgärten, Wälder, wie der Zahn der
Heuschrecke furchtbar,
Um das rebellierende Land zu erobern,
die Riegel
Du entfernst von den Stadttoren, dass
die Türen sich öffnen.
König Anu, du hast wahrlich mir alles
gegeben.
Du gabst mir den Ehrenplatz zu der
Rechten des Königs,
Um die Rebellen zu vernichten, so kann
er mit meiner
Hilfe Köpfe zerschmettern wie ein
Falke des Berges,
König Anu, und ich kann dich loben und
preisen, o Vater,
Und dein Name ist im Lande ein
blutroter Faden.
Darf er das Land zerstören, wie im
Felsspalt die Schlange?
Er ließ sie stürzen wie eine Schlange
herab vom Gebirge!
Möge er die Kontrolle über den Berg
haben, möge
Er seine Höhe prüfen und wissen, möge
er gehen
Auf dem heiligen Kampffeld umher, der
kennt seine Tiefen.
Aber die himmlischen Götter, die
Anuna-Gottheiten, helfen!
Wie kann es sein, dass der Berg mich
nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Dass der Berg mich nicht fürchtet,
Inanna, im Himmel, auf Erden,
Dass die Bergkette mich nicht fürchtet,
im Himmel, auf Erden,
Mich der Ebih nicht fürchtet? Denn er
zeigt keine Ehrfurcht,
Denn er neigte nicht seine Nase herab
auf den Boden,
Denn er rieb nicht seine Lippen im
Staube der Erde.
Möge ich füllen meine Hand mit dem
steigenden Berge
Und das Gebirge übergeben dem
Schrecken der Göttin.
Gegen seine herrlichen Seiten
aufstellen lass mich
Rammböcke, gegen die kleineren Seiten
aufstellen lass mich
Kleine Rammböcke. Lass mich stürmen,
lass mich beginnen,
Lass mich beginnen das Kriegsspiel der
heiligen Göttin Inanna,
Im Gebirge lass mich den Kampf beginnen
und lass mich
Vorbereiten Konflikte mit dem gottlosen
Gegner.
Lass mich vorbereiten Pfeile im
silbernen Köcher,
Lass mich Schleudersteine mit dem Seil
schleudern, lass mich
Meine Lanze polieren, Wurfholz und
Schild vorbereiten.
Lass mich in Brand setzen seine dichten
Wälder und lass mich
Eine Streitaxt auf seine Bosheit
schlagen und lass mich
Gibil, der reinigt die Lüfte,
einsetzen, der seine Zähne
An dem Wasserfall gebar, und lass
diesen Terror
Mich durch die unzugänglichen
Bergbereiche verteilen.
Wie eine Stadt, die Gott verflucht hat,
kann er nie wieder
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei
der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den
Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich
nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit
heiligen Hymnen.
Anu, der König der Götter, gab
Antwort der Tochter Inanna:
Meine Kleine verlangt die Zerstörung
dieses Gebirges!
Was Inanna verlangt, ist die Zerstörung
des Berges,
Was sie fordert, ist die Zerstörung
dieses Gebirges,
Das ists, was übernehmen will die
Göttin Inanna.
Furchterregender Schrecken war in der
Wohnung der Götter.
Es war Angst in der Wohnung der
Anuna-Gottheiten droben.
Ebih hat seinen Schrecken und seine
Grausamkeit über
Dieses Land ergossen, er hat die
Strahlen des Berges
Und die Angst über alle nahe Länder
gegossen,
Seine Arroganz erstreckt sich zur Mitte
des Himmels.
Furcht hängt in den herrlichen Gärten des Ebih-Gebirges,
Üppigkeit breitet sich aus, seine
prächtige Bäume sind selber
Eine Quelle der Wunder, wachsend zum
Ursprung des Himmels,
Und in Ebih die Löwen sind zahlreich
unter den Bäumen
Und die Löwenkinder unter den Blättern
der Bäume.
Er lässt wilde Widder und freie
Hirsche in Menge
Da vorhanden sein, und es stehen
Wildstiere weidend
In dem blühenden Gras und Reh-Paare
unter Zypressen.
Man kann den Gegner nicht überwinden
durch Angst und durch Terror,
Denn beängstigend ist die Bergkette,
ausstrahlend Schrecken.
Jungfrau Inanna, widersetze dich nicht,
sprach der Vater.
Doch die Herrin in ihrer Wut, ihrem
göttlichen Zorne
Tat das Arsenal auf und die
Lapislazuli-Tore,
Und sie brachte herrlichen Kampf herbei
und sie rief den
Großen Sturm hervor. Die heilige
Göttin Inanna
Griff nach dem Köcher. Sie hob ein
aufragendes Hochwasser mit dem
Bösen Schlick, sie rührte den
tobenden Wind auf mit Scherben.
Meine Dame konfrontierte die Bergkette drohend.
Sie ging Schritt für Schritt. Sie
schärfte die Schneide des Dolches.
Und sie packte Ebihs Hals, als ob sie
zerreiße
Gras, sie drückte den Dolch in sein
Herz, sie brüllte wie Donner.
Felsen bilden den Körper von unten. Es
klapperten Ebih
Seine Flanken. Von den herrlichen
Seiten und Spalten
Spuckten Schlangen Gift. Inanna
verdammte die Wälder
Und verfluchte die Bäume und mordet
durch Dürre die Eichen,
Sie goss Feuer auf seine Flanken und
machte den Rauch dicht.
Und die Göttin etablierte die
Autoritäten
Über den Berg. Die heilige Göttin
tat, was sie wollte.
Sie ging an des Ebih Bergkette und sprach zum Berge:
Bergbereich, wegen deiner Höhe und
Größe des Körpers,
Wegen deiner Attraktivität, deiner
Schönheit,
Wegen deinem heiligen Kleid und dem
Reich in dem Himmel,
Und weil du deine Nase nicht geneigt
auf den Boden,
Weil du nicht gerieben die Lippen im
Staube der Erde,
Darum hab ich dich getötet und machte
dich niedrig.
Wie bei einem Elefanten die Stoßzähne,
hab ich
Deine Zähne beschlagnahmt, wie bei
einem Wildstier die Hörner,
Habe ich deine Hörner auf den Boden
geworfen.
Wie bei einem Stier hab ich deine
mächtige Stärke
Auf den Boden gezwungen und brutal dich
verfolgt und
Ich hab Klagen in dein Herz gelegt und
die Vögel
Bauen Nester auf deinen Flanken, die
Vögel der Trauer!
Und ein zweites Mal, mit Jubel im
schrecklichen Terror,
Sprach die Göttin rechtschaffen: Anu,
mein himmlischer Vater,
Großen Schrecken goss er über die
Mitte der Berge.
Mir zur Rechten platzierte er eine
Waffe, zur Linken
Eine andere Waffe. Meine Wut, einer
Egge
Scharfe Zähne, hat den Berg
auseinander gerissen.
Ich hab einen Palast gebaut und mehr
noch geschaffen.
Ich hab einen Thron in Kraft gesetzt
und ich machte
Seinen Grund fest. Ich hab den
Darstellern heiliger Kulte
Dolche gegeben, ich habe den
Darstellern heiliger Kulte
Keulen gegeben und ihre Kopfbedeckung
geändert.
Sieg! Mein Sieg eilte auf den Berg. Im
Siegestriumphe
Gegen Ebih stürzte ich seine Bergkette
schließlich.
Ich ging nach vorn wie einer brandenden
Meeresflut Wogen
Und mit steigendem Wasser hab ich den
Damm überspült und
So verhängte ich meinen Sieg übers
Ebih-Gebirge.
Ich hab meinen Sieg auferlegt dem
Ebih-Gebirge.
Für die Zerstörung des Ebih sei
Inanna gepriesen,
Lobgesang werde der großen Göttin,
der Jungfrau Inanna!
FÜNFTER GESANG
FÜNFTER GESANG
Herrin aller göttlichen Kräfte, strahlende Herrin,
Helle, rechtschaffene Frau, in
strahlenden Lichtglanz gekleidet,
Die du geliebt bist von Anu und Uras!
Herrin des Himmels,
Du mit dem großen Diadem, dem
Kopfschmuck der Fürstin,
Die du das Amt der Priesterin liebst,
die dient in dem Tempel,
Die du alle sieben göttlichen Kräfte
ergriffen!
Meine Dame, du bist die Hüterin
göttlicher Kräfte!
Du hast göttliche Kräfte, es soll
deine Hand sie verteilen.
Du hast göttliche Kräfte, mögest du
göttliche Kräfte
Sammeln an deinen Brüsten, an deinem
heiligen Herzen!
Wie ein Drache sprühst du Gift auf die
Länder der Fremden.
Wenn du wie Iskur über die Erde
braust, Jungfrau Inanna,
Kann keine Vegetation vor dir bestehen.
Wie Fluten
Bist du, wie Fluten, strömend herab in
die Länder der Fremden,
Kraftvolle Eine von Himmel und Erde, o
Göttin Inanna!
Regnend loderndes Feuer nach unten auf
gottlose Länder
Und mit göttlichen Kräften
ausgestattet, o Dame,
Die du auf einem Löwen reitest, dein
Wort wird gesprochen
Nach dem Befehl von Anu, dem Wort des
himmlischen Vaters.
Dir gehören die heiligen Riten, wer
kann sie ergründen?
O Zerstörerin du der Fremden, verleihe
uns Stärke
Mit dem Sturm, Geliebte des Enlil,
Herrscherin mit dem
Superterror! Du stehst im Dienst von
Anus Kommando.
Deinem Schlachtruf folgend, meine
streitende Dame,
Achte ich gering die Grenzen der Länder
der Fremden.
Wenn die Menschen kommen zu dir in
heiliger Ehrfurcht,
Vor den erschreckenden Strahlen und dem
Sturm deiner Hoheit,
Fasst du nach der schrecklichsten aller
göttlichen Kräfte.
Wegen dir wird die Schwelle der
bitteren Tränen geöffnet,
Und die Leute gehen mit Wehklagen heim
in die Häuser.
In der Schlachten wird alles
aufschreien, Frau, wenn du zuschlägst.
Meine Dame, mit deiner Kraft, mit den
Zähnen zerschlage
Alle Feuersteine. Du strebst vorwärts
wie Stürme,
Brüllst mit dem brüllenden Sturm und
donnerst mit donnerndem Wetter.
Du verbreitest Erschöpfung mit den
Sturmwinden, Herrin,
Während unermüdlich sind deine
eigenen Füße.
Mit den Klagen der Trommel wird die
Klage geschlagen.
Meine Dame, es tragen die großen
Anuna-Götter
Dich wie Fledermäuse zu den Ruinen der
Hügel.
Sie ertragen nicht deine schrecklich
blickenden Augen
Und sie wagen es nicht, deinem
Zorngesicht zu begegnen.
Wer kann kühlen dein rasendes Herz?
Dein zorniger Ingrimm
Ist zu groß, um sich abzukühlen,
zornige Herrin,
Und wie kann deine Stimmung beruhigt
werden, o Göttin?
Herrin, kann ich dein Herz erfreuen?
Älteste Tochter
Suens, möge dein Zorn sich niemals
abkühlen, Herrin!
Du bist die Höchste in den fernen
Ländern der Fremden,
Die sich alle Gaben aus deinem
Bundes-Land nehmen.
Du hast deine Provinz über allen
Hügeln erweitert.
Wenn man sich aber all der Berge
Stirnrunzeln anschaut,
Sieht man, die Vegetation ist ruiniert
in der Gegend.
Deine großen Pforten der Paläste
verbrennen.
Blut wird in die Flüsse gegossen, das
trinken die Leute.
Du musst deine Truppen gefangen nehmen,
bevor du
Sie zusammen führst. Du musst die
Elitesoldaten
Deiner Regimenter verstreuen, alle
zusammen.
Du musst deine jungen wehrfähigen
Männer zusammen
Stehen lassen. Stürme haben in Tänzen
erobert
Deiner Städte. Du nimmst die jungen
Männer gefangen.
Dein Befehl komme über die Stadt, sie
sich nicht dir geweiht hat.
Alle Fremden sind dein, die alle sich
nicht dir vertrauten.
Alles liegt am Vater! Dein Fuß
zertritt deine Feinde.
Fürsorge in Verantwortung ist vom
Schafstall entfernt, die
Frau spricht nicht mehr mit ihrem Manne
liebevoll, mitten
In der Nacht, sie berät sich nicht
mehr mit ihrem Gemahl und
Offenbart ihm nicht mehr ihre reinen
Gedanken des Herzens.
O du wilde Kuh, du tolle Tochter von
Suen,
Dame, du kannst alles aus deinem
Bundes-Land nehmen,
Große Königin aller Königinnen, der
Schoß der
Mutter für die gerechten göttlichen
Kräfte, o Mutter,
Weise und gesalbt, o Herrin der Länder
der Fremden,
Lebenskraft der Menschen, ich werde dir
singen die Hymne!
Deine Äußerungen sind herrlich,
Göttin der Kräfte,
Großherzig bist du, gute Frau mit dem
strahlenden Herzen,
Ich werde aufzählen alle deine
göttlichen Kräfte.
Ich, die Priesterin Anus, tat meinen
Priesterberuf in
Deinem Dienst. Ich trug den Ritualkorb
und stimmte
An das Lied der Freude. Die
Grabbeigaben und gleichfalls
Auch das Ritualmahl hab ich gebracht in
den Tempel,
So als hätte ich nie gelebt. Ich
näherte mich dem
Licht, das Licht war glühend heiß.
Ich näherte mich dem
Schatten, aber ich wurde von einem
Sturme vertrieben.
Und mein honigsüßer Mund wurde
bitterer Abschaum.
Meine Fähigkeit, Stimmungen zu
beruhigen, schwand mir.
Tochter Suens, meine Anu, mein Gott und
mein Schicksal!
Kann es Anu ungeschehen machen, das
Unheil?
Wenn du Anu davon erzählst, wird er
mich befreien!
Ja, die Frau wird das Schicksal von
Lugal-Ane erfahren,
Fremde Länder und Hochwasser liegen
ihr sklavisch zu Füßen.
Auch die Frau ist erhaben und lässt
die Städte erzittern.
Ein Schritt nach vorn, so dass sie ihr
heiliges Herz für mich kühle.
Ich, die Priesterin, werde ein Gebet
zur Königin sprechen,
Und vor dir, Inanna, lass ich strömen
die Tränen,
Tränen wie süßen Wein. Ich werde
täglich dich grüßen.
Sei nicht besorgt über Ashimbabbar,
denn in der Verbindung
Mit den Reinigungsriten des heiligen
Anu ward alles
Anders. Eanna ist abgefallen. Er stand
nicht in Ehrfurcht
Vor der großen Gottheit. Er hat diesen
Tempel verwandelt
Und zerstört. Während er vor mir
einher ging, als ob er
Mir ein Partner wäre, näherte er sich
voll Missgunst.
Meine gute göttliche Kuh, o fange die
Menschen!
An der Stelle des göttlichen
Zuspruchs, wo ist mein Ruhm jetzt?
Ausgeliefert wird das Land, ein böser
Rebell ists
Gegen meinen Nanna. Möge Anu
zerschlagen
Diese Stadt! Möge Enlil verfluchen den
gottlosen Bösen!
Mögen seine weinenden Kinder nicht von
der Mutter
Zärtlich getröstet werden! Herrin,
beginn mit der Klage,
Möge deine Klage im Feindesgebiete
ertönen!
Muss ich denn sterben wegen meinen
heiligen Liedern?
Nanna hat nicht geachtet auf mich. Er
hat mich völlig vernichtet
Im abtrünnigen Land. Und Ashimbabbar
hat sicher
Nicht ein Urteil über mich gesprochen.
Was ist es
Denn für mich, wenn er ausgesprochen
das Urteil? Was ist es
Denn für mich, wenn er nicht
ausgesprochen das Urteil? Er stand da
Im Triumph und vertrieb mich aus dem
heiligen Tempel.
Er hat mich fliegen lassen wie eine
Schwalbe vom Fenster.
Ich hab meines Lebens Kraft erschöpft!
Und er hat mich
Durch die Dornbüsche auf die Berge
gehn lassen, und er
Zerrte mir an der Krone und zerrte an
der Priesterin Mantel.
Er gab mir ein Messer und einen Dolch
und er sagte:
Das sind geeignete Zierden für dich, o
Priesterin Gottes!
Du am meisten geliebte Edeldame,
Geliebte
Gottes, dein heiliges Herz ist groß,
es werde getröstet
Vom Gebet. Geliebte Ehepartnerin Anas,
Du bist die große Dame des Horizonts
und des Zenites
An dem Himmel. Die Götter liegen vor
dir hingeworfen.
Von Geburt an warst du die
Junior-Königin! O wie
Bist du nun die Höchste über alle die
Götter!
Siehe, die Götter küssen vor dir mit
den Lippen die Erde!
Aber meine eigene Seele ist noch nicht
vollendet,
Wenn auch ein feindliches Urteil mich
umgeben, als ob es
Wäre mein eigenes Urteil. Ich habe
noch nicht erreicht mit
Meinen Händen mein erblühtes Bett,
meinen Himmel.
Ich tat nicht die Verlautbarung Ningals
jemandem kund. O
Meine liebe Frau, geliebt vom Vater im
Himmel,
Möge dein Herz von mir beruhigt werden
mit Lobpreis,
Mit Gebeten der brillanten Priesterin
Gottes!
Ja, es muss bekannt sein, es muss
bekannt sein, denn Nanna
Ist noch nicht genug verkündet. Zu mir
sagte Nanna:
Ich bin dein, ich bin dein! O schenk
mir dein Herz, meine Tochter!
Man muss wissen, dass du hoch wie der
Himmel bist, Herrin!
Man muss wissen, dass du breit wie die
Erde bist, Mutter!
Es muss bekannt sein, dass du zerstörst
die rebellischen Länder!
Man muss wissen, dass du brüllst in
die Länder der Fremden!
Sei es bekannt, dass du Schädel
zerquetscht und Schlangen vernichtest!
Man muss wissen, dass du Leichen
verschlingst wie Schakale!
Man muss wissen, dass dein Auge
schrecklich ist, Göttin!
Sei es bekannt, dass du erhebst deine
schrecklichen Blicke!
Man muss wissen, Geliebte, du hast
blitzende Augen!
Man muss wissen, dass du
unerschütterlich bist und
Unnachgiebig und dass du letztendlich
wirst triumphieren!
Nanna ist noch nicht verkündet. Er
sagte: Ich bin der Deine!
Du hast mehr getan, meine Dame, du bist
die Größte!
Meine liebe Frau, geliebt vom
himmlischen Vater,
Göttin, ich werde all deinen Ingrimm
aussprechen, siehe,
Ich hab die Kohlen im Weihrauchfass
gehäuft und die Gluten,
Und ich bereite die Reinigungsriten. Es
wartet der Goldschrein.
Könnte dein Herz mich nicht
besänftigen, göttliche Mutter?
Allzu voll ist mein Herz, o tolle
heilige Dame,
Und da hab ich eben dies Lied für
Inanna gesungen.
Möge ein Dichter es wiederholen zum
Mittag, o Göttin,
Was ich dir in der Nacht gesungen, o
heilige Jungfrau!
Weil gefangen dein Ehepartner und weil
auch dein Söhnchen
Ist gefangen, ist groß deine Wut im
heiligen Herzen.
Kraftvolle Dame, in der Versammlung der
Herrscher geachtet,
Du hast ihr Opfer akzeptiert. Inannas
gesalbtes
Unbeflecktes Herz ward gestillt. Das
Licht war dir lieblich,
Freude erstreckte sich über dich,
voller göttlicher Schönheit
War die Jungfrau. Wie das Licht
aufgehenden Mondes
Strahlte sie Freude aus. Und Nanna kam,
blickte sie an und
Ihre Mutter Ningal segnete sie und der
Vater.
Jede Botschaft der himmlischen Frau ist
erhaben und heilig.
Lob des Feindes Zerstörerin in den
Ländern der Fremden!
Meine Dame, du bist begabt mit
göttlichen Kräften
Und in goldene Schönheit getaucht, o
göttliche Jungfrau!
SECHSTER GESANG
SECHSTER GESANG
Großherzig ist die Dame, die ungestüme Geliebte,
Stolz ist die Herrin unter den
himmlischen Anuna-Göttern,
Sie ist herausragend unter den Ländern,
die Tochter von Suen,
Sie ist erhaben unter den
großherzoglichen Göttern,
Sie ist die prächtige Dame, die
sammelt die göttlichen Kräfte
In dem Himmel und auf Erden, Rivalin
des Vaters,
Mächtigste unter den Göttern, ihr
Urteil ist endgültig, ewig.
Alle Götter kriechen vor ihr, wenn sie
göttlich ihr Wort spricht,
Anu wagt es nicht, anzugehn gegen ihre
Befehle,
Sie verändert ihr eigenes Handeln, und
niemand kann wissen,
Wie sie auftreten wird. Sie
vervollkommnet göttliche Kräfte,
Hält den Hirtenstab.Sie ist prächtig,
herausragend, herrlich,
Sie ist die riesige Herrschaft über
die Götter des Landes.
Ihre hohe Schrecklichkeit deckt die
großen Gebirge
Und die Ebnen der Straßen. Bei ihrem
schallenden Schreien
Kriegen die Götter des Landes Angst.
Ihr Brüllen lässt Götter
Zittern wie ein einsames Schilfrohr.
Beim Grollen der Göttin
Gleich verstecken die Götter sich
alle. Ohne Inanna
Fällt der Vater keine Entscheidung und
Enlil kein Schicksal.
Wer erhebt sich gegen die Geliebte, die
ihren Kopf hebt,
Die erhaben ist über den Bergen? Wo
immer sie wütet,
Sind die Städte Ruinen geworden und
Spuk-Orte schaurig
Und sind die Schreine auf dem
Abfallhaufen gelandet.
Wenn ihr Zorn die Menschen erzittern
lässt, Feuer und Nöte
Ihnen verursacht, sind die Menschen vom
Dämon besessen.
Sie rührt Verwirrung und
erschreckendes Hochwasser an und
Ist in erschreckenden Glanz gekleidet.
Ihr furchtbares Spiel ist,
Mit Geschwindigkeit Konflikte und Krieg
zu erregen,
Unermüdlich schreitend in ihren
goldnen Sandalen.
Sie ist bekleidet mit einem wütenden
Wirbelwind, Stürme
Trägt sie als Kleid des Himmels von
erschreckenden Gnaden.
Wenn sie einen berührt, ist gleich da
die tiefste Verzweiflung,
Wenn sie den Weg zurückgelegt hat mit
dem glühenden Südwind.
Sie sitzt auf angespannten Löwen und
schneidet in Stücke
Jene Gottlosen, die ihr keinerlei
Ehrfurcht erweisen.
Unsre Herrin ist wie ein Leopard von
den Hügeln,
An dem Eingang der Straßen ist rasend
und schnaubend die Herrin,
Wie ein Stier im Vertrauen auf seine
Kraft, seine Stärke,
Niemand wagt es, sich gegen sie zu
wenden. Die Herrin
Aller großherzoglichen Götter, ein
Fallstrick den Sündern,
Eine Falle für den Bösen, ein Strick
für die Feinde,
Sie versprüht ihr Schlangengift
überall, wo sie wandelt.
Unserer Herrin Zorn ist wie verheerende
Fluten,
Niemand kann widerstehen diesen
verheerenden Fluten.
Wie ein großer Wasserlauf erniedrigt
sie jenen,
Der sie verachtet. Die Herrin ist wie
ein Adler am Himmel,
Dem sich niemand entziehn kann. Inanna,
ein Falke der Jagd, sie
Jagt mit den Göttern. In Stücke reißt
Inanna die Rinder
Und die geräumigen Rinderställe. Die
Felder der Städte,
Die Inanna im Zorn sah, wurden
aufgewühlt und die
Furchen der Felder wurden zerrissen wie
schwächliche Gräser.
Anu geht ihr entgegen, er sitzt am
lodernden Feuer
In der Hochebne unserer göttlichen
Herrin Inanna.
Unsere Herrin beschleunigt die Kämpfe,
des Krieges Konflikte.
Siehe, die Göttin singt ein Lied. Der
Gesang folgt dem Plane,
Weinend um die Honigmilch und die
Speise des Todes.
Wer verspeist sie? Inannas Milch und
Speise des Todes
Wird nicht lange dauern. Galle wird
brennende Schmerzen
Denen bereiten, denen sie zu essen
gibt, in den
Mund gibt sie ihnen die Speise. In
ihrem fröhlichen Herzen
Singt sie das Lied vom Tod auf der
Ebne, das Lied ihres Herzens.
Sie wäscht ihre Waffen mit Blut, ihre
Streitäxte haben
Köpfe zerschlagen, Speere dringen
durch und die Keulen
Werden mit Blut befleckt. Den bösen
Mund halten Krieger.
Blut vergießt sie bei ihrem ersten
heiligen Opfer
Und der Tod erfüllt sie. Auf der
breiten und stillen
Ebne, bei der Verdunklung des hellen
Lichtes des Tages,
Wendet sie sich am Mittag in das
finstere Dunkel.
Menschen suchen im Zorn sie, suchen sie
dann nach dem Kriege.
Ihr Geschrei stört die Ebene, stört
die Weide, die Wiese.
Ihr Geheul ist wie Iskur und lässt das
Fleisch aller Länder
Zittern. Niemand kann ihrem Krieg
entgegen sich stellen,
Auch nicht ihre Rivalen. Niemand in
heftigen Kämpfen
Kann sie besiegen, die sie beschleunigt
die Schlacht, das Gemetzel.
Wasser rasend fegt über Mutter Erde
und lässt nichts
Hinter sich zurück. Die Herrin des
Pfluges den Boden
Öffnet, den harten. Die Stolzen heben
nicht länger die Hälse.
Ihr großmütiges Herz verkündet ihre
Gebote,
Die Geliebte, die allein ist die
herrschende Göttin.
In dem Werk allmächtig, nimmt sie den
Ehrenplatz ein und
Demütigt riesige Berge, als wären es
Berge von Abfall,
Sie zertrümmert sie, bringt Zerstörung
über das Bergland.
Steine schleudert Inanna, so erhält
sie den Siegspreis.
Steine schleudert sie so, als ob es
Tonscherben wären.
Unsere stolze Herrin hält den Dolch in
der Rechten,
Strahlt eine Ausstrahlung aus, die
bedeckt die irdische Landschaft.
Sie setzt Netze aus für die Fische der
Tiefe des Meeres,
Sie verlässt nicht die Fische der
unterirdischen Wasser.
Wie eine kluge Vogelfängerin fängt
sie die Vögel
Mit dem Netz, das sie aufhängt in den
Wipfeln der Bäume.
Sie ist der Ort der göttlichen Pläne
des Himmels, der Erde.
Ihres Wortes Absicht widersteht nicht
der Vater.
In dem verwirrenden Rat der großen
Götterversammlung
Ist ihr Vorsitz bekannt nur wenigen.
Unsere Herrin
Ist ein Panther unter den Göttern,
hochmütig, herrisch,
Ihr wurde Macht gegeben vom höchsten
Vater der Götter.
Nicht zum Kampf empfängt sie die
jungen niedlichen Mädchen
In der Kammer, sie empfängt sie mit
liebendem Herzen,
All der jugendlichen Mädchen leibliche
Reize.
Sie ist böse auf die Frau, die sie
ablehnt voll Hochmut.
In dem gesamten Lande lässt sie laufen
die Mädchen
In den Städten auf den Märkten herum.
Eine Hausfrau
Aber sieht ihre Kinder. Die Göttin
segnet die Hausfrau.
Diese Hausfrau zerbrach den Speer, als
wär sie ein Krieger.
Unsere Herrin gab der heroischen
Hausfrau die Waffe.
Zwar die Frau hatte eine büßende
Strafe erduldet,
Dann aber wurde sie nicht mehr gestraft
von der Herrin und Göttin.
Unsere Herrin öffnet die Tür zum
Schatzhaus der Weisheit,
Sie macht bekannt das Interieur der
Halle der Weisheit.
Die aber, die sie nicht ehren, die
entgehn nicht der Strafe.
Unsere Göttin fängt in ihren Netzen
die Menschen.
Aber der Mann, den sie bei seinem Namen
gerufen,
Aber der sie nicht ehrt, der wird
bestraft und gezüchtigt.
Aber die männlichen Freier und die
weiblichen Huren,
Wenn sie schon ihre Strafe erlitten,
stöhnen vor Wollust!
Die ekstatischen, transformierten
Weiber der Klagen
Lamentieren und singen Gesang. Sie
erschöpfen sich völlig
Mit dem Weinen und Trauern, sie
lamentieren und klagen,
Weinende schütten täglich ihr Herz
aus vorm Herzen der Göttin:
Ach, mein Herz, ach du kennst ja keine
Entspannung und Ruhe!
O geliebte Dame des heiligen Vaters im
Himmel,
Zu dir kommen die Klageweiber mit
Heulen und Jammern.
Du bist im Himmel. Makellos sind deine
milchweißen Brüste!
Du bist majestätisch, es haben Himmel
und Erde
Nichts Vergleichbares, o du Rivalin des
himmlischen Vaters
Anus und Enlils, du besetzt ihren
Ehrenplatz droben.
Du bist herausragend in den
Kultstätten. Mögest du sitzen
In dem prächtigen Sessel. Iskur,
brüllend vom Himmel,
Seine dicken Wolken bersten. Die
göttliche Macht des
Himmels und der Erde triumphiert, o
Inanna,
Dein Triumph ist erschreckend, die
Götter beugen sich sklavisch.
Göttin, du reitest auf sieben Tieren,
kommend vom Himmel.
Siehe, ein Großfürst fürchtete
deinen zaubrischen Gürtel
Und er ward von deiner himmlischen
Wohnung erschreckt und
Ließ dich einen Thronstuhl einnehmen
droben bei Anu,
Und du fürchtetest dich nicht, zu
sagen dem Großfürst:
Ich will die heiligen Riten beschützen,
die göttlichen Riten!
Und die Götter küssten die Erde und
warfen sich nieder.
Und das Hochgebirgsland, das
Lapislauli-Land und
Karneol-Land verbeugte sich tief vor
der herrschen Göttin,
Aber der Ebih beugte sich nicht vor
dir, du Erhabne,
Und der Ebih grüßte dich nicht, o
heilige Jungfrau!
Auf, zerbrich ihn in deinem Zorn,
zerschlag ihn mit Sturmwind!
Du bist herausragend durch die Kraft
von Anu und Enlil,
Ohne dich wird kein Schicksal bestimmt,
kein Ratschlag gegeben.
Laufen, entkommen, beruhigen und
besänftigen, Göttin,
Das ist dein, und hetzen, erheben,
fallen, verstärken,
Das ist dein, o Göttin, Erschließung
von Straßen und Wegen,
Orte der Ruhe für die Reisenden,
Helfer der Schwachen,
Das ist dein, o Göttin, die Wege in
Ordnung zu halten,
Und die Erde zu erschüttern, zu
festigen, alles
Das ist dein, o Göttin, zerstören,
aufbauen, reißen,
Regeln, das ist dein, o Göttin, den
Mann zum Weibe zu bringen
Und das Weib zum Manne zu bringen in
Treue und Freundschaft,
Das ist dein, o Göttin, Erwünschtheit,
Erregung, ist alles
Dein, o Göttin, Profite, Rechnungen,
Renten, Gewinne,
Alles ist dein, o Göttin, finanzielle
Verluste,
Reichtum und Armut, Schulden und
Ersparnisse, Bettler,
Alles ist dein, o Göttin, die
Beobachtung, Schönheit,
Wahl und Opfer sind dein, o Göttin,
Männlichkeit, Würde,
Schutzengel, Schutzfrauen,
Schutzgötter, Kultzentren, Gnade und Mitleid,
Alles ist dein, o Göttin,
Herzensergießungen, Krankheit,
Das ist dein, o Göttin, die
Lieblingsfrau zu verehren,
Einer Zweitfrau zu dienen, Jubel,
Hochmut und Ehre,
Ruhm, ist alles dein, o Göttin,
Pflege, Erziehung,
Demut ist dein, o Göttin, ein
Hauskauf, ein Schlafzimmer, Betten,
Sofas für die Geliebte, kleine Knaben
zu küssen
Auf die Stirne, ist dein, o Göttin,
wandeln und rennen,
Planung und Erfolg, der Grobe, Brutale
und Starke
Und der Schwache und Sanfte und der
Machtlose, Zarte,
Alles das ist dein, o Göttin, die
Gipfel, die Täler,
Thron und Krone und Königszepter,
Demut und Größe,
Alles ist dein, die Kleinen, die
Dicken, die Opfer, o Göttin!
Göttliche und auch königliche Riten
beachten,
Durchführung der entsprechenden
Anweisung, Ratschlag, Verleumdung,
Unwahre Worte, Missbrauch, Sprache und
feindlicher Hochmut,
Alles ist dein, o Göttin, die falsche,
die richtige Antwort,
Die Gewalt, das Grinsen, der Spott,
feindselige Sprüche,
Lächelnd Gutes tun und dennoch
gedemütigt werden,
Unglück, Not und Trauer, andre
glücklicher machen,
Aufklären oder verdunkeln, Unruhe,
Terror und Panik,
Schreckensbrillanz und strahlender
Glanz, Triumph und Verfolgung,
Heillose Krankheit, Schlaflosigkeit und
Unruhe, Heulen,
Streit und Chaos, Unterwerfung,
Liebesgeschenke,
Opposition und Kampf und Beschleunigung
schlimmen Gemetzels,
Alles wissen, sich selber stärken, ein
Nest für die Zukunft
Bauen, Angst in der Wüste, Feinde,
giftige Schlangen,
Lassen und lieben, alles ist dein, o
himmlische Göttin.
Läufer, wenn du den Mund öffnest,
sich verwandeln in Lahme
Und auf deinen Blick hin können hören
die Tauben
Und durch deinen Ärger, was hell ist,
verdunkelt sich, Herrin,
Und du wendest den Mittag in das
finstere Dunkel.
Als die Zeit gekommen war, sahst du die
Stätte in deinen
Reinen Gedanken zerstört, du ließest
die Plätze erzittern.
Nichts kann deinem Ziel verglichen
werden, o Göttin,
Niemand kann deinen Taten sich
widersetzen, denn du bist
Die Gesalbte des Himmels und unserer
Mutter, der Erde!
Du bist im Palast der unbestechliche
Richter,
Unter den zahllosen Menschen fällst du
Entscheidungen. Deines
Namens Anruf erfüllt die Berge, es
kann nicht ein Dämon
Mit dir konkurrieren. Dein weises
Verständnis erfüllt die
Götter. Du allein bist großartig. Du
bist die große
Kuh unter all den Göttern des Himmels
und unserer Erde.
Wenn du deine Augen den Göttern
zuwendest, Herrin,
Dann erhöhst du sie, die Götter
erwarten dein Wort und
Stehen und beten an dem Ort, wo du
lebst, o Geliebte!
Große Herrin, unsterblich ist dein
Ruhm, o Geliebte!
Möge dein Lobpreis nicht aufhören! Wo
wär dein Name nicht herrlich?
Dein Gesang ist Trauer und Klage, dein
Leiden kann niemand
Ändern. Dein Ärger ist erdrückend.
Die Schöpfung ist niemals
Ohne dich. Deine Befehle werden erfüllt
mit der Hilfe
Anus und Enlils. Als Geschenk an die
fromme Versammlung
Hast du Gnade erteilt. O Gott: Anu,
Enlil, Inanna!
SIEBENTER GESANG
Gib zehn Schekel Silber, einen Schekel
des Goldes
Für die Dekoration des Bildes der
Ishala-Göttin.
Eine Mine Gold für Schmuckstücke,
siebenzehn Minen
Gold für Ohrringe gab die Herrin der
Ishala-Göttin.
Siehe, sechs Schekel Silber für drei
geringere Becher,
Ein Geschenk der Mutter des Herrn für
die Ishala-Göttin.
Sieben Schekel Silber, der Preis einer
heiligen Jungfrau,
Ein Geschenk der Königin für die
Ishala-Göttin.
Eine Mine Silber und zwanzig Schekel
für eine
Dattelfeigenpalme, Geschenk für die
Ishala-Göttin.
Siehe, ein Schekel Gold für ihres
Antlitzes Lichtglanz,
Für den zaubrischen Gürtel, für die
flatternden Bänder.
Siehe, der König weiht ein Bildnis der
Ishala-Göttin,
Ihr Gesicht ist gestaltet aus
Buchsbaum, ihr Gürtel aus Silber,
Sie hält in der Hand einen Becher, den
Becher des Bundes.
Kleider von allerfeinstem Stoff für
die Ishala-Göttin.
Siehe, zwei Becher aus Buchsbaum für
die Ishala-Göttin.
Ein Tablett mit Brot für die treue
Ishala-Göttin.
Siehe, ein Lamm für Ishala, die
Geliebte des Königs,
Siehe, ein unbeflecktes Lamm für das
Reinigungsopfer.
Siehe, schöne Kleidungsstücke für
alle die Frauen
Des Gesalbten, des Geliebten der
Ishala-Göttin.
Siehe, zwei kurze Röckchen für die
Sklavin der Liebe
In der dunklen Kapelle der heiligen
Ishala-Göttin.
Eine Armreif für die süße, reizende
Hure,
Für die Liebesdienerin unserer
Ishala-Göttin.
Weißes Linnen für unsere liebe
Königinmutter
An dem Tage des Pilgerns zur heiligen
Ishala-Göttin.
Opfer des Königs an dem Festtag der
Ishala-Göttin.
An dem Tage der Ishala-Göttin
hauchfeine Stoffe
Von der reinsten Qualität für die
liebliche Freundin.
Anordnung: In dem Monat der heiligen
Ishala-Göttin
Für die geliebte Freundin sieben
hauchfeine Stoffe.
Siehe, zwei kleine Lämmer im Monat der
Ishala-Göttin
Für den Herrn des Landes, für unseren
heiligen König.
Eine Mehlration für den Diener des
heiligen Königs
In dem festlichen Monat unserer
Ishala-Göttin.
Sei beschworen, o Land, und sei
beschworen, o Wasser,
Siehe, es erscheint uns die schöne
Ishala-Göttin.
Bei der heiligen Ishala-Göttin will
ich dich beschwören:
O bis unsere Hälse aneinander sich
schmiegen,
Sollst du keine Ruhe finden im Bette,
Geliebte!
Eine Matratze aus gekämmter Wolle des
Lammes,
Sieben Minen schwer: Das Bett der
Ishala-Göttin.
Gunst der Ishala-Göttin! Fülle der
Ishala-Göttin!
Mutter ist Ishala! Lichtglanz der
schönen Ishala-Göttin!
Meine geliebte Freundin ist meine
Ishala-Göttin!
Siehe, ein Garten im Bezirk der
Ishala-Göttin.
Siehe, zwei Liter Mehl für den Tempel
der Ishala-Göttin.
In Bezug auf den Anteil und die
Rationen des Mannes
Und des Tempels der Ishala-Göttin
frage die Mutter.
Illu, Liebesdienerin unserer
Ishala-Göttin!
Siehe, die Schlange des Zornes der
heiligen Ishala-Göttin
Kam ins Gerichtshaus hinein zu den
beiden unheiligen Richtern.
Diener der Ishala-Göttin! Mann der
Ishala-Göttin!
Du bist entgegen gekommen der
lieblichen Ishala-Göttin.
Siehe, die Göttin ist Ratgeberin zum
heiligen Leben.
Retterin Ishala! Göttin Ishala!
Königin! Herrin!
Ich bin dein Eigentum! Schön bist du,
Ishala, Göttin!
Ishala möge meine Lenden eintauchen
selig
In die weibliche Scham der geliebten
reizenden Freundin!
Unsere Ishala-Göttin ist unsre
fürsorgliche Hirtin.
Illu betet: Ob dir mein Freund dir
Figur eines Stieres
Und den Becher des Bundes gebracht, o
Göttin, das sag mir.
Dies betrifft einen Brief, dessen
Vorderseite noch nicht war
Schön beschriftet, ein Siegel des
Freundes, an die Geliebte,
Doch der Brief ist abgesandt und ward
auch gelesen.
Illu spricht: Ich habe meinem Freund
und Geliebten
Einen Schekel Silber gegeben, als er
zum Tempel
Unserer Göttin Ishala ging, das hat
dann der Priester
Dargebracht auf dem Opferaltare der
heiligen Göttin.
Es sind heute leider nur noch wenige
Menschen,
Die hinaufsteigen zu dem Tempel der
Ishala-Göttin.
Eine Halskette ward von
Lapislazuli-Perlen
Vom Palast genommen und angelegt der
Geliebten,
Und ein Künstler machte einen Talisman
klug aus
Kupfer und Malachit für die heilige
Ishala-Göttin.
Ishala, meine Göttin, ist meine Ärztin
der Seele!
Ishalaist die Kraft, die Güte, die
Retterin, herrlich,
Ishala ist die schöne Liebe, die
heilige Schutzfrau,
Ishala voll der Gnade ist meine
Beraterin, weise,
Sie ist mein Leben, sie erhört mich,
sie liebt mich von Herzen!
Ishala legt sich zur Ruhe! Sie hat mich
zu sich gerufen!
Für die Göttin Ishala ward ein Bett
hergerichtet
Und der König legt sich in der Nacht
zur Geliebten.
Bei der Hochzeit mögest du dich freuen
im Hause.
Nenne Ishala immer wieder die Ewige
Liebe!
Sieben Nächte soll deiner Hochzeit
Freudenfest dauern.
Wenn an der Brust des Vogels zwischen
rechtem und linkem
Flügel ein roter Fleck zu sehen ist an
dem Busen,
So verlangt die Göttin Ishala neue
Gewänder.
Wenn beim Öl am Rande ist Grüngelbes
zu sehen,
Dann ist da ein Wohnort der heiligen
Ishala-Göttin.
Wenn die Galle wie Malz ist in dem
Innern des Tieres,
Dann wird den Menschen traurig machen
die Ishala-Göttin.
Wenn ihr Angesicht wachsgelb ist, wenn
bleich ist ihr Antlitz,
Wird die Hand der Ishala-Göttin nicht
wieder genesen.
Göttin Ishala, Herrin unseres
Wohnhauses, Herrin,
In dem Kampf sollst du den bösen Feind
nicht erhören.
Göttin Ishala, Königin unseres
Wohnhauses, Herrin!
Ishala hat uns gerettet! Ishala
schenkte uns Gnaden!
Ishala sprach von der Weisheit! Sie war
schön und liebreizend!
Einen Becher voll Balsam für die
Ishala-Göttin!
Alles für Ishala, für die Herrin der
Stadt und des Landes!
Alles für Ishala, für die Göttin des
heiligen Königs!
Alles für Ishala, für die Inspiration
des Propheten!
Göttin Ishala, du bist die Seele des
weisen Propheten!
Eine Kette aus Gold von einem Schekel
Gewicht für
Ishala, unsere heilige Göttin, als
zierenden Halsschmuck.
Illu stellte die Sonnenfrau und
Ishala-Göttin
Mitten in den Garten auf die Äste des
Baumes.
Links vom Teiche stand ein Hirsch, der
aus Ton war gestaltet,
Und ein weicher Faden dem Hirsch an die
Schnauze gebunden,
Diesen Faden hält fest die Sonnenfrau
strahlender Schönheit.
Ich will singen von der Schönen, der
Ishala-Göttin.
Ich sprech zu Ishala, Ishala spricht zu
mir in der Stille.
Geh in die Thronstadt! Mache groß und
schön deine Worte!
Sag, was du zu sagen hast! Ruf immer
wieder die Göttin!
Siehe, man opfert ein reines Lamm der
Ishala-Göttin.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit der
weisen Prophetin,
Ist das Zeichen günstig, es ist ein
gutes Orakel.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit dem
Priester des Tempels,
Ist das Zeichen ungünstig, es ist ein
böses Orakel.
Abends trank ich mit Ishala, lag im
gemütlichen Sofa,
Schwarzbrot war nicht vorhanden. Der
Sänger sang. Es gab Früchte.
Nachts aber trank ich auf das Bildnis
der Ishala-Göttin.
Man nimmt ein Schöpfgefäß voll Wein,
einen goldenen Becher,
Einen silbernen Becher für die
Ishala-Göttin.
Wenn ein König für die Schlangenfrau
Ishala opfert,
Opfert er ein Lamm, eine Taube der
Schlangenfrau-Göttin,
Und er wasche die Hände im
Allerheiligsten, aber
Essen sollen das Opfer im Tempel die
heiligen Frauen.
Siehe, ein Lamm als Speiseopfer, jeder
soll essen,
Ferner ein Trankopfer blutroten Weines
im Innern des Hauses
Für die Schlangenfrau, für die
reizende Ishala-Göttin.
Alles dies geschehe an Einem heiligen
Tage.
Siehe, ein universales Allkleid für
Ishalas Nacktheit!
Weihrauch ist aufgestiegen. Ruhe nun,
Ishala-Göttin!
Möge deine Seele sich ewig beruhigen,
Herrin!
Jener Stern, der wandelt hinter der
himmlischen Venus,
Ist der Skorpion-Stern der heiligen
Ishala-Göttin.
O Skorpion-Frau, Ishala, du bist die
Herrin des Hauses!
Ich beschwöre den Skorpion, die
Ishala-Göttin,
Ich beschwör die Barmherzigkeit, die
erhört die Gebete,
Die das Leben schafft, die barmherzige
Mutter der Menschen!
Ishala, ich verneig mich vor deiner
heiligen Gottheit,
Herrin der Länder, ich schwöre dir
ewige Treue der Liebe,
Du entferne den Bösen, die Sünde von
meinen Gebeinen!
Siehe, das Kraut der Ishala ist die
Cannabis-Pflanze.
Ishala, Herrin der Liebe, mögest du
uns erlösen!
Ich beschwör die Potenz des Mannes:
Ein Bett für die Liebe,
Wo die Göttin der Liebe liebt ihren
Freund und Geliebten,
Wo die Ishala-Göttin liebt den Freund
und Geliebten!
Mann! Dein Fleisch erschaure! Richte
hoch deinen Phallus!
Nicht zur Ruhe komme dein Inneres alle
die Nächte
Auf Befehl der tüchtigen Herrin der
Lüste der Liebe!
Aber am Kopf der Kranken stellten die
Götter sich auf, die
Söhne, deren göttliche Mutter ist
Ishala ewig.
Drei Maß Brot und drei Maß Wein für
die Ishala-Göttin.
O barmherzige Mutter, große
Ishala-Göttin!
O barmherzige Mutter aller Kinder der
Menschen!
Ishala, du der Brautgemachs Bewohnerin,
Liebe!
ACHTER GESANG
Gott Anubis ist angekommen am Berge der
Toten,
Onnophris feiert, alle Götter des
heiligen Landes
Jauczen und frohlocken, die Herzen voll
seliger Wonne.
Schu ist aus der Unterwelt in den
Himmel gegangen
Und die Musen frohlocken. Die heilige
Isis, die Göttin,
Freut sich, nachdem sie ihren Sohn
gesehen, und Horus
Bleibt im Amt, und Isis ist die
himmlische Schutzfrau,
Süden und Norden, Westen und Osten
gehören dem Horus,
Re macht seinem Sohne eine
Vermögensverfügung.
Siehe, die Göttinnen kommen zu dir mit
Lobpreis und Liedern,
Mit des Himmels Musik, die Edeldamen
frohlocken,
Wenn du ankommst, die Geister jubeln
über dein Herz, die
Musen spielen Harfe dem majestätischen
König,
Männer und Frauen preisen dein
vollkommenes Wesen.
Göttin Muse, Herrin mit schwarzen
Brauen der Augen
Und mit blaugrünen Augen, dein Vater
frohlockt bei
Deinem Anblick, er freut sich über
dein liebliches Duften
Und sein Herz erfreut sich an deinem
süßen Parfüme.
Dich verehren die seligen Geister und
freudig ergötzen
Sich an dir die heiligen Affen, die
göttlichen Musen
Musizieren täglich, es musizieren im
Himmel
Und auf Erden die Göttinnen auf den
schallenden Trommeln.
Hathor, Göttin der Schönheit, große
Mutter der Mütter,
Du bist herrlich im Palast der
göttlichen Neunheit
Und du ruhst zur Rechten von Re, dem
Vater am Himmel,
Und er freut sich an dir. Es musizieren
die Musen
Für die majestätische Göttin. O
herrliche Hathor,
Möge dein Antlitz gnädig über mir
leuchten, o Schönheit!
Selige Götter freun sich an deiner
Seele, die Musen
Streichen die Harfe, die Heiligen
neigen verschleierten Hauptes
Sich vor dir, die Toten eilen, dich
strahlend zu sehen,
Hohepriester küssen die Erde, auf der
du gewandelt,
Und das Land ist unter deine
fürstlichen Aufsicht,
Unser Fürst, du Sohn der Hathor, der
Göttin der Schönheit.
O ich preise deine Seele, seit ich
gesehen,
Vielgeliebte, wie liebevoll deine Seele
ist, Freundin!
Kaiser Augustus kommt zu dir, o du
König Osiris,
König der Götter, die Sänger des
Ostens besingen dein Wesen.
Tefnut schlägt die Trommel. Hathor
bringt dir Monatsblut dar und
Götter beten dich an und verkünden
dich als den Vollkommnen.
Göttinnen kommen, verehren dein
vollkommenes Wesen,
Wenn du dein Heiligtum heimsuchst am
Festtag des heiligen Stieres.
Du kommst in Frieden und vereinst dich
dem heiligen Tempel,
Und dein Antlitz strahlt vor Freude, es
feiert der Himmel
Und die Erde ist voller Frohsinn, es
feiert das Weltall.
Du bist der vollkommene Gott, der Herr
mit der Krone,
Dein geliebter Sohn betet vor dir, der
Selbstherrscher Horus.
Kaiser Augustus kommt zu dir, Osiris,
König der Götter,
Und er bringt zu dir die
unterägyptische Muse,
Die deine Majestät verherrlicht. Die
westlichen Sänger
Preisen deine Seele, es jubeln die
Sänger von Osten.
Töchter spielen die Zymbeln, die Edlen
erweisen dir Ehre,
Ferne reichen die Hände dir, dich
fürstlich zu ehren.
Über dich freuen sich die heiligen
Herzen der Götter,
Selige Freude eines Festes ist droben
im Himmel,
Fröhlich freun sich die Alten, wenn du
erscheinst in den Städten,
Ihre Herzen heißen dich freudig
willkommen, o König,
Wenn du vom Himmel zur Erde kommst,
vollkommene Gottheit,
Friedefürst im Haus der Geburt. Dein
Sohn, dein Geliebter,
Betet zum Vater, Gottes Sohn, der
Selbstherrscher Horus.
Ich auch bete dich an, o Allherr, ich
schaue dein Antlitz,
Jauchze und juble über deine Kraft, o
mein König,
Du bist der große Gott, der den Anfang
aus Nichts hat erschaffen.
Siehe, es kommt der Sohn des Re, der
Kaiser der Länder,
Er bringt dir herbei die oberägyptische
Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein
Osiris.
Mutter Nacht macht für dich die
heimlich bedeutsame Geste.
Aus dem Gemach kommt die Frau und
vereinigt dem Bruder sich liebend.
Östliche Seelen bejubeln deine
unsterbliche Seele.
Isis, die große Göttin, schlägt die
schallende Trommel.
Hathor, die Göttin der Liebe und
Schönheit, gibt dir die Hand, die
Götter ehren dich, künden dein
vollkommenes Wesen,
Göttinnen ehren deine Autorität, mein
Osiris,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem
Tage des Festes,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem
Tage des Feuers.
Herr, du kommst in Frieden, vereinigst
dich deiner Geliebten,
Freudevoll strahlt dein Antlitz, der
Himmel feiert ein Festmahl,
Mutter Erde freut sich, die Welt ist in
festlicher Stimmung.
Du bist der große Gott, der gekrönte
Herrscher und König,
Dein geliebter Sohn ist der König und
Selbstherrscher Horus.
Siehe, ich juble von dir, du Fürst der
himmlischen Götter,
Siehe, ich juble vor deinem Antlitz,
dem strahlenden Antlitz,
Juble mit denen, die lieben deinen
heiligen Namen.
Du freust dich über Musik, das
Musizieren der Muse.
Zu dir kommt der König, der Autokrator
des Himmels.
Sohn des Re, du bist groß, die Götter
sind alle dir gnädig.
Er bringt dir herbei die oberägyptische
Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein
Osiris.
Mutter Nacht macht Musik und Tefnut
kommt voll Begierde
Aus dem Gemach und vereinigt sich ihrem
liebenden Bruder.
Alle Sänger des Ostens und Westens
verehren dich, Gottherr.
Frauen freuen sich, wenn sie schauen
dein strahlendes Antlitz.
Alle Länder sind in höchster
festlicher Stimmung,
Wenn du dich niederlässt im heiligen
Hause des Jauchzens,
Musikantinnen spielen und Prophetinnen
singen,
Preisen dein vollkommenes Wesen und
sprechen: Die Kinder
Sind voller Ehrfurcht vor deiner
Autorität, o du Gottherr!
Musikantinnen jubeln vor deinem
Antlitz, o Vater,
Zymbeln lassen sie tönen, verhüllen
die Scham mit dem Schleier,
Sängerinnen lieben deinen heiligen
Namen,
Lassen deinen heiligen Gottesnamen
erschallen.
Und Kaisarion ist dein Sohn, den liebst
du von Herzen.
Nimm dir den Becher, dass deine Seele
sich freue beim Weine,
Dass deine Seele sich freue über das
Auge des Horus,
Sauge den blutroten Wein ein, dass er
das Herz dir ergötze,
Dass der Weingöttin Werk ergötze dein
fürstliches Herz dir,
O du Herrin der Trunkenheit, trinke mit
mir aus dem Becher,
O du Göttin Muse, du himmlische Herrin
der Harfe,
Singe Lieder des Jubels zum Lobpreis
der göttlichen Neunheit!
Roten Wein für deine Geistseele,
Herrin der Länder,
Deiner Majestät das grünblaue Auge
des Horus.
Siehe, die unterägyptische Muse, die
Herrin der Kehle,
Herrin des Singens zur Harfe, Herrin
der Jubelmusiken,
Sie lässt hören ihren Gesang, der
gefällt allen Göttern.
Und der König vollzieht das Opfer als
heiliger Mundschenk
Für die Königinmutter,indem er Wein
reicht der Mutter
Und indem er der Königin gibt das Auge
des Horus.
Er gibt der Königin Rauschtrank und
bringt den Wein dar als Opfer.
Reiche den Rotwein! Nimm den Becher,
ehrwürdige Herrin,
Gut ist sein Geschmack, es soll dir
besser ergehen.
Siehe, ich komme zu dir, o Herrin der
Trunkenheit, Goldne.
An dem Sitz der Trunkenheit bring ich
dir purpurnen Rotwein,
Um dein Herz zu erfreuen, dass deine
Seele erquickt sei
Und zufrieden über das Werk der
Weingöttin. O du
Bist die Herrin der Trunkenheit, Herrin
frohlockenden Jauchzens,
Deine Liebe ist süßer als Honig, dein
Antlitz voll Gnade!
So spricht die Herrin der Trunkenheit,
spricht die Herrin der Freuden,
Herrin des Jauchzens, Herrin des
Tanzes, Herrin der Myrrhe,
Herrin des Kranzes: Ich gewähre dir,
Freund, mein Geliebter,
Tag für Tag die Trunkenheit, dass sich
dein Herze erquicke!
Sei willkommen im Frieden, spricht
Horus mit grünblauem Auge,
Sei willkommen, o Sohn der Erde, die
Weingöttin stillte
Dich an ihren berauschenden Brüsten!
Ich nehme den Wein an
Als die Opfergabe von dir. Ich freue
mich allzeit
An dem Opferwein. Ich gewähre dir
Trunkenheit, Bruder,
Tag für Tag, mein Freund, dein Kummer
werde gebrochen!
Siehe, die oberägyptische Muse ist
auch die Herrin
Schöner Musik, die Herrin harmonischen
Singens zur Harfe,
Sie singt mit goldener Kehle und mit
lieblichem Atem,
Und mit ihrem Gesang ist die höchste
Gottheit zufrieden.
Reiche den Rotwein! O du Allerschönste
der Frauen,
Nimm in Empfang das grünblaue Auge des
göttlichen Horus.
Siehe, der König kommt zur Königin
aller Geschöpfe:
Du Allmächtige! Ohnegleiche! Ich bring
dir das Gute
Aller Trauben und Beeren, den Becher
des Reiches der Himmel!
Herrin der Trunkenheit, Herrin des
wunderschönen Gesanges,
Herrin, ergötze dich an der Wonne, o
Göttin der Liebe!
Ich verheiße dem Sänger, ich verheiße
dem Dichter
Trunkenheit über Trunkenheit,
unvergängliches Jauchzen!
Siehe, der König im Thron erfreut das
Herz seiner Herrin!
O du Herrin des Tanzes, o Herrin der
Freude des Herzens,
Siehe, es jubelt die heilige Jungfrau
in ihrer Kapelle,
Fröhlich freut sich ihr Herz an deiner
vollkommenen Schönheit,
Fürstin des ewigen Friedens, Herrin
frohlockenden Jauchzens,
Du bist Tag für Tag die Herrin der
Lüste und Wonnen!
Und ich reiche den Kranz der heiligen
Königinmutter.
Sei willkommen, sei willkommen im
ewigen Frieden,
Fürstin der schönen Frauen, Herrin
der herrlichen Kinder!
Ich spiele dir die Harfe vor deinem
gnädigen Antlitz,
Göttin der Göttinnen, lass dein
Antlitz über mir leuchten,
Möge dein Herz frohlocken, befriedigt
sein deine Seele!
Horus kommt als ein Held, zufrieden ist
Vater Osiris.
Trommeln ertönen, Ägypten feiert,
weil Horus geboren!
Alle Göttinnen kommen, den schönen
Horus zu sehen.
Horus, der Sohn des Osiris, ist auf dem
Throne des Vaters.
Isis, man ruft zu dir, die du ernährst
alle Länder,
Und man kränzt dein Haupt, die du
regierst alle Länder,
Und man spielt dir die Harfe, die du
die Länder machst fruchtbar,
Und man spielt dir mit magischer Macht
die magische Harfe,
Fürstin des feurigen Hauses, glänzende
Herrin der Sonne.
Herrliche, Einzigartige, Horus ist satt
und zufrieden.
Isis spricht: Ich gebe dir
edelsteinerne Berge
Und das Königtum Gottes auf der
schwärzlichen Erde.
Deine Stirne werde gekränzt,
ehrwürdige Fürstin,
Dass du die Stadt erleuchtest wie am
Himmel die Sonne.
Siehe, die Goldene glänzt in der Stadt
wie sie leuchtet am Himmel,
Sie schickt ihre Strahlen aus und
erleuchtet die Länder,
Sie schickt ihr strahlendes Licht zu
allen Kindern der Menschen,
Sie ist die große Sonnengöttin, die
Fürstin der Erde,
Die ihr Licht strahlt tief in das Herz
des finsteren Dunkels.
Siehe, die unterägyptische Muse, die
Herrin der Brüste,
Herrin der Kehle, Herrin des Singens
zur himmlischen Harfe,
Siehe, die unterägyptische Muse ist
Herrin des Jubels.
Hathor, wir jubeln über deine
göttliche Schönheit,
Hathor, wir jauchzen über deine
gewaltigen Brüste,
Hathor, ich freu mich am Tag, da der
göttliche Horus geboren.
Ich bin der Musikant und Sänger der
goldenen Göttin,
Der ich Tag für Tag das Herz meiner
Herrin erfreue.
Ich vernehme das Liebesflüstern der
göttlichen Muse,
Ich will deine Majestät vor dem Dämon
beschützen.
Ich verkünde mit erhabener Zunge die
Weisheit,
Öffne meine Kehle, beginne die Harfe
zu streichen
Und lass ertönen die heilige Hymne der
göttlichen Muse.
O der Himmel ist erfüllt von
festlicher Freude
Und die schwärzliche Mutter Erde ist
festlich gesonnen,
Wie die Sonne strahlen die grünblauen
Augen des Horus
Und die Schlange ist befriedigt,
befriedigt die Schlange
An der Stirn der Gottheit. Horus sitzt
auf dem Throne.
Unsere Göttin spricht: Ich geb dir im
Überfluss Speise,
Geb dir als Nahrung den Ertrag des
Vogelfangs. Also
Lobe zur magischen Harfe die
unterägyptische Muse,
Die auch vergangenes Jahr deine Seele
vollkommen befriedigt!
Ich tanz der Herrin im Heiligtum ihrer
heiligen Seele.
O es jauchzt ihr Körper, wenn sie mich
ansieht am Morgen!
Was die Göttin Muse betrifft, so freut
sich ihr Herz, wenn
Hathor sie anschaut, Hathor, die Göttin
mit mächtigen Brüsten!
Und man sagt von meiner Muse, ihr Elend
und Leid sei's,
Was sie singt im Ritual. Nun komm,
lichter Gottherr,
Der du den Bösen vernichtest, wenn
dein Licht siegt am Morgen!
NEUNTER GESANG
Ich bin kein Apostel der Isis, ich bin
ein Weiser
Der platonischen Schule. Da auch
anknüpfte Platon
An den orphischen oder pythagoreischen
Lehren,
Deute auch ich die religiösen Lehren
der Vorzeit
Und betrachte ihre Einsicht ins Wesen
der Dinge.
Man muss die Lehren der Alten ernst
nehmen, aber sie deuten
In dem Geist der platonischen
philosophischen Weisheit.
So ist die Lehre der Isis auch ein
Wissen der Alten,
Und wenn die Lehre philosophisch
gedeutet wird, passt sie
Gut zusammen mit der Religion von der
Wahrheit.
Ich hab mit meiner Freundin über Isis
gesprochen,
Sie war eingeweiht in die
Mysterienkulte
Und ich erklärt ihr, wie Isis
philosophisch zu deuten.
Da bat meine Freundin mich, meine
Weisheit der Isis
Zu beschreiben in einem großen Gesang
von der Göttin.
Siehe, die Gottheit ist für alle
Menschen die Gleiche,
Alles, was uns das Leben möglich
macht, spendet die Gottheit,
So das tägliche Brot und der
allnächtliche Wein auch,
Wärmendes Feuer, erfrischendes Wasser,
und Hölzer und Wolle.
Ein und dieselbe ist die Gottheit in
Westen und Osten,
So wie die Sonne allen gemeinsam
leuchtet am Himmel,
So ist dieselbe Gottheit bei Griechen
und bei den Barben,
So wie es eine Sonne nur gibt in der
Milchstraße droben,
So gibts nur einen Logos, der lenkt den
unendlichen Kosmos.
Wir entnehmen der Philosophie der Idea
des Logos,
Dass der Logos als Mystagoge zur
Gottheit uns führe,
Dass wir gläubig und philosophisch
deuten die Mythen.
Dieser Mythos ist eine Erscheinung des
Logos im Spiegel,
Mythen sind gebrochene Strahlen des
Lichtes des Logos.
Man darf die Mythen aber niemals
buchstäblich glauben,
Sondern entnehme nur, was entspricht
der göttlichen Wahrheit.
So die Suche nach der inneren Einsicht
der Mythen
Ist so heilig wie die Taufe, der
Gottesdienst kultisch.
So sind die Zeremonien des heiligen
Kultes der Isis
Voll von geheimem Sinn. Was die Gesetze
des Kultes
Uns beschreiben, das will ich auf den
Logos beziehen.
Was die alten Ägypter von Göttin Isis
erzählen,
Liebe Freundin, nimm es nicht wörtlich,
nicht buchstäblich, sondern
Tief erkenne den philosophischen Sinn
dieses Mythos.
Dreierlei macht den Menschen aus: Geist
und Seele und Körper,
Heimat des Geistes ist der Himmel der
schönen Ideen,
Diese Ideen sind unvergänglich und
immer sich gleichend,
Da ist nicht Vergangenheit, Zukunft,
sondern das ewige Heute
Ewigen Seins, des unsichtbaren
göttlichen Daseins,
Alles im Denken erkennbar. Aber die
Körper der Menschen
Sind im Werden und Vergehn, unterworfen
dem Wandel,
Sind geboren zum Werden, nicht zum
ewigen Sein, sind
In die Materie eingeboren und sichtbar
den Augen
(O du begehrte Schönheit, du bist
sichtbar den Augen).
So ist der Geist das Sein, der Körper
aber das Werden,
So ist der Geist das Selbige und der
Körper das Andre,
So der Geist gehört zum Einen, der
Körper zum Vielen.
Dieser Gegensatz zwischen dem Geist und
dem Kerker des Körpers
Ist bestimmend in Platons
philosophischer Weisheit.
Nur der Geist gehört zum Einen,
welches das Gute
Ist und als das Gute und Wahre die
ewige Schönheit.
Psyche steht in der Mitte zwischen dem
Einen, dem Vielen,
Als die heilige Weltseele ist die das
ewige Eine,
Als die menschliche Seele im Körper
ist sie das Viele.
Psyche hat Anteil am ewigen Einen, sie
ist unsterblich,
Aber die vielen Seele leben
veränderlich wandelnd
Und in den Körpern im vergänglichen
Vielerlei irdisch.
Aber die Seele ist unsterblich, ist
selbst sich bewegend,
Aber die Körper sind sterblich, denn
es bewegt sie die Seele.
Aber die einige Dreiheit von Geist und
Seele und Körper
Gilt nicht nur für den Menschen,
sondern auch für den Kosmos.
Gieist weilt im Ideenhimmel, im
Königreich jenseits.
Körper des Kosmos sind die Dinge, die
stofflichen Welten.
Dieser Körper des Kosmos ist ein
lebendiges Wesen,
Ist begabt mit Sele und Geist. Die
Weltseele aber
Schwebt nun zwischen dem höchsten
Geist und dem Körper des Kosmos.
Das ist nun die Aufgabe einer
menschlichen Seele,
Sich aus dem Körper zu befreien und
wieder zu kehren
In den Himmel zu der seligen
Gottesschau droben.
So steigt die Seele des Menschen von
der Betrachtung der Schönheit
Eines schönen weiblichen Leibes auf
zur Betrachtung
Seelischer Schönheit, zur Betrachtung
der Tugend, der Güte,
Steigt hinan bis zur seligen Schau der
göttlichen Schönheit
Als dem Höchsten Gut der platonisch
liebenden Seele.
In der irdischen Höhle schaut die
Seele nur Schatten,
Aber bekehrt sie sich zum Licht, so
tritt sie ins Freie,
Schaut die Sonne. Die Seele fährt
hinan in den Himmel
Über den Fixsternhimmel hinaus zur
seligen Schau der
Absoluten Liebe und der ewigweiblichen
Schönheit!
Aber es gibt auch zwischen dem
Seienden, nämlich dem Geiste,
Und dem Werdenden, nämlich den
vergänglichen Körpern,
Noch ein Drittes, eine Wesenheit,
schwer zu beschreiben,
Undeutlich nur zu beschreiben ist sie
mit menschlichen Worten.
Sie hat das Wesen und die Kraft, sie
ist die Empfängnis
Göttlichen Geistes und die Amme der
werdenden Wesen.
Sie ist der Raum, der allem Dasein
zuweist die Heimat,
Sie ist die Wesenheit, die empfängt
alle Körper,
Die Ernährerin ist sie der Welt und
Amme des Weltalls,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und
schüttelt die wallenden Locken,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und
schüttelt die strotzenden Brüste,
Sie ist Mutter alle Gewordenen, Mutter
des Werdens,
Mutter aller sichtbar wahrzunehmenden
Wesen,
Selbst eine unsichtbare Wesenheit, ohne
Gestalt und
Dennoch alles empfangend, das Prinzip
der Empfängnis,
Mutter, Amme, Nährmutter,
ewigweibliches Wesen
In der Natur, der Raum als Sitz der
Erscheinungen,
Und ich nenne sie Urmaterie, nenne sie
Hyle.
Aber sie ist nicht tote Materie voll
von Atomen,
Wie die Atomisten lehren, die unweisen
Denker,
Sondern Urmaterie in dem selbigen
Sinne,
Wie die Psyche des Menschen der Stoff
ist der menschlichen Einsicht.
Psyche steht in der Mitte zwischen dem
Geist und dem Körper,
Zwischen Sein und Werden. Die
empfangende Psyche
Steht auch zwischen dem Guten und dem
Bösen, und Psyche
Wendet sich ab vom Bösen und bekehrt
sich zum Guten.
Strebe voller verzehrender Sehnsucht
allein nach dem Guten,
Wahren und Schönen, werde schwanger
von göttlicher Gutheit,
Liebe die Gutheit der Gottheit mit der
höchsten Begierde!
Nun, das Eine, das Sein, das Gute, nenn
ich Osiris,
Der ist der Bräutigam-Gott. Und die
empfangende Psyche
Oder der Raum, das Strebende, nenn ich
Isis, die Mutter
Aller Geschöpfe. Aber der werdende
Körper heißt Horus,
Horus der Sohn. Das Böse, die Sünde,
der Tod heißt
Seth der Dämon. Die Isis-Psyche steht
zwischen dem Guten
Und dem Bösen. Ihre Lebensaufgabe ist
es,
Abzuschwören der Pracht des Bösen,
dem Luxus des Dämons,
Nachzufolgen dem Guten, Gottes Jüngerin
werdend.
Denn Osiris nannten einst die weisen
Ägypter
Gott den Bräutigam, ihn, den
einzigseienden Einen,
Immergleichen. Unbefleckt von jeglichem
Stoffe
War er der Erste der Allmächtige, Herr
alles Guten,
Der die Gottesvernunft ist in der
heiligen Psyche,
Einzig dem Denken erreichbar, der
Anfanglose, der Erste,
Gott, zu dem die Seelen der Menschen
aufsteigen sollen
Nach der philosophischen Lehre
platonischer Weisheit.
Seth, der Dämon, ist das
lebensfeindliche Böse,
Aufgeblasen, hochmütig und tyrannisch,
der Tod bringt,
Ihm fehlt das rechte Maß, der
Unordnung bringt und Zerstörung.
In der Seele ist Seth die ungeordnete
Wollust,
Unbeherrschtheit, Unkeuschheit,
zügellose Begierde.
Zwischen Osiris, dem Gott des Guten,
und Seth, dem Zerstörer,
Steht die heilige Isis, die
ewigweibliche Seele
Der Natur. Sie wendet sich ab vom
zerstörenden Dämon
Und begehrt un liebt den Gott als
Bräutigam-Bruder
Und wird schwanger vom zeugenden Samen
des Gottes des Guten.
Und der Name der Isis bedeutet: Schwung
und Bewegung.
Sie ist die Göttin der Bewegung, des
Strebens zum Guten.
Schwungvoll bewegt sich die Psyche zum
göttlichen Bräutigam-Bruder.
Isis ist die Psyche des Alls, ist als
Weltseele schwungvoll.
Und der Name der Isis bedeutet heiliges
Wissen,
Nämlich Isis ist Sophia, die Göttin
der Weisheit!
Ziel der Isis-Religion ist Erkenntnis
des Ersten,
Ist Erkenntnis des anfanglosen Gottes,
des Schöpfers.
Isis zu verehren bedeutet, Erkenntnis
des Ersten
Zu erlangen und Wissen über den
seienden Vater.
Was aber ist Eros? Seherin, wer ist der
heilige Eros?
Vater des Eros ist der schaffende,
zeugende Schöpfer,
Mutter des Eros ist Frau Armut. Es
wünschte Frau Armut
Sich ein Kind, sie legte sich zum
schaffenden Vater
Und empfing im keuschen Schoß vom
göttlichen Geiste
Und gebar den Eros. Der Vater ist
wissend und weise
Und sich selber genug, die Mutter ist
ruhelos, lüstern.
Aber der Schaffende ist der Erste, der
Bräutigam-Bruder,
Der ägyptische Gott Osiris. Frau Armut
ist Isis,
Ist die Psyche des Alls, die
schwungvoll ist in Bewegung.
Und der Sohn ist Eros, der Sohn ist der
göttliche Horus,
Er ist der sichtbare Kosmos, nicht
unveränderlich, ewig,
Sondern immer neu entstehen. Im Wandel
und Umlauf
Seiner Leidenschaften bleibt er doch
ewig ein Knabe,
Bleibt ein ewiger Knabe und geht auch
niemals zugrunde.
Eros ist also der sichtbare Kosmos, ein
ewiger Knabe,
Sohn des Gottes und der Weltseele,
schön wie die Sonne,
Er ist die Freudenzeit des
neuerwachenden Frühlings
Und die Mischung der lieblichen Düfte
in lenzlichen Lüften.
Durch den Eros steigt die Seele zur
Güte und Schönheit.
Unter einem Baum am stillen Wasser der
Weise
Sprach vom Eros, von den niedlichen
Nymphen begeistert
Bis zum göttlichen Wahnsinn des
Sehers, lehrte der Weise,
Dass unsterblich die Psyche. Sie
gleicht einem Wagengespanne,
Von zwei Rossen gezogen, vom
Wagenlenker gesteuert.
Weiß und stolz ist das rechte Ross und
schwarz ist das linke,
Voll Begierde und Leidenschaft. Der
Wagenlenker jedoch ist
Die Vernunft oder Einsicht. Der
Wagenlenker beherrscht die
Kunst, die beiden Rosse des
Wagengespannes zu lenken.
Führe der Mensch sein Leben so, dass
er Erkenntnis gewinne,
Dass er zur Einsicht gelangt in die
göttliche Güte und Weisheit.
Nun, der Weg zur Einsicht führt über
die Liebe zur Weisheit,
Die intime Freundschaft mit der ewigen
Weisheit.
Diese intime Freundschaft mit der
ewigen Weisheit
Ist die glühendheiße Liebe zur
göttlichen Schönheit.
Liebe zur göttlichen Schönheit ist
das Wesen des Eros.
Philosophie ist also Erotik. Eros lässt
aber
Wieder Flügel wachsen dem Menschen,
dem liebenden Menschen,
So schwingt die Seele hinan sich zur
Erkenntnis der Gottheit.
Und der Mensch steigt hinan noch über
die himmlische Luna
Mit ihrem Meere des Honigs und ihrem
Meere der Ruhe,
Und der Mensch steigt hinan noch über
die himmlische Venus
Mit ihrer Erde Aphrodites und Krone
Mariens,
Und der Mensch steigt hinan zum Himmel
der schönen Ideen.
Mit der heiligen Isis-Psyche
verschmolzen ist Eros
Und so strebt er hinan zum Ersten, zum
göttlichen Guten.
Nach dem Höchsten Gut sehnt sich Isis
und jagt nach der Gutheit.
Und sie neigt sich zum Besseren, biete
sich selbst an als Gabe,
Dass er in ihr zeuge und sie schwängere
liebend,
Dass sie dann sich freue an ihrer
Leibesfrucht, Gottes
Sohn, denn diese Geburt bedeutet das
göttliche Dasein
In dem Stoff. Alles Werdende Bild ist
des seienden Vaters.
So soll man sich die Göttin Isis
denken in Weisheit,
Dass sie mit dem Höchsten Gut vereint
ist erotisch,
Ist vereinigt in göttlicher Schönheit
und göttlicher Liebe.,
Nämlich Schönheit und Liebe ist die
Aura des Gottes.
Nun, die ewigweibliche Seele der Mutter
Natur hat
An sich gerissen die göttliche
Schönheit der göttlichen Liebe!
Die Erkenntnis Gottes fährt wie ein
Blitz in die Psyche
Und gewährt ihr, Gott zu schauen in
trunknen Visionen
Und den Gott zu berühren und den Vater
zu küssen!
Das nennt Platon Schau des tiefen
Mysteriums Gottes.
Wenn man so mit Hilfe des Logos über
das Denken
Weit hinaussteigt und Schaut die
Schönheit der göttlichen Weisheit,
Schaut und genießt, dann ist der Weise
am Ziel seines Strebens.
Der Poet singt von der Schau der
göttlichen Isis.
Ich war eingekehrt in das Haus des
Jünglinges Milon,
Und die Frau des Hauses war eine
Zauberin weise.
Ich begehrte, kennen zu lernen die
magischen Künste
Und so bat ich die Freundin der Frau im
Fürsprache freundlich.
Aber die Freundin zog mich in ihr Bett
und verführte
Mich zur Unzucht. Da ward ich zum Esel
mit riesigen Phallus.
Ach, allein die Rose der Isis kann mich
erlösen!
Ich lag am Strande und schaute im
nächtlichen Dunkel
Weiß die himmlische Luna aus dem Meere
auftauchen.
Es war der Vollmond des
Frühlingsäquinoktiums eben.
Bei dem Anblick Lunas schöpfte wieder
ich Hoffnung.
Auch meine menschlichen Angelegenheiten
regiert die
Göttliche Providentia. Ach, das ewige
Schicksal
Hat sich an all meinem Elend und großen
Unglück gesättigt!
Nun hab ich wieder Hoffnung auf
Erlösung und Rettung!
Ich bat um Befreiung von der Gestalt
eines Esels,
Stürzte mich zu einem heiligen
Tauchbad ins Wasser,
Tauchte siebenmal unter mein Haupt im
Reinigungsmeere.
Damals wusst ich noch nicht, dass der
Name der himmlischen Luna
Isis ist, die Göttin der Weisheit. Ich
nannte sie damals
Anadyomene oder auch Jungfrau Diana.
Himmelskönigin, bist du die Demeter
heiligen Brotes?
Hilf mir in meiner Trübsal! Richt mein
zerschlagnes Gemüt auf!
Seelenfrieden gewähre mir und Ruhe der
Seele,
Der ich die harten Schläge des ewigen
Schicksals erlitten!
Nun sei's genug des Leidens! Erlös
mich vom Körper des Esels!
Und da legt ich mich nieder und schlief
am Strande des Meeres.
Aus dem Meer erhob sich die Göttin,
ganz wie die Göttin
Aphrodite, die schaumgeborne Göttin
der Liebe!
Da sah ich im Traum vor mir
O die Himmelskönigin, lang und schwarz
ihre Haare
Und mit Blumenkränzen geschmückt,
eine goldene Krone
Auf dem Haupt, eine Mondscheibe wie ein
schimmernder Spiegel
Glänze um ihr Haupt, von Ähren und
Trauben umgeben,
Ihr Gewand war weiß, bestickt mit
Blütenverzierung,
Drüber trug sie einen meerblauen
Mantel mit Sternen,
Sie war gegürtet mit einem zaubrischen
Gürtel der Anmut,
In der Rechten hielt sie eine klingende
Zymbel,
In der Linken hielt sie einen heiligen
Becher,
An den bloßen Füßen trug sie goldne
Sandalen,
Lieblich wie Weihrauch war ihr Duft.
Sie erwies mir die Gnade
Und begann zu sprechen zu mir mit
himmlischer Stimme:
Siehe, mein Sohn, auf dein Flehn hin
bin ich dir erschienen,
Ich, die Mutter der Schöpfung, ich,
die Herrin der Scharen,
Erstgeborene aller Zeiten, Fürstin der
Throne,
Mutter der seligen Toten, Erste der
himmlischen Geister,
Göttin der Göttinnen, die ich das
Schweigen der seligen Toten
Mit dem gnädigen Nicken meines Hauptes
regiere!
Magna Mater nannte man mich in Asien,
nannte
Mich Athene im weisen Athen und Kypris
auf Zypern,
Jungfrau Diana auf Kreta in dem
Matriarchate,
Aber mein ewiger Name ist
Himmelskönigin, Jungfrau!
Ich bin gekommen voll Mitleid mit
deinem elenden Unglück!
Ich bin gekommen zu dir voll
Wohlwollen, Liebe und Gnade.
Lass dein Klagen und Weinen, denn jetzt
durch die Vorsehung Gottes
Kommt zu dir der selige Tag des Heils
und der Rettung.
Du wirst einen Priester treffen, den
Rosenkranz tragend,
Reihe dich ein in die Prozession zu
Ehren der Mutter,
Küsse dem Priester die Hand und iss
die mystische Rose!
Dann wirst du ablegen deine
Eselsgestalt, mein Geliebter,
Auch zum Priester kam ich und gab ihm
Weisung im Traume.
Und vergiss nicht, dass du mein bist,
vollkommen mein bist!
All dein Leben bis zum letzten Atemzug
mein bist!
Und ich bin dein! Da du durch meine
lächelnde Gnade
Wieder zum Menschen wurdest, verdankst
du dein Leben mir, Liebling!
Du führst unter meinem Mantel ein
ruhmreiches Leben!
Wenn sich deine Zeit erfüllt, erschein
ich dir wieder
Strahlend in der dunklen Nacht deiner
Stunde des Todes!
Ich, ich führe dich dann hinan in
Elysiums Garten!
Wenn du durch Gehorsam mir gegenüber
und Beten
Und das lebendige Opfer meine Gnade
verdienst, dann
Schenk ich dir das ewige Leben, die
Wonnen der Liebe!
(Ja! Ich aß die mystische Rose der
göttlichen Isis.)
ZEHNTER GESANG
DICHTER:
Verherrlicht seinen Geist! Stellt seine
Leiche dar!
Lobt seinen Geist, den Hauch der Nase
wunderbar,
Lobt seinen Lebensgeist, den Odem in
der Kehle!
Gebt Freude in das Herz, der Isis reine
Seele!
Er ist des Horus' Ort auf seines Vaters
Thron!
Gebt Leben, Festigkeit und Kraft dem
Gottessohn!
Geboren er von der Verlassenen in
Klarheit,
Ihr, die man Weisheit nennt, die nennt
man Göttin Wahrheit,
Sehr groß ist ihre Tat an diesem
Gnadenort,
Die nennt man Göttermagd, die nennt
man Gottes Wort.
ISIS:
Komm in den Tempel, komm zum Tempel, o
du Einer!
Die Feinde sind nicht mehr! Komm in das
Haus, du Reiner!
Du spielst das Sistrum gut! Komm in
dein Gotteshaus!
Ich, deine Schwester, ich, ich lieb
dich überaus!
Denn Hunnu bin ich doch, die makellose
Schöne!
Komm in dein Gotteshaus, das Haus der
Gottessöhne!
Schau meine Seele an, die wegen dir so
schmerzt!
Ich suche dich, mein Gott, ich suche
dich beherzt!
Verhindert bin ich, dich zu schauen, o
du Einer,
Verhindert bin ich, dich zu schauen, o
du Reiner!
Gesegnet, wer dich schaut, wem Gott die
Gnade gibt!
O lass dich schauen, Gott, von der, die
sehr dich liebt!
O du, der herrlich ist, Ur-Nofer, du
der Tote!
Zur Schwester komm, zur Frau, du
höchster Himmelsbote!
Komm du zu deiner Frau und bring ihr
Herz zur Ruh!
Ich, deiner Mutter Kind, ruf dir als
Schwester zu,
Ich bin bereit, zu gehn in deinen
großen Tempel,
Doch du kommst nicht zu mir mit deines
Segens Stempel!
Die Himmlischen und auch die Weltlichen
vergehn,
Sie weinen wegen dir und auch wenn sie
mich sehn!
Ich rufe dich mit Weh, der Jammer
reicht zum Himmel!
Du hörst mein Rufen nicht im irdischen
Gewimmel!
Ich, deine Schwester, lieb dich mehr
als alle Welt!
Doch du liebst mich nicht mehr, du Gott
im Himmelszelt!
Du liebst nun andere, wie du die
Schwester liebtest,
Erfreust nun andere, der du mich so
betrübtest!
Wen aber liebst du nun? Ist sie zu dir
so lieb,
Wie ich zu dir stets war? O Gott, mir
Antwort gib!
NEPHTYS:
Du spielst das Sistrum gut! O komm zu
deinem Tempel,
Dein Herz soll freuen sich am heiligen
Exempel,
Die Feinde sind nicht mehr, doch beide
Schwestern noch!
Und hinter deinem Bett ist Liebe
doppelt doch!
Der Aufschrei wegen dir ist lautes
Heulen, Jammern!
Du nicht in deinem Bett, du nicht in
unsern Kammern!
Hör unser schönes Wort und hör der
Edlen Wort!
Besiege du das Leid, das quält uns
fort und fort,
In unsern Herzen stichts, den Herzen
deiner beiden
Geliebten Schwestern, die so um den
Gatten leiden!
Der Götter Stärkster du, lass dich
von Menschen schaun!
Wir kommen gern zu dir, o König, deine
Fraun!
O leb vor uns und lass dich mit den
Augen sehen!
Wend nicht dein Antlitz ab, weil wir
doch sonst vergehen!
Versüße unser Herz, o König, unser
Gott!
Verschönre unser Herz, das pocht in
dem Schamott!
Ich, deine Schwester, ich bin Nephtys,
treu geblieben
Dem toten Bruder noch, ich will dich
ewig lieben!
Die Feinde sind besiegt, blieb keiner
übrig gar!
Ich bin mit dir, ich lieb dich ewig,
immerdar!
ISIS:
Gelobet seiest du! O leuchte uns, du
Einer,
Vom Himmel leuchte uns an jedem Tag, du
Reiner!
Doch können wir nicht schaun des
lichten Gottes Strahl!
Der Schutz sei dir gewährt, dein Boot
im Himmelssaal
Ist wie die Sonne licht! Und Ja zu
deinem Namen!
O komm zu mir, ich will empfangen
deinen Samen
Und deiner Schönheit Glanz will ich
mit Augen sehn!
Dein Name sei gelobt! Auf Feiern sollst
du stehn!
Dein königlicher Freund ist immer dir
zur Seite!
Du nimmst Besitz vom All, so durch die
Himmel schreite
Durch deines Schreckens Macht, du Fürst
auf deinem Fest!
Du scheinst auf uns wie Ra, der
Strahlen strahlen lässt!
Du strahlst auf uns wie Tum, wie Tum in
deinen Strahlen!
Die Himmlischen und auch die Menschen,
wenn sie strahlen,
So strahlen sie von dir, der du
erhellst das Land,
Erleuchtest unsren Weg mit deiner
Gnadenhand!
Die Götter sind mit dir, die Menschen
auch, die feuchten
Von Tränen ihres Wehs, du mögest sie
erleuchten!
O komm zu uns als Kind, du hoher
Sonnengott!
Verlass uns nicht, die wir sind Odem im
Schamott!
Orion kommt von dir, der aufgeht an dem
Abend,
Der wandert durch das All, sich an der
Nacht erlabend!
Und ich bin es, die ihn beachtet jede
Nacht,
Die dir zu Ehren wacht, die bis zum
Morgen wacht!
Dein Licht schenkt Göttern und schenkt
Menschenkindern Leben!
Reptil und Tier lebt von der Huld, die
Götter geben!
O komm zu uns am Tag, wenn sich die
Nacht verliert,
Mit jener Seele komm, die Gott ist
emaniert!
Und Opfer bringen wir und Opfer alle
Tage,
Dein Geist gibt Leben mir, auf dass ich
nicht verzage!
Gelobt sei Gott der Herr, gelobt seist
du, o Tum!
Gelobt sei Gott der Herr in seinem
Heiligtum!
Die Erde schafft sein Geist und schafft
das Reich der Schatten!
Die Unterwelt verbirgt den Schrein des
Herrn und Gatten!
Die Gattin ist bereit, dass sie dich
schirmt und hegt,
Dein Sohn ist Herr, der all die
Horizonte pflegt!
NEPHTYS:
Der gut das Sistrum spielt, o komm zu
deinem Tempel,
O komm, Verstorbener, mit deines Segens
Stempel!
Der Stier, er hat gezeugt, der Eine ist
der Stier!
Nach Anep kommt, das Haus steht wartend
offen dir!
O König, komm nach Khar! Komm eilends
nach Busiris!
Komm an die Stätte, die dein Herz so
liebt, Osiris!
Und zu den Seelen auch der toten Väter
komm!
Dein Sohn, dein Horus-Kind, ist wie der
Vater fromm,
Die Schwestergöttin hat das Horus-Kind
geboren,
Nach deinem Angesicht der Sohn ist
auserkoren!
Ich bins, die dich erhellt, beschützt
dich jeden Tag,
Ich weiche nicht von dir, o Bruder,
nicht verzag!
O komm nach Sais, Herr! Dein Name ist
uns Retter!
O komm nach Aper auch, du Gott in
deinem Wetter!
Du deiner Mutter Kind, du deiner Mutter
Sohn!
O weiche nicht von ihr! Ihr Busen ist
dein Thron!
O komm an ihre Brust, die vollen Brüste
küsse!
Der Mutter Brüste sind ja voller
Überflüsse!
Wie schön die Schwester ist, trotz
allem Spott und Hohn,
Wie schön die Schwester ist, verlass
sie nicht, o Sohn!
Nach Sais komm, o Gott, o komm nach
Tarud eilend!
Die Nisep ist genannt, nun bei den
Toten weilend!
Nach Aper komm, der Stadt, komm du zu
deinem Sitz,
Zum Tempel komm von Deb, komm eilend
wie der Blitz!
Du solltest ewig ruhn an deiner Mutter
Seite!
Sie schützt die Glieder dir, dass
Schrecken sie verbreite
In deiner Feinde Schar, die Mutter ist
dein Schutz,
Die Mutter ist dein Schutz, die Mutter
ist dein Schutz!
Du spielst das Sistrum gut! O komm zum
Heiligtume!
Komm, schaue deinen Sohn, der
Himmelsgötter Blume!
Er nimmt zu eigen sich die Städte und
den Gau
Durch seines Schreckens Macht! Des
Himmels lichter Tau
Und Mutter Erde sind ganz voll von
seinem Schrecken!
Und die Barbaren sind besiegt von
seinem Schrecken!
Bei Göttern und auch bei den Menschen
ist das Kind!
Der Horizont in Ost und West ist voll
vom Wind,
Geschaffen sie von dir, sind deine
Kreaturen!
Und deine Schwestern sind bei dir, die
beiden Huren,
Die reinigen dein Herz, die klären
deinen Geist!
Und Horus ist dein Sohn, dein Erbe, wie
du weißt,
Und Horus erbt von dir des Gottes
Attribute!
Dass beim Begräbnis dir der Wein der
Götter flute
Und Fleisch von Gans und Rind sei braun
gebraten schnell,
Verkündet wird dein Fest, dein großes
Festival,
Mit Formeln ruft man dich, die
Zauberformeln schützen,
Des Horus Glieder du mit Segen wirst
beschützen!
Den Horus du beschützt, den Erben, wie
du weißt,
Und Horus segnet dich und feiert deinen
Geist!
Und Horus ehrt den Herrn in dem
geheimen Schreine!
Trankopfer bringt man dar, gepriesen
wird der Eine!
Da tragen sie den Kelch und reinigen
den Geist!
Zu deinen Kindern komm, sie lieben
dich, du weißt!
Verlass die Kinder nicht! Verlasse
nicht die Frommen!
Ja, unser Retter kommt, ja, unser Gott
wird kommen!
ELFTER
GESANG
INANNA:
Noch gestern Herrin ich, und mir
verging die Zeit,
Inanna ich, die Frau, und mir verging
die Zeit,
Da war ich hoch erfreut, den schönen
Tanz zu tanzen,
Mich freute sehr die Nacht mit ihrem
großen Ganzen,
Ich freute mich am Lied, am liebenden
Gesang,
Da mir das Liebeslied, die
Hochzeitshymne klang.
Er traf mich ja der Herr, mein Freund
hat mich getroffen,
Er gab mir seine Hand, es stand sein
Herz mir offen.
Und Ucumgala hat von Herzen mich umarmt
Und über all mein Weh der Liebe sich
erbarmt.
Komm, Stier, und mach mich frei, ich
muss nach Hause gehen,
Komm, Freund, befreie mich, ich muss
nach Hause gehen.
Ich arme Närrin bin doch meiner Mutter
Kind,
Der Mutter Närrin ich, wie andre
Narren sind.
DUMUZI:
Ich sag dir alles, Frau, ich will dich
alles lehren,
Ich zeige dir, wie sehr die Männer
Fraun verehren.
Die Freundin hat mich auf den offnen
Markt geführt,
Zur Zymbel haben wir die Tänze
aufgeführt,
Sie sang ihr Lied für mich, ich hört
es mit den Ohren,
Es war so süß das Lied, ich hab die
Zeit verloren.
Die Mutter weißt du wohl zu täuschen,
wo sie wohnt,
Wir aber geben hin die Leidenschaft dem
Mond.
Ich löse dir dein Haar in diesem
breiten Bette,
Erfüll dich mit Genuss an dieser süßen
Stätte,
Ach, Sagadidda war, der Mädchen
schönste Zier,
Zusammen auf dem Pfad die ganze Zeit
mit dir.
INANNA:
Er wollt zur Mutter Tor am lichten Tage
kommen,
Ich bin so aufgeregt, bin in der Luft
geschwommen,
Er hat entschieden sich, er kam zu
Ningals Tor,
Ich bin so aufgeregt, den Atem ich
verlor.
Ich wünschte, jemand wollt der Mutter
etwas sagen,
Mit Duft erfüllte sie das Haus an
lichten Tagen.
Ich wollt, das jemand was in Mutters
Ohren ruft,
Das Haus erfüllte sie mit süßen
Weihrauchs Duft.
Es duftete das Haus, man möchte Düfte
zechen,
Ermunternd wüsste sie dem Freier
zuzusprechen.
NINGAL:
Herr, du bist in der Tat wert der
Umarmung Thron,
Des heiligen Vereins, du Gottes
Schwiegersohn!
Dumuzi, du bist wert der heiligen
Umarmung,
Du Gottes Schwiegersohn, wert
herzlicher Erbarmung.
Mein Herr, dein Opfer ist erhört im
Paradies,
Und Blume ist und Kraut aus deinem
Garten süß.
Dein Opfer ist erhört im
Liebes-Heiligtume,
Aus deinem heilgen Hain das Kraut, die
rote Blume.
INANNA:
Als der Geliebte mich getroffen hat
allein,
War froh er, mich zu sehn bei dem
Zusammensein.
Der Bruder brachte mich zu seines
Hauses Stätte,
Er ließ mich liegen weich im süßen
Honigbette.
Mein Liebster lag mir an dem Herzen
voll Genuss,
Da wir vereinigten uns mit dem
Zungenkuss,
Mein Bruder machte da das Antlitz schön
in Fülle,
Er stand ganz plötzlich still in
Harmonie der Stille,
Vorm Erdenbeben er das Schweigen in dem
Land,
Auf meiner Hüfte Rund er legte seine
Hand,
Die ganze Köstlichkeit der Süßigkeit
der Triebe
Ließ ich geschehen in Vereinigung in
Liebe.
DUMUZI:
O Schwester, mach mich frei, befreie
deinen Gast,
Geliebte Schwester, komm mit mir in den
Palast,
Mein Vater wird dich dann mit deinen
sieben Seelen
Als Tochter voller Huld und Gnade
auserwählen.
DICHTER:
Der Bruder liebevoll zur jungen
Schwester, ach,
Der Gott der Sonne zu der Frau Inanna
sprach.
UTU:
O junge Herrscherin, wie schön der
Flachs im Lenzen,
Inanna, wie das Korn tut in der Furche
glänzen!
Ich hacke Land für dich, ich bringe
dir das Korn,
Und Leinen schenk ich dir, du großer
Wonneborn.
Denn Leinen, groß und klein, ist gut
vor allen Dingen,
O junge Herrscherin, ich will es zu dir
bringen.
INANNA:
Nachdem du mir den Flachs gebracht hast
gnädiglich,
O Bruder Sonnengott, wer kämmt den
Flachs für mich?
UTU:
Ich bringe ihn zu dir gekämmt, o
Schwester-Herrin.
INANNA:
Bringst du den Flachs gekämmt zu der
geliebten Närrin,
Wer spinnt mir dann den Flachs, wer tut
so Liebes mir?
UTU:
Gesponnen bringe ich, Inanna, ihn zu
dir.
INANNA:
Wenn man den
Flachs gebracht zu mir in Sommernächten,
Gesponnen und
gekämmt, wer wird ihn für mich flechten?
UTU:
Geflochten bring ich ihn zur Schwester
als ihr Gast.
INANNA:
Nachdem geflochten du zu mir gebracht
ihn hast,
Mein Bruder Sonnengott, wer wird ihn
für mich weben?
UTU:
Gewoben bring ich ihn zu dir, o du mein
Leben.
INANNA:
Gewoben bringst du ihn der Schwester
gnädiglich,
Wer aber, Bruder Gott, wird bleichen
ihn für mich?
UTU:
Gebleicht ich werde ihn der Schwester
Göttin bringen.
INANNA:
Mein Gott, ich frage mich, mein Gott
vor allen Dingen,
Wenn du das Brautkleid so zur Liebsten
hast gebracht,
Wer geht mit mir ins Bett zum
Liebesspiel der Nacht?
UTU:
Der Gatte geht mit dir ins Bette
auserkoren,
Dumuzi, der er ward von reinem Schoß
geboren,
Er ward am Ehe-Thron einst konzipiert,
so nett,
Der gute Hirte er, er geht mit dir ins
Bett!
INANNA:
O Bruder, er solls sein, der Ackermann,
der Bauer!
Er, meines Herzens Mann, stillt meine
Liebestrauer!
Er sammelt ja das Korn, die Spreu nur
treibt er aus,
Das Korn doch sammelt er in meinem
Lagerhaus.
UTU:
O Schwester Göttin, nimm zum Mann den
guten Hirten!
Bist du bereit? Du sollst den Liebsten
gut bewirten.
Wie gut ist seine Milch, die Sahne ist
wie gut,
Was immer er berührt, das strahlt von
Liebesglut!
Inanna, nimm zum Mann Dumuzi! Lust ist
furchtbar!
Mit Perlenketten schmück die Brust,
das macht dich fruchtbar!
Was bist du nicht bereit? Erwarte ihn
daheim.
Die Sahne gibt er gern und seinen
Honigseim.
Er soll der Könige Beschützer sein,
der Hirte.
Was bist du nicht bereit? Auf, und den
Freund bewirte!
INANNA:
Den Hirten? Nein, ich will nicht sein
des Hirten Frau.
Denn sein Gewand ist grob und seine
Wolle rau.
Den Bauern nehm ich mir, dem will ich
mich vereinen.
Flachs lässt er wachsen mir und bringt
mir feine Leinen.
Der Bauer bringt mir Frucht, er bringt
mir Früchte frisch.
Das Korn lässt wachsen er, bringt Brot
mir auf den Tisch.
DUMUZI:
Was willst du sagen denn von diesem
dummen Bauern?
Was denkst du über ihn? Mich aber
lässt du trauern?
Und gibt er Mehl dir auch und Früchte
überdies,
Ich gebe Wolle dir, geb dir des Lammes
Vlies.
Wenn er dir Weißmehl gibt, ich geb dir
weiße Wolle.
Gibt er dir Bier, ich geb das Fass mit
Milch, das volle.
Ich geb dir Honig, geb dir Käse, gibt
er Brot,
Ich gebe ihm noch ab, wenn er in tiefer
Not,
Ich geb ihm meine Milch und geb ihm
meine Sahne.
Er hat nicht mehr als ich. Hör, wie
ich dich ermahne.
INANNA:
Wenn meine Mutter nicht dir gnädig wär
voll Huld,
Du wärst vertrieben schon. Doch hast
du keine Schuld,
Großmutter voller Huld ist gnädig dir
auf Erden,
Sonst würdest du vom Berg herab
geworfen werden.
Und wenn mein Vater nicht dich herzlich
liebte, ach,
Mein Vater Nanna, nun, so hättest du
kein Dach.
Und wenn mein Bruder nicht, der Gott,
der Sohn des Nanna,
Dich liebte, hättest du nicht Zutritt
bei Inanna.
DUMUZI:
Inanna, bitte, du beginne keinen
Streit!
Mein Vater ist so gut wie deiner in der
Zeit.
Mein Vater Enki ist reich wie dein
Vater Nanna,
Und meine Schwester ist so schön wie
du, Inanna,
Wie deine Mutter ist auch meine Mutter
gut
Und wie dein Bruder bin auch ich voll
heißer Glut.
O junge Königin des herrlichen
Palastes,
Die Worte höre des verliebten
Seelengastes.
DICHTER:
Das Wort, das eben süß kam aus dem
Munde ihr,
Das war ein Wort der Lust, verzehrender
Begier,
Vom Ausgangspunkt des Streits und nach
des Streites Flammen
Die beiden kamen doch in Liebe noch
zusammen.
Der Hirte ging ins Haus mit Sahne, war
im Heim,
Er kam in den Palast mit Milch und
Honigseim.
Und als er stand vorm Haus, da rief er
laut die Worte:
DUMUZI:
O junge Herrscherin, tu auf mir deine
Pforte!
DICHTER:
Inanna lief sogleich und ihre Mutter
frug,
Die Mutter Ningal, die sie einst im
Schoße trug,
Die Mutter frug das Kind um Rat mit
leisem Worte,
Da sprach die Mutter an dem königlichen
Orte:
NINGAL:
Mein Kind, der junge Mann, der wird
dein Vater sein,
Und du wirst sein für ihn sein liebes
Mütterlein.
Er wird dein Vater sein und wird dich
gut behandeln,
Du wirst ihm Mutter sein und liebend
mit ihm wandeln.
Und darum, Königin, nun öffne den
Palast
Und lass ihn ein zu dir, lass ein den
Seelengast.
DICHTER:
Inanna, auf das Wort hin, den Befehl
der Mutter,
Gebadet und gesalbt, aß Honigseim und
Butter,
Den Körper hüllte sie mit weißlichem
Gewand.
Die Morgengabe sie bereits hielt in der
Hand,
Die Perlenkette sie schön legte an den
Busen
Und las die Poesie der tiefgeschoßten
Musen.
Dumuzi wartete bereits und war
gespannt,
Inanna öffnete die Tür mit ihrer
Hand.
Im inneren Palast hat sie für ihn
geleuchtet
So wie des Mondes Licht die dunkle
Nacht befeuchtet.
Dumuzi sah sie froh, der er sie lang
vermisst,
Und Brust an Brüste er Inanna hat
geküsst.
INANNA:
Was ich dir sage, lass die Sängerin
dir singen.
Was ich dir sage, lass es in das Ohr
dir dringen.
Von alt zu jung mein Wort vernimm und
mein Gebot:
Denn meine Vulva ist des Himmelreiches
Boot,
Ist voller Eifer wie der junge Mond und
wacker,
Und brach liegt lange schon mein
unbesamter Acker.
Was mich betrifft, ich hab es nicht,
was mir genügt,
Ich frage meinen Gott, wer meine Vulva
pflügt?
Das unbesamte Land, wer wird den Acker
pflügen?
Was mich betrifft, die Frau, die lange
schon geschwiegen,
Wer pflügt den Acker mir, wer pflügt
die Vulva mir,
Wer durch die Furche zieht den Pflug
mit seinem Stier?
DUMUZI:
O höchste Herrscherin, der Herr pflügt
deine Vulva!
Dumuzi ich, der Herr, will pflügen
deine Vulva!
INANNA:
Die Vulva pflüge mir, mein Liebster
schön und groß,
Die Vulva pflüge mir, besame meinen
Schoß!
DICHTER:
Auf königlichem Schoß hochragend
liegt die Zeder,
Und Ranken wachsen hoch an jeder Seite,
jeder,
Die Ähren wachsen hoch, Korn golden
wächst im Feld,
Der Garten üppig blüht, der Baum
steht wie ein Held.
INANNA:
Er fruchtbar hat gekeimt, er hat
gewuchert lange,
Er hat Salat gepflanzt am Lauf der
Wasserschlange.
Er ists, der meinen Leib am
allermeisten liebt!
Er liebt den Garten in der Ebene
betrübt,
Und meine Gerste in den Furchen voller
Züchte,
Und meinen Apfelbaum, den Wipfel voller
Früchte,
Er hat Salat gepflanzt am Wasser nahe
dran,
Mein Honigmann versüßt mich stets,
mein Honigmann,
Er ist mein lieber Herr, der Honigmann
der Götter,
Der meinen Körper liebt, den Leib, bei
jedem Wetter,
Aus Honig seine Hand, aus Honig ist
sein Fuß,
Er macht mein Leben süß mit seinem
süßen Gruß,
Die ungestüme Lust, die Zärtlichkeit
am Nabel,
Der Schenkel Zärtlichkeit ist keine
Ammenfabel,
Er ists, der meinen Leib am
allermeisten liebt,
Er hat Salat gepflanzt am Wasserlauf
betrübt.
DUMUZI:
Oh deine Brüste sind wie prächtige
Jampusen
Und wie Granaten ist dein wundervoller
Busen!
Die grünen Pflanzen trägt dein weites
Ackerfeld,
Getreide trägt dein Feld, du
Fruchtbarkeit der Welt.
Das Wasser fließt herab, das Wasser
ist dein Sklave,
Das Brot vom Himmel kommt, die Speise
ist dein Sklave,
Begieße alles mir, Inanna, voller
Lust,
Ich trinke alles, was mir bietet deine
Brust!
INANNA:
Mach deine Milch nur süß und dick,
geliebter Gatte,
Ich trinke deine Milch, vom Seim ich
bin die Satte,
Dumuzi, wilder Stier, die Milch mach
süß und dick,
Ich trinke deine Milch, das Trinken ist
mein Glück,
Die Ziegenmilch lass du in meinen
Schafstall fließen,
Den Ziegenkäse und den Seim will ich
genießen,
Mein Herr Dumuzi, dein Gebratnes esse
ich,
Den Schafstall treu bewache ich für
dich,
Bewach das Lebenshaus, das voller
Überflüsse,
Bewach den lichten Ort, Chaldäa der
Genüsse,
Und den Entscheidungsort, wo Schicksal
man beschließt,
Den Schicksalsort, von wo des Lebens
Odem fließt,
Das Haus, das uns verleiht den
Lebenshauch, den sachten,
Ich Königin, ich will auf diese Häuser
achten.
DUMUZI:
Ich möchte gern mit dir in meinen
Garten gehn,
O Frau, ich will mit dir in meinen
Garten gehn.
Ich will mit dir in den geliebten
Apfelgarten,
Ich will beim Apfelbaum auf meine
Schwester warten,
Dass ich dort Bäume pflanz, ins
Erdreich eingesteckt,
Die Apfelblüten sind mit Nektarstaub
bedeckt.
INANNA:
Er brachte mich in den geliebten
Apfelgarten,
Dumuzi brachte mich in seinen
Apfelgarten,
Ich schlenderte mit ihm beim grünen
Apfelbaum,
Ich stand mit ihm auch beim gestürzten
Apfelbaum,
Vorm Baum hab ich gekniet, so wie es
sich gehörte,
Mein Bruder sang ein Lied, wie ich es
gerne hörte,
Dann in der Pappel er hoch in dem
Wipfel sitzt,
Er kam zur Mittagszeit, von Sonnenglut
erhitzt.
Und wird mein lieber Herr Dumuzi zu mir
kommen,
Begieß die Pflanzen ich aus meinem
Schoß, dem frommen,
Ich lege Pflanzen an und werde Pflanzen
ziehn,
Die Pflanzen ich begieß, begieße sie
für ihn,
Und ich begoss das Korn, das goldene
Getreide,
Ich schüttete das Korn aus meines
Schoßes Scheide.
Und letzte Nacht, als ich, die Herrin,
hell erstrahlt,
Als ich, die Königin des Himmels, hell
erstrahlt,
Als ich aufstrahlend schien und tanzte
meine Tänze,
Sang ich mein Lob der Nacht, der warmen
Nacht im Lenze,
Da sang ich Lob der Nacht, den Träumen
und dem Schlaf,
Als mein geliebter Herr mich in dem
Garten traf.
Mein Herr Dumuzi schob die Hand in
meine Hände,
Er drückte seinen Leib an meine warme
Lende.
Der Priester ist bereit für Lende und
für Schoß!
Dumuzi ist bereit für Lende und für
Schoß!
Die Pflanzen und das Kraut sind grün
und fruchtbar heute,
O deine Fülle ist des Lebens meine
Freude!
DICHTER:
Sie rief ihn Freund, er traf sie in dem
Bette heut,
Sie rief ihn in das Bett, dass er ihr
Herz erfreut,
Sie rief ihn in das Bett zu ihren süßen
Lenden,
Sie hat ihn liebgekost mit königlichen
Händen,
Sie forderte für sich das königliche
Bett,
Die Königin im Bett, sie rief den
Freund ins Bett.
INANNA:
Lass sein das Bett bereit, das da
erfreut die Herzen,
Lass sein bereit das Bett, dass wir in
Liebe scherzen,
Lass sein bereit das Bett, die Königin
dich grüßt,
Lass sein bereit das Bett, die Lende
wird versüßt,
Lass sein das Hochzeitsbett der Königin
bereitet,
Das königliche Bett zur Hochzeit sei
bereitet!
DICHTER:
Inanna breitete den Schleier auf das
Bett,
Sie rief den König, rief den König in
ihr Bett.
INANNA:
Das Lager ist bereit, es duftet süß
im Schatten.
DICHTER:
Sie rief den Bräutigam, sie sprach zu
ihrem Gatten.
INANNA:
Es wartet dein das Bett, es harrt des
Herrn das Land!
DICHTER:
Er legte seine Hand der Herrin in die
Hand,
Er legte seine Hand auf Herz und Brust
der Gattin,
Er legte seine Hand auf Schoß und
Scham der Göttin.
Süß ist des Nachts der Schlaf, so Arm
in Arm vereint,
Süß ist des Nachts der Schlaf, so
Herz an Herz vereint.
INANNA:
Ich hab mich für den Stier, den wilden
Stier gebadet,
Hab für den Hirten, für Dumuzi mich
gebadet,
Ich parfümierte süß die Lenden mit
Parfüm,
Ich schminkte meinen Mund, weil ich das
Küssen rühm,
Die Augen malt ich an mit schwarzer
Augenschminke,
Die Lenden knetete er sanft, ich weiter
winke,
Es füllte meinen Schoß mit Milch der
Bräutigam,
Er streichelte das Haar, das lockige
der Scham,
Er legte seine Hand auf meiner Vulva
Scheide,
Von seiner Sahne so mein Boot, mein
schwarzes, gleite,
Er hat gestreichelt mir die Vulva auf
dem Bett,
Den Hohepriester jetzt ich streichle
auf dem Bett,
Den Hirten streichle ich, liebkose
seine Lende,
Des Hirten Phallus sanft liebkosen Mund
und Hände,
Den Phallus küsse ich, das ist sein
schönstes Glück,
Und so beschließ ich ihm sein ewiges
Geschick.
DICHTER:
Die Königin des Alls, die aller Welt
begehrlich,
Die Heldenfrau, die mehr als ihre
Mutter herrlich,
Sie frug: Wer war der Mann, den Gott
mir vorgestellt,
Den Enki mir empfahl, wer war der
starke Held?
Die Erstgeborene des Mondes hat
verordnet
Dem Hirten sein Geschick, sein Leben
ihm geordnet.
INANNA:
Der Führer bist du in dem Kriege und
der Schlacht,
Der Waffenträger du im Kampfe in der
Nacht,
Fürsprecherin bin ich in großer
Volksgemeinde,
Inspiration bin ich und Schutzfrau vor
dem Feinde.
Der gute Hirte du, der du bewahrst den
Schrein,
Von Uruk du der Herr, des Landes Fürst
allein,
Du, dem das Licht des Schreins beim
Pilgern ist begegnet,
In jeder Möglichkeit, in jedem Werk
gesegnet.
So halte hoch den Kopf im Thron, o
Menschensohn,
Und sitze ruhig nur im weißen
Jaspis-Thron,
Bedecke deinen Kopf mit deiner goldnen
Krone,
Trag lange Kleider nur und deinen
Körper schone,
Den Königsmantel trag in deinem
Königtum,
Die Streitaxt nimm zur Hand, das
Schwert im Heldentum,
Den langen spitzen Pfeil, den Bogen in
die Hände,
Das Lasso lässig häng an deine starke
Lende,
Geh den geraden Weg, das Zepter in der
Hand,
Die Goldsandalen an dem Fuß geh durch
das Land.
Auf meinen heiligen und vollen Brüsten
tänzle!
In meiner heiligen und engen Vulva
schwänzle!
Erwählter Hirte du, geeignet für den
Scherz,
Ein langes Leben soll genießen schön
dein Herz.
Dein Schicksal ist bestimmt, es wird
nicht mehr verändert,
Was Enki dir bestimmt, dein Los wird
nicht geändert.
Der Ningal Liebling du, mir süße
Küsse gib,
Inanna hat dich lieb, Inanna hat dich
lieb!
DICHTER:
Ninshubur war der Knecht am goldnen
Uruk-Schreine
Und zu dem Knechte sprach die Königin,
die reine:
Dumuzi führe du zu meiner Schenkel
Paar,
Dumuzi führe du zu meiner Vulva Haar.
NINSHUBUR:
O meine Königin, die Wahl hier deines
Herzens,
Der liebe Bräutigam, bereit zum Spiel
des Scherzens,
Verbringen möge er wohl eine Ewigkeit
In deiner Grotte voll von
Liebessüßigkeit
Und möge lange Zeit dir Liebeslüste
spenden
In jenem Paradies, das zwischen deinen
Lenden!
Gib du die Herrschaft ihm, die jeder
anerkennt,
Gib du den Königsthron mit festem
Fundament,
Gib ihm den Hirtenstab, gib ihm die
goldne Krone,
Gib ihm das Diadem, den Sitz im
Jaspis-Throne.
Wo steigt das Morgenrot, wo sinkt das
Abendrot,
Vom Norden voller Wein zum Süden
voller Brot,
Vom oberen Gestad zum untern Ozeane,
Von dem Huluppu-Baum zum Zedernbaum,
ich mahne,
Lass seinen Hirtenstab uns schützen in
der Hand,
Als Landwirt mache er die Früchte
reich im Land,
Als Hirte mache er sehr zahlreich unsre
Herde,
In seinem Königtum sei fruchtbar
Mutter Erde,
Die grüne Pflanzenwelt sei uns der
Fülle Horn,
Wenn er regiert, dann reift auch reich
das goldne Korn.
Er soll der Fische und der Vögel
Plaudern hören,
Es wachse hoch das Schilf im
Kranichfeld in Röhren,
Vermehren sollen sich die Zicke und das
Reh,
Sei Honig überall, der Wein sei wie
ein See,
Salat und Kresse viel besitze jeder
Bauer,
Im königlichen Haus sei lange
Lebensdauer,
Hochwasser habe stets der Tigris und
der Phrat,
Dass stets die Wiese viel von grünen
Pflanzen hat.
Die Frau der Fruchtbarkeit soll stapeln
Korn in Haufen,
O Königin des Alls, lass Männer sich
besaufen,
Inanna, Königin des Universums, groß,
Lang sei die Zeit, die er genießt in
deinem Schoß,
Die ganze Ewigkeit der Liebe soll nicht
enden,
Das süße Liebesspiel von Lippen und
von Lenden!
DICHTER:
Der König eilte nun mit hoch erhobnem
Kopf
Auf ihre Vulva zu und deren krausen
Schopf,
Mit hoch erhobnem Kopf, das Zepter in
den Händen,
Er zu Inanna ging und ihren heißen
Lenden.
Mit hoch erhobnem Kopf ging er zur
Herrin hin,
Er öffnete sein Herz der
Liebes-Priesterin.
INANNA:
Die Freude meines Sinns hat sich mit
mir getroffen,
Wir freuten uns vereint, die Vulva
steht ihm offen,
Und er empfängt die Lust, empfängt
die Liebeslust
Von meiner heiligen und vollen, prallen
Brust,
Er bringt mich in sein Haus, der Süße
und der Nette,
Er legt mich nackend auf das süße
Honigbette,
Mein süßer Liebling liegt im Schoß
mir mit Genuss,
Ich küsse meinen Mann mit tiefem
Zungenkuss,
Dumuzi liebt das sehr, ich tu es immer
wieder,
Ja, siebenmal zur Nacht ich küsse
seine Glieder.
DUMUZI:
O Schwester, mach mich frei, o Liebste,
mach mich frei,
Dass du mir Tochter und dass ich dir
Vater sei.
Geliebte Schwester komm, ich gehe in
die Halle
Des herrlichen Palasts. Befreie mich
und alle!
INANNA:
Mein Blütenträger, o wie war dein
Reiz so süß,
Im Apfelgarten du, mein Mann im
Paradies,
Mein Apfelbräutigam im schönen
Apfelgarten,
Wie lieb ich deinen Reiz, den wilden
und den zarten!
Mein Gatte ohne Furcht, mein schönstes
Gottesbild,
Mit Schwert und Diadem, wie lieblich du
und mild!
DICHTER:
O Heilige, ein Mann bestieg die
Dattelpalme,
Ein Sammler, dass er pflückt, bestieg
die Dattelpalme,
Inannas Palme er bestieg in strenger
Zucht,
Auf dass er pflücke sie, die überreife
Frucht!
Die dunkle reife Frucht er brachte zu
Inanna
Und auch das Himmelsbrot, das
unbefleckte Manna,
Die Frucht gab er ihr hin voll tiefer
Sympathie.
Und ja, dann nahm er sie, fürwahr,
dann nahm er sie!
Und ja, dann nahm er sie, um sie genau
zu prüfen,
Wie einen Edelstein der Jungfrau lichte
Tiefen,
Er nahm und prüfte sie wie einen
Edelstein,
Und Lapislazuli er nahm und Jaspis
rein,
Und aus dem Haufen von sehr edlen
Edelsteinen
Nahm für Inanna er den auserwählten
Einen.
Die Popo-Perlen sie fand lustig und
fand froh,
Sie setzte sich darauf mit ihrem
Apfel-Po!
Inanna Perlen fand, sie um den Kopf zu
legen,
Fand Lapislazuli, ihn an den Hals zu
legen,
Goldfäden für das Haar und Ringe für
das Ohr,
Mit Honig salbte sie den süßen Mund
zuvor,
Sie legte an das Gold der königlichen
Halle,
Sie trug den Nasenring wie auch die
Mädchen alle,
Sie pflanzte einen Baum in ihren Nabel
ein,
Sie goss den Honigseim in ihre Vulva
rein,
Den Alabaster nahm sie sich für Po und
Scheide
Und in die Vulva steckt sie eine
Trauerweide,
Der Trauerweide Stamm in ihrer Vulva
Haar,
Sandalen zog sie an der nackten Füße
Paar.
Die Edelsteine auf dem Haufen hat
gesammelt,
Sagidda ward vom Herrn versiegelt und
verrammelt!
Inanna sammelte auch Edelsteine viel,
Sie ward von ihrem Freund beglückt im
Liebesspiel!
Dumuzi traf die Braut Inanna, sagt die
Fabel,
Im hohen Himmelshaus und an des Himmels
Nabel!
Der gute Hirte er, der seine Freundin
traf,
Zur Liebe sie bereit und zu dem süßen
Schlaf,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen
Eanna,
Von Lapislazuli gestaltet war die Tür,
Er traf sie, als sie war geöffnet für
und für,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen
Eanna,
Inanna führte ihn zu Edelsteinen viel,
Den Gatten führte sie zu seiner
Sehnsucht Ziel.
Mit Streicheln nahm sie ihn, ihn
liebevoll zu streicheln,
Nahm mit den Schenkeln ihn, den Gatten,
ohne Heucheln,
Inmitten ihrer zwei gespreizten
Schenkel sie
Liebkoste ihren Mann voll süßer
Sympathie.
Die Hure sandte nun die Botschaft an
den Vater:
Die Hure tanzte nun die Botschaft an
den Vater.
INANNA:
Bist in mein Haus geeilt, zu mir geeilt
ins Haus?
Bist du ins Haus geeilt, geeilt zu mir
ins Haus,
Um mich als Königin von meinem Thron
zu stürzen,
Bist in mein Haus geeilt, um mich vom
Thron zu stürzen?
Da ich bereitet hab für dich mein
breites Bett,
Hast du gebreitet da für mich so lieb
und nett
Den Lapislazuli und reine Edelsteine
Aufs weiße Laken mir, das reinliche
und feine?
Das ists, wo ich den Mann der Liebe
haben will,
Will haben ihn im Bett, dass ich den
Hunger still,
Er wird dann seine Hand in meine Hände
legen
Und wird mit seinem Herz mein Herz in
mir erregen,
So süß ist Nachts der Schlaf, so Hand
in Hand voll Scherz,
So süß Vereinigung im Bette Herz an
Herz.
DICHTER:
Es sagen Freundinnen: O du bist eine
Herrin!
Trauzeugen sind dir Herrn, Trauzeugen
sind dir Herren,
Die große Königin, die Frau, die
gerne liebt,
Trauzeugen sind die Herrn, wenn sich
die Herrin gibt.
Die ihr im fremden Land zu fangen seid
wie Vögel,
Trauzeugen sind die Herrn, das ist nun
so die Regel.
Die du zerrissen bist wie fremde Länder
fern,
Inanna, Königin, Trauzeugen sind die
Herrn.
Der Eier brach entzwei, der erste ists
voll Trauer,
Der zweite ist am Strom, der
überfließt, der Bauer,
Der dritte ist der Mann, der immer
Vögel fängt,
Der Fischer kommt zuletzt, der an die
Fische denkt.
INANNA
Ich werde Boten nun zum guten Hirten
senden,
Er bringe Butter mir und Milch mit
offnen Händen.
Auch einen Boten ich zu meinem Bauern
schick,
Er bringt mir Honigwein mit fleißigem
Geschick.
Und auch ein Bote zu dem Vogelfänger
reitet,
Der für die Königin, die Frau, sein
Netz ausbreitet.
Zum Fischer auch sich der berittne Bote
schwingt,
Dass mir der Fischer dann den größten
Karpfen bringt.
DICHTER:
Trauzeugen brachten nun der schönen
Braut Geschenke,
Der Vogelfänger ihr ein Vögelein, ich
denke,
Der Fischer brachte ihr den
allergrößten Fisch,
Es kam der Karpfen in der Pfanne auf
den Tisch,
Der Schäfer brachte ihr den Eimer
voller Butter,
Dumuzi trug das Fass und brachte ihr
das Futter,
Der Butter trug und Milch auf seinen
Schultern gar
Und Käse trug er auch auf seinem
Schulterpaar,
Der Schäfer rief ins Haus, da sprach
er lustentglommen:
Dumuzi ist bereit, Dumuzi ist gekommen!
DUMUZI:
Tu auf die Pforte, Frau, tu auf die
Pforte, ach!
DICHTER:
Die Mutter hörte das, die Mutter ging
und sprach.
NINGAL:
Inanna, wahrlich, du bist seine
Ehegattin,
Er ist dein Ehemann, und du bist seine
Göttin.
Sei eine Tochter ihm, ein liebes
Töchterlein,
Dann wird der Ehemann dir guter Vater
sein.
Er kommt aus fremdem Land in einem
schönen Hemde,
Und deine Mutter ist nun fast wie eine
Fremde,
Nimm seine Mutter an, als obs die deine
sei,
Nimm seinen Vater an, als obs der deine
sei.
DUMUZI:
Du auf die Pforte, Weib! O Frau, von
Gott begnadet!
DICHTER:
Inanna hat sich schön im Wasserbad
gebadet,
Sie salbte sich mit Öl in teurer
Köstlichkeit,
Sie legte an den Rock, das königliche
Kleid,
Sie nahm den Talisman und nahm die
Amulette,
Sie hing die Perlenschnur auf ihres
Busens Bette,
Sie nahm das Siegel in die schlanke
weiße Hand.
Die junge Herrin nun in Ruhe wartend
stand.
Dumuzi stieß die Tür in Eile auf, und
immer
Und ewig schön die Frau stand da im
Mondenschimmer,
Dass sie den Mann empfängt in ihres
Hauses Tür.
Er sah sie an voll Lust, er freute sich
an ihr,
Er nahm sie in den Arm, als läg sie
auf dem Kissen,
Und mit dem Mund begann die Frau er
abzuküssen.
DUMUZI:
O Herr, gekommen bin ich heim, bin
angetraut,
O Herr, gekommen ist mit mir die
schönste Braut.
Mein Meister, nimm sie auf in deiner
hohen Halle,
O meine Braut, o komm, kommt, junge
Mädchen alle!
Inanna, komm mit mir in die Kapelle
dort,
Komm mit ins Gotteshaus und höre
Gottes Wort,
Dann wirst du meinen Gott und seine
Schönheit schauen,
Der er der Schöpfer ist von allen
schönen Frauen,
Zur Rechten Gottes du wirst sitzen in
dem Thron,
Zur Rechten Gottes du, trotz allem
Spott und Hohn.
DICHTER:
Obwohl er so zu ihr gesprochen und
nicht klagte,
Setzt sie am Fenster sich auf einen
Stuhl und sagte:
INANNA:
Das ist sehr schwer, mein Mann, was
mich erwartet dort.
Hab immer nur gehorcht der lieben
Mutter Wort.
DICHTER:
Er trat zu seinem Gott, dem Gotte
weiser Rede,
Begrüßte seinen Gott und lallte die
Gebete.
DUMUZI:
Mein Meister und mein Herr, der in der
Liebe lebt!
INANNA:
Mein Freund, ich weiß nicht, wie man
an dem Webstuhl webt.
DICHTER:
Er legte seinen Arm um sie und sagte
frei:
DUMUZI:
Ich habe dich entführt in
Liebessklaverei!
Bereitet hab ich dir das Festmahl
unvergessen,
Du sitzt an meinem Tisch, wirst gute
Speise essen,
Zwar meine Mutter hat nicht an dem
Tisch gespeist,
Mein Bruder gleichfalls nicht, auf dass
du dieses weißt,
Auch meine Schwester nicht hat an dem
Tisch gesessen
Und gute Speise dort an diesem Tisch
gegessen,
Doch du wirst speisen gut an diesem
meinem Tisch,
Hier isst du weißes Brot, hier den
gebratnen Fisch.
O meine schöne Braut, mein Atem und
mein Leben,
Am Webstuhl wirst du mir die schönsten
Kleider weben.
Und spinnen wirst du Garn und kämmen
wirst das Vlies
Und kneten Teig für mich zu weißem
Brote süß.
DICHTER:
Und sie umarmt den Stier, Dumuzi, ihren
Gatten.
INANNA:
Ich bin die pure Pracht, die Sonne ohne
Schatten,
Ich bin der Morgenstern am Himmel
morgens still,
Die ich dich haben will, die ich dich
haben will!
DICHTER
Die Frauen hört ich oft, die
Liebeslieder sangen.
INANNA
Der Gatte kam herauf, mein Stern ist
aufgegangen,
Er ist mir wie ein gut bewässerter
Salat,
Mein Garten und mein Hain bebt, wenn
der Liebling naht,
Mein Korn ist üppig in den Furchen auf
dem Acker,
O wenn mein Liebling kommt, dann wird
mein Herz mir wacker,
Er ist mir wie ein gut bewässerter
Salat,
Mein Apfelbaum steht voll von Früchten,
wenn er naht.
Der Honigmann, mein Freund, wird immer
mich versüßen,
Der Götter Honigmann wird stets mich
segnend grüßen,
Er grüßt mit Honighand, er grüßt
mit Honigfuß,
Versüßt mich mit dem Mund und seines
Segens Gruß.
Der Honigmann versüßt mir meinen
nackten Nabel,
Die Oberschenkel er mir spreizt wie
eine Gabel,
Mit starken Armen er umarmt mich, wenn
er naht.
O meine Vulva ist ein leckerer Salat!
DICHTER:
Des Hauses Eridu ist göttliche
Verheißung,
Des Hauses Sin von Gott ist Lobgesang
und Preisung,
Eanna ist sein Haus, sein Haus in
dieser Welt,
Es wurde Gottes Haus dir heute
vorgestellt.
In Gottes Tempel schwebt die dauerhafte
Wolke,
Der Wahrheit Name ist geoffenbart dem
Volke,
Der Wahrheit Herz erstrahlt in
strahlender Vision.
Bereitet ist das Bett, von Jaspis ist
der Thron.
Und Gibil hat für dich den goldnen
Schrein gereinigt,
Der Herrschaft Königin hat sich dem
Freund vereinigt,
Der Herr errichtet hat dem Opfer den
Altar,
Er führt die Riten durch im Tempel
wunderbar.
Die Sonne sank in Schlaf, der Abend ist
gesunken,
Sie sah ihn an im Bett, der Blick wie
Liebesfunken,
Sie streichelte den Herrn, ihr Leben
gab sie ihm,
Dem Schelmen Gottes gab sie ganz sich
hin intim.
Sie sehnte sich, ersehnt hat sie das
Ehebette,
Des Jubels Bette sehr ersehnte sich die
Nette,
Ihr Herz ersehnt das Bett der süßen
Liebeszeit,
Des Königreiches Bett, das Bett in
Ewigkeit,
Sein honigsüßes Bett, sein Bett, das
honigsüße,
Der Herzensfreude Bett, dass sie die
Lust genieße,
Des süßen Schoßes Bett, das Bett der
Königin,
Des Königreiches Bett, da gibt sie
ganz sich hin,
Er deckt das Bett für sie, das
unbefleckte Kissen,
Er macht das Bett für sie, um innig
sie zu küssen.
Zum König sprach die Frau von seinem
Bette süß,
Sie spricht des Lebens Wort vom
Liebesparadies.
Der würdige Wesir der Gottesstadt
Eanna
Nahm seinen rechten Arm und führt ihn
zu Inanna.
O möge doch der Herr, den nennst du
süßes Herz,
Genießen in dem Bett süß deiner
Liebe Scherz,
Gib ihm die Herrschaft, Braut, denn
seine Huld ist herrlich,
Gib ihm den Königsthron, denn er ist
treu und ehrlich,
Gib du das Zepter ihm, gib ihm sein
Personal,
Gib seine Krone ihm, den königlichen
Saal,
Ein Diadem dem Kopf und einen Kranz,
der adelt,
Gib treue Diener ihm, der nur die Bösen
tadelt,
Vom Sonnenaufgang bis zum
Sonnenuntergang,
Von Süden Sommerlust bis Nordens
Winter bang,
Vom Teiche bis zum Meer soll dienen ihm
ein jeder,
Von dem Huluppubaum bis zu der hohen
Zeder,
Gib ihm die Schelme und das treue
Personal,
Dass er als Hirte Licht auf seine
Schafe strahl,
Dass er die Esser speist und segnet
reich die Bauern,
Dass er den Kindern hilft und denen,
die da trauern.
Als Hirte mehre er die Schafe auf der
Au,
Als Herr und Bräutigam beglücke er
die Frau.
In seiner Herrschaft soll das Grün der
Pflanzen wachsen
Und fruchtbar die Natur sein um der
Welten Achsen,
Am Euphrat soll der Fluss voll
Überschwemmung sein,
Getreide reife gold, der Weinberg trage
Wein,
Im Teiche schwimmen soll die bunte
Schar der Fische,
Die Vögel schwatzen süß, es biegen
sich die Tische,
Und auf dem Kranichfeld schön wachse
goldnes Rohr,
Die Vögel schwatzen süß und lieblich
singt der Chor,
Die Bäume wachsen hoch, sind blühend
reich an Blättern,
Nie soll des Donners Blitz den starken
Baum zerschmettern,
Die wilde Zicke soll vermehren sich,
das Reh,
Es ströme Honigseim, der Wein sei wie
ein See,
Und Kresse und Salat in Menge hab der
Bauer,
Des Königs Leben sei von langer
Lebensdauer.
Am Tigris und am Phrat Hochwasser möge
sein,
Die Gräser wachsen hoch, der Weinberg
spendet Wein,
Die Wiesen seien grün und fruchtbar
alle Auen,
Es herrscht die Königin, die Königin
der Frauen,
Die Herrin der Natur mit ihrem nackten
Hals,
Mit ihrer nackten Brust, die Königin
des Alls,
Des Universums Frau, die Göttliche,
die Große,
Der Gatte lebe lang in deinem süßen
Schoße!
Er geht zu ihrem Schoß mit hoch
erhobnem Kopf,
Er geht zu ihrem Schoß, zu ihrer Vulva
Schopf,
Er preist die Königin, die Göttliche,
die Pure,
Aus Liebe er umarmt sie, die sakrale
Hure!
ZWÖLFTER GESANG
Vom hohen Himmel wandte sie ihr Denken
Aufs Untere im dunklen Totenreich.
Vom hohen Himmelreich herab die Göttin
Die Augen wandte zu der Unterwelt.
Vom hohen Himmelreich Inanna wandte
Den Kopf der Unterwelt der Toten zu.
Und sie verließ den Himmel und die
Erde
Und meine Herrin stieg ins Totenreich.
Und sie verließ den Himmel und die
Erde,
Inanna stieg hinab ins Totenreich.
Sie gab das Amt des En auf und des
Lagar
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Eana-Stadt in Ugug
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ließ Emuckalama in Badtbira
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Giguna in Zabalam
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ekara-Stadt in Adab
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ließ Baragdurjara-Stadt in Nibru
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Hursajkamala in Hik
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ehulmak in Agade
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie ging fort von Ibgal-Stadt in
Umma
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Edilmuna-Stadt in Urim
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Amazekug in Kisga
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ezdamkug-Stadt in
Jirsu
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Esigmezedu in Isin
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie ging fort von Anzagar in Akkak
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Nijinarkug in Kuruppak
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Ekagula in Kazallu
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie nahm die sieben göttergleichen
Kräfte,
Sie sammelte die göttergleichen Kräfte
Und fasste zärtlich sie mit ihrer
Hand.
Und mit den guten göttergleichen
Kräften
Ging sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie legte einen Linnen-Turban an,
Die Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie nahm ein goldnes Stirnband um die
Stirn.
Um ihren Hals trug die die
Perlenschnur,
Die Perlen waren Lapislazuli.
Wie Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie legte Schminke auf: Den Mann lass
kommen!
Sie legte Schminke auf die Augenlider.
Sie zog das Brusttuch an: Komm, Mann,
zum Busen!
Sie legte einen Goldring an die Hand,
Sie hielt den Stab von Lapislazuli.
Inanna reiste in die Unterwelt.
Die Sklavon Ninkubura reiste mit ihr.
Inanna sagte dies zu Ninkubura:
Komm, meine treue Dienerin und Magd,
Komm, meine Magd, die schöne Worte
spricht,
Begleiterin, die weise Worte spricht,
Ich werde dir die gute Weisung geben.
Die Sklaven müssen meiner Weisung
folgen.
Ich sag dir was, das musst du gut
beachten.
Heut steige ich hinab zur Unterwelt.
Und wenn ich angekommen bin dort unten,
Dann sing ein Klagelied in den Ruinen.
Dann schlag die Trommel auch im
Heiligtum,
Dann mach die Runde in der Götter
Häusern.
Dann schlitze deine Augen auf für
mich,
Zerreiße deine Nase dann für mich,
Dann schlitz die Ohren auf für mich
vor allen.
Privat zerreiße dein Gesäß für
mich.
Kleid wie ein Bettler dich für mich in
Lumpen,
Stell deinen Fuß ins Haus des Gottes
Enlil.
Wenn du im Hause bist des Gottes Enlil,
Dann lass das Klagelied vorm Gott
ertönen:
O Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Wenn Enlil dir nicht hilft in dieser
Sache,
Dann geh nach Urim in das Haus von
Nanna,
Lass deine Klage tönen dann vor Nanna:
O Vater Nanna, keiner soll doch töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Wenn Nana dir nicht hilft in dieser
Sache,
Dann geh nach Eridug ins Haus von Enki,
Lass deine Klage tönen dann vor Enki:
O Vater Enki, keiner soll doch töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Der Vater Enki, Herr der schönen
Weisheit,
Er kennt die Pflanze, die da Leben
spendet,
Und kennt das Wasser, das da Leben
spendet,
Er ists, der mich zum Leben auferweckt!
Als nun Inanna ging zur Unterwelt,
Da folgte ihr die Sklavin Ninkubura.
Inanna sprach zur Sklavin Ninkubura:
Jetzt geh, du meine liebe Ninkubura,
Befolge alle meine Weisungsworte,
Die ich dir treulich überliefert habe.
Als nun Inanna kam an den Palast,
Da schob sie auf die Tür der
Unterwelt,
Da schrie sie aggressiv am Tor des
Todes:
Türsteher, öffne mir, mach auf die
Tür,
O Neti, öffne mir! Ich bin allein
Und möchte in die Unterwelt hinein.
Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete Inanna: Sag, wer bist du? -
Ich bin Inanna und geh in den Osten. -
Wenn du Inanna bist und gehst nach
Osten,
Was kommst du in das Land dann ohne
Heimkehr?
Was richtest du dein Herz auf jene
Straße,
Von der kein Reisender je wieder kommt?
Inanna gab der Haupttürsteher Antwort:
Weil Gudgalana jüngst, der Herr und
Gatte
Der heiligen Ereschkugala starb,
Ereschkigala, meiner ältern Schwester,
Ich komm zum Ritus der Beerdigung,
Sie bietet reiche Opfer doch des
Weines.
Das ist der Grund, warum ich kommen
bin.
Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete der heiligen Inanna:
So bleibe hier, o Königin Inanna,
Ich werde gleich mit meiner Herrin
sprechen,
Mit ihr, der heiligen Ereschkigala,
Ich will ihr sagen, was du mir gesagt
hast.
Der Haupttürster in der Unterwelt
Ging zu der heiligen Ereschkigal,
Ging in die Halle seiner Vielgeliebten
Und sprach: O Herrin, draußen steht
ein Mädchen,
Es ist Inanna, deine junge Schwester,
Und sie ist angekommen beim Palast,
Sie schob die Pforte auf der Unterwelt
Und aggressiv schrie sie am Tor des
Todes.
Sie hat die Stadt Eana aufgegeben
Und kam herab ins dunkle Totenreich.
Sie nahm die sieben göttergleichen
Kräfte,
Sie sammelte die göttergleichen Kräfte
Und fasste zärtlich sie mit ihrer
Hand.
Und mit den guten göttergleichen
Kräften
Ging sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie legte einen Linnen-Turban an,
Die Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie nahm ein goldnes Stirnband um die
Stirn.
Um ihren Hals trug die die
Perlenschnur,
Die Perlen waren Lapislazuli.
Wie Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie legte Schminke auf: Den Mann lass
kommen!
Sie legte Schminke auf die Augenlider.
Sie zog das Brusttuch an: Komm, Mann,
zum Busen!
Sie legte einen Goldring an die Hand,
Sie hielt den Stab von Lapislazuli.
Als sie dies hörte, schlug
Ereschkigala
Mit ihrer Hand auf ihre Oberschenkel
Und biss sich mit den Zähnen auf die
Lippen
Und nahm des Mannes Worte sich zu
Herzen.
Da sagte sie zu ihrem Haupttürsteher:
Komm, Haupttürsteher in der Unterwelt,
Sei achtsam du auf meine Weisungsworte,
Die ich dir treulich überliefert habe,
Dass wir sie sieben Todestore
schließen,
Sei jede Pforte des Palasts
verschlossen.
Dann öffne sie für sie und lass sie
ein,
Nachdem sie alle Kleider abgelegt,
Dann werden ihre Kleider weggetragen.
Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Gab acht auf den Befehl der
Vielgeliebten,
Verriegelte die sieben Todestore,
Dann öffnete er jede Pforte einzeln
Und sagte zu der heiligen Inanna:
Komm, Göttin, lege deine Kleider ab!
Und als sie durch die erste Pforte
trat,
Der Turban ward entfernt von ihrem
Kopf.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die zweite Pforte
trat,
Die Perlenschnur aus Lapislazuli
Von ihrem Schwanenhalse ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die dritte Pforte
trat,
Die Kugeln in der Form von kleinen
Eiern
Von ihrem großen Busen ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die vierte Pforte
trat,
Das Wort: O komm, mein Mann, zu meinen
Brüsten!
Von ihrem nackten Busen ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die fünfte Pforte
trat,
Der Goldring ward von ihrer Hand
entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die sechste Pforte
trat,
Da ward der Stab von Lapislazuli
Aus ihrer weichen weißen Hand
entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Und als sie durch die siebte Pforte
trat,
Da ward das hingehauchte Seidenkleid
Von ihrem wunderschönen Leib entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti
sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt
erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes
nicht.
Dann setzte sie sich nieder auf den
Boden.
All ihre Kleidung war vom Leib
entfernt,
Die Kleider waren weggenommen worden.
Dann ließ die heilige Ereschkigala
Inanna treten vor den Thron der Göttin.
Ereschkigala saß auf ihrem Thron,
Die Anuna dabei, die sieben Richter,
Die gaben ab ihr Urteil über sie.
Sie sah sie an, es war der Blick des
Todes.
Sie sprach zu ihr, es war das Wort des
Zornes.
Sie schrie sie an, es war der Schrei
der Sünde.
Die Frau in eine Leiche ward
verwandelt,
Die Leiche aufgehängt an einem Haken.
Drei Tage und drei Nächte gingen hin,
Und ihre Magd und Sklavin Nincubura,
Die Magd, die wunderschöne Worte
machte,
Begleiterin der Königin Inanna,
Die weise schöne Worte spricht, sie
sprach.
Sie hat der Herrin Weisung ausgeführt
Und nicht vergessen den Befehl der
Frau,
Sie hat beachtet alle Weisungsworte.
Sie stimmte an die Klage über sie
Und sang ihr Klagelied in den Ruinen.
Sie schlug für sie die Trommel in dem
Tempel,
Sie zog die Runde vor der Götter
Häusern,
Und sie zerriss die Augen für Inanna
Und sie zerriss die Nase für Inanna,
Privat zerriss sie ihr Gesäß für
sie.
Wie Bettler war bekleidet sie mit
Lumpen,
So setzte sie den Fuß ins Haus von
Enlil.
Als sie betreten hatte Enlils Haus,
Da sang vor Enlil sie ihr Klagelied:
O Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Da gab im Zorne Enlil diese Antwort:
Mein Kind verlangte nach dem hohen
Himmel,
Sie sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch auch die Mächte in der Unterwelt
Sind Götter, die auch Götterrechte
haben.
Sie sollte sich doch nicht nach ihnen
sehnen,
Denn wer dorthin kommt, der muss dort
auch bleiben.
Wie kann, nachdem sie an den Ort
gekommen,
Sie hoffen, dass sie werde auferstehen?
So wollte Enlil also ihr nicht helfen,
Sie ging nach Urim in das Haus von
Nanna,
Da sang vor Nanna sie ihr Klagelied:
O Vater Nanna, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Da gab im Zorne Nanna diese Antwort:
Mein Kind verlangte nach dem hohen
Himmel,
Sie sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch auch die Mächte in der Unterwelt
Sind Götter, die auch Götterrechte
haben.
Sie sollte sich doch nicht nach ihnen
sehnen,
Denn wer dorthin kommt, der muss dort
auch bleiben.
Wie kann, nachdem sie an den Ort
gekommen,
Sie hoffen, dass sie werde auferstehen?
So wollte Nanna also ihr nicht helfen,
Sie ging nach Eridug ins Haus von Enki,
Da sang vor Enki sie ihr Klagelied:
O Vater Enki, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall
legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer
Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum
dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der
Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!
Und Vater Enki gab der Magd zur
Antwort:
Was hat denn meine Tochter nur getan?
Was tat Inanna, was hat sie besorgt?
Was tat die Herrin aller Länder nur?
Was tat der Himmlischen sakrale Hure?
Der Götter Hure nahm mir meine Ruhe!
So Vater Enki half in dieser Sache.
Da nahm er Schmutz von seinem
Fingernagel
Und schuf aus diesem Schmutze die
Kurjara,
Nahm Schmutz von einem andern
Fingernagel
Und schuf aus diesem Schmutz die
Galatura.
Und den Kurjara gab der jene Pflanze,
Die Leben spendet in der Ewigkeit,
Den Galatura gab er jenes Wasser,
Das Leben spendet in der Ewigkeit.
Er sprach zu Galatura und Kurjara:
Der eine spende ihr die Lebenspflanze,
Der andre spende ihr das Lebenswasser.
Geht, lenkt die Schritte in die
Unterwelt.
Fliegt an des Todes Tor vorbei wie
Fliegen.
Schlüpft durch des Todes Pforte wie
Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie liegt dort wegen ihrer lieben
Kinder.
Ihr Schulterpaar bedeckt vom
Linnentuch,
Der Brüste Paar ist mächtig wie ein
Schiff,
Die Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das Haupthaar ist gebündelt wie der
Lauch.
Und wenn sie sagt zu euch: Ah weh, mein
Herz!
Dann sollt ihr sagen: Du bist ruhlos,
Herrin,
Ah weh, dein Herz, so sollt ihr zu ihr
sagen.
Und wenn sie sagt zu euch: Ach meine
Leber!
Dann sollt ihr sagen: Du bist ruhlos,
Herrin,
Ach deine Leber, sollt ihr zu ihr
sagen.
Dann wird sie fragen: Sagt, wer seid
ihr denn?
Denn im Gespräch mit euch von Herz zu
Herz,
Da meine Leber mit der euren sprach,
Seid Götter ihr, dann lasst mich mit
euch sprechen,
Und wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann wird für euch ein Schicksal wohl
verordnet.
Beim Himmel und der Erde lasst sie
schwören.
Und bietet sie euch einen Fluss voll
Wasser,
So sollt ihr diesen Fluss nicht
akzeptieren.
Und biete sie euch ein Gefild voll
Korn,
So sollt ihr dieses Korn nicht
akzeptieren.
Doch sagt zu ihr mit einer festen
Stimme:
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann wird sie euch die Antwort geben:
Götter,
Das ist die Leiche eurer Königin.
Dann sagt zu ihr: Und wenns der König
wäre
Und sei es, dass es ist die Königin,
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann wird sie euch den toten Körper
geben.
Dann einer spende ihr die
Lebenspflanze,
Der andre spende ihr das Lebenswasser,
Und unsre Königin wird auferstehen!
Die Galatura und Kurjara taten,
Was ihnen ward geboten von dem Gott.
Sie huschten durch des Todes Tor wie
Fliegen,
Sie schlüpften durch die Pforte wie
Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie liegt dort wegen ihrer lieben
Kinder.
Ihr Schulterpaar bedeckt vom
Linnentuch,
Der Brüste Paar ist mächtig wie ein
Schiff,
Die Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das Haupthaar ist gebündelt wie der
Lauch.
Und als sie sprach zu ihnen: Weh, mein
Herz!
Da sprachen beide: Du bist ruhlos,
Herrin,
Ah weh, dein Herz, so sagten sie zu
ihr.
Und als sie sprach zu ihnen: Ach die
Leber!
Da sagten beide: Du bist ruhlos,
Herrin,
Ach deine Leber, sagten sie zu ihr.
Dann tat sie fragen: Sagt, wer seid ihr
denn?
Denn im Gespräch mit euch von Herz zu
Herz,
Da meine Leber mit der euren sprach,
Seid Götter ihr, dann lasst mich mit
euch sprechen,
Und wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann wird für euch ein Schicksal wohl
verordnet.
Beim Himmel und der Erde will ich
schwören.
Da bot sie ihnen einen Fluss voll
Wasser,
Sie wollten diesen Fluss nicht
akzeptieren.
Da bot sie ihnen ein Gefild voll Korn,
Da wollten sie das Korn nicht
akzeptieren.
Da sprachen sie zu ihr mit fester
Stimme:
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da gab sie ihnen diese Antwort: Götter,
Das ist die Leiche eurer Königin.
Da sagten sie: Und wenns der König
wäre
Und sei es, dass es ist die Königin,
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da gab sie ihnen jenen toten Körper.
Dann einer spendete die Lebenspflanze,
Der andre spendete das Lebenswasser,
Und so die Königin ist auferstanden!
Da sprach die heilige Ereschkigala
Zu Galatura und Kurjara dies:
Bringt eure Königin ins Licht des
Lebens,
Doch ihre Kleider wurden ihr
beschlagnahmt.
Inanna nun, nach Enkis Weisungswort,
Sie wollte steigen aus der Unterwelt.
Und als sie aufstieg aus der Unterwelt,
Ergriffen sie die sieben Totenrichter:
Wer fuhr je aufwärts aus dem
Totenreich,
Wer ist der Macht des Todes je
entkommen?
Wenn nun Inanna will zurück ins Leben,
So lass sie einen Stellvertreter hier.
Als nun die Frau die Unterwelt verließ,
Da ging mit ihr die Dienerin, die
Sklavin,
Inanna ließ die Sklavin nicht zurück,
Inanna hielt ein Zepter in der Hand,
Die Magd der Göttin folgte ihrer
Herrin.
Doch keine militärische Eskorte
Begleitete die Frau bei ihrer Auffahrt,
Die hätten etwa Keulen in den Händen.
Doch die geringeren Dämonen und
Die größeren Dämonen hielten sie
Auf beiden Seiten fest wie Rohr und
Zaun.
Die sie begleiteten, die mit ihr
gingen,
Die mit Inanna waren bei dem Aufstieg,
Die hatten nichts zu essen, nichts zu
trinken,
Kein reines Mehl fürs Brot zum
Speiseopfer,
Trankopfer wussten sie nicht
darzubringen,
Sie akzeptierten kein Geschenk und
haben
Die eheliche Wollust nie genossen,
Nie je geboren süße kleine Kinder,
Die Frau sie rissen aus des Mannes
Armen,
Den Sohn sie zogen von des Mannes
Knien,
Sie ließen auch die Braut das Haus
verlassen
Und so verlassen auch den
Schwiegervater,
Die Frau sie rissen aus des Mannes
Armen,
Das Kind sie rissen von der Amme
Brüsten,
Doch sie zerhackten keinen scharfen
Knoblauch,
Sie essen keinen Fisch und keinen
Lauch,
Die zogen mit der Königin Inanna.
Als nun Inanna aufgestiegen war,
Warf Ninkubura sich zu ihren Füßen.
Sie saß im Staub an des Palastes Tür
Und war bekleidet nur mit Schmutz und
Lumpen.
Da sagten zu Inanna die Dämonen:
Inanna, kehre heim in deine Stadt,
Wir werden deine Sklavin mit uns
nehmen.
Inanna aber sprach zu den Dämonen:
Das ist doch meine Magd der schönen
Worte,
Ist mir Begleiterin mit weisen Worten,
Die nie vergessen meine Weisungsworte
Und immer mein Gebot ganz treu befolgt.
Sie hob zu klagen an in den Ruinen,
Sie schlug die Trommel in dem
Heiligtum,
Sie zog die Runde in der Götter
Häusern.
Für mich hat sie zerrissen ihre Augen,
Für mich hat sie zerrissen ihre Nase,
Die Ohren sie zerriss für mich vor
allen,
Privat zerriss sie ihr Gesäß für
mich,
Wie Bettler saß gekleidet sie in
Lumpen.
Und ganz allein sie leitete die
Schritte
Nach Ekur in das Haus des Vaters Enlil,
Nach Urim in das Haus des Vaters Nanna,
Nach Eridug ins Haus des Vaters Enki.
Sie weinte traurig vor dem Vater Enki:
Die Sklavin brachte mich zurück ins
Leben,
Ich kann sie doch nicht den Dämonen
lassen!
So lasst uns gehn, die Göttin und die
Magd,
Wir wollen gehen in die Stadt von Umma.
In Umma aber war zuhause Kara,
In Umma war er in der eignen Stadt,
Er warf der schönen Göttin sich zu
Füßen,
Er hatte büßend in dem Staub gesessen
Und wie ein Bettler trug er Schmutz und
Lumpen.
Da sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh, Königin, in deine eigne Stadt,
Wir nehmen Kara an als Stellvertreter.
Inanna ber sprach zu den Dämonen:
Nein, Kara ist mein auserwählter
Dichter,
Ist meine Maniküre, mein Friseur,
Wie könnt ich ihn dem Tode überlassen?
Nein, lasst uns gehn, die Göttin und
den Dichter,
Wir wollen in die Stat Badtira gehen.
Und in Badtira war zuhause Lulal,
Er warf der schönen Göttin sich zu
Füßen,
Er hatte büßend in dem Staub
gesessen,
Und wie ein Bettler trug er Schmutz und
Lumpen.
Da sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh, Königin, in deine eigne Stadt,
Wir nehmen Lulal an als Stellvertreter.
Inanna aber sprach zu den Dämonen:
Nein, Lulal ist mir stets zur rechten
Seite,
Wie könnt ich ihn dem Tode überlassen?
So lasst uns gehn, die Göttin und den
Freund,
Wir wollen gehn zum großen Apfelbaum,
Wir gehen in die Ebne von Kulaba.
Sie folgten ihr zum großen Apfelbaum,
Sie kamen in die Ebne von Kulaba.
Es war Dumuzi dort im schönen Kleid
Und prächtig auf dem Königsthrone
sitzend.
Und die Dämonen griffen an Dumuzi
Und packten ihn bei seinem
Oberschenkel.
Die Geister gossen Milch aus seiner
Kanne,
Die bösen Geister schüttelten die
Köpfe.
Inanna, überlässt mich nicht dem Tod!
Dumuzi blies die Flöte vor Inanna.
Sie sah sie an, es war ein Blick des
Todes,
Sie sprach sie an, es war ein Wort des
Zornes,
Sie schrie sie an, es war ein Schrei
der Sünde:
Wie viele wollt ihr denn noch von mir
nehmen?
Da gab die heilige Inanna ihn,
Dumuzi, in die Hände der Dämonen.
Die sie begleitet hatten, die ihr
folgten,
Gekommen sind, Dumuzi anzuschauen,
Die hatten nichts zu essen, nichts zu
trinken,
Kein reines Mehl fürs Brot zum
Speiseopfer,
Trankopfer wussten sie nicht
darzubringen,
Sie akzeptierten kein Geschenk und
haben
Die eheliche Wollust nie genossen,
Nie je geboren süße kleine Kinder,
Die Frau sie rissen aus des Mannes
Armen,
Den Sohn sie zogen von des Mannes
Knien,
Sie ließen auch die Braut das Haus
verlassen
Und so verlassen auch den
Schwiegervater,
Die Frau sie rissen aus des Mannes
Armen,
Das Kind sie rissen von der Amme
Brüsten,
Doch sie zerhackten keinen scharfen
Knoblauch,
Sie essen keinen Fisch und keinen
Lauch,
Die zogen mit der Königin Inanna.
Dumuzi schrie und dann erblasste er,
Der Jüngling hob die Hände auf zum
Himmel:
O Gott der Sonne, der du bist mein
Schwager,
Durch Heirat wurde ich mit dir
verbunden,
Ich brachte Milch in deiner Mutter
Haus,
Ich brachte Butter in das Haus der
Ningal.
Nun aber meine Hände sind gefangen
Und meine Füße in der bösen
Schlange,
Gott, wirf die Schlange mir vor meine
Füße,
So kann ich den Dämonen noch
entkommen,
Lass du nicht zu, dass mich die Feinde
fangen.
Und Utu akzeptierte seine Tränen,
Dass die Dämonen ihn nicht halten
konnten.
Der Gott befreite ihn von jener
Schlange,
Befreite seine Füße von der Schlange.
Dumuzi den Dämonen so entkam,
Doch packten sie ihn wieder, den
Dumuzi,
Der heiligen Inanna brach das Herz!
Die heilige Inanna weinte bitter
Um ihren Ehemann, den Vielgeliebten,
Sie riss an ihren Haaren wie an Gras,
Sie riss die langen Haare aus wie Gras.
Ihr Frauen, liegend in der Männer
Armen,
Wo ist mein vielgeliebter Ehemann?
Ihr Kinder, liegend in der Väter
Armen,
Wo ist mein Sohn, wo mein Geliebter?
Wo? Wehe, wo ist mein geliebter Mann?
Die Fliege sprach zur heiligen Inanna:
Wenn ich dir zeige, wo dein Gatte ist,
Was wird mein Lohn sein, meine Königin?
Die heilige Inanna sprach zur Fliege:
Wenn du mir zeigst, wo mein Geliebter
ist,
So werde ich für dich die Tafel
decken.
Die Fliege half der heiligen Inanna.
Die junge Göttin gab der Fliege
Schicksal:
Im Weinhaus kann sie speisen, kann sie
trinken,
Und du wirst leben wie des Weisen
Söhne.
Inanna gab der Fliege dieses Schicksal
Und also kam es und geschah es auch.
Inanna aber weinte heiße Tränen.
Sie kam zur Schwester, hielt sie an der
Hand:
Jetzt, Liebster, wirst du für ein
halbes Jahr
Im dunklen Hause meiner Schwester
wohnen,
Die andre Jahreshälfte wirst du leben
Bei mir im Licht des Lebens, mein
Geliebter.
Doch fordert meine Schwester dich, so
folge,
Dann wirst du eines Tages freigelassen.
Und so die heilige Inanna gab
Dumuzi hin als ihren Stellvertreter.
O heilige Ereschkigala, Göttin,
Wie süß ist es, den Lobpreis dir zu
singen.
DREIZEHNTER GESANG
Jetzt bet ich für die Wirklichkeit des
Segens
Der Göttin, Ursprung sie, der Welten
Mutter,
Sie, deren Form der große Atem ist
Und deren Wesen ist Glückseligkeit!
Ur-Eine, Mutter aller Kreaturen,
Du Schöpferin des Ursprungs, Lebens,
Todes,
Die schafft, erhält, zerstört die
Welten alle,
Ich sing die Hymne, reinige mein Wort.
O Tochter du des Königes der Berge,
Du bist der Ursprung der
Zerstörungskraft,
Du lebst in Erde, Wasser, Luft und
Feuer,
Du lebst im Opfer und in Mond und Sonne
Und du zerstörst den Leib des bösen
Feindes.
O Mutter! Menschen ehren fromme Flüsse,
Sie schimmern in den wirren Haaren
Gottes,
Gereinigt von dem Staub die Lotosfüße.
Der Mond erfreut den Lotos und kein
andrer,
Die Sonne freut den Lotos und sonst
niemand,
Und so mit aller deiner Süßigkeit,
O Mutter, du erfreust das Universum.
Obwohl du bist der Urgrund aller
Welten,
Doch bist du immerjugendliches Mädchen.
Obwohl du Tochter bist des
Bergeskönigs,
Doch bist du voller süßer
Zärtlichkeit.
Obwohl du bist die Mutter aller Bücher,
Doch können Hymnen nimmer dich
beschreiben.
Obwohl dich viele Menschen meditieren,
Doch kann ihr Denken nimmer dich
begreifen.
O große Mutter aller Universen!
Die da geboren sind als Menschenkinder,
Die können schwer die Mutter nur
erreichen.
Und die geboren sind und reif geworden,
Die aber nicht die große Mutter ehren,
Obwohl sie stehen auf der Leiter
Spitze,
Die werden dennoch bald herunterfallen.
Wir beten dich mit Blumen an und
Weihrauch,
Wir knieen auf dem Grund mit kaltem
Wasser
Und bringen Pulver dir von Kampfer dar,
Du Souveränin über alle Welten!
Und wie im Schlaf der König aller
Schlangen,
O Mutter, wohnend in der Lotosblüte,
Du hast erschaffen jedes Universum,
Du bist so strahlend wie ein Blitz zur
Nacht,
Und du erreichtest die Region des
Äthers.
Dein Leib, von Nektar überfließend,
feucht,
Kommt wiederum zu deinem Aufenthalt.
O Mutter, Ehegattin unsres Gottes,
Dein Herz erstrahlt – wir werden
neugeboren.
Von ganzem Herzen ich betrachte dich,
Betrachte deine Form, dein schönes
Antlitz,
Wie lang hernieder wallen deine Haare,
Wie voll die Brüste und wie schlank
die Taille!
So hältst du in der Hand den
Rosenkranz,
Den Nektarkrug, das Offenbarungsbuch,
Und mit der vierten Hand schaffst du
die Geister.
Die Weisen, die die Sinne bändigen
Und haben überwunden ihre Feinde,
Im Meditieren schauen sie dich an
Und halten in der Hand den Rosenkranz.
Glücksgöttin bist du, lauter Glanz
und Gold,
In beiden Händen hältst du
Lotosblüten,
Mit deinen andern Händen machst du
Gesten,
So schenkst du Gnade und zerstreust die
Angst.
Vier Elefanten halten mit den Rüsseln
Die Kelche, gießen Nektar auf dein
Haupt.
Die Mutter bist du, auf dem Löwen
sitzend,
Gefärbt bist du wie grünes
Sommergras,
In allen deinen Händen hältst du
Waffen,
Und so bewirkst du den Ruin der Feinde.
Ich denke immer wieder an die dunkle
Urzeitliche, die schwankt mit
Leidenschaft,
Ihr wunderschönes Angesicht erwärmt
Und feucht vom Schweiß des heißen
Liebesspieles,
Ich denke an das Halsgeschmeid von
Beeren
Und wie sie schön bekleidet ist mit
Blättern.
O treue Ehegattin unsres Gottes,
Ich lege meinen Kopf auf deine Füße,
Die Füße, die verfolgt sind von den
Büchern,
Ein Schwan, gelockt vom Klirren deines
Gürtels!
Ich ehre dich vom Knöchel bis zum
Knie,
Den Einen auf dem Stier schau ich voll
Huld an,
Und wer wird satt an Schönheit wenn
nicht der,
Der schaut auf deinen Leib mit beiden
Augen
Und schaut dich auch mit seinem dritten
Auge.
Ich rufe deine beiden Oberschenkel,
Beschwöre auch des Elefanten Rüssel,
Du zärtlicher als selbst der Wegerich.
Die Jugend formte deine Oberschenkel,
Zwei Säulen, darauf das Gewicht der
Hüften.
Mit meinem Blick auf deine Taille
scheint es,
Als ob mein Blick wär völlig
absorbiert
Von deinen großen Brüsten, breiten
Hüften!
Die Jugend, die den Leib hüllt in ihr
Haar,
Sie möge stets in meinem Herzen
strahlen!
Ach, nie vergess ich deinen kleinen
Nabel,
Das ist ein sichrer unverletzter Teich,
Im Angesichte deiner Jugendblüte,
Gefüllt mit Schönheit der Geliebten
Gottes,
Der Angst hat vor der Glut im Blick der
Herrin.
O deine Brüste sind dem Lotos ähnlich,
O deine Brüste sind beschmiert mit
Sandel,
Die sagen von des Herrn Umarmungen.
Ruf die zinnoberroten Glieder du,
Die feucht sind von dem Nektar, rufe
sie
Und ruf die Leidenschaft der Elefanten,
Die auferstanden aus dem Bad im Wasser,
Befleckt vom Schaum, o Göttin schöner
Liebe!
Die beiden Arme sind vom Wasser schön,
Von deinem Körper tropfen
Wassertropfen,
Gebadet von der Ferse bis zum Hals,
Gebildet von dem Herrn der Krokodile,
Die Schlingen halten fest des Feindes
Kehle,
Ich darf sie nie vergessen, meine
Schönste!
O Tochter du des Königes der Berge,
Ich stets betrachte deinen
Schwanenhals,
Der hat die Schönheit einer schlanken
Vase
Und ist geschmückt mit Ornament und
Kettchen,
Doch werde ich nie satt, dich
anzuschauen.
O Mutter! Der ist nicht umsonst
geboren,
Der oft dich anruft in dem innern
Herzen.
Dein Antlitz, große Augen, lichte
Stirn,
Dein süßes Lächeln, deiner Wangen
Glut,
Das Ebenmaß der Nase, rote Lippen!
Wer sieht auf deiner langen Haare
Fülle,
Erleuchtet von der Sichel jungen
Mondes,
Gleich einem Bienenschwarm um süße
Blumen,
Der ist der Fesseln dieser Welt
befreit.
Der Sterbliche, der in der Welt des
Todes
Devot im Herzen diese Hymne liest,
Die süß ist in den Ohren eines
Weisen,
Erreicht für immer allen Glückes
Reichtum,
Der nimmt auch an den König mit der
Krone,
Die Krone, liegend zu des Königs
Füßen.
O du Zerstörerin der Zeit! Du Eine!
Du bist voll Wohltat, Herrin aller
Künste,
Zerstörerin des Stolzes böser Zeit,
Du liebst den Gott mit den gelockten
Haaren,
Du Mutter aller Zeit, du bist brillant,
Bist strahlend wie das Feuer der
Erlösung.
Du Ehefrau des Gottes langer Locken,
O du mit deinem formidablen Antlitz,
Du Ozean des Nektars des Erbarmens,
Du Allbarmherzigkeit, du Schiff des
Mitleids,
Die Allbarmherzigkeit ist ohne Grenzen,
Du bist erreichbar einzig durch die
Gnade,
Du bist das Feuer, du bist schwarz von
Farbe,
Du mehrst die Seligkeit des Herrn der
Schöpfung,
Du Nacht des Dunkels, der Begierde
Form,
Befreierin von der Begierde Fesseln,
Du, die du dunkel bist wie eine Wolke
Und trägst die goldne Sichel jungen
Mondes,
Zerstörerin der Sünden böser Zeit,
Zufrieden mit der Huldigung der
Jungfraun,
Du Zuflucht der Anbeter und der
Jungfraun,
Du bist zufrieden mit dem Fest der
Jungfraun,
Du liebst die Kunst in Form der schönen
Jungfrau.
Du wanderst durch den Wald, erfreut an
Blumen,
Du wohnst im Wald, du trägst den
Blumenkranz,
Du trägst Girlanden aus des Waldes
Blumen,
Du, die du jung bist, weich ist deine
Stimme,
Süß deine Stimme wie des Vogels
Flöte,
Du trinkst den Wein, du freust dich an
dem Wein,
Ein Schädel ist dein Kelch, gefüllt
mit Wein,
Aus Totenknochen trägst du die
Girlande,
Du bist zufrieden mit der Lotosblume,
Du bleibst auch in der Lotosblüte
Mitte,
Dir gut gefällt der Duft der
Lotosblüte.
Du wandelst mit dem Gange eines
Schwanes,
Zerstörerin der Angst, du
Willensstarke,
Du schöne Eine, die den Wunsch
erfüllt,
Dein Liebreiz ist ein Ornament des
Lichtes,
Bezaubernde, der Zärtlichkeiten Bild,
Du mit dem zarten wunderschönen Leib,
Du mit der schlanken Taille, breiten
Hüften,
Du freust dich an dem Nektar reinen
Weines,
Du gibst Erfolg, du Göttin deiner
Jünger,
Wenn sie vom Weine überglücklich
sind,
Die du dich freust, wenn dir der Fromme
huldigt,
Du eingetaucht im Ozean des Weins,
Du Schutzfrau aller, die den Wein gern
trinken,
Dir schenkt der Duft von Moschus schöne
Freude.
Du bist gezeichnet mit dem Mal von
Moschus,
Gut bist du denen, die dir Moschus
opfern,
Lieb hast du jene, die dir Moschus
opfern,
Bist Mutter allen, die dir Weihrauch
opfern,
Begeistert bist du von dem
Moschus-Hirsch,
Du freust dich an dem Opfermahl von
Moschus,
Dir schenkt der Duft von Kampfer schöne
Freude,
Dein Körper ist beschmiert mit
Sandelpaste,
Du trinkst den reinen Wein, gewürzt
mit Kampfer,
Gebadet in dem Ozean des Kampfers,
Geboren aus dem Ozean des Kampfers.
Verkörperung des Geistes,
Hochverehrte,
Voll Wohltat, aufmerksam und immer
freudig,
Du Offenbarerin der Wege Gottes,
Du Königin, Befreierin von Leiden,
Du Geberin der Segnungen des Herrn,
An deinen Zehen klingeln kleine
Glöckchen,
Die Glöckchen klingeln, wenn du dich
bewegst,
Du bleibst im goldnen Berg, du bist wie
Mondschein,
Du freust dich an der Kunst des
Rezitierens,
Zerstörerin von aller bösen Neigung
Und von Bedrängnissen der bösen
Feinde,
Zerstörerin der Angst vorm Bruder Tod,
Tief neig ich mich vor dir, o Große
Mutter!
O Liebeshöttin, Gottes Vielgeliebte,
Verehrt wirst du von allen Universen,
Wie du dem Herrn treu bist, sei mir
auch treu.
Wer betet an die Göttin und wer liest
Die neunundneunzig Namen unsrer Herrin,
Mit dem und seiner Frau und seinen
Söhnen
Die Königin für alle Zeit verweilt.
O Mutter, Zuflucht suche ich bei dir,
Du Geberin von Wohlstand und von
Reichtum
Für die, die dich hingebungsvoll
verehren.
Den rechten Fuß auf unsres Gottes
Brust,
Den linken Fuß auf seinen
Oberschenkeln.
Schon bist du da, mit lächelndem
Gesicht.
Die Augen vollerblühte Lotosblüten.
In deinen Händen hältst du einen
Schädel,
Ein Buch, ein Schwert und eine
Lotosblume.
Des Wortes Göttin du, des Sanges Muse,
Schlingpflanze, die uns jeden Wunsch
gewährt,
Du bist die Geberin von allen Gnaden
Und bist die Kraft, um Poesie zu
schaffen.
Drei Augen hast du, blaue Lotosblüten,
Du Ozean der Güte und des Mitleids.
O regne du auf mich des Wohlstands
Nektar.
Ich bitte dich, entferne meine Ängste.
O stolze Frau, brillant sind deine
Kleider,
Du Leuchtende, von Schlangen rings
umgeben,
Du bist gekleidet in ein Tigerfell.
Wie schmücken Glöckchen deine schmale
Taille!
Du hast die grausen Köpfe von Dämonen
Mit Blut besudelt und vom Schwert
durchtrennt.
O, deine schlanke Taille ist gegürtet,
Am Gürtel hängen Köpfe von Dämonen,
Wie eine blumige Girlande baumelnd.
So schön bist du, o formidable Eine!
O Frau, die man mit Mühe nur erreicht,
O Göttin, Zuflucht nehme ich zu dir.
Du schön von Form und du charmant den
Freiern!
Du bist die Sonne und du bist der
Halbmond,
Und deine göttliche Substanz ist
Geist.
Du bist das Wort und Schutzfrau aller
Wesen.
Dreifaltig deine schönen Formen sind,
Denn sie sind groß, erhaben und
subtil.
Dich können fromme Bücher nicht
erreichen.
Nur durch den Dienst an deinen
Lotosfüßen
Der Mensch der guten Tat erreicht
Erlösung.
O Frau, du bist die Ehegattin Gottes,
Des Schöpfers und Erhalters und
Vollenders.
Wer deinen Lotosfüßen lässig dient,
Der statt der Mutter dient den andern
Göttern,
Wird stürzen in den Ozean der Welt,
Ist ignorant, wie es die meisten sind.
Die Götter, die erhalten Ihre Kronen,
Sind Pollen nur von deinen Lotosfüßen,
Sie halten ihre ewigen Versprechen
Und siegen schließlich über ihre
Feinde.
Wir, zweifellos in deinem Schoß
gebettet,
Doch unsre Feinde fordern dich heraus.
Ich bin ein Gott und keiner ist mir
gleich,
So sagen sie und finden nur den Tod.
Wer deinen nackten Lotosfüßen dient,
Dem wird der schönen Weisheit Geist
gegeben,
Er übertrifft die Fürsten in der Rede
Und sieht des Liebesgottes süße
Schönheit.
Er kann mit Zauber und Magie besiegen
Des Krieges Elefanten auf dem
Schlachtfeld.
Er hat die Macht, den Regen
aufzuhalten.
Die Geister und der Wohlstand dienen
ihm.
Wer rein ist und die Leidenschaft
beherrscht,
Der lese diese Hymne an die Mutter
Und les sie morgens, mittags, abends,
nachts,
Ihm ist gegeben die Begabung dann
Der Schönheit, sei's in Prosa oder
Versen,
Ihm ist gegeben Kenntnis aller Weisheit
Und unvergängliches Vermögen auch,
Genuss von allem, was sein Herz sich
wünscht,
Die Schönheit, Ruhm und Reichtum und
die Liebe
Der Menschenkinder, schließlich die
Erlösung.
O süße Göttin! Komm in meine Seele,
Die ist erschüttert von den bösen
Geistern,
Zerstör die Katastrophen, die mich
plagen,
Hervorgegangen aus der Angst und
Bosheit,
So dass ich werde frei von der Gefahr
Und sicher durch die Trauben deiner
Füße,
Dass mein Verstand kann schwimmen wie
der Schwan,
Ich freu mich in dem Ozean der Wonnen!
Die Lettern und die Silbenj, die dich
künden,
Erreichen schöner Harmonie dein Ohr,
Und Gott und alle Götter singen dir
Die Wahrheit und berühren die Natur.
O Schönheitsgöttin! Sei mir heute
gnädig,
Geweiht bin ich dem Küssen deiner Füße
Und der Essenz des Nektars aller
Götter.
Ach, wegen meines Pilgerweges einsam
Vorwürfe machen mir die Brüder alle,
Es ist doch besser, dass ich ohne Ruhm
bin.
O lass nicht ab von mir, der ich dich
ehre.
Lass, Mutter, meine Seele Ruhe finden,
Verehrt vom höchsten Gott, verehrt vom
Herrn,
Dem Feind des Bösen, Gegner der
Dämonen.
O Mutter! Wenn ich mit Kontemplation
Beschäftigt bin, mit deinen
Lotosfüßen,
Was machts, dass ich nicht andre Orte
kenne?
Sei nur dein Fuß präsent vor meinen
Augen,
Die Lotosfüße, unsrer Wunden
Reichtum!
O Mutter voll der Gnade, hab Erbarmen!
Fürwahr, sogar der Meister wär
verstorben,
Wahnsinnig, wie er war, in deinen Armen
An deinem Leib, es war sein eignes
Selbst,
Wenn er genossen hätte nicht den Duft,
Den Lotosduft von deinen Lotosfüßen,
Voll Honig aus der Flüssigkeit des
Sandel,
Der Nektar glücklich ist vom Mond
geströmt.
O lass den Strom von starken
Regenschauern
Der Ganzhingabe an die Große Mutter
Auch stets auf mich vergossen werden,
Herrin.
Bei allem Kämpfen und Ertrinken, ach,
Bin ich im Ozean der Illusionen,
Bin ohne den Geschmack des
Lebenswassers
Der ewigen Glückseligkeit des Geistes,
Die da vertreibt die Leiden meiner
Psyche
Mit der Unendlichkeit der Zahl der
Götter.
Es soll dein Ruhm, so dunkel wie die
Wolke,
Dein Ruhm soll stets in meinem Herzen
sein.
Von deinem Glanze ward geboren Gott,
Der Schöpfer, der Erhalter, der
Vollender,
Sein Stoff ist göttliche Intelligenz
Und reine ewige Glückseligkeit,
Aufräumend mit der Dunkelheit des
Herzens,
Ist herrlich durch die Myriaden
Sttahlen!
Die Göttin, die die Macht hat zu
zerstören,
Sie möge jeden Feind der Himmelsgötter
Und als die Mörderin der Fluchdämonen
Vernichten alles Böse und erobern.
Nachdem sie trennte ab den Kopf des
bösen Feindes
Ergriff sie ihn, der trug den Leib des
Büffels
Durch seine Zauberkünste auf dem
Schlachtfeld,
Jetzt brüllend, lief er, senkte seinen
Kopf
Und dann verschwand er eine kurze
Weile.
Sie tötete die Feinde auf dem
Schlachtfeld,
Da schrecklich war das Tun der
Feindeswaffen.
Sie schleuderte den Diskus und Raketen.
Dort war die kupferfarbne Waffe auch
Und hell es blitzte von des Feindes
Pfeilen.
So dicht die Feinde, stark und stolz
und mächtig,
Das Feld der Schlacht gefegt ward von
dem Sturm,
Das scheußlich war und voll der Feinde
Leichen,
Von deren Blut und Fleisch die Geier
fraßen.
Die Weisen meditieren über dich,
Du rauschest stürmisch hier bald und
bald dort
Auf dem Gefild der Schlacht, den Feind
zu töten,
Begleitet von den heiligen Begleitern,
Mit Lotosblütenschmuck als
Silber-Ohrring,
Und auf den Blütenblättern steht
geschrieben:
O Mutter, Mutter, Mutter, Mutter,
Mutter!
Wie schrecklich war das Schlachtfeld
mit dem Wurf
Der großen krummen Hörner bösen
Büffels,
Tief schwarz, verrückt, ging hin und
her, laut brüllend,
Sein Tod ward gleich gewünscht von
allen Göttern.
Die Weisen meditieren über dich
Und deine Glücksverheißung, schwarze
Mutter,
Du hältst den Diskus in der Hand, die
Lanze,
Und Axt und Schild und Dreizack, Pfeil
und Bogen,
Du machst die Geste, die die Angst
vertreibt,
Dein langes Haar ist dicht wie eine
Wolke,
Dein Angesicht bedeckt mit
Furchtbarkeit,
Laut schreiend, schallend lachend,
schrecklich jetzt
Und so bedrohst du alle bösen Helden.
O Göttin! Solcherweise meditiere
Ich über deine makellose Form,
Verehrt von Gott und allen
Himmelsgöttern,
Denn dir ist es gegeben, anzugreifen
Der Feinde Städte und der Bösen
Zelte,
So zu erobern deine bösen Feinde
Und zu gewinnen so das Reich des Herrn.
Und alle Himmlischen erwerben dir
Den Nektartrank der Weisheit der Poeten
Und große Macht, zu bannen und zu
töten.
O Mutter, sei gegrüßt! Komm zu
erobern!
Wer nachsinnt über deine Lotosfüße,
Der singe diese Hymne an die Mutter,
Dann sind in seinen Händen
unverzüglich
Erfüllung der Begierde und Erlösung.
Gegrüßet seiest du, o schöne Göttin!
Du Spenderin des Segens, Gottgeliebte,
Liebhaberin bist du für deine Jünger!
Du nahmest an die Form des Universums,
Geliebte Gottes, angeredet wirst du
Als Göttin. Ich verneige mich vor dir.
O Göttin aller Welten, Braut des
Herrn,
Du Geberin der Früchte der Begierde,
Du Königin des Buches und der
Schriften,
O Göttin, ich verneige mich vor dir.
O Göttin mit dem Glanz von tausend
Sonnen,
Drei Augen, strahlend stehst du auf dem
Halbmond!
O Frau! Gekleidet in ein Hauchgewand,
Du sündenlose Eine, du gibst Brot,
Die du dich freust am Tanz der reinen
Geister,
O Göttin, strahlend stehst du auf dem
Halbmond,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.
Erfüllerin der Wünsche deiner
Frommen,
Zerstörerin der Schmerzen dieser Welt,
Du biegst dich, Schöne, unter dem
Gewicht
Der großen Brüste, deiner schönen
Brüste!
O Göttin, ich verneige mich vor dir.
Du thronest in der Lotosblüte Mitte
Und hast die Form der siebenfachen
Kraft,
Du bist die Göttin aller Göttinnen,
O Jungfrau, ich verneige mich vor dir.
O Göttin, mit dem Halbmond schön
geschmückt,
Die Reiche alle sind von dir beschenkt,
Du Geberin der Freude an den Weisen,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.
Die Götter beten deine Füße an,
Die du ergänzt der Himmelsgötter
Formen,
Du Geberin des Reichtums und des
Brotes,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.
Wer in der Stunde der Anbetung liest
Devot die Hymne an die große Mutter,
In dessen Haus wird wohnen stets das
Glück,
Das ist die Wahrheit ohne allen
Zweifel.
Wer diese Hymne täglich rezitiert
Und liest dies Lied zur Zeit der
Dämmerung,
Erlangt von Wohlstand und von Brot die
Fülle.
Nicht jedem soll enthüllt die Hymne
werden,
Den Frevlern bleib die Hymne unbekannt,
Sonst fallen Übel auf den Übeltäter,
Mit Sorgfalt du verberge diese Verse.
O mondgleich deine Schönheit wird
erhöht
Durch jene Lotosblüten um dich her,
Glückselige und gnadenvolle Göttin!
Du Waldbrand in dem Wald des bösen
Denkens,
Das Weltall huldigt deinen Lotosfüßen.
O Lotos, auf der Lotosblume sitzend,
Glück bringst du denen, die dich
täglich grüßen,
Zerstörerin der Torheit, Braut des
Herrn,
Substanz der Welt und aller Schöpfung
Wesen!
Das Urwort ist dein Lieblingswort beim
Beten,
Die du bist formlos und zugleich
geformt,
Du bist das Gold des Lotosangesichtes
Des aus dem Lotoskelch gebornen Herrn,
Verkörperung von allen Leidenschaften
Und ohne irgendwelche Attribute,
Du Wandellose, grob nicht, noch subtil.
Wer kennt schon deine göttliche Natzr
Und wem bekannt ist deine Wirklichkeit?
Du bist das ganze All der Universen.
In dir entsteht das All der Universen.
Du wirst gegrüßt vom Stamm der
Himmelsgötter,
Die du entstehst in Fülle überall,
Du Reine, Makellose, Unbefleckte.
Du bist zufrieden mit dem Rezitieren
Und wiederholtem Murmeln des Gebetes.
Wie Schnee so strahlend weiß ist deine
Krone.
Mit deinen Händen spielst du schön
die Harfe.
O Mutter, Mutter, sei gegrüßt, o
Mutter!
Verbrenn, verbrenne meine träge
Faulheit
Und gib dafür mir eine große
Weisheit!
Du selber bist das Wissen und die
Weisheit.
Die Überlieferung singt stets von dir
Und Gott der Herr spricht immer gern
von dir.
O Geberin der ewigen Erlösung,
O wahrer Weg zur höchsten
Geistesfreiheit!
Wie mächtig du, das kann kein Mensch
erkennen,
O Geberin des Glücks, der Seligkeit,
Geschmückt mit einer weißen
Perlenkette,
Gewähr mir deine Huld, o Gnadenvolle!
Du bist die Weisheit, Weisheit, schöne
Weisheit,
Dein Name ist Erlösung, Lobpreis,
Geist,
Du bist die Ewige, die Flüchtige,
Der Ursprung aller Schöpfung,
Gottgegrüßte,
Die Neue und die Alte, Strom der
Tugend,
Gegrüßt vom Herrn, die Reine, schön
von Farbe,
Subtilstes Element von allen Dingen,
Die Hälfte Gottes, Geberin der
Weisheit,
Du Geberin der Seligkeit des Herrn.
In Form der ersten und der letzten
Letter
Du hältst ein Offenbarungsbuch in
Händen,
Die du bist froh, von lächelndem
Gesicht
Und schön erfüllt von der
Glückseligkeit.
Du bist die Unschuld, Strom von Charme
und Liebreiz.
Verbrenn, verbrenne meiner Unzucht
Sünde,
Zerstreu die Finsternis des bösen
Denkens.
O Lobenswerte du von allen Wesen!
Des Wortes Göttin bist du, die gewährt
Erfolg der Zunge aller wahren Dichter,
Erfolg bei der Verwirklichung des
Wissens.
Ich bet zu dir, verneige mich vor dir,
Komm du zu meinem Mund, verlass mich
nie!
Dann geht nicht in die Irre meine
Weisheit,
Dann wird die Sünde auch von mir
genommen,
So werde ich befreit von Leid und
Kummer,
In Zeiten der Gefahren bin ich sicher,
Frei arbeitet mein Geist und
ungehindert
In Schriften-Disputionen und in Versen.
Wer keusch ist, schweigsam, lebt in
frommer Andacht,
Wer Fleisch nicht ist zu der bestimmten
Zeit,
Wer sich verbeugt mit Ganzhingabe
täglich,
Der lobt dich mit den auserwählten
Versen.
Der wird geschickt sein in Beredsamkeit
Und übertreffen noch den
Dichterfürsten,
Der Schmutz der Sünde wird
hinweggefegt.
Der wird erlangen seiner Wünsche
Früchte,
Die Mutter schaut ihn an als ihren
Sohn.
Es fließt die Poesie aus seinem Mund,
Der Wohlstand und das Brot besucht sein
Haus
Und schwinden werden alle Hindernisse.
Wer ohne Unterbrechung liest dies Lied,
Wer liest es an dem dreizehnten des
Monats,
Ob hell der Mond ist, ob der Mond ist
dunkel,
Die Weisheit meditiert im weißen
Kleid,
Geschmückt mit weißen
Blumenornamenten,
Der wird erlangen seiner Wünsche
Früchte.
Denn die verheißungsvolle Hymne ward
Gedichtet von Maria Josef Mayer,
Wer täglich liest dies große Lied mit
Sorgfalt,
Dem schenkt die Mutter die
Unsterblichkeit.
O virtuose Eine, Braut des Herrn,
Geliebte Gottes, Geist-Inkarnation,
Befreierin aus dieser Welt des Todes,
Zerstörerin der Drangsal, Siegerin,,
Dreiäugige und Erste, Frau der Speere,
Du Braut des Gottes mit dem Pfeil und
Bogen,
Du wunderbare Eine, große Glocke,
Entsagungsreiche, Weisheit,
Scheiterhaufen,
Das Wort ist deine göttliche Substanz,
Du bist die Wirklichkeit und die Natur,
O wahre Wonne, Eine ohne Ende,
Erreichbar nur durch Ganzhingabe,
Stern,
Zerstörerin der Dinge, Braut des
Herrn,
Du Mutter aller Geister, du Beschauung,
Du reich an Edelsteinen, alles Wissen,
Du Tochter Gottes bist die schöne
Weisheit,
Zerstörerin der Opfertiere Gottes,
Die fastet in den Tagen der Entsagung,
Du Farbenreiche, Rosige und Rote,
Gekleidet in ein weißes Linnenkleid,
Zufrieden mit den Kettchen deiner Füße,
Erschreckende und grenzenlose Macht,
Hausdame, Schönheit, Königin des
Waldes,
Verehrt von allen Weisen, Tochter
Gottes,
Du Braut des Herrn und höchste
Herrscherin,
Ganz Reine du, Essenz von allen Wesen,
Du Weisheit und Aktion, erhabne Eine,
Du Geberin des Lichtes, du bist alles,
Wie unbegrenzt ist deine süße Liebe,
Du sitzt auf einem Stier, Zerstörerin
Des bösen Feindes und der
Fluchdämonen,
Du Siegerin in allen Schlachten Gottes,
Zerstörerin der weiblichen Dämonen,
Der Geist ist deine göttliche
Substanz,
Du Existenz, du Trägerin der Waffen,
Du Jugendliche und du schönes Mädchen,
Du alte Mutter, Geberin der Kraft!
Für den, der täglich liest der Mutter
Hymne,
Ist nicht unmöglich mehr in allen
Welten.
Er hat dann Wohlstand, Länder, Frauen,
Söhne,
Er hat dann Elefanten auch und Pferde,
Er führt als Weiser seines Landes
Kinder
Und schließlich auch erreicht er die
Erlösung.
Nachdem er betete zur Großen Mutter
Und meditierte über ihre Weisheit,
Dann soll der Gläubige verehren fromm
Und Ganzhingabe leben an die Mutter.
Ein solcher dann gewinnt die Frucht der
Götter,
Er hat dann Könige zu seinen Dienern,
Er hat ein Königreich und allen
Wohlstand.
Er, der versiert ist in den
Weisheitsschriften,
Der mit der Weisheit Worten
übereinstimmt,
Der hat geschrieben diese große Hymne
Mit Safran und mit Kuh-Pigment und
Lack,
Mit Kampfer, und gemischt mit
Süßigkeiten,
Und dann trägt seine Hymne reiche
Früchte.
Wer schreibt und wer dann liest der
Mutter Hymne
An einem Freitag in dem Frühlingsmonat,
Tief in der Nacht, wenn rund der
Vollmond ist,
Der kriegt dann allen Wohlstand, allen
Reichtum.
Ich schau zum guten Meister, der das
Licht ist,
Da sitzt der Meister still mit seiner
Braut
Und Licht in seines Hauptes Lotosblüte,
Bewaffnet beide, liebenswürdig,
freundlich,
Mondgleiche Angesichter voll der Gnade,
Die machen mit den Händen
Segensgesten,
Die kalten nackten Ängste zu
zerstreuen
Und angenehmen Wohlstand zu gewähren.
Wer betend rezitiert das goldne Urwort,
Erreicht so allen Reichtum, allen
Wohlstand.
O Mutter! Wer dein weises Wort erwägt,
Geschmückt mit allen Zahlen aller
Götter,
Gewinnt den Wohlstand und gewinnt den
Reichtum.
O glanzvoll sind die Frommen wie die
Sonne,
Die wahren Weisen sind der Charme der
Welten
Und durch die Gnade werden sie zu Gott!
Geliebte! Wer betrachtet deinen Körper
Und rezitiert die sieben Worte Gottes,
Der macht die Feindinnen und Feinde
sprachlos,
Glückseligkeit erglänzt in seinem
Haus
Und er wird Gott der Liebe für die
Frauen!
Der Fürst der Dichter der Beredsamkeit
Ihm segnet seinen Mund mit Poesie.
Die bösen Tiere werden ihm nicht
schaden.
Ja, selbst die Schriften werden ihn
begrüßen!
Sein Fuß ist dann der Kopfschmuck
eines Königs
Und unheilvolle Sterne fliehn vor ihm.
Die Frommen lass auf Lotos meditieren,
Auf einem Thron, besetzt mit
Edelsteinen,
Platziert vor einem heiligen Altar,
Sie stehen auf dem Boden ihres Hauses
Inmitten eines Waldes reich an Bäumen.
Er soll im Lotos-Winkel meditieren,
Die Göttin in dem Lotos wirkt wie
folgt:
Ihr Glanz ist wie aus rein geschmolznem
Gold,
Ohrringe silbern baumeln an den Ohren,
Dreiäugig ist sie und von schöner
Kehle,
Ihr Angesicht ist wie der volle Mond,
Sie biegt sich unter dem Gewicht der
Brüste,
Sich unter dem Gewicht der großen
Brüste!
In ihren Armen hält sie, schön
geschmückt
Mit Diamanten und mit Edelsteinen,
Zwei Blumen, eine Schlange, einen
Bogen,
Den goldnen Stachel und die
Blumenpfeile.
Ihr Körper ist verschönert von
Juwelen,
Die schlanke Taille wunderschön
umgürtet!
Die Füße glitzern von den
Silberkettchen,
Gekrönt ist sie, geschmückt und voll
der Gnade,
Sie hält zwei kleine weiße Flocken
Schnee,
Hält einen Spiegel, eine Goldschatulle
Und eine Schachtel voll von frischem
Kampfer.
O Schöpferin der vielen Universen,
Zerstörerin der Schmerzen dieser Welt,
Zerstörerin und Herrscherin des Alls,
Die stets Glückselige, Dreifaltige,
Die ist es, die ich ehre als ihr
Sklave.
Die Weisen, die sie lange Zeit
beschauten,
Auf einem Lotossitze vor ihr sitzend,
Die grüßen sie mit großer
Ganzhingabe,
Anbetend ehren sie mit schönen Blumen,
Erreichen, sind sie auch die letzten
Sünder,
Erreichen, in Glückseligkeit zu sein.
Wer, wenn er erst vollbracht den
Gottesdienst,
Wer dann mit allen Himmlischen der
Mutter
Den Lobpreis rezitiert im Lotossitz,
Der wird zum König unter Menschen
werden.
Die Erde du, die Schöpferin der Welt,
Das Wasser du, als Herr die Welt
behütend,
Das Feuer du, als Herr die Welt
zerstörend,
Du bist die Luft, du bist die Form des
Geistes.
Urzeitliche, Glückselige, All-Eine,
Du Gattin Gottes, Zuflucht deiner
Jünger,
Die immer du im Geist bewegst die Welt,
Liebhaberin von allen Kreaturen,
Du reine Eine in der Form des Äthers,
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du hast des bösen Feindes Stolz
erniedrigt,
Durch dich ist er gestürzt ins Meer
der Welt,
Du, du bist Weisheit, Seligkeit und
Licht,
Wie kann ich deine Schönheit je recht
preisen?
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
O Frau, sogar ein ungelehrter Mensch,
Der nachdenkt über deine schöne Form,
Erwirbt den Genius der Poesie
Und alle Gaben in dem Universum,
Die irgend schwer nur zu erreichen
sind.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du bist das Fundament, das unterstützt,
Du bist die Krone, die wir
unterstützen.
Durchdringe du im Geist die ganze Welt,
Du Form der Schöpfung, die von dir
erfüllt ist.
Du bist die Existenz, du bist das
Nichts.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du bist das kleinste Teilchen dieser
Welt
Und alldurchdringende Begeisterung.
Du bist das Ideal des Universums.
Kein Lobpreis je kann deine Größe
sagen,
Doch deine Schönheit inspiriert mein
Lied.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Für den, der liest und rezitiert am
Morgen,
Am Mittag und am Abend diese Hymne,
Sei nichts unmöglich in dem Universum,
Er schaue deine göttliche Natur!
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Ich kenne kaum dein Wort und dein
Gebet,
Kaum, weiß ich, wie man recht dich
grüßen soll,
Kaum weiß ich, wie man meditiert dein
Wort,
Kaum kann ich beten zu der großen
Mutter.
Ich weiß nicht, wie man vor dir
niederkniet
Und wie vor dir man seine Hände
faltet.
Ich weiß nur eins, o große
Muttergöttin,
Ich folge dir, indem ich für dich
leide.
Weil ich nicht wirklich kenne dein
Gesetz
Und weil ich leb in Armut und in
Trägheit,
Hab ich die Kraft nicht, dein Gebot zu
tun.
Und daher meine Unterlassungssünden,
Dass ich zu selten küsse deine Füße.
Doch, Frau, verheißungsvolle Retterin,
Du mögest alle meine Schuld verzeihen.
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar
geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es
nicht.
Viel gute Söhne hast du auf der Erde,
Doch ich, dein Sohn, ich bin ein
Taugenichts.
Doch du verlass mich nicht! Ich bin
allein!
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar
geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es
nicht.
O Mutter aller Schöpfung, große
Mutter!
Ich hab nicht deinen Lotosfuß geküsst,
Auch hab ich dir nicht reichlich Geld
gegeben,
Doch deine Liebeshuld ist
unvergleichlich!
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar
geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es
nicht.
Verlassen hab die Ehrung andrer Götter
Und alle Vielfalt irrer Meinungen
Der Narren, die die Götter beten an.
Ich bin jetzt fast schon fünfzig Jahre
alt,
Verleihe du mir nur die milde Güte,
Wen hab ich sonst als deine
Unterstützung?
O Mutter Gottes du mit schlankem Bauch!
Gebete, lieblich süß wie die Melone,
Fleischfresser machen sie zuletzt noch
heilig.
Und selbst ein Bettler wandelt ohne
Angst
Und hat durch dich genügend Geld und
Brot.
O Mutter, dies ist deines Wortes
Frucht,
Das ich geflüstert hab in deine Ohren.
Wer kann denn zählen, Mutter, deine
Früchte,
Die du gebärst, wenn man den Gruß dir
murmelt?
Der mit der Asche ist beschmiert der
Gräber,
Der Gift geschluckt, der ist mit
Schmutz bekleidet,
Verfilzter Haare und bekränzt mit
Schlangen,
Der Herr der Menschen und der Herr der
Geister
Hat einen Totenschädel in der Hand.
Er ist in seinem Reich der Herr der
Welt,
Weil du ihm die Gefährtin bist, o
Mutter.
Ich habe keine Freude an Befreiung
Und wünsche auch nicht Wohlstand oder
Reichtum,
Auch will ich nicht Erkenntnis haben,
Wissen,
O Eine, und ich wünsch mir auch kein
Glück,
Das Eine nur erbitte ich von dir,
Dass dies mein Leben im Gesang vergeht
Und in dem steten Murmeln deines
Grußes.
Ich hab nicht nach den heiligen Geboten
Dich recht verehrt mit Huldigung des
Sklaven,
Was habe aber ich getan für Unrecht?
Wann hab ich unterlassen das Gebet?
O schwarze Mutter, ist es dir gemäß,
Wenn hilflos ich, wenn du nicht Gnade
schenkst?
O Frau, du Ozean des Allerbarmens!
Wenn ich von Feindesbosheit
überwältigt,
Erinnere ich liebend mich an dich.
Ich denke nicht, dass ich mich in dir
täusche,
Denn Kinder, wenn sie hungern oder
dürsten,
Dann denken immer sie an ihre Mutter.
O Mutter aller Welten! Wunderbar,
Wie du so voller Mitgefühl für mich.
Die Mutter lässt den Sohn ja nicht im
Stich,
Selbst wenn der Knabe hundert Fehler
hat.
Ich bin der Größte doch von allen
Sündern,
Doch du bist die Zerstörerin der
Sünde.
Du hast gehört, was ich zu sagen
hatte,
Nun tu du das, was dir gerecht
erscheint.
O Retterin der Welt aus wilden Wellen,
Klar ist dein Wasser auf dem Haupt des
Herrn,
Mein Geist soll ruhen unter deinen
Füßen.
O Muttergöttin, Geberin des Glücks,
Berühmt ist deines Wassers
Herrlichkeit,
Du bist ja größer, als ich wissen
kann,
Beschütze du Barmherzige mich Toren.
O Fluss, entstanden aus den Füßen
Gottes,
O Mutter, deine Wellen sind wie Schnee,
Sind schimmernd wie der Mond und rein
wie Perlen,
Entferne das Gewicht der Schuld von
mir,
Hilf mir, das Meer der Welt zu
überqueren.
Du sagst, dass der, o Frau, der dir
gewidmet,
Den Gott des Todes nie erblicken wird.
Und wer betrunken ist von deinem
Wasser,
Erreicht gewiss die höchste
Himmelswohnung.
O Herrin, Retterin der armen Sünder,
Wie wunderschön sind deine klaren
Wellen,
Umrauschen sie die Linien der Gebirge,
O Mutter, Tochter du des Weltenkönigs,
Du große Schutzfrau der Gefallenen,
Gegrüßet seiest du in allen Welten.
O Göttin, wer geht auf dem Ozean,
Ist frei von Traurigkeit, wenn er dich
grüßt.
Du Geberin der Frucht vom Lebensbaum,
Durch deine Gunst die Frau, die sonst
so kalt,
Wirft liebevolle Blicke bald auf mich.
Und wer in deinen Wassern badet,
Mutter,
Wird nie von einer Mutter mehr geboren,
O Schutzfrau vor der Hölle,
Muttergöttin,
Zerstörerin der Sünden und der
Bosheit,
Erhaben bist du sehr durch deine Größe.
O du bist ewig, o du Meer der Reinheit!
Du Spenderin der Seligkeit der Seele,
Du Zuflucht deiner Jünger, liebe
Schutzfrau,
Von deinen Augen kommt der Blick des
Mitleids,
Und deine Füße schmücken Edelsteine
Aus Gottes Krone. Sei du immer
siegreich!
O Königin, zerstreue meine Krankheit,
Die Schwermut und den Schmerz,
Verbitterung,
Zerstreue meine Sünden, meine Torheit,
Essenz von Himmel, Meer und Erde du,
Halskette auf der Brust der Mutter
Erde,
Nur du bist meine Zuflucht in der Welt.
O Mutter, ewige Glückseligkeit,
Verehrt von allen, die verzweifelt
sind!
Sei gnädig! Der da wohnt an deinem
Ufer,
In Wahrheit wohnt er in der Stadt der
Götter.
Es wäre besser doch, ein Fisch zu sein
In deinen heiligen Gewässern oder
Ein Salamander dort an deinem Ufer,
Vielleicht ein Mann auch, der gern
Hühner isst,
Der aber wohnt an deinem Gnadenstrom,
Als Fürst zu sein, weit weg von deiner
Gnade.
Allreine, die von allen wird gelobt,
Du Fließende, o Tochter du des Ersten,
Wer täglich diese deine Hymne liest,
In allen Kämpfen ist er immer
siegreich.
Sie, die mit Ganzhingabe ihres Herzens
Die Hymne rezitieren an die Mutter,
Die komponiert ist in dem süßen Stil,
All denen gibt du höchste Seligkeit,
Sie werden die Erlösung bald erlangen.
Ein Mann der Welt soll lesen diese
Hymne,
Die Hymne an das Wesen aller Welten,
Die Geberin der vielerwünschten
Früchte,
Das Wesen aller Wesen, die Allreine.
Ich salutiere deinen Lotosfüßen,
Du Schöne mit der Brandung deines
Meeres,
Vereinigt mit den Tropfen deiner
Ströme,
O Geberin von Wohlstand und von
Reichtum,
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Die haben in dem Meeresschaum gebadet,
Die du zerstörst die Reinkarnation,
Denn deren Ursach ist allein die Sünde,
So wie du auch die Todesangst
zerstörst.
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du Geberin des Himmelskörpersegens,
Die keuschen Fische sind in deinen
Wassern,
An erster Stelle aller frommen Flüsse,
Zerstörerin der schweren Last der
Sünde,
Du Geberin von Wohlstand und von
Reichtum,
Von Fischen, Krokodilen, schönen
Schwänen.
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Denn deine Tiefe reinigt von den
Sünden.
Ja, du zerstörst die Sünde und die
Bosheit
Und du machst klein den Berg der
Katastrophen,
O Geberin des Glückes mit dem Sohn
Beim Schreckenstag des Endes dieser
Weltzeit.
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Dein Wasser wird verehrt durch deinen
Sohn
Und wird verehrt von jedem Feind des
Bösen,
Von Göttern, Heiligen und reinen
Geistern,
Zerstörerin der Reinkarnation,
Beschützerin vor allen Erdenschmerzen!
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Verehrt von Myriaden in den Himmeln,
Von den glückseligen erlösten Seelen,
Von Göttinnen und Göttern und von
Geistern,
Dein Ufer schön erklingt vom
Heldenlied
Der Hunderttausenden von Nachtigallen,
Du Geberin der Wonne an die Weisen!
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du süße Königin der Bienenstöcke,
Du Mutter aller Weisen und Gelehrten,
Du bist es ja, die Mond und Sonne
segnet.
Ich grüße deine lotosgleichen Füße,
Du Waffe gegen Tausende von Sünden,
Bekannte Sünden, unbekannte Sünden,
Du Geberin des köstlichsten Genusses
Und du Erlöserin der Kreaturen
Und unsre Wonne in der Wohnung Gottes!
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Wie süß die Klänge sind an deinem
Ufer,
In Gottes Haar hört man die
Nachtigallen.
Zerstörerin der Schmerzen und der
Sünden,
Erlöserin des Hirten und des Sängers,
Erlöserin des Weisen und des Toren,
Du Schutzfrau vor der Glut der
Unterwelt,
Du Geberin des Glückes allen Wesen.
Herr, sieht man dich im Spiel mit
deinen Mädchen
In schönster Frühlingszeit mit ihren
Blumen
Und an dem See mit reinen Lotosblüten
Und mit den Scharen weiß und schwarzer
Schwäne,
Und am Gewässer, von dem Hauch
gekräuselt,
Dann gleich vergehn die psychischen
Gebrechen.
*
UND NUN WEIH ICH DIES EPOS DER HEILIGEN
JUNGFRAU MARIA.