Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DAS LEID


Von Josef Maria Mayer


ERSTER GESANG


1

Einen frommen Christen kenn ich,
Deutscher Dichter, deutscher Denker,
Der an seinem Deutschland leidet,
Das zwei Kriege angezettelt.

In dem Ersten Weltkrieg Deutschland
Hat viel Menschen abgeschlachtet,
Bis das Kaiserreich gestürzt ward
Und die Sozialisten herrschten.

In der Republik von Weimar
Uneins waren Demokraten,
Kommunisten links marschierten
Und Faschisten rechts marschierten.

Schließlich nahm sich der Diktator
Hitler alle Macht im Staate,
Ein Regime wars von Verbrechern,
Ein Regime von Satanisten.

Deutschlands Name ward besudelt,
Auf der ganzen Erde hassten
Alle Menschen dieses Deutschland,
Diesen Staat von Massenmördern.

Und der fromme Christenbruder
Hatte einen Muttersvater,
Der gewesen Bürgermeister
Unter den brutalen Nazis.

Und die Schuld auf Deutschlands Schultern
Lastet weiter auf der Jugend.
Andre Länder patriotisch
In das Vaterland verliebt sind.

Aber unsre jungen Deutschen
Schämen sich all der Verbrechen,
Die begangen ihre Väter
Und die Väter ihrer Väter.

Keiner ist mehr stolzer Deutscher,
Ob auch Luther, Bach und Goethe
Musterhafte Deutsche waren,
Alle schämen sich für Deutschland.

Schande ist es, als ein Deutscher
Enkelkind zu sein von Nazis
Und es tröstet uns nur wenig,
Dass ein Deutscher Papst geworden.


2

Das ist Leiden, lieber Leser,
Das ich sah an meiner Freundin.
Grade war sie vierzig Jahre
Jung und musste doch schon sterben!

Grade waren ihre Kinder
Schon heraus aus ihren Windeln,
Spielten schon im Kindergarten,
Gingen in die erste Klasse.

Sie war eine liebe Mutter,
Die die kleinen Kinder liebte.
Und die kleinen Kinder liebten
Über alles ihre Mutter.

Ich hab sie in meiner Jugend
Lieb gehabt als Vielgeliebte,
Lag sehr gern an ihrem Busen,
An den bloßen großen Brüsten.

Grade diese schönen Brüste
Brachten ihr den Tod vorzeitig,
Denn es nagte ihr der Cancer
An den großen bloßen Brüsten.

Da verlor sie ihre Haare
In der ärztlichen Behandlung,
Die so schwarz und lang und wallend
Fielen auf die großen Brüste.

Und die Beine, ach, die Beine,
Die sich gern zur Liebe spreizten,
Wurden krank und nur noch humpeln
Konnte sie und nur noch hinken.

Und sie lag im Sterbebette
Und ich sagte: Sei geduldig,
Bald bist du bei Sankt Maria
In dem Paradiese Gottes!

Und sie lächelte entzückend
Und entrückt und war schon selig:
Selig sind ja doch die Armen,
Ihnen doch gehört der Himmel.

Doch der Abschied von den Kindern,
Ungewiss, was wird aus ihnen?
Das hat ihr das Herz zerrissen
Und sie starb gebrochnen Herzens.


3

Manche Menschen haben Leiden,
Die sind ihnen angeboren.
Also geht es Schizophrenen,
Diese Krankheit ist genetisch.

Angelegt schon in den Nerven,
Waltet sie in den Synapsen,
Ihnen fehlen Glückshormone,
Daher kommen Depressionen.

Lange lebt der Schizophrene
Mit der noch verborgnen Krankheit,
Doch ein Todesfall im Kreise
Seiner Liebsten weckt die Krankheit.

Also wird der Schizophrene
Angefallen von dem Wahnsinn,
Die Psychose, die akute,
Ihm verdoppelt seine Seele.

Und so lebt er in dem Himmel
Schönster Halluzinationen,
Und so lebt er in der Hölle,
In der Paranoia Horror.

Und sehr viele Schizophrene
Halten nicht mehr aus den Wahnsinn,
So dass sie sich selbst ermorden,
Überleben oft den Selbstmord,

Werden eingesperrt in Zellen,
Werden an das Bett gefesselt,
Eingesperrt im Irrenhause,
Kriegen mit Gewalt die Spritze.

Und dann leben sie wie dumpfe
Tiere, wilde Außenseiter,
Überaus sensibel sind sie
Und so überaus verletzlich.

Und sie passen nicht in diese
Weltliche Gesellschaft, werden
Einsam, weinen einsam Tränen,
Keiner kann sie mehr verstehen.

Und sie warten einsam trauernd
Auf den Tod als den Erlöser,
Schlafen viel und träumen irre
Träume von dem Paradiese.


4

Wenn ein Knabe wird erzogen,
Sei es in dem Geist der Gottheit!
Welch ein Leiden für den Knaben,
Leben seine Eltern gottlos!

Wenn der Vater seiner Mutter
Dem unmenschlichen Diktator
Folgte in dem Massenwahne
Und im Antisemitismus,

Wenn der Vater dieses Knaben
Weltanschaulich atheistisch
War und nur Materie schätzte
Und den Mammon über alles,

Welch ein Leiden für den Knaben,
Der von den geschaffnen Wesen
Her die Schöpfergottheit liebte
Als den Schöpfergott aus Liebe!

Wenn die Tochter wird erzogen
Von dem revolutionären
Kommunisten und Nudisten,
Welch ein Leiden für die Tochter!

Tief in ihrer Seele lebte
Angesichts des Todesleidens
Doch ein lautes Halleluja,
Doch ein lautes Hosianna.

Doch der Atheist, der Vater,
Ihr verwehrte die Erziehung
In der schönen Glaubens-Wahrheit,
In der Lehre von der Gottheit.

Also sollte diese Tochter
Selber revolutionäre
Kommunistin und Nudistin
Werden in der Freien Liebe.

Sollte ihre Frucht des Leibes
Aus dem Akte in der Unzucht
Töten, töten ihre Kinder
Nach dem Willen ihres Vaters!

Welch ein Leiden für die Kinder,
Sind die eignen Eltern gottlos!
Gott muss wirken da ein Wunder,
Um die Seele noch zu retten!


5

Welch ein Leiden für die freie
Menschenseele, muss sie leben
Im umgrenzten Staatsbezirke,
Darf nicht in die Freiheit reisen.

Also war es einst in Deutschland,
In dem roten Osten Deutschlands,
Das von Stacheldraht umzäunte
Deutschland sperrte ein die Bürger.

In der Hauptstadt Berolina,
Zwischen Osten, zwischen Westen,
Aufgestellt war eine Mauer,
War bewacht von Grenzsoldaten.

Wollte von dem Osten Deutschlands
Einer in den Westen Deutschlands,
Stand dazwischen jene Mauer,
Das war eine Todeszone.

Wollte einer in die Freiheit,
Wollte über diese Mauer
Zur Familie in den Westen,
So versuchte er zu fliehen.

Viele wurden da erschossen!
Viele in dem Osten Deutschlands
Wollten einmal sehn den Westen
Deutschlands, England oder Frankreich.

Doch die eingesperrten Bürger
Durften nur in solche Länder,
Da auch Kommunisten herrschten
In dem Staate diktatorisch.

Und die Dichter und die Sänger
Durften nicht von Freiheit reden,
Darum sangen sie von Schwänen,
Krähen, Fröschen, Spinnen, Ratten.

In geheimnisvoller Sprache
Mussten sie verklausulieren
Ihre Sehnsucht nach der Freiheit,
Nach Amerika, nach Roma,

Portugal, Italien, Frankreich,
Alles das verbotne Länder.
Wer zuviel von Freiheit träumte,
Kam sehr rasch ins Staatsgefängnis.

Wehe diesem Kommunismus,
Dem Proletenparadiese,
Diesem großen Staatsgefängnis
Mit der Mauer Todeszone!


6

Heut in Afrika noch Sklaven
Gibt es, nämlich arme Christen,
Von den reicheren Muslimen
Eingefangen und geknechtet.

Afrika, du Land der Sklaven!
Christen aus dem reichen Norden,
Aus Europa, kommen gerne,
Diese Sklaven freizukaufen.

Aber da sind manchmal Sklaven,
Die die Freiheit nicht begehren,
Denn sie wissen nicht zu leben
In der Armut ihrer Freiheit.

Eine Heilige der Kirche
War einst Sklavin ihres Herren,
Ward gepeitscht von seiner Peitsche,
Ward gegeißelt von der Geißel.

Schließlich kam sie nach Europa,
Lernte Gott den Herren kennen
Und die Freiheit eines Christen,
Sklavin nun dem Gott der Freiheit.

Auch im reicheren Europa
Gibt es heut noch arme Sklaven,
Denn es zahlen reiche Männer
Für die Körper armer Frauen.

Man entführt die armen Frauen
Aus dem armen Osteuropa
Und im reichen Westeuropa
Lässt man sie als Huren schaffen.

Man versklavt die armen Frauen
Einzig für die geile Gier der
Sexualität der Männer,
Die nicht wirklich lieben können.

Aber einen Sklaven kannt ich,
Der aus herzlichem Erbarmen
Lauter Nächstenliebe übte,
Ließ freiwillig sich versklaven.

Eine Frau in ihrer Armut
Mit den unbeholfnen Kindlein
Machte diesen Mann zum Sklaven,
Machte ihn zum Domestiken.

Gott sah lange zu geduldig,
Aber dann befreite Jesus
Den Geknechteten, den Sklaven,
Schenkte Muße ihm und Freiheit.


7

Leiden müssen alle Frauen,
Weil sie Frauen sind und weiblich,
Denn die Herren dieser Schöpfung
Unterdrücken alle Frauen.

Also beten fromme Juden:
Herr, ich danke dir von Herzen,
Dass ich nicht als Frau geboren,
Leiden muss die Unterdrückung.

Die Muslime in dem Himmel
Haben zweiundsiebzig Huris,
Doch die Frauen der Muslime
Haben keinen Geist unsterblich.

So Jeanne d’Arc war einst Prophetin
Und die Kirche sie verbrannte,
Pfaffen sie verschrien als Hexe,
Zündeten den Scheiterhaufen.

Mary Ward, das Fräulein Englands,
Wurde von der Männerkirche
Abgelehnt und unverstanden
Starb sie ohne Sakramente.

Und in Indien sterben Hindus
Und die Gattinnen der Hindus
Sollen sich gleich mit verbrennen,
Ohne Männer sind sie wertlos.

Und in China hat man lange
Frauen ihren Fuß verkrüppelt,
Weil das schön die Männer fanden,
Zierlich-kleine Lotosfüße.

Und in Mexiko Azteken
Haben Jungfraun hingeschlachtet,
Ihre Herzen ausgerissen
Und geopfert ihren Göttern.

Für die Männer sind die Frauen
Heilige und Unberührte
Oder liederliche Huren,
Junge Huren, alte Hexen.

Frauen heute protestieren
Gegen Frauen-Unterdrückung,
Wollen selber wie die Männer
Nach der Art der Männer herrschen.

Die als Frauen sind geboren,
Müssen bessre Männer werden,
Um im Staat, in der Gesellschaft
Ihre Stimme zu erheben.



ZWEITER GESANG


1

Neunzehnhundertzweiundsechzig
Schloss mein Elternpaar die Ehe.
Meine Mutter war Ostfriesin,
Vater war Hannoveraner.

In dem selben Jahre aber
Von der Nordsee eine Sturmflut
Überwältigte die Deiche
Und der Friesen Deiche brachen.

Und es schoss der Nordsee Sturmflut
Von der Deutschen Bucht hinunter,
Dass die Elbe angeschwollen,
Hamburg stand da unter Wasser.

Menschen saßen auf den Dächern,
Schrieen kläglich laut um Hilfe,
Bis sie schließlich sind ertrunken,
Umgebracht von dieser Mordsee.

In den schönen Weihnachtstagen,
Grade erst vor wenig Jahren,
Da gab es ein Meeresbeben
Irgendwo im Fernen Osten.

Indonesien und Thailand
Standen völlig unter Wasser,
Meterhohe Wellenbrecher
Überfluteten den Sandstrand.

Und der Armen Bambushütten
Wurden alle abgerissen
Von dem wilden Meeresbeben,
Meterhohen Wogenbrechern.

Viele Menschen sind gestorben,
Sind ertrunken in den Fluten,
Und es blieb die große Schlammschlacht
In den Trümmern ihrer Hütten.

Und es kamen schlimme Seuchen,
War an Medizin ein Mangel,
Viele Tote, viele Arme,
Viele Kranke gabs in Thailand.

So gewaltig ist die Meerflut,
Dass das Element des Wassers
Armes Volk in seiner Unschuld
Unter sich begräbt als Tote.


2

Einen armen Irren kannt ich,
Einen von den Schizophrenen,
Der in blühender Psychose
Schaute eine Rattenplage.

Überall, in allen Winkeln,
Überall, in allen Büschen,
In Kanälen und auf Wolken
Sah er ekelhafte Ratten.

Da in Hindostan die Gottheit
Als Ganesha ward gefeiert,
Stellt dem Elefantengotte
Vor den Rüssel man die Opfer,

Und die Opfer in den Straßen,
Die verzehrt nicht Gott Ganesha,
Die verzehren wilde Ratten,
Welche in den Straßen wimmeln.

Aber schlimm sind auch die Flöhe!
Eine Frau in Armut kenn ich,
Die hat Hunde, die hat Katzen,
Viele Flöhe in der Wohnung.

Komme ich zu dieser Dame,
Ihre Weiblichkeit zu ehren,
Unsre Liebe Frau der Flöhe
Hext mir auf den Leib die Flöhe.

Selber ist sie voll von Flöhen,
Tut sie aber ihre Arbeit
Als die Pflegerin der Alten
In dem stillen Altenheime,

Haben alle Alten Flöhe.
Ach, so sitzen da die Alten,
Die den eignen Namen haben
Schon vergessen, und es juckt sie,

Und sie kratzen sich und wissen
Gar nicht, was sie da so kitzelt.
Sokrates, der Allerklügste,
Er, der weiseste Athener,

Ging dereinst zu der Hetäre,
Die man stets „die Laus“ genannt hat.
Kam sie von der Toilette,
Sah man sie die Läuse knacken.


3

In Schwarzafrika im Sünden
Kinder haben nichts zu essen,
Können nicht zur Schule gehen,
Müssen Nahrung sich erobern.

Mädchen ihren Leib verkaufen
An die geilen Hurenböcke,
Nur um Essen zu bekommen,
Eine Mahlzeit nur am Tage.

Die Verehrer der Madonna
Liefern Afrikanern Maismehl
Und die dicken schwarzen Mütter
Kochen ihren Kindern Maisbrei.

Die Verehrer der Madonna
Diesen Maisbrei dann verteilen
In der Schule an die Kinder,
Dass die Kinder lernen können.

So zwölf Jahre alt ein Mädchen,
Ohne Vater, ohne Mutter,
Nahm den Bruder von drei Jahren,
Dem sie war die zweite Mutter,

Trug ihn auf den zarten Schultern,
Trug ihn in den Kindergarten,
Ging dann selber in die Schule,
Speiste dort Marias Mahlzeit.

Die Verehrer der Madonna
Wollten die Marien-Mahlzeit
In Somalia verteilen,
Doch dort gab es keine Kirche.

Die Verehrer der Madonna
Also sprachen mit Muslimen,
In Somalia die meisten
Gottverehrer sind Muslime.

In Somalia Muslime
Von Verehrern der Madonna
Das begehrte Maismehl kriegen
Und verteilen selbst den Maisbrei.

In Somalia die Kinder
Kriegen Maisbrei von Muslimen,
Doch das Maismehl ward geliefert
Von Verehrern der Madonna.


4

In dem großen Hitzesommer
Sind in Spanien und Frankreich
Abgebrannt die großen Wälder,
Weil ein Funke drein gefallen.

In den großen Wäldern Spaniens
Machten Urlaub deutsche Kinder,
Die man brachte aus den Wäldern
In die Sicherheit der Städte.

In dem Waldbrand Spaniens aber
Ist ein deutscher Mann gestorben,
Der verbrannte in dem Feuer,
Gott hab seine Seele selig.

Auch in Israel vor Jahren
Auf dem Karmel war ein Feuer,
Ist der Karmel doch ein Bergwald,
Fruchtbar ist der Berg der Gottheit.

Und von Libanon und Syrien,
Israel und von den Türken
Kamen Aeroplane, gossen
Wasser auf den Wald des Karmel.

Als ich war ein kleiner Knabe,
Nordamerika im Kriege
Sich befand mit Kommunisten
In Vietnam, ein großes Morden.

Und die Nordamerikaner
Warfen über Vietnamesen
Napalm-Bomben ab, ein Feuer,
Das den ganzen Wald verbrannte.

In dem Napalm-Bomben-Feuer
Kinder von Vietnam verbrannten
Und es schmolz die Haut der Kinder,
Hing herab die Haut in Fetzen.

Und die Nordamerikaner
Gossen Gift aus heiterm Himmel
Und entlaubten alle Wälder,
Partisanen zu entdecken.

Sie entlaubten alle Wälder
Und vergifteten die Felder,
Feuer von den Aeroplanen
Mordete die Vietnamesen.


5

Ich hab keine Lust zu singen,
All dies Leiden zu beschreiben,
Doch geschehe Gottes Wille,
Der dies Lied mir aufgetragen.

Singen muss ich von Vulkanen,
Von dem Ätna muss ich singen,
Von Pompeji muss ich singen,
Vom Vesuv und seinem Feuer.

O wie schön war doch Pompeji
Mit antiken Mosaiken,
Mit den Stuben, schön zu wohnen,
Und den großen Baderäumen.

Überall die Malereien
Von den lebensfrohen Griechen,
Alles dieses ward begraben
Von den heißen Lavafluten.

Aber auch die Erde bebte
In dem Westen auf Haiti,
Und es starben viele Menschen,
Eingestürzt sind viele Häuser.

War Haiti doch das ärmste
Land Amerikas, zur Armut
Kam das Beben noch der Erde,
Unerträglich ward das Elend.

Auf Haiti aber herrschte
Ein Diktator, der Millionen
Dollars sich gespart und diese
Lagen in Europas Banken.

In der Schweizer Bank Millionen
Dollars hatte der Diktator,
Doch die Menschen in Haiti
Hatten nichts zum Überleben.

Ich ging eben in die Kirche
Zu der Messe, die Kollekte
War für Menschen in Haiti,
Karitas war wieder tätig.

Die Familie des Diktators
Wollte die Millionen Dollars
Nicht den Menschen von Haiti
Geben in dem großen Elend.


6

Ich war grad im Krankenhause,
Da der Knabe meiner Freundin
Ward gepeinigt von den Ärzten,
Die mit Nadeln ihn durchbohrten,

Und es schrie der kleine Knabe:
Lasst in Ruh mich, ihr Sadisten!
Und ich hörte nicht: Sadisten,
Sondern hörte: Satanisten!

Da im Radio die Meldung
Kam, dass grad zwei Aeroplane
Flogen in die zwei Twin Towers
In New York, ins World-Trade-Center.

Denn es hatten Islamisten
Diese beiden Aroplane
Sich genommen und gelenkt sie
In die beiden Wolkenkratzer.

Tele-Visionen zeigten,
Wie das Flugzeug ist geschossen
In den hohen Wolkenkratzer,
Der in sich zusammenstürzte.

Und es starben viele Menschen
Und die Terroristen starben,
Dachten, dass sie in den Himmel
Kämen zu den jungen Huris.

Einmal flog mein Freund und Bruder
Nach Amerika zur Arbeit
Und da schrieb ich ihm als Grußwort
Dieses Wort der Terroristen:

In dem großen Namen Allahs,
Weg mit den Amerikanern!
Tötet die Amerikaner!
Gottlos ist der Christen-Westen!

Oh die Heiligkeit des Krieges
Für den großen Namen Allahs!
Wenn wir töten, wenn wir morden,
Und wenn wir uns selbst ermorden,

Werden wir im Paradiese
Jeder zweiundsiebzig Jungfraun
Haben da zum Liebesspiele,
In dem Paradies die Huris

Sind nach jedem Liebesakte
Wieder enggebaute Jungfraun!
Auf zu den Amerikanern,
Seid bereit, für Gott zu morden!


7

Einmal ward gebaut ein Schiff, das
Galt bei allen als unsinkbar,
Auf dem Ozean der Riese
Zeigte den Triumph der Technik.

Einmal schrieb Horaz die Ode:
Fluch sei diesem bösen Menschen,
Der zuerst ein Schiff erfunden,
Auf dem Ozean zu fahren!

Aber dieses Ding des Luxus
Ist gefahren an den Eisblock
Und gesunken ist der Riese
Und die Menschen sind ertrunken.

Also der Triumph der Technik,
Des erfinderischen Geistes
Kluger Wissenschaft des Menschen,
Ist an der Natur gescheitert.

O des Menschen stolze Hybris!
Halten Menschen sich für Götter,
So wird die Natur sich rächen
Und der Mensch gelangt zur Demut.

Menschen haben große Schiffe,
Vollgeladen sind die Tonnen
Mit dem Öl, das aus dem Osten
Wird gefahren in den Westen.

Und ich hab schon oft vernommen,
Dass die Schiffe sind gekentert
Und das Öl ist aus den Tonnen
Ausgelaufen und verschmutzte

Der Bretagne Strände, schwarze
Massen schwarzen Öls verklebten
Dort der Vögel Flügel, welche
In dem schwarzen Wasser schwammen,

Mit verklebten Vogelflügeln
Nun die Vögel an dem Strande
Sind krepiert in ihrem Elend,
Sind verhungert an dem Strande.

O der Mensch, der Schöpfung Krone,
Ist im Sündenfall gefallen,
Alle Kreaturen mit ihm
Leiden unter seiner Sünde.

Aber die Natur, die Mutter,
Sie wird schrecklich rebellieren
Gegen diese Menschen-Hybris,
So sagt Hildegard von Bingen.


8

Es gibt eine schlimme Seuche,
Die mit einem Todes-Virus
Menschen bringt zum frühen Tode,
Kinder lässt zurück als Waisen.

Übertragen beim Geschlechtsakt
Nennt man sie auch Wollust-Seuche.
Alle wollen nun dagegen
Gummis tragen bei der Liebe.

Aber Gummis zu verteilen
Hat die Pest nicht aufgehalten.
Dennoch fordern alle Gummis
Von dem Papst im Vatikane.

Die katholische Erziehung
Zu der Heiligkeit beim Sexus,
Vor der Ehe sich enthaltend,
In der Ehe stete Treue,

Das besiegt allein die Seuche.
Doch ich habe auch vernommen,
Dass der Papst im Vatikane
Doch erlaubte diese Gummis,

Aber nur für Straßenjungen,
Wenn die homosexuellen
Hurenböcke kommen, wollen
Lust von diesen Straßenjungen.

All die Homosexuellen,
Alle Schwulen, alle Lesben,
Sehe ich auf Prozessionen
Ziehen durch mein weißes Städtchen.

Die Vulgären und Obszönen
Zelebrieren die Verkehrtheit
Ihrer öffentlichen Schande
Ohne Schamgefühl im Herzen.

Denn es ist von Gott erfunden
Der geschlechtliche Verkehr zur
Schöpfung neuer Menschen einzig
Zwischen Mann und Frau in Liebe.

Aber heute ists verboten,
Diese Wahrheit auszusprechen,
Dass der liebende Geschlechtsakt
Sei für Männer bei den Frauen,

Aber lüsterne Verkehrtheit
Gegen die Natur der Liebe
Ists, wenn Männer Männer lieben,
Ists, wenn Frauen Frauen lieben.



DRITTER GESANG



1

Eine reiche Witwe kenn ich,
Die den Mann vergöttert hatte,
Als er plötzlich war verstorben,
Hat ein Jahr lang sie getrauert.

Da er Atheist gewesen,
Hatte diese Witwe keine
Hoffnung auf sein ewges Leben,
Ob der Herr ihn retten konnte.

Und nach einem Jahr der Trauer
Sie verliebte sich aufs neue.
Denn da war ein Mann, der hatte
Seine Frau im Pflegeheime,

Und die Frau im Pflegeheime
Hatte ihren Mann vergessen.
Und der Mann und jene Witwe
Waren jugendlich Verliebte.

Herr, erbarme dich der Witwe
Und der Seele ihres Mannes,
Herr, erbarme dich der kranken
Gattin und auch ihres Mannes.

Einen armen Witwer kenn ich,
Dem verstorben seine Liebe,
Die war seine Jugendliebe,
Seine Wollust in der Jugend,

Die geschenkt ihm ihre Kinder,
Die er großgezogen hatte,
Hielt der Sterbenden die Hände,
Blieb allein zurück auf Erden.

Und um Mitternacht im Dunkel
Einsam auf dem Ruhelager
Dachte dieser arme Witwer
An die Frau im Fegefeuer,

Dachte an die Waisenkinder,
Die verstreut auf Erden lebten,
Und verging in seiner Trauer,
Weinte kummervolle Tränen.

Ach, der Witwer war so traurig,
Dass die klugen Seelenärzte
Schlaftabletten ihm verschrieben,
Dass er träume von der Liebe.


2

Dieses Leiden ist so traurig,
Wage nicht, es anzusehen,
Wie die kleinen Knaben sahen
Die geliebte Mutter sterben!

Sahen sie verkrüppelt kriechen,
Sahen sie mit einer Glatze,
Sahen sie im Krankenhause,
Die sich kaum bewegen konnte,

Sahn sie auf dem Totenbette,
Gelb und wächsern ihre Wangen,
Sahen alte Weiber heulen,
Männer beten vorm Altare.

Und nun ist sie tot, die Mutter!
Mutter, Mutter! Welch ein Schauer!
Schrecklich schreit der große Knabe,
Doch die Kleinen nicht begreifen.

Morgen sehn wir Mama wieder,
Morgen steht sie auf vom Bette,
Und wir toben in dem Garten
Und wir laufen durch die Wälder.

Tot die Mutter! Tot die Mutter!
Und der alte Pate tröstet:
Eure Mutter ist im Himmel,
Feiert dort mit Gott die Hochzeit!

Und der große Knabe redet:
Glauben will ich doch an Jesus
Christus und das ewge Leben,
Mama leben soll im Himmel!

Und der kleine Knabe trauert:
Nie seh ich die Mama wieder!
Und der alte Pate tröstet:
Einst siehst du die Mama wieder!

Und der kleine Knabe jammert:
Ich will in den Himmel kommen,
Möchte sterben! In dem Himmel
Meine Mama wiedersehen!

Nun sind sie bei fremden Leuten,
Haben alles, Geld in Menge,
Doch der alte Pate trauert,
Darf die Knaben nicht mehr sehen.


3

Eine Frau kenn ich von ferne,
Die geboren einen Knaben,
In dem siebten Jahr der Ehe
Erst gebar sie ihren Knaben.

Und sie wollte doch so gerne
Noch ein zweites Kindlein haben!
Und sie hat zu Gott geschrieen,
Gott erhörte nicht ihr Flehen.

So las sie im Buche Hiob
Mit der Seele voll Verzweiflung,
Litt an Depression, Verzweiflung,
Weil der Herr sie nicht erhörte.

Doch im fünften Jahr des Sohnes
Schließlich sie der Herr erhörte
Und die Frau gebar ein Mädchen,
Frau und Gatte waren glücklich.

Und ich kenne einen Christen,
Der im Neuen Testamente
Las am liebsten, wie der Heiland
Ach so sehr geliebt die Kinder!

Und der Christ war selbst Liebhaber
Kleiner Knaben, kleiner Mädchen,
Die ihn wie den Heiland liebten:
Du bist Gott, ein Knabe sagte!

Doch der Schöpfer aller Welten
Wollte ehelos den Christen,
Ohne Frau an seiner Seite,
Kinderlos den Freund der Kinder.

Zwar empfänglich für die Schönheit
Und die Reize junger Frauen,
Konnte dieser Mann verzichten
Auf die Wollust eines Weibes.

Aber wenn er Knaben hörte
Papa! Papa! zu ihm sagen,
Ach wie ging ihm auf die Seele,
Dass er kinderlos geblieben.

Dass er zwar erzogen Kinder
Fremder Frauen wie die eignen,
Doch dass bei ihm blieb kein Kindlein,
Ihm die Augen zuzuschließen.

Diesen Mann schreibt auf im Buche,
Dass er kinderlos geblieben,
Dass dem Manne nichts gelungen,
Er gescheitert ist auf Erden.


4

Einen armen Burschen kenn ich,
Welcher hatte Eiterbeulen
Mitten in den Depressionen,
Welche ihm bereitet Schmerzen.

Und er musste zu dem Arzte,
Der die Beulen aufgeschnitten
Mit dem scharfen Schneidemesser,
Welches ihm bereitet Schmerzen.

Doch nachdem er aufgeschnitten,
Kamen wieder Eiterbeulen.
Also ging er zu dem Arzte,
Dass er ihn vom Leiden heile.

Und es sprach der Arzt zum Kranken:
Operieren kann ich doch nicht
Jede Woche meinen Kranken.
Er verschrieb dem Kranken Pillen.

Doch die Pillen waren nutzlos,
Wieder kamen Eiterbeulen.
Und der Kranke ging zum Arzte,
Bat den Arzt um seine Hilfe.

Und es sprach die junge Ärztin:
Trinke nicht mehr so viel Rotwein,
Werde einmal völlig nüchtern,
Faste als ein Abstinenter.

Und der Kranke ging zu Leuten,
Die dem Rotwein abgeschworen,
Diese schütteten ihr Herz aus,
Ihre Herzen voller Sünden.

Und es sprach ein alter Lehrer:
Künstler müssen Rotwein trinken!
Und es sprach ein frommer Bruder:
Gott hat uns geschenkt den Rotwein!

Wieder kamen Eiterbeulen
Und der Kranke ging nicht noch mal
Zu dem Arzte, der so hilflos,
Trug nur still die Eiterbeulen.

Bald sind diese ausgeflossen,
Aber bis sie ausgeflossen,
Litt der Kranke große Schmerzen,
Konnte sich nicht mehr bewegen.


5

Hinduisten unbarmherzig
Sagen: Das ist eben Karma,
Wenn du lebst in bittrer Armut,
Wenn du stürzt ins bittre Elend.

So in Indien die Kinder
Leben ohne liebe Eltern
Auf dem riesengroßen Müllberg,
Kratzen aus Konservenbüchsen.

Und in Indien die Alten,
Sie krepieren in den Gassen,
Weggeworfen in den Rinnstein,
Sie verfaulen in dem Schmutze.

Und in Afrika die Mädchen,
Welche ohne Eltern leben,
Müssen ihren Leib verkaufen,
Um ein Essen zu verdienen.

Und in Afrika die Kinder
Können nicht zur Schule gehen,
Müssen Essen sich erbeuten,
Lernen Lesen nicht und Schreiben.

Und in Mexiko die Mutter
Kann den lieben kleinen Kindern
Wasser nicht zu trinken kaufen,
Billiger ist Coca Cola.

Und in Deutschland, in dem reichen
Lande in Europas Reichtum,
Kenn ich eine Frau, die arm ist,
Ach, die Armut ist ein Abgrund.

Fleißig tut sie ihre Arbeit,
Aber alles Geld verschwindet
In dem bodenlosen Abgrund,
In dem schwarzen Loch der Armut.

Und im reichen Deutschland sitzen
Bettler in den Innenstädten,
Krüppel, Invaliden, Säufer,
Einzig Bier ist ihre Nahrung.

Ach Frau Armut, strenge Herrin,
Sankt Franziskus dich erwählte
Zur geliebten Braut und Schwester,
Weil der Heiland Jesus arm war.


6

Als Nebukadnezar König
War im Tor der Tochter Babel,
Stürzte Gott ihn in den Wahnsinn,
Dass er lebte als Verrückter.

Lang und wirr die Haare wuchsen,
Ungeschnitten war das Barthaar,
Lang die Fingernägel wuchsen
Und er graste wie die Kühe.

Und ein Engel sprach vom Himmel:
Ausgestoßen ist der König
Aus der Menschheit! Ausgestoßen
Und gestoßen in den Wahnsinn!

So ergeht es Schizophrenen,
So ergeht es Depressiven,
In der blühenden Psychose
Bleiben sie unendlich einsam!

Kommen vor sich wie unsichtbar,
In dem gläsernen Gefängnis
Unsichtbar des eignen Leibes,
Ungesehen von den Menschen.

Aber heute auch die Christen
In der gottvergessnen Welt des
Atheistischen Europa
Leben isoliert und einsam.

In Europa sind die Menschen
Aggressive Atheisten
Oder Freunde auch der Gnosis
Oder weltliche Buddhisten

Oder etwa neue Heiden
Oder Glieder falscher Sekten,
Gottlos oder abergläubisch
Oder Ketzer, feind der Kirche.

Und da ist die Christenseele
Einsam in Europa, einsam,
Ausgestoßen aus der Menschheit,
Die sich gegen Gott verschworen.

Ja, soziale Isolierung
Ist das Los der frommen Seele,
Die als Eremit ist einsam
Und vergessen von den Leuten.



VIERTER GESANG



1

Nationale Sozialisten
Hatten weiland die Gestapo,
Terroristen sie des Staates,
Unrechtmäßigen Regimes.

Die S.S., des Schutzes Staffel,
Holte Edith Stein, die Jüdin,
Alle brüllten laut: Heil Hitler!
Und erhoben ihre Arme.

Aber Edith Stein, sie grüßte:
Sei gelobt, Herr Jesus Christus!
Drauf die Polizei des Staates
Bracht sie ins Vernichtungslager.

Diese Polizei des Staates
War nicht Polizei des Volkes,
Sondern war die ungerechte
Polizei des Antichristen.

Doch der Nazis Polizeistaat
Unterging in Todestrümmern.
Doch im Osten Deutschlands folgte
Wiederum ein Polizeistaat.

Diese Polizei hieß Stasi,
Für die Sicherheit des Staates
Wurde spioniert, geschnüffelt,
Terror ausgeübt des Staates.

Diese Spionage einer
Diktatur des Kommunismus
War betrügerisch und grausam,
Hinterlistig und verlogen.

Die Partei des Klassenkampfes
Hat die Arbeiter und Bauern
Und die Intellektuellen
Überzogen mit Spionen.

Ganz besonders waren Christen
Opfer dieser Spionage,
Die in Kirchen sich versammelt
Und gebetet für die Freiheit.

Doch auch dieser Polizeistaat
Ward gestürzt von den Gebeten
Und vom Widerstand der Christen,
Deren Gott ein Gott der Freiheit.


2

Heute, da ich dieses schreibe,
Ist die Krise der Finanzen
Groß geworden in Europa,
Groß geworden ist die Armut

Ganzer Staaten Südeuropas,
Griechenland hat viele Schulden
Und die Staatsfinanz muss sparen
Und vor allem leiden Arme.

Arbeitslose leiden Armut,
Armut leiden auch die Rentner,
Und besonders Jugendliche
Finden keine Arbeitsstellen.

So zum Beispiel ist in Spanien
Jeder zweite Jugendliche
Ohne eine Arbeitsstelle
Und es hilft nur die Familie.

Reiche Länder Nordeuropas,
Frankreich und vor allem Deutschland
Müssen helfen den Finanzen
Hellas’, Portugals und Spaniens.

Und es war die große Geldgier
Großer Banken an den Börsen,
Die verursacht diese Krise,
Die Europa nun erschüttert.

Eine Christin der Vereinten
Staaten der Amerikaner
Sagte: Die Amerikaner
Sich erbeteten nur Wohlstand.

Gottes Segen sei willkommen,
Wenn er eigne Häuser spendet,
Wenn er eigne Wagen spendet,
Gottes Segen sei der Mammon.

So die Nordamerikaner
Liebten über alles Wohlstand,
Und sie lebten von Krediten,
Die die Banken gern bewilligt.

Alle lebten in dem Wohlstand,
Lebten über ihr Vermögen.
Nordamerikas Gemeinden
Haben Mammon angebetet!

Also sagte einst Maria
Zu den Nordamerikanern:
Euer Gott, das ist der Dollar,
Den ihr für allmächtig haltet!


3

In dem Zweiten Weltkrieg kämpfte
Adolf Hitlers deutsche Wehrmacht
Und bekämpfte ganz Europa,
Russland, auch die Afrikaner.

Wie dereinst schon die Tartaren
Mit der wilden Goldnen Horde
Und den mordbesessnen Reitern
Überfiel das alte Russland,

Wie Napoleon, der Kaiser
Der Franzosen, überfallen
Russland, und die Gottesmutter
Ihn vertrieben hat aus Moskau,

So auch Adolf Hitler wollte
Mit der Wehrmacht überfallen
Russland und das Volk der Slawen
Sich als Sklaven unterjochen.

Blutbesudelte Germanen!
Aber die Armee der Russen
Siegte über die Germanen,
Hitler hat sich selbst ermordet.

Doch die russischen Soldaten
Wurden grausam in dem Kriege
Und die russischen Soldaten
Schändeten die deutschen Frauen.

Japan war auf Hitlers Seite,
Nordamerika im Kriege
Kämpfte gegen Adolf Hitler
Und den Kaiser der Japaner.

Und die Nordamerikaner
Eine atomare Bombe
Warfen ab auf Hiroshima,
Warfen ab auf Nagasaki.

Aber dort in Nagasaki
Jesuitenpriester lebten,
Waren grad beim Rosenkranze,
Als die Bombe ist gefallen.

Nagasaki ward vernichtet,
Nur die Jesuitenpriester
Überlebten das Massaker
Dank dem Schutz der Gottesmutter.


4

Einst der zwölfte Pius sagte:
Republik der Demokraten,
Dann nur groß ist deine Gutheit,
Wenn das Volk ist voller Tugend.

Heute in Europa leidet
Christus an den Demokraten,
Sind die Bürger ohne Glauben,
Dann ist die Regierung gottlos.

Warum gottlos die Regierung
Heute ist der Demokraten?
Kinder werden abgetrieben
Ganz legal im Mutterschoße.

Dieser Völkermord an Kindern
Von der Mehrheit wird gebilligt,
Keine Demokratengruppe
Streitet gegen dieses Unrecht.

Und die Flut von Pornographen
Ist legal und wird geduldet
In dem Staat der Demokraten,
Frauen werden Lustobjekte.

Die Erziehung auch der kleinen
Kinder soll verstaatlicht werden,
Und in tausend Kinderkrippen
Mütter will der Staat ersetzen.

Und gefördert wird die Ehe
Auch von Mann und Mann, abscheulich
Ist das in den Augen Gottes,
Perversion, ganz unnatürlich.

Wenn ein Prediger verkündet,
Dass die sexuelle Einheit
Zwischen Mann und Mann ist Sünde,
Strafen ihn die Demokraten.

Unsre Liebe Frau sprach einmal:
Die Regierungen der Bürger
Fördern Materialismus,
Atheismus, Spiritismus,

Alle Arten auch von Lastern!
Kommen werden einst die Fürsten,
Die der Kirche sind gehorsam,
Rechter Arm der Mutter Kirche.

Also leiden fromme Christen
An dem Staat der Demokraten,
Weil das Volk wie die Regierung
Abgefallen sind vom Glauben.


5

Wird gepriesen die Familie
Von den Katholiken-Priestern,
Kenn ich einen, der lauscht bitter,
Fremd der eigenen Familie.

War sein Vater Knecht des Mammon,
War ein Spötter Jesu Christi,
Spötter auch des eignen Sohnes,
Der ein Jünger war von Jesus.

Nur die Dinge und die Güter
Dieser Welt sein Streben waren,
Ohne nach dem Sinn des Lebens
Irgend überhaupt zu fragen.

Sprach der Sohn zu seinem Vater:
Was der Sinn ist meines Lebens?
Sprach der Vater zu dem Sohne:
Stelle dir nicht diese Frage!

Da der Sohn als Mann erkrankte
An den tiefsten Depressionen,
Wollte er der Mutter klagen
Seine seelische Verletztheit.

Doch die Mutter kannte Glück nur
Auf des Lebens Sonnenseite,
Nicht verstand des Sohnes Unglück,
Wollte auch nichts davon hören.

Was hast du denn jetzt schon wieder?
Sprach die Mutter zu dem Sohne,
Als er Leiden klagen wollte
Und der Mutter Trost erflehte.

Putze du nur deine Wohnung,
So wirst du ein Mädchen finden.
Klage nicht von Liebeskummer,
Sondern pflege die Hygiene.

Als der Sohn erneut erkrankte,
Brachte ihn sein reicher Bruder
In das Irrenhaus zur Pflege,
Überließ ihn dort sich selber.

Schwägerin und reicher Bruder
Ließen ihn im Leid alleine
Und es sprach die Frau des Bruders:
Ganz egal ist mir dein Leiden!

Hört der arme Seelenkranke
Nun den Lobpreis der Familie
In den Predigten der Kirche,
Will er davon gar nichts hören.



FÜNFTER GESANG



1

Einen Protestanten kenn ich,
Dessen Tochter kann nicht schreiben,
Sie, im Alter von zehn Jahren,
Wirbelt durcheinander Lettern.

Zwar das Mädchen kann wohl lesen,
Liest unendliche Romane
Vom Geheimnisse des Todes
Und vom Wundervogel Phönix,

Aber kann nicht selber schreiben.
Und der Vater ist in Sorge:
Was soll aus dem Mädchen werden,
Soll sie einst in Armut leben?

Zwar die Psychologen fanden:
Nicht behindert ist das Mädchen,
Kann sich nur nicht konzentrieren,
Immer schweifen die Gedanken.

Eine alte Freundin kenn ich,
Zählt jetzt fast schon fünfzig Jahre,
Die hat einen Sohn, zehn Jahre
Alt ist dieser liebe Knabe,

Doch er kann nicht Lettern lesen
Und er kann nicht Lettern schreiben.
Doch er liebt so sehr die Bücher,
Selber will er Autor werden,

Schreiben lustige Geschichten,
Schreiben spannende Geschichten,
Er hat ein Gedicht gedichtet,
Das ich hier zitieren möchte:

Leiden! Überall ist Leiden!
Grauen! Überall ist Grauen!
Sterben! Überall ist Sterben!
Gräber! Überall sind Gräber!

Jesus Christus, du Sohn Gottes,
Beten will ich für die Kinder :
Treibe aus den tauben Dämon!
Treibe aus den Dämon sprachlos!

Doch von hundert deutschen Menschen
Können ganze vierzehn Menschen
Als erwachsne Menschen keine
Lettern lesen oder schreiben.


2

Ich kenn einen armen Bruder,
Der zwar glaubt an Gottes Liebe,
Der auch selber viel geliebt hat,
Der ward doch versucht zum Hasse:

Als gestorben war sein Vater,
Brach der Hass aus diesem Bruder
Und er zürnte seinem Vater
Und goss Spott auf seinen Grabstein.

Und der Vater ist erschienen
In der Mitternacht als Dämon:
Ich bin eine Arme Seele,
Leide sehr im Fegefeuer!

Bete du für meine Seele!
Sprach der Vater, doch der Bruder
War noch voll von seinem Hasse,
Wollt nicht für den Vater beten.

Und ich kenne einen Armen,
Der vergöttert hat ein Weibchen,
Der er zweimal sieben Jahre
Sklavisch diente, seiner Göttin.

Doch das Weib hat ihn verachtet,
Ihn verschmäht und ihn verspottet,
Dornen gab sie, Schlangengifte,
Ja, verfluchte gar den Armen.

Gott im Himmel, hab Erbarmen
Und erlös mich von der Liebe!
Alle Heiligen des Himmels,
Helft, erlöst mich von dem Weibe!

Er empfing die Krankensalbung,
Er empfing die Letzte Ölung,
Er ward frei von seiner Liebe,
Der Besessenheit, dem Dämon.

Nun gedacht er alter Schmerzen,
Die ihm zugefügt das Weibchen,
Wie sie ihn erniedrigt hatte,
Wie ihn fast ermordet hatte.

Und die übergroße Liebe
Und Anbetung seiner Göttin
Ward zum abgrundtiefen Hasse
Auf den fleischgewordnen Teufel.

O, er liebte diese Göttin!
O, er hasste diesen Teufel!
Hass und Liebe, diese Mischung,
Quälten seine kranke Seele.


3

Habt doch Mitleid mit dem Teufel,
Mephistopheles, der arme,
Sah enttäuscht sich seiner Hoffnung,
Als die Engel Faustus raubten.

Mephistopheles am Grabe
Sah die schönen Engelknaben,
Wirklich allerliebste Putti,
Lauter süße Jesuskinder!

Und er liebte sie von vorne,
Sah er ihre Augen strahlen,
Und er liebte sie von hinten,
Sah er nackig ihren Popo.

Und wie süß die Engel sangen,
Hohe, reine Knabenstimmen,
Diese himmlischen Kastraten
Sangen glorreich zu der Harfe.

Aber, ach, die kleinen Knaben
Übersahen ganz den Teufel
Und der arme alte Teufel
Fühlte bittren Liebeskummer.

Denkt nicht, dass der Teufel lachen
Kann in seinem Höllenfeuer,
Wenn er dreht am Spieße Hitler,
Wenn er dreht am Spieße Stalin.

Nein, der arme alte Teufel
Leidet selbst in seiner Hölle,
Unerwidert ist geblieben
Seine Liebe zu den Engeln.

Unerwidert seine Liebe,
Fühlt er bittere Verzweiflung,
Tiefe Schwermut, Depressionen,
Schließlich Suizidgedanken.

O wie ist der Feind verachtet
Von den kleinen Gottessöhnen,
Wie vergessen, wie erniedrigt,
Wie verflucht und wie gefoltert!

Ach des Teufels Liebeskummer
Füllt das Herz mir mit Erbarmen,
Doch die Engel werden niemals,
Niemals ihn vom Schmerz erlösen!


4

Könnt ihr euch das Leiden denken,
Das die Seele, tief empfindsam,
Fühlt, wenn seine besten Freunde
Rational und frostig reden?

O die Seele voller Schwermut,
Voll Verzweiflung, Depressionen,
Wenn sie fast im Wahnsinn redet,
Zynisch ist vor Schmerz geworden,

Wenn die kühle Bruder redet:
Lasse du mich doch in Ruhe
Mit dem Schmerz und der Verzweiflung,
Denn mein Weibchen auch ist traurig,

Kümmern will ich mich ums Weibchen,
Habe keine Kraft und Ruhe,
Mich um meinen Freund zu kümmern,
Auch verletzt mich dein Zynismus.

Wenn der kühle Bruder redet:
In den Evolutionen
Siegt in der Natur der Starke,
Doch der Schwache geht zugrunde.

Wenn die tief verletzte Seele
Nur noch hoffen kann aufs Sterben
Und die Ruhe in dem Grabe,
Das Verschmelzen mit der Gottheit,

Und der zweite Bruder redet
Voller höhnischem Zynismus:
Wer sich selber will ermorden,
Soll sich selber doch ermorden!

Ich und meine Glaubensbrüder
In der Sekte mussten lachen,
Weil so viele arme Seelen
Sind zu dumm, sich selbst zu töten!

Sie versuchen es mit Messern,
Sie versuchen’s mit Pistolen,
Sie versuchen’s mit Tabletten,
Aber immer überleben.

Solchen sollte man doch helfen,
Ihre Sehnsucht zu erfüllen!
Denn wer stehen will am Abgrund,
Den soll man hinunter stoßen!


5

Leiden an den Hausarbeiten
Sind unsäglich mir zuwider.
Zwar Teresa von Kalkutta
Putzte selber die Toilette,

Aber ich in meinem Hause
Sammle alle leeren Flaschen,
Alle leeren Tabaksbeutel
Und die ungewaschnen Teller,

Ungewaschne Kaffeebecher
Und die Pfannen, voll vom Fette,
Auch verdreckt die Kaffeekanne,
Voll ist längst der Abfalleimer,

Klebrig Messer sind und Gabeln
Und die Wäsche ungewaschen
Und die Herrensocken löchrig
Und die Hosen voller Erde.

Doch da kommt zu mir die Dame
Von der Wohlfahrt der Proleten,
Sechzig Jahre, Silberhaare,
Macht sie mir die Wohnung reinlich.

Neulich kam doch die Studentin,
Zählte vierundzwanzig Jahre,
Seidenglatte schwarze Haare,
Hinterm Kopf zum Zopf gebunden,

Lachend aus den braunen Augen,
Huschte flink sie wie ein Wiesel,
Sprach vom Studium des Jura
(Was ich ihr verzeihen musste),

Sprach vom Reiten ihres Hengstes
Und von ihren beiden Hunden
Und von ihrem Angestellten
Bei der Bank, von ihrem Freunde,

Und sie tat die ganze Arbeit
Und ich dachte mir verstohlen:
So ein flinkes junges Mädchen,
Gute Reiterin gewisslich.

So ein Sankt Johannisfeuer
Ich mit meinen fünfzig Jahren
Will ich nicht entstehen lassen,
Schwarze Haare sind gefährlich.


6

Lüste sind ein großes Leiden,
Wenn die Lust ist ungeordnet,
Wenn die egofreie Liebe
Ward zur selbstischen Begierde.

Einst ein Evangelikaler
Kam zu mir in meine Wohnung
Und erzählte seine Leiden,
Welche er nicht beichten wollte:

Ach, mein Vater ist katholisch,
Betet vor dem Mittagessen,
Er kommt sicher in die Hölle,
Will er sich nicht noch bekehren.

Schon als Kind ich musste beichten,
Beten: Sei gegrüßt, Maria!
Aber weil ich mich bekehrte,
Habe ich jetzt Heilsgewissheit.

Aber, ach, die Weiber, Weiber!
Gerne seh ich ja die Filme,
Wo die Männer Weiber lieben,
Aber ich will selber lieben!

Darum geh ich in Bordelle,
Um die Huren dort zu lieben.
Manche sagen, das sei Sexsucht,
Besser nähm ich mir ein Weibchen.

Also ging ich ein die Ehe.
Evangelikale gleichfalls
Ist mein Weib, war einst die Gattin
Irgendeines Katholiken.

Ich nahm das geschiedne Weibchen,
Doch jetzt hat sie sich geschieden,
Weil ich während meiner Ehe
Häufig das Bordell besuchte.

Doch was hasse ich vor allem?
Ach, das ist die Hure Babel,
Thronend auf den sieben Hügeln,
Diese ist die Kirche Romas.

Denn die geile Hure Babel
Betet an die Frau Maria!
Ach, ich hasse die Maria,
Kann ertragen nicht ihr Bildnis!

Sprach der Evangelikale
In bekehrter Heilsgewissheit,
Ging dann wieder zu den Huren,
Liebte seine neue Hure.


7

Welche Leiden litten Juden!
Schon im Neuen Testamente
Schrieb Johannes, dass die Juden
Satanas zum Vater hätten.

Und Origenes, der Lehrer
Der Ecclesia, die Juden
Überhäufte mit Beschimpfung,
Lästerung und wilden Flüchen.

Stinkend seien alle Juden,
Lüstern seien alle Juden,
Lügner seien alle Juden,
Teuflisch seien alle Juden.

Und im frommen Mittelalter
Die unheilige Triade
Ward geschaffen: Vater Satan,
Judas Sohn und Geist die Juden.

Auch die wilden Hexenweiber
Mit dem Phalluskult des Satan,
Sagte man, sie praktizieren
Einen wahren Hexen-Sabbath!

Doktor Martin Luther sagte:
Juda sollte man berauben,
Schlagt sie tot, die frechen Juden,
Die den Gottessohn gekreuzigt!

Und man warf den armen Juden
Vor, die Brunnen zu vergiften,
Die Oblaten zu vernichten
Und die Kinderlein zu opfern.

Alles dieses hat vollendet
Adolf Hitler mit den Nazis,
Der vergast Millionen Juden!
Oh wo warst du, Herr der Welten?

Heute noch die Satanisten
Preisen sich als Judas-Priester.
Und in Israel, dem Staate,
Gibt es Selbstmord-Attentäter,

Die fanatischen Muslime
Hassen Israel, die Juden,
Alle Juden zu ermorden,
Sagen sie, sei Allahs Wille.


8

Minderwertigkeitsgefühle
Haben nichts gemein mit Liebe.
Einen armen Menschen kenn ich,
Der sich nannte einst Herr Niemand!

Denn die Frau, die er begehrte,
Hat verschmäht ihn und verachtet,
Selbstbewusstsein ihm vernichtet,
Dass er ganz zunichte worden.

Da er Nichts war, war er Niemand,
Er verschenkte seine Seele
Einem Weibe, die war grausam,
Gab ihm nicht zurück die Seele.

Feierte der Mann Geburtstag,
Las er immer in der Bibel:
Weh mir, meine Mutter, warum
Hast du mich geboren, Mutter?

Wäre ich im Schoß geblieben!
Wäre ich im Schoß gestorben!
Sei verflucht der Tag im Jahre,
Da die Mutter mich geboren!

Und er wünschte sich zu sterben
Und er wollte nicht im Himmel
Eine selige Person sein,
Wollte nur in Gott verlöschen.

Von dem Ich erlöst zu werden
Und sich gänzlich aufzulösen
In dem Ozean des Lichtes,
Das war alle seine Hoffnung.

Und er dachte oft an Platon,
Dass vor der Empfängnis Psyche
Selig war im Schauen Gottes:
Warum wurde er empfangen?

Ach, wär ich doch dort geblieben,
Ein Gedanke in der Gottheit,
Wär auf Erden nicht geboren,
Ungeworden wär geblieben!

Und da diese ganze Schöpfung
Ihm war voller Schmerz und Leiden,
Wünschte er, der Schöpfer hätte
Nicht erschaffen diese Schöpfung.

So hat ihn die Frau vernichtet,
So hat Liebe ihn ermordet!
Solche Qualen bringen große
Minderwertigkeitsgefühle.



SECHSTER GESANG



1

Welch ein Leiden bringt der Mammon
Für die Gier der Eigentümer.
Alles kann man kaufen, haben,
Aber man verliert die Seele.

Denn des Konsumismus Laster
Raubt dem Menschen seinen Schatten,
Dinge hat er, nichts als Dinge,
Stoffe, aber keine Liebe.

Ist da einer krank geworden,
Wird er bei den Mammons-Sklaven
Nie Erbarmen finden, sondern
Nur die kälteste Verachtung.

Einer ist der Gott im Himmel,
Ist der Heiland Jesus Christus,
Einer ist der Gott auf Erden,
Ist der kalte Abgott Mammon.

Wer das Gold liebt, wer ihm huldigt,
Wer dem goldnen Götzen huldigt,
Der wird selber goldner Götze,
Der wird selbst zum kalten Dinge.

König Midas so begehrte,
Alles soll zum Golde werden,
Was er mit der Hand berühre,
Er erbat sich großen Reichtum.

Und er fasste an die Brote
Und sie wurden ihm zu Golde
Und er konnte sie nicht essen,
Denn das Gold kann man nicht essen.

So auch sprachen Indianer:
Wenn der letzte Baum gefällt ist,
Alles Wasser ist vergiftet
Durch die Gier nach gelbem Golde,

Merken erst die Bleichgesichter,
Dass das gelbe Gold nicht essbar.
Gott der Nordamerikaner
Ist der Dollar, dem sie trauen.

Schon die kleinen Knaben gieren
Nach Papiergeld und nach Münzen,
Und die Armen sind verachtet,
Reiche gleichen goldnen Götzen.


2

Dichterruhm ist auch ein Leiden,
So wie es Ovid ergangen,
Denn er schrieb die Kunst der Liebe,
Doch Augustus pries die Ehe.

Ja, Augustus pries in Roma
Das Gesetz der keuschen Ehe,
Doch Ovid war eher Meister
Sexueller Abenteuer.

Manche aber sagen anders,
Dass Augustus ihn verbannte
Nicht für seine Kunst der Liebe,
Sexueller Abenteuer,

Sondern weil des Kaisers Tochter,
Julia, die göttergleiche,
Ihm Geheimnisse verraten
Aus dem Bett der Kaisertochter.

Julia, die göttergleiche,
War der wahre Grund für Nasos
Schreckliches Exil am Ufer
Des verhassten Flusses Donau.

Das war nun der Ruhm des Dichters,
Dass er fern von Mutter Roma
Musste an der Donau leben
Bei illyrischen Barbaren.

Der Poet bei seinem Ruhme
Inniglich beschwor den Kaiser,
Naso doch zurückzulassen
In die ewigliche Roma.

Der Poet pries den Augustus
Neben Jupiter als Gottheit,
Doch Augustus blieb dem Flehen
Taub des Dichters im Exile.

Und so wurde seine Muse
In Illyrien zum alten
Klageweibe voller Tränen,
Die sonst sang so hocherotisch.

Ja, die Muse der Erotik
Hatte Ruhm gebracht dem Dichter,
Doch bei ihm war im Exile
Nur die Muse wilder Klagen.


3

Wen die Götter lieben, heißt es,
Diesen lassen jung sie sterben,
Denn das Leben ist ein Elend,
Langes Leben – langes Elend!

Menschen aber, die lebendig
Sind in diesem Jammertale,
Sind nicht gut dran wie die Toten,
Die sind in der ewgen Ruhe.

Besser aber als die Toten,
Die sind in dem Totenreiche,
Haben es die Ungewordnen,
Die sind noch im Geist der Gottheit.

Besser als die Ungebornen,
Die sind in dem Mutterschoße,
Haben es die Ungewordnen,
Die sind reine Ideale.

Eine alte Nonne sagte,
Die da zählte neunzig Jahre:
Letztlich, dieses Erdenleben,
Es vergeht so rasch im Fluge.

Eine junge Frau, gestorben
An dem Krebs in ihren Brüsten,
Sie auf ihrem Sterbebette
Noch empfing den Corpus Christi,

Sie ist nun erlöst vom Leiden,
Aus dem Kerker ihres Körpers
Schön befreite sich die Seele,
Ist bei Gott nun in der Freiheit.

Aber der zurückgeblieben
Ist in diesem Jammertale,
Der muss weinen um die Freundin,
Um der Freundin süße Brüste.

Dieses Leben ist ein Elend,
Wir sind alle Kinder Evas
Im Exil, in der Verbannung,
Droben nur ist unsre Heimat.

Darum hab ich große Sehnsucht,
Abzuscheiden und zu schweben
Vor dem Angesichte Gottes,
Dort nur ist das Reich der Liebe.


4

In dem Buche Hiob heißt es:
Nur wo Wasser ist in Menge,
Kann Papyrus fruchtbar wachsen.
Und das hab ich so gedeutet:

Nur wo reichlich fließen Tränen,
Da entsprießen Liebeslieder.
Nur wo Trauer ist und Leiden,
Leben Künste der Poeten.

Also sagte Vater Goethe:
Iris wird, der Regenbogen,
Angesehen auf dem Grunde
Regenfeuchter Dunkelheiten,

Also das Genie des Dichters
Braucht die Schwermut melancholisch,
Dass die Iris seiner Verse
Leuchtet auf dem dunklen Grunde.

So sprach Paul Claudel, der Dichter:
Nur die Manneslippe, dürstend
Nach den Küssen der Geliebten,
Singt die herrlichsten Gesänge.

Also sprach auch Hermann Hesse:
Einsamkeit und tiefe Sehnsucht,
Unerwidertes Verlangen,
Sind die Mütter der Poeten.

Also ist es auch ein Leiden,
Ein Poet zu sein, ein Meister,
Ihm bringt Liebe viele Schmerzen,
Leben ist ihm Seelenfolter.

Seine strahlende Geliebte
Ihm erscheint als eine Göttin,
Doch behandelt sie ihn grausam,
Ein dämonischer Sie-Teufel.

Dichters Worte, sagte Goethe,
Schweben immer leise bittend
Um des Himmels Perlenpforte,
Sich erbittend ewges Leben.

Ja, zerreißt den Dichter-Meister,
Foltert seine sanfte Seele,
Bringt er uns doch seine Schmerzen
Dar in wunderschönen Liedern.


5

Leiden gibt es, die prophetisch
Sind die Leiden des Gerechten,
Hiob litt ein solches Leiden,
Jeremia hat’s gelitten.

Jesus Christus hat gelitten
Für die Menschheit Sühneleiden
Und Maria hat gelitten
Sühneleiden mit dem Sohne.

Und es ist des Karmel Mystik,
Dass der Karmelit muss leiden,
Leiden mit den Leiden Christi,
Christi Leiden selber leiden.

Und Johannes von dem Kreuze
War gesperrt in einen Kerker,
Dahin sperrten ihn die Christen,
Ihn die lauen Katholiken.

Und Teresia von Jesus
Litt an mancher schweren Krankheit,
Litt an Flöhen, Poltergeistern,
Litt am Schlamm auf schlechten Straßen.

Und Teresia vom Kinde
Jesus und vom heilgen Antlitz
Litt am Mangel aller Hoffnung,
Wie die Gottesleugner leiden.

Benedikta von dem Kreuze
Litt in dem Vernichtungslager,
Ward ermordet von den Nazis
Als getaufte Tochter Juda’s.

Und Johannes Paul der Zweite
Litt an seiner schweren Krankheit,
Von den Feinden fast ermordet,
Litt er alles für Maria.

Und so lebt der Christus Jesus
Weiter in dem Corpus Christi
Und die Glieder seines Leibes
Noch ergänzen seine Leiden.

Denn in all dem Leid der Erde
Steht das Kreuz hoch aufgerichtet.
Heil dir, Kreuz, du bist die Hoffnung,
Heil dir, Kreuz, an dich ich glaube,

Heil dir, Kreuz, du meine Liebe,
Heil dir, Kreuz, du meine Sehnsucht,
Heil dir, Kreuz, du meine Schwachheit,
Heil dir, Kreuz, der Gottheit Zeichen!