Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

PANHELLENEN



Von Josef Maria Mayer



APHRODITE UND PARIS



Ein Dialog

PARIS

Zerstört wird Troja! Ich bin schuld daran!
Weil mich die Göttinnen ums Urteil fragten,
Ob ich den Zwist des Neides schlichten könnte.
Ich Tor! Ich war gebannt durch ihre Schönheit
Und floh nicht, sondern ich erkor die Schönste:
Verzaubert hatte Aphrodite mich!
Als ich den goldnen Apfel ihr gereicht,
Wie zärtlich unsre Hände sich berührten!
Sie lohnte mir mit ihrer Huld mein Urteil
Und gab mir zur Geliebten die Helene!
Doch ists die Göttin selbst, die ich begehre!
O Aphrodite! Deine Gegenwart
Begehre ich und deine wilden Küsse
Und deinen Schoß, des Mannes Paradies!
Ich bin gekettet an mein böses Schicksal,
Vorherbestimmt ists mir: Ich bringe Kummer!
So hat es Kalchas prophezeit, so ist es!
Der Hirte Paris ist die Fackel Trojas!
Ich bringe nichts als Feuer und Verderben!
Kein Ausweg? Irrt sich niemals denn der Seher?
Hat je ein Heros sein Geschick besiegt?
Wer je bezwang mit seinem starken Willen
Des Gegners Übermacht, des Schicksals Allmacht?
Das Schicksal ist die ungeheure Sphinx!
Kann ich nicht siegen durch des Herzens Glut?
In meinem Herzen brenn es, nicht in Troja!
Hätt ich nur wahre Liebesglut im Herzen!
Und wär die Göttin Aphrodite mein!
Hab ich denn je gelodert für Helene?
Ach, unerreichbar war die Göttin immer!
Da nahm ich vorlieb mit der Göttin Schatten.
Denn Aphrodites Schatten ist Helene,
Wir Menschen sind nur Schatten der Ideen.
Die Götter aber selig sind im Licht,
Die Wandellosen sind vom Licht erfüllt.
Von diesen Lichtgestalten träumt mein Geist,
Die Seele träumt vom Lichtglanz, den ich schaute.
Ich spürte Aphrodites Hände zärtlich,
Ich nannte sie die Schönste – sie entwich.
Oh welches Leben hab ich da versäumt?
Hätt ich es wagen sollen? Sie verführen?
Ach, warum muss ich meinem Schicksal folgen?
Vergehen werden Trojas Burg und Paris!
Warum soll ich gehorsam sein dem Schicksal?
Ach, dürft ich zu den Göttern in den Himmel!
Ich wollte werben um der Göttin Gnade!
Mir schien, ich wäre nur ein armer Hirte,
Ich wusste nicht, dass Priamos mein Vater,
Dass ich ein Prinz bin, adlig von Geburt!
Ja, Königssöhne sind wir Menschen, wahrlich,
Wir stammen ab vom göttlichen Geschlecht!
Ich seh hinaus und sehe Trojas Elend,
Kann ich noch Trojas Untergang verhindern?
Die Schuld trägt Paris. Aber ich bin Paris.
Ich werde meinen Fehler korrigieren.
Ich habe mich gewidmet der Helene,
Sie war die schönste Frau von Griechenland.
Doch warum wählte ich Helene denn,
Der ich nur Aphrodite haben wollte?
Woher die goldne Wolke, die mich einhüllt?
In goldner Wolke offenbart sich mir
Die Königin der Liebe, Aphrodite!
Bist du mir nah? Nimm meine Hand, o Herrin!



APHRODITE



Mein vielgeliebter Paris, ich bin da!
Ich ändere mich nicht, du änderst dich.
Treu ist die Göttin, doch der Mensch ist untreu.
Und dennoch sehne ich mich nach dem Menschen.
Ist es denn wahr? Du siehst Helenes Schönheit
Und dennoch sehnst du dich nach Aphrodite?
Was denn begehrst du von der Liebesgöttin?



PARIS



Du Wandellose, überirdisch Schöne!
Dein Reich ist nicht von dieser Welt, o Göttin.
Bist du für mich bestimmt? Ich fürchte mich,
Der Anblick deiner Schönheit schmerzt mein Herz!
Ach, die Begehrt-Entbehrte mir so nah!
Doch kann ich dich nicht greifen, dich nicht halten!
Doch bitte bleib mir nahe, Königin,
Noch eine Weile bleibe, geh nicht fort!



APHRODITE



Was willst du denn? Ist es der Gottheit Leib?
Mich anzuschauen bist du doch gewohnt.
Bin ich nicht wie die herrliche Helene?
Ich offenbar mich meinem Abbild gleich,
Und so gefiel ich dir beim Götterurteil.
Ich gleiche deinem innerlichen Traumbild.
Sei ganz der Meine, ich bin ganz die Deine!
Dein Traum erschuf die Frau, die du begehrst.
Nun ruhe in der Beuge meiner Arme!
Vereine ganz dich mit der Liebesgöttin!
Nur Mut, mein Liebling! Ich bin ganz die Deine!



PARIS



Ach, wenn die goldne Wolke wieder kommt
Und nimmt dich wieder fort, o Königin,
Die Leere wird dann unerträglich sein!



APHRODITE



Doch dieser Augenblick ist tief erfüllt
Von meiner Gegenwart, mein Vielgeliebter.
Sei gegenwärtig! Spüre meine Nähe!
Dein Ideal wirst du dann schauen, zärtlich,
Verletzlich, feminin, die nackte Göttin!
Du siehst mich nicht in meinem Sternenmantel.
Mein Wunsch ist es, von dir geliebt zu werden,
So stehts geschrieben in des Lebens Buch.



PARIS



Was soll ich tun? wenn nun dein Mund mich ruft
Und deine Hände rufen nach Berührung
Und deine Schenkel rufen nach Betrachtung!



APHRODITE



Ich will für dich entscheiden. Schau genau:
Das letzte Kleidchen fällt von meinem Leib,
Ganz unbekleidet stehe ich vor dir.



PARIS



Glückselig bin ich, dass ich solches schaue,
Und meine Augen haben viel zu schauen.
Der Sehsinn ist geschäftig voller Fleiß,
Doch leider muss der Tastsinn müßig ruhen.



APHRODITE



Schau, diesen goldnen Apfel gabst du mir
Und sagtest, dass ich schöner sei als Hera
Und als Athene mit den Eulenaugen.
So fälltest du dein Urteil. Mir gefiels.
Was war der Grund, dass du den Preis mir gabst?



PARIS



Ihr wähltet mich, ihr Göttinnen in Dreiheit,
Ihr wähltet mich zum Richter eurer Schönheit.
Warum? War es ein Scherz mit einem Jüngling?
War es ein Plan, den Vater Zeus ersonnen?
Und so begann der böse Krieg um Troja,
Seit jener Stunde bin ich schuldbelastet.



APHRODITE



Schatz, meine Küsse sollen dich nicht stören,
Ich häng an deinem Mund und hör dir zu.
Nicht Vater Zeus allein erwählte dich,
Vielmehr die Göttinnen erwählten dich.
Am besten urteilt jener über Schönheit,
Der Schönheit hat im Innern seiner Seele.
Und während meine Hand dich zärtlich streichelt,
Erkenn ich klar: Ich habe dich vermisst.
Wir könnten lauter Gottessöhne zeugen!
Sie hätten dann das Recht, auf dem Olymp
Mit Göttern und mit Göttinnen zu leben,
Das ist die Sehnsucht aller Menschenkinder.



PARIS



Und ist es wirklich schön auf dem Olymp?
Hat Zeus der Vater einen weißen Bart?
Es ist von allen Himmlischen doch keiner
So schön wie du, o nackte Liebesgöttin!



APHRODITE



Ich liebe, die mich lieben, mein Geliebter,
Und darum sehn ich mich nach deiner Liebe!
Die Göttin sehnt sich nach des Menschen Liebe!
So halte mich ganz fest in deinen Armen!
Und liebst du wirklich mich von ganzem Herzen?
Begehrst nicht nur den Leib der sterblichen
Helene, den ich für dich angenommen?
Ich kann in tausend Mädchen mich verwandeln!
So bin ich immer schön, wenn du mich schaust,
Nie wirst du meiner Schönheit überdrüssig.
Ich bin gebannt in deine Gegenwart.
Du siehst mich so, wie du es fassen kannst.
Wir sind verwandt im Geiste, mein Geliebter,
Ich Gottes Tochter, du ein Gottessohn!



PARIS



Und darum hab ich dich so heiß ersehnt?
Nun lass Verlangen reden, 's ist die Zeit,
Lass lauschen uns dem magischen Verlangen,
Ich bin bereit für dein Verlangen, Göttin!
Willst du mich denn zu einem Gott verklären,
Mich Menschensohn zu einem Gottessohn?
O heilige mein Selbst und mach mich rein,
Dass ich der Liebesgöttin würdig werde!
Helene ist ein schwaches Abbild nur,
Du, Aphrodite, bist die höchste Schönheit!



APHRODITE



Ich bin der Schönheit göttliche Natur,
Helene ist aus reiner Gnade schön.



PARIS



Stets wenn ich deine Gegenwart empfinde,
Bist du mir so vertraut. Ich kenne dich.
Was sonst mein Erdenleben ausgemacht,
Mit dir verglichen ist es nichts als Kot.
Doch bilde ich mir nicht nur alles ein?
Erscheinst du wirklich meines Herzens Augen?



APHRODITE.



Ja. Oft bin ich dir schon erschienen, Liebling,
Denn deine Sehnsucht zieht mich mächtig an.
So glaube mir, ich liebe dich als Mann!



PARIS



Das tröstet mich, geliebte Königin.
Doch scheint mir alles eine irre Traumwelt,
Mir ist, ich träume deine Schönheit nur.



APHRODITE



Willst du der irren Traumwelt nicht entkommen?
Willst du die nackte Wahrheit nicht erkennen?
Du kennst die Schönheit, sie ist dir vertraut,
Erinnere dich doch an all die Schönheit.
Die Schönheit ists, die war, die ist, die sein wird,
Die war, die ist, die immer wieder kommt.
Was ist die Zeit, was ist die Gegenwart?
Die höchste Schönheit lebt in Ewigkeit.
Die reizende Helene ist das Abbild,
Der Schönheit Göttin aber ist das Urbild.



PARIS



O du bist so viel schöner als Helene!
Und du lebst in dem Nun der Ewigkeit?
Ich will dich ewig lieben, Vielgeliebte,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit dich lieben!



APHRODITE



Ja, dies will meine Gnade dir gewähren.
Erfreue dich an meinen vollen Brüsten!
Ich möchte, dass du fröhlich bist, Geliebter,
In Ewigkeit will ich dich selig machen!



PARIS



Bin ich auch eines Gottes Ebenbild?
Ist denn ein Gott auch, der mein Urbild ist?
In deiner Liebe werde ich zum Gott!
Ich weiß, du bist die Seele meiner Seele,
Der Götterfunken du in meinem Herzen,
Mein Atem und mein Leben, Ein und Alles!



APHRODITE



Und so vermähle ich mich nun mit dir
Im Ehebett der mystischen Union -
Du bist in mir...






ALKIBIADES


Der Knabe Alkibiades
Im Jahr vierhunderteinundfünzig
Vor der Geburt des Christus Jesus
Geboren wurde in Athen,
Er war der Sohn von Kleinias
Und seiner Frau Deinomache.
Die Frau Deinomache gehörte
Zur Sippe der Alkmaioniden.
Fürst Perikles und auch sein Bruder,
Sie waren Vettern dieser Frau.
Sein Opa Alkibiades
War Weggenosse des Reformers
Der Staatsverfassung Kleisthenes.
Nachdem sein Vater Kleinias
Gestorben war in Koroneia
Im Jahr vierhundertsechsundvierzig
In einem Kriege, wuchs sein Sohn
Bei seinem großen Onkel auf,
Dem großen Staatsmann Perikles,
Wo er gut unterrichtet wurde
Von einer Vielzahl kluger Leute,
Von Sokrates erzogen wurde.
Wie Alkibiades gestanden
Zu seinem Lehrer Sokrates,
Das schildert Platon in dem Gastmahl,
In dem Symposium vom Eros.
Der Jüngling Alkibiades,
Berühmt für Widerspenstigkeit,
Wird von den griechischen Autoren
Sehr oft erwähnt, sie schildern dann
Die große körperliche Schönheit,
Die großen Geistesfähigkeiten
Und seine Liebeseskapaden.

Und Alkibiades nahm an
Der Schlacht von Potidaia teil
Im Jahr vierhundertzweiunddreißig
Und an der Schlacht von Delion
Im Jahr vierhundertvierundzwanzig.
Wie Platon später es bezeugt,
Hat Sokrates bei Potidaia
Den Alkibiades gerettet.
Und Sokrates verzichtete
Für Alkibiades auf die
Belobigung des Heldentums.
So wurde Alkibiades
Mit Ruhm und Ehren ausgezeichnet,
Wie Isokrates auch berichtet.
Nun, Alkibiades, der Schöne,
Er hatte ein Verhältnis mit
Dem weisen Sokrates in Keuschheit,
Denn Alkibiades verehrte,
Bewunderte den Philosophen,
Und Sokrates war angetan
Von seines jungen Freundes Schönheit,
Doch ist der Weise nicht erlegen
Den Jugendreizen dieser Schönheit.
Dann, nach dem Tode Kleons, stand
Der junge Wilde an der Spitze
Der radikalen Demokraten
Und wollte Sparta isolieren.
Sein Gegenspieler war politisch
Der Nikias, der angehörte
Den liberalen Demokraten.
Und dieser Nikias bemühte
Sich in dem Kriege zwischen Sparta
Und seiner Stadt Athen um Frieden,
Und er erreichte auch den Frieden
Im Friedenspakt des Nikias.

Doch Alkibiades gelang es,
Als ein Stratege die Bemühung
Um Frieden zwischen Sparta und
Athen mit List zu hintertreiben
Und die Athener zu bewegen,
Sich von dem Frieden abzukehren.
Im Jahr vierhundertfünfzehn auf
Ein Hilfsgesuch der Stadt Segesta
Hat Alkibiades bejaht
Den Feldzug gegen Syrakus
Und ganz Sizilien, den er
Als Führer und als Militär
Mit angeführt. Bevor die Schiffe
Zum Kriege ausgezogen sind,
Vom zehnten auf den elften Mai
Des Nachts im Jahr vierhundertfünfzehn
Fand man die Statuen des Hermes
In ganz Athen verstümmelt, dies,
Den sogenannten Hermen-Frevel,
Tat Alkibiades. Doch weil
Er populär war in Athen,
Ward diese Angelegenheit
Verschleppt. Doch nach der Ausfahrt rief
Man Alkibiades zurück,
Verklagte ihn des Hermen-Frevels
Und der Mysterien-Parodie
Der Eleusinischen Mysterien.

Er floh darauf nach Sparta, wo
Den Plan des Feldzugs er verriet
Und einem Bündnis von Spartanern
Und Syrakusern half, Athen
Zu überwinden militärisch.
Auch riet er den Spartanern die
Besetzung und Befestigung
Von Dekeleias, Attika,
Ein schwerer Schlag für seine Heimat.
Für den Verrat ward in Athen
Der junge Mann zum Tod verurteilt,
Beschlagnahmt ward sein Eigentum.
Im Jahr vierhundertzwölf zog er
Mit den Spartanern gegen Chios,
Wo er die Jonier aufgestachelt
Zum Aufstand gegen die Athener.
In Milet half er bei dem Abschluss
Des Paktes zwischen Sparta und
Dem Perserreich und kämpfte in
Der Schlacht von Milet gegen ein
Expeditionsheer der Athener.

Probleme dann mit den Spartanern
Und ihren Führern ließen ihn
Verlieren ihre Gunst und Gnade.
Die Gattin des Spartanerkönigs
Hat Alkibiades verführt.
Doch Alkibiades erfuhr
Rechtzeitig, dass sein Stern gesunken,
So floh er ostwärts zu den Persern.
Beim persischen Provinzstatthalter
Mit Namen Tissaphemes er
Versuchte, Persien zu ziehen
Geschickt auf der Athener Seite,
Was letztlich aber doch misslang.
Drauf Alkibiades bot Hilfe
An der Athener Flotte auf
Der Insel Samos, welche mit
Der Politik der Heimatstadt
Sehr unzufrieden waren und
Anstrebten einen raschen Sturz
Der radikalen Demokraten.
Er bot den Oligarchen an
Die Hilfe auch des Heers der Perser.
Er ließ die Kommandanten glauben,
Dass Persien ihr Beistand sei,
Und dafür wollte er zurück
In seine Heimatstadt Athen,
Zu wirken wieder dort politisch.
Die Kommandeure der Athener
Und ihrer Flotte gingen erst
Auf seinen Vorschlag ein. Jedoch
Sie distanzierten sich von ihm,
Als er den Plan dann nicht verwirklicht,
Die Perser nicht zu Hilfe kamen.
Der Umsturz in Athen gelang,
Doch bei den radikalen Demokraten
Der Flotte der Athener stieß
Er doch auf Widerstand. Da bot er
Den Demokraten seinen Rat an,
Da wählten sie ihn zum Strategen.
Die Oligarchen-Herrschaft in
Athen im Jahr vierhundertelf ward
Beseitigt und im nächsten Jahr
Die Demokraten wieder herrschten.
Als Alkibiades gelandet
Am Hellespont, da ward stabil
Die Lage des Athener-Heeres
Und er ermöglichte den Sieg
Der Stadt Athenes gegen Sparta
Im Meereskrieg bei Abydos.
Und in dem Krieg von Kyrzikos
Besiegte Alkibiades
Die Flotte unter Mindaros,
Die Flotte des Spartaner-Heeres.
Dann ging er in die Offensive,
Um die verlornen Positionen
Am Bosporus zurück zu kriegen.
Im Jahr vierhundertneun er siegte
Vor Abydos und überwand
Die Perser. Und vierhundertacht
Gelang im Krieg von Chalkedon
Ihm die Erobrung von Byzanz.

Als er zurückkam nach Athen,
Ward er begeistert aufgenommen,
Von allen Klagen freigesprochen
Und zum strategos autokrator
Ernannt. Als dann vierhundertsieben
Ein Flottenkontingent Athens
Nah Ephesos erlegen war
Dem Heer der Perser und Spartaner,
Obwohl er selbst nicht da gewesen,
Ward er doch wieder abgesetzt.

Nun Alkibiades begab sich
Nach Thrakien und flüchtete
Zum Hof des persischen Satrapen
Mit Namen Pharmabazos, der
In Daskyleion residierte.
Doch auf Betreiben der Spartaner
Und der Tyrannen von Athen
Ward Alkibiades ermordet
Im Ort Melissa, Phrygien,
Im Jahr vierhundertvier vor Christus.
Und seine Vielgeliebte, die
Hetäre, die ihn viel geliebt,
Timandra hat ihn dort bestattet.



ANTINOUS

Was weiß man von Antinous?
Das, was er heute uns bedeutet,
Erklärt sich nicht aus seinem Leben,
Nur aus der Wirkung in die Zukunft.
Schon in der römischen Antike
Vermischte man die Fakten mit
Legenden. Dass er fasziniert,
Beruht auf seiner Freundschaft mit
Dem Römerkaiser Hadrian.
Er ward zum Ideal der Kunst,
Die in Erinnerung geschaffen
An diesen schönen Jüngling wurde.
Doch die Persönlichkeit, die wahre,
Die konnte nie die Wissenschaft
Entdecken hinter all den Bildern.

Gewiss ist, dass Antinous
Geboren etwa hundertzehn
Nach der Geburt des Christus Jesus,
Geboren in Bithynion,
Das heißt auch Claudiopolis,
Gelegen in Kleinasien.
Auf einer Reise Hadrians
Ward aufmerksam der Imperator
Auf diesen wunderschönen Knaben.
Man kann heut nicht genau mehr klären,
Ob Hadrian den Knaben sah
Im Jahre hunderteinundzwanzig,
Im Jahre hundertvierundzwanzig.
Von diesem Zeitpunkt aber an
Begleitete Antinous
Den Herrn auf allen seinen Reisen.

Zeitlebens strebte Hadrian
Das Ideal der Griechen an.
Dazu gehörte, wie er dachte,
Des Philosophen Knabenliebe.
In dieser Philosophenliebe
Zu einem jungen schönen Knaben
Der Alte übernahm die Rolle
Des Mentors für den schönen Jüngling
In jeglichem Bereich des Lebens.
Der Christen Überlieferung
Und auch der Irrtum in der Neuzeit
Verwechselt diese Weisheitsliebe
Mit Homosexualität
Und pädaophiler Kinderschändung.
Dazu kam noch, dass Hadrian
In seiner Ehe mit Sabina
War unzufrieden mit der Frau.

Wie nun genau war die Beziehung
Des lieblichen Antinous
Zum Römerkaiser Hadrian,
Da gibt es kaum genaue Fakten.
Es heißt in dem Gelehrten-Gastmahl
Des Athenaios, dass ein Dichter
Aus Alexandria, Pankrates,
Dem Kaiser sich empfohlen hatte
Durch raffinierte Schmeichelei.
Der Dichter überreichte nämlich
Dem Kaiser eine Lotosblume,
Er sagte zu dem Kaiser: Cäsar,
Die rosenrote Lotosblüte
Heißt Lotos des Antinous,
Weil diese Blume ist entsprungen
Dem Boden, wo dereinst der Kaiser
Gekämpft mit einem Löwen hatte,
Das war in Alexandria,
Wo er den Löwen tötete,
Ihn nieder stach mit einem Speer,
Bevor der Löwe angefallen
Den lieblichen Antinous.
Das Blut des Löwen also färbte
Die Lotosblüte rosenrot.
Als Kaiser Hadrian das hörte,
Da freute er sich sehr und gab
Pankrates einen Ruhmesplatz
Im Poesie-Museum Roms.

Und auch der Umstand seines Todes
Ist von Legenden überwuchert.
Am dreißigsten Oktober fiel
Des Jahres hundertdreißig nach
Des Herrn Geburt Antinous
Bei Besa in Ägypten in
Den gelben Vater Nil und starb.
Die Schreiber der Geschichte sagten,
Ich meine Cassius Dio und
Aurelius Victor, dass der Umstand
Des frühen Todes unklar war.
Nach einigen Berichten war
Der frühe Tod ein purer Unfall.
Nach anderen Berichten aber
Hat sich Antinous geopfert
Für seinen vielgeliebten Kaiser,
Um durch das Opfer seines Lebens
Dem Kaiser zu erwirken ein
Glückseliges und langes Leben.
Es hörte einst Antinous
Von einem Astrologen, dass
Sein Suizid dem Kaiser schenke
Noch eine weitre Lebensspanne.
In der Historia Augusta
Der Spätantike wird berichtet,
Dass unser Freund Antinous
Geflüchtet sei in seinen Selbstmord,
Um sich zu schützen vor des Kaisers
Sexistischen Belästigungen.
Die Frau des Kaisers Hadrian,
Sabina, war nicht traurig über
Den Selbstmord des Antinous.

Sofort nach seinem frühen Tod,
Vielleicht auch schon am selben Tag
Begann der Kaiser Hadrian
In seiner Trauer um Antinous
Mit der Verklärung seines Freundes
Und jugendlichen Wegbegleiters.
Am rechten Ufersaum des Nil
Im mittleren Ägypten an
Dem Ort des Unglücks baute er
Gleich nach der Hellenisten Vorbild
Die Stadt Antinoupolis.
Die neue Stadt und ihre Bürger
Erhielten von dem Kaiser Gaben
Und Privilegien und Gnaden.
Da ward errichtet auch der Grabbau
Für den gestorbnen Kaiser-Liebling.
Von diesem Bau berichtet eine
Verliebte Hieroglyphen-Inschrift
Auf einem Obelisken, der
Sich heute noch in Rom befindet.
Ursprünglich stand der Obelisk
In Antinoupolis und war
Nach den Mysterien Ägyptens
Der Wohnort für des Toten Seele
Und Ort der Neugeburt des Toten.

Sofort nach dieses Jünglings Tod
Begann die kultische Verehrung
Des lieblichen Antinous
Als Gottheit oder auch als Heros.
Der Orient im Reiche Roms
War ja geprägt vom Hellenismus,
Da konnte sich Antinous
Durchsetzen als ein neuer Gott.
Das hatte nun verschiedne Gründe.
Im hellenistischen Äon
Verehrte Menschen man als Götter.
Zwar in den westlichen Provinzen
Des Rom-Imperiums gabs solche
Ideen auch, doch nicht so stark.
Nun wollten viele Griechenstädte
Dem Kaiser, der ja Hellas liebte,
Mit diesem neuen Kulte schmeicheln.
Antinous ward gleichgesetzt
Mit Gott Dionysos und andern
Sehr schönen jugendlichen Göttern.
Im heißen Land Ägypten aber
Ward gleichgesetzt Antinous
Mit Gott Osiris, der ja auch
Im gelben Nil ertrunken war.
Als Gott hat Gott Antinous
Gebet erhört, gewirkt Mirakel.

In vielen Städten in dem Reich
Begann man kurz nach seinem Tod
Den Kaiserliebling zu verehren
Und baute Tempel für den Jüngling
Und setzte Priester ein ins Amt
Zu seiner kultischen Verehrung.
Es gab ein Wettspiel,sportlich, musisch,
Mit religiösem Hintergrund,
Antinoeia hieß das Wettspiel.
Und man verehrte diesen Jüngling
Nicht nur in Antinuopolis
Und seiner Stadt Bithynion,
Nein, auch in Alexandria
Und auch in Mantineia in
Dem Griechen-Land Arkadien
Und in der Stadt Lanuvium
Im schönen Latium. Und dort
In jedem vierten Jahr fand statt
Der Wettkampf für Antinous,.
Inschriften gabs im ganzen Lande,
In Rom, Lanuvium und Tibur.
Bei Tibur lag des Kaisers Villa,
Da stand ein Tempel für den Jüngling.
In vielen Orten stellte man
Denkmäler diesem Knaben auf
Und prägte Münzen mit dem Bild
Des toten schönen Kaiserlieblings.

Numenios der Rhetor schrieb
Dann eine Consolatio
Für Hadrian und der Poet
Mesomedes verfasste Lyrik
Auf den verstorbnen schönen Knaben.
Pankratius schrieb auch Gedichte,
Er war aus Alexandria,
Und die Hexameter des Dichters
Sind überliefert als Fragment
In dem Gelehrten-Gastmahl des
Gelehrten Athenaios. Aber
Der Höhepunkt des Knabenkultes
War die Benennung eines Sternbilds
Antinous nach diesem schönen Knaben.



ATE

Studie


Hesiod, Theogonie:

Aber die abscheuliche Eris (Streit) gebar die nackten Töchter, die schmerzhafte Ponos (Lärm) und Lethe (Vergessen) und Limos (Hunger) und Algea (Schmerzen), voll von Tränen die Hysminai (Kämpfe) und die Makhai (Schlachten), die Phonoi (Morde) und die Androktasiai (Gemetzel), die Neikea (Streit), die Pseudo-Logoi (Lügen), die Amphilogiai (Streitigkeiten) und Dysnomia (Gesetzlosigkeit) und Ate (Ruin) und Horkos (Eid).

Homer, Ilias:
(Agamemnon richtet sich an Achilleus): Es ist der Gott, der alle Dinge vollbringt, Ate ist die ältere Tochter von Zeus, die verflucht, die alle täuscht, ihre Füße sind schnell und sie schreitet nicht auf der festen Erde, sondern sie geht in der Luft über den Menschenköpfen und führt sie in die Irre. Sie hat andere vor mir verstrickt. Ja, einmal wurde selbst Zeus getäuscht, auch wenn Menschen sagen, er ist der Höchste der Götter und Sterblichen. Doch Hera, die weibliche, täuschte auch Zeus in ihrer Schlauheit an jenem Tag, da in starken Mauern von Theben Alkmene brachte zu ihrer Zeit die Kraft des Herakles zutage. Daher sprach Zeus mit Hera und machte ein Gelübde vor allen Unsterblichen: Hört mir zu, alle ihr Götter und Göttinnen alle ihr: Hört mich, während ich weiter spreche, was das Herz in meiner Brust bewegt. Diesen Tag hat Eileithyia der Frau Kindswehen ans Licht gebracht, die unter den Menschen-Geschlechtern meines Blutes hervorgebracht einen Mann, der Herr über alle sein soll, die mit ihm wohnen.
Dann in böser Absicht die Dame Hera sagte zu ihm: Du bist ein Lügner, es geht nicht in Erfüllung, was du gesprochen hast. Komm, Herr vom Olympos, und schwöre vor mir einen starken Eid, er soll Herr über alle sein, die mit ihm wohnen, der an diesem Tag soll zwischen den Füßen einer Frau hervor kommen, dieser Mann, der vom Blut deines Geschlechts geboren ist.
So sprach Hera. Und Zeus war völlig ahnungslos von ihrer Falschheit, denn er wurde von Ate betört, aber er schwor einen großen Eid, und darin lag seine ganze Täuschung. Aber Hera in einem Blitz der Geschwindigkeit verließ das Horn des Olympos und kam zu der Akhaia Argos, wo, wie sie wusste, lebte die mächtige Frau des Sthenelos, die stammte von Perseus ab. Und sie war schwanger mit einem Sohn, und das ist der siebte Monat für sie, aber sie brachte ihn früher ans Licht, und brachte ihn verfrüht zur Welt, und es blieb noch die Geburt in Alkmene und sie hatte wieder die Geburtswehen. Sie ging selbst und sagte die Nachricht Zeus, dem Sohn des Kronos: Vater Zeus der glänzenden Blitzkeile, ich werde eine Nachricht deinem Herzen erzählen. Ein großer Mann wird geboren, der Herr über die Argiver sein wird, Eurystheus, Sohn des Sthenelos., aus dem Samen des Perseus, deinem Geschlecht. Es ist nicht unpassend, dass er über die Argiver herrschen wird.
Sie sprach, und die scharfe Trauer schlug in seinem tiefen Herzen ein. Er fing mit dem glänzenden Haar auf dem Kopf an, die Göttin Ate in der Wut seines Herzens zu verfluchen und schwor einen starken Eid, dass nie Ate, die täuscht alle, dürfe zurück zum Olympos und dem Sternenhimmel kommen. So gesehen, wirbelte er sie in der Hand und warf sie aus dem Sternenhimmel, und jetzt kam sie zu der Menschen Treiben. Aber Zeus würde für immer trauern über seinen Eid, da er sah, wie sein lieber Sohn einige schändliche Arbeiten tun musste, die ihm Eurystheus auferlegt.
Also habe ich (Agamemnon) in meiner Zeit, als Hektor mit dem glänzenden Helm für immer zerstörte die Argiver am Heck ihrer Schiffe, nicht vergessen Ate (Verblendung), und die Art, wie ich mich zum ersten Mal getäuscht. Aber da war ich getäuscht und Zeus nahm mir meinen Verstand weg, nun bin ich bereit, alles wieder gut zu machen und zurück zu geben Geschenke in Hülle und Fülle.

Homer, Ilias:

Die Unsterblichen können sehr bewegt werden, ihre Tugend und Ehre und Kraft ist größer als bei uns, und doch mit Opfern und Opfergaben kann erbeten werden ihre Zärtlichkeit, mit Trankopfern, und Menschen mit Geschmack flehen die Unsterblichen an und ändern ihren Sinn, wenn ein Mensch tut etwas Falsches und überschreitet die Gebote. Denn es gibt auch die Litas (Geister des Gebets), die Töchter des großen Zeus, und sie sind lahmer Füße und faltig und werfen ihre Augen seitwärts, die auf dem Weg schuften, und bleiben weit zurück hinter Ate: aber Ate ist stark und schnell auf ihren Füßen, und damit überholt sie weit alle Litas (Gebete) und gewinnt in jedem Land, die Menschen in die Irre zu zwingen, und die Litas (Gebete) folgen als Heiler ihr nach. Wenn ein Mann verehrt diese Töchter des Zeus, um sie in die Nähe zu ziehen, dem bringen sie große Vorteile, und sie hören sein Flehen, aber wenn ein Mensch sie leugnet und hartnäckig mit einem harten Wort sich ihnen verweigert, gehen sie zu Zeus, dem Sohn des Kronos, flehend, dass Ate kann übernehmen diesen Mann, dass er verletzt werde und bestraft.

Homer, Ilias:

(Der Spion Dolon spricht zu Odysseus:) Hektor hat meine Meinung mit vielen Täuschungen (Ates) in die Irre geführt.

Sappho oder Alkaios:

Unersättlich ist Ate.

Aischylos, Agamemnon:

Perverse Verführung (talaina Peitho), das übermächtige Kind der Zerstörung (Ate), treibt Männer um, und jedes Mittel ist ihrer böse Art nicht verborgen. Sie erstrahlt, ein unheilvolles Glänzen wie Metall unterm Prüfstein. Bei der Prüfung zeigt sie die Schwärze ihres Korns, und bei einen Menschen, der einen Makel hat, gegen den es keine Verteidigung gibt, hört kein Gott auf seine Gebete. Der Mann, der mit solchen Taten verbunden ist, den zerstören sie in seiner Ungerechtigkeit. So war Paris, der zum Haus der Sohnes des Atreus (Menelaos) kam und entehrt die Gastfreundschaft seines Gastgebers durch Diebstahl seiner angetrauten Frau (Helene).

Aischylos, Agamemnon:

Aber eine alte Hybris (Hochmut) neigt dazu, bösen Menschen früher oder später zu bringen gemäß der Stunde ihrer Geburt eine junge Hybris, einen unwiderstehlichen, unbesiegbaren, unheiligen Geist (Dämon), Thrasos (Tollkühnheit) und die schwarzen Ates (Flüche), die ihren Eltern ähneln. Doch Dike (Gerechtigkeit) glänzt in guten Wohnungen und schätzt die tugendhaften Menschen.

Aischylos, Agamemnon:

(Agamemnon) weiß kaum, was wird, die bösen Taten getan durch die hasserfüllte Hündin (seine Frau Klytaimestra), deren Zunge leckte seine Hand, die weit ihre Ohren in Freude gespannt, wie die tückische Ate. Solche Kühnheit hat nie aufgebracht eine Frau, einen Mann zu töten.

Aischylos, Agamemnon:

(Klytaimestra spricht nach dem Mord an ihrem Mann Agamemnon:) Höre dieses dann auch, den Gerechten ist dies die Sanktion für meinen Eid: Dike (Gerechtigkeit) verlangte für mein Kind (Iphigenie, die von Agamemnon geopfert wurde) und Ate (Ruin) und die Erinys (Rache), dass ich diesen Mann opferte.

Aischylos, Choephoren:

O Zeus, o Zeus, die lange aufgeschobene Strafe sende von unten (in Form von Erinnyen) auf die rücksichtslose Ate und die bösen Taten durch die Hände der Sterblichen.

Aischylos, Choephoren:

Ein Schauer stiehlt sich über mich, wie ich höre diese Gebete (von Orest und Elektra, die nach dem Tod ihrer Mutter beten, ihren ermordeten Vater zu rächen). Das Gericht hat lange gewartet, aber es wird mit der Antwort an diejenigen, die beten, kommen. Ach, Unzucht, Probleme und blutige Taten von Ate (Ruin) schlagen eine Zwietracht! Ach, ach, unser Haus hat die beklagenswerten Schmerzen und unerträglichen Schmerzen, und ein Heilmittel, um diese Leiden zu heilen, eine Heilung nicht von außen, mit den Händen anderer, sondern durch sich selbst, Heilung vom heftigen, blutigen Streit.

Aischylos, Sieben gegen Theben:

Eine Trophäe der Ate (Ruin oder Torheit) steht nun an der Pforte, wo sie (die Brüder Eteokles und Polyneikes) einander geschlagen und wo, nachdem sie besiegt wurden, die göttliche Kraft (der Erinys) blieb in ihrer Hand.

Pseudo-Apollodor, Bibliotheca:
Ilos (der erste König der Trojaner) ist gefolgt der Kuh, die zu dem ging, was jetzt als der Kamm der phrygischen Ate bekannt ist, dort sich niederzulassen (wo Ate, nachdem sie aus dem Himmel von Zeus warf geworfen, gelandet ist). Er gründete eine Polis und nannte sie Ilion.

Apollonius Rhodius, Argonautica:

(Hera spricht zu Thetis:) Auch die Götter sind manchmal von Ate (Verblendung) heimgesucht.

Quintus Smyrnaeus, Der Fall von Troja:

Nicht gut ist es für die niederen Männer, auf die Bahnen der Könige zu schielen, heimlich oder offen, denn zornige Vergeltung kommt schnell von Themis (der Dame der Gerechtigkeit) und sie sitzt in der Höhe. Und sie, die Wehe über Wehe auf die Menschheit häuft, Ate, straft die schamlosen Zungen.

Athenaeus, Deipnosophistae:
Panyasis, der epische Dichter, schreibt den ersten Trinkspruch (zum Wein aus einem großen griechischen Trinkbecher) auf die Chariten (Grazien), die Horen und Dionysos, den zweiten auf Aphrodite und Dionysos, den dritten jedoch auf die Hybris (Gewalt) und Ate (Ruin). Er sagt: Der erste Teil fiel zu den Chariten und fröhlichen Horen (Jahreszeiten), und dem lauten Dionysos, den Göttern, die inspirierten die erste Runde (des Trinkens), für die nächste Runde zogen Kyprogeneia (Aphrodite) und Dionysos das Los. Hier wird großen Männer das höchste Gut das Trinken von Wein. Wenn ein Mann, mit dem zufrieden, zurück nach Hause geht, vom Fest noch angenehm berauscht, kann er nie Schaden empfangen. Aber wenn er auf das volle Maß der dritten Runde besteht und trinkt überschüssig, erhebt sich das bittere Schicksal der Hybris (Gewalt) und Ate (Ruin), mit den Übeln (Kakoi), um Männer in ihrem Zug zu ruinieren. Also nun, guter Herr, denn du wahrst das richtige Maß bei gutem Getränk, fahre zu deiner angetrauten Frau und lass sie als Genossin mit dir ruhen. Denn ich fürchte, dass, wenn die dritte Runde ist gut getrunken worden, dass Hybris (Gewalt) kann in deinem zornbewegten Herzen und Haupt eine stattliche Unterhaltung mit einem bösen Ende herbeiführen. Nein, gehorche und trinke nicht mehr zu viel.
Und weiter mit dem Thema des maßlosen Weintrinkens, sagt Panyassis: Nach dem Untergang folgen Ate (Ruin) und Hybris (Gewalt) dicht auf das Trankopfer.

Seneca, Hercules Furens:

(Hera wütet gegen Herakles:) Denke, dass jetzt du dem Styx entkommen bist und den grausamen Geistern. Hier zeige ich dir höllische Formen in tiefe Dunkelheit begraben, tief unter dem Ort der Verbannung, schuldige Seelen werde ich rufen und die Göttin Discordia (Eris, Zwietracht), denen Wachen eine riesige Höhle im Berg versperren, ich werde sie hervorbringen, und ziehe dich aus dem tiefsten Bereich des Dis (Hades), was auch immer du hast getan, der hasserfüllte Scelus (Kriminalität) wird kommen und die rücksichtslose Impietas (Unglauben), mit Blut befleckt, der Irrtum (Ate) und die Furore (Wahnsinn) - das, das sind die Minister für meinen schmerzenden Zorn!

Nonnus, Dionysiaca:
(Hera in ihrem Rachefeldzug gegen Dionysos sendet Ate, die Verblendung, um des Gottes jungen Liebhaber Ampelos davon zu überzeugen, auf dem Rücken eines Bullen zu reiten und so über ihn den Tod zu bringen:)
Ate, die todbringende Dämonin der Täuschung, sah die kühne Jugend (Ampelos) verirrt in den Bergen von Lyaios (Dionysos) während der Jagd; und unter der charmanten Form von einem seiner befreundeten Knaben sprach sie mit Ampelos betrügerische Rede - alles, um die Stiefmutter des phrygischen Dionysos zu befriedigen.
Dein Freund, furchtloser Junge, heißt Dionysos? Welche Ehre hast du aus deiner Freundschaft erhalten? Du darfst nicht führen den göttlichen Wagen des Lyaios, du reitest nicht einen Panther! Für des Bromios Streitwagen ist Maron das Los gefallen, seine Hand verwaltet die Tier-regierende Peitsche und die Zügel juwelenbesetzt. Was für ein Geschenk hast du von Lyaios bekommen? Die Mänaden haben ihre Zither und ihr melodisches Gedudel; die Satyrn die Tomtom-Trommeln unter dem Schutz des Dionysos; selbst die Bassariden reiten auf dem Rücken der Löwen. Welche Gaben hast du deiner Liebe würdig empfangen, da du nicht von Bacchus' Wagen der Fahrer oder Reiter der Panther bist? Nun, mein Junge, du wartest noch immer auf den Wagen, und man verweigert dir die Hengstfohlen auf der Straße zu lenken. Komm mit der Herde, wo sind die klaren Viehtreiber und schönes Vieh, reite auf einem Stier (der Junge, bestimmt zu sterben, reitet den Rücken eines Stieres), und ich werde dich auf dem Rücken schön machen wie den Mann, der einen wilden Stier reiten kann! Dann wird deinem Körper der Bullen-König Dionysos laut applaudieren, wenn er dich sieht, mit einem Stier zwischen den Knien! Es gibt nichts an so einem Lauf zu fürchten; Europa war eine Frau, ein junges Mädchen, und sie ritt auf einem Stier, hielt sich an dem Horn fest und ritt ohne Zügel.
Dieser Appell überredete ihn, und die Göttin flog in die Luft (ihre Aufgabe war abgeschlossen].