Poem von Josef
Maria Mayer
ERSTER GESANG
Bruder Markus ging
alleine
In der Nacht auf dem
Gebirge
Und er sah die volle
Luna
Schwimmen durch die
dunklen Wolken.
Und da standen
Silberbuchen,
Drunter wuchsen
Donnerdisteln,
Und des Nachts im
weiten Weltraum
Drehte sich die Axis
Mundi.
Und es war ein
Liebesflüstern
In den dunkelgrünen
Wäldern
Und es hauchte
Liebesseufzer
Aus dem All die keusche
Luna.
Bruder Markus ging am
Stabe,
Ging an seinem
Hirtenstabe,
An der Spitze seines
Stabes
Schaukelte die
Pilgermuschel.
Bruder Markus dachte,
dachte,
Was der Sinn sei seiner
Dichtkunst
Und er hörte einen
Engel
Lehren von der frommen
Dichtkunst:
Menschen leben sonst in
Massen,
Gottlos leben
Narrenhaufen,
Doch der Dichter ist
persönlich
Schon zum wahren Selbst
geworden.
Was der Bankmann mit
dem Gelde,
Der Jurist mit dem
Gesetz tut,
Das sind nur
Notwendigkeiten,
Uns das Leben hier zu
fristen.
Aber eines Dichters
Träume,
Seine Schönheitsideale,
Seine Liebe und sein
Leben
Zeigen uns den Sinn des
Lebens.
Dichter sind Person
geworden,
Individuen, besonders,
Nicht wie Bürger, wie
Philister,
Sondern manchmal wie
Verrückte!
Aber der verrückte
Dichter
Gibt das Zeugnis seines
Lebens
Als Prophet im eignen
Lande,
Dem doch keiner
lauschen möchte.
Und der Engel schwieg
und Markus
Weiter ging durchs
dichte Dunkel,
Aber in der Ferne
Lichter
Leuchteten wie weiße
Kerzen.
Näher trat der
Wandrer, schaute
Eine heilige Kapelle.
Dieses Kloster auf dem
Berge
War wie eine Burg aus
Felsen.
Draußen vor dem
Felsenkloster
War ein großer grüner
Garten,
Eichen standen da und
Buchen,
Apfelbäume,
Pflaumenbäume.
Bruder Markus dabei
dachte
An ein Heilungswunder
Jesu,
Der den Blinden fast
geheilt hat
Und der Blinde sah
durch Nebel
Menschen gehen um wie
Bäume,
Und der Blinde sprach
zu Jesus:
Menschen sehe ich wie Bäume
Menschen sehe ich wie Bäume
Wandeln durch den
grünen Garten.
Nämlich dort in
Prozessionen
Bruder Markus schaute
Knaben,
Allesamt in weißen
Kleidern,
Kerzen in den Händen
haltend,
Kleine Glöckchen
klangen leise
Und ein Heiligtum
erstrahlte
Lichter als die
Doppel-Sonne
In des Weltraums fernen
Weiten.
Und die Knaben zogen
singend
Mit der weißen
Sonnenscheibe
In dem Dunkel durch den
Garten
Und es läuteten die
Glöckchen.
Als der Knabenchor
verschwunden
War im dunklen
Burggemäuer,
Trat der fromme Bruder
Markus
An die Pforte der
Kapelle.
Montsalvat stand dort
geschrieben,
Sei willkommen jeder
Waller,
Jeder Pilger auf der
Erde,
Pilgernd nach dem
Himmelreiche.
Bruder Markus klopfte
dreimal
An die Pforte, und ein
Alter
Öffnete die
Klosterpforte,
Ließ herein den
Erdenwaller.
ZWEITER GESANG
Bruder Markus war im
Kloster,
Droben in der
Bergkapelle,
Und der Alte führte
lächelnd
In den Saal ihn ein,
den lichten.
An der Wand im Osten
sichtbar
Ein Altargemälde,
nämlich
War ein Kreuz zu sehen,
aber
Nicht das nackte Kreuz
alleine,
Sondern dieses Kreuz
umschlungen
War von einer roten
Rose.
Seid ihr Rosenkreuzer
etwa?
Fragte Markus jenen
Alten.
Und der Alte sagte
leise:
Der Erlöser auf dem Blute
Der Erlöser auf dem Blute
Hat ja eine
Weggefährtin,
Miterlöserin ist jene.
Der Erlöser auf dem
Blute
Wird symbolisiert im
Kreuze,
Da sein Tod den Tod
besiegte,
Da sein Blut die Sünden
tilgte.
Miterlöserin genannt
wird
Die geheimnisvolle
Rose,
Denn sie ist zum Neuen
Adam
Brautgenossin, Neue
Eva.
Aber das ist ein
Geheimnis,
Das nur wenige
verstehen.
Doch wir haben junge
Ritter,
Die sich weihten ganz
der Rose,
Welche diese rote Rose
Miterlöserin anrufen
Als Erlöserin des
Mannes
Durch den Dorn in ihrem
Herzen.
Diese sind die
Minneritter,
Die der roten
Kreuzesrose
Leib und Seele gänzlich
weihten
Und der Neuen Eva
dienen.
Bruder Markus nickte
wissend
Und er sprach: Bedürfen
Ritter
Doch der höchsten
Minnedame,
Die allein sie kann
erlösen.
In der Mitte dieses
Saales
War zu sehen eine
Tafel,
War ein runder Tisch,
war eine
Eingesetzte Tafelrunde.
An dem Tische standen
Stühle,
Zwölf geschnitzte
Ritterstühle
Und als dreizehnter ein
Thronstuhl,
Der war größer als
die andern.
Bruder Markus fragte
leise
Nach der heimlichen
Bedeutung
Dieser Stühle, die da
standen,
Dieses Thronstuhls, der
da glänzte.
Und der Alte sagte
lächelnd:
Diese Stühle, diese zwölfe,
Diese Stühle, diese zwölfe,
Die symbolisieren
bildlich
Alle Religion der
Menschheit.
Doch der dreizehnte,
der Thronstuhl,
Der symbolisiert den
Glauben,
Den Gehorsamsakt des
Glaubens
Auf die Offenbarung
Gottes.
Auf den Stühlen, auf
den zwölfen,
Sitzen Ritter dieses
Tempels.
Alle sollst du kennen
lernen,
Ihren Glaubenslehren
lauschen.
Alle wohnen um den
Tempel
Rings verstreut in
Einsiedleien,
Einen nach dem andern
mögest
Du besuchen in der
Hütte.
Alle haben Samenspuren,
Die die Weisheit weit
verstreute,
Lausche ohne
Vorurteile,
Schau die Samen an der
Weisheit.
Doch der Dreizehnte der
Stühle,
Voller Glorie dieser
Thronstuhl,
Der gehört dem Einen
Meister,
Alle andern sind
Gesellen.
Diesen einen unsern
Meister
Sollst du schließlich
kennen lernen.
Und sein Name ist
Humanus,
Leider krank ist unser
Meister.
Leidend liegt der
höchste Meister
Fast gelähmt im
Krankenbette,
Doch er opfert seine
Leiden
Zur Bekehrung aller
Sünder.
DRITTER GESANG
Bruder Markus sprach
zum Alten:
Wer ist jener Mann Humanus?
Du erzähle mir sein Leben,
Wer ist jener Mann Humanus?
Du erzähle mir sein Leben,
So dass ich ihn kennen
lerne.
Und der Alte sagte
lächelnd:
Achtzig Jahre lang im Schoße
Achtzig Jahre lang im Schoße
Seiner Mutter war er,
wollte
Nicht geboren sein auf
Erden.
Als die Mutter ihn
geboren,
Waren seine Augenbrauen
Weiß vom Silberhaar
der Weisheit,
Weise ist er schon
geboren.
Als er war ein kleines
Kindlein,
Sog so stark er an den
Brüsten
Seiner Mutter, dass der
Milchstrom
Spritzte weißlich an
den Himmel.
Als er lag in seiner
Wiege,
Nahten sich zwei lange
Schlangen,
Wollten ihn erwürgen,
aber
Er zerriss die
Schlangen lachend.
Als er war ein kleiner
Knabe,
Ging er auf dem
Regenbogen
Froh spazieren mit den
Freunden,
Abgestürzt sind seine
Freunde.
Wenn er sah ein totes
Hühnchen
In dem Garten seiner
Mutter,
Auferweckte er das
Hühnchen,
Er erweckte es vom
Tode.
Modellierte er ein
Täubchen
Aus dem Lehm der Mutter
Erde,
Hauchte an das Täubchen
tönern
Und es flatterte zum
Himmel.
Einmal hat er gar
erfunden
Eine schlichte
Schildpattleier
Und erfunden auch die
Flöte
Und er blies die
Doppelflöte.
Sah er aber andre
Knaben,
Die besessen von dem
Dämon,
Mit dem Zeigefinger
Gottes
Er befreite sich vom
Dämon.
Als er war ein schöner
Jüngling,
Hing neun Nächte er im
Baume,
In dem Baum, den Kopf
nach unten,
Bis er Vögel sprechen
hörte.
Er verstand die
Vogelsprache
Und er predigte den
Vögeln.
Wenn er einen Fels
betreten,
Bat den Fels er um
Verzeihung.
Als ein junger Mann
versammelt
Er die armen
Straßenkinder
Um sich, jedem Arbeit
gebend,
Auch erzog er sie im
Glauben.
Und da traf er einen
Knaben,
Der die Schrift nicht
lesen konnte
Und nicht Lettern
schreiben konnte,
Und er fragte: Was denn
kannst du?
Und der Knabe sagte
schüchtern:
Pfeifen kann ich wie ein Meister!
Sprach Humanus: Also pfeifst du
Pfeifen kann ich wie ein Meister!
Sprach Humanus: Also pfeifst du
Alle Knaben mir
zusammen.
Wenn Humanus ging
alleine,
So ward immer er
begleitet
Von dem grauen
Straßenhunde,
Der ihm einmal
zugelaufen.
Als er zählte dreißig
Jahre,
Gründete er dieses
Kloster,
Weihte es der Weisheit
Gottes
Und dem Frieden, der
Versöhnung.
Als gegründet er das
Kloster
Und sich selber Gott
geweiht hat,
Hat ihn Gott der Herr
geschlagen
Und ein Teufel ihn
geohrfeigt.
Und in seinem Fleische
steckte
Ein geheimnisvoller
Pfahl, das
War in seinem
Todesleibe
Eine unerklärte
Krankheit.
Dreimal bat er Gott den
Höchsten,
Ihn vom Teufel zu
befreien.
Doch der Herr ihn nicht
erhörte,
Weiter ohrfeigt ihn der
Teufel.
Doch er opfert seine
Krankheit
Für das Seelenheil der
Sünder,
Für das Glück der
armen Seelen
Und zum Troste seiner
Dame.
VIERTER GESANG
Vater ist sie nicht,
die Gottheit,
Sondern Mutter aller
Wesen,
Tao heißt die
Mutter-Gottheit,
Sie ist Weg und alte
Weisheit.
Also sprach zu Bruder
Markus
In der Einsiedlei der
Ritter,
Der studiert den
Taoismus,
Diese Religion aus
China.
Wie ich im I Ging
gelesen,
Ist die ganze Welt
gebildet
Aus dem männlich
Positiven
Und dem weiblich
Negativen.
Yin und Yang wird das
betitelt,
Licht und Schatten sind
die beiden
Kräfte, die sind
männlich, weiblich,
Die die ganze Schöpfung
bilden.
Doch hervor sind sie
gegangen
Aus dem Urprinzip, dem
Tao,
Diesem unfassbaren
Einen,
Namenlosem,
Grenzenlosem.
Dieses Urprinzip der
Dinge
Ist Zusammenfall in
Einem,
Aller Gegensätze
Doppel
Fällt im einen Eins
zusammen.
Dieses
übertranszendente
Einheitswesen ist die
Gottheit,
Welche ist
undefinierbar,
Unerkennbar,
unergründbar.
Tao ist das
Urgeheimnis,
Tao, unaussprechlich
dunkel.
Was man sagen kann von
Tao,
Das ist nicht das wahre
Tao.
Lao Tse hat dies
beschrieben
In dem Buch von Te und
Tao,
Dieses Buch ist
philosophisch,
Voll geheimer dunkler
Sprüche.
Christenmissionare
lieben
Sehr das Buch von Te
und Tao,
Aber haben sie gelesen,
Tao ist die Große
Mutter?
Alle Menschen sind so
fröhlich,
Gehen zu der
Frühlingsfeier,
Ich allein bin traurig,
traurig,
Doch ich lieb die Große
Mutter.
Bei Musik und Speise
bleiben
Alle Narrenmenschen
stehen,
Aber spricht man von
dem Tao,
Will kein Menschenohr
mehr hören.
Alle sind so klar und
deutlich,
Himmel ehren sie als
Vater,
Ich allein bin traurig,
traurig,
Doch ernährt mich
Mutter Tao.
Tschuang Tse hat auch
geschrieben
Von dem Tao, dieser
Weisheit,
Die in Himmel lebt und
Erde
Und im Inneren des
Menschen.
Huang Di, der Gelbe
Kaiser,
Fand die Perle auch des
Tao,
Er verschwand im
Großen-Ganzen,
Er verschwand im
Runden-Einen.
Und die Königin der
Feen
Hsi Wang Mu hat auch
gefunden
Mutter Tao auf dem
Kunlun,
In dem
Paradiesesgarten.
Acht Unsterbliche in
China
Haben Tao auch gefunden
Auf der schönen Insel
Penglai
In dem Gelben Meer im
Osten.
Hast erkannt du Mutter
Tao,
Soll nur Tao noch
geschehen.
Zeichne du dich aus
durch Wu-Wei,
Durch das
weisheitsvolle Nicht-Tun.
Lass du Tao nur
geschehen
In Natur und in dem
Menschen,
Und das Gelbe Reich der
Mitte
Findet seinen
Himmelsfrieden.
Und der Ritter lächelt
weise,
Bruder Markus war
verwundert,
Daß der Glaube an die
Mutter
Diesen Ritter selig
machte.
Bruder Markus nahm vom
Ritter
Abschied, doch er blieb
in China,
Denn der andre Ritter
dachte
Allezeit an Vater
Himmel.
FÜNFTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der Konfuzius
studierte.
Siehe, sprach der
Tiefgelehrte,
Im I Ging will ich
studieren,
Bis das Buch ist ganz
zerblättert,
Ja, mein Leben lang
studier ich
Das I Ging, die
Kommentare,
Die Konfuzius
geschrieben.
Alle Bücher will ich
lesen,
Die gehören zu dem
Kanon.
Ja, ich liebe sehr die
Oden,
Liebe sehr das Buch der
Lieder.
Nämlich auch die
Liebeslieder
In dem alten Buch der
Oden
Haben mystische
Bedeutung,
Allegorisch sind zu
deuten.
Und in den Annalen les
ich,
Lenz-und-Herbst-Annalen,
weiter
Die Urkunden auch
studier ich
In der Schule der
Gelehrten.
Im Li Gi, dem Buch der
Sitte,
Ich studiere Pädagogik,
Die Musik ich auch
studiere,
Die Konfuzius geliebt
hat,
Nicht die sinnlichen
Musiken
Aus dem Süden, Tanz
und Rhythmus,
Nein, die geistigen
Musiken
Aus dem Norden, rein
und heilig.
Ich studiere die
Gespräche
Unsres Meisters mit den
Jüngern
Und von Menzius die
Schriften,
Der die Menschenliebe
lehrte.
Nämlich Menzius
behauptet,
Daß die große
Menschenliebe
Und Gerechtigkeit im
Innern
Der Natur des Menschen
lebe.
In der Schule der
Gelehrten
Ich studiere, lerne,
lerne,
Eitel ist es, viel zu
lernen,
Ohne selber
nachzudenken.
Unsre Ahnen wir
verehren,
Ihre Seelen sind
unsterblich.
Und wir opfern unsern
Ahnen
Bei den Riten vor dem
Schreine.
Tugenden des Altertumes
Üben wir in neuern
Zeiten,
Menschlichkeit vor
allem üben
Wir als innerliche
Tugend.
Zu der Menschlichkeit
gesellt sich
Die Gerechtigkeit, die
Sitte,
Weisheit suchen wir vor
allem,
Gütig suchen wir zu
leben.
Unsre Pflichten wir
beachten,
Sind loyal zu weisen
Herrschern,
Halten treulich zu den
Riten,
Die die Alten
überliefert.
Pietätvoll unsre
Kinder
Ehren Vater, ehren
Mutter,
Und sie opfern ihren
Eltern,
Wenn die Eltern sind
gestorben.
Fleißig sind wir stets
im Lernen,
In der Schule der
Gelehrten
Hochgeachtet ist das
Lernen,
Aber noch viel mehr das
Denken.
Ist die Seele so
geordnet
In den Übungen der
Tugend,
Die Familie ist
geordnet
In den strengen
Hierarchien.
So ist auch das Dorf
geordnet,
Sind geordnet die
Provinzen,
Gut geht es dem Reich
der Mitte
Und der Kosmos ist
geordnet.
Doch Lu Xun, der freche
Dichter,
Sagte, dass die alte
Tugend,
Die Konfuzius gelehrt
hat,
Menschenfresserei sei
ähnlich.
Der Diktator und die
wilden
Roten Garden dann
zerstörten
Alle Pietät und Tugend
Und die Ordnungen des
Reiches.
Heute wieder die
Gelehrten,
Unter ihnen junge
Christen,
Sie studieren in den
Büchern,
Die Konfuzius
gesammelt.
SECHSTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der die Lehre Buddhas
schätzte.
Der Buddhist und
Philosoph sprach
Von Siddartha, von
Gautama.
Als der Prinz war
neunundzwanzig
Jahre alt, sonst
wohlbehütet,
Sah er vorm Palast des
Königs
Die Gebrechlichkeit der
Menschheit.
Und es sah der Sohn des
Königs
Einen Krüppel, stark
behindert.
Fragte er: Was ist ein
Krüppel?
Hörte er: Das ist die
Krankheit.
Sah er einen kleinen
Knaben,
Der da bettelte vor
Hunger.
Fragte er: Was ist die
Armut?
Hörte er: Das ist das Leiden.
Hörte er: Das ist das Leiden.
Und er sah ein altes
Weiblein,
Das verstorben in der
Gosse.
Fragte er: Was ist das
Sterben?
Hörte er: Das ist der
Teufel.
Und Siddartha, der
Gautama,
Religionen er studierte
Und die
Philosophenlehren
Und sehr lange
meditierte,
Bis er unterm
Feigenbaume,
Unterm
Ficus religiosa,
Ist erwacht, und er
erkannte
Wahrheit, vierfach
reine Wahrheit.
Buddha selbst ist keine
Gottheit,
Seine Lehre stammt von
Gott nicht,
Sie ist keine
Offenbarung,
Sondern Schau beim
Meditieren.
Dieses ist des Buddha
Wahrheit,
Daß das Leben ist ein
Leiden,
Die Personen,
Existenzen,
Existierend alle
leiden.
Alle Leiden aber
stammen
Aus der Gier und aus
dem Hasse
Und aus der
Verblendung, diese
Drei nennt er die
Lebensgifte.
Alles Leiden überwindet
Man allein, wenn man
beseitigt
Diese Lebensgifte,
nämlich
Gier und Hass und die
Verblendung.
Und der Weg zur
Überwindung
Ist der Pfad der Lehre
Buddhas.
Achtfach ist der Pfad
der Lehre,
Lehre ists der
Selbsterlösung.
Alle Kreaturen kreisen
In Samsara, in dem
Weltrad,
Weltrad der
Inkarnationen
Und der
Reinkarnationen.
Aus dem Weltrad wird
erlöst nur,
Wer ein ethisches
Verhalten
Übt und Tugenden,
Versenkung,
Mitgefühl und tiefe
Weisheit.
Wer entkommen dem
Samsara,
Wird verlöschen im
Nirwana,
Ist kein Paradies der
Gottheit,
Ist das Nichts nicht
der Vernichtung.
Frei von aller
Ich-Verhaftung
Löst sich auf das
leere Nicht-Selbst
In dem ungewordnen
Zustand
Ungewordener
All-Einheit.
In der Lehre Buddhas
gibt es
Keine Gottheit, alles
schaffend,
Die Unsterblichkeit der
Seele
Ist nur Illusion und
Täuschung.
Ja, es gibt im
Menschen-Innern
Auch kein Selbst, das
wär beständig,
Sondern Menschen sind
ein Nicht-Selbst,
Und in Reinkarnationen
Nach dem karmischen
Gesetze
Der Vertilgung aller
Sünden
Neugeboren wird das
Selbst nicht,
Denn es gibt kein
Selbst des Menschen.
Diese Weisheitslehre
Buddhas,
Sie ist
Philosophenlehre,
Keine Religion, denn
Buddha
Nicht erkannte eine
Gottheit.
Dieser Weg der Lehre
Buddhas
Soll durch stetes
Meditieren
Und durch das Erwachen
schließlich
Einen Menschen ganz
erlösen.
SIEBENTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der der Lehre Buddhas
folgte
Nach der Art des Großen
Wagens
Und zum Boddisattwa
betet.
Und er saß vor der
Ikone
Der buddhistischen
Madonna,
Der chinesischen
Madonna,
Guan Yin, der
Mitleidsgöttin.
Und er sprach zu Bruder
Markus:
Als im großen zweiten Weltkrieg
Als im großen zweiten Weltkrieg
Japan bombadierte
Taiwan,
Da ist Guan Yin
erschienen
Über Taiwan und
beschützend
Breitete sie aus den
Mantel
Mütterlichen
Allerbarmens,
Mutter der
Barmherzigkeiten.
Guan Yin, ein junges
Mädchen,
Göttlich-weiblich,
schön und lieblich,
Voller Anmut ist ihr
Antlitz
Und sehr liebevoll ihr
Lächeln,
Zärtlich blicken ihre
Augen
Voll Barmherzigkeit
nach unten,
Kusslich sind die roten
Lippen,
Sehr charmant umspielt
vom Lächeln.
Auf dem Haupte ihre
Krone
Hält sie mit der
schlanken Rechten,
Mit der schlanken
Linken hält sie
Eine rosa Lotosblume.
Diese rosa Lotosblume
Hält sie zwischen
ihren Brüsten,
Sie symbolisiert das
reine
Herz der Muttergottes
Chinas.
Guan Yin, ihr Name
lautet:
Die das Flehen hört der Armen.
Die das Flehen hört der Armen.
Guan Yin schenkt uns
ihr reines
Herz als Weg zu der
Erlösung.
Guan Yin in meiner
Seele
Weckte meine große
Sehnsucht,
Endlich aufgelöst zu
werden
In dem Ozean der Liebe!
Und der Ritter nahm ein
Büchlein,
Las es vor dem Bruder
Markus,
Verse aus der
Lotos-Sutra,
Sutra von der Göttin
Kwanyin:
Wenn du bist in einem Seesturm,
Wenn du bist in einem Seesturm,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und die aufgewühlte
Meerflut
Wird ein ruhig glatter
Spiegel.
Wenn du brennst in
einem Feuer,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und das Feuer wird zum
süßen
Ozean von süßem
Wasser.
Überfallen dich die
Räuber,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und das Messer wird den
Räubern
Fallen aus den
Räuberfäusten.
Streite mit den
Advokaten,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und der Richter spricht
sein Urteil
Und du wirst viel Gnade
finden.
Beißen dich die
Feuerschlangen,
Rufe zu der Göttin
Kwanyin,
Und die Schlangen
werden Tauben,
Die Skorpione
Schmetterlinge.
Leidest du die Not des
Hungers,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und du findest Trank
und Speise,
Wasser mitten in der
Wüste.
Drohen dir die
Menschenfresser,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und die Menschenfresser
fressen
Nur gedünstetes
Gemüse.
Will man dich vom Berge
stürzen,
Rufe an die Göttin
Kwanyin,
Und dein Körper wird
bekommen
Flügel, wird zur Sonne
fliegen.
Will man sperren ins
Gefängnis
Deinen Körper, rufe
Kwanyin,
Und du wirst Erlösung
finden
Aus den Ketten deines
Körpers.
Nimm die Perlenschnur
zu Händen,
Murmle du der Mutter
Mantra:
Das Juwel der Gottheit leuchtet
Das Juwel der Gottheit leuchtet
In der Seele
Lotosblume!
ACHTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der die Götter aus den
Veden
Liebte, dreißig
Millionen
Götter von dem
Ganges-Tale.
Arier vom Norden kamen,
Brachten mit den Gott
und Vater.
Die Drawiden in dem
Süden
Liebten nur die Große
Mutter.
Nicht allein die Große
Mutter,
Nein, den Lingam auch
als Steinbild,
Und die Kuh war ihnen
heilig
Und der Affe ihnen
heilig.
Doch die Arier die
Götter
Priesen an als starke
Männer,
Indra war der stärkste
Bulle,
Indra mit dem
Donnerhammer.
Indra machte das
Gewitter
Und mit Regengüssen
fruchtbar
Mutter Erde, die besamt
ward
Von dem Regenguss des
Bullen.
Indra, der erschlug den
Drachen,
Indra machte gutes
Wetter,
Sonne in den
Trockenzeiten,
Im Monsun den guten
Regen.
Indra brachte den
Verehrern
Gold, was alle Menschen
lieben,
Und den Bauern reiche
Ernte
Und den Kühen viele
Kälber.
Darum Dank und Preis
sei Indra,
Der die Kühe fruchtbar
machte.
Indra, mehre unsre
Herden,
Opfer wollen wir dir
bringen,
Opfern dir vom Saft des
Soma,
Opfern dir im
Opferfeuer.
Unsre Weisen dich
beschwören,
Unsre Sänger dich
besingen.
Unsre alten weisen
Dichter
Sangen Göttern nur die
Hymnen,
Priester waren unsre
Dichter,
Gott der Inhalt ihrer
Lieder.
In den ältesten der
Veden,
Im Rig-Veda, auch
besungen
Wird die alte
Muttergöttin
Der Drawiden, aber
arisch.
Nicht nur, dass zum
Schöpfer Brahma
Saraswati sich
gesellte,
Sie, die Göttin aller
Sprache,
Aller Poesie und
Weisheit,
Sondern Ushas glänzt
vor allen,
Sie, die Göttin
Morgenröte.
Und es preisen ihre
Dichter
Herrlich sie in hohen
Hymnen.
Morgens an dem Himmel
aufgeht
Wunderschön die
Himmelsgöttin,
Ihren Wagen ziehen
Rinder,
Heiligschöne weiße
Kühe.
Und sie steigt hinan im
Osten
Und sie lächelt von
der Höhe,
Eine reine
Mädchengöttin,
Heiligschöne
Jungfraungöttin.
Heil dir, Ushas,
Morgenröte,
Segne jedes Land im
Osten,
Heil dir, Ushas,
Mädchengöttin,
Rein erleuchte unsern
Dichter.
Eines Morgens stand ich
betend
Auf dem Turm an meinem
Hause
Und ich sah im großen
Baume
Neben meinem Turm die
Vögel
Und es war ein blauer
Himmel
Und ich schaute an dem
Himmel
Eine Lichtgestalt als
Jungfrau,
Heiligschöne
Morgenröte,
Und ich sah die
Jungfrau lächeln
Und mit Liebesblicken
segnen
Und ich grüßte meine
Göttin,
Meine junge
Himmelsgöttin.
Und erheitert von dem
Mädchen
Und erleuchtet von dem
Morgen
Sang ich meine
Jubelhymne
An den heitern lichten
Himmel.
NEUNTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der die
Hindu-Traditionen
Liebte und vor allem
Krishna:
Vishnu ist ein Mensch geworden.
Vishnu ist ein Mensch geworden.
Siehe, sprach der
Hindu-Ritter,
In den
Krishna-Traditionen
Sich entwickelte die
Bakthi,
Religion der
Gottesliebe.
So wie auch im
Hohenliede
Sulamiths und
Salomonis,
So in der Govinda-Gita
Krishna mit dem Mädchen
Radha,
Sie verkörperten die
Liebe
Eines Gottes zu der
Seele
Und zugleich die
Gottesliebe
Einer Seele zu der
Gottheit.
Nämlich in der Zeit
des Frühlings
Mit den Freundinnen
tanzt Radha,
Weil es ist die Zeit
der Liebe,
So verliebt sie sich in
Krishna.
Krishna kommt in seinen
Garten,
Wo die Freundinnen und
Radha
Tanzen ihre
Frühlingstänze.
Krishna liebt das
Mädchen Radha.
Krishna küsst das
Mädchen Radha
Und umarmt sie um die
Hüfte,
Radha presst die großen
Brüste
An die Brust des Gottes
Krishna.
Krishna liebt das
Mädchen Radha,
Aber Radha nicht
alleine,
Auch die Freundinnen
des Mädchens
Liebt der Bräutigam,
der Hirte.
Aber Radha eifersüchtig
Auf die Freundinnen des
Hirten,
Trennt sich von dem
Gotte Krishna,
Geht alleine ihres
Weges.
Ferne von dem Gott und
Menschen
Radha irrt in öder
Wüste.
Krishna sehnt sich nach
dem Mädchen
Und er ruft sie zu der
Umkehr.
Eine Freundin der
Geliebten
Krishna sendet zu dem
Mädchen,
Und die Freundin soll
zu Radha
Sagen, Krishna sei voll
Sehnsucht.
Und die Freundin der
Geliebten
Schildert ihrer
Busenfreundin,
Wie der Gottmensch
krank vor Liebe,
Sich verzehre nach dem
Mädchen.
Da kehrt Radha um zu
Krishna
Und sie kehrt in seinen
Garten
Und sie fleht um seine
Liebe,
Daß er sie am meisten
liebe.
Krishna freut sich über
Radha,
Daß sie heimgekehrt
zum Hirten,
Und er küsst das junge
Mädchen,
Küsst des Mädchens
große Brüste.
Sie umarmt den Gott und
Menschen
Und sie gibt sich hin
dem Hirten
Und in ihren langen
Haaren
Liegt der Gott und
Mensch gefesselt.
Und sie spielen in dem
Frühling
Sinnlich-schwüle
Liebesspiele
Und vollziehen
Einigungen
In dem grünen Bett des
Gartens.
Krishna ist der Gott,
der Eine,
Millionen Namen hat er,
Vishnu heißt er, Shiva
heißt er,
Brahma heißt er, Rama
heißt er.
Denn die Deutschen
sagen Wasser
Und die Briten sagen
water,
Ists das Eine Element
doch,
Aber mit verschiednen
Namen.
Radha aber ist die
Seele,
Welche ihren Gott
geliebt hat,
Welche ihren Gott
verlassen,
Heimgekehrt ist zu der
Gottheit.
Und die schwülen
Liebesspiele
Und die Einigung im
Bette
Ist Vereinigung des
Geistes
Gottes mit dem
Menschengeiste.
Wenn der Mensch erkennt
die Einheit
Seines Geistes mit der
Gottheit,
Menschengeist und Geist
der Gottheit
Sind vereinigt in
Verschmelzung!
ZEHNTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der da den Islam
studierte,
Murmelnd an dem
Rosenkranze
Neunundneunzig Namen
Allahs.
Gott ist herzlicher
Erbarmer,
Ist Barmherzigkeit und
Mitleid,
Gott ist König aller
Himmel
Und der Heilige der
Völker,
Gott ist Frieden auf
der Erde,
Ist die Sicherheit
bewahrend,
Ist Beschützer und
Bewacher,
Ist erhaben und
ehrwürdig,
Gott ist kräftig, ist
der Starke,
Gott ist vornehm, ist
der Stolze,
Gott ist Schöpfer
aller Wesen,
Ist der Schaffende der
Schöpfung,
Gott ist formend alle
Formen,
Der Verzeiher,
Allbezwinger,
Ist der Geber und
Verteiler,
Der Versorger aller
Menschen,
Der Allwissende, der
öffnet,
Der die Gabe auch
zurückhält,
Doch in Großmut Gaben
spendet,
Der Erniedriger der
Stolzen,
Der Erhörer der
Bescheidnen,
Der Verteiler wahrer
Ehre,
Der da schlägt die
Unterdrücker,
Gott kann hören, Gott
kann sehen,
Ist der Richter, der
Gerechte,
Ist feinfühlig und ist
gütig,
Ist der Kenner aller
Herzen,
Er hat Nachsicht, er
hat Mitleid,
Gott ist voll von
reicher Großmut
Und von herzlicher
Verzeihung,
Gott ist dankbar, ist
der Höchste,
Ist der Große, der
Bewahrer,
Der ernährt und der
berechnet,
Majestät und voller
Ehre,
Der Versammler, der
Erhörer,
Der Erhörer der
Gebete,
Ist der Weite voller
Wohltat,
Ist der Weise, ist die
Weisheit,
Gott ist (den wir Allah
nennen)
Gott ist nichts als
schöne Liebe!
Gott ist glorreich und
ist herrlich,
Wird die Menschen
auferwecken,
Ist der Zeuge, ist der
Wahre,
Ist der Helfer aller
Schwachen,
Gott ist mächtig, ist
der Starke,
Ist der Feste,
Dauerhafte,
Ist der Schutzherr
aller Armen,
Dank sei ihm und Ruhm
und Lobpreis,
Alles weiß er
aufzuzeichnen,
Ist der Ursprung aus
dem Nichtsein,
Der zum Leben wird
erwecken,
Der da alles Leben
spendet,
Gott den Tod hält in
den Händen,
Der Lebendige, das
Leben,
Gott allein ist ewig
seiend,
Gott, der alle Seelen
findet,
Gott ist reich an Ruhm
und Ehre,
Ist der Einzige, der
Eine,
Unabhängig er von
allen,
Ist der Mächtige, ist
Allmacht,
Gott bestimmt ein jedes
Schicksal,
Gott schiebt auf das
böse Unheil,
Und voran stellt er die
Guten,
Ist der absolute
Herrscher,
Ist der Erste, ohne
Anfang,
Ist der Letzte, ohne
Ende,
Der Verborgne,
Offenbare,
Ist der Reine, ist der
Gute,
Ist es, der die Reue
annimmt,
Wird gerecht Vergeltung
üben,
Voller Mitleid, voller
Herrschaft,
Ihm allein gebührt die
Ehre,
Ist der Richter aller
Menschen,
Der Versammler in dem
Jenseits,
Der zurückweist die
Verbrecher,
Schaden zufügt allen
Bösen,
Ist der Reiche, Vorteil
gebend,
Ist das Licht und ist
die Leitung,
Gott ist Schöpfer
alles Neuen,
Gott allein ist ewig
bleibend,
Ist der Erbe in dem
Himmel,
Ist der Führer der
Gerechten,
Gott ist voll Geduld
und Langmut –
Wer das sagt, kommt in
den Himmel!
ELFTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der studiert die
Sufi-Mystik,
Dieser mystische
Sufismus
Ist in dem Islam die
Gnosis.
Dieser Sufi-Mystizismus
Gründet auf dem Worte
Gottes,
Dem Koran, doch
übersteigt er
Mystisch alle
Religionen.
Sufi-Weise sprechen
gerne
Beim Koran vom innern
Sinne,
Die unmittelbar zur
Gottheit
Individuell gelangen.
Mohammed in seinem
Leben
Ist der Sufi-Meister
Vorbild,
Wie man kann im Geist
gelangen
Zu der einen Gottheit
Einheit.
Schon als Mohammed noch
lebte,
Gabs islamische
Asketen,
Welche in der Wüste
Jemens
Lebten große
Ich-Abtötung.
Rabia, die Tochter
Gottes,
Heilige der
Sufi-Mystik,
Lebte starke
Selbstkasteiung,
Lebte trunkne
Gottesliebe.
Nicht aus Furcht vorm
Höllenfeuer,
Nicht aus Lust am
Paradiese
Wollte sie den Herrn
anbeten,
Sondern weil er ist die
Gottheit.
Misri lehrte die
Auflösung
Seiner Selbst und die
Erkenntnis
Seines Herrn, intuitive
Einheit und den
Lobpreis Gottes.
Und Bistami sprach: Die
Liebe
Ist der Weg zur
Gottes-Einheit.
Denn die liebevolle
Gottheit
Ist der Weg, das Ziel
des Weges.
Doch al-Halladsch sagte
mystisch:
Ich bin selbst die Gotteswahrheit!
Ich bin selbst die Gotteswahrheit!
Ich bin Gott! Doch man
verbrannte
Diesen Mystiker als
Ketzer.
Rumi sprach: Ich bin
die Gottheit,
Denn es ist nichts als
die Gottheit.
Gott allein ist
existierend,
Gott allein ist Eins
und einzig.
Al-Ghazali, Theologe
Der sunnitischen
Muslime,
Orthodoxe er versöhnte
Mit dem mystischen
Sufismus.
Al-Ghazali sprach vom
Herzen,
Das feinstofflich ist,
der Fromme
Bildet dieses Herz, das
feine,
Das verwandt ist mit
den Engeln.
Dieses feine Herz ist
Führer
In den
Paradiesesgarten.
In dem Jammertal der
Erde
Aber lebt es in
Verbannung.
Rumi lebte die Gebete,
Immerwährende Gebete
Und den Tanz der Namen
Gottes,
Ja, er tanzte noch auf
Gräbern!
Lösche aus die Welt
der Sinne,
Individuelle Züge,
Lass dein Ich vorm Tode
sterben,
Lös dich ins Prinzip
der Gottheit.
Nämlich Gott ist der
Geliebte
Und die Liebenden die
Frommen.
Die poetischen Gebete
Preisen trunken den
Geliebten.
Das Gesetz, das sind
die Dornen,
Und der Weg, das ist
der Stängel,
Und die Blüte ist die
Wahrheit
Und der Duft ist die
Erkenntnis.
Tief berauscht von
Gottesliebe
Sind die Mystiker, sind
trunken
Von dem Wein der
Gottesliebe,
Gott berauscht wie Wein
den Trinker.
Und der Schenke – o
der Knabe! –
Ist der Scheich, der
Mystik Meister,
Und das Glas, gefüllt
mit Rotwein,
Ist der Derwisch,
Gottes Bettler.
Jesus Sohn Marias ist
der
Heilige Prophet der
Liebe:
Hu! Die Gottheit ist die Liebe!
Hu! Die Gottheit ist die Liebe!
Hu! Die Gottheit ist
die Einheit!
ZWÖLFTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der die Religion der
Juden
In den Schriften tief
studierte,
In der Lehre der
Rabbinen.
Abraham, der
Auserwählte,
Er empfing die
Offenbarung,
Daß ein Gott ist in
dem Himmel,
Er, der Einzige und
Eine.
Abraham, der
Glaubensvater,
Sollte opfern seinen
Knaben,
Gott nahm aber statt
dem Knaben
Einen Widder sich zum
Opfer.
Isaak den Jakob lehrte,
Daß ein Gott sei Gott
alleine.
Jakob sah den Herrn des
Himmels
Droben auf der
Himmelsleiter.
Jakob hatte viele
Söhne,
Diese bildeten die
Stämme
Israels, die
Gotteskinder,
Auserwählte
Gottessöhne.
Israel kam nach
Ägypten,
Dort vierhundert Jahre
Sklaven
Waren sie, bis Gott vom
Himmel
Moses als Befreier
schickte.
Israel floh aus
Ägypten,
Weil der Herrgott sie
befreite.
An dem Sinai war Moses
Mittler eines
Gottesbundes.
Gott gab Israel die
Tora,
Das Gesetz des alten
Bundes,
Dieses ist die
Gottesweisung,
Wer sie einhält, der
wird leben.
Gott dann gab dem
Gottesvolke
Könige und auch
Propheten,
Die das Gotteswort
verkündigt
Von dem Willen ihres
Schöpfers.
Gottes heilige
Propheten
Mahnten Israel, die
Kinder,
Umzukehren zu dem
Herrgott,
Gott, dem Bräutigam
des Volkes.
Sprach der alte
Judenritter
Zu dem frommen Bruder
Markus:
Nach dem Tode Jesu Christi
Nach dem Tode Jesu Christi
Lehrten aber die
Rabbinen.
Da verfassten sie die
Schriften,
Als der Tempel ruiniert
war
Durch das Heidenvolk
der Römer,
Was jetzt sei Gesetz
der Juden.
Also im Talmud studiere
Ich die Lehre der
Rabbinen,
Daß die Tora eine
Jungfrau,
Welche immer bleibt
jungfräulich.
Denn die Tora ist die
Gattin
Aller dickbeleibten
Rabbis,
Nicht wie füllige
Matronen,
Sondern enggebaute
Jungfrau.
Und es macht den Rabbis
Freude,
Jungfrau Tora zu
erkennen
Noch mit fünfzig
Lebensjahren
Wie dereinst mit
dreißig Jahren
Israel, das Volk des
Bundes,
Lebte auf der ganzen
Erde,
So in Babylon und
China,
Spanien und Osteuropa,
In Amerika und
Russland,
Und sie hielten die
Gesetze,
Aßen niemals Fleisch
von Schweinen
Und besuchten
Synagogen.
Doch im zwanzigsten
Jahrhundert
Satansbraten waren
Hitlers
Nationale Sozialisten,
Welche alle Juden
hassten.
Achtzehn Millionen
Juden
Lebten auf der ganzen
Erde
Und ein Drittel, sechs
Millionen,
Wurden umgebracht von
Deutschen!
Aber nach dem zweiten
Weltkrieg
Sammelten sich viele
Juden
Von den Enden dieser
Erde
In dem Staat der
Israelis.
O Prinzessin Sabbat,
schmück dich,
Zünde an die
Sabbatkerzen,
Denn dein Bräutigam
wird kommen,
Er, der jüdische
Messias!
DREIZEHNTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der die Kabbala
studierte,
Dieser las im Buche
Sohar
Aus dem dreizehnten
Jahrhundert.
Aber Kabbalisten sagen,
Daß die Lehre
überliefert
Sei von unserm Vater
Adam,
Sie enthalte Adams
Weisheit.
Auf dem Sinai hat Mose
Nicht nur die
geschriebne Tora
Von dem Herrn
empfangen, sondern
Auch die ungeschriebne
Tora.
Kabbalisten nun die
Tora
Legen mystisch aus und
reden
Von dem Höchsten
neuplatonisch,
Von Emanationen Gottes.
Das En Soph sei über
allem,
Dies ist die verborgne
Gottheit.
Diese Gottheit
emanierte
In den Sephiroth der
Gottheit.
Über allem sei die
Kether,
Sei die höchste
Gotteskrone,
Drunter sei der Vater
Weisheit,
Drunter sei die Mutter
Klugheit.
Letzte Sephiroth von
allen
Ist die Schechinah.
Matrone,
Hat sie Israel
begleitet
In die irdische
Verbannung.
Herrlichkeit sei eine
Sphäre
Gottes mit dem Namen
Jahwe,
Diese Sphäre sich
vermählte
Mit der
Schechinah-Prinzessin.
Diese Liebe sei
besungen
In dem Hohenlied der
Liebe.
Salomo, das ist
Jehowah,
Schechinah die
Sulamithin.
Diese Schechinah
begleitet
Israel in die
Verbannung
Und geleitet heim die
Kinder
Israel zum Reich der
Himmel.
In dem Himmel wohnt der
Vater,
Wohnt der Ewige, der
König.
Er hat eine schöne
Tochter,
Die wohnt im Palast des
Himmels.
Und der König und der
Vater
Sucht für seine schöne
Tochter
Einen Bräutigam auf
Erden,
Sucht sich einen
Kabbalisten.
Schechinah ist die
Prinzessin,
Ist die schöne Tochter
Gottes.
Und der Schriftgelehrte
betend
Sieht die Tochter an
dem Himmel.
Oben an dem
Himmelsfenster
Kurz erscheint die
Tochter Gottes
Und der Schriftgelehrte
liebt sie
Und begehrt sie zur
Geliebten.
Und wenn er sie kurz
gesehen,
Will er zu ihr in den
Himmel.
Denn sie ist die reine
Perle,
Die verborgen in der
Muschel.
Wie kann einer Gott
erreichen,
Gott, der unerreichbar
hoch ist
Und der wohnt in einem
Lichte,
Das den Menschen
unzugänglich?
Dieses können
Kabbalisten,
Wenn sie die Prinzessin
freien.
Wer ein Bräutigam der
Tochter
Gottes, wird zum Sohne
Gottes.
Alle sollt ihr Söhne
werden,
Die ihr freit die
Tochter Gottes.
Sie hat viele
Bräutigame
Und bleibt immer reine
Jungfrau.
Ja, sie ist die reine
Jungfrau,
Keusche Braut des
Schriftgelehrten,
Mütterlich ist sie
Matrone,
Mutter allen Kindern
Gottes.
Auf zur Hochzeit,
Schriftgelehrte,
Lebt im Hohenlied der
Liebe,
Seid wie Salomo
Verliebte
In die heilige
Prinzessin!
Wer die Jungfrau und
Matrone
Schechinah zur keuschen
Braut hat,
Der wird anerkannt vom
Vater
Als ein Schwiegersohn
des Vaters.
VIERZEHNTER GESANG
Bruder Markus kam zum
Ritter,
Der studiert die
Protestanten,
Einzig heilig war ihm
Luther,
Der die Bibel brav
verdeutschte.
Einzig gelten uns vier
Sätze:
Einzig Christus, einzig Gnade,
Einzig Christus, einzig Gnade,
Einzig Glaube, einzig
Bibel.
Dies sind unsre
Grundgesetze.
Christus ist allein der
Retter,
Ist kein Retter außer
Christus.
Und da braucht es keine
Priester,
Keinen Papst im Ewgen
Roma.
Und da braucht es keine
Jungfrau,
Braucht es keine
Muttergottes,
Denn die Katholiken
haben
Sie gemacht zu ihrem
Abgott.
Und da braucht es keine
Heilgen,
Die fürbittend für
uns beten.
Dies sind nur die alten
Götter,
Doch es gibt nur Eine
Gottheit.
Nein, wir beten nur zu
Christus,
Christus ist allein der
Retter.
Alles andre ist vom
Bösen,
Ist ein Götzendienst
der Heiden.
Einzig gilt bei uns die
Gnade,
Unverdient sind die
Geschenke
Gottes, der die Seelen
rettet
Vor der ewigen
Verdammnis.
Gott hat schon bei sich
beschlossen,
Wer da soll gerettet
werden.
Reitet aber auf dir
Satan,
Reitest du hinab zur
Hölle.
Denn vorherbestimmt
sind welche
Zu der ewigen
Verdammnis,
Andre rettet Gottes
Gnade
Ohne das Verdienst von
Werken.
Kaufen kann man nicht
den Himmel,
Vor der ewigen
Verdammnis
Rettet einzig Gottes
Gnade,
Er errettet, wen er
auswählt.
Einzig bei uns gilt der
Glaube,
Das Vertrauen auf den
Heiland.
Katholiken wollen
Werke,
Um Verdienste sich zu
sammeln.
Wenn du glaubst an
Jesus Christus,
Bist du schon von Gott
gerettet.
Keine Werke sind
vonnöten,
Nur der Glaube an den
Retter.
Wenn du glaubst an
Jesus Christus,
Dann schaut Gott nur
seinen Sohn an,
Übersieht dir deine
Sünden,
Weiter braucht es keine
Beichte.
Denn gerecht bist du
geworden
Durch den Glauben an
den Christus,
Die Gerechtigkeit des
Sohnes
Hat dich schon gerecht
gesprochen.
In dem Abendmahl des
Heilands
Ist der Christus
gegenwärtig
Nur beim Mahl, nur
durch den Glauben,
Ist ein gläubiges
Gedenken.
Einzig gilt bei uns die
Bibel
Und da braucht es
keinen Lehrstuhl,
Nicht Konzilien und
Päpste,
Jeder soll die Bibel
lesen.
Jeder soll die Bibel
deuten,
Denn das Wort spricht
aus sich selber,
Und die beste
Schriftauslegung
Steht schon in der
Bibel selber.
Was soll euer
Katechismus,
Was denn sollen eure
Dogmen?
Siehe, Päpste können
irren,
Irrtumslos ist nur die
Bibel.
Nehmt das Wort nicht
allegorisch,
Nehmt die Bibel auch
nicht mystisch,
Rein gedeutet fester
Buchstab,
Dem folgt deutsche
Schriftauslegung.
Bei dem Alten
Testamente
Gelten keine
Apokryphen,
Die Epistel des Jakobus
War verdächtig Doktor
Luther.
Evangelien geschrieben
Gibt es vier, jedoch
das fünfte,
Das verfasste Martin
Luther.
Bitt für uns, Martinus
Luther!
FÜNFZEHNTER GESANG
Unser frommer
Pilgerbruder
Kam zum Ritter, der
studierte,
Was die Katholiken
lehren
In der Kirche Jesu
Christi.
Erstens musst du ganz
dich weihen
Der
Madonna: Makellose,
O
geheimnisvolle Rose,
Jungfrau, ich bin ganz
dein eigen!
Makellose schöne
Jungfrau,
Dir gewidmet meine
Augen,
Dir gewidmet meine
Ohren,
Dir gewidmet meine
Zunge!
Makellose schöne
Jungfrau,
Dir gewidmet meine
Glieder,
Dir gewidmet meine
Seele,
Dir gewidmet all mein
Denken!
Makellose schöne
Jungfrau,
Sei mein Ideal des
Glaubens,
Sei mein Ideal der
Hoffnung,
Sei mein Ideal der
Liebe!
Makellose schöne
Jungfrau,
Schenk mir Mäßigkeit
und Starkmut,
Mir Gerechtigkeit und
Klugheit
Und des Geistes sieben
Gaben!
Makellose schöne
Jungfrau,
Alles will ich mit dir
wirken,
Alles will ich für
dich wirken,
Alles will ich in dir
wirken!
Makellose schöne
Jungfrau,
Dir vermähl ich mich
als Josef,
Nehme auf dich als
Johannes,
O Gebieterin und
Mutter!
Makellose schöne
Jungfrau,
Tabernakel du des
Höchsten,
Schenk mir Gnade, dass
ich werde
Tabernakel auch des
Höchsten!
Makellose schöne
Jungfrau,
Dein bin ich auf dieser
Erde,
Dein bin ich im
Fegefeuer,
Dein bin ich im
Paradiese!
Zweitens sollst du ganz
dich weihen
Gottes menschgewordner
Weisheit:
Ewge Weisheit, ganz dein eigen
Ewge Weisheit, ganz dein eigen
Ich für alle
Ewigkeiten!
Ewge Weisheit,
Benedeite,
Du Idee der reinen
Schönheit,
Höchste Königin des
Himmels,
Meine mystische
Verlobte!
Ewge Weisheit, Mensch
geworden,
Ewge Weisheit, Fleisch
geworden,
Gott-Natur in deiner
Einheit,
Offenbart in drei
Personen!
Ewge Weisheit, Kind
geworden,
O du süßer
Jesusknabe,
Die du hast das Kreuz
umfangen,
Jesus Christus an dem
Kreuze,
Ewge Weisheit,
auferstanden,
Gottes Kraft und Gottes
Weisheit,
Triumphator,
Pantokrator,
Der du uns wirst
auferwecken!
Ewge Weisheit, in den
Himmeln
Herrschest du, o Jesus
Christus,
Ewge Weisheit, auf der
Erde
Lebst du in den
Tabernakeln!
Ewge Weisheit, treu
geblieben
Deinen Jüngern in der
Kirche,
Gibst dich selbst als
Mahl zur Speise,
Zu vergöttlichen die
Jünger!
Eucharistische
Vermählung
Mit der
fleischgewordnen Weisheit
Soll in Kommunion den
Christen
In den Gott und Herrn
verwandeln!
Ewge Weisheit, Dank,
Anbetung,
Lob und Preis und Ruhm
und Ehre,
Herrlichkeit und tiefe
Weisheit
Dir in deinem weißen
Throne!
In den Himmeln dich zu
schauen,
Dir vereinigt, dich
genießen,
Ist das Ziel des
Erdelebens,
O du allerhöchstes
Wesen!
SECHZEHNTER GESANG
Ach, da lag der Mann
Humanus
Sterbend in dem
Krankenbette,
Grad Karfreitag wars,
nach Mittag,
Alle Ritter standen um
ihn.
Und zu seinen Füßen
kniete
Fromm der
Protestanten-Ritter
Und an seine Wange
lehnte
Sich der
Katholiken-Ritter.
Und es hielt der
Juden-Ritter
Zärtlich seine Hand,
die Rechte,
Und es lächelte
Humanus
Wie entrückt von
Bruder Morpheus.
Sprach der
Katholiken-Ritter:
Eben komm ich von der Beichte,
Eben komm ich von der Beichte,
Gab der Beichtiger ein
Bild mir
Von Frau Sulamith, der
Nackten!
Selig lächelte
Humanus:
Sulamith? Mit schwarzen Haaren?
Sulamith? Mit schwarzen Haaren?
Schwarzem Haar wie die
Madonna,
Die du liebst von
ganzem Herzen?
Und es trat der
Hindu-Ritter
Mit dem Taoisten-Ritter
Vor die Tür, da trat
zu ihnen
Auch noch der
Buddhisten-Ritter.
Und sie sprachen vor
der Türe:
Dieser Mensch Humanus sicher
Dieser Mensch Humanus sicher
Ist ein Sohn des großen
Gottes,
Den er zeugte mit der
Göttin!
Doch der
Katholiken-Ritter
Trat zur heiligen
Kapelle,
Wo die blonde
Ordens-Schwester
Teilte aus den Corpus
Christi.
Und die blonde
Ordensschwester
In dem langen weißen
Kleide
Und dem langen weißen
Schleier
Trat zum sterbenden
Humanus.
Voller Demut sprach
Humanus:
Ich will auch den Corpus Christi,
Ich will auch den Corpus Christi,
Denn ich möchte in den
Himmel,
Mag auf Erden nicht
mehr leben.
Und es gingen alle
Ritter
In die heilige Kapelle
Und es blieb am
Krankenbette
Nur der
Katholiken-Ritter.
Und es lachte leis
Humanus:
Ach ich mag jetzt nicht mehr leben
Ach ich mag jetzt nicht mehr leben
In dem Tränental der
Erde,
Meine Stunde ist
gekommen.
Aber meine lieben
Ritter,
Wer soll dann sich um
sie kümmern?
Ach die lieben frommen Ritter!
Ach die lieben frommen Ritter!
Muß ich sie alleine
lassen!
Das zerreißt mein Herz
im Busen!
Lieber
Katholiken-Ritter,
Kümmre dich um meine
Ritter,
Nimm sie an als deine
Brüder!
Und Humanus fiel in
Ohnmacht
Und der
Katholiken-Ritter
Trat zu allen andern
Rittern
In die heilige Kapelle.
Nur die blonde
Ordensschwester
Blieb beim sterbenden
Humanus,
Der am frühen
Nachmittage
Traf im Bett den
Todesengel.
Zu der Zeit am
Nachmittage
Sprach der
Katholiken-Ritter:
Was ich ihm noch sagen möchte
Was ich ihm noch sagen möchte
Ist, wie sehr ich ihn
geliebt hab!
Wie ich ihm von Herzen
danke
Für die Liebe, mir
erwiesen,
Sprach der
Katholiken-Ritter
Leis zum
Taoisten-Ritter.
Da trat vor die
Ordensschwester
In dem langen weißen
Kleide:
Heimgegangen ist Humanus!
Heimgegangen ist Humanus!
Nehmt von seinem
Leichnam Abschied!
Nahm der
Katholiken-Ritter
Das geweihte Wasser
Gottes,
Zeichnete das
Kreuzeszeichen
Auf die Stirne des
Humanus.
Alle Ritter aber
heulten,
Alle waren ganz
untröstlich!
O Karfreitag, o
Karfreitag!
Herr, erbarm dich des
Humanus!
SIEBZEHNTER GESANG
Bruder Markus im
Gebirge
Einsam ging am
Ostersonntag.
Überall war lila Heide
Und da weideten die
Lämmer.
Und die weißen Lämmer
hatten
Um die Hälse kleine
Glöckchen
Und sie läuteten am
Sonntag
Und sie läuteten den
Frieden.
Und es ging ein alter
Hirte,
Welcher neunzig Jahre
zählte,
Ruhig an dem
Hirtenstabe,
Sprach von Sonne und
von Regen.
Und es lief auch mit
dem Hirten
Treu dem alten Mann
sein Hündchen
Und sie weideten die
Herde,
Dieser Hirte und sein
Hündchen.
Und es flogen an dem
Himmel
Kreisend hoch die
Lämmergeier
Und es lagen in der
Heide
Abgenagte
Widderschädel.
Und es kam ein
Silbernebel
An dem Nachmittag vom
Gipfel
Und es füllten weiße
Schwaden
Alle Täler des
Gebirges.
Bruder Markus stand
alleine
Oben auf dem höchsten
Gipfel
Und er betete zur
Gottheit,
Zu der einzig-einen
Gottheit:
Jahwe, unser aller Vater!
Jahwe, unser aller Vater!
Jahwe, unser aller
Retter!
Jahwe, unser aller
Tröster!
Jahwe, du allein bist
Gottheit!
Und es kam ein stiller
Friede
Bruder Markus in die
Seele
Und die innerliche
Freude
Still erfüllte seine
Seele.
Und er ging von dem
Gebirge
In das grüne Tal
hernieder,
Kam zu einem Bauernhofe
An dem lichten
Ostersonntag.
Auf dem stillen
Bauernhofe
Standen schwarze
Hengste, Stuten,
Weithin dehnte sich die
Weide
Bis zum großen
Apfelgarten.
In dem Stalle standen
friedlich
Mutterschafe, junge
Lämmer.
Ihre ruhig-braunen
Augen
Schauten friedlich und
barmherzig.
In der schwarzen Erde
scharrten
Glucken und die kleinen
Küken
Und der Hahn mit seinem
Krähen
Rief die Hennen all
zusammen.
In den alten
Eichenwipfeln
Gurrten still die
Turteltauben.
Und der Wind mit seinem
Rauschen
Rauschte durch die
Eichenwipfel.
Aus der Tür des
Bauernhauses
Trat ein wunderschönes
Mädchen,
Siebzehn Jahre junge
Jugend,
Ein Modell von
schlanker Schönheit.
O Maria, reine
Schönheit!
Bruder Markus war verzaubert.
Bruder Markus war verzaubert.
O Maria,
Elfengleiche!
Bruder Markus war
erschüttert.
O Maria, schlanke
Anmut!
Bruder Markus war begeistert.
Bruder Markus war begeistert.
O Maria,
Grazienreiche!
Bruder Markus war
betrunken.
Ja, an diesem
Ostersonntag
Ist erschienen
Primavera,
Primavera, reine
Jungfrau,
Ein Modell von
schlanker Schönheit.
Ja, es kommt ein
Menschheitsfrühling
Und ein Frühling in
der Kirche,
Zivilisation der Liebe,
Du wirst kommen, du
wirst herrschen!
Heilige Kultur der
Liebe,
Komme bald mit deinem
Frieden!
Ja, der Friede hat ein
Antlitz,
Hat das Antlitz einer
Jungfrau!
Reine Jungfrau, sei
gesegnet,
Reine Jungfrau, sei
gepriesen!
Bruder Markus liebt von
Herzen
Dich, Maria, reine
Jungfrau!