Ein Gedicht für
Knaben
Von Josef Maria
Mayer
ERSTES KAPITEL
DIE GEBURT DES
HERAKLES
Das war im alten
Griechenland,
Da war ein Staat namens
Theben.
Und der Hochkönig von
Theben
War Amphitryon,
Der hatte sich eine
Frau genommen,
Die hieß Alkmene,
Die war schön und
weise.
Aber die Frau wollte
Nicht mit ihrem Mann
schlafen
(Wie das so Eheleute
tun),
Bevor er nicht ihre
Brüder gerächt hätte,
Die waren nämlich in
einem Krieg ermordet worden.
Also ging Amphitryon
los,
Die acht Brüder zu
rächen.
Nun gab es im Himmel
viele Götter
Und der König der
Götter war Zeus,
Der war scharf auf die
heiße Alkmene!
Da verkleidete sich
Zeus
Und nahm die Gestalt
von Amphitryon an.
Er sah ganz aus wie ein
Mensch,
Wie der Hochkönig von
Theben.
Der Mann war ja nicht
zuhause,
Die Frau saß zuhause
und langweilte sich.
Da kam der Gott ihr
eben recht!
Sie dachte, es wäre ihr Mann.
Sie dachte, es wäre ihr Mann.
Und der falsche
Amphitryon sagte:
Weib! Ich habe alle deine acht Brüder gerächt!
Weib! Ich habe alle deine acht Brüder gerächt!
Oh danke, schnurrte sie
wie eine Katze,
Nun schlaf mit mir!
Aber der Gott Zeus
wollte
Einen ganz schrecklich
gewaltigen Helden
Von Alkmene zur Welt
bringen lassen.
Darum befahl er dem
Mond:
Steh still, du dummer alter Mond!
Steh still, du dummer alter Mond!
Und dann befahl er dem
Schlaf:
Dauer drei Nächte lang,
Dauer drei Nächte lang,
Du langweiliger Schlaf!
So schlief der Gott
Zeus
Mit der schönen
Alkmene drei Nächte lang!
So einen Helden wie
Herakles
Kann man nämlich nicht
in Eile zeugen!
Gut Ding will Weile haben!
Gut Ding will Weile haben!
Nun kam aber am dritten
Tag
Der richtige Ehemann
wieder.
Die Frau wusste ja gar
nicht,
Daß sie mit Zeus
geschlafen hatte.
Nun sagte der Dummkopf
von Ehemann:
Weib! Ich habe deine Brüder gerächt!
Komm, schlaf mit mir!
Weib! Ich habe deine Brüder gerächt!
Komm, schlaf mit mir!
Da sagte die Ehefrau
ein bisschen zickig:
Das hast du mir gestern schon gesagt,
Das hast du mir gestern schon gesagt,
Daß du meine Brüder
gerächt hast!
Und du hast auch erst
gestern mit mir geschlafen!
Das muss ja nun wirklich nicht jede Nacht sein!
Das muss ja nun wirklich nicht jede Nacht sein!
Da wunderte sich
Amphitryon
Über die Worte seiner
Frau.
Männer verstehen eben
die Frauen schlecht.
Wer versteht auch schon
eine Frau?
Also ging der König
zum Seher,
Der hieß Tiresias und
war blind.
Der Seher sagte: Mann,
Deine Frau hat mit Zeus
geschlafen!
Da wagte Amphitryon nie
mehr,
Mit Alkmene zu
schlafen,
Damit Zeus nicht
eifersüchtig wird!
O, die Eifersucht ist
schon grässlich,
Aber die Eifersucht
eines Gottes
Ist wie die Flamme des
Todes!
Herakles wurde nun
geboren,
Aber einen Tag vorher
Wurde sein
Zwillingsbruder geboren.
Aber der
Zwillingsbruder
Hatte wirklich
Amphitryon zum Vater,
Herakles dagegen
Hatte zum Vater Zeus.
Nun hatte Zeus aber
auch eine Frau im Himmel,
Die hieß Hera und war
Himmelskönigin.
Die war nun ihrerseits
furchtbar eifersüchtig!
Da sagte Zeus:
Hera, mein Sohn Herakles soll ein Gott werden!
Da sagte Hera:
Dann muss er aber erst zwölf Heldentaten vollbringen!
Da sagte Zeus:
Das macht der tolle Junge doch mit links!
Da sagte Zeus:
Hera, mein Sohn Herakles soll ein Gott werden!
Da sagte Hera:
Dann muss er aber erst zwölf Heldentaten vollbringen!
Da sagte Zeus:
Das macht der tolle Junge doch mit links!
Warum wollte Zeus denn
eigentlich mit Alkmene schlafen?
Etwa nur, weil sie so
heiß war?
Nein, nein!
Er wollte einen Helden zeugen,
Nein, nein!
Er wollte einen Helden zeugen,
Der die feigen Götter
Und noch feigeren
Menschen beschützen kann!
Herakles hatte
Glück!
Das Volk von Theben, wo er geboren war,
Das Volk von Theben, wo er geboren war,
Feierte jeden Monat
einmal
Seinen Geburtstag!
Da freute sich der
Knabe!
Einmal im Monat Geburtstag!
Und immer vom ganzen Volk Geschenke!
Es ist doch herrlich, ein Sohn Gottes zu sein!
Einmal im Monat Geburtstag!
Und immer vom ganzen Volk Geschenke!
Es ist doch herrlich, ein Sohn Gottes zu sein!
ZWEITES KAPITEL
KINDHEIT UND JUGEND
Die schöne Mutter
Alkmene
Hatte grausige Angst
Vor der Eifersucht der
Himmelskönigin!
Darum brachte sie das
Baby Herakles
Aus der Stadt Theben
heraus
Und ließ ihn irgendwo
auf einer Wiese liegen.
Da kam gerade die
Kriegsgöttin Athene
Mit der Himmelskönigin
vorbei.
Da sagte die
Kriegsgöttin:
Guck mal, meine beste Freundin,
Guck mal, meine beste Freundin,
Was liegt denn da für
ein Wonneproppen?
Seine Mutter hat sicher
den Verstand verloren,
Das Baby hier einfach
liegen zu lassen.
Da machte die
Himmelskönigin
Ihren Busen nackig
Und säugte das Baby.
Aber –
Herakles war so stark!
Er sog so stark an der
Brust,
Dass die süße
Muttermilch der Himmelskönigin
An den Himmel spritzte
Und zur Milchstraße
wurde!
(Jetzt weißt du auch,
mein Freund,
Woher die Milchstraße
kommt!
Lass dir in der Schule nichts andres erzählen!)
Lass dir in der Schule nichts andres erzählen!)
Dieser Racker!
Rief die Himmelskönigin.
Rief die Himmelskönigin.
Aber jetzt war Herakles
unsterblich!
Na und? Unsterblich,
was soll das?
Na, dann brauchst du den Tod nicht zu fürchten!
Na, dann brauchst du den Tod nicht zu fürchten!
Die Kriegsgöttin
brachte den kleinen Racker
Zu seiner Mutter
Alkmene zurück:
Pass gut auf ihn auf, sagte sie.
Pass gut auf ihn auf, sagte sie.
Okay, sagte Alkmene.
Eines Abends, da war
Herakles ein Jahr alt,
Lag er in seinem
Bettchen
Neben seinem
Zwillingsbruder.
Da kamen in der grauen
Abenddämmerung
Zwei Giftschlagen
hereingekrochen.
Der Zwillingsbruder
schrie auf vor Angst!
Das hörte die Mutter.
Die weckte den
Vater:
He, Alter, dein Kind schreit!
He, Alter, dein Kind schreit!
Da ging der Vater ins
Kinderzimmer
Und was sah er?
Was meinst du?
Er sah Herakles, das einjährige Kind,
Was meinst du?
Er sah Herakles, das einjährige Kind,
Wie er laut lachend
Die beiden
Giftschlangen erwürgte
Und sie dem Vater tot
vor die Füße warf!
Wirklich, sagte der
Vater,
Herakles, du hast einen
Gott zum Vater!
Herakles war nun schon
fast zehn Jahre.
Er musste nicht in die
Schule.
Ihn lehrten alles die
größten Helden.
Erst lernte er
Wagenlenken,
Dann Fechten,
Gebrauch der Waffen,
Reiten,
Taktik und Strategie!
Im Bogenschießen
übertraf er alle!
Er konnte durch zwölf kleine Ringe hindurchschießen
Er konnte durch zwölf kleine Ringe hindurchschießen
Und noch einen Pfeil
auf der Spitze einer Lanze spalten!
Linos, der Sohn eines
Meeresgottes,
Unterrichtete ihn in
Literatur
Und las ihm alle alten
Sagen vor.
Er wollte ihm auch
Gitarrespielen beibringen,
Aber Herakles erschlug
den Linos
Mit der Gitarre.
Da brachte sein Vater
ihn auf einen Bauernhof.
Da blieb er, bis er
achtzehn Jahre alt war.
Er übertraf alle
andern Jugendlichen
An Größe, Mut und
Schönheit!
Dann lernte Herakles
auch noch
Die Sternenkunde
Und die Lehren der
alten Weisen.
Die Augen von Herakles
Waren wie feurige
Blitze.
Mit dem Speer und mit
dem Pfeil
Verfehlte er niemals
sein Ziel.
Er aß gern,
Am liebsten Fladenbrot
mit Fleisch
Und zum Nachtisch
Kuchen.
Nachts schlief er
lieber unter den Sternen
Als im Haus.
Herakles sagte:
Ich fang ja nie Streit an!
Ich fang ja nie Streit an!
Aber wenn mir einer
dumm kommt,
Dann gibt’s Saures!
Da war mal ein Schurke
namens Temeros,
Der Reisende tötete.
Da haute Herakles mit
seinem Schädel
Gegen den Schädel von
Temeros!
Und welcher Schädel war härter?
Na klar, der von Herakles!
Der Schädel von Termeros
Und welcher Schädel war härter?
Na klar, der von Herakles!
Der Schädel von Termeros
Zerbrach wie eine
Ei-Schale.
DRITTE KAPITEL
HERAKLES HEIRATET
FÜNFZIG FRAUEN
Herakles war achtzehn
Jahre alt,
Da kam er zum Berg
Helikon.
Auf dem Berg Helikon
wohnten die Musen.
Was sind denn
Musen?
Nun, wenn ein Schriftsteller schreiben will
Nun, wenn ein Schriftsteller schreiben will
Eine Geschichte,
Braucht er den Kuss
Einer göttlichen Muse,
Die sagt ihm alles, was
er schreiben soll.
Auf dem Berg Helikon
Wohnten die neun Musen,
Und unten am Fuß des
Berges
Stand eine Säule für
den Liebesgott,
Die sah aus wie ein
steinerner Penis.
Da wütete nun der Löwe
Und überfiel die
Schafherden
Des Königs.
Der König hatte
fünfzig Töchter,
Alles wunderschöne
Mädchen
Von siebzehn Jahren.
Dann sind die Frauen
besonders schön!
Nun wollte der König nicht,
Dass seine fünfzig
Töchter
Feige Schwächlinge
sich zu Männern nehmen.
Darum sagte er zu
Herakles:
Gut, mein Held,
Gut, mein Held,
Du sollst meine Tochter
heiraten
Und heute Nacht mit ihr
schlafen.
Aber Herakles war ein
Mann,
Der wollte nicht nur
Eine Frau,
Sondern fünfzig
Frauen!
Also blieb er fünfzig Nächte da
Also blieb er fünfzig Nächte da
Und schlief mit allen
fünfzig jungen Frauen.
Und sie alle
Gebaren ihm Söhne,
Keine Töchter, nur
Söhne!
Dann hatte Herakles den
Löwen aufgespürt.
Herakles nahm eine
Keule,
Einen dicken Knüppel
vom Olivenbaum,
Und erschlug den Löwen!
Dann zog Herakles dem
Löwen das Fell ab
Und machte sich einen
Mantel daraus.
Dann nahm er das Kinn
vom Löwen
Und machte sich aus dem
Knochen einen Helm.
Dann ging er von den
fünfzig Jungfrauen weg.
VIERTES KAPITEL
DER BEFREIUNGSKRIEG
Theben hieß die Stadt,
Wo Herakles lebte.
Der König von Theben
hieß Kreon.
Aber es gab einen
andern König,
Der hieß Erginos,
Der überfiel mit
seiner Armee
Die schöne Stadt
Theben
Und zwang den König
und das Volk von Theben,
Dem feindlichen König
Jährlich tausende Kühe
zu liefern.
Herakles kam eben
Mit seiner Keule
Vom Berge der Musen,
dem Helikon.
Da traf er die Boten
Des feindlichen Königs,
Die wollten die Kühe
abholen.
Die Boten sagten
rotzfrech zu Herakles:
Seid doch froh, dass unser König so lieb war,
Seid doch froh, dass unser König so lieb war,
Euch nicht die Nasen
abzuschneiden!
Da sagte Herakles
ärgerlich:
Wenn euer böser König
Wenn euer böser König
Bock hat auf
abgeschnittene Nasen,
So soll er
abgeschnittene Nasen haben!
Und so schnitt Herakles
Und so schnitt Herakles
Den Boten die Nasen ab,
Hängte sie an einer
Schnur
Den Boten um den Hals
Und schickte so die
Boten zu ihrem König zurück.
Da war der feindliche
König stinksauer!
Er mobilisierte seine Armee
Er mobilisierte seine Armee
Und überfiel die Stadt
Theben.
Herakles rief seine
jugendlichen Freunde zusammen,
Um in den
Freiheitskrieg zu ziehen!
Die Kriegsgöttin
Athene
Legte dem Herakles die
Rüstung an
Und gab ihm
unbesiegbare Waffen.
So sammelte Herakles
alle seine Freunde,
Wurde ihr Anführer und
rief:
Auf geht’s!
Auf geht’s!
Mir nach, Männer!
Die feindliche Armee
kam heranmarschiert.
Sie mussten auf dem Weg
Durch eine enge
Felsenspalte.
Da lauerten Herakles
und seine Freunde
Den Feinden auf,
Überfielen sie in
einem Überraschungsangriff
Und vernichteten die
feindliche Armee.
Nachts schlich sich
Herakles
In das Lager der Feinde
Und stahl die Pferde
der Armee,
Band sie an Bäume,
Und tötete die Krieger
in dem Feindeslager
Mit dem blutigen
Schwert.
In diesem
Freiheitskrieg
Starb auch des Herakles
Pflegevater.
Die Götter schimpften
nicht mit Herakles,
Darum hat das Volk von
Theben
Dem Herakles ein
Denkmal aufgestellt
Und sangen Lieder zu
Ehren
Des Herakles, des
Nasenabschneiders!
Der feindliche König
ward ganz arm.
Erst im hohen Alter
Bekam er wieder etwas
Geld.
Da fragte er den Seher,
was er jetzt tun soll.
Da sagte der Seher
geheimnisvoll:
Ein neuer Schuh ist
besser /
Für das alte
abgenutzte Messer /
Das verstand der alte
König so,
Daß er eine junge Frau
heiratete.
FÜNFTES KAPITEL
HERAKLES WIRD
WAHNSINNIG
Der Sieg des Herakles
Über die feindliche
Armee
Machte ihn zum
weltberühmten Helden.
Das Volk von Theben
nannte ihn
Den Schutzgeist unsres
Volkes.
Aber die Himmelskönigin
war sauer,
Daß Herakles den
feindlichen Kriegern
Die Nasen abgeschnitten
hatte.
Da schickte die
Himmelskönigin
Dem Herakles den
Wahnsinn –
Herakles wurde
verrückt!
Sein Zwillingsbruder
hatte einen Sohn,
Der hieß Iolaos,
Den hielt Herakles für
einen Eber
Und griff ihn an,
Aber der Neffe entfloh.
Da stürzte sich
Herakles auf seine eigenen Söhne!
Er liebte seine Söhne eigentlich sehr,
Er liebte seine Söhne eigentlich sehr,
Aber jetzt hatte er
nicht mehr alle Tassen im Schrank!
Er hielt die Söhne
Er hielt die Söhne
Für Drachen und tötete
sie mit dem Schwert!
Das ganze Volk von
Theben
Beweinte die Söhne von
Herakles!
Dann fand Herakles
seinen Verstand wieder.
Er trauerte über seine
Söhne.
Da schloss er sich drei
Jahre lang
In einem dunklen Zimmer
ein und weinte,
Er heulte wie ein
Schlosshund!
Ja, ja, auch Helden
müssen mal heulen!
Dann ging er zum
Bauchnabel der Erde,
Da saß an einer
rauchenden Spalte
Die Seherin und sagte
zu Herakles:
Du sollst dem Mann Eurystheus
Du sollst dem Mann Eurystheus
Zwölf Jahre lang
dienen
Und alle Arbeiten tun,
Die er dir zu tun
aufgibt.
Da war Herakles
verzweifelt!
Was, schrie er, so einem Taugenichts soll ich dienen,
Was, schrie er, so einem Taugenichts soll ich dienen,
So einen Tunichtgut und
Grillenfänger!
Aber der Wille meines Vaters Zeus geschehe!
Aber der Wille meines Vaters Zeus geschehe!
Herakles hatte viele
Freunde,
Die trösteten ihn
Und machten ihm Mut,
Dem Mann Eurystheus zu
dienen,
Wie es die Seherin
befohlen hatte.
Der Götterbote Hermes
Gab dem Herakles ein
Schwert,
Der Sonnengott Apollon
Gab dem Herakles Pfeil
und Bogen,
Der Schmiedegott
Hephästos
Gab ihm eine goldene
Rüstung,
Die Kriegsgöttin
Athene
Gab ihm einen harten
Helm.
Athene schenkte ihm
auch Lust am Leben
Und Hephästos schützte
ihn in aller Kriegsgefahr.
Der Meergott Poseidon
Gab ihm Pferde
Und sein Vater Zeus
Gab ihm einen Schild,
Darauf waren zwölf
Giftschlangen abgebildet,
Und wenn Herakles in
den Krieg zog,
Erschreckten die zwölf
Giftschlangen
Seine Feinde zu
Tode!
Aber am liebsten ging Herakles so:
Mit dem Fell des Löwen als Mantel
Aber am liebsten ging Herakles so:
Mit dem Fell des Löwen als Mantel
Und bewaffnet nur mit
einem Knüppel
Vom Holz des wilden
Olivenbaums.
SECHSTES KAPITEL
DIE ERSTE HELDENTAT
Die erste Arbeit,
Die Herakles tun
sollte,
War, das Fell
abzuziehen
Dem Monster-Löwen von
Nemea.
Sein Fell war so dicht,
Daß es gegen Eisen und
Steine geschützt war.
Die Mondgöttin Luna
Hatte diesen
Monster-Löwen geboren
Und ihn auf die Erde
fallen lassen
In Nemea
In einer Höhle mit
zwei Ausgängen.
Noch heute wird die
Höhle
In Griechenland gezeigt
Und meine Eltern sahen
sie einmal
Und haben sie mir genau
beschrieben.
Herakles kam nach Nemea
Am Mittag, als die
liebe Sonne
Auf ihrem lustigen
Höhepunkt war!
Aber Herakles fand
keinen,
Der ihm den Weg zeigen
konnte,
Denn alle mieden die
Gegend,
Wo der Monster-Löwe
brüllte.
Da stieg Herakles auf
den Berg
Und entdeckte den
Monster-Löwen,
Der gerade in seine
Höhle zurückging,
Befleckt vom Blut der
Kinder,
Die er gefressen hatte!
Lecker, Knaben
schmecken
Wie gebratene Bananen!
Herakles schoss viele
Pfeile ab
Auf den Löwen von
Nemea,
Aber sie prallten alle
ab
An dem eisenharten
Fell.
Der Löwe leckte sich
die Lippen
Und gähnte faul.
Nach der Speise der
Knaben
Rülpste er einmal
kräftig,
Denn es heißt doch
beim Weisen:
Warum rülpset und furzet ihr nicht?
Warum rülpset und furzet ihr nicht?
Hat es euch nicht
geschmecket?
Dann schlug Herakles
Mit dem Schwert
Nach dem Monster-Löwen,
Doch da verbog sich das
Schwert,
Als wäre es aus
weichem Blei.
Dann nahm Herakles
seine Keule
Vom Holz des wilden
Olivenbaums
Und haute dem Monster
aufs Maul!
Das verkroch sich beleidigt in seiner Höhle.
Das verkroch sich beleidigt in seiner Höhle.
Beleidigte Leberwurst,
Dachte Herakles.
Herakles verschloss mit
einem Netz
Den einen Eingang der
Höhle
Und trat dann durch den
andern Eingang
In die Dämonenhöhle
ein.
Er wusste, mit Waffen
war dem Biest nicht zu kommen,
Aber seine muskulösen
Arme
Waren gewaltiger doch
als alle Waffen.
Da machte Herakles
Einen Ringkampf
Mit dem Monster.
Herakles umarmte den
Hals des Löwen
Und erwürgte ihn.
Bei der Rückkehr zu
seinem Arbeitgeber
Trug Herakles
Den toten Löwen auf
seinen Schultern.
So heißt es bei dem
Weisen:
Besser ein lebender Hund
Besser ein lebender Hund
Als ein toter Löwe!
Nun wusste Herakles
nicht,
Wie er dem Löwen das
Fell abziehen sollte.
Da dachte er:
Mein Bruder hat schon lange Fingernägel!
Mein Bruder hat schon lange Fingernägel!
Aber meine Krallen sind
noch schärfer!
So zog er dem Löwen
So zog er dem Löwen
Das Fell mit seinen
Krallen ab!
Das Fell trug er fortan
als Panzer
Und den Löwenschädel
als Helm.
Sieg, Sieg!
SIEBENTES KAPITEL
DIE ZWEITE HELDENTAT
Als seine zweite Arbeit
Sollte Herakles
Die neunköpfige
Schlange töten.
Sie lebte in den
lernaischen Sümpfen.
Sie hatte einen
Hundekörper
Von Riesengröße
Und neun
Schlangenköpfe,
Von denen ein Kopf
unsterblich war.
Die Kriegsgöttin
Athene hatte sich überlegt,
Wie Herakles die
Hundsschlange töten könnte.
Der kleine Sohn seines
Zwillingsbruder
Lenkte den Wagen
Und Athene zeigte
Herakles die Höhle,
Wo der Schlangendämon
lebte.
Athene sagte:
Schieß Brandpfeile ab
Schieß Brandpfeile ab
Und zwinge das Monster
so,
Aus der Höhle zu
kriechen.
Herakles hielt seinen
Atem an,
Bis sein Gesicht ganz
rot wurde,
Und fing dann die
Schlange ein.
Die Schlange aber
schlang sich
Um des Herakles Beine
Und versuchte, ihn zu
Fall zu bringen.
Herakles schlug mit
seinem Knüppel
Dem Biest auf die neun
Köpfe,
Aber kaum war ein Kopf
zerschmettert,
Da wuchsen auf dem Hals
zwei neue Köpfe nach!
Da schoss eine
Riesen-Krabbe
Aus dem Sumpf
Und versuchte, dem
Schlangendämon zu helfen
Und biss den Herakles
in seinen Fuß.
Zornig zerschlug
Herakles die Riesenkrabbe
Und zertrümmerte ihren
Panzer
Und rief den Knaben zu
Hilfe,
Den Sohn seines
Zwillingsbruders.
Da hatte der Junge eine
Idee!
Er knetete seine
Unterlippe,
Dann bekam er die
besten Ideen!
Heureka! Ich habs!
Heureka! Ich habs!
Und er nahm eine
Fackel,
Und wenn Herakles der
Schlange einen Kopf abschlug,
Verbrannte der Junge
den Hals,
So dass keine neuen
Köpfe nachwachsen konnten.
Jetzt nahm Herakles
seinen Dolch
Und schlug den
unsterblichen Kopf ab,
Der ganz aus Gold war.
Als Herakles schon
weiter weg war,
Zischte der
unsterbliche Kopf immer noch.
Herakles nahm die
Innereien
Aus dem toten
Schlangenkörper
Und tauchte seine
Pfeile
In das kochende
Schlangengift,
So hatte er immer
Giftpfeile bei sich!
ACHTES KAPITEL
DIE DRITTE HELDENTAT
Die dritte Arbeit,
Die Herakles tun
sollte,
War es, die Hirschkuh
der Jungfraungöttin
Lebend zu fangen.
Diese schnelle,
gefleckte Hirschkuh
Hatte eiserne Hufe
Und goldene Hörner wie
ein Hirsch.
Die Jungfraungöttin
Hatte einen
Siegeswagen,
Den zogen vier
Hirschkühe,
Aber die fünfte
Hirschkuh
Lebte wild und frei,
Und die sollte Herakles
fangen,
Aber lebend, lebend,
Denn man darf kein Reh
der Jungfrau töten!
Darum brauchte Herakles
diesmal keine Gewalt,
Er brauchte diesmal
Schlauheit!
Und der Weise sagt:
Ein Schlauer ist stärker
Ein Schlauer ist stärker
Als sieben
Muskelprotze!
Ein ganzes Jahr lang
Jagte Herakles
Die Hirschkuh der
göttlichen Jungfrau.
Die Jagd führte ihn
bis nach Deutschland,
Ins Land der Finsternis
und des Regens.
Endlich suchte sie
schließlich Zuflucht
Auf dem Jungfrauenberg,
Da schoss Herakles
einen Pfeil ab,
Aber nicht um sie zu
töten, nein,
Er konnte so gut
zielen,
Daß er ihre
Vorderbeine mit dem Pfeil zusammenheftete.
Der Pfeil ging zwischen
Knochen und Sehnen hindurch,
Und es floss kein
Blut!
Dann legte sich Herakles
Dann legte sich Herakles
Die lebendige Hirschkuh
auf seine Schultern
Und kehrte zu seinem
Arbeitgeber zurück.
NEUNTES KAPITEL
DIE VIERTE HELDENTAT
Lieber Freund, als Kind
hab ich mich
Immer sehr gewundert,
Daß die Helden aus den
Heldengeschichten
Nie Pipi mussten.
Also: Herakles musste
Pipi.
Er pinkelte am liebsten
im Freien,
Er pinkelte in die
Büsche.
Aber nun musste er
seine vierte Arbeit tun,
Er musste einen wilden
Eber lebend fangen.
Das war ein wildes
Tier, ein Riesentier,
Das die ganze Gegend
verwüstete.
Ein so sehr wildes Tier
Lebend zu fangen,
War sehr schwierig.
Herakles brüllte so
laut er konnte
Und trieb das
Wildschwein
Aus seinem Gebüsch.
Dann jagte Herakles
Den wilden Eber
In einen riesigen
Schneehaufen
Und sprang auf den
Rücken des wilden Ebers.
Er fesselte das
Wildschwein mit Ketten
Und trug es lebend auf
seinen Schultern
Zu seinem Arbeitgeber
zurück.
Dann genehmigte
Herakles
Sich einen Kanister
voll Rotwein,
Ein Fladenbrot mit
gebratenem Fleisch
Und Knoblauchquark.
Ein Musiker machte
Musik
Und junge Mädchen
tanzten,
Indem sie mit den
Hüften wackelten.
Denn es sagte der
Weise:
Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang /
Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang /
Der bleibt ein Narr
sein Leben lang /
ZEHNTES KAPITEL
DIE FÜNFTE
HELDENTAT
Nun kam die fünfte
Arbeit,
Da sollte Herakles
Den schmutzigen
Saustall
Des Augias putzen!
Der Arbeitgeber stellte
sich vor,
Wie Herakles putzte
Und die ganze Scheiße
In großen Eimern
wegträgt.
Da lachte der
Arbeitgeber:
Herakles ist eine Putzfrau!
Herakles ist eine Putzfrau!
Augias war ein reicher
Mann,
Er hatte riesige Mengen
von Schweinen.
Den Göttern hatte es
gefallen,
Daß die Schweine nie
krank wurden
Und dass die Säue
viele Ferkel warfen.
Nun war die Scheiße
der Schweine
Schon jahrelang nicht
weggeräumt worden.
Überall stank es nach
Scheiße!
Da kam von der Scheiße
Die Pest ins Land!
Der Acker war so voller
Scheiße,
Daß kein Weizen mehr
wuchs!
O leckerer weißer
Weizen!
O gesunder Dinkel!
Du konntest nicht wachsen
Du konntest nicht wachsen
Vor lauter Scheiße!
Herakles rief von
weitem
Zu Augias und
sagte:
Noch vor Anbruch der Nacht
Noch vor Anbruch der Nacht
Hab ich deinen Saustall
geputzt!
Das schwöre ich, so
wahr mein Gott und Vater lebt!
Das war der einzige
Schwur,
Den Herakles je
geschworen.
Denn sonst sagte
er:
Schwören muss man nicht,
Schwören muss man nicht,
Wenn man immer die
Wahrheit sagt!
Sagt nur Ja Ja – Nein Nein!
Sagt nur Ja Ja – Nein Nein!
Aber die Dummschwätzer
sagen lieber:
Bla Bla – Jein Jein!
Bla Bla – Jein Jein!
Nun öffnete Herakles
Die Mauer des Saustalls
Und rief die beiden
benachbarten Flüsse
Peneis und Menios,
Dass ihr Wasser durch
den Saustall flutete
Und schwemmte die ganze
Scheiße weg!
Das war vielleicht eine Suppe!
Das war vielleicht eine Suppe!
So vollendete Herakles
die Arbeit
An einem einzigen Tag,
Ohne sich die Hände
schmutzig zu machen.
Aber am Abend
Nahm er ein Bad
In heißem Wasser
Mit viel duftendem
Schaum,
Denn er wollte den
Gestank der Scheiße loswerden.
Dann sprach er zu
seinem Schatten:
Nun komm, mein Schatten,
Nun komm, mein Schatten,
Wir gehen schlafen!
Ich verspreche dir,
mein Schatten:
Nie verkauf ich dich
Nie verkauf ich dich
An den Bösen!
Bleib immer bei mir, mein Schatten,
Bleib immer bei mir, mein Schatten,
Denn du bist mein
bester Freund!
ELFTES KAPITEL
DIE SECHSTE
HELDENTAT
Herakles musste nun
seine sechste Arbeit tun.
Da gab es nämlich
kinderfressende Vögel,
Die hatten Eisenflügel
Und Eisenkrallen.
Sie waren von den
Wölfen der Wolfsschlucht
Vertrieben worden
Und hatten sich
niedergelassen
In den Stymphalischen
Sümpfen.
Hier vermehrten sie
sich wie die Ratten.
Manchmal flogen sie
auf,
Um kleine Kinder zu
fressen!
Sie warfen eiserne Federn ab
Sie warfen eiserne Federn ab
Und ließen ihre
Vogelscheiße
Auf die Felder fallen,
So dass die Ernte
verdorben wurde.
Als Herakles ankam
An den Sümpfen,
Ringsum waren Wälder,
Da konnte er die
Monstervögel nicht vertreiben
Mit Pfeil und Bogen.
Der Sumpf war auch
nicht fest genug,
Dass er drauf laufen
könnte,
Und der Sumpf war nicht
flüssig genug,
Daß er mit einem Boot
hätte rudern können.
So stand Herakles am
Ufer
Und wusste nicht, was
tun?
Da kam die Kriegsgöttin Athene
Da kam die Kriegsgöttin Athene
Und schenkte dem
Herakles
Kastagnetten, die
klapperten laut.
Da stellte sich
Herakles
Auf den Berg Kyllene,
Der nahe bei den
Sümpfen war,
Und klapperte laut mit
den Kastagnetten
Und machte solch einen
Heidenlärm,
Daß die Vögel sich
nicht trauten,
Sich auf der Erde
niederzulassen,
Sie schwirrten so lange
in den Lüften,
Bis sie vor Erschöpfung
zu Boden fielen.
Da hat er sich die
Monstervögel geschnappt
Und brachte sie zu
seinem Arbeitgeber
Und sagte: Hier, Chef,
Auftrag erfüllt!
ZWÖLFTES KAPITEL
DIE SIEBENTE
HELDENTAT
Nun befahl der
Arbeitgeber:
Herakles, du musst die Hengste
Herakles, du musst die Hengste
Von König Diomedes
fangen!
Diomedes hielt die
Hengste
Mit eisernen Ketten
An eisernen Krippen
gebunden
Und fütterte sie mit
dem Fleisch
Seiner Gäste!
Wer möchte da schon
gerne Gast sein?
So ging es auch einmal
einem Dichter,
Der besuchte eine Frau,
die er liebte,
Und die hat das Herz
des Dichters
Ihrem Hund zum Fraß
vorgeworfen!
Aber Herakles
verprügelte
Die Diener des Diomedes
Und jagte die Hengste
zum Meer,
Wo er sie auf einem
kleinen Hügel zurückließ.
Herakles hatte einen
kleinen Liebling,
Der hieß Abderos
Und war neun Jahre alt,
Der sollte auf die
Hengste aufpassen.
Nun verprügelte
Herakles
Den Diomedes mit seiner
Keule,
Schleifte seinen Körper
ans Meer,
Um ihn den Hengsten zum
Fraß vorzuwerfen.
Aber die Hengste hatten
keinen Hunger mehr!
Warum?
Weil sie den Liebling des Herakles aufgefressen hatten!
Warum?
Weil sie den Liebling des Herakles aufgefressen hatten!
Herakles legte den
Liebling in ein Grab
Und gründete an dem
Grab des Abderos
Die schöne Stadt
Abdera.
Dann nahm er den Wagen
des Diomedes
Und spannte die Hengste
davor.
Die hatten noch nie
Zaum und Zügel gesehen,
Aber Herakles zähmte
die wilden Hengste.
Und so fuhr er
Zu seinem Arbeitgeber
zurück und sagte:
Mission erfüllt!
Mission erfüllt!
DREIZEHNTES KAPITEL
DIE ACHTE HELDENTAT
Nun kam die achte
Arbeit,
Die Herakles mal eben
schnell erledigen musste.
Er sollte den Stier von
der Insel Kreta einfangen.
Der Stier verwüstete
die Insel Kreta,
Riss das Getreide aus
dem Acker
Und zerstörte die
Obstgärten,
Da wuchsen eigentlich
Äpfel,
Die sauer waren, aber
sehr lecker,
Und schließlich heißt
es auch:
Sauer macht lustig!
Sauer macht lustig!
Herakles segelte nun
nach Kreta
Und der König von
Kreta
Bot Herakles seine
Hilfe an.
Aber Herakles wollte
die Arbeit allein tun,
Denn dann ist auch der
Ruhm seiner allein.
Der Stier schnaubte
Feuerflammen aus den Nüstern,
Aber Herakles ließ
sich nicht beeindrucken
Und nahm den Stier
gefangen.
So brachte er ihn zu
seinem Arbeitgeber
Und schrie: Ich hab
gewonnen!
Ich bin Erster!
Ich bin der Stärkste!
Ich bin Erster!
Ich bin der Stärkste!
VIERZEHNTES KAPITEL
DIE NEUNTE HELDENTAT
Nun sollte Herakles
Für seinen Arbeitgeber
Den Zaubergürtel
Der Amazonenkönigin
rauben.
Sein Arbeitgeber hatte
eine Tochter,
Die hieß Admete,
Die wollte den
Zaubergürtel
Der Amazonenkönigin
haben.
Du fragst dich
sicher:
Was ist eine Amazone?
Was ist eine Amazone?
Die Amazonen waren
Töchter
Der Liebesgöttin
Venus,
Sie lebten am
Amazonas-Fluss.
Sie waren kriegerische
Frauen,
Die ihre Töchter so
erzogen,
Daß sie gut reiten
konnten
Und gut mit Pfeil und
Bogen schießen.
Die Amazonen duldeten
keine Männer bei sich,
Da lebten nur Frauen
zusammen.
Wenn eine Amazone einen
Sohn gebar,
So brachen sie ihm die
Beine,
Damit er kein Krieger
wird.
Die Jungens mussten da
die Hausarbeit machen,
Die Töchter nur
durften in den Krieg ziehen.
Und die Königin der
Amazonen
War Königin Hippolyte,
Die hatte einen
goldenen Zaubergürtel um.
Als Herakles zum
Amazonas-Fluss kam,
Warf er Anker im Hafen.
Die Amazonenkönigin
besuchte ihn im Hafen
Und sagte: Wow!
Du bist ein echter
Mann!
Wie schön deine Muskeln sind!
Wie schön deine Muskeln sind!
Da war sie wie besoffen
Von den Muskeln des
Herakles
Und weil sie so
besoffen war,
Schenkte sie ihm den
Zaubergürtel.
Aber die Himmelskönigin
Hera
Stieg von der Wohnung
der Götter herab,
Verkleidet als Amazone
Und rief: Dieser
Herakles
Will eure Königin
entführen!
Da warfen sich die
Kriegerinnen
Auf ihre Pferde
Und griffen das Schiff
von Herakles an.
Herakles nahm den
Zaubergürtel,
Versteckte ihn gut,
Nahm dann der
Amazonenkönigin
Die Doppelaxt ab
Und trieb die
Kriegerinnen in die Flucht.
So kehrte er zurück
Und gab den
Zaubergürtel
Von der Amazonenkönigin
Hippolyte
Seinem Arbeitgeber,
Und der schenkte den
Gürtel
Seiner Tochter Admete.
FÜNFZEHNTES KAPITEL
DIE ZEHNTE HELDENTAT
Als zehnte Arbeit
Sollte Herakles
Das Vieh des Geryon
holen.
Geryon lebte in Spanien
Am Ozean
Und sagte von sich:
Ich bin der stärkste Mann der Welt!
Ich bin der stärkste Mann der Welt!
Ha! Ha!
Da kannte er aber Herakles schlecht!
Da kannte er aber Herakles schlecht!
Geryon hatte drei
Köpfe,
Drei Körper und sechs
Hände.
Geryons rote Tiere
Waren unglaublich
schön.
Der Hirte Eurytion
weidete sie
Mit seinem
doppelköpfigen Hirtenhund Orthros.
Als Herakles nach
Spanien kam,
Da stellte er zwei
Säulen auf,
Eine in Europa
Und eine in Afrika.
Denn die Griechen
glaubten,
Daß Europa und Afrika
früher einmal
Ein einziger Kontinent
gewesen waren.
Nun war da aber eine
Meerenge dazwischen
Und da stellte Herakles
die Säulen auf,
Damit keine
Seeungeheuer
Vom Atlantischen Ozean
Ins Mittelmeer
schwammen.
Der Sonnengott strahlte
heiß auf Herakles.
In der Hitze kann ich
nicht arbeiten!
Rief Herakles
Rief Herakles
Und schoss einen Pfeil
auf den Sonnengott.
Genug, genug! rief der
Sonnengott.
Da entschuldigte sich
Herakles,
Weil er so wütend
geworden war.
Da ist fein von
Herakles,
Dass er sich
entschuldigt hat.
Das zeugt von gutem
Charakter,
Wenn man sich
entschuldigen kann.
Das zeigt, dass man den
Fehler einsieht
Und es nicht mehr tun
will
Und dass man ein
besserer Mensch werden will.
Böse Menschen machen
auch dauernd was falsch,
Aber sie entschuldigen
sich nicht.
Nur die Guten
entschuldigen sich,
Wie du, mein kleiner
Leser.
Der Sonnengott war auch
zufrieden
Und schenkte dem
Herakles
Einen goldenen
Siegespokal.
In diesem Siegespokal
Wie in einem Boot
Fuhr Herakles übers
Meer.
Dann stieg er auf den
Berg Abas.
Der doppelköpfige
Hirtenhund
Stürzte sich auf
Herakles,
Aber Herakles
verscheuchte ihn mit seiner Keule.
Dann trieb Herakles die
schönen roten Tiere weg.
Davon hörte Geryon,
Und er forderte den
Herakles
Zum Zweikampf heraus.
Herakles schoss einen
einzigen Pfeil
Durch alle drei Körper
des Geryon.
Da eilte die
Himmelskönigin Hera
Dem Geryon zu Hilfe,
Aber Herakles schoss
einen Pfeil ab
Und traf eine Brust des
Himmelskönigin
Und da ist sie
geflohen.
So brachte Herakles die
schönen roten Tiere
Zu seinem Arbeitgeber
und rief:
Triumph! Triumph!
Triumph! Triumph!
SECHZEHNTES KAPITEL
DIE ELFTE HELDENTAT
Zehn Arbeiten hatte
Herakles schon getan,
Das hatte acht Jahre
gedauert.
Nun kam sein elfter
Auftrag,
Er sollte die goldenen
Äpfel
Vom Baum der Hesperiden
holen.
Der Apfelbaum mit den
goldenen Äpfeln
War einst ein Geschenk
der Mutter Erde
An die Himmelskönigin
gewesen.
Die Himmelskönigin
hatte
Einen eigenen Garten
angelegt
Für den Baum mit den
goldenen Äpfeln.
Dieser Garten lag am
Hang
Des Berges Atlas
In Marokko in
Nordafrika.
Die Töchter des Atlas
waren die Hesperiden,
Die bewachten diesen
Garten.
Und den Baum beschützte
ein Drache,
Der die goldenen Äpfel
beschützte.
Er hatte hundert Köpfe
Und sprach verschiedene
Sprachen.
Atlas war ein Held,
Der trug auf seinen
Schultern den Himmel.
Herakles hatte nun den
Rat bekommen,
Die goldenen Äpfel
nicht selbst zu pflücken,
Sondern den Helden
Atlas darum zu bitten.
Herakles ging also zu
Atlas und sagte:
Lass mich einmal eine Stunde lang
Lass mich einmal eine Stunde lang
Den Himmel auf den
Schultern tragen,
Und du pflückst mir
dafür
Die goldenen Äpfel
Aus dem Garten der
Hesperiden.
Atlas war
einverstanden.
Herakles nahm den
Himmel
Auf seine Schultern.
Bald kehrte Atlas
Mit den goldenen Äpfeln
zurück.
Er fand es aber ganz
geil,
Den Himmel nicht mehr
tragen zu müssen
Auf den Schultern.
Er wollte den Herakles
gar nicht mehr ablösen.
Da sagte der schlaue
Herakles:
Okay, Atlas,
Okay, Atlas,
Ich trage weiter den
Himmel
Auf meinen Schultern.
Aber du musst noch mal
kurz
Den Himmel übernehmen,
Damit ich mir ein
Kissen
Auf die Schultern legen
kann,
Damit der Himmel nicht
so hart drückt.
Atlas fiel drauf
rein!
Er nahm den Himmel noch einmal auf seine Schultern
Er nahm den Himmel noch einmal auf seine Schultern
Und Herakles lachte
laut
Und ging weg.
Er nahm aber die
goldenen Äpfel mit.
Und so hat er wieder
gewonnen!
SIEBZEHNTES KAPITEL
DIE ZWÖLFTE UND
LETZTE HELDENTAT
Die schwerste Arbeit,
Die Herakles tun
musste,
War es, den Höllenhund
Kerberos
Aus der Hölle zu
holen.
Um sich darauf
vorzubereiten,
Ging er zum
Gottesdienst.
So vorbereitet,
Stieg Herakles in die
Hölle herab.
Der Eingang zur Hölle
War am Schwarzen Meer.
Wenn immer Herakles
erschöpft war,
Rief er seinen Vater
und Gott um Hilfe an,
Dann kam die
Weisheitsgöttin Athene
Und gab ihm neue Kraft.
Da war ein Fluss in der
Unterwelt,
Den musste er
überqueren.
Da war ein Mann, der
lenkte ein Boot,
Das war Charon,
Der brachte den
Herakles hinüber.
Als Herakles aus dem
Boot stieg,
Flohen alle Schatten
der Hölle vor ihm
Aus Angst vor dem Sohn
Gottes.
Da fand Herakles in der
Hölle
Seinen Freund, den
König Theseus,
Den befreite er aus der
Hölle.
Um die Schatten der
Hölle
Zu beruhigen, opferte
Herakles
Ein wenig Blut von
einem Schaf.
Da kam die Königin der
Hölle
Und begrüßte Herakles
Wie einen Bruder.
Da sagte
Herakles:
König der Hölle, du finsterer Hades,
König der Hölle, du finsterer Hades,
Ich will den Höllenhund
haben.
Da sprang Hades auf und
schrie:
Du kannst den Höllenhund haben,
Du kannst den Höllenhund haben,
Wenn du ihn ohne Pfeil
oder Keule besiegst.
Herakles fand den
Höllenhund
Am Eingang der Hölle
angekettet.
Er hatte drei Köpfe,
Die waren bedeckt mit
Schlangen,
Und sein Schwanz
War der Stachel eines
Skorpions.
Mit dem Schwanz schlug
der Höllenhund
Nach Herakles,
Doch der war geschützt
Durch sein Löwenfell.
Herakles würgte den
Höllenhund so lange,
Bis der erstickte,
Und dann ging Herakles
Mit seinem Freund,
Dem König Theseus,
Aus dem Totenreich
heraus
Auf die lichte Erde.
Er war drei Tage im
Totenreich gewesen.
ACHTZEHNTES KAPITEL
DIE FRAU DES
HERAKLES
Herakles hatte keine
Ehefrau
Und keine Söhne.
Söhne sind ein
Geschenk Gottes,
Und wenn ein Mann Söhne
hat,
Sind sie wie Pfeile im
Köcher,
Und wenn der Mann
Mit seinen Feinden
streitet
Vor Gericht,
So werden seine Söhne
ihn verteidigen.
Deianira war die
Tochter
Des Weingottes
Dionysos.
Viele bewarben sich um
Deianira,
Alle wollten Sex mit
ihr haben.
Sie konnte gut reiten,
Sie konnte gut den
Wagen fahren,
Sie konnte gut mit dem
Schwert umgehen.
Aber keiner traute
sich,
Deianira zu
bitten:
Werde mein Weib!
Werde mein Weib!
Das trauten sich nur
zwei,
Herakles, unser Freund,
Und der alte dicke
Flussgott Acheloos,
Der alte dicke
Flussgott mit seinem langen grauen Bart.
Der Flussgott Acheloos
Konnte als Stier
erscheinen
Oder als Schlange.
Wasser floss immer
Aus seinem wilden
grauen Bart.
Deianira sagte:
Ich wär lieber tot,
Ich wär lieber tot,
Als diesen dicken
Flussgott
Mit dem wilden grauen
Bart
Zum Mann zu nehmen!
Herakles
sagte:
Deianira, wenn du meine Frau wirst,
Deianira, wenn du meine Frau wirst,
Dann hast du Zeus zum
Schwiegervater!
Dann bist du Gottes Schwiegertochter!
Dann bist du Gottes Schwiegertochter!
Acheloos aber brummte
in seinen Bart:
Du blöder Herakles,
Du blöder Herakles,
Entweder bist du nicht
der Sohn von Zeus
Oder deine Mutter ist
eine Ehebrecherin,
Und dann bist du ein
Hurensohn!
Beleidige meine Mutter
nicht!
Sagte Herakles,
Sagte Herakles,
Ich bin besser im
Kämpfen
Als im Diskutieren.
Da kämpfte Herakles
mit Acheloos,
Er packte ihn an den
Hörnern des Stieres
Und warf ihn zu Boden,
Da verwandelte sich
Acheloos in eine Schlange,
Da lachte Herakles laut
auf: Ha, Ha!
Schon als Kind hab ich Schlangen erwürgt!
Schon als Kind hab ich Schlangen erwürgt!
Und so erwürgte
Herakles die Schlange.
Dann hat Herakles
Deianira geheiratet
Und wie es sich gehört
für Mann und Frau,
Sie haben Sex
miteinander gemacht.
Dann zog Herakles mit
seiner Frau
Zum Fluss Euenos.
Da sollte ein Zentaur
sie hinübertragen.
Der Zentaur hieß
Nessos.
Herakles schwamm durch
den Fluss,
Aber Deianira ließ
sich tragen
Von dem Zentauren
Nessos
Über den Fluss auf die
andere Seite.
Aber als der Zentaur
die schöne Frau
Auf seinem Rücken
trug,
Versuchte er, sie zu
vergewaltigen!
Sie schrie um
Hilfe:
Mein Herakles, mein Held,
Mein Herakles, mein Held,
Der Zentaur versucht
mich zu vergewaltigen!
Da nahm Herakles Pfeil und Bogen
Da nahm Herakles Pfeil und Bogen
Und schoss einen Pfeil
In die Brust des
Zentauren.
Der Zentaur Nessos zog
den Pfeil aus der Wunde
Und sagte zu
Deianira:
Ich habe meinen Mannessamen
Ich habe meinen Mannessamen
Auf die Erde fallen
lassen,
Nimm diesen Samen
Und mische ihn mit dem
Blut meiner Wunde,
Tu Olivenöl dazu
Und streiche damit das
Hemd von Herakles ein,
Dann wird er dir nie
untreu werden!
Und selbst wenn du
fünfzig Jahre alt wirst
Und grau und runzelig
Und dir die Haare
ausfallen,
Wird Herakles nicht
Den jungen Mädchen
hinterher gucken!
Deianira sammelte also
den Samen,
Das Blut und das
Olivenöl,
Und strich das Hemd von
Herakles ein.
Sie sagte ihm aber
nichts davon.
Herakles aber trug das
Hemd nicht,
Er guckte lieber den
jungen Mädchen nach.
NEUNZEHNTES KAPITEL
HERAKLES FÄHRT GEN
HIMMEL
Herakles wollte seinem
Vater Zeus
Ein Opfer bringen
Auf dem Altar,
Dazu brauchte er ein
schönes Hemd,
Denn er wollte nicht
nackt
An den Altar treten.
Da bat Herakles seine
Frau:
Gib mir ein schönes Hemd!
Und Deianira
Gib mir ein schönes Hemd!
Und Deianira
War eifersüchtig,
Weil Herakles immer
Von dem jungen Mädchen
Iole schwärmte,
Da gab Deianira dem
Herakles
Das vergiftete Hemd.
Herakles zog das
vergiftete Hemd an
Und brachte dem König
der Götter
Ein Opfer von Brot und
Wein,
Da fing er plötzlich
an zu schreien,
Als ob ihn eine
Giftschlange gebissen hätte!
Das Gift drang in
seinen Körper ein,
Die Schmerzen wurden
unerträglich!
Herakles versuchte,
sich das Hemd auszuziehen,
Aber es ging nicht,
Es klebte so fest an
seiner Haut,
Daß er die Haut mit
abriss.
Herakles stürzte sich
in den nahen Fluss,
Aber das Gift brannte
weiter.
Herakles rannte über
die Berge
Und riss die Eichen
aus,
Schließlich wollte er
nur noch
In Einsamkeit sterben!
Als Deianira das alles
sah,
Nahm sie einen Dolch
Und schnitt sich die
Adern auf,
So ist sie verblutet
Und gestorben.
Herakles häufte sich
aus Zweigen und Ästen
Einen Scheiterhaufen,
Steckte den
Scheiterhaufen an
Und warf sich lebendig
in das Feuer!
Im Feuer stehend, sah
er so fröhlich aus
Wie ein Mann im Kreis
seiner Freunde,
Wenn sie viel Wein
getrunken haben
Und lustig lachen!
Dann ging Herakles in
den Himmel!
Sein Vater Zeus
begrüßte ihn und nahm ihn in die Arme.
Dann kam auch die
Weisheitsgöttin Athene
Und fasste den
unsterblichen Herakles an der Hand
Und stellte ihn den
andern Göttern vor.
Da kam auch die Frau
von Zeus,
Die Himmelskönigin
Hera.
Sie versteckte Herakles
unter ihrem Rock
Und schrie, wie Frauen
schreien bei der Geburt,
Und brachte Herakles in
einer zweiten Geburt
Im Himmel zur Welt als
einen Gott
Und Sohn der
Himmelskönigin.
Dann sagte die
Himmelskönigin zu Herakles:
Mein Sohn, was wünschst du dir für den Himmel?
Da sagte Herakles:
Ein junges Mädchen, siebzehn Jahre jung,
Mein Sohn, was wünschst du dir für den Himmel?
Da sagte Herakles:
Ein junges Mädchen, siebzehn Jahre jung,
Die für alle Ewigkeit
Jungfrau ist
Und mich in Ewigkeit
liebt!
Da gab die Himmelskönigin dem Herakles
Da gab die Himmelskönigin dem Herakles
Ein himmlisches Mädchen
zur Freundin,
Das war die Jungfrau
Hebe,
Die den Göttern den
Wein einschenkte.
Nachtsüber war
Herakles im Bett bei Hebe
Und tagsüber hielt er
Wache am Himmelstor,
Denn er durfte nur die
Guten einlassen.
Vor allem freute sich
Herakles,
Wenn Tote ankamen,
Die unschuldig wie die
Kinder waren!
Aber wenn er seine
Arbeit getan,
Ging er abends wieder
in seine himmlische Wohnung
Zur immerwährenden
Jungfrau Hebe.
Halleluja,
Halleluja!
Oder wie der Spaßmacher sagt:
Hallo Julia, Hallo Julia!
Oder wie der Spaßmacher sagt:
Hallo Julia, Hallo Julia!