Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

LIEDER DER LIEBE


Deutsch von Josef Maria Mayer


ERSTER TEIL


1

Schwester, Ohnegleiche!
Meine Einzige, Schwester, Ohnegleiche,
Du bist die Schönste von allen!
Sie sieht aus wie der steigende Venusstern
Zu Beginn eines glücklichen Jahres.
Bunte Lichter, schöne Haut,
Schön der Blick ihrer Augen,
Süßer die Rede ihrer Lippen,
Sie hat nicht ein Wort zu viel gesagt.
Aufrecht der Hals, glänzend die Brüste,
Das Haar blau wie Lapislazuli,
Die Arme übertreffen das Gold,
Finger wie Lotosknospen,
Schwere Oberschenkel, schmale Taille,
Ihre Beine eine Parade der Schönheit;
Mit anmutigen Schritten geht sie,
Wenn sie beschreitet den Boden,
Sie erfasst mein Herz durch ihre Bewegung.
Sie bewirkt, dass alle Männer die Hälse recken,
So strecken sie sich aus, um sie zu sehen;
Freude hat jener, der sie umarmt,
Er ist der erste der Männer!
Wenn sie draußen schreitet,
So ist sie die Sonne!


2

Mein Bruder quält mein Herz mit seiner Stimme,
Er macht, dass die Krankheit mich ergreift;
Er ist der Nachbar des Hauses meiner Mutter.
Und ich kann nicht zu ihm gehen!
Meine Mutter direkt im Laden spricht ihn an:
Gib dich zu sehen!
Es schmerzt mein Herz, an ihn zu denken,
Ich bin von der Liebe zu ihm besessen!
Wahrlich, er ist ein Narr,
Aber ich bin ihm ähnlich;
Er kennt nicht mein Wunsch, ihn zu umarmen,
Oder er würde meiner Mutter schreiben.
Bruder, bin ich dir doch versprochen,
Von der goldenen Herrin der Frauen!
Komm zu mir, dass ich deine Schönheit sehe,
Vater und Mutter werden sich freuen!
Meine Familie wird zusammen laufen,
Sie werden dich grüßen, o mein Bruder!


3

Mein Herz flattert hastig,
Wenn ich denke an meine Liebe zu dir;
Es lässt mich nicht vernünftig handeln,
Es springt von seinem Platz.
Es lässt mich nicht ruhig ein Kleidchen tragen,
Auch nicht wickeln meinen Schal um mich herum;
Ich habe keinen Glanz mehr in meinen Augen,
Ich bin auch nicht gesalbt mit Öl der Freude.
Warte nicht, geh, sagte er zu mir,
So oft ich an ihn denke;
Mein Herz, handle nicht so dumm,
Warum spielst du den Narren?
Still sitze, kommt der Bruder zu dir,
Und viele Augen sehen ihn.
Lass nicht die Leute von mir sagen:
Eine Frau ist in Liebe gefallen!
Stabil sei, wenn du an ihn denkst,
Mein Herz, nicht flattere!


4

Ich ging vor seinem Haus,
Ich fand seine Tür offen;
Mein Bruder stand bei seiner Mutter,
Und alle seine Brüder waren mit ihm.
Liebe zu ihm fängt das Herz
Von allen, die den Weg beschreiten;
Herrlicher Jüngling, der keinen seinesgleichen hat,
Bruder einzigartiger Tugenden!
Er sah mich an, als ich vorbeiging,
Und ich freute mich über ihn;
Wie mein Herz in Freude jubelte,
Mein Bruder, vor deinen Augen!
Wenn nur die Mutter wüsste, wie mein Herz fühlt,
Sie würde mich verstanden haben;
O goldene Göttin, bewahr es in deinem Herzen,
Dann werde ich zu meinem Bruder eilen!
Ich werde ihn vor seinen Gefährten küssen,
Ich würde nicht vor ihnen weinen;
Ich würde ihr Verständnis erfreuen,
Das erkenne an mir!
Ich werde ein Fest für meine Göttin machen,
Mein Herz springt;
Lass mich dich sehen, mein Bruder, heute Abend,
O Glück im Vorbeigehen!


5

Vor sieben Tagen, da sah ich meine Schwester,
Und Krankheit überfiel mich;
Ich bin schwer an allen Gliedern,
Mein Körper hat mich verlassen.
Wenn die Ärzte zu mir kommen,
Mein Herz lehnt ihre Heilmittel ab;
Die Magier sind ziemlich hilflos,
Meine Krankheit ist nicht zu erkennen.
Zu mir zu sagen: Sie ist hier –
Das würde mich wieder beleben!
Ihr Name würde mich erheben;
Ihre Boten kamen und gingen,
Das würde wieder beleben mein Herz!
Meine Schwester ist besser als alle Medizin,
Sie tut für mich mehr als alle Pillen;
Sie kommt zu mir und ist mein Amulett,
Ihr Anblick macht mich gut!
Als sie die Augen öffnete,
Mein Körper wurde wieder jung,
Ihre Gegenwart macht mich stark;
Umarmend vertreibt sie meine Krankheit.
Vor sieben Tagen, da ging sie von mir!


6

Wie gut sie weiß die Schlinge zu werfen,
Und doch nicht zu bezahlen die Viehsteuer!
Sie wirft die Schlinge auf mich mit ihrem Haar,
Sie fängt mich mit ihren Augen;
Sie bindet mich mit ihrer Halskette,
Sie brandmarkt mich mit ihrem Ring.


7

Das Herrenhaus meiner Schwester,
Mit der Tür in der Mitte ihres Hauses,
Seine Türflügel sind offen,
Der Bolzen ist gefedert,
Meine Schwester ist wütend!
Wenn ich nur zum Türhüter gemacht würde!
Dann würde ich ihre Wut auf mich lenken,
Dann würde ich hören ihre wütende Stimme,
Und ein Kind in Angst wär ich vor ihr!


8

Sesampflanzen hier beschwören uns,
Ich bin deine Schwester, deine beste;
Ich gehöre dir als dieses Fleckchen Erde,
Dass ich bepflanzt hab mit Blumen
Und duftenden Kräutern.
Süß ist sein Strom,
Gegraben durch deine Hand,
Erfrischend der Nordwind.
Ein schöner Ort, um durch ihn zu wandern,
Deine Hand in meiner Hand.
Mein Körper lebt, mein Herz frohlockt,
Wenn wir zusammen spazieren;
Deine Stimme zu hören ist wie Granatapfel-Wein,
Ich lebe, um dich zu hören.
Jeder Blick, mit dem du mich ansiehst,
Stärkt mich mehr als Essen und Trinken.


9

Es ist ihre Liebe, die gibt mir Kraft,
Meine Schwester ist die Liebe auf der anderen Seite.
Der Fluss ist zwischen unseren Körpern;
Die Gewässer sind bei Hochwasser mächtig,
Ein Krokodil wartet in den Untiefen.
Ich betrete das Wasser und trotze den Wellen,
Mein Herz ist stark über der Tiefe;
Das Krokodil scheint mir wie eine Maus,
Die Flut als Land für meine Füße.
Es ist ihre Liebe, die gibt mir Kraft,
Sie macht einen Wasser-Zauber für mich;
Ich schaue in meinem Herzen den Wunsch,
Da steht sie schon vor mir!
Meine Schwester ist gekommen, mein Herz frohlockt,
Meine Arme hab ich ausgebreitet, um sie zu umarmen;
Mein Herz kennt keine Grenzen an seinem Platz,
Ist wie die roten Fische im Teiche selig.
O Nacht, da du mein für immer sein wirst,
Nun, meine Königin ist gekommen!


10

(...)


11

Komm, mein Bruder, schwimme zu mir!
Das Wasser ist tief in meiner Liebe,
Die mich führt zu dir.

Wir sind in der Mitte des Stromes,
Ich drücke die Blumen an meine Brüste,
Die sind nackt und tropfen von Wasser.
Aber der Mond lässt sie leuchten wie die Lotusblüte.

Ich gebe dir meine Blüte,
Weil sie schön ist,
Und du hältst meine Hand
In der Mitte des Wassers.


12

Die kleine Platane,
Die sie pflanzte mit ihrer eigenen Hand,
Öffnet den Mund zu sprechen.
Ihr Rauschen ist so süß
Als wie ein Strom von Honig.
Wie schön ihre anmutigen Zweige
In ihrer Naivität!
An ihr hängen Früchte, die reif sind,
Röter als der Blut-rote Jaspis.



13

Die Liebe meines geliebten Menschen ist am anderen Ufer.
Ein Arm des Flusses liegt zwischen uns,
Und Krokodile auf den Sandbänken lauern.
Aber ich stürze ins Wasser, in die Flut;
Mein eifriges Herz trägt mich zügig über die Wellen;
Ich schwimme so sicher, als ob ich auf festem Boden ginge.
Liebe, es ist die Liebe, die gibt mir Kraft,
Sie wendet ab die Gefahren des Flusses.


15

 O, mein Gott, mein Lotus!
Der Nordwind weht.
Es ist angenehm, um den Fluss zu gehen,
Mein Herz sehnt sich, das Wasser zu betreten,
Um mit dir zu baden.
Ich lasse dich sehen meine Schönheit,
In einem Hemdchen feinstem königlichen Linnens,
Feucht von Balsam.
Mein Haar ist geflochten mit Schilf,
Ich betrete das Wasser, um bei dir zu sein,
Und verlasse es, um mich dir anzuschließen
Mit einem roten Fisch,
Er ist zwischen meinen Fingern schön,
Ich verlasse das Wasser vor dir,
Zur Betrachtung deiner Schönheit.
O mein Held, o mein Geliebter!
Komm und sieh mich an!


16

Deine Liebe zu ertragen
Tag und Nacht,
Auch während der Stunden, wenn ich schlafe,
Und wenn ich vom Tag geweckt werde!
Deine Form animiert mein Herz,
Die Sehnsucht nach deiner Stimme
Gibt mir Kraft, gibt Kraft meinen Körper,
Wenn er müde ist.
Immer werde ich sagen:
Es ist sonst niemand,
Der ist in Harmonie
Mit deinem Herzen,
Als nur ich!


17

Meine Geliebte ist gekommen!
Mein Herz freut sich!
Meine Arme sind geöffnet,
Um sie zu umarmen!
Das Herz in meiner Brust ist glücklich
Wie ein Fisch im Wasser!
O Nacht, du gehörst mir für immer,
Da meine Herrin ist zu mir gekommen!


18

Ach, wenn ihren kleinen Siegelring,
Die Begleitung von ihrem Finger,
Ich sehen würde, und ihre Liebe
Zu allen Zeiten und an jedem Tag!
Ich würde ihr Herz erobert haben.


19

Meine Geliebte ist einzigartig, Ohnegleiche,
Schöner als jede andere Frau,
Siehe, sie ist wie der Stern, der am Horizont aufsteigt,
Zu Beginn eines vielversprechenden Jahres.
Sie bewegt sich in einem Schimmer von Perfektion,
Ihr Teint ist superb,
Ihre Augen sind wunderbar verführerisch,
Auf ihrer Lippe verweilen überzeugende Worte.
Nie spricht sie ein Wort zu viel!
Ihr Hals ist schlank, groß die Brüste,
Ihr Haar ist wie Lapislazuli;
Ihre Arme sind herrlicher als Gold
Und ihre Finger wie Lotusblüten.
Ihr Gewand ist eng in um ihre Taille geschlungen.
Sie enthüllt die schönsten Beine der ganzen Welt!
Man kann sich nicht helfen, man muss
Mit den Augen ihr nachschauen, wo sie geht,
Sie ist eine unvergleichliche Göttin in Erscheinung!


20

Bin ich nicht hier mit dir?
Wo hast du dein Herz?
Solltest du nicht mir zu eigen sein?
Hat meine Tat gegen mich gezeugt?
O wie schön der Vergnügungspark,
Als du versuchtest, zu streicheln meine Schenkel!

Ist es, weil du essen willst, dass du hinzugehen gedachtest?
Ist es, weil du ein Sklave deines Bauches bist?
Ist es, weil du dich kümmerst um Kleidung?
Ich habe ein Bettlaken!
Ist es, weil du hungrig warst, dass du mich verlassen?
Dann nimm meine Brüste,
Dass ihr Geschenk kann weiter fließen zu dir!

Besser ein Tag in der Umarmung meines Bruders,
Als tausend Myriaden während der Herrschaft.


21

Ich habe nicht die Schwester gesehen,
Und so hat eine Krankheit mich überfallen.

Mein Körper ist schwer,
Vergessen von mir selbst,
Wenn der Chefarzt zu mir kommt,
Mein Herz ist nicht zufrieden mit seinen Mittelchen;
Der Priester weiß auch keinen Ausweg!
Meine Krankheit wird nicht untersucht werden.

Zu mir zu sagen: Hier ist Sie!
Das ist das, was mich wieder beleben würde;
Ihr Name ist das, was mich hochleben ließe;
Die gehen ein und aus, ihre Boten,
Sie sind es, die mein Herz wieder beleben.
Vorteilhafter für mich ist die Schwester
Als alle Mittelchen;

Sie ist für mich mehr als gesammelte Schriften!
Meine Gesundheit ist ihr Kommen!
Wenn ich sie sehe, dann ist mir wohl.
Wenn sie öffnet ihre Augen,
Mein Körper ist wieder jung!
Wenn sie spricht, dann bin ich wieder stark,
Wenn ich sie umarme,
Geht das Böse von mir weg -

Aber sie wurde von mir weggeführt vor sieben Tagen!



ZWEITER TEIL

1

GEDICHT VON DEN LILABLÜHENDEN HÜGELN

Die Sängerin sagt zu ihrer Freundin:
Er schwor: Mein Herz ist wahrhaftig,
Ich werde dich nie verlassen!
Mein Geliebter von den Hügeln,
Wo die Manai-Schlingpflanzen
Manchmal bedecken die Schultern von Elefanten,
Wenn sie einschlafen zwischen den Felsen,
Er versprach an diesem Tag,
Wenn er meine Schultern umarmte, wie groß seine Liebe zu mir.
Warum weinst du, mein lieber Freund?


2

GEDICHT VON DEN FRUCHTBAREN FELDERN UND BLÜHENDEN BÄUMEN

Die Sängerin sagt:
Glaubst du nicht, sie haben da Spatzen,
Wohin er gegangen ist,
Mit Flügeln wie verblasste Seerosen,
Die baden im Kot-Staub in den Straßen des Dorfes
Und picken Körner aus den Höfen
Und sorgen für die Rückkehr zu ihren Küken in der Traufe,
Häufig wie am Abend Einsamkeit?...


3

GEDICHT VOM JASMINWALD

Die Sängerin sagt:
Die Regenfälle sind gekommen und gegangen.
Die Hirse wuchs und jetzt sind es Stoppeln,
Es knabberten Hirsche, während die Jasminblüten sich entfalten
Daneben, entfalteten ihre Knospen zu weißen Blütenblättern
Wie einer Wildkatze Lächeln.
Der Abend kommt, parfümiert mit Jasmin,
Und bringt die Bienen zu den Knospen,
Aber siehe, er ist nicht gekommen,
Der für andere Reichtümer hinterlassen hat.


4

GEDICHT VON DER BLAUEN LOTOSKÜSTE

Die Sängerin sagt zu ihrer Freundin:
Mein Herz schmerzt, es schmerzt mein Herz!
Meine Augenlider vom Zurückhalten dieser heißen Tränen brennen!
Meine Liebe, die allein tröstet mich, doch heißt sie unwürdig
Sogar dem Mond. Mein Herz schmerzt!


5

GEDICHT VON DEM WÜSTENWEG

Die Sängerin sagt:
Furchtlos ist mein Herz gegangen
Zu meinem Geliebten, ihn zu umarmen.
Wenn seine Arme sind zu lasch, mich zu halten,
Was nützt es?
Die Abstände zwischen uns sind groß.
Muss ich an die vielen Wälder denken,
Wo tödliche Tiger aufstehen brüllend
Wie die Wellen des dunklen Ozeans,
Stand das nicht zwischen uns?
Ich wage es nicht, daran zu denken.