Von
Josef Maria Mayer
Meine Augen haben nur noch vierzig Prozent Sehkraft, das
macht mich traurig, ich rufe gleich meine Mutter an, dass sie mich tröstet. Wie
sieht es denn in deinem Herzen aus? Es war ja so schön, als wir eine Brieffreundschaft
hatten, schade, dass du nicht mehr mit mir befreundet sein magst. Ich komme
über den Tod meiner Freundin nicht hinweg, mein Herz ist mit ihr gegangen. Aber
du hast dich einer neuen Liebe zugewandt? Es hat im Frühling sehr viel
geregnet, so recht ein Wonnemai für Nacktschnecken und Regenwürmer, aber der
Flieder blühte auch sehr farbenfroh und alles duftete so stark. Ich war heute
im Antiquariat und habe Ghazelen und Sonette von Graf August von Platen
gefunden. Ich schicke dir noch einmal ein Poem, ob ich dein Herz vielleicht für
mich ein bisschen erwärmen kann? Wo lebst du eigentlich?
*
Ist nicht der Pekingmensch 50 000 Jahre alt? Die Venus vom
Hohen Fels ist 40 000 Jahre alt, die Venus von Willendorf 25 000 Jahre, beide
aus Deutschland. Wenn die Feministinnen Recht haben, ist die Venus das älteste
Gottesbild der Menschheit: Die Große Mutter. Der Priester sagte: Wenn Sie Venus
liebten, dann sagen Sie zu Gott "Gottheit" und sagen zur Gottheit: DU
bist die Schöne Liebe!
*
*
Ich hatte ganz vergessen, dass an diesem Wochenende Quentins
Geburtstag gefeiert wird, er wird nun 16 Jahre alt und ich weiß noch, wie er
als Baby mein Gästebett vollgeschissen hatte. Da muss ich nun erscheinen, um
nicht ungezogen zu sein. Ich wollte mir eine neue Brille beschaffen, aber die
Optikerin sagte, ich hätte nur noch 40 Prozent Sehkraft, da hilft eine Brille
auch nichts mehr. Ich forschte dann gleich nach einer Bibel in Großdruck,
mindestens 12 Punkt, Lutherbibel (am liebsten von 1545) mit Apokryphen,
unbedingt mit Apokryphen. Evi sagte, wenn ich ganz blind geworden, dann muss
ich mir eine Hörbibel zulegen. Psalmen, Prediger Salomo, Hoheslied und Hiob hab
ich schon.
*
DIE
ORCHIDEE
Orchidee, die edelste der Pflanzen,
Blühend stets das ganze liebe Jahr,
Zwar nur wenig Düfte sie umtanzen,
Doch die Blütenpracht ist wunderbar.
O sie kommt von einem andern Stern,
Sie versteckt sich tief im Tropenwald,
Bleibt auch lieber meinen Blicken fern,
Unsichtbar die reizende Gestalt.
Wundervoll sind ihres Leibes Formen,
Ihre Farbe meistens sanft pastell,
Meistens steht sie außerhalb der Normen
Und sie macht mir meine Seele hell.
Ja, sie adelt jede Gartenbank,
Sie kommt beinah ohne Erde aus.
Meine Seele füllt sie an mit Dank
Für den angenehmsten Augenschmaus.
Keusches Wasser – sie ist sehr bescheiden,
Weiter braucht sie nichts zum Lebensglück,
Doch sie muss die grelle Sonne meiden,
Zieht sich lieber schüchtern still zurück.
Ihre zarten Blätter, wie aus Seide,
Schimmern glänzend auch im dunklen Schatten.
Danke für die schönste Augenweide!
Dank dem schönen Leben, das wir hatten!
Blühend stets das ganze liebe Jahr,
Zwar nur wenig Düfte sie umtanzen,
Doch die Blütenpracht ist wunderbar.
O sie kommt von einem andern Stern,
Sie versteckt sich tief im Tropenwald,
Bleibt auch lieber meinen Blicken fern,
Unsichtbar die reizende Gestalt.
Wundervoll sind ihres Leibes Formen,
Ihre Farbe meistens sanft pastell,
Meistens steht sie außerhalb der Normen
Und sie macht mir meine Seele hell.
Ja, sie adelt jede Gartenbank,
Sie kommt beinah ohne Erde aus.
Meine Seele füllt sie an mit Dank
Für den angenehmsten Augenschmaus.
Keusches Wasser – sie ist sehr bescheiden,
Weiter braucht sie nichts zum Lebensglück,
Doch sie muss die grelle Sonne meiden,
Zieht sich lieber schüchtern still zurück.
Ihre zarten Blätter, wie aus Seide,
Schimmern glänzend auch im dunklen Schatten.
Danke für die schönste Augenweide!
Dank dem schönen Leben, das wir hatten!
*
Evi muss ausziehen und sucht ein Haus auf dem Land. Ich
beschwöre mich selbst - die Weltseele wird mich doch nicht verlassen. ich
begreife nicht, was Gott mir alles zumutet! Mein neues Werk im Netz wurde schon
gelobt und ich Dichterkönig genannt.
Bete für mich bitte. Ich habe der Jungfrau geschworen, mich nicht umzubringen!
Bete für mich bitte. Ich habe der Jungfrau geschworen, mich nicht umzubringen!
*
Evi wird wegziehen müssen und sucht etwas auf dem Land. Mir
ist, als sei ich von Gott verlassen, als ob die Weltseele mich verließe. Ich
habe aber Jesus versprochen, mich nicht umzubringen! Danke für die Ernsten
Gesänge, so fühlt sich meine Seele an, so traurig.
Alles Gute!
Alles Gute!
*
Nachdem ich Karine durch den Tod verloren habe, Milan durch
seine Pflegeeltern verloren habe, verliere ich jetzt auch Evi und Tom durch ein
Wegziehen. mir ist, die Weltseele verlässt mich. Ich schicke dir, lieber
Hermaphrodit, meine Liebesgedichte für Knaben. schreib mir was Liebes!
*
Danke für deine Ermutigung! Der Papst sagt, wir sollen nicht
an falschen Sicherheiten hängen. ich bewege den Gedanken im Geist, falls Evi
weiter weg zieht, mit zu ziehen, in eine eigene Wohnung natürlich, aber in
ihrer Nähe. Ich scheue nur die Mühe des Umzugs. Aber Evi ist der Idee sehr
wohlgesonnen. und ich will doch mit ihr alt werden und von ihr beerdigt werden.
Auf Erden ist alles ungewiss, nur der Himmel ist ein Fels.
*
Ihre Ermutigungen kamen bis jetzt immer gerade im rechten
Augenblick. Ich hatte in einer persönlichen Not händeringend zum Tröstergeist
gebetet, da kam Ihr Schreiben - es war der Trost des Tröstergeistes. Es freut
mich, dass Sie mein Sonetten-Netz gelesen und für gut befunden haben, es geht
ja auf eine Anregung von Ihnen zurück, und ich hatte mit dem Gedanken gespielt,
es Ihnen und Ihrem Dichterfreund zu widmen, aber ich widme meine Gedichte
keinen Menschen, da sie alle Gott gewidmet sind! Danke auch für ihr Gebet! Möge
Sie der Heilige Geist gleichfalls segnen!
*
Ich hab was zur Veröffentlichung fertig - heißt
Throngenossin - aber ich wage es nicht, es dir ohne deine Erlaubnis zu
schicken. mein österreichischer Verehrer schrieb: Möge ihre Alpha-Männlichkeit
in alle Ewigkeit strahlen. - Heute war ich mit Sankt Evi und Söhnen türkisch
essen, da war ein Engel, der erinnerte mich an die englischen Übersetzungen
einiger meiner Werke, die muss ich nun auch zur Veröffentlichung fertig machen.
Maria nennt es mein Schriftapostolat. o wie ich mich nach dem Paradies sehne!
*
Erinnerst du dich an den Betrunkenen bei Hassan, der
englisch sprach, den keiner verstand? Ich bin überzeugt, es war ein Engel, der
uns gesegnet hat. Ich schreibe ein Poem über Göttinnen, Königinnen, Musen und
weibliche Heilige, daraus ist dies Gedicht.
*
Ich hatte es telephonisch nicht verstehen können:
Gioggio - halb Bär? und halb was? Schreiben Sie mir etwas über Gioggio, dann
schau ich, ob ich Gioggio kenne. Bären kenne ich nicht, außer einen
solchen Bären wie Goethe in Lilis Menagerie oder der weinende Bär Majakowski am
Telefon mit Lili Brik! Also wird Gioggio wohl in Lili verliebt sein?
*
GIOGGIO
Nun Sabalino widmet sich der Herrin,
Der er allein das ganze Herz gewidmet.
O Herrin! wie mich doch betört die Närrin,
Bei Lili hat mein fester Fels gebidmet!
Nun Lili widmet sich der Weisheitsgöttin,
Ägyptens Weisheit sie studiert, die Gnosis.
Doch Sabalino liebt die Seelengattin,
Vergöttert sie in menschlicher Theosis.
Der Geist zeugt in der Schönheit, sagt der Weise,
So Sabalinos Geist in Lilis Schöne
Gezeugt hat und so kam zum Weltenkreise
Ein Wesen - Weinen seine ersten Töne -
Und das ist Gioggio! Tiefster Sympathien
Wir weihen ihn dem reinen Herz Marien!
Nun Sabalino widmet sich der Herrin,
Der er allein das ganze Herz gewidmet.
O Herrin! wie mich doch betört die Närrin,
Bei Lili hat mein fester Fels gebidmet!
Nun Lili widmet sich der Weisheitsgöttin,
Ägyptens Weisheit sie studiert, die Gnosis.
Doch Sabalino liebt die Seelengattin,
Vergöttert sie in menschlicher Theosis.
Der Geist zeugt in der Schönheit, sagt der Weise,
So Sabalinos Geist in Lilis Schöne
Gezeugt hat und so kam zum Weltenkreise
Ein Wesen - Weinen seine ersten Töne -
Und das ist Gioggio! Tiefster Sympathien
Wir weihen ihn dem reinen Herz Marien!
*
Ich habe mir heute Lautsprecher gekauft und der
hochintelligente Quentin hat sie mir angeschlossen, jetzt kann ich den ganzen
Tag geistliche Musik hören. Evi und Tom waren auch bei mir, wir sehen uns fast
jeden zweiten Tag, fast wie Sterbende, wie Ertrinkende, die noch einmal alles
auskosten wollen. Evi zu verlieren ist schlimmer als der Tod. Als meine Oma
starb, konnte ich mich noch trösten, dass ich das dann eben besinge. Aber was
ist ein Dichter ohne seine Muse? Ich weine und bete zum Heiligen Vater Johannes
Paul, mir zu helfen. Maria hat mir gesagt: Mein Kind, ich und der Vater
verlassen dich nicht. Und: Mein liebes Kind, ich weiß um dein Herzeleid. Du
kannst die Wege des Vaters nicht ganz verstehen, weil dein Herz jetzt schwer
ist. - Bitte bete weiter für mich.
*
HERMAPHRODITES LIED
Ich weiß nicht, liebe ich allein Andrea?
Sie ist mir doch die liebe Bona Dea!
Ich weiß nicht, liebe ich allein den Peter?
Er ist mir doch der Vater in dem Äther!
Sie ist mir doch die liebe Bona Dea!
Ich weiß nicht, liebe ich allein den Peter?
Er ist mir doch der Vater in dem Äther!
*
GEBET
Herr, schicke Kreuze uns, wir lassen uns nicht schrecken
Von Fahrradunterstand, von Durchfall und von Zecken!
Von Fahrradunterstand, von Durchfall und von Zecken!
*
EPIGRAMM
Ich zahle lieber zehn Dukaten (also spricht
Mein Freund) als dass ich les ein lyrisches Gedicht!
Mein Freund) als dass ich les ein lyrisches Gedicht!
*
Der Papst ist ja gerade in Brasilien. da betete er vor dem
Gnadenbild der Mutter Jesu, der Patronin Brasiliens. Die wird von den
Brasilianern verehrt, so dass ein Prediger der Pfingstler, der öffentlich eine
Kopie des Gnadenbildes der Mutter Jesu mit Füßen trat, das Land verlassen
musste! Wie kann man nur meinen, Jesus mehr zu ehren, wenn man die Mutter Jesu
mit Füßen tritt?
*
Solche schrecklichen Götzen wie die Aphrodite von Knidos
haben die Heiden angebetet, bevor Christus kam! Nie die Hoffnung verlieren!
*
Erkennst du es wieder? Matthäus 6,9 folgende: „Unser
Pater-in-Uranos, geheiligt dein Name, deine Basileia komme, dein Begehren
erfülle sich wie in den Himmeln, so auf der Erde. Unser substantielles morgiges
Brot gib uns jetzt! Auch verzeih uns unsere Fehler, wie wir auch unseren
Delinquenten verziehen haben. Auch bringe uns nicht hinein in die Prüfung,
dagegen befreie uns von dem Übel!“ Amen.
*
Dies ist Jakobus 3,13 folgende: „Wer ist weise (sophos) und
intelligent bei euch, zeige aus schönem Benehmen seine eigene Arbeit in aller
Milde der Sophia! Wenn ihr aber bittere Eifersucht und auch Intrigen in euren
Herzen tragt, so verherrlicht euch nicht selbst und sprecht keine Lügen gegen
die Aletheia! Solches ist nämlich nicht die Sophia, die von oben (oder vom Anfang)
herabkommt, sondern eine weltliche, sinnliche, dämonische. Denn wo Eifersucht
und Intrigen sind, da ist Tumult und jede Übeltat. Die Sophia von oben (oder
vom Anfang) aber ist als Erstes makellos, danach friedlich (heilsam), mild
(freundlich, geduldig), gehorsam, voll Mitleid und reich an guten Früchten,
unparteiisch und ohne Heuchelei.“
*
Heute habe ich Tom vorgelesen, wie Aslan Narnia geschaffen
hat, indem er ein schöpferisches Lied sang, die hohen Töne schufen Vögel und
die tiefen Töne Elefanten. Passt das nicht zur Strings-Theorie?
*
Zu meiner eigenen Tröstung und als Gruß an dich (ich sah den
Paderborner Dom und den Liborius-Schrein) übersetze ich für dich dies Gedicht:
POEM AN DIE JUNGFRAU MIRJAM
POEM AN DIE JUNGFRAU MIRJAM
VON MIRJAM DER KLEINEN ARABERIN
Zu den Füßen Mirjams, meiner lieben Mutter,
Ich fand das Leben.
O du, der du leidest, komm zu Mirjam,
Zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
O du, der du Arbeit leistest im Karmel,
Mirjam sei dein Lohn und nicht dein Schweiß.
Du sage dir:
Zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
Du, der im Karmel leben wollte,
Löse dich von dem, was auf Erden ist.
Dein Heil und Leben ist zu Mirjams Füßen.
Ich lebe in dem Schoß meiner Mutter,
Ich finde dort meinen Geliebten.
Bin ich ein Waisenkind? Im Schoß Mirjams
Ich fand das Leben.
Sage dir nicht: Ich bin ein Waisenkind:
Ich habe Mirjam zur Mutter und Gott zum Vater.
Die Schlange, der Drache versucht, mich zu beißen
Und zu fangen mein Leben;
Aber zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
Mirjam ruft mich, und in diesem Karmel
Ich werde für immer bleiben.
Zu den Füßen Mirjams
Ich fand das Leben.
Zu den Füßen Mirjams, meiner lieben Mutter,
Ich fand das Leben.
O du, der du leidest, komm zu Mirjam,
Zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
O du, der du Arbeit leistest im Karmel,
Mirjam sei dein Lohn und nicht dein Schweiß.
Du sage dir:
Zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
Du, der im Karmel leben wollte,
Löse dich von dem, was auf Erden ist.
Dein Heil und Leben ist zu Mirjams Füßen.
Ich lebe in dem Schoß meiner Mutter,
Ich finde dort meinen Geliebten.
Bin ich ein Waisenkind? Im Schoß Mirjams
Ich fand das Leben.
Sage dir nicht: Ich bin ein Waisenkind:
Ich habe Mirjam zur Mutter und Gott zum Vater.
Die Schlange, der Drache versucht, mich zu beißen
Und zu fangen mein Leben;
Aber zu den Füßen Mirjams fand ich das Leben.
Mirjam ruft mich, und in diesem Karmel
Ich werde für immer bleiben.
Zu den Füßen Mirjams
Ich fand das Leben.
*
Du fragtest, ob ich eine Ohrenweide habe, da die Augen schwach geworden sind. Ja, ich höre viel Musik, Klassik, neuerdings gern Wagner, geistliche Lieder. Ich leide oft an der Einsamkeit, aber manchmal kann ich bei Evi und Tom etwas neue Kraft finden. Ich bekomme eine neue Brille, meine Mutter spendiert sie mir. Ich habe mich auch mit Paul Celan angefreundet. Interessierst du dich eigentlich noch für Poesie? Alles Gute und Liebe und Schöne!
*
Mein Trost ist die Milch der Madonna. Da keine hinreißende
Schönheit um mich ist, ergeh ich mich in dem Harem meiner Erinnerung. Hier das
Gedicht an Inka.
*
Da denkt einer an dich und sendet dir aus seiner Dunklen
Nacht der Seele dies Gedicht zum Gruß.
*
Der Bibellehrer erklärt den Begriff Apokalypse. Es ist ein
umgangssprachlicher Begriff der griechischen Sprache und bedeutet die
Entschleierung der Braut in der Hochzeitsnacht. In der jüdischen Kultur war ja
die Braut vor der Hochzeitsnacht verschleiert. Aber in der Hochzeitsnacht ließ
sie ihren Schleier fallen. Und der Bibellehrer fügte hinzu: Und sie ließ nicht
nur den Schleier fallen!... Der Mystiker Johannes vom Kreuz schrieb von der
mystischen Vereinigung mit der göttlichen Liebe, diese göttliche Liebe ist für
uns sterbliche Menschensöhne siebenfach verschleiert, aber auf dem mystischen
Weg fallen auf Erden Schleier um Schleier. Nur der letzte, der siebente
Schleier, fällt auf Erden nicht. Und der Gottesmann, der sich nach der
vollkommenen Vereinigung mit der göttlichen Liebe sehnt, ruft: Reiße den
letzten Schleier herunter! Damit meint er den Tod und den Eingang in den
Himmel. Johannes vom Kreuz sagt: Ich sage nicht: Lasse gemächlich den letzten
Schleier sinken, sondern ich sage: Rasch herunter reiße den letzten Schleier!
*
Ich hoffe, es ist erlaubt, auch deine Ehefrau zu besingen.
wie Goethe sagt: Nichts vom Vergänglichen, wie's auch geschah, / uns zu
verewigen, sind wir ja da. - Ich hoffe, du magst dies Gedicht deiner
Schwesterbraut zeigen und hoffe, du bleibst mir wohlgewogen.
*
Es war einmal eine Novizin in Holland im Kloster der
gekreuzigten Liebe, die verliebte sich in den Organisten der Pfarrgemeinde und
brannte mit ihm durch. Als sie das Kloster verließ, legte sie ihren linken
Schuh unter die Statue der Jungfrau Mirjam. Sie lebte dann zehn Jahre mit dem
Organisten in einer wilden Ehe, bis sie sich entschloss, ins Kloster
zurückzukehren. Aber da musste sie sich gar nicht vor den Nonnen rechtfertigen,
ihr Fehlen war gar nicht bemerkt worden, die Jungfrau Mirjam hatte die Gestalt
der Novizin angenommen und ihren Dienst getan. Längst war die Novizin Äbtissin
geworden. - Es ist keine Sünde, mir zu schreiben.
*
*
Die Mutter Gottes sagt oft: Nur Mut, meine Kinder! Einmal
sagte sie: Ihr seid von der Welt so gehasst, aber von Jesus so sehr geliebt! -
Ich finde es revolutionär, was Sie sagen, revolutionär im Sinn einer Revolution
der Liebe! Möge Maria Sie und alle Ihre Lieben segnen, schützen, trösten,
ermutigen und froh machen.
*
Lieber Josef Maria
Mayer,
für eine
Predigtvorbereitung beschäftige ich mich gerade mit dem Thema "Himmel und
Hölle". Ich bin jetzt ernsthaft auf ein Problem bzw. eine Frage gestoßen,
wo ich gerne deine Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Es geht um folgenden
"Beweis", und meine Frage ist, wo steckt darin der Fehler.
"Jeder Mensch ist durch Sünde von Gott getrennt und kann deswegen nicht in
den Himmel kommen, sondern kommt in die Hölle. Jesus hat die Strafe, die ein
Mensch tragen müsste, stellvertretend getragen. Durch diese Erlösung muss ein
Mensch, der dies für sich annimmt, nicht mehr in die Hölle, sondern kommt in
den Himmel zu Gott. Welche Strafe hat Jesus getragen? Er ist gestorben, aber er
wurde nicht ewig in der Hölle gequält. Daher kann es die Hölle als Strafe für einen
von Gott getrennten Menschen nicht geben, sonst wäre die Erlösung
unvollständig." Ich wäre froh, wenn du mir auf die Sprünge helfen
könntest. Ich kann es irgendwie nicht "knacken". Oder ist die Hölle
tatsächlich nur ein Mythos?
ANTWORT
ANTWORT
Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht
freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben,
wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer
versündigen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst,
ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm
bleibt" (1 Joh 3,14-15). Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, dass wir
von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der
Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen (Vgl Mt
25,31-46). In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die
barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss
für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen
Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man
„Hölle". Jesus spricht öfters von der „Gehenna" des „unauslöschlichen
Feuers" (Vgl. Mt 5,22. 29; 13, 42. 50; Mk 9,43-48), die für jene bestimmt
ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu
bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten können (Vgl.
Mt 10,28). Jesus kündigt in ernsten Worten an, daß er „seine Engel
aussenden" wird, die „alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes
Gesetz übertreten haben, und ... in den Ofen werfen, in dem das Feuer
brennt" (Mt 13,41-42), und daß er das Verdammungsurteil sprechen wird:
„Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!" (Mt 25,41). Die Lehre
der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig dauert. Die Seelen
derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die
Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, „das ewige Feuer". Die
schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem
allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen
worden ist und nach denen er sich sehnt. Die Aussagen der Heiligen Schrift und
die Lehren der Kirche über die Hölle sind eine Mahnung an den Menschen, seine
Freiheit im Blick auf sein ewiges Schicksal verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Sie sind zugleich ein eindringlicher Aufruf zur Bekehrung: „Geht durch das enge
Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist
breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und
der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13-14). „Da wir
weder Tag noch Stunde wissen, müssen wir auf die Ermahnung des Herrn hin
standhaft wachen, damit wir, wenn unser einmaliger irdischer Lebenslauf erfüllt
ist, mit ihm zur Hochzeit einzutreten und den Gesegneten zugezählt zu werden
verdienen und uns nicht wie bösen und faulen Knechten geheißen wird, ins ewige
Feuer zu weichen, in die Finsternis draußen, wo ‚Heulen und Zähneknirschen sein
wird". Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen;
nur eine freiwillige Abkehr von Gott (eine Todsünde), in der man bis zum Ende
verharrt, führt dazu. Bei der Eucharistiefeier und in den täglichen Gebeten ihrer
Gläubigen erfleht die Kirche das Erbarmen Gottes, der „nicht will, daß jemand
zugrunde geht, sondern daß alle sich bekehren" (2 Petr 3,9): „Nimm gnädig
an, o Gott, dieses Opfer deiner Diener und deiner ganzen Gemeinde; ordne unsere
Tage in deinem Frieden, rette uns vor dem ewigen Verderben und nimm uns auf in
die Schar deiner Erwählten" (Römisches Hochgebet 88). Die Erklärung des
Geheimnisses des Menschen, so verwurzelt es im Mysterium der Inkarnation des
WORTES ist, gilt "nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle
Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt. Da nämlich
Christus für alle gestorben ist, und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung
des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, dass der Heilige Geist
allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott
bekannten Weise verbunden zu sein." (Gaudium et Spes) Ich denke, Gott
verneigt sich so absolut vor der Freiheit des Menschen, da Gott die Liebe ist
und Liebe in freier Entscheidung zur Liebe von uns erwartet. Er kann uns nicht
retten durch einen Heilsmechanismus, indem er einfach allen das Heil schenkt,
ob sie es wollen oder nicht, das wäre eine Vergewaltigung des Menschen. Gott
hat auch Maria nicht einfach überwältigt, sondern sie um ihre Einwilligung zur
Gottesmutterschaft gebeten. Christus ist zur Sünde geworden und hat allen Zorn
Gottes auf die Sünde auf sich gelegt und ist den Sold der Sünde, nämlich den
Tod gestorben, und hinabgestiegen in das Reich des Inferno - man denke sich, Gott
in Person hat sich selbst verdammt - aber er drängt uns das Heil nicht auf, er
bietet es nur an, aber dies mit Langmut und Geduld und großer Gnade bis an
unser Lebensende. Aber wer sich freiwillig gegen Gott und gegen die Liebe
entscheidet und nicht in der Gemeinschaft mit Gott leben will, dessen freie
Entscheidung respektiert Gott. In der Hölle gibt es nur Freiwillige. Gott will,
dass alle Menschen gerettet werden, aber er kann es nur immer wieder anbieten
und anbieten. Ich kann dein logisches Denkproblem nicht auflösen vielleicht,
aber ich bitte dich, noch einmal über diese beiden Aspekte nachzudenken: 1.
Gottes absolute Achtung unserer Freiheit (weil es ohne Freiheit auch keine
Liebe geben kann), und 2. Die Notwendigkeit für den Menschen, an seinem Heil
selbst mitzuwirken. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis (Credo) heißt es ja,
Christus ist hinabgestiegen in das Reich des Todes (lateinisch: Inferno).
Christus ist nach drei Tagen auferstanden, aber das heißt doch nicht, dass er
nur "drei Tage in der Hölle"war, während die Verdammten
"ewig" darin verweilen. Hier verwechselst du Zeit und Ewigkeit.
Ewigkeit ist nicht eine unendliche Zeit. Ewigkeit ist Zeitfreiheit. Und meinst
du, wir könnten es ermessen, was es für Gott den Sohn bedeutete, vom Angesicht
Gott Vaters wegverdammt zu sein "in Inferno" - ob das nicht
vielleicht für Christus eine Qual war größer als alle Qualen aller Verdammten?
Man rührt da an Mysterien, die man mit der rationalen Logik nicht ganz erklären
kann, sondern man muss in Ehrfurcht und Gehorsam die geoffenbarte Wahrheit
annehmen. Das Leiden Gottes können wir nicht im geringsten erahnen. Maria hat
in Fatima in Portugal dieses Gebet gelehrt: O mein Jesus, bewahre uns vor dem
Feuer der Hölle, führe ALLE Seelen in den Himmel, BESONDERS jene, die deiner
Barmherzigkeit am meisten bedürfen.