Von
Josef Maria Mayer
„Weine,
Weisheit, über die Rekruten,
Die dir
Venus Aphrodite schickt,
Sie
verhüllen unter frommen Kutten
Nur den
Mangel, der sie heimlich drückt.
Würde
Amors Talisman sie rühren,
Nur ein
Hauch von Zypern um sie wehn? –
O sie
würden hurtig desertieren
Und zur
alten Fahne übergehn.“
(Schiller)
I
Ich will zu
Lande reiten, sprach Meister Hildebrand,
Es weisen
mich die Wege nach Bern im fernen Land,
Da bin ich
nicht gewesen, ich weilte lang nicht da,
Wohl
dreiundvierzig Jahre Frau Ute ich nicht sah.
Willst du zu
Lande reiten, sprach Herzog Amelung,
Was siehst du
auf dem Felde? Der rasche Ritter jung
Begegnet dir
im Felde, der Junker Alebrant,
Du würdest
von dem Ritter wohl kräftig angerannt.
Und würde er
auch rennen in seinem Übermut,
Zerhaue ich
den Schild ihm, das tät ihm nimmer gut,
Zerhau ich
ihm die Rüstung mit meines Schwertes Schlag,
Auf dass er
seiner Mutter fortan nur Klagen sag.
Das tu nur
nicht, so sagte von Bern Herr Dieterich,
Denn Alebrant
den Junker von Herzen liebe ich!
Sollst
freundlich zu ihm reden nach gutem Willen mein,
Dass
er dich lasse reiten, so lieb ich ihm mag sein.
Er ritt zum
Rosengarten dort in des Berners Mark,
Er kam in
schwere Arbeit durch einen Helden stark,
Nun sage mir,
du Alter, was suchst du hier im Land?
Nun sage mir,
warum du das Schwert hältst in der Hand?
Du führst
dein Schwert, als seiest du eines Königs Kind,
Du machst
mich jungen Helden mit offnen Augen blind.
Zuhaus du
solltest bleiben in deinem Heimgemach,
An deinem
warmen Ofen! Der Alte lacht und sprach:
Mir ist in
alten Tagen zu wandern auferlegt,
Ich wandre
auf der Erde, ich wandre unentwegt,
Zu wandern
und zu kämpfen bis zu der Himmelfahrt,
Ich sags dir,
junger Recke, bei meinem grauen Bart!
Den Bart will
ich dir rupfen, ich sags dir, alter Kerl,
Bis dass dir
rosenfarben das Blut vom Herzen perl!
Dein Schild
und deine Rüstung gib mir, was du auch treibst,
Sollst werden
mein Gefangner, so nur am Leben bleibst.
Mein Schild
und meine Rüstung, die haben mich ernährt,
Mit Christus
von dem Himmel hab ich mich stets erwehrt!
Sie ließen
von den Worten und zuckten Schwerter gar,
Und was die
Helden wollten, das wurden sie gewahr.
Da gab der
junge Recke dem Alten einen Schlag,
Und
Hildebrand der Alte von Herzen sehr erschrak.
Sag an, du
junger Recke, denn Schlag lehrt dich ein Weib?
Hat dich ein
Weib belehrt wohl mit ihrem lieben Leib?
Sollt ich von
Weibern lernen und werden so zuschand?
Ich habe edle
Ritter in meines Vaters Land,
Ich habe
starke Ritter im Vaterlande doch,
Und was ich
nicht erlernte, das will ich lernen noch.
Er traf ihn
in der Mitte, die schwächste Stelle das,
So
hinterrücks gefallen ist er ins grüne Gras.
Nun sage mir,
o Jüngling, Beichtvater will ich sein,
Bist du ein
Wolf, ein junger, will ich dein Hirte sein.
Wer reibt die
alten Kessel, empfängt wohl dicken Rahm,
So wohl
geschieht dir, Jüngling, dass ich als Alter kam,
Die Beichte
sollst du sprechen in diesem Felde grün,
Das sag ich
dir, o Jüngling, o stolzer Ritter kühn.
Du sagst mir
viel von Wölfen, die lauern in dem Holz,
Ich bin ein
edler Ritter von Griechenlande stolz.
Mir Mutter
ist Frau Ute, die hohe Fürstin rein,
Und
Hildebrand der Alte, der soll mein Vater sein.
Ist Mutter
dir Frau Ute, die Fürstin reiner Zier,
Bin
Hildebrand der Alte, ich bin dein Vater hier.
Gelobt sei
Jesus Christus, wir beide sind gesund!
Frau Ute
freut sich auch wohl mit ihrem roten Mund.
Ach Vater,
ach mein Vater, so ich dich schmerzlich schlug,
Wärs lieber
mir gewesen, ich selbst die Wunden trug!
Mein lieber
Sohn, sei stille, da ist ein guter Rat,
Da Gott der
Herr uns beide gebracht zusammen hat.
Das dauert
von der None bis zu der Vesperstund,
Dass
Alebrant geritten bis in den Berner Grund.
Was trug er
an dem Helme? Den Siegerkranz von Gold.
Wer ging an
seiner Seite? Sein lieber Vater hold.
Er führt ihn
in den Saal ein und setzt ihn an den Tisch,
Gab Speise
ihm und Trank ihm, von Wein und Brot und Fisch.
Die Mutter
sprach, Frau Ute: Das ist des Ruhms zu hoch,
Das du setzt
den Gefangnen an deine Tafel noch!
Nun still
nur, liebe Mutter, ich gebe Kunde dir,
Ich traf ihn
in dem Felde, er schlug mich beinah hier,
Doch höre,
liebe Mutter, Gefangner ist er nicht,
Er ist mein
lieber Vater! – Hier endet das Gedicht.
II
Störtebecker
und Goedecke Michel,
Die sensten
alles ab mit der Sichel
Zu Wasser und
zu Lande,
Bis dass es
Gott im Himmel verdross,
Da mussten
sie leiden Schande!
Die Westersee
ist mir wohl bekannt,
Die will ich
für alle Tage!
Der reiche
Kaufmann von Hamburg soll
Bezahlen mein
Gelage!
Sie liefen
ostwärts, die Sonne schien weiß.
O Hamburg,
nun tu du deinen Fleiß,
Du kannst uns
doch nicht gewinnen,
Denn was wir
wollen, das machen wir auch,
Das werden
wir auch beginnen!
Das aber ein
Bote vernommen hat,
Das war ein
listiger kluger Rat,
Der kam gen
Hamburg gelaufen,
Er fragt nach
des Bürgermeisters Haus,
Da hockte der
Herren Haufen.
Ihr hohen
Herren durch Gnade von Gott,
Hört meine
Verkündigung ohne Spott,
Ihr möget
mich nicht strafen,
Der Feind
liegt nah vor Hamburg schon,
Liegt schon
im Hamburger Hafen!
Der Feind ist
nahe, bewaffnet mit Stahl,
Nun trefft,
ihr Herren, eure Wahl,
Sie liegen an
dem Strande,
Und lasst ihr
sie von hinnen ziehn,
Trägt
Hamburg ewige Schande!
Geselle, du
bist uns unbekannt,
Rätst du uns
etwa zum Schaden?
O glaubt
doch, ihr hohen Herren, mir,
Auf Glauben
und auf Gnaden!
Wenn euer
Mann am Strande steht,
Bis selber
ihr die Feinde seht
Wohl zur
bestimmten Stunde,
Seht ihr dann
irgendein Wanken an mir,
Dann geh ich
gern zugrunde!
Die hohen
Herren von Hamburg gut,
Sie gingen zu
Segel mit der Flut,
Sie zogen
voran dem Volke,
Vor Nebel
konnten sie nichts mehr sehn
Und schwarz
war die Wetterwolke.
Die Wolken
erhellten sich wieder dann,
Da fuhren
sie, da kamen sie an,
Sie wollten
Ruhm erwerben.
Und
Störtebecker und Goedecke Michel,
Die mussten
des Todes sterben!
Sie hatten
ein Schiff voll Wein genommen
Und waren in
die Weser gekommen,
Den Kaufmann
ließen sie leiden,
Nach Flandern
wollten sie segeln nun,
Doch davon
mussten sie scheiden.
Trinkt nicht
mehr Wein, Genossen, trinkt Tee!
Drei Schiffe
laufen dort auf der See,
Drei Schiffe
mit Hamburger Knechten!
Kommen
Hamburgs Knechte an Bord,
So müssen
wir heldenhaft fechten!
Sie brachten
die Waffen rasch an Bord,
Die Schüsse
schallten schon fort und fort,
Die
Büchsenschüsse singen!
Da sah man
manchen stolzen Mann
Sein Leben zu
Ende bringen!
Die Bunte Kuh
von Flandern kam,
So bald sie
das Gerücht vernahm,
Mit ihren
goldenen Hörnern.
Die ganze
Nordsee brüllte auf
Von harten
Hagelkörnern.
Der Sensemann
mähte mit scharfer Sichel!
Wahrlich,
wahrlich, sprach Goedecke Michel,
Die Stunde
ist gekommen!
Wir müssen
kämpfen um unser Leben,
Mags
schaden oder frommen.
Hamburg, tu
uns keine Gewalt,
Wir wollen
uns ergeben,
Lasst
uns bitte gesund den Leib,
So wollen wir
fristen das Leben.
Gebt euch
gefangen alle ja
Und lasst es
euch nicht verdrießen,
Und hättet
ihr nicht so übel getan,
Ihr könntet
das Leben genießen.
Da sie nun
auf den Richtplatz kamen,
Nicht frohe
Botschaft sie da vernahmen,
Da hingen die
Köpfe der Zecher!
Ihr Herren,
das sind meine Genossen,
Sprach bitter
Störtebecher!
Sie wurden in
Hamburg zur Haft gebracht
Und saßen in
Haft eine finstere Nacht
Und starben
im Morgengrauen!
Ihr Sterben
wurde bitter beklagt
Von schönen
Mädchen und Frauen!
Die Herren
von Hamburg taten schön,
In Samt
durfte Störtebecker gehn,
Er hatte es
sich geschworen.
Ach! Gut ist
es, früh zum Tode zu gehn,
Und besser
wärs, nie geboren!
Der Henker
nannte sich Rosenfeld,
Der brachte
manchen stolzen Held
Zu Gott, dem
Höchsten Gute!
Der stand in
feinen Stiefeln dort
Bis an die
Schenkel im Blute!
O Hamburg,
Hamburg, das ist dein Ruhm,
Vorüber ist
das Seeräubertum,
Durch dich
sind sie gestorben!
Du kannst nun
tragen die Krone von Gold,
Die hast du
ehrlich erworben!
III
Immer ärger,
immer schlimmer
Wird es jetzo
in Paris!
Alle Ordnung
geht in Trümmer,
Umsturz nur
ist ihnen süß,
Was so lange
recht bestanden,
Was da stammt
von Vätern her,
Ward zu Spott
und ward zuschanden,
Ruiniert
wird’s immer mehr!
Jeder Stand
ist aufgehoben,
Hoch und
niedrig, arm und reich,
Sei es unten
oder oben,
Alles soll
nun werden gleich!
Titel,
Wappen, Seidenhüllen
Gelten nichts
mehr in der Welt,
Alles nun des
Pöbels Brüllen
Ganz für
seinesgleichen hält.
König,
Fürsten, Grafen, Richter,
Bürger oder
Edelmann,
Frommer
Bischof, weiser Dichter,
Bauer, Knecht
und Bettelmann,
Alles wird im
großen Topfe
Nun gekocht
zum Einheitsbrei,
Phrygermütze
auf dem Kopfe
Schreit der
Narr: Ist alles frei!
Alles Geld
wird nun zum Schmiergeld,
Ist kein Geld
mehr etwas wert,
Jeder Narr
auf das Papiergeld
Wie auf
seinen Tabak schwört!
Maß, Gewicht
und Zahlen gelten
Nichts, geht
alles seinen Gang.
Denkst du
anders, darfst nicht schelten,
Leicht
gelangt man an den Strang!
Auch des
Landes Ordnungsrahmen
Wird nun neu
verteilt, verkauft,
Nichts mehr
gelten alte Namen,
Narren werden
umgetauft.
Doch der
Mutter Kirche Taufen
Und der Bibel
weises Wort
Werfen sie
nun übern Haufen,
Jagen Gott
zum Teufel fort!
Und des
wilden Pöbels Wüten
Überbrüllt
Gebot und Recht,
Keine Ordnung
will man hüten,
Neu ist das
Gesetz und schlecht!
Freche
Frevler und Verräter
Walten in der
Welt zumeist,
Gottvergessne
Übeltäter
Breit sich
brüsten, dumm und dreist!
Könnt daraus
was Gutes werden,
Kann Frau
Torheit so bestehn?
Soll man
fortan auf der Erden
Kopflos auf
dem Kopfe gehn?
Selbst Frau
Freiheit, die sie haben
Anfangs auch
zur Welt gebracht,
Wird im
Trümmerschutt begraben
Und in
finstrer Mitternacht!
Sollte
solches glücklich enden,
Ob sich so
das Glück erhebt,
Wo der Narr
mit eignen Händen
Seine eigne
Grube gräbt?
Ihr
Franzosen, euer Prahlen
Mit der
lieben Gleichheit Glück
Werdet teuer
ihr bezahlen!
Rächen wird
sich das Geschick!
Schreit euch
doch nicht müd und heiser,
Dass
ihr bringt der Welt Vernunft,
Werdet
ernster doch und weiser,
Lebt nicht
wie des Tieres Brunft!
Mögt ihr
eure Kinder lehren,
Dass
die Jugend Weisheit lernt,
Eh ihr wollt
die Welt bekehren,
Gottes
Ordnungen entfernt!
Freiheitsbäume
anzupflanzen
Mit der
Phrygermütze rot,
Um die
Freiheitsbäume tanzen,
Torheit ists,
die bringt den Tod!
Könnt ihr
sonst nichts Bessers schaffen
Als durch
solchen Teufelspakt,
Seht, so
gleicht ihr Gottes Affen,
Der nur hohle
Nüsse knackt!
Nur mit
Schreien und mit Toben
Baut der
Zimmermann kein Haus,
Euer eitles
Selbstbeloben
Lachen alle
Weisen aus!
Morden,
Rauben, Niederstürzen,
Solches tut
des Pöbels Wut,
Das kann nur
Frau Freiheit kürzen
Ihren Kopf im
eignen Blut!
König Ludwig
musste scheiden
Mit den
Seinen aus Paris,
Konnte nicht
den Pöbel leiden
Und sein
Narrenparadies!
Doch sie
haben ihn gefangen,
Fassten ihn
am alten Zopf,
Er ist zum
Schafott gegangen,
Weihte Gott
den frommen Kopf!
IV
Ach Freund,
wie es mir geht,
Wie’s elend
um mich steht!
Wie bin ich
strapazieret,
Wie habe ich
marschieret,
Das hält
kein Mann mehr aus,
Ach, wäre
ich zuhaus!
Bis Koblenz
an dem Rhein
Konnts noch
gemütlich sein,
Doch was mir
da begegnet,
Wie’s Tag
und Nacht geregnet,
Verschimmelt
war das Brot,
Gott schenk
mir guten Tod!
Kein Berg für
mich zu hoch,
Zu tief für
mich kein Loch,
Ich musste es
passieren
Und hungrig
stets marschieren,
Mich
schleppen spät und früh
Noch ärmer
als das Vieh!
Da hieß es:
Hab nur Mut,
In Frankreich
wird es gut,
Da hast du
deinen Willen,
Kannst deine
Lüste stillen
Und baden
dich in Wein!
Doch beides
sollt nicht sein.
O Frankreich,
schönes Land,
Nun bist du
mir bekannt,
Nun, da ich
Frankreich kenne,
Ich
Frankreich Elend nenne,
Mein Bruder
stimmt mit ein,
Das muss
die Wahrheit sein.
Und bis
Verdun, da gings
Gemütlich
rechts und links,
Bis bei der
Kanonade
Sie schossen
ohne Gnade,
Fing für
mich armen Mann
Das nackte
Elend an!
Der Tabak und
der Wein
Nicht konnten
teurer sein,
Auch hatt ich
nicht wie Prasser
Aus frischer
Quelle Wasser,
Sechs Tage
gabs kein Brot,
Da litt ich
große Not!
Da konnte man
mich sehn
Wie die
Zigeuner gehn,
Ging barfuß
und zerrissen,
Die Schuhe
weggeschmissen,
Der Wagen war
verbrannt,
So zog ich
durch das Land.
Der Weg war
breit und schmal
Voll Toter
ohne Zahl,
Der Kaiser
und die Hessen
Auch hatten
mich vergessen!
Tot lag
bedauernswert
Der Knecht
und auch sein Pferd.
Geschunden
wie ein Tier
Bei Koblenz
im Quartier,
Da sollt ich
mich erquicken,
Das wollte
mir nicht glücken,
Hier ging es
feurig zu,
Da fand ich
keine Ruh.
Auf
Ehrenbreitenstein,
Da musst ich
fleißig sein
Und musst
nach dem Marschieren
Die Rüstung
reparieren,
Noch schaffen
in der Nacht,
Dass
mir der Buckel kracht!
Beim Bauern
hab ich hier
Kein
herrliches Quartier,
Nicht Holz,
nicht Salz, nicht Feuer,
Das Fleisch
ist allzu teuer,
Und tut kein
Wunder Gott,
So werd ich
ganz zu Spott!
V
Schau, nun
ist der Tag gekommen,
Der von Gott
vorherbestimmt,
König Ludwig
von den Frommen
Heilig seinen
Abschied nimmt,
Schallen
schon der Kirche Glocken,
Und mit
Heiterkeit im Sinn,
Vor dem Tode
unerschrocken,
Tritt er zum
Schafotte hin.
Langsam geht
er, in Gedanken
An des großen
Gottes Huld,
Und er
spricht: Geliebte Franken,
Gott verzeih
mir meine Schuld!
Jetzt, da
Todesengel schweben
Schon an
meinem Erdengrab,
Leg mit
meinem ganzen Leben
Ich euch mein
Bekenntnis ab.
Hört, was
ich im Testamente
Euch als
Botschaft hinterließ:
Gott gewidmet
sei mein Ende,
Führ mich
Gott ins Paradies!
Bin ich zu
dem Thron geschritten
Gottes, dass
ich Gnade find,
Jenen will
ich Huld erbitten,
Die an meinem
Tod schuld sind!
Ich empfehle
meine Söhne
Gottes milder
Vaterhand
Und die
Schwester auch, die Schöne,
Die ich treu
im Leben fand,
Ich empfehle
meinem Sohne,
Zu verzeihen
meinem Feind,
Herrscht mein
Sohn einst auf dem Throne,
Lebe er als
Menschenfreund!
So starb
Ludwig, Frankreichs König,
Der an seinem
letzten Tag
Weise sprach
und männlich wenig,
Bis sein
Haupt im Blute lag!
Schreibt ihr
Dichter nun Gedichte,
Schreibt:
Wenn Ludwigs Herze bricht,
Die Franzosen
die Geschichte
Richtet in
dem Weltgericht!
VI
Und Sachs und
Preuß zusammen sind
Gestanden
gegen Franken,
Wohl
siebzigtausend Männer, ich
Mein Leben
Gott muss
danken!
Wir hatten
nicht mehr Helden viel,
Entgegen sie
zu stellen,
Prinz
Hohenloh wars böses Spiel,
Der Prinz
gewann sich Schellen.
Frühmorgens
dichter Nebel war,
Der Tag hat
angefangen.
Mit
Tauentzien voran die Schar
Den Feind ist
angegangen.
Kanone
donnert, brüllt und kracht,
Musketenkugeln
knallen,
Ja wahrlich,
das war eine Schlacht!
Viel Brüder
sind gefallen!
An Zahl wir
waren aber schwach,
Wir zogen uns
zurücke,
Als General
Grawert kam nach,
Da gab es
neue Stücke,
Wir spielten
neuer Stücke Kranz
Den
herrlichen Franzosen,
Die
schwitzten bald vom heißen Tanz
Und zogen aus
die Hosen!
Doch kein
Erfolg kam zu uns her,
Wir waren
ganz verlassen,
Sie kehrten
wieder, noch viel mehr,
Uns besser
anzufassen,
Von allen
Seiten ists mit Macht
Auf uns
hereingedrungen!
Wir haben
Frankreich ausgelacht,
Sie haben
schlecht gesungen!
Ein Donnern
gabs, als ging die Welt
In Scherben
allzusammen,
Ein Bruder
nach dem andern fällt,
Und alles
steht in Flammen!
Da gaben wir
bei diesem Fest
Den Franken
was zu schaffen,
Wir kleine
Schar, wir kleiner Rest,
Doch brannten
unsre Waffen!
Wir aber
zogen uns zurück
Bis auf
Klein-Romstadt eben,
Doch
Frankreich schrieb ein neues Stück,
Wir sollten
uns ergeben,
Und als
verloren unser Stück,
Wir kamen in
die Enge,
Der kleine
Haufen wich zurück,
Da wild war
das Gedränge.
Geschlossen
man die Deutschen fand,
Kein Teufel
kann uns trennen!
Der
Grenadier, bei dem ich stand,
Den muss
ich Helden nennen.
Die Fahne
habe ich geschwenkt –
Hurra ihr
deutschen Brüder! –
Vor den
Franzosen nicht gesenkt
Hab ich die
Fahne nieder.
Was sonst
noch in der Schlacht geschehn,
Ich meinem
Weib berichte.
Nichts wollt
so recht zusammengehn,
Und alles
ward zunichte.
Von früh bis
spät hat es gewährt,
Da ging die
Schlacht zu Ende.
Adieu, ihr
Brüder in der Erd!
Euch halten
Gottes Hände!
VII
Der Kaiser
von Frankreich ist Colbergs nicht mächtig!
Wir dulden
und harren in Dunkelheit nächtig.
Dass
Colberg begehrte der Kaiser zu haben,
Das sagte uns
nur, dass wir Collberg nicht gaben.
Wir geben die
Festung von Colberg nicht auf,
Wir hindern
des Kaisers wetteifernden Lauf.
Wir haben
Kanonen und Kugeln von Blei
Und sind auch
noch tapfere Preußen dabei!
Ihr, tapfere
Preußen – ich, Kaiser im Reich!
Zertrümmer
ich Colberg, so zeige ich euch,
Dass
ihr mir sollt geben das Colberger Haus
Und gehn als
Gefangne aus Colberg heraus!
Wir nicht uns
ergeben, wir lieben den König,
Frau Freiheit
wir lieben und fürchten uns wenig!
Und liegt
auch die Stadt halb in Trümmern und Asche,
Doch brennt
noch das Taschentuch nicht in der Tasche!
Was nützt
die Kanone euch? Unsere Mauern
Beschützen
die Deutschen und lassen uns dauern,
Und bei uns
ist Fleisch und ist Brot und ist Wein,
Das Tor ist
verschlossen, darf niemand hinein!
So wollt ihr
uns aushungern? Spott nur dazu!
Wir essen und
trinken in heiterer Ruh!
Wir trinken
den eigenen Wein ohne Pause!
Franzosen,
marschiert nur recht ruhig nach Hause!
VIII
Zar
Alexander, der große Held,
Schlug Kaiser
Napoleon in dem Feld,
Bei Moskau
war die heiße Schlacht,
Verlor
Napoleon seine Macht!
Da sprach der
Franke, dass Gott erbarm:
Wie bin ich
auf einmal so elend und arm!
Die ganze
Kriegskasse ging mir verlorn
Und
zehntausend Pferde sind mir erforn!
Ach Gott, wo
flüchten wir jetzt uns hin?
Ach Gott, wie
ich gottverlassen bin!
Ich hätts
nicht geglaubt von der Mutter Ruß,
Das sie uns
jagt von hinnen zu Fuß!
Und als er
nach Dresden gekommen war,
Man fragte:
Wo ist denn gewesen die Schar?
Ich wagte zu
tief mich nach Russland hinein!
Der Zukunft
solls eine Warnung sein!
Und als er
gekommen bis nach Mainz,
Da war es
nach Mitternacht um halb Eins,
Seid Ihr der
Fürst von Neufchatel?
Man fragte:
Wohin des Weges, Gesell?
Ich will nun
fahren ins schöne Paris,
Champagner
trinken mit Frauen süß!
Und als er
gekommen nach Paris,
Er kam nicht
ins Liebesparadies!
Napoleon! Wie
sieht du denn aus?
Wie kamst du
nur aus Russland heraus?
Da ihn die
Frauen ausgelacht,
Da hat
Napoleon bitter gedacht:
Weh! Wehe!
Die Kosaken sind nah
Mit langen
Bärten! Die Teufel sind da!
IX
Irrt durch
den Schnee umher
Das große
Frankenheer,
Der Kaiser
auf der Flucht,
Soldaten ohne
Zucht,
Mit Mann und
Ross
und Wagen,
So hat sie
Gott geschlagen!
Der Kaiser
ohne Heer,
Die Jäger
ohn Gewehr,
Die Heerschar
ohne Herrn,
Die Wildnis
ohne Stern,
Mit Mann und
Ross
und Wagen,
So hat sie
Gott geschlagen!
Der Trommler
ohne Stock,
Der Held im
Weiberrock,
Der Ritter
ohne Schwert,
Der Reiter
ohne Pferd,
Mit Mann und
Ross
und Wagen,
So hat sie
Gott geschlagen!
Die Speicher
ohne Brot,
An allen
Orten Not,
Der Wagen
ohne Rad,
Der Kaiser
ohne Staat,
Mit Mann und
Ross
und Wagen,
So hat sie
Gott geschlagen!
X
Marschieren
wir ins Sachsenland,
Stadt Leipzig
ist uns wohlbekannt,
Marschieren
übers weite Feld.
Ist
Deutschland oder Frankreich weiser?
Da kam heran
der stolze Held,
Der Held
Napoleon, der Kaiser!
Frühmorgens
leuchtet uns der Tag,
Die Ebne lag
da zart und zag,
Da sah man
die Franzosen stehn,
Die Schützen
mit den Grenadieren.
Wir Preußen
fröhlich vorwärts gehn
Und die
Franzosen retirieren.
Was sich der
Kaiser bildet ein?
Soll
Deutschland denn französisch sein?
Ergebe sich
nur Leipzigs Tor,
Der Kaiser
soll sich resolvieren,
Die Preußen
stehen dicht davor
Und sind
bereit zu bombadieren!
So läuft mir
doch mein Stück nicht ab,
Ich will noch
nicht ins kühle Grab,
Ich schau mir
an der Preußen Stück,
Sonst wäre
mir das eine Schande,
Käm sonst
ich nach Paris zurück,
So müsst ich
fliehen aus dem Lande!
Ihr
Kanoniere, fröhlich auf
Und richtet
die Kanone drauf!
Gebt Donner,
dass es brüllt und kracht
Und feuert
Mann und Mäuse nieder!
Zerstört des
Frankenkaisers Macht!
Hurra, Hurra,
ihr deutschen Brüder!
XI
Nun hört mir
zu und lauscht recht still,
Weil ich euch
etwas sagen will
Von dem
Schlaraffenlande.
Es bliebe
keiner mehr zu Haus,
Der dieses
Land erkannte.
Der Garten
heißt Schlaraffenland,
Ist faulen
Leuten wohlbekannt,
Liegt hinter
einem Hügel,
Und wer will
in das Land hinein,
Muss
wandeln durch den Spiegel.
Muss
durch den Spiegel beißen sich
Drei Meter,
lassen weisen sich,
Nun nicht
mehr länger suchen,
Denn auf der
Häuser Dächern liegt
Ganz zarter
Pfannekuchen!
Die Türen
und die Wände sind
Lebkuchen für
das liebe Kind,
Die Balken
Schweinebraten,
Und was sonst
einen Pfennig wert,
Das gilt hier
für Dukaten.
Um jedes Haus
ein Gartenzaun
Ist von
gebratnen Würsten braun,
Kein Büßer
hier mehr büße,
Hier gibt es
Fleisch im Überfluss,
Nicht immer
nur Gemüse.
Die Fische
auf dem Wasser gehn,
Bratheringe
und Schollen schön,
Und an den
Bäumen hangen
Seezungen
knusprig und paniert,
Braucht
keiner sie zu fangen.
Auch fliegen
um, ihr könnt es glauben,
Gebratne
Enten, Gänse, Tauben,
Und wer da
ist zu faul,
Zu fangen
selbst sich seinen Schwan,
Dem fliegt er
in das Maul.
Die Schweine,
fett sind sie geraten,
Herum sie
laufen braun gebraten,
Schon Messer
in dem Bauche,
Der Schinken
schon an ihrem Bein
Geräuchert
hängt im Rauche.
Die Käse
wachsen wie die Steine,
Auch
Schimmelkäse, grobe, feine,
Das mag ein
jeder glauben.
Die Steine
schmecken lecker und
Sind fett wie
Turteltauben.
Der
Sommerregen ist daheim
So golden wie
der Honigseim,
Den alle
gerne schlecken,
Und regnet in
der Erde Schoß,
Da kann man
dann dran lecken.
Im Winter
schneits im Paradies,
Da schneit es
weißen Zucker süß,
Rosinen,
Nüsse, Mandeln,
Und wer sie
gerne essen mag,
Der muss
nicht erst drum handeln.
Auf
Weidenbäumen wachsen frei
Milchbrötchen
mit der Milch dabei,
Milchbäche
drunter fließen,
Das Brötchen
selbst taucht in die Milch,
Wie Kinder
gern genießen.
Und welche
große Trinker sind –
Die Flaschen
trinken leer geschwind!
Ist immer
voll die Kanne!
Die Frauen
sind betrunken gleich,
Was Wonne
macht dem Manne!
Im Land
herrscht Freiheit, hört nur still,
Wer seine
Gattin nicht mehr will,
Kann sie
vertauschen eben,
Man gibt ein
Mädchen ihm dafür,
Zwei Mädchen
noch daneben.
Es gibt auch
eine große Gnade
In einem
öffentlichen Bade,
Das hat sehr
große Macht,
Die Alten,
badend in dem Bad,
Die werden
jung gemacht.
Und wer ein
altes Weibchen hat,
Der schicke
auch sie in das Bad,
Wird Wunder
er gewahren,
So wird aus
ihr ein Mädchen schön
Von etwa
siebzehn Jahren!
Vollendet ist
das Paradies,
Zumeist den
Müßiggängern süß,
Den Faulen
ward’s erschaffen,
Und wer ein
süßes Leben sucht,
Der geh ins
Land Schlaraffen!
XII
Nun will ich
heben zu singen an,
Tannhäuser
zu singen beginne
Und welche
Wunder geschehen ihm
Bei Venus,
der Göttin der Minne!
Tannhäuser,
ein edler Rittersmann,
Er wollte
Weltwunder schauen
Und wollt in
der Göttin Venus Berg
Zu lieblichen
schönen Frauen.
Wer mächtige
Wunder schauen will,
Der wandle im
Wald mit den Ricken.
Tannhäuser,
ein edler Rittersmann,
Tat Wunder
der Welt erblicken.
Tannhäuser,
lieber Tannhäuser mein,
Bei Göttin
Venus verbleibe,
Schau hier
meine beiden Töchter an,
Ich geb sie
dir beide zum Weibe!
Die beiden
Töchter, die will ich nicht,
Dämoninnen
ohne Zweifel,
Denn schau
ich in ihrer Augen Grund,
So seh ich
glühen den Teufel!
Tannhäuser,
lieber Tannhäuser mein,
Sollst Göttin
Venus nicht schelten,
Bleibst du in
der Göttin Venus Berg,
Ich will dir
alles vergelten.
Tannhäuser,
ich liebe dich doch so sehr,
Sei treu mir
in Werk und Gedanken,
Geschworen
hast du mir deinen Eid,
Lass
deine Treue nicht wanken!
O Venus,
geschworen hab ich nicht,
Da muss
ich dir widersprechen,
Und redet mir
einer von dem Schwur,
Soll Jesus
mich an ihm rächen!
Tannhäuser,
wie redest du zu mir,
Wohin
verschwand dein Vertrauen?
Die Göttin
Venus schenkte dir doch
Die beiden
Ehefrauen!
Und sollte
die beiden Frauen ich je
Im
Venusdienste erkennen,
So würde ich
in der Hölle Glut
Für alle
Ewigkeit brennen!
Du sagst mir
viel von der Hölle Glut,
Du selbst
hast die Glut nie empfunden!
Schau an, wie
ich mit dem roten Mund
Dich labe in
nächtlichen Stunden!
O Venus, was
hilft mir dein lockender Mund?
Ich kann dir
nicht mehr vertrauen.
Nun gib mir
Urlaub, o Herrscherin,
Bei Unserer
Lieben Frauen!
Tannhäuser,
wenn du den Urlaub willst,
Ich will dir
doch keinen geben,
Tannhäuser,
bleibe in meinem Schoß
Und lebe
lustvoll dein Leben!
Die Seele ist
mir geworden krank,
Ich nicht bei
der Göttin mehr bleibe,
Gib Urlaub
mir, Göttin der Liebeslust,
Gib Urlaub
von deinem Leibe!
Tannhäuser,
red nicht so dummes Zeug,
Gedenk meiner
vollen Brüste,
Komm, komm in
die Kammer, komm ins Bett,
Wir spielen
das Spiel der Lüste!
Bin
überdrüssig geworden der Lust,
Ich lieb
nicht mehr mit den Sinnen,
O große
Göttin Venus, o
Du Göttin
der Teufelinnen!
O Göttin
Venus, ich will nicht mehr,
Ich nicht
mehr im Schoße dir bleibe!
Maria Mutter,
glückseligste Maid,
Nun hilf du
mir fort von dem Weibe!
Frau Venus
besaß einen Feigenbaum,
Tannhäuser
lag unter dem Baume.
Von Sünden
der Unzucht wende dich ab!
Vernahm er
die Stimme im Traume.
Tannhäuser
erhob sich und ging davon,
Er wollte in
Roma beichten,
Er wollte
nicht länger im Sündenpfuhl
Verschlemmen,
im süßen und seichten.
Und als er
nach Roma gekommen war,
Da blutete er
an den Füßen,
Da fiel er
nieder aufs Angesicht,
Die Sünden
vor Jesus zu büßen!
Nun geh ich
als Büßer den Pilgerweg,
Gott lasse
die Gnade walten!
Ich frage
Urban den Vierten, den Papst,
Ob er will
die Schuld mir behalten.
O Papst, o
Heiliger Vater mein,
Ich will Euch
bekennen die Sünden,
Die ich im
Leben begangen hab,
Ich wills in
der Beichte verkünden.
Ich bin
gewesen drei Jahre lang
Bei Venus,
der Göttin der Frauen!
Nun aber will
ich empfangen die Buß,
Will Jesus im
Himmel schauen!
Der Papst
hatte einen Stab in der Hand,
Der Heilige
Vater sprach ledig:
Wenn jemals
der Stab erblühen wird,
Dann ist dir
Jesus gnädig!
Und sollt ich
leben noch Einen Mond,
Noch Einen
Mond und dann sterben,
So will ich
empfangen die heilige Buß
Und Gottes
Gnade erwerben!
Da zog er
wieder aus Roma fort
Und schaute
Madonna voll Leiden:
Maria Mutter,
glückseligste Maid,
So muss
ich nun von dir scheiden?
Und als er
vors Stadttor weinend trat,
Da sah er die
Frau aller Frauen:
Gegrüßet
seist du, o Liebe Frau,
Darf ich dich
nimmermehr schauen?
Tannhäuser
erneut in den Venusberg
Zu lockender
Wollust sich wendet.
Ich will zu
meiner Göttin zurück,
Zu Venus mein
Jesus mich sendet!
Gott sei es
gedankt, Tannhäuser mein,
Du warst mir
so lange verloren,
Gott sei es
gedankt, geliebter Freund,
Dich hab ich
zum Buhlen erkoren!
Das ging bis
an die dritte Nacht,
Der Stab
begann zu grünen!
Der Heilige
Vater ließ in der Welt
Tannhäuser
suchen, den kühnen.
Tannhäuser
ward nimmermehr gesehn,
Er war in der
Venus Garten,
Er lag der
Göttin Venus im Schoß,
Auf Christi
Gnade zu warten.
Drum sollt
Ihr, Heiliger Vater, o Papst,
Nie einen
Sünder verdammen,
Denn Jesus
alle erretten will
Aus den
verderblichen Flammen!