Eine
Verserzählung nach Lukian
Von Josef Maria
Mayer
ERSTER TEIL
ERSTE ODE
Es war ein Herr in
Syrien, König er
Und Heide, der die
Götter verehrte, die
Allkönigin und den
Adonis,
Welcher alljährlich
den Tod erlitten,
Denn wenn Adonis starb
in der Herbsteszeit,
Dann floß vom Berge
Libanon rotes Blut
Nach Syrien und alle
sahen
Ströme
des purpurnen Bluts des Gottes.
Und wenn Adonis starb
seinen Tod und war
Ermordet von dem Eber,
im Grabe lag,
So heulten alle
Klageweiber,
Schlugen sich
trauervoll an die Brüste
Und rauften sich das
herrliche schwarze Haar
Und so beweinten sie
ihren toten Gott,
Adonis aber ist
erstanden,
Wahrlich, er ist von
dem Tod erstanden!
Lebendig ist gen Himmel
gefahren er
Und feierte die heilige
Hochzeit dort
Mit unsrer Königin
Astarte,
Die auf dem
Venusplaneten herrschte.
Der König nun von
Syrien ehrte den
Adonis und die Königin,
unsre Frau,
Die schöne göttliche
Astarte,
Welche die Königin war
der Liebe.
Der König hatte schon
einen Sohn, als er
Nach seiner ersten
Gattin Hinübergang
Ins Reich der Ewigkeit
genommen
Sich eine blutjunge
neue Gattin.
Und diese neue Gattin
mit Namen hieß
Frau Stratonike.
Wunderschön war die Frau,
Sie hatte lange
schwarze Haare,
Eine gelockte und wilde
Mähne,
Die Augen waren hell
wie der Abendstern,
Die Lippen eine
Perlenschnur rosenrot,
Die Brüste glichen
prallen Trauben
Und einem Becher voll
Wein ihr Becken.
ZWEITE ODE
Der Prinz, der Sohn des
Vaters und Königs, war
Verliebt in seine
Stiefmutter, war in die
Frau Stratonike
heimlich, aber
Innig verliebt und von
ganzem Herzen.
Er sah sie ja auch
jeden der Tage und
Was kann die
leidenschaftliche Liebe so
Ernähren wie das Sehen
jeden
Tag und auch wenn sich
die Nächte nahten?
Er sah die schöne
Stiefmutter jeden Tag
Beim Mittagstische,
wenn sie den Löffel nahm
Voll Honig in den Mund
und leckte
Züngelnd den Honig vom
Silberlöffel.
Er sah, wie sie den
Ehemann schön begrüßt,
Wenn er vom Amte seiner
Regierung kam,
Wenn Ehemann und Frau
sich küssen,
Zärtlich und keusch
auf die Wangen küssen.
Er sah die schöne
Stiefmutter auch, wenn sie
Des morgens früh vom
Bett sich erhoben hat
Und dann mit
schlafverwirrten Haaren
Da stand im reizenden
leichten Nachthemd.
Er sah die schöne
Stiefmutter auch, wenn sie
Im Bade war, den
nackenden Körper wusch,
Er sah sie durch den
Schleiervorhang,
Nackt, nur verschleiert
vom heißen Dampfe.
Da brannte seine
Leidenschaft feuervoll
Und doch versuchte er,
diese Leidenschaft
Vor Stratonike zu
verbergen,
War sie doch
schließlich die Frau des Vaters.
Wie aber sagt das
Sprichwort des Orients?
In einer Manteltasche
ist leichter zu
Verbergen eine heiße
Kohle,
Als man verbirgt die
geheime Liebe.
Im Garten seiner
Stiefmutter blühte da
Die Iris mit dem
schneeweißen Kelch und mit
Den violetten
Farbenflecken,
Lockenden Nektar am
Blütenstempel,
Die ist Symbol der
heimlichen Liebe, ist
Der heimlichen
Geliebten Symbol und so
Der Prinz gab
Stratonike eine
Iris aus ihrem
Adonisgarten.
DRITTE ODE
Nun von der
unbefriedigten Liebe ward
Der Prinz ganz krank.
Er konnte nicht schlafen mehr
Und saß die Nächte
lang beim Weine,
Heulend alleine auf
seinem Sofa.
Er mochte nichts mehr
essen und trinken nichts
Als nur des Nachts die
Unmengen roten Weins
Und fastete und seine
Schwäche
Brachte ihn nahe an
eine Ohnmacht.
Da er vor seiner
Stiefmutter schweigend und
Verstummt erschien, so
wusste die Schöne nicht,
Was ihn so krank
gemacht und plagte,
Was ihm so grausam sein
Herz zerrissen.
Die Freunde dieses
leidenden Prinzen nun
Wie jene Freunde Hiobs
in Gottes Buch
Mit manchem dummen
Ratschlag kamen,
Ja, sie verspotteten
fast den Prinzen.
So sagte einer: Wenn
dich die Wollust plagt,
So gehe auf des Libanon
Gipfel und
Dort wälze dich im
Schnee, im kalten,
Dann wird geschmolzen
des Fleisches Stachel.
Wenn du nicht auf dem
Libanonberge willst
Dich baden in den
Schneemassen, sondern willst
In Syrien dich selber
heilen,
Wälze in Brennesseln
deinen Körper.
Ein andrer Freund
vernahm von dem armen Mann,
Dem Prinzen, dass er
weine die ganze Nacht.
Da sprach er: Weinst du
viele Tränen,
Fehlt dir die
Flüssigkeit in dem Körper,
Dann mache eine würzige
Suppe dir
Und trinke deine
flüssige Suppe oft,
Sonst trocknet dir noch
aus der Körper,
Musst du so reichliche
Tränen weinen.
Ein Priester sagte:
Wende dich an den Arzt,
Ich kann dir da nicht
helfen. Die Götter ehrt,
Wer ehrt den Arzt in
seinen Leiden.
Heil dir, es segne dich
Herr Adonis!
So wusste dieser Prinz
schließlich gar nicht mehr,
Wer ihn aus seiner Lage
befreien könnt.
Die roten Lippen
Stratonikes,
Die ihn verwundet, die
könnten helfen!
VIERTE ODE
So also kam der Arzt in
des Königs Haus
Und untersuchte
sorgfältig dessen Sohn.
Warum war denn so
schwach sein Atem?
Warum denn war er der Ohnmacht nahe?
Warum denn war er der Ohnmacht nahe?
Der Arzt befühlte
messend des Kranken Puls
Und hörte horchend
auch seine Lunge ab,
Er sah die Galle und
die Nieren,
Sorgsam die Leber er
untersuchte.
Er nahm vom Kranken
Blut in ein kleines Glas
Und untersuchte auch
das Urin, jedoch
Es war kein
körperliches Leiden,
Welches ihn nahe dem
Tode brachte.
Der Arzt war auch ein
Seelenarzt, solcher Art,
Daß er den Kranken
fragte nach seinem Traum,
Er untersuchte seine
Träume,
Deutete alle sie nach
dem Traumbuch.
So träumte unser
elender Prinz einmal,
Daß einer Iris
Blumenstiel steckte in
Kristallner Vase, einer
runden,
Bauchigen Vase, und
dort erstrahlte.
So träumte unser
elender Prinz einmal,
Daß ein Juwel von
länglicher Form war in
Dem tiefen Kelch der
Iris-Blume.
Alles verstand dieser
Arzt der Seele.
Mein sehr verehrter
Prinz, sprach der Seelenarzt,
An körperlichen Leiden
ich finde nichts,
Mal abgesehen von der
Leber,
Weil du zuviel roten
Wein genossen.
Auch bin ich voller
Sorge, weil allzu kurz
Dein Schlaf ist in den
Nächten, du solltest lang
In deinem Bette liegen
bleiben,
Schlaf heilt den
heftigsten Seelenkummer.
Ich bin jedoch der
sicheren Meinung, dass
Du krank vor
Liebesleidenschaft bist und dass
Da meine Drogen dir
nicht helfen,
Weil deine Droge ein
schönes Weib ist.
Ich sage nur, nach
meiner Erfahrung ist
Die große Menge
purpurnen Weines nicht
Geeignet, wirklich dich
zu trösten,
Purpurner Rotwein macht
melancholisch.
FÜNFTE ODE
Um nun herauszufinden,
in wen der Prinz
Unsterblich und
unglücklich verliebt voll Schmerz,
Ließ ihn der Arzt im
Krankenbette
In dem Palaste des
Königs liegen.
Der kluge Arzt
vermutete, dass der Prinz
In eine Dame dieses
Palastes sei
Verliebt mit trübstem
Liebeskummer,
Darum der Arzt rief die
Damen alle.
Nun legte dieser Arzt
seine rechte Hand
Aufs Herz des Prinzen,
fühlte den Herzschlag so,
Ließ an dem Prinz
vorübergehen
Alle die Damen aus dem
Palaste.
Die Konkubinen alle des
Königs und
Die Dienerinnen alle,
die Mädchen jung
Und hübsch und nett
und ziemlich niedlich,
Alle berührten des
Prinzen Herz nicht.
Die Seherin, die
wahrsagte nach dem Los,
Die Priesterin der
Göttin Astarte und
Die weisen Damen an dem
Hofe,
Alle berührten des
Prinzen Herz nicht.
Die jungen
achtzehnjährigen Mädchen nicht
Und auch die
vierzehnjährigen Knaben nicht,
Nicht philosophische
Hetären,
Alle berührten des
Prinzen Herz nicht.
Als Stratonike eintrat,
die Königin
Und Hausfrau in dem
Königspalaste, da
Begann des Prinzen Herz
zu rasen,
Hüpfte das Herz ihm im
Mannesbusen.
Da flog sein Herz und
sprang aus dem Rhythmus auf
Und von der Fieberhitze
der Leidenschaft
Das Herz im Busen glich
dem Donner,
Trommelte laut wie der
Donnerhammer!
Da wusste nun der
listige Arzt, von wem
Verzaubert war der
Prinz satt an Elend, wer
Ihm seinen Lebensgeist
gestohlen,
Welche Geliebte ihn
fast ermordet.
Der Arzt besah voll
Neugier die Königin
Und dachte: Diese Frau
hält das Schicksal des
Verliebten Prinzen in
den Händen,
Sie hält das Los über
Tod und Leben.
SECHSTE ODE
Da sprach der Arzt zum
Könige dieses Wort,
Dies Wort von seinem
Königssohn, der im Bett
Da lag mit seinem
Liebeskummer
Und schon beinahe den
Geist verhauchte:
Mein Herr und mein
Gebieter! Der Königssohn
An keinem körperlichen
Gebrechen krankt,
Er leidet an dem Leid
der Liebe,
Krank ist sein Geist
von der Liebeskrankheit.
Und weil die Seele ist
ja des Leibes Form,
So wenn die Seele
leidet am Liebesschmerz,
So wird der Körper
auch erkranken,
Ohnmacht sind nahe und
früher Tod gar!
Ich will ganz ehrlich
sagen die Meinung des
Gelehrten Arztes: Wenn
nicht der Königssohn
Befriedigung der Liebe
findet,
Wird er zu frühe die
Welt verlassen.
Ich hab herausgefunden,
wen euer Sohn
So voller Unglück
liebt, o mein Herr und Gott,
Es ist die Gattin eures
Arztes,
Ja, meine eigene Frau,
die sanfte.
Wenn ich nun denke,
dass meine eigne Frau,
Das sanfteste,
charmanteste Wesen selbst,
Die Lilie mit dem
tiefen Kelche,
Ursache sein soll des
frühen Todes,
So bricht mir das mein
Herz in der Mannesbrust.
Und doch ich liebe
meine charmante Frau,
Die Mutter meiner
beiden Töchter,
Wie denn vermöcht ich
sie zu verlieren?
Mein König, wenn mein
Weib die Musik vernimmt,
Zu der ein Mädchen
gerne den Bauchtanz tanzt,
Bewegt sie schön die
schlanken Glieder,
Anmutig schön sie
bewegt die Hüften.
Und wenn sie müde früh
schon am Abend ist,
Verheißt sie eine
Liebesumarmung noch
Im Bette ihrem
Ehemanne.
Diese nun liebt euer
Prinz und Liebling.
Wenn ich ihm meine
Gattin nicht gebe, wird
Er an dem Liebeskummer
noch sterben und
Ich bin dann schuld an
seinem Tode!
O was gebietet mein
Herr und König?
SIEBENTE ODE
Der König sagte nun zu
dem weisen Arzt:
Ich bitte dich, gib du meinem Königssohn
Ich bitte dich, gib du meinem Königssohn
Zur Ehe deine sanfte
Gattin,
Rette du so meinen Sohn
vorm Tode!
Zwar ist ein Mann
glückselig, wenn er ein Weib
Des Nachts vertraut im
Bette genießen darf,
Bei allen Werken der
Astarte,
Das macht erst
lebenswert dieses Leben,
Doch höher steht bei
Göttern die Tugend noch
Und Herr Adonis sagte
dies weise Wort:
Das ist die größte Menschenliebe,
Das ist die größte Menschenliebe,
Wenn sich ein Mann
seinem Freunde opfert!
So bitt ich dich,
errette doch meinen Sohn
Und gib ihm deine
sanfte, charmante Frau,
Denn sonst verzehrt er
vor Begierde
All seinen Lebensgeist
und muß sterben!
Ich fordere von dir ja
kein Opfer, Mann,
Zu dem ich nicht wär
ebenso auch bereit.
So reizend meine
Stratonike,
Wär er verliebt in
mein liebes Weibchen,
Ich gäb sie ihm, mit
großem Bedauern zwar,
Denn keine ist so
reizend und so kokett,
Ist so erotisch wie
Astarte,
Ach, wenn ich daran nur
denke, Lieber!
Sie sagte gestern, dass
sie zur Feier nicht
Die rechten Kleider
habe, sie wolle nur
Zuhause bleiben, denn
da brauche
Sie ja kein kostbares
Kleid zu tragen.
Ich sagte: Über alles
geliebte Frau,
In deines Herrn und
Königs Palast brauchst du
Kein Kleid, nicht
Schmuck und auch nicht Schminke,
Wie dich die Götter
erschufen, nackend,
Bist du in meiner
Kammer willkommen stets.
Sonst sind die weisen
Damen so prüde, ach,
Vertrocknet alte
Dattelfeigen,
Philosophierende
Scheinzypressen,
Die jungen Mädchen
sind ach so keusch wie Schnee!
Wenn Stratonike aber
der Königssohn
Begehrte tödlicher
Begierde,
Wollt ich sie geben dem
Königssohne.
ACHTE ODE
Da sprach der weise
Arzt zu dem König dies:
Ich hab euch angelogen,
mein Herr und Gott,
Denn euer Königssohn
begehrt nicht
Meine charmante und
sanfte Gattin,
Sie wär ihm zu
charmant und zu sanft und keusch,
Er liebt vielmehr die
reizend-erotische
Gemahlin Stratonike,
eure
Lagergenossin im Werk
Astartes.
Nun tut, was euch das
Mitleid befiehlt, mein Herr,
Und gebt ihm eure
reizend-erotische
Gemahlin zur Gespielin,
siehe,
Sonst muß er sterben
den Tod der Liebe!
Der König mit dem Herz
voll Barmherzigkeit
Und Liebe zu dem
Prinzen, dem Liebling, rief
Die wunderschöne
Stratonike,
Ließ auch den
todkranken Prinzen kommen
Und sagte zu dem
todkranken Prinzen und
Zur reizenden
erotischen Ehefrau:
Ich scheide mich von Stratonike,
Ich scheide mich von Stratonike,
Göttin Astarte will
diese Scheidung!
Ich gebe meine
reizend-erotische
Gemahlin meinem Sohne,
dem Prinzen, der
Mit höllischer
Begierde feurig
Meine Gemahlin begehrt
im Wahnsinn.
Du, Stratonike,
reizend-erotische,
Du mache glücklich
meinen geliebten Sohn!
Ich tret zurück von
meinem Amte,
Ja, ich verlaß den
Palast des Königs.
Der Prinz, wenn er
gesundet vom nahen Tod,
Wenn auferstehen lässt
ihn mein süßes Weib,
Soll sein in Syrien der
König,
Königin mit ihm sei
Stratonike.
Und Stratonike
scherzte: Mein Herr Gemahl,
In deinem Alter wenig
begehrenswert,
Den Vater liebe ich im
Sohne,
Gebe mich ganz hin dem
Königssohne.
Der Prinz rief:
Auferstanden vom Tode bin
Ich Gott Adonis ähnlich
und feire jetzt
Den Hieros Gamos mit
der Herrin,
Göttin Astarte, mit
Stratonike!
ZWEITER TEIL
ERSTE ODE
Als Stratonike nachts
lag in ihrem Bett,
Da schlief ihr Körper,
doch war die Seele wach.
Die Träume sind
Erinnerungen,
Die sind gemischt mit
den Phantasien.
Doch manchmal sprechen
Götter zu uns im Traum.
So Stratonike träumte
den Traum des nachts,
Da sah sie vor sich
eine Göttin,
Herrlich die mächtig
erhabnen Brüste,
Die große Göttin ist
ihr erschienen nackt
Und sprach zu
Stratonike im Traum das Wort:
Ich bin die große Liebesgöttin,
Ich bin die große Liebesgöttin,
Syrische Göttin sollst
du mich nennen.
Ich heiße Atargatis in
Syrien
Und bin zugleich die
Göttin Derketo und
In Kanaan bin ich die
Göttin
Aschera, Göttin
Astarte bin ich
Dem Volke der
Phönizier, Babylon
Nennt mich Inanna oder
auch Ishtar und
Ägypten nennt mich
Göttin Isis,
Griechenland preist
mich als Aphrodite.
Ich möchte, dass der
syrischen Göttin wird
Ein Heiligtum errichtet
in Syrien.
Du sollst es bauen,
Stratonike,
Bau in Hierapolis
meinen Tempel.
Ich will dich
überschütten mit Huld und Gunst,
Wenn du als Architektin
mein Gotteshaus
Errichtest. Nimm dir
einen Helfer,
Bitte Kombabus, dir
beizustehen.
Des liebevollen Königs
Minister soll
Mit Stratonike reisen
in jene Stadt
Hierapolis, mir meinen
Tempel
Dort zu errichten zu
meiner Ehre.
Geh, tu nun alles, was
ich dir sagte, und
Sei ohne Furcht, ich
bleibe dein Schutz und Schirm.
Kombabus soll an meinen
Brüsten
Seligkeit trinken und
Himmelswonne!
Kombabus ist der Göttin
Erwählter und
Ein vielgeliebter
Liebling der Göttin und
Ein mystischer
Verlobter seiner
Göttin Astarte. Und
nun, erwache!
ZWEITE ODE
Als nun die junge
Königin ihren Mann
Erzählte von dem Traum
von der Göttin und
Der Göttin Wunsch nach
einem Tempel
Und von Kombabus, der
ward benötigt,
Da sprach der junge
König zur Königin:
O schöne Morgenröte, geliebte Frau,
O schöne Morgenröte, geliebte Frau,
Die Sonne heilt mit
ihren Flügeln
Uns, ihre hüpfenden
kleinen Kälber.
Du schöne Morgenröte,
o Mädchen mein,
Du Sonne der
Gerechtigkeit, weiß ich doch,
Kombabus ist voll
ernstem Tiefsinn,
Einer der einsamen
weisen Männer.
Ich rufe meinen treuen
Minister gern,
Zu reisen nach
Hierapolis, in der Stadt
Der Göttin Gotteshaus
zu bauen,
Wie es die Göttin
Astarte wünschte.
Die nackte Liebesgöttin
Astarte will,
Daß ihr ein Gotteshaus
werde aufgebaut,
Kombabus wird es in dem
Geiste
Herrlich entwerfen
gemäß der Weisheit.
Und wenn Kombabus
unserer Göttin Haus
Im Geist entworfen, wie
es die Göttin wünscht,
Dann sende ich
geschickte Maurer,
Göttin Astarte das
Haus zu bauen.
Der König rief
Kombabus und sprach zu ihm:
Die schöne Morgenröte,
die Königin,
Heil unter ihren
Flügeln, Sonne
Voller Gerechtigkeit, o
Kombabus,
Sie will mit dir am
Orte Hierapolis
Das Gotteshaus erbauen
der Königin
Des Alls, der Erde und
der Hölle,
Göttin Astarte hat
dies befohlen.
So reise, mein Minister
Kombabus, mit
Der schönen
Morgenröte, der Königin,
Zur Stadt Hierapolis,
zu bauen
Unsrer Astarte der
Göttin Kirche.
Kombabus sah zur
Königin, sah zur Frau,
Zur schönen
Morgenröte, der Königin,
Und sagte: Möge mir
die Göttin
Heimliche Weisheit und
Freude schenken!
DRITTE ODE
Kombabus dachte: Eine
so schöne Frau
Wie Stratonike ist sehr
gefährlich für
Die Ehre des Ministers,
nämlich,
Leicht geht verloren
der Ruf der Tugend.
Sie ist so zart und
schön wie Susanna, die
In Susa lebte, zärtlich
und schön und rein,
Die Alten wollten ihren
Schleier
Reißen vom lächelnden
Angesichte.
Wenn ich mit Stratonike
den Tempel bau,
Als Architektin handelt
die Königin,
So werden wohl die
Leute reden,
Das ich was habe mit
Stratonike.
Und wird dann
eifersüchtig der König sein
Und denkt der junge
König, die Königin
Sei fleißig nur im
Kokettieren,
Droht mir der Tod an
dem Marterpfahle.
Wie kann ich sicher
sein, dass die Königin
Nicht ruiniert den Ruf
meiner Tugend mir?
Ich hasse geile
Ehebrecher
Wie auch die Scheidung
des Ehebundes.
Da kann ich mich nur
selber entmannen, ja,
Wenn ich Eunuch zum
Ruhme der Tugend bin
Und als Eunuch der
Göttin diene,
Wird mich beschuldigen
kein Minister.
Mein bestes Stück,
mein Mannesglied schneid ich ab
Und meine beiden
Zwillinge schneid ich ab,
Die Hoden voll des
Mannessamens,
Keusch will ich leben
wie eine Jungfrau.
Ich werde als
jungfräulicher Gottesmann
Der jungen schönen
Königin dienen wie
Als wär ich ihre
Kinderamme
Oder ihr Bruder, ja,
ihre Schwester.
Wenn aber mich
beschuldigen wird der Hof
Und wird mich bei dem
König verklagen und
Mir meinen Ruhm der
Tugend rauben,
Sage ich: Siehe, ich
bin Entmannter!
Und so gerät die
Königin nicht in den
Verdacht, zu
kokettieren mit einem Mann,
Wenn in Hierapolis den
Tempel
Baut sie der Göttin
als Architektin.
VIERTE ODE
Kombabus legte seine
Kleinodien
In eine kleine goldne
Schatulle und
Trat so zu seinem
jungen König,
Betete an seinen jungen
König
Und sagte: Majestät, o
mein Herr und Gott,
Ich habe hier ein
Heiligtum aufbewahrt,
Das diene euch als
treuer Zeuge,
Daß ich bin allezeit
euer Diener.
Wenn ich nun mit der
Königin reise nach
Hierapolis, der Göttin
Astarte dort
Den Tempel zu
errichten, bitt ich,
König, bewahrt meine
Schatzschatulle.
Ich bin des Königs
Diener und allzeit treu
Und weil ich bin dem
König ein treuer Knecht,
Drum bin ich ein
getreuer Sklave
Auch meiner Königin
Stratonike.
Wenn jemals Zweifel
aufkommen sollte, dass
Ich bin ein treuer
Diener des Staates und
Der beiden Majestäten,
nämlich
König und Königin,
kommen Zweifel
An eurem Knecht auf,
dass er dem Vater Staat
Nicht treu gedient, so
schaut die Schatulle an,
Und wenn mein Ruf erst
ruiniert ist,
Zeugt die Schatulle von
meiner Reinheit.
Ich bitte euch, o
Majestät, Herr und Gott,
Eröffnet meine goldne
Schatulle nicht,
Bewahrt sie einfach
unbesehen,
Hebt sie gut auf, o
mein Herr und König.
Ich gehe jetzt nach
eurem Gebote mit
Der jungen schönen
Königin, um das Haus
Der Liebesgöttin zu
errichten,
Göttin Astarte belohn
den Diener!
Ich hüte eure Königin,
o mein Herr,
Ich hüte sie als
Heiligtum und als Schatz,
Ich hüte eure Ehre,
Herrscher,
Wie auch die Ehre der
Frau des Herrschers.
Denn wenn der König
ist wie Adonis Gott,
Ist wie Astarte Königin
eure Frau.
Ich geb das Beste
meines Lebens
Göttin Astarte und
Stratonike.
FÜNFTE ODE
Da Stratonike und ihr
Minister oft
Zusammen waren bei
ihrem Tempelbau,
Die junge Königin
erkannte
Bald des Kombabus
gelehrte Weisheit.
Die junge schöne
Königin dachte sich:
Der Mann ist wie ein Lehrer der Weisheit mir,
Der Mann ist wie ein Lehrer der Weisheit mir,
Der er erkennt der
Götter Willen,
Unsere Göttin Astarte
lobpreist.
Ich sehe seine Tugend
und Frömmigkeit
Und seh in seinen Augen
der Liebe Licht,
Er hat ein Herz voll
frommer Weisheit,
Er hat ein schenkendes
Herz voll Güte.
Er ist nicht grade
schön wie die Jünglinge,
Doch bin ich gerne in
seiner Gegenwart,
Er hat so eine sanfte
Aura,
Ja, er vermittelt der
Götter Liebe.
Er ist so mild und
sanftmütig, friedevoll,
Ist ein Orakel
göttlicher Weisheit und
Kennt alle Kunst der
Architekten,
Ja, ist ein göttlicher
Kunsthandwerker.
Ich schätze ihn und in
seiner Gegenwart
Schmilzt mir das Herz
im Busen und meine Brust
Wird warm und sie gerät
in Wallung,
Ja, ich empfinde so was
wie Liebe.
Ja, Liebe ist das, mehr
noch als Leidenschaft,
Die Liebe wird zur
Leidenschaft und ich will
In seinen Mannesarmen
liegen,
Möchte mich bergen an
seinem Busen.
Doch ist er ja ein
treuer Minister des
Verehrten Königs,
dient seinem Vater Staat
Und wird die Würde
seines Amtes
Wohl nicht erniedern
durch Leidenschaften.
Wie kann ich ihm
gestehen die Leidenschaft?
Weist er zurück der
Königin Leidenschaft,
Muß ich mich schämen
bei der Schande,
Das wär für beide
doch mehr als peinlich.
Ich werde mich
betrinken mit rotem Wein,
Denn wenn Betrunkne
Leidenschaft geben kund,
So können sie noch
immer sagen:
Das war der Wein, das war ich nicht selber.
Das war der Wein, das war ich nicht selber.
SECHSTE ODE
An einem Abend saßen
die Königin
Und ihr Minister stille
zusammen da
Und tranken von dem
roten Weine,
Sehr altem syrischem
Traubenblute.
Da sprach die schöne
Königin, trunken froh,
Sprach zu Kombabus
lächelnd ein liebes Wort:
Kombabus, Bester der Minister,
Kombabus, Bester der Minister,
Weisester aller der
Königsmannen,
Ich bin so gerne in
deiner Gegenwart,
Und jetzt da ich
betrunken vom Weine bin,
Hab ich den Mut auch,
dir zu sagen,
Daß ich dich liebe,
mein sehr Verehrter!
Ich liebe dich! So
einfach gesagt und doch
Ein Wort von großer
Tiefe: Ich liebe dich!
Weil ich betrunken bin,
so wag ich,
Dir zu gestehen, dass
ich dich liebe!
Ich liebe dich mit
geistiger Kraft und auch
Mit aller meiner
weiblichen Leidenschaft
Und möchte jetzt,
betrunken selig,
Küssen und küssen und
nochmals küssen!
Ja, mehr noch, ich
begehre das Liebesspiel
Und möchte nackt mit
dir auf dem breiten Bett
Den süßen Sport der
Liebe spielen!
Mach mir ein Kind, du mein Vielgeliebter!
Mach mir ein Kind, du mein Vielgeliebter!
Kombabus schluckte,
stockte, errötete
Und sprach zur schönen
Königin dieses Wort:
Wenn ich ein Mann wär, meine Herrin,
Wenn ich ein Mann wär, meine Herrin,
Gerne ich machte dir
dann ein Kindlein!
Doch bin ich nicht ein
Mann, ein Entmannter bin
Ich leider, meine
Königin, ohne Glied,
Und kann dir die
Begierde leider
Männlicherweise nicht
völlig stillen.
Kombabus zog die Hose
herunter und
Er zeigte seiner
Königin, wie ihm da
Das Glied und seine
Hoden fehlten.
Weinend die Königin
sagte: Weh mir!
O weh mir, weh mir,
wehe mir! Die Begier
Wird nicht gestillt mir
von dem geliebten Mann!
Und dennoch, ohne Glied
und Hoden,
Lieb ich dich
schwesterlich, mein Kombabus!
SIEBENTE ODE
Nun Stratonike und ihr
Minister oft
Zusammen waren,
architektonisch klug
Zu dienen ihrer großen
Göttin,
Um ihr das Heiligtum zu
errichten.
Nun war Kombabus zwar
ein entmannter Mann,
Und als Eunuch auch
frei von Begierde und
Geschlechtslos, war er
still befreundet
Mit seiner Königin,
seiner Herrin.
Die junge schöne
Königin aber doch
Empfand die
unbefriedigte Fleischeslust
Und so verzehrte sich
das Weibchen,
Immer verzichtend, doch
unfreiwillig.
Wenn auch der süßen
Liebe Erotik nicht
Gesättigt wurde, ach,
in der Königin,
So blieb sie dennoch
alle Tage
Gern in der Gegenwart
ihres Freundes.
Auf diese Weise wurde
verwandelt die
Erhitzte
Liebesleidenschaft in den Bund
Der Freundschaft zweier
guter Geister,
Einig im Dienste an
ihrer Göttin.
Und so wie bei der
Plage der Leidenschaft,
Wie kluge Freunde
sagen, das Beste ist,
Sich einer Arbeit
hinzugeben,
Daß man die leidende
Lust vergesse,
So fand auch
Stratonike, die Königin,
Den Frieden in der
Architektur, dem Dienst
Der Göttin, in dem Bau
des Tempels,
Den sie errichtete mit
dem Freunde.
Wenn sie am Tage
architektonisch klug
Gelenkt die
Zimmermänner, die Maurer und
Die Meister und
Gesellen alle,
Ganz nach dem Plane in
ihrem Geiste,
Dann ward sie doch am
Abend ein schwaches Weib
Und wenn sie lag allein
auf dem Sopha still
Beim roten Blut der
Rebentochter,
Sehnte sie sich nach
Umarmung dennoch,
Und wenn sie nachts
alleine im Bette lag,
So träumte sie
wollüstige Träume oft
Vom Mann Kombabus, dem
Eunuchen,
Diesem Eunuchen der
Liebesgöttin!
DRITTER TEIL
ERSTE ODE
Der König, Stratonikes
Gemahl, vernahm
Gerüchte aus
Hierapolis, dass sein Weib
Mit dem Minister
kokettiere,
Immer mehr hörte der
junge König,
Daß sie sehr gerne
tanzen ging mit dem Freund
Und leicht bekleidet
ihn in dem Bad empfang
Und abends sitze mit
dem Manne
Lächelnd und scherzend
auf seinem Sofa
Und dass er einmal gar
in der dunklen Nacht
Den nackten Rücken
seiner Gebieterin
Auf ihrem Bett
massierte, knetend
Ihre Verspannungen an
den Schultern,
Und da der König
dieses Gerücht vernahm,
Zitierte er den guten
Minister gleich
Vor seinen Stuhl des
Herrn und Richters
Und sprach zum treuen
Minister dieses:
Kombabus, mein
Vertrauen gehörte dir,
Ich gab dich meiner
Königin gerne mit,
Das neue Heiligtum zu
bauen
Göttin Astarte, des
Reiches Herrin.
Doch du hast mein
Vertrauen betrogen, Mann!
Ich hab dich eingesetzt
als Verwalter beim
Errichten dieses
Heiligtumes,
Unseres staatlichen
Heiligtumes,
Und hab dich eingesetzt
als den Meister der
Gesellen, jeden Maurers
und Zimmermanns,
Ich machte dich zum
Architekten
Unseres staatlichen
Heiligtumes
Und habe dir des
syrischen Staates Heil
Vertraut und meine
Königin dir vertraut
Als Dienerin der großen
Göttin,
Das aber hast du wohl
missverstanden.
Die Ehe eines Königs
ist heilig und
Das Ehebett der Königin
unberührt
Zu halten, ist der
Männer Ehre,
Du aber hast deinen
Herrn betrogen.
Und darum spricht der
syrische König und
Zugleich das ganze
syrische Volk zu dir
Den Urteilsspruch, das
Todesurteil!
Sei dir die Göttin
Astarte gnädig!
ZWEITE ODE
Kombabus hat das
Todesurteil gehört
Und betete zur Göttin
Astarte still:
Du unbefleckte Jungfrau, Mutter,
Du unbefleckte Jungfrau, Mutter,
Königin, Göttin, komm
mir zu Hilfe!
Er ward geschlagen,
wurde gefesselt und
Geführt zu seinem
Kreuz auf dem Totenberg,
Wo man der Sklaven viel
gekreuzigt,
Viele Rebellen und viel
Verbrecher.
Kombabus stand vorm
Kreuze und sah hinauf
Und sprach: Gewährt
mir noch einen Wunsch vorm Tod,
Lasst noch mal mich den
König sprechen,
Denn ein Geheimnis will
ich verkünden.
Der König trat zu
seinem Minister und
Sprach zu Kombabus:
Sünder des Ehebruchs,
Beflecker du des
Königsbettes,
Was will Kombabus von
seinem König?
Kombabus sprach zum
König: Mein Herr und Gott,
Als ich mit Stratonike
gefahren bin
Zur Stadt Hierapolis,
zu bauen
Göttin Astarte den
schönen Tempel,
Da gab ich meinem König
zuvor, ihr wisst,
Zu Händen eine goldne
Schatulle und
Sprach: Herr, hebt gut
auf die Schatulle,
Aber ihr sollt sie
nicht öffnen, Herrscher.
Jetzt aber bitte ich
meinen Herrn und Gott,
Zu öffnen jene goldne
Schatulle und
Zu schauen, was in ihr
bewahrt ist,
Leben und Tod nämlich
davon abhängt.
Der König ihm gewährte
den letzten Wunsch,
Nahm in Empfang die
goldne Schatulle und
Tat die Schatulle auf
und schaute
Penis und Hoden des
treuen Mannes.
So hast du meine Gattin
doch nicht befleckt,
Und hättest du
gewollt, hättest nicht gekonnt,
So blieb die Gattin
unbefleckt und
Darum soll leben mein
Freund Kombabus!
Und weiter nichts vom
Tode am Kreuz und nicht
Mehr Scham und Schande
über Kombabus, nein,
Der König ehrte den
Minister:
Göttin Astarte hat ihn gerettet!
Göttin Astarte hat ihn gerettet!
DRITTE ODE
Der junge König sprach
zu Kombabus dies:
Du bist ein wirklich
treuer Minister, der
Die Genitalien eher
opfert
Als einen heiligen Bund
zu brechen.
Du bist dem ganzen
syrischen Volke jetzt
Ein reines
Tugend-Vorbild geworden, du
Bist Inbegriff der
reinen Treue
Zu dem Gebieterpaar,
und der Keuschheit.
In diesen wilden
lüsternen Zeiten bist
Du heilige Ikone der
Keuschheit, die
Zur Ehre seiner reinen
Göttin
Opfert den Penis, die
Zwillings-Hoden.
Ich habe solch ein
großes Vertrauen nun
Zu dir, dass du zu
jeglicher Tageszeit
In dem Palast des Herrn
und Königs
Vor mir erscheinen
darfst, mein Minister.
Und wenn ich selber
speise zu Mittag, darfst
Du auch mit deinem
Könige speisen und
Wenn du am Abend zu mir
eintrittst,
Sollst du den Rotwein
des Königs trinken.
Und wenn ich unterwegs
bin im Staatsgeschäft
Und meine schöne
Königin ist zuhaus,
So darfst du allzeit
sie besuchen
Und ihr berichten nach
deiner Weisheit
Von irgend neuen
Himmelserscheinungen,
Vom König und vom
syrischen Volke und
Dem Volke von Ägypten
oder
Was sich ereignet in
Jemen-Saba.
Und wenn die schöne
Königin ist im Bad,
So bleibe ruhig vor
ihrer Türe stehn,
Massiere den
verspannten Rücken
Meiner geliebtesten
Eheherrin.
Wenn ich selbst und die
Königin in dem Bett
Gemeinsam liegen
(selten nur kommt es vor)
Und du willst sprechen
deinen König,
Ruhig betrete die
Bettenkammer.
VIERTE ODE
Kombabus aber
schließlich vollendete
Der großen Göttin
Heiligtum in der Stadt
Hierapolis, der Göttin
Tempel,
Syrischen Göttin
Astarte Tempel.
Er stellte auf das
Marmorbild einer Frau,
Die wie die
Himmelskönigin Juno war
Voll ernster
hoheitsvoller Würde
Und mit den
lilienweißen Armen.
Er stellte auf das
Marmorbild einer Frau,
Die wie die
Jungfraungöttin der Weisheit war,
Minerva mit der langen
Lanze,
Von Lapislazuli war ihr
Auge.
Er stellte auf das
Marmorbild einer Frau,
Die wie die süße
Göttin der Liebe war,
Wie Venus mit dem
großen Busen,
Marmornen Brüsten,
gebenedeiten.
Er baute für die
syrische Göttin auch
Sehr schön den
elfenbeinernen Gnadenthron,
Da sieben Stufen
elfenbeinern
Führten zum
Gnadenstuhl seiner Göttin.
Zu beiden Seiten dieses
sehr schönen Throns
Voll Majestät zwölf
goldene Löwen da
Flankierten dieses
Thrones Stufen,
Denn sie war Herrin der
wilden Tiere.
Ihr Stuhl mit
elfenbeinerner Lehne war
Von hinten mit dem
goldenen Stier geschmückt,
Ein Sinnbild für den
Gott Adonis,
Sinnbild des
fruchtbaren Gnadenstromes.
Die Göttin war mit
Edelsteinschmuck geschmückt
Und trug ein
königliches Gewand von Gold,
Gekränzt mit einer
Sternenkrone
War sie die Königin in
dem Weltall.
Von wo auch immer
jemand geblickt zur Frau,
Der Augen Lapislazuli
schaute stets
Mit Mutteraugen voll
Erbarmen
Gnädig zum Beter, der
zu ihr flehte.
Kombabus ließ den
Weihrauch in dichtem Qualm
Aufsteigen in der
syrischen Göttin Haus,
So dicht die Wolke war
des Weihrauchs,
Keiner mehr konnte die
Göttin sehen.
FÜNFTE ODE
Da sprach die
Liebesgöttin Astarte dies
Zu ihrem liebevollen
Kombabus: Mann,
Ich bin wie eine große
Mauer
Und meine Brüste sind
runde Türme!
Ich hab dich
auserwählt, mein geliebter Mann,
Bevor du mich gewählt
als Geliebte hast,
Bevor du mir dein Herz
geöffnet,
Bat ich um Einlaß in
deine Seele.
Sei sicher, meine Liebe
ist grenzenlos
Und eine Flamme Gottes
ist meine Lust,
Ich lieb dich mit
besondrer Liebe,
Ja, du bist mein und
ich bin die Deine.
Daß du bist ein Eunuch
für das Himmelreich,
Das ist mein Wille. So
hab ich dich bewahrt
Vor sterblicher
Verliebtheit, welche
Dornen dir mehr schenkt
als Rosenblüten.
Ich habe dich bewahrt
vor den Sterblichen,
Vor Frauen, welche
schön in der Jugend sind,
Sind halbätherische
Geliebte,
Später jedoch sinds
Matronen rundlich.
Schau, ich bin
sechzehnjährige Jungfrau, bin
Die reine immerwährende
Jungfrau, bin
So schlank wie eine
Dattelpalme
Und meine Brüste sind
Rebentrauben.
Trink dich an meinen
mächtigen Brüsten satt,
Dem Kinde tröpfelt
Honigmilch meine Brust,
Dem Manne aber flutet
Rotwein
Feurig aus meinen
gefüllten Brüsten.
Ich habe dich erwählt
als geliebten Mann,
Der Liebesgöttin
Bräutigam bist du jetzt,
Nicht glücklich bist
du wie die Leute,
Sondern glückselig wie
Gott Adonis!
Ja, Gott Adonis auch
trank an meiner Brust
Den Wein, den ich
verwandelt in rotes Blut,
Du nun des Gottes
Zwillingsbruder
Ruhst an den Brüsten
der Muttergöttin!
Der Tod wird dich
erlösen von allem Leid,
Dann kommst du in das
ewige Freudenreich.
Adonis ist ja
auferstanden,
Dort, Liebling, werden
wir Hochzeit feiern!