Von
Josef Maria Mayer
DAS JESUSKIND
Als das kleine
Jesuskind
In dem Haus der Mutter
spielte,
Spielte es mit einem
kleinen
Kreuze, das es selbst
gezimmert.
Und die Mutter Sankt
Maria
Gab dem kleinen
Jesuskind
Frischgepflückte
Feigen oder
Frischgepflückte
Datteln auch
Oder Mandeln, die
gesalzen
Waren von dem Salz des
Bundes.
Gerne trank das
Jesuskind
Frischgemolkne
Ziegenmilch.
Jesus spielte schon
sehr früh
In der Werkstatt seines
Vaters,
Seines Pflegevaters
Josef,
Welcher war ein
Zimmermann.
Josef musste einmal
machen
Für Herodes, für den
König,
Einen Thron, geschnitzt
von Holz,
Josef hatte sich
verrechnet,
Eine Latte war zu kurz,
Als das sah das
Jesuskind,
Tat das Jesuskind ein
Wunder
Und verlängerte die
Latte.
Als das Jesuskind zur
Schule
Gehen sollte, brachten
Anna
Oder Josef ihn zur
Schule,
Und der Lehrer war sehr
streng.
Und es lehrte ihn der
Lehrer,
Wie man schreiben soll
das A,
Dann der Lehrer lehrte
ihn,
Wie man schreiben soll
das B.
Doch da sprach das
Jesuskind:
O du dummer dicker Lehrer,
O du dummer dicker Lehrer,
Weißt nicht, was das A
bedeutet,
Willst mich lehren
schon das B?
Und es sprach das
Jesuskind:
Jener schräge Strich beim A,
Jener schräge Strich beim A,
Der von links nach
rechts hinaufgeht,
Das ist Gott der
Ewigvater,
Jener schräge Strich
beim A,
Der von links nach
rechts hinabgeht,
Das ist Gott der
Ewigsohn,
Griechen nennen ihn den
Logos,
Und das Strichlein in
der Mitte,
Das die beiden schrägen
Striche
Liebevoll verbindet,
das
Ist der Heilge Geist,
die Liebe.
Willst du lehren nach
dem A
Mich das mütterliche
B,
Sage ich, dass A und B
Abba auszusprechen
sind.
In der Schule bei der
Pause
Aber sprachen seine
Freunde:
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Bau uns einen
Regenbogen,
Daß wir auf dem
Regenbogen
Durch die Luft
spazieren können.
Also tat das Jesuskind
Eben rasch ein kleines
Wunder,
Baute einen Regenbogen.
Jesulein und seine
Freunde
Stiegen auf den
Regenbogen,
Gingen durch die Luft
spazieren.
Aber Jesu kleine
Freunde
Fielen von dem
Regenbogen
Auf die Nasen, schlugen
ihre
Kleinen Nasen leider
blutig.
Als das hörte Oma
Anna,
Nahm sie eine
Weidenrute,
Haute Jesus auf den
Popo,
Dreimal schlug sie auf
den Popo,
Oma Anna sagte
nämlich:
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Jesus, du bist Gottes Sohn,
Aber denke stets daran,
Daß die Menschen sind
aus Lehm.
ADAM UND EVA
Eine alte Jüdin sagte:
Unser aller Mutter Eva
Ist nicht die
Verführerin,
Nicht das Weibchen,
ewig lockend.
Adam aß ja selbst die
Frucht.
Aber nein, es war kein
Apfel,
Äpfel gab es nicht
vorzeiten
In des Nahen Ostens
Garten.
Weizen gab es, es gab
Gerste,
Es gab purpurne
Granaten,
Trauben gab es an dem
Weinstock,
Quitten, Datteln gabs
und Feigen.
Als nun Eva und auch
Adam
Die verbotne Frucht
genossen,
Sahen beide, dass sie
nackend,
Und verhüllten ihre
Blöße.
Und der Feigenbaum gab
ihnen
Blätter, dass sie sich
verhüllten,
Sie verhüllten ihre
Blöße
Mit den Blättern von
dem fig-tree.
Darum sagen die
Rabbinen:
Dieser Feigenbaum hat sicher
Dieser Feigenbaum hat sicher
Einige Gewissensbisse,
Weil er ihnen gab die
Feige.
Darum produzierte
dieser
Feigenbaum die großen
Blätter,
Weil zuerst er
produzierte
Die verbotne Frucht,
die Feige.
Wenn man es so sehen
möchte,
Ist die
Paradiesgeschichte
Die Geschichte einer
Kindheit,
Einer reinen
Kinder-Unschuld.
Kleine Kinder laufen
nackend
Durch den Garten ihrer
Kindheit,
Die dann später erst
beginnen,
Des Geschlechtes sich
zu schämen.
Scham ist etwas ganz
Gesundes.
Wenn Erwachsne aber
schamlos
Sind, so sind sie
meistens Sünder,
Hurenböcke, Sodomiten.
Aber erst die alten
Leute
In den
Alten-Hospitälern
Werden wieder
kindlich-schamlos
Und so schließt sich
dann der Kreis.
Wenn man es so sehen
möchte,
Ist die
Paradiesgeschichte
Die Geschichte einer
Menschheit,
Früchte sammelnd an
dem Anfang.
Als geboren Kain und
Abel,
War die Menschheit
schon entwickelt,
Denn da war der
Ackerbauer
Und da war der Hirte
auch.
Später kam dann Nimrod
auf,
Der ein Jäger vor dem
Herrn.
Dieser brachte aus der
Ferne
Leckres Fleisch von
wilden Tieren.
Aber dass die Mutter
Eva
Ist zugleich die
Freundin Ruth
Und die heilige Maria,
Das ist christlicher
Gedanke.
Denn die Christenbrüder
sagen:
Wie gefehlt der erste Adam,
Wie gefehlt der erste Adam,
Muß der neue Adam
Christus
Für die Sünder Sühne
schaffen.
Und weil Eva ungehorsam
Gegen Gott war und
gehorcht
Hat auf den gefallnen
Engel,
Kam die Sünde in die
Welt,
Darum kam die neue Eva,
Diese heilige Maria
Hörte auf den Engel
Gottes
Und gehorchte Gottes
Wort.
Diese neue, zweite Eva
Ist das Ewigweibliche,
Das hinanzieht uns zu
Gott,
Zum Geheimnis Ewger
Liebe.
VORSOKRATIKER
Parmenides reiste
einsam
Reitend durch die
dunkle Nacht,
Sonnentöchter führten
ihn
Zur Gerechtigkeit, zur
Pforte
In dem Himmel, wo er
schaute
Göttin Wahrheit in dem
Thron
Und die Göttin
Wahrheit sprach
Zu dem frommen
Philosophen:
Alle Dinge auf der Erde
Alle Dinge auf der Erde
Werden und vergehen
wieder,
Alles Dasein ist so
nichtig,
Nichtigkeit der
Nichtigkeiten!
Aber was ein Dasein
hat,
Hat sein Dasein nur
allein,
Weil es einen Anteil
hat
An dem absoluten Sein.
Dieses absolute Sein
Ist unsterblich,
unvergänglich,
Ewig und
allgegenwärtig,
Und es ist das Eine
Sein.
Heraklit, der dunkle
Denker,
Schrieb vom Inneren des
Kosmos,
Weihte dies sein Werk
der Göttin
Artemis von
Ephesos:
Dieser Kosmos ist dynamisch,
Dieser Kosmos ist dynamisch,
In dem Kosmos wirkt die
Kraft
Voller Energie, die
nenn ich
Feuer, das ist die
Dynamis.
Aber alle die Dynamik
Jener Energie im Kosmos
Waltet doch nicht blind
und ziellos,
Da ist eine
Ordnungsmacht.
Diese Ordnungsmacht im
Kosmos,
Die die Kraft der
Energie
Ordnet und gestaltet,
nenn ich
Logos oder Allvernunft.
Das dynamische Gebilde
Dieses Kosmos voller
Kraft
Lenkt und führt zu
seinem Ziel
Logos, Gottes
Allvernunft.
Und Anaxagoras sagte
Zu dem Ärger der
Athener,
Daß die Sonne sei kein
Gott,
Sondern toter
Feuerstein,
Daß die Luna und die
Venus
Seien keine Göttinnen
Und dass Jupiter und
Mars
Keine Himmelsgötter
seien,
Sondern kosmische
Planeten,
Einfach tote
Himmelskörper,
Die gewiesne Bahnen
wandeln
Nach Gesetzen der
Natur.
Die Gesetze der Natur,
Die der Physiker
entdeckt,
Seien eingeschrieben in
Die Natur von einem
Nous,
Einem Gottes-Intellekt,
Einer göttlichen
Vernunft,
Einem Geist der
Göttlichkeit
Als dem allerhöchsten
Wesen.
Aber die Athener und
Die Athenerinnen auch
Klagten an Anaxagoras
Einer Gotteslästerung.
Einen andern Weg zu
Gott
Lächelnd wies uns
Sokrates,
Die Sophisten aber
machten
Weisheit zum Geschäft
des Geldes.
Aber da sprach
Sokrates,
Daß in jedem
Menschengeist
Wohne ein Daimonium
Oder göttliches
Gewissen.
Dieses göttliche
Gewissen
Lehre nun den
Menschengeist,
Wahrheit anzustreben in
Seiner menschlichen
Erkenntnis,
Gutheit anzustreben in
Seinem reinen
Tugendleben.
Im Daimonium vernimmt
der
Menschengeist die
Stimme Gottes.
PLATON
Platon sah in allen
Dingen
Ihre geistigen Gesetze.
Dass wir einen Baum
erkennen,
Macht das geistige
Gesetz.
Wenn wir eine Frau
erkennen,
So erkennen wir ihr
Wesen,
Was die Frau zur Frau
erst macht,
Dieses nennt er ihre
Frauheit.
Zwar Diogenes
verspottet
Diese Lehre Platons,
sagte:
Zwar ich traf schon eine Frau,
Zwar ich traf schon eine Frau,
Doch noch nie sah ich
die Frauheit.
Aber Platon
spekulierte,
Hinter allen Phänomenen
Seien Wesenheiten
geistig,
Die er die Ideen
nannte.
Diese geistigen Ideen
Seien in der reinen
Geistwelt,
Seien im Ideenhimmel,
Wo sie tanzen wie die
Götter.
Aber unter den Ideen
Sei auch eine
Hierarchie,
Einige Ideen stehen
Höher als die anderen.
Und die Höchsten der
Ideen,
Das sei die
Ideen-Dreiheit,
Sei die Wahrheit, sei
die Gutheit,
Sei das Ideal der
Schönheit.
Wenn der Menschengeist
erkennt
In der geistigen
Erkenntnis
Eines Dinges reines
Wesen,
Strebt er zur Idee der
Wahrheit.
Wenn der Mensch
moralisch handelt
Nach dem Tugendkatalog,
Er bemüht sich, zu
erreichen
Die Idee des höchsten
Guten.
Wenn der Menschensinn
genießt
Irgend Werke schöner
Musen,
So genießt er die Idee
Der von Gott gezeugten
Schönheit.
Von der Dreiheit der
Ideen
Was ist da das Höchste
Gut?
Wahrheit, Schönheit,
Gutheit seh ich,
Doch die Gutheit ist
die Höchste.
Platon nämlich nennt
die Gutheit
Seine allerhöchste
Gottheit.
Was der gute Gott
erschaffen,
Das ist alles gut
geschaffen.
Wenn der Mensch zum
Guten strebt
Und die Güte selbst
verwirklicht,
Ist er auf dem Weg zu
Gott,
Lebt vor Gott ein
Tugendleben.
Platon aber von der
Seele
Lehrt, dass sie
unsterblich ist,
Ja, von Ewigkeit
gedacht
Als Idee im Geiste
Gottes.
Vorm Momente der
Empfängnis,
Da sie in den Körper
eingeht,
War die Seele schon bei
Gott,
War sie im Ideenhimmel.
Und die Seele schaute
Gott,
Schaute alle die Ideen,
Wie sie tanzen vor der
Gottheit,
Schaute sie im
Himmelsspiegel.
Doch die Seele ist
gefallen
Ins Gefängnis dieses
Fleisches
Und sie muss sich nun
erheben,
Heimzukehren in den
Himmel.
Dazu hilft ihr nun die
Liebe,
Denn im Augenblick der
Liebe
Sieht die Seele im
Geliebten
Wieder diesen Glanz der
Gottheit.
Und die Seele breitet
ihre
Flügel, inspiriert
durch Liebe,
Zu der allerhöchsten
Schönheit,
Zu der allerhöchsten
Güte.
Amor ist der Mittler
Gottes,
Amor führt verliebte
Seelen
Auf der Himmelsleiter
zu
Der Urgottheit der
Urschönheit.
MANN UND FRAU
Eines Menschen reine
Seele
Ist von Ewigkeit in
Gott,
Ist Idee in Gottes
Geist,
Ist vorausgesehn in
Christus.
Eine Seele ist die Form
Eines Leibes, Blut und
Fleisch,
Aber Christus ist die
Form
Einer gottgehauchten
Seele.
Wenn die Eltern sich
vereinen
In der ehelichen Liebe,
Als Mitschöpfer mit
dem Schöpfer
Bilden sie des Menschen
Leib.
Aber Gott, der reiner
Geist ist,
Im Momente der
Empfängnis
Schafft und haucht die
Seele ein
In den Keim des
Menschenleibes.
Dieser Hauch der
Menschenseele
In den Keim des
Menschenleibes
Ist ein Kuß von Jesus
Christus,
Ist ein Küssen dieses
Menschen.
Aber in dem Anbeginn
Waren Adam und auch Eva
In der Gegenwart der
Gottheit
Und das ist das
Paradies.
In der Abenddämmerung
Ging der Ewige
spazieren
Mit dem ersten
Menschenpaar
In dem
Paradiesesgarten.
Adam und auch Eva waren
In der Harmonie mit
Gott
Und auch in der
ehelichen
Harmonie der Liebenden.
Und die Liebe Adams war
Eine reine
Selbsthingabe
Und das Schenken seiner
Liebe
War ganz frei von
Egoismus.
Und die Liebe Evas war
Selbstlos schenkend,
Ganzhingabe,
Da sie Adams Hilfe war,
Hilfe auf dem Weg zu
Gott.
Aber als die Schlange
nahte
Und die Feige der
Erkenntnis,
Eva in die Schlange
biss,
Adam sich die Feige
pflückte,
Wurde aus der reinen
Liebe
Herzverzehrende
Begierde.
Adam liebte nicht mehr
Eva
Als den Spiegel seiner
Gottheit,
Adam jetzt begehrte Eva
Im Begehren seiner
Triebe,
Eva war sein
Lustobjekt,
Das genoss er
egoistisch.
Eva war sein
Lustobjekt,
Eva war sein Sexidol.
Er in
Selbstbefriedigung
Kannte nur der Triebe
Hunger.
Aber was ist die
Erlösung
Des gefallnen
Menschenpaares?
Da das Lächeln ihrer Liebe
Da das Lächeln ihrer Liebe
Zähnefletschen war des
Hasses,
Da die Bündelung der
Triebe
Fressen wollte das
Objekt
Und zur
Triebbefriedigung
Töten gar das Sexidol,
Sah, wie Martin Luther
sagte,
Gott von diesen Sünden
weg?
Nein, durch Kreuz und Auferstehung
Nein, durch Kreuz und Auferstehung
Seines Sohnes Jesus
Christus
Er verhieß der ganzen
Menschheit
Gleichfalls eine
Auferstehung
Und auch einen neuen
Leib
Und ein neues Paradies.
In des Paradieses
Geistleib
Menschen feiern keine
Hochzeit,
Sondern sind den Engeln
ähnlich,
Ganz vereinigt mit der
Gottheit.
Nicht die fressende
Begierde
Stillt sich an dem
Sexidol,
Sondern reine
Gottesliebe
Alles wird in allen
sein.
DOSTOJEWSKI
Schuld und Sühne
Dostojewskis
Las ich einst in
Oldenburg,
Der Verbrecher noch am
Ende
Sah die junge
Morgenröte.
Aber ganz gefangen nahm
mich
Dostojewskis Idiot,
Den in Polen ich
gelesen
An dem Fuße der
Karpaten.
Meine beiden lieben
Frauen
Schliefen da in einem
Zelt
Mir zur Rechten, mir
zur Linken.
Meine Oma lag im
Sterben.
O du lächelnde Aglaja,
Eine Grazie reiner
Tugend,
Aber stolz und
dornenreich
Und unnahbar wie ein
Eisberg!
O du reizende Natascha,
Dieses dunkle
Frauenleiden,
Sünderin, doch voller
Liebreiz,
Unglücklich,
begehrenswert!
O der reine Idiot,
Myschkin, dieser
Christus Russlands,
Kinder nur verstanden
ihn,
Der die Kinder sehr
geliebt!
Als gestorben meine
Oma,
Sah ich Myschkin vor
mir stehen
Oder wars der Christus
Russlands,
Dionysischer Messias?
Aber dann in Berolina
Mit den beiden
Ehefrauen
Sah ich russische
Ikonen
Von der schwarzen
Gottesmutter.
Die erniedrigt und
beleidigt
Waren, hab ich dort
gelesen,
Die erniedrigt und
beleidigt
Waren, weckten meine
Tränen.
Und die eine meiner
Frauen
Kochte mir ein
Mittagsmahl,
Doch ich kehrte ihr den
Rücken,
Wollte Dostojewski
lesen.
Brüder Karamasow las
ich
In Tirol und in
Venedig,
Dachte in Venedig immer
An die Reue und die
Buße.
Als Sossima predigte
Von der großen Liebe
Gottes,
Sprach ich
tiefgefühlter Reue:
Ach, ich muß mein Leben ändern!
Ach, ich muß mein Leben ändern!
Solchem Starez zu
begegnen,
Wie Aljoscha ihm
begegnet,
War die Sehnsucht
meiner Seele,
Doch ich bin ihm nicht
begegnet.
Später dann in
Oldenburg
Saß ich mit den beiden
Frauen,
Las die Brüder
Karamasow
Vor in unserm
Lesezirkel.
Doch ich konnte stets
nur starren
Auf die eine meiner
Frauen,
Eifersüchtig war die
andre,
Fühlte sich
zurückgesetzt.
Lang hab ich nicht mehr
gelesen
Dostojewski, doch ich
hörte,
Daß er sehr verehrt
Maria,
Russlands schwarze
Gottesmutter:
Feuchte Mutter, schwarze Erde!
Feuchte Mutter, schwarze Erde!
Liebe Mutter, Alte
Rusj!
Große Mutter,
Gottesmutter!
Also flehte Dostojewski.
Also flehte Dostojewski.
Und dann hörte ich den
Papst
Benedikt am Feiertag
Makelloser Konzeption
Dostojewski so
zitieren:
Nur die Schönheit kann uns retten!
Nur die Schönheit kann uns retten!
Die jungfräuliche
Maria
Kann allein uns jetzt
noch retten,
Spiegel sie der
Schönheit Gottes!
Dostojewski sagte
einmal:
Nur die Schönheit kann uns retten!
Nur die Schönheit kann uns retten!
Und es fragte ihn ein
Mann:
Welche Schönheit meinst du denn?
Welche Schönheit meinst du denn?
Nur die Schönheit kann
uns retten,
Nur die Schönheit
einer Liebe,
Die sogar den Schmerz
umarmt,
Sagte weise
Dostojewski.
DIE SPEISE
Tiere werden heut
gehalten
In den Massenkäfigen,
Künstlich-chemisch
hochgezüchtet,
Bis sie sterben voller
Angst.
Das ist nicht human
gehandelt,
Der Gerechte liebt sein
Vieh,
Sorgt für alle seine
Tiere,
Wie es tut ein guter
Hirte.
Aber Vegetarier
Pflegen heidnisch einen
Tierkult.
Kinder werden
abgetrieben,
Für die Frösche
demonstriert man.
Caritas, soll das
bedeuten,
Daß die Reichen Gelder
spenden
Für den Kondor, der
bedroht ist,
Doch man tötet
Embryos?
Vegetarier, was sagst
du,
Daß das Tier auch
Tiere frisst?
Seit dem Gottes-Bund
mit Noah
Darf der Mensch auch
Tiere essen.
Vegetarier, willst du
Jesus Christus denn
verklagen,
Der als auferstandner
Herr
Fische, die er schuf,
gegessen?
Kinder, habt ihr nichts
zu essen?
Jesus Christus,
auferstanden,
Sprach als Erstes zu
den Jüngern:
Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Und es sprach ein Mönch
dereinst:
Wäre Bischof ich geworden,
Wäre Bischof ich geworden,
Wäre dies mein
Bischofsmotto:
Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Und mein Bischofswappen
wären
Zwei gekreuzte
Hähnchenschenkel.
Also sag ich auch als
Gleichnis
Vom Gebet des
Rosenkranzes:
Ausprobieren musst du es,
Ausprobieren musst du es,
Das Gebet des
Rosenkranzes!
Wer nie Wiener
Schnitzel aß,
Weiß ja nicht, wie gut
das schmeckt!
Und Teresia von Jesus
Sprach vom Fasten und
Gebet:
Sinds die Fasten, faste du!
Sinds die Fasten, faste du!
Ist es Ostern, iß ein
Rebhuhn!
Und Teresia von Jesus
Schrieb in einem Briefe
einmal:
Essen muß ich jetzt Geflügel,
Essen muß ich jetzt Geflügel,
Weil die Hammel nicht
so gut sind.
Hildegard von Bingen
selbst
War nicht Vegetarierin.
Doch sie warnte vor dem
Aal,
Doch sie warnte vor der
Ente.
Denn der Aal am
Meeresgrund
Sich ernährt von
schlechten Dingen.
Und die Ente auf der
Erde
Sich ernährt von
schlechten Dingen.
Hildegard empfiehlt den
Dinkel:
Esse lieber Dinkelbrot!
Esse lieber Dinkelbrot!
Hildegard empfiehlt die
Walnuss:
Walnussbutter auf das Brot!
Walnussbutter auf das Brot!
Aber wenn ich einst im
Himmel
Leben darf bei Jesus
Christus,
Eingeladen zu dem Mahl,
Zu dem Ostermahl des
Lammes,
Möchte ich Chinese
sein,
Mit dem Herrn
chinesisch essen,
Gerne eine Peking-Ente,
Dafür braucht es vier
Personen.
Gott den Vater lad ich
ein,
Vater voller
Zärtlichkeit,
Gott den Logos lad ich
ein,
Sohn, der mich am Kreuz
erlöst,
Gott den Geist lad auch
ich ein,
Der so viel in mir
gebetet,
Und als viertes setze
ich
Mich zu der
Dreifaltigkeit,
Und wir essen dann im
Himmel
Eine leckre
Peking-Ente.
Kinder, habt ihr nichts
zu essen?
Jesus! Eine Peking-Ente!
Jesus! Eine Peking-Ente!
CHINA
Von dem Diktatoren Mao
Las als erstes ich
Gedichte,
Dann las ich die
Dialektik
Nach dem Diktatoren
Mao.
Den erotischen Roman
Über Dame Dija las
ich,
Lernte da mein China
lieben,
Das von Liebe blumig
spricht.
Und ich las den Lao Tse
Übers Tao, übers Te,
Fast ein Evangelium
Von der Weisheit Jesu
Christi.
Hab Konfuzius gelesen,
Die Gespräche mit den
Jüngern.
Gott den Meister schuf
als Glocke,
Als die Welt war ohne
Wort.
Und ich las vom
Blütenland
In dem Süden Tschuang
Tses,
Orgelspiel der Erde
hört ich,
Orgelspiel des Himmels
hört ich.
Und ich las den Li
Tai-Po,
Der dreihundert Becher
trank
Und dreihundert Oden
sang
Auf die schöne
Konkubine.
Und ich las auch den Du
Fu,
Ernster er als Li
Tai-Po,
Und ich las den Bo
Djü-I,
Welcher vorlas seiner
Putzfrau.
Und ich las das Buch
der Lieder,
Alte Oden der Chinesen,
Hab sie selber
nachgedichtet,
Welche alt wie Davids
Psalmen.
Und ich las die
neunzehn alten
Alterwürdigen
Gedichte,
Verse voller
Liebesklage,
Verse voller
Totentrauer.
Und ich schrieb von
meinem China
Einen blühenden Roman
Mitten in dem wirrsten
Irrsinn,
Dachte, ich sei selbst
Chinese.
Und dann traf ich den
Chinesen
Rong-Ji Pan, der war
ein Christ,
Der schrieb eine
Doktorarbeit
Über den Konfuzius.
Und ich half ihm
formulieren
Die Idee der Pädagogik,
Von der
Vater-Sohn-Beziehung,
Wie Konfuzius sie
lehrte.
Und ich las die
Volksgeschichten
Und die Märchen der
Chinesen,
Las das Kin-Ping-Meh
und andre
Altchinesische Romane,
Etwa auch die wilden
Räuber
Von dem Moore
Liang-Shan,
Den erotischen Roman
auch,
Der in Deutschland war
zensiert,
Las das Buch auch von
dem Urquell,
Welches Liä-Dsi
geschrieben,
Las im Buch der Sitten
auch,
In dem alten Buch Li
Gi,
Schrieb auch über die
Musik,
Die Erziehung auch der
Kinder,
Las das Leben Hudson
Taylors,
Missionar in China er,
Hörte auch von Fu Chen
Fu,
Missionar in China er,
Der die vielen Drachen
sah,
Alles hielt für
Teufelswerk,
Selber dann Chinese
wurde
Und in China
schließlich starb:
Herr, im Himmel möchte ich
Herr, im Himmel möchte ich
Ewig ein Chinese sein!
Ja, in einem andern
Leben
War ich Dichter einst
in China,
Lebte in der
Bambushütte,
Schaute nachts den
Vollmond an,
Liebte eine schöne
Frau,
Aufgesteckt die
schwarzen Haare
Und durchbohrt von
einer Nadel
Ihrer
Heiratsmündigkeit.
FASTENPREDIGT ÜBER
DEN WEIN
Liebe Brüder mein in
Christo,
ich als euer Bischof
sage,
Daß ihr in der
Fastenzeit
Mäßig trinken sollt
den Wein.
Gott der Herr spricht
in den Psalmen,
Daß er selbst den Wein
erschaffen,
Um den Kummer euch zu
brechen
Und die Herzen zu
erquicken.
Ist da einer von euch
Brüdern,
Der ein Gläschen nur
verträgt,
Trinke er ein kleines
Gläschen,
Trinkt er mehr, so wird
er närrisch.
Wer da mehr trinkt von
dem Wein,
Als er wohl vertragen
kann,
Geht der Arbeit nicht
mehr nach,
Bleibt den ganzen Tag
im Bett,
Schlägt dann seine
Ehefrau,
Weil sie ständig zankt
und keift,
Und verflucht die
eignen Kinder,
Weil sie seine Ruh ihm
rauben.
Ist ein Mann ein
solcher Schwächling,
So enthalte er sich
lieber,
Trinke nur ein kleines
Gläschen,
Danke Gott und gehe
schlafen!
Sind da aber andre
Brüder,
Die zwei Gläser schon
vertragen,
Wohl auch von dem
stärkern Wein,
Trinke er den edlen
Wein,
Etwa einen Gran Reserva
Oder wohl auch den
Bordeaux.
Mehr jedoch sei ihm
verboten,
Weil er sonst
cholerisch wird,
Zankt sich mit der
sanften Gattin,
Die nicht Ja und auch
nicht Nein sagt,
Sperrt die kleinen
Kinder ein
Auch zur Strafe in die
Kammer.
Trinke jeder nur sein
Maß.
Wer da mehr als er
verträgt
Trinkt vom
gottgeschaffnen Wein,
Dem gebiet ich
Mäßigung.
Liebe Brüder mein in
Christo
Und ihr lieben
Schwestern auch,
Ich als euer Bischof
sage,
Daß der Herr mich mehr
begnadet.
Wollte Gott euch so
begnaden,
Wie er mich begnadet
hat,
Könntet ihr auch ruhig
trinken
Eine Flasche an dem
Abend.
Gott der Herr hat mir
gegeben
Eine Festigkeit im
Trinken,
Wie er euch so nicht
begnadet.
Jedem gibt der Herr
sein Maß.
Aber habt ihr je
gesehen,
Daß ich lallte bei der
Predigt
Oder bei der Prozession
Etwa euch voran gewankt
bin?
Nein, ihr saht mich
niemals torkeln
Bei der Messe am Altar
Und in meiner
Hirtensorge
Habe niemals ich
geschwankt.
Nein, die Kranken habe
ich
In dem Krankenhaus
besucht
Und den Sterbenden gab
ich
Noch die
Sterbesakramente.
Kleinen Kindern hielt
ich treu
Väterlich die
Bibellehre,
Lehre auch den
Katechismus
Zu der ersten
Kommunion.
Habe in dem Bibelkreis
Gottes Wort gelehrt die
Brüder
Und der Mutter Kirche
Lehre
Überliefert treu den
Schwestern.
Habe in der Ökumene
Diskutiert mit
Lutheranern,
Mit den Pfingstlern und
Baptisten,
Ohne je vom Herrn zu
weichen.
Summa: Hätt euch Gott
begnadet,
Wie er mich begnaden
wollte,
Tränkt ihr eine
Flasche Wein
Wohl am Abend, Christus
preisend.
JUNGFRÄULICHKEIT, EHE, SCHEIDUNG
Als ich war ein Christ
geworden,
Schied mich von der
Konkubine,
Denn ich las Apostel
Paulus:
Alle sollen sein wie ich!
Alle sollen sein wie ich!
Dieses sagte der
Apostel
Nicht, um Ketten
anzulegen,
Sondern um der Freiheit
willen
Und des freien
Gottesdienstes.
Nämlich wer gerufen
ist
In das Sakrament der
Ehe,
Möchte seiner Frau
gefallen,
Ist nicht völlig frei
für Gott.
Sondern halben Herzens
dient
Er dem Herrn mit seiner
Arbeit,
Halben Herzens dient er
seiner
Frau in dem Geschäft
des Alltags.
Aber wer berufen ist
Zur Jungfräulichkeit
vor Gott,
Der ist frei, dem Herrn
zu dienen,
Ganzen Herzens dient er
Gott.
Und es war einmal ein
Mönch
In der Wüste von
Ägypten,
Welchen quälte die
Begierde,
Er ersehnte sich ein
Weib.
Sprach zu ihm der
Wüstenvater,
Geistlich weise war der
Abbas:
Mache dir ein Weib aus Ton,
Mache dir ein Weib aus Ton,
Denke, sie sei deine
Frau.
Nun musst du zur Arbeit
gehen,
Um die Gattin zu
ernähren.
Mache dir aus Ton ein
Kind,
Dieses musst du auch
versorgen.
Mach aus Ton ein
zweites Kind,
Denke dann an alle
Sorgen.
Es vergeht die
Fleischeslust
Dir gewiss nach einem
Weib.
Sondern willst du
ehelos
Leben für das
Himmelreich,
Wähle Unsre Liebe Frau
Dir zur mystischen
Gemahlin.
Aber wer im Herzen
Angst hat,
Daß ihn Gott berufen
könnte
Zu der Ehelosigkeit,
Ist berufen für die
Ehe.
Wie der Vater liebt den
Sohn
Und der Sohn den Vater
liebt
Und die Liebe beider
haucht
Gottes Geist als Band
der Liebe,
So der Gatte liebt die
Gattin
Und die Gattin liebt
den Gatten
Und die Liebe beider
schafft
Dann das Kind als
Frucht der Liebe.
So wie Christus liebt
die Kirche,
Liebt der Ehemann die
Frau,
Wie die Kirche liebt
den Christus,
Liebt die Ehefrau den
Mann.
Denn die Ehe ist
Geheimnis,
Ist reales Sakrament,
Spiegelt wieder Gottes
Treue,
Ist wie diese
unauflöslich.
Ach, was muss ich alles
hören
Von den lieben
Protestanten?
Diese Frau war einst
vermählt
Mit dem lauen
Katholiken,
Ließ sich scheiden
dann von ihm,
Nahm sich einen zweiten
Mann,
Der die Katholiken
hasste,
Huren liebte im
Bordell,
Und sie ließ sich
wieder scheiden
Von dem
Katholikenhasser,
Ging mit einem dritten
Mann
Händchen haltend in
die Kirche.
Ja, sie lesen zwar die
Bibel,
Daß der Herr verbot
die Scheidung,
Aber tun was sie
gelüstet
In des Christenmenschen
Freiheit.
Wer das Sakrament der
Ehe
Gegen Gott gebrochen
hat,
Kann das Sakrament der
Liebe
Vom Altare nicht
empfangen.
REINHEITSMARTYRIUM
Als Apostel Paulus war
In Ikonion in Hellas,
Hörte Jungfrau Thekla
ihn
Reden von der Liebe
Christi.
Jungfrau Thekla war
entflammt
Von der Kreuzesliebe
Christi,
Der den Liebestod
gestorben
Für das Heil der
Braut, der Seele.
Jungfrau Thekla sich
verliebte
In den Bräutigam
Messias,
Wollte als die Braut
des Christus
Leben in
Jungfräulichkeit.
Doch da war ein wilder
Heide,
Welcher voll Begierde
war,
Leidenschaftlich wie
ein Tier
Er begehrte Jungfrau
Thekla,
Wollte sie zur Ehefrau,
Um mit ihr intim zu
schlafen.
Aber Thekla war
entsetzt
Über die Begier des
Heiden.
Da verwehrte Thekla
sich
Dem begierdevollen
Heiden:
Nein, ich will als Jungfrau leben,
Nein, ich will als Jungfrau leben,
Christus ist mein
Bräutigam!
Doch des wilden Heiden
Zorn
Und die wütende
Enttäuschung
Seiner tierischen
Begierde
Klagte Jungfrau Thekla
an.
Thekla ward zum Tod
verurteilt,
Sollte sterben durch
das Feuer.
Als sie auf dem
Scheiterhaufen
Mitten in den Flammen
stand,
Betete zu Christus
sie:
O mein Bräutigam und Herr,
O mein Bräutigam und Herr,
Schenk im letzten
Augenblick
Mir das Sakrament der
Taufe!
Regen fiel vom Himmel
da,
Christus taufte
Jungfrau Thekla.
Und sie starb den
Liebestod
Und ging in den Himmel
ein.
Ähnlich Agnes auch,
die Jungfrau,
Liebte Jesus als
Gemahl,
Wollte reine Jungfrau
bleiben
Um des Himmelreiches
willen.
Siehe, Agnes war sehr
schön,
So verliebte sich ein
Mann
In das wunderschöne
Mädchen
Und begehrte sie zum
Beischlaf.
Aber Agnes wehrte
ab:
Nein, ich möchte keinen Mann,
Nein, ich möchte keinen Mann,
Sondern Gottes Sohn
allein
Alle meine Liebe gilt.
Da ward wütend jener
Mann
Und er packte Jungfrau
Agnes,
Schleifte sie ins
Freudenhaus,
Wo er oft zu Gast
gewesen,
Zog die Jungfrau
nackend aus,
Um die Jungfrau
bloßzustellen
Vor den Blicken jener
Männer,
Die das Freudenhaus
besuchten.
Aber Agnes betete
Zu dem Bräutigam, zu
Christus,
Und ihr Bräutigam
erhörte
Die Gebete seiner
Braut.
Und vom Himmel kam ein
Licht,
Welches Agnes ganz
verhüllte,
Und die
Freudenhaus-Besucher
Wurden von dem Licht
geblendet.
Agnes wurde umgebracht,
Aber Christus nahm sie
auf,
Seine Marterzeugin
Agnes
Sitzt auf ihrem Thron
im Himmel.
Und es war einmal ein
Mönch,
Der Jungfräulichkeit
gelobt,
Von Begierde ward
geplagt
Nach den Reizen einer
Heidin.
Da riet ihm der
Seelenführer:
Rufe Jungfrau Agnes an!
Und der Mönch rief Agnes an,
Rufe Jungfrau Agnes an!
Und der Mönch rief Agnes an,
Fand zurück die
Seelenruhe.