Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

EVANGELIUM MEINER FREUNDIN



Von Josef Maria Mayer



ERSTE PERIKOPE:
PAULUS

Paulus hatte seine Mystik,
Er war inspiriert von Charis,
Charis ist die Gnade Gottes,
Gottes Zauber, Charme und Anmut.

Charis war auch bei Homeros
Aphrodite oder aber
Aphrodites Liebreizgürtel,
Göttin aller Charitinnen.

Diese Charis ist es nämlich,
Die allein den Menschen rettet,
Die vom Menschen wird empfangen
Durch Vertrauen oder Pistis.

Pistis nämlich ist der Glaube,
Glauben ist nicht ein Vermuten,
Sondern Glauben ist Vertrauen,
Ist ein Trauen und Geloben,

Ein Geloben und Verloben
Ist die Pistis. Und die Charis
Rettet uns durch das Vertrauen,
Durch die Freundlichkeit der Gottheit.

Nämlich die Torah des Mose
Und die steinernen Gesetze
Können nicht den Menschen retten,
Nicht durch das Verdienst der Werke

Wird der Mensch von Gott gerettet,
Sondern einzig durch die Charis,
Durch die Freundlichkeit der Gottheit,
Die da zugeneigt den Menschen.

Die Torah ist einzig sinnvoll,
Uns die Sünde zu beweisen,
Aber retten kann uns nimmer
Die Torah und unsre Werke.

Denn die Gottheit will alleine
Bei den Menschen sehen Pistis,
Nicht die Werke des Gesetzes,
Das Vertrauen nur, die Pistis.

Wenn die Pistis bei den Menschen
Wird gefunden von der Gottheit,
Dann wird auch die Charis wirksam,
Die allein den Menschen rettet.

Wer ist aber die Sophia?
Die Sophisten dieses Kosmos
Haben nicht erkannt Sophia,
Die gekreuzigt haben Christus.

Nicht die kosmischen Sophisten
Haben sie erkannt, Sophia
Wird erkannt nur von den Toren,
Die da Narren sind in Christo.

Denn da die Sophisten dieses
Kosmischen Äons erkannten
Nicht die göttliche Sophia
Durch die kosmische Sophia,

Hat der göttlichen Sophia
Es gefallen, sich zu zeigen,
Selber sich zu offenbaren
Durch des Kreuzes Gottes-Torheit.

Denn die göttliche Moria,
Gottes Torheit, sie ist weiser
Als die menschliche Sophia
All der kosmischen Sophisten.

Diese göttliche Sophia,
Diese große Torheit Gottes
Offenbart sich an dem Kreuze
Und in töricht-schlichter Predigt.

Dennoch kündet Paulus Gottes
Weisheit, Gottes Christ-Sophia,
Die umspannt den ganzen Kosmos,
Die erfüllt den ganzen Kosmos.

Diese göttliche Sophia
Ist der Christus, der gekreuzigt
Ward und der ist auferstanden.
Dieser auferstandne Christus

Ist die göttliche Sophia,
Ist die göttliche Dynamis,
Gottes Kraft und Gottes Weisheit,
Offenbart den Jüngern Christi.

Die Somatiker des Leibes
Nicht erkennen die Sophia
Und die Psychiker der Seele
Nicht erkennen die Sophia,

Die Pneumatiker des Geistes
Nur erkennen die Sophia,
Diese Theo-Sophia Gottes,
Diesen auferstandnen Christus.


ZWEITE PERIKOPE:
JOHANNES

Herrin, sagte Sankt Johannes,
Herrin, dies ist meine Freude,
Wenn ich seh, wie deine Kinder
In der Liebe Gottes leben.

Wer da lebt in Gottes Liebe,
Ist befreit von aller Sünde.
Wer da Gott liebt und den Nächsten,
Sündigt nicht mehr auf der Erde.

Christenmenschen sollen lieben
Ihren Bruder, ihre Schwester.
Wer nicht lieb hat die Geschwister,
Ist nicht in der Liebe Gottes.

Wie kannst du die Gottheit lieben,
Die doch unsichtbar, gestaltlos,
Wenn du nicht den Bruder lieb hast
Und die Schwester, die du sehn kannst.

Liebe ist allein Erfüllung
Aller der Gesetze Gottes.
Liebe Gott und deine Nächsten
Wie du lieb hast deine Seele.

Liebe dich, weil Gott dich lieb hat,
Liebe deine Brüder, Schwestern,
Weil die Gottheit alle lieb hat,
Liebe Gott, denn Gott ist Liebe.

Weißt du, dass dich Christus lieb hat?
Er ist doch für dich gestorben!
Keine Liebe ist doch größer
Als wer stirbt für seine Freunde.

Deinen Bruder, deine Schwester
Liebe nicht nur wie dich selber,
Sondern liebe deine Nächsten
So wie dich der Christus lieb hat.

Wie der Ewigvater lieb hat
Seinen Ewigsohn, den Christus,
So liebt Christus seine Jünger,
Mit der selben Gottesliebe,

Und mit dieser Gottesliebe
Liebe alle die Geschwister,
Dann bist du in Christi Liebe,
Ist in dir die Liebe Gottes.

Aber gegen diesen Christus
Sich erheben Anti-Christen,
Alle sind aus dem Geheimnis
Jenes einen Anti-Christus.

Diese Anti-Christen leugnen,
Daß der Logos ist gekommen
In dem Fleisch, und die dies leugnen,
Die sind von dem Anti-Christus.

Daran können wir erkennen,
Welches Geistes Kind die Lehren,
Können Geister unterscheiden,
Häresie von Wahrheit scheiden.

Denn der Logos ist gekommen
In dem Fleisch, doch ohne Sünde.
Dieser wird auch wiederkommen
An dem Ende dieser Weltzeit.

Vor der Wiederkunft des Christus
Kommen wird der Anti-Christus.
Sechs Sechs Sechs, das ist der Zahlwert
Seines Namens. Wer ist weise?

Es wird so sein in der Endzeit,
Daß sich Kämpfe dann ereignen,
Auf der einen Seite Liebe,
Auf der andern Anti-Liebe,

Auf der einen Seite Logos,
Auf der andern Anti-Logos.
Doch wir haben einen Beistand
In der allerletzten Endzeit,

Jene Frau der Offenbarung
Niedertreten wird die Schlange,
Kämpfen wird die reine Jungfrau
Gegen jene Anti-Jungfrau,

Die da heißt die Hure Babel.
Siegen wird die Tochter Zion,
Die die Nymphe ist des Lammes,
Rein wie transparente Jade.

Und die Liebe wird vollendet
In der Hochzeit unsres Gottes
Mit der Braut, der Jungfraunkirche,
Dieser makellosen Jungfrau.


DRITTE PERIKOPE:
NAG-HAMMADI-SCHRIFTEN

Ich, die Geistigkeit, die reine,
Bin die Mutter und die Tochter,
Bin die Heilige, die Hure,
Bin die Weisheit und die Torheit.

Ich bin Evas Fall der Sünde
Und Marias reine Tugend,
Ich bin Tochter meines Vaters
Und die Mutter meines Schöpfers.

Ich bin Braut, die bräutlich sehnt sich
Nach dem Ewigen, dem Gatten,
Ich bin Sakrament der Hochzeit
Und des Heiligen Geliebte.

Ich bin heilige Hetäre
Und der Schöpfers Konkubine,
Bin die vielbegehrte Hure
Und die Ehefrau des Vaters.

Ich bin Licht und bin das Dunkel,
Ich bin Feuer und bin Wasser,
Ich bin Venus und bin Luna
Und das Meer der Ozeane.

Ich bin Gottes Weltenseele
Und das Fünklein in der Seele,
Ich bin Mutter aller Körper
Und das Kleid der Auferstandnen.

Ich bin Schwester schöne Todin
Und die Ewigkeit des Lebens,
Mutter aller der Geburten
Und die Gattin aller Toten.

Ich bin hüpfende Gazelle
Und die Ehefrau des Lammes,
Ich bin reine Turteltaube
Und des schwarzen Panthers Mutter.

Ich bin Löwe von Judäa
Und der Falke von Ägypten.
Hellas nennt mich Aphrodite
Und Ägypten nennt mich Isis.

Ich bin Gottes erste Tochter
Und die Mutter meines Vaters
Und die Hure meines Gottes
Und die Gattin seines Geistes.

Aber wer ist Gottes Psyche?
Psyche ist die Gattin Gottes,
Die da war im Brautgemache
In der treuen Gottes-Ehe.

Aber Psyche ist gefallen
In das Sarx, in die gefallne
Welt der Menschen und Dämonen,
Unter diese Räuberbande.

Psyche irrte unter Räubern,
Sie verdingte sich als Dirne.
Jeden abgefallnen Sünder
Nahm sie sich zum Liebesspiele,

Spreizte überall die Beine,
Sie tat auf den tiefen Köcher
Jedem Pfeile, der heran flog,
Hure sie auf allen Hügeln,

Baute sie in allen Gassen
Ihre himmlischen Bordelle
Und verkaufte sich Ägypten
Und versklavte sich an Babel.

Psyche war die Tochter Babel,
Aber wer war Tochter Babel?
Diese wilde Hure Babel
War der Dämon Aphrodite.

Aber da kam der Messias,
Ward ein Bräutigam der Hure,
Hat gereinigt sie im Taufbad,
Sie im Taufbad neugeboren.

Zwar die Scheide ihres Leibes
Ist im Innern ihres Körpers,
Doch die Scheide ihrer Seele
Ist am Äußeren der Seele.

Helena, die geile Hure,
Hat den Ehemann verlassen,
Hat verlassen Menelaos,
Ihren schwarzgelockten Gatten,

Ist mit Paris fortgegangen,
Mit dem blonden Hirtenjungen,
Weil es Göttin Aphrodite
Helena befohlen hatte.

Aber Helena ist schließlich
Heimgekehrt zum Ehegatten.
So ist Psyche auch, die Hure,
Heimgekehrt zu dem Messias.


VIERTE PERIKOPE:
ORIGENES

Lasset uns die Schrift studieren,
Denn die Heiligkeit der Schriften
Birgt in sich das Wort der Gottheit
Und bezeugt die Offenbarung.

Eine Bibelübersetzung
Und noch eine Übersetzung
Und noch weitere vergleich ich,
Um den Ursinn zu erforschen.

Lasst Hebräisch uns studieren
Und studieren lasst uns Griechisch,
Aramäisch lasst uns lernen
Und Latein lasst uns studieren.

Dann betrachten wir den Wortsinn
Und erkunden die Geschichte,
Was historisch wirklich damals
Von Propheten war gedeutet.

Doch dass wir des Wortes Wortsinn
Wörtlich nicht allein betrachten,
Fragen wir nach tieferm Sinne
Und moralischer Bedeutung,

Was nun die Prophetenworte
Heute uns bedeuten sollen,
Da doch die Geschichte anders,
Doch der Mensch ist gleich geblieben

Daß wir aber nicht moralisch
Nur die Bibel deuten, wollen
Wir die Schriften auch befragen,
Was sie von der Gottheit sagen.

Was im Alten Testamente
Vom Messias ausgesagt wird,
Ist nicht alt, es ist auch heut noch
Eine jugendliche Weisheit.

Was im Neuen Testamente
Steht von Jesus Nazarenus,
Galt nicht damals nur zu Zeiten
Seines wahren Erdenwandels,

Sondern gilt für alle Zeiten
Und für alle Völkerstämme.
Ich nun lehre euch die Bibel
Als die Weisheit zu erkennen.

Also fand ich in den Schriften,
Die von Jesus Christus zeugen,
Unsres weisen Meisters Lehre
Von dem Zölibat geschrieben.

Manche nämlich sind nicht tauglich
Für die gottgeweihte Ehe,
Sondern leben als Beschnittne,
Sondern leben als Entmannte.

Manche leben als Entmannte
Von Geburt an ihres Lebens,
Manche leben als Entmannte,
Weil die Menschen sie beschnitten,

Manche leben als Entmannte,
Die sich selbst beschnitten haben
Um des Himmelreiches willen,
Um der Gottes-Ehe Mystik.

Also hab ich mich beschnitten
Und mit einem scharfen Messer
Mich kastriert, um als Kastrate
In dem Zölibat zu leben.

Auch begehrte ich zu leiden
Und für meinen Herrn zu sterben.
Meine Leiden wollt ich opfern
Und mein ganzes Leben opfern.

In mir war die große Sehnsucht,
Mich der Gottheit zu vereinen,
Und der beste Weg zu dieser
Gottes-Einung war das Leiden.

Doch es reichte mir beileibe
Nicht, mein Leiden aufzuopfern
Als Kastrate in dem weißen
Martertume einer Jungfrau,

Sondern ich begehrte mehr noch,
Daß ich würdig sei, im roten
Martertume eines Zeugen
Töten mich für Gott zu lassen.

Ja, ich wollt mit meinem Blute
Diese Erdenwelt befruchten,
Daß aus meines Blutes Samen
Christen neu geboren werden.

Also lebt ich die totale
Ganzhingabe an den Meister
Und als Ganz-Brandopfer gab ich
Mich der Weisheit hin in Liebe.


FÜNFTE PERIKOPE:
DIONYSIOS AREOPAGITA

Gott ist anders, meine Liebe,
Gott ist anders noch als alles,
Was wir von der Gottheit sagen,
Gott ist nicht mal eine Gottheit.

Gott ist Licht, so sagen alle,
Aber Gott ist nicht die Sonne
Und die Gottheit ist nicht Luna,
Finster ist das Licht der Gottheit.

Gott ist Vater, sagen alle,
Aber Gottes Eingeweide
Und der Uterus der Gottheit
Sind das herzliche Erbarmen.

Gott ist Geist, so sagen alle,
Gott ist Denker, das Gedachte
Und das Denken, doch die Gottheit
Ist die Leidenschaft der Liebe.

Gott ist Weisheit, sagen alle,
Aber Gott ist leidenschaftlich,
Aber Gott ist eifersüchtig
Und voll brennendem Begehren.

Gott ist göttliche Agape,
Reine Liebe, selbstlos, schenkend,
Sagen alle, doch die Gottheit
Ist der transzendente Eros.

Gott ist transzendenter Vater,
Ist die Transzendenz des Himmels,
Sagen alle, doch die Gottheit
Ist die immanente Mutter.

Alles was wir sagen können,
Ist das Wesen nicht der Gottheit.
Daß man Gott als Gott betitelt,
Das hat Gott nur von den Menschen.

Nicht ist sichtbar unsre Gottheit,
Nicht Gestalt hat unsre Gottheit,
Nicht begrenzt ist in dem Zeitlauf
Unsre Gottheit und nicht stirbt sie.

Das was unsre Gottheit nicht ist,
Das alleine ist uns sagbar.
Aber Gott ist dennoch immer
Unaussprechlich der ganz Andre.

Gott ist wie das klare Wasser,
Gott erquickt und macht lebendig,
Reinigt uns von unsern Sünden,
Macht uns rein und schön und strahlend.

Gott ist wie die Milch der Mutter,
Gott ist wie die Milch der Kühe,
Gott ernährt die Kinder Gottes
Und stillt Hunger und Verlangen.

Gott ist wie der Wabenhonig,
Denn der Name Jesu Christi
Ist so süß wie Wabenhonig,
Unsre Süßigkeit und Wonne.

Gott ist wie der Rebe Tochter,
Gott versetzt uns in Ekstase,
Er entrückt uns aus uns selber
Und beglückt mit höchster Wollust.

Gott ist nicht nur wie der Mischwein,
Nicht wie Wein gemischt mit Wasser,
Gott ist alter Wein, geläutert,
Ungemischter, starker Rotwein.

Mischwein nämlich ist die Gottheit,
Die der Menschheit sich verbunden.
Gott ist ungemischter Rotwein,
Spendet Gott uns seine Gottheit.

Gott ist nicht nur alter Rotwein,
Uns verzückend in Ekstase,
Gott ist selber trunken, Gottes
Trunkenheit ist selber maßlos.

Gottes Trunkenheit, was ist das?
Gott ist selig in sich selber,
Ist Glückseligkeit im Innern
Und der höchste Grad der Wollust.

Gott der Vater schenkt den Wein ein
Und der Wein ist Jesus Christus
In des Heilgen Geistes Becher,
Eine Trunkenheit der Gottheit.

Schließlich Gottes Schlaf, was ist das?
Unerkennbarkeit der Gottheit!
Abgewandtheit vom Geschöpfe,
Gottheit, in sich selber ruhend!


SECHSTE PERIKOPE:
JOACHIM DI FIORE

Ein Zisterzienser-Priester
Ward erleuchtet auf dem Tabor,
Auf dem Berge der Verklärung
Christi, und empfing die Weisheit.

Heiligmäßig war sein Leben,
Der als Seliger verehrt wird.
Priester war er, Abt des Klosters
Und ein tiefer Bibellehrer,

Der die Bibel nicht historisch
Untersuchte nach dem Wortsinn,
Sondern allegorisch deutend
Suchte nach dem Geist der Schriften.

In dem Buch der Offenbarung
Jesu Christi an Johannes
War die Rede von dem Ewgen
Evangelium am Himmel.

Gott der Vater hatte seine
Period in der Geschichte
Israels, des Bundesvolkes
In dem Alten Testamente.

Gott der Vater ist der Schöpfer,
Welcher Adam schuf und Eva,
Vater Abraham berufen
Hat und Jakob auserwählte,

Der sich Moses offenbarte
Und sich aus dem Stamme Juda
David nahm zum Judenkönig,
Salomo die Weisheit schenkte,

Der gesprochen zu Jesaja
Und den anderen Propheten,
Gott der Vater war der Gatte,
Tochter Israel die Gattin.

Gottes Weisheit offenbarte
Schließlich sich im Sohne Jesus,
Der ein reiner Mensch geworden
War, zuletzt am Kreuz gestorben,

Auferstanden von den Toten,
Der die Kirche hat gegründet
Auf dem festen Felsen Petrus,
Dem Kollegium der Apostel.

Diese Kirche, die katholisch,
Heilig ist und apostolisch,
Eine Kirche aus den Völkern,
Aus den Juden, aus den Heiden,

Brachte noch hervor die weisen
Kirchenväter, Augustinus
Und die andern Kirchenväter,
Die das Dogma definierten.

Doch die Zeit des Heilgen Geistes
Ist die dritte Periode.
Diese Zeit begann bereits mit
Benedikt, Patron Europas.

Aber eigentlich die Zeit ist
Nah gekommen mit Franziskus,
Diesem zweiten Jesus Christus,
Der die Liebe sehr geliebt hat.

Vor dem dritten Reich des Geistes
Erst erscheint der Anti-Christus,
Dieser wird besiegt von einem
Auserwählten Kirchenmanne.

Dann beginnt die Zeit des Geistes,
Da die Griechen und Lateiner
Sich zu Einer Kirche fügen
Und die Juden sich bekehren

Zum Messias Jesus. Dann wird
Herrschen in der Welt die reine
Spirituelle Liebe, welche
Die Pneumatiker begeistert.

Komm, o Geist der Schönen Liebe,
Komm zum Pfingsten schöner Liebe,
Die Pneumatiker erfülle
Mit den Charismen des Geistes!

Schaffe unter allen Völkern
Eine allgemeine schöne
Zivilisation der Liebe
Und Kultur der Lebensfülle!

Auf das Wort der Gottesmutter
Sende Gott uns seine Liebe,
Breite aus das Reich der Liebe,
Komme bald das neue Pfingsten,

Daß das dritte Reich des Geistes
Als Kultur der Liebe komme
Und das Friedensreich der Liebe
Triumphiere auf der Erde!


SIEBENTE PERIKOPE:
JAKOB BÖHME

In dem Anfang war ein Urmensch,
Androgyner Adam Kadmon,
Der vereint war mit Sophia,
Mit der Himmels-Jungfrau Weisheit.

Da war Ganzheit an dem Anfang,
Doch dann fiel der Adam Kadmon
Ab von seiner Braut Sophia,
Schied sich von der Jungfrau Weisheit.

Adam Kadmon ward gespalten,
Zu zwei Seelen ward der Eine,
Adam war ein Mann geworden,
Eva war ein Weib geworden.

Adam, ach, ist abgefallen
Von der Himmels-Jungfrau Weisheit
Und hat sich als Weib genommen
Seine Erdengattin Eva.

Aber Adam ist voll Sehnsucht,
Eva auch ist voller Sehnsucht
Nach des Ursprungs erster Ganzheit,
Nach dem Heil und nach der Heilung.

Eva wird nun Brautverlobte
Ihres Bräutigams Messias.
Das ist allen Christen deutlich,
Bräutlich ist die Christenseele.

Evas mystische Vermählung
Mit dem Bräutigam Messias
Ist die Ehe Jesu Christi
Mit der Braut, der Jungfrau Kirche.

Eva nämlich ist die Psyche,
Christus nämlich ist der Eros.
Eros-Christus führt die liebe
Psyche-Eva zu der Ganzheit.

Jesus Christus ist der Gottmensch
Und die brautgeliebte Seele
Wird durch Jesu Christi Gnade
Wieder eine Menschengöttin.

Jesus ist der Weg zum Heile,
Er ist der Erlöser Evas,
Jesus ist der neue Adam,
Ist der Ehegatte Evas.

Aber Adam wird gerettet
Und geführt zu seiner Ganzheit,
Wenn er sich der Jungfrau Weisheit
Wieder mystisch neu verbindet.

Einmal sah ich einen Teller,
Dieser war aus Zinn gebildet,
Da gewann ich die Erleuchtung
Von der Himmels-Jungfrau Weisheit.

Was für Eva ist der Christus,
Ist für Adam die Sophia.
Diese Hagia Sophia
Ist aus Gottheit und aus Menschheit.

Adam, der mit ihr vereinigt,
Lebt im mystischen Verlöbnis
Ganz realer Gottes-Ehe,
Durch die Weisheit wird vergöttlicht.

Denn das Streben aller Seelen,
Aller maskulinen Seelen,
Aller femininen Seelen,
Ist Vergöttlichung durch Gnade.

Hier auf dieser Erde aber
Lebt die Seele Adams bräutlich,
Wartet noch auf seine Hochzeit,
Die erwartet ihn im Himmel.

Also spricht die Jungfrau Weisheit:
Lieber Freund und mein Verlobter,
Meine Gnaden will ich schenken
Dir auch jetzt schon auf der Erde,

Doch die wahre Eheschließung
Und das Freudenfest der Hochzeit
Findet statt im Himmelreiche
Erst nach deinem Tode, Adam.

Dann erst kommst du in den Garten
Meines Himmelsparadieses,
Dann erst nimmst du teil am Gastmahl
Meines Hochzeitsmahls im Himmel.

Dann erst gebe ich vollkommen
Dir die Perle meiner Liebe,
Dann sind wir in Lust vereinigt
In vollkommner Gottes-Ehe.

Größer ist dann meine Liebe
Als die Freundschaft deiner Eva,
Schöner als der Eva Lächeln
Ist der Jungfrau Weisheit Wollust!


ACHTE PERIKOPE:
GOETHE

Indiens Götzen sind mir gräulich,
Dicke Elefantengötter,
Ungezähmte Affengötter,
Todes-Göttin mit acht Armen!

Aber auch Ägyptens Götter
Hass ich, Isis und Osiris,
Lärmend bellen Hundegötter,
Falsch miaut die Katzengöttin.

Wenn die Toren Götter machen,
Werdens Ungeheuer-Götter.
Gott schuf doch nach seinem Bilde
Menschen, Männer so wie Frauen.

Gott kam selbst als Mensch hernieder,
Er war gut und sanft und milde,
Lehrte uns die reine Weisheit,
Daß der Höchste ist die Liebe.

Aber doch will ich verschweigen,
Daß der Menschensohn gelitten,
Will nicht preisen Geißel, Dornen,
Will nicht preisen Hammer, Nägel,

Möchte nicht das Kreuz darstellen,
Doch die Menschlichkeit des Gottes
Will ich gern betrachten, diese
Menschenfreundlichkeit des Gottes.

Ich will ihn Humanus nennen,
Jesus, den vollkommnen Menschen,
Will ihn Herkules vergleichen
Und dem tapfern König Artus

Und dem Drachentöter Siegfried.
Soll ich nun das Kreuz betrachten,
Möchte ich das Kreuz vermählen
Mit der Minne roten Rose.

Ostern möchte gern ich feiern,
Dieses Siegesfest der Sonne.
Was in der Natur die Sonne,
Das ist in der Menschheit Christus.

Christus offenbart den Vater,
Diesen ewig-alten Vater,
Der die Güte ist und Liebe,
Freundlich zugetan den Menschen.

Nicht nur Christus offenbarte
Gott, den ewig-alten Vater,
Auch Natur, die grüne Mutter,
Offenbart uns Gott den Schöpfer.

In der Gott-Natur verborgen
Ist ein öffentlich Geheimnis.
Die Natur verbirgt die Gottheit
Und sie offenbart die Gottheit.

Das was Jesus war, der Christus,
In dem menschlichen Geschlechte,
Ist für mich die lichte Sonne
In dem heiligen Naturreich.

Von dem Lichte will ich reden,
Daß allein für Obskuranten
Finsternis ist in dem Lichte.
Licht ist Licht allein und Lichtglanz.

Was wir sehen für Geschöpfe
Bei den Pflanzen, bei den Tieren,
Alles hat ein reines Urbild,
Urbild aller Phänomene.

Die Ur-Phänomene sucht ich
In dem heiligen Naturreich.
Aber Schiller sprach: Du findest
Sie nur im Ideenhimmel.

Als ich aber alt geworden,
Sah der alte Frauenlober
Das Urphänomen der Frauen,
Nämlich Mater Gloriosa.

Und die Mater Gloriosa
Führte mich zur höchsten Liebe.
In dem Anschaun ewger Liebe
Wir verschweben, wir verschwinden.

Alle irdischen Monaden
Lösen auf sich in dem Weltstoff,
Nur die Ur-Monade, jene
Höchste Monas dauert ewig,

Wird betätigen sich ewig,
Und so werde ich im Himmel
Singen weiter Lob der Frauen
Und des Schöpfers und der Schöpfung.