Von Josef Maria Mayer
MOTTO
Ach, die Poeten hatten gestern
Als Ideal die Musen-Schwestern,
Die Dichter heut mit dreisten Stirnen
Nur singen ideale Dirnen!
*
Mein Herre, lieben Sie wohl was
Von meiner schönen Ware?
Hier ist der Mund, die Brust ist nass,
Hier ist das Loch samt Haare.
Befehlen Sie es an der Wand,
Befehlen Sie's im Bette,
Es ist doch aller Welt bekannt,
Dass ich die Engste hätte.
Zehn Taler zahlt ein Offizier,
Fünf zahlt ein Advokate,
Ein Taler zahlt ein Grenadier,
Zehn Groschen der Soldate.
Der Handwerksbursche, frei im Geist,
Er zahle, was er wolle.
Doch weh dem, der mein Loch zerreißt,
Der Tod ihn holen solle!
Und ist es ganz zerrissen dann,
So bleiben noch die Haare,
Und lässt man's flicken, guter Mann,
So hält es viele Jahre.
*
“Wer steht da vor der Tür?“
"Es ist ein Grenadier!"
"Mein Herr, was wünscht Ihr sehr,
Und was ist die Begehr?"
"Ich möchte schlafen fein
Mit Ihrem Töchterlein!"
"Dann treten Sie nur ein
In ihr eng Kämmerlein!"
"O Mama, leih mir deine -
Denn meine ist zu kleine!"
"Ich kann sie dir nicht borgen ,
Der Vater braucht sie morgen!
Du hast ja selber eine
Wie eine Bauernscheune!"
"O Mama, Licht entzünde,
Dass er mein Löchlein finde!
Du brauchst es nicht zu zünden,
Wir liegen schon in Sünden!"
*
Nun sauf, mein Engel, sauf dich tot,
Denn geht die Mutter aus nach Brot,
Ach nein, was war die Mutter dumm,
Es brachte dich das Weib nicht um!
*
Und wer von ihnen ist die Engste?
Zwölf Schwestern stritten um die
Wette:
Wer doch die engste Fotze hätte.
Die meine Fotze ist so wenig ,
Das macht der rote Monden-König.
Die meine ist von seltner Art,
Ihr läuft das Wasser durch den Bart.
Die meine ist wie Butter weich,
Wer's sieht, dem spitzt der Samen
gleich.
Die meine ist ein Lorbeerkranz,
Und vögeln kann sie jeder Schwanz.
Die meine ist ein närrisch Luder,
Ein jeder Schwanz ist gleich ihr
Bruder.
Die meine ist ein Männkepiss,
Nach jedem Stoß kommt noch ein Schiss.
Die meine lässt sich zärtlich bürsten
Vom Grafen, Herzog und vom Fürsten.
Die meine ist gewiss nicht klein,
Doch passt ein jeder Schwanz hinein.
Die meine Fotze ist verwachsen
So wie der Flachs von Niedersachen.
Die meine, die ist schief und krumm,
Nach jedem Stoße ächzt sie stumm.
Die meine ist das Meisterstück,
Nach jedem Stoß gibts drei zurück!
*
Sie saß am Fenster in der
Nachdurstgasse,
Ich ging vorbei in weher Liebesqual,
Ich sprach zu ihr: Du adlig Blasse,
Was kostet es bei dir ein einzig Mal?
Zehn Mark, sprach sie, dann will ich
dich erlösen!
O Liebe Frau, so viel nenn ich nicht
mein,
Behüt dich Gott, er wäre schön
gewesen,
Behüt Dich Gott, es hat nicht sollen
sein.
Ein andermal, als ich zu ihr gegangen
Und auf ihr lag, benützend schnell die
Zeit,
Als nun mit Feuer und mit Kraft wir
rangen,
Ihn steif zu bringen - keine
Möglichkeit.
Ich hab's versucht im Guten und im
Bösen,
Es nützte nichts, er wollte nicht
hinein.
Behüt dich Gott, es wäre schön
gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen
sein.
Drei Wochen drauf trat ich mit geilen
Blicken,
Mit vollem Sack zu ihr und steifem
Speer:
O Liebe Frau, heut dürfte es wohl
glücken,
Nicht länger zähm ich die Begierde
mehr.
Sie sprach, du stecke ein den lieben
Besen,
Die Monatsblutung stellte heut sich
ein.
Behüt dich Gott, es wäre schön
gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen
sein.
Zum vierten Mal bin ich zu ihr gegangen
Und trat zu ihr ins warme Kämmerlein,
Ganz splitternackt hat sie mich da
empfangen,
Ich stieg auf sie und schob ihn gleich
hinein.
Fünf Nummern hat sie mir heraus
gelesen,
Ein Himmelsfick, nicht schöner konnt
er sein.
Behüt dich Gott, es wäre schön
gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen
sein.
Doch als drei Tage drüber hingegangen,
Herrjemine, wie hab ich da geschaut,
Zu laufen hat mein Bester angefangen,
Ein Tripper hat sich riesig angebaut.
Ich hab verflucht das ganze Hurenwesen,
Des Arztes Spritze goss mir Balsam ein.
Behüt dich Gott, es wäre schön
gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen
sein.
*
Eines Abends nach dem Sturm
Ging ich um den Juliusturm,
Kam die strenge Sitte schwer:
Liebes Madel, komm mal her!
Berolina, o wie süß
Ist dein Freuden-Paradies
Dem der seine Freunde kennt,
Die man Sittenrichter nennt.
Aber unsre Vaterstadt
Wirklich schöne Huren hat.
Schwamm darüber, tralala!
Haben eine aufgesammelt,
Deren Fleisch so recht vergammelt,
Kommt sie in die Charité
In das Krankenheus, o weh!
Berolina, o wie süß
Ist dein Freuden-Paradies
Dem der seine Freunde kennt,
Die man Sittenrichter nennt.
Aber unsre Vaterstadt
Wirklich schöne Huren hat.
Schwamm darüber, tralala!
*
Wenn du heut nicht willst,
Machs nur hübsch geschwind,
Ehe dass mein Saft
Aus dem Loch mir rinnt.
Altes Weibchen du,
Zahnlos bist du ja,
Haare vor dem Loch.
Sag, was machst du da?
Zupf nicht, zupfe nicht,
Greif mein Loch nicht an,
Küss den Nabel nicht,
Sind da Kratzer dran?
Tu ihn rein, hier rein,
Schieb ihn nicht daneben.
Bin die Dirne doch,
Ich muss davon leben.
Steck ihn rein, hier rein,
Lass das Loch nicht reißen,
Steck ihn vorn ins Loch,
Hintern ist zum Scheißen.
Muschi, schau mich an,
Hab den Sack voll Saft,
Bin ein ganzer Mann,
Hab das Ding voll Kraft.
*
Je suis Carine, la reine blonde,
On me connait, messieurs, parbleu!
Je suis la reine du Demimonde.
Carine est la - faites votre jeu!
O weh, o weh, hab keine Angst,
Ich sing auch deutsch, wenn du
verlangst,
Französisch kann ich nur – o je!
Zum Hausgebrauch fürs Varieté.
Zwar ein Franzose ist mein Schneider
Und aus Paris sind meine Kleider.
Und drunter das ist auch kein Quark:
Mein Schlüpfer kostet dreißig Mark,
Der Straps am Strumpfe kostet acht -
Was glaubt ihr, wie das glücklich
macht!
Nicht immer wühlt ich so in Spitzen,
Einst trug ich Leinen und Flanell,
Musst an der Schreibmaschine sitzen
Und auch den Griffel führt ich
schnell.
O weh, o weh, war wenig da -
Und den BH verbot Mama,
Und doch war ich gesund, voll Ruh,
Wie warme Milch frisch von der Kuh!
Kriegt abends Käse ich und Rettich,
Dann schlüpft gesättigt in das Bett
ich.
Jetzt jede Nacht im Separé
Mit reichen Herren ein Souper!
Da schmaus ich bis die Schwarte kracht!
Was glaubt ihr, wie das glücklich
macht!
Ich zählte eben siebzehn Jahre,
Da nahte sich schon mein Geschick:
Vergafft sich wer in meine Haare
Und in den veilchenblauen Blick.
O lieber Gott! Wie war ich froh!
Er fragt nicht lang und nahm mich so.
Hoch unterm Dach wohnt mein Poet...
Und da geschah es - wie's so geht! -
Und himmelhoch und himmelweit
Die heimlich süße Seligkeit!
Wenn ich ihm dann am Halse hing,
War ich sein All - ich dummes Ding -
Da ward ich weise über Nacht -
Was glaubt ihr, wie das glücklich
macht!
Treuliebchen mein und Sonnenscheinchen,
Mein süßes Weibchen, lieb und dumm -
So nahm er mich und meine Beinchen,
Trug auf dem Rücken mich herum.
O Gott, o Gott! Wie jammervoll,
Dass solche Liebe enden soll!
Doch vom Talent wird man nicht satt,
Wenn man nicht eine Rente hat!...
Der zweite war ein Herr Professor,
Der stand sich schon erheblich besser.
Ja, meine Herrn - die Jugend flieht!
Ein kluges Kind wird früh solid!
Die Treue hat nichts eingebracht -
Was glaubt ihr, wie das glücklich
macht!
Der erste nahm sich nicht das Leben,
Als ich zum zweiten mich gewandt,
Er hieß mich aus der Kammer schweben,
Worauf er aus der Stadt verschwand.
Ach Gott! Es ist ja lang schon her,
Bin längst kein dummes Weibchen mehr!
Tu manches reichen Herrn zu Dank
Und hab mein Konto bei der Bank!
Flog in das Licht als graue Motte,
Doch jetzt bin ich La Grande Cocotte!
Je m'en fiche de tout ce que m'accuse!
Ah! Cher Messieurs, je vous amuse?
Nun Vorhang auf! Ihr Männer, lacht!
Was glaubt ihr, wie das glücklich
macht!
*
Mein Schatz hat Haar wie Raps
Und hat nur vier Gelüste:
Mein Geld und meine Brüste,
Das Messer und den Schnaps.
Sieht er mich ohne sich
Zu seinem Herren laufen,
Wird er den Schnaps versaufen,
Das Messer bleibt für mich.
Ich hab so Träumerein:
Er wird wohl einst beim Trunke
In einer Schnaps-Spelunke
Zur Nacht erstochen sein.
Im Bluthemd, wie er war,
So will ich ihn begraben.
Der Wurm soll alles haben,
Nur nicht sein blondes Haar.
*
Ich war ein Kind von vierzehn Jahren,
Ein reines unschuldvolles Kind
Als ich zum ersten Mal erfahren,
Wie süß der Wollust Wonnen sind.
Er nahm sich meinen Leib und lachte
Und flüsterte: Es tut nicht weh -
Und dabei schob er sanft und sachte
Mir meinen Schlüpfer in die Höh!
Seit jenem Tag lieb ich sie alle!
Des Lebens Liebes-Lenz ist mein!
Und wenn ich keinem mehr gefalle -
Dann möchte ich begraben sein.
*
Schleich auf dunkler Flur,
Schleppe grauen Gram.
Ach ich bin ja nur
Eine alte Hur:
Ihr habt mich für Geld!
Kenne auf der Welt
Keine keusche Scham.
Doch ein wildes Tier
War auch einst ein Kind,
Ich bin rein wie ihr,
Lauschte auch dem Wind,
Las auch im Brevier:
Gott, dich loben wir!
Bin wie ihr gesprungen
Auch zu Spiel und Tanz,
Hab so hell gesungen
Auf der hellen Heide:
O du Jungfernkranz -
O du Jungfernkranz -
Veilchenblaue Seide!
Schleich auf dunkler Flur,
Hässlich alte Hur,
Eure Magd und Sklavin!
Eure Magd und Sklavin!
O du lieber Gott!
Und was sagt mein Gott?
"Beten, beten, beten!
Psalter und Propheten!"
Schöner grüner Kranz,
Schöner Jungfernkranz!
Mir wird schlecht vor Not.
Hunger, Hunger! Brot!
Lust für Lumpengeld -
Elend dieser Welt!
Gott! Ach wär ich tot!...
*
Meine Herrn, mit siebzehn Jahren
Kam ich auf den Liebesmarkt,
Und ich habe viel erfahren.
Böses gab es reichlich viel,
Doch das war das eitle Spiel.
Manches hab ich doch verargt,
Schließlich bin ich auch ein Mensch.
Gott sei Dank geht das vorüber,
Liebe und das Leid sogar.
Wo das Weh von gestern Abend,
Schnee aus dem vergangenen Jahr?
Freilich geht man mit den Jahren
Leichter auf den Liebesmarkt
Und umarmt sie dort in Scharen.
Doch das zärtliche Gefühl
Wird doch mit den Jahren kühl,
Wenn man allzu wenig kargt,
Geht der Vorrat auch zu Ende.
Gott sei Dank geht das vorüber,
Liebe und das Leid sogar.
Wo der Schmerz von gestern Abend
Schnee aus dem vergangenen Jahr?
Und auch wenn man gut das Handeln
Lernte auf den Liebesmessen,
Lust in Kleingeld zu verwandeln
Wird der Frau doch niemals leicht.
Nun, es wurde doch erreicht.
Älter wird man unterdessen.
Denn nicht immer bleibt man siebzehn.
Gott sei Dank geht das vorüber.,
Liebe und das Leid sogar.
Wo die Qual von gestern Abend,
Schnee aus dem vergangenen Jahr?
*
Wir Hamburgs Dirnen haben's fein,
Man muss nicht auf dem Striche sein.
Wir wohnen hier in schönen Häusern
Wohl bei der tiefen Mitternacht,
Ahoi! weil das uns Freuden macht.
Und es kommt Neger und Matros,
Man wird bei uns die Taler los,
Sie liegen uns am nackten Busen
Wohl in der tiefen Mitternacht,
Ahoi! weil das uns Freuden macht.
Madame kocht Fleisch, Paul spielt
Klavier,
Mit Kavalieren tanzen wir,
Und kommt zu uns ein Silbertaler,
So wird er zu Madame gebracht,
Ahoi! weil das uns Freuden macht.
Doch holt die Sitte uns heraus,
Man bringt uns in das Krankenhaus.
Dann sind wir einsam und wir sterben
Wohl in der dunklen Mitternacht,
Ahoi! weil das uns Freuden macht.
*
Ich war ein junges Ding,
War immer frisch und flink,
Da kam von Kreuzberg einer,
Der hatte Geld und Grips.
So hübsch wie er war keiner
Mit seinem langen Schlips!
Er kauft mir einen Hut,
Der weiß, wie Liebe tut.
Berlin, Berlin, wie süß
Ist doch dein Paradies!
Ja, unsere Vaterstadt
Viel süße Madeln hat.
Ich ging doch immer mit.
Da ging der Kerl verschütt.
Im achten Monat schwanger,
Des Nachts bei Wind und Sturm,
Ich schleppt mich auf den Anger,
Vergrub den arme Wurm!
Es brannte mir mein Blut,
Ich weiß, wie Liebe tut!
Berlin, Berlin, wie süß
Ist doch dein Paradies!
Ja, unsere Vaterstadt
Viel süße Madeln hat.
Jetzt geh ich auf den Strich.
Mich schützt der Ludewich.
In einem grünen Wagen
Nach Mitternacht, o weh,
Sie haben mich gefahren
Ins Haus der Charité.
Verfault mein Fleisch und Blut!
Wer weiß, wie Liebe tut?
Berlin, Berlin, wie süß
Ist doch dein Paradies!
Ja, unsere Vaterstadt
Viel süße Madeln hat.
Krank bin ich allemal.
Es ist mir ganz egal.
Der Weinstock trägt die Reben,
Und kommt ein junger Mann,
Ich schenk ihm was fürs Leben,
Dass er mein denken kann.
O Morphium und Blut!
Wer weiß, wie Liebe tut?
Berlin, Berlin, wie süß
Ist doch dein Paradies!
Ja, unsere Vaterstadt
Viel süße Madeln hat.
*
Sie nahm den blauen Bogen
Und schrieb: "Mein Ideal!
Seitdem du fortgezogen,
Sterb ich vor Liebesqual!
Dir weih ich meine Lieder,
Dir mes premières amour...,
Und kehrst Du niemals wieder -
Ich bin dir treu toujours!"
Sie nahm den rosa Bogen
Und schrieb: "Mein lieber Graf!
Ich war so ungezogen,
Als ich dich neulich traf.
Ich ging mit deinem Vetter,
Das war nicht bös gemeint;
Du bist ja soviel netter!
Und ich bin treu, mein Freund!"
Sie nahm den weißen Bogen:
"Mein Prinz! Mein lieber Schatz!
Ich hab dich wohl verzogen,
Du blonder frecher Fratz?
Dass Leutnant du geworden,
Das freut mich riesig ja.
Und kriegst du einen Orden,
Dann sprichst du mit Mama.
Du brauchst nicht so zu klagen,
Ich wart auf dich ein Jahr.
Du brauchst nicht zu verzagen -
Treu bleib ich immerdar!"
Sie nahm den lila Bogen:
"Mein heiß geliebter Hans,
Dir bin ich sehr gewogen,
Und dir gehör ich ganz!
Nicht zögern, sondern wagen!
Darum bin ich so frei,
Dir grad heraus zu sagen:
Dir bleib ich ewig treu!"
Nachdem sie überflogen
Das Blatt, erhob sie sich,
Besah sich all die Bogen
Und - gähnte - fürchterlich!
*
Wenn ich dir sag, wie man als Hure
liebt,
So hör mir fleißig zu, nur kein
Verdruss!
Weil ich schon lang durch Kunst
ersetzen muss,
Was dir die Jugend kurze Zeit noch
gibt.
Doch wisse, dass du desto jünger
bleibst,
Je mehr du es mit Lust und Liebe
treibst.
Mit Faulheit ist's bei jedem gleich
verhunzt,
Riskier nur, dass er dich zusammen
staucht,
Wenn du ihn fickst, dass dir die Fotze
raucht,
Er faul am Arsch liegt und "Mehr
Tempo" grunzt.
Und nennt der Herr die beste Arbeit
schlecht,
Halt deinen Mund: Der Herr hat immer
recht!
Klug musst du sein wie Priester, nur
genauer,
Sie zahlen dir nicht das für dir
Bequeme!
Und ihre Schwänze sind für dich
Probleme,
Genau wie Pfeifen für den Orgelbauer.
Jung ahnt man nicht, was alles daran
hängt,
Doch was ist eine Hure, die nicht
denkt?
Was seiner Frau nicht frommt, der Hure
frommt's,
Und musst du ihn herein ziehn auch am
Strick,
Seufz, wenn er drinnen ist: "Mann,
der ist dick!"
Und wenn's ihm kömmt, denn stöhne
heiß: "Mir kommt's!"
Denn bei den Jungen ists wie bei den
Alten:
Du musst sie immer fest im Aug
behalten.
Sag ihm, es macht dich geiler, wenn der
Herr
Dein Ohr leckt. Tut er's, stöhn: "Ich
bin so scharf!"
Und glaubt er's, fleh: "Dass ich
mich strecken darf!"
Und dann: "Verzeih, ich bin so
nass parterre."
Dass ihr Ein Herz und Eine Seele
scheint -
Er zahlt dafür, dass ihr euch schön
vereint.
Nicht immer ist es schmackhaft,
ungesalzen
Sich einen dicken Schwanz ins Maul zu
stecken
Und ihn, als wär es Honigseim, zu
lecken,
Doch oft ist's reiner, so ihn zu
umhalsen.
Und er verlangt nicht nur, dass er
genießt,
Nein, dass du gar vor Wonne überfließt!
Wenn du es je nicht schaffst, dich heiß
zu stellen,
Halt deinen Atem an wie auf dem Topf,
Dann scheint's, als steige dir das Blut
zu Kopf.
Bequemer ist's, als wie ein Fisch zu
schnellen.
Auch einen sanften Mann kannst du
empören,
Denkst Dinge du, die nicht dazu
gehören.
Vergiss nie, dass es sich um Liebe
handelt!
Vergisst du's doch, so fall nicht
gleich aufs Maul
Und mache aus dem Saulus einen Paul!
Die Hand am Schwanz hat manchen schon
verwandelt.
Du hast noch nicht erlebt, was ihrer
harrt,
Der Huren ohne Geistesgegenwart.
Für uns ist es doch eine harte Nuss,
Wenn uns die Fotze weit wird, wie bei
mir,
So dass ein Mann nichts recht mehr
spürt bei ihr,
Er um den Schwanz ein Tuch sich wickeln
muss.
So eine muss beizeiten daran denken,
Ob ihr die Hengste was fürs Vögeln
schenken.
Die Bürgermädchen, die auf
Gartentischen
Die jüngern Brüder grausam gar
verhaun,
Ihr Loch sie machen enger mit Alaun,
Um sich für immer einen Mann zu
fischen.
Wenn's angebracht ist, richte dich nach
denen.
Was ist auch eine Hure ohne Tränen?
Sehr viele Männer vögeln gern
Gesichter,
Das Weib muss oben so wie unten nass
sein.
Bei dem darf es dann für das Weib kein
Spaß sein,
Er selbst erscheint sich umso
ausgepichter.
Vor diesen also heuchle ruhig Qualen,
Wenn's angebracht ist, denn auch diese
zahlen.
Der Herr weiß selber selten, was er
will.
Du musst es wissen! Tritt er in die
Kammer,
So wisse: Ist er Amboss oder Hammer?
Werd ich gevögelt, hält er heute
still?
Die Menschen zu erkennen, ist die
Kunst!
Das muss wie spielend gehn, bei aller
Brunst.
Die schlimmsten Leute sind die klugen
Leute!
Wollt lieber doch mit einem Dummkopf
schlafen.
Die klugen Leute, die sind unsere
Strafen,
Die graben tief sich ein, das seh ich
heute.
Ich selbst hab was ich tat nie gern
getan,
Doch tat ich keinem je was Kluges an.
Doch wisse, dass ich selber mich
verachte!
Nachdem du lustlos unter Männern
lagst,
Wenn du dann nicht im Kot verrecken
magst,
So mach es anders, als ich selbst es
machte.
Wenn du einmal was Kluges tun kannst,
tu's.
Hab ich es nicht geschafft, vielleicht
schaffst du's.
*
Ich hab einmal ein Madel gehabt
In Berolina Ost.
Das war die Frau Venus hochbegabt.
Sie hat mich mit Lust und Liebe gelabt
In Berolina Ost.
Sie hatte das schönste schlankeste
Bein
In Berolina Ost
Und wollt ich besonders zärtlich sein,
So trank ich mit ihr von dem billigsten
Wein
In Berolina Ost.
Da kam ein feiner Kavalier
In Berolina Ost,
Sie wurde sein Glück, sein williges
Tier,
Sie sank mit ihm hin und er mit ihr
In Berolina Ost.
Man brachte sie in das Krankenhaus
In Berolina Ost.
Und als sie nach Monaten kam heraus:
Sie sah wie der Tod von Basel aus
In Berolina Ost.
Jetzt bietet sie Papierblumen feil, ist
knapp
In Berolina Ost.
Zuweilen kauf ich ihr welche ab.
Die leg ich ihr übers Jahr aufs Grab
In Berolina Ost.
*
Jung sein, froh sein, die Lust
erkennen,
Wenn tausend Flammen im Blute brennen!
Halleluja, mich drückt kein Schuh,
Und kommen die Jungen zu mir
gesprungen,
So wird das Lied der Liebe gesungen
Die ganze Nacht bis morgens fruh.
Es rauscht die Seide über die Treppe,
Es schleift am Boden die breite
Schleppe,
Neugierig schielt ein Seidenstrumpf.
Und kommen die Alten, die Reichen, die
Kalten,
So wird das Jüngste Gericht gehalten,
Halleluja, kein Herz bleibt stumpf.
Juwelen zu Füßen, die Herzen
gebrochen,
Geknickt, in Flammen, zerrissen,
zerstochen,
Halleluja, was kümmert mich das!
Nur lieben, nur lachen, nur scherzen
und herzen,
Der Teufel hole die Not und die
Schmerzen,
Den Kummer, die Sorge, den dummen Hass!
Ob Fürsten, ob Ritter, ob Lumpen, ob
Diebe,
Nach keinem Titel fragt die Liebe.
Reich sein, Dukaten und Kavalier,
Ohne Mittel die Titel, ohne Geld die
Tasche,
Keinen Sekt im Keller und nichts in der
Flasche,
Hallo, ihr Jungen, drauf pfeifen wir!
Doch hallo, wer hat an der Klingel
gezogen?
Halleluja, mein Schatz kommt geflogen!
Das Gold, das Silber, die Perlen für
mich!
Nun will ich in rote Seide mich hüllen,
Die Nacht soll dir alle Wünsche
erfüllen,
Zum Sterben, Herzbube, lieb ich dich!
*
Du sagst: ich habe goldnes Haar
Und himmelblaue Gucker,
Ein schwanenweißes Brüstepaar
Und einen Mund wie Zucker.
Und alles, was ich hab und bin,
Was dich beglückt und freut,
Ich geb dir's jede Stunde hin
Und hab's noch nie bereut.
Ja, schlürfen will ich tief und lang
Vom süßen Kelch der Wonnen!
Wenn klirrend er in Scherben sprang
Und alles Glück zerronnen,
Dann ist's noch Zeit, dann ist's noch
Zeit,
Um Trübsal trüb zu blasen -
Mein süßes Bett ist schnell bereit
Dort unterm grünen Rasen!
*
Einst war ich lichter Tag,
Als blütenprachtumlacht
Im Mädchentraum ich lag!
Nun bin ich dunkle Nacht.
Verlockung in der Nacht,
Die Sterne glühn im Haar,
Und dunkle Nacht gebracht
Hat oft mein Augenpaar.
Den Männern allermeist
Gift biet ich in der Frucht,
Die oft mit scheuem Geist
Nach Liebesglück gesucht.
Und so bin ich, ich weiß,
Ich bin der Mütter Qual,
Die manchem Sohn mit Fleiß
Die arme Seele stahl.
Eins war ich lichter Tag,
Als blütenprachtumlacht
Im Mädchentraum ich lag -
Nun bin ich dunkle Nacht.
*
Frau Eva war eine schöne Person
Am Magdeburger Platz.
Sie half so manchem Herren "von"
Zu einem großen Schatz.
Und war ein Offizier im Druck,
Sie hatte Geld wie Häcksel!
Sie wohnte zwar im ersten Stock,
Doch machte sie Kellerwechsel.
Man soll sich amüsieren bei mir!
Das war ihres Lebens Devise.
Es gab das zarteste Fleisch bei ihr
Und immer junges Gemüse.
Und schoss sich einer vor den Kopf
Von ihren reichen, feinen
Besuchern, so war das ein dummer Tropf!
Es kümmerte weiter keinen!
Dass ganz zuletzt die Polizei
Sich einmischte, hat sie verdrossen.
Man hat natürlich nachher dabei
Die Publikum ausgeschlossen.
Frau Eva ist eine schöne Person,
Nun sitzt sie im Kerker von Plötzen -
Wo werden wohl die Herren "von"
In Zukunft sich ergötzen?
*
Der Erste, der küsste mein langes
Haar,
Das war wie schwarze Schlangen,
Er wand es sich jubelnd um den Hals:
Du Hexe hast mich gefangen!
Doch als ich die arme Seele enthüllt,
Da rief er: Dein Haar ist so reich, so
wild,
Was soll mir die arme Seele?
Der Zweite küsste den roten Mund,
Der war wie lodernde Flammen;
Der Abend sank, der Morgen kam,
Wir blieben küssend beisammen.
Doch als ich die arme Seele ihm bot,
Da rief er: Dein Mund ist so rot, so
rot!
Was soll mir die arme Seele?
Der Dritte küsste die Brüste mir
heiß,
Der war wie Magnolienblüten so weiß;
Er küsste mich, dass es fast
schmerzte,
Ah, wie er mich drückte und herzte!
Doch als ich die arme Seele ihm wies,
Da rief er: Dein Leib ist so süß, so
süß,
Komm, lass mich weiter dich küssen!
Da hab ich geweint und dann gelacht,
Dann hab ich den Vierten irre gemacht;
Nun küss ich alle auf sein Geheiß,
Mein Haar ist schwarz, mein Leib ist
weiß,
Mein Mund ist eng, so rot, so rot!
Und meine arme Seele ist tot!