Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

BELLA ACHMADULINA GEDICHTE



Deutsch von Josef Maria Mayer


DIE KERZE

Du benötigst die einfache Kerze zum Blinken,
Die einfache, die Wachssäule,
Und der alte Stil, ehe er ward versteckt,
In deiner Erinnerung wird frisch sein.

Und dann wirst du den Stift nehmen, Licht zu machen,
Für diese Manuskripte, in der Rhetorik versenkt,
Die komplexen, vernünftigen, tönenden...
Und eine gute Seele wird auf deinem Herzen liegen.

Und jetzt hast du deiner Freunde Sicht ausersehen
Mehr als oft in der altmodischen Art,
Und sehr sanft und geduldig,
Sie würden die wachsartigen Tropfsteine glätten.

Und Puschkin sieht freundlich zu dir,
Und es gibt keine Nacht, und Kerzen blinzeln,
Und die Probe der russischsprachigen Dichter
Ist klar und kühl, wie der Himmel blau.


KREATIVITÄT

Oft kommt es so: die Art der angenehmen Mattigkeit,
Schwaches Läuten der Uhr klingt in meinem Ohr,
Und weit rollt der Donner vorbei im Zorn.
Es scheint mir, dass ich schlecht höre,
Die Traurigen beten, der Sklaven fremde Stimmen,
Das Geheimnis des Kreises neigt sich dazu, klein zu sein,
Aber in diesem Golf von Glocken und grundlosem Flüstern
Erscheint das Geräusch, das bedeckt alle.
Und alles ist so ruhig umher,
Dass man in den Wäldern hören kann das wachsende Gras,
Der Böse geht überm stillen Boden....
Aber jetzt erkenne ich die Worte, die kommen, endlich,
Die kleinen Glocken der Reime, beschwingt -
Dann fange ich an, zu Recht diese zu ergründen,
Und die neuen Linien, wie klar diktiert,
Einfach hinzulegen auf die schneeweiße Zeile.


RAPHAELSTAG

Oh, Fremder des Tages, nicht auf diesen kleinen Fingerhügeln bleibe!
Lass dir nicht die Dämmerung verformen deine Funktionen, so attraktiv.
Warum hast du dich zu meinem Appell in die Grube herabgelassen?
Ich erkenne dich: Urbino dein Land, das einheimische.

Oh, Heiligentag, geh zurück nach Italien von hier,
Es ist immer noch ein Winter hier, und unsere Männer stören,
Ein eifersüchtiger buckliger Zwerg, ich schaue dich an, ganz verloren,
Und küsse die Schwänze deines Gewandes, sehr ernst und bescheiden.

Also, ist es nicht genug, die pickligen Wangen und Lungenflügel?
Hinzuzufügen dumme Pinsel und Farben, verachtete Bestellungen.
Oh, Perfektionstag, zu beten geh!
Unsere Schäferin verbirgt ein Messer unter ihrem Mieder.

Aber bitte bei uns sah man den gottgleichen Tag wieder.
Und Brüder erzählten: Bruder, bitte triff meinen Bogen!
Und hinten die hundert Jahre des Tages unseres Heiligen,
Für unsere drei Dörfer, arm, ohne eine Spur vergangen.

Nicht markiert, ging das Tageslicht des Raphaelstages weg ...
Aber es blühte der Toten Eiche inmitten der klagenden Weite,
Und über unseren Köpfen der glückselige Sonnenuntergang,
Und Pilger bekreuzigten sich an Ruinen in der Dunkelheit.


DER TRAUM DER WINTERNACHT

Es schneite. Und in dem Schnee,
In der Kälte des Himmels und der Erde,
Je tiefer ich schlief, desto mehr gewachsen
Waren die Tulpen mit ihren Flammen.

Es schneite. Die Seele sang
Vom Weiß des Schnees in der Ferne.
Es schneite. Platanen wurden grün.
Wie grün seid ihr, Träume des Winters!


ABSCHIED

Und ich werde dir am Ende sagen:
Abschied, nicht verkauf ich mich, liebe mich selbst, hilflos.
Ich bin verrückt oder einfach nur aufgestiegen
Die hohen Ränge des Wahnsinns.

Wie hatte ich dich geliebt? - Du möchtest dich an die Seite legen
Sogar des Todes. Aber es spielt keine Rolle.
Wie hatte ich dich geliebt? Du wolltest es richtig machen,
Aber ich wollte es besser machen.

O Hölle von einem Fehler! Ich werde nicht
Verzeihen. Es lebt mein Körper,
Er streift umher, sieht in der realen Welt umher,
Aber ist nur mit Leere erfüllt.

Mein Verstand noch macht seine Arbeit ein wenig,
Aber die Arme sind hilflos nach unten gesunken,
Und ebenfalls eine kleine Herde war da luftig,
Verschwindend alle Gerüche und Geräusche.


DIE BLUMEN

Sie wachsen in einem Treibhaus
Unter der Leitung einer Zelle,
ihre Wurzeln in Fett versenkt und genährt,
Und Blütenblätter immer dünn und gut.

Warm ist das Haus, in dem sie sitzen,
Man gibt ihnen Boden und Licht:
Nicht aus dem Grund schadet man ihnen,
Sie wollen eine langfristige Lebensdauer.

Sie sind die menschenliebenden Geschenke zur Erinnerung.
Aber in einem schlechten Schicksal warten sie,
Weil sie nie in der Lage sein werden,
Wie ihre Verwandten nach Garten zu riechen.

Sie werden nicht bleiben, die roten Lippen,
Sie werden nicht schwanken für die goldene Biene,
Sie werden nie das Rätsel lösen,
Was auch immer die nasse Erde tut.


WIR WERDEN NICHT ERWÄRMT

Wir werden nicht vom weißen Himmel erwärmt,
Dennoch ist mit ihrem weißen Himmel
Die Nacht über der Newa. Der Geist ist versteift
Von Trauer und junger Freude.
Wenn der erste Strahl des Morgens scheint
Und stürzt auf die Kuppeln golden
Und der Sommer nähert sich seinem Garten der Bäume -
Welche anderen Gaben, welche andere Glückseligkeit
Können wir sonst erfragen, dieses Leben zu meistern?


ER UND SIE


Aus Hügeln und Wäldern diese Welt besteht,
Und dem Himmel, sie alle zu bedecken;
Es ist nur eine Grille inmitten von vielen Stimmen,
Ein kleiner Junge und ein Mädchen.

Diese Welt hat Wasser und Trockengebiete,
Ein Frage-und-Antwort-Spiel:
Auf ein jedes einzelne kurze "Ja!"
Ist kurz ein "Nein!" zu hören.

Inmitten der Gräser, grün und breit,
Wo die Erntezeit ist gesegnet,
Oh, wie dieser kleine Junge hat Recht,
Wenn er sein Wort sagt: "Ja"!

Oh, wie dieses kleine Mädchen hat Recht,
Wenn sie sagt ihr Nein-Wort,
Und jedes Wort ist richtig, und die 'Nacht
Und die 'Morgendämmerung kommt über diese Welt.

So Ja und Nein - sie kämpfen immer
In einem Kinder-Geschwätz voll Mühsal,
So kämpfen sie in meinem unruhigen Herzen,
So immer in allen kämpfen sie.