Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

INANNAS ABSTIEG IN DAS TOTENREICH


Deutsch von Josef Maria Mayer

Vom großen Himmel wandte sie ihre Gedanken
Auf das große Untere.
Vom großen Himmel die Göttin
Wandte ihren Kopf nach dem großen Unteren.
Vom großen Himmel Inanna wandte ihren Kopf
Nach dem großen Unteren.
Meine Herrin verließ den Himmel, verließ die Erde,
Und stieg in die Unterwelt.
Inanna verließ den Himmel, verließ die Erde,
Und stieg in die Unterwelt.

Sie gab das Amt des En auf,
Sie verließ das Amt des Lagar
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Eana in Unug
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Emuckalama in Badtibira
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Giguna in Zabalam
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Ecara in Adab
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Baragdurjara in Nibru
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Hursajkalama in Kic
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ E-Ulmac in Agade
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Ibgal in Umma
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Edilmuna in Urim
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Amacekug in Kisiga
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Eecdamkug in Jirsu
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Esig-Mecedu in Isin
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Anzagar in Akcak
Und stieg die Unterwelt.
Sie verließ Nijinjarkug in Curuppag
Und stieg in die Unterwelt.
Sie verließ Ecaghula in Kazallu
Und stieg in die Unterwelt.

Sie nahm die sieben göttlichen Kräfte.
Sie sammelte die göttlichen Kräfte
Und fasste sie mit der Hand.
Mit den guten göttlichen Kräften
Ging sie auf ihrem Weg.
Sie legte einen Turban an,
Die Kopfbedeckung für das offene Land.
Sie nahm ein Stirnband für die Stirn.
Sie hing kleine Lapislazuli-Perlen um den Hals.

Sie setzte eiförmige Zwillings-Perlen auf ihre Brust.
Sie bedeckte ihren Körper mit einem Pala-Kleid,
Dem Gewand der Weiblichkeit.
Sie legte Schminke an: Lass einen Mann kommen!
Sie legte Schminke auf die Augen.
Sie zog das Brusttuch an: Komm, Mann, komm! über dem Busen.
Sie legte einen goldenen Ring an ihre Hand.
Sie hielt den Lapislazuli-Stab in der Hand.

Inanna reiste zur Unterwelt.
Ihre Ministerin Nincubura reiste hinter ihr her.
Die heilige Inanna sagte zu Nincubura:
Komm, meine treue Dienerin,
Meine Ministerin, die schöne Worte spricht,
Meine Begleiterin, die vertrauenswürdige Worte spricht,
Ich werde dir Anweisungen geben:
Meinen Anweisungen muss gefolgt werden,
Ich werde dir etwas sagen:
Es muss beachtet werden.

An diesem Tag werde ich in die Unterwelt hinabsteigen.
Wenn ich in der Unterwelt angekommen bin,
Singe ein Klagelied für mich auf dem Ruinen-Hügel.
Schlag die Trommel für mich im Heiligtum.
Mach die Runde in den Häusern der Götter für mich.

Schlitze deine Augen auf für mich,
Zerreiße deine Nase für mich,
Schlitze deine Ohren auf für mich in aller Öffentlichkeit.
Im Privaten zerreiße dein Gesäß für mich.
Wie ein Bettler kleide dich in ein einziges Kleidungsstück,
Und ganz allein stell deinen Fuß
In das Ekur, das Haus von Enlil.

Wenn du bist im Ekur, dem Haus von Enlil,
Lass Klage ertönen vor Enlil:
O Vater Enlil, lass doch niemanden töten
Deine Tochter in der Unterwelt!
Lass nicht dein kostbares Metall legiert werden
Mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli
Dort mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht wie das Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

Wenn Enlil dir nicht hilft in dieser Angelegenheit,
Nach Urim geh, in das Emudkura in Urim,
Und wenn du Ekicnujal, das Haus von Nanna, betreten,
Lasse Klage tönen vor Nanna:
O Vater Nanna, lass doch niemanden töten
Deine Tochter in der Unterwelt!
Lass nicht dein kostbares Metall legiert werden
Mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli
Dort mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht mit dem Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

Und wenn Nanna dir nicht hilft in dieser Angelegenheit,
Nach Eridug geh in Eridug,
Und wenn du das Haus des Enki betreten hast,
Lass Klage tönen vor Enki:
O Vater Enki, lass doch niemanden töten
Deine Tochter in der Unterwelt!
Lass nicht dein kostbares Metall legiert werden
Mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli
Dort mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht mit dem Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

Vater Enki, der Herr der großen Weisheit,
Weiß um die Leben spendende Pflanze
Und das Leben spendende Wasser.
Er ist derjenige, der mich zum Leben wieder auferweckt.

Als Inanna ging zur Unterwelt,
Reiste ihre Ministerin Nincubura hinter ihr her.
Sie sagte zu ihrer Ministerin Nincubura:
Geh jetzt, meine Nincubura,
Und vernachlässige nicht die Anweisungen,
Die ich dir gegeben habe.

Als Inanna kam an den Palast,
Schob sie aggressiv die Tür der Unterwelt auf.
Sie schrie aggressiv an der Pforte der Unterwelt:
Aufmachen, Türsteher, öffne mir! Aufmachen,
Neti, öffne mir! Ich bin ganz allein,
Und ich möchte hereinkommen.

Neti, der Haupt-Türsteher der Unterwelt,
Antwortete der heiligen Inanna: Wer bist du? –
Ich bin Inanna und gehe in den Osten. –
Wenn du Inanna bist und gehst nach Osten,
Warum bist du gereist in das Land ohne Wiederkehr?
Wie hast du dein Herz auf die Straße gerichtet,
Von der ein Reisender nie wieder kommt?

Die heilige Inanna antwortete ihm:
Weil Herr Gudgalana,
Der Mann meiner älteren Schwester,
Der heiligen Ereschki-Gala,
Ist gestorben,
Um nun seiner Beerdigung Riten zu beobachten,
Bietet sie doch großzügige Trankopfer in seinem Gefolge –
Das ist der Grund.

Neti, der Haupt-Türsteher der Unterwelt,
Antwortete der heiligen Inanna:
Bleib hier, Inanna
Ich werde mit meiner Herrin sprechen,
Ich werde mit meiner Herrin Ereschki-Gala sprechen
Und ihr sagen, was du gesagt hast.

Neti, der Haupt-Türsteher der Unterwelt,
In das Haus seiner Geliebten Ereschki-Gala ging und sagte:
Meine Herrin, es ist ein einsames Mädchen draußen,
Es ist Inanna, deine Schwester,
Und sie ist am Palast angekommen.
Sie schob aggressiv die Tür der Unterwelt auf.
Sie schrie aggressiv an der Pforte der Unterwelt.
Sie hat Eana aufgegeben
Und ging in die Unterwelt hinab.

Sie hat die sieben göttlichen Kräfte genommen.
Sie hat die göttlichen Kräfte gesammelt
Und sie erfasst mit der Hand.
Sie ist auf ihrem Weg
Mit all den guten göttlichen Kräften gekommen.
Sie trägt einen Turban,
Die Kopfbedeckung für das offene Land,
Sie hat ein Stirnband um die Stirn gebunden.
Sie hat kleine Lapislazuli-Perlen um den Hals gehängt.

Sie hat zwei eiförmigen Perlen auf ihre Brüste gelegt.
Sie hat ihren Körper mit dem Pala-Kleid
Der Weiblichkeit verhüllt.
Sie hat Augenschminke aufgelegt:
Lass einen Mann kommen!
Sie hat das Brusttuch angezogen:
Komm, Mann, komm! über ihre großen Brüste.
Sie hat einen goldenen Ring an ihre Hand gelegt.
Sie hält den Lapislazuli-Stab in der Hand.

Als sie dies hörte, schlug Ereschki-Gala
An ihre Oberschenkel.
Sie biss sich auf die Lippen
Und nahm sich die Worte zu Herzen.
Sie sagte zu Neti, ihrem Haupt-Türsteher:
Komm, Neti, mein Haupt-Türsteher der Unterwelt,
Nicht vernachlässige die Anweisungen,
Die ich dir gegeben habe,
Dass wir die sieben Tore der Unterwelt verschließen,
Dann lass jede Tür des Palastes verschlossen sein.
Eröffne sie für sie,
Nachdem sie eingelassen wurde,
Und hockt sie sich hin
Und hat ihre Kleidung entfernt,
Dann werden ihre Kleider weggetragen werden.

Neti, der Haupt-Türsteher der Unterwelt,
Aufmerksam achtete auf die Anweisungen seiner Geliebten.
Er verriegelte die sieben Tore der Unterwelt.
Dann öffnete er die Türen des Palastes einzeln.
Er sagte zu der heiligen Inanna:
Komm, Inanna, und leg deine Kleider ab!

And als Inanna eingetreten,
Der Lapislazuli-Stab
Wurde aus ihrer Hand entfernt,
Als sie durch das erste Tor trat,
Der Turban, die Kopfbedeckung für das offene Land,
Wurde entfernt von ihrem Kopf.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie durch das zweite Tor trat,
Wurden die kleinen Lapislazuli-Perlen
Von ihrem Hals entfernt.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie durch das dritte Tor trat,
Wurden die zwei eiförmigen Kugeln
Von ihren großen Brüsten entfernt.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie trat durch das vierte Tor,
Wurde von ihren Brüsten entfernt das:
Komm, Mann, komm!
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie durch das fünfte Tor trat,
Wurde der goldene Ring von ihrer Hand entfernt.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden sein, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie trat durch das sechste Tor,
Der Lapislazuli-Stab wurde aus ihrer Hand entfernt.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Als sie trat durch das siebente Tor,
Das Pala-Kleid, das Kleid der Weiblichkeit,
Wurde von ihrem Körper entfernt.
Was ist das? fragte sie.
Sei zufrieden, Inanna,
Eine göttliche Macht der Unterwelt wurde erfüllt.
Inanna, du musst nicht den Mund aufmachen
Gegen die Riten der Unterwelt.

Danach kauerte sie sich hin,
Es war all ihre Kleidung entfernt,
Die Kleider waren weggenommen worden.
Dann ließ sie ihre Schwester Ereschki-Gala
Treten vor ihren Thron,
Sie saß auf ihrem Thron.
Die Anuna, die sieben Richter,
Fällten ihr Urteil über sie.
Sie sah sie an - es war der Blick des Todes.
Sie sprach mit ihr - es war die Rede des Zornes.
Sie schrie sie an - es war der Schrei der schwere Sünde.
Die betroffene Frau wurde in eine Leiche verwandelt.
Und die Leiche wurde an einem Haken aufgehängt.

Nachdem drei Tage und drei Nächte vergangen waren,
Ihre Ministerin Nincubura,
Ihre Ministerin, die schöne Worte machte,
Ihre Begleiterin,
Die vertrauenswürdige Worte spricht, sie sprach.
Sie hat durchgeführt die Anweisungen ihrer Herrin
Und nicht vergessen ihre Befehle,
Sie hat nicht vernachlässigt ihre Anweisungen.

Sie erhob eine Klage über sie
In ihren ruinierten Häusern.
Sie schlug die Trommel für sie in den Heiligtümern.
Sie machte die Runde vor den Häusern der Götter für sie.
Sie zerriss ihre Augen für sie,
Sie zerriss für sie ihre Nase.
Im Privaten sie zerriss ihr Gesäß für sie.
Wie ein Bettler hat sie sich mit Lumpen bekleidet,
Und ganz allein setzte sie ihren Fuß
In Ekur, das Haus von Enlil.

Als sie betreten hatte Ekur,
In das Haus von Enlil eingetreten war,
Klagte sie vor Enlil:
O Vater Enlil, lass doch niemanden töten
Deine Tochter in der Unterwelt!
Lass nicht dein kostbares Metall legiert werden
Dort mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli
Dort mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht mit dem Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

In seiner Wut Vater Enlil
Antwortete Nincubura:
Meine Tochter verlangte nach dem großen Himmel,
Und sie sehnte sich in die große Unterwelt hinab.
Inanna sehnte sich nach dem großen Himmel
Und sie sehnte sich in die große Unterwelt hinab.
Auch die göttlichen Mächte der Unterwelt
Sind göttliche Mächte, die Rechte haben.
Sie sollte sich nicht nach ihnen sehnen,
Denn wer dahin kommt,
Der muss in der Unterwelt bleiben.
Wer, nachdem er an diesen Ort kam,
Konnte dann erwarten, wieder aufzutauchen?

So wollte Vater Enlil in dieser Angelegenheit nicht helfen,
So ging sie nach Urim.
In der Emudkura am Urim,
Als sie Ekischnujal betreten,
In das Haus von Nanna eingetreten war,
Klagte sie vor Nanna:
O Vater Nanna, lass nicht deine Tochter
In der Unterwelt getötet werden!
Lass nicht dein Edelmetall legiert werden
Mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli dort
Mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht mit dem Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

In seiner Wut Vater Nanna
Antwortete Nincubura:
Meine Tochter verlangte nach dem großen Himmel,
Und sie sehnte sich in die große Unterwelt hinab.
Inanna sehnte sich nach dem großen Himmel
Und sie sehnte sich in die große Unterwelt hinab.
Auch die göttlichen Mächte der Unterwelt
Sind göttliche Mächte, die Rechte haben.
Sie sollte sich nicht nach ihnen sehnen,
Denn wer dahin kommt,
Muss in der Unterwelt bleiben.
Wer, nachdem er an diesen Ort kam,
Konnte dann erwarten, wieder aufzutauchen?

So Vater Nanna wollte ihr nicht helfen in dieser Angelegenheit,
So ging sie nach Eridug.
In Eridug, als sie in das Haus des Enki eingetreten,
Klagte sie vor Enki:
O Vater Enki, lass doch niemanden töten
Deine Tochter in der Unterwelt!
Lass nicht dein kostbares Metall legiert werden
Mit dem Schmutz der Unterwelt!
Lass nicht deinen kostbaren Lapislazuli
Dort mit den Steinen der Maurer verteilt werden!
Lass deinen Buchsbaum dort oben
Nicht mit dem Holz der Schreinerei zerhackt werden!
Lass nicht die junge Dame Inanna
In der Unterwelt getötet werden!

Vater Enki antwortete Nincubura:
Was hat meine Tochter getan?
Was hat sie mir besorgt?
Was hat Inanna getan?
Was hat sie mir besorgt?
Was hat die Herrin aller Länder getan?
Was hat sie mir besorgt?
Was hat die heilige Hure der Götter getan?
Sie hat mich beunruhigt!

So Vater Enki half ihr in dieser Angelegenheit.
Er nahm etwas Schmutz von der Spitze seines Fingernagels
Und schuf die Kurjara.
Er nahm etwas Schmutz von der Spitze seines anderen Fingernagels
Und schuf die Galatura.
Den Kurjara gab er die Leben spendende Pflanze.
Den Galatura gab er das Leben spendende Wasser.

Dann sprach Vater Enki
Zu den Galatura und den Kurjara:
Einer von euch streue die Leben spendende Pflanze über sie
Und der andere das Leben spendende Wasser.
Geht und lenkt eure Schritte in die Unterwelt.
Fliegt an der Tür vorbei wie die Fliegen.
Durch die Tür schlüpft wie Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschki-Gala,
Wegen ihrer Kinder liegt sie dort.
Ihre heiligen Schultern sind nicht von einem Leinentuch bedeckt.
Ihre Brüste sind nicht voll wie ein Handelsschiff.
Ihre Nägel sind wie eine Spitzhacke.
Das Haar auf ihrem Kopf ist gebündelt wie Lauch.

Wenn sie sagt: Oh mein Herz -
Du bist beunruhigt, unsere Herrin,
Oh dein Herz, so sollt ihr sagen.
Wenn sie sagt: Oh meine Leber -
Sollst du sagen: Du bist beunruhigt, unsere Herrin,
Oh deine Leber!
Sie wird dann fragen:
Wer bist du?
Im Gespräch mit dir von Herz zu Herz,
Von Leber zu Leber –
Wenn ihr Götter seid,
Lasst mich mit euch sprechen,
Wenn ihr Sterbliche seid,
Kann ein Schicksal für euch verordnet werden. -
Lasst sie dies schwören
Bei Himmel und Erde.

Sie bietet euch einen Fluss voll Wasser –
Ihr sollt es nicht akzeptieren.
Sie bietet euch ein Feld mit seinem Korn –
Ihr sollt es nicht akzeptieren.
Aber sagt zu ihr:
Gib uns die Leiche, die hängt an dem Haken!
Sie wird Antwort geben: Das ist die Leiche
Eurer Königin.
Sagt zu ihr: Ob es sich um die von unserem König handelt,
Sei es, dass es unsere Königin sei,
Gib uns die Leiche.
Sie wird euch die Leiche, die hängt am Haken, geben.
Einer von euch bestreut sie mit der Leben spendenden Pflanze
Und der andere mit dem Leben spendenden Wasser.
So lasst Inanna auferstehen!

Die Galatura und die Kurjara
Aufmerksam achteten auf die Anweisungen des Enki.
Sie huschten durch die Tür wie die Fliegen.
Sie schlüpften durch die Tür wie Phantome.
Die Mutter, die gebar, Ereschki-Gala,
Wegen ihrer Kinder lag sie da.
Ihre heiligen Schultern waren nicht von einem Leinentuch bedeckt.
Ihre Brüste waren nicht voll wie ein Handelsschiff.
Ihre Nägel waren wie eine Spitzhacke.
Die Haare auf dem Kopf waren gebündelt wie Lauch.

Als sie sagte: Oh mein Herz -
Sagten sie zu ihr:
Du bist beunruhigt, unsere Herrin, oh dein Herz!
Als sie sagte: Oh meine Leber -
Sagten sie zu ihr:
Du bist beunruhigt, unsere Herrin, oh deine Leber!
Dann fragte sie:
Wer seid ihr?
Ich rede mit euch von Herz zu Herz,
Von Leber zu Leber –
Wenn ihr Götter seid, ich will mit euch reden,
Wenn ihr Sterbliche seid,
Kann ein Schicksal verordnet werden für euch.
Ich schwöre euch bei Himmel und Erde.

Ihnen wurde ein Fluss mit Wasser angeboten –
Sie haben es nicht akzeptiert.
Ihnen wurde ein Feld mit Korn angeboten –
Sie haben es nicht akzeptiert.
Sie sagten zu ihr:
Gib uns die Leiche, die hängt am Haken.
Die heilige Ereschki-Gala antwortete
Den Galatura und den Kurjara:
Die Leiche ist die eurer Königin.
Sie sagten zu ihr: Ob es die unsres Königs ist,
Oder die unserer Königin, gib sie uns.
Ihnen wurde die Leiche, die hing am Haken, gegeben.
Einer von ihnen bestreute sie
Mit der Leben spendenden Pflanze
Und der andere mit dem Leben spendenden Wasser.
Und so ward Inanna auferweckt!

Ereschki-Gala sagte
Zu den Galatura und den Kurjara:
Bring deine Königin ins Licht,
Ihre Kleider wurden beschlagnahmt.
Inanna, nach Enkis Anweisungen,
Wollte aus der Unterwelt aufsteigen.
Aber als Inanna wollte aus der Unterwelt aufsteigen,
Ergriffen die Anuna sie:
Wer ist jemals aufgestiegen aus der Unterwelt,
Ist aufgestiegen aus der Unterwelt unversehrt?
Wenn Inanna will aus der Unterwelt aufsteigen,
Lasse sie einen Ersatz für sich selbst.

So als Inanna die Unterwelt verließ,
Die eine ging mit ihr,
Sie ließ nicht die Ministerin zurück,
Sie hielt ein Zepter in der Hand,
Die eine ging hinter ihr,
Wenn auch keine Eskorte sie führte,
Eine Keule an der Hüfte,
Während die kleinen Dämonen,
Wie ein Rohr,
Und die großen Dämonen,
Wie ein Zaun,
Hielten sie fest auf allen Seiten.

Jene, die sie begleiteten,
Diejenigen, die Inanna begleiteten,
Hatten nichts zu essen, hatten nichts zu trinken,
Aßen kein Mehl des Speiseopfers
Und tranken kein Trankopfer.
Sie akzeptieren keine angenehmen Geschenke.
Sie haben nie die Freuden der ehelichen Umarmung genossen,
Nie irgendwelche süßen Kinder geküsst.
Sie reißen die Frau aus eines Mannes Umarmung.
Sie schnappen den Sohn von eines Mannes Knie.
Sie machen die Braut das Haus verlassen
Und verlassen den Schwiegervater.
Sie nehmen die Frau aus eines Mannes Umarmung.
Sie nehmen das Kind, das hängt an einer Amme Brüsten.
Sie zerquetschen keinen scharfen Knoblauch.
Sie essen keinen Fisch, sie essen keinen Lauch.
Sie waren es, die Inanna begleiteten.

Nachdem Inanna aus der Unterwelt aufgestiegen war,
Warf Nincubura sich zu ihren Füßen
An der Tür des Palastes.
Sie saß im Staub
Und war bekleidet mit einem schmutzigen Kleid.
Die Dämonen sagten zur heiligen Inanna:
Inanna, geh in deine Stadt,
Wir werden sie zurücknehmen.

Die heilige Inanna antwortete den Dämonen:
Das ist meine Ministerin für schöne Worte,
Meine Begleitung von vertrauenswürdigen Worten,
Die nicht vergessen meine Anweisungen
Und nicht vernachlässigt die Aufträge,
Die ich ihr gegeben.
Sie erhob eine Klage für mich auf den Ruinen-Hügeln.
Sie schlug die Trommel für mich in den Heiligtümern.
Sie machte die Runde vor den Götter-Häusern.
Für mich hat sie zerrissen ihre Augen,
Zerrissen ihre Nase für mich,
Sie zerriss ihre Ohren für mich in der Öffentlichkeit.
Im Privaten zerriss sie ihren Po für mich.
Wie ein Bettler hüllte sie sich in Lumpen.

Ganz allein leitete sie ihre Schritte
Nach Ekur, in das Haus des Enlil,
Und nach Urim, in das Haus des Nanna,
Und nach Eridug, in das Haus des Enki.
Sie weinte vor Enki.
Sie brachte mich wieder zum Leben.
Wie könnte ich sie euch übergeben?
Lasst uns gehen.
Gehen wir nach Sigkurcaga in Umma.

In Sigkurcaga in Umma, da war Cara
In seiner eigenen Stadt,
Er warf sich ihr zu Füßen.
Er hatte in dem Staub gesessen
Und kleidete sich in einem schmutzigen Kleid.
Die Dämonen sagten zur heiligen Inanna:
Inanna, geh in deine Stadt,
Wir werden ihn nehmen.

Die heilige Inanna antwortete den Dämonen:
Cara ist mein Dichter,
Meine Maniküre und mein Friseur,
Wie könnte ich ihn dir überlassen?
Lasst uns gehen, lasst uns gehen.
Nach Emuckalama in Bad-tibira wollen wir gehen.

In Emuckalama in Badtibira,
Da war Lulal in seiner eigenen Stadt,
Er warf sich ihr zu Füßen.
Er hatte in dem Staub gesessen
Und kleidete sich in ein schmutziges Gewand.
Die Dämonen sagten zur heiligen Inanna:
Inanna, geh in deine Stadt,
Wir werden ihn nehmen.

Die heilige Inanna antwortete den Dämonen:
Lulal folgt mir zu meiner Rechten und meiner Linken,
Wie könnte ich ihn dir überlassen?
Lass uns gehen.
Gehen wir zum großen Apfelbaum
In der Ebene von Kulaba.

Sie folgten ihr zum großen Apfelbaum
In der Ebene von Kulaba.
Es war da Dumuzi bekleidet
Mit einem prächtigen Gewand
Und prächtig auf einem Thron sitzend.
Die Dämonen packte ihn dort
An seinem Oberschenkel.
Die sieben Dämonen gossen die Milch aus seiner Kanne.
Die sieben Dämonen schüttelten ihre Köpfe.
Doch Inanna würde es nicht zulassen,
Der Hirte spielt das Rohr und blies die Flöte vor ihr.

Sie sah ihn an - es war der Blick des Todes.
Sie sprach zu ihm - es war die Rede des Zornes.
Sie schrie ihn an - es war der Schrei der schweren Sünde:
Wie viele noch wollt ihr wegnehmen?
Die heilige Inanna gab
Dumuzi, den Hirten, in ihre Hände.

Jene, die sie begleitet hatten,
Die wegen Dumuzi gekommen waren,
Hatten nichts zu essen, hatten nichts zu trinken,
Sie aßen kein Mehl des Speiseopfers,
Sie tranken kein Trankopfer.
Sie haben nie die Freuden der ehelichen Umarmung genossen,
Nie irgendwelche süßen Kinder geküsst.
Sie schnappen den Sohn von eines Mannes Knie.
Sie machen die Braut das Haus verlassen
Und verlassen ihren Schwiegervater.

Dumuzi stieß einen Schrei aus und wurde sehr blass.
Der Junge hob die Hände zum Himmel, zu Utu:
Utu, mein Schwager bist du,
Ich bin zu dir in Beziehung getreten durch Heirat
Und brachte Butter in das Haus deiner Mutter
Und brachte Milch in Ningals Haus
Und nun sind meine Hände gefangen in der Schlange.
Meine Hände und meine Füße sind in der Schlange.
Werfe sie vor die Füße,
So kann ich den Dämonen entkommen,
Lass sie mich nicht festhalten.

Utu akzeptierte seine Tränen.
Die Dämonen konnten nicht festhalten Dumuzi.
Utu befreite Dumuzid von der Schlange.
Er befreite seine Füße von der Schlange.
Dumuzi entkam den Dämonen.
Aber sie beschlagnahmten ihn, Dumuzi,
Der heiligen Inanna brach ihr Herz!

Die heilige Inanna weinte bitterlich um ihren Ehemann.
Sie riss an ihren Haaren wie an Gras,
Sie riss sie aus wie Gras.
Ihr Frauen, die ihr in eurer Männer Umarmung liegt,
Wo ist mein kostbarer Mann?
Ihr Kinder, die ihr in eurer Väter Umarmung liegt,
Wo ist mein liebes Kind? Wo ist mein Mann?
Wo? Wo ist mein Mann? Wo?

Eine Fliege sprach zur heiligen Inanna:
Wenn ich dir zeige, wo dein Mann ist,
Was wird mein Lohn sein?
Die heilige Inanna antwortete der Fliege:
Wenn du mir zeigst, wo mein Mann ist,
Ich will dir dann dieses Geschenk geben:
Ich werde decken den Tisch für dich.
Die Fliege half der heiligen Inanna.
Die junge Dame Inanna verordnet das Schicksal der Fliege:
Im Bier-Haus und in der Taverne kann sie speisen und trinken,
Du wirst leben wie die Söhne der Weisen.
Jetzt Inanna hatte dieses Schicksal verordnet
Und so kam es und so geschah es.

Und Inanna weinte.
Sie kam mit der Schwester
Und hielt sie an der Hand:
Jetzt, ach, mein Geliebter,
Du wirst für ein halbes Jahr
Bei meiner Schwester leben
Und die andere Hälfte des Jahres
Wirst du leben bei mir:
Wenn man nach dir verlangt,
An diesem Tag wirst du bleiben,
Wenn deine Schwester dich fordert,
Auf dass du eines Tages freigelassen wirst.
So die heilige Inanna gab als Ersatz den Dumuzi.

O heilige Ereschki-Gala –
Süß ist dein Lobpreis.