Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DIE GÖTTIN


Epos von Josef Maria Mayer


The wine verily swelled the spleen in her girdle...“



ERSTER GESANG

Daniel war ein Seher, ein Heros, war der Geweihte
Donnernden Gottes. In Linnenkleidern dient er den Göttern
Und bringt Speise- und Trankopfer dar den himmlischen Göttern.
Daniel trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.

Siehe, einen Tag und noch einen zweiten Tag dient er
In den reinen Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen dritten Tag und auch einen vierten
Diente er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen fünften Tag und auch einen sechsten
Diente er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Er trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.
Siehe, am siebenten Tag im reinen Linnengewande
Bracht er im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Da trat Baal, der Herr, zu El, dem himmlischen Vater:

Ist es dir gleich, was aus Daniel wird, dem Seher, dem Heros,
Dem Geweihten des himmlischen Vaters, des donnernden Gottes?
Denn er hat keinen Sohn wie seine Brüder wohl haben,
Er hat nicht einen Erben wie seine besitzende Sippe.
Willst du ihn nicht segnen, El, o himmlischer Vater?
Willst du nicht Segen ausschütten über ihn, Schöpfer der Welten?
Möge er doch ein Sohn in seinem Hause sein, Vater,
Und ein Erbe in seiner Residenz, o Erhabner,
Dass der treue Sohn das Grab des Vaters auch pflege
Und die Opfer darbringe für die Seele des Vaters,
Weihrauch opfere für die unsterblichen Seelen der Ahnen
Als den Behütern der Häuser und den Geistern der Erde,
Strafen soll er die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und des gestorbenen Vaters Widersacher verjagen.
Er soll opfern im Tempel des Baal, des himmlischen Königs,
Anbeten soll er im Tempel des El, des himmlischen Vaters.

Nass ist die Straße nach dem Regentag und die Gewänder
Werden Gewaschen vom Schmutz. Und El nimmt zur Hand seinen Becher,
El nimmt in die Rechte den heiligen Kelch seines Segens,
Und so segnet er Daniel, den Propheten, er segnet
Seinen Knecht, spricht Segensworte zu dem Geweihten:

Ich, ich schwöre bei meinem Geist: Der Seher soll leben!
Daniel, der Prophet soll leben! Ich schwör es bei meiner
Kraft: Der geweihte Heros soll dauern, immerdar leben!
Er und kein andrer erhebe sich vom einsamen Lager
Und besteige das Bett der Liebe! Er küss die Geliebte,
Küss die Geliebte und zeuge in ihrer reizenden Schönheit!
Ja, sein Atem wird hitzig, wenn er die Liebste befruchtet!
Er und kein andrer wird zeugen in ihrer fruchtbaren Vulva,
Wenn er voller Liebe befruchtet die Herrin des Sehers!
Dann wird ein Sohn in seinem Haus sein, ein Erbe des Vaters,
Dann wird ein Erbe in seiner Residenz sein, ein Sprössling,
Der wird das Grab des Vaters pflegen und opfern den Geistern
Der unsterblichen Ahnen, im Tempel flehn für die Sippe.
Er wird Weihrauch opfern für den gestorbenen Vater
Und wird strafen die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und wird des toten Vaters Widersacher verjagen.
Er wird als Sohn des Vaters Hand ergreifen voll Liebe,
Wenn der Vater von altem rotem Wein ist betrunken!

Daniels Stirn ward erleuchtet, seine Braue ward heiter
Und sein Antlitz strahlte vor Freude. Da lachte er fröhlich,
Streckte die Füße hin auf dem Schemel und hob seine Stimme:

Ah, ich sitz hier und ruhe, die Seele hat Frieden im Busen.
Wie meine Brüder werde auch ich einen Sprössling bekommen,
Einen Erben, so wie die ganze besitzende Sippe.
Er wird mir meinen Grabstein errichten von lichtem Granitstein
Und meiner Seele Gebete opfern wie Weihrauch im Tempel.
Er wird meine Feinde bestrafen, die Gegner verjagen.
Wenn ich betrunken bin vom alten purpurnen Weine,
Fasst der Sohn voll Liebe die Hand des taumelnden Vaters,
Und er führt mich, wenn ich torkle, betrunken vom Rotwein.
Er wird beten für mich im Tempel des himmlischen Königs,
Er wird opfern für mich im Tempel des himmlischen Vaters.

Nass ist die Straße nach dem Regentag und die Gewänder
Werden gewaschen vom Schmutz. Und Daniel eilte nach Hause,
Daniel ruhte in seiner Wohnung. Die heiligen Huren
Kamen in sein Haus, die strahlenden Töchter der Mondin.

Daniel, der Prophet, der Geweihte des donnernden Gottes,
Schlachtete für die heiligen Huren ein Rind und er briet es
Und bereitete lecker ein Mahl für die heiligen Huren,
Und er schenkte Rotwein in die durstigen Becher
Für die heiligen Huren, die strahlenden Töchter der Mondin.

Einen Tag und einen zweiten er machte ein Essen
Für die heiligen Huren, er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin, die heiligen Huren.
Und ein dritter Tag und ein vierter verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für die heiligen Huren, die strahlenden Töchter der Mondin.
Und ein fünfter Tag und ein sechster verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin, die heiligen Huren.
Siehe, am siebenten Tag verließen die heiligen Huren
Seine Wohnung, es nahmen Abschied die Töchter der Mondin,
Die geliebten und lieblichen Wärterinnen des Bettes.
Daniel setzte sich nieder und biss sich fest auf die Zunge.

Und ein Mond, zwei Monde vergingen, drei Monde, vier Monde,
Und im neunten Monde geschah es: Ein Kind ist erschienen
Und ein Sohn ist geboren! Ich werde spannen den Bogen
Und die spitzen Pfeile im silbernen Köcher bewahren.

Und am siebenten Tag geschah es, dass Daniel einnahm
Seinen Sessel, der Seher, der Geweihte des Donnrers,
Seinen Sessel einnahm in dem Tor der Gemeinde,
Und er war da ein Richter der verlassenen Witwen
Und er sorgte sich um die Waisenkinder als Vater!
Und da hob er sein Antlitz und siehe, er schaute Visionen:

Tausend Engel sah er, zehntausend Heerscharen Engel!
Und da sah er unter den Engeln den heiligen Knaben,
Das geliebte Kind, seinen Sohn! Ich spanne den Bogen
Und bewahre die spitzen Pfeile im silbernen Köcher.
Daniel sprach, der Geweihte des Donnergottes, der Seher,
Daniel sprach, der Heros, zu seiner schönen Geliebten:

Höre, o Herrin Danty! Nimm ein Lamm von der Herde
Und bereit es für die Tafel des heiligen Knaben,
Unseres lieben Sohnes, lecker bereite die Mahlzeit
Für den großen Appetit des Sehers, der Sängers,
Und bereite das Speiseopfer und das Trankopfer Gottes!
Ehre Gott mit diesem Gottesdienst, El ist der Herr des
Weltalls und der Gott der Erde, unserer Mutter!

Herrin Danty hörte auf den Seher, den Sänger,
Nahm ein Lamm von der Herde und bereitet das Lammfleisch
Für die Tafel des heiligen Knaben, des lieblichen Sohnes,
Lecker sie bereitet das Mahl für den Hunger des Sehers, des Sängers.

Jetzt kam der Sohn zur Tafel, Koschar-Hasis, der Knabe
Daniels, des Propheten, und Dantys, der lieblichen Herrin.
Auf die Schenkel Daniels legte der herrliche Knabe
Pfeil und Bogen, auf Daniels Schoß den silbernen Köcher.

Und die liebliche Herrin Danty bereitet das Mahl für
Gott, das ungesäuerte Brot und den blutigen Rotwein
Für den Gott, denn El ist des Universums Gebieter
Und der regierende Gott der Erde, unserer Mutter.

Koschar-Hasis aber ging in sein Zelt um zu ruhen,
Ja, der Sohn des Sängers ging in sein Bett um zu schlafen.

Daniel, der Prophet und Heros, nahm Pfeile und Bogen
Und er spannte den Bogen und legte den Pfeil an die Sehne
Und er sah übers Land und sprach zum herrlichen Sohne:
Siehe, mein lieber Sohn, dies ist nun der strahlende Anfang
Deiner Karriere als großer Jäger vorm Herrn! Also nimm nun
Pfeil und Bogen und jage des keusche Damwild des Waldes!

Und nun grüßte Daniel seine geladenen Gäste.
Daniel grüßte vor allem die Göttin Anath, die Jungfrau!

Esst das Fleisch, ja, fresst das Fleisch und trinkt von dem Schaumwein
Reichlich, Genossen und Genossinnen! Saug an den Brüsten,
Säugling, nuckle an den Zitzen des Euters des Weibes!
Ah, und sie zechten den Schaumwein aus großen Bechern in Menge,
Tranken gegorenen Apfelmost aus riesigen Bechern,
Tranken Becher über Becher Unmengen Rotwein,
Wahrlich, auch Anath, die Göttin, leerte den heiligen Becher
Und sie trank aus dem Becher, der Rotwein stieg ihr zu Kopfe!
Ah, und der Rauschtrank löste ihren bezaubernden Gürtel!

Anaths Haut war so transparent wie Eis oder Jade!
Ihre schwarzen Augen blickten wie zuckende Blitze!
Sie war ein rauschendes Meer, war eine brausende Brandung!
Sie sah den straffen Bogen und schaute den Pfeil auch, den spitzen.
Ihre Augen sahn wie die Augen der heiligen Schlange!
Und ihr Becher fiel aus der Hand ihr, er fiel auf den Boden.
Und sie hob ihre flüsternde Stimme und sagte die Worte:

Höre, mein lieber Sohn! Du darfst um Silber mich bitten
Und ich gebe dir Silber, bitte um Gold und ich gebs dir.
Aber weih deinen straffen Bogen der göttlichen Jungfrau!
Weihe deinen spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!

Da sprach der liebe Sohn von Danty und Daniel: Anath,
Nimm das beste Almuggimholz vom Libanonberge
Und die Kraft des Hornes des Wildstiers, des Horns der Gazelle,
Nimm das Schilf vom Teiche und nimm die Hoden des Bullen!
Gib das alles dem Koschar-Hasis, o göttliche Anath,
Dann wird er weihen den straffen Bogen der göttlichen Jungfrau,
Dann wird er weihen den spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!

Antwort gab ihm Anath darauf, die göttliche Jungfrau:
Bitte um Leben, um langes Leben für immer und ewig,
Bitte mich,mein Sohn, um das wahre, ewige Leben!
Siehe, Unsterblichkeit der Seele, ich will sie dir geben!
Siehe, Fülle des Lebens in Ewigkeit will ich dir schenken!
Du wirst wandeln auf Erden mit Baal, dem König des Himmels,
Du wirst dein Leben leben mit den unsterblichen Göttern!
Wer aber lebt wie Baal lebt, das Leben selbst wird ihm dienen
Und er wird essen das Leben und trinken das ewige Leben!
Er wird gefeiert in Gedichten, gefeiert in Epen,
Er wird gefeiert in Liebesliedern, gefeiert im Drama.
Dies will ich dir geben, Koschar-Hasis, Geliebter!

Da sprach Koschar-Hasis, der Heros sprach zu der Göttin:
Anath, erzähl mir keine Märchen, o göttliche Jungfrau,
Denn für einen Heros wie mich sind Mythen und Märchen
Nur wie die spitzen scharfen Dornen der purpurnen Rose.
Ach, ein spitzer scharfer Dorn mir steckt in dem Herzen!
Was wird nach dem Tod sein, was nimmt ein Mensch mit ins Jenseits?
Nur ein Schweißtuch wird mein gestorbenes Antlitz bedecken,
Nur ein Linnentuch wird meinen toten Körper bedecken.
Ja, ich werde sterben wie alle Menschen der Erde,
Wahrlich, alle Menschen müssen sterben auf Erden.
Aber mit deiner Erlaubnis, o Herrin, red ich noch einmal:
Pfeil und Bogen ist die Waffe eines Kriegers auf Erden,
Aber ist die Jagd denn eine Sache für Frauen?

Siehe, da lächelte Anath zwar, die göttliche Jungfrau,
Innerlich aber war sie erfüllt vom grimmigsten Zorne!
Auf denn, nimm Abschied von mir, o Koschar-Hasis, mein Heros,
Auf denn, nimm Abschied von mir und geh, du törichter Knabe!
Auf dem Wege der Arroganz muss ich leider dich sehen,
Auf der Straße des Stolzes muss ich leider dich sehen.
Ich aber werde dich zertreten mit nackigen Füßen,
O du Weisester aller Menschensöhne auf Erden!
Und sie sprang auf die Füße und ließ den Boden erbeben.

Anath eilte zu El, dem Vatergott, über den Jordan
Und der Unterwelt Flussbett, sie sah die Wohnungen Gottes,
Sie erreichte den schimmernden Thronsaal des himmlischen Gottes,
Trat vor den weißen Thron des Vaters der göttlichen Throne,
Und sie kniete vor El und erwies ihre Ehrfurcht dem Vater,
Denn demütigen wollte sie Koschar-Hasis, den Heros,
Koschar-Hasis, des Sehers und Sängers Daniels Liebling.
Da sprach die göttliche Jungfrau Anath und hob ihre Stimme
Und sie sprach im Zorn: Ich unterwerfe den Heros!

Jungfrau Anath sagte zu El, dem himmlischen Vater:
In der Höhe deines himmlischen Hauses, o Vater,
In dem Hause spiel nicht, nicht in der lieblichen Wohnung!
Siehe, ich stürze dir die goldene Krone vom Haupte,
Und dein schneeweißes Haupthaar will ich beschmieren mit Blute,
Und dein schneeweißes Barthaar will ich bespucken mit Speichel!
Rufe doch den Knaben zu Hilfe, den Liebling des Sehers
Daniel, er soll dich retten vor dem Zorne der Göttin!

Da sprach der gnädige Gott: Ich weiß, o heilige Tochter,
Ja, ich weiß, dass du hart sein kannst wie die herrischen Männer!
Ja, ich weiß, dass keine von den Göttinnen allen
So ein zorniges Temperament hat wie Anath, die Herrin!
Aber lass die Erregung deine Seele verlassen,
Lasse ab vom Zorne in deinen mächtigen Brüsten!
Er, der dich ärgert, er wird werden nieder geworfen!

Anath ging fort von dem Vater El und kam zu dem Heros
Koschar-Hasis, tausend, zehntausend Meilen entferntem.
Jungfrau Anath lächelte, hob die Stimme und sagte:
Höre, Heros Koschar-Hasis, du bist mein Bruder,
Ich deine Schwesterbraut! Ich lieb deiner Leidenschaft Fülle!
Ja ich liebe deine Milchfülle in den Oliven!
Du hast baumelnde Hoden wie der kraftvolle Wildstier!
Du hast eine Potenz wie der allmächtige Vater!
Ich bin jetzt eine Hure für dich und deine Geliebte!
Geh an meiner Seite, Geliebter, höre, du Froher,
Öffne deine Ohren, Geliebter, ich lehre die Jagd dich,
Siehe, bei der Burg von Abitim will ich dich treffen,
Das ist die Burg Seiner Majestät, es stehet ein Turm dort
Und ein Fluss strömt rauschend zur Rechten des ragenden Turmes.

Ah! Und ihre Nacktheit tauchte rein aus dem Bade!

Und die göttliche Anath ging wieder fort und sie ging zu
Ytipin, einem mächtigen Krieger. Da hob sie die Stimme,
Sagte: Geh nun, Ytipin, o du herrlicher Krieger,
Gehe nach Abitim, geh zur Burg des himmlischen Mondes,
Gehe, wenn Neumond ist, das Horn des Mondes erglühte,
Gehe, wenn das Horn des Mondes aufstrahlt am Himmel,
Dann erscheint das Licht auf der Stirne des Gottes des Mondes.
Und der Heros Koschar-Hasis wird kommen, wird kommen,
Kommen nach Abitim, in die Burg des himmlischen Mondes,
Er wird Pfeil und Bogen halten fest in den Händen,
Er wird halten seinen schärfsten Pfeil in der Rechten!
Ich aber werde ihn schlagen wegen des spitzigen Pfeiles,
Werde ihn niederschlagen wegen des spannenden Bogens,
Ich zerschmettre den sanften Heros, sein Pfeil wird zerbrochen!

Da sprach Ytipin, sprach der herrliche Krieger: O Jungfrau,
Du wirst ihn schlagen wegen seines spitzigen Pfeiles,
Niederschlagen wegen seines spannenden Bogens,
Du wirst den Pfeil zerbrechen dem sanften, zärtlichen Heros!
Darauf bereitete Yyripin ein köstliches Festmahl
Von gebratenem Fleisch und reichte den Becher voll Rotwein.

Da sprach Anath zu Ytipin: Setze dich nieder, sei stille!
Wie einen Falken stecke ich dich in den zaubrischen Gürtel!
Wie den Vogel Milan ich stecke dich unter mein Röckchen!
Siehe, der sanfte Heros wird essen, der Liebling des Sehers
Daniel, über dem Heros werden fliegen die Geier,
Eine Heerschar von Geiern, und mitten unter den Geiern
Schwebe ich! Ich schlag ihm zweimal hart auf den Schädel,
Schlag ihm dreimal ans Ohr, verschütte wie Wasser sein Blut und
Opfre den zärtlichen Heros wie ein Opferlamm Gottes!
Seine Seele verschwinde wie ein Hauch in den Lüften,
Seine Kraft verwelke wie der Krokus im Sommer,
Rauch steige auf von seiner Nase wie qualmende Dünste
Und sein Leichnam zerfällt zu Staub. Das wird mein Triumph sein!

Und die Jungfrau Anath nahm Ytipin, nahm sich den Krieger,
Steckt ihn wie einen Falken in ihren zaubrischen Gürtel
Und wie einen Vogel Milan in ihr reizendes Röckchen!
Aber der Liebling des Sehers Daniel speiste das Festmahl.

Geier werden über ihm fliegen, die Heerschar der Geier,
Unter den Geiern die Göttin.Sie wird ihn schlagen am Haupte,
Wird ihn schlagen ans Ohr, sein Blut verschütten wie Wasser,
Wird den zärtlichen Heros opfern, ein Opferlamm Gottes,
Seine Seele wird verwehn wie ein Hauch in den Lüften,
Seine Kraft wird verwelken wie der Krokus im Sommer,
Rauch steigt auf von seiner Nase in qualmenden Dünsten.

Anath sah, wie der Heros starb. Da weinte sie bitter
Wie die liebende Mutter den einzigen Säugling beweinte!
Traurig bin ich wegen seines spannenden Bogens,
Traurig bin ich wegen seines spitzigen Pfeiles,
Ach du lebtest nicht lange genug, mein einzig Geliebter!
Ach, du wurdest gepflückt wie ein Blümchen gepflückt wird im Frühling,
Ach, deine Blätter sind gefallen vom Baume des Lebens!

Anath eilte, versank in tief abgründigem Wasser,
Und sein Bogen, der hing an ihrer Hüfte, der Bogen
Aber zerbrach. Und so wie eine zerbrochene Leier
War der Ruhm des Heros dahin, des Lieblings des Sehers.
Aber die Jungfrau kehrte heim zu ihrem Gebirge.

Sie bestieg das Gebirge wie eine springende Gämse!
Ihre schlanken Hände strahlten wie zuckende Blitze!
Ihre nackten Füße glühten wie Flammen des Feuers!
Und sie legte Gummi in seinen Mund und sie setzte
Ihm eine Krone auf gemäß dem Willen der Götter,
Nach dem Willen der Erdgötter und der Götter des Todes.
Und vom Loch seines Grabes ging der zärtliche Heros
Koschar-Hasis zum Herzen der dunklen Nacht in der Tiefe.

Weh! Der Heros ist tot! Gestorben der Liebling des Sehers!

ZWEITER GESANG

Gott, der selbst sich erzeugte, Re erstrahlte am Himmel,
Als er angetreten sein Königtum droben am Himmel,
Da die unsterblichen Götter und sterblichen Menschen vereinigt.
Damals sannen die Menschen einen Anschlag auf Gott, weil
Gott war alt geworden, die Knochen zu Silber,
Glieder zu Gold, zu Lapislazuli wallende Locken.

Aber die göttliche Majestät durchschaute die Pläne
Jener Menschen, da sprach er zu denen in seinem Gefolge:

Ruft mein Auge zu mir und Schu und Tefnut mir rufet,
Geb und Nut und die Väter und Mütter, die bei mir waren,
Als ich mich noch befunden im chaotischen Urmeer!
Rufet mir Nun, und er möge mit sich bringen die Jünger,
Aber heimlich, auf dass die Menschen sie nicht erblicken
Und ihre Herzen nicht erschrecken. Kommt zum Palaste,
Kommt mit Nun, damit ich ihm und den heiligen Jüngern
Einen Rat erteile im Urmeer, wo ich gezeugt ward.

Also holte man jene Götter. Es stellten die Götter
Sich an seiner Seite auf und berührten die Erde
Vor der göttlichen Majestät. Und seine Probleme
Lege der Sohn dar in Gegenwart seines älteren Vaters,
Der die Menschen geschaffen, jenem König des Volkes.

Und die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs
Re: O Herrscher, rede, deine Dienenden hören.

Re sprach zu Nun: O alter Gott, aus dem ich gezeugt bin,
Und ihr unsterblichen Götter und ihr seligen Ahnen,
Seht, die sterblichen Menschen, aus meinen Augen entstanden,
Planen einen Anschlag auf mich. Was wollt ihr dagegen
Tun? Ich kann die sterblichen Menschen nimmer vernichten,
Bis ich euren Ratschlag gehört, ihr Götter und Ahnen.

Da sprach Nun, die göttliche Majestät sprach zum Sohne:
Re, mein geliebter Sohn, du Gott, der du größer als ich bist,
Größer als die ältere Gottheit, die dich gezeugt hat,
Gott, der du älter bist als die Götter, die dich erschaffen,
Nimm deinen Platz wieder ein. Groß ist die Furcht vor dem König,
Wenn sich dein Auge wendet gegen die sterblichen Menschen,
Wenn sie Böses planen und rebellieren auf Erden.

Und die göttliche Majestät des Re sprach im Zorne:
Jene bösen Menschen sind in die Wüste geflohen,
Denn ihre Herzen sind voller Angst vor dem himmlischen König.
Aber die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs:
Lass dein Auge wandern und stelle bloß jene Menschen,
Übeltäter und Bösewichter, die sich verschworen.
Da ist kein Auge deinem Aug überlegen im Weltall,
Nur dein Auge ist mächtig, die Widersacher zu schlagen.
Lass dein Auge vom Himmel kommen als Hathor, die Göttin!

Hathor, die Göttin, kam zurück, nachdem in der Wüste
Sie die feindlichen Menschen vernichtet. Da sagte der König:
Heil dir, Hathor! Friede sei mit dir! Die Gnade ist mit dir!
Du hast dem Schöpfer geholfen, als ich um Hilfe gebeten.

Da sprach die Göttin Hathor: So wahr der Herr ist lebendig!
Als ich die Feinde vernichtet, da war es süß meinem Herzen.
Und die göttliche Majestät des Re sprach zu Hathor:
Siehe, ich werde herrschen über die sterblichen Menschen.
So entstand die Göttin Sachmet, der Wein in der Nacht, die
Göttin, die ihre Füße badet im Blute der Feinde.

Re sprach: Ruft die Boten, ruft die eilenden Boten,
Ruft die eilenden Boten, schnell wie der Schatten des Körpers!
Und so kamen die Boten. Und der göttliche König
Sagte: Geht nach Elephantine und bringt mir von dorther
Rötliche Erde. Und man brachte ihm rötliche Erde.

Und die göttliche Majestät gebot, der Gelockte
Solle mit seinen Händen die rötliche Erde zerreiben.
Und die Dienerinnen machten Wein aus den Trauben,
Ja, sie machten zum Rotwein jene rötliche Erde,
Da sah der Rotwein aus wie Ströme purpurnen Blutes!
Sieben tausend Becher voll des purpurnen Blutes!
Da kam die göttliche Majestät mit allen den Göttern,
Jenen Wein zu betrachten aus den purpurnen Trauben.
Da brach der Tag an, an dem die himmlischen Götter im Zorne
Sollten die bösen Menschen vernichten, die frevelnden Sünder.

Und die göttliche Majestät sprach: Wie schön sind die Menschen!
Ich will die Menschen schützen vor dem Zorne der Göttin!
Bringe die Menschen doch an den Ort im sonnigen Süden,
Wo sie vernichten wollte der Grimm der zornigen Göttin.
Früh erhob sich der Sonnengott und den Schlummertrunk goss er
Vor sich aus, da wurde die Mutter Erde bedeckt vom
Blutigen Wein aus der Kelter des zornig richtenden Gottes!

Morgens die Göttin schaute die Überschwemmung der Erde
Und sie trank vom Wein, da glühte ihr Antlitz vor Schönheit!
Lustig ward der Göttin am Morgen im Herzen zumute!
Trunken war die Göttin, erkannte nicht mehr die Menschen.

Da sprach Re zur Göttin: Der Friede sei mit dir!
Sei willkommen, o liebliche Schönheit der göttlichen Hathor!

Da sprach Re zur Göttin: Schlummertrunk mache den Menschen
Und bereite den Schlummertrunk an den jährlichen Festen!
Meine Dienerinnen sollen sich sorgen um diesen
Schlummertrunk! Und so ward der Schlummertrunk klüglich bereitet
Von den Dienerinnen. Am Tag des Festes der Göttin
Hathor ward er bereitet für alle sterblichen Menschen.

Da sprach Re zur Göttin: Pein ist im schmerzhaften Feuer!
Da verging eine Zeit der Pein und der Qualen im Feuer!

Gott sprach: So wahr ich lebe! Mein heiliges Herz ist es müde,
Bei den Menschen zu sein! Ich will sie alle vernichten!
Groß ist meine Macht! Und die Götter sprachen zum König:
Ziehe dich nicht zurück in deiner Müdigkeit, König,
Wirkungsvoll nämlich sind deine Wünsche. Re sprach zum Vater
Nun: Mein Körper ist nun zum ersten Mal kraftlos, o Vater,
Menschen greifen mich an, ich will nicht zurück zu den Menschen.

Und die göttliche Majestät des älteren Vaters
Sprach: Mein geliebter Sohn! Dein Auge diene dem Vater,
Diene dem Vater als Schutz! Und Nut, meine göttliche Tochter,
Göttin, nimm meinen Sohn auf deinen tragenden Rücken!

Da sagte Nut, die Tochter Gottes: Wie meinst du das, Vater?
Da sprach der Vater Nun: Nicht weigre dich, göttliche Tochter!
Da ward die Göttin zu einer himmlischen Kuh voller Schönheit
Und der göttliche Re bestieg ihren tragenden Rücken.

Aber die Menschen kamen wieder und sahen den König
Re auf dem Rücken der himmlischen Kuh reiten! Also die Menschen
Sprachen zum Gott: Die bösen Menschen empörten sich wütend,
Haben einen Anschlag ersonnen gegen den Schöpfer.
Komm zu uns, Herr, und hilf, dass wir nun stürzen die Feinde!
Re ging in seinen Palast. Er ritt auf dem Rücken der Kuh. Und
Re ging nicht mit den Menschen. Die Welt lag im finstersten Dunkel.

Als am frühen Morgen die Erde ward wieder erleuchtet,
Waren die guten Menschen ausgezogen, bewaffnet,
Trugen Pfeil und Bogen, zu kämpfen gegen die Bösen.
Da sprach die göttliche Majestät: Ihr tatet das Böse,
Böse Menschen, ihr habt das Blut von Menschen vergossen!
Ferne bleibe das Morden von den Kindern der Menschen!

Re sprach zur Göttin: Ich bin auf deinem tragenden Rücken
Und bin erhöht. Da sagte die Göttin: Wie meinst du das? Und die
Göttin da sich verwandelte in die Bewohner des Himmels.

Da sprach der Gott zur Göttin Nut: Komm zu mir, Geliebte!
Sei mir nah und schaue mich an! Da wurde die Göttin
Sich verwandelnd zum wunderschönen Himmel der Liebe!
Da tat der Gott einen Blick in das Innre der lieblichen Göttin.
Und sie seufzte: Mein Gott, bitte gib mir befruchtenden Samen!
So entstanden das Universum, des Himmels Äone.

Und die göttliche Majestät sprach voll Heil und voll Leben:
Friedlich, friedlich ist das hohe Gefilde des Himmels!
Da entstanden die schönen Gefühle der Seligen droben
In den Himmeln und die Opfergärten auf Erden.
Gott sprach: Ich will Kräuter wachsen lassen auf Erden.
Und so entstand das rauschende Schilf am Rande des Teiches.

Und es sprach die göttliche Majestät: Mein Geliebter,
O mein Sohn, du sollst liegen unter der lieblichen Göttin!
Leben sollen in Dämmerungen Millionen von Göttern!
Nimm die Götter auf deine Arme, mein Sohn, mein Geliebter,
Auf dass die Götter leben! Und so ist entstanden die Sitte,
Dass ein liebender Vater umarmt die Söhne von Herzen.

Diese Verse soll man singen vorm heiligen Bild der
Himmlischen Kuh. Die kleinen Götter sind vor ihr, die kleinen
Götter sind neben ihr. Eine Neunheit von himmlischen Sternen
Schmückt ihren Leib. Ein Schwanz ist ihr zwischen den Beinen.

Schu ist unter ihrem Bauch, seine Arme umfassen
Alle Sterne ihres Leibes, sein Name ist unter
Ihre Sterne versetzt. Schu selbst ist gesetzt zu den Sternen.

Und der Kahn des Gottes und der Goldschrein des Gottes
Sind auf ihrem Körper gebildet, und Gott selbst, die Sonne,
Und auch Schu berührt sie mit seiner Rechten. Ihr Euter
Baumelt ihr zwischen den Beinen und bemalt ist ihr Euter
Und auf dem Euter steht geschrieben: Ich bin, der ich sein werd!

Auf dem Kahn des Gottes steht geschrieben: O werde
Nimmer müde, mein Sohn, du hast doch das ewige Leben!
Vater, ich bin ja dein Sohn, und Heil und ewiges Leben
Möge glänzen an jener deiner erhabenen Nase!

Auf dem rechten Auge des Schuh, siehe, da steht geschrieben:
Hüte die Menschenkinder! Auf der Flanke geschrieben
Steht: O Göttin der Wahrheit, o Maat, o Göttin der Wahrheit!
Auf der Unterseite des Armes, da steht geschrieben:
Die Geheimnisse sind versiegelt! Wer öffnet die Siegel?
Auf dem Haupte geschrieben steht, dem Haupte, das unter
Ihrem Euter ist, zwischen ihren länglichen Beinen:
Ausgang ist Eingang! Über dem Gott und der himmlischen Kuh steht
Dies geschrieben auf seinem Haupte und auf ihren Schenkeln:
Gott ist im Jenseits! Jubel wird angestimmt, Jubelgesänge,
Wenn die unsterbliche Seele einzieht im Jenseitsgefilde!
Dies ist, was über den Stirnen geschrieben der Kuh und des Gottes:
Siehe, der wahre lebendige Gott ist die Achse des Kosmos!

Re sprach zu Thot, dem Gotte der Weisheit: Rufe du mir den
Erdgott Gleb mit diesen Worten: O komm, Gott, o komm, Gott!
Und der Erdgott kam. Und da sprach der göttliche König:
Hüte dich wegen der Schlange, sie steckt innen ja in dir,
Siehe, ich fürchte mich vor der Schlange, der listigen Schlange!
Thot, du kennst ihre magische Macht, ihre magischen Kräfte!

Eile auch du an den Ort, wo lebt der heilige Vater,
Sage dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Wasser!
Sage dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Garten!
Setze ein Schreiben auf und schicke das magische Schreiben
An den Ort, wo die Schlange lebt, die listige Schlange,
Sage: Treib nicht dein Spiel mit uns, du listige Schlange!

Siehe, die Schlange weiß, dass ich lebe, doch leucht ich auch strahlend
Für die Schlange. Was eure Bedürfnisse angeht, sorge
Ich mich um euch auf Erden bis zum Letzten der Tage.
Hüte dich vor der Magie und ihren magischen Sprüchen,
Denn die düstre Magie ist in den magischen Sprüchen.
Aber ich bins, der ich mir einverleibe die Schlange!

Ich übergebe meine Macht meinem Sohne Osiris,
Der die Jüngsten hütet, erfüllt die Wünsche der Alten.
Gib die magischen Sprüche, die du machtest mit eignem
Zauber, gib die Magie in dir den Enden der Erde!

Da sprach die göttliche Majestät: So rufe der Weisheit
Gott! Und Thot kam herbei. Zu Thot sprach der göttliche König:

Ich bin da! Ich wohne droben im Himmel der Himmel!
Siehe, ich kleide mich in Licht und Glorie herrlich!
Ich bin das Leben der Toten auf der Seligen Insel!
Schreibe! Wir bringen jene zur Ruhe, die jetzt ist im Jenseits,
Die ich geschaffen habe, die sich empörte auf Erden,
Und die dem dreisten Geist der Revolutionen gefolgt ist.
Du sei an meiner Stelle Stellvertreter des Gottes!
Dich soll man nennen Gott der Weisheit, Vikarius Gottes!
Du sollst Boten schicken, die mächtiger sind als du selber.
So ist entstanden der Ibis des Thot, des Gottes der Weisheit.

Strecke deine Hand aus in Gegenwart uralter Götter,
Die sind größer als du. Gut stehts um deine Belange,
Wenn du wirkst. So entstand der Ibis des Gottes der Weisheit.
Ich will den Himmel umfangen mit meinem vollkommenen Lichtglanz!
So entstand der Mond des Thot, des Gottes der Weisheit.
Ich verjage die Feinde, verjage die gottlosen Feinde!
So entstand der Affe des Thot, des Gottes der Weisheit.
Du bist mein Fürst, du bist mein Stellvertreter auf Erden!
Menschenherzen, die dich erblicken, werden geöffnet!
Alles, was ich geschaffen habe, ist alles dir dankbar!

Mensch, sprich diese Verse, nachdem du gesalbt wurdest heilig,
Sprich diese Verse, nachdem du den heiligen Weihrauch geräuchert,
Deine Stirn ist mit Myrrhe gesalbt, Gesalbter der Götter,
Myrrhe tropft von deiner Rechten, Gesalbter der Götter,
Deine Lippen fließen über von tropfender Myrrhe!

Deine Kleidung sei stets von weißem heiligen Linnen,
Wenn du dich gereinigt im Bad und bist wiedergeboren,
Zieh an die Füße neue Sandalen, goldne Sandalen,
Sei das Zeichen der Göttin der Wahrheit dir stets auf der Zunge!

Ist es der Wunsch des Gottes der Weisheit, die magischen Verse
Vor der Gottheit zu lesen, dann sollst du dich reinigen, Dichter,
Auch die Diener der Menschen sollen sich reinigen badend.

Wer diese Verse liest, soll das heilige Bildnis betrachten,
Wie es zu sehen ist im heiligen Buche der Götter.
Dann verbringst du dein Leben im Verein mit der Schönheit,
Und du wirst von vielen Menschenkindern gesegnet.
Deine Augäpfel werden ergötzt, erquickt deine Glieder,
Deine Schritte werden nicht gleiten. Dann sagen die Menschen:
Er ist wie der Gott am Tage der Auferstehung!
Dein Besitz wird nicht vermindert, dein Eigentum bleibt dir,
Deine Pforte wird nicht verschlossen, bleibt gastfreundlich offen.
Diese Verse sind Verse des Heiles seit zehntausend Jahren,
Sie sind erprobt vom Leben und im Feuer geläutert.

Und der alte Gott umarmte den jüngeren Gott und
Sprach zu den Göttern des Ostens: Singt Lobpreis dem älteren Gotte,
Durch den alles entstanden ist, was da ist in der Schöpfung!
Ich bins, der den Himmel erschuf und die Seelen der Götter
In den Himmel versetzt. Und ich bin bei euch, ihr Götter,
Bis ans Ende der Zeit. Magie ist mein heiliger Wille,
Die Magie ist älter als ich. Magie ist der Anfang.
Siehe, die Seele des Schuh ist der heitere himmlische Äther
Und die Seele der Zeit, das ist der strömend Regen,
Und die Seele der Dunkels sind die finsteren Nächte,,
Und die Seele des Nun ist das Urgewässer des Chaos,
Und des Osiris Seele ist das Mondhorn am Himmel,
Und die Seele der Götter ist die magische Schlange,
Und die Seele der Sonne erleuchtet die Welt und die Menschen

Sprechen soll der Mensch und sich schützen durch magische Verse.
Ich bin die reine Magie, die ist im Munde des Gottes.
Geister, bleibt mir ferne, ich bin eine Gottheit des Lichtes!

Dann sollst du sprechen am Abend, wenn es dunkelt im Westen:
Fluch deinem Antlitz, Feind Gottes! Fluch sei dem hässlichen Bösen!
Ich bin Gottes Magie, ich bin die Seele der Gottheit!

O du Gott der Ewigkeit, der du die Zeit hast erschaffen,
Der du vergehen lässt die langen Jahre der Götter,
Vater Gottes, der du den göttlichen Sohn selbst erzeugt hast,
Mögen die Götter dich lieben, mögen die Menschen dich lieben!

Magier, der du rein bist, forme ein Weib aus dem Süden,
Forme eine Göttin, die in der Mitte glüht, forme
Dazu den Schlangengott, der den Schwanz in das eigene Maul nimmt,
Lass der Göttin Hand ruhn auf des Schlangengotts Körper,
Lass des Gottes Schwanz sein in der Höhle der Erde!

Siehe, der Gott der Weisheit wird dem Schlangengott geben,
Dass die Ehre des Himmels auf ihm ruhe mit Segen.
Schu streckt ihm seine Arme entgegen, so wird er gerettet
Vor den alten Göttern des Ostens. Und Himmel und Erde
Hüten das immerwährende tiefe Geheimnis der Schlange.
Er ist groß, der Schlangengott, wenn er von unten heraufsteigt,
Um zu schauen das ewige Urgewässer des Chaos.

Diese Verse möge rezitieren ein Priester
An dem dreizehnten Tag jedes Monats. Wer diese Verse
Rezitiert, der bleibt auch leben im Totenreich drunten.
Größer ist die Ehrfurcht vor Gott als vor weltlichen Menschen.
Wenn sie Gottes Namen aussprechen heiliger Ehrfurcht,
Dann ist Gottes Name in alle Ewigkeit herrlich!
Sagen sollen sie: Er ist Gott! Dann sollen sie sagen:
Gott hat uns erreicht auf dem Weg zum ewigen Leben.

Ja! Ich kenne den Namen Gottes, das Angesicht Gottes.
Ich bin ein Mann, der einen Talisman trägt an dem Halse.
Ich bin Gott in meiner Einheit und heiligen Neunheit,
Meine Jünger sind Magier, Kenner von magischen Versen.
Ich bin heil und ziehe vorüber. Ich bin die Flamme
Und die Seele des Feuers, für mich gibts nicht mächtige Feinde
Unter den Verdammten der Erde, ich will sie besiegen.

Dies ist zu sprechen vor den fortgegangenen Geistern:
Lasst die Götter es wissen, die hegen ihr Antlitz in Händen,
Dass sie die Seele passieren lassen, die Seele des Toten,
Dass die Seele zur Flamme werde im heiteren Himmel!

Jeder tüchtige Dichter, der kennt die Worte des Gottes
Und sie in seinem Mund trägt, wird ausgehn und eingehn
In dem Himmel. Ihn halten nicht auf die Bewohner des Abends
Und ihm mangelt nicht Trank des Mundes, die Weine des Rausches.
Doch sein Kopf ist kein Kuchen, den man essen kann hungrig
Und er beugt sich auch nicht vor dem ungerechten Gerichtshof,
Sondern schreitet an der Spitze der Göttlichverklärten,
Schreitet zusammen mit allen, die kennen die göttlichen Sprüche.
Untaten lässt er nicht gelten auf Erden unter den Menschen,
Er wird versorgt von Gott, und keiner kann ihn besiegen.

Wenn ihr diesen Gesang irgendeiner Hoheit gebt oder
Irgendeinem Seligen, wird er behüten die Kinder,
Die kein Brot zu essen haben, die wird er versorgen,
Er wird den Hut nicht abnehmen vor den älteren Geistern,
Sondern sie sehen ihn an wie eine Blüte des Frühlings.

Siehe, es spricht die verherrlichte Mutter: Komm, mein Geliebter,
Komm, mein Sohn, den ich liebe, komm, o heiliger König!
Komm, dass du zusammen bist mit dem heiligen Vater
Als ein Gott unter Göttern. Die Götter folgen dem Vater
Und sie gehen zur Seite deiner himmlischen Mutter.

Siehe, der König lebt, es ist lebendig der König!
Er stirbt nicht den zweiten Tod! Er lebt nach dem Tode!

Gott ist König aller Welten! Im Namen der Götter:
Gott ist König in Ewigkeit! Gott führt zum ewigen Leben!
Gott gibt dir Atem, Gott gibt dir das Reinigungsbad und
Gott gibt dir das heilige Opfer in Ewigkeit, Seele!



DRITTER GESANG

Herrlich ist diese schöne Seele dem Wächter des Himmels!
Öffnet der Göttin Anna, bereitet der Göttin die Straße,
Dass sie vorüberziehe, siehe, sie ist vergöttlicht!
Öffnet ihr den geheimnisvollen Platz und habt Ehrfurcht
Vor der Göttin, die ihr mit ihr sprecht, singt Lobpreis der Göttin
Anna, denn auferstanden ist die göttliche Anna!

Dessen Gesicht zur Erde hängt, siehe, so ist der Name
Jenes Wächters des ersten Tors. Der verhörende hütet
Dort die erste Pforte. Der mit der klagenden Stimme
Meldet Anna an bei der ersten himmlischen Pforte.

Der die Brust entgegenstreckt, siehe, so ist der Name
Jenes Wächters der zweiten Pforte. Sein Angesicht aufstrahlt,
Hüter der Pforte, der Glühende meldet die göttliche Anna.

Der das Fleisch speist, so ist der Name des Wächters der dritten
Pforte, der Wachsame hütet die dritte himmlische Pforte,
Siehe, der Segnende meldet an die göttliche Anna.

Siehe, der Sohn des Vaters ist der Wächter der vierten
Pforte, der mit dem schnellen Herzen, der hütet die Pforte,
Der mit der Großmut im Antlitz, der meldet die göttliche Anna.

Der vom Brote lebt, siehe, das ist der Wächter der fünften
Pforte, der Feurige hütet die fünfte himmlische Pforte,
Siehe, der Rasende meldet an die göttliche Anna.

Der mit deutlicher Stimme spricht, ist der Wächter der sechsten
Pforte, der die Flamme nimmt vom Feuer-Altare,
Dieser hütet die sechste Pforte. Der mit dem Scharfblick
Meldet an an der sechsten Pforte die göttliche Anna.

Siehe, der Schärfste von allen, das ist der Name des Wächters
An der siebenten Pforte. Der mit der lieblichen Stimme
Hütet die siebente Pforte, der Schützende meldet die Göttin.

O ihr sieben Pforten und ihr, die ihr steht in den Pforten,
Die ihr dient der Göttin, die ihr den Zustand der Länder
Meldet der Göttin Anna an jedem Tage des Lebens,
Siehe, die Göttin Anna kennt euch, sie kennt jeden Wächter
Namentlich. Siehe neugeborn ist die göttliche Anna,
Die Verklärung ist ihr beschieden vom Herrn in dem Himmel.
Ihre Würde ist ihre Reinheit. Die göttliche Anna
Droben empfängt die anderen seligen Toten im Himmel
Und sie lebt im Kreis der andern unsterblichen Götter,
Anna regiert den Hofstaat der Göttinnen dort und der Götter,
Eine von ihnen ist jetzt geworden die göttliche Anna.

Siehe, die Göttin Anna ist eine Verklärte, die Herrin
Aller Verklärten. Die Göttin feiert das Mondfest des Frühlings
Und die Feier der Wintersonnenwende. Die Göttin
Hat jetzt Adleraugen und schaut die himmlische Sonne.
Siehe, der Gott der Weisheit setzte die Sonne ins Dunkel
Dunkler Nacht. Die Göttin Anna reist durch den Himmel,
Reist durch den Himmel und jauchzt triumphierenden Jauchzens!

Lasst die Göttin Anna in Frieden reisen gen Himmel,
Wenn sie fährt in der Gondel der Sonne. Die Schutzmacht der Göttin
Anna ist die Schutzmacht der goldenen Gondel der Sonne.
Göttin Anna, so nennen wir die erhabene Gottheit,
Die auf Erden die lieblichen Menschenkinder geboren.
Siehe, die Göttin Anna ist größer als ihre Geschöpfe,
Anna wandelte auf dem Wege der ewigen Wahrheit.
Anna hat einen Ekel vor Menschen, die anderen schaden.
Schutzmacht Annas ist die Schutzmacht des Sohnes Gottes!
Anna wird nicht zurückgeschickt von der Pforte des Himmels.

Anna, die Göttin, ist reinlich unter den Göttinnen allen,
Ihre Landschaft bringt Opfergaben zum Opferaltare,
Opfer von goldenem Brot und rubinrotem Wein am Altare,
Opfer den Wissenden, die freuen die Geistseele Annas,
Die erfreuen das Herz der göttlichen Anna mit Opfern,
Opfern von Brot und Wein. Die Himmlische handelt als Muse
Und steht zur Rechten des Schreibers Gottes, Hilfe beim Opfer.
Gott, der im Opfer ist, gebot mir, Anna zu opfern.

Göttin Anna ist erhaben am Horizont, himmlisch
Kündigt die Göttin Anna den Höchsten an, segnet den Höchsten
An den Pforten des himmlischen Horizonts. Jubelnde Göttinnen singen,
Jubelnde Götter singen beim Nahen der göttlichen Anna.
Denn der Weihrauch gebührt der neugeborenen Anna
Und die Schadenstifter werden besiegt auf der Erde!
Alle Torwächter segnen Anna, die göttliche Anna,
Sie ist mit verschleiertem Antlitz im Innern der Halle
Gottes, im Inneren des Palastes des Heiligtums Gottes,
Dort zu jener Stunde der Ewigkeit, da ward vereinigt
Anna durch Liebe mit der Himmelskönigin droben.

Anna ist eine, die die Wahrheit zum Höchsten gebracht hat
Und die Kraft des Bösen vernichtet, des Mörders der Kinder!
Anna eröffnet die Galaxien und hindert den Hagel
Und erhält die lieblichen Kinder Gottes am Leben.
Göttin Anna brachte ein Opfer vom heiligen Brote
An dem Ort, wo sie lebt. Sie fuhr in dem Schiffe der Sonne.
Eben ist der Weg bereitet für Anna, sie schreitet zum Höchsten.

Siehe, das Antlitz der Göttin ist der Antlitze Schönstes!
Anna verfügt über Kraft, die Göttin ist froh und zufrieden.
Anna hat einen starken Willen, vernichtet den Bösen,
Ihren Freunden und Freundinnen sie bereitet die Pfade,
Göttin Annas Pfade zu Gott, dem Höchsten im Himmel.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Kenne deinen Namen und auch den Namen des Gottes,
Der dich behütet. O Herrin des immerwährenden Betens,
Du mit deiner festen Burgmauer, oberste Herrin,
Herrin des Eindringens, die du vorhersiehst die kommenden Zeiten,
Die du die Armen rettest, ob nah sie oder ob fern sind.
Ehrfurchtgebietender ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Myrrheöl salbte,
Ich bin gekleidet in weißes Linnen der heiligen Werke,
Und ich halte das Zepter in meinen Händen der Herrschaft,
Das von Almuggimholz. So ziehe dahin, du bist Gottes.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet,
Herrin des Himmels und der Erde Gebieterin, Anna,
Herrin der ganzen Welt, die du erhöhst, wen du lieb hast.
Sohn des Atems, so ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, und ich räuchere Weihrauch,
Bin gekleidet in feinstes Linnen heiliger Werke,
In der Rechten mein Zepter ist aus Sandelholz, Anna,
So nun ziehe dahin, Geliebte, denn du bist Gottes.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin des Altares vom ewigen heiligen Opfer,
Die du Brot und Wein herbeischaffst, göttliche Anna!
Siehe, die Götter machen es sich bequem bei dir, Anna,
Tag der großen Flucht, so ist der Name des Wächters,
Lichtglanz, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Narde gesalbt hat,
Ich bin gekleidet in zartes Linnen heiliger Werke,
Und von Elfenbein ist mein Zepter. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Machtvoll bist du durchs scharfe Schwert des göttlichen Wortes,
Herrin des Südens und Herrin des Nordens, von Westen und Osten,
Die du den Bösen und alle gottlosen Feinde vernichtest
Und die Wünsche der Reinen erfüllst, der Leiber Verlangen!
Wildstier, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, ich trank Rotwein aus Tarsis,
Bin gekleidet in weiße Seide liebender Taten,
Und mein Zepter ist von Ebenholz. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Schutzfrau, Herrin des Lobpreises, Freudige, dir will ich schenken,
Herrin mit langen Haaren, zu der kein Kahlkopf hat Zutritt,
Die du den Übeltäter zurücktreibst, den Mörder der Kinder!
Ich bin gesalbt mit Myrin, gekleidet in Pantherfell, Anna,
Und mein Zepter in meiner Hand ist vom Holze der Eiche,
Von dem Stamme der Donner-Eiche. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin der Gnade, voller Ruhm, deren Höhe und Tiefe,
Länge und Breite ist unbekannt und die nicht Geschöpf ist,
Deren Schlangen sind zahllos, die wurde geboren im Anfang!
Bruder, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr getauft, der mich mit Olivenöl salbte,
Ich bin gekleidet ins feinste Gaze. Das Zepter in meiner
Rechten ist vom Dorne der Rose. So ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Ich kenne dich und den Namen des Gottes,
Der dich beschützt, o brennendes Feuer, den Busch nicht verbrennend,
Brennend mit raschen Gluten, Pein der Liebe dein Name!
Der seinen Körper bewahrt, so ist der Name des Wächters.
Ich bin gereinigt im Wasserbad, ich bin wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Aloe salbte,
Ich bin gekleidet in Duftgewänder, mein Zepter in meiner
Rechten ist aus Zypressenholz. So ziehe von hinnen!

Siehe, mit Brot und Salz will ich grüßen die göttliche Anna.
Anna, die Göttin, ist gesalbt mit fließender Myrrhe,
Ist beräuchert mit Weihrauch. Ich bin gereinigt und ich bin
Rein durch die Verklärungen ewig göttlichen Wortes.
Rein bin ich wie das Gefieder des schneeweißen Schwanes,
Keusch bin ich wie der Fisch, keusch wie die Jungfrau im Tempel!

Rein sind die Verklärungen alle der göttlichen Anna,
Ehrwürdig schön ist die Göttin Anna! Gott hat die Gnade
Ihr erwiesen, ihr sind die Götter günstig gesonnen,
Alle Göttinnen sind ihr wohlgesonnen in Freundschaft.
Anna, deine Schönheit gleicht dem rauschenden Meere,
Anna, deine Schönheit gleicht dem schäumenden Meere,
Du bist wie die Brandung, die den Felsen umgischtet!
Deine Schönheit ist wie ein Festsaal der heiligen Hochzeit,
Wie ein Festsaal, in dem der Herr verherrlicht wird, Anna,
Deine Schönheit ist wie die Säule im Heiligtum Gottes,
Anna, die Göttin, hat eine aufrechte Säule errichtet
Und eine Vase aufgestellt für die Liebe des Gottes!

Wisse, Anna, du wirst beweint! Verklärt bist du, Anna!
Du bist erhoben von magischer Macht. Erhebe dich, Anna,
Richte dich auf und erhebe dich gegen den gottlosen Bösen!
Siehe, dein Feind ist gestürzt, siehe, Gottes Feind ist gestürzt und
Triumphiert hat die Frau und über den Bösen gesiegt hat
Anna! Ich bin deinen Worten gehorsam und folg deiner Weisung.
Du bist gerechtfertigt vorm Gericht durch die göttliche Gnade!
Wisse, du wirst betrauert, wir weinen über dich, Anna!

Göttin Anna, gesalbt ist deine strahlende Stirne,
Die du trägst die Haare lang, dein Antlitz ist mondgleich,
Deine Brüste sind aus Lapislazuli beide,
Und dein Haar ist schwarz wie die Nacht, die Haare umrahmen
Schön dein Antlitz wie Lapislazuli droben den Mond kränzt,
O dein Antlitz ist Gold, die Augenbrauen, die feinen,
Sind wie befreundete Schwestern. Zorn schnaubt die liebliche Nase
Und deine Augen schaun Gottes Berg, und lang sind die Wimpern
Und die Augenlider wie Lapislazuli, deine
Augenlider voll Schminke. Deine Lippen, sie küssen
Gottes Wahrheit und reden Wahrheit vor Gott in den Himmeln.
Deine Zähne sind Schlangenzähne, geschickt ist die Zunge,
Deine Zunge flötet so wie die Nachtigall flötet,
Deine Brüste hüpfen, o deine Brüste, sie hüpfen,
Wenn du die Wiesen durcheilst, dann hüpfen die mächtigen Brüste!

Siehe, dein Hals ist golden, mit Elektron umhangen,
Deine Kehle ist nicht zusammengeschnürt wie bei andern,
Deine Wirbelsäule ist eine Schlange, dein Rückgrat
Ist aus Gold, deine Lungenflügel sind voll von dem Atem
Gottes, deine Augen sind wie himmlische Sterne,
Und dein Po aus Karneol ein Doppel-Ei, Anna!

Lieblich duftet dein Rachen, dein runder Körper ist golden,
Deine Brüste zwei Eier aus Karneol, deine Brüste
Sind geschmückt mit Lapislazuli. Schön deine Schultern
Leuchten als Fayence. Und deine Arme so herzlich
Breiten sich aus. Dein Herz ist immer freundlich und zärtlich,
Deine beiden Brüste, o deine mächtigen Brüste
Sind das schöne Meisterwerk eines allmächtigen Schöpfers!
Deine Muskeln öffnen und schließen sich, göttliche Anna,
Und dein Leib ist der Himmel! Wenn du zur Ruhe gehst, Anna,
Ist dein Nabel das Jenseits, dein Schoß mein Himmel der Himmel!

VIERTER GESANG

Göttin der hohen furchterregenden göttlichen Kräfte,
Göttin, in Terror gekleidet, reitend auf göttlichen Kräften,
Göttin Inanna, durch die Kraft der göttlichen Waffe
Bist du in Blut getränkt und hetzend in schrecklichen Schlachten,
Mit dem Schild auf dem Boden ruhend, in Hochwasser, Sturmflut,
Große Herrin Inanna, bekleidet mit Leinen, wohl wissend,
Wie Konflikte zu planen sind, mächtige Länder mit Pfeilen
Und mit Kraft zerstörst du und überwältigst die Länder.

Du in Himmel und Erde brüllst wie die brüllende Löwin
Und verwüstest die Menschen. Wie ein Wildstier du feierst
Riesentriumphe über Länderein, die dir feindlich.
Wie eine furchterregende Löwin bedrohst du die Sklaven,
Unbotmäßige, Ungehorsame, bitterer Galle.

Meine Herrin von der Statur des herrschenden Himmels,
Jungfrau Inanna, immer so groß wie die Erde, die Mutter,
Und wie Utu bei deinem Kommen den König verehrte,
Dehntest du deine Arme aus, mit den Füßen im Himmel,
Trägst die furchterregenden Schrecken und trägst auf der Trage
Herrlich das Licht des Tages und die Brillanz unsrer Erde,
Mit dem anderen Fuß auf den Bergen und strahlende Strahlen
Schön erzeugend, die du die Pflanzen der Berge hervorbringst,
Die geboren auf heiligem Berg, am heiligen Orte,
Du bist stark mit der Keule wie eine fröhliche Herrin,
Eine begeisterte Herrin, frohlockend in Kämpfen mit Waffen,
Menschen mit schwarzen Haaren singen dir Hymnen und alle
Länder besingen dich in süßen heiligen Hymnen.

Ich will die Herrin des Kampfes, die Tochter Suens besingen,
Ich will loben und preisen die Göttergeburt der Inanna.

Inanna hat angekündigt: Als ich, die Göttin, herum ging
In den Himmeln und auf der Mutter Erde herum lief,
Als ich, Inanna, ging herum im Himmel der Himmel
Und auf der Mutter Erde herum lief, als ich zu Fuß ging
In den Ländern Elam und Subir, als ich zu Fuß ging
In die Berge Lulubi, als ich mich wandte in Richtung
Der Gebirge, so wie ich, die Göttin, mich nahte dem Berge,
Zeigte er mir keinen Respekt, so wie ich, Inanna,
Mich dem Berge näherte, zeigt er mir keinerlei Ehrfurcht,
So wie ich, Inanna, mich näherte, zeigte der Berg mir
Keinerlei Ehrfurcht, als ich zu der Bergkette Ebih
Kam, da zeigte die Bergkette Ebih mir keinerlei Ehrfurcht.

Jene Berge Ebih zeigten mir keinerlei Ehrfurcht,
Da sie nicht vor mir die Nase neigten zum Boden,
Da sie nicht vor mir ihre Lippen rieben im Staube,
Will ich persönlich die steigenden Berge erfüllen mit Schrecken!

Gegen seine herrlichen Seiten werde ich starke
Sturmböcke aufstellen, gegen seine geringeren Seiten
Werde ich kleine Sturmböcke aufstellen. Ich will ihn stürmen
Und beginnen das Spiel der heiligen Göttin Inanna.
Im Gebirge will ich Schlachten beginnen und Kriege.

Ich will Pfeile im Köcher vorbereiten, ich werde
Schleudersteine mit dem Seile schleudern, ich werde
Mit dem Polieren meiner Lanze beginnen, ich werde
Wurfholz und Schild vorbereiten zu dem heiligen Kriege.

Und ich will Feuer auf seinen dichten Wald werfen, ich will
Eine Streitaxt auf seine Bosheit schlagen. Und Gibil
Mach ich, der reinigt die Luft, der gebar seine heiligen Zähne
An dem Wasserfall. Und ich werde den Terror verteilen
Durch die unzugänglichen Bergbereiche und werde
Arrata einnehmen durch das Kriegsheer der Göttin Inanna.

Wie die Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wiederholen
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.

Und Inanna legte der Königinnen Gewand an
Und umgürtete sich mit Freude, sie schmückte die Stirne
Mit gewaltigem Terror und furchterregenden Strahlen.
Und sie arrangierte Rosenkränze um ihren
Nacken, Rosenkränze von Karneol. Und sie schwang die
Siebenköpfige Waffe kräftig zur göttlichen Ehre,
Legte an ihre Füße Lapislazuli-Riemen.

In der Dämmerung kam sie königlich, folgte dem Wege
Zu der Pforte der Wunder. Sie brachte Anu ein Opfer
Und adressierte ein Gebet an den himmlischen Vater.

Vater Anu, in der Freude an Tochter Inanna,
Vater Anu trat vor und nahm seinen Platz ein. Er füllte
Mit sich selber den Ehrenplatz des Himmels der Himmel.

Und Inanna hat angekündigt: Anu, mein Vater,
Sei gegrüßt, und leihe dein Ohr meinen betenden Worten.
Du hast mich erschreckend zu einer der Gottheiten droben
In den Himmeln gemacht. Aufgrund deiner Macht hat mein Reden
Keine Rivalen im heiteren Himmel, auf schwärzlicher Erde.
Du hast mir die Waffe und die Embleme gegeben.

Du hast den Sockel in Position gesetzt und du machtest
Fest den Thron und sein Fundament, die Stärke der Waffe,
Die sich beugt wie ein Baum. Die Überfälle der Mörder
Hast du verbreitet und militärische Kriegerkampagnen
Hast du verfolgt, um vor diesen schrecklichen Königen in der
Schlacht des Himmels wie Mondlicht zu erscheinen, die Pfeile
Von dem Bogen zu schießen und zu fallen auf Felder,
Obstgärten, Wälder, wie der Zahn der Heuschrecke furchtbar,
Um das rebellierende Land zu erobern, die Riegel
Du entfernst von den Stadttoren, dass die Türen sich öffnen.
König Anu, du hast wahrlich mir alles gegeben.

Du gabst mir den Ehrenplatz zu der Rechten des Königs,
Um die Rebellen zu vernichten, so kann er mit meiner
Hilfe Köpfe zerschmettern wie ein Falke des Berges,
König Anu, und ich kann dich loben und preisen, o Vater,
Und dein Name ist im Lande ein blutroter Faden.

Darf er das Land zerstören, wie im Felsspalt die Schlange?
Er ließ sie stürzen wie eine Schlange herab vom Gebirge!

Möge er die Kontrolle über den Berg haben, möge
Er seine Höhe prüfen und wissen, möge er gehen
Auf dem heiligen Kampffeld umher, der kennt seine Tiefen.
Aber die himmlischen Götter, die Anuna-Gottheiten, helfen!

Wie kann es sein, dass der Berg mich nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Dass der Berg mich nicht fürchtet, Inanna, im Himmel, auf Erden,
Dass die Bergkette mich nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Mich der Ebih nicht fürchtet? Denn er zeigt keine Ehrfurcht,
Denn er neigte nicht seine Nase herab auf den Boden,
Denn er rieb nicht seine Lippen im Staube der Erde.
Möge ich füllen meine Hand mit dem steigenden Berge
Und das Gebirge übergeben dem Schrecken der Göttin.

Gegen seine herrlichen Seiten aufstellen lass mich
Rammböcke, gegen die kleineren Seiten aufstellen lass mich
Kleine Rammböcke. Lass mich stürmen, lass mich beginnen,
Lass mich beginnen das Kriegsspiel der heiligen Göttin Inanna,
Im Gebirge lass mich den Kampf beginnen und lass mich
Vorbereiten Konflikte mit dem gottlosen Gegner.

Lass mich vorbereiten Pfeile im silbernen Köcher,
Lass mich Schleudersteine mit dem Seil schleudern, lass mich
Meine Lanze polieren, Wurfholz und Schild vorbereiten.

Lass mich in Brand setzen seine dichten Wälder und lass mich
Eine Streitaxt auf seine Bosheit schlagen und lass mich
Gibil, der reinigt die Lüfte, einsetzen, der seine Zähne
An dem Wasserfall gebar, und lass diesen Terror
Mich durch die unzugänglichen Bergbereiche verteilen.

Wie eine Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wieder
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.

Anu, der König der Götter, gab Antwort der Tochter Inanna:
Meine Kleine verlangt die Zerstörung dieses Gebirges!
Was Inanna verlangt, ist die Zerstörung des Berges,
Was sie fordert, ist die Zerstörung dieses Gebirges,
Das ists, was übernehmen will die Göttin Inanna.

Furchterregender Schrecken war in der Wohnung der Götter.
Es war Angst in der Wohnung der Anuna-Gottheiten droben.
Ebih hat seinen Schrecken und seine Grausamkeit über
Dieses Land ergossen, er hat die Strahlen des Berges
Und die Angst über alle nahe Länder gegossen,
Seine Arroganz erstreckt sich zur Mitte des Himmels.

Furcht hängt in den herrlichen Gärten des Ebih-Gebirges,
Üppigkeit breitet sich aus, seine prächtige Bäume sind selber
Eine Quelle der Wunder, wachsend zum Ursprung des Himmels,
Und in Ebih die Löwen sind zahlreich unter den Bäumen
Und die Löwenkinder unter den Blättern der Bäume.
Er lässt wilde Widder und freie Hirsche in Menge
Da vorhanden sein, und es stehen Wildstiere weidend
In dem blühenden Gras und Reh-Paare unter Zypressen.

Man kann den Gegner nicht überwinden durch Angst und durch Terror,
Denn beängstigend ist die Bergkette, ausstrahlend Schrecken.
Jungfrau Inanna, widersetze dich nicht, sprach der Vater.

Doch die Herrin in ihrer Wut, ihrem göttlichen Zorne
Tat das Arsenal auf und die Lapislazuli-Tore,
Und sie brachte herrlichen Kampf herbei und sie rief den
Großen Sturm hervor. Die heilige Göttin Inanna
Griff nach dem Köcher. Sie hob ein aufragendes Hochwasser mit dem
Bösen Schlick, sie rührte den tobenden Wind auf mit Scherben.

Meine Dame konfrontierte die Bergkette drohend.
Sie ging Schritt für Schritt. Sie schärfte die Schneide des Dolches.
Und sie packte Ebihs Hals, als ob sie zerreiße
Gras, sie drückte den Dolch in sein Herz, sie brüllte wie Donner.

Felsen bilden den Körper von unten. Es klapperten Ebih
Seine Flanken. Von den herrlichen Seiten und Spalten
Spuckten Schlangen Gift. Inanna verdammte die Wälder
Und verfluchte die Bäume und mordet durch Dürre die Eichen,
Sie goss Feuer auf seine Flanken und machte den Rauch dicht.
Und die Göttin etablierte die Autoritäten
Über den Berg. Die heilige Göttin tat, was sie wollte.

Sie ging an des Ebih Bergkette und sprach zum Berge:
Bergbereich, wegen deiner Höhe und Größe des Körpers,
Wegen deiner Attraktivität, deiner Schönheit,
Wegen deinem heiligen Kleid und dem Reich in dem Himmel,
Und weil du deine Nase nicht geneigt auf den Boden,
Weil du nicht gerieben die Lippen im Staube der Erde,
Darum hab ich dich getötet und machte dich niedrig.

Wie bei einem Elefanten die Stoßzähne, hab ich
Deine Zähne beschlagnahmt, wie bei einem Wildstier die Hörner,
Habe ich deine Hörner auf den Boden geworfen.
Wie bei einem Stier hab ich deine mächtige Stärke
Auf den Boden gezwungen und brutal dich verfolgt und
Ich hab Klagen in dein Herz gelegt und die Vögel
Bauen Nester auf deinen Flanken, die Vögel der Trauer!

Und ein zweites Mal, mit Jubel im schrecklichen Terror,
Sprach die Göttin rechtschaffen: Anu, mein himmlischer Vater,
Großen Schrecken goss er über die Mitte der Berge.
Mir zur Rechten platzierte er eine Waffe, zur Linken
Eine andere Waffe. Meine Wut, einer Egge
Scharfe Zähne, hat den Berg auseinander gerissen.

Ich hab einen Palast gebaut und mehr noch geschaffen.
Ich hab einen Thron in Kraft gesetzt und ich machte
Seinen Grund fest. Ich hab den Darstellern heiliger Kulte
Dolche gegeben, ich habe den Darstellern heiliger Kulte
Keulen gegeben und ihre Kopfbedeckung geändert.

Sieg! Mein Sieg eilte auf den Berg. Im Siegestriumphe
Gegen Ebih stürzte ich seine Bergkette schließlich.
Ich ging nach vorn wie einer brandenden Meeresflut Wogen
Und mit steigendem Wasser hab ich den Damm überspült und
So verhängte ich meinen Sieg übers Ebih-Gebirge.
Ich hab meinen Sieg auferlegt dem Ebih-Gebirge.

Für die Zerstörung des Ebih sei Inanna gepriesen,
Lobgesang werde der großen Göttin, der Jungfrau Inanna!


FÜNFTER GESANG

Herrin aller göttlichen Kräfte, strahlende Herrin,
Helle, rechtschaffene Frau, in strahlenden Lichtglanz gekleidet,
Die du geliebt bist von Anu und Uras! Herrin des Himmels,
Du mit dem großen Diadem, dem Kopfschmuck der Fürstin,
Die du das Amt der Priesterin liebst, die dient in dem Tempel,
Die du alle sieben göttlichen Kräfte ergriffen!
Meine Dame, du bist die Hüterin göttlicher Kräfte!
Du hast göttliche Kräfte, es soll deine Hand sie verteilen.
Du hast göttliche Kräfte, mögest du göttliche Kräfte
Sammeln an deinen Brüsten, an deinem heiligen Herzen!

Wie ein Drache sprühst du Gift auf die Länder der Fremden.
Wenn du wie Iskur über die Erde braust, Jungfrau Inanna,
Kann keine Vegetation vor dir bestehen. Wie Fluten
Bist du, wie Fluten, strömend herab in die Länder der Fremden,
Kraftvolle Eine von Himmel und Erde, o Göttin Inanna!
Regnend loderndes Feuer nach unten auf gottlose Länder
Und mit göttlichen Kräften ausgestattet, o Dame,
Die du auf einem Löwen reitest, dein Wort wird gesprochen
Nach dem Befehl von Anu, dem Wort des himmlischen Vaters.

Dir gehören die heiligen Riten, wer kann sie ergründen?
O Zerstörerin du der Fremden, verleihe uns Stärke
Mit dem Sturm, Geliebte des Enlil, Herrscherin mit dem
Superterror! Du stehst im Dienst von Anus Kommando.
Deinem Schlachtruf folgend, meine streitende Dame,
Achte ich gering die Grenzen der Länder der Fremden.

Wenn die Menschen kommen zu dir in heiliger Ehrfurcht,
Vor den erschreckenden Strahlen und dem Sturm deiner Hoheit,
Fasst du nach der schrecklichsten aller göttlichen Kräfte.
Wegen dir wird die Schwelle der bitteren Tränen geöffnet,
Und die Leute gehen mit Wehklagen heim in die Häuser.
In der Schlachten wird alles aufschreien, Frau, wenn du zuschlägst.
Meine Dame, mit deiner Kraft, mit den Zähnen zerschlage
Alle Feuersteine. Du strebst vorwärts wie Stürme,
Brüllst mit dem brüllenden Sturm und donnerst mit donnerndem Wetter.
Du verbreitest Erschöpfung mit den Sturmwinden, Herrin,
Während unermüdlich sind deine eigenen Füße.
Mit den Klagen der Trommel wird die Klage geschlagen.

Meine Dame, es tragen die großen Anuna-Götter
Dich wie Fledermäuse zu den Ruinen der Hügel.
Sie ertragen nicht deine schrecklich blickenden Augen
Und sie wagen es nicht, deinem Zorngesicht zu begegnen.
Wer kann kühlen dein rasendes Herz? Dein zorniger Ingrimm
Ist zu groß, um sich abzukühlen, zornige Herrin,
Und wie kann deine Stimmung beruhigt werden, o Göttin?

Herrin, kann ich dein Herz erfreuen? Älteste Tochter
Suens, möge dein Zorn sich niemals abkühlen, Herrin!
Du bist die Höchste in den fernen Ländern der Fremden,
Die sich alle Gaben aus deinem Bundes-Land nehmen.
Du hast deine Provinz über allen Hügeln erweitert.
Wenn man sich aber all der Berge Stirnrunzeln anschaut,
Sieht man, die Vegetation ist ruiniert in der Gegend.

Deine großen Pforten der Paläste verbrennen.
Blut wird in die Flüsse gegossen, das trinken die Leute.
Du musst deine Truppen gefangen nehmen, bevor du
Sie zusammen führst. Du musst die Elitesoldaten
Deiner Regimenter verstreuen, alle zusammen.
Du musst deine jungen wehrfähigen Männer zusammen
Stehen lassen. Stürme haben in Tänzen erobert
Deiner Städte. Du nimmst die jungen Männer gefangen.
Dein Befehl komme über die Stadt, sie sich nicht dir geweiht hat.
Alle Fremden sind dein, die alle sich nicht dir vertrauten.
Alles liegt am Vater! Dein Fuß zertritt deine Feinde.

Fürsorge in Verantwortung ist vom Schafstall entfernt, die
Frau spricht nicht mehr mit ihrem Manne liebevoll, mitten
In der Nacht, sie berät sich nicht mehr mit ihrem Gemahl und
Offenbart ihm nicht mehr ihre reinen Gedanken des Herzens.
O du wilde Kuh, du tolle Tochter von Suen,
Dame, du kannst alles aus deinem Bundes-Land nehmen,
Große Königin aller Königinnen, der Schoß der
Mutter für die gerechten göttlichen Kräfte, o Mutter,
Weise und gesalbt, o Herrin der Länder der Fremden,
Lebenskraft der Menschen, ich werde dir singen die Hymne!

Deine Äußerungen sind herrlich, Göttin der Kräfte,
Großherzig bist du, gute Frau mit dem strahlenden Herzen,
Ich werde aufzählen alle deine göttlichen Kräfte.
Ich, die Priesterin Anus, tat meinen Priesterberuf in
Deinem Dienst. Ich trug den Ritualkorb und stimmte
An das Lied der Freude. Die Grabbeigaben und gleichfalls
Auch das Ritualmahl hab ich gebracht in den Tempel,
So als hätte ich nie gelebt. Ich näherte mich dem
Licht, das Licht war glühend heiß. Ich näherte mich dem
Schatten, aber ich wurde von einem Sturme vertrieben.
Und mein honigsüßer Mund wurde bitterer Abschaum.
Meine Fähigkeit, Stimmungen zu beruhigen, schwand mir.
Tochter Suens, meine Anu, mein Gott und mein Schicksal!
Kann es Anu ungeschehen machen, das Unheil?
Wenn du Anu davon erzählst, wird er mich befreien!

Ja, die Frau wird das Schicksal von Lugal-Ane erfahren,
Fremde Länder und Hochwasser liegen ihr sklavisch zu Füßen.
Auch die Frau ist erhaben und lässt die Städte erzittern.
Ein Schritt nach vorn, so dass sie ihr heiliges Herz für mich kühle.
Ich, die Priesterin, werde ein Gebet zur Königin sprechen,
Und vor dir, Inanna, lass ich strömen die Tränen,
Tränen wie süßen Wein. Ich werde täglich dich grüßen.

Sei nicht besorgt über Ashimbabbar, denn in der Verbindung
Mit den Reinigungsriten des heiligen Anu ward alles
Anders. Eanna ist abgefallen. Er stand nicht in Ehrfurcht
Vor der großen Gottheit. Er hat diesen Tempel verwandelt
Und zerstört. Während er vor mir einher ging, als ob er
Mir ein Partner wäre, näherte er sich voll Missgunst.
Meine gute göttliche Kuh, o fange die Menschen!

An der Stelle des göttlichen Zuspruchs, wo ist mein Ruhm jetzt?
Ausgeliefert wird das Land, ein böser Rebell ists
Gegen meinen Nanna. Möge Anu zerschlagen
Diese Stadt! Möge Enlil verfluchen den gottlosen Bösen!
Mögen seine weinenden Kinder nicht von der Mutter
Zärtlich getröstet werden! Herrin, beginn mit der Klage,
Möge deine Klage im Feindesgebiete ertönen!

Muss ich denn sterben wegen meinen heiligen Liedern?
Nanna hat nicht geachtet auf mich. Er hat mich völlig vernichtet
Im abtrünnigen Land. Und Ashimbabbar hat sicher
Nicht ein Urteil über mich gesprochen. Was ist es
Denn für mich, wenn er ausgesprochen das Urteil? Was ist es
Denn für mich, wenn er nicht ausgesprochen das Urteil? Er stand da
Im Triumph und vertrieb mich aus dem heiligen Tempel.
Er hat mich fliegen lassen wie eine Schwalbe vom Fenster.
Ich hab meines Lebens Kraft erschöpft! Und er hat mich
Durch die Dornbüsche auf die Berge gehn lassen, und er
Zerrte mir an der Krone und zerrte an der Priesterin Mantel.
Er gab mir ein Messer und einen Dolch und er sagte:
Das sind geeignete Zierden für dich, o Priesterin Gottes!

Du am meisten geliebte Edeldame, Geliebte
Gottes, dein heiliges Herz ist groß, es werde getröstet
Vom Gebet. Geliebte Ehepartnerin Anas,
Du bist die große Dame des Horizonts und des Zenites
An dem Himmel. Die Götter liegen vor dir hingeworfen.
Von Geburt an warst du die Junior-Königin! O wie
Bist du nun die Höchste über alle die Götter!
Siehe, die Götter küssen vor dir mit den Lippen die Erde!

Aber meine eigene Seele ist noch nicht vollendet,
Wenn auch ein feindliches Urteil mich umgeben, als ob es
Wäre mein eigenes Urteil. Ich habe noch nicht erreicht mit
Meinen Händen mein erblühtes Bett, meinen Himmel.
Ich tat nicht die Verlautbarung Ningals jemandem kund. O
Meine liebe Frau, geliebt vom Vater im Himmel,
Möge dein Herz von mir beruhigt werden mit Lobpreis,
Mit Gebeten der brillanten Priesterin Gottes!
Ja, es muss bekannt sein, es muss bekannt sein, denn Nanna
Ist noch nicht genug verkündet. Zu mir sagte Nanna:
Ich bin dein, ich bin dein! O schenk mir dein Herz, meine Tochter!

Man muss wissen, dass du hoch wie der Himmel bist, Herrin!
Man muss wissen, dass du breit wie die Erde bist, Mutter!
Es muss bekannt sein, dass du zerstörst die rebellischen Länder!
Man muss wissen, dass du brüllst in die Länder der Fremden!
Sei es bekannt, dass du Schädel zerquetscht und Schlangen vernichtest!
Man muss wissen, dass du Leichen verschlingst wie Schakale!
Man muss wissen, dass dein Auge schrecklich ist, Göttin!
Sei es bekannt, dass du erhebst deine schrecklichen Blicke!
Man muss wissen, Geliebte, du hast blitzende Augen!
Man muss wissen, dass du unerschütterlich bist und
Unnachgiebig und dass du letztendlich wirst triumphieren!

Nanna ist noch nicht verkündet. Er sagte: Ich bin der Deine!
Du hast mehr getan, meine Dame, du bist die Größte!
Meine liebe Frau, geliebt vom himmlischen Vater,
Göttin, ich werde all deinen Ingrimm aussprechen, siehe,
Ich hab die Kohlen im Weihrauchfass gehäuft und die Gluten,
Und ich bereite die Reinigungsriten. Es wartet der Goldschrein.
Könnte dein Herz mich nicht besänftigen, göttliche Mutter?
Allzu voll ist mein Herz, o tolle heilige Dame,
Und da hab ich eben dies Lied für Inanna gesungen.
Möge ein Dichter es wiederholen zum Mittag, o Göttin,
Was ich dir in der Nacht gesungen, o heilige Jungfrau!

Weil gefangen dein Ehepartner und weil auch dein Söhnchen
Ist gefangen, ist groß deine Wut im heiligen Herzen.
Kraftvolle Dame, in der Versammlung der Herrscher geachtet,
Du hast ihr Opfer akzeptiert. Inannas gesalbtes
Unbeflecktes Herz ward gestillt. Das Licht war dir lieblich,
Freude erstreckte sich über dich, voller göttlicher Schönheit
War die Jungfrau. Wie das Licht aufgehenden Mondes
Strahlte sie Freude aus. Und Nanna kam, blickte sie an und
Ihre Mutter Ningal segnete sie und der Vater.

Jede Botschaft der himmlischen Frau ist erhaben und heilig.
Lob des Feindes Zerstörerin in den Ländern der Fremden!
Meine Dame, du bist begabt mit göttlichen Kräften
Und in goldene Schönheit getaucht, o göttliche Jungfrau!


SECHSTER GESANG

Großherzig ist die Dame, die ungestüme Geliebte,
Stolz ist die Herrin unter den himmlischen Anuna-Göttern,
Sie ist herausragend unter den Ländern, die Tochter von Suen,
Sie ist erhaben unter den großherzoglichen Göttern,
Sie ist die prächtige Dame, die sammelt die göttlichen Kräfte
In dem Himmel und auf Erden, Rivalin des Vaters,
Mächtigste unter den Göttern, ihr Urteil ist endgültig, ewig.

Alle Götter kriechen vor ihr, wenn sie göttlich ihr Wort spricht,
Anu wagt es nicht, anzugehn gegen ihre Befehle,
Sie verändert ihr eigenes Handeln, und niemand kann wissen,
Wie sie auftreten wird. Sie vervollkommnet göttliche Kräfte,
Hält den Hirtenstab.Sie ist prächtig, herausragend, herrlich,
Sie ist die riesige Herrschaft über die Götter des Landes.

Ihre hohe Schrecklichkeit deckt die großen Gebirge
Und die Ebnen der Straßen. Bei ihrem schallenden Schreien
Kriegen die Götter des Landes Angst. Ihr Brüllen lässt Götter
Zittern wie ein einsames Schilfrohr. Beim Grollen der Göttin
Gleich verstecken die Götter sich alle. Ohne Inanna
Fällt der Vater keine Entscheidung und Enlil kein Schicksal.

Wer erhebt sich gegen die Geliebte, die ihren Kopf hebt,
Die erhaben ist über den Bergen? Wo immer sie wütet,
Sind die Städte Ruinen geworden und Spuk-Orte schaurig
Und sind die Schreine auf dem Abfallhaufen gelandet.
Wenn ihr Zorn die Menschen erzittern lässt, Feuer und Nöte
Ihnen verursacht, sind die Menschen vom Dämon besessen.
Sie rührt Verwirrung und erschreckendes Hochwasser an und
Ist in erschreckenden Glanz gekleidet. Ihr furchtbares Spiel ist,
Mit Geschwindigkeit Konflikte und Krieg zu erregen,
Unermüdlich schreitend in ihren goldnen Sandalen.
Sie ist bekleidet mit einem wütenden Wirbelwind, Stürme
Trägt sie als Kleid des Himmels von erschreckenden Gnaden.
Wenn sie einen berührt, ist gleich da die tiefste Verzweiflung,
Wenn sie den Weg zurückgelegt hat mit dem glühenden Südwind.

Sie sitzt auf angespannten Löwen und schneidet in Stücke
Jene Gottlosen, die ihr keinerlei Ehrfurcht erweisen.
Unsre Herrin ist wie ein Leopard von den Hügeln,
An dem Eingang der Straßen ist rasend und schnaubend die Herrin,
Wie ein Stier im Vertrauen auf seine Kraft, seine Stärke,
Niemand wagt es, sich gegen sie zu wenden. Die Herrin
Aller großherzoglichen Götter, ein Fallstrick den Sündern,
Eine Falle für den Bösen, ein Strick für die Feinde,
Sie versprüht ihr Schlangengift überall, wo sie wandelt.

Unserer Herrin Zorn ist wie verheerende Fluten,
Niemand kann widerstehen diesen verheerenden Fluten.
Wie ein großer Wasserlauf erniedrigt sie jenen,
Der sie verachtet. Die Herrin ist wie ein Adler am Himmel,
Dem sich niemand entziehn kann. Inanna, ein Falke der Jagd, sie
Jagt mit den Göttern. In Stücke reißt Inanna die Rinder
Und die geräumigen Rinderställe. Die Felder der Städte,
Die Inanna im Zorn sah, wurden aufgewühlt und die
Furchen der Felder wurden zerrissen wie schwächliche Gräser.

Anu geht ihr entgegen, er sitzt am lodernden Feuer
In der Hochebne unserer göttlichen Herrin Inanna.
Unsere Herrin beschleunigt die Kämpfe, des Krieges Konflikte.
Siehe, die Göttin singt ein Lied. Der Gesang folgt dem Plane,
Weinend um die Honigmilch und die Speise des Todes.
Wer verspeist sie? Inannas Milch und Speise des Todes
Wird nicht lange dauern. Galle wird brennende Schmerzen
Denen bereiten, denen sie zu essen gibt, in den
Mund gibt sie ihnen die Speise. In ihrem fröhlichen Herzen
Singt sie das Lied vom Tod auf der Ebne, das Lied ihres Herzens.

Sie wäscht ihre Waffen mit Blut, ihre Streitäxte haben
Köpfe zerschlagen, Speere dringen durch und die Keulen
Werden mit Blut befleckt. Den bösen Mund halten Krieger.
Blut vergießt sie bei ihrem ersten heiligen Opfer
Und der Tod erfüllt sie. Auf der breiten und stillen
Ebne, bei der Verdunklung des hellen Lichtes des Tages,
Wendet sie sich am Mittag in das finstere Dunkel.

Menschen suchen im Zorn sie, suchen sie dann nach dem Kriege.
Ihr Geschrei stört die Ebene, stört die Weide, die Wiese.
Ihr Geheul ist wie Iskur und lässt das Fleisch aller Länder
Zittern. Niemand kann ihrem Krieg entgegen sich stellen,
Auch nicht ihre Rivalen. Niemand in heftigen Kämpfen
Kann sie besiegen, die sie beschleunigt die Schlacht, das Gemetzel.
Wasser rasend fegt über Mutter Erde und lässt nichts
Hinter sich zurück. Die Herrin des Pfluges den Boden
Öffnet, den harten. Die Stolzen heben nicht länger die Hälse.
Ihr großmütiges Herz verkündet ihre Gebote,
Die Geliebte, die allein ist die herrschende Göttin.
In dem Werk allmächtig, nimmt sie den Ehrenplatz ein und
Demütigt riesige Berge, als wären es Berge von Abfall,
Sie zertrümmert sie, bringt Zerstörung über das Bergland.

Steine schleudert Inanna, so erhält sie den Siegspreis.
Steine schleudert sie so, als ob es Tonscherben wären.
Unsere stolze Herrin hält den Dolch in der Rechten,
Strahlt eine Ausstrahlung aus, die bedeckt die irdische Landschaft.
Sie setzt Netze aus für die Fische der Tiefe des Meeres,
Sie verlässt nicht die Fische der unterirdischen Wasser.
Wie eine kluge Vogelfängerin fängt sie die Vögel
Mit dem Netz, das sie aufhängt in den Wipfeln der Bäume.

Sie ist der Ort der göttlichen Pläne des Himmels, der Erde.
Ihres Wortes Absicht widersteht nicht der Vater.
In dem verwirrenden Rat der großen Götterversammlung
Ist ihr Vorsitz bekannt nur wenigen. Unsere Herrin
Ist ein Panther unter den Göttern, hochmütig, herrisch,
Ihr wurde Macht gegeben vom höchsten Vater der Götter.

Nicht zum Kampf empfängt sie die jungen niedlichen Mädchen
In der Kammer, sie empfängt sie mit liebendem Herzen,
All der jugendlichen Mädchen leibliche Reize.
Sie ist böse auf die Frau, die sie ablehnt voll Hochmut.
In dem gesamten Lande lässt sie laufen die Mädchen
In den Städten auf den Märkten herum. Eine Hausfrau
Aber sieht ihre Kinder. Die Göttin segnet die Hausfrau.

Diese Hausfrau zerbrach den Speer, als wär sie ein Krieger.
Unsere Herrin gab der heroischen Hausfrau die Waffe.
Zwar die Frau hatte eine büßende Strafe erduldet,
Dann aber wurde sie nicht mehr gestraft von der Herrin und Göttin.
Unsere Herrin öffnet die Tür zum Schatzhaus der Weisheit,
Sie macht bekannt das Interieur der Halle der Weisheit.
Die aber, die sie nicht ehren, die entgehn nicht der Strafe.
Unsere Göttin fängt in ihren Netzen die Menschen.

Aber der Mann, den sie bei seinem Namen gerufen,
Aber der sie nicht ehrt, der wird bestraft und gezüchtigt.
Aber die männlichen Freier und die weiblichen Huren,
Wenn sie schon ihre Strafe erlitten, stöhnen vor Wollust!
Die ekstatischen, transformierten Weiber der Klagen
Lamentieren und singen Gesang. Sie erschöpfen sich völlig
Mit dem Weinen und Trauern, sie lamentieren und klagen,
Weinende schütten täglich ihr Herz aus vorm Herzen der Göttin:
Ach, mein Herz, ach du kennst ja keine Entspannung und Ruhe!

O geliebte Dame des heiligen Vaters im Himmel,
Zu dir kommen die Klageweiber mit Heulen und Jammern.
Du bist im Himmel. Makellos sind deine milchweißen Brüste!
Du bist majestätisch, es haben Himmel und Erde
Nichts Vergleichbares, o du Rivalin des himmlischen Vaters
Anus und Enlils, du besetzt ihren Ehrenplatz droben.
Du bist herausragend in den Kultstätten. Mögest du sitzen
In dem prächtigen Sessel. Iskur, brüllend vom Himmel,
Seine dicken Wolken bersten. Die göttliche Macht des
Himmels und der Erde triumphiert, o Inanna,
Dein Triumph ist erschreckend, die Götter beugen sich sklavisch.

Göttin, du reitest auf sieben Tieren, kommend vom Himmel.
Siehe, ein Großfürst fürchtete deinen zaubrischen Gürtel
Und er ward von deiner himmlischen Wohnung erschreckt und
Ließ dich einen Thronstuhl einnehmen droben bei Anu,
Und du fürchtetest dich nicht, zu sagen dem Großfürst:
Ich will die heiligen Riten beschützen, die göttlichen Riten!
Und die Götter küssten die Erde und warfen sich nieder.

Und das Hochgebirgsland, das Lapislauli-Land und
Karneol-Land verbeugte sich tief vor der herrschen Göttin,
Aber der Ebih beugte sich nicht vor dir, du Erhabne,
Und der Ebih grüßte dich nicht, o heilige Jungfrau!
Auf, zerbrich ihn in deinem Zorn, zerschlag ihn mit Sturmwind!
Du bist herausragend durch die Kraft von Anu und Enlil,
Ohne dich wird kein Schicksal bestimmt, kein Ratschlag gegeben.

Laufen, entkommen, beruhigen und besänftigen, Göttin,
Das ist dein, und hetzen, erheben, fallen, verstärken,
Das ist dein, o Göttin, Erschließung von Straßen und Wegen,
Orte der Ruhe für die Reisenden, Helfer der Schwachen,
Das ist dein, o Göttin, die Wege in Ordnung zu halten,
Und die Erde zu erschüttern, zu festigen, alles
Das ist dein, o Göttin, zerstören, aufbauen, reißen,
Regeln, das ist dein, o Göttin, den Mann zum Weibe zu bringen
Und das Weib zum Manne zu bringen in Treue und Freundschaft,
Das ist dein, o Göttin, Erwünschtheit, Erregung, ist alles
Dein, o Göttin, Profite, Rechnungen, Renten, Gewinne,
Alles ist dein, o Göttin, finanzielle Verluste,
Reichtum und Armut, Schulden und Ersparnisse, Bettler,
Alles ist dein, o Göttin, die Beobachtung, Schönheit,
Wahl und Opfer sind dein, o Göttin, Männlichkeit, Würde,
Schutzengel, Schutzfrauen, Schutzgötter, Kultzentren, Gnade und Mitleid,
Alles ist dein, o Göttin, Herzensergießungen, Krankheit,
Das ist dein, o Göttin, die Lieblingsfrau zu verehren,
Einer Zweitfrau zu dienen, Jubel, Hochmut und Ehre,
Ruhm, ist alles dein, o Göttin, Pflege, Erziehung,
Demut ist dein, o Göttin, ein Hauskauf, ein Schlafzimmer, Betten,
Sofas für die Geliebte, kleine Knaben zu küssen
Auf die Stirne, ist dein, o Göttin, wandeln und rennen,
Planung und Erfolg, der Grobe, Brutale und Starke
Und der Schwache und Sanfte und der Machtlose, Zarte,
Alles das ist dein, o Göttin, die Gipfel, die Täler,
Thron und Krone und Königszepter, Demut und Größe,
Alles ist dein, die Kleinen, die Dicken, die Opfer, o Göttin!

Göttliche und auch königliche Riten beachten,
Durchführung der entsprechenden Anweisung, Ratschlag, Verleumdung,
Unwahre Worte, Missbrauch, Sprache und feindlicher Hochmut,
Alles ist dein, o Göttin, die falsche, die richtige Antwort,
Die Gewalt, das Grinsen, der Spott, feindselige Sprüche,
Lächelnd Gutes tun und dennoch gedemütigt werden,
Unglück, Not und Trauer, andre glücklicher machen,
Aufklären oder verdunkeln, Unruhe, Terror und Panik,
Schreckensbrillanz und strahlender Glanz, Triumph und Verfolgung,
Heillose Krankheit, Schlaflosigkeit und Unruhe, Heulen,
Streit und Chaos, Unterwerfung, Liebesgeschenke,
Opposition und Kampf und Beschleunigung schlimmen Gemetzels,
Alles wissen, sich selber stärken, ein Nest für die Zukunft
Bauen, Angst in der Wüste, Feinde, giftige Schlangen,
Lassen und lieben, alles ist dein, o himmlische Göttin.

Läufer, wenn du den Mund öffnest, sich verwandeln in Lahme
Und auf deinen Blick hin können hören die Tauben
Und durch deinen Ärger, was hell ist, verdunkelt sich, Herrin,
Und du wendest den Mittag in das finstere Dunkel.
Als die Zeit gekommen war, sahst du die Stätte in deinen
Reinen Gedanken zerstört, du ließest die Plätze erzittern.
Nichts kann deinem Ziel verglichen werden, o Göttin,
Niemand kann deinen Taten sich widersetzen, denn du bist
Die Gesalbte des Himmels und unserer Mutter, der Erde!

Du bist im Palast der unbestechliche Richter,
Unter den zahllosen Menschen fällst du Entscheidungen. Deines
Namens Anruf erfüllt die Berge, es kann nicht ein Dämon
Mit dir konkurrieren. Dein weises Verständnis erfüllt die
Götter. Du allein bist großartig. Du bist die große
Kuh unter all den Göttern des Himmels und unserer Erde.
Wenn du deine Augen den Göttern zuwendest, Herrin,
Dann erhöhst du sie, die Götter erwarten dein Wort und
Stehen und beten an dem Ort, wo du lebst, o Geliebte!

Große Herrin, unsterblich ist dein Ruhm, o Geliebte!
Möge dein Lobpreis nicht aufhören! Wo wär dein Name nicht herrlich?
Dein Gesang ist Trauer und Klage, dein Leiden kann niemand
Ändern. Dein Ärger ist erdrückend. Die Schöpfung ist niemals
Ohne dich. Deine Befehle werden erfüllt mit der Hilfe
Anus und Enlils. Als Geschenk an die fromme Versammlung

Hast du Gnade erteilt. O Gott: Anu, Enlil, Inanna!



SIEBENTER GESANG

Gib zehn Schekel Silber, einen Schekel des Goldes
Für die Dekoration des Bildes der Ishala-Göttin.

Eine Mine Gold für Schmuckstücke, siebenzehn Minen
Gold für Ohrringe gab die Herrin der Ishala-Göttin.

Siehe, sechs Schekel Silber für drei geringere Becher,
Ein Geschenk der Mutter des Herrn für die Ishala-Göttin.
Sieben Schekel Silber, der Preis einer heiligen Jungfrau,
Ein Geschenk der Königin für die Ishala-Göttin.

Eine Mine Silber und zwanzig Schekel für eine
Dattelfeigenpalme, Geschenk für die Ishala-Göttin.

Siehe, ein Schekel Gold für ihres Antlitzes Lichtglanz,
Für den zaubrischen Gürtel, für die flatternden Bänder.

Siehe, der König weiht ein Bildnis der Ishala-Göttin,
Ihr Gesicht ist gestaltet aus Buchsbaum, ihr Gürtel aus Silber,
Sie hält in der Hand einen Becher, den Becher des Bundes.

Kleider von allerfeinstem Stoff für die Ishala-Göttin.

Siehe, zwei Becher aus Buchsbaum für die Ishala-Göttin.

Ein Tablett mit Brot für die treue Ishala-Göttin.

Siehe, ein Lamm für Ishala, die Geliebte des Königs,
Siehe, ein unbeflecktes Lamm für das Reinigungsopfer.

Siehe, schöne Kleidungsstücke für alle die Frauen
Des Gesalbten, des Geliebten der Ishala-Göttin.

Siehe, zwei kurze Röckchen für die Sklavin der Liebe
In der dunklen Kapelle der heiligen Ishala-Göttin.

Eine Armreif für die süße, reizende Hure,
Für die Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin.

Weißes Linnen für unsere liebe Königinmutter
An dem Tage des Pilgerns zur heiligen Ishala-Göttin.

Opfer des Königs an dem Festtag der Ishala-Göttin.

An dem Tage der Ishala-Göttin hauchfeine Stoffe
Von der reinsten Qualität für die liebliche Freundin.

Anordnung: In dem Monat der heiligen Ishala-Göttin
Für die geliebte Freundin sieben hauchfeine Stoffe.

Siehe, zwei kleine Lämmer im Monat der Ishala-Göttin
Für den Herrn des Landes, für unseren heiligen König.

Eine Mehlration für den Diener des heiligen Königs
In dem festlichen Monat unserer Ishala-Göttin.

Sei beschworen, o Land, und sei beschworen, o Wasser,
Siehe, es erscheint uns die schöne Ishala-Göttin.

Bei der heiligen Ishala-Göttin will ich dich beschwören:
O bis unsere Hälse aneinander sich schmiegen,
Sollst du keine Ruhe finden im Bette, Geliebte!

Eine Matratze aus gekämmter Wolle des Lammes,
Sieben Minen schwer: Das Bett der Ishala-Göttin.

Gunst der Ishala-Göttin! Fülle der Ishala-Göttin!
Mutter ist Ishala! Lichtglanz der schönen Ishala-Göttin!
Meine geliebte Freundin ist meine Ishala-Göttin!

Siehe, ein Garten im Bezirk der Ishala-Göttin.

Siehe, zwei Liter Mehl für den Tempel der Ishala-Göttin.

In Bezug auf den Anteil und die Rationen des Mannes
Und des Tempels der Ishala-Göttin frage die Mutter.

Illu, Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin!

Siehe, die Schlange des Zornes der heiligen Ishala-Göttin
Kam ins Gerichtshaus hinein zu den beiden unheiligen Richtern.

Diener der Ishala-Göttin! Mann der Ishala-Göttin!
Du bist entgegen gekommen der lieblichen Ishala-Göttin.
Siehe, die Göttin ist Ratgeberin zum heiligen Leben.

Retterin Ishala! Göttin Ishala! Königin! Herrin!
Ich bin dein Eigentum! Schön bist du, Ishala, Göttin!

Ishala möge meine Lenden eintauchen selig
In die weibliche Scham der geliebten reizenden Freundin!

Unsere Ishala-Göttin ist unsre fürsorgliche Hirtin.

Illu betet: Ob dir mein Freund dir Figur eines Stieres
Und den Becher des Bundes gebracht, o Göttin, das sag mir.

Dies betrifft einen Brief, dessen Vorderseite noch nicht war
Schön beschriftet, ein Siegel des Freundes, an die Geliebte,
Doch der Brief ist abgesandt und ward auch gelesen.

Illu spricht: Ich habe meinem Freund und Geliebten
Einen Schekel Silber gegeben, als er zum Tempel
Unserer Göttin Ishala ging, das hat dann der Priester
Dargebracht auf dem Opferaltare der heiligen Göttin.

Es sind heute leider nur noch wenige Menschen,
Die hinaufsteigen zu dem Tempel der Ishala-Göttin.

Eine Halskette ward von Lapislazuli-Perlen
Vom Palast genommen und angelegt der Geliebten,
Und ein Künstler machte einen Talisman klug aus
Kupfer und Malachit für die heilige Ishala-Göttin.

Ishala, meine Göttin, ist meine Ärztin der Seele!
Ishalaist die Kraft, die Güte, die Retterin, herrlich,
Ishala ist die schöne Liebe, die heilige Schutzfrau,
Ishala voll der Gnade ist meine Beraterin, weise,
Sie ist mein Leben, sie erhört mich, sie liebt mich von Herzen!
Ishala legt sich zur Ruhe! Sie hat mich zu sich gerufen!

Für die Göttin Ishala ward ein Bett hergerichtet
Und der König legt sich in der Nacht zur Geliebten.

Bei der Hochzeit mögest du dich freuen im Hause.
Nenne Ishala immer wieder die Ewige Liebe!
Sieben Nächte soll deiner Hochzeit Freudenfest dauern.

Wenn an der Brust des Vogels zwischen rechtem und linkem
Flügel ein roter Fleck zu sehen ist an dem Busen,
So verlangt die Göttin Ishala neue Gewänder.

Wenn beim Öl am Rande ist Grüngelbes zu sehen,
Dann ist da ein Wohnort der heiligen Ishala-Göttin.
Wenn die Galle wie Malz ist in dem Innern des Tieres,
Dann wird den Menschen traurig machen die Ishala-Göttin.

Wenn ihr Angesicht wachsgelb ist, wenn bleich ist ihr Antlitz,
Wird die Hand der Ishala-Göttin nicht wieder genesen.

Göttin Ishala, Herrin unseres Wohnhauses, Herrin,
In dem Kampf sollst du den bösen Feind nicht erhören.

Göttin Ishala, Königin unseres Wohnhauses, Herrin!

Ishala hat uns gerettet! Ishala schenkte uns Gnaden!
Ishala sprach von der Weisheit! Sie war schön und liebreizend!

Einen Becher voll Balsam für die Ishala-Göttin!

Alles für Ishala, für die Herrin der Stadt und des Landes!
Alles für Ishala, für die Göttin des heiligen Königs!
Alles für Ishala, für die Inspiration des Propheten!

Göttin Ishala, du bist die Seele des weisen Propheten!

Eine Kette aus Gold von einem Schekel Gewicht für
Ishala, unsere heilige Göttin, als zierenden Halsschmuck.

Illu stellte die Sonnenfrau und Ishala-Göttin
Mitten in den Garten auf die Äste des Baumes.
Links vom Teiche stand ein Hirsch, der aus Ton war gestaltet,
Und ein weicher Faden dem Hirsch an die Schnauze gebunden,
Diesen Faden hält fest die Sonnenfrau strahlender Schönheit.

Ich will singen von der Schönen, der Ishala-Göttin.
Ich sprech zu Ishala, Ishala spricht zu mir in der Stille.

Geh in die Thronstadt! Mache groß und schön deine Worte!
Sag, was du zu sagen hast! Ruf immer wieder die Göttin!

Siehe, man opfert ein reines Lamm der Ishala-Göttin.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit der weisen Prophetin,
Ist das Zeichen günstig, es ist ein gutes Orakel.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit dem Priester des Tempels,
Ist das Zeichen ungünstig, es ist ein böses Orakel.

Abends trank ich mit Ishala, lag im gemütlichen Sofa,
Schwarzbrot war nicht vorhanden. Der Sänger sang. Es gab Früchte.

Nachts aber trank ich auf das Bildnis der Ishala-Göttin.

Man nimmt ein Schöpfgefäß voll Wein, einen goldenen Becher,
Einen silbernen Becher für die Ishala-Göttin.

Wenn ein König für die Schlangenfrau Ishala opfert,
Opfert er ein Lamm, eine Taube der Schlangenfrau-Göttin,
Und er wasche die Hände im Allerheiligsten, aber
Essen sollen das Opfer im Tempel die heiligen Frauen.
Siehe, ein Lamm als Speiseopfer, jeder soll essen,
Ferner ein Trankopfer blutroten Weines im Innern des Hauses
Für die Schlangenfrau, für die reizende Ishala-Göttin.
Alles dies geschehe an Einem heiligen Tage.

Siehe, ein universales Allkleid für Ishalas Nacktheit!

Weihrauch ist aufgestiegen. Ruhe nun, Ishala-Göttin!
Möge deine Seele sich ewig beruhigen, Herrin!

Jener Stern, der wandelt hinter der himmlischen Venus,
Ist der Skorpion-Stern der heiligen Ishala-Göttin.

O Skorpion-Frau, Ishala, du bist die Herrin des Hauses!

Ich beschwöre den Skorpion, die Ishala-Göttin,
Ich beschwör die Barmherzigkeit, die erhört die Gebete,
Die das Leben schafft, die barmherzige Mutter der Menschen!

Ishala, ich verneig mich vor deiner heiligen Gottheit,
Herrin der Länder, ich schwöre dir ewige Treue der Liebe,
Du entferne den Bösen, die Sünde von meinen Gebeinen!

Siehe, das Kraut der Ishala ist die Cannabis-Pflanze.

Ishala, Herrin der Liebe, mögest du uns erlösen!

Ich beschwör die Potenz des Mannes: Ein Bett für die Liebe,
Wo die Göttin der Liebe liebt ihren Freund und Geliebten,
Wo die Ishala-Göttin liebt den Freund und Geliebten!
Mann! Dein Fleisch erschaure! Richte hoch deinen Phallus!
Nicht zur Ruhe komme dein Inneres alle die Nächte
Auf Befehl der tüchtigen Herrin der Lüste der Liebe!

Aber am Kopf der Kranken stellten die Götter sich auf, die
Söhne, deren göttliche Mutter ist Ishala ewig.

Drei Maß Brot und drei Maß Wein für die Ishala-Göttin.

O barmherzige Mutter, große Ishala-Göttin!
O barmherzige Mutter aller Kinder der Menschen!

Ishala, du der Brautgemachs Bewohnerin, Liebe!

ACHTER GESANG

Gott Anubis ist angekommen am Berge der Toten,
Onnophris feiert, alle Götter des heiligen Landes
Jauczen und frohlocken, die Herzen voll seliger Wonne.
Schu ist aus der Unterwelt in den Himmel gegangen
Und die Musen frohlocken. Die heilige Isis, die Göttin,
Freut sich, nachdem sie ihren Sohn gesehen, und Horus
Bleibt im Amt, und Isis ist die himmlische Schutzfrau,
Süden und Norden, Westen und Osten gehören dem Horus,
Re macht seinem Sohne eine Vermögensverfügung.

Siehe, die Göttinnen kommen zu dir mit Lobpreis und Liedern,
Mit des Himmels Musik, die Edeldamen frohlocken,
Wenn du ankommst, die Geister jubeln über dein Herz, die
Musen spielen Harfe dem majestätischen König,
Männer und Frauen preisen dein vollkommenes Wesen.

Göttin Muse, Herrin mit schwarzen Brauen der Augen
Und mit blaugrünen Augen, dein Vater frohlockt bei
Deinem Anblick, er freut sich über dein liebliches Duften
Und sein Herz erfreut sich an deinem süßen Parfüme.
Dich verehren die seligen Geister und freudig ergötzen
Sich an dir die heiligen Affen, die göttlichen Musen
Musizieren täglich, es musizieren im Himmel
Und auf Erden die Göttinnen auf den schallenden Trommeln.

Hathor, Göttin der Schönheit, große Mutter der Mütter,
Du bist herrlich im Palast der göttlichen Neunheit
Und du ruhst zur Rechten von Re, dem Vater am Himmel,
Und er freut sich an dir. Es musizieren die Musen
Für die majestätische Göttin. O herrliche Hathor,
Möge dein Antlitz gnädig über mir leuchten, o Schönheit!

Selige Götter freun sich an deiner Seele, die Musen
Streichen die Harfe, die Heiligen neigen verschleierten Hauptes
Sich vor dir, die Toten eilen, dich strahlend zu sehen,
Hohepriester küssen die Erde, auf der du gewandelt,
Und das Land ist unter deine fürstlichen Aufsicht,
Unser Fürst, du Sohn der Hathor, der Göttin der Schönheit.

O ich preise deine Seele, seit ich gesehen,
Vielgeliebte, wie liebevoll deine Seele ist, Freundin!

Kaiser Augustus kommt zu dir, o du König Osiris,
König der Götter, die Sänger des Ostens besingen dein Wesen.
Tefnut schlägt die Trommel. Hathor bringt dir Monatsblut dar und
Götter beten dich an und verkünden dich als den Vollkommnen.
Göttinnen kommen, verehren dein vollkommenes Wesen,
Wenn du dein Heiligtum heimsuchst am Festtag des heiligen Stieres.
Du kommst in Frieden und vereinst dich dem heiligen Tempel,
Und dein Antlitz strahlt vor Freude, es feiert der Himmel
Und die Erde ist voller Frohsinn, es feiert das Weltall.
Du bist der vollkommene Gott, der Herr mit der Krone,
Dein geliebter Sohn betet vor dir, der Selbstherrscher Horus.

Kaiser Augustus kommt zu dir, Osiris, König der Götter,
Und er bringt zu dir die unterägyptische Muse,
Die deine Majestät verherrlicht. Die westlichen Sänger
Preisen deine Seele, es jubeln die Sänger von Osten.
Töchter spielen die Zymbeln, die Edlen erweisen dir Ehre,
Ferne reichen die Hände dir, dich fürstlich zu ehren.
Über dich freuen sich die heiligen Herzen der Götter,
Selige Freude eines Festes ist droben im Himmel,
Fröhlich freun sich die Alten, wenn du erscheinst in den Städten,
Ihre Herzen heißen dich freudig willkommen, o König,
Wenn du vom Himmel zur Erde kommst, vollkommene Gottheit,
Friedefürst im Haus der Geburt. Dein Sohn, dein Geliebter,
Betet zum Vater, Gottes Sohn, der Selbstherrscher Horus.

Ich auch bete dich an, o Allherr, ich schaue dein Antlitz,
Jauchze und juble über deine Kraft, o mein König,
Du bist der große Gott, der den Anfang aus Nichts hat erschaffen.

Siehe, es kommt der Sohn des Re, der Kaiser der Länder,
Er bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter Nacht macht für dich die heimlich bedeutsame Geste.
Aus dem Gemach kommt die Frau und vereinigt dem Bruder sich liebend.
Östliche Seelen bejubeln deine unsterbliche Seele.
Isis, die große Göttin, schlägt die schallende Trommel.
Hathor, die Göttin der Liebe und Schönheit, gibt dir die Hand, die
Götter ehren dich, künden dein vollkommenes Wesen,
Göttinnen ehren deine Autorität, mein Osiris,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Festes,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Feuers.

Herr, du kommst in Frieden, vereinigst dich deiner Geliebten,
Freudevoll strahlt dein Antlitz, der Himmel feiert ein Festmahl,
Mutter Erde freut sich, die Welt ist in festlicher Stimmung.
Du bist der große Gott, der gekrönte Herrscher und König,
Dein geliebter Sohn ist der König und Selbstherrscher Horus.

Siehe, ich juble von dir, du Fürst der himmlischen Götter,
Siehe, ich juble vor deinem Antlitz, dem strahlenden Antlitz,
Juble mit denen, die lieben deinen heiligen Namen.
Du freust dich über Musik, das Musizieren der Muse.

Zu dir kommt der König, der Autokrator des Himmels.
Sohn des Re, du bist groß, die Götter sind alle dir gnädig.
Er bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter Nacht macht Musik und Tefnut kommt voll Begierde
Aus dem Gemach und vereinigt sich ihrem liebenden Bruder.
Alle Sänger des Ostens und Westens verehren dich, Gottherr.
Frauen freuen sich, wenn sie schauen dein strahlendes Antlitz.
Alle Länder sind in höchster festlicher Stimmung,
Wenn du dich niederlässt im heiligen Hause des Jauchzens,
Musikantinnen spielen und Prophetinnen singen,
Preisen dein vollkommenes Wesen und sprechen: Die Kinder
Sind voller Ehrfurcht vor deiner Autorität, o du Gottherr!
Musikantinnen jubeln vor deinem Antlitz, o Vater,
Zymbeln lassen sie tönen, verhüllen die Scham mit dem Schleier,
Sängerinnen lieben deinen heiligen Namen,
Lassen deinen heiligen Gottesnamen erschallen.
Und Kaisarion ist dein Sohn, den liebst du von Herzen.

Nimm dir den Becher, dass deine Seele sich freue beim Weine,
Dass deine Seele sich freue über das Auge des Horus,
Sauge den blutroten Wein ein, dass er das Herz dir ergötze,
Dass der Weingöttin Werk ergötze dein fürstliches Herz dir,
O du Herrin der Trunkenheit, trinke mit mir aus dem Becher,
O du Göttin Muse, du himmlische Herrin der Harfe,
Singe Lieder des Jubels zum Lobpreis der göttlichen Neunheit!

Roten Wein für deine Geistseele, Herrin der Länder,
Deiner Majestät das grünblaue Auge des Horus.

Siehe, die unterägyptische Muse, die Herrin der Kehle,
Herrin des Singens zur Harfe, Herrin der Jubelmusiken,
Sie lässt hören ihren Gesang, der gefällt allen Göttern.

Und der König vollzieht das Opfer als heiliger Mundschenk
Für die Königinmutter,indem er Wein reicht der Mutter
Und indem er der Königin gibt das Auge des Horus.
Er gibt der Königin Rauschtrank und bringt den Wein dar als Opfer.

Reiche den Rotwein! Nimm den Becher, ehrwürdige Herrin,
Gut ist sein Geschmack, es soll dir besser ergehen.

Siehe, ich komme zu dir, o Herrin der Trunkenheit, Goldne.
An dem Sitz der Trunkenheit bring ich dir purpurnen Rotwein,
Um dein Herz zu erfreuen, dass deine Seele erquickt sei
Und zufrieden über das Werk der Weingöttin. O du
Bist die Herrin der Trunkenheit, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Deine Liebe ist süßer als Honig, dein Antlitz voll Gnade!

So spricht die Herrin der Trunkenheit, spricht die Herrin der Freuden,
Herrin des Jauchzens, Herrin des Tanzes, Herrin der Myrrhe,
Herrin des Kranzes: Ich gewähre dir, Freund, mein Geliebter,
Tag für Tag die Trunkenheit, dass sich dein Herze erquicke!

Sei willkommen im Frieden, spricht Horus mit grünblauem Auge,
Sei willkommen, o Sohn der Erde, die Weingöttin stillte
Dich an ihren berauschenden Brüsten! Ich nehme den Wein an
Als die Opfergabe von dir. Ich freue mich allzeit
An dem Opferwein. Ich gewähre dir Trunkenheit, Bruder,
Tag für Tag, mein Freund, dein Kummer werde gebrochen!

Siehe, die oberägyptische Muse ist auch die Herrin
Schöner Musik, die Herrin harmonischen Singens zur Harfe,
Sie singt mit goldener Kehle und mit lieblichem Atem,
Und mit ihrem Gesang ist die höchste Gottheit zufrieden.
Reiche den Rotwein! O du Allerschönste der Frauen,
Nimm in Empfang das grünblaue Auge des göttlichen Horus.

Siehe, der König kommt zur Königin aller Geschöpfe:
Du Allmächtige! Ohnegleiche! Ich bring dir das Gute
Aller Trauben und Beeren, den Becher des Reiches der Himmel!
Herrin der Trunkenheit, Herrin des wunderschönen Gesanges,
Herrin, ergötze dich an der Wonne, o Göttin der Liebe!

Ich verheiße dem Sänger, ich verheiße dem Dichter
Trunkenheit über Trunkenheit, unvergängliches Jauchzen!

Siehe, der König im Thron erfreut das Herz seiner Herrin!

O du Herrin des Tanzes, o Herrin der Freude des Herzens,
Siehe, es jubelt die heilige Jungfrau in ihrer Kapelle,
Fröhlich freut sich ihr Herz an deiner vollkommenen Schönheit,
Fürstin des ewigen Friedens, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Du bist Tag für Tag die Herrin der Lüste und Wonnen!

Und ich reiche den Kranz der heiligen Königinmutter.

Sei willkommen, sei willkommen im ewigen Frieden,
Fürstin der schönen Frauen, Herrin der herrlichen Kinder!
Ich spiele dir die Harfe vor deinem gnädigen Antlitz,
Göttin der Göttinnen, lass dein Antlitz über mir leuchten,
Möge dein Herz frohlocken, befriedigt sein deine Seele!

Horus kommt als ein Held, zufrieden ist Vater Osiris.
Trommeln ertönen, Ägypten feiert, weil Horus geboren!
Alle Göttinnen kommen, den schönen Horus zu sehen.
Horus, der Sohn des Osiris, ist auf dem Throne des Vaters.

Isis, man ruft zu dir, die du ernährst alle Länder,
Und man kränzt dein Haupt, die du regierst alle Länder,
Und man spielt dir die Harfe, die du die Länder machst fruchtbar,
Und man spielt dir mit magischer Macht die magische Harfe,
Fürstin des feurigen Hauses, glänzende Herrin der Sonne.
Herrliche, Einzigartige, Horus ist satt und zufrieden.

Isis spricht: Ich gebe dir edelsteinerne Berge
Und das Königtum Gottes auf der schwärzlichen Erde.

Deine Stirne werde gekränzt, ehrwürdige Fürstin,
Dass du die Stadt erleuchtest wie am Himmel die Sonne.

Siehe, die Goldene glänzt in der Stadt wie sie leuchtet am Himmel,
Sie schickt ihre Strahlen aus und erleuchtet die Länder,
Sie schickt ihr strahlendes Licht zu allen Kindern der Menschen,
Sie ist die große Sonnengöttin, die Fürstin der Erde,
Die ihr Licht strahlt tief in das Herz des finsteren Dunkels.

Siehe, die unterägyptische Muse, die Herrin der Brüste,
Herrin der Kehle, Herrin des Singens zur himmlischen Harfe,
Siehe, die unterägyptische Muse ist Herrin des Jubels.

Hathor, wir jubeln über deine göttliche Schönheit,
Hathor, wir jauchzen über deine gewaltigen Brüste,
Hathor, ich freu mich am Tag, da der göttliche Horus geboren.

Ich bin der Musikant und Sänger der goldenen Göttin,
Der ich Tag für Tag das Herz meiner Herrin erfreue.

Ich vernehme das Liebesflüstern der göttlichen Muse,
Ich will deine Majestät vor dem Dämon beschützen.

Ich verkünde mit erhabener Zunge die Weisheit,
Öffne meine Kehle, beginne die Harfe zu streichen
Und lass ertönen die heilige Hymne der göttlichen Muse.

O der Himmel ist erfüllt von festlicher Freude
Und die schwärzliche Mutter Erde ist festlich gesonnen,
Wie die Sonne strahlen die grünblauen Augen des Horus
Und die Schlange ist befriedigt, befriedigt die Schlange
An der Stirn der Gottheit. Horus sitzt auf dem Throne.

Unsere Göttin spricht: Ich geb dir im Überfluss Speise,
Geb dir als Nahrung den Ertrag des Vogelfangs. Also
Lobe zur magischen Harfe die unterägyptische Muse,
Die auch vergangenes Jahr deine Seele vollkommen befriedigt!

Ich tanz der Herrin im Heiligtum ihrer heiligen Seele.
O es jauchzt ihr Körper, wenn sie mich ansieht am Morgen!
Was die Göttin Muse betrifft, so freut sich ihr Herz, wenn
Hathor sie anschaut, Hathor, die Göttin mit mächtigen Brüsten!

Und man sagt von meiner Muse, ihr Elend und Leid sei's,
Was sie singt im Ritual. Nun komm, lichter Gottherr,
Der du den Bösen vernichtest, wenn dein Licht siegt am Morgen!



NEUNTER GESANG

Ich bin kein Apostel der Isis, ich bin ein Weiser
Der platonischen Schule. Da auch anknüpfte Platon
An den orphischen oder pythagoreischen Lehren,
Deute auch ich die religiösen Lehren der Vorzeit
Und betrachte ihre Einsicht ins Wesen der Dinge.
Man muss die Lehren der Alten ernst nehmen, aber sie deuten
In dem Geist der platonischen philosophischen Weisheit.
So ist die Lehre der Isis auch ein Wissen der Alten,
Und wenn die Lehre philosophisch gedeutet wird, passt sie
Gut zusammen mit der Religion von der Wahrheit.
Ich hab mit meiner Freundin über Isis gesprochen,
Sie war eingeweiht in die Mysterienkulte
Und ich erklärt ihr, wie Isis philosophisch zu deuten.
Da bat meine Freundin mich, meine Weisheit der Isis
Zu beschreiben in einem großen Gesang von der Göttin.

Siehe, die Gottheit ist für alle Menschen die Gleiche,
Alles, was uns das Leben möglich macht, spendet die Gottheit,
So das tägliche Brot und der allnächtliche Wein auch,
Wärmendes Feuer, erfrischendes Wasser, und Hölzer und Wolle.
Ein und dieselbe ist die Gottheit in Westen und Osten,
So wie die Sonne allen gemeinsam leuchtet am Himmel,
So ist dieselbe Gottheit bei Griechen und bei den Barben,
So wie es eine Sonne nur gibt in der Milchstraße droben,
So gibts nur einen Logos, der lenkt den unendlichen Kosmos.
Wir entnehmen der Philosophie der Idea des Logos,
Dass der Logos als Mystagoge zur Gottheit uns führe,
Dass wir gläubig und philosophisch deuten die Mythen.

Dieser Mythos ist eine Erscheinung des Logos im Spiegel,
Mythen sind gebrochene Strahlen des Lichtes des Logos.
Man darf die Mythen aber niemals buchstäblich glauben,
Sondern entnehme nur, was entspricht der göttlichen Wahrheit.
So die Suche nach der inneren Einsicht der Mythen
Ist so heilig wie die Taufe, der Gottesdienst kultisch.
So sind die Zeremonien des heiligen Kultes der Isis
Voll von geheimem Sinn. Was die Gesetze des Kultes
Uns beschreiben, das will ich auf den Logos beziehen.
Was die alten Ägypter von Göttin Isis erzählen,
Liebe Freundin, nimm es nicht wörtlich, nicht buchstäblich, sondern
Tief erkenne den philosophischen Sinn dieses Mythos.

Dreierlei macht den Menschen aus: Geist und Seele und Körper,
Heimat des Geistes ist der Himmel der schönen Ideen,
Diese Ideen sind unvergänglich und immer sich gleichend,
Da ist nicht Vergangenheit, Zukunft, sondern das ewige Heute
Ewigen Seins, des unsichtbaren göttlichen Daseins,
Alles im Denken erkennbar. Aber die Körper der Menschen
Sind im Werden und Vergehn, unterworfen dem Wandel,
Sind geboren zum Werden, nicht zum ewigen Sein, sind
In die Materie eingeboren und sichtbar den Augen
(O du begehrte Schönheit, du bist sichtbar den Augen).
So ist der Geist das Sein, der Körper aber das Werden,
So ist der Geist das Selbige und der Körper das Andre,
So der Geist gehört zum Einen, der Körper zum Vielen.
Dieser Gegensatz zwischen dem Geist und dem Kerker des Körpers
Ist bestimmend in Platons philosophischer Weisheit.
Nur der Geist gehört zum Einen, welches das Gute
Ist und als das Gute und Wahre die ewige Schönheit.

Psyche steht in der Mitte zwischen dem Einen, dem Vielen,
Als die heilige Weltseele ist die das ewige Eine,
Als die menschliche Seele im Körper ist sie das Viele.
Psyche hat Anteil am ewigen Einen, sie ist unsterblich,
Aber die vielen Seele leben veränderlich wandelnd
Und in den Körpern im vergänglichen Vielerlei irdisch.
Aber die Seele ist unsterblich, ist selbst sich bewegend,
Aber die Körper sind sterblich, denn es bewegt sie die Seele.

Aber die einige Dreiheit von Geist und Seele und Körper
Gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Kosmos.
Gieist weilt im Ideenhimmel, im Königreich jenseits.
Körper des Kosmos sind die Dinge, die stofflichen Welten.
Dieser Körper des Kosmos ist ein lebendiges Wesen,
Ist begabt mit Sele und Geist. Die Weltseele aber
Schwebt nun zwischen dem höchsten Geist und dem Körper des Kosmos.

Das ist nun die Aufgabe einer menschlichen Seele,
Sich aus dem Körper zu befreien und wieder zu kehren
In den Himmel zu der seligen Gottesschau droben.
So steigt die Seele des Menschen von der Betrachtung der Schönheit
Eines schönen weiblichen Leibes auf zur Betrachtung
Seelischer Schönheit, zur Betrachtung der Tugend, der Güte,
Steigt hinan bis zur seligen Schau der göttlichen Schönheit
Als dem Höchsten Gut der platonisch liebenden Seele.
In der irdischen Höhle schaut die Seele nur Schatten,
Aber bekehrt sie sich zum Licht, so tritt sie ins Freie,
Schaut die Sonne. Die Seele fährt hinan in den Himmel
Über den Fixsternhimmel hinaus zur seligen Schau der
Absoluten Liebe und der ewigweiblichen Schönheit!

Aber es gibt auch zwischen dem Seienden, nämlich dem Geiste,
Und dem Werdenden, nämlich den vergänglichen Körpern,
Noch ein Drittes, eine Wesenheit, schwer zu beschreiben,
Undeutlich nur zu beschreiben ist sie mit menschlichen Worten.
Sie hat das Wesen und die Kraft, sie ist die Empfängnis
Göttlichen Geistes und die Amme der werdenden Wesen.
Sie ist der Raum, der allem Dasein zuweist die Heimat,
Sie ist die Wesenheit, die empfängt alle Körper,
Die Ernährerin ist sie der Welt und Amme des Weltalls,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die wallenden Locken,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die strotzenden Brüste,
Sie ist Mutter alle Gewordenen, Mutter des Werdens,
Mutter aller sichtbar wahrzunehmenden Wesen,
Selbst eine unsichtbare Wesenheit, ohne Gestalt und
Dennoch alles empfangend, das Prinzip der Empfängnis,
Mutter, Amme, Nährmutter, ewigweibliches Wesen
In der Natur, der Raum als Sitz der Erscheinungen,
Und ich nenne sie Urmaterie, nenne sie Hyle.
Aber sie ist nicht tote Materie voll von Atomen,
Wie die Atomisten lehren, die unweisen Denker,
Sondern Urmaterie in dem selbigen Sinne,
Wie die Psyche des Menschen der Stoff ist der menschlichen Einsicht.

Psyche steht in der Mitte zwischen dem Geist und dem Körper,
Zwischen Sein und Werden. Die empfangende Psyche
Steht auch zwischen dem Guten und dem Bösen, und Psyche
Wendet sich ab vom Bösen und bekehrt sich zum Guten.
Strebe voller verzehrender Sehnsucht allein nach dem Guten,
Wahren und Schönen, werde schwanger von göttlicher Gutheit,
Liebe die Gutheit der Gottheit mit der höchsten Begierde!

Nun, das Eine, das Sein, das Gute, nenn ich Osiris,
Der ist der Bräutigam-Gott. Und die empfangende Psyche
Oder der Raum, das Strebende, nenn ich Isis, die Mutter
Aller Geschöpfe. Aber der werdende Körper heißt Horus,
Horus der Sohn. Das Böse, die Sünde, der Tod heißt
Seth der Dämon. Die Isis-Psyche steht zwischen dem Guten
Und dem Bösen. Ihre Lebensaufgabe ist es,
Abzuschwören der Pracht des Bösen, dem Luxus des Dämons,
Nachzufolgen dem Guten, Gottes Jüngerin werdend.

Denn Osiris nannten einst die weisen Ägypter
Gott den Bräutigam, ihn, den einzigseienden Einen,
Immergleichen. Unbefleckt von jeglichem Stoffe
War er der Erste der Allmächtige, Herr alles Guten,
Der die Gottesvernunft ist in der heiligen Psyche,
Einzig dem Denken erreichbar, der Anfanglose, der Erste,
Gott, zu dem die Seelen der Menschen aufsteigen sollen
Nach der philosophischen Lehre platonischer Weisheit.

Seth, der Dämon, ist das lebensfeindliche Böse,
Aufgeblasen, hochmütig und tyrannisch, der Tod bringt,
Ihm fehlt das rechte Maß, der Unordnung bringt und Zerstörung.
In der Seele ist Seth die ungeordnete Wollust,
Unbeherrschtheit, Unkeuschheit, zügellose Begierde.

Zwischen Osiris, dem Gott des Guten, und Seth, dem Zerstörer,
Steht die heilige Isis, die ewigweibliche Seele
Der Natur. Sie wendet sich ab vom zerstörenden Dämon
Und begehrt un liebt den Gott als Bräutigam-Bruder
Und wird schwanger vom zeugenden Samen des Gottes des Guten.

Und der Name der Isis bedeutet: Schwung und Bewegung.
Sie ist die Göttin der Bewegung, des Strebens zum Guten.
Schwungvoll bewegt sich die Psyche zum göttlichen Bräutigam-Bruder.
Isis ist die Psyche des Alls, ist als Weltseele schwungvoll.

Und der Name der Isis bedeutet heiliges Wissen,
Nämlich Isis ist Sophia, die Göttin der Weisheit!
Ziel der Isis-Religion ist Erkenntnis des Ersten,
Ist Erkenntnis des anfanglosen Gottes, des Schöpfers.
Isis zu verehren bedeutet, Erkenntnis des Ersten
Zu erlangen und Wissen über den seienden Vater.

Was aber ist Eros? Seherin, wer ist der heilige Eros?
Vater des Eros ist der schaffende, zeugende Schöpfer,
Mutter des Eros ist Frau Armut. Es wünschte Frau Armut
Sich ein Kind, sie legte sich zum schaffenden Vater
Und empfing im keuschen Schoß vom göttlichen Geiste
Und gebar den Eros. Der Vater ist wissend und weise
Und sich selber genug, die Mutter ist ruhelos, lüstern.

Aber der Schaffende ist der Erste, der Bräutigam-Bruder,
Der ägyptische Gott Osiris. Frau Armut ist Isis,
Ist die Psyche des Alls, die schwungvoll ist in Bewegung.
Und der Sohn ist Eros, der Sohn ist der göttliche Horus,
Er ist der sichtbare Kosmos, nicht unveränderlich, ewig,
Sondern immer neu entstehen. Im Wandel und Umlauf
Seiner Leidenschaften bleibt er doch ewig ein Knabe,
Bleibt ein ewiger Knabe und geht auch niemals zugrunde.

Eros ist also der sichtbare Kosmos, ein ewiger Knabe,
Sohn des Gottes und der Weltseele, schön wie die Sonne,
Er ist die Freudenzeit des neuerwachenden Frühlings
Und die Mischung der lieblichen Düfte in lenzlichen Lüften.

Durch den Eros steigt die Seele zur Güte und Schönheit.
Unter einem Baum am stillen Wasser der Weise
Sprach vom Eros, von den niedlichen Nymphen begeistert
Bis zum göttlichen Wahnsinn des Sehers, lehrte der Weise,
Dass unsterblich die Psyche. Sie gleicht einem Wagengespanne,
Von zwei Rossen gezogen, vom Wagenlenker gesteuert.
Weiß und stolz ist das rechte Ross und schwarz ist das linke,
Voll Begierde und Leidenschaft. Der Wagenlenker jedoch ist
Die Vernunft oder Einsicht. Der Wagenlenker beherrscht die
Kunst, die beiden Rosse des Wagengespannes zu lenken.

Führe der Mensch sein Leben so, dass er Erkenntnis gewinne,
Dass er zur Einsicht gelangt in die göttliche Güte und Weisheit.
Nun, der Weg zur Einsicht führt über die Liebe zur Weisheit,
Die intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit.
Diese intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit
Ist die glühendheiße Liebe zur göttlichen Schönheit.
Liebe zur göttlichen Schönheit ist das Wesen des Eros.
Philosophie ist also Erotik. Eros lässt aber
Wieder Flügel wachsen dem Menschen, dem liebenden Menschen,
So schwingt die Seele hinan sich zur Erkenntnis der Gottheit.

Und der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Luna
Mit ihrem Meere des Honigs und ihrem Meere der Ruhe,
Und der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Venus
Mit ihrer Erde Aphrodites und Krone Mariens,
Und der Mensch steigt hinan zum Himmel der schönen Ideen.

Mit der heiligen Isis-Psyche verschmolzen ist Eros
Und so strebt er hinan zum Ersten, zum göttlichen Guten.
Nach dem Höchsten Gut sehnt sich Isis und jagt nach der Gutheit.
Und sie neigt sich zum Besseren, biete sich selbst an als Gabe,
Dass er in ihr zeuge und sie schwängere liebend,
Dass sie dann sich freue an ihrer Leibesfrucht, Gottes
Sohn, denn diese Geburt bedeutet das göttliche Dasein
In dem Stoff. Alles Werdende Bild ist des seienden Vaters.

So soll man sich die Göttin Isis denken in Weisheit,
Dass sie mit dem Höchsten Gut vereint ist erotisch,
Ist vereinigt in göttlicher Schönheit und göttlicher Liebe.,
Nämlich Schönheit und Liebe ist die Aura des Gottes.
Nun, die ewigweibliche Seele der Mutter Natur hat
An sich gerissen die göttliche Schönheit der göttlichen Liebe!
Die Erkenntnis Gottes fährt wie ein Blitz in die Psyche
Und gewährt ihr, Gott zu schauen in trunknen Visionen
Und den Gott zu berühren und den Vater zu küssen!
Das nennt Platon Schau des tiefen Mysteriums Gottes.
Wenn man so mit Hilfe des Logos über das Denken
Weit hinaussteigt und Schaut die Schönheit der göttlichen Weisheit,
Schaut und genießt, dann ist der Weise am Ziel seines Strebens.

Der Poet singt von der Schau der göttlichen Isis.

Ich war eingekehrt in das Haus des Jünglinges Milon,
Und die Frau des Hauses war eine Zauberin weise.
Ich begehrte, kennen zu lernen die magischen Künste
Und so bat ich die Freundin der Frau im Fürsprache freundlich.
Aber die Freundin zog mich in ihr Bett und verführte
Mich zur Unzucht. Da ward ich zum Esel mit riesigen Phallus.
Ach, allein die Rose der Isis kann mich erlösen!

Ich lag am Strande und schaute im nächtlichen Dunkel
Weiß die himmlische Luna aus dem Meere auftauchen.
Es war der Vollmond des Frühlingsäquinoktiums eben.

Bei dem Anblick Lunas schöpfte wieder ich Hoffnung.
Auch meine menschlichen Angelegenheiten regiert die
Göttliche Providentia. Ach, das ewige Schicksal
Hat sich an all meinem Elend und großen Unglück gesättigt!
Nun hab ich wieder Hoffnung auf Erlösung und Rettung!
Ich bat um Befreiung von der Gestalt eines Esels,
Stürzte mich zu einem heiligen Tauchbad ins Wasser,
Tauchte siebenmal unter mein Haupt im Reinigungsmeere.

Damals wusst ich noch nicht, dass der Name der himmlischen Luna
Isis ist, die Göttin der Weisheit. Ich nannte sie damals
Anadyomene oder auch Jungfrau Diana.

Himmelskönigin, bist du die Demeter heiligen Brotes?
Hilf mir in meiner Trübsal! Richt mein zerschlagnes Gemüt auf!
Seelenfrieden gewähre mir und Ruhe der Seele,
Der ich die harten Schläge des ewigen Schicksals erlitten!
Nun sei's genug des Leidens! Erlös mich vom Körper des Esels!

Und da legt ich mich nieder und schlief am Strande des Meeres.
Aus dem Meer erhob sich die Göttin, ganz wie die Göttin
Aphrodite, die schaumgeborne Göttin der Liebe!

Da sah ich im Traum vor mir
O die Himmelskönigin, lang und schwarz ihre Haare
Und mit Blumenkränzen geschmückt, eine goldene Krone
Auf dem Haupt, eine Mondscheibe wie ein schimmernder Spiegel
Glänze um ihr Haupt, von Ähren und Trauben umgeben,
Ihr Gewand war weiß, bestickt mit Blütenverzierung,
Drüber trug sie einen meerblauen Mantel mit Sternen,
Sie war gegürtet mit einem zaubrischen Gürtel der Anmut,
In der Rechten hielt sie eine klingende Zymbel,
In der Linken hielt sie einen heiligen Becher,
An den bloßen Füßen trug sie goldne Sandalen,
Lieblich wie Weihrauch war ihr Duft. Sie erwies mir die Gnade
Und begann zu sprechen zu mir mit himmlischer Stimme:

Siehe, mein Sohn, auf dein Flehn hin bin ich dir erschienen,
Ich, die Mutter der Schöpfung, ich, die Herrin der Scharen,
Erstgeborene aller Zeiten, Fürstin der Throne,
Mutter der seligen Toten, Erste der himmlischen Geister,
Göttin der Göttinnen, die ich das Schweigen der seligen Toten
Mit dem gnädigen Nicken meines Hauptes regiere!

Magna Mater nannte man mich in Asien, nannte
Mich Athene im weisen Athen und Kypris auf Zypern,
Jungfrau Diana auf Kreta in dem Matriarchate,
Aber mein ewiger Name ist Himmelskönigin, Jungfrau!

Ich bin gekommen voll Mitleid mit deinem elenden Unglück!
Ich bin gekommen zu dir voll Wohlwollen, Liebe und Gnade.
Lass dein Klagen und Weinen, denn jetzt durch die Vorsehung Gottes
Kommt zu dir der selige Tag des Heils und der Rettung.

Du wirst einen Priester treffen, den Rosenkranz tragend,
Reihe dich ein in die Prozession zu Ehren der Mutter,
Küsse dem Priester die Hand und iss die mystische Rose!
Dann wirst du ablegen deine Eselsgestalt, mein Geliebter,
Auch zum Priester kam ich und gab ihm Weisung im Traume.

Und vergiss nicht, dass du mein bist, vollkommen mein bist!
All dein Leben bis zum letzten Atemzug mein bist!
Und ich bin dein! Da du durch meine lächelnde Gnade
Wieder zum Menschen wurdest, verdankst du dein Leben mir, Liebling!
Du führst unter meinem Mantel ein ruhmreiches Leben!
Wenn sich deine Zeit erfüllt, erschein ich dir wieder
Strahlend in der dunklen Nacht deiner Stunde des Todes!
Ich, ich führe dich dann hinan in Elysiums Garten!
Wenn du durch Gehorsam mir gegenüber und Beten
Und das lebendige Opfer meine Gnade verdienst, dann
Schenk ich dir das ewige Leben, die Wonnen der Liebe!

(Ja! Ich aß die mystische Rose der göttlichen Isis.)


ZEHNTER GESANG

DICHTER:

Verherrlicht seinen Geist! Stellt seine Leiche dar!
Lobt seinen Geist, den Hauch der Nase wunderbar,
Lobt seinen Lebensgeist, den Odem in der Kehle!
Gebt Freude in das Herz, der Isis reine Seele!
Er ist des Horus' Ort auf seines Vaters Thron!
Gebt Leben, Festigkeit und Kraft dem Gottessohn!
Geboren er von der Verlassenen in Klarheit,
Ihr, die man Weisheit nennt, die nennt man Göttin Wahrheit,
Sehr groß ist ihre Tat an diesem Gnadenort,
Die nennt man Göttermagd, die nennt man Gottes Wort.

ISIS:

Komm in den Tempel, komm zum Tempel, o du Einer!
Die Feinde sind nicht mehr! Komm in das Haus, du Reiner!
Du spielst das Sistrum gut! Komm in dein Gotteshaus!
Ich, deine Schwester, ich, ich lieb dich überaus!
Denn Hunnu bin ich doch, die makellose Schöne!
Komm in dein Gotteshaus, das Haus der Gottessöhne!
Schau meine Seele an, die wegen dir so schmerzt!
Ich suche dich, mein Gott, ich suche dich beherzt!
Verhindert bin ich, dich zu schauen, o du Einer,
Verhindert bin ich, dich zu schauen, o du Reiner!
Gesegnet, wer dich schaut, wem Gott die Gnade gibt!
O lass dich schauen, Gott, von der, die sehr dich liebt!
O du, der herrlich ist, Ur-Nofer, du der Tote!
Zur Schwester komm, zur Frau, du höchster Himmelsbote!
Komm du zu deiner Frau und bring ihr Herz zur Ruh!
Ich, deiner Mutter Kind, ruf dir als Schwester zu,
Ich bin bereit, zu gehn in deinen großen Tempel,
Doch du kommst nicht zu mir mit deines Segens Stempel!
Die Himmlischen und auch die Weltlichen vergehn,
Sie weinen wegen dir und auch wenn sie mich sehn!
Ich rufe dich mit Weh, der Jammer reicht zum Himmel!
Du hörst mein Rufen nicht im irdischen Gewimmel!
Ich, deine Schwester, lieb dich mehr als alle Welt!
Doch du liebst mich nicht mehr, du Gott im Himmelszelt!
Du liebst nun andere, wie du die Schwester liebtest,
Erfreust nun andere, der du mich so betrübtest!
Wen aber liebst du nun? Ist sie zu dir so lieb,
Wie ich zu dir stets war? O Gott, mir Antwort gib!

NEPHTYS:

Du spielst das Sistrum gut! O komm zu deinem Tempel,
Dein Herz soll freuen sich am heiligen Exempel,
Die Feinde sind nicht mehr, doch beide Schwestern noch!
Und hinter deinem Bett ist Liebe doppelt doch!
Der Aufschrei wegen dir ist lautes Heulen, Jammern!
Du nicht in deinem Bett, du nicht in unsern Kammern!
Hör unser schönes Wort und hör der Edlen Wort!
Besiege du das Leid, das quält uns fort und fort,
In unsern Herzen stichts, den Herzen deiner beiden
Geliebten Schwestern, die so um den Gatten leiden!
Der Götter Stärkster du, lass dich von Menschen schaun!
Wir kommen gern zu dir, o König, deine Fraun!
O leb vor uns und lass dich mit den Augen sehen!
Wend nicht dein Antlitz ab, weil wir doch sonst vergehen!
Versüße unser Herz, o König, unser Gott!
Verschönre unser Herz, das pocht in dem Schamott!
Ich, deine Schwester, ich bin Nephtys, treu geblieben
Dem toten Bruder noch, ich will dich ewig lieben!
Die Feinde sind besiegt, blieb keiner übrig gar!
Ich bin mit dir, ich lieb dich ewig, immerdar!

ISIS:

Gelobet seiest du! O leuchte uns, du Einer,
Vom Himmel leuchte uns an jedem Tag, du Reiner!
Doch können wir nicht schaun des lichten Gottes Strahl!
Der Schutz sei dir gewährt, dein Boot im Himmelssaal
Ist wie die Sonne licht! Und Ja zu deinem Namen!
O komm zu mir, ich will empfangen deinen Samen
Und deiner Schönheit Glanz will ich mit Augen sehn!
Dein Name sei gelobt! Auf Feiern sollst du stehn!
Dein königlicher Freund ist immer dir zur Seite!
Du nimmst Besitz vom All, so durch die Himmel schreite
Durch deines Schreckens Macht, du Fürst auf deinem Fest!
Du scheinst auf uns wie Ra, der Strahlen strahlen lässt!
Du strahlst auf uns wie Tum, wie Tum in deinen Strahlen!
Die Himmlischen und auch die Menschen, wenn sie strahlen,
So strahlen sie von dir, der du erhellst das Land,
Erleuchtest unsren Weg mit deiner Gnadenhand!
Die Götter sind mit dir, die Menschen auch, die feuchten
Von Tränen ihres Wehs, du mögest sie erleuchten!
O komm zu uns als Kind, du hoher Sonnengott!
Verlass uns nicht, die wir sind Odem im Schamott!
Orion kommt von dir, der aufgeht an dem Abend,
Der wandert durch das All, sich an der Nacht erlabend!
Und ich bin es, die ihn beachtet jede Nacht,
Die dir zu Ehren wacht, die bis zum Morgen wacht!
Dein Licht schenkt Göttern und schenkt Menschenkindern Leben!
Reptil und Tier lebt von der Huld, die Götter geben!
O komm zu uns am Tag, wenn sich die Nacht verliert,
Mit jener Seele komm, die Gott ist emaniert!
Und Opfer bringen wir und Opfer alle Tage,
Dein Geist gibt Leben mir, auf dass ich nicht verzage!
Gelobt sei Gott der Herr, gelobt seist du, o Tum!
Gelobt sei Gott der Herr in seinem Heiligtum!
Die Erde schafft sein Geist und schafft das Reich der Schatten!
Die Unterwelt verbirgt den Schrein des Herrn und Gatten!
Die Gattin ist bereit, dass sie dich schirmt und hegt,
Dein Sohn ist Herr, der all die Horizonte pflegt!

NEPHTYS:

Der gut das Sistrum spielt, o komm zu deinem Tempel,
O komm, Verstorbener, mit deines Segens Stempel!
Der Stier, er hat gezeugt, der Eine ist der Stier!
Nach Anep kommt, das Haus steht wartend offen dir!
O König, komm nach Khar! Komm eilends nach Busiris!
Komm an die Stätte, die dein Herz so liebt, Osiris!
Und zu den Seelen auch der toten Väter komm!
Dein Sohn, dein Horus-Kind, ist wie der Vater fromm,
Die Schwestergöttin hat das Horus-Kind geboren,
Nach deinem Angesicht der Sohn ist auserkoren!
Ich bins, die dich erhellt, beschützt dich jeden Tag,
Ich weiche nicht von dir, o Bruder, nicht verzag!
O komm nach Sais, Herr! Dein Name ist uns Retter!
O komm nach Aper auch, du Gott in deinem Wetter!
Du deiner Mutter Kind, du deiner Mutter Sohn!
O weiche nicht von ihr! Ihr Busen ist dein Thron!
O komm an ihre Brust, die vollen Brüste küsse!
Der Mutter Brüste sind ja voller Überflüsse!
Wie schön die Schwester ist, trotz allem Spott und Hohn,
Wie schön die Schwester ist, verlass sie nicht, o Sohn!
Nach Sais komm, o Gott, o komm nach Tarud eilend!
Die Nisep ist genannt, nun bei den Toten weilend!
Nach Aper komm, der Stadt, komm du zu deinem Sitz,
Zum Tempel komm von Deb, komm eilend wie der Blitz!
Du solltest ewig ruhn an deiner Mutter Seite!
Sie schützt die Glieder dir, dass Schrecken sie verbreite
In deiner Feinde Schar, die Mutter ist dein Schutz,
Die Mutter ist dein Schutz, die Mutter ist dein Schutz!
Du spielst das Sistrum gut! O komm zum Heiligtume!
Komm, schaue deinen Sohn, der Himmelsgötter Blume!
Er nimmt zu eigen sich die Städte und den Gau
Durch seines Schreckens Macht! Des Himmels lichter Tau
Und Mutter Erde sind ganz voll von seinem Schrecken!
Und die Barbaren sind besiegt von seinem Schrecken!
Bei Göttern und auch bei den Menschen ist das Kind!
Der Horizont in Ost und West ist voll vom Wind,
Geschaffen sie von dir, sind deine Kreaturen!
Und deine Schwestern sind bei dir, die beiden Huren,
Die reinigen dein Herz, die klären deinen Geist!
Und Horus ist dein Sohn, dein Erbe, wie du weißt,
Und Horus erbt von dir des Gottes Attribute!
Dass beim Begräbnis dir der Wein der Götter flute
Und Fleisch von Gans und Rind sei braun gebraten schnell,
Verkündet wird dein Fest, dein großes Festival,
Mit Formeln ruft man dich, die Zauberformeln schützen,
Des Horus Glieder du mit Segen wirst beschützen!
Den Horus du beschützt, den Erben, wie du weißt,
Und Horus segnet dich und feiert deinen Geist!
Und Horus ehrt den Herrn in dem geheimen Schreine!
Trankopfer bringt man dar, gepriesen wird der Eine!
Da tragen sie den Kelch und reinigen den Geist!
Zu deinen Kindern komm, sie lieben dich, du weißt!
Verlass die Kinder nicht! Verlasse nicht die Frommen!
Ja, unser Retter kommt, ja, unser Gott wird kommen!


ELFTER GESANG

INANNA:

Noch gestern Herrin ich, und mir verging die Zeit,
Inanna ich, die Frau, und mir verging die Zeit,
Da war ich hoch erfreut, den schönen Tanz zu tanzen,
Mich freute sehr die Nacht mit ihrem großen Ganzen,
Ich freute mich am Lied, am liebenden Gesang,
Da mir das Liebeslied, die Hochzeitshymne klang.
Er traf mich ja der Herr, mein Freund hat mich getroffen,
Er gab mir seine Hand, es stand sein Herz mir offen.
Und Ucumgala hat von Herzen mich umarmt
Und über all mein Weh der Liebe sich erbarmt.
Komm, Stier, und mach mich frei, ich muss nach Hause gehen,
Komm, Freund, befreie mich, ich muss nach Hause gehen.
Ich arme Närrin bin doch meiner Mutter Kind,
Der Mutter Närrin ich, wie andre Narren sind.

DUMUZI:

Ich sag dir alles, Frau, ich will dich alles lehren,
Ich zeige dir, wie sehr die Männer Fraun verehren.
Die Freundin hat mich auf den offnen Markt geführt,
Zur Zymbel haben wir die Tänze aufgeführt,
Sie sang ihr Lied für mich, ich hört es mit den Ohren,
Es war so süß das Lied, ich hab die Zeit verloren.
Die Mutter weißt du wohl zu täuschen, wo sie wohnt,
Wir aber geben hin die Leidenschaft dem Mond.
Ich löse dir dein Haar in diesem breiten Bette,
Erfüll dich mit Genuss an dieser süßen Stätte,
Ach, Sagadidda war, der Mädchen schönste Zier,
Zusammen auf dem Pfad die ganze Zeit mit dir.

INANNA:

Er wollt zur Mutter Tor am lichten Tage kommen,
Ich bin so aufgeregt, bin in der Luft geschwommen,
Er hat entschieden sich, er kam zu Ningals Tor,
Ich bin so aufgeregt, den Atem ich verlor.
Ich wünschte, jemand wollt der Mutter etwas sagen,
Mit Duft erfüllte sie das Haus an lichten Tagen.
Ich wollt, das jemand was in Mutters Ohren ruft,
Das Haus erfüllte sie mit süßen Weihrauchs Duft.
Es duftete das Haus, man möchte Düfte zechen,
Ermunternd wüsste sie dem Freier zuzusprechen.

NINGAL:

Herr, du bist in der Tat wert der Umarmung Thron,
Des heiligen Vereins, du Gottes Schwiegersohn!
Dumuzi, du bist wert der heiligen Umarmung,
Du Gottes Schwiegersohn, wert herzlicher Erbarmung.
Mein Herr, dein Opfer ist erhört im Paradies,
Und Blume ist und Kraut aus deinem Garten süß.
Dein Opfer ist erhört im Liebes-Heiligtume,
Aus deinem heilgen Hain das Kraut, die rote Blume.

INANNA:

Als der Geliebte mich getroffen hat allein,
War froh er, mich zu sehn bei dem Zusammensein.
Der Bruder brachte mich zu seines Hauses Stätte,
Er ließ mich liegen weich im süßen Honigbette.
Mein Liebster lag mir an dem Herzen voll Genuss,
Da wir vereinigten uns mit dem Zungenkuss,
Mein Bruder machte da das Antlitz schön in Fülle,
Er stand ganz plötzlich still in Harmonie der Stille,
Vorm Erdenbeben er das Schweigen in dem Land,
Auf meiner Hüfte Rund er legte seine Hand,
Die ganze Köstlichkeit der Süßigkeit der Triebe
Ließ ich geschehen in Vereinigung in Liebe.

DUMUZI:

O Schwester, mach mich frei, befreie deinen Gast,
Geliebte Schwester, komm mit mir in den Palast,
Mein Vater wird dich dann mit deinen sieben Seelen
Als Tochter voller Huld und Gnade auserwählen.

DICHTER:

Der Bruder liebevoll zur jungen Schwester, ach,
Der Gott der Sonne zu der Frau Inanna sprach.

UTU:

O junge Herrscherin, wie schön der Flachs im Lenzen,
Inanna, wie das Korn tut in der Furche glänzen!
Ich hacke Land für dich, ich bringe dir das Korn,
Und Leinen schenk ich dir, du großer Wonneborn.
Denn Leinen, groß und klein, ist gut vor allen Dingen,
O junge Herrscherin, ich will es zu dir bringen.

INANNA:

Nachdem du mir den Flachs gebracht hast gnädiglich,
O Bruder Sonnengott, wer kämmt den Flachs für mich?

UTU:

Ich bringe ihn zu dir gekämmt, o Schwester-Herrin.

INANNA:

Bringst du den Flachs gekämmt zu der geliebten Närrin,
Wer spinnt mir dann den Flachs, wer tut so Liebes mir?

UTU:

Gesponnen bringe ich, Inanna, ihn zu dir.

INANNA:

Wenn man den Flachs gebracht zu mir in Sommernächten,
Gesponnen und gekämmt, wer wird ihn für mich flechten?

UTU:

Geflochten bring ich ihn zur Schwester als ihr Gast.

INANNA:

Nachdem geflochten du zu mir gebracht ihn hast,
Mein Bruder Sonnengott, wer wird ihn für mich weben?

UTU:

Gewoben bring ich ihn zu dir, o du mein Leben.

INANNA:

Gewoben bringst du ihn der Schwester gnädiglich,
Wer aber, Bruder Gott, wird bleichen ihn für mich?

UTU:

Gebleicht ich werde ihn der Schwester Göttin bringen.

INANNA:

Mein Gott, ich frage mich, mein Gott vor allen Dingen,
Wenn du das Brautkleid so zur Liebsten hast gebracht,
Wer geht mit mir ins Bett zum Liebesspiel der Nacht?

UTU:

Der Gatte geht mit dir ins Bette auserkoren,
Dumuzi, der er ward von reinem Schoß geboren,
Er ward am Ehe-Thron einst konzipiert, so nett,
Der gute Hirte er, er geht mit dir ins Bett!

INANNA:

O Bruder, er solls sein, der Ackermann, der Bauer!
Er, meines Herzens Mann, stillt meine Liebestrauer!
Er sammelt ja das Korn, die Spreu nur treibt er aus,
Das Korn doch sammelt er in meinem Lagerhaus.

UTU:

O Schwester Göttin, nimm zum Mann den guten Hirten!
Bist du bereit? Du sollst den Liebsten gut bewirten.
Wie gut ist seine Milch, die Sahne ist wie gut,
Was immer er berührt, das strahlt von Liebesglut!
Inanna, nimm zum Mann Dumuzi! Lust ist furchtbar!
Mit Perlenketten schmück die Brust, das macht dich fruchtbar!
Was bist du nicht bereit? Erwarte ihn daheim.
Die Sahne gibt er gern und seinen Honigseim.
Er soll der Könige Beschützer sein, der Hirte.
Was bist du nicht bereit? Auf, und den Freund bewirte!

INANNA:

Den Hirten? Nein, ich will nicht sein des Hirten Frau.
Denn sein Gewand ist grob und seine Wolle rau.
Den Bauern nehm ich mir, dem will ich mich vereinen.
Flachs lässt er wachsen mir und bringt mir feine Leinen.
Der Bauer bringt mir Frucht, er bringt mir Früchte frisch.
Das Korn lässt wachsen er, bringt Brot mir auf den Tisch.

DUMUZI:

Was willst du sagen denn von diesem dummen Bauern?
Was denkst du über ihn? Mich aber lässt du trauern?
Und gibt er Mehl dir auch und Früchte überdies,
Ich gebe Wolle dir, geb dir des Lammes Vlies.
Wenn er dir Weißmehl gibt, ich geb dir weiße Wolle.
Gibt er dir Bier, ich geb das Fass mit Milch, das volle.
Ich geb dir Honig, geb dir Käse, gibt er Brot,
Ich gebe ihm noch ab, wenn er in tiefer Not,
Ich geb ihm meine Milch und geb ihm meine Sahne.
Er hat nicht mehr als ich. Hör, wie ich dich ermahne.

INANNA:

Wenn meine Mutter nicht dir gnädig wär voll Huld,
Du wärst vertrieben schon. Doch hast du keine Schuld,
Großmutter voller Huld ist gnädig dir auf Erden,
Sonst würdest du vom Berg herab geworfen werden.
Und wenn mein Vater nicht dich herzlich liebte, ach,
Mein Vater Nanna, nun, so hättest du kein Dach.
Und wenn mein Bruder nicht, der Gott, der Sohn des Nanna,
Dich liebte, hättest du nicht Zutritt bei Inanna.

DUMUZI:

Inanna, bitte, du beginne keinen Streit!
Mein Vater ist so gut wie deiner in der Zeit.
Mein Vater Enki ist reich wie dein Vater Nanna,
Und meine Schwester ist so schön wie du, Inanna,
Wie deine Mutter ist auch meine Mutter gut
Und wie dein Bruder bin auch ich voll heißer Glut.
O junge Königin des herrlichen Palastes,
Die Worte höre des verliebten Seelengastes.

DICHTER:

Das Wort, das eben süß kam aus dem Munde ihr,
Das war ein Wort der Lust, verzehrender Begier,
Vom Ausgangspunkt des Streits und nach des Streites Flammen
Die beiden kamen doch in Liebe noch zusammen.
Der Hirte ging ins Haus mit Sahne, war im Heim,
Er kam in den Palast mit Milch und Honigseim.
Und als er stand vorm Haus, da rief er laut die Worte:

DUMUZI:

O junge Herrscherin, tu auf mir deine Pforte!

DICHTER:

Inanna lief sogleich und ihre Mutter frug,
Die Mutter Ningal, die sie einst im Schoße trug,
Die Mutter frug das Kind um Rat mit leisem Worte,
Da sprach die Mutter an dem königlichen Orte:

NINGAL:

Mein Kind, der junge Mann, der wird dein Vater sein,
Und du wirst sein für ihn sein liebes Mütterlein.
Er wird dein Vater sein und wird dich gut behandeln,
Du wirst ihm Mutter sein und liebend mit ihm wandeln.
Und darum, Königin, nun öffne den Palast
Und lass ihn ein zu dir, lass ein den Seelengast.

DICHTER:

Inanna, auf das Wort hin, den Befehl der Mutter,
Gebadet und gesalbt, aß Honigseim und Butter,
Den Körper hüllte sie mit weißlichem Gewand.
Die Morgengabe sie bereits hielt in der Hand,
Die Perlenkette sie schön legte an den Busen
Und las die Poesie der tiefgeschoßten Musen.
Dumuzi wartete bereits und war gespannt,
Inanna öffnete die Tür mit ihrer Hand.
Im inneren Palast hat sie für ihn geleuchtet
So wie des Mondes Licht die dunkle Nacht befeuchtet.
Dumuzi sah sie froh, der er sie lang vermisst,
Und Brust an Brüste er Inanna hat geküsst.

INANNA:

Was ich dir sage, lass die Sängerin dir singen.
Was ich dir sage, lass es in das Ohr dir dringen.
Von alt zu jung mein Wort vernimm und mein Gebot:
Denn meine Vulva ist des Himmelreiches Boot,
Ist voller Eifer wie der junge Mond und wacker,
Und brach liegt lange schon mein unbesamter Acker.
Was mich betrifft, ich hab es nicht, was mir genügt,
Ich frage meinen Gott, wer meine Vulva pflügt?
Das unbesamte Land, wer wird den Acker pflügen?
Was mich betrifft, die Frau, die lange schon geschwiegen,
Wer pflügt den Acker mir, wer pflügt die Vulva mir,
Wer durch die Furche zieht den Pflug mit seinem Stier?

DUMUZI:

O höchste Herrscherin, der Herr pflügt deine Vulva!
Dumuzi ich, der Herr, will pflügen deine Vulva!

INANNA:

Die Vulva pflüge mir, mein Liebster schön und groß,
Die Vulva pflüge mir, besame meinen Schoß!

DICHTER:

Auf königlichem Schoß hochragend liegt die Zeder,
Und Ranken wachsen hoch an jeder Seite, jeder,
Die Ähren wachsen hoch, Korn golden wächst im Feld,
Der Garten üppig blüht, der Baum steht wie ein Held.

INANNA:

Er fruchtbar hat gekeimt, er hat gewuchert lange,
Er hat Salat gepflanzt am Lauf der Wasserschlange.
Er ists, der meinen Leib am allermeisten liebt!
Er liebt den Garten in der Ebene betrübt,
Und meine Gerste in den Furchen voller Züchte,
Und meinen Apfelbaum, den Wipfel voller Früchte,
Er hat Salat gepflanzt am Wasser nahe dran,
Mein Honigmann versüßt mich stets, mein Honigmann,
Er ist mein lieber Herr, der Honigmann der Götter,
Der meinen Körper liebt, den Leib, bei jedem Wetter,
Aus Honig seine Hand, aus Honig ist sein Fuß,
Er macht mein Leben süß mit seinem süßen Gruß,
Die ungestüme Lust, die Zärtlichkeit am Nabel,
Der Schenkel Zärtlichkeit ist keine Ammenfabel,
Er ists, der meinen Leib am allermeisten liebt,
Er hat Salat gepflanzt am Wasserlauf betrübt.

DUMUZI:

Oh deine Brüste sind wie prächtige Jampusen
Und wie Granaten ist dein wundervoller Busen!
Die grünen Pflanzen trägt dein weites Ackerfeld,
Getreide trägt dein Feld, du Fruchtbarkeit der Welt.
Das Wasser fließt herab, das Wasser ist dein Sklave,
Das Brot vom Himmel kommt, die Speise ist dein Sklave,
Begieße alles mir, Inanna, voller Lust,
Ich trinke alles, was mir bietet deine Brust!

INANNA:

Mach deine Milch nur süß und dick, geliebter Gatte,
Ich trinke deine Milch, vom Seim ich bin die Satte,
Dumuzi, wilder Stier, die Milch mach süß und dick,
Ich trinke deine Milch, das Trinken ist mein Glück,
Die Ziegenmilch lass du in meinen Schafstall fließen,
Den Ziegenkäse und den Seim will ich genießen,
Mein Herr Dumuzi, dein Gebratnes esse ich,
Den Schafstall treu bewache ich für dich,
Bewach das Lebenshaus, das voller Überflüsse,
Bewach den lichten Ort, Chaldäa der Genüsse,
Und den Entscheidungsort, wo Schicksal man beschließt,
Den Schicksalsort, von wo des Lebens Odem fließt,
Das Haus, das uns verleiht den Lebenshauch, den sachten,
Ich Königin, ich will auf diese Häuser achten.

DUMUZI:

Ich möchte gern mit dir in meinen Garten gehn,
O Frau, ich will mit dir in meinen Garten gehn.
Ich will mit dir in den geliebten Apfelgarten,
Ich will beim Apfelbaum auf meine Schwester warten,
Dass ich dort Bäume pflanz, ins Erdreich eingesteckt,
Die Apfelblüten sind mit Nektarstaub bedeckt.

INANNA:

Er brachte mich in den geliebten Apfelgarten,
Dumuzi brachte mich in seinen Apfelgarten,
Ich schlenderte mit ihm beim grünen Apfelbaum,
Ich stand mit ihm auch beim gestürzten Apfelbaum,
Vorm Baum hab ich gekniet, so wie es sich gehörte,
Mein Bruder sang ein Lied, wie ich es gerne hörte,
Dann in der Pappel er hoch in dem Wipfel sitzt,
Er kam zur Mittagszeit, von Sonnenglut erhitzt.
Und wird mein lieber Herr Dumuzi zu mir kommen,
Begieß die Pflanzen ich aus meinem Schoß, dem frommen,
Ich lege Pflanzen an und werde Pflanzen ziehn,
Die Pflanzen ich begieß, begieße sie für ihn,
Und ich begoss das Korn, das goldene Getreide,
Ich schüttete das Korn aus meines Schoßes Scheide.
Und letzte Nacht, als ich, die Herrin, hell erstrahlt,
Als ich, die Königin des Himmels, hell erstrahlt,
Als ich aufstrahlend schien und tanzte meine Tänze,
Sang ich mein Lob der Nacht, der warmen Nacht im Lenze,
Da sang ich Lob der Nacht, den Träumen und dem Schlaf,
Als mein geliebter Herr mich in dem Garten traf.
Mein Herr Dumuzi schob die Hand in meine Hände,
Er drückte seinen Leib an meine warme Lende.
Der Priester ist bereit für Lende und für Schoß!
Dumuzi ist bereit für Lende und für Schoß!
Die Pflanzen und das Kraut sind grün und fruchtbar heute,
O deine Fülle ist des Lebens meine Freude!

DICHTER:

Sie rief ihn Freund, er traf sie in dem Bette heut,
Sie rief ihn in das Bett, dass er ihr Herz erfreut,
Sie rief ihn in das Bett zu ihren süßen Lenden,
Sie hat ihn liebgekost mit königlichen Händen,
Sie forderte für sich das königliche Bett,
Die Königin im Bett, sie rief den Freund ins Bett.

INANNA:

Lass sein das Bett bereit, das da erfreut die Herzen,
Lass sein bereit das Bett, dass wir in Liebe scherzen,
Lass sein bereit das Bett, die Königin dich grüßt,
Lass sein bereit das Bett, die Lende wird versüßt,
Lass sein das Hochzeitsbett der Königin bereitet,
Das königliche Bett zur Hochzeit sei bereitet!

DICHTER:

Inanna breitete den Schleier auf das Bett,
Sie rief den König, rief den König in ihr Bett.

INANNA:

Das Lager ist bereit, es duftet süß im Schatten.
DICHTER:

Sie rief den Bräutigam, sie sprach zu ihrem Gatten.

INANNA:

Es wartet dein das Bett, es harrt des Herrn das Land!

DICHTER:

Er legte seine Hand der Herrin in die Hand,
Er legte seine Hand auf Herz und Brust der Gattin,
Er legte seine Hand auf Schoß und Scham der Göttin.
Süß ist des Nachts der Schlaf, so Arm in Arm vereint,
Süß ist des Nachts der Schlaf, so Herz an Herz vereint.

INANNA:

Ich hab mich für den Stier, den wilden Stier gebadet,
Hab für den Hirten, für Dumuzi mich gebadet,
Ich parfümierte süß die Lenden mit Parfüm,
Ich schminkte meinen Mund, weil ich das Küssen rühm,
Die Augen malt ich an mit schwarzer Augenschminke,
Die Lenden knetete er sanft, ich weiter winke,
Es füllte meinen Schoß mit Milch der Bräutigam,
Er streichelte das Haar, das lockige der Scham,
Er legte seine Hand auf meiner Vulva Scheide,
Von seiner Sahne so mein Boot, mein schwarzes, gleite,
Er hat gestreichelt mir die Vulva auf dem Bett,
Den Hohepriester jetzt ich streichle auf dem Bett,
Den Hirten streichle ich, liebkose seine Lende,
Des Hirten Phallus sanft liebkosen Mund und Hände,
Den Phallus küsse ich, das ist sein schönstes Glück,
Und so beschließ ich ihm sein ewiges Geschick.

DICHTER:

Die Königin des Alls, die aller Welt begehrlich,
Die Heldenfrau, die mehr als ihre Mutter herrlich,
Sie frug: Wer war der Mann, den Gott mir vorgestellt,
Den Enki mir empfahl, wer war der starke Held?
Die Erstgeborene des Mondes hat verordnet
Dem Hirten sein Geschick, sein Leben ihm geordnet.

INANNA:

Der Führer bist du in dem Kriege und der Schlacht,
Der Waffenträger du im Kampfe in der Nacht,
Fürsprecherin bin ich in großer Volksgemeinde,
Inspiration bin ich und Schutzfrau vor dem Feinde.
Der gute Hirte du, der du bewahrst den Schrein,
Von Uruk du der Herr, des Landes Fürst allein,
Du, dem das Licht des Schreins beim Pilgern ist begegnet,
In jeder Möglichkeit, in jedem Werk gesegnet.
So halte hoch den Kopf im Thron, o Menschensohn,
Und sitze ruhig nur im weißen Jaspis-Thron,
Bedecke deinen Kopf mit deiner goldnen Krone,
Trag lange Kleider nur und deinen Körper schone,
Den Königsmantel trag in deinem Königtum,
Die Streitaxt nimm zur Hand, das Schwert im Heldentum,
Den langen spitzen Pfeil, den Bogen in die Hände,
Das Lasso lässig häng an deine starke Lende,
Geh den geraden Weg, das Zepter in der Hand,
Die Goldsandalen an dem Fuß geh durch das Land.
Auf meinen heiligen und vollen Brüsten tänzle!
In meiner heiligen und engen Vulva schwänzle!
Erwählter Hirte du, geeignet für den Scherz,
Ein langes Leben soll genießen schön dein Herz.
Dein Schicksal ist bestimmt, es wird nicht mehr verändert,
Was Enki dir bestimmt, dein Los wird nicht geändert.
Der Ningal Liebling du, mir süße Küsse gib,
Inanna hat dich lieb, Inanna hat dich lieb!

DICHTER:

Ninshubur war der Knecht am goldnen Uruk-Schreine
Und zu dem Knechte sprach die Königin, die reine:
Dumuzi führe du zu meiner Schenkel Paar,
Dumuzi führe du zu meiner Vulva Haar.

NINSHUBUR:

O meine Königin, die Wahl hier deines Herzens,
Der liebe Bräutigam, bereit zum Spiel des Scherzens,
Verbringen möge er wohl eine Ewigkeit
In deiner Grotte voll von Liebessüßigkeit
Und möge lange Zeit dir Liebeslüste spenden
In jenem Paradies, das zwischen deinen Lenden!
Gib du die Herrschaft ihm, die jeder anerkennt,
Gib du den Königsthron mit festem Fundament,
Gib ihm den Hirtenstab, gib ihm die goldne Krone,
Gib ihm das Diadem, den Sitz im Jaspis-Throne.
Wo steigt das Morgenrot, wo sinkt das Abendrot,
Vom Norden voller Wein zum Süden voller Brot,
Vom oberen Gestad zum untern Ozeane,
Von dem Huluppu-Baum zum Zedernbaum, ich mahne,
Lass seinen Hirtenstab uns schützen in der Hand,
Als Landwirt mache er die Früchte reich im Land,
Als Hirte mache er sehr zahlreich unsre Herde,
In seinem Königtum sei fruchtbar Mutter Erde,
Die grüne Pflanzenwelt sei uns der Fülle Horn,
Wenn er regiert, dann reift auch reich das goldne Korn.
Er soll der Fische und der Vögel Plaudern hören,
Es wachse hoch das Schilf im Kranichfeld in Röhren,
Vermehren sollen sich die Zicke und das Reh,
Sei Honig überall, der Wein sei wie ein See,
Salat und Kresse viel besitze jeder Bauer,
Im königlichen Haus sei lange Lebensdauer,
Hochwasser habe stets der Tigris und der Phrat,
Dass stets die Wiese viel von grünen Pflanzen hat.
Die Frau der Fruchtbarkeit soll stapeln Korn in Haufen,
O Königin des Alls, lass Männer sich besaufen,
Inanna, Königin des Universums, groß,
Lang sei die Zeit, die er genießt in deinem Schoß,
Die ganze Ewigkeit der Liebe soll nicht enden,
Das süße Liebesspiel von Lippen und von Lenden!

DICHTER:
Der König eilte nun mit hoch erhobnem Kopf
Auf ihre Vulva zu und deren krausen Schopf,
Mit hoch erhobnem Kopf, das Zepter in den Händen,
Er zu Inanna ging und ihren heißen Lenden.
Mit hoch erhobnem Kopf ging er zur Herrin hin,
Er öffnete sein Herz der Liebes-Priesterin.

INANNA:

Die Freude meines Sinns hat sich mit mir getroffen,
Wir freuten uns vereint, die Vulva steht ihm offen,
Und er empfängt die Lust, empfängt die Liebeslust
Von meiner heiligen und vollen, prallen Brust,
Er bringt mich in sein Haus, der Süße und der Nette,
Er legt mich nackend auf das süße Honigbette,
Mein süßer Liebling liegt im Schoß mir mit Genuss,
Ich küsse meinen Mann mit tiefem Zungenkuss,
Dumuzi liebt das sehr, ich tu es immer wieder,
Ja, siebenmal zur Nacht ich küsse seine Glieder.

DUMUZI:

O Schwester, mach mich frei, o Liebste, mach mich frei,
Dass du mir Tochter und dass ich dir Vater sei.
Geliebte Schwester komm, ich gehe in die Halle
Des herrlichen Palasts. Befreie mich und alle!

INANNA:

Mein Blütenträger, o wie war dein Reiz so süß,
Im Apfelgarten du, mein Mann im Paradies,
Mein Apfelbräutigam im schönen Apfelgarten,
Wie lieb ich deinen Reiz, den wilden und den zarten!
Mein Gatte ohne Furcht, mein schönstes Gottesbild,
Mit Schwert und Diadem, wie lieblich du und mild!

DICHTER:

O Heilige, ein Mann bestieg die Dattelpalme,
Ein Sammler, dass er pflückt, bestieg die Dattelpalme,
Inannas Palme er bestieg in strenger Zucht,
Auf dass er pflücke sie, die überreife Frucht!
Die dunkle reife Frucht er brachte zu Inanna
Und auch das Himmelsbrot, das unbefleckte Manna,
Die Frucht gab er ihr hin voll tiefer Sympathie.
Und ja, dann nahm er sie, fürwahr, dann nahm er sie!
Und ja, dann nahm er sie, um sie genau zu prüfen,
Wie einen Edelstein der Jungfrau lichte Tiefen,
Er nahm und prüfte sie wie einen Edelstein,
Und Lapislazuli er nahm und Jaspis rein,
Und aus dem Haufen von sehr edlen Edelsteinen
Nahm für Inanna er den auserwählten Einen.
Die Popo-Perlen sie fand lustig und fand froh,
Sie setzte sich darauf mit ihrem Apfel-Po!
Inanna Perlen fand, sie um den Kopf zu legen,
Fand Lapislazuli, ihn an den Hals zu legen,
Goldfäden für das Haar und Ringe für das Ohr,
Mit Honig salbte sie den süßen Mund zuvor,
Sie legte an das Gold der königlichen Halle,
Sie trug den Nasenring wie auch die Mädchen alle,
Sie pflanzte einen Baum in ihren Nabel ein,
Sie goss den Honigseim in ihre Vulva rein,
Den Alabaster nahm sie sich für Po und Scheide
Und in die Vulva steckt sie eine Trauerweide,
Der Trauerweide Stamm in ihrer Vulva Haar,
Sandalen zog sie an der nackten Füße Paar.
Die Edelsteine auf dem Haufen hat gesammelt,
Sagidda ward vom Herrn versiegelt und verrammelt!
Inanna sammelte auch Edelsteine viel,
Sie ward von ihrem Freund beglückt im Liebesspiel!
Dumuzi traf die Braut Inanna, sagt die Fabel,
Im hohen Himmelshaus und an des Himmels Nabel!
Der gute Hirte er, der seine Freundin traf,
Zur Liebe sie bereit und zu dem süßen Schlaf,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Von Lapislazuli gestaltet war die Tür,
Er traf sie, als sie war geöffnet für und für,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Inanna führte ihn zu Edelsteinen viel,
Den Gatten führte sie zu seiner Sehnsucht Ziel.
Mit Streicheln nahm sie ihn, ihn liebevoll zu streicheln,
Nahm mit den Schenkeln ihn, den Gatten, ohne Heucheln,
Inmitten ihrer zwei gespreizten Schenkel sie
Liebkoste ihren Mann voll süßer Sympathie.
Die Hure sandte nun die Botschaft an den Vater:
Die Hure tanzte nun die Botschaft an den Vater.

INANNA:

Bist in mein Haus geeilt, zu mir geeilt ins Haus?
Bist du ins Haus geeilt, geeilt zu mir ins Haus,
Um mich als Königin von meinem Thron zu stürzen,
Bist in mein Haus geeilt, um mich vom Thron zu stürzen?
Da ich bereitet hab für dich mein breites Bett,
Hast du gebreitet da für mich so lieb und nett
Den Lapislazuli und reine Edelsteine
Aufs weiße Laken mir, das reinliche und feine?
Das ists, wo ich den Mann der Liebe haben will,
Will haben ihn im Bett, dass ich den Hunger still,
Er wird dann seine Hand in meine Hände legen
Und wird mit seinem Herz mein Herz in mir erregen,
So süß ist Nachts der Schlaf, so Hand in Hand voll Scherz,
So süß Vereinigung im Bette Herz an Herz.

DICHTER:

Es sagen Freundinnen: O du bist eine Herrin!
Trauzeugen sind dir Herrn, Trauzeugen sind dir Herren,
Die große Königin, die Frau, die gerne liebt,
Trauzeugen sind die Herrn, wenn sich die Herrin gibt.
Die ihr im fremden Land zu fangen seid wie Vögel,
Trauzeugen sind die Herrn, das ist nun so die Regel.
Die du zerrissen bist wie fremde Länder fern,
Inanna, Königin, Trauzeugen sind die Herrn.
Der Eier brach entzwei, der erste ists voll Trauer,
Der zweite ist am Strom, der überfließt, der Bauer,
Der dritte ist der Mann, der immer Vögel fängt,
Der Fischer kommt zuletzt, der an die Fische denkt.

INANNA

Ich werde Boten nun zum guten Hirten senden,
Er bringe Butter mir und Milch mit offnen Händen.
Auch einen Boten ich zu meinem Bauern schick,
Er bringt mir Honigwein mit fleißigem Geschick.
Und auch ein Bote zu dem Vogelfänger reitet,
Der für die Königin, die Frau, sein Netz ausbreitet.
Zum Fischer auch sich der berittne Bote schwingt,
Dass mir der Fischer dann den größten Karpfen bringt.

DICHTER:

Trauzeugen brachten nun der schönen Braut Geschenke,
Der Vogelfänger ihr ein Vögelein, ich denke,
Der Fischer brachte ihr den allergrößten Fisch,
Es kam der Karpfen in der Pfanne auf den Tisch,
Der Schäfer brachte ihr den Eimer voller Butter,
Dumuzi trug das Fass und brachte ihr das Futter,
Der Butter trug und Milch auf seinen Schultern gar
Und Käse trug er auch auf seinem Schulterpaar,
Der Schäfer rief ins Haus, da sprach er lustentglommen:
Dumuzi ist bereit, Dumuzi ist gekommen!

DUMUZI:

Tu auf die Pforte, Frau, tu auf die Pforte, ach!

DICHTER:

Die Mutter hörte das, die Mutter ging und sprach.

NINGAL:

Inanna, wahrlich, du bist seine Ehegattin,
Er ist dein Ehemann, und du bist seine Göttin.
Sei eine Tochter ihm, ein liebes Töchterlein,
Dann wird der Ehemann dir guter Vater sein.
Er kommt aus fremdem Land in einem schönen Hemde,
Und deine Mutter ist nun fast wie eine Fremde,
Nimm seine Mutter an, als obs die deine sei,
Nimm seinen Vater an, als obs der deine sei.

DUMUZI:

Du auf die Pforte, Weib! O Frau, von Gott begnadet!

DICHTER:

Inanna hat sich schön im Wasserbad gebadet,
Sie salbte sich mit Öl in teurer Köstlichkeit,
Sie legte an den Rock, das königliche Kleid,
Sie nahm den Talisman und nahm die Amulette,
Sie hing die Perlenschnur auf ihres Busens Bette,
Sie nahm das Siegel in die schlanke weiße Hand.
Die junge Herrin nun in Ruhe wartend stand.
Dumuzi stieß die Tür in Eile auf, und immer
Und ewig schön die Frau stand da im Mondenschimmer,
Dass sie den Mann empfängt in ihres Hauses Tür.
Er sah sie an voll Lust, er freute sich an ihr,
Er nahm sie in den Arm, als läg sie auf dem Kissen,
Und mit dem Mund begann die Frau er abzuküssen.

DUMUZI:

O Herr, gekommen bin ich heim, bin angetraut,
O Herr, gekommen ist mit mir die schönste Braut.
Mein Meister, nimm sie auf in deiner hohen Halle,
O meine Braut, o komm, kommt, junge Mädchen alle!
Inanna, komm mit mir in die Kapelle dort,
Komm mit ins Gotteshaus und höre Gottes Wort,
Dann wirst du meinen Gott und seine Schönheit schauen,
Der er der Schöpfer ist von allen schönen Frauen,
Zur Rechten Gottes du wirst sitzen in dem Thron,
Zur Rechten Gottes du, trotz allem Spott und Hohn.

DICHTER:

Obwohl er so zu ihr gesprochen und nicht klagte,
Setzt sie am Fenster sich auf einen Stuhl und sagte:

INANNA:

Das ist sehr schwer, mein Mann, was mich erwartet dort.
Hab immer nur gehorcht der lieben Mutter Wort.

DICHTER:

Er trat zu seinem Gott, dem Gotte weiser Rede,
Begrüßte seinen Gott und lallte die Gebete.

DUMUZI:

Mein Meister und mein Herr, der in der Liebe lebt!

INANNA:

Mein Freund, ich weiß nicht, wie man an dem Webstuhl webt.

DICHTER:

Er legte seinen Arm um sie und sagte frei:

DUMUZI:

Ich habe dich entführt in Liebessklaverei!
Bereitet hab ich dir das Festmahl unvergessen,
Du sitzt an meinem Tisch, wirst gute Speise essen,
Zwar meine Mutter hat nicht an dem Tisch gespeist,
Mein Bruder gleichfalls nicht, auf dass du dieses weißt,
Auch meine Schwester nicht hat an dem Tisch gesessen
Und gute Speise dort an diesem Tisch gegessen,
Doch du wirst speisen gut an diesem meinem Tisch,
Hier isst du weißes Brot, hier den gebratnen Fisch.
O meine schöne Braut, mein Atem und mein Leben,
Am Webstuhl wirst du mir die schönsten Kleider weben.
Und spinnen wirst du Garn und kämmen wirst das Vlies
Und kneten Teig für mich zu weißem Brote süß.

DICHTER:

Und sie umarmt den Stier, Dumuzi, ihren Gatten.

INANNA:

Ich bin die pure Pracht, die Sonne ohne Schatten,
Ich bin der Morgenstern am Himmel morgens still,
Die ich dich haben will, die ich dich haben will!

DICHTER

Die Frauen hört ich oft, die Liebeslieder sangen.

INANNA

Der Gatte kam herauf, mein Stern ist aufgegangen,
Er ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein Garten und mein Hain bebt, wenn der Liebling naht,
Mein Korn ist üppig in den Furchen auf dem Acker,
O wenn mein Liebling kommt, dann wird mein Herz mir wacker,
Er ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein Apfelbaum steht voll von Früchten, wenn er naht.
Der Honigmann, mein Freund, wird immer mich versüßen,
Der Götter Honigmann wird stets mich segnend grüßen,
Er grüßt mit Honighand, er grüßt mit Honigfuß,
Versüßt mich mit dem Mund und seines Segens Gruß.
Der Honigmann versüßt mir meinen nackten Nabel,
Die Oberschenkel er mir spreizt wie eine Gabel,
Mit starken Armen er umarmt mich, wenn er naht.
O meine Vulva ist ein leckerer Salat!

DICHTER:

Des Hauses Eridu ist göttliche Verheißung,
Des Hauses Sin von Gott ist Lobgesang und Preisung,
Eanna ist sein Haus, sein Haus in dieser Welt,
Es wurde Gottes Haus dir heute vorgestellt.
In Gottes Tempel schwebt die dauerhafte Wolke,
Der Wahrheit Name ist geoffenbart dem Volke,
Der Wahrheit Herz erstrahlt in strahlender Vision.
Bereitet ist das Bett, von Jaspis ist der Thron.
Und Gibil hat für dich den goldnen Schrein gereinigt,
Der Herrschaft Königin hat sich dem Freund vereinigt,
Der Herr errichtet hat dem Opfer den Altar,
Er führt die Riten durch im Tempel wunderbar.
Die Sonne sank in Schlaf, der Abend ist gesunken,
Sie sah ihn an im Bett, der Blick wie Liebesfunken,
Sie streichelte den Herrn, ihr Leben gab sie ihm,
Dem Schelmen Gottes gab sie ganz sich hin intim.
Sie sehnte sich, ersehnt hat sie das Ehebette,
Des Jubels Bette sehr ersehnte sich die Nette,
Ihr Herz ersehnt das Bett der süßen Liebeszeit,
Des Königreiches Bett, das Bett in Ewigkeit,
Sein honigsüßes Bett, sein Bett, das honigsüße,
Der Herzensfreude Bett, dass sie die Lust genieße,
Des süßen Schoßes Bett, das Bett der Königin,
Des Königreiches Bett, da gibt sie ganz sich hin,
Er deckt das Bett für sie, das unbefleckte Kissen,
Er macht das Bett für sie, um innig sie zu küssen.
Zum König sprach die Frau von seinem Bette süß,
Sie spricht des Lebens Wort vom Liebesparadies.
Der würdige Wesir der Gottesstadt Eanna
Nahm seinen rechten Arm und führt ihn zu Inanna.
O möge doch der Herr, den nennst du süßes Herz,
Genießen in dem Bett süß deiner Liebe Scherz,
Gib ihm die Herrschaft, Braut, denn seine Huld ist herrlich,
Gib ihm den Königsthron, denn er ist treu und ehrlich,
Gib du das Zepter ihm, gib ihm sein Personal,
Gib seine Krone ihm, den königlichen Saal,
Ein Diadem dem Kopf und einen Kranz, der adelt,
Gib treue Diener ihm, der nur die Bösen tadelt,
Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang,
Von Süden Sommerlust bis Nordens Winter bang,
Vom Teiche bis zum Meer soll dienen ihm ein jeder,
Von dem Huluppubaum bis zu der hohen Zeder,
Gib ihm die Schelme und das treue Personal,
Dass er als Hirte Licht auf seine Schafe strahl,
Dass er die Esser speist und segnet reich die Bauern,
Dass er den Kindern hilft und denen, die da trauern.
Als Hirte mehre er die Schafe auf der Au,
Als Herr und Bräutigam beglücke er die Frau.
In seiner Herrschaft soll das Grün der Pflanzen wachsen
Und fruchtbar die Natur sein um der Welten Achsen,
Am Euphrat soll der Fluss voll Überschwemmung sein,
Getreide reife gold, der Weinberg trage Wein,
Im Teiche schwimmen soll die bunte Schar der Fische,
Die Vögel schwatzen süß, es biegen sich die Tische,
Und auf dem Kranichfeld schön wachse goldnes Rohr,
Die Vögel schwatzen süß und lieblich singt der Chor,
Die Bäume wachsen hoch, sind blühend reich an Blättern,
Nie soll des Donners Blitz den starken Baum zerschmettern,
Die wilde Zicke soll vermehren sich, das Reh,
Es ströme Honigseim, der Wein sei wie ein See,
Und Kresse und Salat in Menge hab der Bauer,
Des Königs Leben sei von langer Lebensdauer.
Am Tigris und am Phrat Hochwasser möge sein,
Die Gräser wachsen hoch, der Weinberg spendet Wein,
Die Wiesen seien grün und fruchtbar alle Auen,
Es herrscht die Königin, die Königin der Frauen,
Die Herrin der Natur mit ihrem nackten Hals,
Mit ihrer nackten Brust, die Königin des Alls,
Des Universums Frau, die Göttliche, die Große,
Der Gatte lebe lang in deinem süßen Schoße!
Er geht zu ihrem Schoß mit hoch erhobnem Kopf,
Er geht zu ihrem Schoß, zu ihrer Vulva Schopf,
Er preist die Königin, die Göttliche, die Pure,
Aus Liebe er umarmt sie, die sakrale Hure!



ZWÖLFTER GESANG

Vom hohen Himmel wandte sie ihr Denken
Aufs Untere im dunklen Totenreich.
Vom hohen Himmelreich herab die Göttin
Die Augen wandte zu der Unterwelt.
Vom hohen Himmelreich Inanna wandte
Den Kopf der Unterwelt der Toten zu.
Und sie verließ den Himmel und die Erde
Und meine Herrin stieg ins Totenreich.
Und sie verließ den Himmel und die Erde,
Inanna stieg hinab ins Totenreich.

Sie gab das Amt des En auf und des Lagar
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Eana-Stadt in Ugug
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ließ Emuckalama in Badtbira
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Giguna in Zabalam
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ekara-Stadt in Adab
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ließ Baragdurjara-Stadt in Nibru
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Hursajkamala in Hik
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ehulmak in Agade
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie ging fort von Ibgal-Stadt in Umma
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Edilmuna-Stadt in Urim
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Amazekug in Kisga
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie verließ Ezdamkug-Stadt in Jirsu
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Esigmezedu in Isin
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Und sie ging fort von Anzagar in Akkak
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Nijinarkug in Kuruppak
Und stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie ging von Ekagula in Kazallu
Und stieg hinunter in die Unterwelt.

Sie nahm die sieben göttergleichen Kräfte,
Sie sammelte die göttergleichen Kräfte
Und fasste zärtlich sie mit ihrer Hand.
Und mit den guten göttergleichen Kräften
Ging sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie legte einen Linnen-Turban an,
Die Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie nahm ein goldnes Stirnband um die Stirn.
Um ihren Hals trug die die Perlenschnur,
Die Perlen waren Lapislazuli.

Wie Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie legte Schminke auf: Den Mann lass kommen!
Sie legte Schminke auf die Augenlider.
Sie zog das Brusttuch an: Komm, Mann, zum Busen!
Sie legte einen Goldring an die Hand,
Sie hielt den Stab von Lapislazuli.

Inanna reiste in die Unterwelt.
Die Sklavon Ninkubura reiste mit ihr.
Inanna sagte dies zu Ninkubura:
Komm, meine treue Dienerin und Magd,
Komm, meine Magd, die schöne Worte spricht,
Begleiterin, die weise Worte spricht,
Ich werde dir die gute Weisung geben.
Die Sklaven müssen meiner Weisung folgen.
Ich sag dir was, das musst du gut beachten.

Heut steige ich hinab zur Unterwelt.
Und wenn ich angekommen bin dort unten,
Dann sing ein Klagelied in den Ruinen.
Dann schlag die Trommel auch im Heiligtum,
Dann mach die Runde in der Götter Häusern.

Dann schlitze deine Augen auf für mich,
Zerreiße deine Nase dann für mich,
Dann schlitz die Ohren auf für mich vor allen.
Privat zerreiße dein Gesäß für mich.
Kleid wie ein Bettler dich für mich in Lumpen,
Stell deinen Fuß ins Haus des Gottes Enlil.

Wenn du im Hause bist des Gottes Enlil,
Dann lass das Klagelied vorm Gott ertönen:
O Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Wenn Enlil dir nicht hilft in dieser Sache,
Dann geh nach Urim in das Haus von Nanna,
Lass deine Klage tönen dann vor Nanna:
O Vater Nanna, keiner soll doch töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Wenn Nana dir nicht hilft in dieser Sache,
Dann geh nach Eridug ins Haus von Enki,
Lass deine Klage tönen dann vor Enki:
O Vater Enki, keiner soll doch töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Der Vater Enki, Herr der schönen Weisheit,
Er kennt die Pflanze, die da Leben spendet,
Und kennt das Wasser, das da Leben spendet,
Er ists, der mich zum Leben auferweckt!

Als nun Inanna ging zur Unterwelt,
Da folgte ihr die Sklavin Ninkubura.
Inanna sprach zur Sklavin Ninkubura:
Jetzt geh, du meine liebe Ninkubura,
Befolge alle meine Weisungsworte,
Die ich dir treulich überliefert habe.

Als nun Inanna kam an den Palast,
Da schob sie auf die Tür der Unterwelt,
Da schrie sie aggressiv am Tor des Todes:
Türsteher, öffne mir, mach auf die Tür,
O Neti, öffne mir! Ich bin allein
Und möchte in die Unterwelt hinein.

Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete Inanna: Sag, wer bist du? -
Ich bin Inanna und geh in den Osten. -
Wenn du Inanna bist und gehst nach Osten,
Was kommst du in das Land dann ohne Heimkehr?
Was richtest du dein Herz auf jene Straße,
Von der kein Reisender je wieder kommt?

Inanna gab der Haupttürsteher Antwort:
Weil Gudgalana jüngst, der Herr und Gatte
Der heiligen Ereschkugala starb,
Ereschkigala, meiner ältern Schwester,
Ich komm zum Ritus der Beerdigung,
Sie bietet reiche Opfer doch des Weines.
Das ist der Grund, warum ich kommen bin.

Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete der heiligen Inanna:
So bleibe hier, o Königin Inanna,
Ich werde gleich mit meiner Herrin sprechen,
Mit ihr, der heiligen Ereschkigala,
Ich will ihr sagen, was du mir gesagt hast.

Der Haupttürster in der Unterwelt
Ging zu der heiligen Ereschkigal,
Ging in die Halle seiner Vielgeliebten
Und sprach: O Herrin, draußen steht ein Mädchen,
Es ist Inanna, deine junge Schwester,
Und sie ist angekommen beim Palast,
Sie schob die Pforte auf der Unterwelt
Und aggressiv schrie sie am Tor des Todes.
Sie hat die Stadt Eana aufgegeben
Und kam herab ins dunkle Totenreich.

Sie nahm die sieben göttergleichen Kräfte,
Sie sammelte die göttergleichen Kräfte
Und fasste zärtlich sie mit ihrer Hand.
Und mit den guten göttergleichen Kräften
Ging sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie legte einen Linnen-Turban an,
Die Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie nahm ein goldnes Stirnband um die Stirn.
Um ihren Hals trug die die Perlenschnur,
Die Perlen waren Lapislazuli.

Wie Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie legte Schminke auf: Den Mann lass kommen!
Sie legte Schminke auf die Augenlider.
Sie zog das Brusttuch an: Komm, Mann, zum Busen!
Sie legte einen Goldring an die Hand,
Sie hielt den Stab von Lapislazuli.

Als sie dies hörte, schlug Ereschkigala
Mit ihrer Hand auf ihre Oberschenkel
Und biss sich mit den Zähnen auf die Lippen
Und nahm des Mannes Worte sich zu Herzen.
Da sagte sie zu ihrem Haupttürsteher:
Komm, Haupttürsteher in der Unterwelt,
Sei achtsam du auf meine Weisungsworte,
Die ich dir treulich überliefert habe,
Dass wir sie sieben Todestore schließen,
Sei jede Pforte des Palasts verschlossen.
Dann öffne sie für sie und lass sie ein,
Nachdem sie alle Kleider abgelegt,
Dann werden ihre Kleider weggetragen.

Der Haupttürsteher in der Unterwelt
Gab acht auf den Befehl der Vielgeliebten,
Verriegelte die sieben Todestore,
Dann öffnete er jede Pforte einzeln
Und sagte zu der heiligen Inanna:
Komm, Göttin, lege deine Kleider ab!

Und als sie durch die erste Pforte trat,
Der Turban ward entfernt von ihrem Kopf.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die zweite Pforte trat,
Die Perlenschnur aus Lapislazuli
Von ihrem Schwanenhalse ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die dritte Pforte trat,
Die Kugeln in der Form von kleinen Eiern
Von ihrem großen Busen ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die vierte Pforte trat,
Das Wort: O komm, mein Mann, zu meinen Brüsten!
Von ihrem nackten Busen ward entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die fünfte Pforte trat,
Der Goldring ward von ihrer Hand entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die sechste Pforte trat,
Da ward der Stab von Lapislazuli
Aus ihrer weichen weißen Hand entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Und als sie durch die siebte Pforte trat,
Da ward das hingehauchte Seidenkleid
Von ihrem wunderschönen Leib entfernt.
Was soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei nur zufrieden, Königin Inanna,
So wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna, öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich gegen das Gesetz des Todes nicht.

Dann setzte sie sich nieder auf den Boden.
All ihre Kleidung war vom Leib entfernt,
Die Kleider waren weggenommen worden.
Dann ließ die heilige Ereschkigala
Inanna treten vor den Thron der Göttin.
Ereschkigala saß auf ihrem Thron,
Die Anuna dabei, die sieben Richter,
Die gaben ab ihr Urteil über sie.
Sie sah sie an, es war der Blick des Todes.
Sie sprach zu ihr, es war das Wort des Zornes.
Sie schrie sie an, es war der Schrei der Sünde.
Die Frau in eine Leiche ward verwandelt,
Die Leiche aufgehängt an einem Haken.

Drei Tage und drei Nächte gingen hin,
Und ihre Magd und Sklavin Nincubura,
Die Magd, die wunderschöne Worte machte,
Begleiterin der Königin Inanna,
Die weise schöne Worte spricht, sie sprach.
Sie hat der Herrin Weisung ausgeführt
Und nicht vergessen den Befehl der Frau,
Sie hat beachtet alle Weisungsworte.

Sie stimmte an die Klage über sie
Und sang ihr Klagelied in den Ruinen.
Sie schlug für sie die Trommel in dem Tempel,
Sie zog die Runde vor der Götter Häusern,
Und sie zerriss die Augen für Inanna
Und sie zerriss die Nase für Inanna,
Privat zerriss sie ihr Gesäß für sie.
Wie Bettler war bekleidet sie mit Lumpen,
So setzte sie den Fuß ins Haus von Enlil.

Als sie betreten hatte Enlils Haus,
Da sang vor Enlil sie ihr Klagelied:
O Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Da gab im Zorne Enlil diese Antwort:
Mein Kind verlangte nach dem hohen Himmel,
Sie sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch auch die Mächte in der Unterwelt
Sind Götter, die auch Götterrechte haben.
Sie sollte sich doch nicht nach ihnen sehnen,
Denn wer dorthin kommt, der muss dort auch bleiben.
Wie kann, nachdem sie an den Ort gekommen,
Sie hoffen, dass sie werde auferstehen?

So wollte Enlil also ihr nicht helfen,
Sie ging nach Urim in das Haus von Nanna,
Da sang vor Nanna sie ihr Klagelied:
O Vater Nanna, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Da gab im Zorne Nanna diese Antwort:
Mein Kind verlangte nach dem hohen Himmel,
Sie sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch auch die Mächte in der Unterwelt
Sind Götter, die auch Götterrechte haben.
Sie sollte sich doch nicht nach ihnen sehnen,
Denn wer dorthin kommt, der muss dort auch bleiben.
Wie kann, nachdem sie an den Ort gekommen,
Sie hoffen, dass sie werde auferstehen?

So wollte Nanna also ihr nicht helfen,
Sie ging nach Eridug ins Haus von Enki,
Da sang vor Enki sie ihr Klagelied:
O Vater Enki, lass doch keinen töten
Dort in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit jenem eklen Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass nicht die junge Königin Inanna
Getötet werden in dem Totenreich!

Und Vater Enki gab der Magd zur Antwort:
Was hat denn meine Tochter nur getan?
Was tat Inanna, was hat sie besorgt?
Was tat die Herrin aller Länder nur?
Was tat der Himmlischen sakrale Hure?
Der Götter Hure nahm mir meine Ruhe!

So Vater Enki half in dieser Sache.
Da nahm er Schmutz von seinem Fingernagel
Und schuf aus diesem Schmutze die Kurjara,
Nahm Schmutz von einem andern Fingernagel
Und schuf aus diesem Schmutz die Galatura.
Und den Kurjara gab der jene Pflanze,
Die Leben spendet in der Ewigkeit,
Den Galatura gab er jenes Wasser,
Das Leben spendet in der Ewigkeit.

Er sprach zu Galatura und Kurjara:
Der eine spende ihr die Lebenspflanze,
Der andre spende ihr das Lebenswasser.
Geht, lenkt die Schritte in die Unterwelt.
Fliegt an des Todes Tor vorbei wie Fliegen.
Schlüpft durch des Todes Pforte wie Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie liegt dort wegen ihrer lieben Kinder.
Ihr Schulterpaar bedeckt vom Linnentuch,
Der Brüste Paar ist mächtig wie ein Schiff,
Die Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das Haupthaar ist gebündelt wie der Lauch.

Und wenn sie sagt zu euch: Ah weh, mein Herz!
Dann sollt ihr sagen: Du bist ruhlos, Herrin,
Ah weh, dein Herz, so sollt ihr zu ihr sagen.
Und wenn sie sagt zu euch: Ach meine Leber!
Dann sollt ihr sagen: Du bist ruhlos, Herrin,
Ach deine Leber, sollt ihr zu ihr sagen.
Dann wird sie fragen: Sagt, wer seid ihr denn?
Denn im Gespräch mit euch von Herz zu Herz,
Da meine Leber mit der euren sprach,
Seid Götter ihr, dann lasst mich mit euch sprechen,
Und wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann wird für euch ein Schicksal wohl verordnet.
Beim Himmel und der Erde lasst sie schwören.

Und bietet sie euch einen Fluss voll Wasser,
So sollt ihr diesen Fluss nicht akzeptieren.
Und biete sie euch ein Gefild voll Korn,
So sollt ihr dieses Korn nicht akzeptieren.
Doch sagt zu ihr mit einer festen Stimme:
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann wird sie euch die Antwort geben: Götter,
Das ist die Leiche eurer Königin.
Dann sagt zu ihr: Und wenns der König wäre
Und sei es, dass es ist die Königin,
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann wird sie euch den toten Körper geben.
Dann einer spende ihr die Lebenspflanze,
Der andre spende ihr das Lebenswasser,
Und unsre Königin wird auferstehen!

Die Galatura und Kurjara taten,
Was ihnen ward geboten von dem Gott.
Sie huschten durch des Todes Tor wie Fliegen,
Sie schlüpften durch die Pforte wie Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie liegt dort wegen ihrer lieben Kinder.
Ihr Schulterpaar bedeckt vom Linnentuch,
Der Brüste Paar ist mächtig wie ein Schiff,
Die Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das Haupthaar ist gebündelt wie der Lauch.

Und als sie sprach zu ihnen: Weh, mein Herz!
Da sprachen beide: Du bist ruhlos, Herrin,
Ah weh, dein Herz, so sagten sie zu ihr.
Und als sie sprach zu ihnen: Ach die Leber!
Da sagten beide: Du bist ruhlos, Herrin,
Ach deine Leber, sagten sie zu ihr.
Dann tat sie fragen: Sagt, wer seid ihr denn?
Denn im Gespräch mit euch von Herz zu Herz,
Da meine Leber mit der euren sprach,
Seid Götter ihr, dann lasst mich mit euch sprechen,
Und wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann wird für euch ein Schicksal wohl verordnet.
Beim Himmel und der Erde will ich schwören.

Da bot sie ihnen einen Fluss voll Wasser,
Sie wollten diesen Fluss nicht akzeptieren.
Da bot sie ihnen ein Gefild voll Korn,
Da wollten sie das Korn nicht akzeptieren.
Da sprachen sie zu ihr mit fester Stimme:
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da gab sie ihnen diese Antwort: Götter,
Das ist die Leiche eurer Königin.
Da sagten sie: Und wenns der König wäre
Und sei es, dass es ist die Königin,
Gib uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da gab sie ihnen jenen toten Körper.
Dann einer spendete die Lebenspflanze,
Der andre spendete das Lebenswasser,
Und so die Königin ist auferstanden!

Da sprach die heilige Ereschkigala
Zu Galatura und Kurjara dies:
Bringt eure Königin ins Licht des Lebens,
Doch ihre Kleider wurden ihr beschlagnahmt.
Inanna nun, nach Enkis Weisungswort,
Sie wollte steigen aus der Unterwelt.
Und als sie aufstieg aus der Unterwelt,
Ergriffen sie die sieben Totenrichter:
Wer fuhr je aufwärts aus dem Totenreich,
Wer ist der Macht des Todes je entkommen?
Wenn nun Inanna will zurück ins Leben,
So lass sie einen Stellvertreter hier.

Als nun die Frau die Unterwelt verließ,
Da ging mit ihr die Dienerin, die Sklavin,
Inanna ließ die Sklavin nicht zurück,
Inanna hielt ein Zepter in der Hand,
Die Magd der Göttin folgte ihrer Herrin.
Doch keine militärische Eskorte
Begleitete die Frau bei ihrer Auffahrt,
Die hätten etwa Keulen in den Händen.
Doch die geringeren Dämonen und
Die größeren Dämonen hielten sie
Auf beiden Seiten fest wie Rohr und Zaun.

Die sie begleiteten, die mit ihr gingen,
Die mit Inanna waren bei dem Aufstieg,
Die hatten nichts zu essen, nichts zu trinken,
Kein reines Mehl fürs Brot zum Speiseopfer,
Trankopfer wussten sie nicht darzubringen,
Sie akzeptierten kein Geschenk und haben
Die eheliche Wollust nie genossen,
Nie je geboren süße kleine Kinder,
Die Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Den Sohn sie zogen von des Mannes Knien,
Sie ließen auch die Braut das Haus verlassen
Und so verlassen auch den Schwiegervater,
Die Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Das Kind sie rissen von der Amme Brüsten,
Doch sie zerhackten keinen scharfen Knoblauch,
Sie essen keinen Fisch und keinen Lauch,
Die zogen mit der Königin Inanna.

Als nun Inanna aufgestiegen war,
Warf Ninkubura sich zu ihren Füßen.
Sie saß im Staub an des Palastes Tür
Und war bekleidet nur mit Schmutz und Lumpen.
Da sagten zu Inanna die Dämonen:
Inanna, kehre heim in deine Stadt,
Wir werden deine Sklavin mit uns nehmen.

Inanna aber sprach zu den Dämonen:
Das ist doch meine Magd der schönen Worte,
Ist mir Begleiterin mit weisen Worten,
Die nie vergessen meine Weisungsworte
Und immer mein Gebot ganz treu befolgt.
Sie hob zu klagen an in den Ruinen,
Sie schlug die Trommel in dem Heiligtum,
Sie zog die Runde in der Götter Häusern.
Für mich hat sie zerrissen ihre Augen,
Für mich hat sie zerrissen ihre Nase,
Die Ohren sie zerriss für mich vor allen,
Privat zerriss sie ihr Gesäß für mich,
Wie Bettler saß gekleidet sie in Lumpen.

Und ganz allein sie leitete die Schritte
Nach Ekur in das Haus des Vaters Enlil,
Nach Urim in das Haus des Vaters Nanna,
Nach Eridug ins Haus des Vaters Enki.
Sie weinte traurig vor dem Vater Enki:
Die Sklavin brachte mich zurück ins Leben,
Ich kann sie doch nicht den Dämonen lassen!
So lasst uns gehn, die Göttin und die Magd,
Wir wollen gehen in die Stadt von Umma.

In Umma aber war zuhause Kara,
In Umma war er in der eignen Stadt,
Er warf der schönen Göttin sich zu Füßen,
Er hatte büßend in dem Staub gesessen
Und wie ein Bettler trug er Schmutz und Lumpen.
Da sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh, Königin, in deine eigne Stadt,
Wir nehmen Kara an als Stellvertreter.

Inanna ber sprach zu den Dämonen:
Nein, Kara ist mein auserwählter Dichter,
Ist meine Maniküre, mein Friseur,
Wie könnt ich ihn dem Tode überlassen?
Nein, lasst uns gehn, die Göttin und den Dichter,
Wir wollen in die Stat Badtira gehen.

Und in Badtira war zuhause Lulal,
Er warf der schönen Göttin sich zu Füßen,
Er hatte büßend in dem Staub gesessen,
Und wie ein Bettler trug er Schmutz und Lumpen.
Da sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh, Königin, in deine eigne Stadt,
Wir nehmen Lulal an als Stellvertreter.

Inanna aber sprach zu den Dämonen:
Nein, Lulal ist mir stets zur rechten Seite,
Wie könnt ich ihn dem Tode überlassen?
So lasst uns gehn, die Göttin und den Freund,
Wir wollen gehn zum großen Apfelbaum,
Wir gehen in die Ebne von Kulaba.

Sie folgten ihr zum großen Apfelbaum,
Sie kamen in die Ebne von Kulaba.
Es war Dumuzi dort im schönen Kleid
Und prächtig auf dem Königsthrone sitzend.
Und die Dämonen griffen an Dumuzi
Und packten ihn bei seinem Oberschenkel.
Die Geister gossen Milch aus seiner Kanne,
Die bösen Geister schüttelten die Köpfe.
Inanna, überlässt mich nicht dem Tod!
Dumuzi blies die Flöte vor Inanna.

Sie sah sie an, es war ein Blick des Todes,
Sie sprach sie an, es war ein Wort des Zornes,
Sie schrie sie an, es war ein Schrei der Sünde:
Wie viele wollt ihr denn noch von mir nehmen?
Da gab die heilige Inanna ihn,
Dumuzi, in die Hände der Dämonen.

Die sie begleitet hatten, die ihr folgten,
Gekommen sind, Dumuzi anzuschauen,
Die hatten nichts zu essen, nichts zu trinken,
Kein reines Mehl fürs Brot zum Speiseopfer,
Trankopfer wussten sie nicht darzubringen,
Sie akzeptierten kein Geschenk und haben
Die eheliche Wollust nie genossen,
Nie je geboren süße kleine Kinder,
Die Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Den Sohn sie zogen von des Mannes Knien,
Sie ließen auch die Braut das Haus verlassen
Und so verlassen auch den Schwiegervater,
Die Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Das Kind sie rissen von der Amme Brüsten,
Doch sie zerhackten keinen scharfen Knoblauch,
Sie essen keinen Fisch und keinen Lauch,
Die zogen mit der Königin Inanna.

Dumuzi schrie und dann erblasste er,
Der Jüngling hob die Hände auf zum Himmel:
O Gott der Sonne, der du bist mein Schwager,
Durch Heirat wurde ich mit dir verbunden,
Ich brachte Milch in deiner Mutter Haus,
Ich brachte Butter in das Haus der Ningal.
Nun aber meine Hände sind gefangen
Und meine Füße in der bösen Schlange,
Gott, wirf die Schlange mir vor meine Füße,
So kann ich den Dämonen noch entkommen,
Lass du nicht zu, dass mich die Feinde fangen.

Und Utu akzeptierte seine Tränen,
Dass die Dämonen ihn nicht halten konnten.
Der Gott befreite ihn von jener Schlange,
Befreite seine Füße von der Schlange.
Dumuzi den Dämonen so entkam,
Doch packten sie ihn wieder, den Dumuzi,
Der heiligen Inanna brach das Herz!

Die heilige Inanna weinte bitter
Um ihren Ehemann, den Vielgeliebten,
Sie riss an ihren Haaren wie an Gras,
Sie riss die langen Haare aus wie Gras.
Ihr Frauen, liegend in der Männer Armen,
Wo ist mein vielgeliebter Ehemann?
Ihr Kinder, liegend in der Väter Armen,
Wo ist mein Sohn, wo mein Geliebter?
Wo? Wehe, wo ist mein geliebter Mann?

Die Fliege sprach zur heiligen Inanna:
Wenn ich dir zeige, wo dein Gatte ist,
Was wird mein Lohn sein, meine Königin?
Die heilige Inanna sprach zur Fliege:
Wenn du mir zeigst, wo mein Geliebter ist,
So werde ich für dich die Tafel decken.
Die Fliege half der heiligen Inanna.
Die junge Göttin gab der Fliege Schicksal:
Im Weinhaus kann sie speisen, kann sie trinken,
Und du wirst leben wie des Weisen Söhne.
Inanna gab der Fliege dieses Schicksal
Und also kam es und geschah es auch.

Inanna aber weinte heiße Tränen.
Sie kam zur Schwester, hielt sie an der Hand:
Jetzt, Liebster, wirst du für ein halbes Jahr
Im dunklen Hause meiner Schwester wohnen,
Die andre Jahreshälfte wirst du leben
Bei mir im Licht des Lebens, mein Geliebter.
Doch fordert meine Schwester dich, so folge,
Dann wirst du eines Tages freigelassen.
Und so die heilige Inanna gab
Dumuzi hin als ihren Stellvertreter.

O heilige Ereschkigala, Göttin,
Wie süß ist es, den Lobpreis dir zu singen.



DREIZEHNTER GESANG

Jetzt bet ich für die Wirklichkeit des Segens
Der Göttin, Ursprung sie, der Welten Mutter,
Sie, deren Form der große Atem ist
Und deren Wesen ist Glückseligkeit!

Ur-Eine, Mutter aller Kreaturen,
Du Schöpferin des Ursprungs, Lebens, Todes,
Die schafft, erhält, zerstört die Welten alle,
Ich sing die Hymne, reinige mein Wort.

O Tochter du des Königes der Berge,
Du bist der Ursprung der Zerstörungskraft,
Du lebst in Erde, Wasser, Luft und Feuer,
Du lebst im Opfer und in Mond und Sonne
Und du zerstörst den Leib des bösen Feindes.

O Mutter! Menschen ehren fromme Flüsse,
Sie schimmern in den wirren Haaren Gottes,
Gereinigt von dem Staub die Lotosfüße.

Der Mond erfreut den Lotos und kein andrer,
Die Sonne freut den Lotos und sonst niemand,
Und so mit aller deiner Süßigkeit,
O Mutter, du erfreust das Universum.

Obwohl du bist der Urgrund aller Welten,
Doch bist du immerjugendliches Mädchen.
Obwohl du Tochter bist des Bergeskönigs,
Doch bist du voller süßer Zärtlichkeit.
Obwohl du bist die Mutter aller Bücher,
Doch können Hymnen nimmer dich beschreiben.
Obwohl dich viele Menschen meditieren,
Doch kann ihr Denken nimmer dich begreifen.

O große Mutter aller Universen!
Die da geboren sind als Menschenkinder,
Die können schwer die Mutter nur erreichen.
Und die geboren sind und reif geworden,
Die aber nicht die große Mutter ehren,
Obwohl sie stehen auf der Leiter Spitze,
Die werden dennoch bald herunterfallen.

Wir beten dich mit Blumen an und Weihrauch,
Wir knieen auf dem Grund mit kaltem Wasser
Und bringen Pulver dir von Kampfer dar,
Du Souveränin über alle Welten!

Und wie im Schlaf der König aller Schlangen,
O Mutter, wohnend in der Lotosblüte,
Du hast erschaffen jedes Universum,
Du bist so strahlend wie ein Blitz zur Nacht,
Und du erreichtest die Region des Äthers.

Dein Leib, von Nektar überfließend, feucht,
Kommt wiederum zu deinem Aufenthalt.
O Mutter, Ehegattin unsres Gottes,
Dein Herz erstrahlt – wir werden neugeboren.

Von ganzem Herzen ich betrachte dich,
Betrachte deine Form, dein schönes Antlitz,
Wie lang hernieder wallen deine Haare,
Wie voll die Brüste und wie schlank die Taille!
So hältst du in der Hand den Rosenkranz,
Den Nektarkrug, das Offenbarungsbuch,
Und mit der vierten Hand schaffst du die Geister.

Die Weisen, die die Sinne bändigen
Und haben überwunden ihre Feinde,
Im Meditieren schauen sie dich an
Und halten in der Hand den Rosenkranz.

Glücksgöttin bist du, lauter Glanz und Gold,
In beiden Händen hältst du Lotosblüten,
Mit deinen andern Händen machst du Gesten,
So schenkst du Gnade und zerstreust die Angst.
Vier Elefanten halten mit den Rüsseln
Die Kelche, gießen Nektar auf dein Haupt.

Die Mutter bist du, auf dem Löwen sitzend,
Gefärbt bist du wie grünes Sommergras,
In allen deinen Händen hältst du Waffen,
Und so bewirkst du den Ruin der Feinde.

Ich denke immer wieder an die dunkle
Urzeitliche, die schwankt mit Leidenschaft,
Ihr wunderschönes Angesicht erwärmt
Und feucht vom Schweiß des heißen Liebesspieles,
Ich denke an das Halsgeschmeid von Beeren
Und wie sie schön bekleidet ist mit Blättern.

O treue Ehegattin unsres Gottes,
Ich lege meinen Kopf auf deine Füße,
Die Füße, die verfolgt sind von den Büchern,
Ein Schwan, gelockt vom Klirren deines Gürtels!

Ich ehre dich vom Knöchel bis zum Knie,
Den Einen auf dem Stier schau ich voll Huld an,
Und wer wird satt an Schönheit wenn nicht der,
Der schaut auf deinen Leib mit beiden Augen
Und schaut dich auch mit seinem dritten Auge.

Ich rufe deine beiden Oberschenkel,
Beschwöre auch des Elefanten Rüssel,
Du zärtlicher als selbst der Wegerich.
Die Jugend formte deine Oberschenkel,
Zwei Säulen, darauf das Gewicht der Hüften.

Mit meinem Blick auf deine Taille scheint es,
Als ob mein Blick wär völlig absorbiert
Von deinen großen Brüsten, breiten Hüften!
Die Jugend, die den Leib hüllt in ihr Haar,
Sie möge stets in meinem Herzen strahlen!

Ach, nie vergess ich deinen kleinen Nabel,
Das ist ein sichrer unverletzter Teich,
Im Angesichte deiner Jugendblüte,
Gefüllt mit Schönheit der Geliebten Gottes,
Der Angst hat vor der Glut im Blick der Herrin.

O deine Brüste sind dem Lotos ähnlich,
O deine Brüste sind beschmiert mit Sandel,
Die sagen von des Herrn Umarmungen.
Ruf die zinnoberroten Glieder du,
Die feucht sind von dem Nektar, rufe sie
Und ruf die Leidenschaft der Elefanten,
Die auferstanden aus dem Bad im Wasser,
Befleckt vom Schaum, o Göttin schöner Liebe!

Die beiden Arme sind vom Wasser schön,
Von deinem Körper tropfen Wassertropfen,
Gebadet von der Ferse bis zum Hals,
Gebildet von dem Herrn der Krokodile,
Die Schlingen halten fest des Feindes Kehle,
Ich darf sie nie vergessen, meine Schönste!

O Tochter du des Königes der Berge,
Ich stets betrachte deinen Schwanenhals,
Der hat die Schönheit einer schlanken Vase
Und ist geschmückt mit Ornament und Kettchen,
Doch werde ich nie satt, dich anzuschauen.
O Mutter! Der ist nicht umsonst geboren,
Der oft dich anruft in dem innern Herzen.
Dein Antlitz, große Augen, lichte Stirn,
Dein süßes Lächeln, deiner Wangen Glut,
Das Ebenmaß der Nase, rote Lippen!

Wer sieht auf deiner langen Haare Fülle,
Erleuchtet von der Sichel jungen Mondes,
Gleich einem Bienenschwarm um süße Blumen,
Der ist der Fesseln dieser Welt befreit.

Der Sterbliche, der in der Welt des Todes
Devot im Herzen diese Hymne liest,
Die süß ist in den Ohren eines Weisen,
Erreicht für immer allen Glückes Reichtum,
Der nimmt auch an den König mit der Krone,
Die Krone, liegend zu des Königs Füßen.

O du Zerstörerin der Zeit! Du Eine!
Du bist voll Wohltat, Herrin aller Künste,
Zerstörerin des Stolzes böser Zeit,
Du liebst den Gott mit den gelockten Haaren,
Du Mutter aller Zeit, du bist brillant,
Bist strahlend wie das Feuer der Erlösung.
Du Ehefrau des Gottes langer Locken,
O du mit deinem formidablen Antlitz,
Du Ozean des Nektars des Erbarmens,
Du Allbarmherzigkeit, du Schiff des Mitleids,
Die Allbarmherzigkeit ist ohne Grenzen,
Du bist erreichbar einzig durch die Gnade,
Du bist das Feuer, du bist schwarz von Farbe,
Du mehrst die Seligkeit des Herrn der Schöpfung,
Du Nacht des Dunkels, der Begierde Form,
Befreierin von der Begierde Fesseln,
Du, die du dunkel bist wie eine Wolke
Und trägst die goldne Sichel jungen Mondes,
Zerstörerin der Sünden böser Zeit,
Zufrieden mit der Huldigung der Jungfraun,
Du Zuflucht der Anbeter und der Jungfraun,
Du bist zufrieden mit dem Fest der Jungfraun,
Du liebst die Kunst in Form der schönen Jungfrau.
Du wanderst durch den Wald, erfreut an Blumen,
Du wohnst im Wald, du trägst den Blumenkranz,
Du trägst Girlanden aus des Waldes Blumen,
Du, die du jung bist, weich ist deine Stimme,
Süß deine Stimme wie des Vogels Flöte,
Du trinkst den Wein, du freust dich an dem Wein,
Ein Schädel ist dein Kelch, gefüllt mit Wein,
Aus Totenknochen trägst du die Girlande,
Du bist zufrieden mit der Lotosblume,
Du bleibst auch in der Lotosblüte Mitte,
Dir gut gefällt der Duft der Lotosblüte.
Du wandelst mit dem Gange eines Schwanes,
Zerstörerin der Angst, du Willensstarke,
Du schöne Eine, die den Wunsch erfüllt,
Dein Liebreiz ist ein Ornament des Lichtes,
Bezaubernde, der Zärtlichkeiten Bild,
Du mit dem zarten wunderschönen Leib,
Du mit der schlanken Taille, breiten Hüften,
Du freust dich an dem Nektar reinen Weines,
Du gibst Erfolg, du Göttin deiner Jünger,
Wenn sie vom Weine überglücklich sind,
Die du dich freust, wenn dir der Fromme huldigt,
Du eingetaucht im Ozean des Weins,
Du Schutzfrau aller, die den Wein gern trinken,
Dir schenkt der Duft von Moschus schöne Freude.
Du bist gezeichnet mit dem Mal von Moschus,
Gut bist du denen, die dir Moschus opfern,
Lieb hast du jene, die dir Moschus opfern,
Bist Mutter allen, die dir Weihrauch opfern,
Begeistert bist du von dem Moschus-Hirsch,
Du freust dich an dem Opfermahl von Moschus,
Dir schenkt der Duft von Kampfer schöne Freude,
Dein Körper ist beschmiert mit Sandelpaste,
Du trinkst den reinen Wein, gewürzt mit Kampfer,
Gebadet in dem Ozean des Kampfers,
Geboren aus dem Ozean des Kampfers.
Verkörperung des Geistes, Hochverehrte,
Voll Wohltat, aufmerksam und immer freudig,
Du Offenbarerin der Wege Gottes,
Du Königin, Befreierin von Leiden,
Du Geberin der Segnungen des Herrn,
An deinen Zehen klingeln kleine Glöckchen,
Die Glöckchen klingeln, wenn du dich bewegst,
Du bleibst im goldnen Berg, du bist wie Mondschein,
Du freust dich an der Kunst des Rezitierens,
Zerstörerin von aller bösen Neigung
Und von Bedrängnissen der bösen Feinde,
Zerstörerin der Angst vorm Bruder Tod,
Tief neig ich mich vor dir, o Große Mutter!

O Liebeshöttin, Gottes Vielgeliebte,
Verehrt wirst du von allen Universen,
Wie du dem Herrn treu bist, sei mir auch treu.
Wer betet an die Göttin und wer liest
Die neunundneunzig Namen unsrer Herrin,
Mit dem und seiner Frau und seinen Söhnen
Die Königin für alle Zeit verweilt.

O Mutter, Zuflucht suche ich bei dir,
Du Geberin von Wohlstand und von Reichtum
Für die, die dich hingebungsvoll verehren.
Den rechten Fuß auf unsres Gottes Brust,
Den linken Fuß auf seinen Oberschenkeln.
Schon bist du da, mit lächelndem Gesicht.
Die Augen vollerblühte Lotosblüten.
In deinen Händen hältst du einen Schädel,
Ein Buch, ein Schwert und eine Lotosblume.

Des Wortes Göttin du, des Sanges Muse,
Schlingpflanze, die uns jeden Wunsch gewährt,
Du bist die Geberin von allen Gnaden
Und bist die Kraft, um Poesie zu schaffen.
Drei Augen hast du, blaue Lotosblüten,
Du Ozean der Güte und des Mitleids.
O regne du auf mich des Wohlstands Nektar.

Ich bitte dich, entferne meine Ängste.
O stolze Frau, brillant sind deine Kleider,
Du Leuchtende, von Schlangen rings umgeben,
Du bist gekleidet in ein Tigerfell.
Wie schmücken Glöckchen deine schmale Taille!
Du hast die grausen Köpfe von Dämonen
Mit Blut besudelt und vom Schwert durchtrennt.
O, deine schlanke Taille ist gegürtet,
Am Gürtel hängen Köpfe von Dämonen,
Wie eine blumige Girlande baumelnd.
So schön bist du, o formidable Eine!

O Frau, die man mit Mühe nur erreicht,
O Göttin, Zuflucht nehme ich zu dir.
Du schön von Form und du charmant den Freiern!
Du bist die Sonne und du bist der Halbmond,
Und deine göttliche Substanz ist Geist.
Du bist das Wort und Schutzfrau aller Wesen.
Dreifaltig deine schönen Formen sind,
Denn sie sind groß, erhaben und subtil.
Dich können fromme Bücher nicht erreichen.

Nur durch den Dienst an deinen Lotosfüßen
Der Mensch der guten Tat erreicht Erlösung.
O Frau, du bist die Ehegattin Gottes,
Des Schöpfers und Erhalters und Vollenders.
Wer deinen Lotosfüßen lässig dient,
Der statt der Mutter dient den andern Göttern,
Wird stürzen in den Ozean der Welt,
Ist ignorant, wie es die meisten sind.

Die Götter, die erhalten Ihre Kronen,
Sind Pollen nur von deinen Lotosfüßen,
Sie halten ihre ewigen Versprechen
Und siegen schließlich über ihre Feinde.
Wir, zweifellos in deinem Schoß gebettet,
Doch unsre Feinde fordern dich heraus.
Ich bin ein Gott und keiner ist mir gleich,
So sagen sie und finden nur den Tod.

Wer deinen nackten Lotosfüßen dient,
Dem wird der schönen Weisheit Geist gegeben,
Er übertrifft die Fürsten in der Rede
Und sieht des Liebesgottes süße Schönheit.
Er kann mit Zauber und Magie besiegen
Des Krieges Elefanten auf dem Schlachtfeld.
Er hat die Macht, den Regen aufzuhalten.
Die Geister und der Wohlstand dienen ihm.

Wer rein ist und die Leidenschaft beherrscht,
Der lese diese Hymne an die Mutter
Und les sie morgens, mittags, abends, nachts,
Ihm ist gegeben die Begabung dann
Der Schönheit, sei's in Prosa oder Versen,
Ihm ist gegeben Kenntnis aller Weisheit
Und unvergängliches Vermögen auch,
Genuss von allem, was sein Herz sich wünscht,
Die Schönheit, Ruhm und Reichtum und die Liebe
Der Menschenkinder, schließlich die Erlösung.

O süße Göttin! Komm in meine Seele,
Die ist erschüttert von den bösen Geistern,
Zerstör die Katastrophen, die mich plagen,
Hervorgegangen aus der Angst und Bosheit,
So dass ich werde frei von der Gefahr
Und sicher durch die Trauben deiner Füße,
Dass mein Verstand kann schwimmen wie der Schwan,
Ich freu mich in dem Ozean der Wonnen!

Die Lettern und die Silbenj, die dich künden,
Erreichen schöner Harmonie dein Ohr,
Und Gott und alle Götter singen dir
Die Wahrheit und berühren die Natur.
O Schönheitsgöttin! Sei mir heute gnädig,
Geweiht bin ich dem Küssen deiner Füße
Und der Essenz des Nektars aller Götter.

Ach, wegen meines Pilgerweges einsam
Vorwürfe machen mir die Brüder alle,
Es ist doch besser, dass ich ohne Ruhm bin.
O lass nicht ab von mir, der ich dich ehre.
Lass, Mutter, meine Seele Ruhe finden,
Verehrt vom höchsten Gott, verehrt vom Herrn,
Dem Feind des Bösen, Gegner der Dämonen.

O Mutter! Wenn ich mit Kontemplation
Beschäftigt bin, mit deinen Lotosfüßen,
Was machts, dass ich nicht andre Orte kenne?
Sei nur dein Fuß präsent vor meinen Augen,
Die Lotosfüße, unsrer Wunden Reichtum!
O Mutter voll der Gnade, hab Erbarmen!

Fürwahr, sogar der Meister wär verstorben,
Wahnsinnig, wie er war, in deinen Armen
An deinem Leib, es war sein eignes Selbst,
Wenn er genossen hätte nicht den Duft,
Den Lotosduft von deinen Lotosfüßen,
Voll Honig aus der Flüssigkeit des Sandel,
Der Nektar glücklich ist vom Mond geströmt.

O lass den Strom von starken Regenschauern
Der Ganzhingabe an die Große Mutter
Auch stets auf mich vergossen werden, Herrin.
Bei allem Kämpfen und Ertrinken, ach,
Bin ich im Ozean der Illusionen,
Bin ohne den Geschmack des Lebenswassers
Der ewigen Glückseligkeit des Geistes,
Die da vertreibt die Leiden meiner Psyche
Mit der Unendlichkeit der Zahl der Götter.

Es soll dein Ruhm, so dunkel wie die Wolke,
Dein Ruhm soll stets in meinem Herzen sein.
Von deinem Glanze ward geboren Gott,
Der Schöpfer, der Erhalter, der Vollender,
Sein Stoff ist göttliche Intelligenz
Und reine ewige Glückseligkeit,
Aufräumend mit der Dunkelheit des Herzens,
Ist herrlich durch die Myriaden Sttahlen!

Die Göttin, die die Macht hat zu zerstören,
Sie möge jeden Feind der Himmelsgötter
Und als die Mörderin der Fluchdämonen
Vernichten alles Böse und erobern.
Nachdem sie trennte ab den Kopf des bösen Feindes
Ergriff sie ihn, der trug den Leib des Büffels
Durch seine Zauberkünste auf dem Schlachtfeld,
Jetzt brüllend, lief er, senkte seinen Kopf
Und dann verschwand er eine kurze Weile.

Sie tötete die Feinde auf dem Schlachtfeld,
Da schrecklich war das Tun der Feindeswaffen.
Sie schleuderte den Diskus und Raketen.
Dort war die kupferfarbne Waffe auch
Und hell es blitzte von des Feindes Pfeilen.
So dicht die Feinde, stark und stolz und mächtig,
Das Feld der Schlacht gefegt ward von dem Sturm,
Das scheußlich war und voll der Feinde Leichen,
Von deren Blut und Fleisch die Geier fraßen.

Die Weisen meditieren über dich,
Du rauschest stürmisch hier bald und bald dort
Auf dem Gefild der Schlacht, den Feind zu töten,
Begleitet von den heiligen Begleitern,
Mit Lotosblütenschmuck als Silber-Ohrring,
Und auf den Blütenblättern steht geschrieben:
O Mutter, Mutter, Mutter, Mutter, Mutter!
Wie schrecklich war das Schlachtfeld mit dem Wurf
Der großen krummen Hörner bösen Büffels,
Tief schwarz, verrückt, ging hin und her, laut brüllend,
Sein Tod ward gleich gewünscht von allen Göttern.

Die Weisen meditieren über dich
Und deine Glücksverheißung, schwarze Mutter,
Du hältst den Diskus in der Hand, die Lanze,
Und Axt und Schild und Dreizack, Pfeil und Bogen,
Du machst die Geste, die die Angst vertreibt,
Dein langes Haar ist dicht wie eine Wolke,
Dein Angesicht bedeckt mit Furchtbarkeit,
Laut schreiend, schallend lachend, schrecklich jetzt
Und so bedrohst du alle bösen Helden.

O Göttin! Solcherweise meditiere
Ich über deine makellose Form,
Verehrt von Gott und allen Himmelsgöttern,
Denn dir ist es gegeben, anzugreifen
Der Feinde Städte und der Bösen Zelte,
So zu erobern deine bösen Feinde
Und zu gewinnen so das Reich des Herrn.
Und alle Himmlischen erwerben dir
Den Nektartrank der Weisheit der Poeten
Und große Macht, zu bannen und zu töten.

O Mutter, sei gegrüßt! Komm zu erobern!
Wer nachsinnt über deine Lotosfüße,
Der singe diese Hymne an die Mutter,
Dann sind in seinen Händen unverzüglich
Erfüllung der Begierde und Erlösung.

Gegrüßet seiest du, o schöne Göttin!
Du Spenderin des Segens, Gottgeliebte,
Liebhaberin bist du für deine Jünger!

Du nahmest an die Form des Universums,
Geliebte Gottes, angeredet wirst du
Als Göttin. Ich verneige mich vor dir.

O Göttin aller Welten, Braut des Herrn,
Du Geberin der Früchte der Begierde,
Du Königin des Buches und der Schriften,
O Göttin, ich verneige mich vor dir.

O Göttin mit dem Glanz von tausend Sonnen,
Drei Augen, strahlend stehst du auf dem Halbmond!

O Frau! Gekleidet in ein Hauchgewand,
Du sündenlose Eine, du gibst Brot,
Die du dich freust am Tanz der reinen Geister,
O Göttin, strahlend stehst du auf dem Halbmond,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.

Erfüllerin der Wünsche deiner Frommen,
Zerstörerin der Schmerzen dieser Welt,
Du biegst dich, Schöne, unter dem Gewicht
Der großen Brüste, deiner schönen Brüste!
O Göttin, ich verneige mich vor dir.

Du thronest in der Lotosblüte Mitte
Und hast die Form der siebenfachen Kraft,
Du bist die Göttin aller Göttinnen,
O Jungfrau, ich verneige mich vor dir.

O Göttin, mit dem Halbmond schön geschmückt,
Die Reiche alle sind von dir beschenkt,
Du Geberin der Freude an den Weisen,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.

Die Götter beten deine Füße an,
Die du ergänzt der Himmelsgötter Formen,
Du Geberin des Reichtums und des Brotes,
O Mutter, ich verneige mich vor dir.

Wer in der Stunde der Anbetung liest
Devot die Hymne an die große Mutter,
In dessen Haus wird wohnen stets das Glück,
Das ist die Wahrheit ohne allen Zweifel.

Wer diese Hymne täglich rezitiert
Und liest dies Lied zur Zeit der Dämmerung,
Erlangt von Wohlstand und von Brot die Fülle.

Nicht jedem soll enthüllt die Hymne werden,
Den Frevlern bleib die Hymne unbekannt,
Sonst fallen Übel auf den Übeltäter,
Mit Sorgfalt du verberge diese Verse.

O mondgleich deine Schönheit wird erhöht
Durch jene Lotosblüten um dich her,
Glückselige und gnadenvolle Göttin!
Du Waldbrand in dem Wald des bösen Denkens,
Das Weltall huldigt deinen Lotosfüßen.
O Lotos, auf der Lotosblume sitzend,
Glück bringst du denen, die dich täglich grüßen,
Zerstörerin der Torheit, Braut des Herrn,
Substanz der Welt und aller Schöpfung Wesen!

Das Urwort ist dein Lieblingswort beim Beten,
Die du bist formlos und zugleich geformt,
Du bist das Gold des Lotosangesichtes
Des aus dem Lotoskelch gebornen Herrn,
Verkörperung von allen Leidenschaften
Und ohne irgendwelche Attribute,
Du Wandellose, grob nicht, noch subtil.
Wer kennt schon deine göttliche Natzr
Und wem bekannt ist deine Wirklichkeit?
Du bist das ganze All der Universen.
In dir entsteht das All der Universen.
Du wirst gegrüßt vom Stamm der Himmelsgötter,
Die du entstehst in Fülle überall,
Du Reine, Makellose, Unbefleckte.

Du bist zufrieden mit dem Rezitieren
Und wiederholtem Murmeln des Gebetes.
Wie Schnee so strahlend weiß ist deine Krone.
Mit deinen Händen spielst du schön die Harfe.
O Mutter, Mutter, sei gegrüßt, o Mutter!
Verbrenn, verbrenne meine träge Faulheit
Und gib dafür mir eine große Weisheit!
Du selber bist das Wissen und die Weisheit.
Die Überlieferung singt stets von dir
Und Gott der Herr spricht immer gern von dir.
O Geberin der ewigen Erlösung,
O wahrer Weg zur höchsten Geistesfreiheit!
Wie mächtig du, das kann kein Mensch erkennen,
O Geberin des Glücks, der Seligkeit,
Geschmückt mit einer weißen Perlenkette,
Gewähr mir deine Huld, o Gnadenvolle!

Du bist die Weisheit, Weisheit, schöne Weisheit,
Dein Name ist Erlösung, Lobpreis, Geist,
Du bist die Ewige, die Flüchtige,
Der Ursprung aller Schöpfung, Gottgegrüßte,
Die Neue und die Alte, Strom der Tugend,
Gegrüßt vom Herrn, die Reine, schön von Farbe,
Subtilstes Element von allen Dingen,
Die Hälfte Gottes, Geberin der Weisheit,
Du Geberin der Seligkeit des Herrn.

In Form der ersten und der letzten Letter
Du hältst ein Offenbarungsbuch in Händen,
Die du bist froh, von lächelndem Gesicht
Und schön erfüllt von der Glückseligkeit.
Du bist die Unschuld, Strom von Charme und Liebreiz.
Verbrenn, verbrenne meiner Unzucht Sünde,
Zerstreu die Finsternis des bösen Denkens.
O Lobenswerte du von allen Wesen!
Des Wortes Göttin bist du, die gewährt
Erfolg der Zunge aller wahren Dichter,
Erfolg bei der Verwirklichung des Wissens.

Ich bet zu dir, verneige mich vor dir,
Komm du zu meinem Mund, verlass mich nie!
Dann geht nicht in die Irre meine Weisheit,
Dann wird die Sünde auch von mir genommen,
So werde ich befreit von Leid und Kummer,
In Zeiten der Gefahren bin ich sicher,
Frei arbeitet mein Geist und ungehindert
In Schriften-Disputionen und in Versen.

Wer keusch ist, schweigsam, lebt in frommer Andacht,
Wer Fleisch nicht ist zu der bestimmten Zeit,
Wer sich verbeugt mit Ganzhingabe täglich,
Der lobt dich mit den auserwählten Versen.
Der wird geschickt sein in Beredsamkeit
Und übertreffen noch den Dichterfürsten,
Der Schmutz der Sünde wird hinweggefegt.
Der wird erlangen seiner Wünsche Früchte,
Die Mutter schaut ihn an als ihren Sohn.
Es fließt die Poesie aus seinem Mund,
Der Wohlstand und das Brot besucht sein Haus
Und schwinden werden alle Hindernisse.

Wer ohne Unterbrechung liest dies Lied,
Wer liest es an dem dreizehnten des Monats,
Ob hell der Mond ist, ob der Mond ist dunkel,
Die Weisheit meditiert im weißen Kleid,
Geschmückt mit weißen Blumenornamenten,
Der wird erlangen seiner Wünsche Früchte.
Denn die verheißungsvolle Hymne ward
Gedichtet von Maria Josef Mayer,
Wer täglich liest dies große Lied mit Sorgfalt,
Dem schenkt die Mutter die Unsterblichkeit.

O virtuose Eine, Braut des Herrn,
Geliebte Gottes, Geist-Inkarnation,
Befreierin aus dieser Welt des Todes,
Zerstörerin der Drangsal, Siegerin,,
Dreiäugige und Erste, Frau der Speere,
Du Braut des Gottes mit dem Pfeil und Bogen,
Du wunderbare Eine, große Glocke,
Entsagungsreiche, Weisheit, Scheiterhaufen,
Das Wort ist deine göttliche Substanz,
Du bist die Wirklichkeit und die Natur,
O wahre Wonne, Eine ohne Ende,
Erreichbar nur durch Ganzhingabe, Stern,
Zerstörerin der Dinge, Braut des Herrn,
Du Mutter aller Geister, du Beschauung,
Du reich an Edelsteinen, alles Wissen,
Du Tochter Gottes bist die schöne Weisheit,
Zerstörerin der Opfertiere Gottes,
Die fastet in den Tagen der Entsagung,
Du Farbenreiche, Rosige und Rote,
Gekleidet in ein weißes Linnenkleid,
Zufrieden mit den Kettchen deiner Füße,
Erschreckende und grenzenlose Macht,
Hausdame, Schönheit, Königin des Waldes,
Verehrt von allen Weisen, Tochter Gottes,
Du Braut des Herrn und höchste Herrscherin,
Ganz Reine du, Essenz von allen Wesen,
Du Weisheit und Aktion, erhabne Eine,
Du Geberin des Lichtes, du bist alles,
Wie unbegrenzt ist deine süße Liebe,
Du sitzt auf einem Stier, Zerstörerin
Des bösen Feindes und der Fluchdämonen,
Du Siegerin in allen Schlachten Gottes,
Zerstörerin der weiblichen Dämonen,
Der Geist ist deine göttliche Substanz,
Du Existenz, du Trägerin der Waffen,
Du Jugendliche und du schönes Mädchen,
Du alte Mutter, Geberin der Kraft!

Für den, der täglich liest der Mutter Hymne,
Ist nicht unmöglich mehr in allen Welten.
Er hat dann Wohlstand, Länder, Frauen, Söhne,
Er hat dann Elefanten auch und Pferde,
Er führt als Weiser seines Landes Kinder
Und schließlich auch erreicht er die Erlösung.

Nachdem er betete zur Großen Mutter
Und meditierte über ihre Weisheit,
Dann soll der Gläubige verehren fromm
Und Ganzhingabe leben an die Mutter.
Ein solcher dann gewinnt die Frucht der Götter,
Er hat dann Könige zu seinen Dienern,
Er hat ein Königreich und allen Wohlstand.

Er, der versiert ist in den Weisheitsschriften,
Der mit der Weisheit Worten übereinstimmt,
Der hat geschrieben diese große Hymne
Mit Safran und mit Kuh-Pigment und Lack,
Mit Kampfer, und gemischt mit Süßigkeiten,
Und dann trägt seine Hymne reiche Früchte.

Wer schreibt und wer dann liest der Mutter Hymne
An einem Freitag in dem Frühlingsmonat,
Tief in der Nacht, wenn rund der Vollmond ist,
Der kriegt dann allen Wohlstand, allen Reichtum.

Ich schau zum guten Meister, der das Licht ist,
Da sitzt der Meister still mit seiner Braut
Und Licht in seines Hauptes Lotosblüte,
Bewaffnet beide, liebenswürdig, freundlich,
Mondgleiche Angesichter voll der Gnade,
Die machen mit den Händen Segensgesten,
Die kalten nackten Ängste zu zerstreuen
Und angenehmen Wohlstand zu gewähren.

Wer betend rezitiert das goldne Urwort,
Erreicht so allen Reichtum, allen Wohlstand.

O Mutter! Wer dein weises Wort erwägt,
Geschmückt mit allen Zahlen aller Götter,
Gewinnt den Wohlstand und gewinnt den Reichtum.

O glanzvoll sind die Frommen wie die Sonne,
Die wahren Weisen sind der Charme der Welten
Und durch die Gnade werden sie zu Gott!

Geliebte! Wer betrachtet deinen Körper
Und rezitiert die sieben Worte Gottes,
Der macht die Feindinnen und Feinde sprachlos,
Glückseligkeit erglänzt in seinem Haus
Und er wird Gott der Liebe für die Frauen!

Der Fürst der Dichter der Beredsamkeit
Ihm segnet seinen Mund mit Poesie.
Die bösen Tiere werden ihm nicht schaden.
Ja, selbst die Schriften werden ihn begrüßen!
Sein Fuß ist dann der Kopfschmuck eines Königs
Und unheilvolle Sterne fliehn vor ihm.

Die Frommen lass auf Lotos meditieren,
Auf einem Thron, besetzt mit Edelsteinen,
Platziert vor einem heiligen Altar,
Sie stehen auf dem Boden ihres Hauses
Inmitten eines Waldes reich an Bäumen.

Er soll im Lotos-Winkel meditieren,
Die Göttin in dem Lotos wirkt wie folgt:
Ihr Glanz ist wie aus rein geschmolznem Gold,
Ohrringe silbern baumeln an den Ohren,
Dreiäugig ist sie und von schöner Kehle,
Ihr Angesicht ist wie der volle Mond,
Sie biegt sich unter dem Gewicht der Brüste,
Sich unter dem Gewicht der großen Brüste!

In ihren Armen hält sie, schön geschmückt
Mit Diamanten und mit Edelsteinen,
Zwei Blumen, eine Schlange, einen Bogen,
Den goldnen Stachel und die Blumenpfeile.
Ihr Körper ist verschönert von Juwelen,
Die schlanke Taille wunderschön umgürtet!

Die Füße glitzern von den Silberkettchen,
Gekrönt ist sie, geschmückt und voll der Gnade,
Sie hält zwei kleine weiße Flocken Schnee,
Hält einen Spiegel, eine Goldschatulle
Und eine Schachtel voll von frischem Kampfer.

O Schöpferin der vielen Universen,
Zerstörerin der Schmerzen dieser Welt,
Zerstörerin und Herrscherin des Alls,
Die stets Glückselige, Dreifaltige,
Die ist es, die ich ehre als ihr Sklave.

Die Weisen, die sie lange Zeit beschauten,
Auf einem Lotossitze vor ihr sitzend,
Die grüßen sie mit großer Ganzhingabe,
Anbetend ehren sie mit schönen Blumen,
Erreichen, sind sie auch die letzten Sünder,
Erreichen, in Glückseligkeit zu sein.

Wer, wenn er erst vollbracht den Gottesdienst,
Wer dann mit allen Himmlischen der Mutter
Den Lobpreis rezitiert im Lotossitz,
Der wird zum König unter Menschen werden.

Die Erde du, die Schöpferin der Welt,
Das Wasser du, als Herr die Welt behütend,
Das Feuer du, als Herr die Welt zerstörend,
Du bist die Luft, du bist die Form des Geistes.

Urzeitliche, Glückselige, All-Eine,
Du Gattin Gottes, Zuflucht deiner Jünger,
Die immer du im Geist bewegst die Welt,
Liebhaberin von allen Kreaturen,
Du reine Eine in der Form des Äthers,
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

Du hast des bösen Feindes Stolz erniedrigt,
Durch dich ist er gestürzt ins Meer der Welt,
Du, du bist Weisheit, Seligkeit und Licht,
Wie kann ich deine Schönheit je recht preisen?
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

O Frau, sogar ein ungelehrter Mensch,
Der nachdenkt über deine schöne Form,
Erwirbt den Genius der Poesie
Und alle Gaben in dem Universum,
Die irgend schwer nur zu erreichen sind.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

Du bist das Fundament, das unterstützt,
Du bist die Krone, die wir unterstützen.
Durchdringe du im Geist die ganze Welt,
Du Form der Schöpfung, die von dir erfüllt ist.
Du bist die Existenz, du bist das Nichts.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

Du bist das kleinste Teilchen dieser Welt
Und alldurchdringende Begeisterung.
Du bist das Ideal des Universums.
Kein Lobpreis je kann deine Größe sagen,
Doch deine Schönheit inspiriert mein Lied.
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

Für den, der liest und rezitiert am Morgen,
Am Mittag und am Abend diese Hymne,
Sei nichts unmöglich in dem Universum,
Er schaue deine göttliche Natur!
O große Muttergöttin, sei mir gnädig!

Ich kenne kaum dein Wort und dein Gebet,
Kaum, weiß ich, wie man recht dich grüßen soll,
Kaum weiß ich, wie man meditiert dein Wort,
Kaum kann ich beten zu der großen Mutter.
Ich weiß nicht, wie man vor dir niederkniet
Und wie vor dir man seine Hände faltet.
Ich weiß nur eins, o große Muttergöttin,
Ich folge dir, indem ich für dich leide.

Weil ich nicht wirklich kenne dein Gesetz
Und weil ich leb in Armut und in Trägheit,
Hab ich die Kraft nicht, dein Gebot zu tun.
Und daher meine Unterlassungssünden,
Dass ich zu selten küsse deine Füße.
Doch, Frau, verheißungsvolle Retterin,
Du mögest alle meine Schuld verzeihen.
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es nicht.

Viel gute Söhne hast du auf der Erde,
Doch ich, dein Sohn, ich bin ein Taugenichts.
Doch du verlass mich nicht! Ich bin allein!
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es nicht.

O Mutter aller Schöpfung, große Mutter!
Ich hab nicht deinen Lotosfuß geküsst,
Auch hab ich dir nicht reichlich Geld gegeben,
Doch deine Liebeshuld ist unvergleichlich!
Ein schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch eine schlechte Mutter gibt es nicht.

Verlassen hab die Ehrung andrer Götter
Und alle Vielfalt irrer Meinungen
Der Narren, die die Götter beten an.
Ich bin jetzt fast schon fünfzig Jahre alt,
Verleihe du mir nur die milde Güte,
Wen hab ich sonst als deine Unterstützung?
O Mutter Gottes du mit schlankem Bauch!

Gebete, lieblich süß wie die Melone,
Fleischfresser machen sie zuletzt noch heilig.
Und selbst ein Bettler wandelt ohne Angst
Und hat durch dich genügend Geld und Brot.
O Mutter, dies ist deines Wortes Frucht,
Das ich geflüstert hab in deine Ohren.
Wer kann denn zählen, Mutter, deine Früchte,
Die du gebärst, wenn man den Gruß dir murmelt?

Der mit der Asche ist beschmiert der Gräber,
Der Gift geschluckt, der ist mit Schmutz bekleidet,
Verfilzter Haare und bekränzt mit Schlangen,
Der Herr der Menschen und der Herr der Geister
Hat einen Totenschädel in der Hand.
Er ist in seinem Reich der Herr der Welt,
Weil du ihm die Gefährtin bist, o Mutter.

Ich habe keine Freude an Befreiung
Und wünsche auch nicht Wohlstand oder Reichtum,
Auch will ich nicht Erkenntnis haben, Wissen,
O Eine, und ich wünsch mir auch kein Glück,
Das Eine nur erbitte ich von dir,
Dass dies mein Leben im Gesang vergeht
Und in dem steten Murmeln deines Grußes.

Ich hab nicht nach den heiligen Geboten
Dich recht verehrt mit Huldigung des Sklaven,
Was habe aber ich getan für Unrecht?
Wann hab ich unterlassen das Gebet?
O schwarze Mutter, ist es dir gemäß,
Wenn hilflos ich, wenn du nicht Gnade schenkst?

O Frau, du Ozean des Allerbarmens!
Wenn ich von Feindesbosheit überwältigt,
Erinnere ich liebend mich an dich.
Ich denke nicht, dass ich mich in dir täusche,
Denn Kinder, wenn sie hungern oder dürsten,
Dann denken immer sie an ihre Mutter.

O Mutter aller Welten! Wunderbar,
Wie du so voller Mitgefühl für mich.
Die Mutter lässt den Sohn ja nicht im Stich,
Selbst wenn der Knabe hundert Fehler hat.

Ich bin der Größte doch von allen Sündern,
Doch du bist die Zerstörerin der Sünde.
Du hast gehört, was ich zu sagen hatte,
Nun tu du das, was dir gerecht erscheint.

O Retterin der Welt aus wilden Wellen,
Klar ist dein Wasser auf dem Haupt des Herrn,
Mein Geist soll ruhen unter deinen Füßen.

O Muttergöttin, Geberin des Glücks,
Berühmt ist deines Wassers Herrlichkeit,
Du bist ja größer, als ich wissen kann,
Beschütze du Barmherzige mich Toren.

O Fluss, entstanden aus den Füßen Gottes,
O Mutter, deine Wellen sind wie Schnee,
Sind schimmernd wie der Mond und rein wie Perlen,
Entferne das Gewicht der Schuld von mir,
Hilf mir, das Meer der Welt zu überqueren.

Du sagst, dass der, o Frau, der dir gewidmet,
Den Gott des Todes nie erblicken wird.
Und wer betrunken ist von deinem Wasser,
Erreicht gewiss die höchste Himmelswohnung.

O Herrin, Retterin der armen Sünder,
Wie wunderschön sind deine klaren Wellen,
Umrauschen sie die Linien der Gebirge,
O Mutter, Tochter du des Weltenkönigs,
Du große Schutzfrau der Gefallenen,
Gegrüßet seiest du in allen Welten.

O Göttin, wer geht auf dem Ozean,
Ist frei von Traurigkeit, wenn er dich grüßt.
Du Geberin der Frucht vom Lebensbaum,
Durch deine Gunst die Frau, die sonst so kalt,
Wirft liebevolle Blicke bald auf mich.

Und wer in deinen Wassern badet, Mutter,
Wird nie von einer Mutter mehr geboren,
O Schutzfrau vor der Hölle, Muttergöttin,
Zerstörerin der Sünden und der Bosheit,
Erhaben bist du sehr durch deine Größe.

O du bist ewig, o du Meer der Reinheit!
Du Spenderin der Seligkeit der Seele,
Du Zuflucht deiner Jünger, liebe Schutzfrau,
Von deinen Augen kommt der Blick des Mitleids,
Und deine Füße schmücken Edelsteine
Aus Gottes Krone. Sei du immer siegreich!

O Königin, zerstreue meine Krankheit,
Die Schwermut und den Schmerz, Verbitterung,
Zerstreue meine Sünden, meine Torheit,
Essenz von Himmel, Meer und Erde du,
Halskette auf der Brust der Mutter Erde,
Nur du bist meine Zuflucht in der Welt.

O Mutter, ewige Glückseligkeit,
Verehrt von allen, die verzweifelt sind!
Sei gnädig! Der da wohnt an deinem Ufer,
In Wahrheit wohnt er in der Stadt der Götter.

Es wäre besser doch, ein Fisch zu sein
In deinen heiligen Gewässern oder
Ein Salamander dort an deinem Ufer,
Vielleicht ein Mann auch, der gern Hühner isst,
Der aber wohnt an deinem Gnadenstrom,
Als Fürst zu sein, weit weg von deiner Gnade.

Allreine, die von allen wird gelobt,
Du Fließende, o Tochter du des Ersten,
Wer täglich diese deine Hymne liest,
In allen Kämpfen ist er immer siegreich.

Sie, die mit Ganzhingabe ihres Herzens
Die Hymne rezitieren an die Mutter,
Die komponiert ist in dem süßen Stil,
All denen gibt du höchste Seligkeit,
Sie werden die Erlösung bald erlangen.

Ein Mann der Welt soll lesen diese Hymne,
Die Hymne an das Wesen aller Welten,
Die Geberin der vielerwünschten Früchte,
Das Wesen aller Wesen, die Allreine.

Ich salutiere deinen Lotosfüßen,
Du Schöne mit der Brandung deines Meeres,
Vereinigt mit den Tropfen deiner Ströme,
O Geberin von Wohlstand und von Reichtum,
Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Die haben in dem Meeresschaum gebadet,
Die du zerstörst die Reinkarnation,
Denn deren Ursach ist allein die Sünde,
So wie du auch die Todesangst zerstörst.

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du Geberin des Himmelskörpersegens,
Die keuschen Fische sind in deinen Wassern,
An erster Stelle aller frommen Flüsse,
Zerstörerin der schweren Last der Sünde,
Du Geberin von Wohlstand und von Reichtum,
Von Fischen, Krokodilen, schönen Schwänen.

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Denn deine Tiefe reinigt von den Sünden.
Ja, du zerstörst die Sünde und die Bosheit
Und du machst klein den Berg der Katastrophen,
O Geberin des Glückes mit dem Sohn
Beim Schreckenstag des Endes dieser Weltzeit.

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Dein Wasser wird verehrt durch deinen Sohn
Und wird verehrt von jedem Feind des Bösen,
Von Göttern, Heiligen und reinen Geistern,
Zerstörerin der Reinkarnation,
Beschützerin vor allen Erdenschmerzen!

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Verehrt von Myriaden in den Himmeln,
Von den glückseligen erlösten Seelen,
Von Göttinnen und Göttern und von Geistern,
Dein Ufer schön erklingt vom Heldenlied
Der Hunderttausenden von Nachtigallen,
Du Geberin der Wonne an die Weisen!

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du süße Königin der Bienenstöcke,
Du Mutter aller Weisen und Gelehrten,
Du bist es ja, die Mond und Sonne segnet.

Ich grüße deine lotosgleichen Füße,
Du Waffe gegen Tausende von Sünden,
Bekannte Sünden, unbekannte Sünden,
Du Geberin des köstlichsten Genusses
Und du Erlöserin der Kreaturen
Und unsre Wonne in der Wohnung Gottes!

Ich neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Wie süß die Klänge sind an deinem Ufer,
In Gottes Haar hört man die Nachtigallen.
Zerstörerin der Schmerzen und der Sünden,
Erlöserin des Hirten und des Sängers,
Erlöserin des Weisen und des Toren,
Du Schutzfrau vor der Glut der Unterwelt,
Du Geberin des Glückes allen Wesen.

Herr, sieht man dich im Spiel mit deinen Mädchen
In schönster Frühlingszeit mit ihren Blumen
Und an dem See mit reinen Lotosblüten
Und mit den Scharen weiß und schwarzer Schwäne,
Und am Gewässer, von dem Hauch gekräuselt,
Dann gleich vergehn die psychischen Gebrechen.

*


UND NUN WEIH ICH DIES EPOS DER HEILIGEN JUNGFRAU MARIA.