Von Josef Maria
Mayer
PLATON UND ARISTOTELES
Wenn du anschaust eine
Stute,
Wenn du anschaust einen
Hengst,
Hast du die Idee der
Pferdheit,
Hast das Pferd-an-sich
im Geiste.
Wenn du einen Tisch
betrachtest,
Einen großen, einen
kleinen,
Hast du die Idee des
Tisches
Allgemein in deinem
Geist.
Aber was sind denn
Ideen?
Allgemeine Wesenheiten,
Existierend in dem
Geist,
In dem reinen Geist der
Gottheit.
Woher weiß der
Philosoph
Von dem Wesen der
Ideen?
Weil er sie vor der
Empfängnis
In der Gottheit Spiegel
schaute!
Alle Seelen waren
einmal
Vor dem Tage der
Empfängnis
Im Ideenhimmel droben,
Schauten Gott und die
Ideen!
Aber als sie in den
Kerker
Ihres Körpers sind
gekommen,
Haben alles sie
vergessen,
Haben die Idee
vergessen!
Künstler aber,
Philosophen
Und Verliebte sich
erinnern,
Diese tranken nicht von
Lethe
Im Momente der
Empfängnis.
Wenn nun Philosophen
lieben,
Lieben sie am schönen
Kind
Die Idee der reinen
Schönheit,
Schauen wieder die
Idee.
Wenn der Philosoph
verliebt ist,
Schaut er überm
schönen Kind
Die Idee der Schönheit,
welche
Ist Urania, die Göttin.
Aber sind denn die
Ideen
Wesenheiten,
geistig-wirklich?
Oder sind sie an den
Dingen
Nur als reines
Formprinzip?
Sind doch alle
Erdendinge
Aufgebaut aus der
Materie,
Die ein Chaos ist, ein
Stoff,
Der von einer Form
geprägt wird.
Diese Form ist an den
Stoffen,
Die sie schaffen aus
Potenz
Der Materie zum Ding,
Zur Verwirklichung, zum
Akt.
Diese Form ist bei dem
Menschen
Seine Seele, die den
Stoff
Seines Leibes
auferbaut,
Daß er wird ein wahres
Leben.
Alle Dinge in dem
Kosmos,
Die sich irgendwie
bewegen,
Sind bewegt von einem
Grund,
Dieses ist der
Erstbeweger.
Dieser Erstbeweger ist
Erstursache aller
Dinge,
Das ist Gott, der allen
Dingen
Gibt ihr Ziel in der
Vollendung.
Aber was ist die
Vollendung?
Das ist die
Vollkommenheit.
Gott ist die
Vollkommenheit,
Gott ist auch das Ziel
der Wesen.
An den Wesen, an den
Dingen
Wirkt die Form, die sie
entwickelt.
Dies Prinzip des
Werdens ist
Die Entelechie der
Wesen.
Alle Wesen sich
entwickeln
So durch die Entelechie
Zu dem Zustand des
Vollkommnen,
Wo vollendet sie in
Gott.
Gott ist also
Erstursache,
Gott ist Ziel auch
aller Wesen.
Seele ist die Form des
Leibes,
Gott die Form ist aller
Seelen.
HORAZ UND VERGIL
Als Horaz in seiner
Jugend
Sang zu seiner goldnen
Leier,
Folgte er der heitern
Weisheit
Epikurs, die Lust
erhebend.
Lust, die allerhöchste
Tugend
Eines Menschen auf der
Erde,
Ist nicht die frivole
Wollust,
Ist die Heiterkeit der
Freude.
Was bedarf der Mensch
zur Freude?
Nicht die
Marmorsäulenhalle,
Sondern einen grünen
Garten,
Wo das Glück der
Freundschaft lächelt.
Auch die Liebe soll
nicht böse
Dir zerquälen deine
Seele,
Sondern leichten
Mädchen diene
Mit der Heiterkeit der
Liebe.
Venus preise! Bacchus
preise!
Wenn du erst den Wein
genossen,
Dann kommt auch hinzu
Cupido,
Dieser kleine süße
Schelm!
Als Horaz in seinem
Alter
Sang zu seiner goldnen
Leier,
Folgte er der ernsten
Stoa,
Kardinalen Tugenden.
Eine kardinale Tugend
Lehrt dich, maßvoll
stets zu bleiben,
Also auch beim
Trinkgelage
Trink sokratisch deinen
Becher.
Eine kardinale Tugend
Ist der Starkmut, doch
Horaz
Ließ im Kriege seinen
Schild
Fallen und ist so
geflohen.
Eine kardinale Tugend
Ist Gerechtigkeit.
Horaz
Schaute stets das große
Staatsschiff
Voller ernster Sorge
an.
Eine kardinale Tugend
Ist die Klugheit, und
Horaz
War ein Weiser, war ein
Seher,
Sang prophetisch seine
Oden.
Von Vergil weiß ich zu
sagen,
Daß er Dichter des
Advent
War und kündete die
Kirche
Roms und den Messias
an.
In der Vierten der
Eklogen
Pries er eine reine
Jungfrau,
Die den Sprössling
wird gebären,
Der uns bringt das
Paradies.
Jove als den großen
Vater
Aller Götter, aller
Menschen,
Sang Vergil, der uns
zum Heil
Einen Heiland senden
wird.
Was der Seher Mose
schrieb
Von den Kindern Israel,
Schrieb Vergil, der
Seher, auch
Von dem großen Sohne
Trojas.
Aber wer hat das
Geschick
Dem Äneas so gelenkt,
Daß er gründen konnte
Rom,
Hauptstadt aller
Ökumene?
Das war seine Mutter
Venus,
Venus Genitrix, die
Göttin,
Die Personifikation
Reinster Providentia.
Denn Vergil war frommer
Schüler
Der gelehrten
Stoa-Schule,
Pries die Providentia,
Gottes erstgeborne
Tochter.
Göttin Providentia
Oder Venus Genitrix,
Sie hat Rom erbaut,
dort herrscht
Der ersehnte
Weltenheiland,
Der in aller Ökumene
Frieden stiftet, dieser
Sohn
Gottes, der Erhabene.
Einst, wie die Sibylle
sagte,
Sah man überm Vatikan
Eine Jungfrau, die
gebar
Gottes Sohn, den
Weltenheiland,
Der in Mutter Roma
herrscht.
DIONYSIOS AREOPAGITA
Paulus lehrte in Athen
Weiland auf dem
Areopag,
Vor den Schülern
Epikurs
Sprach er und den
Stoikern.
Als er aber predigte
Von dem Menschen Jesus
Christus
Und von seiner
Anastasis,
Dachten all die
Philosophen:
Dieser kündet neue Götter,
Dieser kündet neue Götter,
Einen neuen Gott, den
Christus,
Eine neue Göttin
gleichfalls,
Nämlich Anastasia!
Aber als dann Paulus
sprach
Von des Fleisches
Auferstehung,
Sprachen all die
Philosophen:
Ach, du bist ein dummer Schwätzer!
Ach, du bist ein dummer Schwätzer!
Wissen wir seit Platon
doch,
Daß das Fleisch
Gefängnis ist,
Psyche ist darin
gefangen!
Psyche kann man nur
erlösen,
Wenn sie freigelassen
wird
Aus dem Kerker ihres
Fleisches,
Das ist die
Unsterblichkeit
Psyches in Elysium!
Und du willst im
Himmelreiche
Psyche wieder sperren
ein
In den Kerker ihres
Fleisches?
Nein, du bist ein Körnerpicker!
Nein, du bist ein Körnerpicker!
Psyche wollen wir
befreien,
Darum auch die Stoiker
Lieben sehr den weisen
Freitod,
Um die Psyche zu
befreien!
Aber Pauli Predigt
lauschte
Damaris, die
Philosophin,
Damaris war eine
Jungkuh,
Schon geschlechtsreif,
noch nicht Mutter.
Aber Pauli Predigt
lauschte
Dionysios, der trunkne,
Ein Platoniker, der
glaubte
An den fleischgewordnen
Gott.
Dieser Dionysios
Ist der Vater aller
Mystik
In dem frommen
Abendland,
Ist ein großer
Kirchenlehrer.
Was von Gott man sagen
kann,
Ist allein, was Gott
nicht ist.
Gott ist nicht ein
Sterblicher,
Gott ist nicht an Zeit
gebunden,
Gott ist nicht an Raum
gebunden,
Gott hat keinen Anfang
je,
Gott hat auch kein Ende
je,
Gott hat keinen
Menschenkörper,
Gott ist weder Mann
noch Frau,
Ist von Menschen nicht
zu sehen,
Gott ist eine
Über-Gottheit,
Über allem Dasein
seiend.
Gott ist aller
Hierarchie
Oberster Gebieter, denn
Alle Throne (oder
Götter)
Beten an den Ewigen,
Cherubim und Seraphim
Beten an den Ewigen,
Fürstentum und
Herrschaft dient
Gott dem Allerhöchsten
immer,
Gabriel und Michael
Und Erzengel Raphael
Dienen stets dem
Ewigen,
Ihrem allerhöchsten
Herrn.
Alle Engel, die uns
schützen,
Dienen allzeit Gott dem
Herrn,
Schauen den
Unsichtbaren,
Bringen seine Hilfe
uns.
In der
Kirchen-Hierarchie
Spiegelt sich die
Hierarchie
All der Engelchöre
droben,
Nämlich in den
Sakramenten.
Taufe ist die Neugeburt
Als ein Adoptivkind
Gottes,
Beichte ist das
Sakrament
Der Versöhnung mit dem
Herrn,
Firmung ist das
Sakrament
Der Erfüllung mit dem
Geist,
Myron-Salbe,
Chrisam-Salbe
Stärkt uns mit dem
Geist des Herrn.
Die Eucharistie ist
Christus,
Die Vereinigung mit
ihm,
Ehe ist ein Sakrament,
Da man sich die Liebe
spendet,
Priesterweihe ist die
Weihe
Eines alter ego
Christi,
Krankensalbung ist die
Heilung
Eines angefochtnen
Christen.
AUGUSTINUS
Monica, die fromme
Mutter,
Liebte als ein junger
Mensch
Über alles Maß den
Wein,
Der im Keller war des
Vaters.
Wenn sie in den Keller
ging,
Wein zu holen für den
Vater,
Trank sie immer von dem
Wein,
Heimlich von der
Rebentochter.
Aber Gott befreite sie
Von der Sucht nach
rotem Weine.
Ihre flüssigen Gebete
Waren nicht vom Rotwein
fließend,
Ihre flüssigen Gebete
Waren heiße
Tränenflüsse,
Als sie Gott den Herrn
gebeten,
Augustinus zu erlösen.
Dreißig Jahre betete
Sie die flüssigen
Gebete,
Und es sprach
Ambrosius,
Der der Bischof war von
Milan:
Soviel Tränen einer Mutter
Soviel Tränen einer Mutter
Werden sicherlich
erhört!
Und tatsächlich,
Augustinus
Hörte einen Knaben
lallen:
Nimm und lese! Nimm und lese!
Nimm und lese! Nimm und lese!
Augustinus nahm die
Bibel,
Schlug sie auf und las
das Wort:
Lebt nicht hin in den Begierden
Lebt nicht hin in den Begierden
Eures aufgeheizten
Fleisches,
Sondern zieht den
Christus an!
Augustinus ließ sich
taufen,
Zog das Taufkleid
Christi an.
Seiner Konkubine Sohn
Auch, Adeodatus hieß
er,
Ließ sich taufen in
der Kirche
Von Ambrosius von
Milan.
Heil, Ambrosius von
Milan!
Die ambrosianischen
Hymnen singt noch heut
die Kirche
Viele hundert Jahre
später.
Aber Mutter Monica
Fühlte, dass sie
sterben müsse,
Und sie kam zu ihrem
Sohn
Und traf ihn in Ostia,
In dem Hafen nahe Rom.
Und die Mutter sprach
zum Sohn:
Früher wollte ich beerdigt
Früher wollte ich beerdigt
Werden bei des Gatten
Grab,
Aber heut ists mir
egal,
Wo mein Leichnam wird
begraben,
Nur, wenn ich gestorben
bin,
Lasset Messe für mich
lesen!
Monica und Augustinus
Hielten liebend sich
umarmt
Und bedachten alle
Dinge,
Die von Gott geschaffen
waren,
Streiften alles ab, was
endlich,
Was da zeitlich, was da
räumlich,
Und so schauten sie
zuletzt
In dem Geist die
Weisheit Gottes!
Augustinus aber sprach
Herrlich von der
Ewigkeit:
Nicht mit einem Auge nur
Nicht mit einem Auge nur
Schauen wir die
Herrlichkeit,
Die Vision der Gloria
Ist nicht nur ein
starres Schauen,
Sondern ewiger Genuß,
Wo die Gottheit wir
genießen!
Ja, wir werden ganz
gestillt sein
Und so ganz befriedigt
sein
Von der schönen Liebe
Gottes
Und geliebt sein von
der Liebe,
Dennoch ohne Überdruß
Werden wir befriedigt
werden,
Sondern ewig werden
schmachten
Wir nach dem Genuß der
Liebe!
Ewig werden wir
befriedigt,
Ewig werden wir
verschmachten –
Ewig werden wir
verschmachten,
Ewig werden wir
befriedigt!
LUTHER
Martin Luther hat
studiert
Und er ward ein
Bibel-Lehrer,
Auf der Universität
Wittenberg hat er
studiert.
Und er lernte William
Ockham
Kennen, den der Papst
verurteilt,
Denn er war Häretiker,
Luther doch verehrte
ihn.
Diese beiden Ketzer
sprachen
Nicht von einer
heiligen,
Apostolisch und
katholisch
Römischen Ecclesia,
Sondern von dem
Christentume
Einer allgemeinen
Kirche.
Denn die Päpste,
sagten jene
Ketzer, haben oft
geirrt
Und auch die Konzilien
Des Kollegiums der
Väter
Haben oft das Wort
verfälscht
Und die Bibel falsch
gedeutet.
Tausend Jahre
Christenheit
Hätten sich geirrt, so
sagten
Jene Ketzer, aber heute
Wär kein Glaube mehr
vorhanden.
Wenn denn Christus
wiederkommt,
Findet er dann noch auf
Erden
Glauben? Ach nicht in
der Kirche,
Nur bei Einem Mann
allein!
Päpste und Konzilien
Und die Kirche gingen
irre
Und der Glaube ward
bewahrt
Nur von Einem Mönch
allein.
Dies besoffne deutsche
Mönchlein
Hat zuviel vom Bier
getrunken,
Sprach der Papst, als
er das hörte,
Luther sei allein noch
gläubig.
Alle Welt ist
abgefallen
Von der wahren
Christenlehre,
Ganz allein bewahrt den
Glauben
Ein besoffnes deutsches
Mönchlein!
Was ist ein Häretiker?
Und was ist ein
Kleriker?
Also fragte meine
Herrin
Heute an dem Fest der
Weihnacht.
Luther ist Häretiker,
Denn er sagte, dass der
Herr
Selbst verstockt den
Pharao
Und den Pharao
verdammte,
Um dann Gottes große
Macht
An den Kindern Israel
Zu erweisen, die er
führte
Aus der Sklaverei
Ägyptens.
Wenn der Herr den
Pharao
Selbst verstockte,
selbst verdammte,
Um die Kinder Israel
Ins Gelobte Land zu
führen,
Dann tut Gott das Böse
selbst,
Um das Gute zu
erwirken,
Dann ist in dem Herrn
das Böse,
Wie im Herrn das Gute
ist.
Da in Gott das Böse
ist,
Hat die Bösen er
bestimmt
Zu der ewigen
Verdammnis
Und die Guten zur
Erlösung.
Nichts kann da das
Menschlein tun,
Denn entweder reitet
ihm
Satan auf dem Rücken
oder
Christus ihm erweist
die Gnade.
Wenn in Gott das Böse
ist,
Prädestination zum
Bösen,
Sprach der Lutheraner
Hegel,
Dann ist Gott selbst
dialektisch,
Dann tut Gott das Böse,
um
So das Gute zu
bewirken,
Dann zu dem
Dreifaltigen
Kommt als Vierte der
Personen
Luzifer hinzu, der
Vierte
Er in der
Dreifaltigkeit.
Und die Lutheranerin,
Die studierte Doktor
Luther,
Fürchtet, dass sie
Gott verdammt,
Daß sie sei
vorherbestimmt
Von dem Herrgott zu der
Hölle,
So verfällt dem
Wahnsinn sie.
FRANZ VON SALES
Franz von Sales in der
Jugend
Litt am höllischen
Gedanken,
Daß ihn Gott
vorherbestimmte,
In der Hölle zu
verderben.
Solches lehrten
Calvinisten,
Solches lehrte Martin
Luther,
Der des Menschen freien
Willen
Abgelehnt als schlimmer
Ketzer.
Gegen Doktor Martin
Luther
Schrieb der herrliche
Erasmus
Von des Menschen freien
Willen,
Alle Geister nun
verwirrend.
Wenn die Christen nicht
mehr hören
Auf die Kirche der
Apostel,
Leben sie die
Glaubensspaltung,
Kommen sonderbare
Lehren.
Franz von Sales stand
in Ängsten,
Daß ihn Gott
vorherbestimmte
Für die ewige
Verdammnis
Und die Qualen in der
Hölle.
Und er betete zum
Herrgott:
Bin ich schon verdammt zur Hölle,
Bin ich schon verdammt zur Hölle,
Will dies Leben auf der
Erde
Ich mit aller Kraft
dich lieben.
Aber die Erlösung fand
er
Von den höllischen
Gedanken
Durch die Mutter aller
Gnaden,
Unsre Liebe Frau Maria.
Siegerin ist Sankt Maria
Ja in allen Schlachten
Gottes,
Sie besiegt allein den
Irrtum,
Sie führt uns zu Jesus
Christus.
Als sich Franz von
Sales weihte
Unsrer Lieben Frau
Maria,
Da befreite ihn die
Mutter
Von der Calvinisten
Irrtum.
Gott will ja, dass alle
Menschen
Zu ihm in den Himmel
kommen.
Jedem gibt er reichlich
Gnade,
Frei für Gott sich zu
entscheiden.
So ward er geweiht zum
Bischof
In dem schönen Genf,
da herrschte
Calvinismus in den
Köpfen
Und die Wahrheit ward
verdunkelt.
Franz ward Prediger der
Wahrheit,
Der die Lehre der
Apostel
Gegen Calvin gut
verteidigt,
Gegen Luther gut
verteidigt.
Luther stritt sich
einst mit Calvin,
Ob das Brot, der Wein
des Tisches
Sei der Leib, das Blut
des Christus
Oder dieses nur
bedeute.
Calvin lehrte diesen
Irrtum,
Daß das Brot den Herrn
bedeute,
Aber dass der Herr
nicht wirklich
Gegenwärtig sei im
Brote.
Luther sagte: In dem
Brot ist
Christus während des
Gebetes,
Durch den Glauben sei
der Christus
Bei dem Kulte
gegenwärtig.
Aber Franz von Sales
lehrte,
Was die Kirche der
Apostel
Lehrte von dem Anfang
an:
Dieses Brot wird Corpus Christi.
Dieses Brot wird Corpus Christi.
In der Hostie
gegenwärtig
Ist der Leib, das Blut,
die Seele
Und die Gottheit Jesu
Christi,
Wie der Herr es selber
lehrte.
Franz, das möchte ich
noch sagen,
Hatte eine
Geistes-Freundin,
Die Johanna von Chantal
war
Eine gottverliebte
Witwe.
Seine Briefe las ich
weiland
An die Freundin Jeanne,
die Fromme,
Die nach ihrem
Ehestande
Sich dem Herrn allein
geweiht hat.
Diese frommen
Liebesbriefe
Sind sehr zärtlich und
Johanna
Sah in Franz von Sales
ihren
Seelenführer in dem
Geiste.
HÖLDERLIN
Hölderlin, der junge
Dichter,
Las die deutschen
Philosophen,
Kant und seine
Preußen-Ethik
Las er als sein
Tugend-Vorbild.
Fichte und sein Ich und
Nicht-Ich
Und die absolute
Freiheit
Hat er auch studiert
und Hegel,
Seine Lehre von dem
Weltgeist.
Auch den alten
Schelling las er,
Wie die Religion der
Wahrheit
Neuer Mythen Kleid
bedürfe.
Schiller und die Ideale
Hat er auch studiert
und sah in
Schiller seinen großen
Meister.
Doch vor allen
Philosophen
Liebte er den großen
Platon.
Hölderlin war kaum ein
Deutscher,
War vielmehr ein alter
Grieche.
Wie der Stoa fromme
Schule
Liebte er den Vater
Äther
Und die Sonne wie die
Griechen,
Die Urania des Platon
Liebte er als
Muttergöttin,
Königin und
Vielgeliebte.
Und Empedokles, den
Weisen,
Liebte er, der sich
geopfert
Der Natur, der stürzte
liebend
Der Natur in ihren
Schoß.
Ob auch Herkules und
Bacchus
Seiner Jugend Helden
waren,
Liebte er doch auch den
Christus,
Sah in ihm den größten
Heros.
Als die Welt der jungen
Schönheit
Unterging im
Zeitgewitter,
Schickte Gott, der
große Vater,
Noch den Sohn, den
schönen Heros.
Dieser war so ganz
vollkommen,
Daß ihn Hölderlin
geliebt hat
Mehr als jeden andern
Halbgott
Aus der griechischen
Antike.
Als er aber kam nach
Frankfurt
Zum Bankier Gontard, im
Hause
Zu erziehen dessen
Knaben
Henry, diesen holden
Knaben
In dem blondgelockten
Haare,
Sah er auch die Frau
des Hauses,
Sah Suzette, die
Anmutreiche,
Die Madonna seiner
Seele.
Und nach dem
Madonnenkopfe
Er gestaltete sein
Kunstwerk,
War ein Hausfreund
seiner Dame,
Die er leidenschaftlich
liebte.
Doch der Gatte seiner
Herrin
Schickte ihn aus seinem
Hause.
Nach Bordeaux ist er
gewandert,
Schaute Lyra, Schwan
und Adler
An dem schönen
Sommerhimmel.
Die Madonna seiner
Seele
Aber wurde heimgerufen
Von dem Gotte ihres
Lebens.
Hölderlin ward ein
Verrückter,
Schizophrene Paranoia
Plagte nun den hohen
Dichter
Und er lebte völlig
einsam
Dreißig Jahre in dem
Turme,
In dem Turm von
Elfenbein,
Spielte oft auf dem
Klavier,
Da die Saiten er
zerschnitten,
Nannte sich mit neuem
Namen
Scardanelli, schrieb
Gedichte,
Nannte seltene Besucher
Papst und Kaiser, seine
Hoheit,
Knaben auf den Gassen
lachten
Über den verwirrten
Dichter,
Dessen Seele war
umnachtet
Und die Nerven ihm
zerrüttet.
Aber welche sanfte
Schönheit
Haben seine
Turmgedichte!
Er schrieb nur noch an
die Mutter,
An die alte fromme
Mutter:
Meine hochverehrte Mutter,
Meine hochverehrte Mutter,
Mir ist wohl. Jetzt muß
ich enden.
Immer bleibe ich
gehorsam,
Edle Mutter, eurer
Sohn.
KIERKEGAARD
Kierkegaard war eines
Abends
In Gesellschaft, unter
Leuten,
Geistreich wusste er zu
plaudern
Wie Raketen
explodieren,
Er erzählte gute Witze
Und so manche Anekdote
Von berühmten
Philosophen,
Dichtern oder
Theologen,
War galant zu Edeldamen
Und humorvoll zu den
Kindern,
Trank den roten Wein in
Maßen
Und ging dann vergnügt
nach Hause.
Doch zuhause überfiel
ihn
Eine bodenlose
Schwermut,
Wie das Nichts in dem
Abyssus
Lag vor ihm die Nacht
der Trauer.
Dieses Erbteil seines
Vaters
Konnte er nicht
überwinden.
Diese bodenlose
Schwermut
Hüllte alles ein in
Nebel,
Hüllte alles ein in
Trauer
Und es strömten heiße
Tränen
Und gelähmt lag er am
Boden
Und begehrte nur zu
sterben!
Aber diese schwarze
Schwermut
Machte ihn zum
Philosophen,
Der die Wahrheit schied
vom Irrtum,
Der die Eitelkeit
durchschaute.
Diese abgrundtiefe
Schwermut
Grenzte an das
Absolute,
Löste von den
Eitelkeiten,
Trug hinan zum Herzen
Gottes.
Dieser Sokrates der
Schwermut
Einsam war in
Kopenhagen,
Zu der Einsamkeit
verurteilt
Von der Schwermut
seiner Weisheit.
O Regine, warum musste
Ich mich von dir
scheiden, wehe,
Der ich ganz allein der
Weisheit
Voller Schwermut
anverlobt bin?
O Regine, wenn ich
einsam
Gehe hier in Kopenhagen
Durch mein Dänemark im
Nebel,
Ist was faul in unserm
Staat.
O Regine, eine Leere
Blieb zurück in meinem
Herzen
Und in meiner
Seelen-Öde
Geht umher dein
schwarzer Schatte.
O Regine, ich alleine
Mit der Weisheit meiner
Schwermut,
Du allein mit deinem
Herzen
Voller femininer Liebe!
O Regine, weil mein
Vater
Mir vererbte diese
Schwermut,
Kann mich keine Dame
trösten,
Weil die Gottheit mich
nicht tröstet.
O Regine, ich hab
niemals
Wie ein Don Juan die
Frauen
Als Verführer nur
erobert,
Um sie gleich drauf zu
verlassen.
O Regine, ich war
niemals
Solch ein großer
Frauenkenner
Und Genießer schöner
Frauen
Wie der Dichtervater
Goethe.
O Regine, niemals
taugte
Ich zu einer guten Ehe,
Unsre eheliche Liebe
Wär geworden nur
Ruine.
O Regine, meine
Sehnsucht,
Ich muß ganz allein in
Trauer
Tragen die Passion der
Seele
Und kann hoffen nur auf
Christus.
O Regine, ich verlasse
Tausendmal dich
täglich, stündlich,
Um allein mit meinem
Leiden
Mich Minerva zu
vermählen!