Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

ALKÄOS ODEN


Nachgedichtet von Josef Maria Mayer


Seine Halle ist hell von Bronze strahlend,
Und geschmückt ist sein Dach mit Helmen glänzend,
Schlimmem Werkzeug des Kriegs. Der Pferde Kopfputz
Schimmert hoch, die den Stolz der Krieger trugen
Auf den Köpfen. An jeder Wand die 'Zinnen
Blank gerieben, da bargen all die Krieger,
Gegen Pfeile ist dieses Bollwerk sicher
Und durch purpurne Fahnen und die Scharen
Von gebogenen Schilden, scharfen Klingen,
Weißen Tuniken, Gürteln und von Kriegszeug.
Dies vergessen wir nicht, beachten's immer,
Da wir einmal zu kämpfen unternahmen.

*

Siehe, nun des Herbstes Blume
Purpurn färbt sich auf dem Hügel
Und die Rosen, sie verwelken
In der grünen Gartenlaube,
Und verschwunden ist der Dill schon.
Morgenluft ist scharf und glänzend,
Nachmittag ist voll von Lichtglanz.
Vesper nachts die Glocken läutet,
Brisen wehen feucht und fröstelnd.
Violette Rebenernte
Blutet purpurn in der Kelter.
Bacchus kommt, den Wein zu prüfen
Und zu segnen unsre Arbeit.
Bring die große goldne Schale,
Deine Sinne zu ersäufen,
Gleich, ob du dann anfängst, deine
Heimlichkeiten zu gestehen.

Spiegel ist der Wein, zu zeigen
Alle Bilder alles Schönen.
Freund von Heiterkeit und Frohsinn,
Feind der schattenhaften Sorgen.
Fülle deinen Griechenbecher,
Streu Rubine aus dem Kelche,
Trinke bis zum letzten Schluck und
So dein ganzes Weh ersäufe!

*

Durch Quadern nicht, noch durch des Gebälkes Holz
Noch durch des guten Baumeisters edlen Traum,
Durch Männermut besteht die Festung,
Sichere Burg für das Volk der Bürger.

*

O betet! Mischt nicht Wein in der Schale, wisst,
Ich mag nicht, dass die Arbeiter dieser Welt
Laut singen, zechen, lustig trinken
So wie Verdurstende, nichts sonst denkend.

Wann lassen wir im Winter den Morgenwind
Je schweifen überm glitzernden Meere faul?
Wir wollen schnell ein Schiff besteigen,
Binden es los, wo wirs festgebunden.

Und dann ergreifen freudig das Ruder wir
Und dann die Segel bauschen im Winde sich
Und so vergessen wir das Übel,
Besser ist das als ein Weingelage.

*

Er sprang herab, der mächtigsten Götter Gott,
Mit Zephyr, der in goldene Blumen blies,
Mit Iris' buntem Regenbogen.
Eros den Liebhaber hat gesegnet.

*

König Priamos und die Söhne starben,
Wegen gottloser Sünde straften Götter.
Schöne Helena, du des Zornes Ursach,
Warfst ins heilige Troja Feuersbrünste.

Nicht so du, wie das wunderschöne Mädchen,
Warst von Aeacus' Sohn geführt nach Hause,
Da in Nereus' Palast zuhaus war Chiron,
Wohin Götter zu segnen sind gekommen.

Eingeladene Gäste, Hochzeit feiernd,
Da sich sehnte von edlem Herzen Peleus,
Die glückselige Einheit mit dem Mädchen,
Die die Schönste von allen Nereiden.

Ein Jahr später der größte Held der Erde
Ward geboren, der Pferde führen konnte.
Doch im Kriege um Helena von Sparta
Alle Phryger sind mit der Stadt gefallen.

*

Nein, gib nicht auf! Die Traurigkeit nützt dir nichts!
Du dulde die abscheulichen Übel auch!
Dionysos! Das Beste bleibt doch,
Sich an dem Rotweine satt zu trinken.

*

Komm, nässe deine Brust mit Wein! Der Hundsstern jetzt
Steigt hoch und drückend glüht der schwüle Sonnenstrahl,
Die heiße Sommerzeit bringt allen großen Durst.
Aus den Johannisbeeren ruft die Amsel laut,
Süß unter ihren Flügeln schrillt der Amsel Sang.
Die heiße Hitze lodert, alles ist verdorrt,
Die ganze Erde ist verdorrt, die Distel blüht
Und hebt den Kopf. Jetzt macht verrückt die Frauenwelt
Mit Leidenschaft die Männer, sind die Röcke kurz,
Wenn Sirius verbrennt die Glieder und den Kopf.

*

Lass uns trinken, nicht bis zum Dunkel warten!
Warum denn auf das Licht der Lampe warten?
Kurze Spanne des Lebens ist ein Tag nur.
Liebster Freund, lass uns trinken, weil wirs können!
Nimm die Becher mit der Figuren Zierde
Und dann trinken wir auf den Sohn des Höchsten
Und dass Semeles Sohn den Menschen Wein gab,
Seine Gnade befreite uns vom Elend!
Einen Kelch sollst du mischen, einen zweiten,
Lasse über den Rand den Rotwein laufen!
Für uns alle den großen Becher fülle
Und dann komm noch mit einem größern Becher.


*

Nicht mehr für Lykos seufze ich, für den Freund,
Such nicht mehr seine Zärtlichkeit liebenswert,
Nicht seine dunkel-hellen Augen,
Nicht mehr den Reichtum der Rabenlocken.

Nicht freudenreichen Lobpreis erhöhe ich,
Wenn ich in seiner Nähe verweile, nicht
Besing ich seinen Namen lobend,
Lob nicht den Dreck seiner Fingernägel.

Doch hebe an, o Muse, das Lied für Sie!
Besing die purpurnlockige Jungfrau schön
Und lobe sie mit weicher Kehle,
Lob ihre Stimme, ihr leises Lachen.

Noch einmal singe all ihre Reize und
Der Augen hingerissene Zaubermacht
Und ihre braunen schlanken Arme
Und ihren Busen so weich und weißlich.

Ja, singe immer, ewig von ihr allein,
Von meiner sanft betörenden Königin,
Sie ist die Schönste aller Frauen,
Sappho, süß lächelnde Muse Sappho!

*

Alkaios heil entkam der Hand
Des Ares auf dem Feld der Schlacht,
Er floh zu seinem Vaterland,
Er folgte seinem Schwert und Schild,
Die Beute bracht er unters Dach
Und weiht sie dem Athene-Schrein.

*

Die Schiffsfracht warfen sie in die Meeresflut,
Das Schiff so doch vielleicht noch zu retten, das
Von Donnerwellen ward geschlagen,
Terror erfüllte mit Angst die Helden.

Ich streit nicht mehr mit stürmischer Wettermacht,
Mit wilden Stürmen, wild wie die Wünsche, nein,
Das Schiff treibt zu verborgnen Riffen,
Hoch wie die Berge die Meerflut anschwillt.

Vergessen will ich dies, mein Geliebter, will
Dir nahe meinen Kummer verscheuchen. In
Der Liebe und der Freundschaft wir mit
Rotwein und Wasser die Götter ehren.

*

Sie füllten lustig jeden Kelch
Mit ungemischtem Weine stets,
Nachts drängten sie als Masse laut
Und waren wilden Tanz gewohnt.

Der erste Mann kam auf die Welt
Und nie vergaß er diesen Brauch.
Er taumelte in jeder Nacht
Und dann zerbrach er seinen Krug.

Von solchen Ahnen stammst du ab
Und hast wie sie den gleichen Ruhm,
Den Ruhm von einem Adelshaus,
Du stammst von Adelsvätern ab.

*

Ach, er zechte bei jedem Trinkgelage,
Waren alberne Schlemmer seine Gäste.
Soll er doch sich im Stolze selbst bejubeln,
Dass von Atreus er seine Braut erobert.
Als mit Myrsilus er den Staat verschlungen,
Mocht er bleiben, bis der Erfolg uns wieder
Sieg im Kriege gab und wir Brüder wieder
Uns vom wütenden Zorn entspannen konnten,
Seelenraubenden Schmerzen heil entkommen,
Unsre streitenden Eingeweide weckten
Die olympischen Götter, uns zu helfen.
Gott gab Pittakos Ruhm, schön anzuschauen,
Aber unserem Volke nur Ruinen.

*

Schwere Last ist schwer zu ertragen, Kummer,
Bitter, voll Schmerzen,
Armut ist es, Armut die Schwester macht zu
Krüppeln die Menschen.

*

Jetzt wollen wir uns trinken satt,
Jetzt in Betrunkenheit verrückt,
Den Willen tränken wir mit Wein,
Denn Mysilus ist endlich tot!

*

Ach, Melanippus, warum klagst du mir Sehnsucht zum Tode?
Wie kannst du denken, dort noch das Licht der Sonne zu sehen,
Wenn du gekreuzt haben wirst des Acheron wirbelnde Fluten?
Komm, und such nicht nach hohen Dingen. Denk an den Stolz doch
Jenes Königs Sisyphos, dieses schlausten der Männer.
Er hat gedacht, dass nie kommen würde das Dunkel des Todes.
Aber für alle seine List traf ihn endlich sein Schicksal:
Wenn er wieder betritt des wirbelnden Acheron Ufer,
Wird der mächtige Kronossohn in der Unterwelt Dunkel
Auferlegen ihm eine schwere Aufgabe, Schmerzen.

*

O Kindlein wie die Berge alt,
O Kindlein aus dem grauen Meer,
Du füllst mit Freuden und mit Lust
Des kleinen Knaben großes Herz,
Du Muschel aus dem Ozean.

*

Windes heftigen Streit versteh ich nimmer,
Sanfte Wogen sich immer türmen höher,
Hier bald, dort bald. Wir sturmgeprüften Schiffer
In dem schwärzlichen Schiffe sind verloren.
Wut des Sturmes die Glieder will uns kühlen,
Wasser dringt in des Schiffes offne Löcher,
Große Risse in jedem Segeltuche,
Unsre lässigen Taue sind in Fetzen.
Jetzt die Welle ist Wellen überschwappend,
Auf dem Schiff die Gewässer laufen über
Und wir Arbeiter müssen selbst uns retten.


*

Ah, ich fühl das Kommen des Blumenfrühlings,
Nun erwachen Bäume und Rebenblüten,
Einen großen Krug bringe schnell und mische
Honig dem Weine.

Meinem Halse flechte aus Dill die Kränze,
Kröne mir den Kopf mit dem Blumenkranze,
Über meinen Busen Parfümaroma
Gieße in Schauern.

*

Zeus geht um in Schnee und Regen,
Hoch sein Zorn und tief sein Ingrimm.
Jeder Sturm vergisst zu fliehen,
Ewig ist der Schlaf des Winters,
Ozean und Wälder brüllen.

Schick den Sturm fort von der Haustür,
Lass das Holz im Ofen lodern.
Ungemessne Kelche gieße
Randvoll, hoch mit Nektar, lächelnd,
Dann dem Haupte deines Dichters
Schieb ein weiches Kissen unter.

*

Vom Weltenende grad zurückgekehrt,
Ein Schwert von Elfenbein hast du verdient,
Ein Schwert, das überzogen ist mit Gold,
Ein schöner Lohn für deine Arbeit ists,
Gegeben dir von Männern Babylons,
Du standest ihnen gratis bei im Krieg,
Du schlugest königliche Krieger, Mann,
Fünf Ellen groß (nur eine Spanne fehlt).


*

Kommt her, getreue, mächtige Söhne Zeus'
Und Ledas, vom Olympos herunter kommt
Mit blanken Helmen, frohen Geistes,
Kastor erscheine und Polydeukes!

Durchquert die ganze Weite der Erde und
Des großen und geräumigen Meeres auf
Den raschen Rossen, rasch zu retten
Männer, die Todesangst schon erfüllte.

Auf Spitzen der hochtürmigen Maste springt
Und leuchtet aus der Ferne in trüber Nacht.
Bringt Licht dem Mast, bringt Licht dem schwarzen
Schiffe, das treibt auf dem Meeresspiegel.

*

O schöne, veilchenlockige Sappho keusch,
O Jungfrau mit dem Lächeln wie Honig süß,
Ich wollte sagen, was ich fühle,
Müsste das Schamrot mich nicht betören.

*

Er denkt, dass der gesegnet ist,
Der weiß zu trinken oft und viel.
Der Wein ist seines Herzens Lust,
Sein Fluch prallt auf mit großer Kraft:
Sein Kopf herab gesenkt ist schwer,
Er schilt sein Herz und er bekennt
Die Buße voller Traurigkeit,
Das Trinken ist ihm süße Schuld.

*

Siehe, die Regen des Zeus vom Himmel stürzen herunter
Stürme treiben einher,
Auf den fließenden Wasserbächen der kalten Kanäle
Liegt gefroren das Eis.
Auf, und schlage den Winter und mache das wärmende Feuer
Steigen hoch im Kamin,
Mische Wein mit dem Honig von der fleißigen Biene,
Mische reichlich den Wein,
Und dann trinken wir. Und wir tragen gemütliche Wolle
Um die Glieder des Leibs.
Unsere Herzen sollen nicht nachgeben nagendem Wehe
Oder traurigem Leid,
Denn von der Traurigkeit werden wir profitieren kein bisschen,
Trauer flickt nicht das Weh.
Aber das ist die beste Medizin, mit dem Weine

Auszutreiben das Weh!