Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

MARIA SOPRA MINERVA IV



Von Josef Maria Mayer


DER ANTICHRIST


Ja, der Antichrist, der kommt
Als ein großer Theologe,
Der den Doktor hat gemacht
In dem schönen Tübingen.

Was denn lehrt der Antichrist
In der Bibel-Wissenschaft?
Daß es alles Mythen sind,
Die man nicht zu glauben braucht.

Und es lehrt der Antichrist,
Daß das Evangelium
Wörtlich nicht zu nehmen ist,
Sondern ist modern zu lesen.

Jesus ward geboren von
Einer Jungfrau ohne Mann?
Das sagt man von Platon auch,
Das ist nichts als eine Mythe.

Daß Maria unbefleckt
Von dem Sündenmakel war,
Das ist hochneurotisch nur,
Eine Sexualneurose.

Daß der Meister Wunder tat,
Das ist wirklich nicht zu glauben.
Nur die österliche Kirche
Dachte sich die Wunder aus.

Daß der Herr das Brot vermehrt,
Das ist nur Symbol und Gleichnis.
Gebt den Menschen nur ihr Brot,
Das ist schon die ganze Botschaft.

Daß der Herr ist Gottes Sohn,
Glaubten später die Apostel.
Jesus hat nicht sich verkündigt,
Sondern nur das Gottesreich.

Denn der Mann von Nazareth
Glaubte, dass das Gottesreich
Sei gekommen jetzt, doch irrte
Leider sich der Nazarener.

Daß der Herr beim Abendmahl
Gibt sich selber hin als Speise,
Darf man nur symbolisch nehmen,
Sonst wird man zum Kannibalen.

Daß der Herr am Kreuze starb,
Das ist sicherlich historisch,
Doch dass er erstanden ist,
Das ist eine fromme Fabel.

Magdalena nennt man Hure
Und Maria reine Jungfrau,
Das sind Männerphantasien,
Das ist Sexualneurose.

Daß das Grab des Christus leer ist,
Das ist eine fromme Fabel.
Jesu Leib liegt noch begraben
Irgendwo in Israel.

Die Apostel, die verschreckten,
Die geglaubt an den Messias,
Waren nach der Kreuzigung
Völlig depressiv geworden

Und so haben sie erdacht
Das Gedicht der Auferstehung.
Manche hatten da Visionen,
Religiöse Wahngedanken.

Was der Jesus wirklich lehrte,
Das kann keiner heut mehr sagen.
Doch der Christus in der Kirche,
Das ist nicht der Nazarener.

Also lehrt der Antichrist
Als ein Super-Theologe,
Alle Journalisten feiern
Diesen kritischen Gelehrten.

Wenn der Papst ein Wort verkündet,
Fragen alle Journalisten
Jenen Tübinger Gelehrten,
Reizen ihn zum Widerspruch.

Und die Protestanten lieben
Und so mancher Katholik
Diesen kritischen Gelehrten,
Der dem Papste widerspricht.

Und so schleicht der Antichrist
Heimlich ein sich in die Kirche
Und verwirrt die lauen Priester
Und die ungelehrten Laien.


DAS HÜRLEIN UND DIE BRAUT


Luther hat im Kirchenlied
Auch gesungen von dem Hürlein,
Zebaoth ist Bräutigam,
Seine Braut ist aber Hure.

Jungfrau Israel, die Braut,
Gottes Ehe hat gebrochen
Und hat mit dem Götzen Baal
Wüste Hurerei getrieben.

Gott hat sich doch nicht geschieden,
Gott ist seiner Ehe treu.
Doch die Braut die Ehe brach
Mit den Götzen Kanaans.

Doch die Hure Israel
Ist noch immer die Geliebte,
Doch bekehren muß sie sich
Zu dem Gott und Bräutigam.

Auch die Seele eines Menschen
In dem Stand der Sünde ist
Eine Hure nur vor Gott,
Ein von Gott geliebtes Hürlein.

Eine Seele in der Sünde
Lebt geschieden von dem Herrn.
Doch der Gott und Bräutigam
Dennoch wirbt um diese Seele.

Eine Seele in der Sünde
Bricht die Ehe mit dem Herrn,
Gott ruft: Seele, tue Buße
Und bekehre dich zum Herrn!

Jesus kam als Bräutigam
Und sein Evangelium
Lädt uns alle ein zur Hochzeit,
Jesus war der Freund der Huren.

Eine Hure weinte Tränen,
Salbend so die Füße Jesu,
Seine feuchten Füße trocknend
Mit der langen Lockenmähne.

Diese Hure kommt noch eher
Durch die Buße in den Himmel
Als die selbstgerechten Lehrer,
Die bekennen keine Schuld.

Wenn die Seele sich bekehrte
Zu dem Herrn und Bräutigam,
Wieder lebt im Stand der Gnade,
In der Gnade durch den Glauben,

Dann wird dieses Hürlein wieder
Rechte Braut des Bräutigams.
Jesus ist der Bräutigam,
Braut ist eines Christen Seele.

Jesus, allerschönster Mensch,
Schönster aller Menschensöhne,
O du Bräutigam und König,
Dir will ich die Psalmen singen.

Siehe, dir zur Rechten steht
Deine Braut in goldnem Schmuck.
Höre, Tochter, Gott der Herr
Ist dein Herr und Bräutigam.

Der Messias voller Schönheit,
Deine Schönheit er begehrt,
So verneige dich vor ihm,
Jesus Christus ist der Herr!

Eine Seele in der Gnade,
In der Gnade durch den Glauben,
Ist die Braut des Bräutigams,
Nämlich Jesus ist die Liebe.

Jesus Christus ist gestorben
Für die Braut, die er geliebt,
Als sie Feindin noch und Hure,
Da starb er für sie am Kreuz.

Paulus schrieb in seinen Briefen,
Daß er werben will die Braut
Und sie führen zu dem Herrn,
Zu dem einen Bräutigam,

Führen will er eine Braut
Zu dem Bräutigam Messias,
Eine Jungfrau ohne Makel,
Braut ganz ohne Fleck und Falten.

Diese makellose Jungfrau
Ohne Falten, ohne Runzeln,
Ist die Seele in der Gnade,
In der Gnade durch den Glauben.


DIE HURE BEI DEN PROPHETEN


Also war es bei Hosea,
Daß der Herr zu ihm gesprochen:
Nimm die Hure dir zum Weib,
Zeuge mit ihr Hurensöhne!

Also nahm Hosea sich
Gomer, Tochter Diblajims,
Diese Hure sich zur Frau
Und er zeugte Hurensöhne.

Erstgeborner Hurensohn,
Das war Jesreel, der Landmann,
Jesreel heißt: Gott sät ein,
Gott sät Samen in den Acker.

Dann geboren wurden zwei
Hurensöhne, einer hieß
Ammi, das heißt Gottes Volk,
Einer hieß Ruchama, Gnade.

So wie sich Hosea nahm
Eine Hure zur Gemahlin,
So auch liebte Gott der Herr
Israel, die Tempelhure.

Aber Israel, die Hure,
Ging von ihrem Gatten fort,
Brach die Ehe mit dem Götzen
Baal, dem Götzen Kanaans.

Aber Gott der Herr blieb treu,
Und so kehrte einst die Hure
Wieder um zu ihrem Gatten,
Zu dem Herrn und Bräutigam.

Gott sprach so zu Israel:
Ich verführ dich in der Wüste
Und ich rede leidenschaftlich
Mit dir in der Einsamkeit.

Denn ich will mich dir verloben
Um den Brautpreis meiner Gnade,
Um den Brautpreis meiner Treue,
Dann wirst du den Herrn erkennen.

Also sprach Hesekiel,
Durch Hesekiel der Herr:
O Jerusalem, du Jungfrau,
Heiden waren deine Eltern,

Und als du geboren wurdest,
Hat man nicht das Kind geliebt,
Sondern dich aufs Feld geworfen,
Wo du zappeltest im Blut.

Jungfrau, doch da ging der Herr
Liebevoll an dir vorüber.
Schön gewachsen deine Brüste,
Kleine Brüste, rund und fest!

Schön gesprossen auch dein Schamhaar,
Eine dichte krause Wolle!
Auch dein Haar schon lang gewachsen,
Fiel es dir auf deine Brüste!

Und da sah der Herr, gekommen
War die Frühlingszeit der Liebe,
Er bedeckte deine Nacktheit
Mit dem Zipfel seines Mantels.

Ach Jerusalem, doch später
Gabest du dich allen hin,
Eine öffentliche Hure
In dem Kulte der Astarte,

Deine Beine spreiztest du
Jedem Heiden, jedem Bock,
Öffentlich zur Schau gestellt,
Nahmst du doch kein Geld dafür.

Tatest deinen Köcher auf
Jedem Pfeile eines Mannes,
Auf den öffentlichen Märkten
War dein lüsternes Bordell.

Die Ägypter sind gekommen,
Die Chaldäer sind gekommen,
Allen gabest du dich willig,
Öffentliche Sünderin.

Kehre um zu deinem Herrn,
Der dich auserkor zur Braut!
Herr, mit deinem Munde küss mich,
Küsse, besser als der Wein!


AMOR UND PSYCHE


Apulejus schrieb das Märchen,
Es ist Neoplatonismus.
Psyche ist die Braut des Gottes,
Gottes, der die Liebe ist.

Psyche war ein junges Mädchen,
Welche angebetet wurde.
Ja, man hielt das schöne Mädchen
Gar für eine Liebesgöttin.

Die sonst Venus angebetet,
Beteten nun Psyche an.
Aber Psyche ward bereitet
Für die Hochzeit mit dem Tod.

Psyche stand am Bergeshang
In dem weißen Hochzeitsschleier,
Daß sie stürze in den Tod,
So die Hochzeit zu vollziehen.

Doch ein guter Geist vom Himmel
Brachte sie in einen Garten,
In ein schönes Gartenhaus,
Wo sie lag auf einem Bett.

Amor kam, der Gott der Liebe,
Nahm sich Psyche zur Gemahlin,
Amor gab ihr ein Gebot,
Nicht die Kerze anzuzünden.

Denn der Gott war unsichtbar,
Wollte unsichtbar auch bleiben.
Psyche aber hatte Schwestern,
Die auf Psyche neidisch waren.

Und so sprachen diese Schwestern:
Dein Gemahl, ist es ein Gott
Oder gar ein Ungeheuer,
Ist vielleicht ein Feind der Menschen?

Zünde die verbotne Kerze,
Schaue an dir den Gemahl,
Ob es ist ein roter Drache,
Ob es ist ein schöner Gott.

Psyche folgte ihren Schwestern,
Zündete die Kerze an,
Und der Wachs in heißen Tropfen
Amors nackten Leib befleckte.

Amor also ist entwichen
Von der ungetreuen Psyche
Und die Mutter schöner Liebe
Prüfte streng die arme Psyche.

Psyche wurde streng geprüft,
Musste in das Reich der Toten,
Um von dort heraufzubringen
Eine Schale voller Salbe.

Psyche diente viele Jahre
Als die Magd der Göttin Venus,
Venus aber sprach für Psyche
Bei dem kleinen Gotte vor.

Venus so erwirkte Gnade
Für die kleine Sklavin Psyche
Bei dem Liebesgotte Amor,
Der sie wieder angenommen.

Amor holte seine Psyche
In den Himmel des Olymp,
Im Elysischen Gefilde
Feierten die beiden Hochzeit.

Ceres brachte zu der Hochzeit
Das geweihte Opferbrot,
Bacchus brachte zu der Hochzeit
Den geweihten Opferwein.

Und die Horen, schöne Frauen,
Brachten heilige Gebete,
Und die Grazien, junge Mädchen,
Streuten schöne Frühlingsblumen.

Und Apollon mit der Leier
Sang das Hymen Hymenäus
Und der Chor der Musen sang
Ihnen Hymen Hymenäus.

Und der große Göttervater
Und der Vater aller Menschen
Hat die Menschentochter Psyche
Für den kleinen Gott vergöttlicht.

Psyche wurde eine Göttin,
Lebte mit dem Gotte Amor
Im Elysischen Gefilde
Ewiglicher Paradieslust!


CHRISTUS IST GÖTTLICHER EROS


Dionysios erzählt,
Daß man Christus nennt die Liebe,
Nämlich göttliche Agape,
Also nennen ihn die Väter,

Denn die göttliche Agape
Ist die Liebe, selbstlos schenkend,
Ist die reine Gottesliebe,
Ist die keusche Nächstenliebe.

Eros nämlich, diese Liebe
Des Verlangens nach der Einheit,
Wurde nicht verwandt für Christus,
Weil der Eros oft missbraucht ward.

Denn in der Kultur der Griechen
War auch Venus schon erniedrigt
Bis zu einer Tempelhure
In dem Hafen von Korinth.

Und der Sohn der Aphrodite
Eros wurde auch erniedrigt,
Daß man Eros’ Werke nannte
Wollust wilder Knabenschänder

Und Begier der Hurenböcke,
Die im Hafen von Korinth
Schliefen mit der Hure Lais,
Schliefen mit der Hure Thais.

Eros ward der Inbegriff
Einer Sexualität,
Die sich völlig abgelöst
Von der Liebe zur Person.

Eros ward der Inbegriff
Einer Sexualität,
Die rein animalisch triebhaft
Egoistisch nur begehrt.

Darum nannten nun die Väter
Christus göttliche Agape,
Nannten ihn Dilectio
Oder aber Caritas.

Aber Eros nannten sie
Christus lieber nicht, aus Furcht
Vor dem ordinären Pöbel
Der Bordelle von Korinth.

Dionysios erzählt,
Daß die Lehrer in der Mystik
Christus auch den Eros nannten,
Aber nur für Eingeweihte.

Lasst es nicht den Pöbel hören,
Aber Christus ist der Eros,
Der vom Himmel ist gekommen,
Um sich eine Braut zu freien.

Christus ist der Eros Gottes
Und die Seele ist die Braut,
Christus will Vereinigung
Oder Kommunion der Liebe.

Christus als der Eros Gottes
Ist der Seele Bräutigam,
Der die Seele will vergotten
Durch die Hochzeit mit dem Gott.

Christi Evangelium
Ist die Hochzeit mit dem Eros
Zur Vergöttlichung der Psyche
Durch die Kommunion der Liebe.

Darum auch die Heiligen
An dem heiligen Karfreitag
Weinend laufen durch die Welt:
Ah, mein Eros ist gekreuzigt!

Darum auch die Heiligen
An dem Ostersonntag freudig
Jubilieren in der Welt:
Eros, Eros ist erstanden!

Darum auch die Heiligen
In der gottvergessnen Welt
Klagen, dass die Menschen nicht
Lieben diesen Eros Gottes.

Wehe, wehe, dass mein Eros
Von den Menschen nicht geliebt wird!
Dieser Eros liebt die Menschen,
Will sie führen zu der Gottheit.

Dieser Eros ist ein Gott,
Der ein wahrer Mensch geworden,
Daß durch Hochzeit mit dem Eros
Menschen so vergottet werden.


THEOSIS


Keiner hat sich selbst gegeben
Dieses Leben auf der Erde,
Sondern dieses Leben ward
Uns von unserm Gott geschenkt

Durch die Mitarbeit der Eltern.
Keiner wurde je gefragt,
Ob er auch geboren wolle
Werden auf der schwarzen Erde.

Sondern Gott der Schöpfer wollte
Uns erschaffen unser Leben.
Seien wir dem Vater dankbar,
Seien wir der Mutter dankbar,

Und erkennen wir den Herrn
Als den Ursprung unsres Lebens,
Als das feste Fundament
Unsres Daseins in der Schöpfung.

So wird keiner auch ein Christ
Durch die eigne Willensmühe
Und das Streben seines Geistes,
Sondern Christsein ist Geschenk.

Christsein wird vom Herrn geschenkt
In dem Sakrament der Taufe,
Das ist eine Neugeburt,
Die von oben uns geschenkt wird.

In dem Sakrament der Taufe
Werden wir von Gott geboren,
Von dem Gott, der Liebe ist,
Vaterliebe, Mutterliebe.

Worauf gründet dieser Glauben
An den Vater aller Menschen,
Dem wir alle Kinder sind,
Alle Menschen Kinder sind?

Dieser Glaube gründet sich
Auf das Sohnsein Jesu Christi,
Gottes eingeborner Sohn
Nämlich ist ein Mensch geworden,

Daß die Menschen Kinder werden
Ihres Vaters in dem Himmel.
Gottes Sohn ist Mensch geworden,
Menschen werden Gottes Kinder.

In des Ostens Kirche aber,
Griechenlandes Kirchenväter
Sagen: Gott ist Mensch geworden,
Daß der Mensch zum Gotte werde.

Eva wollten einst und Adam
Werden wie die Gottheit selber,
Aber ohne Gottes Gnade,
Sondern durch des Menschen Hybris.

Gott ist aber Mensch geworden
In der göttlichen Kenosis,
Im Herabstieg von dem Himmel
In den Schoß der Jungfrau-Mutter,

Daß der Mensch durch Gottes Gnade,
Durch die gnädigste Theosis
In dem Gottmensch Jesus Christus
Gnadenvoll vergöttlicht werde.

Petrus schreibt in seinem Brief,
Daß wir durch die Gnade Christi
Anteil können nun erhalten
An der göttlichen Natur.

Wenn wir nämlich als die Christen
Umgestaltet in den Christus
Werden durch die Gnade Gottes,
Werden wir vom Herrn vergöttlicht.

Aber wie gelangt die Gnade
Unsres Herrn in unsre Seele,
Die uns umgestalten möchte
In das Bild des Gottessohnes?

Gottes Gnade kommt in unsre
Seelen durch die Sakramente,
Taufe, Firmung, Beichte, Ehe,
Durch das Sakrament der Liebe,

Denn wenn wir den Corpus Christi
Speisen in dem Sakramente,
Werden wir durch Gottes Gnade
Umgewandelt in den Christus.

Augustinus nämlich sagt:
Christen sollen nicht alleine
Christus folgen auf dem Wege,
Sondern Christus selber werden.

Christus nämlich ist der Gottmensch,
Er ist Gottheit, er ist Menschheit,
Und in Christus wird die Menschheit
Umgewandelt in die Gottheit.


GOTTESGEBURT IM MENSCHEN


Als der starke Engel Gottes
Kam zu Unsrer Lieben Frau,
Sagte er: Gebenedeite,
Gott ist mit dir, Gnadenvolle.

Du sollst in dem Schoß empfangen
Gottes Wort, den Logos Gottes,
Sohn des allerhöchsten Vaters
Durch die Kraft des Heilgen Geistes.

Und Maria, Frau voll Stärke,
Sagte zu dem starken Engel:
Wie soll ich zur Mutter werden,
Bin ich doch geweihte Jungfrau!

Und der starke Engel sagte
Zu der Femina, der starken:
Gottes Kraft wird überschatten
Dich, empfange mit dem Ohr!

Also Unsre Liebe Frau
Bei dem Gruß des starken Engels
Hat empfangen mit dem Ohr
Gottes Wort in ihrer Seele.

Und nachdem sie so empfangen
Mit dem Ohre ihrer Seele,
Zeugte Gottes Kraft, die Gottheit,
Gottes Wort in ihrem Schoße.

Und Maria trug den Logos
In dem Innern ihres Leibes,
Ja, sie trug den Corpus Christi
In dem Tempel ihres Leibes.

Denn Mariens schöner Körper
War Monstranz des Sohnes Gottes,
War des Heilgen Geistes Tempel,
Meisterwerk des Allerhöchsten.

Und Maria nährte liebend
Jesus unter ihrem Herzen,
Als Monstranz trug sie den Corpus
Christi zu den lieben Nächsten.

Dann hat sie geboren Christus,
Gottgebärerin Maria,
Schenkte Gottes Wort und Weisheit
Allen Menschen auf der Erde.

Also sollst auch du, o Seele,
Gottes Wort bereit empfangen,
Gottes Weisheit, welche ausgeht
Von dem Mund des Allerhöchsten.

Sprich nur zu dem Gott der Götter:
Siehe, ich bin deine Sklavin,
Mir gescheh nach deinem Willen,
Mir gescheh nach deinem Worte.

Gottes Kraft wird überschatten
Dich, o Seele, Magd des Höchsten,
Und du wirst empfangen selig
Von dem heilgen Geiste Gottes

Gottes Weisheit in der Seele.
Nähre du in deinem Innern
Christi Körper, Blut und Seele,
Nähre du im Innern Christus

Mit Gebet und neuen Gnaden,
Laß den innern Christus wachsen,
Füttere den innern Christus
Mit dem Sakrament der Liebe.

Lebt in dir der innre Christus,
Wirst du werden Tabernakel
Für das Wort des Allerhöchsten,
Für die schöne Weisheit Gottes.

Als Monstranz, als Tabernakel
Stelle Christus dar auf Erden,
Präsentiere ihn den Menschen
Als des Heilgen Geistes Tempel.

Und gebäre diesen Christus
Für die Menschen dieser Erde
Und gebäre Gottes Weisheit
Durch dein Werk der Nächstenliebe.

Trage Gottes Wort und Weisheit
Zu den Nächsten auf der Erde
Durch ein Lächeln deiner Liebe
Und die Freundlichkeit des Herzens.

Gottgebärerin, o Seele,
Sollst du sein auf dieser Erde,
Christus zu den Menschen tragen
Durch die Werke deiner Liebe.


IN GOTT IST NUR GOTT


Meister Eckard hatte Schüler,
Schüler war auch Heinrich Seuse,
Diener er der Ewgen Weisheit,
Seiner Herrin und Geliebten.

Schülerin war Schwester Kathrein,
Welche hatte auch Visionen.
Einmal war sie selbst im Himmel
Und da schaute sie die Gottheit.

Doch sie war nicht nur ein Auge,
Ewig starrend auf die Gottheit,
Sondern sie hat Gott genossen,
Mit der Gottheit sich vereinigt.

Sie hat sich nicht nur vereinigt,
Wie sich zwei Personen lieben,
Sondern sie war eingegangen
In das innre Wesen Gottes.

Sie war immer in dem Innern
Gottes, in dem Lichte Gottes,
In der schönen Liebe Gottes,
Tief in der Natur der Gottheit.

Und sie sagte: In dem Innern
Gottes, da ist nichts als Gottheit,
Gott ist in dem Innern Gottes,
Wer in Gott ist, ist vergottet.

Darum war ich Gott im Gotte,
War vergottet in der Gottheit.
Zwar ich war Person und Wesen,
Doch nicht menschlich-allzumenschlich,

Nicht in fleischlichen Gebrechen
Eine Seele voller Schwächen,
Mit dem Geiste, der verdunkelt
Welt nur denken kann und Erde,

Sondern meines Geistes Seele
War von Gott aus lauter Gnade
Einzig durch die Anteilhabe
An dem Wesen meines Gottes

Selber quasi Gott geworden,
Daß ich Gott war in der Gottheit
Und in göttlicher Erkenntnis
Gott in Einigung erkannte.

Petrus schreibt in seinem Briefe,
Daß wir durch die Gnade Christi
Anteil haben werden einmal
An der göttlichen Natur.

Was ist das, die Anteilhabe
An der göttlichen Natur,
Als dass unser Menschenwesen
Wird vergöttlicht in der Gottheit?

In der Gottheit ist das Leben,
Liebe in der Ewigkeit,
In der Gottheit ist die Schönheit,
Ist die Herrlichkeit des Herrn.

In der Gottheit ist Erbarmen,
In der Gottheit ist die Weisheit.
Also werden wir genießen
Alle diese Hypostasen.

Wissen werden wir im Himmel
Gottes wie die Weisheit Gottes.
Lieben werden wir im Himmel
Gottes wie die Liebe Gottes.

Strahlen werden wir im Himmel
Wie die Herrlichkeit des Herrn.
Schön sind wir im Paradiese
Wie die Schönheit der Urgottheit.

Alle die erlösten Seelen
Mit den auferstandnen Leibern
Sind im Inneren der Gottheit
Und die Gottheit ist in ihnen.

Gottes Liebe ist dann alles,
Gottes Liebe ist in allen.
Und so werden wir zu Göttern
Und zu Göttinnen in Gott.

Göttlich werden wir erkennen
Die Erkenntnis unsrer Gottheit.
Göttlich werden wir vereinigt
Mit der Einheit unsrer Gottheit.

Und so werden wir verschmelzen
Göttlich mit dem Schoß der Gottheit
Und es wird in allen Himmeln
Gott nur sein und Gott-in-Gott.


EWIGE GÖTTER UND GÖTTINNEN


Sankt Johannes von dem Kreuze
Spricht in seinen Liebesliedern
Von den Menschen in dem Himmel
Als von Göttinnen und Göttern.

Während Nietzsche gottlos sprach
Von dem starken Übermenschen,
Sprach der weise Solowjew
Von dem Herrn, der Gottmensch ist.

Durch Vereinigung mit Christus
So entsteht Gottmenschentum,
Nämlich weise Menschengötter,
Schöne Menschengöttinnen.

Nach der Toten Auferstehung
Werden die erlösten Seelen
In den geistverklärten Leibern
Göttinnen und Götter sein.

Diese Göttinnen und Götter
In dem Paradiese Gottes,
Sie bewegen sich so schnell,
Schneller noch als lichte Blitze.

Diese Göttinnen und Götter
Sind noch leichter als der Flaum
Eines kleinen Taubenkükens
Oder als die Flocke Schnee.

Diese Göttinnen und Götter
In den geistverklärten Leibern
Gleichen dem Kristall an Klarheit
Und an Transparenz und Reinheit.

Diese auferstandnen Leiber
Gleichen den kristallnen Vasen,
Darin steht die weiße Lilie
Sichtbar ihrer Seelenschönheit.

Diese Göttinnen und Götter
Haben teil am Wissen Gottes,
An der universalen Weisheit,
Und sie lieben sich in Gott.

Diese Göttinnen und Götter
Lieben sich mit Gottes Liebe,
Lieben sich unendlich, ewig,
Grenzenlos und innig glühend.

Dort begegnen uns wie Götter
Und wie Göttinnen verschiedne
Hypostasen unsres Gottes,
Dieser Einen Gottnatur.

Dort begegnet uns voll Güte
Die Barmherzigkeit, die milde,
Gleich dem Mutterschoße Gottes,
Gleich dem Uterus der Gottheit.

Dort begegnet uns die Weisheit,
Diese Hagia Sophia,
Scheint als engelgleiche Frau
Angetan mit Feuerflügeln.

Dort begegnet uns die Gnade,
Diese junge Charis Gottes,
Voller Schönheit, voller Liebreiz,
Voller Anmut, Zauber, Charme.

Dort begegnet uns die Liebe,
Diese schöne Liebe bindet
Alle Göttinnen und Götter
Dort mit ihrem Liebreizgürtel.

Dort begegnet uns die Schönheit,
Die Urschönheit der Urgottheit,
Alle beten an die Schönheit,
Schauend sie und sie genießend.

Die Barmherzigkeit, die sanfte,
Tanzt dort mit der jungen Charis,
Und die Weisheit wie ein Engel
Tanzt mit ihnen Reigentänze,

Und die Schöne Liebe lächelt,
Tanzt mit allen Hypostasen,
Die Urschönheit der Urgottheit
Tanzt die allerschönsten Tänze.

Engelschöre, alle neun,
Cherubim und Seraphim
Und die schönen Fürstentümer
Tanzen alle in den Himmeln.

Und die Göttinnen und Götter
Tanzen alle mit der Gottheit,
Und die Göttinnen und Götter
Lachen alle in der Gottheit!


VERGÖTTLICHTE MARIA


Was denn sagen alle Päpste
Und auch die Konzilien alle?
Daß Maria ist die Mutter
Und die immerreine Jungfrau,

Daß Maria ist des Gottes
Mutter und Gebärerin,
Die geboren die Person
Jesu Christi, unsres Herrn,

Daß Maria ist die Jungfrau
Vor und während des Gebärens
Und nach dem Gebären auch
Blieb Maria reine Jungfrau,

Unbefleckt Empfangene
Ist Maria, vorerlöst
In dem Hinblick auf das Kreuz,
Ist bewahrt vor aller Sünde,

Daß Maria aufgefahren
Ist in Gottes Paradies
Mit dem Leib und mit der Seele
Und ist auferstanden schon.

Manche warten auf das Dogma,
Daß sie ist die Mittlerin,
Fürbitt-Allmacht auf den Knien
Und die Miterlöserin.

Und der zwölfte Pius sagte
Als der engelgleiche Hirte,
Daß Maria auferstanden
Ist und uns vorausgegangen.

Ja, Maria ist vollendet,
Schon des Fleisches Auferstehung
Unsre Liebe Frau erfuhr,
Ist vergöttlicht schon in Gott.

Alle Pilgernden der Erde
Und des Fegefeuers Seelen
Und die Seligen des Himmels
Schauen nun auf ihre Herrin.

Unsre Herrin ist vergottet,
Göttin sie von Christi Gnaden,
Jungfrau sie im Schoße der
Heiligsten Dreifaltigkeit.

Meine keusche Gnadengöttin,
Schau, ich liege dir zu Füßen:
Darf ich deine Füße küssen?
Meine Gnadengöttin lächelt

Und ich küsse ihre Füße
Und die Füße sind aus Licht,
Sind aus lichtem Geistesfleisch,
Und ich küsse sie inbrünstig.

Zu der Makellosen sag ich:
Meine Göttin in dem Himmel,
In dem Paradiese will ich
Dich allein zu meiner Braut!

Und wenn ich vermählt im Himmel
Bin mit Unsrer Lieben Frau,
Schenkt sie mir der Liebe Perle
Und sie schenkt mir ihren Sohn.

Ah, da bist du, süßer Knabe,
Süßer Gott und lieber Knabe,
Du mein Gott und mein Gebieter,
Laß dich als mein Kind dich lieben!

Siehe, Wunden dieser Erde
Haben mir es ganz verleidet,
Gott als Vater anzubeten,
Vater konnte ich nicht sagen.

Aber Gott als meinen Sohn
Will ich ehren, will ich lieben,
Heiligen will ich den Sohn,
Lieben ihn als meinen Schatz,

Will liebkosen meinen Sohn,
Meinen Sohn und Gottes Sohn,
Meinen Sohn, Marien Sohn,
In der Ehe mit Maria

In dem Paradiese Gottes
Will ich mit dem Knaben spielen,
Will den Jesusknaben küssen
Und ihm meine Liebe schenken.

O Maria, Ein und Alles
Auf dem Weg zum Jesuskindlein,
Vater Gottes will ich werden,
Vater sein dem Sohne Gottes!