Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

KLEINE POETISCHE PHILOSOPHIEGESCHICHTE


von Josef Maria Mayer


SALOMO


Salomo war ein Dichter
Und er dichtete
Mystische Liebespoesie
Für seine junge Geliebte
Als Gleichnis
Für die Liebe Gottes
Zur menschlichen Seele.

Er wählte die göttliche Weisheit
Zu seiner mystischen Braut
Und ging eine spirituelle,
Aber wirkliche Ehe mit ihr ein.

Gott war für ihn
Die Quelle der Weisheit.

Er dichtete Sprüche,
Parallelismen,
Vom Dualismus:
Der Gerechte und der Gottlose,
Der Weise und der Tor.

Torheit war für ihn
Nichts als Gottlosigkeit.

Er war auch Architekt
Und baute den Tempel Gottes
In mystischer Architektur.

Im Alter ward er
Pessimistisch:
Vanitas vanitatem,
Alles ist Wahn!

Alles ist Windhauch,
Alles ist eitel,
Alles ist sinnlos!

Sinnlosigkeit der Sinnlosigkeiten!
Wahn des Wahnsinns!

Aber das viele Studieren
Ermüdet den Leib
Und des Büchermachens
Ist kein Ende.

Behalte nur die eine Lehre:
Habe tiefe Ehrfurcht
Vor Gott!


UPANISHADEN


Die Welt ist Trug,
Die Materie ist Lüge.

Das Weltall
Ist Maya,
Eine Illusion.

Maya ist
Mahamaya,
Göttin Welt.

Maya ist ein Schleier
Vor dem Antlitz Gottes.

Zerreiße den Schleier
Der Göttin Maya
Und erkenne
Den absoluten Geist!

Brahman ist Gott.
Gott ist Geist,
Reiner Geist.

Der Mensch ist auch
Nichts als Geist,
Atman, Atem,
Geist des Menschen.

Die Erkenntnis
Der Wahrheit
Durchschaut
Den Schleier
Der Maya
Und erkennt
Die Einheit
Des Menschengeistes
Mit dem Gottesgeiste.

Der Mensch ist Geist,
Gott ist Geist.
Der Geist des Menschen
Und der Geist Gottes
Sind ein einziger Geist.

Und die Erkenntnis
Erkennt, der Geist
Des Menschen
Ist der Geist
Gottes.

Der Geist ist nur Einer.
Gott ist der Mensch
Und der Mensch ist Gott.


LAO TSE


Lao Tse lebte
Ganz zurückgezogen
Als Bibliothekar
(Oder gar als Bürokrat?)

Im Alter
Ritt er
Auf einem Wasserbüffel
Ins Westgebirge
Kunlun.

Der Zöllner bat ihn
Um ein paar Worte
Über seine Philosophie.

Da schrieb Lao Tse
Das Tao-Te-King
Und verschwand.

Das ewige Tao
Ist unaussprechlich.
Was man aussprechen kann,
Ist nicht das ewige Tao.

Tao ist Mutter
Der zehntausend Dinge.

Sie ist das Urbild
Aller Bilder.

Sie ist die Kraft
Aller Kräfte.

Der Mensch
Folgt der Erde.
Die Erde
Folgt dem Himmel.
Der Himmel
Folgt dem Tao.
Tao folgt sich selber.

Tao verwirklicht sich
Im Te, der Kraft
Des Lebens
Oder der Tugend.

Ach, alle Menschen
Sind so fröhlich,
Ich allein
Bin melancholisch!

Aber ich ehre
Die nährende Mutter,
Die Große Mutter Tao!


TSCHUANG TSE


Hörst du
Das Orgelspiel
Der Erde?
Hörst du
Das Orgelspiel
Des Himmels,
Wenn der Wind
Rauscht in den Bäumen?
Die Bäume sind Orgelpfeifen
Und der Wind musiziert.

Wenn du Tao suchst,
So geh nicht mit Absicht,
Geh nicht mit Verstand,
Geh nicht mit Klugheit,
Geh nicht mit Wissen,
Sondern absichtslos
Wie ein Kind –
Und so findest du
Die Mutter Tao.

Konfuzius kam
Zum edlen Weisen
Lao Tse.
Konfuzius war vielwissend,
Lao Tse war weise.

Welch ein Unterschied
Zwischen Vielwisserei
Und stiller Weisheit!

Ein Narr
Ging auf der Straße
Und pfiff ein Lied.
Der Narr
War weiser
Als die gelehrten Männer.

Der Mensch
Folgt der Erde.
Die Erde
Folgt dem Himmel.
Der Himmel
Folgt dem Tao.
Tao folgt allein dem Tao.

Verschwinde, mein Lieber,
Im Schoß
Der göttlichen Natur!


KONFUZIUS


Wenn der Vater
Vater ist
Und Autorität,
Wenn der Sohn
Sohn ist
Und Gehorsam,

Wenn der Eheherr
Die Ehefrau liebt
Und die Ehefrau
Den Eheherrn ehrt,

Wenn der ältere Bruder
Den jüngeren Bruder
Schützt und verteidigt,

Wenn der Untertan
Den Fürsten ehrt
Und der Fürst
Den Untertan versorgt,

Wenn der Kaiser
Als Sohn des Himmels
Den Vater Himmel
Ehrfürchtig anbetet,

Dann kommt das Reich
In Ordnung,
Und wenn das Reich
In Ordnung ist,

Und wenn die Welt
Geordnet ist,
Dann kommt auch
Das Universum in Ordnung.

Der Himmel
Gebrauchte den Meister
Als Glocke.

Als die Welt
War ohne Wort
Des Himmels,
Da sandte der Himmel
Den Meister.


BUDDHA


Er sah die Armut,
Die Krankheit,
Das Sterben.

Er studierte
Alle Philosophien
Und alle Religionen
Des Fernen Ostens.

Er meditierte
Und fastete
Und plötzlich dachte er,
Den Weg gefunden zu haben
Zur Erlösung vom Übel.

Die Unwissenheit
Und Verblendung
Bewirken das Werden,
Das Werden bewirkt
Das Ich-Bewusstsein,
Das Ich-Bewusstsein bewirkt
Die Begierde,
Die Begierde bewirkt
Das Leiden,
Das Leiden bewirkt
Das Sterben.

Aufhören der Unwissenheit,
Aufhören des Werdens,
Aufhören des Ichs,
Aufhören der Begierden,
Aufhören der Leiden,
Aufhören des Sterbens,
Aufhören des Wesens!

So musst du denken,
So musst du fühlen,
So musst du streben,
So musst du wollen,
So musst du achtsam sein,
So musst du begeistert sein.

Lass dein Ich
Verlöschen
Und werde leer
Und gehe ein
In die Leere
Des absoluten
Ungewordenseins!


HERAKLIT & PARMENIDES


Heraklit
Schrieb seine dunklen
Sprüche oder Orakel
Und legte die Schrift
In den Tempel
Der Großen Artemis
Von Ephesos.

In allem Werden
Und Vergehen
Ist ein Fluss,
Der fließt beständig,
Und nie steigst du
In den selben Fluss.

Aber in allem Wandel
Ist ein ewiges Sein,
Das ist der Logos,
Die göttliche Vernunft
Oder das göttliche Wort.

Er ist in dir.
Geh in deine Seele
Und du findest
In der Tiefe
Den göttlichen Logos.

Parmenides
Ging durch die Nacht
Und kam, geführt
Von den Töchtern des Himmels,
Zum Thron
Der Göttin der Wahrheit.

Sie sprach zu ihm,
Die Göttin der Wahrheit sprach:

Alles Werden und Vergehen
Ist bloßer Schein,
Ist in Wahrheit ein Nichts.

Einzig seiend
Ist das absolute
Ewige Sein,
Das göttlich ist.

Das göttliche Sein sagt:
Ich bin!

Das göttliche Sein
Ist absolut,
Ewig, grenzenlos,
Überpersönlich
Und heilig, heilig, heilig!


EMPEDOKLES


In alten Zeiten
Herrschte allein
Kypris,
Die Gottheit der Liebe.

Ihr wurden keine Menschen
Geopfert,
Keine Lämmer und Ziegen
Geopfert,
Sondern Blumen und Honig.

Die Menschen waren glücklich,
Der Gottheit der Liebe
In Verehrung zu dienen.

Die Gottheit der Liebe
Ist ja das ewige Wesen,
Das das Universum
Im Innersten zusammenhält.

Empedokles
Nannte die göttliche Liebe
Auch heilige Freundschaft,
Die göttliche Philia.

Sie bindet
Mit ihrem Liebreizgürtel
Alle Atome,
Alle Elemente,
Alle Energien
Und kosmischen Kräfte.

Aber der böse Feind
Ist die Macht des Streits.
Er ist der Gegenspieler
Der Göttin der Freundschaft.

Der Feind zerstreut,
Er wirbelt durcheinander,
Der Diabolos,
Der trennt und scheidet,
Was die Liebe verbunden,
Er ist der Geist
Der Verneinung,
Der Auflösung,
Des Chaos.

Es ist des Magnetes
Geheimnis,
Das Geheimnis des Hasses,
Das Geheimnis der Liebe.


PYTHAGORAS


Pythagoras liebte
Die Musik
Und maß die Maße
Der Akkorde
Und schuf eine Wissenschaft
Musikalischer Schönheit.

Und die Maße
Der Musik
Waren auch die Maße
Der Sphären.

Das Weltall
Ist eine Symphonie
Und der Schöpfer
Spielt die Akkorde
Der Sphären
Zur großen Harmonie.

Die Seele aber
Ist unsterblich
Und wandert
Von Körper zu Körper.

Und die Ahnengeister
Leben weiter
Nach dem Tode
Im Bohnenstock.

Darum essen
Die Pythagoräer
Auch keine Bohnen.

Pythagoras maß
Die Welt der Maße
Und der Gewichte
Und der Zahl
Und sah im Kosmos
Eine wunderbare Ordnung
Aus Maß und Zahl und Gewicht.

Darum ist der Kosmos
Auch schön,
Denn Schönheit ist
Ein Glanz
Der Ordnung.

Und darum ist das All
Beseelt von der Vernunft,
Von der geheimnisvollen
Allvernunft, der göttlichen,
Die alles schön gemacht
Und harmonisch wie Musik.


SOKRATES


Xanthippe war,
Wie Nietzsche sagte,
Die richtige Frau
Für Sokrates,
Denn ihr Zanken
Trieb ihn aus dem Haus,
So dass er auf dem Markt
Philosophierte.

Die Sophisten
Trieben Philosophie
Nur für Geld.

Die Sophisten lehrten:
Eine Katze lebt,
Sokrates lebt,
Also ist Sokrates
Eine Katze.

Aber Sokrates ward
Inspiriert
Vom Daimonion
Der Wahrheit.

Er lehrte
Die Unsterblichkeit
Der Seele,
Denn die Seele
Ist das Leben
Des Leibes,
Und was das Leben ist,
Kann nicht tot sein.

Die griechischen Demokraten
Verurteilten Sokrates
Zum Tode
Wegen Gotteslästerung.

Er nahm den Kelch
Mit Schierlingsgift
Gelassen und sagte
Zu seinen Jüngern:

Der Philosoph
Stirbt täglich
Der Welt ab,
Und nun, wenn ich sterbe,
Werde ich schauen
Die göttliche Wahrheit.

Das Schierlingsgift
Lähmte schon
Den Unterleib,
Da sagte er:
Opfert nach meinem Tod
Für meine Genesung
Einen Hahn dem Asklepios.


PLATON


Eine Philosophie
Für Liebende,
Eine Philosophie
Der Schönheit
Ist die Philosophie
Platons.

In aller Körperschönheit
Schaut der Weise
Die Seelenschönheit.
In aller Seelenschönheit
Schaut der Weise
Die Schönheit der Tugend.
In aller Tugendschönheit
Schaut der Weise
Die Schönheit des Guten,
Die Schönheit Gottes.

Vor der Empfängnis
War die Seele
Im Ideenhimmel
Und schaute Gott.

Als die Seele
Fiel in den Sarg des Körpers,
Vergaß sie
Die Schönheit Gottes.

Nur Dichter
Und Philosophen
Erinnern sich noch
An Gottes Schönheit.

Aber der Liebende,
Sieht er das geliebte Geschöpf,
Dann erwacht in ihm
Die Erinnerung
An die Schönheit Gottes
Und seiner Seele
Wachsen die Flügel
Und er fliegt hinan
Zur glückseligen Schau
Der Schönheit Gottes.

Die bösen Menschen aber
Kommen in den Hades.
Die Menschen, die gut und böse sind,
Kommen in ein Zwischenreich.
Die guten Menschen aber
Kommen nach Elysium,
Zu den himmlischen Nymphen
Und zur glückseligen Schau
Der göttlichen Schönheit.


ARISTOTELES


Alle Wirkungen
In der Natur
Haben Ursachen
Und alle Ursachen
Gehen zurück
Auf die Erstursache,
Die nennen wir Gott.

Alle Bewegung
In der sichtbaren Welt
Geht zurück
Auf einen Beweger
Und den Erstbeweger
Des Kosmos
Nennen wir Gott.

Die Materie,
Sagte Aristoteles,
Ist von Ewigkeit.

Die stoffliche Materie
Wird geformt
Zu einem konkreten Ding
Von der innewohnenden
Geistigen Form.

Gott ist Erstursache
Und Ziel der Wesen.

In der geistigen Form
Treibt die innewohnende
Entelechie
Zum Ziel des Wesens,
Zur vollkommenen
Geistigen Selbstverwirklichung.

Der Geist ist unsterblich.

Aber, sagt Aristoteles,
Nicht der persönliche
Geist des Menschen
In der individuellen
Geistseele ist unsterblich,

Sondern allein
Der allen Geistern gemeinsame
Allgemeine
Göttliche Geist.

Schau zum Firmament
Und die Herrlichkeit des Himmels
Verkündet dir ohne Worte
Die Evidenz Gottes!


PLOTIN


Die körperliche Schönheit,
Sagen wir, einer Frau,
Ist Schönheit,
Weil sie Anteil hat
An der göttlichen Schönheit.

Aber schöner
Als die fleischliche Schönheit
Ist die moralische Schönheit
Der Tugend einer Seele.

Die Schönheit der Tugend
Hat Anteil an der Schönheit
Der göttlichen Güte.

Die göttliche Schönheit
Der Geisterwelt
Nennen wir Aphrodite.

Die göttliche Güte und Wahrheit
Als Höhepunkt der Schönheit
Nennen wir Vater
Und Sohn.

Gott ist Geist.

Gott ist der Denker,
Gott ist das Gedachte,
Gott ist das Denken.

Gott, der absolute Geist,
Zeugt aus sich
Die Weltseele,
Anima mundi.

Die Weltseele
Als Idee der Ideen
Zeugt die geistigen Seelen.

Die geistigen Seelen
Bilden sich
Die stofflichen Leiber.

Die Natur
Ist eine Emanation
Gottes
Durch die Mittlerschaft
Der heiligen Weltseele.

Eros aber
Hebt die geistige Seele
Und führt sie heim
Zum höchsten Engelsgeist,
Zum absoluten Geist
Des höchsten Gottes.


DIONYSIOS AREOPAGITA


Denke an die Schönheit
Von dieser Welt,
Denk an eine Rose:
Sie ist nur im Frühling schön,
Im Herbst verwelkt sie,
Nur einige Blütenblätter sind schön,
Andre sind weniger schön,
Sie ist dem Rosenliebhaber schön,
Doch dem, der die Rose nicht liebt,
Ist die Tulpe schöner.

Aber die Urschönheit
Ist von Ewigkeit zu Ewigkeit schön
Und ist vollkommen schön,
Und alle, die sie schauen,
Finden sie schön.

Diese Urschönheit
Ist das Leben.

Sie ist süß wie Honig,
Ja, süßer als Honig,
Denn sie macht die Seele selig.
Sie ist nahrhaft wie Milch,
Denn sie gibt den Kindern Gottes
Mütterlichen Trost.
Sie ist nahrhaft wie Brot,
Denn sie nährt die Frommen
Mit der himmlischen Speise.
Sie ist berauschend wie Wein,
Denn sie versetzt die Mystiker
In nüchterner Trunkenheit
In die Ekstase des Geistes.

Ja, sie schenkt nicht nur den Weisen
Die nüchterne Trunkenheit
Des Heiligen Geistes,
Sondern ist selber trunken,
Denn die Trunkenheit der Urgottheit
Ist die Fülle ihrer ewigen Liebe.

Dionysios pries
Die Trunkenheit der Urgottheit,
Berauscht vom Wein der Weisheit,
Und dann schaute er

Den Schlaf der Gottheit.
Was ist der Schlaf der Gottheit?
Das ist die Unergründbarkeit,
Das Unoffenbare der verborgenen Gottheit.


BOETHIUS


Boethius war
Im Gefängnis,
Da verzweifelte er
An der Gutheit Gottes.

Zu seinem Trost
Trat Frau Philosophia
Zu ihm in den Kerker
Und belehrte ihn
Mit mütterlicher Tröstung.

Das Böse,
Das du erleidest,
Ist nichts!
Es ist nichts
Als Mangel
Am Guten,
Das begreife mir,
Wie der Adler den Raub,
Das Böse
Ist nichts!

Was ist das Höchste Gut,
Das alle erstreben?
Es ist, sag ich,
Die ewige Glückseligkeit.

Lass dich nicht entmutigen
Durch das nichtige Böse,
Denn das Höchste Gut,
Die Seligkeit der Seele,
Erwartet dich
Am Ziel des Pilgerweges.

Das Böse, das du erleidest,
Hat kein Sein,
Denn das ewige Sein
Ist in sich gut,
Was aber böse ist,
Ermangelt des Seins.

Wahrhaft seiend ist
Die Glückseligkeit Gottes,
Gottes, der das Sein ist,
Gottes, der die Gutheit ist.

So erhebe dein Haupt
Und schaue auf
Zum ewigen Sein,
Zur Güte Gottes,
Zur Glückseligkeit Gottes,
Die dein sein wird!


THOMAS VON AQUIN


Gibt es, o Philosophie,
Ein ewiges Leben?

Platon lehrte,
Die Seele war
Vor der Empfängnis
Im Himmel
Und sei im Körper nur
Wie in einem Sarg
Und kehre im Tod
Als unsterbliche Seele
In Elysium ein.
Der Leib zerfällt zu Staub.

Aristoteles lehrte,
Die Geistseele
Sei die Form
Des stofflichen Leibes,
Und mit dem Zerfall
Des irdischen Körpers
Verwehe die Seele
Und zerflattere in den Lüften.
Unsterblich sei allein
Der göttliche Geist.

Thomas aber,
In seiner Philosophie
Erleuchtet
Von der göttlichen Offenbarung,
Lehrte dieses:

Die Geistseele
Wird von Gott gehaucht
Als Form
Des menschlichen Leibes
Und Seele und Leib
In unzertrennbarer Einheit
Bilden die Person
Des Menschen
Als Ebenbild Gottes.

Die Seele ist unsterblich,
Da sie das Leben ist
Und immaterieller Natur,
Doch kann die Person
Des Menschen
In Ewigkeit
Nicht ohne Leib sein,
Darum der Glaube glaubwürdig ist
Der Auferstehung
Des Fleisches
Und des ewigen Lebens
In der Einheit von Leib und Seele.


MAIMONIDES


Maimonides sagte
Zu den Juden:
Glaubt ihr etwa,
Gott
Habe einen schneeweißen Bart
Und eine erhobene Rechte
Und einen Finger
Und Füße auf einem Schemel?

Gott ist Geist,
Absoluter Geist,
Gott hat keinen Bart.

Ist Gott eine Person?
Nicht eine menschliche Person,
Nicht wie ein menschlicher Vater,
Gott hat kein Geschlecht,
Aber Gott hat einen Willen,
Gott hat eine Vernunft,
Gott ist eine göttliche Person.

Aber Gott ist unzugänglich
Und wohnt in einem Licht,
Das unzugänglich ist
Für die geschaffenen Menschen,
Denn wer Gott sieht,
Der muss sterben.

Gott ist
Heilig, heilig, heilig
Und kein Mensch
Kann ihm nahen
Ohne Mittler.

Diese Mittlerschaft
Übernehmen für die Menschen
Die Hypostasen Gottes.

Gott kann man nicht nahen!

Aber der Weisheit Gottes,
Aber der Barmherzigkeit Gottes,
Aber der Schönheit Gottes,
Aber der Güte Gottes,
Aber der Liebe Gottes
Kann man nahen!

Durch die Mittlerschaft
Der Hypostasen Gottes
Kann der Mensch
In die Nähe Gottes kommen,
In aller Ehrfurcht,
Und bei genauer Beachtung
Der unüberwindlichen Grenze
Zwischen Schöpfer und Geschöpf.


FICINO


Ficino war
Katholischer Priester
Und florentinischer
Neuplatoniker
Im Frühling
Des florentinischen
Neuplatonismus.

In seinem Symposium
Über die Liebe,
Die platonische Liebe,
Schrieb er,
Der Liebende schaut
Die Geliebte
Übergossen
Vom Glanz Gottes.

Der Liebende ist entzückt
Vom Glanz Gottes,
Er liebt die Idee der Frau,
Die Idee der Frau in Gott.

Diese Art Liebe
Gebraucht keine anderen Sinne
Als allein die Augen,
Die Schönheit zu schauen,
Als allein die Ohren,
Die Güte zu hören.

Über allen weiblichen Wesen
Schwebt die Idee des Weibes.
Der Platoniker schaut
Die Idee des Weibes,
Die er abstrahiert
Von der Menge der schönen Frauen.

Wenn ein Platoniker
Eine Frau liebt,
Will er sein Ich
Verschenken an die Geliebte,
Dass sein Ich sterbe
Im Herz der Geliebten
Und auferstehe
Im Herzen der Geliebten
Und, durch die Liebe
Der Geliebten vermehrt,
Der Liebende sein Ich
Zurückempfange von der Geliebten,
Sein auferstandenes Ich.

Wenn aber das Ich des Liebenden
Stirbt im Herzen der Geliebten
Und sie ihm sein Ich nicht zurückschenkt,
Weil sie ihn nicht liebt,
So empfindet er sie
Als die Mörderin seiner Seele!


JACOB BÖHME


Der ungelehrte Schuster
Sah einen Teller von Zinn
Und schaute die joviale
Weisheit Gottes.

Er lehrte, im Anfang
War der androgyne
Urmensch Adam
Zusammen in Liebe
Mit der göttlichen
Jungfrau Sophia.

Aber in einem Sündenfall
Wandte sich der androgyne
Urmensch Adam
Von der Jungfrau Sophia ab
Und spaltete sich
In Mann und Weib,
Und der Mann Adam
Begehrte das Weib Eva.

Der Weg der Liebe
Ist der Gnadenweg
Zur Wiedererlangung
Ursprünglicher Ganzheit.

Die Frau Eva
Vermählt sich mystisch
Mit dem Bräutigam Jesus
Und erlangt so durch Gnade
Die Ganzheit wieder.

Der Mann Adam
Vermählt sich mystisch
Mit der Jungfrau Sophia
Und erlangt so durch Gnade
Die Ganzheit wieder.

Die himmlische
Jungfrau Sophia
Verlobt sich
Mit dem Mann
In einer spirituellen,
Aber wirklichen Ehe,
Und verheißt ihm
Für das ewige Leben,
Dass sie die irdische
Verlobung
Vollende in der himmlischen
Ehe.

Dann, so sagt Sophia,
Im Rosengarten
Des Paradieses,
Geb ich dir ganz hin
Mein Perllein!


DEUTSCHER IDEALISMUS


Im Gewissen, sagt Kant,
Ist ein göttliches: Du sollst,
Du sollst ein guter Mensch sein!
Diesem göttlichen Du-sollst
Im Gewissen zu gehorchen
Ist die ethische Pflicht
Aller Menschen.

Im moralischen Gebot,
Gut sein zu sollen,
Offenbart sich Gott
Der menschlichen Vernunft.

Fichte suchte die Freiheit.
Das Ich des Menschen
Begegnet dem Nicht-Ich,
Der Welt um ihn,
Aber frei ist das Ich.
Doch wird es erst wahrhaft
Und vollkommen frei,
Wenn das Ich sich bindet
An die göttliche Freiheit
In Gott.

Die Philosophie
Des deutschen Idealismus
Schaffe eine neue
Mythologie,
Denn die Philosophie
Muss Kunst werden.
Erst der Dichter
Ist der wahrhaft Weise,
So lehrte Schelling,
Und Hölderlin folgte ihm.

Hegel sah Gott
Als einen werdenden Gott,
Der die Natur
Sich gegenüber stellt
Und durch die Entwicklung
Der Natur hindurch geht,
Bis er sich vollendet
Als der absolute Geist
Im Bewusstsein des Menschen.
Dann erst ist Gott
Gott geworden.
So erlöst der Mensch
Den werdenden Gott
Zum absoluten Weltgeist.

In dieser deutschen Philosophie,
Schrieb Heinrich Heine,
Liegt verborgen wie ein Traum
Die Geschichte
Der französischen Revolution.

Kant ist Robespierre,
Fichte ist Napoleon,
Schelling ist die Konterrevolution,
Hegel ist der Bürgerkönig.


FRANZ VON BAADER


Der katholische Philosoph
Franz von Baader
Stellte den Naturphilosophen
Des deutschen Idealismus
Den teutonischen Philosophen
Jacob Böhme entgegen.

Auch Franz von Baader
Dachte sich
Einen androgynen
Urmenschen.

In seiner erotischen
Philosophie
Sprach er vom Sakrament der Ehe
Zwischen Mann und Frau.

In dem Sakrament der Ehe
Lernt der Mann von der Frau
Und lernt die Frau von dem Mann.
Der Mann integriert das Weibliche,
Die Frau integriert das Männliche.

Und so wird durch das Sakrament
Der Ehe zwischen Mann und Frau
Die Androgynität
Des Urmenschen wieder hergestellt.

Auch verehrte
Franz von Baader
Die himmlische Jungfrau Sophia.

In den Ikonen
Jesu Christi,
Der Jungfrau Maria
Und der Engel
Sah er das Ideal
Des androgynen Menschen.

Die Jungfrau Maria
Hat einen androgynen
Anmutszauber,
Der keine Begierde weckt,
So unterscheidet sich Maria
Von Aphrodite,
Die als nur weibliches Weib
Die Begierde des Mannes weckt.


NIETZSCHE


Der verlorene Sohn
Eines evangelischen Pastoren
Liebte nicht das Gesetz
Gottes, das heilige:
Du sollst edel sein, hilfreich und gut!

Er wollte die Tafeln
Des Gesetzes Gottes
Zerstören
Und neue Werte schaffen,
Die Werte des Übermenschen.

Die Moral des Christentums
War ihm Sklavenmoral,
Eine Hundedemut der Armen,
Er aber wollte die Moral
Des blonden Herrenmenschen
Mit seinem Willen zur Macht!

Die Juden hasste er,
Denn sie gaben der Welt
Die Gesetze Gottes.
Er liebte die Arier,
Die blonden Raubtiere
Mit dem unmoralischen
Willen zur Macht.

Er lehnte den sanften
Jesus Christus ab,
Er verkündigte:
Gott ist tot!

Statt Christi Demut
Verkündete er
Die Herrschsucht
Des Antichrist!

Doch auch ein Verkünder
Des Antichrist,
Auch er, auch er
Braucht einen Gott
Und so verkündete Nietzsche
Den neuen Gott,
Den Gott Dionysos!

Der seine Seele
Gewidmet dem neuen Gott,
Dem Gott Dionysos,
Dem Gott des Wahnsinns,

Der bat zuletzt
In seinem Wahnsinn
Einen alten Ackergaul
Um Barmherzigkeit!

Und so endete er
Im Delirium des Wahnsinns!


KIERKEGAARD


Vom strengen Vater
Hatte er geerbt
Die Schwermut.

Er konnte den Tag über
Auf einer Gesellschaft sein
Und Witze erzählen
Und geistreich sein
Mit einem Esprit
Wie Champagner
Und plötzlich
Zuhause allein
Heimgesucht werden
Von einer abgrundtiefen
Schwermut!

Aber so schaute er auch tiefer,
Der Sokrates von Kopenhagen,
Als die Theologen
Der lutherischen Staatskirche.

Er kannte
Das ästhetische Leben,
Das Leben des Genusses
Der sinnlichen Schönheit.
Aber höher stand ihm
Das ethische Leben
Eines moralischen Menschen,
Der mit der Tugend
Seiner Seele strebte,
Ein guter Mensch zu sein.
Höher noch
Als das ethische Leben
Stand ihm das religiöse Leben,
Das bedeutete Christ zu sein,
Aber nicht ein lauer Christ,
Wie in der Staatskirche üblich,
Sondern ein Jünger Christi zu sein,
Der das Evangelium lebt,
Ja, der das Leiden Christi
Selber leidet!

Wie erging es aber
Abraham,
Dem Vater des Glaubens,
Auf dem Weg
Zum Berge Morijah,
Aufgefordert von Gott,
Seinen Liebling zu opfern?
Aber wichtiger noch
Ist die Frage: Wie erging es
Isaak, der geopfert wurde?
Aber auch Isaak
Musste entwöhnt werden
Den milchweißen Brüsten Sarahs!


WLADIMIR SOLOWJEW


Es gibt eine göttliche Trias,
Die Wahrheit, die Güte, die Schönheit.

Auf dem Gebiet der Erkenntnis
Ist die Wahrheit göttlich.
Auf dem Gebiet der Moral
Ist die Güte göttlich.
Auf dem Gebiet der Ästhetik
Ist die Schönheit göttlich.

Der göttlichen Wahrheit
Steht entgegen
Die teuflische Lüge.
Der göttlichen Güte
Steht entgegen
Die teuflische Bosheit.
Der göttlichen Schönheit
Steht entgegen
Die dämonische Hässlichkeit.

Wladimir Solowjew
Sah mit neun Jahren
Die göttliche Sophia
In einer russischen Kirche.

Als junger Mann
Studierte er
Im Britischen Museum in London
Theologie, Philosophie,
Mystik, und sah
Das feminine Antlitz
Der göttlichen Sophia.

Sie rief ihn
Nach Ägypten.
Dort in der Wüste
Sah er in der Morgenröte
Die göttliche Sophia
Als verklärte Weltseele.

Er nannte Sophia
Das Gottesbild der Zukunft.

Als Dichter pries er sie
Als seine ewige Freundin
Im Regenbogenkleid.


EDITH STEIN


Sie studierte bei Husserl,
War seine Assistentin
Und schrieb über
Die Einfühlung
Und die Notwendigkeit
Eines Leibes
Zur Einfühlung.

Sie begegnete Christus
Im Leben der heiligen Teresa
Und ward Katholikin.

Sie sprach über die Frau,
Ihr Wesen
Nach Natur und Gnade,
Die Frau ist
Mehr als der Mann
Dem Leben zugewandt,
Dem menschlichen und persönlichen.

Sie übersetzte
Thomas von Aquins
Dispute über die Wahrheit
Und Briefe
Von John Henry Newman
Und die mystischen Werke
Des heiligen Dionysios.

Sie schrieb selbst
Über die Wege
Der Gotteserkenntnis
Nach der symbolischen
Theologie des Dionysios.

Als ihr Testament
Vermachte sie ihr Werk
Vom endlichen
Und ewigen Sein.
Sie vereinte darin
Die Phänomenologie
Mit der Scholastik,
Um schließlich
Augustinisch
Und platonisch zu werden.

Im Karmel
Schrieb sie die Wissenschaft
Des Kreuzes
Nach Johannes vom Kreuz
Und vollendete
Die unvollendete Wissenschaft
Mit ihrem Lebensopfer
In der Gaskammer von Auschwitz.

Und so ging sie zum Herrn.


DIETRICH VON HILDEBRANDT


Dietrich von Hildebrandt war
Ein Schüler Husserls,
Er suchte die Wahrheit,
Nichts als die Wahrheit.

Max Scheler, das Genie,
Sagte zu Hildebrandt:
Die katholische Kirche
Ist die Wahrheit.

Aristoteles sagte:
Der Mensch ist
Ein rationales Tier.
Aber Hildebrandt sagte:
Der Mensch ist
Eine inkarnierte Person.

Für Kant galt
Im Menschen
Allein Vernunft und Wille.

Aber Hildebrandt
Entwickelte selbständig
Eine Philosophie
Des Herzens.

Es gibt zwar oberflächliche
Affekte wie den Jubel
Bei einem Fußballspiel,

Aber es gibt auch tiefe
Affekte des Herzens
Wie Güte und Mitleid
Und vor allem die Liebe.

In der Liebe erkannte er
Den Wert der Jungfräulichkeit,
Den Wert der Reinheit,
Und so erkannte er auch
Das katholische Ideal
Der sakramentalen Ehe
In aller Reinheit.

Und weil er glaubte,
Um zu verstehen,

Und weil er verstand,
Was er glaubte,

So erkannte er auch
Die tiefe Immoralität
Der künstlichen Kontrazeption.