Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DIE KÖNIGIN VON SABA




Von Josef Maria Mayer


ERSTER GESANG


Die Bücher der Gottessucher
Schildern die Korrespondenz
Zwischen König Salomo und der Königin von Saba.
Unter den vielen Charismen,
Die Gott dem Salomo schenkte,
War das Verstehen der Sprache der Vögel,
Und jede Art von Weisheit.

Er war der Herr der Menschen,
Der Genien und der Vögel.
Wenn er durch den Äther reiste
Auf seinem magischen Teppich aus grüner Seide,
Der vom Wind gewoben war
Nach des Königs Gebot,
Dann standen die Menschen zu seiner rechten Seite,
Die Geister zu seiner linken Seite
Und eine Armee von Vögeln
Flog über dem Teppich,
Um alle auf dem Teppich
Vor der Sonnenhitze zu schützen.

Eines Tages beschaute er alle seine Vögel,
Da merkte er, dass der Wiedehopf fehlte,
Und als er fragte, warum Hudhud abwesen war,
Beschloß er, Hudhud zu bestrafen,
Weil er nicht mit den andern Vögeln gekommen.
Als er seine Rede beendet,
Erschien der Wiedehopf und entschuldigte sich
Für seine Abwesenheit,
Denn er hätte Länder angeschaut,
Die den König noch nie gesehen hatten,
Und er hatte Saba gesehen,
Das regiert ward von der Königin von Saba,
Die sehr reich war
Und auf einem Thron saß,
Der von Gold und Silber gemacht
Und besetzt mit kostbaren Edelsteinen.

Die Königin und ihr Volk
Waren Anbeter der Idole
Und huldigten der Sonne.
Sie waren unter dem Einfluss Satans,
Der sie abgebracht hatte vom rechten Weg.

Darum schrieb Salomo folgenden Brief
An der Königin von Saba:
Vom Knechte Gottes, Salomo, dem Sohn Davids,
An die Königin von Saba.
Im Namen Gottes des Herrn!
Friede sei mit dem,
Der folgt der rechten Weisung!
Erhebe dich nicht gegen mich,
Streite nicht gegen mich,
Aber komm und unterwirf dich meiner Weisheit!

Salomo parfümierte diesen Brief
Mit Rosenöl
Und siegelte den Brief
Mit seinem wundertätigen Siegel,
Dann gab er Hudhud den Brief
Und sprach zu Hudhud,
Er solle den Brief nach Saba tragen
Und ihn fallen lassen im Gemach der Königin.
Dann solle Hudhud demütig warten
Auf die Antwort der Königin von Saba.

Der Wiedehopf flog los
Und überbrachte den Brief,
Er flog durch das offene Fenster
In das Privatgemach der Königin
Und ließ den Brief in ihren Ausschnitt fallen
Auf den mächtigen Busen.

Als die Königin den Brief gelesen hatte,
Rief sie ihre Weisen,
Daß sie ihr raten mögen,
Was sie nun zu tun habe.
Die Weisen sagten, sie seien Krieger und bereit,
Gegen Salomo aufzumarschieren,
Sobald die Königin dieses gebiete.
Der Brief sei aber an sie persönlich gerichtet
Und darum müsse sie selber
Die Entscheidung fällen.

Die Königin wünschte,
Eine Invasion zu vermeiden
Und all das Übel, das den Kriegen folgt,
Darum beschloß sie, Salomo Gaben zu senden
Und sie wählte dazu
Fünfhundert männliche Sklaven
Und fünfhundert weibliche Sklavinnen aus
Und fünfhundert ingots aus Gold,
Eine Krone von allerbestem Edelgestein
Und eine große Menge von Moschusparfüm,
Amberparfüm und Gewürze.

Der Wiedehopf kehrte eilig zurück
Zu König Salomo und erzählte ihm,
Was geschehen war
Und dass die Karawane
Mit den Geschenken der Königin von Saba unterwegs war.

Als die Leute aus Saba
Beim König Salomo ankamen,
Wurden sie vom König empfangen
In einem großen Hof,
Umgeben von einer Mauer aus Gold und Silber.
Salomo sprach verächtlich
Von den Gaben der Königin von Saba
Und schickte die Karawane zurück.
Er bat die Leute noch,
Ihrer Königin auszurichten,
Daß König Salomo unsichtbare Heere
Gegen die Hauptstadt von Saba schicken werde
Und dass er so Saba erobern
Und das Volk der Königin gefangen nehmen werde.

Als die Königin diese Botschaft empfing,
Beschloß sie, zu Salomo zu reisen
Und seiner Weisheit sich zu unterwerfen.
Sie schickte ihren Thron
Mit einer Armee
Nach Jerusalem.

Als sie schon auf dem Weg
Nach Jerusalem war,
Sagte Salomo zu seinen Fürsten:
Wer von euch wird den Thron
Der Königin von Saba
Zu mir bringen,
Bevor die Königin selber ankommt?

Und ein Genius,
Dessen Erscheinung schrecklich war,
Sagte: Ich bringe dir den Thron,
Bevor du deine Versammlung hier beendet hast.
Einer, der viele Bücher gelesen hatte
Und der anwesend war, meinte,
Der Genius brauche zu viel Zeit,
Den Thron zum König zu bringen,
Und er sagte: Ich bringe dir den Thron,
Bevor zu du nur einmal deine Augenlider bewegt hast
Und ebenso schnell bring ich den Thron zurück.
Einige halten diesen Belesenen für Asaf,
Den Wesir Salomos,
Andere für den Vater Elias,
Wieder andere für den Erzengel Gabriel
Oder einen andern der Erzengel.
Die meisten aber sind überzeugt,
Daß es Asaf war, denn Asaf kannte
Den Namen des HERRN.
Wie dem auch sei –
Salomo nahm das Angebot an.

Salomo hob seine Augen gen Himmel
Und schlug seine Augen nieder zur Erde
Und schon sah er
Den Thron der Königin von Saba
Vor sich stehen in seiner Halle.
Salomo veränderte nun den Thron,
Denn er wollte sehen,
Ob die Königin von Saba
Ihren eigenen Thron erkennen würde?

Als die Königin von Saba
In die Gegenwart Salomos kam,
Zeigte er auf den Thron und sagte:
Ist dein Thron wie dieser Thron?
Und sie gab zur Antwort:
Mein Thron ist in allem diesem Thron gleich.

Dann wurde die Königin eingeladen,
In den Palast zu gehen,
Den Salomo besonders für sie gebaut hatte.
Die Mauern waren aus Blöcken von weißem Glas
Und der Boden war gleichfalls aus Glas,
Über welches Wasser floß,
Und im fließenden Wasser schwammen viele Fische.
Als die Königin sich wandte,
In den Palast einzutreten,
Und als sie das Wasser sah,
Dachte sie, das Wasser wäre tief,
Da hob sie den Saum ihres Rockes,
Bevor sie das Wasser durchschritt.
Bei dieser Handlung offenbarte sie
Ihre Beine, und Salomo hatte den Beweis,
Daß ihre Beine behaart waren
Wie die Beine einer Stute.
Die Ansicht des Glases auf dem Boden
Erstaunte die Königin von Saba,
Und sie sagte: O Meister,
Ich habe ungerecht an meiner eignen Seele gehandelt!
Nun weihe ich mich,
Gemeinsam mit Salomo,
Gott dem HERRN,
Dem Schöpfer aller Kreaturen.

Einige Kommentatoren meinen,
Daß die Königin diese Worte aussprach
Als Buße für ihre Anbetung der Sonne
Und teilweise auch aus der Furcht heraus,
In dem Wasser, dass sie sah, ertränkt zu werden.

Manche sagen, dass Salomo daran dachte,
Die Königin von Saba zu heiraten,
Aber er konnte sich dazu nicht durchringen
Wegen ihrer behaarten Beine.
Die Dämonen, die allzeit Salomo auflauerten,
Entfernten die Haare von den Beinen der Königin
Durch die Benutzung eines höllischen Rasiermessers,
Aber es ist noch die Frage,
Ob Salomo sie daraufhin heiratete.

Manche sagen auch, es sei nicht klar,
Wen die Königin von Saba schließlich heiratete,
Aber vermutlich war es
Der Häuptling eines heidnischen Stammes.


ZWEITER GESANG


Wie wurde Salomo Vater
Des Menelek von Äthiopien?

Die Mutter des Menelek
War ein Mädchen vom Tigris,
Das ist die Königin von Saba.

Ihr Volk betete eine Schlange an,
Und jeder Mann hatte einmal
Seine älteste Tochter
Dieser Schlange zu opfern
Und große Mengen von Bier
Und süßer Milch.

Als die Reihe an ihre Eltern kam,
Banden sie sie an einen Baum,
Zu dem die Schlange gewöhnlich kam,
Nach Trank und Speise zu suchen.
Gleich danach kamen sieben Heilige
Und setzten sich unter den Baum
Wegen des Schattens, den der Baum gab.
Als sie da saßen, tropfte eine Träne
Von der Jungfrau über ihnen auf sie
Und als sie nach oben sahen,
Sahen sie die Jungfrau an den Baum gefesselt,
Und da fragten sie die Jungfrau,
Ob sie ein Mensch sei oder ein Engel.
Die Jungfrau sagte ihnen, dass sie ein Mensch sei
Und antwortete schon auf alle möglichen weiteren Fragen,
Indem sie erzählte,
Sie sei an diesen Baum gefesselt,
Auf dass sie zur Speise diene der Schlange.
Als die sieben Heiligen die Schlange sahen,
Zog einer von ihnen sich an seinem Bart
Und ein anderer sagte:
Die Schlange jagt mir Angst ein!
Und ein dritter schrie laut:
Lasst uns die Schlange zerreißen!
Und er schlug auf das Monster ein,
Unterstützt von seinen Kameraden,
Sie töteten die Schlange mit einem Kreuz.
Als sie die Schlange getötet hatten,
Floss Blut aus der Schlange
Und fiel auf die Füße der Jungfrau,
Und von diesem Moment an
Hatte sie die Beine einer Stute.
Die Heiligen lösten ihre Fesseln
Und schickten sie in ihr Heimatdorf.
Aber die Leute dort verjagten sie,
Denn sie dachten,
Die Jungfrau wäre vor der Schlange geflohen.
Da kletterte sie in einem Baum
Und verbrachte dort die Nacht.
Am folgenden Tag holte sie
Einige Leute aus dem Dorf
Und zeigte ihnen die tote Schlange.
Und so machten die Leute
Die Jungfrau zu ihrer Königin.

Sie wählten zu ihrem Oberoffizier
Ein Mädchen, das wie die Königin Jungfrau war.

Bald danach hörte die Königin von Saba
Von der medizinischen Weisheit
Des Königs Salomo,
Und sie plante, zu ihm zu gehen,
Daß er ihre Stutenbeine
Wieder in Frauenbeine verwandle.

Sie und ihr jungfräulicher Offizier
Frisierten sich die Haare
Nach Art der Männer
Und gürteten Schwerter um ihre Hüften
Und zogen zum Hof Salomos in Jerusalem.

Ihre Ankunft wurde dem König berichtet,
Der seinen Dienern gebot,
Den König von Abessinien
In seine Gegenwart zu bringen.
Sobald ihre deformierten Füße
Den Boden berührten
Des Königspalastes in Jerusalem,
Wurden ihre Beine wieder zu schönen Mädchenbeinen!

Salomo hatte Brot, Fleisch und Wein hereingebracht
Und setzte es den beiden Frauen vor,
Die als Männer verkleidet waren.
Aber sie aßen und tranken so wenig,
Daß Salomo vermutete,
Daß sie Frauen wären.

Als die Nacht hereinbrach,
Ließ er zwei Betten bereiten
Für seine Gäste
In seinem eignen Schlafgemach.
Er hängte in dem Raum einen Lederbeutel auf
Mit Wabenhonig darin
Und durchlöcherte den Lederbeutel,
So dass der Honigseim
In einen Becher tropfte.
Und Salomo und seine beiden Gäste gingen zu Bett.
In der Nacht hielt der König
Mit geschlossenen Augen Nachtwache,
Dann schlief er mit offenen Augen.
Die beiden Frauen erhoben sich von ihren Betten
Und wollten vom Honigseim im Becher kosten,
Aber sie sahen den König
Mit offenen Augen im Bette liegen
Und dachten, er sei wach,
Und so unterdrückten sie ihre Begierde
Nach dem Honigseim
Und blieben im Bett.
Nach einiger Zeit wachte der König auf
Und schloss seine Augen,
Und die Frauen dachten,
Er schlafe nun,
So erhoben sie sich von ihren Betten
Und begannen vom Honig zu schlecken.
So wusste Salomo, dass sie Frauen waren,
Und er legte sich zu beiden ins Bett.

Als er sie verließ,
Gab er jeder der Frauen
Einen silbernen Stab und einen goldenen Ring:
Wenn dein Kind ein Mädchen ist,
Gib ihr den Stab
Und schicke sie zu mir,
Wenn es ein Knabe ist,
Gib ihm den Ring
Und schick ihn zu mir.

Beide Frauen kehrten schwanger
In ihre Heimat zurück.
Nach neun Monden
Gebar jede der Frauen einen Sohn
Und jede Frau sagte ihrem Sohn,
Daß Salomo sein Vater sei.

Als die beiden Knaben größer geworden,
Schickten die Mütter die beiden Knaben
Nach Jerusalem.
Salomo wusste, dass sie den Anspruch stellten,
Als seine Söhne anerkannt zu sein.
Er gebot ihnen, auf ein Gespräch zu warten,
Und ließ sie drei Jahre
Auf ein Gespräch mit ihm warten.
Am Ende des dritten Jahres
Legte er seinem Freund
Die royale Robe an
Und setzte ihn in den Königsthron,
Während er sich in Lumpen hüllte
Und sich auf einen Fußschemel setzte.

Als die beiden jungen Männer
In den Thronsaal eintraten,
Streckte der Sohn der Ministerin
Seine Hand nach dem Freunde Salomos
Im Königsthron,
Denn er hielt ihn für den König.
Aber der Sohn der Königin von Saba,
Menelek war sein Name,
Stand aufrecht und verneigte sich nicht
Vor dem Freunde im Königsthron.
Er schaute in den magischen Spiegel,
Den seine Mutter ihm mitgegeben hatte,
Und er sah, dass das Aussehn
Des angeblichen Königs nicht so königlich war
Wie sein eignes, dass er nicht vor Salomo stand.
Er schaute sich um
Und sah alle Männer im Saal
Und fand keinen so königlich wie sich selber.
Schließlich fiel sein Blick auf Salomo,
Der in Lumpen auf dem Fußschemel saß,
Und er erkannte ihn sofort,
Trat zum Schemel
Und huldigte dem wahren König.
Und Salomo sprach:
Mein wahrer Sohn!
Der andere ist auch mein Sohn,
Doch er ist ein Narr!

Menelek ließ sich nieder in Jerusalem
Und assistierte Salomo in der Königsherrschaft.

Aber nach einiger Zeit merkte das Volk,
Daß Vater und Sohn sich nicht immer einig waren
In den Richtersprüchen,
Und das Volk ward unzufrieden.
Darum sagte das Volk,
Sie wollten nicht von zwei Herren regiert werden
Und dass Salomo seinen Sohn
Zurück in dessen Heimat schicken müsse.
Als Salomo dies Begehren des Volkes
Seinem Sohne mitteilte,
Sagte Menelek zu seinem Vater:
O Salomo, sage dem Volk:
Ist nicht Menelek mein wahrer Sohn?
Ich werde meinen Sohn fortschicken,
Wenn ihr eure Söhne mit ihm ziehen lasst.
Und die Leute willigten ein,
Und so zogen die Söhne
Mit dem Prinzen Menelek
Nach Abbessinien in Afrika.

Als Salomo
Die Abreise seines Sohnes vorbereitete,
Sagte er ihm,
Die Bundeslade des Erzengels Michael sei mit ihm.
Aber Menelek meinte,
Die Bundeslade Marias sei bedeutender.
Er vertauschte das Äußere der beiden Laden
Und nahm die Bundeslade Marias
Mit sich nach Abessinien.

Einige Tage später
Ward Jerusalem heimgesucht
Von einem Wirbelsturm.
Salomo gab seinen Dienern den Befehl,
Nach der Bundeslade Marias zu schauen,
Denn Salomo glaubte,
Die Bundeslade Marias allein
Könne Jerusalem jetzt noch retten.
Die Diener berichteten ihrem König,
Daß die Bundeslade Marias noch an Ort und Stelle war.
Salomo gebot den Dienern,
Die äußere Verkleidung abzunehmen,
Und so entdeckten die Diener,
Daß es die Lade Michaels war.

Salomo sandte Menelek einen Boten nach
Und forderte den Prinzen auf,
Die Bundeslade Marias zurückzugeben.
Doch Menelek behielt die Bundeslade Marias.

Menelek und seine Schar
Wanderten weiter und kamen nach Kayeh Kor.
Der Diakon, der die Bundeslade Marias trug,
Starb dort und wurde dort begraben.
Nach der Beerdigung
Wollten sie ihre Reise fortsetzen,
Aber die Bundeslade Marias
Weigerte sich, sich zu bewegen.
Menelek gebot,
Den Leichnam des Diakons auszugraben,
Und sie fanden, dass ein Finger des Diakons
Nicht begraben worden war.
Als sie nun den Leichnam
Mit dem Finger wieder begruben,
Ließ sich die Bundeslade Marias wieder bewegen.

Menelek und seine Leute zogen weiter.
Sie kamen auf direktem Wege nach Tegray
Und erreichten schließlich Akksum.
Dort fanden sie den Satan dabei,
Ein Haus zu bauen
Und gegen Gott zu streiten.
Als Menelek dem Satan sagte,
Die Bundeslade Marias sei gekommen,
Hörte Satan auf, das Haus zu bauen,
Und er riß nieder, was er bisher gebaut,
Und Satan zog von dannen.
Die Steine wurden nun von Menelek verwandt,
Eine Kirche zu bauen
Für die Bundeslade Marias.


DRITTER GESANG


Wie die Königin geboren wurde,
Steht in einem alten Manuskript.

Auch das Evangelium
Erwähnt diese Frau.
Als Jesus die Leute verdammte,
Die ihn verurteilt zur Kreuzigung,
Sagte Er: Die Königin des Südens
Wird sich erheben am Tag des Gerichts
Und wird mit ihnen disputieren
Und sie verurteilen
Und niederschlagen diese Generation,
Die nicht lauschen der Predigt Meines Wortes,
Denn die Königin des Südens
Kam vom Ende der Erde,
Zu hören die Weisheit Salomos.
Und hier ist mehr als Salomo.

Die Königin des Südens,
Von der Jesus sprach,
War die Königin von Äthiopien.
Und mit den Worten,
Daß sie vom Ende der Erde kam,
Wies Jesus auf die schwächliche Konstitution von Frauen hin
Und dass sie die lange Reise auf sich nahm
Und die brennende Sonnenhitze
Und den Hunger auf der Reise
Und den Durst nach Wasser.

Diese Königin des Südens
Hatte ein sehr schönes Antlitz
Und ihre Gestalt war superb
Und ihr Verständnis und ihre Intelligenz,
Die Gott ihr gegeben hatte,
Waren von edlem Charakter,
So dass sie nach Jerusalem reiste,
Zu hören die Weisheit Salomos,
Dies tat sie nach einer Weisung Gottes
Und so fand sie Gottes Wohlgefallen.

Desweiteren war sie ausgesprochen reich
Und Gott hatte ihr geschenkt
Herrlichkeit und Reichtümer,
Gold und Silber,
Eine glänzende Erscheinung,
Kamele und Sklaven und Händler.
Und die Händler besorgten ihre Geschäfte
Und reisten umher für ihre Königin
Zu Wasser und zu Lande,
Auch bis nach Syene in Ägypten,
Ja bis nach Indien.


VIERTER GESANG


Und die Königin sprach:
Höre, mein Volk,
Und leihe deine Ohren meinen Worten.
Ich begehre Weisheit,
Mein Herz verlangt nach Einsicht.
Ich bin geschlagen mit der Liebe zur Weisheit.
Ich bin gefesselt von den Fesseln der Erkenntnis.
Weisheit ist besser als Schätze von Gold und Silber,
Weisheit ist besser als jede Kreatur auf Erden.
Was unter der Sonne wollt ich der Weisheit vergleichen?
Sie ist süßer als Honig
Und lässt einen mehr jubeln als Wein
Und sie erleuchtet mehr als die Sonne
Und ist kostbarer als Perlen und Edelsteine.
Weisheit fettet besser als Salböl
Und sättigt besser als Speise
Und gibt mehr Ehre als Gold und Silber.
Sie ist die Quelle der Herzensfreude
Und ein helles Licht für die Augen.
Sie gibt feste Schritte den Füßen
Und ist ein Schutzschild für die Brust
Und ein Helm für das Haupt
Und ein Kettenhemd für den Rücken
Und ein Gürtel für die Lenden.
Sie lässt die Ohren hören
Und die Herzen verstehen.
Sie ist eine Lehrerin der Gelehrten
Und eine Meisterin der Klugen
Und gibt Ruhm den Ruhmbegierigen.
Ein Königreich kann ohne Weisheit nicht bestehen
Und Wohlstand lässt sich ohne Weisheit nicht bewahren
Und die Nahrung bleibt ohne Weisheit nicht in den Vorratskammern.
Ohne Weisheit sind die Reden der Zunge unerträglich.
Weisheit ist der beste Schatz.
Wer Gold und Silber aufhäuft,
Tut dies ohne Gewinn,
Wenn ihm die Weisheit mangelt,
Aber wer Weisheit aufhäuft,
Diesen Schatz kann seinem Herzen niemand entreißen.
Wegen der Bosheit der Übeltäter
Werden die gerechten Wohltäter gepriesen
Und wegen der Frevel der Narren
Werden die gütigen Weisen gepriesen.
Weisheit ist erhaben und reich.
Ich will sie lieben wie eine Mutter
Und sie soll mich liebkosen als ihr Kind.
Ich will folgen den Fußspuren der Weisheit
Und sie soll mich immer beschützen.
Ich will Weisheit suchen
Und sie soll immer bei mir sein.
Ich folge den Spuren ihrer Füße
Und sie wird mich nicht verschmähen.
Ich will mich auf sie stützen
Und sie soll mir wie eine diamantne Mauer sein.
Ich will Asyl suchen bei ihr
Und sie soll meine Kraft und Stärke sein.
Ich will in ihr frohlocken
Und sie soll mir graziöse Gnade sein.
Es ist recht, den Fußspuren der Weisheit zu folgen,
Und recht für unsre Füße, in den Pforten der Weisheit zu stehen.
Wir wollen sie suchen,
Dann werden wir sie finden.
Wir wollen sie lieben
Und sie wird uns nie verlassen.
Lasst uns ihr folgen
Und wir werden sie gewinnen.
Lasst uns um Weisheit bitten
Und wir werden sie empfangen.
Wir wollen ihr unser Herz schenken,
So dass wir sie nie vergessen.
Wenn wir an sie denken,
Denkt sie auch an uns.
In Gegenwart von Narren erinnere nicht an die Weisheit,
Denn die Narren ehren die Weisheit nicht
Und die Weisheit liebt die Narren nicht.
Die Liebe der Weisheit gilt dem weisen Mann
Und sie scheidet sich nicht von ihm.
Wenn du den weisen Mann betrachtest,
Wirst du selber weise.
Höre auf die Aussprüche seines Mundes,
Daß du weise wirst wie er.
Schau dir an, wo er geht und steht,
Und verlasse ihn nicht.
Mögest du Erbe seiner Weisheit werden!
Ich liebe es, ihm zu lauschen,
Und ich liebe ihn auch, ohne ihn zu sehen,
Und die ganze Geschichte, die ich über ihn hörte,
Weckt in mir Begierde nach ihm
Wie Durst nach frischem Wasser.

Und ihre Edlen,
Sklaven und Mädchen sprachen:
Unsre Herrin,
Die Weisheit fehlt dir nicht,
Und wegen deiner Weisheit liebst du die Weisheit.
Wenn du zu ihm gehen willst,
Wollen wir mit dir gehen,
Und wenn du dich setzt,
Setzen wir uns mit dir,
Und dein Tod soll unser Tod sein
Und unser Leben soll dein Leben sein.

Die Königin machte sich bereit für die Reise
Mit großem Pomp und Majestät
Und vielen Dingen und langen Vorbereitungen.
Denn durch den Willen Gottes
Verlangte ihr Herz,
Nach Jerusalem zu reisen,
Daß sie lausche der Weisheit Salomos.
So machte sie sich bereit.
Und siebenhundertdreiundsiebzig Kamele wurden beladen
Und unzählige Maultiere und Esel wurden beladen.
Und sie machte sich auf die Reise
Und folgte dem Weg ohne Pause
Und ihr Herz vertraute auf Gott.


FÜNFTER GESANG


Sie kam an in Jerusalem
Und brachte dem König
Viele kostbare Geschenke,
Welche er begehrte zu besitzen mit großem Verlangen.
Und er gab ihr große Ehre
Und freute sich.
Und er gab ihr eine königliche Wohnung
Nahe bei seinem Palast.
Und er schickte ihr Speise am Morgen und am Abend,
Jedesmal fünfzehn Maß weißes Mehl,
Gebacken mit Öl,
Und Gewürze und Saucen,
Und dreißig Maß von weißem Korn,
Woraus Brot gebacken wurde
Für dreihundertfünfzig Leute,
Zehn Ochsen, fünf Bullen,
Fünfzig Schafe, ungezählte Lämmer,
Und Hirsche und Gazellen,
Und eine Tonne voll Wein von sechzig Maßen,
Und dreißig Maßen alten Wein,
Und fünfundzwanzig singende Männer
Und fünfundzwanzig singende Frauen
Und Mädchen
Und Honig und Süßigkeiten,
Und manches von der Speise, die er selber aß,
Und manches von dem Wein, den er selber trank.
Und jeden Tag bekleidete er sie mit Kleidern,
Die bezauberten
Und verhexten die Augen des Mannes.
Und er besuchte sie
Und ward gesegnet,
Und sie sah seine Weisheit
Und sein gerechtes Richten
Und seinen Glanz und seine Gnade
Und hörte die Beredsamkeit seiner Zunge.
Und sie wunderte sich in ihrem Herzen
Und war erstaunt in ihrem Geist
Und sie erkannte in ihrem Verstehen
Und empfing mit ihren Augen sehr klar,
Wie bewundernswürdig er war,
Und sie staunte außerordentlich über alles,
Was sie sah und hörte,
Wie perfekt er gebaut war von Gestalt,
Wie weise er war im Verstehen,
Wie friedlich er und gnädig war,
Wie gebietend seine Erscheinung.
Und sie bemerkte,
Wie tief seine Stimme war
Und wie diskret seine Lippen sprachen
Und dass er würdevoll gebot
Und dass seine Antworten leise waren
Und voller Ehrfurcht vor Gott.
Alles dies sah sie
Und sie war erstaunt
Über den Umfang seiner Weisheit
Und da mangelte nichts
In seinen Worten und Reden,
Sondern alles, was er sprach, war perfekt.


SECHSTER GESANG


Und die Königin von Saba
Sprach zu König Salomo:
Gesegnet bist du, mein Meister,
Da solche Weisheit und Erkenntnis
Dir von Gott gegeben worden ist.
Für mich wünsche ich nur,
Daß ich die Geringste deiner Kammermädchen sein darf,
So dass ich dir die Füße waschen dürfte
Und lauschen deiner Weisheit
Und vernehmen deine Erkenntnis
Und dienen deiner Majestät
Und mich erfreuen an deiner Klugheit.
O wie sehr erfreute mich deine Antwort
Und die Süßigkeit deiner Stimme
Und die Schönheit deines Ganges
Und der Gnadenreichtum deiner Worte.
Die Süßigkeit deiner Stimme
Macht mein Herz jauchzen
Und macht das Mark in meinen Gebeinen stark
Und gibt Mut dem Herzen
Und guten Willen und Gnade den Lippen.
Ich schaue auf dich
Und sehe deine unausschöpfliche Weisheit
Und deine außerordentliche Erkenntnis,
Deine Weisheit ist wie eine Lampe in der Dunkelheit
Und wie ein Granatapfelbaum im Garten
Und wie eine Perle im Meer
Und wie die Venus unter den Sternen
Und wie der Vollmond im Nebelschleier
Und wie die glorreiche Morgenröte am Horizont.
Ich danke dem Herrn,
Der mich zu dir geführt hat
Und dich mir gezeigt
Und ließ mich deine Stimme hören.

Und König Salomo antwortete ihr und sprach:
Weisheit und Erkenntnis kommen von dir selber.
Was mich betrifft, ich besitze die Weisheit
In dem Maß, wie Gott sie mir gegeben,
Weil ich sie von ihm erbeten habe.
Und du, obwohl du nicht kennst den Gott Israels,
Hast diese Weisheit wachsen lassen in deinem Herzen
Und bist gekommen, mich zu sehen,
Mich, den Sklaven Gottes,
Und den Tempel und das Tabernakel,
Welchen ich errichtet habe
Und wo ich diene
Und bewege mich vor meiner Herrin,
Der Bundeslade
Des Gottes Israels,
Der heiligen und himmlischen Tochter Zion.
Nun, ich bin der Sklave meines Herrn,
Und ich bin nicht ein autonomer Mensch,
Ich diene nicht gemäß meinem eigenen Willen,
Sondern entsprechend dem Willen des himmlischen Vaters.
Und diese Rede entspringt nicht mir selber,
Sondern ich sage nur,
Was Gott mir zu sagen gebietet.
Was immer der Herr mir gebietet, das tu ich,
Wohin immer er mich ruft, dahin geh ich,
Worüber er mich belehrt, das versteh ich.
Ich bin nur Staub vom Staube,
Aber Gott hat mir einen Leib und eine Seele gegeben,
Und obwohl ich nur aus Wasser bestehe,
Hat Gott aus mir einen starken Mann gemacht,
Und obwohl ich nur ein ausgegossener Samentropfen bin,
Der vertrocknet wäre,
Hätte mein Vater ihn auf die Erde fallen lassen,
Hat Gott mich gemacht zu seinem Ebenbild
Und hat mich Gott selbst ähnlich gemacht.


SIEBENTER GESANG


Die Königin gewöhnte sich daran,
Zu Salomo zu gehen
Und zu lauschen seiner Weisheit
Und sie in ihrem Herzen zu bewahren.

Und Salomo ging täglich zu ihr
Und besuchte sie
Und gab ihr Antwort auf alle ihre Fragen,
Und die Königin besuchte ihn oft
Und fragte ihn alles, was sie wissen wollte,
Und er gab ihr auf alles eine Antwort.

Und als sie sechs Monate bei ihm gewohnt hatte,
Wünschte sie, in ihre Heimat zurückzukehren,
Und sie sandte eine Botschaft an Salomo:
Ich verlange sehr, bei dir zu wohnen,
Aber nun, aus Liebe zu meinem Volk,
Will ich heimkehren in meine Heimat.
Alles, was ich von dir gehört habe,
Möge Gott es fruchtbar machen in meinem Herzen
Und fruchtbar in den Herzen aller,
Die es jemals hören werden.
Denn das Ohr kann nicht satt werden
Im Lauschen auf deine Weisheit
Und das Auge wird nie satt
Im Schauen auf die Schönheit deiner Weisheit.

Und als die Königin diese Botschaft
An Salomo geschickt,
Dachte er in seinem Herzen:
Eine Frau von solcher herrlicher Schönheit
Kam zu mir vom Ende der Erde!
Was weiß ich?
Wird Gott mir Samen in ihr geben?
Nun war Salomo ein großer Frauenfreund.
Er nahm hebräische Frauen,
Ägyptische und kanaanäische Frauen,
Amoritische und moabitische Frauen,
Syrische Frauen und andere Frauen,
Von denen er gehört,
Daß sie außergewöhnlich schön wären.
So hatte er vierhundert Königinnen
Und sechshundert Konkubinen.
So hatte Gott schon zu Abraham gesagt:
Ich will deine Samen zahlreich machen
Wie die Sterne am Himmel
Und den Sand am Strande des Meeres!
Und so tat Salomo.
Also sprach Salomo:
Was weiß ich?
Wird Gott mir Söhne geben
Von allen meinen Frauen,
Werden meine Söhne
In all den heidnischen Völkern
Könige werden
Und die Götzen zertrümmern.


ACHTER GESANG


(...)


NEUNTER GESANG


Die Königin freute sich
Und machte sich zur Abfahrt bereit.
Der König begleitete sie auf ihrem Weg
Mit viel Pomp und Zeremonie.
Salomo nahm sie beiseite,
So dass sie alleine waren,
Und nahm den Ring von seinem Ringfinger
Und gab ihn der Königin
Und sagte zu ihr:
Nimm diesen Ring,
Auf dass du mich nie vergisst!
Und wenn ich einen Sohn von dir bekomme,
Soll der Ring sein Zeichen sein.
Und wenn es ein Knabe ist,
Soll er zu mir kommen.
Der Friede Gottes sei mit deinem Geiste!
Während ich mit dir schlief,
Hatte ich viele Visionen im Traum,
Und es schien, als ob eine Sonne aufging über Israel,
Aber die Sonne wanderte nach Äthiopien.
Dieses Land Äthiopien soll durch dich gesegnet werden,
Gott will das.
Bewahre alles im Herzen, was ich dir gesagt hab,
Auf dass du Gott anbetest von ganzem Herzen
Und des Vaters Willen tust.
Der Herr stürzt die Arroganten
Und zeigt Mitgefühl mit den Kleinen,
Er reißt die Throne der Stolzen um
Und bringt die Armen zu Ehren.
Tod und Leben kommen von Gott
Und Reichtum und Armut
Sind verteilt nach Gottes Willen.
Alles ist sein
Und niemand kann seinen Befehlen widerstreben
Und seinem Gericht im Himmel und auf Erden
Oder auf dem Meer oder in der Unterwelt.
Gott sei mit dir!
Geh im Frieden Gottes!