Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

MARIA SOPRA MINERVA III



Von Josef Maria Mayer


DAS JESUSKIND


Als das kleine Jesuskind
In dem Haus der Mutter spielte,
Spielte es mit einem kleinen
Kreuze, das es selbst gezimmert.

Und die Mutter Sankt Maria
Gab dem kleinen Jesuskind
Frischgepflückte Feigen oder
Frischgepflückte Datteln auch

Oder Mandeln, die gesalzen
Waren von dem Salz des Bundes.
Gerne trank das Jesuskind
Frischgemolkne Ziegenmilch.

Jesus spielte schon sehr früh
In der Werkstatt seines Vaters,
Seines Pflegevaters Josef,
Welcher war ein Zimmermann.

Josef musste einmal machen
Für Herodes, für den König,
Einen Thron, geschnitzt von Holz,
Josef hatte sich verrechnet,

Eine Latte war zu kurz,
Als das sah das Jesuskind,
Tat das Jesuskind ein Wunder
Und verlängerte die Latte.

Als das Jesuskind zur Schule
Gehen sollte, brachten Anna
Oder Josef ihn zur Schule,
Und der Lehrer war sehr streng.

Und es lehrte ihn der Lehrer,
Wie man schreiben soll das A,
Dann der Lehrer lehrte ihn,
Wie man schreiben soll das B.

Doch da sprach das Jesuskind:
O du dummer dicker Lehrer,
Weißt nicht, was das A bedeutet,
Willst mich lehren schon das B?

Und es sprach das Jesuskind:
Jener schräge Strich beim A,
Der von links nach rechts hinaufgeht,
Das ist Gott der Ewigvater,

Jener schräge Strich beim A,
Der von links nach rechts hinabgeht,
Das ist Gott der Ewigsohn,
Griechen nennen ihn den Logos,

Und das Strichlein in der Mitte,
Das die beiden schrägen Striche
Liebevoll verbindet, das
Ist der Heilge Geist, die Liebe.

Willst du lehren nach dem A
Mich das mütterliche B,
Sage ich, dass A und B
Abba auszusprechen sind.

In der Schule bei der Pause
Aber sprachen seine Freunde:
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Bau uns einen Regenbogen,

Daß wir auf dem Regenbogen
Durch die Luft spazieren können.
Also tat das Jesuskind
Eben rasch ein kleines Wunder,

Baute einen Regenbogen.
Jesulein und seine Freunde
Stiegen auf den Regenbogen,
Gingen durch die Luft spazieren.

Aber Jesu kleine Freunde
Fielen von dem Regenbogen
Auf die Nasen, schlugen ihre
Kleinen Nasen leider blutig.

Als das hörte Oma Anna,
Nahm sie eine Weidenrute,
Haute Jesus auf den Popo,
Dreimal schlug sie auf den Popo,

Oma Anna sagte nämlich:
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Aber denke stets daran,
Daß die Menschen sind aus Lehm.


ADAM UND EVA


Eine alte Jüdin sagte:
Unser aller Mutter Eva
Ist nicht die Verführerin,
Nicht das Weibchen, ewig lockend.

Adam aß ja selbst die Frucht.
Aber nein, es war kein Apfel,
Äpfel gab es nicht vorzeiten
In des Nahen Ostens Garten.

Weizen gab es, es gab Gerste,
Es gab purpurne Granaten,
Trauben gab es an dem Weinstock,
Quitten, Datteln gabs und Feigen.

Als nun Eva und auch Adam
Die verbotne Frucht genossen,
Sahen beide, dass sie nackend,
Und verhüllten ihre Blöße.

Und der Feigenbaum gab ihnen
Blätter, dass sie sich verhüllten,
Sie verhüllten ihre Blöße
Mit den Blättern von dem fig-tree.

Darum sagen die Rabbinen:
Dieser Feigenbaum hat sicher
Einige Gewissensbisse,
Weil er ihnen gab die Feige.

Darum produzierte dieser
Feigenbaum die großen Blätter,
Weil zuerst er produzierte
Die verbotne Frucht, die Feige.

Wenn man es so sehen möchte,
Ist die Paradiesgeschichte
Die Geschichte einer Kindheit,
Einer reinen Kinder-Unschuld.

Kleine Kinder laufen nackend
Durch den Garten ihrer Kindheit,
Die dann später erst beginnen,
Des Geschlechtes sich zu schämen.

Scham ist etwas ganz Gesundes.
Wenn Erwachsne aber schamlos
Sind, so sind sie meistens Sünder,
Hurenböcke, Sodomiten.

Aber erst die alten Leute
In den Alten-Hospitälern
Werden wieder kindlich-schamlos
Und so schließt sich dann der Kreis.

Wenn man es so sehen möchte,
Ist die Paradiesgeschichte
Die Geschichte einer Menschheit,
Früchte sammelnd an dem Anfang.

Als geboren Kain und Abel,
War die Menschheit schon entwickelt,
Denn da war der Ackerbauer
Und da war der Hirte auch.

Später kam dann Nimrod auf,
Der ein Jäger vor dem Herrn.
Dieser brachte aus der Ferne
Leckres Fleisch von wilden Tieren.

Aber dass die Mutter Eva
Ist zugleich die Freundin Ruth
Und die heilige Maria,
Das ist christlicher Gedanke.

Denn die Christenbrüder sagen:
Wie gefehlt der erste Adam,
Muß der neue Adam Christus
Für die Sünder Sühne schaffen.

Und weil Eva ungehorsam
Gegen Gott war und gehorcht
Hat auf den gefallnen Engel,
Kam die Sünde in die Welt,

Darum kam die neue Eva,
Diese heilige Maria
Hörte auf den Engel Gottes
Und gehorchte Gottes Wort.

Diese neue, zweite Eva
Ist das Ewigweibliche,
Das hinanzieht uns zu Gott,
Zum Geheimnis Ewger Liebe.


VORSOKRATIKER


Parmenides reiste einsam
Reitend durch die dunkle Nacht,
Sonnentöchter führten ihn
Zur Gerechtigkeit, zur Pforte

In dem Himmel, wo er schaute
Göttin Wahrheit in dem Thron
Und die Göttin Wahrheit sprach
Zu dem frommen Philosophen:

Alle Dinge auf der Erde
Werden und vergehen wieder,
Alles Dasein ist so nichtig,
Nichtigkeit der Nichtigkeiten!

Aber was ein Dasein hat,
Hat sein Dasein nur allein,
Weil es einen Anteil hat
An dem absoluten Sein.

Dieses absolute Sein
Ist unsterblich, unvergänglich,
Ewig und allgegenwärtig,
Und es ist das Eine Sein.

Heraklit, der dunkle Denker,
Schrieb vom Inneren des Kosmos,
Weihte dies sein Werk der Göttin
Artemis von Ephesos:

Dieser Kosmos ist dynamisch,
In dem Kosmos wirkt die Kraft
Voller Energie, die nenn ich
Feuer, das ist die Dynamis.

Aber alle die Dynamik
Jener Energie im Kosmos
Waltet doch nicht blind und ziellos,
Da ist eine Ordnungsmacht.

Diese Ordnungsmacht im Kosmos,
Die die Kraft der Energie
Ordnet und gestaltet, nenn ich
Logos oder Allvernunft.

Das dynamische Gebilde
Dieses Kosmos voller Kraft
Lenkt und führt zu seinem Ziel
Logos, Gottes Allvernunft.

Und Anaxagoras sagte
Zu dem Ärger der Athener,
Daß die Sonne sei kein Gott,
Sondern toter Feuerstein,

Daß die Luna und die Venus
Seien keine Göttinnen
Und dass Jupiter und Mars
Keine Himmelsgötter seien,

Sondern kosmische Planeten,
Einfach tote Himmelskörper,
Die gewiesne Bahnen wandeln
Nach Gesetzen der Natur.

Die Gesetze der Natur,
Die der Physiker entdeckt,
Seien eingeschrieben in
Die Natur von einem Nous,

Einem Gottes-Intellekt,
Einer göttlichen Vernunft,
Einem Geist der Göttlichkeit
Als dem allerhöchsten Wesen.

Aber die Athener und
Die Athenerinnen auch
Klagten an Anaxagoras
Einer Gotteslästerung.

Einen andern Weg zu Gott
Lächelnd wies uns Sokrates,
Die Sophisten aber machten
Weisheit zum Geschäft des Geldes.

Aber da sprach Sokrates,
Daß in jedem Menschengeist
Wohne ein Daimonium
Oder göttliches Gewissen.

Dieses göttliche Gewissen
Lehre nun den Menschengeist,
Wahrheit anzustreben in
Seiner menschlichen Erkenntnis,

Gutheit anzustreben in
Seinem reinen Tugendleben.
Im Daimonium vernimmt der
Menschengeist die Stimme Gottes.


PLATON


Platon sah in allen Dingen
Ihre geistigen Gesetze.
Dass wir einen Baum erkennen,
Macht das geistige Gesetz.

Wenn wir eine Frau erkennen,
So erkennen wir ihr Wesen,
Was die Frau zur Frau erst macht,
Dieses nennt er ihre Frauheit.

Zwar Diogenes verspottet
Diese Lehre Platons, sagte:
Zwar ich traf schon eine Frau,
Doch noch nie sah ich die Frauheit.

Aber Platon spekulierte,
Hinter allen Phänomenen
Seien Wesenheiten geistig,
Die er die Ideen nannte.

Diese geistigen Ideen
Seien in der reinen Geistwelt,
Seien im Ideenhimmel,
Wo sie tanzen wie die Götter.

Aber unter den Ideen
Sei auch eine Hierarchie,
Einige Ideen stehen
Höher als die anderen.

Und die Höchsten der Ideen,
Das sei die Ideen-Dreiheit,
Sei die Wahrheit, sei die Gutheit,
Sei das Ideal der Schönheit.

Wenn der Menschengeist erkennt
In der geistigen Erkenntnis
Eines Dinges reines Wesen,
Strebt er zur Idee der Wahrheit.

Wenn der Mensch moralisch handelt
Nach dem Tugendkatalog,
Er bemüht sich, zu erreichen
Die Idee des höchsten Guten.

Wenn der Menschensinn genießt
Irgend Werke schöner Musen,
So genießt er die Idee
Der von Gott gezeugten Schönheit.

Von der Dreiheit der Ideen
Was ist da das Höchste Gut?
Wahrheit, Schönheit, Gutheit seh ich,
Doch die Gutheit ist die Höchste.

Platon nämlich nennt die Gutheit
Seine allerhöchste Gottheit.
Was der gute Gott erschaffen,
Das ist alles gut geschaffen.

Wenn der Mensch zum Guten strebt
Und die Güte selbst verwirklicht,
Ist er auf dem Weg zu Gott,
Lebt vor Gott ein Tugendleben.

Platon aber von der Seele
Lehrt, dass sie unsterblich ist,
Ja, von Ewigkeit gedacht
Als Idee im Geiste Gottes.

Vorm Momente der Empfängnis,
Da sie in den Körper eingeht,
War die Seele schon bei Gott,
War sie im Ideenhimmel.

Und die Seele schaute Gott,
Schaute alle die Ideen,
Wie sie tanzen vor der Gottheit,
Schaute sie im Himmelsspiegel.

Doch die Seele ist gefallen
Ins Gefängnis dieses Fleisches
Und sie muss sich nun erheben,
Heimzukehren in den Himmel.

Dazu hilft ihr nun die Liebe,
Denn im Augenblick der Liebe
Sieht die Seele im Geliebten
Wieder diesen Glanz der Gottheit.

Und die Seele breitet ihre
Flügel, inspiriert durch Liebe,
Zu der allerhöchsten Schönheit,
Zu der allerhöchsten Güte.

Amor ist der Mittler Gottes,
Amor führt verliebte Seelen
Auf der Himmelsleiter zu
Der Urgottheit der Urschönheit.


MANN UND FRAU


Eines Menschen reine Seele
Ist von Ewigkeit in Gott,
Ist Idee in Gottes Geist,
Ist vorausgesehn in Christus.

Eine Seele ist die Form
Eines Leibes, Blut und Fleisch,
Aber Christus ist die Form
Einer gottgehauchten Seele.

Wenn die Eltern sich vereinen
In der ehelichen Liebe,
Als Mitschöpfer mit dem Schöpfer
Bilden sie des Menschen Leib.

Aber Gott, der reiner Geist ist,
Im Momente der Empfängnis
Schafft und haucht die Seele ein
In den Keim des Menschenleibes.

Dieser Hauch der Menschenseele
In den Keim des Menschenleibes
Ist ein Kuß von Jesus Christus,
Ist ein Küssen dieses Menschen.

Aber in dem Anbeginn
Waren Adam und auch Eva
In der Gegenwart der Gottheit
Und das ist das Paradies.

In der Abenddämmerung
Ging der Ewige spazieren
Mit dem ersten Menschenpaar
In dem Paradiesesgarten.

Adam und auch Eva waren
In der Harmonie mit Gott
Und auch in der ehelichen
Harmonie der Liebenden.

Und die Liebe Adams war
Eine reine Selbsthingabe
Und das Schenken seiner Liebe
War ganz frei von Egoismus.

Und die Liebe Evas war
Selbstlos schenkend, Ganzhingabe,
Da sie Adams Hilfe war,
Hilfe auf dem Weg zu Gott.

Aber als die Schlange nahte
Und die Feige der Erkenntnis,
Eva in die Schlange biss,
Adam sich die Feige pflückte,

Wurde aus der reinen Liebe
Herzverzehrende Begierde.
Adam liebte nicht mehr Eva
Als den Spiegel seiner Gottheit,

Adam jetzt begehrte Eva
Im Begehren seiner Triebe,
Eva war sein Lustobjekt,
Das genoss er egoistisch.

Eva war sein Lustobjekt,
Eva war sein Sexidol.
Er in Selbstbefriedigung
Kannte nur der Triebe Hunger.

Aber was ist die Erlösung
Des gefallnen Menschenpaares?
Da das Lächeln ihrer Liebe
Zähnefletschen war des Hasses,

Da die Bündelung der Triebe
Fressen wollte das Objekt
Und zur Triebbefriedigung
Töten gar das Sexidol,

Sah, wie Martin Luther sagte,
Gott von diesen Sünden weg?
Nein, durch Kreuz und Auferstehung
Seines Sohnes Jesus Christus

Er verhieß der ganzen Menschheit
Gleichfalls eine Auferstehung
Und auch einen neuen Leib
Und ein neues Paradies.

In des Paradieses Geistleib
Menschen feiern keine Hochzeit,
Sondern sind den Engeln ähnlich,
Ganz vereinigt mit der Gottheit.

Nicht die fressende Begierde
Stillt sich an dem Sexidol,
Sondern reine Gottesliebe
Alles wird in allen sein.


DOSTOJEWSKI


Schuld und Sühne Dostojewskis
Las ich einst in Oldenburg,
Der Verbrecher noch am Ende
Sah die junge Morgenröte.

Aber ganz gefangen nahm mich
Dostojewskis Idiot,
Den in Polen ich gelesen
An dem Fuße der Karpaten.

Meine beiden lieben Frauen
Schliefen da in einem Zelt
Mir zur Rechten, mir zur Linken.
Meine Oma lag im Sterben.

O du lächelnde Aglaja,
Eine Grazie reiner Tugend,
Aber stolz und dornenreich
Und unnahbar wie ein Eisberg!

O du reizende Natascha,
Dieses dunkle Frauenleiden,
Sünderin, doch voller Liebreiz,
Unglücklich, begehrenswert!

O der reine Idiot,
Myschkin, dieser Christus Russlands,
Kinder nur verstanden ihn,
Der die Kinder sehr geliebt!

Als gestorben meine Oma,
Sah ich Myschkin vor mir stehen
Oder wars der Christus Russlands,
Dionysischer Messias?

Aber dann in Berolina
Mit den beiden Ehefrauen
Sah ich russische Ikonen
Von der schwarzen Gottesmutter.

Die erniedrigt und beleidigt
Waren, hab ich dort gelesen,
Die erniedrigt und beleidigt
Waren, weckten meine Tränen.

Und die eine meiner Frauen
Kochte mir ein Mittagsmahl,
Doch ich kehrte ihr den Rücken,
Wollte Dostojewski lesen.

Brüder Karamasow las ich
In Tirol und in Venedig,
Dachte in Venedig immer
An die Reue und die Buße.

Als Sossima predigte
Von der großen Liebe Gottes,
Sprach ich tiefgefühlter Reue:
Ach, ich muß mein Leben ändern!

Solchem Starez zu begegnen,
Wie Aljoscha ihm begegnet,
War die Sehnsucht meiner Seele,
Doch ich bin ihm nicht begegnet.

Später dann in Oldenburg
Saß ich mit den beiden Frauen,
Las die Brüder Karamasow
Vor in unserm Lesezirkel.

Doch ich konnte stets nur starren
Auf die eine meiner Frauen,
Eifersüchtig war die andre,
Fühlte sich zurückgesetzt.

Lang hab ich nicht mehr gelesen
Dostojewski, doch ich hörte,
Daß er sehr verehrt Maria,
Russlands schwarze Gottesmutter:

Feuchte Mutter, schwarze Erde!
Liebe Mutter, Alte Rusj!
Große Mutter, Gottesmutter!
Also flehte Dostojewski.

Und dann hörte ich den Papst
Benedikt am Feiertag
Makelloser Konzeption
Dostojewski so zitieren:

Nur die Schönheit kann uns retten!
Die jungfräuliche Maria
Kann allein uns jetzt noch retten,
Spiegel sie der Schönheit Gottes!

Dostojewski sagte einmal:
Nur die Schönheit kann uns retten!
Und es fragte ihn ein Mann:
Welche Schönheit meinst du denn?

Nur die Schönheit kann uns retten,
Nur die Schönheit einer Liebe,
Die sogar den Schmerz umarmt,
Sagte weise Dostojewski.


DIE SPEISE


Tiere werden heut gehalten
In den Massenkäfigen,
Künstlich-chemisch hochgezüchtet,
Bis sie sterben voller Angst.

Das ist nicht human gehandelt,
Der Gerechte liebt sein Vieh,
Sorgt für alle seine Tiere,
Wie es tut ein guter Hirte.

Aber Vegetarier
Pflegen heidnisch einen Tierkult.
Kinder werden abgetrieben,
Für die Frösche demonstriert man.

Caritas, soll das bedeuten,
Daß die Reichen Gelder spenden
Für den Kondor, der bedroht ist,
Doch man tötet Embryos?

Vegetarier, was sagst du,
Daß das Tier auch Tiere frisst?
Seit dem Gottes-Bund mit Noah
Darf der Mensch auch Tiere essen.

Vegetarier, willst du
Jesus Christus denn verklagen,
Der als auferstandner Herr
Fische, die er schuf, gegessen?

Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Jesus Christus, auferstanden,
Sprach als Erstes zu den Jüngern:
Kinder, habt ihr nichts zu essen?

Und es sprach ein Mönch dereinst:
Wäre Bischof ich geworden,
Wäre dies mein Bischofsmotto:
Kinder, habt ihr nichts zu essen?

Und mein Bischofswappen wären
Zwei gekreuzte Hähnchenschenkel.
Also sag ich auch als Gleichnis
Vom Gebet des Rosenkranzes:

Ausprobieren musst du es,
Das Gebet des Rosenkranzes!
Wer nie Wiener Schnitzel aß,
Weiß ja nicht, wie gut das schmeckt!

Und Teresia von Jesus
Sprach vom Fasten und Gebet:
Sinds die Fasten, faste du!
Ist es Ostern, iß ein Rebhuhn!

Und Teresia von Jesus
Schrieb in einem Briefe einmal:
Essen muß ich jetzt Geflügel,
Weil die Hammel nicht so gut sind.

Hildegard von Bingen selbst
War nicht Vegetarierin.
Doch sie warnte vor dem Aal,
Doch sie warnte vor der Ente.

Denn der Aal am Meeresgrund
Sich ernährt von schlechten Dingen.
Und die Ente auf der Erde
Sich ernährt von schlechten Dingen.

Hildegard empfiehlt den Dinkel:
Esse lieber Dinkelbrot!
Hildegard empfiehlt die Walnuss:
Walnussbutter auf das Brot!

Aber wenn ich einst im Himmel
Leben darf bei Jesus Christus,
Eingeladen zu dem Mahl,
Zu dem Ostermahl des Lammes,

Möchte ich Chinese sein,
Mit dem Herrn chinesisch essen,
Gerne eine Peking-Ente,
Dafür braucht es vier Personen.

Gott den Vater lad ich ein,
Vater voller Zärtlichkeit,
Gott den Logos lad ich ein,
Sohn, der mich am Kreuz erlöst,

Gott den Geist lad auch ich ein,
Der so viel in mir gebetet,
Und als viertes setze ich
Mich zu der Dreifaltigkeit,

Und wir essen dann im Himmel
Eine leckre Peking-Ente.
Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Jesus! Eine Peking-Ente!


CHINA


Von dem Diktatoren Mao
Las als erstes ich Gedichte,
Dann las ich die Dialektik
Nach dem Diktatoren Mao.

Den erotischen Roman
Über Dame Dija las ich,
Lernte da mein China lieben,
Das von Liebe blumig spricht.

Und ich las den Lao Tse
Übers Tao, übers Te,
Fast ein Evangelium
Von der Weisheit Jesu Christi.

Hab Konfuzius gelesen,
Die Gespräche mit den Jüngern.
Gott den Meister schuf als Glocke,
Als die Welt war ohne Wort.

Und ich las vom Blütenland
In dem Süden Tschuang Tses,
Orgelspiel der Erde hört ich,
Orgelspiel des Himmels hört ich.

Und ich las den Li Tai-Po,
Der dreihundert Becher trank
Und dreihundert Oden sang
Auf die schöne Konkubine.

Und ich las auch den Du Fu,
Ernster er als Li Tai-Po,
Und ich las den Bo Djü-I,
Welcher vorlas seiner Putzfrau.

Und ich las das Buch der Lieder,
Alte Oden der Chinesen,
Hab sie selber nachgedichtet,
Welche alt wie Davids Psalmen.

Und ich las die neunzehn alten
Alterwürdigen Gedichte,
Verse voller Liebesklage,
Verse voller Totentrauer.

Und ich schrieb von meinem China
Einen blühenden Roman
Mitten in dem wirrsten Irrsinn,
Dachte, ich sei selbst Chinese.

Und dann traf ich den Chinesen
Rong-Ji Pan, der war ein Christ,
Der schrieb eine Doktorarbeit
Über den Konfuzius.

Und ich half ihm formulieren
Die Idee der Pädagogik,
Von der Vater-Sohn-Beziehung,
Wie Konfuzius sie lehrte.

Und ich las die Volksgeschichten
Und die Märchen der Chinesen,
Las das Kin-Ping-Meh und andre
Altchinesische Romane,

Etwa auch die wilden Räuber
Von dem Moore Liang-Shan,
Den erotischen Roman auch,
Der in Deutschland war zensiert,

Las das Buch auch von dem Urquell,
Welches Liä-Dsi geschrieben,
Las im Buch der Sitten auch,
In dem alten Buch Li Gi,

Schrieb auch über die Musik,
Die Erziehung auch der Kinder,
Las das Leben Hudson Taylors,
Missionar in China er,

Hörte auch von Fu Chen Fu,
Missionar in China er,
Der die vielen Drachen sah,
Alles hielt für Teufelswerk,

Selber dann Chinese wurde
Und in China schließlich starb:
Herr, im Himmel möchte ich
Ewig ein Chinese sein!

Ja, in einem andern Leben
War ich Dichter einst in China,
Lebte in der Bambushütte,
Schaute nachts den Vollmond an,

Liebte eine schöne Frau,
Aufgesteckt die schwarzen Haare
Und durchbohrt von einer Nadel
Ihrer Heiratsmündigkeit.


FASTENPREDIGT ÜBER DEN WEIN

Liebe Brüder mein in Christo,
ich als euer Bischof sage,
Daß ihr in der Fastenzeit
Mäßig trinken sollt den Wein.

Gott der Herr spricht in den Psalmen,
Daß er selbst den Wein erschaffen,
Um den Kummer euch zu brechen
Und die Herzen zu erquicken.

Ist da einer von euch Brüdern,
Der ein Gläschen nur verträgt,
Trinke er ein kleines Gläschen,
Trinkt er mehr, so wird er närrisch.

Wer da mehr trinkt von dem Wein,
Als er wohl vertragen kann,
Geht der Arbeit nicht mehr nach,
Bleibt den ganzen Tag im Bett,

Schlägt dann seine Ehefrau,
Weil sie ständig zankt und keift,
Und verflucht die eignen Kinder,
Weil sie seine Ruh ihm rauben.

Ist ein Mann ein solcher Schwächling,
So enthalte er sich lieber,
Trinke nur ein kleines Gläschen,
Danke Gott und gehe schlafen!

Sind da aber andre Brüder,
Die zwei Gläser schon vertragen,
Wohl auch von dem stärkern Wein,
Trinke er den edlen Wein,

Etwa einen Gran Reserva
Oder wohl auch den Bordeaux.
Mehr jedoch sei ihm verboten,
Weil er sonst cholerisch wird,

Zankt sich mit der sanften Gattin,
Die nicht Ja und auch nicht Nein sagt,
Sperrt die kleinen Kinder ein
Auch zur Strafe in die Kammer.

Trinke jeder nur sein Maß.
Wer da mehr als er verträgt
Trinkt vom gottgeschaffnen Wein,
Dem gebiet ich Mäßigung.

Liebe Brüder mein in Christo
Und ihr lieben Schwestern auch,
Ich als euer Bischof sage,
Daß der Herr mich mehr begnadet.

Wollte Gott euch so begnaden,
Wie er mich begnadet hat,
Könntet ihr auch ruhig trinken
Eine Flasche an dem Abend.

Gott der Herr hat mir gegeben
Eine Festigkeit im Trinken,
Wie er euch so nicht begnadet.
Jedem gibt der Herr sein Maß.

Aber habt ihr je gesehen,
Daß ich lallte bei der Predigt
Oder bei der Prozession
Etwa euch voran gewankt bin?

Nein, ihr saht mich niemals torkeln
Bei der Messe am Altar
Und in meiner Hirtensorge
Habe niemals ich geschwankt.

Nein, die Kranken habe ich
In dem Krankenhaus besucht
Und den Sterbenden gab ich
Noch die Sterbesakramente.

Kleinen Kindern hielt ich treu
Väterlich die Bibellehre,
Lehre auch den Katechismus
Zu der ersten Kommunion.

Habe in dem Bibelkreis
Gottes Wort gelehrt die Brüder
Und der Mutter Kirche Lehre
Überliefert treu den Schwestern.

Habe in der Ökumene
Diskutiert mit Lutheranern,
Mit den Pfingstlern und Baptisten,
Ohne je vom Herrn zu weichen.

Summa: Hätt euch Gott begnadet,
Wie er mich begnaden wollte,
Tränkt ihr eine Flasche Wein
Wohl am Abend, Christus preisend.


JUNGFRÄULICHKEIT, EHE, SCHEIDUNG


Als ich war ein Christ geworden,
Schied mich von der Konkubine,
Denn ich las Apostel Paulus:
Alle sollen sein wie ich!

Dieses sagte der Apostel
Nicht, um Ketten anzulegen,
Sondern um der Freiheit willen
Und des freien Gottesdienstes.

Nämlich wer gerufen ist
In das Sakrament der Ehe,
Möchte seiner Frau gefallen,
Ist nicht völlig frei für Gott.

Sondern halben Herzens dient
Er dem Herrn mit seiner Arbeit,
Halben Herzens dient er seiner
Frau in dem Geschäft des Alltags.

Aber wer berufen ist
Zur Jungfräulichkeit vor Gott,
Der ist frei, dem Herrn zu dienen,
Ganzen Herzens dient er Gott.

Und es war einmal ein Mönch
In der Wüste von Ägypten,
Welchen quälte die Begierde,
Er ersehnte sich ein Weib.

Sprach zu ihm der Wüstenvater,
Geistlich weise war der Abbas:
Mache dir ein Weib aus Ton,
Denke, sie sei deine Frau.

Nun musst du zur Arbeit gehen,
Um die Gattin zu ernähren.
Mache dir aus Ton ein Kind,
Dieses musst du auch versorgen.

Mach aus Ton ein zweites Kind,
Denke dann an alle Sorgen.
Es vergeht die Fleischeslust
Dir gewiss nach einem Weib.

Sondern willst du ehelos
Leben für das Himmelreich,
Wähle Unsre Liebe Frau
Dir zur mystischen Gemahlin.

Aber wer im Herzen Angst hat,
Daß ihn Gott berufen könnte
Zu der Ehelosigkeit,
Ist berufen für die Ehe.

Wie der Vater liebt den Sohn
Und der Sohn den Vater liebt
Und die Liebe beider haucht
Gottes Geist als Band der Liebe,

So der Gatte liebt die Gattin
Und die Gattin liebt den Gatten
Und die Liebe beider schafft
Dann das Kind als Frucht der Liebe.

So wie Christus liebt die Kirche,
Liebt der Ehemann die Frau,
Wie die Kirche liebt den Christus,
Liebt die Ehefrau den Mann.

Denn die Ehe ist Geheimnis,
Ist reales Sakrament,
Spiegelt wieder Gottes Treue,
Ist wie diese unauflöslich.

Ach, was muss ich alles hören
Von den lieben Protestanten?
Diese Frau war einst vermählt
Mit dem lauen Katholiken,

Ließ sich scheiden dann von ihm,
Nahm sich einen zweiten Mann,
Der die Katholiken hasste,
Huren liebte im Bordell,

Und sie ließ sich wieder scheiden
Von dem Katholikenhasser,
Ging mit einem dritten Mann
Händchen haltend in die Kirche.

Ja, sie lesen zwar die Bibel,
Daß der Herr verbot die Scheidung,
Aber tun was sie gelüstet
In des Christenmenschen Freiheit.

Wer das Sakrament der Ehe
Gegen Gott gebrochen hat,
Kann das Sakrament der Liebe
Vom Altare nicht empfangen.


REINHEITSMARTYRIUM


Als Apostel Paulus war
In Ikonion in Hellas,
Hörte Jungfrau Thekla ihn
Reden von der Liebe Christi.

Jungfrau Thekla war entflammt
Von der Kreuzesliebe Christi,
Der den Liebestod gestorben
Für das Heil der Braut, der Seele.

Jungfrau Thekla sich verliebte
In den Bräutigam Messias,
Wollte als die Braut des Christus
Leben in Jungfräulichkeit.

Doch da war ein wilder Heide,
Welcher voll Begierde war,
Leidenschaftlich wie ein Tier
Er begehrte Jungfrau Thekla,

Wollte sie zur Ehefrau,
Um mit ihr intim zu schlafen.
Aber Thekla war entsetzt
Über die Begier des Heiden.

Da verwehrte Thekla sich
Dem begierdevollen Heiden:
Nein, ich will als Jungfrau leben,
Christus ist mein Bräutigam!

Doch des wilden Heiden Zorn
Und die wütende Enttäuschung
Seiner tierischen Begierde
Klagte Jungfrau Thekla an.

Thekla ward zum Tod verurteilt,
Sollte sterben durch das Feuer.
Als sie auf dem Scheiterhaufen
Mitten in den Flammen stand,

Betete zu Christus sie:
O mein Bräutigam und Herr,
Schenk im letzten Augenblick
Mir das Sakrament der Taufe!

Regen fiel vom Himmel da,
Christus taufte Jungfrau Thekla.
Und sie starb den Liebestod
Und ging in den Himmel ein.

Ähnlich Agnes auch, die Jungfrau,
Liebte Jesus als Gemahl,
Wollte reine Jungfrau bleiben
Um des Himmelreiches willen.

Siehe, Agnes war sehr schön,
So verliebte sich ein Mann
In das wunderschöne Mädchen
Und begehrte sie zum Beischlaf.

Aber Agnes wehrte ab:
Nein, ich möchte keinen Mann,
Sondern Gottes Sohn allein
Alle meine Liebe gilt.

Da ward wütend jener Mann
Und er packte Jungfrau Agnes,
Schleifte sie ins Freudenhaus,
Wo er oft zu Gast gewesen,

Zog die Jungfrau nackend aus,
Um die Jungfrau bloßzustellen
Vor den Blicken jener Männer,
Die das Freudenhaus besuchten.

Aber Agnes betete
Zu dem Bräutigam, zu Christus,
Und ihr Bräutigam erhörte
Die Gebete seiner Braut.

Und vom Himmel kam ein Licht,
Welches Agnes ganz verhüllte,
Und die Freudenhaus-Besucher
Wurden von dem Licht geblendet.

Agnes wurde umgebracht,
Aber Christus nahm sie auf,
Seine Marterzeugin Agnes
Sitzt auf ihrem Thron im Himmel.

Und es war einmal ein Mönch,
Der Jungfräulichkeit gelobt,
Von Begierde ward geplagt
Nach den Reizen einer Heidin.

Da riet ihm der Seelenführer:
Rufe Jungfrau Agnes an!
Und der Mönch rief Agnes an,
Fand zurück die Seelenruhe.