von Josef Maria Mayer
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Wiegenfest! Deine Freunde
werden dich doch sicher feiern an diesem Tag. Hast du den Festtrubel heil
überstanden? Mir hat Sylvester um Mitternacht Eros einen Pfeil ins Herz
geschossen. Nun lieg ich liebeskrank darnieder. Ich übersetze die Psalmen. Ich
schicke dir anbei ein indisches Hoheslied. Ich weiß nicht, ob du die Poeme
gerne liest, die ich dir schicke. Aber du bist ja frei, sie nicht zu lesen.
Wenn du mit deinen Freunden anstößt, dann sprich auch ein Prosit in meine
Himmelsrichtung.
*
Gottes Segen zum neuen Jahr! Die dunkle Nacht liegt schwer
auf meiner Seele. Mein einziger Trost ist das Wort Gottes. Hier weise ich dich
hin auf eine Gelegenheit, die Selbstoffenbarung des Gottes ICH BIN zu hören.
Nimm es dir zu Herzen.
*
Seit Sylvester bin ich dabei, den ganzen Psalter zu
übersetzen. ich habe schon so viel aus der Bibel übersetzt, irgendwann gibt es
noch eine Mayer-Bibel. hier schick ich dir Psalm 45, ein Psalm, der zu Marien
Aufnahme in den Himmel liturgisch verwendet wird, wie gefällt dir meine
Übersetzung? - Heute hab ich Evi gesehen, war mit ihr und Toms Kaninchen bei
einer Tierärztin und dann mit Evi und Hündin spazieren, da strahlte
wieder einmal meine mystische Sonne mich an! Als ich in dem Irrenhaus war,
dachte ich frühmorgens bei Sonnenaufgang: Oh, Evi geht am Himmel auf! - Ich
wünsche dir und den Deinen gut zu schlafen!
*
Dir als Tänzer gefällt es hoffentlich, wenn ich dir
verkünde, dass wir jetzt seit Petrus den ersten Papst haben, der Tango tanzen
kann. Ich erinnere mich gerne, wie du und deine fromme Gemahlin vor mir einmal
Walzer getanzt habt. Dein Weihnachtsgeschenk an die liebe Frau hat mich
inspiriert, mir auch eine Bibel zum anhören zu kaufen. ich übersetze gerade den
Psalter für meine Mayer-Bibel. aber wem kann ich meine Psalmen zu lesen geben?
ich habe für Tom auch ein Buch mit Kinderwitzen bestellt. Es war schön,bei euch
Weihnacht zu feiern. Wie geht es dir? Herzliche Grüße!
*
Heute bin ich total mutlos!
*
Dies sagt Gottes Wort über dich: "Wer viele Freunde
hat, wird an ihnen zugrunde gehen. Aber es gibt Einen Freund, der fester zu dir
steht als ein Bruder." Danke!
*
„We are a
particle in the ocean,
Lost and
saved like a tear.
We are born
and lost in the ocean,
Where is mercy
with our fear?”
*
Nachdem ich Milan und Juri verloren habe, hab ich nun auch
Tom verloren. Er fragt nicht mehr nach mir, er ist zu groß geworden, um mit
einem Kind wie mir zu spielen. Nun bin ich ganz allein. Mir ist schwindelig.
Ich sehe kein Licht. Was bleibt? Wie der schizophrene Dichter Lenz sagte:
"Schreiben, Schlafen, Schreiben, Schlafen." - Ich habe das dritte
Buch der Psalmen übersetzt, daraus hier der 88. Psalm.
*
Eben hab ich deine Predigt zum Text magnificat anima
mea dominum gehört. Ich dachte, die Mutter unsres Herrn und unsre Mutter hat
sich gefreut, dass du sie geehrt hast. Schön das Gleichnis von den
Zwillingen im Mutterschoß, ob es die Mutter gibt. Gerade mir steigt immer
wieder aus der Seele auf, dass Gott wie eine Mutter ist, in dessen Mutterschoß
wir leben und weben und sind. Adieu!
*
Wie geht es dir? Was macht das Kreuz deiner Arbeit? Was
macht das liebe Hauskreuz? Was studiert ihr in eurem Bibelkreis? Was macht die
Gesundheit der lieben Frau? Gefällt den Kindern der Herr der Ringe? - Ich
schleppe mich jeden Tag von Mittagsmesse zu Abendmesse und lese die Bibel und
Goethe und übersetze die Bibel und den Koran, aber eigentlich leb ich nur
auf, wenn ich einmal die Woche Evi und Tom sehe, dann kann ich für einen Nachmittag
meine Winterdepression vergessen. Liebe Grüße auch an die Herrin deines Hauses.
*
Heute war ich seit langen einmal wieder in der Kirche. meine
Pflegerin sagte: Wenn Sie einsam sind, gehen sie doch in die Kirche. - Das hab
ich mir zu Herzen genommen. nun ich keine Kinder mehr zu erziehen habe, da
Karine tot ist und Evi verheiratet, hoffe ich, dass ich wieder ein Zuhause in
der Kirche finde. Als Karine im Sterben lag, dachte ich: Wenn sie tot ist,
bleibe ich allein und gehe nur noch den Pfad in die Kirche. Dann kam aber erst
die Innigkeit mit Tom. Nun braucht er mich nicht mehr. Im Gottesdienst heute
war ich im Allerheiligsten Jahwes und habe die göttliche Weisheit angebetet.
Und Gott hat mir gesagt: Ich bin da und die Jungfrau ist an deiner Seite. Ich
spiele auch mit dem Gedanken, in der Luther-Kirche den Bibelkreis zu besuchen.
das Lutherische bleibt doch die geistliche Heimat meiner Kindheit. So
weit so gut. Hoffentlich verlässt mich der gute Geist der Hoffnung nicht
wieder. Und die Einsamkeit - wie oft sehnte ich mich in all dem Trubel der
Kindererziehung nach einer "chinesischen Berg-Einsiedelei", jetzt
kann ich sie haben. Gott zum Gruß!
*
Vielen Dank für die Veröffentlichung! Was die
englische Poesie betrifft, ich habe etwa sieben Texte von mir ins Englische
übersetzt, das muss aber noch überarbeitet werden. Ich habe auch schon mit dem
Gedanken gespielt, einmal englisch zu dichten. Zur zeit schreib ich eigenes
wenig, sondern übersetze viel. Heute ging es mir zum Sterben schlecht, mein
einziger Trost war die Bach-Kantate: Ich habe genug! Ich freue mich auf meinen
Tod! aber Maria sagte mir doch, ich solle den neuen Weg gehen. Wenn ich nur
nicht immer so viel von Evi träumen würde. Heute träumte ich, ich sei Adam und
Evi sei Eva, die Gott aus meiner Rippe gebildet hat.
*
Mein lieber Humboldt, du sagtest, du könntest dich gar nicht
entscheiden, wer dein Lieblingsdichter sei? Sag doch in Zukunft: Josef Maria
Mayer ist mein Lieblingsdichter.
*
Heute war ich bei meinem Bruder Pfingstler und es war
wunderschön. Ich habe mich auch schon in die Telefonstimmen der evangelischen
Pastorinnen verliebt. Sie sind so jung und feminin und offenherzig. Ich kann
nur unmöglich Protestant werden, das wäre ein Judas-Verrat an meiner Lieben
Frau. Ich wollte die Messe wieder besuchen, aber die Kirche war geschlossen.
Mein österreichischer Kritiker rief an und sagte, ich sei der größte lebende
deutsche Dichter und gehe sicher in die Geschichte ein. Hier eine Strophe aus
einem Sonett an Maria.
*
Sogar der Papst in Rom feierte heute den Valentinstag. St.
Valentin war ein frühchristlicher Märtyrer. Ich hab meiner verheirateten Evi
eine rote Rose geschenkt und Unserer Lieben Frau einen ganzen Rosenkranz von
fünfzig Perlen. Auch hab ich meine Herrin die ewige Weisheit in der Messe
angebetet. Der Priester betete für alle, "die sehr, sehr traurig
sind". Montag geh ich in den lutherischen Bibelkreis, dafür versäum ich
sogar einen Besuch an Karines Grab zu ihrem Todestag. Ich freu mich schon auf
den ersten Dienstag im Monat März, da gibt die junge graziöse Pastorin ein
Abendessen. mir wurde gesagt, die Pfingstgemeinde stehe mir immer offen, aber
ich weiß nicht, ob ich mich mit denen noch verstehen würde. Aber heute war auch
der Tag von Kyrill und Methodius, das berührte mein orthodoxes Herz - meine
Verehrung der HAGIA SOPHIA ist doch russische Mystik. Es sollten alle Christen
eng zusammen stehen, eng geschart um Christus. Schon in meiner Kindheit war ich
bei den katholischen Pfadfindern, der lutherischen Konfirmation und der evangelikalen
Bibelstunde. aber meine Wurzel will ich in die Eucharistie versenken. Was macht
deine Familie, dein Haus, dein Bibelstudium und deine Wissenschaft?
*
Ich bin ein christlicher Dichter aus Oldenburg. Ich liebe
das Alte Testament ein wenig mehr als das Neue Testament, wahrscheinlich finde
ich es poetischer. Ich liebe die Dichterin Else Lasker-Schüler, auch Heinrich
Heine und sehr die heilige Edith Stein, deren "Leben einer jüdischen
Familie" ich genau gelesen habe. Ich habe mich auch mit dem Talmud und der
Kabbala beschäftigt. Ich schenke Ihnen hiermit mein Poem "Die Juden",
vielleicht fühlen Sie sich dadurch in Ihrer Arbeit ein wenig ermutigt.
*
An Karines Todestag kann ich nicht an ihr Grab treten, ich
habe ein langersehntes Bibelgespräch in der evangelischen Kirche. Ich möchte
gerne wieder Menschen kennen lernen. Tom hat nun das Interesse an mir verloren.
Ich hoffe, dass es nett wird bei den Lutheranern. Ich habe Maite gebeten, für
mich eine Rose auf Karines Grab zu legen. Ich schicke dir ein Gedicht von Anna
Achmatowa, gerade von mir nachgedichtet.
*
Möge Jesus der Zimmermann dir helfen bei der täglichen
Heiligung durch geduldige Annahme der täglichen Widerwärtigkeiten und
geflissentlicher Erfüllung der familiären und beruflichen Pflichten. Jesus
sagte zur großen Gertrud von Helfta: "Was mir am meisten gefällt, ist die
Annahme der alltäglichen kleinen Widerwärtigkeiten." Und die Gesundheit
deiner Frau empfehle ich den "barmherzigen Eingeweiden" Gottes. Der
evangelische Bibelkreis hat meiner Seele eine schöne Zufriedenheit vermittelt.
Die Pastorin und die Christen haben mich herzlich aufgenommen. Die Königin der
Familie und Hilfe der Christen segne dich!
*
Vielleicht freust du dich mit mir, dass ich nun eine
christliche Gruppe gefunden habe, mit denen ich über Jesus sprechen kann. Der
evangelische Bibelkreis, gestern das erste Mal besucht, war interessant und
freundlich und harmonisch. Man hat mich freundlich an- und aufgenommen und
herzlich eingeladen wiederzukommen. Das Spiel, das wir bei euch zusammen
gespielt haben, habe ich für Tom bestellt. Ich wünsche dir berufliche
Erfolgsmomente und Glück in der Liebe deiner Frau und Kinder.
*
Das war eine Überraschung, dass Gedichte von Luther in
meinem Briefkasten lagen. Ich dachte erst, Jesus macht Scherze! Erst um
Mitternacht fand ich heraus, dass sie von Dir kommen. Ich hab sie gleich am
ersten Tag alle gelesen. Und das Gedicht über die Jungfrau Ecclesia (Apokalypse
12) hab ich gleich modernisiert und sende es dir hiermit als herzliches Dankeschön!
*
Am Rosenmontag kam ich vom evangelische Bibelkreis und hörte
zu Rosenmontag auf Radio Horeb diesen Witz: Papst Johannes Paul und Kardinal
Ratzinger waren in der Sauna. Toll, sagte Johannes Paul, das macht mich fit,
das machen wir noch mal. Ratzinger sagte: Nächste Woche geht es nicht,
Heiligkeit. Warum, fragte der Papst. Der Kardinal sagte: Da ist gemischte
Sauna. Ach, sagte Johannes Paul, ein paar Evangelische dabei, das stört mich
nicht.
*
*
Ich habe Ihren Vortrag über Argula von Grumbach gehört und,
da ich Dichter bin, mich für das Gedicht interessiert, mit dem, wie Sie
zitierten, die Theologin an den Herd verwiesen wurde. Bei meinen Recherchen
fand ich, dass Argula dem Schmähgedicht mit einem Gedicht geantwortet hatte.
Dieses Gedicht hab ich gefunden und nach meinem eigenen Geschmack verändert.
Die Frucht einer durchwachten Nacht schick ich Ihnen anbei. Herzliche Grüße!
*
Durch die katholischen Medien lernte ich Ihr tiefes
Bibelverständnis und Ihr Vertrautsein mit der Mystik kennen. Ich habe eine
Frage an Sie. Ich bin schizophren und chronisch depressiv und bekomme starke
Betäubungsmittel. Aufgrund meiner Schizophrenie bin ich sehr menschenscheu. Ich
bin begeistert von der katholischen Theologie, aber ich habe in dem Gespür
meiner Seele einen mir unerklärlichen, aber unwiderstehlichen Widerstand gegen
den Besuch der Kirche hier im Ort. Ich feire ein- und manchmal zweimal täglich
die Heilige Messe im Fernsehen oder Radio mit, weihe mich immer Maria, lese
sehr viel in der Bibel, bete morgens und abends zu Gott und tagsüber meistens
zu Maria, informiere mich über den Papst täglich, bete den Rosenkranz,
studierte die Karmeliter, die deutschen Mystikerinnen, die Kirchenväter,
Philosophie und Theologie und Religionswissenschaft, alles auf eigene Faust. Mein
Katholizismus ist eucharistisch, marianisch und päpstlich. Ich kann es Ihnen
nicht erklären, warum alles in mir sich sträubt, die Kirche vor Ort zu
besuchen. Dagegen gehe ich seit kurzem zum lutherischen Bibelkreis, da
lerne ich nicht viel, aber die Menschen sind sehr warmherzig. Ich habe aber
Maria meine Treue versprochen, die ich als meine mystische Ehefrau liebe. Was
sagen Sie, was würde Jesus mir sagen, dass ich die Kommunion zwar täglich, aber
nur geistig über die Medien empfange? Ich bin unsicher geworden, ob ich auf
gutem Weg zum Paradies bin. Bitte geben Sie mir einen Rat! Die Ewige Weisheit
segne Sie!
*
Danke, dass du geschrieben hast. Die beiden einigermaßen
jungen evangelischen Pastorinnen haben mich schon zu frommer Poesie inspiriert.
Demnächst ist in der evangelischen Kirche ein Vortrag über Edith Stein.
Ansonsten betreiben die Volkskirchen laue Torheit. Ich hänge doch sehr an
meiner rechtgläubigen virtuellen Gemeinde. Meine alte heidnische Freundin
erweckte in mir Frühlingsliebeslieder auf englisch. Mein österreichischer
Kritiker wünschte von mir ein englisches Poem über den Hades und den Himmel, da
bin ich nun dabei. Ansonsten versuch ich eine eigene Homer-Nachdichtung.
Evi wurde das Haus, in dem sie jetzt wohnt, zum Kauf angeboten, wenn sie da
wohnen bleiben würde, wäre mir vor der Zukunft nicht bang. Aber die
Finanzierung und auch die Gesundheit ihres Mannes ist ungewiss. Körperlich geht
es einigermaßen, seelisch bin ich oft geplagt von meiner Schizophrenie, dass
ich an der Liebe Gottes manchmal verzweifle. Aber im Himmel bin ich nicht mehr
schizophren. Die Jungfrau trägt mich mit ihren Adlerflügeln. Viel Freude beim
Arbeitsfasten wünsch ich dir.
*
Zuvor eine Warnung, es nahen sich bei mir zwei Bücher der
Vollendung, das erste englische Übersetzungen einiger meiner
deutschgeschriebenen Werke und das zweite noch einmal hauptsächlich
Übersetzungen, darunter als Hauptstück mein deutscher Psalter - die ersten vier
Bücher der Psalmen liegen vor, dem fünften Buch widme ich mich demnächst. Wenn
ich so meine englischen Übersetzungen eigener Arbeiten anschaue, scheint es
mir, ich habe alles im Wahnsinn geschrieben. Aber wie ein Priester einmal
Johanna von Orleans fragte, ob sie ein Scharlatan oder eine Närrin sei, sagte
sie, sie wisse nicht, was ein Scharlatan sei, aber dass sie eine Närrin ist,
das habe Gott ihr noch nie zum Vorwurf gemacht. - Heute hab ich beim
Mittagessen im Restaurant in der Zeitung von deinem Städtchen gelesen, dass ein
elfjähriges Mädchen ermordet worden ist. da musste ich natürlich an dich
denken. - Ich lese gerade ein Buch über die nichtchristlichen Religionen, von
Ägypten bis Zarathustra, aber das meiste ist mir bekannt. - Ich hoffe, dass
Hygeia die Göttin der Gesundheit wieder bei euch angekommen ist. - Wenn ich dir
meine englischen Übersetzungen am Wochenende zuschicken darf? dann leg sie aber
ruhig beiseite und warte auf einen Moment der Muße, wann du sie veröffentlichen
magst. Ich muss sie nur langsam loswerden, ich meine, ich arbeite schon seit
zwei Jahren daran, und jetzt will das Kind das Licht der Welt erblicken. Wie
der Lateiner sagt, wer keine Kinder zeugt, schreibt Bücher.
*
Am 14.4. kann ich nicht zum Bibelkreis kommen, denn ich bin
von einer zehntägigen Krankenpflege zu erschöpft. Ich habe nur eine kleine Kraft,
da ich schizophren-depressiv bin und starke narkotische Medikamente bekomme. In
Ihrem evangelischen Bibelkreis hab ich eine Herzlichkeit gefunden, die ich in
der katholischen Kirche nie gefunden habe. Als Dank für Ihre Freundlichkeit
habe ich - da ich Dichter bin - das "Gudrun-Lied" teilweise für Sie
nachgedichtet. Es ist dies die friesische Schwester des Nibelungenliedes, und
ich habe es in meiner (lutherischen) Kindheit geliebt. Ich erwarte nicht, dass
Sie es lesen, Sie haben sicher wenig Zeit, ich wollte es Ihnen nur gerne zu
Ostern schenken. Eine gnadenreiche Passionszeit und fröhliche Urständ zu Ostern
wünsche ich Ihnen.
*
Danke, dass du ein e-book für Evi und eins für Maria machen
willst. Für das Evi-Buch hätte ich gerne das Bild "la ravissement de
Psyche" von William-Adolphe Bouguereau, das findet Evi auch sehr schön,
vielleicht kannst du irgendwann einmal in einer Stunde der Langeweile gucken,
ob du ein Exemplar ohne Rechtsanspruch findest, und bei der Gelegenheit gucken,
ob es ein Bild der "Jungfrau (oder Maria) von Guadelupe" rechtsfrei
gibt, denn das ist für mich meine Maria. Den Text von "das Buch der
Liebe" schick ich dir schon mal zu, das Madonnenbuch werde ich - so Gott
will - im Marienmond Mai machen. Wenn du am Karsamstag Abend Langeweile hast,
kannst du die Osternacht mit Franziskus mitfeiern oder Ostersonntag morgens die
Ostermesse. Solch eine Papst-Zelebration ist wirklich ein Ereignis, das man mal
gesehen haben sollte. Ich erzähle Jesus und meiner Mutter und Evi, wie viel du
für mich tust und dass ich leider gar nicht weiß, wie ich dir was Gutes tun
kann. Grüß Gott! Gott vergelts!
*
In den achtziger Jahren ist die
Mutter Gottes in Italien erschienen, nannte sich selbst die Königin der Liebe,
und gab ihren Verehrern Botschaften. Folgende Botschaft habe ich heute gelesen.
Fühl dich gesegnet. „Meine lieben Kinder, ich segne euch und danke euch, die
ihr mich neben eurer irdischen Mutter haben wollt. Ich liebe euch und wünsche,
dass die Liebe, die in euch ist, niemals abnimmt. Ich wünsche, dass auch ihr
eure Kinder jeden Tag segnet, wie ich sie segne. Übertragt auf sie euren
Glauben und das, was euch versprochen worden ist: die Freude, die schon viele
auf ewig genießen. Ich segne euch und eure Mütter.“
*ich habe mich daran gemacht, meine "Sonette an die Madonna" zu überarbeiten. Aber sie sind zwar sprachlich schön, aber stell dir Hiob und die Lamentationen Jeremias dreihundert Sonette lang vor. Ich finde das nicht genießbar. Ich frage mich, ob ich nicht lieber meine Texte über(Adam und Eva zusammen stellen sollte, sie sind von sinnlicher Lebensbejahung. Dazu kommt, dass sich in Deutschland keiner nach der Madonna umdreht, aber Eva gucken alle gern hinterher. Jesus sagte aus der Hostie: Frag deinen Freund um seine Meinung - was ich hiermit tue. Die Natur feiert fünfzig Tage Ostern!
*
Ich war ganz unruhig wegen dem Jammer der Madonnen-Sonette und der Sinnlichkeit des Eva-Epos, dann kam Evi auf ein Glas Likör vorbei und ich war vollends durcheinander. Da schaltete ich Radio Maria ein und hörte eine predigt vom heiligen Johannes Paul dem Großen, meinem Vater, er sprach über das Laienapostalat und endete mit einer Hymne an die göttliche Weisheit. Da war alles wieder gut. Ich stellte ein Buch über die Ewige Weisheit zusammen, es ist nicht jämmerlich, nicht sinnlich, sondern philosophisch-theologisch-mystisch. es hat 450 Seiten. Ich nenne es das "Buch der Ewigen Weisheit". Hab Geduld mit meiner Sprunghaftigkeit!
*
Du glaubst gar nicht, wie wichtig das ist, dass du meine Texte herausgibst. die christlichen Verlage geben nur Sachbücher heraus und die Lyrikverlage nur unbedeutende weltliche Gedichtlein. Aber mein Buch der Ewigen Weisheit ist den Christen zu ketzerisch und den Weltleuten zu religiös. Du bist meine einzige Hoffnung und Rettung. Dafür segnet dich Maria, die Mutter des göttlichen Wortes.
*
Ich habe einen Vortrag gehört über den Menschen als Person.
Gott ist unendliche Person - Geist und Liebe und Schöpferkraft - und der Mensch
ist endliche Person, Abbild Gottes, berufen zur ewigen Gemeinschaft mit Gott. Der
Wert des Menschen steigt, je höhere Werte er sich setzt. Der erste Wert ist die
Lust: gutes Essen, viel Wein und gottgewollten Sex. Der zweite Wert ist
die Vitalität: Bewegung, Gesundheit, Sport und Vitamine, kurz, Lebenskraft. Der
dritte Wert ist die Nützlichkeit: Technik, Arbeit, Wissenschaft, Macht. Der
vierte Wert ist die Menschlichkeit: guten Charakter haben, gerecht sein,
lieben, oder wie Goethe sagt, edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Der
fünfte Wert ist die Weisheit: zu lieben die Wahrheit, die Güte und die Schönheit.
Wer die Wahrheit liebt, sich auskennt in Philosophie, Geschichte, Menschenrechten,
den schönen Künsten, der ist weise. Der höchste Wert ist der religiöse Wert: Gebet,
Buße, gute Werke, kurz, die Heiligkeit. - Da dachte ich, die Jungfrau hat mir Weisheit
geschenkt, aber von der Heiligkeit bin ich noch himmelweit entfernt. Ich betete
zur Jungfrau: so wie du Mutter meiner Weisheit bist, so werde in der kommenden Zeit
meines Lebens Mutter meiner Heiligkeit. Wen soll ich zum Führer meiner Heiligung
erwählen? Wie Johannes vom Kreuz und Therese von Lisieux glaube ich, das alles
in der Bibel steht. Dazu nehme ich die prophetischen Botschaften Mariens. So
weit war ich, da wollte ich dir schreiben, da kam eine Werbung von einem Buchversand,
ich solle "die innere Burg" von Teresa von Avila bestellen. das war
nun eine prompte Antwort der Jungfrau. Bitte bete für meine Heiligung - ganz
aus Gottes Gnade. Ein Projekt für den Rest meines Lebens. In Christus
verbunden!
*
Dein Prediger sprach vom Osterlachen und von: der Herr
lachet ihrer! In der orthodoxen Liturgie gibt es am Ostersonntag ein
Osterlachen. Homer schreibt von dem Gelächter der olympischen Götter. Aber
Jesus Sirach sagt: der Tor lacht laut, der Weise lächelt nur leise. Eine
Mystikerin sah die Jungfrau Maria und sah vor allem ihr Lächeln. In den Jahren,
da ich in Evi das weibliche Antlitz Gottes sah, sah ich immer ihr charmantes
Lächeln. Buddha lächelt. Ich kann nicht an einen lachenden Gott glauben, nur an
einen lächelnden Gott. Aber Dante sagt in seiner göttlichen Komödie, im Himmel
lachen die Engel und tanzen die Engel, tanzen wie deine kleine Tochter beim
Lobpreis.
*
Das auftreten des Lebens ist etwas radikal Neues, es setzt
sich nicht zusammen aus einer logischen Kombination materieller Einzelteilchen.
Alles Lebendige hat ein Innenleben mit einem innewohnenden Trieb, der es zu
seinem Ziel führt. Schiller singt in der Ode an die Freude: der Wurm hat
Wollust und der Cherub steht vor Gott. Dies Innenleben des Lebendigen gipfelt
beim Menschen im Gebet bis hin zur mystischen Versenkung in Gott.
*
Ich kann nicht mehr dichten! Seit 3 Jahren mach ich nur
noch Übersetzungen, jetzt hab ich kurz den Frühling auf englisch besungen, dann
geb ich meine wichtigsten Texte als e-book heraus, jetzt fang ich wieder mit
Übersetzungen an. Ich kann nicht mehr dichten! Und außer poesie kann ich
nichts! Ich kann nur noch in der Bibel lesen und beten. Ich bin leer. was will
Gott von mir? Ich kann nichts.
*
*
Ich habe eine Anaconda gesehen und dachte an so eine
moderne Tänzerin, die mit solch einer Anaconda tanzen müsste. Die Schönnatter
war wirklich schön. Der große Frosch guckte Evi traurig an und wartete
vergebens auf ihren erlösenden Kuss. Der Leguan war noch recht klein, größer
schon der Waran. Die lebenden Heuschrecken waren eine gute Illustration zur
Bibel. die Goliath-Spinne eine gute Gelegenheit, Tom die Geschichte von David
und Goliath zu erzählen. Die Käfersammlung, dachte ich, wäre für Tom
interessant, selbst eine Käfersammlung anzulegen. Die Skorpione sind natürlich
auch wichtig zum Studium des Vorderen Ostens im Altertum. Die asiatischen
Schmetterlinge waren aber die besonderen Seelenverwandten meiner Psyche. Ich
kam mit Evi und ihren Kindern als "Familie" günstiger in das Tierreich,
musste Evi noch nicht mal heiraten.
*
Sankt Josef wurde heilig, weil er seine tägliche Arbeit
als Techniker für Gott tat. Wenn er von der Arbeit kam, aß er mit Madonna und
dem göttlichen Kind das Abendbrot, es gab Brot und Käse und Oliven und
Ziegenmilch, dann spielte Sankt Josef noch etwas mit dem göttlichen Kind, bis
Madonna oder Sankt Josef das göttliche Kind ins Bett brachten. Es wurde jeden
Abend zum Schlafengehen mit dem göttlichen Kind ein Psalm gebetet. Langsam
lernte das göttliche Kind auch Lesen und Schreiben. Madonna half ihm bei den
ersten Versuchen, die Bibel selbst zu lesen. Auch brachte Madonna dem
Jesusknaben das Harfespielen bei. Madonnas Gottesdienst bestand darin, das
Kindlein zu stillen und zu wickeln, das Haus in Nazareth zu fegen, Fisch aus
dem See Genezareth zu braten, Brot zu backen, manchmal das Kind zu verwöhnen
mit süßen Datteln und Honig, die Wäsche zu waschen, alles aus Liebe zu Gott. Am
Sabbath ging Sankt Josef mit Madonna und dem Jesuskind in die Synagoge. Sankt
Josef las immer in der Bibel, bevor er an seine Arbeit als Techniker ging.
Madonna hatte oft sieben Schwerter in ihrem Herzen stecken und opferte alles
Gott auf. So lebte die heilige Familie ein ganz verborgenes Leben, aber unter
den Augen Gottes, sie brachten ihre alltägliche Arbeit Gott als ein Opfer dar
und wurden so geheiligt.
*
Ich hoffe, du hast wieder neue Lebenslust bekommen. Ich
vermisse deine briefes, sie erleichtern mir doch die horrende Einsamkeit. Mein
Pfingstler schreibt leider gar nicht mehr. Der einzige, der noch Interesse an
mir hat, ist Tom. Was hab ich den Menschen getan? Evi hat eine Hinreissend
schöne Nachbarin namens Helena, etwas über zwanzig, schlank, groß, lange
goldene Locken, charmantes Lächeln, mit einem kleinen blonden Söhnchen. eine
echte Madonnenvision, wie sie so im roten Kleid in der sonne stand. Und ich bin
alt und dick und hässlich. Aber nun ja, ein Krüppel aus dem Mittelalter sagte:
und wenn dich niemand mehr liebt - eine wird dich immer lieben, die
Königin Maria.
*
Heute am Festtag der heiligen Jeanne d'Arc hab ich der
französischen Seligen mein Liebeslied gesungen - und so kam es, dass ich durch
eine weiße Marmorstadt spaziere mitten unter 72 Madonnen! Dann war ich wieder
auf der Erde und habe mit meinem Söhnchen Tom eine Atombombenexplosion im
Riesengebirge gesehen.
*
Im Buch Tobit spricht der Erzengel Raphael: Ich bin
Azarias, des Großen Hananja Sohn. - Und da ein Erzengel nicht lügt, ist ein
Name Gottes Hananja. In der jüdischen Mystik der Kabbala ist Hananja der Name
des Engels der Gnade. Denn Anja, wie Sie sicher wissen, heißt: Jahwe ist Gnade.
Gnade aber heißt auch Gottes Charme und Liebreiz und Anmut und Schönheit, wie
die Feministinnen sagen.
*
Freunde, schöne Götterfunken,
Söhne aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Heilige, das Heiligtum!
Söhne aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Heilige, das Heiligtum!
*
„Ich habe mich aber immer gewundert, Doktor, dass wir
manche reiche Leute dieser Gattung, als Präsidenten, Vizepräsidenten oder
Sekretäre von Bekehrungsgesellschaften, eifrig bemüht sehen, etwa einen alten
verschimmelten Betteljuden himmelfähig zu machen und seine einstige
Genossenschaft im Himmelreich zu erwerben, dennoch sie nie dran denken, ihn
schon jetzt auf Erden an ihren Genüssen teilnehmen zu lassen und ihn z.b. nie
des Sommers auf ihre Landhäuser einladen, wo es gewiss Leckerbissen gibt, die
dem armen Schelm ebensogut schmecken würden, als genösse er sie im Himmel
selbst.“
*
Ich habe dich 1981 im Haus deiner Eltern kennen gelernt.
Ich war damals in dich verliebt. Dein Bruder gab mir das Kommunistische
Manifest von Marx. Ich war dann Kommunist. Nach dem Zusammenbruch des
Kommunismus machte ich mich auf eine spirituelle Suche. Seit dem Tod meiner
Großmutter 1993 bin ich Christ. Ich habe ein großes Herz für das chinesische
Altertum. Ich arbeite als Dichter. Aus gesundheitlich-psychischen Gründen
bekomme ich eine Rente. Ich musste gerade an die heilige Ursula und die 11000
Jungfrauen denken, da erinnerte ich mich an dich. Ich weiß nicht, ob du dich
noch an mich erinnern kannst. Ich wünsche dir Gottes Segen für dich, deinen
Mann und deine Kinder. Ich sende dir einige chinesische Gedichte, die ich aus
dem Englischen übersetzt habe, so hättest du die Möglichkeit zu lesen, was ich
so arbeite. Sei herzlich gegrüßt!
*
Danke. Ich übe gerade mit Tom das Lesen, ich bin seit 10
Tagen jeden Tag bei ihm. So sah ich auch Evi aus der Badewanne kommen, das
inspiriert den Poeten. Aber eigentlich hab ich die Knaben immer lieber als die
Frauen, ganz wie David zu Jonathan sagte: Deine Liebe ist mir wunderlicher als
Frauenliebe!
*
Dein Doctor Marianus dachte während des Gottesdienstes an
dich Geburstagskind und hatte die Idee, dass die Mutter Jesu der evangelikalen
Christin dies sagen könnte: Empfange wie die Jungfrau Gottes Wort mit dem Ohr,
trage Christus in deinem Herzen, indem du wie Maria alle Worte der Verkündigung
in deinem Herzen bewegst, und gebäre dann Christus in die Welt als zweite
Gottesgebärerin, indem du die Liebe Gottes in die Welt trägst. Damit sei
gesegnet vom Herrn und der Mutter Jesu.