Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

KLEINIGKEITEN

 

Von Josef Maria Mayer


HOCHZEITSGESANG


Von Catull


JÜNGLINGE
Der Abend ist gekommen, erhebe dich, Abendstern vom Olympus,
Nun endlich erhob sich dein langersehntes Licht.
Jetzt ist es Zeit, sich zu erheben, um die reichen Tafeln zu verlassen;
Jetzt kommt die Braut, jetzt wird die Hymen-Hymne gesungen:
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Seht ihr, o Jungfrauen, die Jünglinge? Erhebt euch, sie zu treffen.
Denn sicher zeigen die Nacht-Sterne ihre Fackeln.
So ist es in der Tat, man sieht, wie rasch sie entstanden sind.
Es ist nicht umsonst, dass sie aufgegangen sind:
Sie werden etwas beleuchten, das es wert ist, zu besingen.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JÜNGLINGE
Keine leichte Arbeit für uns, Genossen!
Sie sehen aus wie Mädchen und wissen, was sie gelernt haben.
Nicht umsonst lernten sie, sie haben alles würdig bewahrt;
Kein Wunder, denn sie taten mit ihrem ganzen Verstand die Arbeit.
Wir haben an eine andere Stelle gelenkt unsere Gedanken,
Die sonst unsere Ohren brausend erfüllten;
Wir werden geschlagen sein; aber der Sieg liebt die Pflege der Unterlegnen.
Darum sind wir jetzt zumindest Eines Geistes mit ihnen.
Bald werden sie anfangen zu sprechen,
Bald wird es passend für uns sein, ihnen zu antworten.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Abendstern, was ist noch grausamer als dein Feuer,
Das bewegt sich in den Himmeln?
Denn du kannst es ertragen, die Tochter von ihrer Mutter Armen zu reißen,
Von ihrer Mutter engen Umarmung,
Die Tochter klammerte sich an sie, sie fortzureißen,
Und zu geben die keusche Jungfrau dem brennenden Jüngling!
Was können grausameres als dies die Feinde tun,
Wenn eine Stadt erobert wird?
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JÜNGLINGE
Abendstern, was ist willkommeneres Feuer als deines,
Das erstrahlt in den Himmeln?
Denn mit deiner Flamme vereinigst du die Bräute,
Wie es Ehemänner und Eltern vorher versprochen haben,
Aber vereinige sie nicht, bis deine Flamme entzündet ist.
Was wird gegeben von den Göttern wünschenswerteres
Als diese glückliche Stunde?
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Der Abendstern, ihr Freunde, ist einer von uns geworden.
JÜNGLINGE
Denn bei deiner Ankunft ist der Wächter immer noch wach.
In der Nacht verstecken sich die Diebe, die du,
Abendstern, oft entdecktest, wenn du zurückkehrtest,
Abendstern, der gleiche, aber mit geändertem Namen: Morgenstern.
Aber die Mädchen lieben es, dich mit gespielter Beschwerde zu schelten...
Was dann, wenn sie den schelten,
Den sie in ihrem geheimen Herzen heimlich wünschen?
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JUNGFRAUEN
Wie eine Blume sprießt heimlich in einem eingezäunten Garten,
Unbekannt den Rindern, von keinem Pflug aufgerissen,
Die die Winde streicheln, die Sonne stärkt, der Regen aufzieht,
Viele Jünglinge, viele Mädchen wünschen dies;
Wenn die gleiche Blume verwelkt,
Erstickt von scharfen Dornen,
Keine Jüngling, kein Mädchen wünscht dies:
So ein Mädchen, während sie unangetastet bleibt,
So lange ist sie lieber sich selbst zu eigen;
Wenn sie ihre keusche Blume mit besudeltem Körper verloren,
Bleibt sie weder schön, noch Jünglingen lieb und Mädchen.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!
JÜNGLINGE
Wie die unvermählte Rebe, die wächst in einem kahlen Feld,
Nie hebt sie sich nach oben, nie bringt sie weiche Trauben hervor,
Aber beugt ihrer Gaben Form nach unten vom Gewicht
Und berührt die Wurzel;
Keine Bauern, keine Rinder ernten sie ab.
Aber wenn die Gelegenheit kommt, die Ehe zu schließen mit der Ulme,
Viele Bauern und viele Ochsen können kaum die Ernte tragen:
So ist ein Mädchen, während sie unangetastet bleibt,
So lange altert sie ungepflegt;
Aber wenn sie reif ist für die Ehe,
Ist sie lieb zu ihrem Mann und weniger unangenehm ihrem Vater.
Und du, Jungfrau, strebst nicht nach einem solchen Mann?
Ist es nicht richtig, mit ihm sich zu verbinden,
Den dein Vater selbst hat auserwählt?
Dein Vater selbst und deine Mutter, denen musst du gehorchen.
Deine Jungfrauenschaft ist nicht dein eigen,
Teils gehört sie deinen Eltern,
Ein Drittel deinem Vater, ein Drittel deiner Mutter,
Nur ein Drittel ist dein; nicht mit zweien kämpfe,
Die ihre Rechte haben, um ihrem Schwiegersohn die Mitgift zu geben.
Hymen, o Hymenäus, Hymen, komm, o Hymenäus!



DIE HEILIGE DOROTHEA ODER DORIS


Dorothee von Cäsarea
In der heutigen Türkei
Wird am sechsten Februar
Von der Kirche hoch verehrt.
Dorotheas Name heißt:
Ich bin ein Geschenk von Gott!
Doris ist ihr Kosename.
Für den Glauben an den Herrn
Gab freiwillig sie ihr Leben.
In dem Jahr Zweihundertneunzig
Ist geboren Dorothea
Und im Jahr Dreihundertvier
Wurde Dorothee ermordet.

*

Ihre Eltern waren Christen,
Dorus ihres Vaters Name,
Dorus, das bedeutet Gabe;
Thea ihrer Mutter Name,
Thea, das bedeutet Göttin.
Dorus nun und Thea stammten
Ab von Senatoren Roms.
Ihre beiden Töchter hießen
Christiana und Kallista.
Christiana heißt: Die Christin,
Und Kallista heißt: Die Schöne.
Und die Eltern und die Töchter
Flohen vor dem Kaiser Roms,
Der sich ließ als Gott anbeten,
Aber Christen beten nur
Jesus Christus an als Gott.
Als die Eltern und die Töchter
Sind nach Asien gekommen,
Ward geboren Dorothea.
Dorothea wurde sie
Von dem Vater stets genannt,
Ihre liebe Mutter Thea
Aber rief sie zärtlich Doris.

*

Vierzehn Jahre jung war Doris,
Hatte lange goldne Zöpfe,
Da begehrte sie der junge
Gouverneur Fabricius,
Der nicht an den Christus glaubte,
Sondern an die goldnen Götzen,
Der begehrte Dorothea
Zur Gemahlin. Aber Doris
Sagte: Ich gehöre Jesus!
Gott allein ist mein Gemahl! –
Voller Eifersucht der junge
Gouverneur Fabricius
Schleppte Doris vor Gericht:
Eine Gotteslästerung
Habe Doris ausgesprochen,
Als sie sagte, dass der Kaiser
Nicht anbetungswürdig sei,
Sondern dieser Nazarener,
Dieser Zimmermann von Juda!

*

Und gefällt ward dieses Urteil
Von der herrschenden Justiz:
Dorothea musste baden
In dem Bad von heißem Öl!
Aber Jesus Christus half ihr,
Und die junge Doris stieg
Aus dem Bad von heißem Öl,
Frisch gebadet und gesund
Und erfrischend parfümiert
Und gesalbt mit reinster Salbe!
Da beschloss der Herr Justizrat,
Dorothea einzusperren
In den finstern Kerker, sieben
Tage, sieben Nächte, lichtlos,
Ohne Brot und ohne Wasser.
Aber Jesus Christus half ihr.
Als die siebte Nacht vorüber,
Doris kam aus dem Gefängnis
Noch viel schöner als zuvor!

*

Da beschloss der Herr Justizrat,
Sie noch schlimmer zu bedrohen.
Aber Doris hat gebetet:
Jesus, du mein Bräutigam,
Gib den Heiden doch ein Zeichen!
Jesus hörte seine Braut,
Gab den Heiden dieses Zeichen:
Der verehrten Göttin Venus
Nacktes Bild aus Marmor stürzte
Vom Altar und fiel in Splitter.
Und die Heiden sahen plötzlich
Die Dämonen kreischend fliehen
Und die Engel singend tanzen!
Viele, die an Gott nicht glaubten,
Die bekehrten sich zu Gott,
Zum lebendigen, zum wahren
Gott und Vater Jesu Christi!

*

Da beschwor der Herr Justizrat
Doris: Hör jetzt damit auf,
Böse Zauberin und Hexe,
Lass uns endlich doch in Ruhe
Mit dem Schwächling, mit dem Abgott
Jesus, diesem Zimmermann!
Aber Doris blieb dem Herrn
Treu verbunden, fiel nicht ab
Von dem Glauben an den Herrn.
Da ließ sie der Herr Justizrat
Geißeln mit der Lederpeitsche
Und mit Fackeln er verbrannte
Dorotheas Mädchenbrüste!
Schon war sie dem Tode nahe
Und sie ward davongetragen.
Doch es heilten über Nacht
Ihre Striemen auf dem Rücken
Und die Brüste wurden heil,
Wieder schöne Mädchenbrüste!

*

Voller Wut der Herr Justizrat
Schnappte sich die beiden Schwestern
Christiana und Kallista,
Die vom Glauben abgefallen
Waren, hatten liebgewonnen
Diese Welt mit ihren Götzen,
Aber da sie beide sahen
Dorotheas Gottesliebe,
Riefen beide zu der Schwester:
Doris, du Geliebte Christi,
Wir auch schwören Christus Treue!
Und wir wollen lieber sterben,
Als den Heiland zu verleugnen,
Der für uns am Kreuz gestorben
Und den Himmel uns erworben!

*

Christiana und Kallista
Band zusammen man und warf sie
In das Feuer, sie verbrannten,
Starben – kamen in den Himmel,
Schauten Gott von Angesicht!
Als man Doris nun bedrohte
Mit dem Tode, sagte Doris:
Komm ich um, so komm ich um!
Aber in dem Garten Gottes
Werd ich mich in Ewigkeit
Freuen an dem Duft der Rosen,
Am Geschmack der süßen Äpfel!

*

Dies vernahm ein Advokat,
Theophilus war sein Name,
Und er hatte nichts als Spott
Für den Glauben Dorotheas
An die Rosen und die Äpfel
In dem Paradiese Gottes,
Und so rief er voller Hohn:
Kommst du in den Garten Gottes,
Schicke mir doch rote Rosen,
Schicke mir doch goldne Äpfel!
Denn wenn ich nicht Wunder sehe,
Glaub ich nicht an deinen Jesus,
Deinen Gott und Bräutigam!

*

Dorothea ward geführt
Zu dem Richtplatz, denn dort wollte
Der Justizrat sie enthaupten,
Aber Doris hat gebetet
Für den Spötter Theophilus:
Jesus, du mein Bräutigam,
Schicke ihm doch rote Rosen,
Schicke ihm doch süße Äpfel
Aus dem Paradiese Gottes,
Dass der Spötter sich bekehre
Und ans ewge Leben glaube! –
Da erschien ein kleiner Knabe,
Ein vier Jahre junger Knabe,
Doris’ Engel, und der Knabe
Trug in Händen einen Korb,
Voll von schönen roten Rosen
Voll von süßen goldnen Äpfeln.
Doris sprach zu ihrem Engel:
Eile jetzt zu Theophilus,
Zeig ihm die Geschenke Gottes!
Und der kleine Engel ging
Zu dem Zweifler, zeigte ihm
Rote Rosen, goldne Äpfel
Aus dem Paradiese Gottes.
Und der Engel Dorotheas
Ward entrückt in Gottes Himmel.

*

Rosen mitten in dem Winter!
Äpfel mitten in dem Winter!
Das bekehrte Theophilus,
Er bekehrte sich zu Christus
Und bekannte öffentlich:
Jesus Christus ist der Herr! –
Da ergriff ihn der Justizrat,
Ließ ihn für den Glauben martern.
Theophilus aber sprach:
Nehmt mir nur das Leben, aber
Doch gewährt mir eine Frist,
Denn ein Priester soll mich taufen!
Theophilus ward getauft,
Christus lebte nun in ihm!
Schließlich wurde er enthauptet
Und sein Leichnam ward zerstückelt
Wilden Hunden vorgeworfen.
Aber Theophilus lebte
In dem Paradiese Gottes!

*

Dorothea wird genannt
Eine Helferin in Not
Und Reliquien von ihr
Finden sich in Romas Kirchen.
Und in Breslau sich befindet
Die Reliquie ihres Kopfes!
Und im Osten Deutschlands spielte
Man die Dorothea-Spiele,
Doris im Sakral-Theater.
Und in der Tschechei verehren
Kinder Doris in der Schule
Und sie singen Doris-Lieder,
Man beschenkte dann die Kinder
An dem sechsten Februar,
An dem Dorothea-Tage.
Und man malte unsre Doris
Oft mit einem Korb voll Rosen,
Roten, weißen, goldnen Rosen,
Oft mit einem Korb voll Äpfel.
Und im Himmel eingesetzt
Doris ist die Schutzpatronin
Aller Blumengärtnerinnen,
Aller neuvermählten Bräute,
Sie ist Schutzfrau gegen Armut,
Schützt vor falscher Schuldzuweisung,
Hilft in Wehen der Geburt,
Steht uns bei in Todesnot!

*

DIE BAUERN SINGEN DAS DORIS-LIED

Doris oder Dorothee
Gibt den meisten Schnee.

Doris mit dem Korb voll Rosen
Lässt den Schneesturm nochmals tosen.

Manchmal bringt uns Doris-Dorothee
Uns den allermeisten Schnee.

Doris oder Dorothee
Geht spazieren gern im Schnee.

Doris oder Dorothee
Feiert gern ein Winterfest,
Sie hängt Girlanden aus Schnee
In der Bäume Geäst.

Hat Doris oder Dorothee
Noch Winterkraft,
Sie Wehen aus Schnee
Am Wegesrand schafft.

Bringt Doris viel Schnee,
Bringt der Sommer guten Klee.

Wärmt Doris mit Schnee die Saaten,
Das Korn wird gut im Sommer geraten.

Streut Doris Schnee über Wald und Feld,
Ist es gut ums tägliche Brot bestellt;
Doch fehlt dem Acker die weiße Pracht,
Sein Anblick die Bauern nicht glücklich macht.

Wenn Doris noch Schnee bestellt,
Bringt Sankt Matthias den Frühling zur Welt.

Vermehrt sich um Doris die weiße Pracht,
Um Sankt Roman der Frühling erwacht.

Wenn Doris aus Eis noch Brücken baut,
Der Schnee um Sankt Roman sicher taut.

Nach dem Doris-Tag
Kein Schnee mehr gerne kommen mag.

Wenn Doris über Pfützen springt,
Die Amsel im April erst wieder singt.


ODEN DER DICHTERIN AN IHRE FREUNDIN


Nachdichtung



ERSTE ODE

Wann immer in dieser Stadt flackern die Bildschirme
Mit Pornographie mit Science-Fiction mit Vampiren
Opfern Sklaven Peitschen
Gehen wir auch zu Fuß wenn wir gehen einfach
Durch den regenfeuchten Müll die Boulevardzeitung voll Grausamkeiten
Aus unserer eigenen Nachbarschaft
Wir müssen begreifen unser Leben ist untrennbar
In diesen ranzigen Träumen die aus Stahl platzen diese Schande
Und die rote Begonie schimmert gefährlich
Aus einem Mietshaus vier Stockwerke hoch
Oder die langbeinigen jungen Mädchen spielen Ball
Auf dem Spielplatz des Gymnasiums
Niemand hat uns vorgestellt wir wollen leben wie Bäume
Platanen lodern durch die Schwefelsäure der Luft
Gesprenkelt mit Narben noch überschwänglich aufblühend
Unsere tierische Leidenschaft ist in der Stadt verwurzelt


ZWEITE ODE

Ich wache auf in deinem Bett ich weiß ich habe geträumt
Viel früher trennte uns der Weckalarm
Du saßest an deinem Schreibtisch für Stunden ich weiß was ich geträumt hab
Unser Freund der Dichter kommt in mein Zimmer
Wo ich seit Tagen schreibe
Zugluft Asche Gedichte überall verstreut
Und ich möchte ihm ein Gedicht zeigen
Das ist das Gedicht meines Lebens aber ich zögere
Du hast mein Haar geküsst
Um mich zu wecken ich träumte du wärst ein Gedicht
Ich sage ein Gedicht das ich jemandem zeigen wollte
Und ich lachte und fiel wieder zurück in den Traum
Den Wunsch dich allen die ich liebe zu zeigen
Offenherzig uns zusammen zu bewegen
Im Sog der Schwerkraft was nicht einfach ist
Was trägt das gefiederte Gras eines langen Weges
In die Tiefe die aufatmende Luft


DRITTE ODE

Da wir nicht mehr jung sind haben wir nur Wochen zu tun
Seit Jahren fehlen wir uns doch nur diese seltsame Kette
Der Zeit sagt mir wir sind nicht mehr jung
Bin ich jemals zu Fuß gegangen die Straßen am Morgen mit zwanzig Jahren
Meine Glieder überströmend von reiner Freude
Hab ich mich aus meinem Fenster gelehnt über die Stadt
Lauschend in die Zukunft
Wie ich lausche mit meinen feinen Nerven auf deinen Ring
Und du bewegst dich auf mich zu mit dem gleichen Tempo
Deine Augen sind ewig die grünen Funken
Das blauäugichte Gras im Frühsommer
Die grün-blaue wilde Kresse
Mit zwanzig Jahren ja wir dachten wir würden ewig leben
Mit fünfzig will ich kennen auch unsere Grenzen
Ich denke du weißt dass wir nicht erst morgen geboren werden
Und irgendwie wird jeder von uns der anderen helfen zu leben
Und irgendwie muss jeder von uns der anderen helfen zu sterben


VIERTE ODE

Ich komme nach Hause von dir durch das frühe Licht des Frühlings
Gehe an gewöhnlichen Mauern lang in El Dorado
Der Billig-Supermarkt das Schuhgeschäft ich schleppte meinen Beutel
Lebensmittel in den Paternoster
Wo ein straffer Mann wie für ältere Menschen sorgfältig
Mir die Tür aufhält um Gottes willen
Ich krächze ihn an als hysterische Zicke er atmet meine Worte ein
Ich gehe in die Küche entleere meinen Beutel
Mache Kaffee öffne das Fenster höre Blues
Here Comes the Sun ich öffne die Post
Trinke leckeren Kaffee leckere Muse
Mein Körper ist leicht und schwer mit dir die Post
Könnte von einem Mann geschrieben sein
Achtundvierzig Jahre alt eine Geisel im Gefängnis gefoltert
“Mein Glied war Gegenstand eines solchen sadistischen Spiels
Sie halten mich ständig wach mit dem Schmerz
Tu du was du kannst um zu überleben“
Weißt du ich glaube Männer lieben den Krieg
Und meine unstillbare Wut meine unheilbaren Wunden
Brechen weiter auf und Tränen weine ich hilflos
Und sie haben noch die Kontrolle über die Welt
Und du liegst nicht in meinen Armen


FÜNFTE ODE

Diese Wohnung voller Bücher könnte knacken
Die dicken Backen die hervorquellenden Augen
Von Monstern öffne einfach einmal die Bücher
Hast du von Angesicht zu Angesicht gesehen
Die Unterseite von allem was ich geliebt habe
Die Regale in Bereitschaft die Witze
Selbst die besten Stimmen haben zu murmeln
Die Stille begräbt ungewollte Kinder
Frauen Ketzer Zeugen in der Wüste
Der Dichter sagt mir er hat die Reihen seiner Bücher geordnet
So kann er bei William Blake nachschauen wenn er Typen sucht
Ja und wir haben immer noch zu rechnen
Mit dem Abscheu vor dem Fleisch der Frauen
Und Goethes Angst vor den Müttern und Paul Claudels 
Frommen Geister und ihre gefalteten Hände seit Jahrhunderten
Da Künstlerinnen bei der Geburt starben
Weise Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden
Jahrhunderte der ungeschriebenen Bücher gestapelt hinter diesen Regalen
Und wir haben noch in Abwesenheit zu starren
Auf Männer die nicht Frauen sind die würden nicht singen
Unser Leben das noch nicht ausgehobene Loch
Zivilisation genannt (dieser Akt der Übersetzung) diese Hälfte der Welt


SECHSTE ODE

Deine kleinen Hände gleich meinen eigenen Händen
Nur der Daumen ist größer länger in diesen Händen
Ich sah das Vertrauen der Welt oder in vielen Händen wie diesen
Umgang mit Kraft
Oder das Berühren eines menschliches Gesichts so könnten die Hände
Das ungeborene Kind richtig durch den Geburtskanal führen
Oder Pilotin sein eines Rettungsschiffes
Durch Eisberge oder ein Stück zusammennähen
Von feinen nadelförmigen Fetzen
An der Seite der Finger der ekstatischen Frauen  schreiten
Aus der Sibylle Höhle oder den Elysischen Grotten
Solche Hände können ausüben eine unvermeidliche Gewalt
Mit einer großen Einschränkung mit einem solchen Griff
Der Reichweite und Grenzen der Gewalt
Dass Gewalt für immer wäre überflüssig geworden


SIEBENTE ODE

Welche Art von Tier würde sein Leben in Worte verwandeln
Was für eine Sühne ist das alles
Und doch das Schreiben von Worten wie diesen ist mein Leben
Ist dies alles in der Nähe der Eisenbahn die heult Signale
Dass sie moduliert wilde Töne
Oder wenn ich von dir fern versuche dich in Worten zu beschreiben
Ich bin einfach mit dir wie ein Fluss oder ein Krieg
Und wie hab ich Flüsse eingesetzt wie Kriege
Zu entkommen dem Schreiben dem Schlimmsten von allem
Nicht den Verbrechen der Anderen nicht einmal unserem eigenen Tod
Aber dem Versäumnis unsere eigene Freiheit leidenschaftlich genug zu wollen
So dass welken die Ulmen krank werden die Flüsse
Es würde wie ein Massaker scheinen
Das bloße Emblem dieser unserer Schändung


ACHTE ODE

Ich sehe mich um Jahre zurück in Sunion
Verletzt mit einem angeschwollenen Fuß Philoktet
In Frauengestalt hinkend den langen Weg
Ich liege auf einer Landzunge über dem dunklen Meer
Blicke nach unten zu den roten Felsen wo lautlos lockend
Eine weiße Welle erzählte mir dass sie eine Welle geschlagen hat
Ich stelle mir vor anzuziehen dieses Wasser aus dieser Höhe
Wissenswertes absichtlicher Selbstmord war nicht mein Metier
Noch die ganze Zeit Krankenpflege zu untersuchen die Wunde
Nun ist das abgeschlossen die Frau gehegt und gepflegt
Ihr Leiden ist tot ich bin ihr Nachkomme
Ich liebe das Narbengewebe das sie mir überreichte
Aber ich will gehen von hier mit dir
Im Kampf gegen die Versuchung
Eine Karriere von Schmerzen zu machen


NEUNTE ODE

Dein Schweigen ist heute ein Teich wo ertrunkene Dinge leben
Ich möchte angehoben werden und tropfen und in die Sonne sehen
Es ist nicht mein eigenes Gesicht das ich sehe sondern andere Gesichter
Sogar dein Gesicht in einem anderen Zeitalter
Was auch immer verloren ging wird von uns beiden benötigt
Eine Uhr von Altgold eine feuchtverschwommene Fieberkurve
Ein Schlüssel sogar der Schlick und die Steine ​​von der Unterseite
Verdienen ihr Glitzern der Anerkennung ich fürchte diese Stille
Dieses unartikulierte Leben ich warte
Auf einen Wind der sanft teilt dieses Wasser
Einmal und zeigt mir was ich tun kann
Für dich du hast oft das Namenlose
Benannt für andere und auch für mich


ZEHNTE ODE

Deine Hündin ruhig und unschuldig schlummert
Bei unseren Schreien unseren gemurmelten Morgenröte-Verschwörungen
Unseren Telefonaten sie weiß was kann sie wissen
Wenn in meiner eigenen Arroganz ich behaupte zu lesen
In ihren Augen ich finde nur meine eigenen Gedanken in dem Tier
Dass Kreaturen müssen einander körperlichen Trost spenden
Stimmen dass Psyche fährt durch das Fleisch
Weiter als das dichte Gehirn voraussagt
Dass die planetarischen Nächte werden für diejenigen kalt
Die auf dem gleichen Weg sind die wollen zum Anfassen
Eine Kreatur sind Reisende bis zum Ende
Dass ohne göttliche Zärtlichkeit wir alle in der Hölle sind


ELFTE ODE

Jeder Gipfel ist ein Krater das ist das Gesetz von Vulkanen
So dass sie ewig und sichtbar weiblich sind
Nein zur Höhe ohne Tiefe ohne einen brennenden Kern
Wenn unsere Strohsandalen auf der gehärteten Lava zerfetzen
Ich möchte mit dir zu jedem heiligen Berg reisen
Rauchend wie die Sibylle beugte sich über ihren Dreifuß
Ich möchte deine Hand erreichen wie wir den Weg schreiten
Fühle du die Arterien glühend in meiner Hand
Nie versiegend die kleinen Juwelen-Blumen beachte
Die uns fremd sind namenlos bis wir sie benennen
Die klammern sich an die langsam sich verändernden Felsen
Außerhalb von uns selbst und für uns selbst
Die vor uns wussten dass wir kommen würden
Und sehen über uns hinweg


ZWÖLFTE ODE

Schlafen sich drehen wiederum wie Planeten
Sich drehen auf der Mitternacht Auen
Eine Berührung genügt um uns mitzuteilen
Wir sind nicht allein im Universum sogar im Schlaf
Der Traum Geister aus zwei Welten
Betreten ihre Geist-Stadt fast schreiben sie einander
Ich habe deine Worte gemurmelt und ging
Und habe gesprochen das Licht
Oder das Dunkel Jahre entfernt
Als ob ich meine eigene Stimme gesprochen hätte
Aber wir haben unterschiedliche Stimmen sogar im Schlaf
Und unsere Körper sind sich so ähnlich und doch so verschieden
Und die Vergangenheit hallt durch unsere Adern
Und ist mit verschiedenen Sprachen
Verschiedenen Bedeutungen befrachtet
Das steht in keiner Chronik der Welt die wir teilen
Es könnte eine neue Bedeutung geschrieben werden
Wir waren zwei Liebende Eines Geschlechts
Wir waren zwei Frauen Einer Generation


DREIZEHNTE ODE

Die Regeln zu brechen wie ein Thermometer
Quecksilber verschütten über die kartierten Systeme
Wir sind in einem Land das keine Sprache hat
Keine Gesetze wir jagen die Raben und den Zaunkönig
Durch Schluchten seit der Morgenröte unerforscht
Was wir gemeinsam tun ist reine Erfindung
Die Karten die sie uns gaben waren veraltet
Seit Jahren sind wir durch die Wüste gefahren
Ich frage mich ob das Wasser festhalten kann
Die Halluzinationen einfache Dörfer drehen sich
Die Musik aus dem Radio kommt klar
Weder der Rosenkavalier noch die Götterdämmerung
Aber die Stimme einer Frau singt alte Songs
Auf neue Art mit dem stillen Sopran einer Flöte
Gitarre gezupft und gefingert von einer Frau


VIERZEHNTE ODE

Es war deine Vision des Piloten
Die bestätigte meine Vision von dir du sagtest er hält an
Und lenkt nun kopfüber in die Wellen mit Absicht
Während wir hockten in der offenen Luke
Erbrechend in Plastiktüten
Drei Stunden lang zwischen Saint Pierre und Magelone
Ich fühlte mich nie dir näher
In der engen Kabine wo die Paare auf Hochzeitsreise waren
Drängten einander in den Runden und Armen
Ich legte meine Hand auf deinen Oberschenkel
Um uns beide zu trösten kam deine Hand über mich
Wir waren auf diese Weise in den Leiden zusammen
In unserem Körper als ob alle Leiden
Wären körperliche berührten uns so in der Gegenwart
Von Fremden die nichts wussten und pflegten weniger
Erbrechend ihre privaten Schmerzen
Als ob alle Leiden wären physisch


ZWISCHENSPIEL

Was passiert mit uns dein Körper
Zart zart wird mir spuken
Dein Liebesspiel wie die halb zusammengerollten Wedel
Des Farns im Wald
Nur von der Sonne gewaschen deine großzügigen Oberschenkel
Zwischen die mein ganzes Gesicht gekommen ist und kommen wird
Die Unschuld und Weisheit des Schoßes hat meine Zunge gefunden
Der lebendige Tanz deiner Brustwarzen in meinem Mund
Dein Anschlag auf mich fest schützend suchend
Deine starke Zunge und schlanken Finger
Erreichen den Ort wo ich Jahre gewartet auf dich
In meiner Rose nassen Grotte
Was auch immer geschieht ist dies


FÜNFZEHNTE ODE

Als ich an dem Strand mit dir lag
Weiß und leer und das reine grüne Wasser durch den Golfstrom erwärmt
Und liegend an diesem Strand konnten wir nicht bleiben
Weil der Wind feinen Sand gegen uns blies
Als ob er gegen uns wäre
Als wir versuchten ihm zu widerstehen und wir es nicht schafften
Als wir fuhren an einen anderen Ort
In den Armen der anderen zu schlafen
Und die Betten waren schmal wie der Häftlinge Pritschen
Und wir waren müde und konnte nicht schlafen zusammen
Und das war was wir gefunden hatten dies war es was wir taten
War das unser Scheitern
Wenn ich unter den Umständen mich an dich klammerte konnte ich fühlen
Mich nicht verantwortlich nur die da sagt
Sie erwähle nicht ist die Verliererin am Ende


SECHZEHNTE ODE

In einer deiner Städte bin ich mit dir
Ebenso eine Nacht im August
Der Mond begehrte Einlass
Warm seegebadet sah ich dich schlafen
Das gewaschene Holz der Tafel
Vollgestopft mit unseren Bürsten Büchern Flaschen im Mondlicht
Oder ein salziger Nebel im Obstgarten liegt an deiner Seite
Ich beobachte den roten Sonnenuntergang durch die Tür der Kabine
Mozart auf dem Abspielgerät
Einschlafend zur Musik des Meeres
Diese Insel Manhattan ist breit genug
Für uns beide und schmal
Ich höre deinen Atem heute Abend ich weiß dein Gesicht
Liegt weggewendet das Zwielicht schimmert
Auf deinem großzügigen Mund
Wo Trauer und Lachen zusammen schlafen


SIEBZEHNTE ODE

Niemandem ist beschieden und keiner ist dazu verurteilt jeden zu lieben
Die Unfälle passieren wir sind nicht Heldinnen
In unserem Leben passieren sie wie Autounfälle
Bücher die uns verändern Nachbarschaften
Dass wir in Bewegung kommen und lieben
Tristan und Isolde das ist kaum unsere Geschichte
Frauen sollten zumindest wissen von dem Unterschied
Zwischen Liebe und Tod kein Gefängnis
Keine Buße lediglich eine Vorstellung dass das Tonbandgerät
Sollte aufgefangen haben einigen Geist von uns dass das Tonbandgerät
Nicht nur abgespielt wird sondern uns zugehört haben sollte
Und konnte einweihen diejenigen die nach uns kommen
Wir waren dies wie wir zu lieben versuchten
Und das sind die Kräfte die wir in uns erreicht hatten
In uns und gegen uns gegen uns und in uns


ACHTZEHNTE ODE

Regen auf der westlichen Schnellstraße
Rotes Licht am Flussufer
Je mehr ich lebe desto mehr denke ich
Zwei Menschen zusammen sind ein Wunder
Du erzählst die Geschichte deines Lebens
Mit einem Mal bricht ein Beben in die Oberfläche deiner Worte
Die Geschichte unseres Lebens wird unser Leben sein
Jetzt bist du in der Ruhe über das was einige sagen da ich bin sicher
Ein viktorianischer Dichter namens Salz erfüllte das Meer
Das sind die Worte die mir in den Sinn kommen
Ich fühle mich entfremdet ja als ich fühlte die Morgenröte
Brach herein nach Tagesanbruch eine Spalte von Licht
Eingeschlossen zwischen Trauer und Wut ein Raum öffnet sich
Wo ich bin Ich allein und es wird kälter


NEUNZEHNTE ODE

Kann man kälter als ich beginnen
Mich wieder zu berühren die Hülle wegzuziehen
Wenn langsam das nackte Gesicht nicht mehr rückwärts starrt
Und sieht in der Gegenwart
Das Auge des Winters die Stadt die Wut die Armut und den Tod
Und die Lippen teilen sich und sagen ich meine zu leben
Spreche ich kalt wenn ich dich in einem Traum spreche
Oder in diesem Gedicht es gibt keine Wunder
Du warst die Erste mit der ich wollte das tägliche Leben
Diese Insel von Manhattan war Insel genug für mich
Wenn ich dich lasse konntest du wissen
Zwei Frauen zusammen sind eine Arbeit
Nichts in der Zivilisation hat es uns leicht gemacht
Zwei Menschen zusammen sind eine Arbeit
Heroisch in ihrer Alltäglichkeit
Das langsame Pflücken Anhalten Umkehr von Trennung
Wo die heftigste Aufmerksamkeit zur Routine wird
In den Gesichtern derer die sie gewählt haben ist sie zu suchen


ZWANZIGSTE ODE

Das Gespräch das wir lagen immer auf der hohen Kante
Des Habens geht in meinem Kopf um
Nachts der Fluss zittert im Licht der Stadt
Verschmutztes Wasser reflektiert auch noch
Manchmal ist der Mond da
Und ich erkenne eine Frau auf dem Mond
Ich liebte ertrank in Geheimnissen Angst würgte meine Kehle
Und verknotete sie wie Haare und das sind die
Mit denen ich versuchte zu sprechen deren kalte Köpfe
Wandten sich ab von meinen Schmerzen die werden tiefer ziehen mich hinab
Wo sie mich nicht hören können
Und bald werde ich wissen mit meiner eigenen Seele zu reden


EINUNDZWANZIGSTE ODE

Die dunklen Stürze die blauen Steine ausländisch
Der großen Runde durch kantige Steinwerkzeuge
Der Mittsommernacht Licht steigt von unten herauf
Am Horizont wo ich sagte eine Spalte des Lichts
Ich meinte diese Spalte und das ist nicht Stonehenge
Noch ein anderer Ort sondern der Geist
Gießt sich zurück wo wir die Einsamkeit geteilt
Man könnte sich ohne Einsamkeit wählen
Das ist nicht leicht und geht nicht ohne Schmerzen
Der Kreis die schweren Schatten das große Licht
Ich beschließe die Figur in diesem Licht
Die Hälfte ausgelöscht durch Dunkelheit etwas bewegt
In diesem Raum die Farbe des Steins
Begrüßung der Luna die mehr ist als Stein
Eine Frau
Ich beschließe hier zu gehen und diesen Kreis zu zeichnen