Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

ANNA ACHMTOWA LYRIK


 Deutsch von Josef Maria Mayer


 Liebe

Eine Schlange, umrollt sie
Bezaubernd das Herz.
Tag für Tag gurrt sie,
Eine Taube auf der weißen Bank.

Ein heller Blitz im Frost,
Müde Nacht auf duftendem Lager...
Doch, gewiss und geheim,
Sie ist weit entfernt von Frieden und Freude.

Sie weiß, wie süß es ist zu weinen
Zu der Violine Sehnsuchts-Gebet;
Und ängstlich erriet ich sie
Im Lächeln eines Fremden.


In Zarskoje Selo

I

Pferde auf der Reise,
Lange Fluten der gekämmten Mähnen.
O bezaubernde Stadt der Rätsel,
Ich bin traurig. Ich bin in dich verliebt.

Seltsam, sehnsüchtiger Seele sich zu erinnern,
Leidend, an das Delirium des Todes.
Jetzt bin ich einfach nur ein Spielball,
Wie der grüne Papagei, mein Freund.

Wenn du möchtest, schau in meine Augen;
Es gibt keine Spur von Schmerzen in meinem Herzen;
Aber ich mag die Stunde vor Sonnenuntergang;
Wind vom Meer, das Wort "Division".

II

Und dann... da ist meine Marmor-Doppelgängerin,
Liegend unter dem alten Ahorn,
Zeigend ihr Gesicht im Gewässer,
Hörend raschelnde Blätter.

Während ein heller Regen sich ergießt,
Ihre Wunde ist geronnen...
Kalte Eine, weiß, wartend,
Ich werde mich in Marmor verwandeln.

III

Mit dunklem Teint wanderte er durch diese Gassen,
War traurig an diesem See,
Und ein Jahrhundert später schätzen wir
Das schwache Klingen seiner Schritte.

Ein Wurf von Tannennadeln,
Tiefe Stümpfe, eine dichte Matte gespickt...
Hier lag sein geknickter Band Parny
Und hier sein Dreispitz.



Nun ist das Kopfkissen

Nun ist das Kopfkissen
Heiß auf beiden Seiten.
Eine zweite Kerze,
Die Raben schreien
Endlos.
Kein Schlaf die ganze Nacht,
Zu spät, um an Schlaf zu denken...
Wie unerträglich weiß,
Tief hängt die Jalousie.
Grüß dich, Morgen!


Hamlet lesend

Auf der rechten Seite Ödland,
Die Erde vom Friedhof,
Dahinter das Mattblaue des Flusses.
Sie sagte: "Geh in ein Kloster
Oder bewege eine Närrin, dich zu heiraten... "

Das ist immer die Art, wie Prinzen sprechen,
Dennoch hab ich mich an die Worte erinnert.
Einen Hermelinmantel strömen zu lassen
Hinter sich her, durch endlose Jahre.



Hände unter dem dunklen Schleier verschränkt

Hände verschränkt unter dem dunklen Schleier.
"Warum bist du heute so blass?“
Weil ich ihn sich satt trinken lasse
An der bittern Geschichte der Trauer.

Wie konnte ich das vergessen? Er taumelte,
Sein Mund verdreht vom Schmerz...
Ich rannte, die Schienen nicht zu berühren,
Ich lief den ganzen Weg bis zum Tor.

"Ich bin ein Witz", rief ich, atemlos.
"Wenn du weg gehst, bin ich tot!"
Lächelnd seltsam ruhig:
"Steh nicht im Wind", sagte er.



Der Erinnerung Sonne ebbt im Herzen

Erinnerung so oft ebbt im Herzen.
Gras verblasst so früh.
Wind bläst die ersten Schneeflocken
Ein wenig, ein wenig.

Gefrierendes Wasser kann nicht fließen
Entlang dieser engen Kanäle.
Nichts geschieht hier, oh,
Nichts kann uns passieren.

Eine Weide gegen den Himmel
Breitet ihre transparenten Fühler.
Besser vielleicht, wenn ich
Nicht nehme deine Hand.

Der Erinnerung Sonne ebbt im Herzen.
Was ist das? Dunkelheit?
Vielleicht! In der Nacht...
Der Winter hat uns überwunden.



Eine graue Wolke am Himmel über mir

Eine graue Wolke am Himmel über mir,
Wie eines Eichhörnchens Haut entrollt.
"Ich bin nicht überdrüssig deines Körpers", sagte er,
"Erscheine im März,
Zerbrechliche Schnee-Jungfrau, schmilz!"

Im weichen Muff wurden meine Hände kalt.
Ich fühlte Angst, war irgendwie verwirrt.
Wie fließen doch die rasche Wochen,
Ach, seine kurzlebige substanzlose Liebe!

Ich will nicht Bitterkeit oder Rache,
Lass mich mit dem letzten Schneesturm sterben!
Mein Glück erzählte von ihm am Ende des Jahres.
Ich war ihm vorm Februar geboren worden.



Das Lied von der letzten Begegnung

Mein Herz war kühl und taub,
Aber meine Füße waren Licht.
Ich fummelte den Handschuh für die linke Hand
Auf meine Rechte.

Es schien, als gäb es viele Schritte,
Ich wusste aber – es gab nur drei.
Der Herbst, ein Flüstern im Ahorn
Drängte: "Stirb mit mir!

Ich bin von Freudlosigkeit betrogen worden,
Von einem unwahren Schicksal verändert.“
Ich antwortete: "Meine Liebe, meine Liebe!
Auch ich: Ich werde mit dir sterben!"

Das Lied von der letzten Begegnung.
Ich sehe das dunkle Haus wieder.
Nur im Schlafzimmer brennen Kerzen
Mit einer gelben, gleichgültigen Flamme.



Trink meine Seele aus mit einem Strohhalm

Trink meine Seele aus mit einem Strohhalm,
Ich weiß, es ist ein bittrer berauschender Geschmack.
Ich werde die Strafe nicht stören mit Bitten,
Oh, seit Wochen leb ich in Frieden.

Sag, wenn du fertig bist. Keine Trauer,
Meine Seele ist nicht mehr von dieser Welt...
Ich werde in der Nähe diesen Weg gehen
Und sehen, wie die Kinder spielen...

Die Stachelbeeren sind in der Blüte
Und sie karren Steine durch den Zaun,
Wer bist du: Mein Bruder, mein Geliebter?
Ich weiß es nicht, und müsste es wissen.

Wie hell es hier ist, und nackt
Mein Körper ruht müde...
Die Passanten denken vage:
Sie ist verwitwet seit gestern.



Ich habe unten die Worte geschrieben

Ich habe unten die Worte geschrieben,
Die ich nicht gewagt hab zu sprechen.
Mein Körper ist seltsam stumm.
Dumpf pocht mein Kopf.

Der Hornruf ist gestorben.
Das Herz ist immer noch verwirrt.
Auf dem Krocket-Rasen Licht,
Herbst, Schneeflocken schmelzen.

Lass die letzten Blätter rascheln!
Lass den letzten Gedanken dich quälen!
Ich kann nicht Mühsal wünschen
Denen, die das Glück brauchen.

Ich verschwende diese Lippen, diese Augen
An dich, deine grausamen Scherze...
Oh, morgen werden wir reiten
Vorm ersten winterlichen Schlitten.

Salon-Kerzen leuchten
Zärtlich in den Tag.
Vom Wintergarten Rosen,
Ich werde einen ganzen Strauß bringen.



Ich bin hierher gekommen in Muße

Ich kam hierher im Muße.
Wenn ich gelangweilt bin: Alle sind mir gleich!
Eine verschlafene Hügel-Mühle,
Hier vergehen die Jahre schweigend.

Im trockenen Winde geflogen,
Die Biene, Vergangenheit, Zukunft,
Ich rufe die Meerjungfrau
Am Teich: Die Meerjungfrau ist tot!

Dick mit Schlamm und verkrustet,
Der breite Teich voller Untiefen:
Über den zitternden Espen
Ein schwerer Mond glüht.

Ich sehe alles frisch.
Die Pappeln riechen feucht.
Ich bin still. Leise, bereit
Bin ich wieder für dich, o Erde.



White Night

Oh, ich habe nicht die Tür geöffnet,
Ich habe nicht angezündet die Kerzen,
Du weißt, ich bin zu müde,
Um an Schlaf zu denken...

Siehe, wie die Felder unten sterben,
Im Sonnenuntergang das Dunkel der Tannen,
Und ich habe den Klang getrunken
Deiner Stimme, o Echo.

Es ist gut, dass alle schwarz sind,
Das Leben - eine verfluchte Hölle!
O dass du wieder kommen würdest -
Ich war mir so sicher, wie wäre das gut.  



Abend im Zimmer

Ich spreche diese Worte heute, die kommen
Nur einmal, im Geiste geboren.
Bienen summen auf weißen Chrysanthemen:
Es ist das Rascheln eines alten Beutels.

Und das Zimmer, mit schmalen Fenstern,
Bewahrt die Liebe, erinnert sich an die Vergangenheit.
Über dem Bett ein französisches Skript:
Es lautet: "Herr, erbarme dich!"

Diese betrübten Zeichen der alten Märchen,
Sie dürfen sich nicht berühren oder versuchen...
Ich sehe helle Sèvres-Statuetten erblassen:
Selbst ihr Glanz wird immer matter.

Ein letzter Strahl, gelb, schwer,
Der Dahlien bunter Strauß,
Und ich kann Celli spielen hören,
Selten spielt ein Hammerklavier.



Legende von einem unvollendeten Porträt

Oh, es gibt keinen Grund für die Seufzer,
Traurigkeit ist sinnlos, ein Verbrechen,
Hier, aus der grauen Leinwand, steige ich,
Vage, seltsam in die Zeit.

Die Arme gehoben, die Haare geschnitten,
Ein gequältes Lächeln auf meinem Gesicht,
Ich war gezwungen, so zu werden
Durch Stunden der gegenseitigen Gnade.

Er wollte es so, er wollte es so,
Mit boshaften Worten und Toten.
Die Angst geronnen in meinem Mund: oh,
Meine Wangen wollten den Schnee heiraten!

Es ist keine Sünde zu sein, so scheint es,
Andere Augen verließ er, um mich zu sehen,
Egal, diese leeren Träume
Meiner tödlichen Lethargie...


Imitation Innokenty Annenskys

Und von dir, meine erste Liebe,
Verabschiedete ich mich. Der Osten ward blau,
Obwohl ich nicht weiß, was du gemeint,
Du sagtest einfach: "Mich wirst du nicht vergessen."

Andere Gesichter erscheinen und verschwinden,
Heute und morgen, fertig.
Warum ist auf dieser Seite allein
Die Ecke geknickt?

Immer das Buch geöffnet
An der gleichen Stelle, ungewöhnlich:
Es ist, als wenn die Jahre nicht vergangen wären
Von dem Moment des Abschieds an.

Oh, wer sagte, dass das Herz aus Stein ist?
Ich weiß: Es ist aus Feuer!...
Ich werde nie verstehen: Warst du in meiner Nähe
Oder liebtest du mich einfach?



Ich bitte den Strahl der Fensterscheibe

Ich bitte den Strahl der Fensterscheibe -
Er ist blass, dünn und gerade.
Alle Morgen war ich still,
Mein Herz - geteilt in zwei Teile.
Das Kupfer meines Waschbeckens
Ist grün von Grünspan,
Aber Sonnenlicht spielt darauf,
Wie freudig!
So einfach es ist, so unschuldig,
Am ruhigen Abend,
Doch in diesem kahlen Schrein
Ist eine Gold-Feier,
Ein Trost, finde ich.



Er liebte drei Dinge im Leben

Er liebte drei Dinge im Leben:
Weiße Pfauen, Songs am Vorabend
Und antike Karten von Amerika.
Er hasste es, wenn Kinder weinten,
Und hasste Himbeermarmelade zum Tee,
Und hasste weibliche Hysterie.
Und - er hat mich geheiratet.



Ein Ritt

Meine Feder bürstete des Wagens Dach.
Ich blickte in seine Augen.
Der Schmerz in meinem Herzen,
Ich scheiterte, ihn zu kennen,
Von meinen eigenen Seufzern verursacht.

Der Abend atemlos, stark gebunden
Unter einem himmlischen Wolkenufer,
Wie in Bois de Boulogne, gemalt
Mit Tusche in einigen alten Alben.

Duft von Flieder und Benzol,
Und ein ruhiges, waches: Warte...
Mit der Hand berührte er meine Schenkel
Wieder und wieder und ohne Zittern.



Ich werde nicht um deine Liebe betteln

Ich werde nicht um deine Liebe betteln.
Sie ist gewiss beiseite gelegt.
Ich werde nicht eifersüchtig schreiben
Briefe an deine Braut.
Aber sei klug, nimm meinen Rat an:
Gib ihr meine Gedichte zu lesen,
Gib ihr meine Fotos.
Sei nett zu der frisch Vermählten!
Oh, das Wissen ist gut für dumme Gänse,
Sie fühlen, sie haben gewonnen,
Das ist besser als süß geselliges Plaudern
Oder ein Opfer, der ersten Nacht Erinnerung...
Und wenn du alles verbracht hast,
Die Pfennig-Freude mit deiner lieben Freundin,
Und dein Geist ist ihrer satt,
Plötzlich wirst du dich schämen -
Komm nicht - ich werde dich nicht mehr kennen -
Denn mich hat die Nacht niedergeschlagen!
Wie könnte ich dir helfen?
Ich heile kein Glück.



Abend

Im Garten Klänge der Musik,
Voll von unaussprechlicher Traurigkeit.
Der Duft des Meeres, scharf, frisch,
Auf einer Eis-Bahn eine Schüssel mit Austern.

Er sagte zu mir: "Ich bin ein wahrer Freund!“
Und dann berührte er mein Kleid.
Wie anders als eine Umarmung
War die Nähe seiner Liebkosung.

So kannst du töten Vögel oder Katzen,
So kannst du formschöne Interpreten zeigen.
In seinen ruhigen Augen ein Lächeln,
Unter blass-goldenen Wimpern.

Und die Stimmen der traurigen Celli
Sangen hinter dem treibenden Rauch:
"Danke dem Himmel, dann
Bist du endlich allein mit deinem Geliebten."



Hier sind wir alle Säufer und Huren

Hier sind wir alle Säufer und Huren,
Freudlos zusammenklebend.
An den Wänden Vögel und Blumen,
Kiefern für die Wolken und Lüfte.

Der Rauch aus dem schwarzen Rohr
Lässt seltsame Dämpfe steigen.
Den Rock trag ich kurz,
Verräterisch meine schlanken Oberschenkel...

Das Fenster dicht geschlossen:
Wer ist da draußen, Frost oder Donner?
Deine Augen sind die
Einer vorsichtigen Katze.

O, mein Herz, wie du dich sehnst!...
Ist es der Tod, den du erwartest?
Oder das Mädchen, das tanzen kann?
Ist die Hölle dein Schicksal gewiss?



Und niemand kam, mich zu treffen

Und niemand kam, mich zu treffen,
Tragend eine Laterne.
Das Haus war ruhig: mein Eingang
Bei Mondschein ungewiss.

Unter der grünen Lampe
Sein Lächeln war leblos,
Flüsternd: "Aschenputtel,
Wie seltsam deine Stimme..."

Flammen des Feuers von Sterbenden:
Müde, Zikaden-Zirpen.
Ah! Jemand hat genommen
Meinen weißen Schuh in seine Hand.

Da mir drei Nelken gegeben
Ohne ein Heben der Augen.
O, Lieber, der du den Schuh genommen,
Wo könnest du dich verbergen?

Bitter meinem Herzen,
Zu wissen, bald, bald,
Mein kleiner weißer Schuh
Wird von jedermann anprobiert werden.



Meine Phantasie gehorsam

Meine Phantasie gehorsam
Begreift graue Augen.
In Twer, in meiner Einsamkeit,
Du bist es, an den ich mich bitter erinnre.

Glückliche Gefangenschaft
In den Armen einer anderen Frau,
Am linken Ufer der Newa,
Mein berühmter Zeitgenosse,
Du hast alles, was du dir wünschtest;

Du, der zu mir sagte: „Genug,
Geh jetzt und lösch deine Liebe!“
Und ich war schwach, verkümmert,
Obwohl das Blut stärker pochte.

Wenn ich sterbe, wird sie schreiben
Diese Gedichte dir?
Wessen Stimme läutet
Meine noch unausgesprochenen Worte?



Wir werden nicht aus dem gleichen Glas trinken

Wir werden nicht aus dem gleichen Glas trinken,
Kein Wasser für uns oder süßen Wein;
Wir werden nicht am Morgen uns umarmen,
Nicht von der gleichen Schwelle die Nacht bestaunen;
Du atmest die Sonne, ich den Mond,
Doch die Eine Liebe hält uns am Leben.

Immer mit mir, zärtlicher wahrer Freund,
Und dein lächelnder Freund mit dir.
Aber ich kenne den Schmerz in deinen grauen Augen,
Und meine Krankheit ist auch in dir.
Kurz gesagt, wir müssen uns nicht oft treffen,
Um sicher zu sein des Friedens des Geistes.

Doch es ist deine Stimme, die singt in meinen Gedichten,
Und deiner Gedichte Atem seufzt...
O, außerhalb der Reichweite der Distanz oder Angst,
Es ist ein Feuer...
Und wenn du wusstest, wie lieb du mir warst,
Sind diese trockenen, blassen Lippen jetzt dein.



Immer so viele Bitten von einem Liebhaber!

Immer so viele Bitten von einem Liebhaber!
Keine, wenn sie aus Liebe fallen.
Ich bin so froh, dass er stürzt, der Fluss,
Unter farblosem Eis vorüber.

Und ich bin im Stand - Gott steh mir bei! -
An der Oberfläche rissig, glänzend,
Mit meinen Briefen, für die Nachwelt
Zu beurteilen, in der sicheren Aufbewahrung,

So, dass klar und deutlich
Du kannst sie sehen, mutig und klug,
In deiner glorreichen Biographie,
Keine Lücken offenbart dem Auge?

Um von der Erde süß zu trinken,
Und der Liebe Netze sind auch in Ordnung.
Aber mein Name wird gefunden
In der Studenten Bücher in kommender Zeit,

Und sie werden lächeln, heimlich,
Bei der Lektüre meiner traurigen Geschichte...
Wenn ich nicht Liebe habe, nicht Frieden,
Gewähre mir einen bitteren Ruhm!



Zum letzten Mal trafen wir uns

Zum letzten Mal trafen wir uns
Auf dem Damm, wie immer.
Hochwasser in der Newa,
Angst vor der Flut in der Stadt.

Er sprach vom Sommer und sagte:
„Wie absurd - eine Frau Dichter!“
Ich erinnre mich an der Zaren großen Palast,
Die Peter-und-Paul-Festung!

Dann war die Luft nicht unsre,
Aber ein Geschenk des Himmels - wundersam.
Und mir, in diesem Moment, gewährt wurde
Das neuste von allen meinen verrückten Liedern.



Das hohe Gewölbe ist blauer

Das hohe Gewölbe ist blauer
Als der Himmel blau ist.
Verzeih mir, glücklicher Junge,
Den Tod hab ich dir gebracht -

Für die Rosen von jedem Ort,
Für deine törichten Worte,
Dass dein mutiges dunkles Gesicht
Blass ward von Liebe, gerührt.

Ich dachte: Dein Ziel -
Den Stolz eines Erwachsnen zu zeigen.
Ich dachte, es ist nicht möglich:
Liebe, wie man eine Braut liebt.

Ich lag falsch in jeder Hinsicht.
Als das Wetter eisig wurde,
Überall und immer,
Du folgtest mir, teilnahmslos,

Als ob man zeigen wollte,
Ich hätte keine Liebe für dich. Verzeih!
Warum hast du das Gelübde abgelegt,
Auf dem Weg zu leiden?

Und der Tod streckte seine Hand aus... oh,
Sprich, warum nur, warum?
Ich wusste nicht, wie zerbrechlich die Kehle
War unter dem blauen Kragen.

Glücklicher Junge, mein gequältes
Eulenküken, oh, verzeih mir!
Heute finde ich es schwer,
Dieses Heiligtum zu verlassen.



Für Michail Lozinsky

Er ist endlos, der schwere Bernstein-Tag!
Unmögliche Trauer, sinnlose Wartezeiten!
Und die silberstimmigen Hirsche, wieder
Unter dem Nordlicht, in der Brunft.
Und ich denke, es ist kalt, der Schnee ist
Eine blaue Schrift für die Armen und Kranken,
Und der Kopf eines kleinen Schlittens ist da,
Und das alte Glockenspiel von fernen Glocken.



Rettende Stimme

"Was siehst du an der Wand, schwach lebendig,
Zu dieser Stunde, wenn der Sonnenuntergang
Frisst den Himmel?“

Eine Möwe, auf dem blauen Tuch der Gewässer,
Oder vielleicht ist es der Florentiner Garten?

Oder ist es Zarskoje Selo, die weite Sicht,
Wo Schrecken herrschte, bevor du eintratst?

Oder der, der deine Gefangenschaft verlassen,
Und ging in den weißen Tod frei?

Nein, ich sehe nur die Wand, die zeigt
Reflexionen des sterbenden Glanzes des Himmels.



8. November 1913

Sonnenlicht füllt mein Zimmer
Mit heißem Staub, leuchtend, grau.
Ich wache, und ich erinnere mich:
Heute ist dein Namenstag.
Deshalb ist auch der Schnee
Warm über das Fenster hinaus,
Das ist es, warum, schlaflos,
Wie ein Kommunionkind, ich schlief.



Abendstunden am Schreibtisch

Abendstunden am Schreibtisch,
Die Seite unwiderruflich weiß,
Duft der Mimosen von Nizza, Wärme,
Über dem Mond ein großer Vogel fliegt.

Und ich band meine Zöpfe für die Nacht,
Als ob ich sie morgen tragen müsste,
Ich schau aus dem Fenster auf Sanddünen,
Das Meer, frei von Sorgen.

Wie viel Macht hat ein Mann,
Der nicht nach Zuneigung zu fragen braucht!
Ich kann nicht einmal meine müden Augenlider heben,
Wenn er es wählt, meinen Namen auszusprechen.



Mein Herz schlägt ruhig, stetig

Mein Herz schlägt ruhig, stetig,
Was sind lange Jahre mir?
Unter dem Galernaya-Bogen
Unsere Schatten für die Ewigkeit.

Durch halb geschlossene Augenlider
Ich sehe, sehe, dass du bei mir bist,
Und immer in der Hand gehalten
Meine ungeöffnete Fan-Post.

Denn wir standen zusammen
In diesem gesegneten wunderbaren Moment,
Der Zeitpunkt des rosaroten Mondes
Hob sich über den Sommer-Garten.

Ich sehe keine Notwendigkeit zu warten
Irgend hasserfüllt am Fenster
Oder müde von irgendwelchen Treffen.
Meine Liebe ist durstig, abgeschreckt!

Du bist frei, und so bin ich auch frei,
Morgen wird es besser werden als gestern,
Über der Newa dunklem Wasser,
Unter des Zaren Peters kaltem Lächeln.



Silberne zarte Strähnen

Silberne zarte Strähnen
Sind in meinen dunklen Locken-Gewebe.
Nur du, stille Nachtigall,
Kannst diese Qual verstehen.

Dein sensibles Ohr hört den Abstand,
In dünnen Zweigen der Weide,
Du schaust - ohne zu atmen -
Wenn ein Gesang klingt seltsam.

Aber vor einem Augenblick, einem Moment,
Die Pappeln plötzlich verstummten,
Und deine unbeschreibliche Freude
Erklang, dein giftiges Lied.



Venedig

Goldener Taubenschlag am Wasser,
Zart und strahlend grün;
Ein salzige Brise fegt
Den schmalen Zug der Gondel.

Solche sensiblen, seltsamen Augen in den Straßen,
Das helle Spielzeug in den Läden:
Ein Löwe mit einem Buch, auf einem Klöppelkissen,
Ein Löwe mit einem Buch, auf einer Marmorsäule.

Wie auf einer alten verblichenen Leinwand
Der Himmel ist kühl, matt blau...
Aber man wird nicht in der Menge zerquetscht,
Auch in dieser feuchten Hitze erstickt man nicht.



Der Gast

Alles ist, wie es war: der Schneesturm,
Die feinen Flocken nass auf der Fensterscheibe,
Und ich selbst bin nicht neu geboren,
Aber ein Mann kam heute zu mir.

Ich fragte: "Was wünschst du?"
Er sagte: "Mit dir in der Hölle zu sein."
Ich lachte: "Ach, leider,
Nein, vielleicht willst du mich krank?"

Aber seine trockene Hand berührte
Ein Blütenblatt mit einem leichten Streicheln:
"Sag mir, wie sie dich küssten,
Sag mir, wie du geküsst werden willst."

Und seine Augen blickten dumpf,
Hoben sich nie von meinem Ring.
Nicht ein einziges Muskel-Zucken
Unter diesen übelglitzernden Augen.

O, ich verstehe: Leidenschaftlich
Und intensiv ist seine Freude,
Dass es nichts gibt, was er braucht,
Und ich kann nichts leugnen.



Für Alexander Blok

Ich kam zum Dichter als Gast.
Genau zu Mittag. Am Sonntag.
Hinter dem Fenster Frost,
Ruhe in dem Raum.

Und eine himbeerrote Sonne
Vor Verwicklungen blauen Rauches...
Wie deutlich der schweigsame
Meister stellt sich mir dar, sein Blick!

Seine Augen sind von dieser Art:
Er erinnert sich an alles:
Besser kümmere dich, o Geist:
Auf mich schaust du gar nicht.

Aber ich erinnere mich an unsere Worte,
Rauchiger Mittag, An einem Sonntag,
In diesem hohen grauen Haus
An der Newa Meeres-Weg.



Einsamkeit

So viele Steine auf mich geworfen,
Dass ich mich nicht mehr ducken kann,
Die Revolver sind formschön,
Hohe unter hohen Türmen.
Meinen Dank an die Erbauer,
Mögen sie entschwinden lassen Schmerz und Leid!
Hier sehe ich Sonnen früher steigen,
Hier leuchtet die letzte Pracht.
Und oft windet es sich aus nördlichem Meere,
Füllst du die Fenster meines Heiligtums,
Und eine Taube frisst Korn aus meiner Hand.
Und Gott ist Licht und Ruhe -
Der Muse sonnige Hand ist im Spiel,
Vollendend meine unfertige Seite.



Meine Stimme ist schwach, aber nicht mein Wille

Meine Stimme ist schwach, aber nicht mein Wille,
Es ist auch ohne Liebe besser.
Hoher Himmel und Bergwinde,
Und meine Gedanken sind unschuldig.

Die Schlaflosigkeit, meine Schwester, ist anderswo.
Ich brüte nicht über kalter Asche.
Und die gekrümmte Hand auf der Turmuhr
Ist nicht mehr ein tödlicher Pfeil.

Wie die Vergangenheit die Macht über die Herzen verliert!
Freiheit ist in der Nähe. Alles ist einfach,
Sieh, wie das Sonnenlicht fällt
Auf den feuchten Efeu in diesem Frühjahr.



Blauer Lack des Himmel trübt sich

Blauer Lack des Himmels trübt sich
Und lauter wird das Lied der Flöte,
Es ist nur eine Pfeife aus Ton,
Es gibt keinen Grund für ihre Schwermut.
Wer hat sie, alle meine Sünden,
Sie inspiriert, mich freisprechen?
Oder ist ihre Stimme wiederkehrend,
Ihr letztes Gedicht kommt zu mir?



Oh, der Tag war kalt

Oh, der Tag war kalt
In Peters wunderbarer Stadt!
Der Sonnenuntergang ein purpurrotes Lagerfeuer,
Und langsam die Schatten verdichtet.

Lass ihn nicht lange meinen Augen,
Prophetisch und unveränderlich,
Er wird eine Lebensdauer von Versen haben,
Die Gebete meiner stolzen Lippen.



Es ist eine geheimnisvolle Grenze

Es ist eine geheimnisvolle Grenze
In menschlicher Nähe,
Leidenschaft, Liebe, die nicht geschehen darf -
Obwohl die Lippen zusammen
In schrecklicher Stille versiegelt sind,
Obwohl Herzen brechen entzwei von der Liebe Not!

Und Freundschaft ist auch machtlos und Jahre
Erhaben flammen, erfüllt von Glück,
Wenn die Seele selbst ist vergeblich, eine Fremde
In der langsamen Mattigkeit der Sinnlichkeit.

Diejenigen, die diese Grenze
Zu erreichen versuchen, sind verrückt,
Und die sind von Angst erfüllt.
Jetzt weißt du, jetzt verstehst du,
Warum mein Herz nicht schlägt
Bei deinem Streicheln.



Die Frische der Rede, die Einfachheit des Gefühls

Die Frische der Rede,
Die Einfachheit des Gefühls zu verlieren,
Ist das nicht für uns,
Wie für den Maler der Verlust der Sehkraft,
Oder für den Schauspieler Stimme und Bewegung,
Oder für eine schöne Frau ihre Schönheit?

Aber versuche nicht für dich zu behalten
Dieses Geschenk des Himmels, dir gewährt:
Wir sind verurteilt –
Du weißt es selbst -
Zu verschwenden, nicht zu horten, den Reichtum.

Geh allein, und heile die Blinden,
Trage, in den schweren Stunden des Zweifels,
Die verhöhnende Schadenfreude deiner Jünger,
Die Gleichgültigkeit der Menge.



Antworten

Solche seltsamen Worte
Brachte der ruhige April-Tag mir.
Er wusste, dass noch Leben in mir war,
Die schreckliche Woche der Passion.

Ich hörte kein Läuten der Glocken
Im klaren Azurblauen treiben,
Sieben Tage lang kupfernes Lachen mischte sich drein
Und silbrige Trauer ist geströmt.

Und ich, mein Gesicht zu verschleiern,
Als ob es sei für einen ewigen Abschied,
Lege sie nieder,
Die namenlose Pein.


Wie kannst du tragen die Newa

Wie kannst du tragen die Newa,
Wie kann man ihre Brücken überqueren?
Kein Wunder, ich bin von Traurigkeit gezeichnet,
Da diese Vision von dir erschien.
Scharf der schwarze Engelsflügel,
Bald wird das Urteil der Tage gefällt;
Und die himbeerfarbene Blüte des Lagerfeuers
Wie Rosen im Schnee.



Die Straße durch den Garten am Meer ist verdunkelt

Die Straße durch den Garten am Meer ist verdunkelt,
Die Lichter sind ein frisches Gelb.
Ich bin im Frieden, aber bitte, rede nicht
Mit mir über ihn.
Du bist freundlich und treu, wir werden Freunde sein.
Geh, küsse, und sei sein alter Freund.
Kommende Tage werden über uns fliegen,
Leicht, wie verschneite Sterne.



Wie werd ich eine Braut?

Wie werd ich eine Braut?
Ein Brief an jedem Ende des Tages,
Und spät in der Nacht schwanger:
Eine Antwort für meinen Freund.

"Auf meiner Reise in die Dunkelheit
Ich bleibe mit dem weißen Tod zusammen.
Ich will nicht schaden, mein sanfter Einer,
Irgendeinem auf der Erde."

Heller wird ein Stern leuchten
Zwischen diesem Paar von Bäumen,
Ruhig verheißungsvoll
Wird das sein, was ich träume.



Da gibt es irgendwo Einfachheit und Licht

Da gibt es irgendwo Einfachheit und Licht,
Transparent, warm und fröhlich.
Es spricht ein Nachbar mit einem Mädchen in der Dämmerung
Am Zaun, und nur die Bienen hören
Die Töne des Murmelns.

Während wir leben mit Zeremonien, Schwierigkeiten,
Der Ehrung der Riten unserer bitteren Treffen,
In eine plötzliche Böe rücksichtslos
Bricht der begonnene Satz.

Aber wir würden nicht gegen irgendetwas tauschen
Dieser Granit-Stadt Ruhm und Unglück,
Die breiten Flüsse von leuchtendem Eis,
Die sonnenlosen, düsteren Gärten,
Die kaum hörbare Stimme der Muse...



Flug

"Wenn wir das Ufer nur erreichen,
Mein Liebster!" – „Schweigend...“
Und so sind wir die Treppe nach unten gerutscht,
Nicht atmend, auf der Suche nach dem Schlüssel.

Vorbei an der Stelle, wo wir einmal
Tanzten und tranken den Wein,
An historischen weißen Säulen des Senats,
Dorthin, wo es dunkel war.

"Was machst du? Du bist verrückt!" -
"Nein, nur voller Liebe zu dir!
Diese Brise,  weit und windig,
Wird ein oder zwei Boote begeistern!"

Mit Entsetzen eingeschränkt
Die Barke trug uns in der Dunkelheit.
Starken Geruchs hat ein Schiffstau
Verbrannt meine zitternden Nüstern.

„Sag, sicherlich musst du es wissen:
Schlaf ich? Es ist wie ein Traum..."
Nur die Ruder maßvoll wehen
An der Newa schwerem Strom.

Aber die schwarzen Himmel sind aufgehellt,
Jemand hat von einer Brücke gerufen,
Mit beiden Händen griff ich
Die Kette vor meiner Brust.

Machtlos, ich wurde aufgehoben, wie
Ein junges Mädchen, in deinen Armen,
Auf dem Deck der weißen Yacht,
In den Tag des unbestechlichen Charmes.



Ich denke an dich selten jetzt

Ich denke an dich nur noch selten,
Bin nicht von deinem Schicksal gefangen,
Aber die Spuren unseres unbedeutenden Treffens
Sind nicht aus meiner Seele verschwunden.

Ich habe absichtlich vermieden dein rotes Haus,
Das rote Haus an dem schlammigen Fluss,
Aber ich weiß, ich störe bitter
Deines sonnenbeschienenes Herzens Ruhe.

Obwohl du dich nie gebeugt zu meinen Lippen
In flehender Liebe,
Nie verewigt meine Sehnsucht
In Versen aus Gold -

Ich heimlich zaubre die Zukunft herbei,
Wenn der Abend scheint klar und blau,
Und sehe die unvermeidliche Sitzung,
Ein zweites Treffen mit dir.



Schon die Ahornblätter

Schon die Ahornblätter
Decken die Schwäne im Teich
Und die blutigen Arme
Der spät reifenden Eberesche.

Und blendend schlank,
Gekreuzt die Beine unempfindlich gegen die Kälte,
Sie sitzt auf einem nördlichen Stein
Und schaut auf die Straße.

Ich spüre eine vage Angst
Vor diesem berühmten Mädchen.
Strahlen des dünnen Lichts
Spielen um die Schultern.

Und wie könnte ich ihr verzeihen
Deine Freude, dein verliebtes Lob?...
Schau dort, elegant, nackt -
Es ist eine Freude, sie traurig zu sehn.



Benommenheit kehrt zurück zu mir

Benommenheit kehrt zurück zu mir,
Unserer letzten Sterne Paradies -
Diese Stadt der reinen Brunnen,
Goldenes Batschissarai!

Hinter dem gestreiften Zaun,
Mit nachdenklichem Wasser,
Wir erinnerten uns mit Freude
An die Gärten von Zarskoje Selo.

Und plötzlich sahen wir
Katharinas Adler - da!
Schwebend ins Tal
Von dem wunderbaren Tor aus Bronze.

Den Sang vom Abschiedsschmerz zu singen,
Lebend im Kornspeicher,
Die Herbstzeit in ihrem dunklen Rock
Brachte die roten Blätter,

Zerstreute sie auf den Stufen,
Wo ich Abschied nahm,
Wohin? In das Reich der Schatten!
Du bist mein Trost, der geflohen.



Alles, was ich sehe, ist das hüglige Pawlowsk

Alles, was ich sehe, ist das hüglige Pawlowsk,
Wiesen umher, regungslose Wasser,
Matt im Schatten,
Dies der am meisten unvergessliche Ort.

Wenn du fährst durch die Tore,
Ein gesegnetes Zittern überfällt dich,
Nicht nur zu leben - du bist verrückt - jubelnd
Oder in einer anderen Weise lebendig.

Im Spätherbst, es ist frisch und beißend,
Wandernde Brisen, frohe Einsamkeit.
Weiß die schwarzen Tannen im Frost
Stehen im schmelzenden Schnee.

Und mit feurigem Delirium gefüllt,
Deine liebe Stimme erklingt im Lied,
Auf des Lyra-Spielers Bronze-Schulter
Sitzt ein Vogel mit einer scharlachroten Brust.



Warum so tun als ob?

Warum so tun als ob
Jetzt Brise, jetzt Stein, jetzt Vogel?
Warum mich anlächeln
Im plötzlichen Blitz vom Himmel des Sommers?

Quäle mich nicht länger, und berühre mich nicht!
Lass mich, meine prophetischen Träume...
Eine betrunkene Flamme rollt
In die trockenen grauen Sümpfe.

Und die Muse mit einem zerlumpten Schal
Singt ein Lied, mutlos,
Mit einer wilden jugendlichen Sehnsucht,
Mit ihrer wundersamen Kraft.



Ich werde da sein und die Müdigkeit verschwindet

Ich werde da sein und die Müdigkeit verschwindet.
Die Kälte des frühen Morgen ist verschwunden.
Es gibt Dörfer, geheimnisvoll und dunkel,
Lagerhäuser der unsterblichen Arbeit.

Meine Ruhe und vertrauensvolle Liebe
Zu diesem Orte werden nie besiegt werden.
Es ist ein Tropfen von Nowgoroder Blut
In mir - ein Splitter Eis im schäumendem Wein.

Und das kann nie geändert werden,
Er ist von großer Hitze ungeschmolzen,
Und egal, wen ich lobe -
Ich glänze leise vor mich hin.



Das Abendlicht ist breit und gelb

Das Abendlicht ist breit und gelb,
Ausgeufert die Kälte im April.
Du kommst viele Jahre zu spät,
Doch ich bin froh, dass du hier bist.

Setz dich jetzt, in meiner Nähe,
Und schaue mit freudigen Augen:
Hier ist es, das blaue Notizbuch,
Gefüllt mit meiner Kindheit Gedichten.

Vergib mir, dass ich in Trauer gelebt,
Ich freute mich zu wenig an der Sonne.
Verzeih, verzeih, dass ich verwechselte
Zu viele andere schon mit dir!



Ich weiß nicht, ob du lebst oder tot bist

Ich weiß nicht, ob du lebst oder tot bist -
Kann man auf der Erde so gefunden werden?
Oder nur in dämmernden Gedanken
Betrauert werden, in diesem friedlichen Schein?

Alles für dich: das Gebet am Tag,
Die heiße Schlaflosigkeit in der Nacht,
Die weiße Herde der Poesie
Und das blaue Feuer meiner Augen.

Niemand wurde mehr geschätzt
Oder hat mich mehr leiden gemacht: nein, nicht
Er, der mich zu quälen kam,
Auch er nicht, der mich gestreichelt und vergessen.



Ich werde diesen Tag aus deinem Gedächtnis löschen

Ich werde diesen Tag aus deinem Gedächtnis löschen,
Also dein vager Blick wird hilflos fragen,
Wo du den persischen Flieder sahest,
Die Schwalben und das Holzhaus.

Oh, wie oft du dich erinnerst
An den plötzlichen Schmerz der namenlosen Sehnsucht,
In den Vorstädten zu suchen im Traum
Eine Straße, die nicht auf der Karte verzeichnet!

Beim Anblick jedes Gelegenheitsschreibens,
Wenn eine Stimme klingt aus der offenen Tür,
Du wirst denken: "Das ist sie! die hier
Hilfe bringt den Ungläubigen."



Ist mein Schicksal so verändert?

Ist mein Schicksal so verändert
Oder das Spiel wirklich vorbei?
Wo sind die Winter, da ich ins Bett geh
Um sechs Uhr in der Früh?

Neu, ruhiger und schwerer,
Ich arbeite, an einer wilden Küste lebend,
Nicht mehr äußernd
Eine einzige Art nutzloser Worte.

Kann Weihnachten bald da sein?
Die Steppe ist rührend grün.
Die Sonne glüht. Am Ufer
Eine warme aufgerichtete Welle.

Wenn müde, träge vor Glück,
Früher hatte ich solche ruhigen Träume,
Mit unaussprechlichen Wundern,
Und so stellte ich mich vor mir selbst auf,
Eine posthume, wandernde Seele.



Wie ein weißer Stein in einer Tiefe

Wie ein weißer Stein in einer Tiefe,
Eine einzige Erinnerung bleibt mir,
Die kann ich nicht bekämpfen:
Sie ist Lust - und Elend!

Ich denke, dass jemand, der blickte
In meine Augen, sie sehen würde.
Sie würden traurig sein, nachdenklich,
Als ob sie hören eine traurige Geschichte.

Ich weiß, dass die Götter die Menschen verändern
Durch Dinge, im Bewusstsein vergeblich.
Durch Wunder, das Leiden am Leben zu halten,
In der Erinnerung verändert man sich in sich selbst hinein.



Ich wurde nicht zu früh oder zu spät geboren

Ich wurde nicht zu früh oder zu spät geboren,
Ich wurde eindeutig gesegnet,
Nur der Herr ließ nicht zu
Meinem Herzen, ohne Illusionen zu leben.

Das ist es, warum es dunkel ist im Wohnzimmer,
Das ist es, warum meine Freunde meine Freunde sind,
Wie trauriger Dämmerung Vögel,
Singend in der Vergangenheit nicht vorhandene Liebe...



Es war nicht ein Geheimnis oder Trauer

Es war nicht ein Geheimnis oder Trauer,
Auch nicht der weise Wille des Schicksals -
Es war der Eindruck von Streit,
Den unsere Treffen immer hinter sich zurückgelassen.

Vom Morgengrauen würd ich erwarten
Den Moment, wenn du erscheinst,
Ohnmachtsgefühle, stechende Schmerzen,
Alle zusammen, meine verschränkten Arme.

Und mit trockenen Fingern würd ich zerknittern
Der Tafel kariertes Tuch.
Da wusste ich schon,
Wie klein die Erde wirklich ist.



Wie ich geliebt, um Liebe zu schauen

Wie ich geliebt, um Liebe zu schauen
An deinem Ufer angekettet,
Auf den Balkonen, auf denen Jahrhunderte
Nie den Fuß bewegten.
Und du bist wirklich die Hauptstadt
Für uns, die verrückt und erleuchtet sind;
Aber, wenn diese reinen besonderen Stunden
Schleichen über die Newa,
Der Wind fegt im Maien rund
Die Säulen, die am Wasserrand stehen,
Du bist wie ein Sünder, sehend vor dem Tod
Einen süßesten Traum vom Paradies!...



Ich fragte den Kuckuck

Ich fragte den Kuckuck:
Wie viele Jahre werde ich leben?...
Die Spitzen der Tannen zitterten,
Ein gelber Strahl leuchtete auf dem Rasen.
Doch kein Ton in dem kühlen Hain...
Jetzt bin ich nach Hause gekommen,
Und eine erfrischende Brise
Küsst meine brennende Stirn.


Irdischer Ruhm ist Rauch

Irdischer Ruhm ist Rauch,
Er ist nicht das, was ich erbat.
Ich bringe Glück
Allen meinen Liebhabern.
Einer von ihnen ist lebendig
In der Liebe mit seinem Liebling.
Der andere wurde zu Bronze
Auf dem verschneiten Platz.


Ich höre die immer traurige Stimme des Pirols

Ich habe gehört des Pirols immer traurige Stimme
Und begrüße den Verlust des Sommers.
Durch das Getreide, dicht gepackt Ähre an Ähre,
Die Sicheln wie Schlangen zischen.

Und die kurzen Röcke der schlanken Schnitterinnen
Fliegen wie festliche Fahnen im Wind,
Nun, der Klang der Glocken war fröhlich
Und ein langer Blick aus staubigen Wimpern.

Es sind nicht Liebkosungen, die ich möchte, 
Noch Schmeichelei
In der Vorahnung drückender Dunkelheit,
Aber mit mir komm, den Blick auf das Paradies,
Wo wir unschuldig und gesegnet waren.



Ist dies Jahrhundert schlechter als das vorherige?

Ist dies Jahrhundert wirklich schlechter als frühere?
Vielleicht, von Angst und Trauer betäubt,
Es berührt eine schwarze Wunde,
Die konnte nicht heilen.

Im Westen die irdische Sonne scheint noch
Und Dächer glänzen in ihrem Licht,
Aber hier sind die weißen Türen mit Kreuzen bezeichnet,
Beschwört die Krähen und die Raben im Flug.



Du solltest weniger oft in meinen Träumen erscheinen

Du solltest weniger oft in meinen Träumen erscheinen,
Da treffen wir uns so oft;
Doch nur im Nachtschutzgebiet
Bist du traurig, beunruhigt und zart,
Und süßer als der Seraphim Lobpreis
Sind deine Lippen voll lieber Schmeichelei...
Ach, in Träumen verwechselst du nicht meinen Namen,
Oder seufzt sanft, wie du es hier tust.



Niemand hat gesungen bei diesem Treffen

Niemand hat gesungen bei diesem Treffen,
Traurigkeit verblasst nie mit einem Lied.
Ein kühler Sommer war es,
Wie ein neues Leben begonnen.

Der Himmel scheint ein Gewölbe aus Stein,
Von gelbem Feuer verletzt,
Und mehr als mein täglich Brot
Ich brauche ein paar Worte von ihm.

Tau-nasses Gras
Füllt meine Seele mit Nachrichten -
Nicht für Leidenschaft oder zum Vergnügen,
Aber für die tiefe Liebe dieser Erde.


Jetzt wird niemand meine Lieder hören

Jetzt wird niemand meine Lieder hören.
Die prophezeiten Tage sind gekommen, um sie weiterzugeben.
Letztes Gedicht von mir, die Erde hat ihren Zauber verloren.
Du brichst mir das Herz nicht,
Noch lässt du es erklingen.

Vor nicht langer Zeit, frei wie eine Schwalbe,
Du erreichtest deinen Morgen-Flug.
Jetzt bist du ein hungernder Bettler geworden,
Gehst nicht anklopfen an der Tür des Fremden.



Eine Schnur von kleinen Perlen an meinem Hals

Eine Schnur von kleinen Perlen am Hals,
In einem weiten Muff verstecke ich meine Hände,
Die Augen starren ausdruckslos,
Eine Träne vergießen sie nie.

Und das Gesicht wird blass
Vor der Lavendel-Seide,
Mein gerader Pony
Fast erreicht meine Augenbrauen.

Und wie unähnlich einem Flug
Ist mein Schritt,
Als ob ein Floß unter meinen Füßen schwanke,
Nicht diese Parkett-Steine.

Und die blassen Lippen sind leicht geöffnet,
Die Atmung arbeitet und ist ungleichmäßig,
Und über meinem Herzen zittern
Die Blüten einer nicht existierenden Sitzung.



Nun leb wohl, mein Haupt

Nun leb wohl, mein Haupt,
Leb wohl, mein Frühling.
Kareliens Erde,
Schon sehnt sie sich nach mir.

Felder und Gärten,
Ruhig und grün,
Die Gewässer dort immer noch tief,
Die Himmel blass.

Des Sumpfes Wasser-Nymphe,
Herrin dieser Räume,
Ihre Blicke traurig seufzen
Am Kreuz des Glockenturms.

Und der Pirol, mein Freund
Aus unschuldigen Tagen,
Floh gen Norden gestern,
Und es weint unter den Zweigen.

Es ist beschämend zu bleiben
Bis zum Mai in der Stadt,
Kniend in den Theatern,
Auf den Inseln sich zu langweilen.

Obwohl der Pirol nicht wissen kann,
Die Nymphe kann es nicht verstehen,
Wie süß es für mich ist,
Ihn zu küssen!

Und doch, an diesem Abend,
Im ruhigen Rückgang des Tages,
Ich werde ihn verlassen. Gottes Land,
Nimm mich auf!



Sankt Petersburg 1919

In dieser wilden Hauptstadt gefangen,
Wir haben immer vergessen
Die Vorstädte, die Seen, die Steppen,
Die dämmernden, unseres großen Vaterlandes.
In der Zeit der blutigen Tage und Nächte
Eine bittere Mattigkeit umgab uns...
Niemand, der uns zu Hilfe kommen will,
Weil wir entscheiden, hier zu bleiben,
Denn in der Liebe zu unserer Stadt,
Mehr als zu den Flügeln der Freiheit,
Wir erhalten uns selbst,
Seine Paläste, Flammen und Wasser.

Jetzt naht eine andere Zeit,
Der Wind des Todes kühlt das Herz,
Und Peters heilige Stadt
Wird unser nicht besuchtes Denkmal sein.



Alles ist geplündert, verraten und verkauft

Alles ist geplündert, verraten und verkauft,
Oben schwarz des Todes Flügel.
Alles hungert, hat sich unsatt gegessen,
Also warum als ein Licht leuchten wir?

Am Tag ein geheimnisvolles Gehölz, in der Nähe der Stadt,
Atmet aus Kirschen, ein Kirsch-Parfüm.
Durch die Nacht, am Juli-Himmel, tief und transparent,
Neue Konstellationen gehen.

Und etwas Wunderbares wird kommen
In der Nähe der Dunkelheit und des Verderbens,
Etwas, das niemandem, niemandem bekannt ist,
Obwohl wir uns danach gesehnt haben,
Seit wir Kinder waren.



Bezhetsk

Weiße Kirchen dort und hell knisterndes Eis,
Kornblumenblaue Augen meines Sohnes blühen.
Oberhalb der Altstadt gibt es Nächte, brillant, russisch:
Gelber als Lindenblütenhonig die Mondscheibe.
Trockene Schneestürme wehen aus den Ebenen
Jenseits des Flusses,
Und, wie Engel, Menschen sind froh
An Gottes heiligem Tag.
Du hast das beste Zimmer, die Lampen gelöscht,
Auf dem Eichentisch das gute Buch.
Dort kleinlich ist mir jetzt zumute.
Ich verbeugte mich tief, öffnete dein Turmzimmer,
Aber ich schlug die Tür voll Angst wieder zu:
Während die Stadt läutete
Die fröhlichen Weihnachtsglocken.



Du verspotte das Herz nicht mit irdischen Freuden

Du verspotte das Herz nicht mit irdischen Freuden,
Deine Frau und du, geht nicht nach Hause,
Nehmt das Brot aus dem Mund eures Kindes,
So kannst du es einem Fremden geben.

Sei der bescheidensten Diener des Mannes,
Der war dein bittersten Feind,
Rufe die Waldtiere zu Verwandten,
Und bitte Gott um nichts.


Ich bin nicht eine von denen, die ihr Land verlassen

Ich bin nicht eine von denen, die ihr Land verlassen
Für die Gnade des Feindes.
Ich war taub ihrer brutalen Schmeichelei.
Ich werde ihnen nicht gewähren meine Lieder.

Aber für mich ist das Exil immer elend,
Wie ein Sträfling oder ein Patient.
Wanderer, deine Straße ist dunkel,
Und das Brot der Fremde schmeckt bitter.

Aber in dem blendenden Rauch die Flammen,
Die Zerstörung der Überreste der Jugend,
Wir haben es abgelehnt, zu umgehen
Einen einzigen Schlag gegen uns.

Und wir wissen, dass in der endgültigen Abrechnung
Jede Stunde wird gerechtfertigt stehen...
Kein Mensch auf der Erde vergoss mehr Tränen,
War einfacher oder mehr mit Stolz erfüllt.



Dunkler Traum

Du bist immer neu und geheimnisvoll,
Ich bin dir jeden Tag gehorsam.
Aber deine Liebe, mein Schwermütiger,
Ist eine Version von Stahl und Flammen.

Es ist mir verboten zu singen oder zu lächeln,
Vor langer Zeit verboten worden zu beten.
Aber nichts kommt jetzt zu mir
Außer, mich nicht von dir zu trennen!

Also, von Himmel und Erde verbannt,
Ich singe nicht mehr, bin nicht mehr am Leben,
Als ob du meine irre Seele ausgeschlossen
Aus Hölle und Paradies.



Eis, knirschend, schwimmt langsam

Eis, knirschend, schwimmt langsam,
Der Himmel ist hoffnungslos blass,
Oh, warum hast du mich bestraft?
Welcher Verbrechen bin ich schuldig?

Wenn du es wünschst, dann ermorde mich,
Aber sei nicht so streng mit mir.
Mit mir willst du keine Kinder haben,
Und du magst nicht meine Poesie.

Wie willst du es haben? Lass es sein!
Getreu meinem Gelübde geb ich mein Leben
Dir. Aber meine Traurigkeit
Ich werde bis zum Grab mit mir nehmen.



Warum wanderst du so unruhig?

Warum wanderst du so unruhig?
Warum starrst du?
Bist du nicht in der Lage zu atmen?
Sicherlich wirst du verstehen, unsere beiden
Seelen sind zu einer verschweißt.

Du, wirst du von mir getröstet werden,
In gewisser Weise konnte niemand so träumen,
Und wenn wilde Worte gesprochen werden,
Du bist es, der es am meisten spüren wird.



Sich gründlich krank fühlend

Sich gründlich krank fühlend, im Delirium schwitzend,
Um alles wieder zu erfüllen,
Um die breiten Wege eines Gartens zu durchstreifen,
Gefüllt mit dem Wind und der Sonne.

Heute, auch die Toten, die im Exil sind,
Lade ich zu mir nach Hause ein.
Sie führen ein Kind an der Hand,
Ich habe ihn so sehr ersehnt!

Ich werde blaue Trauben mit meinen Liebsten essen,
Ich werde den kalten Wein trinken
Und beobachten, wie die Wassertropfen
In feuchte Tiefe tropfen.



Lots Frau

Der Mann folgte nur dem Boten Gottes,
Groß und hell auf den schwarzen Hügel,
Aber die Sorge sprach ins Ohr der Frau:
Es ist Zeit, schau zurück,

Zu Sodoms roten Türmen, wo du geboren,
Zum Platz, wo man sang, wende dich um,
Sieh die hohen Fenster des dunklen Hauses,
Wo das Leben deiner Kinder stattfand.

Sie sah, und wurde von Schmerz gebannt,
Unsicher, ob sie noch sehen konnte,
Ihr Körper hatte sich umgedreht, ward Salz,
Ihre schnelle Füße verwurzelt wie ein Baum.

Ein Verlust, der aber immer noch trauert
Um den Atem einer Frau.
Oder klagt eine Frau?
Obwohl mein Herz nie vergessen kann,
Wie sie für einen Blick ihr Leben gab.



Es ist gut hier, das Rascheln und Knistern

Es ist gut hier, das Rascheln und Knistern;
Ein harter Frost jeden Tag,
Auf den Strauch mit weißem Feuer gebeugt,
Eisig, blendende Rosen.
Und auf dem herrlichen Schnee
Spuren von Skiern, wie Erinnerungen,
Wie in einem weit entfernten Jahrhundert,
Du und ich waren hier zusammen.



Ah, sie dachte, ich bin auch von der Art

Ah, sie dachte, ich bin auch von der Art,
Zu weinen: Wie konntest du mich vergessen?
Und zu beten und zu schluchzen, ich werfe mich
Unter die Hufe der Pferde.

Oder, dass ich die Zauberin befrage
Mit irgendeiner verzauberten Wurzel im Wasser,
Und schicke ein fatales Geschenk,
Mein heimlich duftendes Taschentuch...

Ich würde eher verdammt werden.
Nicht ein Blick oder Seufzer
Wird deine verfluchte Seele erreichen,
Aber ich schwöre, beim Engelsgarten,
Ich schwöre bei der wundertätigen Ikone,
Und bei unseren Nächte feuriger Leidenschaft:
Ich werde nie zu dir zurückkommen.



Lass die Orgel läuten noch einmal

Lass die Orgel noch einmal läuten,
Wie eine erste Spur von Gewitter;
Hinter deiner Braut Schulter
Meine halb geschlossenen Augen staunen.

Leb wohl, auf Wiedersehen, sei glücklich, mein Freund,
Ich entbinde dich deiner süßen Gelübde,
Aber lass nicht deine leidenschaftliche Eine!
Siehe meine unnachahmlichen Schwärmereien -

Das wäre, ein brennendes Gift zu injizieren
In deine gesegnete, fröhliche Vereinigung...
Und ich gehe in einen wunderbaren Garten,
Wo das Gras raschelt, dort deklamiert die Muse.



Ein gusseiserner Zaun

Ein gusseiserner Zaun,
Ein Bett aus Kiefernholz,
Wie süß, dass ich nicht mehr
Brauche eifersüchtig zu sein.

Ein Bett ist für mich gemacht
Mit Schluchzen und Gebet;
Nun geh überall auf der Erde,
Wohin du willst, Gott segne dich!

Jetzt werden deine Ohren nicht brennen
Von rasender Rede,
Jetzt wird die Kerze nicht flackern
Bis zum Morgengrauen.

Wir haben den Frieden erreicht,
Und makellose Tage...
Du weinst, aber ich bin es nicht wert
Eine einzelne deiner Tränen.



Die Brücke der Protokolle ist schwarz

Die Brücke der Protokolle ist schwarz,
Die Kletten stehen schulterhoch,
Und ein dichter Wald von Nesseln singt
Davon, wie die helle Sichel hier nie ernten wird.
Am Abend über dem See gibt es ein Seufzen,
Und grobes Moos kriecht an den Wänden entlang.



Da sah ich so aus

Dort sah ich so aus,
Meine einundzwanzig Jahre,
Süßigkeit im Mund,
Dunklen, schwülen Honig.

Von den Zweigen riss ich
Mein weißes Seidenkleid,
In der gebeugten Kiefer
Die Nachtigall nie ausgeruht.

Auf den Schrei der Konvention
Sie fliegt von ihrem Zweig,
Wie ein Waldgeist,
Wie eine zarte Schwester.

Schnell hinauf auf den Hügel,
Schwimmen über den Fluss,
Ja, und später,
Sag nicht: Lass mich!



Ja, ich liebte diese nächtlichen Versammlungen

Ja, ich liebte diese nächtlichen Versammlungen,
Die vereiste Brille auf dem kleinen Tisch,
Ein feiner Dampf vom schwarzen duftenden Kaffee,
Das rote Feuer brüllte, des Winters Wärme,
Das Lachen bei ätzenden literarischen Witzen,
Und eines Fremden Blick, hilflos und schrecklich.



Inschrift in ein Buch

Von einem Nachwelt-Schatten
In dieser Stunde, in der Welten zusammenbrechen,
Nimm dieses Geschenk der Feder
Als Gegenleistung für die besten Geschenke,
Also dass man über die Jahreszeiten
Die eine dauerhafte und wahre
Hohe Freiheit der Seele bewahrt,
Sie nennen es Freundschaft.
Könnte ich so sanft lächeln
Wie vor dreißig Jahren...
Und die Gitter um den Sommer-Garten
Und das verschneite Leningrad
Könnte steigen, wie in diesem Text,
Aus dem Nebel des magischen Spiegels,
Und über der nachdenklichen Lethe
Das Blatt könnte wieder singen.



Die Muse

Wenn ich warte, in der Nacht, sie kommt,
Leben, so scheint es, hängt an einem seidenen Faden.
Welche Ehre, Jugend, Freiheit,
Neben dem lieben Gast, die Flöte in der Hand!

Und jetzt ist sie bereit, wirft beiseite
Ihren Schleier, blickt mir tief in die Augen.
Ich frage sie: Warst du das, Dantes Führerin,
Diktierend die Hölle? Sie antwortet: Ich.


                            
REQUIEM

Nein, nicht unter einem fremden Himmel,
Nein, nicht von ausländischem Flügel gewiegt,
Denn mit meinem Volk war ich,
Mit meinem Volke trauernd.

1961

Statt einer Einleitung

In den schrecklichen Jahren des Terrors Jeschows verbrachte ich 17 Monate im Gefängnis in Warteschlangen in Leningrad. Eines Tages identifizierte mich jemand. Dann erwachte eine Frau, hinter mir, blau vor Kälte, die natürlich noch nie meinen Namen gehört hatte, aus dieser Trance auf, charakteristisch für uns alle, und flüsterte in mein Ohr (dort sprachen alle im Flüsterton): Ah, und können Sie dies beschreiben? - Und ich sagte: Ich kann. - Da war so etwas wie ein Lächeln auf dem, was einmal ihr Gesicht gewesen.

1. April 1957


Hingabe

Vor diesen Leid-Bergen ein Bogen,
Der überwiegende Fluss aufhört zu fließen,
Die immer starken Gefängnis-Schrauben
Halten die Sträflings-Truppen jetzt,
Zur Todes-Sehnsucht aufgegeben.
Für jemanden, dem die Sonne leuchtet rot,
Für jemanden, dem der Wind weht frisch -
Aber wir wissen nichts davon, stattdessen
Wir nur Soldatenschritte hören,
Schlüssel schaben gegen unser Fleisch.
Uns erhebend, als ob es zur Frühmesse ginge,
Durch die Stadt der Tiere rasten wir,
Dort traf uns, atemlos wie die Toten,
So niedrig, die neblige Neva. Weit davor
Hoffen wir immer noch zu singen,
Als wir vorüber gingen.
Der Satz ward gegeben... Tränen fließen,
Sie dachten, sie alle wussten, das heißt Trennung,
In Schmerzen, Blut aus dem Herzen getrieben,
Als ob sie auf die Erde geworfen wären,
Doch geht es... es wankt... es ist in Bewegung...
Wo ist jetzt mein Glück? Traf ich Freunde
Der beiden Jahre des satanischen Flugs?
Welcher sibirischen Stürme
Haben sie zu widerstehen,
Und in welchem bereiften Mond gibt es das?
Für sie ist dies.
Ich sende ihnen meinen Abschied weinend.

März 1940


Prolog

Die Zeiten, als nur die Toten
Lächelten, froh, im Frieden zu sein,
Und Leningrad, nicht mehr benötigt, schwankte,
Werfend weithin ihre Zuchthäuser.
Wenn Legionen der Verdammten,
Von Qual verrückt, herüber schritten,
Informierend die Lieder des Abschieds,
Abschieds-Explosion der Lokomotiven,
Tote Sterne hingen über uns,
Und das makellose Russland krümmte sich
Unter Stiefeln mit Blut befleckt,
Und der Kranz der Schwarzen Madonna.


1

Sie nahmen dich weg in der Morgendämmerung,
Wie in einem Zug, so folgte ich,
In dem dunklen Raum weinten Kinder,
Unter Symbolen flackerte die Kerze.
Auf den Lippen die Kälte eines Kreuzes,
Auf der Stirn ein tödliches Leichentuch.
Ich werde sein eine Frau, erschossen zu werden,
Auf der Kreml-Mauer ausgestellt.

Im Jahr 1935


2

Ruhig fließt der stille Don,
Gelbes Mondlicht füllt die Heimat,

Füllt sie und fällt schief,
Gelber Mond-Geist in seinem Blick.

Eine Frau, da ist sie, stöhnend,
Eine Frau gibt es, sie liegt allein,

Der Sohn in Ketten, der Ehemann stumm,
Betet für sie, o betet!


3

Nein, ist bin es nicht, jemand anderes leidet.
Ich hätte es sonst nicht getragen,
Das ist alles, was geschieht,
Lass sie gewähren, eine dunkle Hülle,
Und lass sie dir wegnehmen das Glitzern...
Nacht.


4

Du solltest dich, kleiner Schatz, gezeigt haben,
Kleiner Liebling, Freund von allem,
Sylvanischer Prinz, glücklicher Charmeur,
Welche Situation wäre dein -
Da mit dreihundert in der Reihe
Du würdest stehen unter dem Kreuz.
Und lass deiner Tränen heißes Salz
Brennen durch das Eis des Neujahrs.
Siehe die Gefängnis-Pappeln wiegen sich,
Ohne einen Ton. Oh was für ein Publikum!
Unschuldige Leben enden heute...


 5

Siebzehn Monate habe ich gefleht,
Dass du nach Hause kommst.
Warf mich zu den Füßen des Henkers,
Mein Terror, oh mein Sohn.
Und ich kann nicht verstehen,
Jetzt ist alles ewige Verwirrung,
Wer ist Tier, und wer der Mensch,
Wie lange bis zur Vollendung?
Und nur Blumen von Staub,
Klingeln von Weihrauchfässern,
Verfolgung nur,
Laufend irgendwo, nirgendwo, weit.
Und tief in die Augen blickte mir,
Schnell, tödlich, bedrohlich,
Ein enormer Stern.


6

Leicht fliehen die Wochen,
Was passiert, kann ich nicht verstehen.
So wie mein liebes Kind im Gefängnis,
Weiße Nächte sahen dich an,
So, jetzt wieder blicken sie,
Falkenäugig, leidenschaftliche Augen,
Und dein Kreuz in der Höhe,
Vom Tod heute sprechen sie.
                                      
Im Jahr 1939


7
Die Verurteilung

Es ist gefallen, das Wort aus Stein,
Auf meiner Brust lebend, jetzt.
Egal, ich war vorbereitet, wissen Sie,
Ich werde durchkommen, irgendwie.

Ich habe Dinge heute zu tun:
Ich muss Speicher zertreten,
Ich muss mein Herz zu Stein machen,
Ich muss versuchen zu leben wieder.

Und dann... Heißer Sommer flüstert,
Als ob am Schwarzes Meer ein Urlaub.
Lange, lange ist es her, da sah ich
Das leere Haus, diesen glänzenden Tag.
        
Sommer 1939


8
An den Tod

Warum nicht heute –
Sie werden unabhängig davon kommen?
Ich warte auf Sie –
Das Leben ist sehr hart.
Ich habe die Lichter getötet,
Es war der Weg frei
Für Sie, so einfach, wie ein Wunder.
Nehmen Sie auf jede Form, die Sie möchten,
Wie eine vergiftete Schale gebrochen,
Schleichend wie ein glatter Bandit,
Oder ein Typhuskeim aus der Hölle,
Oder ein Märchen, dass Sie erfunden haben,
Immer ekelhaft vertraut -
Da sehe ich Polizisten-Köpfe,
Und einen todweiß vor Angst.
Es geht jetzt. Der Jenissei wirbelt,
Während der Pol-Stern in Brand steht.
Und in dem letzten Terror schließen Sie
Selig die Augen, blau und hell.

19. August 1939
Das Haus an der Fontanka,
Leningrad.


9

Schon der Wahnsinn schwebt,
Verdeckt die Hälfte meines Geistes,
Seine Brände: ich trinke seinen Wein,
Bringe dich in die Dunkelheit blind.

Ich merke, ich muss mich ergeben,
Der Sieg, jetzt,
Muss hören, zu sprechen,
Seltsames Fieber auf meiner Stirn.

Und ich muss nichts nehmen,
Bei mir ist mein Eigenes
(Wie ich bettelte,
Wie ich verleugnete):

Nicht die ängstlichen Augen meines Sohnes -
Leiden, zu Stein geworden,
Nicht der Tag, Stürme steigen,
Auch der Gefängnis-Tagungsraum,

Auch der Selige kühlend seine Hände,
Der Linden schattige Unruhe,
Auch die schlanken entfernten Geräusche
Von seinem letzten Trost.

4. Mai 1940
Das Haus an der Fontanka. 


10
Kreuzigung.

"Mutter, weine nicht um mich,
Der ich bin im Grab."

I

Engels-Chöre,
In der mächtigen Stunde der Herrlichkeit,
Und der Himmel feurig tief verwirrt.
Zum Vater: "Warum hast du mich verlassen!"
Aber zu der Mutter: "O, weine nicht..."

II

Magdalena schlug ihre Brust und weinte,
Der geliebte Jünger ward zu Stein,
Aber dort wagte es niemand, niemand sah dahin,
Wo die Mutter stand! Noch stand! und allein!

1940-1943