Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DAS SIEGEL SALOMOS



Von Josef Maria Mayer


1

Muse, künde mir vom Siegel,
Von dem Siegel Salomos!
Salomo, der Juden König,
War der allergrößte König,

Größer noch als König David,
Als Hiskia und Josia,
War der mächtigste des Volkes
Israels, der Kinder Gottes.

In Arabia ist aber
Salomo bekannt als König
Soliman und Sülleymann,
Gilt als ein Prophet Allahs.

In Arabia der König
Ist der Herrscher aller Dschinnen,
Der beherrscht die Kreaturen,
Der den Teufel selbst beherrscht!

Salomo in seiner Weisheit
Kann befehlen den Dämonen
Und die bösen Geister sperren
Auch mit Macht in eine Flasche!

Salomo schrieb einst auch Bücher,
Schrieb nicht nur das Buch der Lieder
Und den Prediger, die Sprüche,
Und die Weisheit Salomonis,

Sondern war auch der Magie
Kundig als ein Magier,
Und so schrieb er Bücher über
Die Magie der Magier.


2

Und so wurde mir berichtet,
Dass der weise Salomo
Einen Talisman besessen,
Auszuüben seine Macht.

Und in diesem Sinne muss wohl
Man verstehen jenes Siegel
Salomos, das überliefert,
Dessen Abbild in den Büchern.

Dieses Siegel Salomonis
Ist ein frommer Davidsstern,
Dieser ist ein Doppeldreieck,
Der ein Stern ist mit sechs Zacken.

Dieses ist kein Pentagramm,
Das die Satanisten lieben
Oder auch die Kommunisten
Tragen an der Bärenmütze.

Nein! Es ist der Davidsstern,
Der zu sehen auf der Fahne
Von dem Staate Israel,
Zeichen ists der Zionisten!

Aber nicht allein der Stern
Davids ist zu sehen auf
Diesem Siegel Salomos,
Sondern ringsum eingraviert

Sind der Elemente Zeichen,
Erde, Wasser, Luft und Feuer.
Dieses dient als Talisman
Oder auch als Amulett.


3

Dieses Siegel wurde einst
Von dem Magier verwendet,
Welcher trug den Namen Ben-
Saladin, ein böser Mann.

Dieser Zaubrer namens Ben-
Saladin nahm dieses Siegel,
Das er fand in einem Buche
Salomonischer Magie,

Und mit Hilfe dieses Siegels
Bannte dieser Magier
Einen Dschinn in eine Flasche.
Dies geschah aus purem Neid!

Denn der Dschinn mit seiner Macht
Half dem schlimmsten Gegner Ben-
Saladins, er half mit Kraft
Seinem ärgsten Konkurrenten!

Da der Magier benutzte
Jenes Siegel Salomos,
Konnte sich der Dschinn nicht wehren,
Ward gebannt in eine Flasche.

Eine magische Gewalt
Zog den Dschinn in jene Flasche.
Ja, so groß ist die Gewalt
Einer Flasche für den Geist!

Und der Magier verschloss
Nun mit einem Korkbaum-Korken
Jene Flasche mit dem Dschinn,
Malte drauf das Zaubersiegel.

Und der böse Zaubrer Ben-
Saladin verzauberte
Jene Flasche voll des Geistes
Und er sagte diesen Bannfluch:

Siebenhundert Jahre lang
Mögest du dich nicht mehr öffnen,
O du Flasche voll des Geistes,
Bei dem Siegel Salomos!


4

Es gab eine Räuberinsel
Irgendwo im Mittelmeer,
Wo die wildsten Piraten
Ihre Schätze tief vergruben.

Eines Tages explodierte
Diese Insel der Piraten,
Was verursacht ward vom Geist,
Welchen man auch nennt Abraxas.

Dieser Gott der Gnostiker
Und der Alchemisten war
Ein sehr hochgestellter Dämon
Aus dem Hause Aschtarot.

Da entdeckte nun Abraxas
Treibend in dem Mittelmeer
Die geheimnisvolle Flasche
Mit dem eingesperrten Dschinn.

Siebenhundert Jahre waren
Grad vorüber, also konnte
Der Abraxas diese Flasche
Mit dem Zaubersiegel öffnen.

Und der Dschinn kam aus der Flasche
Und erzählte dem Abraxas,
Wie der böse Zaubrer Ben-
Saladin ihn eingesperrt.

Der Abraxas bat den Dschinn,
Ihn mit Schätzen reich zu machen,
Denn auch die Dämonen lieben
Silber, Gold und Edelsteine.

Doch der Dschinn zog wie ein Rauch
Oder ein Gewölk davon.
Eben war er noch zu sehen
An dem Horizont im Westen.

Der Abraxas wollte nun
Ganz besonders clever sein,
Und er malte jenes Siegel
Auf das Segel seines Schiffes.

So Abraxas wollt den Dschinn
Unterwürfig machen, aber
Das gelang Abraxas nicht,
Denn er kannte nicht die Sprüche.

Nun, Abraxas hatte große
Macht, was den Verlauf der Zeit
In der Welt betrifft. Er sprach:
Komm zurück, Vergangenheit!

So der Dschinn war wiederum
Eingesperrt in seine Flasche,
Musste noch mal hundert Jahre
In dem Bauch der Flasche sein.

Doch Abraxas fand sich plötzlich
Mitten unter Kreuzzugsrittern,
Welche Christi Grab befreiten
Von dem Terror der Muslime.


5

Ritter in dem Kreuzzugs-Heere
War der tapfre Don Franziskus.
Don Franziskus und Abraxas
Überstanden heil den Kreuzzug.

Und so machten sie sich beide
Auf die Suche nach der Flasche
Mit dem eingesperrten Geist
Und dem Siegel Salomos.

Durch die Macht des Siegels aber
Hatten alle die Betroffnen
Ganz vergessen, wie das Siegel
Und die Geisterflasche aussehn.

Nur dem Zufall wars zu danken,
Dass der Ritter Don Franziskus
In die Hand bekam die Flasche
Mit dem Siegel Salomos.

Unterdessen der Abraxas
Fand in einer Pyramide
In Ägypten eine Schrift
Mit dem Bild des Zaubersiegels.

Da erinnerte Abraxas
Wieder sich an jenes Siegel.
Und er las in jener Schrift:
Siehe, ein Mysterium

Ist daheim im Zweistromland
Bei dem Euphrat und dem Tigris.
Und Abraxas gleich verstand:
Dies Geheimnis war das Siegel.

Also Don Franziskus und
Der Abraxas brachen auf
In das schöne Zweistromland,
Aber auf verschiednen Wegen.

In dem Zweistromland derweilen
Drei Schatzgräber gruben tief,
Auf Befehl des Hodscha gruben
Kanniz, Nachnitz und der Nudnitz.

Und in einem Zikkurat
Fanden sie den Siegelstempel
Mit dem Siegel Salomos.
Und sie waren voller Freude.

Und das Siegel kam zum Hodscha.
Zu dem Hodscha kam Abraxas
Und die beiden wollten lüften
Das Geheimnis um das Siegel.

Doch das Siegel und die Flasche
Fielen in die Hand des Ritters
Don Franziskus von dem Kreuze,
So wie Salomo es wollte.

Don Franziskus mit der Flasche
Und dem Siegel Salomos
Trat nun in den Turm des Windes,
Wollte dort die Flasche öffnen.

Doch da bebte Mutter Erde!
Don Franziskus ward verschlungen!
Mit ihm ging verloren wohl
Jenes Siegel Salomos!


6

Dreimal hundert Jahre später
Der Abraxas wiederum
Seinem Feind begegnete,
Don Franziskus von dem Kreuze.

Denn im Turm der Winde war
Ein geheimnisvolles Zeittor,
Welches Don Franziskus brachte
In die Zeit des Matriarchats.

Dort versuchte Don Franziskus
In der Bücherei der Ishtar
Das Geheimnis zu ergründen,
Wie man reise durch die Zeit.

O du Liebesgöttin Ishtar,
Offenbare mir die Kunst,
Wie man reise durch die Zeit,
Du bist ewig, Liebesgöttin!

Und er fand in einem Buch
Eine Karte, drauf gemalt war
Jedes Zeittor auf der Welt.
Und so trat er in ein Zeittor

Und so kam er nach Ägypten.
Und er kam zu jenem Ort
Sais, wo die Isis ward
Als Verschleierte verherrlicht.

Als er so nach Sais kam,
War das Siegel Salomos
In dem Heiligtum der Isis
Landeplatz für Don Franziskus.

Der Abraxas zu der Zeit
In der Pyramide nutzte
Auch ein Zeittor, doch das Siegel
Salomos, das fand er nicht.

Diese Reisen durch die Zeit
Stehen in geheimnisvoller
Magischer Beziehung zu
Salomonis Zaubersiegel.


7

Don Franziskus und Abraxas
Kamen nun nach Spanien, wo
Die katholischen Majestäten
Ferdinand und Isabella

Herrschten. Und die beiden kamen
Mit den Schiffen des Kolumbus
Auf die Zuckerinsel Kuba,
Waren auch in Mexiko,

Kamen dann von Eldorado
In das nebulöse London
In das Haus des Dichters Ben
Jonson, weisen Musenpriesters.

Dort entdeckte der Abraxas
Nun die Flasche Salomonis.
Ben vermochte nicht zu glauben,
Was Abraxas ihm erzählte.

Doch der große Ben erkannte,
Dass die Flasche mit dem Siegel
War ein magisches Objekt
Zur Erlangung tiefer Weisheit.

In den Katakomben Londons
Die geheimnisvollste Handlung
Ward vollzogen von dem Dichter,
Der die Musen still beschwörte.

Liebesgöttin! Meine Herrin!
Ich bin dein geringster Sklave!
Also betete der Dichter
Und die Zauberflasche rollte

Zu dem Siegel Salomos
In den Katakomben Londons,
Und so ward befreit der Geist.
Und ein Zeittor ward geöffnet.



Epilog

Also kam die Zauberflasche
Mit dem Siegel Salomos
Zu dem deutschen Dichter Mayer
In dem Jubeljahr Zweitausend.

Eine Flasche voll von Wein,
Flasche, welche niemals leer wird,
Immer in der Flasche ist
Wein von jener Hochzeit Kanas.

Wer von diesem Weine trinkt,
Der hört den Poeten David
Psalmen auf hebräisch singen,
David tritt dann an sein Sofa.

Der vermag zu reden auch
Mit dem weisen Salomo.
Hört, was Salomo gesagt hat
Zu dem deutschen Dichter Mayer:

Wir bei Gott sind sehr zufrieden
Mit der Dichtung, die du dichtest!
Gott gab dir dazu die Gabe!

Preise Gott für diese Gnade!