Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

EUGEN ONEGIN



Von Alexander Puschkin


Nachgedichtet von Josef Maria Mayer


ERSTER GESANG


1


Mein Onkel ist ein Mann von Ehre,
Doch als er ernsthaft kränklich ward,
Da zwang er einen, ihn zu achten,
Wie gut war der Gedanke doch.
Sein Beispiel ist uns eine Lehre.
Ach Gott, doch welche Langeweile,
Beim Kranken sitzen Tag und Nacht,
Von ihm zu weichen keinen Schritt!
Ach, wie gemein und hinterlistig,
Halbtote zu vergnügen und
Zu schütteln seine Kissen aus
Und ihm die Medizin zu geben,
Zu seufzen und zu denken dann:
Wann holt dich doch der Satanas?“


2


Ein junger Taugenichts so dachte,
Als er mit Pferden ritt im Staub,
Noch Joves allerhöchstem Willen
Der Erbe der Verwandten all.
Genossen Ruslans und Ludmillas,
Jetzt mit dem Heros meines Epos
Ich mache euch sogleich bekannt
Auch ohne ewigen Prolog.
Onegin ward, mein Freund und Bruder,
Geboren an der Newa Saum,
Wo du, mein Leser, auch vielleicht
Zur Welt kamst oder Ehre fandest,
Wo ich mir meine Zeit vertrieb.
Der Norden doch bekam mir schlecht!


3


Untadlig und in Ehren dienend
Sein Vater stets in Schulden war,
Drei große Feste gab er jährlich
Und hat das ganze Geld verprasst.
Das Schicksal Eugen doch bewahrte!
Madame sah erst nach ihrem Knaben,
Dann nach dem Knaben sah Monsieur.
Das Kind war wild und doch so süß!
Der Herr Abbé, ein lieber Narr,
Franzose, lehrte dann den Knaben,
Er lehrte alles ihn im Spiel
Und sprach nicht streng von der Moral,
Nur leicht ihm rügend seine Streiche,
Er ging auch oft mit ihm im Licht
Spazieren in dem grünen Hain.


4


Dann stürmisch kam die Zeit der Jugend
Heran für Eugen, süße Zeit
Der Hoffnung und der süßen Wehmut,
Da jagte fort man den Abbé!
Onegin lebte jetzt in Freiheit,
Das Haar geschnitten nach der Mode,
Gekleidet wie ein Dandy sah
Er schließlich auch die große Welt,
Französisch konnte er vollkommen
Im Reden und im Schreiben auch,
Mazurka tanzte er geschickt
Und konnte höflich sich verbeugen.
Und alle Damen sprachen da,
Onegin sei sehr klug und nett.


5


Wir lernten alle doch ein wenig,
So irgendwie ein Irgendwas,
So, Gott sei Dank, ists uns ein Leichtes,
Zu glänzen durch Erziehung. Auch
Onegin war so nach der Meinung
Der resoluten strengen Richter
Ein kluger Kopf, doch ein Pedant.
Er hatte glücklich das Talent,
Im Diskutieren völlig zwanglos
Zu streifen dies und jenes leicht
Und mit gelehrtem Kennerblick
Auf schwere Fragen ernst zu schweigen,
Zu locken Lächeln auf den Mund
Der Fraun durch einen leichten Spott.


6


Latein ist heute aus der Mode,
Doch sage ich die Wahrheit euch,
Onegin doch verstand Lateinisch,
Entziffern konnt er einen Spruch,
Er sprach von Juvenals Satiren
Und überschrieb den Brief mit salve
Und konnte, doch nicht fehlerfrei,
Auch ein paar Verse von Vergil.
Doch das verschuf ihm keine Wonne,
Zu kriechen in der Chronik Staub
Der großen Welthistoria.
Doch aller Zeiten Anekdoten
Von Romulus auf unsre Zeit
Behielt er im Gedächtnis stets.


7


Er wusste nichts von solcher Liebe,
Zu opfern sich der Poesie,
Von Jamben und Trochäen kannte
Er nicht den Unterschied. Homer
Und Theokrit war ihm nichts Gutes,
Doch Adam Smith hat er gelesen
Und war ein kluger Ökonom,
Darlegen konnte er genau,
Wie kommt der Vater Staat zum Reichtum,
Wovon er lebt und warum er
Nicht braucht in dem Tresor das Gold,
Wenn da genügend Bodenschätze.
Sein Vater konnt es nicht verstehn,
Verpfändete die Länderein.


8


Was Eugen sonst noch alles wusste,
Das zähl ich hier nicht alles auf.
Worin er ein Genie gewesen,
Ein Meister in der Wissenschaft,
Was ihm von Jugend an Ergötzen
Und Wonne war und süße Wehmut,
In sehnsuchtsvollem Müßiggang
Beschäftigt ihn den ganzen Tag,
Das war die schöne Kunst der Liebe,
Der Leidenschaft, die sang Ovid,
Wofür als Marterzeuge auch
Ovid beendete sein Leben,
Sein stürmisches, am Moldaustrand,
Fern seinem vielgeliebten Rom.


9


(...)


10


Wie früh schon heuchelte er Liebe,
Verbarg den Wunsch, die Eifersucht,
Blies Worte ein, trieb aus Gedanken,
War schmachtend, ging in Finsternis,
War stolz und wieder dann gehorsam,
Zuhörend oder übersehend,
Wie schwieg er, ach, verzehrt von Gram!
Wie feurig die Beredsamkeit!
Die Liebesbriefe doch wie lässig!
Erfüllt von Einer, Einer nur,
Ganz liebend, er vergaß sich selbst!
Sein Auge war voll Zärtlichkeiten,
Verschämt, verwegen! Manchmal doch
Gehorsam Tränen schimmerten.


11


Er wusste immer neu zu scheinen,
Wie scherzend man die Unschuld neckt!
Er wusste, wie man spricht verzweifelt,
Er kannte nette Schmeichelei,
Er nutzte den Moment der Rührung,
Besiegte irgendeine Unschuld
Durch Leidenschaften und Verstand,
Erwartete die Zärtlichkeit,
Erbat ein liebendes Bekenntnis,
Vernahm des Herzens ersten Laut,
Er jagte nach der Liebe, um
Ein erstes Treffen zu erreichen,
Um dann beim Rendezvous die Maid
Zu lehren schöner Liebe Kunst!


12


Wie früh schon konnte er die Herzen
Lasziver Weiber wühlen auf,
Wars Lust ihm, seine Nebenbuhler
Zu ruinieren! Ha, wie bös
Verleumdet er die Nebenbuhler!
Wie legt er ihnen aus den Fallstrick!
Die lieben Ehegatten doch,
Sie blieben allezeit ihm Freund,
Ihm schmeichelte der kluge Gatte,
Der selbst einst Schüler des Faublas,
Ihn schätze auch der alte Greis
Sowie der aufgeblasne Haushahn,
Der stets zufrieden mit dem Ich,
Dem Mittagessen und der Frau.


13, 14


(...)


15


So manchmal liegt er noch im Bette,
Man überbringt ihm ein Billett.
Was, eingeladen? Ja, tatsächlich,
Drei Häuser bitten ihn zum Fest.
Dort Kinderfest, dort eine Feier,
Was wird der Taugenichts nun machen?
Mit wem beginnen? Ach egal,
Er taucht bei allen einfach auf.
Erst fährt er in dem Straßenanzug,
Auf seinem Kopf den Bolivar,
Zu wandeln auf dem Boulevard,
Spaziert, flaniert umher im Freien,
Bis wachsam ihm der Uhr Geläut
Die Zeit zum Mittagessen zeigt.


16


Schon dunkel. Er sitzt in dem Schlitten.
Los! tönt es. Und von Silberstaub
Des Frostes schimmert licht der Biber
Des Kragens an Onegins Rock.
Zu Peter nun, in der Gewissheit,
Kawerin wird ihn dort erwarten.
Der Kork springt aus dem Flaschenhals,
Kometenwein in Strömen fließt,
Vor ihm steht blutig schon der Braten
Und Trüffel auch als Luxuskost,
Der Küche der Franzosen Preis,
Der leckeren Pastete Straßburgs,
Dem reifen Käse Limburgs, streng,
Und Ananas von gelbem Gold.


17


Noch ruft der große Durst nach Bechern,
Begießen muss man doch das Fleisch!
Die Uhr verkündet ihm mit Läuten,
Begonnen schon hat das Ballett.
Er, des Theaters strenger Richter,
Ein unbeständiger Verehrer
Der reizenden Aktricen und
Der Loge Ehrenbürger, er,
Onegin eilt nun zum Theater,
Wo jeder voll Kritikgeist ist,
Beklatschend einen entrechat,
Kleopatra auszischend, Phädra,
Moina anzupreisen laut
(Um selbst gehört zu werden nur).


18


O Zauberwelt! In alten Zeiten
Dort herrschte der Satire Herr,
Fonwisin, dieser Freund der Freiheit,
Knazin nachahmend sehr geschickt,
Dort teilte Ozerow den Beifall
Und Freudentränen mit der jungen
Semjonowa und dort auch ließ
Katenin wieder auferstehn
Genial Corneille im Trauerspiele,
Dort ätzend scharf schuf Schachowskoi
Des Lustspiels große laute Schar,
Ward Diderot bekränzt mit Lorbeer.
Und dort, in der Kulisse Schutz,
Verschwand auch meine Jugendzeit.


19


Oh meine Göttinnen! Wo seid ihr?
Vernehmt doch meinen tristen Gruß!
Seid ihr noch göttlich? Haben Andre
Euch abgelöst, euch niemals gleich?
Hör ich von neuem eure Chöre
Und folge ich den Seelenflügen
Der russischen Terpsichore
Mit Blicken? Oder sieht mein Blick
Nur Unbekannte auf der Bühne
Und richte ich mein Opernglas
Enttäuscht auf eine fremde Welt
Und schau gleichgültig das Vergnügen
Und kann nur wortlos gähnen, mich
Erinnern der Vergangenheit?


20


Gefüllt das Haus, die Logen glänzen,
Parterre und Hochsitz, alles kocht,
Die Ungeduld klatscht im Olympos
Und rauschend geht der Vorhang auf
Und strahlend wie ein Geist aus Äther,
Gehorsam süßen Violinen,
Umgeben von der Nymphen Chor,
Istomina steht lächelnd da,
Berührt mit einem Fuß den Boden,
Dreht mit dem andern einen Kreis
Und springt und plötzlich schwebt sie auf
Wie Flaum, wie Hauch von Äols Lippen,
Figuren führt ihr Körper aus,
Die schlanken Füßchen sind im Takt.


21


Und alles klatscht. Es kommt Onegin
Heran und drängt sich durchs Parkett,
Voll Unmut richtend seine Brille
Zur Loge fremder Damenwelt,
Sein Auge überfliegt die Ränge,
Er sieht und ist mit den Gesichtern
Und Kleidungen zufrieden nicht
Und hat begrüßt die Herren auch
Und hat dann schließlich in Zerstreutheit
Geschaut zur Bühne und gegähnt,
Zeit ist es, dass man sie ersetze!
Schon lang ertrug ich das Ballett,
Von Didelot hab ich genug!


22


Noch springen lärmend auf der Bühne
Eroten und Dämonen und
Noch schlafen müde die Lakaien
Am Tor in ihrem Biberpelz,
Noch immer hört man Füßetrampeln,
Sich-Schnäuzen, Husten, Zischen, Klatschen,
Und noch verbreiten überall
Die Lampione helles Licht,
Noch strampeln aufgeregt die Pferde,
Die überdrüssig des Geschirrs,
Der Kutscher an dem Feuer flucht
Der Herrschaft, ballt die Fäuste zornig.
Onegin aber ging schon fort,
Sich umzuziehn fährt er nach Haus.


23


Gelingt es mir, genau zu malen
Ein Bild vom einsamen Gemach,
Wo nun der Mode Musterschüler
Erst aus-, dann angekleidet wird?
Was das galante London spendet
Für die Verschwendungssucht und Laune
Und handelt gegen Holz und Talg,
Bringts übers Meer des Baltikums,
Und was Pariser mit Gelüsten
Erfunden für den Zeitvertreib
In einem nützlichen Beruf
Für die Bequemlichkeit, den Luxus,
All das besaß im Kabinett
Der jugendliche Philosoph.


24


Konstantinopels Bernsteinpfeifen
Und auf dem Tische Porzellan
Und (Freude überfeiner Sinne)
Parfüm im Rosenquarzflakon,
Die Nagelfeile und die Kämme,
Die graden und die krummen Scheren,
Und Bürsten dreißigfacher Art,
Die Bürste auch für das Gebiss.
Rousseau (nur nebenbei gesprochen)
Begriff nicht, wie der edle Grimm
Vor dem beredten Narren sich
Gereinigt hat mit einer Bürste.
Im Unrecht der Apostel war
Der Freiheit hier in diesem Fall.


25


Man kann ein Mensch sein voller Tugend
Mit Fingernägeln ohne Schmutz.
Wozu der Streit mit dem Jahrhundert?
Gewohnheit ist doch ein Tyrann!
Onegin war (dort wie Cadajew,
Sich flüchtend vor Kritik) in seinem
Gewande war er ein Pedant,
Lackaffe nannte man das sonst.
Drei Stunden stand er vor dem Spiegel
Und kam heraus dann aus dem Raum,
Wo er sich angekleidet hat,
Wie eine locker-leichte Venus,
Wenn Männerkleidung tragend geht
Die Göttin auf den Maskenball.


26


Nachdem ich eurer Augen Neugier
Den Toilettentisch gezeigt,
So könnt ich jetzt der Welt der Kenner
Beschreiben auch Onegins Kleid.
Das aber wär ein großes Wagnis.
Beschreibung ist zwar meine Arbeit,
Doch Pantalons, Gilet und Frack,
Das gibt’s in unsrer Sprache nicht.
Bekennen muss ich meine Sünde,
Fremdwörter wählte ich zu oft
Zum Schmuck für meinen armen Stil
Und hätte das nicht machen sollen,
Hab eben Akademikern
Zu tief ins Wörterbuch geschaut.


27


Doch das ist jetzt nicht unsre Sorge,
Wir eilen lieber gleich zum Ball,
Wohin Onegin in der Droschke
Hals über Kopf gefahren ist.
Vor Häusern, welche dunkel wurden,
Entlang verschlafnen Straßen streuen
Der Kutschen Lampione schon
In Reihen freudenreiches Licht,
Im Schnee wie eine Iris schillernd.
Und rings mit Lämpchen übersät
Ersteht voll Pracht und Prunk ein Haus,
Dort hinter Fenstern wandeln Schatten
Von Damenköpfen im Profil
Und Sonderlingen modisch hübsch.


28


Mein Held, gefahren bis zur Halle,
Flog am Portier vorbei, ein Pfeil,
Hinauf flog er die Marmortreppe,
Fuhr durch die Haare mit der Hand,
Trat ein. Der Saal ist voller Menschen,
Musik, des Lärmens müd geworden,
Die Menge schon Mazurka tanzt,
Getöse und Gedränge herrscht.
Dort Sporenklang der Kavaliere,
Dort hüpfen Frauenfüßchen hübsch
In anmutreichem Charme vorbei,
Den Spuren folgen heiße Blicke.
Der Geigen Schluchzen übertönt
Geflüster eitler Frauenwelt.


29


Zur Zeit der Wünsche und der Freuden
War ich verrückt nach solchem Ball.
Hier kann die Liebe man bekennen
Und Liebesbriefe stecken zu.
O, ihr verehrten Ehemänner,
Euch biet ich meinen Dienst an, bitte,
Beachtet meine Worte doch,
Ich will euch warnen. Und auch du,
Verehrte Mama, solltest strenger
Behüten doch dein Töchterlein,
Halt fest in Händen dein Lorgnon,
Sonst nämlich, sonst – doch Gott bewahre!
Dies schreibe darum ich allein,
Weil ich nicht mehr der Sünde Knecht.


30


O weh, bei mancherlei Vergnügung
Verprasst ich meine Lebenszeit.
Doch wärs der Tugend nicht zuwider,
Ich ging noch heute auf ein Fest.
Ich lieb die ausgelassne Jugend,
Dies Glanz und Gloria und Freuden,
Das raffinierte Frauenkleid,
Die hübschen Füßchen. Aber kaum
Zwei, drei Paar hübsche Frauenfüßchen
In Russland aufzufinden sind.
Vergessen kann ich nicht das Paar
Bezaubernd hübscher Füßchen, ach,
Ich denk an sie voll Wehmut immer
Und melancholisch nachts im Traum
Mit Unruh füllen sie mein Herz.


31


Wann nur und wo, in welcher Wüste,
Wahnsinniger, vergisst du sie?
Wo seid ihr jetzt? Ach Füßchen, Füßchen,
Wo hüpft ihr durch das Frühlingsgras?
Umhegt im weichen Oriente,
Ließt ihr im Schnee des tristen Nordens
Von eurer Schönheit keine Spur.
Ihr liebtet schwelgerisch und süß
Berührung eines weichen Teppichs.
Ist lange her, dass ich für euch
Vergaß den Durst nach Lob und Ruhm,
Vergaß die Heimat, die Verbannung!
Verschwunden ist das Jugendglück
Wie auf der Wiese eure Spur.


32


Dianas Busen, Floras Backen,
O Freunde, sie sind voller Reiz!
Terpsichore mit kleinen Füßchen
Ist reicher noch an Reiz und Charme!
Das Füßchen doch verheißt den Blicken
Unschätzbar reichen Lohn der Minne,
Vielsagend das Symbol voll Charme
Lockt eigenwillig Wünsche an.
Ich lieb die Füße, o Elvira,
O Freundin, unterm Tischtuch und
Im jugendlichen Frühlingsgras,
Im Winter dann vor dem Kamine
Und auf des Saales Tanzparkett
Und auf dem Felsen an dem Meer.


33


Ich seh das Meer noch vorm Gewitter,
Die Wellen sah ich an voll Neid,
Die rollten stürmisch hin in Reihen
Und legten sich vor ihren Fuß.
Wie war ich voll Begier, wie Wellen
Die Füße mit dem Mund zu küssen!
Nein, niemals in der Feuersglut
Der sturmerfüllten Jugendzeit
War ich so qualvoll voll Begierde,
Armidas Mund zu küssen und
Der Wangen rosenrote Glut
Und Brüste, o so voller Sehnsucht!
Nein, niemals hat die Leidenschaft
So Geist und Herz und Leib gequält!


34


Ich denk an eine andre Stunde,
Im Tagtraum manchmal heimlich noch
Heb ich das Füßchen in den Bügel
Und fühl den Fuß in meiner Hand
Und schäumend meine Phantasieen
Entzünden sich am hübschen Füßchen,
Im welken Herzen kocht das Blut!
O wieder Schwermut, wieder Lust!
Genug gepriesen nun die Stolzen
Mit meiner Leier Plaudermund,
Sie sind der Liebe doch nicht wert
Und sind nicht wert des Lobgesangs,
Zu dem die Frauen inspirieren.
Die Meisterinnen der Magie
Betrügen wie der Füßchen Paar.


35


Und mein Onegin? Schlummertrunken
Fuhr von der Feier er ins Bett.
Doch Petersburg, das unermüdlich,
Ward von der Trommel schon geweckt.
Der Kaufmann handelt, Bettler wandelt,
Der Kutscher strebt zum Platz der Wagen,
Das Ochta-Mädchen trägt den Krug,
Ihr Füßchen knirscht im Morgenschnee,
Das Fenster offen, Rauch des Schornsteins
Als blaue Säule in der Luft,
Der Bäcker, akkurat und deutsch,
Als eben auferwacht der Morgen,
In seiner Schlafmütz, machte schon
Den Laden auf und rief: Was gibts?


36


Ermattet von der Feier Trubel
Onegin macht den Tag zur Nacht,
Das Kind der Freuden und des Luxus
Ruht in bequemer Dunkelheit.
Nach Mittag wacht er auf und wieder
Geregelt ist sein Tag bis morgen,
Gleichförmig immer, dennoch bunt,
Und morgen ist’s, wie’s gestern war.
Jedoch: War mein Onegin glücklich
Bei der Eroberungen Glanz
Inmitten von alltäglichem Genuss,
Er, frei, in seines Lebens Blüte?
Konnt er ein Meister ungestraft
Von nächtlichen Gelagen sein?


37


Früh war ihm das Gefühl erkaltet,
Langweilig ihm der Weltbetrieb,
Die Schönen blieben ihm nicht lange
Objekte brennender Begier,
Der Treubruch schließlich war ermüdend.
Auch Freunde waren längst schon lästig,
Nicht immer kann man ja das Steak
Und die Pastete mit dem Sekt
Begießen und Bonmots ergießen,
Wenn einem schon der Schädel brummt.
Er, durch und durch ein Taugenichts,
Er ward doch schließlich überdrüssig
Der Liebe, Freundschaft, des Duells,
Des Dolchs, des Degens und des Bleis.


38


Die Ursach dieser Geisteskrankheit?
Ergründen müssten Ärzte das.
Berühmt ist ja der Russen Schwermut,
Bei Briten nennt man das den Spleen!
Die Schwermut hatte ihn ergriffen!
Doch, Gott sei Dank, sich selbst zu morden,
Das kam ihm gar nicht in den Sinn.
Dem Leben gegenüber kalt,
War finster er wie Junker Harold
Und stolz wie der in den Salons.
Nicht Kartenspiel, Gesellschaftsklatsch,
Kein Gnadenblick, kein Seufzer schamlos,
Nichts rührte ihm die Seele an,
Onegin nahm von nichts Notiz.


39, 40, 41


(...)


42


Euch kapriziösen stolzen Damen,
Euch ließ er ja zuerst zurück.
Für unsre Zeiten ist das Reden
Des Adels ziemlich abgeschmackt.
Die eine oder andre Dame
Mag Say und Bentham zwar erklären,
Doch meistens ist die Plapperei
Ganz unerträglich, ohne Sinn.
Dazu sind sie so voller Kühle,
Sind so erhaben und so klug,
Erfüllt von solcher Redlichkeit,
Umsichtig und so unzugänglich
Für Männer, dass schon sie zu sehn
Erzeugt in jedem Fall den Spleen!


43


Auch euch, ihr jugendlichen Schönen,
Die spät in einer dunklen Nacht
Verwegne Wagen fortgetragen
Auf Straßenpflastern Petersburgs,
Euch hat Onegin aufgegeben,
Abtrünnig all den wilden Festen
Onegin schloß sich ein zu Haus.
Zur Feder griff mit Gähnen er,
Er wollte schreiben – aber Arbeit
War ihm ein Gräuel, also nichts
Entfloss der Feder. Er geriet
Nicht in die arrogante Gilde
Der Schar, die ich nicht schmähen will,
Weil selbst ich zu der Schar gehör.


44


Erneut verdammt zu träger Muße,
Gequält von Ödnis des Gemüts,
Zum Ziel nahm er das Lobenswerte,
Sich anzueignen die Vernunft
Der Andern. Die Armee von Büchern
Las er und las und doch vergebens.
Nur Stumpfsinn, Unsinn und Betrug,
Gewissenlos und ohne Sinn,
Beschränkt war alle Bücherweisheit.
Das Alte war jetzt unmodern,
Was neu war, liebte Altes nur.
Und wie die Frauen so die Bücher
Verließ er und das Buchregal
Verhängte er mit schwarzem Tuch.


45


Als ich mich von der Welt befreite
Und Abstand nahm von dem Betrieb,
Da schloss ich mit Onegin Freundschaft,
Weil sein Gesicht mir gut gefiel,
Sein Hang zu stillen Träumereien,
Sein unnachahmlich seltnes Wesen,
Sein scharfer schneidender Verstand,
Ich bitter war, er finster-stolz,
Wie kannten beide Leidenschaften,
Uns war das Leben eine Qual,
Erloschen war des Herzens Glut!
Uns von dem Anfang an des Lebens
Erwartete der Menschen Groll
Und der Fortuna blinder Hass.


46


Wer lebt und denkt, der kann nicht anders,
Als Menschen zu verachten. Wer
Je fühlte, den plagt nicht mit Unruh
Der Schatten der Vergangenheit.
Kein Zauber über ihn ist mächtig.
Doch der Erinnerungen Schlange,
Die Reue nagt an seinem Geist.
All das verlieh der Diskussion
Oft große wunderbare Reize.
Zuerst verwirrte mich die Art
Zu sprechen, doch gewöhnt ich mich
Ans Schlangengift der Wortgefechte
Und seinen gallebittern Scherz
Und manches böse Epigramm.


47


Wie oft in einer Nacht des Sommers,
Wenn über Newas Nass die Nacht
Durchsichtig ist und seltsam leuchtend
Und doch des Wassers heitres Glas
Dianas Angesicht nicht spiegelt,
Gedachten wir der Abenteuer,
Der Minne der Vergangenheit.
Empfänglich wieder, sorglos, neu
Berauschten wir uns heimlich schweigend
Am Atem der geliebten Nacht.
Wie ein Gefangner, der im Schlaf
Zum grünen Wald aus dem Gefängnis
Befreit ward, trug auch uns der Traum
Zu unsres Lebens Anbeginn.


48


Mit einer schmerzerfüllten Seele
An die granitne Brüstung da
Gelehnt stand Eugen in Gedanken,
Wie einst gedichtet ein Poet.
War alles still und nur die Wächter
Sich riefen etwas zu und plötzlich
Von der Millionnaja drang jäh
Ein Lärm von Wagenrasseln her.
Ein Boot, die Ruder sacht bewegend,
Glitt auf dem träumerischen Fluss,
Uns fesselnd aus der Ferne klang
Ein Horn, ein wildes Lied der Liebe!
Doch süßer in der Nacht erklingt
Torquato Tassos süßer Sang!


49


Der Adria geliebte Wellen,
O Brenta! Sehen werd ich euch,
Inspiration wird mich erfüllen,
Ich hör die Stimme voll Magie!
Apollos Enkeln ist sie heilig,
Durch Albions erhabne Leier
Mir gut bekannt, mir lieb und wert.
In Freiheit möcht ich süß die Nacht
Genießen in Italien, während
Die Venetianerin bald schweigt,
Gesprächig bald die Junge ist,
Wir treiben hin in schwarzer Gondel,
Mit ihr gemeinsam spricht mein Mund
Von Amor Verse wie Petrark.


50


Kommt einst die Stunde meiner Freiheit?
Ich ruf die Zeit! Ja, s’ ist die Zeit!
Ich leb in unbestimmter Hoffnung
Und ruf der Schiffe Segel her.
Im Kleid des Sturms, im Streit mit Wellen,
Wann endlich gehe ich den Kreuzweg
Des freien Wandelns übers Meer?
Zeit ists, den öden Wassersaum
Des Elementes zu verlassen
Und in des Südens heißen Sand
Nah meinem lieben Afrika
Zu träumen von der düstern Heimat,
Wo ich gelitten und geliebt,
Wo ich begraben hab mein Herz!


51


Onegin war bereit zu reisen
In fremde Länderein mit mir,
Wir beide wurden dann vom Schicksal
Getrennt für eine lange Zeit.
Gestorben damals war sein Vater,
Da sich versammelt um Onegin
Mit Gier die Schar der Gläubiger,
Ein jeder folgt dem eignen Kopf.
Und Eugen, Abscheu vor Prozessen,
Er schickte sich in sein Geschick,
Die Erbschaft andern überließ,
Das war ihm kein Verlust. Womöglich
Erfuhr er im Voraus bereits
Von seines Onkels nahem Tod.


52


Und wirklich, Eugen hörte plötzlich
Von dem Verwalter dieses Wort,
Sein Onkel läg im Todeskampfe
Und wollte Abschied nehmen noch
Von Eugen. Der vernahm die Nachricht
Und eilte also ohne Säumnis
Mit Pferden zu dem Wiedersehn
Und gähnte im Voraus bereits,
Da er sich nun des Geldes wegen
Auf Seufzer vorbereitete,
Auf Langeweile, Heuchelei.
Doch als er kam zum Gut des Onkels,
Lag schon der Tote aufgebahrt,
An Mutter Erde ein Tribut.


53


Der ganze Hof war voll von Dienern,
Aus allen Himmelsrichtungen
Es kamen Freunde, kamen Feinde,
Liebhaber von Begräbnissen.
Der Tote wurde nun begraben.
Der Pope und die Gäste schmausten
Und gingen auseinander dann
Mit feierlicher Wichtigkeit.
Onegin war jetzt Landbewohner
Und unumschränkter Landesherr
Von Werkstatt, Wasser, Wald und Feld.
Verschwenderischer Feind der Ordnung
War Eugen sonst, doch jetzt sein Weg
Nahm eine neue Richtung ein.


54


Zwei Tage waren ihm die Felder
In Einsamkeit der Ländlichkeit,
Die Kühle dunklen Eichenwaldes
Und Bachgeplauder Neuigkeit,
Am dritten Tage interessierten
Ihn nicht mehr Aue, Hain und Hügel,
Nur müde machten sie ihn noch
Und endlich ward ihm völlig klar,
Im Dorf herrscht auch die Langeweile,
Auch ohne Straßen und Palast,
Auch ohne Verse, Karten, Bad.
Da lauerte auf ihn die Schwermut
Und hängte sich an Eugen an
Wie eine treue Ehefrau!


55


Ich ward geboren für den Frieden
Und für die Stille der Natur.
Dort schöner schallt der Leier Stimme
Und schöpferischer blüht der Traum.
Der Muße harmlos hingegeben
Ich wandele an einem Teiche
Und geb mich süßem Nichtstun hin
Und jeden Morgen werde ich
Geweckt zur gleichen frohen Freiheit,
Ich lese wenig, schlafe viel,
Ich jag nicht nach dem eitlen Ruhm.
Hab ich nicht so in frühern Jahren
Im Nichtstun, in der Ruh verbracht
Die wundervolle Jugendzeit?


56


O Liebe, Blumen, Gärten, Muße,
Euch geb ich meine Seele hin!
Ganz anders ist als ich Onegin,
Das stell ich immer gern heraus,
Dass nicht ein Leser und ein Spötter
Und irgend ein Satirendichter
In einem Spottvers sagen kann,
Was alle Welt dann wiederholt,
Beschrieben hätte ich mich selber
Wie Byron, der Poet, voll Stolz
Sich selber sang. Als ging es nicht,
Als wäre es dem Dichter ganz unmöglich,
Von einer anderen Person
Zu schreiben liebend im Poem.


57


Und übrigens: Poeten alle
Sind Freunde eines Liebestraums.
Ich auch von lieben Kreaturen
In meiner Seele träumte und
Bewahrte ihr geheimes Bildnis
Und dann belebten sie die Musen.
Auf diese Weise sorglos sang
Ein Mädchen aus den Bergen ich
Als Ideal und die Gefangnen
Vom Ufer des Galgir. Und jetzt,
Nach wem sehnt jetzt sich deine Leier?
Wem aus der hübschen Mädchen Schar
Hast du die Melodien geweiht?


58


Wes Blick, Inspiration beflügelnd,
Wes Blick hat zärtlich dich liebkost
Und so belohnt dir deine Verse?
Wen hast zur Göttin du verklärt?
Ich schwöre, liebe Freunde, keine!
Der Liebe Wahn, der Liebe Unruh,
Erfahren hab die Liebe ich.
Glückselig, wer den süßen Reim
Mit Liebesglut weiß zu verbinden,
Er wandelt auf Petrarkas Spur,
Wo die Manie der Poesie
Verdoppelt wird, der Schmerz sich lindert,
Dazu noch Ruhm erworben wird.
Ich aber liebte dumm und stumm.


59


Die Liebe floh. Es kam die Muse.
Der düstre Sinn ward aufgehellt.
Ich suche neuen Klang harmonisch
Voll von Gedanken und Gefühl.
Ich schreib, die Seele ist nicht traurig,
Ich zeichne nicht mit meinem Stifte
Bei einem unvollkommnen Vers
Das Körperteil von einer Frau.
Aus kalter Asche steigt kein Phönix.
Es fließen keine Tränen mehr
Und bald legt sich im Herzen auch
Der letzte Windstoß großen Sturmes
Und dann beginn ich ein Poem
Mit vierundzwanzig Cantica.


60


Erdacht ist schon der Plan des Epos,
Ich weiß schon, wie der Heros heißt.
Das erste von den drei Kapiteln
Des Versromans ist fertig nun.
Ich habe alles durchgesehen,
Es wimmelt noch von Widersprüchen,
Doch lasse ich sie alle stehn.
Gebt der Zensur, was der Zensur!
Mein Werk geb ich den Journalisten,
Den Kritikern für die Kritik.
Geh an der Newa Ufersaum,
Du meine neugeborne Dichtung,
Zank, Unverständnis, Schmähungen!



ZWEITER GESANG



1


Wo Eugen Trübsal blies, das Ländchen,
Das war ein schöner Erdenfleck.
Ein Freund unschuldiger Vergnügen,
Er hätte Gott dafür gedankt!
Allein im Ländchen lag das Gutshaus,
Vorm Winde schützte es ein Hügel,
Es stand an einem Fluss. Vor ihm
Erschimmerten in Blütenpracht
Die Wiesen und die goldnen Äcker,
War hier und dort ein Teich zu sehn,
Die Herden grasten in dem Grün,
Verwildert auch ein großer Garten
Gab Schatten vor der Sonnenglut,
Der Elfen stiller Aufenthalt.


2


Der Herrensitz war gut gestaltet
So wie es sich gehört, bequem
Und ausgebaut für lange Dauer
Im Stil der guten alten Zeit.
Es waren drinnen hohe Zimmer,
In dem Salon Damasttapeten,
Dort an der Wand des Zaren Bild,
Am Ofen Kacheln blau bemalt.
All das ist heute längst veraltet,
Warum, das weiß ich wirklich nicht.
Doch meinem Freunde Eugen war
Gleichgültig alles dieses Schöne,
Moderne oder Altertum.


3


Er ließ sich in dem Zimmer nieder,
Wo einst der Gutsbesitzer sich
Mit seiner Hausmagd immer zankte,
Wo er zum Fenster sah hinaus
Und tötete die Stubenfliegen.
Von Eichenholz die Diele, Schränke,
Ein weiches Sopha und ein Tisch
Und nirgendwo ein Tintenklecks...
Onegin öffnete die Schränke,
Dort ein Notizbuch übers Geld,
Dort ein Likör, dort Apfelsaft,
Von Achtzehnhundertacht das Jahrbuch.
Der Alte hatte viel zu tun,
Er sah sich an kein andres Buch.


4


Allein in seinem Eigentume,
Um totzuschlagen öde Zeit,
Sein Plan war, eine neue Ordnung
Der Wirtschaft einzuführen, so
Ein hinterwäldlerischer Weiser,
Ersetzte er das Joch des Frondiensts
Durch eine kleine Steuer, dies
Verdankte dem Geschick der Knecht.
In seinem Geiz jedoch der Nachbar
In seinem Winkel schmollte nun.
Die Neuerung schien schädlich ihm.
Ein andrer lächelte verschlagen.
Und alle waren einig sich,
Dass er ein Idiot, ein Tor!


5


Am Anfang kamen noch Besucher.
Sobald Onegin hörte doch
Die selbstgemachten Kutschen poltern
Heran die längliche Allee,
Bestieg er an dem Hinterausgang
Den Zuchthengst von dem Don, enteilte.
Man kündigt ihm die Freundschaft auf,
Durch sein Verhalten tief gekränkt.
Der Nachbar ist ein schlimmer Finger!
Ein Tor! Ein Freigeist! Er säuft Wein
Gleich flaschenweise! Damen küsst
Er nicht die Hand, sagt Ja und Nein nur,
Nicht Ja, o Herrin, Herrin, Nein!
So raunte die Vox Populi.


6


Zu der Zeit kam ein neuer Gutsherr
Gefahren ein in seinen Hof.
Den prüften gleichfalls auch die Nachbarn,
Sie prüften Nieren ihm und Herz.
Sein Name war Wladimir Lenski,
Von Göttingen kam seine Seele,
Der in des Lebens Blüte stand,
Verehrte Schelling, war Poet,
Sah gut aus. Aus dem Nebeldeutschland
Er brachte mit Gelehrsamkeit,
Von Göttin Freyheit träumte er,
War ungestüm und dachte seltsam,
Enthusiastisch war sein Wort,
Lang war die schwarze Lockenflut.


7


Im Froste der verderbten Menschheit
War er bisher noch nicht verwelkt.
Warm seine Seele war beim Freunde,
Bei eines jungen Mädchens Blick!
Naiv war er in Herzensfragen,
Inbrünstig liebte er die Hoffnung!
Des Erdballs Gloria und Glanz
Noch fesselten den jungen Geist,
Die Zweifel brachte er zum Schweigen
Durch Träume seiner Phantasie.
Ein Rätsel war das Leben ihm,
War ein verlockendes Geheimnis,
Und stets zerbrach er sich den Kopf
Und ahnte Wunder überall.


8


Dass die verwandte Seele werde
Sich ihm verbinden, glaubte er,
Die immer ungetröstet schmachtend
Ersehne ihn an jedem Tag.
Bereit die Freunde wären sicher,
Für ihn zu gehen in den Kerker,
Und zögern wird nicht ihre Hand,
Zu treffen seines Feindes Haupt!
Es gibt vom Schicksal Auserwählte –
(...)


9


Empörung, Mitleid, reine Liebe,
Die wahre Liebe guter Tat,
Die süße Qual des Dichterruhmes
In Wallung brachten ihm sein Blut.
Die Welt durchstreifte seine Leier,
Beim Stern von Wieland und von Goethe
Die Seele des Poeten sich
Entzündete an Dichterglut,
Und die erhabne Kunst der Musen,
Dem Glückskind war sie nicht zur Schmach,
Er sang der Liebe Lieder nur
Mit den erhabensten Gefühlen,
Mit Phantasie und  Leidenschaft
Und reiner Einfalt voll Magie.


10


Der Liebe Sklave, sang er Liebe,
Sein Liebeslied war rein und klar
Wie die Idee der reinen Jungfrau,
Wie eines Kindes Traum, der Mond
(O Göttin heimlich-sanfter Seufzer)
Am einsam-öden Firmamente.
Von Trennung sang er und von Schmerz,
Sang Irgendeines, das ihm fern,
Er sang die Rose der Romantik,
Er sang von märchenfernem Land,
Er sang von der Geborgenheit
Der Stille und von heißen Tränen.
Des Lebens Welken sang er schon,
Der achtzehnjährige Poet.


11


In dieser Wildnis, wo Onegin
Allein den Lenksi schätzen konnt,
Da war das Festmahl bei den Reichen
Ihm ganz und gar nicht nach Geschmack.
Er floh die laute Unterhaltung,
Die ach so nüchternen Gespräche.
Sie sprachen über Heu und Bier,
Die Hunde, die Verwandtschaft und
Sie sprachen ohne tiefes Fühlen
Und ohne alle Poesie
Und ohne Klugheit und Vernunft
Und ohne Kunst des schönen Gastmahls.
Der Schwatz der hübschen Weiber war
Vor allem Mangel an Vernunft.


12


Doch reich und schön, so wurde Lenski
Als Freund empfangen überall,
So wie es auf dem Lande üblich.
Die Mutter ihrem Töchterlein
Erwählte zum Gemahl den Deutschen.
Und steht er wo, gleich wird im Plaudern
Ein Wörtlein eingeflochten, wie
So öd lebt doch ein Hagestolz –
Man bittet ihn zum Samoware,
Den heißen Tee schenkt Dunja ein,
Man flüstert: Dunja, guck mal hin!
Dann bringt man Dunja ihre Geige,
Sie flötet – Herr, erbarme dich! –
Komm zu mir in mein goldnes Schloss!


13


Doch Lenski fühlt sich nicht berufen
Zum vielgepriesnen Ehejoch.
Er wollte lieber mit Onegin
Die Freundschaft pflegen voller Geist.
So also trafen sich die beiden.
Wie Stein und Welle, Vers und Prosa,
Die Flamme heiß, das kalte Eis,
So groß fürwahr der Gegensatz.
Zu Anbeginn, da sie sich ungleich,
Da spürten Langeweile sie,
Bis sie empfanden Sympathie,
Sie täglich ritten aus zu Pferde.
So werden Leute, schwör ich euch,
Zu Freunden, weil sie nichts zu tun!


14


Doch solche Freundschaft ist nicht wahrhaft.
Wenn abgelegt die Illusion,
Erkennen alle wir als Nullen
Und uns als heilige Person,
Wir sehen uns wie Bonaparte,
Die Myriaden Menschentiere
Sind für uns Mittel nur zum Zweck,
Gefühle sind uns Wahnsinn nur.
Onegin war da toleranter,
Er wusste, wie die Menschen sind,
Wie allgemein verachtenswert,
So ehrte er doch manchmal einen
Und respektierte, wenn auch kühl,
Des Menschen Denken und Gefühl.


15


So lauscht er lächelnd seinem Lenski,
Der Dichter schwärmte exaltiert,
Im Urteil sein Verstand war schwankend
Und stets begeistert war sein Blick.
Das war was Neues für Onegin.
Ihn nicht zu desillusionieren
Hielt er zurück der Zunge Wort
Und dachte: Ach das wäre dumm,
Ihm die Verzückungen zu stören,
Das tut die Zeit doch ohne mich,
Im Glauben soll er leben doch
An die Vollkommenheit der Menschheit,
Verzeihen wir dem Fieberwahn
In seiner jugendlichen Glut.


16


Sie diskutierten über alles
In aufgeregter Reflexion,
Verträge früherer Geschlechter
Und Wissenschaft und Gut und Bös,
Die Vorurteile des Jahrhunderts,
Das Schicksal, Werden und Vergehn,
Und die Geheimnisse des Grabes,
Geheimnisse verhängnisvoll,
Sie sprachen drüber Richtersprüche.
Dann rezitierte der Poet
Aus seinem nordischen Poem
Passage selbstvergessen, milde
Onegin hörte höflich zu
Und doch verstand er nichts davon.


17


Doch oft auch nahmen Leidenschaften
Die Männerköpfe in Beschlag,
Der wilden Stürme Macht entkommen
Onegin sprach von Leidenschaft
Mit einem Seufzer des Bedauerns.
Heil, wer die Leidenschaft geschmeckt hat
Und schließlich sich von ihr befreit!
Heil doppelt, wer sie nie gekannt!
Heil, wer die Liebe durch den Abschied,
Die Feindschaft durch den Hohn gekühlt!
Heil, wer mit Freund und Gattin gähnt,
Wird nicht von Eifersucht gefoltert,
Heil, wer des Vaters Kapital
Nicht anvertraut dem Börsen-Gott!


18


Ja, wenn wir unters blaue Banner
Der weisen Ruhe flüchteten –
Der Leidenschaften Glut erloschen
Und Laune oder Raserei
Und spät der Leidenschaften Echo
Bereits uns lächerlich erscheinen,
Wir hören doch (nicht ohne Qual
So abgeklärt!) noch manchmal gern
Die Stimme fremder Leidenschaften,
Dann schlägt uns schneller unser Herz.
Der alte Invalide leiht
In seiner Hütte so begierig
Dem jungen Schnurbartträger doch
Und seinen Reden noch sein Ohr.


19


So leidenschaftlich ist die Jugend,
Kann nichts für sich behalten, Leid,
Has, Liebe, Wonne, alles plaudert
Die Jugend aus. Onegin hielt
Sich schon für einen Invaliden
Der Leidenschaft. Mit ernster Miene
Er hörte zu, wie der Poet
Sein Innerstes nach außen kehrt,
Sein Herz ergießt und sein Gewissen
Dem Freunde legte völlig bloß.
Onegin hörte den Bericht
Der jungen Liebe, die Erzählung,
An liebenden Gefühlen reich.
Die sind uns lang schon nicht mehr neu.


20


Er liebte, wie in unsern Tagen
Man nicht mehr liebt, ach, wie allein
Wahnsinnigen Gemüts ein Dichter
Zu Liebesgluten ist verdammt!
Ach, immer nur dies eine Traumbild!
Ach, allezeit die Eine Sehnsucht!
Wie tief vertraut die Traurigkeit!
Ob auch der Dichter ferne weilt,
Ob lang die Zeit der Trennung dauert,
Der Musen Weihestunden nicht,
Nicht fremder Länder Herrlichkeit,
Nicht Lustbarkeit noch Wissenschaften
Verändern einen Dichter je,
Die Seele voller Liebesglut!


21


Als Knabe ward er schon gefesselt
Von Olga, ohne noch die Qual
Der Liebesglut zu kennen, Lenski
Verfolgt gerührt ihr Kinderspiel,
Im Schatten eines Rosenhages
Er teilte allzeit ihr Vergnügen.
Die Väter hatten beide schon
Bestimmt zum ehelichen Paar.
Im Schutz des Hauses, unter Bäumen,
Voll Unschuldszauber blühte sie,
Der Mutter Augen wachten, sie
War wie des Maien Glockenblume,
Verborgen in dem grünen Gras,
Versteckt vor jedem Schmetterling.


22


Sie schenkte ihrem Dichter Lenski
Als Traum die erste Huldigung,
Den der Gedanke an das Kind verzückte,
Beseelt ward seine Leier so.
Adieu, ihr goldner Leier Spiele!
Er liebte dichte Buchenwälder,
Der Stille Abgeschiedenheit,
Die Nacht, die Sterne und den Mond,
Frau Luna, keusche Himmelsleuchte,
Der unseren Spaziergang wir
Am Abend weihten und den Tau
Der Tränen, Trost geheimer Leiden...
Heut sehen wir in Luna nur
Ersatz für das Laternenlicht.


23


Bescheiden und gehorsam immer,
So heiter wie der Morgenglanz,
So offenherzig wie ein Dichter,
Gewinnend wie der erste Kuss,
Blauäugicht wie ein lichter Himmel,
Das Lächeln süß, wie Gold die Locken,
Die Stimme sanft, der Körper schlank –
Ja, das war Olga! Nehmt zur Hand
So einen Schmachtroman, ihr findet
Ihr Bild darin, es ist sehr süß,
Ich hab es selbst einmal geliebt,
Heut macht es mir nur Langeweile.
Erlaube, lieber Leser, mir,
Dass ich die Schwester nun besing.


24


Tatjana hieß die Schwester, Tanja.
Zum ersten Male schmücken wir
Mit diesem Namen eigenmächtig
Die Seiten eines Verspoems.
Was ist dabei? Er ist doch klangvoll,
Untrennbar ist damit verbunden
Erinnerung an alte Zeit,
Dienstmädchenzimmer. Wir gestehn,
Dass selbst in unsrer Namensgebung
Wir zeigen nicht sehr viel Geschmack
(Von unsern Versen abgesehn).
Nichts blieb zurück vom Humanismus
Als nur ein affektierter Stil,
Sonst blieb uns von der Weisheit nichts.


25


Tatjana war ihr Name also.
Sie hatte nicht der Schönheit Glanz
Der Schwester, ihre Rosenfrische,
Sie lenkte nicht den Blick auf sich.
Scheu war sie, traurig war sie, schweigsam.
Sie war so furchtsam wie die Hindin.
Die eigene Familie selbst
Empfand sie wie ein Waisenkind.
Sie wusste nichts von Zärtlichkeiten
Für Vater und für Mütterchen,
Selbst Kind, sie hatte keine Lust
Mit andern Kindern rumzutoben,
Und oft saß sie den ganzen Tag
Am Fenster schweigend und allein.


26


Nachdenklichkeit war ihre Freundin
Schon seit der frühen Kinderzeit,
Mit Träumereien sie verschönte
In der Natur die Mußezeit.
Die Finger hielten keine Nadeln
Und nie bestickte sie die Leinwand
Mit musterhafter Stickerei.
Ein Mädchen sonst ja schon als Kind
Doch übt sich in der Frauenherrschaft
Und spielend an der Puppe übt
Gesellschaftskonventionen, spricht
Der Puppe zu mit ernster Miene
Und wiederholt dem Püppchen, was
Die strenge Mutter sie gelehrt.


27


Doch selbst in diesen Kinderjahren
Nahm keine Puppe sie zur Hand
Und sprach nicht über Neuigkeiten
Und Mode aus der Stadt mit ihr.
Auch waren fremd ihr Kinderstreiche.
Mehr liebte schreckliche Geschichten
Tatjana in der Winternacht,
Gefangen nahmen die ihr Herz.
Und wenn die Kinderfrau für Olga
Versammelte die Freundinnen,
Tatjana spielte niemals mit,
Langweilig war ihr das Gekicher,
Das Lärmen dieser kindischen
Belustigung der Freundinnen.


28


Sie liebte es, auf dem Balkone
Den Sonnenaufgang anzuschaun,
Wenn an dem blassen Himmelsäther
Der Sterne Reigentanz erblasst,
Wenns lichter wird am Horizonte,
Der Wind beginnt zu blasen, langsam
Der Tag heraufsteigt in der Früh.
Im Winter, wenn die lange Nacht
Beherrscht die Hälfte dieser Erde,
Untätig still der Osten ruht,
Verhüllt im Nebelkleid der Mond,
Untätig alles ruht im Stillen,
Dann wurde sie schon frühe wach
Und stand beim Licht der Kerzen auf.


29


Schon früh gefielen ihr Romane,
Ersetzten beinah alles ihr.
Verliebt war sie ins schöne Blendwerk
Des Richardson und des Rousseau.
Ein braver Mann ihr Vater, aber
Er war vom vorigen Jahrhundert,
Ein Buch schien niemals schädlich ihm,
Da er ja niemals selber las,
Hielt Bücher er für ungefährlich
Und kümmerte sich nicht darum,
Was für ein Buch die Tochter las,
Was für ein Buch lag unterm Kissen.
Auch seine Frau versessen war
Auf diesen süßen Richardson.


30


Sie liebte Richardson nicht deshalb,
Weil sie gelesen den Roman,
Nicht weil sie Grandison bevorzugt
Dem Lovelace, sondern weil dereinst
Prinzess Alina, die Cousine
Aus Moskau, von dem Buche schwärmte.
Zu der Zeit war sie schon verlobt
Dem Mann, ob sie’s auch nicht gewollt.
Sie sehnte sich nach einem andern,
Der klüglich ihre Phantasie
Mit Herz und Geist erregte mehr.
Der Grandison war wirklich Dandy,
Er war ein Spieler am Roulett
Und jugendlich und ein Gardist.


31


Wie jener, trug auch sie die Kleidung
Geschmackvoll, prächtig und modern.
Doch ohne weiter sie zu fragen,
Man führte sie zum Traualtar.
Drauf zog verständnisvoll der Gatte,
Um ihren Kummer zu zerstreuen,
Aufs Land, wo sie, wer weiß von wem
Umgeben, weinte viel zuerst
Und dann sich ihre Haare raufte,
Verlassen hätte fast den Mann,
Sich widmete dem Haushalt dann,
Gewöhnte sich an ihre Lage.
Gewohnheit hat uns Gott geschickt,
Gewohnheit als Ersatz fürs Glück.


32


Gewohnheit linderte die Schmerzen,
Die sonst nicht zu betäuben sind.
Doch dann entdeckte sie die Tröstung,
So fand sie den vollkommnen Trost,
Entdeckte einfach das Geheimnis,
Wie sie beherrschen kann den Gatten
In unumschränkter Tyrannei,
Dass alles wie am Schnürchen lief.
Sie schaute auf den Fleiß der Bauern,
Legt Pilze für den Winter ein,
Rasierte Spatzen“, führte Buch,
Ging jeden Samstag in die Sauna,
Schlug oftmals wütend ihre Magd
Und fragte nichts nach ihrem Mann.


33


Mit Blut bisweilen schrieb sie Verse
Den jungen Mädchen in ihr Buch,
Praskowja nannte sie Paulina,
Ihr Tonfall war wie ein Gesang.
Eng schnürte sie die Brust im Brusttuch,
Sprach russisch wie man spricht französisch,
Sprach näselnd durch die Nase aus.
Bald hörte doch dies alles auf,
Vers, Brusttuch und Prinzess Alina,
Die Zärtlichkeit, der Mädchen Buch,
Vorbei! Celine wieder hieß
Alkulka. Dann erfuhr die Weihe
Des Schlafrocks Watte warm und weich,
Die Schlafmütz wurde eingeweiht.


34


Doch zärtlich liebte sie ihr Gatte,
Er kam nicht hinter ihre List,
Vertraute sorglos ihr in allem
Und aß und trank im Morgenrock,
Sein Leben floss dahin in Ruhe,
Des Abends manchmal sich versammelt
Die Nachbarschaft, ein trauter Kreis,
Ganz ohne alle Förmlichkeit,
Zu lamentieren und zu lästern,
Zu spotten über den und die.
Die Zeit vergeht. Und Olga kocht
Den Tee, dann kommt das Abendessen,
Dann war es Zeit zu Bett zu gehn.
Die Gäste fahren von dem Hof.


35


Sie hüteten im Friedensleben
Die Bräuche der Vergangenheit,
Es kam da in der Butterwoche
Der Honigkuchen auf den Tisch,
Zweimal im Jahre war das Fasten,
Man liebte Schaukeln, liebte Tänze,
Wahrsagesprüche hörte man,
Zu Pfingsten dann das Kirchenvolk
Mit Gähnen hörte die Gebete,
Man weinte Tränen leicht gerührt
Auf seinen Pfingststrauß duftend bunt,
Man brauchte Ziegenmilch notwendig,
Trug ordentlich die Speisen auf
Und achtete die Hierarchie.


36


Und also altern sie zusammen
Und schließlich tat sich dem Gemahl
Die Pforte auf, die Grabespforte
Und er erwarb sich seinen Kranz.
Er starb kurz vor dem Mittagessen,
Beweint von Nachbarn und von Freunden,
Von seinen Kindern, seinem Weib
(Und mancher heuchelte sein Leid...)
Er war ein schlichter Herr gewesen.
Ein Grabstein meldete die Schrift
Dort, wo die Überreste ruhn,
Der arme Sünder Dmitri Larin,
Ein Brigadier und Gottesknecht
Hier unter diesem Steine ruht.


37


Versammelt so zu seinen Vätern,
Besuchte Lenski manchmal ihn,
Gedachte an dem Grab des Mannes
Und seufzte seinem Staube nach
Und schwer wars ihm in seiner Seele.
Poor Yorick! rief er dann untröstlich,
Er hielt mich doch an seiner Hand,
Wie oft hab ich als Kind gespielt
Mit seiner silbernen Medaille!
Er hatte Olga mir bestimmt,
Oft sprach er: Seh ich noch den Tag...?
Erfüllt von tiefgefühlter Trauer,
Schrieb Lenski noch in jener Nacht
Dem armen Mann ein Requiem...


38


Mit einem Epitaph verehrte
Mit nassem Auge er den Staub
Des Vaters und der frommen Ahnen...
Ach in des Lebens Ackerfeld
In einer raschen Ernte sprießen
Und welken fast zu gleicher Stunde
Die menschlichen Geschlechter hin,
Die Vorsicht Gottes lenkt den Weg,
Und andre folgen ihren Spuren.
Die Väter treibts ins Grabesloch!
Auch uns wird kommen bald die Zeit,
Auch uns wird unsre Stunde schlagen,
Da uns der Kindeskinder Schar
Hinausdrängt fröhlich aus der Welt!


39


Doch gebt euch hin dem bunten Leben,
Dem heitern Leben, Freunde mein!
Die Vanitas ist zu durchschauen,
Ach, wenig hält mich noch zurück.
Die Augen schließ ich Luftgespinsten,
Doch manche längst entschwundne Hoffnung
Versetzt in Unruh immer noch:
Zu hinterlassen eine Spur,
Bevor ich scheide von der Erde!
Ich schreibe nicht für Menschenlob,
Doch möcht ich gerne mein Geschick
Berühmt noch machen, ach, mein Schicksal!
Zumindest meine Poesie
Soll dann erinnern noch an mich.


40


Ob meine Verse Herzen rühren?
Ob meine Strophe wird bewahrt?
Ob meine Dichtung wird vom Schicksal
Bewahrt vorm blinden Lethefluss?
Vielleicht, o schmeichelhafte Hoffnung,
Zeigt einmal irgend so ein Dummkopf
Auf meinen Kopf auf einem Buch:
Das war ein Dichter! Ein Prophet!
So will ich also dir heut danken,
Du meiner Muse treuer Freund,
Dass du bewahrt mein Verspoem,
Verehrer du der Pieriden,
Du, dessen Hände liebevoll
Mir streicheln meinen Lorbeerreis!



DRITTER GESANG



1


Heil, wer in seiner Jugend jung war,
Heil, wer dann reif geworden ist,
Heil, wer es mit den Jahren lernte,
Wie man des Lebens Frost erträgt,
Wer sich nicht hingab irren Träumen,
Wer nicht gemieden hat den Pöbel,
Wer jung ein wahrer Schönling war,
Mit dreißig nahm ein Eheweib,
Mit vierzig seine Schulden los ward,
Wie groß der Schuldenberg auch war,
Wer warten konnt auf Ehre, Geld,
Bis die Karriere ihm gelungen,
Er war doch ein gescheiter Kerl!


2


Heil, wer vernahm die ernste Stimme
Der irdischen Notwendigkeit,
Der wallte auf der breiten Straße,
Der breiten Straße dieser Welt,
Wer tüchtig zu dem Ziele strebte
Und wusste wohl, warum er lebte.
Glückselig ist, wer seinen Geist
Ganz übergeben seinem Gott
Als Gottes Sklave oder Krieger!
Sprach Seneca: Wir leben nur
Zum Nutzen unsres Nächsten und
Um Gutes auch zu tun uns selber.
Doch weh, wer fünfzig Jahr alt wird,
Blickt nur zurück auf Vanitas!


3


Dann schmerzlich denkt man, wie vergebens
Man lebte doch in dieser Welt,
Die Nase steckte unermüdlich
In alles, stets sein Urteil sprach,
Wo reizbar heiße Charaktere
Beleidigten die eitle Torheit
Und stets erzählten einen Witz,
Ein Geist, der Freiheit liebt, beengt
Wird von der Torheit, wo wir immer
Statt Taten finden Worte nur,
Wo Torheit dreist und böse ist,
Der ernste Mann zu ernst nimmt Unsinn
Und wo nur Mittelmäßigkeit
Uns nicht erfüllt mit bitterm Neid.


4


Wird man zum Gegenstand des Urteils,
Mein Freund, da gibst du mir wohl recht,
So ist es freilich unerträglich,
Zu gelten als ein Sonderling,
Dem Irrenhaus entlaufner Irrer,
Als schlimmer Finger oder Dämon
Und gar der Hölle Ausgeburt...
Onegin, ihm gilt dies mein Lied,
Nachdem er seinen Freund getötet
Und ohne Ziel und Arbeit trieb
Schon achtundzwanzig Jahr dahin
Und sich in tatenloser Muße
Gepeinigt ohne Dienst und Frau,
Er dachte nicht an Tätigkeit.


5


Er war es reichlich überdrüssig,
Als ein Vampir herumzugehn,
Zu tragen irgendeine Maske.
Erwacht war in der Regenzeit
Der Patriot in ihm: O Russland!
Ja, Russland fand sein Wohlgefallen!
Beschlossen ists: Er ist verliebt
Und fabelt nur noch von der Rusj.
Veraltet ist ihm die Europa
Und ihre falsche Politik
Und ihre würdelose Hast.
Rusj wird er sehn in Wald und Feld,
Einöde, Stadt und Meer, o Rusj!


6


Gerüstet war er für die Reise.
Gott Lob! An einem Julitag
Onegin trug der leichte Wagen,
Voran gespannt ein Pferdepaar.
Inmitten einer weiten Wüste
Erscheint ihm Nowgorod, die Große.
Die Plätze still, die Glocken still,
Die Rebellion ist längst verstummt.
Es schleichen nicht mehr Riesenschatten
Und nicht der Schwedenkrieger mehr
Und nicht der alte Jaroslaw,
Es herrscht nicht mehr der Schrecken Iwan,
In Demut neigt die Kirche sich,
Da brodelt es von altem Volk.


7


Ach Überdrssuß! Ach ekler Missmut! –
Onegin will jetzt eilig fort.
Jetzt tauchen flüchtig auf die Schatten
Von Waldai, Torsork und von Twer.
Aufdringlich alte Bäuerinnen
Verkaufen ihm die Fastenbrezel,
Er kauft ein Plüschpantoffelpaar.
Im Schlaf geht er am Ufersaum
Der stolzen Wolga! Pferde jagen
Auf dem Gebirge, an dem Fluss,
Werstpfähle stehen buntgestreift,
Die Wagenkutscher pfeifen, fluchen,
Staub wirbelt auf. Schon wacht Eugen
In der geliebten Moskau auf.


8


Die goldne Moskau grüßt Onegin
Hochmütiger Geschäftigkeit,
Verlockt Eugen mit jungen Mädchen,
Bewirtet ihn mit Suppenkohl.
Die Briten in der Clubversammlung
(Erprobt ist die Nation der Briten)
Drischt leeres Stroh. Onegin ist
Versunken in Nachdenklichkeit.
Man schaut auf ihn. Er gilt als Rätsel,
Er wird zum Thema des Gerüchts.
Die goldne Moskau denkt an ihn
Und denkt, er sei Spion im Hause
Der Liebe. Verse macht man schon
Und macht zum Freier unsern Freund.


9


Ach Überdruss, ach ekler Missmut! –
Er will in Minins Heimat nur...
Markajew treibt in wilder Unrast,
Es brodelt hier der Überfluss.
Der Inder kommt mit Perlenschnüren,
Europa kommt mit seinem Essig
Und aus der Steppe treibt der Hirt
Hierher sein vielgeliebtes Pferd,
Die Spieler bringen Kartenspiele,
Gehorsam auch ein Würfelspiel,
Der Landmann zeigt die reifen Töchter,
Die Tochter führt die Mode vor,
Sie rennen, lügen wie die Presse,
Und in der ganzen bösen Welt
Herrscht überall das Geld als Gott!


10


Ach Überdruss! Ach ekler Missmut! –


(...)


11


Er wartet nur auf schönes Wetter.
Schon ruft ihn Wolga: Mütterchen!
O Mütterchen der Seen und Flüsse!
O Mütterchen, Urmütterchen!
Die Wolga ruft ihn auf die Wellen
Und ruft ihn unter Leinensegel,
Den Willigen verlockt man leicht.
Er mietet sich ein Handelsschiff
Und fährt hinab die Wolgawellen.
Die Wolga schwillt. Ein Mann dort stützt
Sich auf der Hakenstange Stahl.
Man singt mit Schwermut in der Stimme
Von Stenka Rasins Räuberschar,
Der Mutter Wolga färbte rot.


12


Ein Lied von unerbetnen Gästen,
Die raubten und die mordeten!
Doch zwischen seinem Sand der Steppe
Und seiner Wasser Salz erhebt
Sich Astrachan so handelstüchtig.
Doch kaum vertiefte sich Onegin
In die Erinnrung aller Zeit,
Wird er begrüßt von Sonnenglut
Des Südens und den frechen Mücken,
Von Mückensurren rings umsummt,
Gerät in Wut Eugen, verlässt
Das Treibsand-Ufer unverzüglich,
Vom Kaspischen Gewässer fort!
Eugen reist in den Kaukasus.


13


Heil dir, dem Alten! Heil dem Kranken,
Auf dem die Hand des Schicksals liegt!
Ich bin gesund und jung, in Freiheit!
Was kommt? Nur Missmut, Überdruss! –
Lebt wohl, ihr hohen Schneegebirge,
Leb wohl, Kuban mit deinen Ebnen!
Zu andern Ufern fährt er nun,
Von Taman kommt er an die Krim,
Ein Land, das heilig ist den Träumen,
Dort stritt Pylades mit Orest,
Dort ist des Mithridates Grab,
Wo Mickiewicz sang seine Verse
Und wo er sich erinnerte
Am Ufer an sein Baltikum.


14


Wie herrlich ist der Tauris Ufer,
Wenn man sie schaut vom Schiffe aus
Im lichten Glanz des Morgensternes,
Wie ich sie sah zum ersten Mal,
Sah sie in hochzeitlichem Lichtglanz,
Im Licht des himmelblauen Himmels
Die großen Berge schimmerten,
Aus Tälern, Bäumen, Dörfern dort
Ein Muster sah ich ausgebreitet,
Und bei den kleinen Hütten, ach –
In mir erwachte Liebesglut!
In welcher wundersamen Wehmut
Zog doch zusammen sich mein Herz!
Doch weg mit der Vergangenheit!


15


Was ich auch damals heimlich fühlte,
Jetzt ist es nicht mehr mein Gefühl.
Verändert hat sich die Empfindung.
Ruh sanft, verflossner Jahre Qual!
Notwendig schien zu jener Zeit mir
Die brennendheiße Wüstenöde,
Des Meeres Rauschen, Meeres Schaum,
Des Meeres Muscheln und der Fels,
Das Ideal der „Stolzen Herrin“ –
Und namenlose Traurigkeit!
Doch andre Zeit bringt andern Traum.
Bescheiden wurden meine Träume
Und dem Pokal der Poesie
Ward nun das Wasser beigemischt.


16


Nach andern Bildern jetzt verlang ich.
Ich liebe sanfter Hügel Hang,
Die Vogelbeeren vor der Wohnung,
Die Pforte, den zerbrochnen Zaun,
Am Himmel graue Regenwolken,
Von Stroh die Ballen auf den Wiesen,
Im Weidenschatten einen Teich,
Der jungen Enten Tummelplatz,
Die Balalaika hör ich gerne,
Das trunkne Stampfen eines Kerls
Vor seiner Schenke Schwelle laut,
Mein Ideal ist jetzt die Hausfrau,
Mein Wunsch ist Ruhe und ein Topf
Mit Reis, ich bin mein eigner Herr.


17


Jüngst als bei regnerischem Wetter
Ich stand auf einem Bauernhof –
Wie abgeschmackt ist das, prosaisch!
Aus Hollands Schule wohl ein Bild?
War so ich in den Blütejahren?
Batschissarai mit der Fontäne!
Wie unaufhörlich du gerauscht,
Da dacht ich solchen Unsinn nicht,
Als still ich saß an deinen Wassern
Und träumte mir Saremas Bild
In dem verlassnen Haremssaal.
(Einst wandelte auf meinen Spuren
Onegin durch dasselbe Land,
Wo er sich mein erinnerte.)


18


Ich lebte damals in Odessa.
Dort ist der Himmel lange klar.
Dort setzt geschäftig reicher Handel
Das weiße Segel an dem Schiff.
Dort weht Europas Atmosphäre
Und alles strahlt und glänzt und funkelt
In Südens Mannigfaltigkeit.
Italiens Sprache girrte dort
Auf allen Straßen heiter-fröhlich,
Darauf der stolze Slawe geht,
Armenier, Spanier und Franzos,
Moldawier und der freie Grieche,
Der Sohn Ägyptens wandelt dort
Und der Korsar im Ruhestand.


19


Mein Freund Tumanski hat Odessa
Geschildert mit der Verse Kunst,
Doch damals er besah Odessa
Voreingenommnen Blickes nur,
Kaum angekommen, als ein Dichter,
Er wandelte mit seiner Brille
Alleine an das Meer und gleich
Mit seiner Feder Gänsekiel
Verklärte er Odessas Garten.
Ringsum ist kahle Ödnis nur!
Nur Arbeit brachte es zuwege,
Dass hier und da ein junger Zweig
Im Sommer Schatten spendete.


20


Wo blieb ich denn mit der Erzählung?
Begann ich in Odessas Staub,
Muss sagen ich vom Schmutz Odessas,
Das ist gewiss nicht Lug und Trug.
Sechs Wochen ist im Jahr Odessa
Nach Joves höchstem Wetterwillen
Von Wassern überschwemmt, ertränkt,
Versunken in dem dicksten Schlamm.
Die Häuser stehen hoch im Kote,
Fußgänger nur auf Stelzen noch
Die Straßen zu durchwaten traun,
Die Menschen sinken, bleiben stecken,
Vorm Wagen wird das schwache Pferd
Durch einen Ochsen abgelöst.


21


Der Hammer schon zerschlägt die Steine,
Ein Straßenpflaster wird so bald
Als wie ein Panzer schmiedeeisern
Die Stadt als Rettung überziehn.
Doch gibt’s im wässrigen Odessa
Nur Schlamm und Schmutz auf allen Wegen.
Es mangelte an Wasser da,
Da tut schon schwere Arbeit not.
Das ist doch die geringste Sorge,
Vor allem, wenn der rote Wein
Wird importiert, von Steuern frei.
Das Meer! Des Südens Sonne! Freunde,
Was wollt ihr mehr auf dieser Welt?
Gesegnet ist der Erdenfleck!


22


Einst lief ich, kaum dass die Kanonen
Anzeigten neues Morgenrot,
Hinab das steile Felsenufer
Und gleich begab ich mich ans Meer
Und dort entbrannt ich meinen Tabak
Und ließ mich von der Flut beleben,
Trank Mokka aus dem Orient
Wie ein Muslim im Paradies.
Auch geh ich bummeln in den Straßen.
Die Gläser klirren klingend schon.
Und einer tritt auf den Balkon
Und hält in seiner Hand den Besen
Und an der Auffahrt stehen schon
Zwei Händler lärmend im Gespräch.


21


Schon färbt sich lustig bunt der Marktplatz,
Lebendig alles, was man sieht,
Die Leute laufen in Geschäften,
Geschäftslos oder im Geschäft.
Das Risiko schon kalkulierend
Der Kaufmann achtet auf die Fahne
Und schaut, ob Gott vom Himmel ihm
Die wohlbekannten Segel schickt.
Was steht heut unter Quarantäne?
Kam an die Ladung mit dem Wein?
Wie aber steht es mit dem Rest?
Sind ausgebrochen Feuersbrünste?
Weißt du von Hungersnot und Krieg
Nicht irgendeine Neuigkeit?


22


Doch wir, Genossen Ohnesorge,
Erwarten von dem Kaufmann nur
Konstantinopels Austernmuscheln,
Die Muscheln von dem Bosporus!
Wie stehts mit Muscheln? Angekommen!
O Wonne! Eilig eilt die Jugend,
Aus Muschelschalen sich das Fleisch
Zu saugen mit Zitronensaft
Und alles rasch hinabzuschlingen!
Lärm, Streitereien. Weißer Wein
Kommt aus dem Keller auf den Tisch
Von dienstbeflissner Wirtin. Stunden
Vergehen. Unterdessen wächst
Erschreckend hoch die Rechnung an!


23


Doch dunkelt schon der blaue Abend,
Zur Oper eilen wir sogleich.
Dort ist berauschend doch Rossini,
Europas Liebling Orpheus singt.
Nicht achtend auf die Kritikaster
Ist immerjung der alte Künstler,
Verströmt die Melodie, die schäumt,
Die flutet und die brennt wie einst
Die wilden Küsse in der Jugend,
Voll Liebeswahnsinn, Liebesglut,
Wie aufschäumt und wie herrlich spritzt
Der südfranzösische Champagner!...
Doch, Freunde, ist es denn erlaubt,
Dass man Musik dem Sekt vergleicht?


24


Kennt die Musik allein den Zauber?
Wie steht es mit dem Opernglas?
Dem Rendezvous im Schutz der Bühne?
Der Primadonna? Dem Ballett?
Der Loge, wo inmitten ihrer Sklaven
Die junge Kaufmannsdame eitel
Mit Schmachtblick voller Schönheit prahlt?
Mit halbem Ohr vernimmt sie nur
Der Sklaven Flehn, der Sklaven Scherzen,
Vermischt mit süßer Schmeichelei.
Ihr Mann dort hinten in dem Stuhl,
Im Halbschlaf ruft er: Nur so weiter!
Er sperrt den Rachen gähnend auf
Und weiter schnarcht er sterbefaul.


25


Finale! Leer der Saal! Ein Lärmen
Und Hasten bei der Abfahrt und
Die Menge eilt beim Licht der Lampen
Wie Gottes Sterne auf den Platz,
Der glücklichen Italia Söhne
Wie spielerisch Motive trällern,
Wie rezitieren röhrend wir!
Doch ist es spät. Odessa schläft.
Die warme Nacht scheint nicht zu atmen,
Der Mond ist aufgegangen, ach,
Ein transparenter Schleier nur
Verhüllt die Luna. Still ist alles.
Vom Schwarzen Meer ein Rauschen ist
Zu hören in der Nacht allein.


26


So lebt ich damals in Odessa
In neu erwählter Freunde Kreis
Und ich vergaß den düstern Nichtsnutz,
Den Helden meines Verspoems.
Onegin konnte sich nicht rühmen,
Im Briefverkehr mit mir zu stehen.
Und ich, ein Mensch in seinem Glück,
Ich hab mein ganzes Leben lang
Mit niemand korrespondiert. Nun urteilt,
Wie groß die Überraschung war,
Als ungebeten er erschien,
Als vor mir tauchte auf Onegin,
Wie laut war da der Freudenruf,
Wie freute ich mich über ihn!


27


O Stimme der Natur! O Freundschaft!
Als wir uns beide angeschaut
Wie römische Auguren, brachen
Wir in ein leises Lachen aus...
(...)


28


Am Strand Euxinischer Gewässer
Zusammen streiften wir entlang.
Doch trennte uns das Schicksal wieder,
Rief uns auf einen neuen Weg.
Onegin war doch kühl geworden,
Von dem, was er gesehen hatte,
War übersättigt er und brach
Zum Ufersaum der Newa auf.
Und ich fuhr von des Südens Frauen,
Den Muscheln von dem Schwarzen Meer,
Von Oper, Loge, Kapital
Zum Walde von Trigorsk, dem schwarzen,
Im fernen nördlichen Bezirk.
Die Ankunft war voll Traurigkeit.


29


Wo immer mir bestimmt das Schicksal
Auch einen Winkel namenlos,
Wo immer ich auch leben werde,
Wohin getrieben wird mein Kahn,
Wo immer mir bestimmt mein Frieden,
Wo immer mich das Grab erwartet,
Ich werde segnen überall
Der wahren Freundschaft Heiligtum.
Und nirgends werde ich vergessen
Ihr liebes herzliches Gespräch.
Auch in der Ferne, auch allein,
Gedenk ich immer an die Freundschaft,
Denk an die Weiden an dem See,
Den Frieden und der Wiesen Schlaf.


30


Ich denke an der Sorot Ufer,
An schönbeblümter Hügel Kranz,
In Büschen die verborgnen Pfade,
Die Hütte, wo wir feierten,
Refugium im Glanz der Musen,
Besungen von Jasykow, welcher
Vom Tempel der SOPHIA kam,
Als er in unsre Gärten kam,
Wo er verklärt der Sorot Nymphe
Und rings herum das grüne Feld
Erfüllt mit Versen voll Magie.
Ich hinterließ dort meine Spuren.
An einem Trauerweidenbaum

Hing dort ich meine Harfe auf.