Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DIE SCHÖPFUNG




Von Josef Maria Mayer


Das bist du, Mein Teurer Bruder (...)
Und denkst du auch anders,
So scheidest du doch mit derselben Waage Wahrheit vom Irrtum.
Dann ist es die Freude,
Dass wir auf Eine Waage unsre Gedanken legen,
Die anders in deinen und anders in meinen
Augen leuchten,
Obwohl wir in ihnen den gleichen Inhalt hegen.“
(Johannes Paul II.)


Die Weisen, die zu Fuße gehn
Und nach den überird’schen Kreisen
Bei kaltem Blut durch lange Röhren sehn,
Sind keine Gönner zwar von solchen Seelenreisen
Und fordern trotziglich, Ihr sollt, was Ihr gesehn,
Durch x und y beweisen.
Bleibt noch so überzeugt dabei,
Bei ihnen ist damit sehr wenig zu gewinnen.
Das große Machtwort Schwärmerei
Löst Alles auf! – Als ob, indem ich seh’ und höre,
Am Wie? mir was gelegen wäre?“
(Wieland)


ERSTER GESANG
DIE NATURPHILOSOPHIE


1


Gottesliebe preis ich, Herrin Liebe,
Welche ewig waltet in Äonen,
Eine Gottheit ist in drei Personen,
Liebender, Geliebter, Schöne Liebe!
O du Große Gottheit Schöne Liebe,
In der Schöpfung schaue ich dein Gleichnis,
Schaue an dein Antlitz in der Sonne,
Schau am Firmamente deine Größe,
Schaue deine Ewigkeit im Meere,
Schaue deine Treue in den Bergen,
Schaue deinen Frieden in der Taube,
Schau dein Herz in jener roten Rose!
O du Große Gottheit Schöne Liebe,
Feiern will ich deine Ostertage,
Auferstehungszeit ist Zeit der Liebe,
Da die Schöpfung jubelt zu der Liebe!
Schöne Liebe, alle grünen Bäume
Klatschen fröhlich in die schlanken Hände,
Schöne Liebe, alle keuschen Blüten
Strömen aus berauschende Parfüme,
Schöne Liebe, Turteltaubenpärchen
Spreizen ihre Flügel, girren, rucken,
Und die Bienen und die Schmetterlinge
Flirten mit den süßen Wiesenblumen,
Schöne Liebe, lustvoll die Insekten
Kopulieren öffentlich im Freien
Und es spielt der unverschämte Affe
Lustvoll unterm Baum mit dem Geschlechte.
Schöne Liebe, o die schöne Dame
Gar erscheint als schönste Frühlingsgöttin
Und der Dichter spielt die Jubelflöte
Voll des Lobes für die Schöne Liebe!
Alles Liebe! segnet mich die Muse,
Glück ist mirs, dich immerdar zu lieben!
Lass dich lieben: heftig, oft und lange!


2


Bruder Mark, ich kann mir wirklich denken,
Wie du von des Alltags Not und Sorgen
Und vom Menschentrubel auf den Straßen
Und von Kriegsgeschrei und Katastrophen
Und vom Rennen nach dem schnöden Mammon
Und vom Kummer mancher Kinderkrankheit
Und von Leiden der geliebten Gattin
Schließlich findest zu der Seelenruhe
In der Wissenschaften Ehehafen!
Ja, der Torheit Totentanz im Trubel
Treibt den Mann am mächtigsten zur Ehe
Mit der Wissenschaft als Ehegattin!
Bruder Mark, auch Sokrates, der Weise,
Er der Weiseste der Weisen alle,
Ward geplagt vom Eheweib Xanthippe,
Die ihn übergoss mit Kot und Unrat!
Wäre nicht Xanthippes Zank gewesen,
Wäre Sokrates nicht ausgewandert
Aus dem Haus auf den Athener Marktplatz,
Wäre nie ein Philosoph geworden!
Also lehrte mich ein weiser Jude:
Wenn Cupido deine Seele aufwühlt,
Dieses Kind, die Gottheit der Begierde,
Wenn dich Fleischeslust und Lust der Augen
Aus der Seelenruhe reißen, schöne
Huren bringen dich um deinen Frieden,
Wende dich zu Wissenschaft und Weisheit,
In der Kammer des Gelehrten rauche
In der Pfeife den geliebten Tabak,
Blättere in längst vergessnen Büchern,
Sprich mit Dichtern, Heiligen und Weisen,
Denn die Wissenschaft und Weisheit können
Den gequälten Knecht Cupidos retten
Und die Apathie der Seele schenken,
Dann erheb dein Herz und bete Gott an!
Lieber Bruder Mark, ob Ehe-Alltag
Dich nun in die Wissenschaft getrieben,
Weiß ich nicht, doch weiß ich, dass die schönsten
Huren mich zum Philosophen machten!


3


Bruder, Salomo hat jüngst gesprochen:
Mayer, wir im Himmel sind zufrieden
Mit dem Dichterwerk, das du geschaffen,
Gott selbst gab dir diese Gnadengabe!
Salomo pries stets die Weisheit Gottes,
Schloss den Ehebund mit Gottes Weisheit.
Ja, die Ehe mit der Weisheit Gottes
Ist die reinste Wonne nur und Wollust!
Buhlerei mit Erdenweibern aber
Von der einen bringt dir Liebeskummer,
Von der andern bringt dir üble Laune,
Doch Frau Weisheit schenkt dir Lust und Liebe!
Auch Unsterblichkeit die Weisheit spendet,
Die Verwandten dieser Weisheit Gottes
Leben ewig, leben in Äonen,
Und auf Erden dauert lang ihr Nachruhm.
Salomo nennt diese Weisheit Gottes
Schöpferin der guten schönen Dinge,
Künstlerin in allen wahren Künsten,
Architektin des Gebäudes Kosmos!
Diese Architektin des Gebäudes
Kosmos aber wird genannt der Liebling
Gottes, Pflegekind des Ewigvaters,
Liebstes Hätschelkind des Ewigvaters!
Diesen Liebling Gottes sah ich spielen,
Ein Atom wie einen Baustein nehmen,
Klötze über Klötze spielend türmen
Und das Universum so vollenden.
Als der Liebling Gottes also spielend
Aus den Elementen schuf das Weltall,
Setzte auf zuletzt das Kind den Eckstein
Christus als des Universums Krone.
Als der Liebling Gottes so vollendet
Durch das Spiel den Bau des Universums
Mit dem Eckstein Christus, wies der Liebling
Lächelnd dieses All dem Ewigvater.
Gott ist wie ein absoluter Joker,
Gott erschafft im Spiel das Universum!
Dieses lehrte mich die Weisheit Gottes.


4


Orpheus ist der Erste aller Dichter,
Immer wenn es singt, dann singt der Orpheus,
Orpheus war ein Mystiker und Weiser,
Sang auch, wie die Welt erschaffen wurde.
Schau, am Anfang war allein die Mutter
Nacht, die Mutter Nacht, die große Göttin,
Die befruchtet ward vom Wind als Schlange,
Dieser Wind war Geist und Sohn-Geliebter.
So befruchtet von dem Geistwind Schlange,
Mutter Nacht das Ur-Ei legte, brütend
Hockte Mutter Nacht als Liebestaube
Auf dem Ei und brütete das Ei aus.
Zu der Mutter Nacht, der großen Göttin,
Und der Schlange Geistwind als dem Zeuger
Kam als dritte Gottheit noch der Eros,
Eros wohnte innen in dem Ur-Ei.
Eros, in dem Ur-Ei innen wohnend,
Nun entfaltete des Ur-Keims Kräfte
Und so wurden alle Lebewesen
Aus dem Urkeim durch die Kraft des Eros.
Was ist Eros? Eros ist die Liebe,
Eros ist die Liebe zwischen Zweien,
Zwischen Mann und Weib der Bund ist Eros,
Eros ist der Dritte in der Ehe.
Einst ein Sohn der Caritas, der Mutter
Caritas, der göttlichen Agape,
Sprach ein Wort vom großen Eros Gottes:
Dieser schöpferische Eros lebet
In dem Urkeim wie in einer Zelle.
Im Atomkern in dem Innern wohnen
Das Proton zusammen und das Neutron
In dem Ehesakramente Gottes,
Schaffen so die Energie der Liebe.
Sei’s elektrisch oder sei’s magnetisch,
Immer ist es Eros in der Ehe,
Immer ists die Kraft der Liebe Gottes,
Die im Inneren der Schöpfung waltet.
Ja, die Schöpferische Liebe Gottes
Ließ den Ur-Keim weiland explodieren
Und entfaltet alle Lebewesen
Und lebt innen in den Kreaturen.


5


Bruder Mark, ich hab mit dir geplaudert
Von den Philosophen, die vor Platon
Und vor Sokrates Natur ergründet.
Den Parmenides will ich jetzt singen.
Der Parmenides war Seher Gottes,
Nicht allein durch die Vernunft des Denkens
Fand die Weisheit er des Philosophen,
Sondern durch der Gottheit Offenbarung.
Denn Parmenides die Nacht der Sinne
Und die Nacht des Denkens ist durchwandelt
Und die Nacht des Glaubens an die Götter
Und so kam er an der Wahrheit Pforte.
Dort erschien als Göttin ihm die Wahrheit,
Göttin Wahrheit sprach zum Philosophen:
Alles Werden und Vergehn ist nichtig,
Nur das Ewigseiende ist wahrhaft!
Dinge, die wir mit den Augen schauen,
Dinge, die wir mit den Ohren hören,
Was wir nur ergründen mit dem Denken
Von den Dingen der begrenzten Raumzeit,
Alles ist dem Wandel unterworfen,
Das hat einen Anfang, hat ein Ende,
Hat ein Werden und hat ein Vergehen,
Ist nicht ewig, ist nicht wahrhaft seiend!
Was nicht wahrhaft seiend ist und ewig,
Ist nur Illusion und Sinnentäuschung.
Also sprach die makellose Göttin
Wahrheit zu dem Philosophen: Ich bin’s,
Ich bin’s ganz allein, die ewig seiend,
Ich bin Ewigkeiten Ewigkeiten
Ewigseiendes, das Sein, das ewig,
Ich bin Sein und alles andre Nichtsein!
Du versenke nun dein ganzes Denken
In das Sein allein, das ewigseiend,
Wende ab dich von den Nichtigkeiten
Irdisch-eitlen Werdens und Vergehens.
Wahrhaft ist die Wahrheit nur, die Eine,
Illusion ist alles Sinnenhafte,
Alles Irdische ist nichtig, eitel,
Ewigseiend ist allein die Gottheit!


6


Bruder Mark, der große Gegenspieler
Des Parmenides war Herakleitos.
Artemis von Ephesos war seine
Schutzfrau der geheimnisvollen Weisheit.
Scheinbar sprach der dunkle Herakleitos:
Alles ist ein Werden und Vergehen,
Alles stets begriffen ist im Wandel.
Steigst du in das Wasser eines Flusses,
Steigst du niemals in dasselbe Wasser
Wiederum zum zweiten Male, nämlich
Alles ist im Wandel und im Flusse.
Alles wandelt sich in dieser Schöpfung,
In der Schöpfung wandelt auch der Mensch sich.
Schau, der Raum, er dehnt sich, er verengt sich,
Und wo ist der Schnee vergangnen Jahres?
Aber doch der dunkle Herakleitos
In dem ganzen Werden und Vergehen
Sucht ein Ewigseiendes, ein Wahres,
Sucht ein Seiendes, das Dasein Gottes.
Doch nicht wie Parmenides der dunkle
Heraklit des Wandels Dasein leugnet
Als ein Nichts und nichts als eine Täuschung,
Sondern innen in dem ganzen Wandel,
In den Explosionen, Implosionen,
Der Ausdehnung und Zusammenziehung
Schaut der dunkle Herakleitos
Ein Bestehendes, ein Dasein Gottes.
Innen in dem Werden und Vergehen
Waltet eine Weltvernunft, ein Logos,
Ist ein Wort, ein Sinn und ein Gedanke,
Aber ist nur mystisch zu erahnen.
Innen in dem Werden und Vergehen
Waltet immanent die dunkle Gottheit
Als die Weltvernunft, die Weisheit Gottes,
Logos, Gottheit, immanent im Dasein!


7


Luther und das Heer der Protestanten
Oft die Hure der Vernunft beschimpften,
Alles sei allein die Bibel Gottes,
Altes Testament und Jesus Christus,
So auch hör ich heute Protestanten
Spotten über Platons reine Weisheit,
Weil sie dies nicht in der Bibel finden
(So wie sie die liebe Bibel lesen).
Anders doch die großen Kirchenväter
Sahen in den Philosophen Hellas’
Ihre Ahnen und sie sprachen von des
Logos’ Spermata im Heidentume.
Nämlich selbst im Neuen Testamente
Paulus rühmt die schönen Dichter Hellas’
Und Johannes, der Geliebte Jesu,
Spricht vom Logos auch der Philosophen.
Auch der Stoa tugendsame Schule
Sah im Innern der Natur, der Schöpfung,
Eine Weltvernunft und Weisheit Gottes
Walten: Zeus, Weltseele oder Pneuma.
Und Johannes, der Geliebte Jesu,
Der beim letzten Abendmahl gelegen
An der Mutterbrust der Weisheit Gottes
Und der Weisheit Muttermilch getrunken,
Sankt Johannes also sprach vom Logos,
Gottes Immanenz in Gottes Schöpfung,
Dass der Logos war bei Gott dem Schöpfer,
Ja, der Logos selbst war Gott der Schöpfer!
Dieser weltenimmanente Logos
Als die schöpferische Weisheit Gottes
Und die Weltvernunft im Schöpfungsherzen
Mensch geworden ist in Jesus Christus,
Fleisch und Blut in Jesus Nazarenus!
Dieses Fleisch ist wahrhaft eine Speise!
Aber wer vermag dies Wort zu hören?
Viele Jünger gingen fort von Jesus.
Denke nur, o Mark, mein Freund und Bruder,
Gottes Wort und Weltvernunft und Weisheit,
Die du suchst mit deinem ganzen Denken,
Wird dir Brot und Wein im Abendmahle!


ZWEITER GESANG
DER KOSMOS


1


Bruder Mark, ich will vom Kosmos singen,
Meine Muse ist die Weisheit Gottes,
Aber ich betrachte auch die Feinde,
Sehe auch die dreisten Atheisten.
Oh wie schön ist doch die Atheistin,
Sie, die Führerin der Atheisten!
Oh wie schön sind ihre schwarzen Haare,
Schwarzen Zicken gleich vom Berge Gilad!
Oh wie schön ist doch ihr schmales Antlitz,
Ist ein Antlitz schmal, so zeigt es Klugheit!
Ihre schwarzen Augen voller Feuer
Sind die Augen einer Huri Edens!
Oh wie lieblich sind die vollen Lippen,
Die rosinenfarbne Schnur der Lippen,
Küssen möcht ich diese Atheistin,
Sie hat solch ein zauberhaftes Lächeln!
Ihre nackten Arme, ihre schlanken,
Ach dass mich umarmten diese Arme!
Ihre Taille, diese Wespentaille,
Ach die schlanke Taille zu umfangen!
An dem schlanken, feinen, jungen Mädchen
Aber welche großen Wonnebrüste!
Gott der Schöpfer zweimal tat ein Wunder,
Als er diese Wunderbrust geschaffen!
Zeichnen sich der großen Brüste Formen
Machtvoll ab doch in dem weißen Hemdchen,
Eingestickt in rosenroten Lettern
Ein Bekenntnis steht auf ihren Brüsten:
Auf der rechten Wonnebrust voll Wollust
Nein! geschrieben steht in roten Lettern,
Auf der linken Wonnebrust voll Wollust
Gott! geschrieben steht in roten Lettern.
Nein, es ist kein Gott! so lacht die Törin
Und es beben ihre großen Brüste
Und es lachen ihre vollen Lippen
Und die Seele funkelt in den Augen.


2


O wie schön ist doch die Seelenruhe,
O wie schön ist doch der Seelenfrieden!
O wie schön, wenn Liebesleidenschaften
Sich gelegt und ruhig wird die Seele!
Einst ein Mann zu einem Eremiten
In die Wüste von Ägypten wallte,
Sagte: Abbas, lehre mich das Beten,
Wie ich Gott betrachte im Gebete.
Also sprach der Eremit, der Weise:
Schau dein Antlitz dort in jenem Brunnen!
Aber aufgewühlt das Brunnenwasser
Konnte zeigen nicht des Mannes Antlitz.
Eine Stunde später sprach der Weise:
Lieber, geh nun wieder zu dem Brunnen!
Still geworden war das Brunnenwasser,
Konnte zeigen nun des Mannes Antlitz.
Also lehrt der Philosoph der Stoa,
Vornehm sei die Apathie zu preisen,
Wenn die wilden Leidenschaften ruhen,
Dann erst kommt zu dir die Weisheit Gottes.
Einmal sah ich einen bunten Narren,
Der zu Trommeln und Gitarren tanzte,
Zu der sinnlichen Musik der Sünder
Wilden Tanz wie wüste Huren tanzte
Und mit dem Gebrüll der Leidenschaften
In erotischer Ekstase schreiend
Brüllte: Ich will Weisheit, ich will Weisheit!
Ach, da lächelte die Weisheit Gottes.
Morgens trinke ich im Bett den Kaffee,
Lese in der schönen Bibel Gottes,
Bete eine Stunde, zwei, drei Stunden,
Schreibe nebenbei Gedichte, Bruder,
Gehe ins Theater, zur Komödie,
Esse dann Kartoffeln, Fleisch mit Sauce,
Trinke abends meinen Rotwein Frankreichs
(Vive la France! Ich lieb die Trauben Frankreichs!),
Lese abends in der schönen Bibel,
Bete, bete, bete, singe Lieder,
Schreibe nebenbei Gedichte, Bruder,
Und ergötz mich an der schönen Weisheit!


3


Wie beklagenswert sind doch die Toren!
Lady Folly habe ich betrachtet,
Wie sie abends sorgenvoll ins Bett geht,
Morgens sorgenvoll vom Bette aufsteht.
Lady Folly, wenn sie morgens aufsteht,
Gleich ist sie geschäftig und betriebsam,
In des großen Weltbetriebes Chaos
Dreht sie rastlos sich und ohne Ruhe.
Wie ist doch der Lady Folly Alltag?
Fressen, Schlafen, Fressen, Schlafen, manchmal
Irgendeinen fremden Mann beschlafen,
Schlafen, Lärmen, Schlafen, schließlich Sterben!
O der Tor! Der Fromme habe Mitleid!
Richten sollen Fromme nicht die Toren!
Denn unglücklich ist der Mann der Torheit
Und Unglückliche sind Frommen heilig!
Was, unglücklich seien sie, die Narren?
Sind die Narren doch voller Lust am Leben!
Reich geworden sind sie auf der Erde,
Viele Freunde haben diese Reichen,
Reisen in der Welt umher und kosten
Kaviar, genießen den Champagner,
Von Amerika bis nach Atlantis
Reisen sie auf ihres Goldes Flügeln.
Göttinnen mit weißem Marmorbusen
Wachen über ihre goldnen Häuser.
Glücklich sind die Narren auf der Erde.
Warum sind die Narren dann unglücklich?
Denke an das Ende, lieber Bruder!
Gott gab anfangs ihnen ihren Atem,
Gott nimmt schließlich ihnen ihren Atem.
Ja, sie treten vor den Totenrichter!
Weg mit dir, Verfluchter meines Vaters?
Weg von meinem Thron? Geh in die Hölle?
Gottlos sein ist ewiglich ein Unglück!


4


Bruder Mark, der heilige Apostel
Paulus sprach in seiner hohen Weisheit
Als der Heiden heiliger Apostel,
Wie die Schöpfung offenbart den Schöpfer.
In der Schönheit dieser Schöpfung
Offenbart die Schönheit sich des Schöpfers!
Die Natur mit allen Herrlichkeiten
Zeigt den schöpferischen Geist der Gottheit!
Gott schenkt immer wieder euch die Sonne,
Die euch Tröstung schenkt in mancher Trübsal!
Gott lässt wachsen Frucht der Mutter Erde,
Zu Genuss und Stärkung eurer Herzen!
Gott lässt reifen Wein im fruchtbarn Weinberg!
Gott der Fruchtbarkeit ist Gott der Schöpfer!
Gott schenkt Wein den Menschen zur Erquickung!
Trink den Wein, schau froher Gottes Schönheit!
Hast du schon im Morgenrot gesehen
Auferstehn den Morgenstern, die Venus?
O die Schönheit dieses Diamanten,
Würdig nur zum Schmuckstück der Madonna!
Ob auch in geheimer Offenbarung
Gottes Schöpfung offenbart den Schöpfer
Und die grenzenlosen Firmamente
Singen Lob der Größe unsres Gottes,
Gehen heute hin die Neuen Heiden,
Anzubeten Neue Heidengötter!
Jene zu der Göttin der Gesundheit
Beten, machen ihren Leib zur Gottheit,
Jene beten an den Sex und beten
An die sexuelle Freiheitsgöttin,
Die Bordelle sind der Göttin Kirchen,
Hohepriesterinnen sind die Huren,
Jene beten an die Fußballspieler,
Beten brüllend an den Gott des Fußballs,
Ihre Messen sind die Meisterschaften,
Dieses Glaubens Endzeit ist das Endspiel,
Andre beten an den Gott des Geldes,
Nennen einen Geldschein Seligmacher!
Aber unser Herr ist Gott im Himmel,
Seligmacher ist uns Jesus Christus!


5


Lieber Bruder Mark, mit einem Knaben,
Ja, mit einem Sohne meiner Seele
Reiste einmal ich im Geist zum Monde,
Anzuschaun die Wohnungen des Mondes.
Für die Mutter des geliebten Knaben
Wählte der Geliebte meiner Seele
Auf dem vollen Mond das Meer der Ruhe.
Möge Gott ihr ewig Ruhe schenken!
Selber aber wählte sich mein Liebling
Eine Wohnung an dem Nektarmeere,
Möge Gott ihm süße Wonne schenken!
Weiter reiste ich zum Morgensterne,
Zum Planeten Venus an dem Himmel.
In des dritten Himmels Paradiese
Schaute ich der Liebe Venushimmel!
Dort den Zwillingssöhnen meiner Seele
Wählte ich das Reich der Dioskuren,
Für die liebste Seele meiner Oma
Wählte ich die Gartenstadt der Leda.
Der Geliebten meiner Armen Seele,
Dieser schlimmsten Feindin meiner Seele,
Dieser Sünderin, der wilden Heidin
Mit dem harten Herzen eines Steines,
Wählte ich der Helena Gefilde,
Helenas Gefilde war ein Garten,
War ein Gartenparadies, ein Lustort,
Dort soll ewig lieben die Geliebte!
Ich ging aber zu der Stadt aus Marmor,
Mariam Corona war ihr Name,
Krone Sankt Mariens war ihr Name,
Dort steht der Palast der Mutter Gottes!
Morgens in des Himmels Ewigkeiten
Die Madonna lächelt vom Balkone
Und gewährt mir Audienz voll Gnade
Und ihr Minnesänger rühmt Madonna!


6


Benedikt von Nursia, der Vater,
Schaute nachts des Firmamentes Schönheit
Und ward hingerissen von der Schönheit
Zu der trunkensten Vision der Gottheit!
Denn die Sterne an dem Firmamente
Waren ihm wie ein bestickter Schleier
Vor dem Antlitz der geheimen Gottheit,
Doch die Gottheit legte ab den Schleier!
Benedikt anschaute Gottes Schönheit!
Fortan lebte er auf dieser Erde
Wie ein Engel voller Zartempfinden,
Kontemplierend und Kultur begründend.
Ja, ich schaute auch mit trunknen Augen:
Pupurnglühende Beschauungswolken!
Reinster Jungfrau weiße Lilienflocken!
Bußgewölke violetten Tuches!
Goldne Felder blendend-lichter Schönheit!
Grüne Wälder für den Gott des Lebens!
Himmelblauer Mantel Jesu Christi!
Ja, ich schaute in Visionen trunken
Einen Pferdekopf wie rote Wolken,
Ja, ich sah ein Herz voll heißer Liebe,
Pochen sah ich Jesu Herz und brennen!
Ja, ich sah im All den Herzensnebel
Übersät von Sternendiamanten,
Sternbrillanten von kristallner Klarheit,
Transparent dem finstern Lichtglanz Gottes!
In der Gase Nebel sah ich schweben
Himmlische in rosaweißen Schleiern,
Himmlische in himmelblauen Schleiern,
Tanzen schön um die Zentrale Sonne!
Schließlich kam ich zum Lagunennebel.
Sankt Therese von Lisieux besang einst
Diesen himmlischen Lagunennebel
Als des Paradieses Bucht der Wonne!
Aus dem himmlischen Lagunennebel
Tauchte auf wie aus kristallnem Meere
In dem reichen Schmuck der Braut zur Hochzeit
Lichten Leibes Jesu Lieblings-Nymphe!


7


Schau! Erneut ergriff der Geist beim Schopfe
Meinen Geist, ich schaute in den Kosmos
Und ward rasch entrückt in dem Gesichte
In den himmlischen Carina-Nebel.
Schau! Im himmlischen Carina-Nebel
Sah ich taubenblaue Himmelswolken
Wie Gebirge, aufgebaut aus Äther,
Einsamschöne Gipfel, Atem-Auen,
Und ich schaute Throne dort aus Marmor
Und ich schaute Auen keuscher Lämmer
Und ich hörte Himmelsglocken läuten,
Sah das Sakrament des Abendmahles,
Und ich sah im All die Axis Mundi,
Schaute Yin und Yang, im Chi vereinigt,
Sah den Eros walten in dem Kosmos!
Jahwe rief ich, Jesus und die Taube!
Bei dem Namen Gottes ward verwandelt
Schön der himmlische Carina-Nebel.
Alles war wie Purpursamt, wie Betten
Rosiger Gewölke, rot wie Feuer.
Etwas sah ich wie Rosinenbeeren,
Schaute auch den Saft des Weinstocks strömen,
Trauben sah ich, Brüste der Madonna!
Trunken lag ich in dem Schoß des Weinbergs!
Tropfen waren da wie Milch und Honig!
Selig schwebten Engel durch den Abend,
Geister Gottes, Echo gab mir Antwort:
Gott ist in Dir – Du bist in der Gottheit!


DRITTER GESANG
DIE SEELE


1


Mark, obwohl du jünger bist an Jahren,
Bist du doch mir wie ein lieber Vater.
Gottes Abbild nenn ich dich, ja, Abglanz,
Abglanz bist du mir der Güte Gottes!
Singen will ich jetzo von der Seele,
Spekulieren wie die Philosophen.
Philosophen in der Renaissance-Zeit
In Florenz auch gläubig spekulierten,
Ob Marias Seele, diese reine,
Schon vor der Empfängnis in dem Fleische
War präexistent im Geiste Gottes,
Die Idee der Frau, Idee der Schönheit.
Platon spekulierte, dass die Seele
Vor der Einkehr in den Leib des Menschen
War präexistent im Himmel Gottes,
Lebte selig im Ideenhimmel,
Schaute heilige Ideen tanzen
Wunderschöne Tänze vor der Gottheit,
Dort die Seele schaute die Ideen,
Schaute Gottes Schönheit, Weisheit, Liebe!
Wenn die Seele jetzt im Leib auf Erden
Im Gewissen den Begriff der Wahrheit
Heimlich trägt, so weil sie vor dem Leben
Schaute in dem Himmel schon die Wahrheit.
Wenn die Seele etwas schön empfindet,
So weil sie vor diesem Erdendasein
Schaute schon die ideale Schönheit,
Die das Muster ist für alles Schöne.
Bruder Mark, ich liebe den Gedanken
Der Präexistenz der Seele, aber
Weiß nicht, ob katholisch der Gedanke.
Doch stammt der Gedanke aus der Wahrheit,
Wie kann meinem Vater ich vergeben,
Dass er mich gezeugt mit seinem Samen,
Wie kann meiner Mutter ich vergeben,
Dass sie mich empfangen in dem Schoße?


2


Wie denn kommt die Seele in den Körper?
Platon lehrt, die Seele war im Himmel,
Aber musste dann hinab zur Erde,
Weil die Seele gegen Gott gesündigt.
Nun die Seele vom Ideenhimmel
Steigt herunter zu der Mutter Erde
Und im Augenblicke der Empfängnis
Geht die Seele ein in ihren Kerker.
Ja, im Augenblicke der Empfängnis,
Im Moment der leiblichen Verschmelzung
Eines Mannessamens mit der Zelle
Eines Ei’s im Schoße eines Weibes,
In dem Augenblick die Seele einkehrt
In das Fleisch, den Keim des neuen Menschen.
Darum Kindermord im Mutterschoße
Ist brutaler Mord an einem Menschen!
Aber Platon lehrt, die Himmelsseele
Trinkt, bevor sie in den Körper einzieht,
Von dem Lethewasser des Vergessens
Und vergisst die Tänze der Ideen
Vor dem Thron der schönen Himmelsgottheit,
Nur die Metaphysiker und Dichter
Tranken von dem Wasser des Vergessens
Wenig nur, nur ein paar kleine Tropfen,
Darum sich erinnern die Poeten
Immer noch an Gottes Schöne Liebe,
Schauen Gottes Schönheit in der Freundin,
Schauen Gottes Liebe in dem Knaben!
Ja, ich singe Platons Knabenliebe!
Nicht wie widerliche Sodomiten,
Sondern keusch verehre ich den Knaben,
Schau im Knaben an die Liebe Gottes!
Bruder Mark, du selber bist ein Vater.
Siehst du nicht in deinem Knaben Micha
Gottes Himmel leuchten in den Augen,
Gottes Liebe strahlen in den Augen?
Herzensvater eines Seelensohnes,
In den Augen meines Knaben Milan
Sah ich glühen Jesu Christi Augen,
Dürstend bitten mich um meine Liebe!


3


Jesus Sirach sang das Lied der Weisheit,
Sang das Lied der göttlichen Sophia.
Und es sang die göttliche Sophia:
Ich, ich bin ein Hauch vom Munde Gottes,
Über den Gewölken stand mein Thronstuhl
Und ich wanderte am Firmamente
Und ich wehte überm Ozeane
Und ich schwebte über dem Abyssus
Und ich suchte lang nach einer Wohnung
Und besuchte alle Erdenvölker
Und ließ überall bei allen Völkern
Meine Spermata der Offenbarung.
Aber eine Heimat wollt ich haben,
Wo ich ruhig wohnen kann auf Dauer.
Gott sprach zu der himmlischen Sophia:
Jakob sei dir Erbbesitz und Wohnung!
So fand ich in Jakob meine Wohnung,
Thronte auf dem Berg der Tochter Zion,
Ruhte in Jerusalem im Zelte,
Diente in dem Tempel als Liturgin.
Bruder Mark, das Hohelied der Weisheit
Scheint mir auch ein Hohelied der Seele.
Ja, mir scheint, ich höre meine Seele
Singen dieses Hohelied der Seele:
Ich, die Seele, Hauch vom Munde Gottes,
Schwebte selig im Ideenhimmel,
Schwebte über Wolken, über Meeren,
War in Deutschland, Frankreich, Russland, China,
Suchte überall nach einer Wohnung,
Bis der Schöpfer sprach zu meiner Seele:
Wohnen sollst du in dem Dichter Josef,
Wohnen sollst du in Maria Mayer.
Jetzt wohnt in mir meine liebe Seele,
Thront in mir und ruht in meinem Zelte,
Feiert Gottesdienst in Gottes Kirche,
Bis sie heimkehrt zum Ideenhimmel!


4


Lieber Mark, als Jesus die Apostel
Ausgesandt, da sandt er sie zu zweien,
Zweier Zeugen Mund zeugt von der Wahrheit,
So wir beide zeugen von dem Schöpfer.
Gott ist Schöpfer, Christus ist Erlöser,
Gott ist ewig göttliche Agape.
Aber Eros auch ist in der Gottheit,
Christus ist der wahre Eros Gottes.
Gottes Eros nämlich kommt zur Seele,
Eros kommt zur vielgeliebten Psyche.
Eros wirbt um Psyche leidenschaftlich,
Eros lehrt sie alle Liebeskünste,
Eros schenkt ihr oft den Kuss der Liebe,
Den geschwisterlichen Kuss des Friedens,
Eros lädt sie ein zum Hochzeitsmahle,
Bietet ihr Ambrosia und Nektar.
Eros nennt sie seine Auserwählte,
Auserwählte vor der Welten Schöpfung.
O wie groß die Liebe ist des Eros,
Dass er stirbt für seine Vielgeliebte!
Eros, Eros ward für mich gekreuzigt!
Mein geliebter Eros ward gekreuzigt!
Auferstanden ist mein liebster Eros!
Ja, so hat ein Heiliger gesungen,
Ach geliebt wird nicht die Schöne Liebe,
Diese Welt begehrt nicht meinen Eros!
Aber wenn die vielgeliebte Psyche
Mit dem Gott erotisch sich vereinigt,
Wird sie seiner Gottnatur teilhaftig
Und erfüllt von seiner Kraft der Liebe!
Gottes Eros stieg herab vom Himmel
Zu der Erde, zu der Tochter Psyche,
Psyche heimzuführen in den Himmel,
Zu der Hochzeit mit dem Eros Gottes!
Gottes Eros kam im Fleisch und Blute,
Sich erotisch-mystisch zu vereinen
Mit dem Fleisch und Blut der frommen Psyche,
Psyche zu vergöttlichen zur Göttin!


5


Ist des Menschen Seele denn unsterblich?
Was sagt dazu Sokrates, der Weise?
Sokrates die Seele definierte
Als den Lebensgeist des Menschenkörpers.
Ist die Seele nun Prinzip des Lebens,
Ja, die Seele ist das Leben selber,
Ist des Leibes Leben, kann die Seele,
Deren Wesen Leben ist, nicht Tod sein.
Das ist wirklich gegen alle Logik,
Dass der menschliche Verstand die Seele
Heute Leben nennt und Geist des Lebens,
Morgen aber heißt sie Tod und Nichtsein!
Ist der Seele Name also Leben,
Ist sie Lebensgeist im Menschenkörper,
Trennt die Seele sich vom Menschenkörper,
So verlässt den Menschenleib das Leben.
Tot zurück bleibt dann der Menschenkörper,
Doch der Seele Leben bleibt das Leben.
Doch wie lebt die Seele denn ihr Leben,
Flieht sie aus dem Kerker in die Freiheit?
Sokrates vor seinem nahen Tode,
Den er starb als Märtyrer der Wahrheit,
Hatte geistig Schauungen vom Jenseits,
Schilderte die Seelen in dem Jenseits.
So die Seele tritt zum Totenrichter
Und es wird das Urteil ihr gesprochen.
Böse Seelen kommen in den Hades,
In die Finsternisse öden Jammers.
Seelen, welche weder gut noch böse,
Seelen, welche mittelmäßig lebten,
Müssen läutern sich in Feuerflüssen,
Bis sie zu den guten Seelen dürfen.
Gute Seelen leben stets glückselig
In dem Elysäischen Gefilde
Und sie schaun mit Scharen süßer Nymphen
Ewig selig die Idee der Schönheit!


6


Lieber Bruder Mark, die schöne Seele
War im Himmel eine makellose,
Die konkrete Seele war ganz einig
Mit der göttlichen Idee der Seele.
Aber als nach ihrem Sündenfalle
Sie verbannt ward in den Körperkerker,
Nahm sie manches an von Bruder Esel,
Manche Schwäche an von Bruder Affe.
Unbefleckte war nicht mehr die Seele,
War befleckt mit manchem Sündenmakel.
O wie schön im Himmel war die Seele,
War so reizend wie ein Fräulein Göttin!
Aber jetzt in diesem Jammertale
Von der Schönheit war sie abgefallen,
Scharlachrot wie eine welke Rose,
Grau der Seele schuldbeladner Scheitel!
Aber Hoffnung gibt es für die Seele!
Wenn sie heimkehrt zum Ideenhimmel,
Wird sie in dem Himmelreich vereinigt
Wieder mit der göttlichen Idea!
Danach sehnte immer sich die Seele,
Seufzte, schmachtete nach der Idea!
O du göttlichweibliche Idea,
Wir vereinigen uns in dem Himmel!
Ja, die Seele hat noch eine Hoffnung,
Wenn die Seele in dem Glauben lebte
Und verehrte von den Hypostasen
Gottes eine doch am allermeisten,
Jener Hypostase wird vereinigt
In der Ewigkeit die fromme Seele.
Bruder Mark, wenn nun vor dir erscheinen
Dort der Allmacht große Hypostase,
Dort der Wahrheit ernste Hypostase,
Dort der Liebe schöne Hypostase,
Welche Hypostase willst du wählen?
Bruder Mark, du wähltest Gottes Wahrheit!
Veritas wird sich mit dir vereinen!
Ich erkor zur Braut die Weisheit Gottes,
Sapientia wird sich mir schenken!


7


Glaubst du an des Fleisches Auferstehung?
Ja, das ist so eine Gretchenfrage!
Glaubst du an den Auferstehungskörper
Rings um die Unsterblichkeit der Seele?
Lobgesang dem Auferstehungskörper!
Ewig rein und frisch die Jugendreize!
Keine Flecken auf erschlafften Brüsten,
Sondern makellose Sphärenkugeln!
Keine Falten mehr in Sorgenstirnen,
Auf der Stirne strahlend Gottes Lichtglanz!
Keine Tränen mehr in blinden Augen,
Augen strahlend von der Schönen Liebe!
Keine Lippen mehr zum Hohn verzogen,
Sondern kusslich süße Lächellippen!
Nicht ein Fuß, den Sklaven niedertretend,
Nackte Füße darfst du brünstig küssen!
Ach, wir kriechen wie die nackten Raupen
In den Dimensionen dieser Weltzeit,
Bis wir uns ein Seidenkleidchen wirken,
Bis wir schlüpfen durch das Loch, das enge!
Breiten dann die schönen Falterflügel,
Schweben als die schönsten Schmetterlinge!
Auferstehungsschmetterlinge schweben
Um den Schoß geheimnisvoller Rose!
Länge, Breite, Höhe uns begrenzen
In der Erde Materialismus
Und die Dimension der Zeit, die vierte,
Uns verschließt die ewigen Äone.
Aber nach dem Tode dieses Körpers
In dem Auferstehungsleib spazieren
Wir durch die Vergangenheit und Zukunft,
Fliegen durch des Universums Fernen,
Gehn spazieren auch auf Mutter Erde,
Welche uns zum Paradies geworden,
Wandeln miteinander wie die Engel
Selig an den schönen Schwanenteichen.
Engel ruhen Wange dann an Wange
Auf des Himmels keuschen Doppellagern,
Schauen ewig an die Schönheit Gottes
Und genießen Liebe, Liebeswonnen!
Engel ewig schmachtender Begierde –
Engel ewig stillenden Genusses!
Nie genug befriedigt Gottes Liebe –
Ewig gibt sich hin die Liebe Gottes!