Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Briefe




Von Josef Maria Mayer


Lieber Pater!
Ich schätze Ihre Exerzitien, die ich auf K-TV verfolgen konnte. Nun habe ich zum zweiten Mal ein Heilungsgebet für kindliche Traumata von Ihnen auf Radio Horeb gehört. Ich bin in einer solchen verzweifelten Lage, daß ich mich an Sie wenden möchte, um Sie um Rat zu bitten. Ich bin 1993 nach dem Tod meiner geliebten Großmutter Christ geworden, aber gleich anschließend habe ich eine schizophrene und paranoide Psychose bekommen und infolge geistiger Verwirrung und dämonischer Beeinflussung einen Selbstmordversuch unternommen, den ich dank Jesu und Mariens Hilfe überlebt habe. Ich bin seitdem aber nicht richtig gesund geworden. Ich war zuerst evangelisch, dann pfingstlich, und bin 2001 in die Kirche aufgenommen worden, nach Generalbeichte, und mit Firmung. Ich habe die Karmeliter studiert, da mir ihre Kreuzesnachfolge half, in dem Sinne, daß alles persönliche Leiden Anteilhabe am Leiden Christi ist. Zehn Jahre schon lebe ich sozusagen im Garten Gethsemane. In den letzten drei Jahren ist es besonders schlimm geworden. Meine Seele blutet aus tausend Wunden, wird gekreuzigt, von Schwertern durchbohrt oder von Messern durchschnitten, ich sterbe am Kreuz und fahre hinab zu den Toten, wo ich sozusagen "barfuß über Glasscherben in der Hölle gehen muß". Die Psychiater verstehen mich nicht, sie versuchen mich mit Antidepressiva zu beruhigen, aber die helfen nicht. Die Priester verstehen mich nicht, ich fühle mich nicht allein von den Gemeindemitgliedern, sondern auch von den Priestern unverstanden und abgelehnt, darum kommuniziere ich nur noch geistig (aber täglich) über die katholischen Medien. Ich versuche meinen unerträglichen Schmerz mit Wein zu betäuben, aber es hilft nicht. Ich wäre lieber tot, als länger in solch einem Seelenmartyrium zu leben. Aber Gott erhört meine Gebete nicht, und ich weiß nicht, wie ich das überleben soll. Ihr Heilungsgebet um Kinder, die schon im Mutterschoß abgelehnt worden sind, hat in mir eine noch tiefere Krise ausgelöst, so daß ich von Selbstmordgedanken angefochten werde. Und ich weiß wirklich nicht, von woher mir noch Hilfe kommen kann. Ich gehöre ganz der Muttergottes.
Verzeihen Sie mir, daß ich Sie belästige, aber ich wusste mir keinen anderen Rat. Wenn Sie mir einen Rat geben könnten, wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar.
In Jesu durchbohrtem Herzen
verbleibe ich
Ihr
Josef Maria Mayer


*

AN CHRISTEL

"Hab oft einen düstern dumpfen Sinn,
Ein gar so schweres Blut!
Wenn ich bei meiner Christel bin,
Ist alles wieder gut.
Ich seh sie dort, ich seh sie hier
Und weiß nicht auf der Welt,
Und wie und wo und wann sie mir,
Warum sie mir gefällt."

J.W. Goethe

Und trinken kann man mit ihr gut!
Den roten und weißen Wein!
Dann glüht des müden Mannes Blut
Und Liebes fällt ihm ein!
Wir gehn spazieren in dem Park
Und Tiger schaun wir an,
Da fühl ich mich als Helden stark
Und als ein ganzer Mann!

J.M. Mayer


*

Liebe Mara,
ich zitiere dir aus einem Buch mit Botschaften der Gottesmutter, die Annahme des Leidens betreffend. Mir hilft das, immer wieder Ja zum Leiden zu sagen.

"Das größte Glück, das einem Menschen widerfahren kann, ist, für Jesus zu leiden. So wirst du leiden in deiner Ehre, in deinem Besitz und in deinem Leibe." (1625)

"Denke daran, Mirjam, daß du es nicht machst wie jene Leute, die nie zufrieden sind. Sage immer: es genügt. Sei zufrieden, auch wenn du leiden musst. Gott, der gütig ist, wird dir das Notwendige schicken!" (1858)

Jesus: "Gegen alle Kreuze, gegen alle Leiden und das noch Schrecklichere, das geschehen wird, dürft ihr euch nicht auflehnen, sondern ihr müsst dafür dem Vater im Himmel danken. Alles ist das Werk meiner Liebe. Ihr werdet es erst später verstehen." (1873)

"Was noch an deiner Himmelskrone fehlt, sollst du durch Leiden ergänzen." (1882)

"Du leidest viel? Verliere nicht den Mut! Ich werde dich niemals verlassen." (1917)

"Teuerste Tochter, mein göttlicher Sohn und ich möchten unter den Menschen, die den Weg des Kreuzes begangen haben, eine Seele finden, die wir in dieser Wissenschaft regelrecht unterrichten. Tritt ein in diese Schule, in der allein die Lehre vom Kreuz vorgetragen wird. Die Kinder der Welt haben hierfür kein Verständnis und weil sie diese nicht kennen, verachten sie diese. Tröste dich in den Trübsalen; erweitere dein Herz in Großmut und Standhaftigkeit, damit du nicht traurig vollbringst, was du freudig versprichst, denn der Herr liebt jene, die im Geben wie im Opfern gleich sind. Du, meine Tochter, wähle für dich den besten Teil, nämlich verborgen und von der Welt vergessen zu sein." (1920)

"Ich weiß, wie viel du leidest, aber ängstige dich nicht, ich empfinde Mitleid mit dir und werde es immer empfinden." (1926)

"Wisse, meine Tochter, obwohl ich zur Würde der Mutter Gottes emporgehoben wurde, haben sieben Schmerzensschwerter mein Herz durchstoßen. Unternehme nichts zu deiner Verteidigung, ertrage alles in Demut. Gott Selber wird dich verteidigen." (1936)

"Zu jenen, die du mir anvertraust, sage ich: Seid stark und nehmt die Leiden mit mehr Liebe an. Oh, wie verschwenden die Menschen die goldenen Münzen dieser kostbaren Augenblicke, ohne zu begreifen, daß diese Leiden Gnaden vorbereiten. Ja, viele Gnaden! Der Herr will in jedem Herzen die große Bereitschaft sehen, sich im Schmerz aufzuopfern." (1935)

"Meine Kinder! Wenn euch körperliche oder seelische Leiden zukommen und ihr diese mit Ergebung annehmt, kann euch das zur Quelle unermeßlicher Gnaden werden. Damit könnt ihr die Sündenschuld und die Versäumnisse eures ganzen Lebens bezahlen. Und wenn ihr eure Schuld schon beglichen habt, könnt ihr die Bekehrung der verstockten Sünder bewirken und somit Gott verherrlichen." (1942)

"Meinen Kindern will ich Kreuze aufladen, schwer und tief wie das Meer, weil ich sie in meinem geopferten Sohn liebe. Ich bitte euch, seid bereit zum Kreuztragen, damit bald Friede werde." (1946)

"Teresa, meine Tochter, deine Leiden musst du immer aufopfern, bis du gänzlich geopfert bist. Ich segne dich, damit du darüber nie ungeduldig wirst. Wenn du es deinem himmlischen Vater übergeben wirst, wird es voller Perlen und Brillanten sein, und mein Sohn wird dir dafür eine große Belohnung geben." (1948)

"Du bist auch eine Mutter! Ich teile mit dir mein unermessliches Leid. Überlege... wenn von deinen sechs Kindern auch nur eines verdammt würde! Welch ein Schmerz wäre das für dich! Und ich? Oh, meine Qual ist, daß ich zusehen muß, wie viele meiner Kinder in die Hölle stürzen! Hilf! Hilf! Hilf, mein Kind!" (1961)

Jesus: "Als ihr geboren wurdet, habe ich auf das Pergament eures Lebens auch das Leiden geschrieben. Jetzt erläutere ich dessen Wert. Je näher ihr zu mir kommt, umso mehr erhellt mein Glanz den Wert eurer Leiden. ...Mit meinen Verdiensten vereint, wird für euch ein wundervolles Verdienst daraus, wovon eure Seelen in wonnevollem Rausch eingetaucht sind." (1962)

Jesus: "Ich gebe dir diese meine Wunden... Es ist ein kostbares Geschenk, aber schmerzvoll, das dir große Leiden verursachen wird. Du sollst sie mir für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Sünden der Unlauterkeit, die in der Welt begangen werden, aufopfern." (1966)

"Mein Kind, ich weiß um dein Herzeleid. Du kannst die Wege des Vaters nicht ganz verstehen, weil dein Herz jetzt schwer ist... Mein Kind, es wurde dir auferlegt, ein schweres Kreuz zu tragen, aber es wird dir nicht mehr zuteil, als du tragen kannst." (1970)

Jesus: "Die Zeit der Leiden, die du durchstehst, ist auch eine Zeit der Gnaden, und die Leiden selbst sind ein Geschenk für die Seele." (1973)

"Jesus weiß, wie schwer alles für dich ist. Doch du hast mich als Jesus, den Verlassenen, erwählt - und dein Name ist Maria-Desolata! Meine Liebe kann nicht anders, als dich ganz in dieses Martyrium hineinzunehmen.“ (1979)

"Kleine Desolata! Du bist das Schlachtfeld, auf dem gekämpft wird, und du darfst nicht stürzen... Daß du, das kleine, armselig schwache und zarte Mädchen in meinen großen Plan miteinbezogen bist, schlägt dem Feind ins Gesicht. Deshalb biete ich alles auf zu deinem Schutz und deiner Hilfe. Alle meine Engel sind bei dir, wenn du kämpfen musst. Fürchte dich nicht, sondern glaube an eine strahlende Kraft, die dich erfassen wird - auch wenn es so aussieht, als wärst du völlig zu Boden geschlagen. ... Deine Schmerzen, dein Elendsein, deine fast tödliche Schwäche sind Sühne, geliebtes Kind, die ich brauche, um retten zu können... Mein liebes Töchterchen! Komm her zu mir, ganz nahe. Ich lege meinen Arm um dich und meine Hand über deine Augen, und mein Mantel hüllt dich ein, daß du nichts mehr empfindest als den Herzschlag meiner erbarmenden Liebe. Du hast sie so bitter nötig, denn du stehst dauernd in erbittertem Kampf. Doch ich brauche deine Hingabe an diese Dinge, das heißt dein Geschehenlassen, denn damit ziehst du von andern ab, die bei einem solchen Angriff der Hölle verfallen würden." (1979)

"Es mag euch scheinen, als ob ich mich zurückgezogen hätte, als ob es für euch weder meine Wunderkraft noch Gnade gäbe, als ob ich sie nur an andere verteilen würde. Das ist der schmerzlichste Kern der Prüfung, den ihr genauso bestehen werdet wie alles andere..." (1979)

Jesus: "Es gibt kein Heil für die Seele außer im Kreuz. Fürchte dich nicht, meine Tochter, ich gebe dir meine Wunden, damit du mit ihnen die Schuld der Sünder bezahlst... Selbst wenn meine Abwesenheit länger dauert und es sich um dich herum verfinstert, dann fürchte dich nicht, denn dies alles dient zu meiner Verherrlichung. Verneige dich zur Erde, über die sich Verderben gebreitet hat, und bleibe im Frieden Gottes." (1982)

Jesus: "Du sollst wie so viele Heilige das Abbild des lebendigen Gekreuzigten werden. Gib dich hin als Vorbild für die Welt. Du sollst ein Vorbild der Liebe, der Demut, der Brüderlichkeit, der Güte, des ständigen Leidens und der Hingabe an Gott in der Armut sein. Und vor allem sollst du für deine Brüder die fortwährende Hingabe ausstrahlen." (1992)

Und damit Gott befohlen!
Josef


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Lieber Sankt Markus!
Warst du schon in Urlaub in Alexandrien am Mittelmeer? Ich hörte, dort sollen die Strände alle voll von Ägyptern sein? Oder bist du schon wieder in Venedig und stehst fleißig deinem Amt vor? Wie geht es der keuschen Susanna aus der Bibel? Ich habe heute an eure beiden Mädchen gedacht, denn ich habe rosa Lippenstift aus Zucker gesehen.
Gott befohlen!
Josef


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Lieber Paul!
Es tut mir leid, aber ich habe doch festgestellt, daß ich in meinem immer weiter voranschreitenden Wahnsinn jedes Schamgefühl verloren hatte, und darum ist es mir ein dringendes Anliegen, aus meinen Werken von Josef Maria Mayer 8 Werke wieder herauszustreichen, um meinen guten Namen in der Nachwelt besorgt. Es handelt sich um folgende Werke: (...)
Verzeih mir, daß ich dir vergebliche Arbeit getan habe, aber ich habe es manchmal zu schlimm getrieben.

Herzliche Grüße,
Josef


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Liebe keusche Susanna,
heute habe ich den katholischen Bischof von Stockholm gehört, er ist zugleich ein Mönch vom Karmeliter-Orden. Er erzählte über die selige Elisabeth von der Dreifaltigkeit, einer französischen Karmeliterin. Die Schwester der seligen Elisabeth sagte zu ihrer Schwester, sie habe zwei kleine Kinder großzuziehen und komme tagsüber gar nicht zum Beten. Da sagte Elisabeth zu ihrer Schwester: In jedem Menschen wohnt die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Diene Gott, indem du den Menschen dienst, liebe Gott, indem du deine Kinder liebst. So wird dein Leben als Mutter und Hausfrau zu einem beständigen Gottesdienst. "Was ihr einer meiner kleinsten Schwestern getan habt, das habt ihr Mir getan", sagt Jesus.
Ich dachte, das könnte dich erbauen.
Alles Liebe,
Josef

P.S.
Alle besten Wünsche an dich, Sankt Markus!


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Liebe Mara,
heute hörte ich in der Heiligen Messe von der heiligen Klara, der Freundin des heiligen Franziskus, sie schrieb an ihre Ordensgenossin, die selige Agnes von Prag: Du bist vermählt mit dem unbefleckten Lamm! Und wenn du auf Erden mit Christus leidest und hängst mit Christus am Kreuz der Trübsal, dann betrachte weiter die unendlichen Wonnen, die Christus dir im Himmel bereitet! - Das erbaute mich, und ich dachte, ob es dich auch erbaut.
Herzliche Grüße,
Josef


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Lieber Markus,
ich denke auch oft an dich und hoffe, wir können uns einmal bald wiedersehen. Nun, ich bin zwar seelisch krank, aber ich spüre doch oft die zärtliche Liebe Gottes, die er in Gestalt der Jungfrau Maria mir zur Ehefrau gegeben hat. Ich feire jeden Tag Heilige Messe über die Medien mit und bete Nachts den Rosenkranz mit dem Papst. Ich höre viele Lehrvorträge über den Glauben. Ich habe das Buch Hiob als Drama in Versen nachgedichtet und mir die gesammelten Werke von Goethe in etwa hundert Bänden gekauft. So hab ich genug zu tun und meine Einsamkeit ist ausgefüllt. Ich bin nun einmal in eine große Einsamkeit geführt, aber wenn ich mit Weltmenschen zu tun gehabt habe, bin ich doch wieder froh "allein mit dem Alleinigen" sein zu können. Die eheliche Liebe einer Frau muß wohl schön sein, aber die Liebe Gottes ist doch noch gütiger. Beim Türken, ehemals Zosan (Susanna) bin ich auch oft und ich mag die Gemeinschaft der Muslime, aber die Muslime lieben nur Muslime und hassen alle anderen, aber Christen wünschen die Rettung aller Kreatur. Jesus ist der wahre Prophet Gottes, nicht Mohammed, und für dieses Bekenntnis hat als "Blasphemie" eine pakistanische Christin ein Todesurteil erhalten. Als wenn es Blasphemie wäre, zu sagen: Der Herr ist Gott! Soweit mein aktuelles Lebensgefühl. Lad mich doch mal wieder ein!
Alles Liebe,
verbunden in Christus,
Josef


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Liebe Mara!
Ich hörte gerade auf Radio Maria einen Vortrag von einem Karmeliter-Pater, der mir sehr gut getan hat, und ich möchte dir versuchen, seine Gedanken nachzuzeichnen. Paulus sagte, er sei schon im Mutterleib von Gott berufen, um dann in der Berufung durch den Gottessohn die Werke zu vollbringen, die Gott von Anfang an für ihn bereitet hat. Nun zur Seele: Es gibt zwei Verhalten der Seele, wenn sie in eine Krise gerät. Erstens kann sie resignieren. Resignation heißt, daß man enttäuscht ist, enttäuscht vom Leben, von Menschen, aber Ent-Täuschung heißt, daß man eine Täuschung aufgibt, und somit näher an die Wahrheit und Wirklichkeit kommt. Es ist also eine heilsame Enttäuschung, sie wird dem strebenden Menschen willkommen sein. In des Resignation geht die Krise allerdings nicht so tief wie in der Verzweiflung. Zweitens nämlich die Verzweiflung, sie geht so tief, daß der innerste Wille zum Dasein erlischt. Der Mensch wünscht sich die Selbstvernichtung. Allerdings kann der Mensch mit Hilfe Gottes in der Verzweiflung seinem inneren "Grund" begegnen, so sagte der Pater, ich sagte, seinem inneren "Abgrund", aber unten auf dem Abgrund ist eben ein letzter Grund. Dort, wenn der Mensch im Angesicht der Selbstvernichtung lebt, ist ein schmaler Weg, vorbei am Tod, vorbei an der Selbstvernichtung, führt dieser schmale Weg zu einer existentiellen Neugeburt. Edith Stein sagte, wenn der Mensch solch eine Krise der Verzweiflung durchmacht, kann er Gott begegnen, nämlich in dem innersten Grund auf dem Grund seines Abgrundes begegnet der Mensch dem innen einwohnenden Gott. Wer dann mit ganzer Hingabe seines Selbst den Willen Gottes annimmt, bejaht und tut, der wird erfahren, daß Gott in Christus durch den Geist sein göttliches Leben und seine göttliche Liebe in dem Innersten des Menschen lebt: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Dann ist der Mensch zur Wohnung Gottes geworden. Wenn der Mensch den Willen Gottes annimmt, bejaht und tut und so das göttliche Leben in dem Abgrund seiner Seele lebt und wirkt, so wird der Mensch, wie Edith Stein sagte, aus Gnade vergöttlicht. Der Weg zur Vergöttlichung ist der Weg durch ein reinigendes Feuer: Siebenmal geläutert im Feuer-Ofen der Trübsal, purgiert zu reinem Gold!
Damit Gottes Trost befohlen!
Josef


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Lieber Markus!

Am Sonntagabend las ich in der Bibel folgende Verse:
"Und Saul tanzte vor Samuel, bis er nicht mehr konnte. Darum sagt man: Ist Saul auch unter den Propheten?"
"Wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleichen den Kindern auf dem Marktplatz, die sagen: Wir haben euch Klagelieder vorgesungen und ihr habt nicht geweint! Wir haben euch Hochzeitslieder vorgesungen und ihr habt nicht getanzt! Dennoch ist die Sophia von ihren Söhnen gerechtfertigt."
O du geliebte Ewige Weisheit, du hast Markus und Susanna ein Hochzeitslied gesungen und sie - haben getanzt! Sie haben den Walzer getanzt!

Du hast gesagt, wenn ich in meiner Depression in Not bin, du wolltest für mich da sein. Es ist schön, wenn ich dir ab und an schreibe, wenn du mir dann zurückschreibst, es ist nicht wichtig, ob du immer geistreich bist, wenn du nur an mich denkst und mir ein Zeichen gibst, daß ich nicht von allen vergessen bin.

Alles Liebe in Christus -

Josef


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Lieber Peter Michael!
Was dein Morphium, sind meine Glückshormone - Morphium für die Seele. Ich schwebe auch zwischen Himmel und Hölle. Aber du hast recht, ein Dichter ohne Wein ist kein Dichter. Mein Freund Paul, mit dessen Ratschlägen ich immer gut gefahren bin, rät mir auch ab, mich des Weines zu berauben. Meine Geschwüre, die mich in den letzten Jahren geplagt haben, die die Ärztin auf den Alkohol zurückführte, kämen, meinte mein Freund, vielleicht eher von dem Fleisch, von der ungesunden Ernährung. Kurzum - der Wein bleibt. Nun hab ich mich schon überall aus dem Fenster herausgehängt - ich werde nüchtern! Aber was solls! Ich kann ja eh tun, was ich will, ich bleibe immer ein Narr für die andern! Alles Liebe und Universale Barmherzigkeit für dich, lieber Peter Michael, und herzliche Grüße an deine liebe Christel!
Dein
Josef


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Hallo Volker!
Bist du der Volker, Sohn von Eva-Maria und Bruder von Birgit? Dann bist du der, den ich suche. Ich schreibe gerade meine Erinnerungen an meine kommunistische Jugend auf. Denkst du noch manchmal an Sonja? Weißt du noch, daß wir oft Vivaldis Vier Jahreszeiten gehört haben? Ich bin in Poesie und Religion versunken und habe zu kämpfen mit psychischer Erkrankung. Ich würde gerne einmal von dir hören, wie es dir geht, ob du noch mit Frau und Kindern glücklich bist?
Josef


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Hallo Markus,
du hast mich mißverstanden, meine Entscheidung hat nichts mit dem Hauskreis zu tun. Ich kann sowieso schlecht einschlafen, weil ich denke, ich kann bei eurem Hauskreis eben doch nicht offen reden und von den Quellen meines Glaubens sprechen und auch nicht beten, wie ich es zu beten gewohnt bin. Also nichts für ungut, sei mir nicht böse.
Josef


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Lieber Paul!
Als ich meine Hiob-Nachdichtung geschrieben habe, da hatte ich in Gedanken immer Mara vor mir stehen. Nun möchte ich gerne wissen, wann sie Geburtstag hat oder sonst einen festlichen Tag, denn dann möchte ich ihr gerne meinen Hiob schenken.
Alles Liebe,
Josef


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Lieber X,
Kerstin ist die skandinavische Form von Christane und heißt die Christliche, die Gottestreue, die Gesalbte. Ihr Namenstag ist am 24. Juli. Ihre Namenspatronin ist die heilige Christina von Bolsena, eine Märytrerin aus dem dritten Jahrhundert.

Gruß!
Josef


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Liebe X,
dein Name bedeutet: Die Christliche, die Gesalbte. Dein Namenstag ist am 24. Juli. Deine Namenspatronin ist Christina von Bolsena. Ihr "Geburtstag im Himmel" wird von der katholischen, der orthodoxen und der armenischen Kirche am 24. Juli gefeiert. In Bolsena findet sich eine Basilika mit einem Altar, darauf steht: I.R.Q.E.S.C.P.B.A.T.X.M, das bedeutet: Hier ruht der Leib der seligen Märtyrerin Christina. Sie stammte aus einem reichen Elternhaus und war sehr jung und schön und hatte viele Freier, aber ihr Vater wollte, daß sie als Jungfrau den römischen Göttern diene. Dazu ward sie in einem Turm auf einer Insel bei Bolsena gebracht. Dort lernte sie eine Christin kennen und bekehrte sich. Sie nahm das Gold der goldenen Götzen und gab es den Armen. Ihr Vater sagte: Du kannst nicht nur Einem Gott dienen, dann werden die andern Götter eifersüchtig. Christina sagte: Ich diene dem einen Gott in drei Personen. Ihr Vater war Richter. Sie erlitt daraufhin als Bekennerin das Martyrium. Sie wurde ausgepeitscht, aber ihr Leib blieb unverletzt, es wurden giftige Schlangen auf sie losgelassen, die aber zahm ihre Füße leckten, ihre Brüste wurden abgeschnitten, aber aus den Wunden strömte Milch statt Blut, schließlich wurde sie von Pfeilen durchbohrt.
Die heilige Xristina möge dir durch ihre Fürsprache helfen, dein unblutiges Martyrium des Lebens treu zu bestehen!
Damit Gottes Freude befohlen!
Josef


+

Lieber Markus!
Heute hab ich gehört, du wolltest mich zum türkischen Imbiß einladen - schade, daß es nicht geklappt hat. Der Türke ist immer besonders nett zu mir - zu allen - und sagt immer: Sehr gerne, sehr gerne, mein Freund! Das sagt er zwar zu allen, aber es tut mir doch gut. Die Welt ist ja sonst so geistlos und lieblos wie vor der Sintflut. Neuigkeiten aus dem Reich Amors: Ich hatte mich in die Stimme einer Radiomoderatorin verliebt und hab ihr vier oder fünf Gedichte geschickt, bis ihr Chef schrieb und bat, die Schreiben einzustellen! Ja, wer bin ich denn? Neuigkeiten vom Petersplatz: Der Papst sagt, ein Kanal zu Gott kann auch die christliche Kunst sein, auch christliche Poesie - na, das macht Mut! Neuigkeiten aus der Sippschaft: Meine Schwägerin will sich für mich nicht mehr den Allerwertesten aufreißen und wie es mir gehe, sei ihr sch- egal. Aber meine Mutter - Gott segne sie - hat Brustkrebs und bekommt die zweite Brust abgenommen, eine wurde ihr schon vor fünfzehn Jahren abgenommen. Ich bin etwas in Angst, daß meine Mama sterben könnte.
Schreib mir was Nettes!
Jesus mit dir -
Josef


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Lieber Paul,
meine Mama hat eine böse Krankheit und nach der ersten muß ihr nun auch die zweite Brust abgenommen werden. Dabei verstehen wir uns nun, wo mein Papa tot ist, doch wieder ganz gut. Ich hoffe, sie muß noch nicht sterben.
Den Rest der Familie wünsch ich an den wunderschönen Platz der Erde, wo der Pfeffer wächst.
Ich habe im humanistischen Gymnasium in Physik, Chemie, Biologie und Mathematik immer Null Punkte gehabt. Aber mein Kompromissvorschlag: Die meisten Menschen stammen vom Affen ab, aber manchmal findet man einen, der von Adam und Eva abstammt. Aber das ist nur ein Witz.
Der heilige Markus, die heilige Xristina und der heilige Erzengel Michael seien mit euch!
Josef


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Liebe Mama!
Du hast mich ja gebeten, für dich zu beten, während du operiert wirst. Ich habe Gott in den Gottesdiensten täglich um deine Heilung und dein Heil gebeten, aber auch meine Gebete persönlich in Gedichtform gefasst. Diese Gedichte schicke ich dir nun und hoffe, daß sie dir gefallen.
Alles Liebe,
Dein Josef


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Lieber Markus!
Ein Mönch fragte einmal den Meister Jesus: Wie komm ich in den Himmel? Da sagte Jesus: Liebe den lieben Gott und liebe deinen Nächsten! Da sagte der Mönch: Kannst du mir ein Beispiel für Nächstenliebe geben? Da sagte der Meister: Es war einmal ein Mann mit einer kranken Seele, den schickte seine Familie ins Irrenhaus, wo er von den Ärzten geplagt wurde. Da rief der Kranke einen katholischen Priester an: Herr Pfarrer, meine Seele leidet ein Martyrium! Der Pfarrer sagte: Ich habe keine Zeit, die alten Damen haben mich zum Kuchenessen eingeladen! Da sprach der Kranke eine katholische Dame an: Frau Nachbarin, ich bin krank! Die Dame sagte: Sie stinken, mein lieber Herr! Schneiden Sie sich die Haare! Da rief der Kranke einen Evangelikalen an - die Katholiken haben keine Abendmahlsgemeinschaft mit den Evangelikalen - und der Evangelikale lud den Irren in seinen Wagen, fuhr ihn in sein Haus, ließ ihn mit seinen Töchtern spielen, lud ihn zum Essen ein, ging mit ihm spazieren und betete mit ihm. Wer von all diesen ist nun des Kranken Nächster gewesen? Da sagte der Mönch: Der Häretiker hat den Willen Gottes getan. Da sagte Jesus: Ja, selig ist der Mann, den der Meister solches tun sieht! Er wird zu dem Mann sagen: Komm, mein Freund, zu deines Meisters Freudenreich!
Alles Liebe,
Josef


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Lieber Markus,
zwei Gedanken zum Papst wollt ich dir gerne mitteilen. Erstens hat es mich gefreut, daß der Papst Luther gewürdigt hat. Wir haben ja auch über Luther gesprochen. Der Papst sagte, Luther habe die drängende persönliche Frage umgetrieben: Wie krieg ich einen gnädigen Gott? Heute, sagte der Papst, würde diese Frage die meisten Christen kann nicht bewegen, denn die meisten Christen gingen eh davon aus, daß der liebe Gott schon beide Augen bei unsern Sünden zudrückt und eh alle, alle in den Himmel kommen. Der Papst verwies aber auf die Macht der Sünde und des Bösen in der Welt: Drogen, Hunger, Ungerechtigkeit, Krieg. So harmlos ist das menschlich Böse eben nicht. Ich habe auch vor einiger Zeit einen Spielfilm und einen Dokumentarfilm über Luther gesehen und möchte gerne ein Theaterstück über Luther schreiben, habe aber Mühe mit der anstrengenden geschichtlichen Vorstudie. Aber die Frage: Wie krieg ich einen gnädigen Gott? Oder: Wie bekomm ich einen Gott, den ich lieben kann? So formuliert, treibt es mich auch um. Und meine Antwort ist sicher eine andere als Luthers, aber die Frage ist sehr bewegend.
Zweitens wird dem Papst von den weltlichen Medien vorgeworfen, daß er keine Reform der deutschen katholischen Kirche wolle. Er hat aber eine viel radikalere Reform vorgeschlagen, als die weltlich denkenden Menschen es sich denken können. Denn vom Standpunkt der Weltlichen müsste die Kirche sich nur kräftig dem Zeitgeist anpassen, die Priester müssten heiraten, die Homosexuellen müssten verehelicht werden, man müsste sich mit der evangelischen Kirche zu einem Verein zusammenschließen und alle zusammen Eucharistisches Abendmahl feiern. Aber der Papst hat eine Vision, die mir sehr gut gefällt. Er sagt: Die Kirche wird in Zukunft keine Volkskirche mehr sein, keine katholische-Milieu-Kirche, keine herkömmliche Pfarrei. Er sagt: Die größten Gegner der Kirche kommen nicht von außen, sondern es sind die lauen Christen. Es muß eine Kirche kommen, die aus kleinen Gruppen leidenschaftlich begeisterter Christusjünger besteht, die sich in der Anbetung vereinigen und die die Welt anstecken mit ihrer glühenden Leidenschaft für Christus. Und das ist eine Vision, die mir Hoffnung macht, keine laue Volkskirche, mehr und mehr verweltlicht, sondern eine katholische Bekenntniskirche, eine Christus-Jünger-Gemeinschaft.
Wie hast du den Papst wahrgenommen? Würde mich interessieren.
Alles Liebe,
Josef