Von Josef Maria Mayer
DER GÖTTLICHE PHALLUS
Der erhabne Vishnu sprach:
Es war ein all-eines Meer,
Es war ein all-eines Meer,
Furchtbar wars und unzerteilt,
War gebildet nur aus Dunkel.
Mitten in dem Meer lag ich,
Ich, das ewigliche Wesen,
Mit den Waffen in den Händen,
Tausend Köpfen, tausend Augen,
Tausend Füßen, tausend Armen.
In der Ferne sah ich mächtig
Strahlend wie Millionen Sonnen
Gott, den „Herrn“ die Veden nennen,
Brahma, großen Wissens voll,
Mit den vier Gesichtern Brahma,
Erstursache dieser Welt.
Und im Nu war er bei mir.
Und der Höchste sagte lächelnd:
Wer bist du? Woher bist du?
Warum weilst du hier? Das sag mir,
Mir dem Schöpfer, mir dem Vater!
Als er so zu mir gesprochen,
Sagte ich: Ich bin der Schöpfer,
Der Vernichter dieser Welt,
Immer wieder ihr Vernichter.
Und so wurden wir Rivalen,
Weil die Maya uns betörte.
Zur Erkenntnis uns zu wecken,
Kam der göttergleiche Phallus!
Gottheit ist des Phallus Wesen!
Er sah aus wie heißes Feuer
Bei dem Untergang der Welt,
Und er war gekränzt von Flammen.
Ward nicht kleiner, ward nicht größer,
Ohne Anfang, Mitte, Ende.
Da sprach Brahma so zu mir,
Brahma sprach zum Sohne Vishnu:
Steig den Phallus du nach oben,
Ich den Phallus steig nach unten.
Doch kein Ende war zu finden,
Und so trafen wir uns wieder.
Staunen überfiel uns mächtig,
Wir erschraken vor dem Phallus.
Ganz verblendet von der Maya,
Haben wir uns fromm gesammelt,
Und wir schauten auf den Herrn
Und wir sangen lange Om,
Falteten die Hände betend,
Beteten zum Friedefürsten:
Lob und Preis dem Friedefürsten,
Dir, dem Heiland aller Welt,
Der des Lebens Leiden stillt,
Wurzel ohne Anfang du!
Gott dem Friedefürsten, Brahman,
Dessen Körper ist der Phallus!
Lob und Preis dir, der im Meere
Auflöst alles Universum!
Gott in seinem Flammenkranz,
In Gestalt der Feuersäule!
Lobpreis ihm, der ohne Anfang,
Ohne Mitte ist und Ende!
Fleckenloser Glanz der Gottheit,
Wesen vor der Welten Anfang,
Dessen Körper ist der Weltraum,
Lob und Preis dem Wandellosen,
Lob dem Wahren voller Kraft,
Dessen Körper ist die Zeit,
Gott, dem Friedefürsten, Brahman,
Dessen Körper ist der Phallus!
Als wir so den Herrn gepriesen,
Offenbarte er sich uns,
Strahlte wie Millionen Sonnen,
Als verschlänge er die Himmel!
Tausend Hände, tausend Füße,
Mond und Sonne seine Augen,
Antilopenfell sein Kleid,
Eine Schlange war sein Gürtel,
Pfeil und Bogen in den Händen,
In den Händen einen Dreizack,
Seine Stimme Wolkentrommeln,
Sprach er: Ich bin voller Freude,
Gottheit Brahma, Gottheit Vishnu,
Schaut mich an, den Gott und Herrn,
Lasset fahren alle Angst!
Denn ich habe euch gezeugt,
Euch gezeugt aus meinen Gliedern,
Brahma aus der rechten Seite,
Vishnu aus der linken Seite,
Aus dem Herzen aber Shiva!
Shiva wird die Welt vernichten,
Wird die Welt zusammenraffen.
Meine Freude seid ihr drei,
Götter drei aus Einem Herrn!
Also sprach der große Gott.
Shiva nun umarmte Vishnu,
Shiva nun umarmte Brahma,
Und wir beteten zum Herrn:
Schenke uns die Gnade, Herr,
Dass wir dir ergeben sind!
Der erhabne Herrscher lachte
Und so sagte er zu Vishnu:
Herr der Erde, Gott und Kind!
Du Erschaffer aller Welten,
Du Erhalter aller Welten,
Du Vernichter aller Welten!
Schütze alles, was da lebt!
Dreimal bin ich aufgespalten
In die Kraft der Welterschaffung,
Welterhaltung, Weltvernichtung!
Denn ich bin der Name Brahma,
Denn ich bin der Name Vishnu,
Denn ich bin der Name Shiva,
Eine ungeteilte Gottheit!
Ich bin Gottheit ohne Schminke!
Lasse fahren deinen Wahn!
Lasse fahren deinen Wahn!
Unterwirf dich Vater Brahma
Als der Sohn des Vaters, Vishnu!
Shiva, aus dem Mund geboren,
Shiva wird der Dritte sein!
Also sprach der Gott und Herr
Und erwies uns seine Gnade,
Und verschwand im Unsichtbaren.
Und seit jenem Augenblick
Beten wir zum Gottesphallus,
Denn der Phallus ist die Gottheit!
Höchster Leib des unerschaffnen
Brahman ist der Gottesphallus,
Göttlich-großes Wunderwesen,
Davon wissen nichts die Weisen,
Das erkennen nicht Dämonen.
Das ist göttliche Erkenntnis,
Gottes Phallus zu erkennen
Mit dem Auge der Erkenntnis!
Mit dem Auge der Erkenntnis
Nur erkennt der Eingeweihte
Unwahrnehmbar Allerfeinstes,
Gottes Gottheit unausdenkbar!
DIE GÖTTIN MAYA
Einst in seinem Königreich
Herrschte voller Macht ein König,
Schützend seine Untertanen
So als wärens seine Kinder.
Da erhoben sich Rebellen
Und begannen einen Krieg
Und der König ward besiegt,
Und der König ward vertrieben.
Und er ritt auf seinem Pferd,
Kam in eine stille Wildnis,
Dort in einer Einsiedlei
Fand er einen weisen Mann.
Von dem Heiligen geehrt,
Blieb der König eine Zeit.
Aber all sein Denken kreiste
Immer noch um Ich und Mein.
Mein war einst das Königreich,
Jetzt hab ich das Reich verloren.
Werden Revolutionäre
Gut das Königreich regieren?
Und mein edler Elefant,
Trunken stets vom Rausch der Brunst,
Ist in der Gewalt der Feinde,
Welche Freuden wird er haben?
Die mir einst in Treue folgten,
Folgen nun den neuen Herren.
Und mein Schatz, den ich gesammelt,
Den vergeuden die Rebellen.
Also dachte stets der König.
Eines Tages aber sah er
Bei dem Weisen einen Bürger,
Schlicht vom bürgerlichen Stand.
Und der König sprach zum Bürger:
Wie bist du hierher gekommen?
Was schaust du so traurig drein?
Und der Bürger sprach zum König:
Bürger bin ich, heiße Sammlung,
Stamme ab von reichen Eltern.
Meine Frau und meine Söhne
Haben mich vom Haus vertrieben!
Bar des Reichtums meines Vaters,
Ohne Frau und ohne Söhne,
So kam ich in diese Wildnis,
Von den Liebsten ganz verlassen!
Geht es gut auch meinen Söhnen?
Geht es gut auch meiner Frau?
Und wie geht es meinem Bruder?
Und wie geht es meinen Freunden?
Und wie geht es meinen Freunden?
Herrscht jetzt Wohlstand in dem Haus
Oder leiden meine Söhne?
Sind die Söhne gut geworden,
Ehren sie den großen Gott?
Sprach der König: Jetzt noch denkst du
Voller Liebe an die Deinen,
Die nach deinem Geld begierig,
Dich aus deinem Haus vertrieben?
Sprach der Bürger: Ja, so ist es.
Was soll ich dagegen tun?
Allzu zärtlich ist mein Herz,
Ich kann nicht mein Herz verhärten.
Gierig nach dem schnöden Geld,
Brachen sie Familienbande,
Aber dennoch denk ich ihrer
Mit dem Herzen voller Liebe.
Ihnen gelten meine Seufzer,
Ihretwegen bin ich traurig.
Warum ist das so, mein Weiser?
Warum ist mein Herz so zärtlich?
Und der König und der Bürger
Gingen zu dem weisen Mann
Und der König sprach zu ihm:
Stets denk ich an Ich und Mein,
Woran liegt das, weiser Mann?
Und der Bürger denkt in Liebe
An die Frau und an die Söhne,
Die ihn aus dem Haus vertrieben.
Beide sind wir voller Unglück!
Mein-Gefühle plagen uns,
Und wir hängen an den Dingen,
Deren Fehler wir doch sehen.
Woher kommt es nur, dass trotz
Der Erkenntnis uns Betörung
Lächerlich umfängt, der Wahn,
Dass wir blind sind für die Einsicht?
Sprach der Heilige und Weise:
Die Erkenntnis haben alle,
Würmer, Vögel, Vieh und Menschen,
Manchmal sind die Hunde treuer
Als die Söhne deiner Mutter.
Schau dir an das Vogelweibchen,
Wie sie ihre Küken füttert,
Ob sie selbst auch Hunger leidet.
Aber alle sind betört!
Mein-Gefühle, Ich-Gefühle,
Mein-Gefühle, Ich-Gefühle,
Das betört die Kreaturen
Durch die Macht der Göttin Maya!
Schlafestrunken ist der Herr,
Sie ist seine Trunkenheit!
Sie, die große Göttin Maya,
Sie betört die Wesen alle!
Die erhabne Göttin Maya
Mit Gewalt reißt auch den Weisen
In den Wirbel der Betörung
Und den Strudel der Verblendung!
Sie entfaltet alle Welten,
Sie erhört voll Huld die Wünsche,
Menschen hilft sie zur Erlösung,
Sie, die große Göttin Maya,
Sie ist voll des tiefen Wissens,
Sie verursacht die Betörung
Und die Bindung an die Welt
Und die Bindung an das Leben.
Sie allein, die Göttin Maya,
Ist die absolute Herrin,
Herrscherin des höchsten Herrn,
Der der Herr der Welten ist!
Sprach der König: Heiliger,
Wer ist diese Göttin Maya?
Wie ist sie geschaffen worden,
Nenn den Ursprung dieser Göttin!
Sprach der Weise: Ewig ist sie,
Ursprungsloser Ursprung ist sie,
Die das Universum schuf,
Ist die unerschaffne Weisheit!
Denn am Ende einer Weltzeit,
War die ganze Welt ein Meer.
Vishnu schlief auf seiner Schlange,
Lag in Schlafes Trunkenheit.
Da entstanden aus dem Schmutz
Seiner Fingernägel ist
Ein gemeiner Antigott,
Dieser wollte Brahma töten!
Brahma sammelte sein Herz
Und er pries die Trunkenheit
Vishnus, der im Schlafe lag,
Doch er wollte ihn erwecken!
Darum rief er an die Herrin,
Die Erschafferin des Kosmos,
Die die Welt im Sein erhält
Und das All zusammenrafft.
Brahma sprach: Du bist das Wort,
Bist die Weisheit und die Kraft!
Gottes Schall, das ist dein Name,
Dich beschwört man mit dem Om,
Alles ist von dir geschaffen,
Alles wird von dir erhalten,
Alles wird von dir vernichtet
Und aufs Neue dann erschaffen!
Große Weisheit! Große Maya!
Große Einsicht! Großes Wissen!
Allerhöchste Herrin Göttin,
Töte du den Antigott!
Du, der ursprungslose Ursprung,
Erstursache dieses Weltalls,
Du entfaltest dich in Dreiheit,
Bist die dunkle Nacht des Todes,
Bist die Wonne! Bist die Scham!
Bist die göttliche Vernunft!
Bist die göttliche Vernunft!
Die Erkenntnis ist dein Zeichen,
Heiterkeit ist dein Gemüt,
Seelenruhe und Geduld!
Nimm zu Händen deine Waffen!
Lieblich bist du, reich an Reizen!
Lieblich bist du, reich an Reizen!
Schöner du als alle Schönen!
Reizender als aller Liebreiz!
Allerhöchste über Hohem,
Allerhöchste Herrscherin!
Was nur irgend ist im Dasein,
Wesen aller Wesen du,
Wer ist mächtig, dich zu preisen?
Hör, der Götter Dreiheit preist dich!
Hab ich dich gepriesen, Göttin,
Dich gepriesen mit der Weisheit,
Die du selber mir gegeben,
Hör mein bittendes Gebet:
Du erwecke Gott den Herrn
Von der Trunkenheit des Schlafes,
Dass er seine Waffe nimmt
Und den Antigott vernichtet!
Diesen Lobgesang des Brahma
Hörte Maya, sie erweckte
Von der Trunkenheit des Schlafes
Gott, den Herrn des Universums.
Da stand auf der Herr der Welt
Von der Trunkenheit des Schlafes,
Krieg zu führen mit dem Dämon,
Er erschlug den Antigott!
So gesiegt hat Göttin Maya,
Die den Herrn vom Tod erweckte!
Alle Götter preisen Maya,
Allgebenedeite Göttin!
SAVITRI
König von dem Volk der Madra
War der König Ashvapati,
Doch er hatte keinen Sohn
Und darunter litt er sehr.
So zur Göttin Savitri
Betete der König viel,
Sie erhört die Wünsche alle,
Göttin ist sie voll der Gnade.
In der Nacht beim runden Mond
Ließ die Göttin selbst sich schauen
Von dem König Ashvapati,
Sie in ihrer schönen Weisheit!
König, du bist mir ergeben,
So schenk ich dir eine Tochter,
Eine strahlend-schöne Tochter
Du erhältst an Sohnes statt.
Sprachs, die Göttin, zu dem König,
Der sich tief vor ihr verneigte,
Und sie wandelte von dannen
In den unsichtbaren Äther.
Malati hieß die Gemahlin
Jenes Königs, gattentreu,
Sie gebar ihm eine Tochter,
Die er nannte Savitri.
Als sie war herangewachsen,
Gab der König ihr zum Gatten
Satyavant. Jedoch ein Seher
Ihm verkündete den Tod.
Ist ein Jahr vorbeigegangen,
Dann wird sterben Satyavant.
Dennoch wollte Savitri
Diesen Schwarzgelockten freien.
Savitri war in dem Hause
Ihres Mannes diesem treu,
Ehrte auch den Schwiegervater
Und die treue Schwiegermutter.
Doch der Schwiegervater wurde
Blind und wurde auch vertrieben
Von den Revolutionären.
Nun, sie flohen in die Wildnis.
Und es kam der Tag, da nur
Noch vier Tage leben konnte
Satyavant. Die fromme Gattin
Savitri begann zu fasten.
Als der letzte Tag gekommen,
Satyavant ging in den Wald,
Blumen, Früchte sich zu holen,
Savitri ging mit dem Gatten.
Mit zerquältem Denken sie
Ihm verbarg die große Angst
Um das Leben ihres Gatten,
Sprach mit ihm von schönen Blumen,
Und er zeigte ihr den
Lotos
Und er wies ihr Riesenbäume,
Pries die Kuckucks-Nachtigallen
Und die Tiger in dem Dickicht.
Satyavant zur Gattin sprach:
Sieh im Wald die süße Mango,
Augen lieb und lieb der Nase,
Mehrt im Lenz die Liebeslust!
Siehe den Aschoka-Baum,
Wie so schön die Blüten blühen,
Lacht er mich im Frühling an,
Savitri mit großen Augen!
Sieh die schöne Lichtung dort,
Die Kimschukas blühen dort,
Leuchten hell wie rotes Feuer,
Flammen auf wie Feuerzungen!
Aus dem Walde steigt der Duft
Wundersüß der Mangoblüten,
Fühle, wie die Luft uns schmeichelt,
Nimmt uns alle Müdigkeit!
Hinter jenem Waldesrand
Stehen Karnikara-Bäume,
Savitri mit großen Augen
Und mit blendend-schönen Brüsten!
Siehe dort die Schlinggewächse,
Wie sie ranken in die Höhe,
Savitri mit schlanker Taille
Und mit honigsüßem Mund!
Summen honigtrunkne Bienen,
Zieht der Liebesgott einher,
Spannt die Sehne seines Bogens,
Savitri, du Allerschönste!
In dem Walde hallt das Echo
Von der Kuckucks-Nachtigall,
Vogelschnäbel schimmern golden
Von dem Saft der süßen Früchte!
O dir gleicht die Nachtigall,
Du mit deinem Zeichen auf
Deiner strahlend-lichten Stirn,
Du mit deinem dritten Auge!
Und die Kuckucksnachtigall
In dem Mangobaum ist trunken,
Gleicht dem weisen Edelmann,
Der durch Tugend sich verrät.
Von der Blume zu der Blume
Zieht die Hummel durch den Wald,
Voller Liebe trunken summend,
Stets der Vielgeliebten nach!
O, ihr Leib ist goldbestäubt
Mit den goldnen Blumensamen!
Und das Männchen mit dem Weibchen
Kostet von dem Mangonektar!
Dort im Wipfel jenes Baumes
Sieh die schwarze Krähenmutter,
Wie sie ihre Jungen füttert
Mit dem Wurme in dem Schnabel!
Sieh das junge Haselhuhn
In der Mulde dort des Bodens,
Ach, vor Liebeskummersehnsucht
Nimmt es keine Speise zu sich!
Auch der Sperling hängt voll Lust
An dem Schoße der Geliebten,
Immerneu erregt sein Spiel
Wahrhaft Liebender Begehren!
Dort das Papageienmännchen
Mit dem Papageienweibchen
Wiegen sich auf schwerem Ast,
Der von reifen Früchten taumelt!
Dort im Dickicht steht der Löwe,
Satt vom blutigroten Fleisch,
Ist er in den Schlaf gesunken,
Träumt die wilden Löwenträume!
Sieh den Tiger in der Höhle,
Zwischen seinen Pranken liegt
Die Geliebte, Augenglitzern
Scheint der Höhle Raum zu spalten!
Dort das Pantherweibchen leckt
Immer wieder den Geliebten,
Immer mit der Zungenspitze
Lust bereitet sie dem Panther!
Und die Äffin mit dem Affen,
Sie verschaffen sich die Wonne,
Ruht sein Kopf auf ihrem Schoß
Und er schlummert selig sein!
Auch der wilde Kater krallt
Seine Schöne, Bauch nach oben
Liegt sie und er beißt sie, aber
Tut ihr doch nicht weh, der Schönen!
Hase auch und Häsin sind
Eingeschlafen beieinander,
Leib und Füße ganz verschmolzen,
Niemand kann die beiden scheiden!
Und der Elefant voll
Brunst
Badet in dem Lotosteich
Und dann bringt er seiner Liebsten
Lotoswurzeln ihr zur Speise!
Und die Wildsau mit den Ferkeln
Folgt den Spuren ihres Liebsten
Und macht Bissen aus den Wurzeln,
Die er mit dem Rüssel ausgräbt!
Und der Büffelstier, der Starke,
Der sich in dem Schlamm gewälzt,
Folgt voll mächtigem Verlangen
Seiner Liebsten durch den Wald!
Savitri mit schlanken Gliedern,
Sieh die hüpfende Gazelle,
Wie sie mich voll Wissbegier
Prüfend anschaut, ob ich liebe!
Siehe, das Gazellenweibchen
Kratzt sich mit den Hinterbeinen
Das Gesicht, mit Zärtlichkeit
Rührt sie das Gehörn des Gatten!
Sieh die Yak-Kuh mit dem Schweif,
Diese rührt sich nicht zum Gehen,
Toll vor Liebe macht der Büffel
Über sie sich her mit Hoheit!
Sieh den Wildstier mit Gemahlin
Freun sich an der Sonnenglut,
Wie er wiederkäut, die Krähe
Kräftig von dem Nacken schüttelt!
Sieh den Ziegenbock mit Gattin,
Wie er sich am Baume aufstemmt,
Früchte zu erlangen sucht,
Die verlockend oben hängen!
Sieh das Wildschwein mit der Gattin,
Wie es zieht durch die Gewässer,
Scheinbar ist ihm seine Gattin
Eine lange Lotospflanze!
Früchte habe ich gesammelt,
Savitri mit feinen Brauen,
Blumen hast auch du gesammelt,
Jetzt will ich das Brennholz sammeln.
An dem Ufer dieses Teiches
Ruh im Schatten du der Bäume,
Weile einen Augenblick,
Ruh dich aus, o Vielgeliebte!
Sagte Savitri: Das tu ich,
Doch entferne du dich nicht
Von dem Pfade meiner Blicke,
Denn ich habe Angst im Wald.
Also sammelte er Brennholz
Unter der Geliebten Augen,
Er voll Saft und Kraft des Lebens,
Todgeweiht in ihren Augen.
Da er Brennholz sammelte,
Da befiel ihn schlimmes Kopfweh.
Schmerzgequält ging er zu ihr:
Sprach: Ich habe solches Kopfweh,
So als ging ich in die Nacht,
Ich erkenne gar nichts mehr.
Lass mich meinen Schädel legen
Dir in deinen Schoß, Geliebte!
Ich will schlafen, sprach der Mann
Zu der gattentreuen Frau,
Augen trüb vor Müdigkeit,
Schlief er ein in ihrem Schoß.