Von Josef Maria Mayer
1
In der Wüste von
Ägypten
Salomo war auf der
Jagd.
Bei ihm waren seine
Freunde
Und er trug den Pfeil
und Bogen.
Jagen wollte er den
Fuchs,
Doch der Fuchs war
listig, schlau,
Und er floh vor Salomo,
So der Fuchs ward
unsichtbar.
Salomo verfolgte dann
Eine bunte
Wüstenschlange,
Doch die Schlange ist
geflohen,
Unsichtbar die Schlange
wurde.
Salomo verfolgte dann
Den Schakal und die
Hyäne,
Doch die Hinterlistigen
Flohen eilends vor dem
Jäger.
Salomo den Geier jagte,
Der beim Aase sich
gesammelt,
Doch der Geier flog
davon,
Als er sah den Jäger
kommen.
Salomo schlich nach dem
Hasen,
Unrein ist er,
Wiederkäuer,
Frisst erneut den
eignen Kot,
Doch der Hase floh
davon.
Dann gejagt ward das
Kaninchen,
Doch es hoppelte davon.
Friedlich sieht es aus,
das Tier,
Aber es ist voller
Streitlust.
Salomo den Dachs
verfolgte,
Klippdachs in den
Felsenklüften,
Doch der Klippdachs ist
geflohen,
Ward nicht mehr gesehn
vom König.
Der ging nach der
Antilope,
Doch die Antilope
eilte,
Und wenn eilt die
Antilope,
Dann kann keiner sie
ereilen.
Salomo nun wollte jagen
Die Gazelle voller
Anmut,
Doch sie huschte wie
ein Blitz
Und schon ward sie
unsichtbar.
Nun verfolgte Salomo
Ein sehr dummes
Straußenweibchen,
Die nicht fliegen kann,
doch rennen,
Rennt auch schneller
als ein Pferd.
Salomo zu seinen
Freunden
Auf der Jagd sprach
diese Worte:
Heute ist wohl nicht
mein Glückstag,
Heute stehen schlecht
die Sterne.
2
Wo sind alle meine
Freunde?
Alle haben mich
verlassen!
Also klagte Salomo
Plötzlich in der
Einsamkeit.
Meine Freunde waren da,
Als ich war
erfolgreich, glücklich,
Doch als mich das Glück
verlassen,
Da hat Gott mich auch
verlassen!
Und nun steh ich einsam
da,
Nur Frau Weisheit blieb
bei mir.
Ach wie treulos meine
Freunde,
Alle ähnlich Hiobs
Freunden!
Und nun bin ich
unbewaffnet,
Mir entfallen Pfeil und
Bogen
Und das Schwert von
meinem Vater,
Der den Goliath
enthauptet.
Was sind Männer ohne
Waffen?
Zwar ich bin der
Friedefürst,
Doch versuche einmal,
Knaben
Ohne Waffen zu
erziehen,
Sie verwandeln jeden
Stock
In ein scharfes
Heldenschwert
Und sie schnitzen Pfeil
und Bogen,
Für Gerechtigkeit zu
streiten.
Löwen haben ihre Zähne
Und das Nashorn hat
sein Horn,
Doch der Menschensohn
hat nichts
Als sein Hirn und seine
Waffe.
Und nun hab ich mich
verirrt,
Habe selbst den Weg
verloren!
Wo ist Osten, wo ist
Westen,
Wo ist Süden, wo ist
Norden?
Keine Sonne weist am
Himmel
Mir den Weg in meine
Heimat
Und kein Mond geht auf
im Osten
Und ich sehe nicht den
Bären.
Keine Straße ist zu
sehen
Und von Menschenhand
kein Schild,
Keine Bäume, abzulesen
An dem Moos die
Himmelsrichtung.
Wehe, mitten in der Öde
Mitte
Bin ich! Und nun bricht
herein
Plötzlich tiefe
Dunkelheit
Und die Finsternis der
Nacht!
O du dunkle Nacht der
Sinne,
O du dunkle Nacht der
Seele,
O du dunkle Nacht des
Glaubens,
O du dunkle Nacht des
Nichts!
Nacht! Es nennen dich
die Weisen
Layla! Alles ist
vergeblich,
Alles Nichtigkeit, wenn
Layla
Erst die Sinne dir
verwirrt!
Und wo bin ich in der
Nacht?
Was ist das für eine
Gegend?
Eine unbekannte Gegend!
Ach, ist dies der Wald
des Bösen?
Also klagte Salomo.
Und der Vater voller
Mitleid
Hörte seinen Knecht im
Elend
Und ihn tröstete Frau
Weisheit.
3
Plötzlich in der
dunklen Nacht
Schaute Salomo ein
Weib,
War das Halluzination
Oder ein
Erleuchtungsbild?
Ach, ihr Oberkörper
nackt
Hatte große
Wonnebrüste!
Solche Brüste hatte
einst
Babels große Göttin
Ishtar!
Und die schwarze Mähne
wallte
Wie ein Wasserfall
herab,
Reichte zu den großen
Brüsten,
Reichte zu der
schlanken Taille!
Und sie warf das Haupt
zurück
Und mit ihrem nackten
Arm
Hielt sie eine
Rebentraube
Über ihren schönen
Mund.
Und es lachten ihre
Lippen,
Sinnlich volle, feuchte
Lippen,
Und sie hatte weiße
Zähne,
Eine weiße
Perlenschnur.
Ihre hellen blauen
Augen
Strahlten wie der Ozean
Und es ging ein
Leuchten aus
Von den großen offnen
Augen.
Und die schwarzen
Augenbrauen
Waren feingezogne
Bogen,
Zierlich wie der
Wahrheit Feder
Auf der Waage des
Gerichts.
Ihre Nase war sehr
klein,
Wirklich eine hübsche
Nase,
Zitternd ihre
Nasenflügel,
Zitternd zart vor
Zärtlichkeit.
Auf der Stirne war ein
Lichtglanz,
So als thronte dort der
Gott.
Um die weibliche
Gestalt
Eine Aura der
Erleuchtung,
So als wär sie
übergossen
Von der Gloria der
Gottheit
Oder so, als ob
erschienen
Selber eine
Liebesgöttin.
4
Salomo sprach zu der
Frau:
Schönheit! Nenn mir
deinen Namen!
Woher kommst du, wohin
gehst du?
Sag mir, wo bist du
geboren?
Antwort gab die schöne
Frau
Nicht dem König
Salomo,
Sondern fragte: Wer
bist du?
Was tust du in meinem
Wald?
Antwort gab der weise
König:
Ich bin König Salomo,
Bin Prophet des Gottes
Jahwe,
Gottgeliebter
Gottesmann.
Jahwe ist mein Herr und
Gott
Und er redet auch zu
mir
Und ich gebe seine
Worte
Weiter als geschickter
Schreiber.
Und ich singe meine
Lieder
Wie mein Vater, König
David,
Und ich singe sie dem
Herrn
Und dem kommenden
Messias.
Ich bin König Israels,
König Benjamins und
Judas,
Ephraim, Manasse,
Josef,
Mann der Tochter
Pharao.
Und ich herrsche von
dem Euphrat
Bis zum gelben Vater
Nil,
Ofir ist mir
untertänig,
Tarsis schickt mir
seine Schiffe.
Herrscher bin ich aller
Tiere,
Und ich spreche über
Fleiß
Mit der Ameiskönigin,
Sie erzählt mir ihre
Weisheit.
Und mein Bote ist der
Hudhud,
Stets verliebter
Wiedehopf,
Der dereinst den
Kuppler machte
Zwischen Salomo und
Balkis.
Und in meinem
Siegelringe
Stehen neunundneunzig
Namen
Gottes, mit dem
Talisman
Bin ich auch der Engel
Fürst.
Nicht nur dient mir
Gabriel,
Das bedeutet Gottes
Kraft,
Sondern auch die
Dschinn-Dämonen
Sind mir alle
untertänig.
Auch der Kobold muss
mir dienen,
Eule auch und
Nachtgespenst,
Und wenn ich mich
schlafen lege,
Willig ist die Lilith
dann.
Also sagte Salomo.
Bei dem Namen Lilith
aber
Lachte laut die schöne
Frau
Und der große Busen
bebte.
Und sie trat zu Salomo,
Stand vor ihm im roten
Rock,
Rot wie eine rote Rose,
Ihre Haut so weiß wie
Schnee.
Und sie zeigte ihre
Schönheit,
Einer Liebesgöttin
Schönheit,
Sagte: Willst du meine
Milch?
Möchtest du von meinem
Honig?
5
Salomo sprach zu der
Frau:
Wohin gehst du? Sag die
Wahrheit!
Ich beschwöre dich im
Namen
Des Messias, sag die
Wahrheit!
Und da sprach die
schöne Frau:
Du gebietest, ich
gehorche,
Also muss ich dir jetzt
sagen,
Wohin ich zu gehen
denke.
Ja, ich geh zu einer
Frau,
Welche Kinder trägt im
Schoß,
Zwillinge im
Mutterleibe,
Dräng die Mutter,
abzutreiben!
Denn ich möchte ihre
Kinder
Fressen, ihre toten
Körper
Will ich fressen und
ihr Blut
Saufen, so als wär es
Wein!
Ihre kleinen zarten
Knochen
Möchte ich zu Staub
zermalmen
Und den Staub von
diesen Knochen
Will ich von der Erde
lecken.
Denk dir nichts dabei,
o König,
Denn ich bin es so
gewohnt.
Selber war ich einmal
Mutter,
Schwanger ich mit
Leibesfrucht
Dreimal, aber alle
meine
Kinder wurden tot
geboren,
Und ich fraß die
Totgeburten,
Wollte so Magie
erlangen!
Du bist weise, Salomo,
Du kennst die geheimen
Zahlen
Und die Namen der
Dämonen,
Dir gehorchen
Dschinn-Dämonen.
Gott der Herr gab dir
die Weisheit.
Doch wir ordinären
Weiber
Ehren nicht den
Vatergott,
Wir begehren die Magie!
Oh, ich wollte die
Magie
Nur beherrschen, zu
bezaubern
Alle Männer, die ich
wollte,
Mit geschriebnem
Liebeszauber.
Ich begehrte,
wahrzusagen
Aus den Sternen unser
Schicksal,
Wollt der Isis Wissen
haben
Vom geheimen Namen
Gottes!
6
Darauf sagte Salomo:
Ah du Kindermörderin,
Ich verfluche deine
Sünde,
Gottes Zorn ist über
dir!
Leibesfrüchte
abzutreiben
Und die Menschen
aufzufressen!
Gottes Fluch auf Satans
Werke!
Gott verabscheut diese
Sünde!
Zwar die Sünder liebt
der Herr,
Will, dass sie sich
noch bekehren,
Doch die Sünde hasst
der Herr,
Sold der Sünde ist der
Tod.
Wer dem Schoß der
Frauen naht,
Leibesfrüchte
auszusaugen,
Leibesfrüchte
auszukratzen,
Leibesfrüchte zu
vergiften,
Der ist auf dem Weg zur
Hölle!
Und die Hölle ist
bereitet
Satanas und seinen
Engeln
Und den Sklaven Satans
auch!
Dir droht ewige
Verdammnis,
O du Kind
des Zornes Gottes,
Fluch sei deinem
Satanspakt,
Allen Werken der
Dämonen!
Mache du dich nicht zur
Sklavin
Der Dämonen und der
Hölle!
Baue nicht das Reich
des Bösen,
Denn sonst trifft dich
Gottes Fluch!
Also zürnte Salomo.
Doch es sprach zu ihm
die Frau:
Fluche nicht, o weiser
König,
Fluche du nicht deinen
Feinden.
Dass ich deinen Segen
mir
Auch verdiene, will ich
sage,
Wie ein Mensch sich
schützen kann
Vor dem Unheil, dass
ich tu.
Weißt du doch von
Lilith auch,
Dass man nur Drei Engel
Namen
Schreiben muss auf ein
Papier,
Dies als Amulett
benutzen.
Gott der Herr gab dir
doch Weisheit
Und du kennst der Engel
Namen,
Die vor Liliths Fluch
dich schütze
Und die Tochter Pharao.
Also rate meinen Namen,
Die vier Namen meines
Wesens
Musst du sagen und sie
schreiben
Mit dem Griffel auf
Papyrus,
Wenn du unter allen
meinen
Namen den geheimen
weißt,
Unter welchem ich
bekannt bin
Bei dem Herrn und
seinen Engeln,
Sagst du den bewussten
Namen,
Werde ich dich segnen
müssen
Und die Tochter Pharao,
Deine Freundin
Sulamith.
7
Da sprach König
Salomo:
Wohl, ich kenne dich,
du Böse,
Du hast in dir nicht
die Liebe
Gottes, gehst den Weg
des Irrtums.
Ja, die Engel Luzifers
Kommen oft als
Lichtgestalten,
Doch sie dienen nicht
dem Herrn,
Weihen sich dem bösen
Feind.
Ja, ich kenne Satans
Pläne,
Der die Kinder will
verderben.
Gottes Arbeit ist die
Schöpfung,
Satans Werk der
Kindermord.
Du stehst in den
Diensten Satans
Und ich kenne deine
Namen,
Du bist Liliths
Busenfreundin,
Beides Bräute
Luzifers.
Salmas heißest du mit
Namen
Und al-Hammas heißt du
weiter,
Was du treibst, ist
Terrorismus,
Mord an Gottes
Lieblingskindern!
Umm al-Sibyan heißt du
weiter,
Lässt dich
Kindermutter nennen.
So auch nennt sich ja
Frau Lilith,
Nennt sich gleichfalls
Kindermutter.
Mörderinnen seid ihr
beide,
Und könnt ihr der
Kinder Körper
Nicht vernichten, so
verderbt
Ihr die reinen
Kinderseelen.
Ihr verderbt die
Kinderseelen,
Die so rein am Anfang
sind,
Bis sie euch Dämonen
gleichen,
Nicht mehr in der Liebe
sind!
Nicht nur in dem Nahen
Osten
Fürchten Frauen
Liliths Schwester,
Sondern auch im Fernen
Osten
Fürchten sie die
Kuntianak!
Ja, ich kenn dich,
Kuntianak,
Dich, den femininen
Teufel,
Die du schlägst die
kleinen Kinder
Und die Männer treibst
zum Selbstmord!
Du machst Männer
unfruchtbar,
Und so schön ist auch
dein Aussehn,
So ist finster deine
Seele,
Voller Bosheit, Zank
und Zorn!
Aber denke nicht, ich
wüsste
Nicht den eigentlichen
Namen:
Die Karina aller Frauen
Bist du und du heißt
Tabia!
Als der weise Salomo
Sprach den Namen aus –
KARINA
Und TABIA – da
erbebte
Salomo trotz seiner
Macht
Über alle die Dämonen,
Denn der feminine
Teufel,
Die Karina und Tabia,
War sehr mächtig in
der Welt.
8
Plötzlich war die
Teufelin
Größer als ein
Menschensohn,
Von der Rasse der
Giganten,
Welche stolz den Himmel
stürmten.
Berge häuften sie auf
Berge
Und bekriegten so den
Himmel,
Kinder sinds der Mutter
Erde,
Sind gesonnen allzeit
irdisch.
Die Gigantin war nun
größer
Als der kluge Salomo,
Der trotz seiner
Intelligenz
Wie ein kleines
Kindlein schien.
Und da sprach die
Teufelin:
Überwinden kann mich
nicht,
Der von einer Frau
geboren,
In der Erdenwelt ein
Mann.
Ich bin der Triumph der
Frau
Und der Großen Mutter
Herrschaft,
Nichts bedeutet mir ein
Mann,
Nichts ein weiser
Menschensohn.
Salomo entgegnete:
Teufelin der Großen
Mutter,
Geist der Katzengöttin
Isis,
Zeig nur deine scharfen
Krallen
Und die Zähne deiner
Vulva,
Doch du musst es mir
bekennen:
Wer ist mächtiger als
du?
Wer kann deine Macht
bezwingen?
Und da stöhnte die
Dämonin:
Michael, der
Drachentöter,
Michael kann mich
bezwingen,
Gegen Engel bin ich
machtlos.
Salomo im Herzen
jauchzte:
Michael, wer ist wie
Gott?
Gabriel, Gott ist die
Kraft,
Raphael, Gott ist mein
Arzt!
Lobpreis allen Engeln
Gottes!
Siehe, hier ist
Mahanajim,
Doppellager,
Heereslager,
Hier der Engel
Heereslager!
Cherubinen, Seraphinen,
Mächte, Throne und
Gewalten,
Tugenden und
Fürstentümer,
Die Erzengel, die
Schutzengel!
Dieser Geist der Mutter
Erde
Nicht erkannte Salomo,
Sie besaß nicht Gottes
Weisheit,
War so dumm wie
Straußenweibchen,
Sie erkannte nicht, wie
mächtig
War der weise Salomo,
Stets begleitet von den
Engeln,
Von der weißen Dame
Weisheit!
9
Salomo sprach im Gebet:
Komm, mein Bruder,
rasch zu Hilfe!
Ich bedarf der
Bruderhilfe,
Denn ich bin in großer
Not!
Bruder, du mein Freund
und Bruder,
Hilf mir in der Welt
des Hasses,
Da die Menschen sind so
lieblos,
Mammon herrscht und
Moloch herrscht.
O mein Bruder,
Weggenosse,
Rette mich vor den
Dämonen!
Ich bin einsam unter
Menschen,
Habe nur der Engel
Hilfe.
Komm aus deiner Ferne
zu mir,
Tröste mich in meiner
Not,
Auf der Erde herrscht
der Hass,
Keiner will der Liebe
dienen.
Michael, Sankt Michael,
Wenn ich bring das
Speiseopfer,
Bitte ich Sankt
Michael,
Satanas hinabzustürzen.
O mein Bruder, o mein
Engel,
Ich bekenne meine
Sünden,
Stürze du die Engel
Satans
In die Ewigkeit der
Hölle!
Ja, die Hölle, sie ist
ewig,
Ist Gehenna und Scheol,
Ist bereitet für den
Satan
Und die bösen Jünger
Satans.
Keine Hoffnung auf
Erlösung
Gibt es für die Engel
Satans,
Aber von den
Menschenkindern
Keiner ist bestimmt zur
Hölle.
Gott will alle Seelen
retten,
Und so flehe ich dich
an,
Führe alle
Menschenkinder
Zur Barmherzigkeit des
Herrn!
Da erschien der
Engelfürst,
Schön war er in seinem
Glanz,
Ritt auf einem weißen
Pferde,
Mit dem Schwert in
seiner Hand.
Silbern war des Engels
Rüstung
Und auf seinem Wappen
stand:
Wer ist mächtig wie
der Herr,
Wer ist mächtig wie El
Shaddai?
Michael in seinem Glanz
Kam mit Heeresscharen
Engeln.
Mahanajim, Mahanajim
War der Engel
Doppellager.
10
Heil dir, starker
Michael,
Gruß dir, guter Engel
Gottes!
Du bist schön und
stark und herrlich,
Also sagte Salomo.
Du bist ja der Schutz
der Kinder
Israel, des Volkes
Gottes,
Gott ist unsre Wehr und
Waffen,
Zebaoth ist unsre Burg.
Wenn die Perser kämpfen
werden
Gegen Gottes
Augenstern,
Wirst du mit der Perser
Engel
Siegreich kämpfen,
Michael.
Und wenn die Hellenen
kommen
Mit des Hellenismus
Weltreich,
Wirst du mit der
Griechen Engel
Siegreich kämpfen,
Michael.
Ja, ich sah den Satan
stürzen
Wie ein Blitz aus hohem
Himmel,
Luzifer, der sich
erhoben,
Gottes schöner
Morgenstern,
Der nicht dienen wollte
Gott
Und der Königin der
Engel,
Diesen stürztest du
hinab
In die Hölle, Michael.
Und die Königin der
Engel
Als die Dame in der
Sonne
Wird gebären den
Messias,
Gottes Sklaven als ein
Kind,
Doch der feuerrote
Drache
Streitet gegen jene
Frau,
Aber du, o Michael,
Bist der Ritter dieser
Dame.
Und ich sehe in den
Norden,
In das Land der
Mitternacht,
Wenn Barbaren sich
bekehren
Zu dem Herren Zebaoth,
Wirst du der Germanen
Engel.
Und ich sehe auf der
Erde
Aufgebaut der Hölle
Lager
Und des Antichristen
Herrschaft,
Jedem wird zuteil das
Seine,
Steht geschrieben an
der Hölle,
Und dass Arbeit erst
den Affen
Macht zu einem freien
Menschen.
Doch die Kinder Israel
Kehren jauchzend heim
nach Zion
Und die
Schechina-Matrone
Führt die Kinder zum
Messias.
Also sagte Salomo
Zu dem Engel Michael
Und der Engel Michael
Sagte zu dem weisen
König:
Lieber Freund und
Bruder, sag,
Was gebietet mir mein
Bruder?
Gerne will ich meines
Freundes
Tiefsten Herzenswunsch
erfüllen.
11
Salomo zum Engel sagte:
Lieber Bruder, bitte
hilf mir,
Diesen Dämon
auszutreiben,
Diese Kindermörderin!
Denn wir beten in dem
Tempel
Nach Vollzug des
Speiseopfers:
Michael, die bösen
Geister
Stürze nieder in die
Hölle!
Und der Engel lächelte:
Nur die Alten beten so,
Doch die Neuen glauben
nicht,
Dass der Teufel
existiert.
Aber höre, Salomo,
Dass die weibliche
Dämonin
Längst schon
überwunden ist
Durch den Namen des
Messias.
Zwar ihr Juden wartet
noch
Auf den kommenden
Messias,
Doch uns Engeln ist er
längst
Gegenwärtig in den
Himmeln.
Denn der kommende
Messias
Ist der Sohn des
Allerhöchsten,
Gott von Gott und Licht
vom Licht,
Eines Wesens mit dem
Vater.
Und es ist der Logos
Gottes
Existent vor aller
Schöpfung
Und er ist der Engel
Schöpfer
Und wir haben
anzubeten.
Dieser Logos in dem
Himmel
Zeigte mit dem Finger
Gottes
Auf Karina,
auszutreiben
Diese Kindermörderin,
Und es sprach der Logos
Gottes
Mit gebieterischer
Stimme:
Vor dem Namen Jehoschua
Sollst du weichen,
böser Geist!
Salomo zum Engel
sagte:
Wer ist dieser Jehoschua?
Wer ist dieser Jehoschua?
Ist es aller Engel
Höchster?
Oder ists ein guter
Mensch?
Michael gab diese
Antwort:
Jahwe ist der wahre
Gott,
Ist der Vater in dem
Himmel
Und der Schöpfer aller
Welten,
Jehoschua (Jahwe
rettet)
Ist der Sohn des
Hochgelobten,
Ist der Logos, ist der
Heiland,
Ist der kommende
Messias,
Jahwe nun und Jehoschua
Sind wie Sohn und Vater
liebend,
Beider Liebe ist die
Ruach,
Heilig, geistig, Odem
Gottes!
Und Jeschua mit dem
Finger
Gottes austreibt die
Dämonen
Und es ist der Finger
Gottes
Ruach ha-kadosch, die
Geistkraft!
12
Bei dem Namen Jehoschua
Und dem rechten Finger
Gottes
Wurde plötzlich die
Karina
Krumm und welk wie eine
Greisin.
War sie erst der Jugend
Liebreiz
Mit den nackten großen
Brüsten
Und dem sinnlich vollen
Mund
Und der langen
Lockenmähne,
Hat beim Namen des
Messias
Die Karina sich
verwandelt,
Es erblindeten die
Augen
Und der Gaumen wurde
zahnlos,
Statt der langen
Lockenmähne
War das Haar nun dünn
und grau,
Statt der glatten
Pfirsichwange
Trug sie einen
Damenbart.
Statt der voller
straffen Brüste
Hatte sie nun
Hängebrüste,
Statt des Nabels voller
Mischwein
Trug sie nun das Fett
am Bauche.
Nicht mehr hüpften
ihre Beine
Wie die zierliche
Gazelle,
Sondern humpelnd,
sondern hinkend
Ging Karina an dem
Krückstock.
Nicht mehr war ihr
Hintern prächtig
Wie die Hälften eines
Apfels,
Sondern auf den Steiß
gefallen,
Schmerzte das verletzte
Steißbein.
Aber schlimmer als das
Welken
Ihres einst so schönen
Leibes
War die Dunkelheit der
Seele,
Vor dem Zorne Gottes
zitternd,
Vor der Herrlichkeit
des Engels
Michael zutiefst
erschrocken,
Hatte Angst sie vor dem
Tod
Und der ewigen
Verdammnis.
Michael, der starke
Engel
Gottes, aber fuhr gen
Himmel,
Er fuhr als ein Knecht
zur Mutter
Des verheißenen
Messias.
Gruß dir, Mutter des
Messias,
Grüßte sie der Engel,
Mirjam!
Du erlöse alle Frauen
Auf der Erde von
Karina!
13
Und Karina wollte
gehen,
Doch der König Salomo
Packte sie an ihrem Arm
Und er zog sie mächtig
an sich,
Und er sah ihr
Angesicht
Und er war zutiefst
erschrocken!
Nein, nicht einer
Göttin Antlitz,
Dies war eines Teufels
Antlitz!
Antichristlich dieser
Teufel
Und auch
antimarianisch,
Hier erhob sich stolz
die Schlange
Gegen Jahwe, den
All-Einen!
Und er sah ihr
Angesicht,
Und die langen
schwarzen Locken
Waren nur noch graue
Strähnen,
In den Strähnen saßen
Läuse.
Und die meeresblauen
Augen
Oder grünen
Katzenaugen
Waren rötlich
unterlaufen,
Schwarzer Teufel, rote
Augen!
Und die feinen
Augenbrauen,
Sonst gewölbt wie eine
Waage,
Beim Gericht der
Wahrheit Waage,
Wie die feine Feder
Maats,
Diese waren schwarz und
buschig,
Augenbrauen schwarz und
buschig
Aber sind im Antlitz
unschön,
Schön sind einzig
feine Brauen.
Und die Nase fein und
zierlich,
War nun eine Hakennase,
Auf der Hakennase saß
Eine dicke Hexenwarze.
Und die Oberlippe,
sonst
Zärtlich zitternd vor
Empfindung,
Trug nun einen
Damenbart,
Zu behaart war dieses
Weib!
Aber in dem roten Mund
Glühten rötlich
schwarze Kohlen,
Aus der Nase Nüstern
stieg
Ein Gestank und blauer
Rauch.
Und die Zunge in dem
Mund,
Die so köstlich küssen
konnte
Und liebkosen einen
Mann
Und des Mannes Glieder
lecken,
Das war eine
Schlangenzunge,
Die gespaltne
Schlangenzunge
Zischte zwischen ihren
Lippen,
Lüstern züngelnd,
Lügen lispelnd.
Und die Haut des
Angesichtes
War nicht mehr wie
weiße Jade,
Sondern gelb und welk
und faltig,
Wie vergilbte
Pergamente.
Salomo zum Dämon
sagte:
O Karina
und Tabia,
Ich beschwöre dich
beim Namen,
Den allein der Priester
kennt,
Nenne du mir deine
Werke!
In dem kommenden Äon
Satans wirst du als die
Göttin
Satans angebetet
werden!
Doch dass sich die
Frommen schützen,
Die anbeten Gott den
Herrn,
Decke deine Werke auf,
Nenne deine Übeltaten.
14
Und Karina hob die
Stimme
Und Tabia nun bekannte
Alle ihre Übeltaten
Vor den Ohren des
Propheten:
Wenn ein Mann als
Bräutigam
Sich verlobt mit seiner
Braut
Und sie singen in dem
Frühling,
Salomo, dein Hoheslied,
Wenn sie dann die Ehe
schließen
Wie einst Adamas und
Eva
Und der Mann verlässt
die Mutter,
Um dem Weibe
anzuhangen,
Und die beiden sich
vereinen
Und sind nicht mehr
zwei, sind eins,
Und wenn sie, was Gott
verbunden,
Nicht als Menschen
wieder scheiden,
Ist das wohlgefällig
Gott.
Doch wenn Bräutigam
und Braut
Hochzeit feiern, feiern
Hochzeit
Die Karina und der
Karin.
Ja, Karina ist mein
Name,
Das bedeutet die
Gefährtin,
Und der Karin ist mein
Gatte,
Das bedeutet der
Gefährte.
Ich, Karina, bin der
Schatte
In dem Inneren der
Braut
Und der Karin ist der
Schatte
In dem Herz des
Bräutigams.
Das gibt eine
Doppelhochzeit,
Freit die Braut der
Bräutigam,
Freit Karina auch der
Karin,
Die Dämonin freit der
Dämon.
Wenn auf Braut und
Bräutigam
Ruht der Vatersegen
Gottes,
Stehen Karin und Karina
Unterm Zorn des
Weltenrichters.
Aber wie die Weisen
sagen,
Freien nicht nur
Eheleute
Und dazu auch die
Dämonen,
Auch die unbewussten
Seelen
Freien sich bei einer
Hochzeit
Und der Animus der Frau
Freit die Anima des
Mannes
In der mystischen
Union.
Doch die Anti-Ehe
zwischen
Der Karina und dem
Karin
Drängt, die Ehe zu
zerstören
Zwischen Braut und
Bräutigam.
15
Wenn ich Mann und Frau
betrachte,
So erzeuge ich
Begierde,
Und so wird die schöne
Frau
Nur des Mannes
Lustobjekt.
Frauen lehr ich gerne
schwatzen
Mit intimer
Busenfreundin
Und dabei den Mann
verlästern,
Übel stets ihm
nachzureden.
Und wenn sich die
beiden streiten,
Stift ich
Missverständnisse,
Jeder dünkt sich frei
von Schuld,
Schuldig ist allein der
andre.
Und wenn sich die
beiden zanken,
Dann verhindre ich das
Schöne,
Dass sie vor dem
Schlafengehen
Zärtlich sich
versöhnen wieder.
Männer mache ich
gefühlskalt
Und die Frauen mach ich
wütend,
Dass die Frau mit
Fäusten schlage
Wütend auf des Mannes
Brustkorb.
Und ich treibe Keile
zwischen
Mann und Frau, und ihre
Betten
Stelle weit ich
auseinander,
Lass ihn auf dem Sofa
schlafen.
Frauen schenk ich
stolze Herrschsucht,
Lass die Männer
protestieren
Gegen ihre Matriarchin,
Die die
Frauenherrschaft einführt.
Und wenn Frauen Kinder
wollen,
Gebe ich den Männern
ein,
Dass sie keine Kinder
wollen,
Mache Männer
kinderfeindlich.
Und ich flüstre ein
dem Mann:
Wünsche dir nur keine
Kinder,
Denn die Kinder
schmieren Brei
An die weißlichen
Tapeten.
Und ich bringe bei der
Frau,
Weder Ja noch Nein zu
sagen,
Provoziere so den Mann,
Lasse ihn cholerisch
toben.
16
Wenn die Frauen in der
Ehe
Leben mit den
Ehemännern,
Dann erweck ich in den
Frauen
Die Begier nach andern
Männern.
Wo ward eine Frau
gefunden,
Die zufrieden war mit
einem
Mann allein, die
braucht dazu
Einen zweiten Mann als
Hausfreund.
Wenn der Ehemann der
Frau
Ist an seiner
Arbeitsstelle,
Schicke ich der Frauen
Hausfreund
An den Mittagstisch der
Frau.
Und ich sage zu der
Frau:
Bade deinen weißen
Körper,
Aber so, dass auch der
Hausfreund
Einen Blick erhaschen
kann.
Wenn der Ehemann der
Frau
Bei der Arbeit Frauen
trifft,
Mach ich diese jungen
Frauen
Reizend für den
Ehemann.
Und ich lass den
Ehemann
Denken über seine
Gattin:
Wenn ich von der Arbeit
komme,
Wartet zänkisch meine
Alte,
Aber diese junge Frau
Schmeichelt meiner
Männlichkeit.
Ach, ein Hauskreuz ist
die Ehe!
Freie Liebe nur ist
himmlisch!
Schließlich wird es in
dem Himmel
Keine Ehe geben,
sondern
Freie Liebe mit den
Mädchen,
Welche immer Jungfrau
bleiben!
Also flüstre ich,
Karina,
In der Eheleute Ohren,
Ich, die ewige Idee
Jeden Ehebruchs auf
Erden.
Woran denn erkennen
Richter,
Was da sei ein
Ehebruch?
Bei den vielen
Ehebrüchen
Sehn sie einzig die
Idee,
Die Idee des Ehebruchs
Ist der wahre Ehebruch,
Ehebrüche auf der Erde
Sind nur unreale
Schatten.
Ich bin nicht nur die
Idee
Jeden Ehebruchs auf
Erden,
Sondern bin auch die
Idee
Jeder Scheidung einer
Ehe.
Ehefrauen mach ich
toll,
Dass sie in das
Tollhaus kommen,
Dass die Ehemänner
sagen:
Nun, ich lass mich von
dir scheiden.
Ich begeistre
Scheidungsrichter
Und die
Winkeladvokaten.
Ich bin die Idee der
Scheidung,
Denn ich hasse
Liebestreue!
17
Wenn ein Mann in
Männlichkeit
Hat ein starkes
Mannesglied
Und in seinen
Zwillingshoden
Fruchtbar reiche
Mannessamen,
Blase ich, Karina, ihn
An mit meines Mundes
Odem,
Dass sein Phallus werde
schlaff,
Baumle zwischen seinen
Beinen,
Dass er nicht errichten
kann
Seines Phallus stolze
Säule
Und ich blase so ihn
an,
Dass der Samen nicht
mehr fließt.
Die Millionen
Samenzellen
In den Hoden jenes
Mannes
Mach ich faul und
unfruchtbar,
Keiner kann ein Ei
befruchten.
Selbst wenn noch der
Same fließt,
Mach ich, dass die
Samenzellen
Schüchtern weichen vor
dem Ei
In dem Schoß der
Ehefrau,
Und die Samen drängeln
sich
Von dem Ei der Frau
zurück,
Keiner will das Ei
befruchten,
Keiner möchte Leben
zeugen.
Wenn jedoch ein Mann in
Kraft
Noch den Phallus heben
kann
Und sein Same auch noch
fließt,
Blase ich ihn an,
Karina,
Dass er nicht begatten
will
Einen Mutterschoß der
Frau,
Sondern dass den Samen
er
Auf die Erde fallen
lässt.
Nicht die Frau soll ihn
erregen,
Dass sie fruchtbar
schwanger werde,
Sondern seine rechte
Hand
Melke Milch aus seinen
Hoden.
Kennst du, weiser
Salomo,
Die Geschichte von dem
Mann,
Der von seiner Mutter
ward
Angelogen, dass sie
sprach:
Dieser Mann an meiner
Seite
Ist dein Zeuger und
dein Vater,
Doch der Mann war nicht
sein Zeuger
Und der Mann war nicht
sein Vater,
Und der falsche Vater
schlug
Und verprügelte den
Knaben,
Dass der Jüngling
schwor: Ich werde
Nie ein Zeuger, nie ein
Vater?
Weißt du, was der
Jüngling tat,
Als ihm kam die
Mannesreife?
Er ließ sich vom Arzt
kastrieren,
War steril und
unfruchtbar.
Das war mein geheimer
Plan,
Dass der schändliche
Kastrat
Nicht mehr zeugen
Knaben kann,
Nicht Benoni, nicht
Benjamin,
Dass er unfruchtbar,
steril,
Dass er lebe mit der
Frau
So wie der Eunuch im
Harem
Mit den zweiundsiebzig
Jungfraun!
18
Wenn ich einen Ehemann
Neben seiner Gattin
sehe
Liegen in dem Ehebett,
In dem breiten
Doppelbett,
Dann erscheine ich dem
Mann
In der Nacht in einem
Traum
Und ich biete mich ihm
an
Als Erfüllung seiner
Sehnsucht.
Denn es will der
Ehemann
An dem Tage eine
Hausfrau,
Welche reinigt die
Gemächer,
Nachts begehrt er eine
Hure.
Aber seine Gattin
keusch
Seine Lustbegier
verschmäht
Und die Praktiken des
Sex,
Wie man sie im Süden
feiert.
Dann erscheine ich als
Weib
In des Ehemannes Traum,
Eine blonde Lockenmähne
Fällt auf üppig große
Brüste.
Üppig große Brüste
hab ich,
Aber eine schlanke
Taille.
Und ich beug mich vom
Gewicht
Meiner üppig großen
Brüste.
Und dann tanz ich mit
der Schlange,
Die ich um die
Schultern lege
Und ich nehm der
Schlange Haupt
In den Mund mit vollen
Lippen.
Ich versuche, in dem
Traum
Des Gemahles Lust zu
wecken,
Dass er in dem tiefen
Schlaf
Eine Erektion erfährt.
Wenn ihm dann im tiefen
Schlaf
Aus dem steifen
Mannesglied
Samen ausfließt, saug
ich diesen
Auf mit meinem feuchten
Munde.
Und ich locke den
Gemahl
Mit dem Spreizen meiner
Schenkel,
Dass er sich im Traum
vereint
Mit der Phantasie der
Wollust.
Wenn ich zwischen
meinen Schenkeln
Fühle seinen Phallus,
dann
Breche ich mit ihm die
Ehe
In der Wollust seines
Traums.
Wenn der Mann erwacht
am Morgen,
Ist noch heiß sein
Mannesglied
Und er muss dem
Priester beichten:
Ich betrog mein Eheweib!
Ich betrog mein Eheweib!
19
Wenn ein Mann mit einer
Frau
Schlafen will, geb ich
ihm ein,
Dass er keine Kinder
will,
Dass er Kinder will
verhüten.
Also aus dem Ochsendarm
Oder aus dem Gummi
schuf ich
Einen Überzieher für
Das potente
Mannesglied,
Dass der Mannessamen
wird
Aufgefangen in dem
Beutel
Und nicht zu dem Ei
gelangt
In dem Mutterschoß der
Frau.
Also lehr ich Männer
streicheln
Ihre Frau mit einem
Handschuh
Und ich trenne von dem
Sex
Die Funktion der
Fruchtbarkeit.
Oder ich belehre
Frauen,
In die Vulva Schaum zu
schmieren,
Der den Mannessamen
tötet,
Noch bevor er zeugen
konnte.
Oder ich belehre Ärzte,
Dass sie nicht die
Frauen heilen
Und die Unfruchtbaren
machen
Fruchtbar, wie es Gott
gefällt,
Sondern dass sie Drogen
geben,
Die die Fruchtbarkeit
der Frau
Durch ein Gift
zerstören, so
Dass die Frau wird
unfruchtbar.
Oder wenn ein Ei
befruchtet
Ist vom Mannessamen
schon,
Gebe ich den Frauen
Drogen,
Dass das Ei nicht
nistet ein
In dem Eierstock der
Frau,
Sondern dass die
Menschenzelle
Wird vernichtet in dem
Schoß
Einer ungewollten
Mutter.
Denn ich hasse alle
Kinder,
Denn es wird ein
Kindlein sein,
Das mich einst
vernichten wird,
Gottes eingebornes
Kind!
20
Wird die Mutter
schließlich schwanger,
Wie sie es von Gott
erbeten,
Es erbettelt unter
Tränen,
Als erwart sie den
Messias,
Lass ich in den ersten
Wochen
Oft die Frucht im
Schoße sterben,
Einen Klumpen
Menschenzellen,
Angetan mit einer
Seele.
Wenn den Frauen das
geschieht,
Sagen sie, wenn sie
sehr fromm sind:
Ein Kind hab ich schon
im Himmel,
Das beim Heiland auf
mich wartet.
Lange sagten zwar die
Priester:
Wenn ein Kind nicht
eingeweiht ist
Mit dem Wasser der
Besprengung,
In Vorhöllen lebt es
leidlos.
Aber weil so viele
Kinder
Starben in dem
Mutterschoße
OhneWasser der
Besprengung,
Sprach ein weiser
Hohepriester:
Kinder, die im Schoße
sterben
Ohne Wasser der
Besprengung,
Können durch des
Heilands Gnade
Kommen in den Himmel
Gottes.
Wenn das Kindlein
überlebte
Seine ersten
Lebenswochen,
Sich entwickelt hat im
Schoße,
Tret als Dämon ich zum
Vater
Und ich flüstre ein
dem Vater:
Sage deinem Eheweibe:
Treibe doch dein
Kindlein ab,
Unterbrich die
Schwangerschaft!
Und dann schicke ich
die Frau
Zu dem Arzt, der einst
geschworen,
Alles Leben zu
bewahren,
Und nun bricht er
seinen Schwur,
Und mit einem Messer
kratzt
Er den Menschen aus der
Mutter
Oder mit dem Schlauche
saugt
Er das Leben aus dem
Schoß,
Und er nimmt den
kleinen Menschen
Und er wirft ihn zu dem
Müll,
Nach Gehenna, wo der
Müll brennt,
Gott erlöst das
Kindlein trotzdem!
Alles das sind meine
Werke,
Ich bin die Idee des
Frevels,
Kleine Kinder
abzutreiben,
Ich, die
Kindermörderin!
21
Ich, Karina und Tabia,
Mache, dass die
Leibesfrucht
Den Geburtskanal nicht
findet,
Diesen Tunnel in das
Licht.
Oder wenn die
Leibesfrucht
Den Geburtskanal wohl
findet,
Mach ich den Kanal so
eng,
Dass sie nicht hindurch
kann kommen.
Oder dies ist auch mein
Werk,
Dass die Mutter zwar
gebiert,
Doch gebiert ein totes
Kind,
Mutter einer Todgeburt.
Dann kommt nur ein
Klumpen Fleisch
Aus dem offnen
Mutterschoß,
Unbeseelter
Fleischeshaufen,
Nichts als Erde, Kot
und Asche!
Oder wenn geboren wird
Von dem Mütterchen ein
Baby,
Wickle ich die
Nabelschnur
Um den Hals des
Neugebornen.
Wenn die Nabelschnur
das Kind
Nicht erwürgt, wie ich
es plante,
Hat das Kindlein doch
ein Trauma,
Und es muss als junges
Kind
Neunmal wickeln um den
Hals
Einen langen Schal, das
ist
Dann sein Trauma,
wiederholend
Seinen Schreck bei der
Geburt.
Wenn das neugeborne
Kind
Liegt dann an dem
Mutterbusen,
Schaue ich es böse an,
Werf darauf den bösen
Blick,
Denn in meinen
Katzenaugen
Ist die Macht des bösen
Blickes.
Ja, wenn Blicke töten
könnten!
Töten kann mein böser
Blick!
Höre dies von einem
Mädchen,
Welches war im
Mutterschoß,
Doch die Eltern ihres
Vaters
Boten tausend Drachmen
an,
Wenn das Kind wird
abgetrieben,
Tausend Drachmen, ja
zehntausend
Drachmen für den Tod
des Mädchens!
Also wertvoll ist der
Mensch.
Doch das Mütterchen
gebar
Dieses Mädchen, gab es
dann
In die Obhut seiner
Oma,
Die das Mädchen Sophie
nannte.
Da hab leider ich
versagt,
Denn allmächtig bin
ich nicht,
Meine Kraft wird oft
beschränkt
Von der Hagia Sophia.
22
Also sagte die Karina
Und Tabia, die Dämonin.
Salomo, der weise
König,
Hatte sie dies reden
lassen.
Aber nun sprach Salomo:
Dämon, schöre bei dem
Namen
Der gebenedeiten Mutter
Des Messias, Herrin
Mirjam:
Schwöre, mit den
Übeltaten
Und den Freveln
aufzuhören
Und fortan zu fördern
alle
Fruchtbarkeit in meinem
Reich!
Da erzitterte Karina
Vor der Allgebenedeiten
Und so schwor es die
Dämonin
Bei dem süßen Namen
Mirjam:
Bei dem süßen Namen
Mirjam,
Der Dämonen lässt
erzittern,
Schwöre ich, Karina,
alle
Kimderlein ins Licht zu
lassen!
So schwor die Karina.
Siehe,
Herrin Mirjam dies
bewirkte,
Dass fortan Karina war
Göttin aller
Fruchtbarkeit.
O Karina, Liebesgöttin,
Mach den Mannessamen
stark,
Mach den Frauenschoß
empfänglich,
Kinder lass geboren
werden!
Und der weise Salomo
Sagte dieses
Weisheitswort:
Lasst die kleinen Kinder kommen,
Lasst die kleinen Kinder kommen,
Deren Engel sehen Gott,
Es gehört den kleinen
Kindern
Gottes Himmelsparadies,
Nur wer wie die Kinder
wird,
Kann in Gottes Himmel
kommen!