Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

FLÜCHTIGE NOTIZEN


Von Josef Maria Mayer

*

Ein genialer Psychotherapeut, Nordamerikaner, war berühmt und saß im Rollstuhl. Eine Frau kam zu ihm, packte ein Bündel Dollars aus, legte sie auf den Tisch und sagte: Das ist mein letztes Geld. Therapieren Sie mich oder ich bringe mich um. – Sie hatte viele gescheiterte Männerbeziehungen hinter sich, keiner beachtete sie, auch ihr Mitarbeiter im Büro behandelte sie, als ob sie Luft sei. Sie fühlte sich unattraktiv und hatte eine Zahnlücke. Der Therapeut wusste: Wer sich unattraktiv fühlt, wirkt auch auf andere unattraktiv. Er vermutete auch, die Frau habe gewisse Gefühle für den Mitarbeiter im Büro. So führte der Therapeut die Frau an einen Brunnen, sie solle den Mund voll Wasser nehmen und einen Wasserstrahl durch ihre Zahnlücke schießen auf ein bestimmtes Ziel. Das gelang der Frau sehr gut. Nun sollte sie am nächsten Tag im Büro den Mund heimlich voll Wasser nehmen, unvermittelt aus zwei Metern Entfernung dem Mitarbeiter einen Wasserstrahl ins Gesicht spritzen, sich umdrehen und ohne ein Wort zu sagen den Raum verlassen. Das tat sie auch. Vier Jahre später erhielt der Therapeut einen Brief mit einem Foto: Eine glückliche Familie, die Frau, der Mitarbeiter und vier Kinder. Und sie schrieb: Herr Doktor, zwei meiner Kinder sind mit einer Zahnlücke gesegnet.

*

Eine nordamerikanische katholische Nonne war Bibel-Lehrerin. Sie gab eine Bibelstunde für Katholiken und Protestanten. Sie sagte: Schlagen wir alle mal den ersten Korintherbrief auf. Zwei Frauen suchten vorne in der Bibel, etwa beim Buch Leviticus. Die Nonne fragte: Ihr seid katholisch? Ja, sagten die Frauen, sie waren die einzigen Katholikinnen in der Bibelstunde.

*

Ich war einmal in einer Heiligen Messe, da aus den Psalmen vorgelesen wurde, und der Priester sagte zur Gemeinde: Die Verse stammen aus den Psalmen, das sind Gedichte aus Israel-Palästina, das kennen Sie sicher aus den aktuellen Nachrichten. – Entsetzt über solche unglaubliche Dummheit wäre ich am liebsten rückwärts aus der Kirche gegangen.

*

Bei der Beerdigung meines Vaters erzählte der Grabredner folgende Geschichte: Ein Hirte spielte immer Flöte und ging am Ufer eines Flusses spazieren. Da sah er auf der anderen Seite des Flusses einen Wald, und er träumte oft von der Schönheit des Waldes auf der anderen Seite des Flusses. Eines Tages kam Bruder Tod in einem Kahn auf dem Fluss zu dem Hirten und sagte: Komm jetzt hinüber! In Gedanken und Träumen warst du ja schon oft auf der anderen Seite des Flusses. Nimm deine Flöte mit, denn du sollst auch auf der anderen Seite des Flusses deine Flöte blasen. – Da stieg der Hirte freudig zu Bruder Tod in den Kahn und fuhr in das schöne Land seiner Sehnsucht.

*

Nichtigkeit der Nichtigkeiten! Alles ist nichtig! Das Dasein in dieser Welt des Werdens und Vergehens ist eine Mischung aus Sein und Nichtsein. Der Tod ist der Triumph des Nichts. Aber Christus hat für die Gerechten die Auferstehung des Lebens gebracht, das heißt, das vollkommene Eingehen in das ewige und absolute Sein. Erst das Leben in der Auferstehung ist wahres, pures Leben, nicht mehr gemischt mit Tod und Nichts. Christus nennt es Fülle (Pleroma) des Lebens. Der Buddhismus dagegen verkündet den ewigen Triumph des Nichts, der Leere, den Eingang und das Verlöschen im Ungewordenen.

*

Ein deutscher sozialdemokratischer Politiker ging zum Bundeskanzleramt, stand vor verschlossener Tür, rüttelte kräftig an der Tür und rief: Ich will hier rein! – So rüttle ich an der Himmelspforte: Maria, lass mich ein!

*

Traum: Ich war in einem Krankenhaus oder in der Psychiatrie und allein im Zimmer, die Glühbirne ging aus. Ich ging aus dem Zimmer, eine neue Glühbirne zu holen. Ich kam zurück in mein Zimmer, da war es überflutet von Licht. In meinem Bett lag das Jesuskind strahlend und neben dem Bett knieten Maria und Josef. Ich hatte Josef lieb und wollte seine schwarzen Haare streicheln, aber da war es Maria, deren schwarzes Haar ich streichelte. Ihr Haar war schwarz, voll und lang, sie trug ein langes rotes Kleid. Dann sah ich zum Jesuskind, aber im Bett lag der leidende Mann Jesus und ich sagte zu Maria: Ich muss ihn trösten.

*

Vor einiger Zeit hatte ich diesen Traum: Ich sah Vater Abraham und er verschmolz mit Gott Vater. Da sah ich Gott Vater. Er war ein sehr alter Mann, mit weißem Haupthaar, sehr langem weißem Bart, einem langen weißen Kleid, alles in Licht getaucht, alles wie aus Licht. Gott Vaters Antlitz war aber nicht alt, müde und verwelkt, sondern frisch und blühend. Er lächelte mich liebevoll an. Seine Augen waren himmelblau und lächelten und blickten mich voller Zärtlichkeit an. Er sagte aber nichts.

*

Einmal in Ostfriesland hatte ich ein Zimmer neben dem Friedhof. Um Mitternacht einmal ging ich im Mondschein über den Friedhof, ich wollte zur Schenke. Da hörte ich zwischen den Gräbern ein entsetzliches Geheul, wie das Schreien eines begrabenen Kindes. Ich beruhigte mich erst, als ich herausfand, dass ein schwarzer Kater liebeskrank heulte.

*

Ich komme nicht dazu, das Leben zu genießen. Das Leben ist täglich ein schmerzliches Opfer. Ich darf in Ewigkeit die Schönheit Gottes genießen.

*

Wort im Traum: Die Vergangenheit liegt abgebrannt hinter mir und vor mir liegt leer die Zukunft.

*

Von nun an mache mir niemand mehr Schwierigkeiten, denn ich trage das Stigma des verwundeten Herzens Jesu in meinem Herzen.

*

Die Wahrheit zu verkünden, ist eine Form der Nächstenliebe.

*

Tolkien schrieb vor seinem Tod an seinen Sohn: Eins ist würdig, geliebt zu werden auf Erden: Der Leib des Herrn Jesus Christus. Hier findest du die wahre Romanze, Glorie und Schönheit.

*

Im Traum sagte Maria zu mir, dass es keine Präexistenz der Seele gäbe, dass ich nach meinem Tod im „Himmel der Gnade“ schweben werde. Die platonische Lehre von der Präexistenz faszinierte mich und in der Depression fragte ich mich, warum meine präexistente Seele, in der Gottesschau selig, überhaupt in diesen Kerker des Körpers verbannt worden sei, und sagte: Weh, meine Mutter, dass du mich geboren hast! Die Lehre von der Präexistenz der Seele ist aber vom katholischen Lehramt als Irrtum abgelehnt worden: Wer glaubt, die Seele habe vor ihrer Empfängnis schon bei Gott gelebt, sei ausgeschlossen.

*

Wer Jesus und Maria trösten will, der gehe in die Schule der göttlichen Weisheit. Wer meint, dass er schon weise sei, der werde erst ein Narr in Christo, auf dass er wahrhaft weise werde.

*

Bevor du lehren willst, musst du lernen. Und dein Leben lang sollst du ein Schüler der göttlichen Weisheit sein.

*

Diogenes sagte, die Werke der Ceres, das Essen, kann man auch öffentlich treiben. Die Werke der Aphrodite ebenso. Daraufhin masturbierte er in der Öffentlichkeit und sagte: Könnte ich den Hunger doch ebenso leicht vertreiben durch Reiben des Bauches.

*

Krates und Hipparchia waren Cyniker. Krates sagte: Du weißt, ich bin arm und hässlich, willst du mich dennoch heiraten? Hipparchia sagte: Ich will mit dir in cynischer Lebensweise leben. Daraufhin vollzogen sie die eheliche Vereinigung in aller Öffentlichkeit, allerdings warf Zeno den beiden beim Liebesakt noch schnell einen Mantel über.

*

Ein Paderborner Theologe schrieb ein Buch über Jesus, der einerseits ein Nachfolger des Propheten Elias und andererseits eine Art jüdischer Cyniker gewesen sei: Jesus, der Hund.

*

Das Studium der Werke Wielands hat mir die Cyniker nahegebracht. Wieland hing einem gemäßigten Platonismus an, aber so mancher Platoniker wurde bei Wieland entweder zum Hedonisten oder zum Cyniker.

*

Wladimir Solowjew sagte, die allgemeine Form von Idealismus sei die Neigung, die Menschen zu idealisieren, sie für besser zu halten, als sie in Wirklichkeit sind. Wer diesem Idealismus anhing und dann von der gemeinen Wirklichkeit enttäuscht wurde, bekehrt sich zu einem cynischen Skeptizismus.

*

Goethe sagte, in seiner Jugend sei der Mensch Sensualist, in seiner Reife Idealist, dann wende er sich zum Skeptizismus und ende im Quietismus.

*

Das Höchste, was der Mensch vollbringen kann, ist, sich in der Kontemplation Gott zuzuwenden. Papst Paul VI.

*

Pater Pio: Wohin ich auch gehe, auf dem Weg erwarten mich Dornen. Aber Einen Freund hab ich: den Tod!

*

Meine tiefste Sehnsucht für das ewige Leben ist kein verklärtes irdisches Paradies, sondern mit Gott zu verschmelzen.

*

Der König kam zum Mönch. Er bestaunte in dessen Zelle die vielen alten Bücher und sagte: O selig du, der die göttliche Weisheit empfangen hat aus diesen alten Büchern! Der Mönch sagte: Ich habe die göttliche Weisheit nicht aus den Büchern. Er führte den König in den Stall, wo gerade sein Mitbruder von der Arbeit ausruhte und die Hände faltete. Da sagte der Mönch zum König: Siehe, durch diese gefalteten Hände fließt die göttliche Liebe in die Welt.

*

Zu einer glücklichen Verbindung soll der Mann männlich sein und das Weib weiblich. Der Mann soll nicht die Kopie seiner selbst suchen, sondern das Anderssein der Frau. Wer aber allein leben will, denke, dass Adam nicht nur mit Eva zusammen leben kann, sondern dass er zuvor mit der Hagia Sophia zusammen lebte, wie Salomo im zehnten Kapitel des Buches der Weisheit sagt und Jakob Böhme in seiner Theosophie.

*

Schönes langes Haar ist die Zierde der Frau.

*

Heute erzählte mir eine Frau: Es wurde ein neuer Planet entdeckt, vierzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt, der besteht aus einem einzigen Diamanten. – Diamonds are the girls best friends.

*

Die Mutter zu verlassen, ist der erste Schritt, den Sohn zu verlassen. Therese von Lisieux.

*

Katholische Lebensschützer machten in Österreich eine Prozession zum Schutze des ungeborenen Lebens. Die sozialistische Jugend machte eine Gegendemonstration und trug ein Transparent, darauf stand: „Hätte Maria abgetrieben / wär Jesus uns erspart geblieben.“ Das ist der Geist des Antichrist.

*

Wie kann der allmächtige und gütige Gott es zulassen, dass die Mutter von kleinen Kindern an Krebs stirbt? – Der Herr hat sie uns gegeben, der Herr hat sie uns genommen, der Name des Herrn sei gelobt! – Die Allmacht Gottes ist geheimnisvoll.

*

Jesus Christus ist die Ikone Gott Vaters. Maria ist die Ikone des Heiligen Geistes.

*

Von der einen Seite tritt der leere Nihilismus an mich heran, von der anderen Seite der alles verwischende Synkretismus, und von innen bin ich vom Individualismus angefochten.

*

Allmächtiger Vater, ich habe mich müde geschrieen! Nun ist meine Seele voll Angst! Komm, selige Oma, und tröste mich mit deinen himmlischen Fittichen! – „Also empfand der besessene Mann die Beruhigung Gottes.“ Klopstock.

*

Die römische Kurie hatte das kopernikanische Weltbild zur Ketzerei erklärt. Galilei verteidigte es in seiner Schrift „Dialog über die Weltsysteme“, da er die Verteidiger des Ptolemäus als Dummköpfe darstellte. Daraufhin bekam Galilei Hausarrest und Berufsverbot.

*

Die Aussagen über Gewalt sind in der Bibel nicht eindeutig. Das alte Testament spricht von heiligen Kriegen. Jesus sagte: Wer das Schwert ergreift, kommt durch das Schwert um. Die Urchristenheit lehnte den Kriegsdienst ab. Mit der konstantinischen Wende kam auch der christliche Soldat und später die Kreuzritter, die sich auch ehrlich auf die Bibel beriefen.

*

Anti-Judaismus ist schon stellenweise im neuen Testament, da die Juden in den Bereich Satans gestellt werden. Die apostolischen Väter und Origenes schrieben den Juden alles Hässliche und Böse zu.

*

Im katholischen Mittelalter rückten Judas und die Juden wie die Hexen in den Bereich Satans. Luther war Antisemit. Es geht eine Blutspur von der Urkirche durch zwei Jahrtausende des Judenhasses bis zu den Nationalsozialisten.

*

Shakespeares Kaufmann von Venedig ist entsetzlich antisemitisch. Auch Goethe dichtete den antisemitischen Mythos vom Ewigen Juden. Clemens Brentano hat antisemitische Passagen in seinen Romanzen vom Rosenkranz.

*

In den protestantischen Ländern Nordeuropas floriert die Wirtschaft. In den katholischen Ländern am Mittelmeer weniger. In den orthodoxen Ländern Südeuropas herrschen Krisen. Den muslimischen Brüdern geht es am elendsten.

*

Es waren christliche Staaten, die die Afrikaner erst dreihundert Jahre lang versklavt haben und dann als Kolonialherren beherrscht.

*

Was haderst du mit deinem Bruder? Du hast Gottes Gnade und er hat genug Geld.

*

Gottes schönste Tochter stieg vom Himmel herab und legte mir den Ehering an die Hand.

*

Sollte ich auf eine Buchmesse gehen? Dahin gehen Autoren von Kriminalromanen. Wären Ovid oder Goethe auf eine Buchmesse gegangen? Und begehrte ich den Nobelpreis für Literatur? Seinerzeit hat ihn nicht Rilke bekommen, sondern ein ganz und gar unbedeutender Mann.

*

Eine Frau sagte: Alles, was mir von Umwelt und Mitmenschen geschieht, ist nur der Spiegel meines Ich. – Als ob die ganze Welt nur dein aufgeblähtes Ich wäre!

*

Wer sich auf Wahrsager, Geistheiler und okkulte Philosophen einlässt, dem schmeicheln erst die Dämonen und dann bringen sie sein Lebenshaus zum Einsturz. Das heißt, auf Sand zu bauen.

*

Eine Protestantin war kaum geschieden, schon suchte sie den nächsten Ehemann. Ich erinnerte sie an das Jesuswort: Wer eine Geschiedene heiratet, der macht, dass sie die Ehe bricht. – Die Protestantin sagte: Das sehe ich nicht ein, dass ich allein bleiben soll. – Jesus sagt aber: Nicht die kommen in den Himmel, die Herr, Herr zu mir sagen, sondern die Gottes Willen tun. Und nur die lieben mich, die meine Gebote halten.

*

Ohne ein handfestes Kindheitstrauma wird man kein großer Künstler.

*

Vision: Frau Weisheit inspiriert den Poeten. Sie war von einer Schönheit, die unbeschreiblich ist. Sie war eine tanzende Idee. Sie war ein Lichtstrahl aus dem dritten Himmel. Sie war eine hoch herschreitende Diva. Sie sagte zum Poeten: Oh mon amour!

*

Nimm dir Zeit zum Arbeiten: das ist das Geheimnis des Erfolgs. Nimm dir Zeit zum Denken: das ist das Geheimnis der Erkenntnis. Nimm dir Zeit zum Spielen: das ist das Geheimnis ewiger Jugend. Nimm dir Zeit zum Träumen: das ist das Geheimnis der Reise zu den Sternen. Nimm dir Zeit zum Lachen: das ist das Geheimnis der Musik der Seele. Nimm dir Zeit zum Beten: das ist das Geheimnis der inneren Liebe. Nimm dir Zeit zum Schlafen: das ist das Geheimnis der Seelenruhe. Nimm dir Zeit zum Leben, um Gott zu finden, denn ohne Gott ist alle Zeit eine sinnlose Zeit.

*

Ich sah das Antlitz der Weisheit, es war von einer diaphanen Schönheit! Ich sah das Antlitz des Wahnsinns, es war von einer abstoßenden Hässlichkeit! Ich sah das Antlitz der Dummheit, sie war blind und taub und konnte nicht sprechen, es war mitleiderregend!

*

In der Minne zu den sterblichen Frauen fand ich keine Rosen, nur Dornen! Die Ewige Weisheit hat es so gewollt, denn sie wollte mein Herz für sich ganz allein! Sie sagte: Schenk mir dein Herz, mein Sohn! Da habe ich ihr mein Herz geweiht und ihr Jungfräulichkeit gelobt, Jungfräulichkeit als mystische Ehe mit der Ewigen Weisheit. Die Priester haben mir den Segen dazu gegeben.

*

Die Frucht der Stille ist Gebet. Die Frucht des Gebetes ist Glaube. Die Frucht des Glaubens ist Liebe. Die Frucht der Liebe ist Dienst. Die Frucht des Dienens ist Frieden.

*

Ich lebe in dem Bewusstsein, dass jeden Tag mich der Herzschlag treffen kann. Ich vertraue darauf, dass Maria am anderen Ufer des Jordan steht und mir in der Stunde meines Todes die Hand reicht und mich zu Gott begleitet. Dann bin ich getrost. Ich habe mein Werk auf Erden getan.

*

Liegen vor Gott ist gesammeltes Ausgegossensein.

*

Die Frau: Mann, geh doch in dich! – Der Mann: Da war ich schon, da ist auch nicht viel los.

*

Papst Innozenz III sagte: Einen verheirateten Mann plagt die Ehefrau und den unverheirateten Mann plagt die Fleischeslust.

*

Ich habe Helena von Sparta gesehen, die ihr Kleid über den Schultern löste und es zu Boden fallen ließ. Was für schöne Brüste! Wert, eine Stadt in Schutt und Asche zu legen!

*

Während der Messe hatte ich eine Vision: Der erwachsene König Christus stand vor mir und hielt in der Hand einen Kelch mit rubinrotem Blut. Dann sah ich die Madonna, sie hatte ein himmelblaues Kleid und einen himmelblauen Schleier an. Sie war ganz huldvoll und reichte mir ihre schlanke weiße Hand, an der ein Ring steckte.

*

Ich sah Achilles in seiner Heimat, einen jungen schönen muskulösen Mann, er lag unter einer Felldecke nackt und hatte im Arm eine nackte jugendliche Beischläferin, schlank, vollkommen schön, blond, mit schönen festen, aber hüpfenden Brüsten. Achill ist zu beneiden!

*

Heinrich Heine schlich sich aus seiner Matratzengruft und wollte sich in der Seine ersäufen. Am Ufer der Seine suchte er nach der tiefsten Stelle, da sah er zufällig ein Restaurant mit dem Schild: Heute frische Austern! Er dachte: Noch einmal, bevor ich sterbe, will ich frische Austern essen. – Und als er die frischen Austern gegessen hatte, war seine Lust, sich umzubringen, wie weggeblasen.

*

Was verspottet ihr mich, ihr Kinder der Zauberin? Was demütigt ihr mich, Kinder des Ehebrechers und der Hure? Ihr seid doch abtrünnige Kinder! Aber Gott wohnt bei dem gedemütigten Geist, um ihn zu erquicken.

*

Sie war die fixe Idee meiner Jugend, Marion, von der ich träumte, und sie erschien mir im Traum als Jungfrau Maria. Die wirkliche Marion hat mich grob abgelehnt. In meinen Träumen liebte mich die makellose Jungfrau. Für diese makellose Jungfrau entschied ich mich zum Zölibat. Aber die wirkliche Marion – ich sah heute ihr Bild, ihr Schädel ist knöchern, die Haare fallen ihr aus, auf dem spitzen Gesicht stand eine Warze. Sie ist hässlich geworden.

*

Meine erste Geliebte war Hedda, wir waren fünfzehn Jahre alt und haben uns ein halbes Jahr lang geliebt. Sie war die erste, die mir ihre Brüste und ihren Schoß schenkte. Heute ist sie eine renommierte Juristin, sehr großbürgerlich, verheiratet. Ihre Schönheit ist dahin.

*

Goethe schrieb im Faust II, dass Helena, die mythologische Frau, immer schön und jung bleibt. Das ist wahr. Die sterblichen Frauen altern und werden hässlich. Aber die Jungfrau Maria ist immer jung und schön! Ich habe mich der Schönheit geweiht. Keiner Frau, die ich einmal geliebt habe, bin ich treu. Treu bin ich allein der ewigen Schönheit.

*

Ich kannte einen Evangelikalen, der die katholische Kirche hasste und für den alle Weltreligionen Teufelswerk waren und der mir immer um die Ohren haute das Jesuswort: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. – Jesus, verzeih mir, aber seit jenen Tagen kann ich dieses Wort nicht mehr ertragen. Der Spruch eines Weisen im Munde eines Narren wird selbst zur Torheit.

*

Stimme: Auch für dich soll dieses Adieu sein, dass du mich als glücklichen Schächer im Paradiese wiedersiehst, wenn es Gott gefällt, dem Vater von uns beiden. Amen.

*

Heute sah ich ein neunjähriges Mädchen, schlank, schön, mit langen blonden Haaren, sanft und gütig. Und mein Freund, der neunjährige Knabe, spielte vor ihr den starken Mann. Sie war ein Engel, er war ein Held, es war süß.

*

Ich glaube wieder an die Seele, an die Weltseele, die Schönheit, die Engel und die göttliche Sophia – denn all das sah ich heute in einem jungen schönen Mädchen.

*

Der Glaube des Pöbels ist Aberglaube, Geld und vulgäre Erotik.

*

Ein stiller Gelehrter ging aus einer Gesellschaft nach Hause. Wie es denn gewesen sei? Er sagte: Wären es Bücher, ich würde sie nicht lesen.

*

Dass auch Schmerzen und Leid und Krankheit und Tod Geschenke der Liebe Gottes sind, das zu erkennen, dazu braucht es übernatürliche Weisheit.

*

Während der heiligen Messe wurde die Statue Unserer Lieben Frau von Fatima lebendig. Ein Priester sprach über die Bekehrung Paul Claudels und den glühenden Eifer der Bekehrten, der ein Stachel im Fleisch der lauen Gewohnheitskatholiken ist. Die Madonna sagte mir so: Du bist mein Dichter, ich bin zufrieden mit deinem Eifer.

*

Eine Krähe fand ein Stück Fleisch und nahm es in den Schnabel. Da kamen viele andere Krähen und kreischten, sie wollten auch das Fleisch. Die Krähe flog auf und ließ das Stück Fleisch fallen. Alle anderen Krähen stürzten sich kreischend auf das Fleisch. Die Krähe dachte: Gut, sollen sie doch das Stück Fleisch haben, ich bin hier allein am Himmel, der ganze Himmel gehört mir!

*

Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten sind die zwei Flügel der Taube Karitas. Mit nur einem Flügel kann sie nicht fliegen.

*

Karine ist gestorben, aber Karitas lebt.

*

Afrika ist ein Nichts und Niemand auf der politischen und ökonomischen Weltbühne. Gott erwählt aber gerade das Schwache, um das Starke zu beschämen. In dem Maße wie Afrika sich dem Evangelium zuwendet, kann es sich von Gott als Werkzeug gebrauchen lassen, um die Welt zu retten.

*

Vergebliche Liebesmüh, mit Evangelikalen über Theologie zu sprechen. Sie begreifen es nicht und tun es darum ab als sinnlose Sophisterei. Die Evangelikalen sind nicht nur schlecht in der Theologie, sondern auch die Philosophie ist ihnen eine „Torheit vor Gott“. Und alle Kunst ist ihnen gottlos, sie selbst aber haben keine Kunst hervorgebracht. Der einzige Dichter, den sie gelten lassen, ist George MacDonald, dagegen begreifen sie selbst Milton nicht, der doch Puritaner war.

*

Wohin man schaut, überall nur Dummköpfe, oder anders gesagt, spirituelle Analphabeten! – Die menschliche Dummheit ist manchmal grenzenlos, sagt Maria.

*

Sie war eine Lektorin in der lutherischen Kirche und sprach von Astrologie, Geomantie, Schamanismus und sagte: Nein, Geld stinkt nicht! Papst Paul VI sagte: Der Rauch Satans ist in die Kirche eingedrungen. – Auch die alten katholischen Weiber lesen Horoskope.

*

Sie war eine Pfingstlerin, eine „wiedergeborene, bibeltreue Christin“. Ich erwähnte das Apostolische Credo. Sie sagte: So? Ich glaube an Gott, den Vater, und an Jesus, seinen eingeborenen Sohn. Er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters...

*

Er war ein pietistischer Prediger und sagte: Ob Jesus nun eines Wesens mit dem Vater ist oder ein besonderes himmlisches Geschöpf, das ist doch ohne Bedeutung.

*

Ich hörte eine lutherische Pastorin, die erzählte, wie sie als Mädchen von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist. Sie wurde nach der Vergebung gefragt, da es doch im Vaterunser heißt: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Da sagte sie: Nein, meinem Vater will ich nicht vergeben! (Blinde Blindenführer.)

*

Jesus sagte: Im Himmel werden sie nicht heiraten, sondern wie die Engel sein. – Ein Evangelikaler deutet das so: Im Himmel gibt es Weiber-Kommunismus, freie Liebe, jeder schläft mit jedem! – O Torheit! Im Himmel werden sie alle in Gott sein und Gott wird in allen sein. Auf Erden sagt der Mann zu seiner Frau: Dich allein liebe ich, meine Freunde ertrage ich, meine Feinde hasse ich. – Aber im Himmel werden sich alle Menschen lieben, aber nicht mit dem Fortpflanzungstrieb, sondern mit einer rein geistigen Liebe.

*

Eine lutherische Theologin, die Pastorin werden wollte, sagte: Ich weiß nicht, was nach dem Tod geschieht, ob die Seele sich in der Weltseele auflöst oder ob der Tote im Grab schläft. – Wie schlecht kennt ihr Protestanten die Lehre der Heiligen Schrift! Es gibt das persönliche Gericht durch Christus, Hölle, Fegefeuer, Paradies, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben in Gott als Söhne Gottes.

*

Mich umgeben drei Arten von Leuten: Ungläubige, Abergläubische und Irrgläubige.

*

Ein Jesuiten-Philosoph sagte: Der Himmel bedeutet für mich, dass ich als Kind vollkommen und grenzenlos geliebt bin und als Mann vollkommen und grenzenlos lieben kann.

*

Der Lehrer brachte dem Jesuskind das A bei. Dann wollte er ihm das B beibringen. Das Jesuskind sagte: Du Narr! Du weißt noch nicht einmal, was das A bedeutet, und willst mir das B beibringen? Der erste Strich beim A ist der Vater, der zweite Strich der Sohn, und der verbindende Strich ist der Heilige Geist. – So ist es mit unsern heutigen religiösen Analphabeten, sie kennen noch nicht einmal das A.

*

Karmeliten feiern den Geburtstag nicht. Meine Mutter hat mich geboren für den Tod. In meiner Todesstunde wird meine himmlische Mutter mich gebären ins ewige Leben. Salomo sagt: Der Tag des Todes ist besser als der Tag der Geburt.

*

Gruß der heiligen Edith Stein zum Geburtstag: Wir leben ein monastisches Leben mitten in der Stadt, in der Wüste unserer Zeit. Diese Wüste unserer Stadt ist schillernd und hat zwei Gesichter: Es gibt Kunst und Kultur, aber es gibt auch Armut und Sucht. Wir leben in einem ganz gewöhnlichen Mietshaus und arbeiten halbtags, aber vor allem beten wir die Liturgie und persönliche Gebete. Wir sind römisch-katholisch, aber auch stark von der Kirche des Orients geprägt. Gut sind die heutigen Diskussionen in der Kirche, aber die Menschen in der Welt fragen nicht nach dem Frauenpriestertum, sondern nach dem Sinn des Lebens, der Freude, und wie man beten kann. Das muss die Priorität haben. Wir wollen die Menschen mit unserm Gebet tragen und ihnen helfen, das Evangelium zu entdecken.

*

Gott, liebender Vater, gib mir Nacht, gib mir Licht, gib mir Tränen, gib mir Lachen, gib mir Krankheit, gib mir Gesundheit, gib mir Armut, gib mir Reichtum, gib mir Leben, gib mir Tod, gib mir Fegefeuer, gib mir Paradies. Gott, was willst du von mir?

*

Rejoice, you minstrel of the Immaculate Heart and of the Wisdom that became flesh!

*

Mit meiner Freundin, der Altphilologin, bin ich derselben Meinung, dass die Ilias nur wenig schöne Stellen hat, wir lieben den geflügelten Krieg nicht, aber die Odyssee ist ein allerliebstes Buch. Pallas Athene erinnert an die Frau Weisheit der Bibel. Aber meine Freundin schätzt die treue Ehefrau Penelope so sehr und ich sagte: Wenn ich Odysseus wäre, ich bliebe in den Armen der Göttin Kalypso!

*

Ich sah einen katholischen Spielfilm über Edith Stein. Als sie nackt in die Gaskammer trat, waren ihre letzten Worte: „Ich habe Angst, Mutter!“ So starb sie. Sicher, das ist Fiktion, aber es ging mir sehr zu Herzen.

*

Mein Bruder sagte an meinem Geburtstag: Und dass du alles bekommst, was du dir wünschst! – Ich sagte: Ich habe alles, was ich brauche. – Er sagte: Wenn das nur viele sagen könnten!

*

Die himmlische Mutter wird nicht immer sagen: Alles wird gut! Sondern manchmal sagt sie: Da muss ein Schnitt gemacht werden, die Operation ist notwendig, auch wenn es schmerzt!

*

Hiob war am ganzen Körper bedeckt mit Eiterbeulen. Er kratzte sie mit einer Scherbe auf. Dann setzte er sich mitten in die Asche und weinte und jammerte vor Gott.

*

In meiner Kindheit nannte man mich „lamentierender Jude“. Ich bin stolz darauf. Auch sagte man, ich habe den „Spleen“, und es ist wahr.

*

Mir gefällt in der Bhagavadgita die Vision des Lebensbaumes: Er hat seine Wurzeln im Himmel und breitet seine Krone mit den Früchten auf der Erde aus.

*

Der alte Kommunist klagte seinen Enkel an. Ich nahm die Schuld auf mich: Das ist nicht seine, das ist meine Schuld. Da sagte der Kommunist: Schuld? Dieses Wort gibt es in meinem Haus nicht. – Und so fährt sein greises Haupt schuldbeladen in die Unterwelt.

*

Auf dem Friedhof an Karines Grab klagte ich Gott: Gott, Karine hatte solche Lebenslust und musste jung sterben, ich dagegen bin schon seit zwanzig Jahren des Lebens überdrüssig und muss weiter leben. Das ist ungerecht, Gott!

*

Mir wurde dies erzählt: in Irland war eine Frau schwanger, das Kind hatte kaum Überlebenschancen, und bei der Geburt wäre es lebensgefährlich für die Mutter. Ihr wurde zur Abtreibung geraten. Sie hat nicht abgetrieben. Mutter und Kind sind bei der Geburt gestorben. – Dies wird mir erzählt als Argument für die Abtreibung. Aber in Ewigkeit ist es besser für die Frau, unschuldig, ja, heilig zu sterben, als in Todsünde zu leben und als Mörderin vor Gott zu treten.

*

Wie Seneca sagt: Man geht mit einem Herzen voller Liebe aus dem Haus und kehrt leer und frustriert zurück. Dann muss das Gebet die Seele wieder aufrichten. Gottes Liebe allein genügt, und alle den Menschen erwiesene Liebe ist zu begreifen als eigentlich dem Herrn erwiesen.

*

Jesus: In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Oder: In meines Vaters Stadt sind sehr viele Lustschlösser! – Ich wünsche mir ein Lustschloss, wie es die Zaren in Zarskoje Selo besessen.

*

Über mein Gedicht Genesis schrieb ein Wissenschaftler: Super! Sehr schön zu lesen! Dass du die Schöpfung der Welt mit einem Orgasmus vergleichst, ist ein herrlicher Gedanke!

*

Vor einer Operation habe ich morgens lange den Heiligen Geist der Kraft angerufen. Der Paraklet sandte mir eine Frau, die mir treuherzig Beistand leistete. Sie war Beistand in der Sendung des göttlichen Beistands, ein Werkzeug des Heiligen Geistes, ohne es zu wissen.

*

Die Toren reden von der Prophezeiung der Maya-Indianer. In diesem Jahr 2012 am 21. Dezember geht die Welt unter! Und weil sie doch nicht daran glauben, sagen sie, die Welt des alten Denkens gehe unter und die neue Welt des esoterischen Denkens beginne.

*

Erasmus von Rotterdam schrieb an die Protestanten einen Brief im Namen Marias: Ihr wollt mich nicht? Nun, dann geh ich! Aber ich warne euch: Ich nehme meinen Sohn mit mir! – Und so ist es geschehen. Die protestantischen Gotteshäuser sind Gotteshäuser ohne realpräsenten Gott!

*

Die Weisheit wünscht einen christlichen Humanismus. Dann werden wir uns in der Ewigkeit an der göttlichen Weisheit erfreuen.

*

Das habe ich von meiner Oma gelernt, wie schön es ist zu schenken. Oder wie Jesus sagt: Schenken ist seliger als beschenkt werden.

*

Unsere Heimat ist im Himmel und wir werden die Braut (Nymphe) des Lammes sehen.

*

Als Karines letztes Wort vor ihrem Tod wurde überliefert von ihrer Mutter: Ich habe keine Lust mehr zu leben. – Ach, ich habe schon seit zwanzig Jahren keine Lust mehr zu leben.

*

Klopstock schreibt über Abraham und Isaak: „Der Trost seines Alters, sein Sohn.“ Und die Bibel schreibt: Da gebar Eva ihren dritten Sohn, Seth, der sollte sie über den Verlust Abels hinwegtrösten. So tröstet Tom mich über Milans Verlust hinweg.

*

Teresa von Avila: Herr, schenke mir Kreuze, und sei es von Landstraßen, Flöhen und Poltergeistern!

*

Augustinus: Es gibt nur eine Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes und eine Gottesliebe bis zur Verachtung des Selbst.

*

Sie hatte mich um den Verstand gebracht mit ihren erotischen Reizen! Heute fallen ihr auf dem Kopf die Haare aus und um die Lippen wächst der Damenbart.

*

Der Satan sagte: Du hast dir ja Elend und Trübsal erwählt, ich habe dir ja angeboten, mich anzubeten, aber du wolltest ja nicht.

*

Ich träumte: Ich war in einem Edith-Stein-Haus, da lebte eine geistliche Gemeinschaft von Männern und Frauen. Da lag ein Buch von Edith Stein und darunter ein Buch über Knabenerziehung. Edith Stein und Hildegard von Bingen sagten mir: Bleib allein, das heißt, heirate nicht, aber bleib nicht allein, nur du und Christus, sondern kümmere dich auch um die Menschen. Dann sah ich das Jesuskind, ein Knabe, vielleicht vier Jahre alt, ganz aus durchsichtigem Gold. Und der Jesusknabe sagte: Ich bin nicht nur dein Freund, ich bin auch dein Gott! Falle anbetend vor mir nieder und küsse mir die Füße! – Das tat ich. (Dann waren da meine Eltern und redeten mit mir übers Geld.)

*

Suche nicht die Liebe bei Frau Welt. Frau Welt ist egoistisch und habgierig. Suche die Liebe bei Gott. Gott ist Schöne Liebe. Frau Liebe liebt dich!

*

Ich vermisse Karine seit fast drei Jahren, aber sie ließ mir heute sagen: Weine nicht um mich! Pass gut auf dich auf! Ich warte auf dich, bis Gott dich heimholt! – „Pass gut auf dich auf“, das sagte mein Liebling Milan immer nach Karines Tod, wenn ich ihn ins Bett gebracht hatte.

*

Die Patriarchen hatten unter ihren Söhnen immer bevorzugte Lieblinge. Von Jesus sagt die Kirche, Johannes sei sein Lieblingsjünger gewesen. Die Gnostiker sagten, Magdalena sei seine Lieblingin unter den Jüngerinnen gewesen. Ich habe unter den Kindern auch Lieblinge. Und ich glaube, auch Gott hat Lieblinge.

*

Die lutherische Theologin sagte: „Der Herr erbarmt sich über den, über den er sich erbarmt. Gott hat Lieblinge seiner Gnadenwahl, und ich gehöre nicht dazu. Der Herr sagte: Jakob hab ich geliebt, Esau aber gehasst. – Der Herr hasst mich.“

*

Wo keine Liebe zu Jesus und Maria ist, da liebe du Jesus und Maria mit doppelter Liebe, denn dann wird deine Liebe zu Jesus und Maria noch mehr zunehmen. So leistest du Sühne für die lieblosen Sünder.

*

Ich sah die Jungfrau von Guadelupe, sie faltete die Hände zum Gebet. Dann öffnete sie einen Augenblick die Hände, um mir ihre Gnade zu schenken. Dann faltete sie die Hände wieder zum Gebet.

*

Shakespeare ist judenfeindlich im Kaufmann von Venedig und blasphemisch in seiner Verteufelung der Johanna von Orleans.

*

Ich feire, dass Gott ein Kind geworden ist, damit die Kinder Götter werden.

*

Ich träumte von Reinhold Schneider und Werner Bergengruen. Wir gingen über einen Friedhof spazieren. Reinhold Schneider war sehr groß. Wir sprachen über Sonette. Bergengruen sagte: Jetzt, wo das graue Haar kommt, muss man nur noch Bericht erstatten von den letzten Jahren.

*

Am zweiten Weihnachtstag sah ich die Jungfrau Maria und den heiligen Josef und das Jesusbaby. Maria war jung, sie saß, hatte ein langes blaues Kleid an und auf dem Kopf einen weißen Schleier, aus dem goldene Locken quollen. Auf dem Arm, an ihrer Brust, wiegte sie das Jesusbaby in weißen Windeln. Der heilige Josef stand dabei, sich auf seinen langen Stab stützend, etwa sechzig Jahre alt, mit dichtem grauem Bart. Maria bewegte sich und sang dem Jesusbaby ein Schlaflied.

*

Mein Vater kam aus dem Fegefeuer, er trug eine lange Kette mit Goldmünzen und Portemonnaies und bereute seine eiskalte Hartherzigkeit und bat mich, mildtätig zu sein, den Menschen zugetan und Tom ein zweiter Vater zu sein. Maria sagte, es war eine echte Vision meines Vaters aus dem Fegefeuer, er brauche mein tägliches Gebet.

*

Der Engel der Verkündigung der Weihnacht an die Hirten war ein siebenjähriges Mädchen mit langen goldenen Locken und wahrhaft schönem Gesicht. Ich sah den Engel auf der Hochkanzel in der romanischen Kirche und hörte seinen Gesang: Fürchtet euch nicht! Fürchtet euch nicht!

*

Als Papst Benedikt XVI auf Zypern war, hat er gepredigt über Kreuz und Eucharistie. Und ich war enttäuscht, ich hatte eine Predigt über Aphrodite erhofft.

*

In Neu-Delhi haben sechs Männer eine dreiundzwanzigjährige Frau zu Tode vergewaltigt. Ich empfehle ihre Seele der Jungfrau Maria.

*

Bach schrieb eine Violin-Sonate, die schön anzuhören ist. Aber heute fand eine Musikwissenschaftlerin folgendes heraus: Wenn man den jeweils ersten Ton eines Taktes herausschreibt, alle nacheinander, und diese Töne kabbalistisch in Buchstaben umsetzt, so ergibt es einen Spruch auf Latein, ein Rosenkreuzer-Motto, zu deutsch: Aus Gott sind wir geboren, in Jesus sterben wir, vom Heiligen Geist werden wir auferweckt.

*

Goethe sagte zu Eckermann: Ich sehe das Göttliche in meinem Geist jugendlich-weiblich. – So geht es auch mir. Ich nenne es die himmlische Sophia.

*

Eine fünfzigjährige Frau sagte: Ich bin nicht mehr so gutmütig wie früher, auch habe ich meinen Sex-Appeal verloren. – In der Tat, sag ich, ich wüsste nicht, warum ich dich noch lieben sollte.

*

Maria sagt: Viele Schlangen umzingeln euch! – Und Eichendorf sagte von einem Romanhelden, er hätte einen besonderen Hass auf Skorpione. Ich sagte zu einer einst Geliebten im Zorn über ihre Hartherzigkeit: Du bist wie eine apokalyptische Plage von geflügelten Skorpionen!

*

Schönheit schön zu nennen ist schön.

*

„Der Sarg ist ein schöner schwarzer Kahn. Ich bin jetzt leichter. Sing du dein französisches Lied!“

*

Ein reicher Mann in Indien hatte einen Papageien namens Prinz. Er wollte ihn nicht mehr haben und gab ihn in den Zoo. Der Zoodirektor ließ aus Brasilien ein Papageien-Weibchen kommen, und Prinz und Prinzessin lebten zusammen in einem Käfig. Da wollte der reiche Mann aber den Prinzen wiederhaben und holte ihn in seine Wohnung. Daraufhin trat die Prinzessin in den Hungerstreik, sie wollte lieber sterben, als ohne ihren Prinzen zu sein. Die Sache kam vor Gericht. Der Richter befahl dem reichen Mann, den Prinzen wieder in den Zoo zu seiner Prinzessin zu bringen. – Ja, wahre Liebe auch unter Papageien.

*

In dieser Zeit führende Staaten in Christenverfolgung sind das kommunistische Nordkorea und das muslimische Saudi-Arabien.

*

In einem Wohnhaus hörte eine Frau aus der Nachbarswohnung eine Kinderstimme immer wieder rufen: Mama! Papa! Mama, komm! Die Frau klingelte, aber keiner öffnete. Da rief sie die Polizei. Die brach die Tür auf und fand in der Wohnung allein einen Papageien, der rief: Mama! Papa! Mama, komm!

*

Ein jugendlicher Messdiener hatte Liebeskummer wegen einer Frau. Da sagte der Priester: Das ist das Schöne an der Gottesliebe, da gibt es keinen Liebeskummer.

*

Ich nehme meine Zuflucht zu Gott, zum Evangelium und zur heiligen Kirche.

*

Ich träumte, ich lief meinem Schatten nach, der wie ein vom Wind getriebener bunter Umhang war. Schließlich holte ich meinen Schatten ein, da war es eine junge schöne Frau aus Regenbogenlicht und ihr Name war: Gott Elli.

*

Ich habe auch vom Teufel geträumt. Ich schob einen Kinderwagen, darin rumorte ein schwarzer Kater. Der blitzte mich an aus giftgrünen Augen, zeigte seine scharfen Zähne und sagte mit einer hässlichen Stimme, wie die von einem Teufel Besessenen sprechen: Wir sind Männchen und Weibchen und können uns nicht mit dem Licht Christi vermählen.

*

Zum Traum vom weiblichen Gott: Wladimir Solowjew nennt die Jungfrau Sophia auch die Regenbogenjungfrau.

*

Ich träumte von Papst Benedikt XVI. Ich fragte ihn, ob er Wieland liebe. Ja, sagte er. Dann war Karine da und zusammen erzählten wir dem Papst von Evi: Im Frühling sei sie frühlingshaft, am Abend sei sie abendlich, in der Nacht sei sie nächtlich, und im Sommer sei sie sommerlich. Karine sagte, da sei Evi aber zimperlich, sie fände den Eros unanständig. Der Papst sagte: Da sei sie wie Kypris. Im Herbst sei sie herbstlich. Da kamen wir zu einer alten Burg, im Fenster saß Papst Johannes Paul II. Der weinselige Abt pries den hocherhabenen Papst. Im Traum war der Papst Priap und das Herbstfest mit den Fackeln und Weinfässern war ein Bacchanal.

*

Der liebe Gott ist traurig, weil ihn nur noch so wenige Menschen lieb haben. Ich bin berufen, ihn zu trösten. Mein ganzes Leben soll ein Liebeslied an Gott sein.

*


Der junge Eichendorf schrieb: Madonna Maria, kann man dir mehr Liebe erweisen, als dass das ganze Leben ein einziger blühender Liedergruß an dich ist?