Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

HYMNEN AN DIE GÖTTIN




Von Josef Maria Mayer


HYMNE AN ISHTAR


Singt die Göttin! Ehrt die Götter!
Preist die Herrin aller Menschen!
Lobpreist Ishtar! Ehrt die Götter!
Preist die Herrin aller Menschen!

Voller Sex-Appeal, entzückend,
Hochverehrt mit Charme und Feigen!
Voller Sex-Appeal, entzückend,
Hochverehrt mit Charme und Feigen!

Süßer Mund, die Lippen Leben,
Glück die Röte ihrer Wangen,
Rosenkränze auf dem Haupte,
Ihre Augenwinkel funkeln.

Reine, die uns rät zur Ruhe,
Hält in Händen alles Schicksal,
Sie zu sehen, macht glückselig,
Schutzgeist Männern sie und Frauen.

Wollustwonne, Liebemachen,
Harmonie lehrt uns die Herrin,
Oh, das Mädchen wird zur Mutter,
Preist die Göttin vor den Völkern!

Ishtar keine ist Rivalin,
Ihr Stärke ist erhaben,
Keine kann ihr sein Rivalin,
Ihre Macht ist sehr gewaltig.

Göttin, schrecklich, groß und schrecklich,
Triumphierend ihre Worte,
Ishtar, Größte aller Götter,
Triumphierend ihre Rede!

Sie ist Königin, Geliebte,
Jeder wirft sich vor ihr nieder,
Ihr zu Füßen strahlt der Vollmond,
Mann und Frau sind voller Ehrfurcht.

Sie spricht exaltiert und nobel,
Sie ist ähnlich Gott dem Vater,
Sie ist weise, voller Einsicht,
Ihres Bräutigams Geliebte!

Der Geliebte ihres Herzens
Ist ihr Favorit, der König,
In der Gegenwart der Göttin
Opfert er ihr Bullen, Hirsche.

Ihrem Bräutigam erbat sie
Langes Leben, ja, für immer,
Garantierte viele Jahre
Ihrem König, dem Geliebten.

Auf Befehl der Göttin neigen
Sich die Enden dieser Erde,
Alle Gegenden der Erde
Unterwarf sie Gottes Herrschaft.

Ihr Verlangen ist ihr Lobpreis,
Gott gebot mir, sie zu preisen:
Gerne hör ich ihren Lobpreis,
Sie wird allezeit dich lieben!

Ishtar, segne deinen König,
Der dich ewig liebt, Geliebte,
Gib ihm ewges Leben, Göttin,
Ewigkeiten – Ewigkeiten!



GEBET AN DIE GÖTTER DER NACHT


Ach, gefangen sind die Fürsten,
Alle Gürtel sind gelockert,
Alles setzt sich auf die Erde,
Alle Tore sind geschlossen.

Alle Göttinnen und Götter,
Sonne, Mond und Stern der Venus,
Flohen in den Schoß des Himmels,
Richten nicht mehr im Gerichte,
Fällen nicht mehr Urteilssprüche.

Nacht – verschleiert ist die Göttin,
Der Palast und die Kapelle
Und das Heiligtum ist dunkel.

Männer rufen zu den Göttern,
Flehende sind eingeschlafen.
Gott, der Richter, der Gerechte,
Gott, der Vater aller Waisen,
Ist in seinem Heiligtume.

Nacht! O mögen deine Götter,
Göttin Giwa, Göttin Erra,
Der Orion und der Drache
Und der Wagen und die Zicke
Und der Büffel und die Schlange,
Die gehörnte Schlangengottheit,
Stehen bei dem frommen Beter!

In der Weihe, die ich bete,
In dem Opfer, das ich opfre,
Lamm, gewähr mir deinen Beistand,
Lamm, mir offenbare Wahrheit!


DAS GEDICHT DES GERECHTEN UND LEIDENDEN MANNES


Ach, ein Jahr noch überstehen!
Ach, dies Jahr ist auch verstrichen!
Ach, als ich mich umgeschaut hab,
Ward es immer, immer schlimmer!
Auf dem Höhepunkt mein Unglück,
Keine Gnade hat Fortuna!
Schrei ich laut zu meinem Herrgott,
Aber er verbirgt sein Antlitz,
Flehe ich zu meiner Herrin,
Sie verwehrt mir ihre Gnade!
Der Prophet mit seiner Einsicht
Kann mein Leiden nicht ergründen,
Und der Mann, der Träume deutet,
Kann nicht mein Problem erkennen,
Ich befragte einen Traumgeist,
Doch ich wurde nicht erleuchtet,
Auch des Ritenpriesters Singen
Nicht versöhnte Gottes Ingrimm.
Ach, was für bizarre Taten
Überall auf schwarzer Erde!
Schaute ich zurück, ich schaute
Nichts als Zank und Streit und Ärger,
Wie die Frevler, die nicht opfern
Libationen ihren Göttern,
Keine Speiseopfer opfern
Und nicht preisen ihre Götter,
Sich nicht unterwerfen wollen,
Die nicht wollen niederknieen
Zum Gebet und zur Anbetung,
Die nicht feiern Feiertage,
Prozessionen nicht besuchen,
Die das Ritual verneinen,
Die verschmähn die alten Riten,
Die nicht lehren ihre Kinder,
Zu lobpreisen ihre Götter
Und die Göttin anzubeten,
Fressen frevelnd Speiseopfer
Und verschmähn die höchste Herrin,
Bringen ihr kein Blumenopfer,
Wie Besessne von Dämonen,
Welche falsche Schwüre schwören,
Ach, wie solch ein Frevler schein ich!
Ich für meinen Teil gedachte
Der Anbetung und des Preises,
Das Gebet war meine Quelle,
Mein Gesetz das rechte Opfer.
Die Anbetung meiner Götter
War die Freude meines Herzens,
Meiner Herrin Prozessionen
Waren mir Gewinn und Segen.
Stets zu beten für den König,
Das war meine größte Freude.
Blasen durft ich die Fanfare,
Das war wie ein gutes Omen.
Ich belehrte meine Leute
In den rechten Ritualen,
Lehrte meine lieben Leute,
Wie sie stets zu ehren haben
Meiner Göttin süßen Namen.
Meinen König pries ich hymnisch
Fast wie einen von den Göttern,
Ehrte den Palast des Königs,
Lehrte das zu tun das Volk auch.
Wüsst ich nur, dass alles dieses
Irgendeinem Gott gefalle!
Denn man meint wohl oft das Gute
Und verärgert doch die Götter,
Oder das, was man verabscheut,
Ist der Götter Wohlgefallen.
Wie erlerne ich das Denken
All der Götter in den Himmeln?
Wie erkenne ich die Pläne
All der Götter in der Hölle?
Wie erlernen es die Menschen,
Auf der Götter Weg zu gehen?
Gestern lebte noch das Weibchen,
Heute schon ist tot das Weibchen!
Gestern war ein Männchen traurig,
Heute schon frohlockt das Männchen.
Gestern sang ein Dichter lustvoll,
Klagt heut wie die Klageweiber.
Das Befinden eines Menschen
Ändert sich in stetem Wechsel,
Wie ein Weibchen spreizt die Schenkel,
Wieder dann verschließt die Schenkel.
Wenn die Menschen hungern, dürsten,
Werden sie zum Staub der Erde.
Aber ist der Mensch gesättigt,
Wird er zum Rival der Götter.
In den guten Tagen spricht man
Nur von der gerechten Waage
Gottes droben an dem Himmel,
Aber in den schlechten Tagen
Lamentieren laut die Menschen,
Daß sie in die Hölle müssen.
Ich bin elend, ich bin elend,
Überbraust von Wirbelstürmen,
Nur Ruin und nur Zerstörung,
Losgelassen von den Göttern,
Böser Windhauch ward geblasen
Von des Firmamentes Ende,
Schmerzen quälen meine Seele
Von des Totenreiches Busen!
Ach, ein maledeiter Dämon
Kam aus dem verborgnen Abgrund,
Ach, ich kann ihn nicht verbannen,
Kam zu mir von den Gebirgen,
Lilith-Dämon, ist gekommen
Zu mir von dem Herz des Berges.
Unheil brach durch alle Felder,
Schlich durch Büsche und durch Blumen.
Geister sammeln ihre Heere,
Die Dämonen mich umringen,
Schließen sich um mich zusammen,
Schlagen mir aufs Haupt mit Händen,
Machen glühend rot mein Antlitz,
Meine Augen überfließen,
Geister kneten meinen Nacken,
Sie massieren meine Muskeln,
Zwacken mich an meinen Hüften,
Schlagen mir auf meinen Busen,
Sie entzünden meinen Körper,
Lassen mir mein Fleisch erzittern,
Werfen mir in meinen Sexus
Leidenschaftlich heißes Feuer,
Ich soll spreizen meine Beine,
Ich soll falten meine Hände,
Sie vergiften meine Lunge,
Sie zerstören meine Glieder,
Lassen all mein Fett erbeben.
Liebliche Figur, wo bist du?
Du bist jetzt wie eine Mauer!
Die robuste Form des Körpers
Gleicht dem Büffel in dem Staube!
Weggeworfen ward ich, weh mir,
Wie die ausgelutschte Feige!
Mit dem Angesicht geworfen
Ward ich in den Staub der Erde!
Lilith hat sich eingekleidet
In die Kleidung meines Körpers.
Trübsal, über mir nur Trübsal,
Über mich ein Netz geworfen!
Meine offnen Augen starren,
Aber ich kann nichts erkennen,
Meine offnen Ohren lauschen,
Aber ich kann nichts vernehmen.
Taub ist, taub mein ganzes Körper,
Nichts mehr fühl ich in den Händen,
All mein Fleisch ist ganz gemartert,
Impotent ist meine Lende!


DIE HERRIN DER UNENDLICHEN KOSMISCHEN KRÄFTE


Königin aller himmlischen Geister,
Der unzählbaren kosmischen Kräfte,
Die sich erheben wie blendendes Strahlen,
Frau, gekleidet in schreckliche Strahlung –
Geliebt von Ann und Uri,
Ann’s Geliebte!
Du bist über all den saphirenen Brustschilden,
Du, die du liebst die heilige Krone,
Dir bereitet ist das Hohepriestertum,
Du wirst unterstützt von der Kraft
Der sieben heiligen Geister!
Meine Königin!
Du bist die Schutzfrau der kosmischen Kräfte,
Du hast erhoben die himmlischen Heerscharen,
Du hast sie gegürtet um dein Becken!
Wie eine heilige Schlange
Speiest du Venom
Über die Feinde des heiligen Landes!
In den Himmelsregionen,
Wo du donnerst wie der Donnerer,
Der böse Drache existiert nicht mehr,
Denn du hast ihn überwunden!
Sintflut strömt in das Land der Feinde!
Du bist die Höchste, die Eine,
Königin des Himmels und der Erde,
Du bist meine geliebte Göttin Inanna!


AN DIE GÖTTIN INANNA


Ich also auch will zelebrieren
Gute Wünsche der Königin der Schlachten,
Der ältesten Tochter Gottes!

Seit das Land Ebi
Hat nicht geküsst
Den Boden vor mir,
Noch fegte den Staub vor mir
Mit seinem Bart,
So werde meine Hand ich legen
Auf dieses Land des Widerspruches,
Ich will es lehren,
Mich zu fürchten!
Spruch Inannas.

Ich bringe Krieg in das Land Ebi,
Ich fange mit den Kämpfen an,
Ich schleudre die Steine meiner Steinschleuder,
Ich spalte Ebi mit meinem Schwert!
Spruch Inannas.

Ich aber werde einen Tempel bauen,
Wo ich vorhersage wichtige Zukunftsereignisse,
Ich stelle einen unerschütterlichen Thron auf,
Ich gebe Schwerter den Frauen,
Tamburine den Homosexuellen,
Ich mache Männer zu Weibern.

Ich bin ganz dein, o Göttin!
So wird es immer sein!
Mag dein Herz sich auch abkühlen für mich,
Mag dein Verständnis und Mitleid schwinden,
Ich habe erfahren eine große Strafe.

Meine Frau und Herrin,
Ich werde deine Größe proklamieren
In allen Ländern, deine Herrlichkeit!
Deine Wege und großen Taten
Werde ich immer preisen.

Ihr Zorn lässt die Menschen zittern,
Ihr Zorn ist eine Sündflut,
Der keiner widerstehen kann.

Diese Königin tut große Taten,
Sie sammelt um sich
Die großen Geier des Himmels und der Erde,
Sie ist die Rivalin von Ann.

Ein Haus zu bauen,
Das Zimmer einer Frau einzurichten,
Sich zu lieben,
Zu küssen die Lippen eines kleinen Kindes,
All das ist dein, Inanna,
Die Krone zu verleihen,
Den Thron und das Zepter eines Königs,
All das ist dein, Inanna.

Die Götter haben im unendlichen Universum
Ein großes Schicksal dir bestimmt,
Sie haben dich eingesetzt
Als Königin über die Hölle.
Aber du bestimmst auch das Schicksal
All der schönen Prinzesinnen!

Herrin, du bist groß, du bist wichtig,
Inanna, groß und wichtig,
Meine Fraue! Deine Größe ist manifestiert.
Möge dein Herz zu meinem Heil
Zurückkehren an seinen Ort.

In mein schicksalbestimmendes Haus
Bin ich eingetreten für dich,
Ich habe die heilige Schale getragen
Und Lieder des Jubels gesungen.
Die Priester hielten mich für tot
Und brachten das Totenopfer für mich dar.

Mein Schicksal – berichte es Gott!
Möge Gott den Knoten für mich lösen!
Berichte es augenblicklich dem Vater,
Gott wird den Knoten für uns lösen!

Ich, ach, meine Mutter hat sich nicht um mich gekümmert,
In dem Land der Rebellion
Haben sie mich zerstört und vernichtet.
Spricht der Mann – bedeutet es etwas?
Schweigt der Mann – bedeutet es etwas?
Nachdem er dort triumphierte,
Hat er mich aus dem Tempel vertrieben,
Er scheuchte mich fort wie eine Schwalbe vom Fenster.
Mein Leben war vernichtet!

Man soll es wissen, man soll es wissen,
Meine Mutter hat mich nicht beschützt!
Der Mann sagte: Das ist dein Anteil!
Inanna, du bist höher als der Himmel,
Du bist breiter als die Erde,
Du annektierst die Territorien der Rebellen,
Das soll alle Welt wissen.

Meine Mutter hat mich nicht beschützt,
Als ich sagte: Das ist mein Anteil!
Meine Königin, du bist größer,
Du bist die Größte,
Meine Königin, o Geliebte Gottes,
Ich will all deinen Zorn geduldig tragen!

Wegen der gequälten Braut,
Wegen des entführten Kindes,
Dein Zorn ist groß,
Dein Herz hat sich noch nicht beruhigt.

O meine getriebene,
Göttliche wilde Kuh,
Treibe dieses gewissen Jemand davon,
Sperre diesen gewissen Jemand in den Kerker!

Der Feind nahm mir meine Krone,
Mein süßer Mund ward voll Schlangengift,
Womit ich Wonne gespendet,
Das wurde zu Staub.

Das Licht war süß für sie,
Wonne war über sie ausgegossen,
Voll staunenswerter Schönheit war sie
Wie das Licht der aufgehenden Luna,
Sie war gekleidet in Zauber.

Mein Gericht ist noch nicht vorüber,
Aber fremde Sätze umgeben mich
Als wären es meine eigenen Sätze,
Zu dem strahlenden Bett
Strecke ich meine Hände nicht aus,
Noch offenbaren sich die Worte
Des Gottes der Weisheit
Diesem gewissen Jemand.
Diener der Göttin bin ich!
Meine Königin, möge dein Herz
Ruhe finden für mich.

O Göttin, du bist größer als deine Mutter,
Voller Weisheit und Erkenntnis,
Königin über alle Länder,
Die du vielen die Existenz erlaubst,
Ich singe dir die Schicksalshymne!
Allmächtige Göttlichkeit,
Dir dienen die kosmischen Kräfte,
Du preisest magnifikant
Den allmächtigen Allerhöchsten!
O unerschütterliches Herz,
O getriebene Frau,
O erleuchtendes Herz,
Deinem heiligen Geist will ich nun lauschen!

Meine Tränen, wie bitterer Wein,
Verschütte ich freigebig nun vor dir,
O schicksalbestimmende Göttin Inanna,
Ich sage: Dein ist das Gericht!

Ich habe die Kohlen gehäuft,
Ich habe die Reinigungsriten vollzogen,
Das Opfer ist bereit für dich,
Will sich dein Herz denn nicht wieder beruhigen?

Mein Herz ist voll, ist übervoll,
O große Königin,
Ich gebäre Hymnen für dich.
Was ich um Mitternacht vor dir bete,
Die Sänger sollen es singen am lichten Mittag.

Die Königin, die starke Frau,
Die Herrin ist über die Ernte der Seelen,
Sie nimmt mein Gebet und Opfer an,
Das Herz der schicksalbestimmenden Göttin Inanna
Ist an ihren Ort zurückgekehrt.
Das Herz meiner Herrin hat Frieden gefunden.


ERESCHKIGAL


Anu ließ seine Stimme hören und sprach,
Er richtete seine Stimme an Kadda:

Kadda, ich wollte dich senden zu Kurnugi,
Du musst mit Ereschkigal sprechen,
Sage ihr: Es ist unmöglich für dich,
Heraufzukommen,
In einem Jahr kannst du nicht kommen,
Uns zu sehen.
Und es ist unmöglich für uns,
Zu dir hinunter zu kommen.
In allen Monaten können wir nicht zu dir hinunterfahren,
Um dich zu sehen.
Lass deinen Boten kommen
Und lass ihn etwas vom Tisch nehmen
Und lass ihn akzeptieren ein Geschenk für dich.
Ich werde ihm etwas geben
Als ein Geschenk für dich.

Kadda stieg nieder die große Himmelstreppe.
Als er die Tür von Ereschkigal erreichte, sprach er:

Torwächter, öffne mir die Tür! –
Kadda, komm herein! Möge die Pforte dich segnen! –
Er ließ den Gott Kadda durch die erste Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die zweite Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die dritte Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die vierte Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die fünfte Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die sechste Tür,
Er ließ den Gott Kadda durch die siebente Tür!

Er kam in ihren edlen Hof.
Er kniete nieder und küsste den Boden
Zu ihren Füßen.
Er erhob sich, stand vor ihr und sprach zu ihr:
Der Vater Anu schickt mich
Und lässt dir sagen:
Es ist unmöglich für dich hinaufzusteigen.
In einem Jahr kannst du nicht kommen,
Um uns zu sehen.
Es ist unmöglich für uns hinunterzusteigen,
In allen Monaten können wir nicht hinunterfahren zu dir,
Um dich zu sehen.
Lass deinen Boten kommen
Und lass ihn etwas nehmen vom Tisch
Und lass ihn akzeptieren ein Geschenk für dich,
Ich werde ihm ein Geschenk für dich überreichen.

Ereschkigal ließ ihre Stimme hören
Und richtete ihre Worte an Kadda:
Friede sei mit Anu und allen Göttern,
Friede sei mit den puren Göttern,
Friede sei mit dem Bräutigam der Himmelskönigin,
Friede sei mit dem Champion!
Kadda ließ seine Stimme hören,
Er richtete seine Worte an Ereschkigal:
Friede sei mit dir, o Göttin!

Ereschkigal ließ ihre Stimme hören
Und richtete ihre Wort an ihren Wesir Namtar:
O Namtar, mein Wesir,
Ich sollte dich schicken zu Anu, dem Vater im Himmel.
Namtar, steige hinan die große Himmelstreppe,
Nimm vom Tisch ein Geschenk für mich,
Was immer der Vater im Himmel gibt,
Das Geschenk nehm ich an.

Gott Ea wendet sich an Namtar, den Wesir,
Er führte ihn die Wege
Zu Anu, dem Vater im Himmel.
Alle Götter knieten vorm Vater im Himmel,
Die großen Götter, die Herren des Schicksals,
Denn Anu kontrolliert die Riten,
Kontrolliert die Riten des heiligen Opfers.
Die Götter wohnen in der Götterburg Erkalla.
Warum kniest du nicht vor dem Vater im Himmel?
Ich winke dir zu,
Aber du realisierst es nicht
Und weigerst dich, anzubeten?

Nergal sprach zu Ea
Und drückte den sehnlichen Wunsch aus,
Ereschkigal zu besuchen.
Ich will mich stellen auf meine Füße,
Sie ist schön, du sagtest es selber,
Ich will meine Anstrengungen aber verdoppeln.

Als Ea das hörte, sagte er zu sich selber:
Der Wille des Vaters im Himmel geschehe!

Dann ließ Ea seine Stimme hören,
Er richtete seine Worte an Nergal:
Mein Sohn, du sollst auf die Reise gehen,
Die du zu machen wünschst.
Nimm dein Schwert in deine rechte Hand,
Geh durch den Wald der schwarzen Fichten,
Geh durchs Wacholdergebüsch, durchs Ginstergebüsch,
Brich Zweige von den Zypressen und Maulbeerfeigenbäumen!

Als Nergal das hörte,
Nahm er seine Doppelaxt in die Hand,
Löste das Schwert vom Gürtel seiner Lenden,
Ging durch den Wald der schwarzen Fichten,
Drang durchs Wacholdergebüsch, durchs Ginstergebüsch,
Trennte Zweige von den Zypressen und den Maulbeerfeigenbäumen.
Er machte einen Thron für Ea,
Den er in der Ferne sah,
Er machte den Thron von Silber,
Malte ihn an mit gelber Paste anstelle des Goldes,
Setzte Lapislazuli ein.
Das Werk war vollendet,
Der Thron war errichtet.

Da rief Ea laut und gab Nergal Instruktionen:
Mein Sohn, was die Reise betrifft,
Die du zu machen wünschest,
Von dem Augenblick an, da du ankommst,
Folge meinen Instruktionen.

In jenem Augenblick werden sie dir einen Stuhl bringen,
Setze dich nicht auf den Stuhl.
Wenn der Bäcker dir Brot anbietet,
Iss nicht von seinem Brot.
Wenn der Fleischer dir Fleisch anbietet,
Iss nicht von seinem Fleisch.
Wenn dir der Bierbrauer Bier anbietet,
Trink nicht von seinem Bier.
Wenn man dir die Füße waschen will,
Lass es nicht zu.
Wenn Ereschkigal in ihr Badezimmer geht
Und ihren Körper badet
Und kleidet sich dann in ein feines Kleid
Und erlaubt dir, einen Blick zu werfen
Auf ihren göttlichen nackten Körper,
Dann darfst du mit Ereschkigal nicht das tun,
Was der Mann mit der Frau zu tun liebt!

Nergal wandte sein Antlitz zu Kurnugi,
Wandte sich zu der dunklen Wohnung,
Zu der Wohnung Erkalla, dem Haus der Göttin,
Zu dem Haus, das man betreten muß,
Doch wenn man es einmal betreten,
Verlässt man nie wieder das Haus der Göttin.
Er wandte sein Antlitz zu der Straße,
Von der es keine Wiederkehr gibt,
Zu dem Hause, wo Finsternis ohne Licht herrscht,
Wo Asche das tägliche Brot ist,
Wo man wie Schwäne Federkleider trägt.
Man sieht dort kein Licht,
Man sitzt in tiefer Nacht,
Man gurrt dort wie verlassene Turteltauben.

Der Torwächter tat den Mund auf
Und richtete seine Worte an Nergal:
Ich muß meiner Herrin berichten,
Daß ein Gott an ihre Türe anklopft.
Der Torwächter ging ins Innere
Und sprach zu seiner Herrin Ereschkigal:
Meine göttliche Frau,
Ein Gott ist gekommen,
Er will dich sehen,
Ich will erforschen, wer der Gott ist.

Ereschkigal ließ ihre Stimme hören
Und sprach zu Namtar, ihrem Wesir:
Frage den Gott, was er von mir begehrt?

Der Wesir sprach zu seiner Göttin:
Ich will den Gott befragen, wer er ist,
Ich will ihn befragen an der äußeren Pforte.
Ich werde meiner Göttin bringen
Eine genaue Beschreibung des Gottes.
Namtar trat vor die Tür
Und stand dort im Schatten,
Er stand dort wie eine Tamariske,
Seine Lippen waren blutrot
Wie der Rubin am Rand des Weinbechers.
Namtar kehrte zurück in die Wohnung
Und sprach zu seiner Frau und Göttin:
Meine Herrscherin und Göttin,
Wenn du mich schickst zum Vater im Himmel,
Wenn ich eintrete in den Hof des Vaters,
Alle Götter knien nieder vor dem Vater im Himmel
Und beten demütig an den Vater im Himmel,
In meiner Gegenwart erhoben sich die Götter
Und stellten sich auf ihre Füße
Und riefen: Nergal ist herabgestiegen zu Kurnugi!

Ereschkigal ließ ihre Stimme hören
Und richtete ihre Worte an Namtar:
Mein lieber Wesir,
Du solltest nicht die Kraft der Elil-Götter suchen,
Du solltest nicht begehren, ein Heros zu sein.
Wie, willst du in den Himmel fahren
Und sitzen auf dem Thron der Götter?
Willst du Gericht halten
Über die Mutter Erde mit den breiten Brüsten?
Soll ich gen Himmel fahren
Zu Anu, dem Vater im Himmel,
Soll ich das Brot der Himmlischen essen,
Soll ich den Wein der Himmlischen trinken?
Geh und bring den Gott
In meine Gegenwart!

Der Wesir ging
Und ließ den Gott herein.
Er ließ den Gott durch die erste Pforte,
Er ließ den Gott durch die zweite Pforte,
Er ließ den Gott durch die dritte Pforte,
Er ließ den Gott durch die vierte Pforte,
Er ließ den Gott durch die fünfte Pforte,
Er ließ den Gott durch die sechste Pforte,
Er ließ den Gott durch die siebente Pforte!

Nergal kam in den breiten Hof,
Er kniete nieder und küsste den Boden
Zu Füßen der Herrin,
Dann erhob er sich und stand vor ihr
Und richtete seine Worte an sie:
Anu, der Vater im Himmel schickt mich
Zu dir, dass ich dich sehe,
Er sprach: Setz dich in den Thron,
Richte die Rechtsfälle der Götter,
Der Götter, die in der Götterburg Erkalla leben.

Man führte ihn zu einem Thron,
Aber er setzte sich nicht auf den Thron.
Der Bäcker brachte ihm Brot,
Aber er nahm nicht das Brot.
Der Fleischer brachte ihm Fleisch,
Aber er nahm nicht das Fleisch.
Der Bierbrauer brachte ihm Bier,
Aber er nahm nicht das Bier.
Man brachte ihm eine Wanne mit Wasser,
Daß er seine Füße wasche,
Aber er ließ sich nicht die Füße waschen.
Die Göttin aber ging ins Badezimmer
Und badete ihren göttlichen Körper
Und kleidete sich dann in feinste Seide
Und erlaubte ihm, einen Blick zu erhaschen
Auf ihren nackten göttlichen Körper,
Aber er widerstand,
Er erlaubte sich nicht,
Wie es das Begehren des Mannes,
Zu tun mit der Frau, wie der Mann begehrt.

Aber Ereschkigal ging in ihr Badezimmer
Und badete ihren göttlichen Körper
Und hüllte sich in allerfeinste Seide
Und erlaubte ihm, einen Blick zu werfen
Auf ihren nackten göttlichen Körper.
Er spürte in seinem Herzen das Begehren,
Zu tun, wie der Mann es liebt mit der Frau zu tun.
Sie liebkosten sich zärtlich
Und gingen zusammen in das Bett der Göttin.
Dort lagen sie, König und Königin,
Einen Tag, zwei Tage, drei Tage,
Vier Tage, fünf Tage, sechs Tage.

(Fragment.)



LITANEI AN DIE MAHA-DEVI


Om, Maha Devi, du Mutter Natur, bitte für uns!
Om, du reiche Mutter Natur, bitte für uns!
Om, du Weisheit, bitte für uns!
Om, du Vorsehung der Fakten im Universum, bitte für uns!
Om, du Modell der Devotion, bitte für uns!
Om, du Fruchtbarkeit, bitte für uns!
Om, du himmlische Kreatur, bitte für uns!
Om, du Allgegenwärtige, bitte für uns!
Om, du beredsame Rednerin, bitte für uns!
Om, die du thronst auf der Lotosblume, bitte für uns!
Om, du Lotosblume, bitte für uns!
Om, du personifizierte Reinheit, bitte für uns!
Om, du himmlischer Nektar, bitte für uns!
Om, du Verkörperung der Güte, bitte für uns!
Om, du goldne Erscheinung des Lieblings, bitte für uns!
Om, du Göttin des ewigen Glücks, bitte für uns!
Om, du Spenderin von Mut und Stärke Tag für Tag, bitte für uns!
Om, du Strahlende, bitte für uns!
Om, du Leuchtende wie die Sonne, bitte für uns!
Om, du erhörst Gebete, bitte für uns!
Om, du Flamme, bitte für uns!
Om, du schwarze Mutter Erde, bitte für uns!
Om, du trägst die Bürden der Erde, bitte für uns!
Om, du göttliche Gefährtin Gottes, bitte für uns!
Om, du mit den attraktiven Augen, bitte für uns!
Om, du geboren aus dem Schoß der Lotosblume, bitte für uns!
Om, du Segnende, bitte für uns!
Om, du Intelligenz, bitte für uns!
Om, du Sündenlose, bitte für uns!
Om, du göttliche Gefährtin des Herrn, bitte für uns!
Om, du Trösterin der Trauernden, bitte für uns!
Om, du Erlöserin von der Agonie des Universums, bitte für uns!
Om, du Schöpferin des ewigen Gesetzes, bitte für uns!
Om, du mit dem freundlichen Herzen, bitte für uns!
Om, du Mutter des Universums, bitte für uns!
Om, du Liebhaberin der Lotosblumen, bitte für uns!
Om, du mit den Lotosarmen, bitte für uns!
Om, du mit den Lotosaugen, bitte für uns!
Om, du bist schön wie die Lotosblume, bitte für uns!
Om, du mit dem lotosgleichen Antlitz, bitte für uns!
Om, du Geliebte Gottes, bitte für uns!
Om, du bist das Wohlgefallen Gottes, bitte für uns!
Om, du bist Devi, meine Göttin, bitte für uns!
Om, du duftest wie die Lotosblume, bitte für uns!
Om, du bist von göttlichem Wohlgeruch, bitte für uns!
Om, du Immerglühende, Immerlächelnde, bitte für uns!
Om, du mit dem Mondgesicht, bitte für uns!
Om, du bist keusch wie der Mond, bitte für uns!
Om, du Quelle aller Freuden, bitte für uns!
Om, du Heilerin, bitte für uns!
Om, du Wahrhaftige, bitte für uns!
Om, du keusche Pure, bitte für uns!
Om, du Wohl aller Wesen, bitte für uns!
Om, du vertreibst das Elend, bitte für uns!
Om, du mit den lieblichen Augen, bitte für uns!
Om, du Friedefürstin, bitte für uns!
Om, du trägst die weiße Girlande, bitte für uns!
Om, du lebst unterm Feigenbaum, bitte für uns!
Om, du bist stets bereit, Gnade zu schenken, bitte für uns!
Om, du weltberühmte Schönheit, bitte für uns!
Om, du Tochter der Erde, bitte für uns!
Om, du bist verkörpert in einem schönen Körper, bitte für uns!
Om, du bist schön wie die Gazelle, bitte für uns!
Om, du trägst goldne Girlanden, bitte für uns!
Om, du spendest uns das tägliche Brot, bitte für uns!
Om, du immer bereite Schutzfrau, bitte für uns!
Om, du gießest Güte auf die Frauen aus, bitte für uns!
Om, du lebst in dem Palaste Gottes, bitte für uns!
Om, du wohnst inmitten von Gold, bitte für uns!
Om, geliebte Tochter des Ozeans aus Milch, bitte für uns!
Om, Victoria, bitte für uns!
Om, Devi, meine Göttin, bitte für uns!
Om, du wohnst in der Rippe des Herrn, bitte für uns!
Om, du Genossin des Herrn, bitte für uns!
Om, du mit den gnädigen Augen, bitte für uns!
Om, Devi, meine Göttin, bitte für uns!
Om, du Siegerin über alles Elend, bitte für uns!
Om, du Mutter des dreifaltigen Gottes, bitte für uns!
Om, du Ewige, bitte für uns!
Om, du Göttin der Göttinnen, bitte für uns!

Im Namen des Herrn, erlöse uns vom Todesleibe! Om.



ANBETUNG DER HÖCHSTEN GÖTTIN


Nachdem Devi zugehört hatte, wie der Höchste Gott gepriesen worden ist, lächelte die Heiligste Devi und sagte:
Herrin Devi sprach:
O Herr des Universums, mein Bräutigam! Ich bade mit Zufriedenheit in dem Nektar deiner Worte, die preisen den Allerhöchsten, der entstehen ließ das gute Dasein der Welt und wies den Weg zu Gott und gibt Licht, Intelligenz, Stärke und Wohlstand. Du hast gesagt, du Ozean der Barmherzigkeit, dass die Einheit mit Gott möglich ist durch die Anbetung. So mag auch die Anbetung Devis ein Weg zu Gott sein. Ich wünsche zu wissen, o Herr, etwas über diese besondere Anbetung Devis, welche der Weg ist zur Vereinigung der Anbeter mit Gott. Welches sind die Riten? Welches sind die Gebete? Welche ist die Art der Meditation und der Anbetung? O Herr, großer Arzt aller irdischen Übel, wer als du selber kann davon sprechen, von Anfang bis Ende und in jedem Detail, wie es Devi angemessen ist und ein Segen für die ganze Menschheit?
Als Deva diese Worte Devis hörte, sagte der göttliche Bräutigam Devis zu ihr:
Der Herr Deva sprach:
Hör, du Höchstbeglückte und vom Schicksal Auserwählte, von den Gründen, warum du angebetet zu werden verdienst und wie dadurch der Einzelne sich vereinigt mit Gott. Du bist die einzige Throngenossin und die Seele des allerhöchsten Gottes und von dir gekommen ist das ganze Universum, o Gott, du bist Gottes Mutter. O Gnadenvolle! Was immer existiert in der Welt, was unbeseelt und was beseelt ist, von den fernsten Sternhaufen bis zum kleinsten Atom, hat seinen Ursprung in dir und hängt von dir ab. Du bist das Original, das Urbild aller Manifestationen, du bist der Mutterschoß aller himmlischen Götter, ja, der Mutterschoß Gottes. Du kennst alle Seelen, aber keine Seele erkennt dich, wie du bist. Du bist das Urbild aller Verkörperungen der Götter und ihrer Göttinnen. Du bist die Subtile, die Große, die Verschleierte, die Evidente, die Form der Formen. Wer kann dich erkennen? Wer kann dich begreifen? Zur Erfüllung des Verlangens deiner Anbeter schenkst du alles Gute der Welt und nimmst verschiedene Gestalten an. So zerstörst du die Werke der Dämonen. Du hast zwei Arme (vier, sechs, acht Arme) und hältst viele Waffen in deinen Händen als Schutzfrau des Universums. In andern Texten hab ich von dir gesprochen und deiner Anbetung und dort habe ich auch gesprochen von der verschiedenen Veranlagung der verschiedenen Männer. Vor Beginn der Schöpfung aller Wesen und Dinge existiertest du in einer Gottesfinsternis, welche unaussprechlich und selbst undenkbar ist. Durch dich ward erregt das schöpferische Verlangen des Allerhöchsten und so ward der Kosmos geboren. Das Universum, von den fernsten Sternenhaufen bis zum kleinsten Atom, ist durch dich geschaffen, o Devi, so wahr wie Gott die Ursache aller Ursachen ist, bist du die vermittelnde Ursache, Devi. In der ewigseienden, allgegenwärtigen, puren göttlichen Intelligenz sind geschaffen alle Dinge, die selbst aber die göttliche Intelligenz nicht berühren. Die göttliche Intelligenz erfreut sich an keinem Akt, sie bewegt sich nicht. Sie ist die Weisheit und Erkenntnis, ohne Anfang und ohne Ende, undenkbar und unaussprechlich. Wenn die Frauen herzlos oder hartherzig sind, wenn die Männer Sklaven der Lust sind, wenn die Freunde ihre Freunde und geistigen Meister verachten, wenn die Erde unfruchtbar wird, wenn Brüder sich streiten und Menschen sich schlagen, wenn maßlos Wein getrunken wird, dann ist es die Zeit der Finsternis. O du Eine, Freundliche, aus großer Liebe sage ich dir: In der Zeit der Finsternis schwindet der Glaube. Die Menschen können nur durch die Wahrheit gerettet werden. Darum soll jeder Mensch wahrhaftig sein. O du Eine, Tugendreiche! Siehe, was ein Mensch im Geist der Wahrheit tut, das bringt gute Früchte. Denn nichts ist größer als die absolute Wahrheit und nichts ist so schlecht wie die Lüge. Darum soll der Mensch Zuflucht suchen unter den Flügeln der göttlichen Wahrheit von ganzem Herzen, mit der ganzen Seele, mit dem ganzen Denken und aller seiner Lebens-Kraft. Anbetung außer im Geist und in der Wahrheit ist sinnlos. Wenn einer betet und opfert und nicht im Geist der Wahrheit betet und opfert, so ist es, als ob er unter Disteln und Nesseln säe den guten Samen!


AUS DER DEVI-GITA


Janameyaya sagte: O Muni! Du sagtest, daß das Höchste Licht, Sie, ihren Anfang nahm auf dem Gipfel des Himalaya. Nun beschreibe mir im Detail dieses Höchste Licht, Sie. Welcher intelligente Mann kann es ertragen, diese Nektarworte über Shakti zu hören? Die Gefahr des Todes kommt selbst zu den Göttern, die Nektar trinken! Aber diese Todesgefahr kommt nicht zu jenen, die trinken den Nektar der Wunderwerke Devis!

Vjasa sagte: O König! Du bist gebenedeit, du hast erreicht, was du erreichen solltest in diesem Leben, du bist unterwiesen worden von den hochgeistigen Männern, du bist glückselig, seit du dich der Devotion der Devi geweiht hast! O König, höre die alte Legende:

Wo immer der Gott der Götter ruhte auf seinen Wanderungen durch die ganze Welt, in einem heruntergekommenen Zustand, annehmend den Körper von Menschen, die wie Feuer brennen, verbrachte er seine Zeit an jenen Stätten und kontrollierte seine Sinne, vergaß all sein Wissen von der nichtigen Welt in tiefer Meditation über die Urform der Devi. Zu dieser Zeit wurden die drei Welten mit ihren beweglichen und unbeweglichen Objekten, mit ihren Ozeanen und Inseln und Bergen, unfruchtbar und gering an Macht und Wohlstand. Die Herzen aller verkörperten Lebewesen vertrockneten ohne eine Spur von Freude. Sie waren alle beschwert von ängstlichen Gedanken und verblieben indifferent. Alle sind ertrunken im Ozean des Kummers und waren krank und verzweifelt! Planeten kamen von ihren Bahnen ab und Götter verließen ihre Throne, die Könige wurden angegriffen von einer Reihe von Krankheiten und Unglücksfällen.

Zu dieser Zeit wurde ein großer Dämon namens Taraha unüberwindlicher Eigentümer der Kräfte Brahmas. Er war vergiftet durch seine Macht und sein Heldentum, er besiegte die drei Welten und wurde ihr souveräner Herrscher. Brahma Prajapati gab ihm Gnade zu dem Ziel, dass der legitime Sohn Shivas fähig wäre, den Dämon zu töten. Doch zu dieser Zeit hatte Shiva keinen Sohn, und so war der große Dämon überall Sieger. Alle Götter wurden verbannt von ihren Thronen durch die Unterdrückung durch den Dämon, sie blieben ängstlich zurück und besaßen nur noch den Mangel, dass ihnen fehlte ein Sohn Shivas. Shiva hatte keine Ehefrau, wie könnte er dann einen Sohn haben? Wir sind sehr unglücklich! Wie kann unser Werk vollendet werden? So bedrückt von ihren eigenen Gedanken, gingen alle Götter zu Vishnu und informierten Vishnu über alles, was geschehen war. Vishnu begann es ihnen alles so zu deuten: O Götter! Warum seid ihr alle so ängstlich, wenn doch die Erhabene Göttin des Universums immer bei euch ist? Sie ist die Bewohnerin in den höchsten Himmeln, sie ist die Besitzerin aller Begierden aller Geister, und sie ist immer bei euch! Es ist nur gemäß eurer Fehler, dass sie in ihrer Indifferenz verharrt! Sie will euch nur erziehen mit ihrer Strenge, nicht, um euch zu vernichten, sondern um schließlich ihre grenzenlose Barmherzigkeit zu offenbaren! Wenn eine nährende Mutter ihren Sohn züchtigt, dann nicht, weil sie unbarmherzig geworden wäre. So ist es auch mit der Mutter der ganzen Welt, sie kontrolliert das Universum, sie wird nicht unbarmherzig zu euch sein im genauen Beachten eurer Fehler. Ein Sohn beginnt schon seinen Angriff! Akzeptieren müssen nur die Wesen alle drei Welten, dass die ganze Welt eine einzige Mutter hat! So also nehmt eure Zuflucht bei der Heiligen Mutter, der Göttin des Universums! Naht euch der Heiligen Mutter mit der tiefsten Devotion! Sie wird sicher tätig werden und euch helfen. So gebot Vishnu den Göttern, dann gingen Vishnu und seine Gemahlin Laxmi und alle andern Götter und Göttinnen hin, die große Devi anzubeten! Sie stiegen auf den Himalaya und betätigten sich in der ständigen Wiederholung des Namens der Heiligen Mutter und in der Darbringung von Opfern.

O König, jene, die richtig unterwiesen waren in der Darbringung von Opfern und in dem Murmeln des Namens der Heiligen Mutter, begannen die Opferzeremonie und alle weihten sich mit heiligen Gelübden der Heiligen Mutter. Einige engagierten sich in der Kontemplation über die Urform der Devi, andere wiederholten den Namen der Heiligen Mutter immer wieder, einige lasen in der Devi-Gita, andere brachten innere Opfer dar, einige begannen anzubeten die Ewige Shakti, die Göttin des Universums, ohne fortan noch zu ruhen oder zu schlafen, und murmelten Tag und Nacht das Mantra der Maya.

O König, so vergingen manche Jahre der Götter. Als der neunte Tag im Monat Charitra kam, zur Mittagsstunde, erschien ihnen plötzlich das Höchste Licht der Erhabenen Kraft! Das Licht war wie das Licht von Blitzen, von einer roten Farbe und zugleich kühl wie der Mond. Der Glanz war wie der Glanz der Sonne. Die vier Veden sangen als Personen heilige Hymnen und kreisten um Sie herum. Eine Menge von Feuer war oben und unten, in der Mitte und zu den Seiten. Es hatte keinen Anfang und kein Ende. Es war die Form einer Frau mit Händen und Füßen und allen Körpergliedern. Die Erscheinung war nicht die eines Mannes noch die eines androgynen Wesens. Die Götter, geblendet vom Glanz, schlossen ihre Augen, aber im nächsten Moment eröffneten sie voll Geduld ihre Augen. Sie sahen das Höchste Licht manifestiert in dem Körper einer göttlichen Frau!

Ihre Jugend war blühend und ihre Brüste waren straff und fest und prachtvoll und weiß wie eine weiße Lotosblüte, und ihre Brüste erhöhten ihre Schönheit. An ihren Fingern waren Ringe, Armreifen an ihren Armen, Perlenketten um ihren Hals, und das Kleid, bestickt mit Perlen und Edelsteinen, verbreitete einen Glanz um sie, klingende Glöckchen um ihre Hüften gaben lieblichen Klang, und silberne Fußkettchen waren an ihren Füßen. Die Haare ihres Hauptes flossen an ihren Ohren und Wangen hinab und glichen schwarzen Wildbienen auf den Blüten der Ketaki-Blume. Ihre Lenden waren reizend verhüllt und exquisit reizend. Die Haare unter ihrem Nabel waren von vollkommener Schönheit. Ihr lebendiger Lotosmund, überaus köstlich, war erleuchtet von dem Glanz der goldenen Ohrringe. Ihre Zähne waren rein und dufteten wie Kräuter. An ihrer Stirn war der Halbmond zu sehen. Ihre Augenbrauen waren fein und gebogen. Ihre Augen schauten strahlend und leuchtend wie blaue Lotosblumen. Ihre Nase war erhaben. Ihre Lippen süß, sehr süß. Ihre Zähne waren schön und weiß wie die weißen Knospen der Kunda-Blume. Von ihrem Nacken hing eine Perlenschnur. Auf ihrem Kopf war eine brillante Krone von Diamanten und Juwelen. An ihren Ohren hingen Ohrringe von der Form des Mondes. Ihre Haare waren geschmückt mit Mallika-Blumen und Malali-Blüten. Ihre Stirn war bemalt mit Tropfen von Kasmira-Kunkuma. Ihre drei Augen verströmten einen unvergleichlichen Glanz und ihr ganzes Antlitz strahlte. In ihrer einen Hand lag die göttliche Gnade und in den andern Hand der göttliche Zorn. Ihr ganzer Körper strahlte einen Glanz aus wie der Glanz der Blüten vom Darima-Baum. Sie trug ein rotes Kleid. Alles dies war von großer Schönheit.

Als die Götter so die große Muttergöttin sahen, die Inkarnation der göttlichen Barmherzigkeit, mit lächelndem Antlitz bereit, Gnade zu erweisen, die Mutter des Weltalls, die Zauberin des Kosmos, süß lächelnd, gebenedeit von allen Göttern, erfüllend alle Wünsche aller Begierden, gekleidet in ein rotes Kleid, der Inbegriff aller liebreizendsten Empfindungen, als die Götter die Heilige Mutter so sahen, knieten sie auf einmal vor Ihr, aber sie vermochten nicht zu sprechen, ihre Stimme war erstickt von Tränen der Freude! Als sie wieder ihre Besinnung erlangten, mit großer Schwierigkeit, begannen sie Devi zu preisen und Hymnen zu singen der Heiligen Mutter der ganzen Welt, mit Augen voller Freudentränen und Gefühlen der tiefsten Verehrung und mit sich verneigenden Häuptern.

Da sprachen die Götter: Wir knien vor dir, o Devi, o Maha-Devi, und beten dich an mit einer ewigen Anbetung! Du bist Prakriti, du bist die Auserwählte Eine, wir benedeien dich von Ewigkeit zu Ewigkeit, o Heiligste Mutter! Du bist von feuriger Farbe, glühend wie die Glut im Herzen eines Mönchs, und du bist glühend vor Askese und Keuschheit und ewiger Weisheit! O du verströmst einen göttlichen Glanz der Schönheit! Du erleuchtest alles und wirst benedeit von allen Göttern und allen Göttinnen aller Völker!




AN DIE GOLDENE GÖTTIN HATHOR VON ÄGYPTEN


O wie schön du bist! Du Goldne,
Goldne Göttin, du bist blühend,
Strahlend bist du, stehst in Blüte!
Frau, dir streichen alle Himmel
Ihre Zimbeln und Triangeln
Und die Sterne Tamburine!
Sol und Luna preisen Hathor,
Alle Götter preisen Hathor,
Alle Göttinnen in Hymnen!
O wie schön du bist! Du Goldne,
Goldne Göttin, du bist blühend,
Strahlend bist du, stehst in Blüte!
Mutter Erde singt Gesänge,
Alle Lebewesen tanzen!
Alle Länder und Nationen
Preisen Hathor an dem Himmel
Bis zum Horizont im Westen.
O wie schön du bist! O Goldne,
Goldne Göttin, du bist blühend,
Du bist strahlend, stehst in Blüte!
Sol in seinem Laufe trommelt
Und das Meer dröhnt wie die Pauke.
Griechen singen deinen Lobpreis,
Alle Völker deinen Lobpreis.
Jeder Freund ist voller Freude
Für die goldne Göttin Hathor.
O wie schön du bist! O Goldne,
Goldne Göttin, du bist blühend,
Du bist strahlend, stehst in Blüte!
Alle Männer, alle Frauen
Tanzen, Hathor, dir und trommeln,
Götter tanzen dir, o Hathor,
Beide Göttinnen Ägyptens
Singen freudig deinen Lobpreis.


ISIS


1

Sei gegrüßet, Isis Hathor,
Muttergöttin, Himmelsherrin,
Königin der vielen Götter.
Muttergottes du des Horus,
O des Stieres, des Beschützers,
Des Beschützers seines Vaters,
Er stürzt nieder die Rebellen.
Du des Horus Muttergottes,
Er, der seine Feinde stürzte,
Der vernichtet seine Feinde.
Muttergottes du des Horus,
Kind des Herrn der Ewigkeiten,
Herr von Afrika, o Herrscher.
Muttergottes du des Horus,
O des Stiers im Göttertempel,
Der bekleidet alle Götter.
Gottesmutter du des Horus,
Dieses Schutzherrn von Ägypten,
Herr der Wesen, ewig, ewig!
Sei gegrüßet, Isis Hathor,
Muttergöttin, Himmelsherrin,
Königin der vielen Götter!


2

Sei gegrüßt, du höchste Eine,
Muttergöttin, Himmelsherrin,
Herrin, Königin der Götter!
Königin und Braut des Gottes,
Er der Herr des goldnen Tempels,
Erstgeborner Sohn der Toten.
Königin und Braut des Gottes,
Löwe, der besiegt die Feinde,
Herrscher aller Ewigkeiten.
Königin und Braut des Gottes,
Neugeborner, Auferstandner,
Der die Feinde unterworfen.
Königin und Braut des Gottes,
Schwester, die beschützt den Bruder
Und bewacht die Lebensmüden!
Königin und Braut des Gottes,
O der Ewige, der Junge,
Er lebt alle Ewigkeiten.
Hathor, du bist mit Osiris
Auf der goldnen Liebesinsel!


3

Isis, Große Mutter, Herrin,
Gottes Braut, stets angebetet,
Gottes Mutter und Geliebte,
Schöne, Herrin aller Schönheit!

Spenderin der grünen Auen,
Schutzfrau, schön in deiner Wohnung,
Lieblich duftend, Frau der Freude,
Die du wanderst, kommst zur Ruhe.

Neig dich, dass die Wolken regnen,
Jungfrau, Süßigkeit der Liebe,
Die du Weisung gibst den Göttern,
Du regierst durch deine Botschaft.

O allmächtige Prinzessin,
Herrin aller Zaubereien,
Deren Antlitz stets voll Glanz ist...