Herausgegeben von Josef Maria
Mayer
ERSTER GESANG
Was war, bevor alles war, was schuf, ehe
Erschaffenes war, was war ohne Ursache und ohne Anfang ewiglich und ist
ewiglich ohne Ende,
Was da wirkt in allem, was ist das wahre Sein und
des Lebens Kraft alles Lebendigen: was über allem steht allein und was allein
alles ausmacht:
Das ist nicht Ein Gott, das hat weder Namen noch
ist es Person, das ist nicht Einer - Das sind Zwei –
Das sind die beiden Götter, welche die göttlichen
Kräfte sind des Männlichen und des Weiblichen, allschaffend und allgegenwärtig,
nicht wissend von sich und namenlos.
Im anfanglosen Anfang waren nicht Stunden noch
Tage noch Jahre, war nicht Zeit, waren nicht Luft und nicht Wasser und nicht
Land, war nicht ein Raum; waren weder Licht noch Dunkel, weder Wärme noch Kälte,
waren keine Gestalten, war kein Oben und kein Unten, war weder Diesseits noch
Jenseits, war kein Laut und kein Schweigen.
Allein das Unbegreifliche war.
Und über dieser Unbegreiflichkeit schwebten die Götter,
nicht ahnend von sich, unbewusst ihrer Macht, schwingend in sich selbst, je
eines weiblich und eines männlich.
Im Einst des nichtseienden Seins waren aber auch
alle noch lichtlosen Funken all dessen, was belebt werden sollte, Samen gleich,
in denen schon enthalten war, was später als Form sich entfaltet hat, und
Namen, eingeritzt in die Schale.
Nichts aber war, was bewegt hätte, nichts war,
was gewusst hätte von sich und von alledem, von den Sträuchern und den Bäumen,
den Blumen und den Faltern, den Tieren des Landes und den Fischen des Wassers
und den Vögeln der Luft; von den Engeln, den Göttern oder den Dämonen; und auch
nicht von Gott.
Und über all diesem schwebten die Götter,
allmächtige Kräfte, ahnungslos, während der Zyklen der zeitlosen Ewigkeit.
In tiefem Schlafe lag alles vor dem Anfang, nicht
wissend von sich und von dem, was da werden würde.
Die Götter allein schwebten in dem schimmernden
Meer des nichtseienden Seins.
Denn Eines ist Alles und dies Alles ist allgegenwärtig:
das sind die Kräfte und die Ströme, die von den Göttern kommen.
Und weil alles, was da an lichtlosen Funken
dessen, was zu Leben kommen mochte, ein jeder der nichtseinend-seienden Samen,
angetan war mit einer Zahl eigener Kräfte,
So kam es, das eines Samens Zahl jener Zahl der
Götter ähnlich war und also diese anzog;
Und dies war der Gott El, welcher zu Gott Il, zu
Gott dem Höchsten, werden sollte.
Denn es geschah, dass die Götter, die weibliche
Illi und der männliche Il, gerade über eben jenem Samen zusammentrafen und sich
da vereinigten.
Und damit geschah der wahre Anfang.
Bei der Vereinigung der beiden Götter entstand
zuerst eine große Verwirrung, aus welcher verschiedene Dinge hervorgingen:
Sowohl gute und lichte, als auch böse und finstere.
Und in gewaltiger Folge wurden Licht und
Finsternis, Helligkeit und Dunkel, Feuer und Eis, Anziehung und Abstoßung, Raum
und Zeit geschaffen.
Und es geschah, dass ein einziger erster der
lichtlosen Funken, jener besondere Same, belebt wurde durch all dies: das war Il
-
Gott war geboren!
Aus der Vereinigung der beiden Götter nun sog Il
deren Kräfte und deren Licht ein, bis er alles in sich aufgesogen hatte, was
aufzunehmen möglich war.
Allein er besaß fortan die Macht der Götter;
allein Er war jetzt Gott.
Und wie die Götter sich von ihm lösten, um
wiederum Zyklen der Ewigkeit mit sich selbst zu durchwandern,
Da blieb Gott Il zurück als Herr über alles, was
da war, und über alles, was da werden sollte.
So ist Il als Gott angenommen worden von den
alleinigen, wahrhaftigen, unbestimmbaren Göttern;
Und in ihm allein ruht auf Ewigkeit die
unwandelbare namenlose Göttlichkeit, welche ganz in sich selbst ist und bleibt.
Wie nun Il Bewusstsein erlangt hat und sah, Er
war Gott, da begann Er, die ihn umgebenden Dinge zu ordnen;
Er fügte die reinen und die lichten Stoffe zum
einem und die groben und finsteren Stoffe zum anderen, Er ordnete an, Er erprobte
die von den Göttern erhaltenen Kräfte – Er wurde Schöpfer.
Und so schuf Gott ein lichtes Reich ganz nach Seinem
Wesen.
Als dies alles geschehen war und all jene Dinge,
welche in das Himmelreich nicht hinein gehörten, die hinter den Rand des
nichtseienden Seins verbannt worden waren,
Da nahm Gott sich all der vielen Samen noch
lichtloser Funken an, die Er, erwachend, vorgefunden hatte, und sandte in diese
Kraft von Illi, welche Er in sich aufbewahrt hatte.
Und so gab Gott seinem junggeschaffenen Reich Leben,
Er setzte alle die jetzt erwachenden Wesen hinein und gab ihnen, was Seinem
lichten Wesen gemäß war, und das war rein und heilig und gut.
Allerorten in den Gefilden des Himmelreiches regte
sich nun das Leben, Pflanzen und Tiere breiteten sich aus, die Götter und die
Engel, aus welchen später die Menschen wurden, genossen das sich
bewusstgewordene Sein. Und Gott war zufrieden mit allem.
Die Dämonen allein entflohen dem Himmelreich ins
Irgendwo.
Wie die Götter und Engel nun, sich ihres Seins
bewusstgeworden, sich umtaten im Himmelreich, das Gott geschaffen hatte und in
welches er sie alle hineingesetzt hatte, da sahen sie, dass alles licht war und
heiter und prächtig und einfältig zugleich.
Es gab darin weder Trübsal noch Kummer, weder das
Altern noch die Krankheit noch das Sterben, nicht Mühe und nicht Leid und nicht
Schmerzen;
Und keiner wusste von solchen Dingen, was dort
nicht war, keiner wusste, dass es sein könnte.
Und die Götter und Engel lobten Gott und dankten Ihm,
weil Er sie aus dem seienden Nichtsein erweckte und sie belebt und in sein Himmelreich
gesetzt hatte, in dem alles Licht war.
Da gab es in dem Himmelreich Früchte und Wein in
Fülle und allzeit Gelegenheit für lustige Spiele.
So hub ein Leben und Weben an überall im Himmelreich,
wohlgefällig Gott.
Es war aber so, dass die lebendigen Wesen von
sehr unterschiedlicher Art waren, nicht allein Pflanze, Tier, Engel und
Gottheit, sondern auch unter und zwischen diesen Gattungen gab es verschiedene
Wesen. Und es gab unter den Göttern und Engeln vor allem drei Arten:
Da gab es die große Anzahl derer, die einfältigen
Geistes waren und wunschlos zufrieden waren mit dem ewigen Eins.
Dann gab es eine nicht so große Anzahl, deren
starker Geist nach Werken sich sehnte und bald schwermütig war im ewigen Eins.
Und schließlich gab es eine kleine Anzahl, denen
war Bosheit zu eigen.
Und nach Zyklen der Ewigkeit bildeten sich Ordnungen
unter den Göttern und Engeln, es fanden sich Gruppen zusammen vieler
verschiedener Götter- und Engel-Chöre:
Alle die Chöre der Götter und der Engel, die
dergestalt waren, dass einige Götter und Engel zusammen einen Chor bildeten,
lebten in dem schönen Himmelreich.
An nichts mangelte es ihnen, außer an eigenen
Werken.
Da Gott dies gewahrte, schuf er mancherlei Wirkungskreise.
Doch waren sie immer nur angepasst dem Rahmen Seines
im Himmelreich gültigen Maßes.
Die Chöre der Einfältigen hatten neue
Spielwiesen, auf denen sie sich fröhlich scherzend in ihrer Weise betätigten.
Die Chöre stärkeren Geistes fanden, dass immer
noch nichts da war, das ihrem Wesen gemäß gewesen wäre.
Und die vereinzelten Bösen mitten unter ihnen
ärgerten sich an allem immer mehr, während die meisten der Starken im Geiste in
Schwermut verfielen.
Es war aber so, dass überall ein Zusammenklang
der von den Göttern herrührenden Kräfte des Männlichen und des Weiblichen war.
Und alle Wesen waren entweder weiblich oder
männlich.
Und einander ergänzend, hatte jeder und jede einen
Partner, der Freund die Freundin, die Freundin den Freund, wenngleich die
Erotik rein geistiger Weise war, denn Fortpflanzung gab es keine, alles was
war, war ewig.
Und alles war so beschaffen, dass dem Männlichen die
Stärke innewohnte, dem Weiblichen die Anmut und Sanftmut gegeben war.
Und also waren beide Geschlechter verschieden,
wenn sie auch demselben Chor angehören mochten;
Denn jeder Chor blieb vor allem unter sich.
Waren aber die Chöre der Engel verschieden auch
nach dem Aussehen der Angesichter und nach den Farben, worunter es weiße gab
und gelbe und braune und blaue und schwarze, so waren die Götter zumeist von
der lichten Art, einzelne aber auch braun oder gelb.
Dies führte dazu, dass alle lichten Engel-Chöre Götter
zu Führern hatten, einige wenige der gelben und der braunen Engel-Chöre auch
noch Götter zu Führern hatten, die übrigen vielen Engel-Chöre aber ohne Führung
der Götter waren.
Dadurch bildeten sich bedeutendere und
unbedeutendere Chöre heraus, unter welchen die sehr lichten Chöre die
bedeutendsten wurden. Deren Führer waren die größten Götter, und diese gingen
oft zusammen, doch waren nicht alle von ihnen sich einig über ihr Amt.
So gab es Führer, die sich und ihrer Chöre
Schicksal ganz und gar Gott weihten,
Und es gab andere, die auf eigene Werke und neue
Schöpfungen sannen. Deren Anführer waren Baal und dessen Gefährtin Anat, beide
besonders gewaltige Götter.
Und es geschah, dass Baal und Anat auf der Spitze
eines goldenen Berges des Himmelreichs standen, im schönsten Licht jener Welt,
tief unter sich das sorglose Eins. Und voller Sehnsucht schweifte ihr Blick in
die Weiten der sanften Dämmerung, die hinter den Grenzen des Himmelreichs sich
ausbreitete und grenzenlos war.
Und wie von selbst fühlten Baal und Anat in sich
eine Hoffnung auf die Kraft solcher Sehnsucht, ein eigenes Reich zu bilden,
dort draußen in jener stillen Grenzenlosigkeit,
Eine Welt, die ihrer Art gemäß wäre. Als ihre
Blicke sich trafen, entstand der Wille zum Werk.
Wie also Baal und Anat so auf der Spitze des
goldenen Berges standen, im wunderbarsten Licht des Himmelreichs, an dessen
allerschönstem Platz, und doch übervoll der Sehnsucht waren nach der
grenzenlosen Ferne und freiem Schaffen,
Da nahte Gott den beiden und sprach zu ihnen:
Baal! Anat! Ihr steht im schönsten Licht meines Reiches,
Und doch sehnt ihr euch fort von hier in die
dunkle Dämmerung der Ferne. Ihr wisst nicht, was ihr verlassen wollt, und ihr ahnt nicht, was das Ersehnte euch
bringen wird. - Da sah Baal Gott den Herrn an und entgegnete:
O Gott, gut ist dein Himmelreich für alle, die in
sein Maß passen, das du ausgemessen hast.
Aber viele in deinem Reich sind nicht passend zu
diesem Maß. Die sehnen sich nach einer Welt, die sie selbst schaffen wollen
nach ihrem eigenen Maß. Und Anat sprach bittend zu Gott:
O Gott, siehe, dies Leben in deinem Himmelreich
kann nicht auf ewig das unsere sein. Hilf, dass wir eine eigene Welt schaffen
können, wäre sie auch klein und nicht vergleichbar deinem lichten Himmelreich.
Gott aber wies in die dunkle Dämmerung der Ferne
und sprach: Hinter den Grenzen Meines Himmelreiches liegt die Dämmerung und
hinter ihr die Finsternis. Dort kann keine Welt blühen, und eure Kräfte wären
zu schwach, dies zu ändern. Da bat ihn Baal: O Gott,
Wir wissen, dass unsere Kräfte dafür zu schwach
wären. Drum bitten wir um deine starke Hilfe. Gott antwortete ihm: Ich kann
euch nicht helfen, eine Gegenwelt zu schaffen.
Bleibt hier in Frieden. So verließ Gott sie. Baal
und Anat blickten erneut voller Wehmut in die Ferne.
In der Ferne aber hatte dies alles gehört die
mächtige Dämonin Lilith und kam heran von den äußersten Rändern des Nichtseins
in der Finsternis, kam heran bis an die Grenzen des Himmelreichs und flüsterte
Baal zu:
Es ist ja genug da an Stoffen, knapp jenseits der
Dämmerung, was ihr zum Bau eurer neuen Welt braucht.
Und Baal hatte es vernommen.
Es saß aber zur selben Zeit am Ufer des schönsten
goldenen Stroms im Himmelreich eine andere der weißen Göttinnen, nämlich Astarte.
Vor sich hin träumend sah sie den silbernen Fischen zu im goldenen Strom und
verfolgte deren Spiel mit ihren Augen.
Und plötzlich war Gott neben Astarte und sprach
zu ihr: Astarte, weißt auch du, dass manche in meinem Reich von Sehnsucht erfasst
sind nach einem anderen Reich? Du weißt es und schaust selbst nicht heiter
drein.
Da antwortet ihm Astarte: O Gott, es ist, weil
unser Tun und Treiben den Fischen gleich ist, ein leichtes Spiel, obschon doch
die Götter keine Fische sind und auch die Engel nicht. Vielen erwuchs die Sehnsucht
nach irgendetwas, und keiner weiß, was es ist. Darauf sprach Gott:
Weil sie es nicht wissen, verspüren sie Sehnsucht
danach. Würden sie es kennen, so würden sie sich nicht danach sehnen. Und er
verließ Astarte wieder.
Am Rande eines Waldes, dessen Bäume goldene
Blätter trugen und die köstlichsten Früchte im Himmelreich, gingen zur selben
Zeit zwei andere weiße Götter: die Aschera und der Melech.
Und sie beobachteten vielfarbige Vögel, die
musizierend zwischen den goldbelaubten Zweigen spielten. Da sagte der Melech zu
seiner Freundin: Gerade wie diese Vögel leben auch wir in alle Ewigkeit hinein,
im ewigem Licht in ewigen Spielen.
Das kann nicht alles sein, was in uns gelegt ist
von Anbeginn her.
Die Aschera blieb stehen, schloss ihre Augen und
sprach dann: Es ist mehr, es ist anders. Niemand kennt es, und doch ist es da
von Anbeginn in uns. Und schweigend schritten beide weiter.
Da schlich der Teufel sich an Aschera und Melech
heran, diese zu erschrecken, und trat ihnen in den Weg.
Mit schneller Stimme sprach der Teufel: Oh, ihr
Guten! Wollt ihr einen Gedanken hören, den viele längst denken, zu sagen aber
sich scheuen? Ich nenn ihn euch:
Das alles hier, was der gute Gott ganz nach
seinem Maß gebaut hat, ist nicht unsere Welt, kann nicht unsere Welt sein!
Etwas Neues gilt es zu schaffen! Und wir müssen es
tun, denn Gott tut es nicht.
Lasst uns reden darüber mit all denen, die sich
befreien wollen aus den Grenzen dieser Schöpfung. Viele sind es schon.
Waren alle die Chöre der Engel und Götter,
Völkern gleich, je in einer Farbe und Weise,
So gab es davon doch eine Ausnahme; nämlich die
Ausnahme war jener Chor von Engeln, der klein war, der nur böse Triebe in sich
hatte.
Dieser Chor aber war nicht eine Einheit, wie die
anderen Chöre es waren, sondern vielmehr war es ein halb heimliches
Zusammenfinden der bösen Triebe aus allen Chören der Engel;
Und ihr Anführer war einer der Götter, der das Böse
suchte und zum Teile schon um sich scharte, und sein Name war Satan.
Satan plante eine eigene Welt, eine andere als
die, welche Baal und Anat planten, eine andere als die, welche Aschera und
Melech planten; ja, selbst der Teufel dachte nicht das, was Satan im Schilde
führte:
Nämlich die Feindschaft gegen Gott.
Und Satan ging zu Gott und sagte zu diesem: Gott!
Du bist mein Herr nicht und nicht der Herr derjenigen, die mit mir sind. Hätten
die Götter sich statt über dir über mir vereinigt, so wäre ich heute Gott. Gib mir
also die Macht der Gottheit, denn ich weiß sie besser zu benutzen als du!
Gott antwortete ihm: Nur in dem konnten sich die Götter
vermählen, der ihres Wesen war. Bei dir wäre das aber unmöglich gewesen. Du
weißt nicht, was du redest. Werde weiser und suche den Frieden mit dir und mit
allen anderen.
Und Gott wandte sich anderem zu.
In Satan aber wühlte Zorn gegen Gott.
An den Ufern eines goldenen Sees unter
goldschimmerndem Licht inmitten des Himmelreichs traf sich Astarte und der lichten
Ischthor, ihr Freund.
Und in denen beiden war das Gespür dafür, was in
Bewegung gekommen war verschiedenen Orts. Deshalb sprach zu ihrem Freund Astarte:
Ischthor, ein Raunen geht um im lichten Reich Gottes; und in mir ist eine
Stimme, ganz leise und doch vernehmbar, die das gleiche raunt. Da erwiderte Ischthor
ihr: Auch ich kenne dieses Raunen, von dem du sprichst.
Es ist der Klang einer uralten Sehnsucht, die in
viele Götter und viele Engel gelegt worden sein muss noch vor Anfang des Seins.
Gott aber weiß, weshalb er solchem Raunen keinen Boden gab in seinem Reich, auf
dem es könnte wachsen und wuchern. Wir wollen Vertrauen haben in Ihn, der mehr
weiß als wir.
Er richtete seinen Blick auf das schimmernde
Wasser und sprach: Siehe, Astarte, wie das Wasser des Sees sich in seine Mulde
schmiegt. So vermag es das Licht des Himmels aufzunehmen in seinem Spiegel.
Würde dieses Wasser unruhige Wellen schlagen, es könnte nicht mehr des
strahlenden Himmels Spiegel sein.
Da hob Astarte ihren Blick von der schimmernden
Fläche des Wassers zum Himmel empor und sagte: So sind auch wir Spiegelbilder
des Lichts, Widerschein Gottes. Und doch sind wir auch unser eigenes Selbst.
Und Ischthor sprach: Der Götter Kinder sind wir;
und Gott ist unser ältester Bruder. Ihm sollten wir folgen.
Wieder vergingen Zyklen der Ewigkeit. Das Leben
im Himmelreich blieb unverändert, reich an Schönheit und Ruhe und voll des
seligen Friedens.
Unterdessen hatte aber Satan mit den Seinen unter
der Oberfläche das Dasein im Himmelreich aufzuwirbeln versucht. Und in manchem
war ihm dies gelungen, wenn auch nicht in sehr großem Maß.
Der Teufel mit seiner Freundin Ereschkigal hatte
öfter zu Satan gesprochen, ohne dass aber der Teufel oder Ereschkigal in Satans
Jüngerschaft eingetreten wären.
Vielmehr hatten sie Satan geraten, mit Baal und Anat
zu sprechen, allein diese besäßen Stärke genug, den neuen Weg zu erschaffen,
der zu Neuem führen mochte.
Satan aber wollte dergleichen nicht hören noch
wahrhaben, denn er selbst und er allein wollte ein neuer Gott werden!
Darin aber folgte ihm keiner der Götter, nur
einige kraftlose Chöre der Engel hörten ihn an.
Und so kam es, dass Satan nicht anwesend war, als
die stärksten und lichtesten der Götter sich auf einer Lichtung zwischen Blumen
versammelten, um über ihre Sehnsucht zu sprechen, Baal und Anath, Melech und Aschara,
Ischthor und Astarte, der Teufel und Ereschkigal. Mit ihnen waren Anhänger der Engel-Chöre
gekommen;
Und die Rede war davon, Gott abermals um Beistand
zu bitten für ihren Plan.
Um die selbe Zeit aber sammelte Satan die Seinen
und sprach zu ihnen: Es ist genug gewartet und genug gebetet worden. Den, der
sich Gott nennt, brauchen wir nicht und wollen wir nicht. Gott ist, wer Gott
genannt wird. Deshalb sollt ihr mich euren Gott nennen!
Da riefen die Seinen ihm zu: Satan ist unser
Gott, und ist der Einzige!
Dies aber hatte der Dämon Paschutsu vernommen am
Rande zum Nichtsein. Und so kam er näher, um den sich zu merken, der ein neuer
Gott werden wollte.
So gelang die Kunde von dem, was im Himmelreich
sich zu bewegen begann, nun ins Pandämonium, die grause Hauptstadt der Dämonen,
welche nahe der äußersten Grenze zum Nichtsein gelegen und unbegreiflich ist für
alle Wesen außer den Dämonen, deren Größten von einer Art sind, die selbst Gott
nicht beherrschen kann.
Und die Dämonen trugen von der am äußersten Rande
zum Nichtsein gelagerten Schlacke der Schöpfungen Gottes, die zu nichts Rechtem
taugte, einiges näher in die gähnenden Gefilde der Dämmerung, damit die
Abtrünnigen dies sehen könnten und danach greifen wollten.
Die Dämonen selbst aber blieben unsichtbar für
alles, was nicht ihresgleichen war.
Und viele der Götter und der Engel im Himmelreich
sahen bald, das dort in den Fernen der Dämmerung etwas lag;
Und manche sagten: Siehe, da ist doch etwas,
wovon Gott uns nichts verraten hat. Vielleicht, dass wir dort hinziehen können und
dies nehmen und uns eine eigene Welt erschaffen.
Noch aber vermochte keiner von ihnen, das lichte
Reich Gottes zu verlassen.
Weil Gott aber von alledem wusste, da bekümmerte
es ihn. Und er besuchte den Baal, der in jenem Moment zum anderen Mal auf der
Spitze des goldenen Berges stand und in die Dämmerung der Ferne hinausblickte.
Und Gott richtete die Rede an Baal und sprach:
Baal! Gut weiß ich, dass du dich fortsehnst von hier, und dass auch andere
dieses Verlangen in sich fühlen.
Ihr alle aber wisst nicht, wohin solcher Sehnensucht
Erfüllung führen würde.
Da entgegnete ihm Baal: O Gott! Ja, es ist der
Wunsch in vielen von uns etwas Eigenes zu erschaffen, eine Welt, die unserer
Art gemäß ist, die von dem herrlichen Licht deines Reiches hat, aber auch von
der sanften Dämmerung dort draußen; nicht das gleißende Licht ewig.
Und es treibt uns, Werke zu vollbringen, Neues zu
erschaffen.
Da sagte Gott zu ihm: Ihr würdet eine Welt der
Finsternis schaffen.
Baal erwiderte ihm: Eine Welt sollte es sein, die
zwischen beiden Dingen steht, dem gleißenden Licht deiner Ewigkeit und der
ruhenden Dämmerung dort draußen, eine Mittelwelt, die unserer Art angemessen
wäre;
Denn wir sind nicht vollkommen wie du. Und Baal
bat Gott mit innigem Flehen: O Gott! Hilf uns, den meinen und mir, diese unsere
ersehnte Welt zu erschaffen! Auf dass wir tätig sein können, Neues erschaffen, und
nicht bloß uns in ewigen Spielen ergehen.
Gott aber antwortete: Ich kann dir diesen Wunsch
nicht erfüllen. Denn täte ich es, folgten viele von den Einfältigen dir, viele
von jenen, die ein anderes Spiel nur dort suchen und so in ihr Verderben
stürzten.
Wie ich dir sagte: Zu deinem Wunsch verhelfen
kann ich dir nicht. Sage es den deinen und bleibe im Frieden. - So blieb Baal
wieder allein auf dem goldenen Berg zurück, denn Gott hatte ihn dort
alleingelassen.
Diese Stunde nutzte der Teufel, der inzwischen
mit Satan sich in ein Einvernehmen gesetzt hatte, und sprach Baal von der Seite
her an und sagte: O Baal!
Stärkster der Götter! Hoffnung der Suchenden!
Gott hat sich von dir und von uns allen abgewandt! Es ist jetzt hohe Zeit,
Eigenes zu beginnen, und nicht länger zu warten.
Baal sah den Teufel an und erwiderte ihm: Es ist
nichts möglich ohne Gott.
Der Teufel aber meinte: Da irrst du dich, Baal!
Es sind genügend Dinge dort jenseits der Grenzen des Himmelreichs. Schau doch
die Dinge, die in dämmernder Ferne dort verlockend auf uns warten, damit wir
daraus unsere neue Welt erschaffen! - Und dabei zeigte er auf die Haufen von
Schlacke der Schöpfung Gottes, die die Dämonen bereitet hatten.
Baal aber sprach: Weißt du denn nicht, Teufel, dass
die Grenzen des Himmelreichs nicht zu übertreten sind?
Darauf lachte der Teufel laut und sagte: Oh, wie
hoch schätzt ihr alle den guten Gott! Dabei sage ich dir, Baal: In Einem
Augenblick sprengen für uns die Dämonen die Grenzen!
Dies missfiel dem Baal, denn er wusste wohl um die
grausige Macht der Dämonen, vor denen die Grenzen des lichten Himmelreichs schützen.
Mehr noch indes missfiel ihm, ein Neues beginnen
zu sollen, was wiederum fremder Hilfe bedurft hätte.
So schickte er den Teufel fort und sagte zu ihm:
Wenn ich das Neue beginne, dann sprenge ich auch die Grenzen selbst!
Der Teufel war im stillen zufrieden, weil er den
großen Baal jetzt doch zur Tat angeregt hatte.
Noch einmal saß Baal grübelnd auf der Spitze des
goldenen Berges. Anath, seine Freundin, hatte er bei sich.
Dann aber rief er alle die Seinen und alle die
Suchenden zu sich und verkündete ihnen mit lauter Stimme:
Macht euch bereit! Bald schon ziehen wir los,
unser neues Reich zu bauen! Und keiner stelle sich uns in den Weg!
Da hob ein großes Jubeln an rings um den Berg, wo
die Anhänger Baals sich versammelt hatten.
Viele kamen von den Göttern und von den Engeln;
die meisten der Chöre des Baal und der Anath, des Melech und der Aschera, des Teufels
und der Ereschkigal;
Und auch Satan mit seiner Schar schloss sich an;
dazu viele von überall her, die das Geschehen verfolgten.
Astarte aber kam und ging zu Baal und sprach ihn
an: Baal, mein Freund, das Glühen deiner Sehnsucht lebt auch in mir. Und doch
bitte ich dich: Gehe nicht fort! Und lass auch die Anderen nicht fortziehen!
Unsere Welt ist das Himmelreich.
Da sah Baal sie an und entgegnete: Wenn du auch Recht
haben magst, so ziehen wir doch fort. Es muss ein neues Reich entstehen, es muss
und es wird sein!
Da ging Astarte traurig von dem Ort weg.
Und die anderen alle riefen Baal und Anath, Melech
und Aschera zu: Hurra! das neue Reich!
Und diese vier, die die Führer waren, allen voran
Baal, stiegen auf von dem goldenen Berg, der Dämmerung entgegen;
Und alle ihre Anhänger folgten ihnen nach, Zehntausende
an Zahl.
Durch die Kraft seines Willens sprengte Baal des Himmelreichs
Grenzen, und frei war der Weg in das unbekannte Neue.
Bald hatten alle Mutigen, die Baal gefolgt waren,
des Himmelreichs Grenzen hinter sich gelassen.
Und so blickten sie zurück in jene lichte Welt,
von der aus ein lichter Schein noch hineinstrahlte in das chaotische Dunkel des
Neuen, dem sie entgegengingen.
Keiner aber empfand ein anderes Gefühl als das des
Stolzes, endlich den Schritt getan zu haben, der von Anbeginn als Wunsch in
ihnen allen geschlummert hatte.
Noch nah dem Licht, welches vom Himmelreich
ausstrahlte, hielten die Mutigen inne, um sich zu formieren;
Und sie nahmen auch zu Händen, was sie mitgenommen
hatten an Werkzeug.
Und so zogen sie vorwärts in das dunkle
Unbekannte.
Grenzenlos lag vor ihnen allen nun die Ferne, in
der nichts war als das Warten darauf, dass sie etwas schufen.
Bald schon war das Licht des Himmelreichs in die
Ferne gerückt, und die Ferne stattdessen zur Nähe geworden.
Wie der Marsch der Mutigen weiter zog, bemerkten
sie, dass eine eisige Kälte herrschte im Dunkel des Unbekannten.
Und einiges veränderte sich auch an ihnen und es war
bald so, dass die eisige Kälte sie nicht schrecken konnte.
Guten Mutes zog die Schar weiter, dorthin, wo von
den Dämonen die Schöpfungsschlacke abgelagert worden war, wenn auch nur ein
kleiner Teil davon; das konnte aber für den Anfang genügen, um eine Festung daraus
zu bauen.
Wie sie aber sich der finsteren Schlacke
näherten, waren sie schon so weit gewandert, das der Lichtschein des Himmelreichs
nur mehr ein winziger lichter Punkt war am anderen Ende der Ferne.
Und nun geschah etwas Merkwürdiges unter den
Wanderern;
Denn einige von ihnen stellten sich auf einmal
fremd und unbegreiflich an und begannen einen Streit in den eigenen Reihen und
besonders sie selbst untereinander.
Und da wussten die Führer, dass Dämonen unter sie
gefahren waren und hatten Besitz ergriffen von einigen der ihren.
Da gingen die Anath und Baal und Aschera, aber
auch die anderen Großen, und trieben die Dämonen aus den gequälten Leibern der
Besessenen aus.
Und der Teufel und Ereschkigal jagten die ausgetriebenen
Dämonen und zerquetschten sie;
Es kamen aber noch mehr Dämonen, und auch von den
Mutigen wandten sich mehr zum Kampf, so dass bald ein Krieg tobte zwischen den
Wanderern und den sie anfallenden Dämonen.
Und dieser Krieg dauerte viele Stunden lang; und
keiner war da, der nicht an ihr teilgenommen hätte: Die Frauen im Austreiben
und die Männer im offenen Kampf.
Schließlich siegten die Wanderer.
Viele der Mutigen hatten Leid erlitten,
Und all dies war erst der erste Eindruck der Hölle.
Die Wanderer hatten endlich siegreich den
Schlackeberg erreicht. Und so hatten sie sich ihren ersten eigenen Besitz
tapfer erkämpft.
Und das war der Eindruck des wahrhaftig Neuen:
Dass es zu erkämpften galt, was neu werden sollte.
Und alle begriffen, dass ein Dasein in Freiheit
Kampf hieß.
Um so mehr waren sie voller Freude und Stolz, als
sie den noch rohen Klumpen von Schöpfungsschlacke einnahmen;
Und sogar Satan mit seinem Chor wollte nicht
anders sein als die anderen in diesem Moment.
Alle waren froh und dankten ihrem Schicksal, vor
allem aber dem Baal und der Anath, die sie in allem gut geführt.
Wie sie jetzt da waren, und die eisige Kälte war um
sie, da erstieg Baal den Gipfel des Schlackeberges und sprach zu den Vielen:
Heroen und Heroinen! Lasst uns nun beginnen und
unsern Olymp bauen! Mit Grotten und Palästen, Wohnungen und Gärten und Wegen
und Toren und Türmen. Eigene Flüsse werden wir haben und Seen, und ein eigenes
Licht, das uns leuchtet und wärmt. Wälder und Haine werden wir haben und einen
Himmel voller schöner Musik!
Auf, ans Werk!
Und da jubelten die Seinen ihm zu und riefen:
Heil dir und Heil uns! Ans Werk, ans Werk!
Und sie begannen zu arbeiten, wie niemals zuvor
war gearbeitet worden durch alle Zyklen der Ewigkeit.
Innerhalb kurzer Zeit war aus dem groben
Schlackeklumpen eine kleine bewohnbare Welt geworden. Mit Grotten und
Wohnungen, Plätzen und Wegen, Toren und Türmen und manchem mehr. Wärmende
Lichter brannten überall.
Und durch stetes Trommeln auf Pauken wurden jene
Schwingungen hergestellt, die das Oben und das Unten regeln.
Und alles das war wohl gut geworden während so kurzer
Zeit und mit so wenigen Mitteln. Vieles aber fehlte noch, viel Arbeit stand
noch bevor.
Das Baumaterial war bald verbraucht, und es hieß,
neues heranzuschaffen. Dies zu bewerkstelligen aber hieß, es aus dem Pandämonium
zu holen, dem Hauptsitz der Dämonen.
Und so wurde der erste Krieg ins Werk gesetzt.
Baal, den sie jetzt auch Hammon nannten, rüstete
eine Armee aus.
Und gleich nach dem die nötigsten Wohnungen
gebaut waren, hatte Baal-Hammon veranlasst, dass Waffen geschmiedet würden, was
nun sich bewährte.
Dazu war besonders erfindungsreich der Teufel
gewesen, der eine flammende Lanze schuf und auch flammende Schwerter, die dazu
taugten, die Dämonen zu schlagen. Aber auch Panzer gab es und Helme und Schilde
und Pfeile für die Bogen und Katapulte.
Voller Eifer arbeiteten die Bewohner des Olymps,
auf dass der Kriegszug ein siegreicher werde und das Nötige eintrage für den
weiteren Bau des Olymps.
Da nun alles gerüstet war und sich geübt hatte im
Handwerk der Waffen, führte Baal- Hammon das Heer auf den Kriegsmarsch gegen das
Pandämonium.
Allein die göttlichen Frauen blieben auf dem Olymp
zurück.
Es war ein beschwerlicher Weg bis in die tiefsten
Tiefen der Finsternis. Doch selbst von hier aus war noch zu sehen wie ein
winziger leuchtender Punkt das ferne Himmelreich, das sie so weit hinter sich
gelassen hatten; aber keiner sehnte sich dorthin zurück. Der sanfte Schimmer
des Lichts vom Olymp war ihnen lieber.
Für diese ihre Heimat zogen sie in den Krieg
gegen die schrecklichsten Feinde.
Bald gewahrten sie in der sich mehr und mehr verdichtenden
Finsternis einen grünlichen Schein und ein Glitzern von Schöpfungsschlacke und
andere Dinge.
Die Dämonen aber warteten den Angriff nicht ab,
sondern kamen der Olymp-Armee entgegen.
Als aber die Dämonenhorden sich auf die Armee
stürzen wollten, da schossen die Heroen ihre Feuerpfeile ab und marschierten
mit blanken Schwertern dem Feind entgegen, dass dieser zurückwich;
Denn dem besonderen Feuer, erzeugt auf dem Olymp
für die vom Teufel erfundenen Waffen, widerstanden die Dämonen nicht.
So stürmte die Armee der Heroen das gewaltige und
grausige Pandämonium und gewann, was dem Olymp nötig war.
Dies hatte gezeigt, dass die Heroen vom Olymp
stärker waren im Krieg als die größten Dämonen.
Wie nun die Armee sich auf dem Heimmarsch befand,
da waren schwer beladen mit Material alle, die nicht gerade Katapulte führten,
da kam plötzlich Satan zur Spitze der Armee und redete Baal-Hammon an und
forderte diesen auf:
Baal! Lass uns nicht diese Dinge tragen, sondern
bessere holen! Lass uns gegen das Himmelreich ziehen und es erstürmen und dort
die Herrn der Herren werden! Wir sind ja mächtig!
Wir werden die Heimatstätte des Gottes Il einnehmen;
wir wollen sie behalten, wir wollen sie nicht zerstören, und Gott Il selbst an
einen Baum nageln - - - damit er allem zusehen kann, während wir ihn verspotten!
Und einige von Satans Anhängern schrieen: Ja! Lasst
uns dies tun! Lasst uns dies tun!
Als Baal-Hammon das hörte, schauderte ihn, auch
die meisten der Krieger erschauderten. Und Baal-Hammon sagte:
Satan! Wir sind ausgezogen aus dem Himmelreich,
um unseren eigenen Olymp zu bauen. Wir sind ausgezogen, um unsere Freiheit zu
haben! Wir sind aber nicht ausgezogen in Feindschaft gegen Gott! Sprich nicht
wieder solche törichten und bösen Worte! Trage besser mit den deinen tüchtig
das Material, damit wir die neue Heimat schöner machen können, denn deshalb ist
alles, was geschah, geschehen.
Als Satan dies hörte, wurde er zornig und stellte
sich Baal-Hammon in den Weg und schrie ihn an: Baal! Du bist nicht anders als
ich und ich bin nicht anders als du! Jetzt sehe ich, dass du kein guter Führer
bist! Also werde ich von nun an der Führer sein!
Ich werde die Armee gegen das Himmelreich führen
und alle Herrlichkeit des Herrn einnehmen, denn ich bin der, der in Wahrheit
Gott ist!
Und einige von Satans Jüngern riefen: Satan ist
Gott! Nicht nur Führer und König, sondern Gott, ein einziger Gott!
Daraufhin ließ Baal-Hammon seinen Blick schweifen
über die ganze Armee und rief: Wer von euch will statt meiner Satan zum Gott
haben?
Da tönte wie ein gewaltiger Sturmwind die Antwort
von Zehntausenden Kriegern dem Baal-Hammon entgegen:
Du bist unser König, Baal-Hammon, du bist unser Herr,
Baal-Hammon! Und Satan schweige! Er schweige!
Dies erfüllte Satan mit Zorn und Grimm, so dass
er seinen Jüngern winkte und laut rief:
Dann sollen die mit mir kommen, die meinen Weg
gehen wollen! Ich werde ein eigenes Reich bauen, werde es rüsten und bald das Himmelreich
als einziger Gott einnehmen! Wer an sein Glück denkt, der komme mit mir!
Es waren einige, die sich um Satan scharten; das
war wohl der siebente Teil der Armee.
Alle anderen standen treu zu Baal-Hammon.
Baal-Hammon sagte zu denen, die Satan folgen
wollten: Nehmt euren Anteil an der Beute vom Pandämonium, damit ihr euch eine
Heimstätte bauen könnt, und verlasst gleich die Armee. Niemand wird euch
zurückhalten, keiner wird euch folgen, eure Freundinnen, die noch auf dem Olymp
sind, mögen sich zu euch gesellen, wenn sie es wollen.
Da lachte Satan laut und sagte: Die Weiber magst
du getrost bei dir behalten, Baal, denn ich brauche bloß Krieger.
Jetzt zog Baal-Hammon sein Schwert und hob es zum
Zeichen für alle und sagt laut: Dieser und die Seinen sagen sich los von uns.
Wer aber sich eines besseren besinnen will, der mag bleiben, seine Rebellion
wird ihm vergeben werden. Wer aber mit Satan gehen will, der gehe - oder kämpfe
mit mir!
Und er wendete sich zu Satan und fragte: Willst du
vielleicht um das Königtum mit mir einen Zweikampf austragen?
Da wendete sich Satan ab und rief Baal-Hammon zu:
Du sei verflucht, Baal!
Und Satan gab Zeichen den Seinen, die ihm folgen
wollten, und verließ mit ihnen die Armee.
Und während die Armee des Olymp weiter zog, der
neuen Heimat zu, schlug Satan mit seinen Jüngern dicht am Rande der finstersten
Finsternis sein Lager auf.
Und die Abtrünnigen nahmen Schlacke und anderes
von ihrem Beuteanteil und begannen, ihr Lager zu befestigen und auszubauen;
Aber bloß auf gewisse Zeit und nicht so dauerhaft
wie den Olymp, weil sie ja bald das Himmelreich einnehmen wollten.
Nach kurzer Zeit aber entstand schon Unfriede
zwischen den Abtrünnigen, denn sie hatten schlecht gerechnet,
Es fehlte nämlich das Zarte, wie es Frauen
gegeben hätten, die sie ja nicht haben wollten.
Und aus eben diesem Lager des Satan entstand die
wirkliche Hölle.
Mit fortschreitender Zeit aber, als Satan
deutlich wurde, dass er das Himmelreich nicht leicht einnehmen konnte, baute er
das Lager er zu einer wundersamen Festung aus und schloss auch ein Bündnis mit
einigen der unbedeutenden Dämonen.
Zum Olymp aber gab es für diese Hölle keine
Verbindung mehr.
Des Olymps Aufbau ging unterdessen gut voran, wenngleich
es ein hartes Leben war und also ganz anders als im Himmelreich.
Dennoch waren die Bewohner des Neuen zufrieden
und voller freudiger Hoffnung.
Es gab viele schöne Dinge mittlerweile auf dem
Olymp: Tempel und Pflanzen, Kunstwerke aus Stein, schöne Kleider und Schmuck
für die Frauen;
Und das ganz eigene, gelb und rot und auch
bläulich und grünlich leuchtende Licht.
Allein einen lichten Himmel gab es nicht, denn
statt eines lichten Himmels wölbten sich Grotten und Bögen aus glitzerndem Kristall,
dahinter war die Grenzenlosigkeit.
Vieles hätte aber noch viel besser werden können,
vor allem in kürzerer Zeit, wären die Einwohner zahlreicher gewesen.
Und so sprach man oft auf dem Olymp darüber,
Boten an die Grenzen des Himmelreichs zu senden, um den dortigen Engeln und
Göttern von allem Geschehenem zu erzählen und womöglich neue Bewohner für das
neue Reich anzuwerben, die sich auch nach Freiheit und Weite sehnten, denn davon
gab es viele.
Und so geschah es, dass Baal-Hammon sich selbst
an die Spitze einer kleinen Schar stellte, von seiner Freundin Anath begleitet,
um an die Grenzen des Himmelreichs zu wandern und dort nachzuschauen, wie die
Dinge stünden.
Dies blieb Satan nicht lange verborgen;
Und so machte auch er sich mit einer Schar auf
den Weg an die Grenzen des Himmelreichs, um neue Jünger zu suchen. Dabei
achtete er jedoch darauf, Baal-Hammon nicht zu begegnen.
Während nun Baal-Hammon und Anath und ihre Schar
gemütlich reisten, dabei manches besprechend und sich oftmals des einstigen
Auszugs besinnend, eilte Satan mit den Seinen, um schnell am Ziel zu sein und Engel
für sich zu gewinnen, noch ehe Baal zu ihnen sprechen konnte.
So kam es, das beide Scharen beinah zur selben
Zeit die Grenzen des Himmelreichs erreichten, jedoch von verschiedenen Seiten.
Und so sprach Baal-Hammon zu den Göttern und
Engeln im Himmelreich;
Und er berichtete ihnen genau, was bisher
geschehen war in der Grenzenlosigkeit und wie es inzwischen aussah auf dem
Olymp, was dort noch fehlte und nötig sei,
Und dass sie sich überlegen sollten, ob sie nicht
mit auf den Olymp ziehen wollten, um in Freiheit sich durch das Dasein zu schlagen.
Mehr und mehr Einwohner des Himmelreichs kamen heran
und hörten, was Baal-Hammon zu ihnen sagte.
Bald waren große Scharen versammelt, die den
Worten Baal-Hammons aufmerksam und zugeneigt lauschten.
Auf der anderen Seite hörten aber auch viele auf
das, was Satan erzählte;
Satan sagte, seine Welt sei ganz vortrefflich und
viel prächtiger als das Himmelreich mit seinem ewigen Licht und dem ewigredenden
Gott darin.
Und er forderte auf, ihm zu folgen, aber er
forderte viel drängender auf als Baal-Hammon.
So geschah es, dass nach beiden Seiten eine große
Anzahl Engel und auch manche von den Göttern begannen, das Himmelreich zu
verlassen, was durch die von außen wirkenden Kräfte leicht möglich war.
Bald zogen große Kolonnen davon, um sich
Baal-Hammon auf der einen oder Satan auf der anderen Seite anzuschließen.
Und eine neue große Wanderung begann.
Dies aber wollte Gott Il nicht dulden.
Deshalb schickte Er zwei Scharen aus, dies
Treiben zu beenden; und setzte an die Spitze der einen Schar Astarte und an die
Spitze der anderen Schar Ischthor.
Wie nun Astarte, die das Heer Gottes gegen
Baal-Hammon anführte, Baal erreicht hatte, verwunderte er sich sehr und sprach
zu ihr:
Astarte, du? Du wendest dich gegen den alten
Freund, dessen Sehnsucht du selbst doch so oft geteilt hast?
Versteht Gott Il denn nicht, dass Er diesen allen
hier ihre Freiheit lassen muss, und das wir ohne ihre Hilfe unsere Welt nicht vollenden
können?
Da antwortete Astarte ihm: Schmerzenden Herzens
stelle ich mich gegen dich, Baal. Doch Gott Il hat es mir geboten. Und Er kann
nicht das Falsche wollen.
Baal-Hammon dachte lange Zeit nach, ohne etwas zu
tun. Endlich sagte er mit bitterer Stimme: Gegen Gottes Willen kann ich nicht kämpfen.
Sage Ihm aber, dass Er Unrecht tut! Sage Ihm, Er
versteht uns nicht, weil Er allein Sein Maß gelten lässt. Lebe wohl, Astarte!
Damit kehrte er um, unverrichteter Dinge, in
Richtung Olymp.
Astarte aber sprach nachdenklich: Ich verstehe
euch gut.
Die meisten der mitgezogenen Götter und Engel,
die umkehren sollten, wünschten sich, in die Ferne weiterziehen zu dürfen.
Weil aber auf Befehl Gottes nun eine Scheidewand
zwischen sie und Baal-Hammon gesetzt worden war, waren die Losgezogenen ohne
Zufuhr frischer Kraft.
Und so sanken sie dahin in ein Vergessen ihrer
selbst.
Baal und Anath und ihre Schar vom Olymp sahen
dies und es rührte sie schmerzlich.
Da griff Baal-Hammon an sein Schwert und sprach
zu sich selbst: Vielleicht kommt doch noch der Tag des Schwertes hierher, wer
kann es wissen.
Wie auf der einen, so auch auf der anderen Seite
des Himmelreichs war es gegangen.
Dort hatte Ischthor Satan verjagt, und all jene,
die ihm hatten nachfolgen wollen, erlagen nun auch dem Selbstvergessen.
Und eine große Menge Götter und Engel schwebte
jetzt willenlos treibend am Rande des Himmelreichs in der Dunkelheit.
Sie alle schienen verloren zu sein für diese wie
auch für jene Welt.
Da erschuf Gott Il wiederum Neues.
Und dies war eine Welt, dem Olymp in manchem
ähnlich, in anderem dem Himmelreich ähnlich, aber doch in ganz anderer Form:
Dies nämlich wurde die Erde.
Und auf ihr finden die Eingeschlafenen wieder zu
sich, ahnungslos, und leben dahin,
Um später dann, wenn sie auf Erden gestorben
sind, dem Olymp, dem Himmelreich oder auch der Hölle zuzustreben für das
weitere Leben in Ewigkeit.
Wer sein Ziel unter diesen aber auf Erden schon
kennt, der kennt seine wahre Heimat, der findet sein ewiges Ziel, der kennt seine
Gottheit.
Die Namen der Götter aber sind für des ewigen
Lichtes Reich, das Himmelreich, nicht viele, sondern nur der des Gottes Il, der
da Gott der Höchste ist,
Sein Name ist Gott, und Er ist Gott.
Ihm zur Seite aber, den Mutigen des Olymps
freundlich zugewandt, ist noch Astarte.
Die Götter des Olymps nun sind mehrere, ihre
Namen, um sie anzurufen, sind diese: Baal- Hammon und Anath, Melech und Aschera.
Mutig sind sie und treu und guten Willens in
allen Dingen der Arbeit und des Kampfes und der Freiheit.
Der Herr der Hölle indessen ist Satan. Der
Widersacher Aller ist dieser,
Feind allen Göttern und allen Bewohnern des
Olymps, Feind allen Bewohnern des Himmelreichs, Feind der Astarte und Feind
Gottes des Höchsten.
Und also ist Satan der Böse; die um ihn sich
scharenden Geister wurden zu Teufeln.
Im Dämonenreich jedoch herrschen sehr viele,
allen voran aber der Paschutsu und die Lilith.
Stark und schrecklich sind die Dämonen, bleiben
aber doch meist unter sich, wenn nichts Besonderes sie bewegt, auch anderem
sich zuzuwenden.
Über Gott führt der Weg zurück ins ewige Licht
nach dem irdischen Sterben, desgleichen über Astarte.
Über die Götter des Olymps führt der Weg auf den
Olymp nach dem irdischen Sterben;
Durch den Bösen aber führt der Weg in die schreckliche
Hölle.
Mit den Dämonen aber führt der Weg in das Nichts.
Inzwischen gibt es drei Arten von Welten, eine
jede ganz eigen und nicht vergleichbar mit den anderen.
Die erste Weltart ist jene, die ganz zu Anfang
geworden ist. Das Himmelreich ist in ihr.
Als nächstes wurde in ihr das Pandämonium.
Danach geschah es, dass die Mutigen auszogen aus
dem Himmelreich und den Olymp bauten.
Und dann entstand die Hölle.
Dies alles ist der Weltarten erste und wichtigste.
Die zweite der Weltarten schuf Gott der Höchste
durch die Götter nach alledem;
Jene Weltart liegt jenseits der ersten und ist
das Diesseits der Erde.
Diese Erde zu schaffen, nahm Gott ein großes
Stück aus dem seienden Nichtsein und wendete es,
So dass ein Jenseits zum Diesseits und ein
Diesseits zum Jenseits wurde;
Und beide dieser Weltarten schied die Art des
Leben darin, je nach diesseitiger oder jenseitiger Weise.
Und das ist so; und deshalb können die einen zu
den anderen nicht, und nicht die anderen zu den einen gelangen,
Es sei denn über die Schwelle des Todes hinweg,
über die alle von der zweiten Welt einmal gehen müssen.
Aber jene nur, die in die zweite Welt gelangten,
und das waren und das sind alle diejenigen, die einstmals am Rande des Himmelreichs
in die Starrheit des Vergessens ihrer Selbst gesenkt worden waren, wie
berichtet.
Zur zweiten Weltart, welche zur Auferweckung und
zur Heimführung all jener gemacht ist von Gott, gehört die Erde.
Nachdem Gott Il durch die Kraft der Götter einen
Teil des seienden Nichtsseins genommen und gewendet hatte, sandte er die Götter
Und ließ Sonne und Mond und Sterne bilden und
auch die Erde.
Auf der Erde aber war im Anbeginn nichts außer
heißem Gestein in völliger Dunkelheit, denn Sonne und Gestirne brannten noch
nicht.
Und aus den Poren des Gesteins quollen die
Wasser, bis überall Wasser floss auf der dunklen Erde.
Da sandte Gott die Götter, und die Götter
schwebten über dem Wasser in der Dunkelheit der noch ungestalten Erde, und sie
teilten die Wasser, so dass Land zwischen ihnen aufstieg,
Und alles, was heraufstieg, war aus den Wassern
gekommen, sowohl das Land wie die Inseln und Buchten und Berge und Täler.
Danach stiegen die Götter wieder auf: Und es
wurde der Himmel mit seinen Wolken und Winden.
Und noch weiter und höher stiegen die Götter, und
sie entfachten das Licht der Sonne und der Sterne; und es wurde Licht.
Da dies nun geschehen war, da trocknete auch das
aus den Wassern emporgestiegene Land.
Und am Oben der neuen Welt stand ein heimlicher
Berg, nur Auserwählte können ihn sehen,
Hinter diesem Berg ragt der Welten-Pfahl hinauf
bis ins höchste Licht.
Und von dort sollen die Mutigen ausgehen in diese
Welt.
Wie nun alles derart geschaffen war, da fügte es Gott,
dass nach und nach und dann immer mehr, die Samen der Erstarrten auf die Erde
kamen
Und so dort aufgingen Pflanzen und Tiere und
Menschen, welche ehedem Engel und Götter gewesen waren im Himmelreich.
Und alles dies gedieh und entfaltete Leben und
Weben auf der Erde.
Die dritte Weltart aber ließ Gott von den Göttern
zwischen die erste Welt und die zweite Welt fügen;
Und diese lag jenseits der ersten Welt wie auch
jenseits der zweiten Welt.
Dies wurde das Grüne Land der Wiederkehr, durch
welches die auf Erden Verstorbenen gehen,
Ein jeder in seiner Weise und getreu seinem Ziel.
Auf der Erde aber, die nun von Menschen bevölkert
war, besannen einige sich dessen, was vor ihrem großen Vergessen gewesen war.
Und so erinnerten einige sich an das Himmelreich
und erzählten davon auch anderen. So kam es, dass Menschen Gott den Höchsten anbeteten.
Einige andere besannen sich aber des Olymps, und
auch diese erzählten davon auch anderen. So kam es, dass Menschen die Götter des
Olymps anbeteten.
Später auch kam es, dass einige der Menschen den
Satan anbeteten.
Weil es so aber bald Verwirrung gab unter den
Menschen, kehrten auch einige Engel als auf Erden Verstorbene zurück, um
manches zu berichten;
Und Weise forschten mit ihrer Kunst in den
Gefilden der jenseitigen Welten.
Da aber keiner von den Menschen die Wahrheit recht
zu ergründen vermochte, noch vermögen wird, es von sich aus zu tun,
Darum spricht Astarte zu den Nachkommen der
Mutigen.
Ihre Botschaft aber ist diese: Dass ein jeder
sein Leben auf Erden nutze, für das nächste Leben sich zu rüsten
Und sich zu entscheiden für einen Weg, führe er
in das lichte Himmelreich Gottes heim oder auf den Olymp;
Und kein Weg ist da, der nicht zu beschreiten
wäre nach dem irdischen Sterben im nächsten Leben, das ewig währt.
Heil sei den Mutigen, Heil sei Jerusalem!
Denn all jene, die zu den Mutigen zählen, werden
einkehren nach dem Erdenleben beim Berg der Versammlung in der Mitternacht, der
zweiten Heimat, von wo aus emporragt der Welten-Pfahl bis zu dem jenseitigen
Feuer, dessen Licht unsichtbar strahlt in diese Welt von der jenseitigen her.
Und die Mutigen werden von dort gehen, zu stärken
des Olymps Licht
ZWEITER
GESANG
So spricht Baal-Hammon, der König des heiligen
Olymp, zu den der Tat zugewandten Menschen:
Schaut um euch, prüft eure Welt, fragt eure
Sehnsucht, was der Sinn eures Lebens sei.
Da werden die Geister sich dreifach scheiden: Dem
stillen Licht zu werden die einen streben; der grausen Hölle sich zuneigen die
anderen; die Mutigen aber suchen die Tat, ihnen ist des Olymps Pforte geöffnet.
Wer kann und will, der schaue hinüber durch des Grünlands
Weiten zu mir. Wer kann und will, der sehe des Olymps stolze Stätte. Die Heroen
stehen auf Olymps Zinnen mit erhobenem Horn zur Wacht, nicht schreckt sie der
Höllenfeind, nicht beugen sie sich je fremdem Willen; sie haben ihren eigenen Willen.
Stark führen sie Schwert und Speer.
Gottes Hilfe erflehen sie nicht, noch rufen sie Astartes
Mittlerschaft. Baal-Hammon führt sie, Anath ist ihnen Schutz und Schirm, Melech
ist ihr Schild, Aschera Rosenduft.
Hoch fliegt des Olymps Zeichen, kühn ist die Tat,
verschworen der Wille, der Olymp gehört sich selbst allein; keiner bezwingt ihn!
Heil sei all jenen, deren Tat und Wille fest ist!
Nicht stille Ruhe ist ihr Wunsch, nicht sanfte Ruhe an des Himmelreichs Quelle.
Nicht erstreben sie kindisches Spiel. Nicht Schutz und Schirm suchen sie durch den
Herrn -
Denn wer beschützt ist, der ist auch gebunden.
Wer aber frei sein will und grenzenlos empfindet,
der ist ein mutiger Heros; Olymp heißt sein Heim, Baal-Hammon ist sein treuer König.
Er achtet des Himmelreichs Licht, doch nie ist er
Sklave.
Schutzgeist für alle ist er gegen Satan, den
keiner in seine Grenzen verweist, wenn die Heroen des Olymps nicht kämpfen.
So spricht Baal-Hammon, des hehren Olymps König,
so gibt er seine Botschaft, zeigt ein deutliches Bild.
So sendet seine Botschaft auf die Erde
Baal-Hammon, der König der Heroen:
Fürchtet eine Welt nicht, in der es Schatten gibt,
denn in einer solchen Welt gibt es auch Licht.
Fürchtet hingegen die Schattenlosigkeit; denn
Lichtlosigkeit herrscht vor in solcher Welt,
Und nichts ist so grausam wie Grau.
Fürchtet eine Welt nicht, in der Ungleiches
ungleich ist, denn solch eine Welt ist farbenfroh und gerecht.
Fürchtet hingegen die Gleichmacherei, denn wo
Gleichmacherei herrscht, da gibt es weder Schatten noch Licht, weder Farbe noch
Freude, und auch keine wahre Gerechtigkeit.
Fürchtet eine Welt nicht, in der Gerechtigkeit
herrscht, mag diese auch ein ums andre Mal hart erscheinen.
Denn Gerechtigkeit nimmt an, was ist, Ungerechtigkeit
hingegen will verändern, was unveränderbar ist, und übt so Gewalt grauer Einerleiheit
aus.
Erkennt der Vielfalt Reichtum und der
Mannigfaltigkeit Schatz.
Wehrt der Vermengung, durch welche die Grenzen
verwischen und öde Einerleiheit entsteht.
Lasst euch nicht betören von den Teufeln, die das
Einerlei preisen, Lügner sind sie, Verführer sind sie, sie wollen das trübe
Grau in der Welt.
Bequemlichkeit bieten die Teufel euch wohl an.
Zu Schmarotzern erziehen die Teufel; böse ist ihr
Dichten und Trachten, verlogen und voll des Betrugs sind sie.
Licht versprechen sie denen im Schatten, damit
jene das Licht wegnehmen, das erst den Schatten wirft,
Und graue Dunkelheit soll über alles herrschen.
Denn wer nicht besteht den Schatten, der schaut auch niemals das Licht;
Weil ja Licht und Schatten Zwillinge sind.
Dies lässt den Menschen der Erde Baal-Hammon
sagen, des Olymps König:
Trauert nicht über das, was auf Erden vergeht, es
ist nicht verloren, ihr findet es wieder in der kommenden Zeit.
Was jemals war, bleibt in Ewigkeit.
Geht eures Weges und schaut immer voran. Was
zurückliegt, trefft ihr später wieder, wenn ihr wollt.
Lasst euch nicht schrecken von dunklen Gedanken: Satan
sendet sie euch, aber vor der Wahrheit bestehen sie nicht.
Mit jedem Tag, den ihr vorangeht, kommt ihr näher
dem Ziel.
Schaut nicht zurück, nutzt für das Kommende eure
Kraft.
Was zurückbleibt, folgt euch nach zu späterer
Zeit.
Wie das Wasser eines Stromes dahinfließt, so ist
das Leben; es hält nicht inne, Ruhepause kennt es keine, dem Meer fließt alles
entgegen.
Wo das Wasser vorbeifloss, dorthin kehrt es nie
mehr zurück, wer sich umwendet, der sieht kein Ziel und ändert doch nichts von
alledem, was da war.
Was an Werken auszubessern ist, das wartet auf
euch in jener kommenden Welt -
Die Erdenzeit kennt kein Zurück, ihre Stunden,
Tage und Jahre fließen wie das Wasser des Stroms dahin.
Der Kampf wird erneuert in späterer Zeit, die von
anderer Art ist und von anderem Fluss.
Seid bereit zu tauchen in die Schnellen des Stroms.
Erleben und Erkennen ist euer Lohn, das heißt euer Sinn.
Nicht Vergnügen zu erfahren, seid ihr hier
geboren, sondern zu erfüllen eure Pflicht.
So lehrt Baal-Hammon, und gibt dies zu wissen all
jenen, die den geraden Weg gehen wollen:
Was Pflicht ist euch Menschen der Erde, die ihr
durchwandert das irdische Leben, das ist zu nennen: Gott erkennen, Gott zu finden
und zu fassen und zu halten.
Was Pflicht ist für euch, das ist, den noch
wartenden Gefallenen im Meer des Schweigens wieder Leben zu geben. So ihr
Kinder zeugt, tut ihr dies. Denn viele liegen noch in Ohnmacht des Vergessens freudlos
und still.
Was Pflicht ist für euch, das ist, zu bewahren
die Reinheit des Geistes und die Reinheit der Sitte. Denn allein Reines finde
den Weg zurück ins Grünland und zu den Bahnen der Welten des Jenseits.
Was aber auch euch Pflicht ist, das ist die
Freude! Denn wo Gutes getan wird, da erblüht das Empfinden der Gerechtigkeit.
Daraus entspringt das Licht. Und aus dem Licht kommt die Freiheit.
Was für euch Pflicht ist, das ist, zu wehren der
Finsternis der bösen Macht.