Von Josef Maria Mayer
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Ein genialer Psychotherapeut, Nordamerikaner, war berühmt
und saß im Rollstuhl. Eine Frau kam zu ihm, packte ein Bündel Dollars aus,
legte sie auf den Tisch und sagte: Das ist mein letztes Geld. Therapieren Sie
mich oder ich bringe mich um. – Sie hatte viele gescheiterte Männerbeziehungen
hinter sich, keiner beachtete sie, auch ihr Mitarbeiter im Büro behandelte sie,
als ob sie Luft sei. Sie fühlte sich unattraktiv und hatte eine Zahnlücke. Der
Therapeut wusste: Wer sich unattraktiv fühlt, wirkt auch auf andere
unattraktiv. Er vermutete auch, die Frau habe gewisse Gefühle für den
Mitarbeiter im Büro. So führte der Therapeut die Frau an einen Brunnen, sie
solle den Mund voll Wasser nehmen und einen Wasserstrahl durch ihre Zahnlücke
schießen auf ein bestimmtes Ziel. Das gelang der Frau sehr gut. Nun sollte sie
am nächsten Tag im Büro den Mund heimlich voll Wasser nehmen, unvermittelt aus
zwei Metern Entfernung dem Mitarbeiter einen Wasserstrahl ins Gesicht spritzen,
sich umdrehen und ohne ein Wort zu sagen den Raum verlassen. Das tat sie auch.
Vier Jahre später erhielt der Therapeut einen Brief mit einem Foto: Eine
glückliche Familie, die Frau, der Mitarbeiter und vier Kinder. Und sie schrieb:
Herr Doktor, zwei meiner Kinder sind mit einer Zahnlücke gesegnet.
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Eine nordamerikanische katholische Nonne war Bibel-Lehrerin.
Sie gab eine Bibelstunde für Katholiken und Protestanten. Sie sagte: Schlagen
wir alle mal den ersten Korintherbrief auf. Zwei Frauen suchten vorne in der
Bibel, etwa beim Buch Leviticus. Die Nonne fragte: Ihr seid katholisch? Ja,
sagten die Frauen, sie waren die einzigen Katholikinnen in der Bibelstunde.
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Ich war einmal in einer Heiligen Messe, da aus den Psalmen
vorgelesen wurde, und der Priester sagte zur Gemeinde: Die Verse stammen aus
den Psalmen, das sind Gedichte aus Israel-Palästina, das kennen Sie sicher aus
den aktuellen Nachrichten. – Entsetzt über solche unglaubliche Dummheit wäre
ich am liebsten rückwärts aus der Kirche gegangen.
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Bei der Beerdigung meines Vaters erzählte der Grabredner
folgende Geschichte: Ein Hirte spielte immer Flöte und ging am Ufer eines
Flusses spazieren. Da sah er auf der anderen Seite des Flusses einen Wald, und
er träumte oft von der Schönheit des Waldes auf der anderen Seite des Flusses.
Eines Tages kam Bruder Tod in einem Kahn auf dem Fluss zu dem Hirten und sagte:
Komm jetzt hinüber! In Gedanken und Träumen warst du ja schon oft auf der
anderen Seite des Flusses. Nimm deine Flöte mit, denn du sollst auch auf der
anderen Seite des Flusses deine Flöte blasen. – Da stieg der Hirte freudig zu
Bruder Tod in den Kahn und fuhr in das schöne Land seiner Sehnsucht.
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Nichtigkeit der Nichtigkeiten! Alles ist nichtig! Das Dasein
in dieser Welt des Werdens und Vergehens ist eine Mischung aus Sein und
Nichtsein. Der Tod ist der Triumph des Nichts. Aber Christus hat für die
Gerechten die Auferstehung des Lebens gebracht, das heißt, das vollkommene
Eingehen in das ewige und absolute Sein. Erst das Leben in der Auferstehung ist
wahres, pures Leben, nicht mehr gemischt mit Tod und Nichts. Christus nennt es
Fülle (Pleroma) des Lebens. Der Buddhismus dagegen verkündet den ewigen Triumph
des Nichts, der Leere, den Eingang und das Verlöschen im Ungewordenen.
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Ein deutscher sozialdemokratischer Politiker ging zum
Bundeskanzleramt, stand vor verschlossener Tür, rüttelte kräftig an der Tür und
rief: Ich will hier rein! – So rüttle ich an der Himmelspforte: Maria, lass
mich ein!
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Traum: Ich war in einem Krankenhaus oder in der Psychiatrie
und allein im Zimmer, die Glühbirne ging aus. Ich ging aus dem Zimmer, eine
neue Glühbirne zu holen. Ich kam zurück in mein Zimmer, da war es überflutet
von Licht. In meinem Bett lag das Jesuskind strahlend und neben dem Bett
knieten Maria und Josef. Ich hatte Josef lieb und wollte seine schwarzen Haare
streicheln, aber da war es Maria, deren schwarzes Haar ich streichelte. Ihr
Haar war schwarz, voll und lang, sie trug ein langes rotes Kleid. Dann sah ich
zum Jesuskind, aber im Bett lag der leidende Mann Jesus und ich sagte zu Maria:
Ich muss ihn trösten.
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Vor einiger Zeit hatte ich diesen Traum: Ich sah Vater
Abraham und er verschmolz mit Gott Vater. Da sah ich Gott Vater. Er war ein
sehr alter Mann, mit weißem Haupthaar, sehr langem weißem Bart, einem langen
weißen Kleid, alles in Licht getaucht, alles wie aus Licht. Gott Vaters Antlitz
war aber nicht alt, müde und verwelkt, sondern frisch und blühend. Er lächelte
mich liebevoll an. Seine Augen waren himmelblau und lächelten und blickten mich
voller Zärtlichkeit an. Er sagte aber nichts.
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Einmal in Ostfriesland hatte ich ein Zimmer neben dem
Friedhof. Um Mitternacht einmal ging ich im Mondschein über den Friedhof, ich
wollte zur Schenke. Da hörte ich zwischen den Gräbern ein entsetzliches Geheul,
wie das Schreien eines begrabenen Kindes. Ich beruhigte mich erst, als ich
herausfand, dass ein schwarzer Kater liebeskrank heulte.
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Ich komme nicht dazu, das Leben zu genießen. Das Leben ist
täglich ein schmerzliches Opfer. Ich darf in Ewigkeit die Schönheit Gottes
genießen.
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Wort im Traum: Die Vergangenheit liegt abgebrannt hinter mir
und vor mir liegt leer die Zukunft.
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Von nun an mache mir niemand mehr Schwierigkeiten, denn ich
trage das Stigma des verwundeten Herzens Jesu in meinem Herzen.
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Die Wahrheit zu verkünden, ist eine Form der Nächstenliebe.
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Tolkien schrieb vor seinem Tod an seinen Sohn: Eins ist
würdig, geliebt zu werden auf Erden: Der Leib des Herrn Jesus Christus. Hier
findest du die wahre Romanze, Glorie und Schönheit.
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Im Traum sagte Maria zu mir, dass es keine Präexistenz der
Seele gäbe, dass ich nach meinem Tod im „Himmel der Gnade“ schweben werde. Die
platonische Lehre von der Präexistenz faszinierte mich und in der Depression
fragte ich mich, warum meine präexistente Seele, in der Gottesschau selig,
überhaupt in diesen Kerker des Körpers verbannt worden sei, und sagte: Weh,
meine Mutter, dass du mich geboren hast! Die Lehre von der Präexistenz der
Seele ist aber vom katholischen Lehramt als Irrtum abgelehnt worden: Wer
glaubt, die Seele habe vor ihrer Empfängnis schon bei Gott gelebt, sei
ausgeschlossen.
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Wer Jesus und Maria trösten will, der gehe in die Schule der
göttlichen Weisheit. Wer meint, dass er schon weise sei, der werde erst ein
Narr in Christo, auf dass er wahrhaft weise werde.
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Bevor du lehren willst, musst du lernen. Und dein Leben lang
sollst du ein Schüler der göttlichen Weisheit sein.
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Diogenes sagte, die Werke der Ceres, das Essen, kann man
auch öffentlich treiben. Die Werke der Aphrodite ebenso. Daraufhin masturbierte
er in der Öffentlichkeit und sagte: Könnte ich den Hunger doch ebenso leicht
vertreiben durch Reiben des Bauches.
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Krates und Hipparchia waren Cyniker. Krates sagte: Du weißt,
ich bin arm und hässlich, willst du mich dennoch heiraten? Hipparchia sagte:
Ich will mit dir in cynischer Lebensweise leben. Daraufhin vollzogen sie die
eheliche Vereinigung in aller Öffentlichkeit, allerdings warf Zeno den beiden
beim Liebesakt noch schnell einen Mantel über.
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Ein Paderborner Theologe schrieb ein Buch über Jesus, der
einerseits ein Nachfolger des Propheten Elias und andererseits eine Art
jüdischer Cyniker gewesen sei: Jesus, der Hund.
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Das Studium der Werke Wielands hat mir die Cyniker
nahegebracht. Wieland hing einem gemäßigten Platonismus an, aber so mancher
Platoniker wurde bei Wieland entweder zum Hedonisten oder zum Cyniker.
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Wladimir Solowjew sagte, die allgemeine Form von Idealismus
sei die Neigung, die Menschen zu idealisieren, sie für besser zu halten, als
sie in Wirklichkeit sind. Wer diesem Idealismus anhing und dann von der
gemeinen Wirklichkeit enttäuscht wurde, bekehrt sich zu einem cynischen
Skeptizismus.
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Goethe sagte, in seiner Jugend sei der Mensch Sensualist, in
seiner Reife Idealist, dann wende er sich zum Skeptizismus und ende im
Quietismus.
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Das Höchste, was der Mensch vollbringen kann, ist, sich in
der Kontemplation Gott zuzuwenden. Papst
Paul VI.
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Pater Pio: Wohin ich auch gehe, auf dem Weg erwarten mich
Dornen. Aber Einen Freund hab ich: den Tod!
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Meine tiefste Sehnsucht für das ewige Leben ist kein
verklärtes irdisches Paradies, sondern mit Gott zu verschmelzen.
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Der König kam zum Mönch. Er bestaunte in dessen Zelle die
vielen alten Bücher und sagte: O selig du, der die göttliche Weisheit empfangen
hat aus diesen alten Büchern! Der Mönch sagte: Ich habe die göttliche Weisheit
nicht aus den Büchern. Er führte den König in den Stall, wo gerade sein
Mitbruder von der Arbeit ausruhte und die Hände faltete. Da sagte der Mönch zum
König: Siehe, durch diese gefalteten Hände fließt die göttliche Liebe in die
Welt.
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Zu einer glücklichen Verbindung soll der Mann männlich sein
und das Weib weiblich. Der Mann soll nicht die Kopie seiner selbst suchen,
sondern das Anderssein der Frau. Wer aber allein leben will, denke, dass Adam
nicht nur mit Eva zusammen leben kann, sondern dass er zuvor mit der Hagia
Sophia zusammen lebte, wie Salomo im zehnten Kapitel des Buches der Weisheit
sagt und Jakob Böhme in seiner Theosophie.
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Schönes langes Haar ist die Zierde der Frau.
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Heute erzählte mir eine Frau: Es wurde ein neuer Planet
entdeckt, vierzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt, der besteht aus
einem einzigen Diamanten. – Diamonds are the girls best friends.
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Die Mutter zu verlassen, ist der erste Schritt, den Sohn zu
verlassen. Therese von Lisieux.
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Katholische Lebensschützer machten in Österreich eine
Prozession zum Schutze des ungeborenen Lebens. Die sozialistische Jugend machte
eine Gegendemonstration und trug ein Transparent, darauf stand: „Hätte Maria
abgetrieben / wär Jesus uns erspart geblieben.“ Das ist der Geist des
Antichrist.
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Wie kann der allmächtige und gütige Gott es zulassen, dass
die Mutter von kleinen Kindern an Krebs stirbt? – Der Herr hat sie uns gegeben,
der Herr hat sie uns genommen, der Name des Herrn sei gelobt! – Die Allmacht
Gottes ist geheimnisvoll.
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Jesus Christus ist die Ikone Gott Vaters. Maria ist die
Ikone des Heiligen Geistes.
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Von der einen Seite tritt der leere Nihilismus an mich
heran, von der anderen Seite der alles verwischende Synkretismus, und von innen
bin ich vom Individualismus angefochten.
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Allmächtiger Vater, ich habe mich müde geschrieen! Nun ist
meine Seele voll Angst! Komm, selige Oma, und tröste mich mit deinen
himmlischen Fittichen! – „Also empfand der besessene Mann die Beruhigung
Gottes.“ Klopstock.
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Die römische Kurie hatte das kopernikanische Weltbild zur
Ketzerei erklärt. Galilei verteidigte es in seiner Schrift „Dialog über die
Weltsysteme“, da er die Verteidiger des Ptolemäus als Dummköpfe darstellte.
Daraufhin bekam Galilei Hausarrest und Berufsverbot.
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Die Aussagen über Gewalt sind in der Bibel nicht eindeutig.
Das alte Testament spricht von heiligen Kriegen. Jesus sagte: Wer das Schwert
ergreift, kommt durch das Schwert um. Die Urchristenheit lehnte den
Kriegsdienst ab. Mit der konstantinischen Wende kam auch der christliche Soldat
und später die Kreuzritter, die sich auch ehrlich auf die Bibel beriefen.
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Anti-Judaismus ist schon stellenweise im neuen Testament, da
die Juden in den Bereich Satans gestellt werden. Die apostolischen Väter und
Origenes schrieben den Juden alles Hässliche und Böse zu.
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Im katholischen Mittelalter rückten Judas und die Juden wie
die Hexen in den Bereich Satans. Luther war Antisemit. Es geht eine Blutspur
von der Urkirche durch zwei Jahrtausende des Judenhasses bis zu den
Nationalsozialisten.
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Shakespeares Kaufmann von Venedig ist entsetzlich
antisemitisch. Auch Goethe dichtete den antisemitischen Mythos vom Ewigen
Juden. Clemens Brentano hat antisemitische Passagen in seinen Romanzen vom
Rosenkranz.
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In den protestantischen Ländern Nordeuropas floriert die
Wirtschaft. In den katholischen Ländern am Mittelmeer weniger. In den
orthodoxen Ländern Südeuropas herrschen Krisen. Den muslimischen Brüdern geht
es am elendsten.
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Es waren christliche Staaten, die die Afrikaner erst
dreihundert Jahre lang versklavt haben und dann als Kolonialherren beherrscht.
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Was haderst du mit deinem Bruder? Du hast Gottes Gnade und
er hat genug Geld.
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Gottes schönste Tochter stieg vom Himmel herab und legte mir
den Ehering an die Hand.
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Sollte ich auf eine Buchmesse gehen? Dahin gehen Autoren von
Kriminalromanen. Wären Ovid oder Goethe auf eine Buchmesse gegangen? Und
begehrte ich den Nobelpreis für Literatur? Seinerzeit hat ihn nicht Rilke
bekommen, sondern ein ganz und gar unbedeutender Mann.
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Eine Frau sagte: Alles, was mir von Umwelt und Mitmenschen
geschieht, ist nur der Spiegel meines Ich. – Als ob die ganze Welt nur dein
aufgeblähtes Ich wäre!
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Wer sich auf Wahrsager, Geistheiler und okkulte Philosophen
einlässt, dem schmeicheln erst die Dämonen und dann bringen sie sein Lebenshaus
zum Einsturz. Das heißt, auf Sand zu bauen.
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Eine Protestantin war kaum geschieden, schon suchte sie den
nächsten Ehemann. Ich erinnerte sie an das Jesuswort: Wer eine Geschiedene
heiratet, der macht, dass sie die Ehe bricht. – Die Protestantin sagte: Das
sehe ich nicht ein, dass ich allein bleiben soll. – Jesus sagt aber: Nicht die
kommen in den Himmel, die Herr, Herr zu mir sagen, sondern die Gottes Willen
tun. Und nur die lieben mich, die meine Gebote halten.
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Ohne ein handfestes Kindheitstrauma wird man kein großer
Künstler.
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Vision: Frau Weisheit inspiriert den Poeten. Sie war von
einer Schönheit, die unbeschreiblich ist. Sie war eine tanzende Idee. Sie war
ein Lichtstrahl aus dem dritten Himmel. Sie war eine hoch herschreitende Diva.
Sie sagte zum Poeten: Oh mon amour!
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Nimm dir Zeit zum Arbeiten: das ist das Geheimnis des
Erfolgs. Nimm dir Zeit zum Denken: das ist das Geheimnis der Erkenntnis. Nimm
dir Zeit zum Spielen: das ist das Geheimnis ewiger Jugend. Nimm dir Zeit zum
Träumen: das ist das Geheimnis der Reise zu den Sternen. Nimm dir Zeit zum
Lachen: das ist das Geheimnis der Musik der Seele. Nimm dir Zeit zum Beten: das
ist das Geheimnis der inneren Liebe. Nimm dir Zeit zum Schlafen: das ist das
Geheimnis der Seelenruhe. Nimm dir Zeit zum Leben, um Gott zu finden, denn ohne
Gott ist alle Zeit eine sinnlose Zeit.
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Ich sah das Antlitz der Weisheit, es war von einer diaphanen
Schönheit! Ich sah das Antlitz des Wahnsinns, es war von einer abstoßenden
Hässlichkeit! Ich sah das Antlitz der Dummheit, sie war blind und taub und
konnte nicht sprechen, es war mitleiderregend!
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In der Minne zu den sterblichen Frauen fand ich keine Rosen,
nur Dornen! Die Ewige Weisheit hat es so gewollt, denn sie wollte mein Herz für
sich ganz allein! Sie sagte: Schenk mir dein Herz, mein Sohn! Da habe ich ihr
mein Herz geweiht und ihr Jungfräulichkeit gelobt, Jungfräulichkeit als
mystische Ehe mit der Ewigen Weisheit. Die Priester haben mir den Segen dazu
gegeben.
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Die Frucht der Stille ist Gebet. Die Frucht des Gebetes ist
Glaube. Die Frucht des Glaubens ist Liebe. Die Frucht der Liebe ist Dienst. Die
Frucht des Dienens ist Frieden.
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Ich lebe in dem
Bewusstsein, dass jeden Tag mich der Herzschlag treffen kann. Ich vertraue
darauf, dass Maria am anderen Ufer des Jordan steht und mir in der Stunde
meines Todes die Hand reicht und mich zu Gott begleitet. Dann bin ich getrost.
Ich habe mein Werk auf Erden getan.
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Liegen vor Gott ist
gesammeltes Ausgegossensein.
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Die Frau: Mann, geh
doch in dich! – Der Mann: Da war ich schon, da ist auch nicht viel los.
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Papst Innozenz III
sagte: Einen verheirateten Mann plagt die Ehefrau und den unverheirateten Mann
plagt die Fleischeslust.
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Ich habe Helena von
Sparta gesehen, die ihr Kleid über den Schultern löste und es zu Boden fallen
ließ. Was für schöne Brüste! Wert, eine Stadt in Schutt und Asche zu legen!
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Während der Messe hatte
ich eine Vision: Der erwachsene König Christus stand vor mir und hielt in der
Hand einen Kelch mit rubinrotem Blut. Dann sah ich die Madonna, sie hatte ein
himmelblaues Kleid und einen himmelblauen Schleier an. Sie war ganz huldvoll und
reichte mir ihre schlanke weiße Hand, an der ein Ring steckte.
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Ich sah Achilles in
seiner Heimat, einen jungen schönen muskulösen Mann, er lag unter einer
Felldecke nackt und hatte im Arm eine nackte jugendliche Beischläferin,
schlank, vollkommen schön, blond, mit schönen festen, aber hüpfenden Brüsten.
Achill ist zu beneiden!
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Heinrich Heine schlich
sich aus seiner Matratzengruft und wollte sich in der Seine ersäufen. Am Ufer
der Seine suchte er nach der tiefsten Stelle, da sah er zufällig ein Restaurant
mit dem Schild: Heute frische Austern! Er dachte: Noch einmal, bevor ich
sterbe, will ich frische Austern essen. – Und als er die frischen Austern
gegessen hatte, war seine Lust, sich umzubringen, wie weggeblasen.
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Was verspottet ihr
mich, ihr Kinder der Zauberin? Was demütigt ihr mich, Kinder des Ehebrechers
und der Hure? Ihr seid doch abtrünnige Kinder! Aber Gott wohnt bei dem
gedemütigten Geist, um ihn zu erquicken.
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Sie war die fixe Idee
meiner Jugend, Marion, von der ich träumte, und sie erschien mir im Traum als
Jungfrau Maria. Die wirkliche Marion hat mich grob abgelehnt. In meinen Träumen
liebte mich die makellose Jungfrau. Für diese makellose Jungfrau entschied ich
mich zum Zölibat. Aber die wirkliche Marion – ich sah heute ihr Bild, ihr
Schädel ist knöchern, die Haare fallen ihr aus, auf dem spitzen Gesicht stand
eine Warze. Sie ist hässlich geworden.
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Meine erste Geliebte
war Hedda, wir waren fünfzehn Jahre alt und haben uns ein halbes Jahr lang
geliebt. Sie war die erste, die mir ihre Brüste und ihren Schoß schenkte. Heute
ist sie eine renommierte Juristin, sehr großbürgerlich, verheiratet. Ihre
Schönheit ist dahin.
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Goethe schrieb im Faust
II, dass Helena, die mythologische Frau, immer schön und jung bleibt. Das ist
wahr. Die sterblichen Frauen altern und werden hässlich. Aber die Jungfrau
Maria ist immer jung und schön! Ich habe mich der Schönheit geweiht. Keiner
Frau, die ich einmal geliebt habe, bin ich treu. Treu bin ich allein der ewigen
Schönheit.
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Ich kannte einen Evangelikalen,
der die katholische Kirche hasste und für den alle Weltreligionen Teufelswerk
waren und der mir immer um die Ohren haute das Jesuswort: Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben. – Jesus, verzeih mir, aber seit jenen Tagen kann
ich dieses Wort nicht mehr ertragen. Der Spruch eines Weisen im Munde eines
Narren wird selbst zur Torheit.
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Stimme: Auch für dich
soll dieses Adieu sein, dass du mich als glücklichen Schächer im Paradiese
wiedersiehst, wenn es Gott gefällt, dem Vater von uns beiden. Amen.
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Heute sah ich ein
neunjähriges Mädchen, schlank, schön, mit langen blonden Haaren, sanft und
gütig. Und mein Freund, der neunjährige Knabe, spielte vor ihr den starken
Mann. Sie war ein Engel, er war ein Held, es war süß.
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Ich glaube wieder an
die Seele, an die Weltseele, die Schönheit, die Engel und die göttliche Sophia
– denn all das sah ich heute in einem jungen schönen Mädchen.
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Der Glaube des Pöbels
ist Aberglaube, Geld und vulgäre Erotik.
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Ein stiller Gelehrter
ging aus einer Gesellschaft nach Hause. Wie es denn gewesen sei? Er sagte:
Wären es Bücher, ich würde sie nicht lesen.
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Dass auch Schmerzen und
Leid und Krankheit und Tod Geschenke der Liebe Gottes sind, das zu erkennen,
dazu braucht es übernatürliche Weisheit.
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Während der heiligen
Messe wurde die Statue Unserer Lieben Frau von Fatima lebendig. Ein Priester
sprach über die Bekehrung Paul Claudels und den glühenden Eifer der Bekehrten,
der ein Stachel im Fleisch der lauen Gewohnheitskatholiken ist. Die Madonna
sagte mir so: Du bist mein Dichter, ich bin zufrieden mit deinem Eifer.
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Eine Krähe fand ein
Stück Fleisch und nahm es in den Schnabel. Da kamen viele andere Krähen und
kreischten, sie wollten auch das Fleisch. Die Krähe flog auf und ließ das Stück
Fleisch fallen. Alle anderen Krähen stürzten sich kreischend auf das Fleisch.
Die Krähe dachte: Gut, sollen sie doch das Stück Fleisch haben, ich bin hier
allein am Himmel, der ganze Himmel gehört mir!
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Die Liebe zu Gott und
die Liebe zum Nächsten sind die zwei Flügel der Taube Karitas. Mit nur einem
Flügel kann sie nicht fliegen.
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Karine ist gestorben,
aber Karitas lebt.
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Afrika ist ein Nichts
und Niemand auf der politischen und ökonomischen Weltbühne. Gott erwählt aber
gerade das Schwache, um das Starke zu beschämen. In dem Maße wie Afrika sich
dem Evangelium zuwendet, kann es sich von Gott als Werkzeug gebrauchen lassen,
um die Welt zu retten.
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Vergebliche Liebesmüh,
mit Evangelikalen über Theologie zu sprechen. Sie begreifen es nicht und tun es
darum ab als sinnlose Sophisterei. Die Evangelikalen sind nicht nur schlecht in
der Theologie, sondern auch die Philosophie ist ihnen eine „Torheit vor Gott“.
Und alle Kunst ist ihnen gottlos, sie selbst aber haben keine Kunst
hervorgebracht. Der einzige Dichter, den sie gelten lassen, ist George
MacDonald, dagegen begreifen sie selbst Milton nicht, der doch Puritaner war.
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Wohin man schaut,
überall nur Dummköpfe, oder anders gesagt, spirituelle Analphabeten! – Die
menschliche Dummheit ist manchmal grenzenlos, sagt Maria.
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Sie war eine Lektorin
in der lutherischen Kirche und sprach von Astrologie, Geomantie, Schamanismus
und sagte: Nein, Geld stinkt nicht! Papst Paul VI sagte: Der Rauch Satans ist
in die Kirche eingedrungen. – Auch die alten katholischen Weiber lesen
Horoskope.
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Sie war eine
Pfingstlerin, eine „wiedergeborene, bibeltreue Christin“. Ich erwähnte das
Apostolische Credo. Sie sagte: So? Ich glaube an Gott, den Vater, und an Jesus,
seinen eingeborenen Sohn. Er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters...
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Er war ein
pietistischer Prediger und sagte: Ob Jesus nun eines Wesens mit dem Vater ist
oder ein besonderes himmlisches Geschöpf, das ist doch ohne Bedeutung.
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Ich hörte eine
lutherische Pastorin, die erzählte, wie sie als Mädchen von ihrem Vater sexuell
missbraucht worden ist. Sie wurde nach der Vergebung gefragt, da es doch im
Vaterunser heißt: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern. Da sagte sie: Nein, meinem Vater will ich nicht vergeben! (Blinde
Blindenführer.)
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Jesus sagte: Im Himmel
werden sie nicht heiraten, sondern wie die Engel sein. – Ein Evangelikaler
deutet das so: Im Himmel gibt es Weiber-Kommunismus, freie Liebe, jeder schläft
mit jedem! – O Torheit! Im Himmel werden sie alle in Gott sein und Gott wird in
allen sein. Auf Erden sagt der Mann zu seiner Frau: Dich allein liebe ich,
meine Freunde ertrage ich, meine Feinde hasse ich. – Aber im Himmel werden sich
alle Menschen lieben, aber nicht mit dem Fortpflanzungstrieb, sondern mit einer
rein geistigen Liebe.
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Eine lutherische
Theologin, die Pastorin werden wollte, sagte: Ich weiß nicht, was nach dem Tod
geschieht, ob die Seele sich in der Weltseele auflöst oder ob der Tote im Grab
schläft. – Wie schlecht kennt ihr Protestanten die Lehre der Heiligen Schrift!
Es gibt das persönliche Gericht durch Christus, Hölle, Fegefeuer, Paradies, die
Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben in Gott als Söhne Gottes.
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Mich umgeben drei Arten
von Leuten: Ungläubige, Abergläubische und Irrgläubige.
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Ein Jesuiten-Philosoph
sagte: Der Himmel bedeutet für mich, dass ich als Kind vollkommen und
grenzenlos geliebt bin und als Mann vollkommen und grenzenlos lieben kann.
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Der Lehrer brachte dem
Jesuskind das A bei. Dann wollte er ihm das B beibringen. Das Jesuskind sagte:
Du Narr! Du weißt noch nicht einmal, was das A bedeutet, und willst mir das B
beibringen? Der erste Strich beim A ist der Vater, der zweite Strich der Sohn,
und der verbindende Strich ist der Heilige Geist. – So ist es mit unsern
heutigen religiösen Analphabeten, sie kennen noch nicht einmal das A.
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Karmeliten feiern den
Geburtstag nicht. Meine Mutter hat mich geboren für den Tod. In meiner
Todesstunde wird meine himmlische Mutter mich gebären ins ewige Leben. Salomo
sagt: Der Tag des Todes ist besser als der Tag der Geburt.
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Gruß der heiligen Edith
Stein zum Geburtstag: Wir leben ein monastisches Leben mitten in der Stadt, in
der Wüste unserer Zeit. Diese Wüste unserer Stadt ist schillernd und hat zwei
Gesichter: Es gibt Kunst und Kultur, aber es gibt auch Armut und Sucht. Wir
leben in einem ganz gewöhnlichen Mietshaus und arbeiten halbtags, aber vor
allem beten wir die Liturgie und persönliche Gebete. Wir sind
römisch-katholisch, aber auch stark von der Kirche des Orients geprägt. Gut sind
die heutigen Diskussionen in der Kirche, aber die Menschen in der Welt fragen
nicht nach dem Frauenpriestertum, sondern nach dem Sinn des Lebens, der Freude,
und wie man beten kann. Das muss die Priorität haben. Wir wollen die Menschen
mit unserm Gebet tragen und ihnen helfen, das Evangelium zu entdecken.
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Gott, liebender Vater,
gib mir Nacht, gib mir Licht, gib mir Tränen, gib mir Lachen, gib mir
Krankheit, gib mir Gesundheit, gib mir Armut, gib mir Reichtum, gib mir Leben,
gib mir Tod, gib mir Fegefeuer, gib mir Paradies. Gott, was willst du von mir?
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Rejoice, you minstrel of the Immaculate Heart
and of the Wisdom that became flesh!
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Mit meiner Freundin,
der Altphilologin, bin ich derselben Meinung, dass die Ilias nur wenig schöne
Stellen hat, wir lieben den geflügelten Krieg nicht, aber die Odyssee ist ein
allerliebstes Buch. Pallas Athene erinnert an die Frau Weisheit der Bibel. Aber
meine Freundin schätzt die treue Ehefrau Penelope so sehr und ich sagte: Wenn
ich Odysseus wäre, ich bliebe in den Armen der Göttin Kalypso!
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Ich sah einen
katholischen Spielfilm über Edith Stein. Als sie nackt in die Gaskammer trat,
waren ihre letzten Worte: „Ich habe Angst, Mutter!“ So starb sie. Sicher, das
ist Fiktion, aber es ging mir sehr zu Herzen.
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Mein Bruder sagte an
meinem Geburtstag: Und dass du alles bekommst, was du dir wünschst! – Ich
sagte: Ich habe alles, was ich brauche. – Er sagte: Wenn das nur viele sagen
könnten!
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Die himmlische Mutter
wird nicht immer sagen: Alles wird gut! Sondern manchmal sagt sie: Da muss ein
Schnitt gemacht werden, die Operation ist notwendig, auch wenn es schmerzt!
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Hiob war am ganzen
Körper bedeckt mit Eiterbeulen. Er kratzte sie mit einer Scherbe auf. Dann
setzte er sich mitten in die Asche und weinte und jammerte vor Gott.
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In meiner Kindheit
nannte man mich „lamentierender Jude“. Ich bin stolz darauf. Auch sagte man,
ich habe den „Spleen“, und es ist wahr.
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Mir gefällt in der
Bhagavadgita die Vision des Lebensbaumes: Er hat seine Wurzeln im Himmel und
breitet seine Krone mit den Früchten auf der Erde aus.
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Der alte Kommunist
klagte seinen Enkel an. Ich nahm die Schuld auf mich: Das ist nicht seine, das
ist meine Schuld. Da sagte der Kommunist: Schuld? Dieses Wort gibt es in meinem
Haus nicht. – Und so fährt sein greises Haupt schuldbeladen in die Unterwelt.
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Auf dem Friedhof an
Karines Grab klagte ich Gott: Gott, Karine hatte solche Lebenslust und musste
jung sterben, ich dagegen bin schon seit zwanzig Jahren des Lebens überdrüssig
und muss weiter leben. Das ist ungerecht, Gott!
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Mir wurde dies erzählt:
in Irland war eine Frau schwanger, das Kind hatte kaum Überlebenschancen, und
bei der Geburt wäre es lebensgefährlich für die Mutter. Ihr wurde zur
Abtreibung geraten. Sie hat nicht abgetrieben. Mutter und Kind sind bei der
Geburt gestorben. – Dies wird mir erzählt als Argument für die Abtreibung. Aber
in Ewigkeit ist es besser für die Frau, unschuldig, ja, heilig zu sterben, als
in Todsünde zu leben und als Mörderin vor Gott zu treten.
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Wie Seneca sagt: Man
geht mit einem Herzen voller Liebe aus dem Haus und kehrt leer und frustriert
zurück. Dann muss das Gebet die Seele wieder aufrichten. Gottes Liebe allein
genügt, und alle den Menschen erwiesene Liebe ist zu begreifen als eigentlich
dem Herrn erwiesen.
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Jesus: In meines Vaters
Haus sind viele Wohnungen. Oder: In meines Vaters Stadt sind sehr viele
Lustschlösser! – Ich wünsche mir ein Lustschloss, wie es die Zaren in Zarskoje
Selo besessen.
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Über mein Gedicht
Genesis schrieb ein Wissenschaftler: Super! Sehr schön zu lesen! Dass du die
Schöpfung der Welt mit einem Orgasmus vergleichst, ist ein herrlicher Gedanke!
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Vor einer Operation
habe ich morgens lange den Heiligen Geist der Kraft angerufen. Der Paraklet
sandte mir eine Frau, die mir treuherzig Beistand leistete. Sie war Beistand in
der Sendung des göttlichen Beistands, ein Werkzeug des Heiligen Geistes, ohne
es zu wissen.
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Die Toren reden von der
Prophezeiung der Maya-Indianer. In diesem Jahr 2012 am 21. Dezember geht die
Welt unter! Und weil sie doch nicht daran glauben, sagen sie, die Welt des
alten Denkens gehe unter und die neue Welt des esoterischen Denkens beginne.
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Erasmus von Rotterdam
schrieb an die Protestanten einen Brief im Namen Marias: Ihr wollt mich nicht?
Nun, dann geh ich! Aber ich warne euch: Ich nehme meinen Sohn mit mir! – Und so
ist es geschehen. Die protestantischen Gotteshäuser sind Gotteshäuser ohne
realpräsenten Gott!
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Die Weisheit wünscht
einen christlichen Humanismus. Dann werden wir uns in der Ewigkeit an der
göttlichen Weisheit erfreuen.
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Das habe ich von meiner
Oma gelernt, wie schön es ist zu schenken. Oder wie Jesus sagt: Schenken ist
seliger als beschenkt werden.
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Unsere Heimat ist im
Himmel und wir werden die Braut (Nymphe) des Lammes sehen.
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Als Karines letztes
Wort vor ihrem Tod wurde überliefert von ihrer Mutter: Ich habe keine Lust mehr
zu leben. – Ach, ich habe schon seit zwanzig Jahren keine Lust mehr zu leben.
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Klopstock schreibt über
Abraham und Isaak: „Der Trost seines Alters, sein Sohn.“ Und die Bibel
schreibt: Da gebar Eva ihren dritten Sohn, Seth, der sollte sie über den
Verlust Abels hinwegtrösten. So tröstet Tom mich über Milans Verlust hinweg.
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Teresa von Avila: Herr,
schenke mir Kreuze, und sei es von Landstraßen, Flöhen und Poltergeistern!
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Augustinus: Es gibt nur
eine Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes und eine Gottesliebe bis zur
Verachtung des Selbst.
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Sie hatte mich um den
Verstand gebracht mit ihren erotischen Reizen! Heute fallen ihr auf dem Kopf
die Haare aus und um die Lippen wächst der Damenbart.
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Der Satan sagte: Du
hast dir ja Elend und Trübsal erwählt, ich habe dir ja angeboten, mich
anzubeten, aber du wolltest ja nicht.
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Ich träumte: Ich war in
einem Edith-Stein-Haus, da lebte eine geistliche Gemeinschaft von Männern und
Frauen. Da lag ein Buch von Edith Stein und darunter ein Buch über
Knabenerziehung. Edith Stein und Hildegard von Bingen sagten mir: Bleib allein,
das heißt, heirate nicht, aber bleib nicht allein, nur du und Christus, sondern
kümmere dich auch um die Menschen. Dann sah ich das Jesuskind, ein Knabe,
vielleicht vier Jahre alt, ganz aus durchsichtigem Gold. Und der Jesusknabe
sagte: Ich bin nicht nur dein Freund, ich bin auch dein Gott! Falle anbetend
vor mir nieder und küsse mir die Füße! – Das tat ich. (Dann waren da meine
Eltern und redeten mit mir übers Geld.)
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Suche nicht die Liebe
bei Frau Welt. Frau Welt ist egoistisch und habgierig. Suche die Liebe bei
Gott. Gott ist Schöne Liebe. Frau Liebe liebt dich!
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Ich vermisse Karine
seit fast drei Jahren, aber sie ließ mir heute sagen: Weine nicht um mich! Pass
gut auf dich auf! Ich warte auf dich, bis Gott dich heimholt! – „Pass gut auf
dich auf“, das sagte mein Liebling Milan immer nach Karines Tod, wenn ich ihn
ins Bett gebracht hatte.
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Die Patriarchen hatten
unter ihren Söhnen immer bevorzugte Lieblinge. Von Jesus sagt die Kirche,
Johannes sei sein Lieblingsjünger gewesen. Die Gnostiker sagten, Magdalena sei
seine Lieblingin unter den Jüngerinnen gewesen. Ich habe unter den Kindern auch
Lieblinge. Und ich glaube, auch Gott hat Lieblinge.
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Die lutherische
Theologin sagte: „Der Herr erbarmt sich über den, über den er sich erbarmt.
Gott hat Lieblinge seiner Gnadenwahl, und ich gehöre nicht dazu. Der Herr
sagte: Jakob hab ich geliebt, Esau aber gehasst. – Der Herr hasst mich.“
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Wo keine Liebe zu Jesus
und Maria ist, da liebe du Jesus und Maria mit doppelter Liebe, denn dann wird
deine Liebe zu Jesus und Maria noch mehr zunehmen. So leistest du Sühne für die
lieblosen Sünder.
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Ich sah die Jungfrau
von Guadelupe, sie faltete die Hände zum Gebet. Dann öffnete sie einen
Augenblick die Hände, um mir ihre Gnade zu schenken. Dann faltete sie die Hände
wieder zum Gebet.
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Shakespeare ist
judenfeindlich im Kaufmann von Venedig und blasphemisch in seiner Verteufelung
der Johanna von Orleans.
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Ich feire, dass Gott
ein Kind geworden ist, damit die Kinder Götter werden.
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Ich träumte von
Reinhold Schneider und Werner Bergengruen. Wir gingen über einen Friedhof
spazieren. Reinhold Schneider war sehr groß. Wir sprachen über Sonette.
Bergengruen sagte: Jetzt, wo das graue Haar kommt, muss man nur noch Bericht
erstatten von den letzten Jahren.
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Am zweiten
Weihnachtstag sah ich die Jungfrau Maria und den heiligen Josef und das Jesusbaby.
Maria war jung, sie saß, hatte ein langes blaues Kleid an und auf dem Kopf
einen weißen Schleier, aus dem goldene Locken quollen. Auf dem Arm, an ihrer
Brust, wiegte sie das Jesusbaby in weißen Windeln. Der heilige Josef stand
dabei, sich auf seinen langen Stab stützend, etwa sechzig Jahre alt, mit
dichtem grauem Bart. Maria bewegte sich und sang dem Jesusbaby ein Schlaflied.
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Mein Vater kam aus dem
Fegefeuer, er trug eine lange Kette mit Goldmünzen und Portemonnaies und
bereute seine eiskalte Hartherzigkeit und bat mich, mildtätig zu sein, den
Menschen zugetan und Tom ein zweiter Vater zu sein. Maria sagte, es war eine
echte Vision meines Vaters aus dem Fegefeuer, er brauche mein tägliches Gebet.
*
Der Engel der
Verkündigung der Weihnacht an die Hirten war ein siebenjähriges Mädchen mit
langen goldenen Locken und wahrhaft schönem Gesicht. Ich sah den Engel auf der
Hochkanzel in der romanischen Kirche und hörte seinen Gesang: Fürchtet euch
nicht! Fürchtet euch nicht!
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Als Papst Benedikt XVI auf
Zypern war, hat er gepredigt über Kreuz und Eucharistie. Und ich war
enttäuscht, ich hatte eine Predigt über Aphrodite erhofft.
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In Neu-Delhi haben
sechs Männer eine dreiundzwanzigjährige Frau zu Tode vergewaltigt. Ich empfehle
ihre Seele der Jungfrau Maria.
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Bach schrieb eine
Violin-Sonate, die schön anzuhören ist. Aber heute fand eine
Musikwissenschaftlerin folgendes heraus: Wenn man den jeweils ersten Ton eines
Taktes herausschreibt, alle nacheinander, und diese Töne kabbalistisch in
Buchstaben umsetzt, so ergibt es einen Spruch auf Latein, ein
Rosenkreuzer-Motto, zu deutsch: Aus Gott sind wir geboren, in Jesus sterben
wir, vom Heiligen Geist werden wir auferweckt.
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Goethe sagte zu
Eckermann: Ich sehe das Göttliche in meinem Geist jugendlich-weiblich. – So
geht es auch mir. Ich nenne es die himmlische Sophia.
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Eine fünfzigjährige
Frau sagte: Ich bin nicht mehr so gutmütig wie früher, auch habe ich meinen
Sex-Appeal verloren. – In der Tat, sag ich, ich wüsste nicht, warum ich dich
noch lieben sollte.
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Maria sagt: Viele
Schlangen umzingeln euch! – Und Eichendorf sagte von einem Romanhelden, er
hätte einen besonderen Hass auf Skorpione. Ich sagte zu einer einst Geliebten
im Zorn über ihre Hartherzigkeit: Du bist wie eine apokalyptische Plage von
geflügelten Skorpionen!
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Schönheit schön zu
nennen ist schön.
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„Der Sarg ist ein
schöner schwarzer Kahn. Ich bin jetzt leichter. Sing du dein französisches
Lied!“
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Ein reicher Mann in
Indien hatte einen Papageien namens Prinz. Er wollte ihn nicht mehr haben und
gab ihn in den Zoo. Der Zoodirektor ließ aus Brasilien ein Papageien-Weibchen
kommen, und Prinz und Prinzessin lebten zusammen in einem Käfig. Da wollte der
reiche Mann aber den Prinzen wiederhaben und holte ihn in seine Wohnung. Daraufhin
trat die Prinzessin in den Hungerstreik, sie wollte lieber sterben, als ohne
ihren Prinzen zu sein. Die Sache kam vor Gericht. Der Richter befahl dem
reichen Mann, den Prinzen wieder in den Zoo zu seiner Prinzessin zu bringen. –
Ja, wahre Liebe auch unter Papageien.
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In dieser Zeit führende
Staaten in Christenverfolgung sind das kommunistische Nordkorea und das
muslimische Saudi-Arabien.
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In einem Wohnhaus hörte eine Frau aus der Nachbarswohnung eine Kinderstimme immer wieder rufen: Mama! Papa! Mama, komm! Die Frau klingelte, aber keiner öffnete. Da rief sie die Polizei. Die brach die Tür auf und fand in der Wohnung allein einen Papageien, der rief: Mama! Papa! Mama, komm!
In einem Wohnhaus hörte eine Frau aus der Nachbarswohnung eine Kinderstimme immer wieder rufen: Mama! Papa! Mama, komm! Die Frau klingelte, aber keiner öffnete. Da rief sie die Polizei. Die brach die Tür auf und fand in der Wohnung allein einen Papageien, der rief: Mama! Papa! Mama, komm!
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Ein jugendlicher
Messdiener hatte Liebeskummer wegen einer Frau. Da sagte der Priester: Das ist
das Schöne an der Gottesliebe, da gibt es keinen Liebeskummer.
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Ich nehme meine
Zuflucht zu Gott, zum Evangelium und zur heiligen Kirche.
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Ich träumte, ich lief
meinem Schatten nach, der wie ein vom Wind getriebener bunter Umhang war.
Schließlich holte ich meinen Schatten ein, da war es eine junge schöne Frau aus
Regenbogenlicht und ihr Name war: Gott Elli.
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Ich habe auch vom
Teufel geträumt. Ich schob einen Kinderwagen, darin rumorte ein schwarzer
Kater. Der blitzte mich an aus giftgrünen Augen, zeigte seine scharfen Zähne
und sagte mit einer hässlichen Stimme, wie die von einem Teufel Besessenen
sprechen: Wir sind Männchen und Weibchen und können uns nicht mit dem Licht
Christi vermählen.
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Zum Traum vom
weiblichen Gott: Wladimir Solowjew nennt die Jungfrau Sophia auch die
Regenbogenjungfrau.
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Ich träumte von Papst
Benedikt XVI. Ich fragte ihn, ob er Wieland liebe. Ja, sagte er. Dann war
Karine da und zusammen erzählten wir dem Papst von Evi: Im Frühling sei sie
frühlingshaft, am Abend sei sie abendlich, in der Nacht sei sie nächtlich, und
im Sommer sei sie sommerlich. Karine sagte, da sei Evi aber zimperlich, sie
fände den Eros unanständig. Der Papst sagte: Da sei sie wie Kypris. Im Herbst
sei sie herbstlich. Da kamen wir zu einer alten Burg, im Fenster saß Papst
Johannes Paul II. Der weinselige Abt pries den hocherhabenen Papst. Im Traum
war der Papst Priap und das Herbstfest mit den Fackeln und Weinfässern war ein
Bacchanal.
*
Der liebe Gott ist
traurig, weil ihn nur noch so wenige Menschen lieb haben. Ich bin berufen, ihn
zu trösten. Mein ganzes Leben soll ein Liebeslied an Gott sein.
*
Der junge Eichendorf
schrieb: Madonna Maria, kann man dir mehr Liebe erweisen, als dass das ganze
Leben ein einziger blühender Liedergruß an dich ist?