Eine Komödie
Von Josef Maria Mayer
PROLOG
Die Vorgeschichte will ich euch erzählen.
Es war einmal ein frommer Pietist,
Sein Name: Bruder Markus Eichelberg,
Der war vermählt mit einer frommen Christin,
Der Lilie gleich, Susanna Eichelberg.
Susanna schenkte ihrem Ehemann
Als erstgebornes Töchterchen ein Mädchen,
Die nannte sie mit Namen: Angelina
Jolie, sie war ein wunderschöner Engel.
Und schwanger ward Susanna Eichelberg
Mit einer zweiten Tochter in dem Schoß,
Die wollte nennen sie: Laetitia Casta.
Doch Markus Eichelberg verließ die Gattin,
Weil sie ihm nichts als Töchterchen gebar
Und keinen Sohn vom Samen seiner Lende.
Susanna niederkam mit ihrer Zweiten,
Laetitia Casta war ein schönes Kind.
Als aber beide Töchter, Angelina
Jolie, Laetitia Casta, sechzehn Jahre
Auf Erden zählten, ging Susanna fort.
Susanna Eichelberg sprach zu den Töchtern:
Wenn ich nicht einen Sohn noch darf empfangen,
Wenn ich nicht einen Sohn noch darf empfangen,
Verzweifle ich und werde depressiv
Und bringe mich am Ende selber um!
So ging Susanna Eichelberg von dannen,
Von irgendeinem Manne zu empfangen
Noch einen Sohn zur Freude ihres Gatten,
Daß wieder käme Markus Eichelberg.
Die erstgeborne Tochter Angelina
Jolie ging früh schon in der Welt verloren,
Laetitia Casta aber ward zur Dame,
Sie ist die Heldin unserer Komödie.
ERSTER AKT
ERSTE SZENE
(Laetitia Casta allein.)
LAETITIA CASTA
Es sagen alle Männer, daß ich schön bin,
Sie schmeicheln mir und raspeln immer Süßholz.
Sie wollen alle mir zu Füßen liegen
Und hündisch mir die Stiefeletten lecken,
Erklären mich zu Mistress Universum
Und preisen mich als Gottes Partnerin,
Ja, als das feminine Antlitz Gottes!
Ja, manche sagen, über der Drei-Einheit
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
Die Einheit Gottes sei, die Höchste Gottheit,
Die eine Jungfrau sei – und die sei ich!
Die andern, nicht so weise, schwören mir,
Als Sklaven sich mir völlig zu versklaven
Und Blutschweiß schwitzend mir sich aufzuopfern!
Und andre, welche nicht so fleißig sind,
Sie lieben mich mit abgrundtiefem Selbsthass
Und schwören mir, sich selber umzubringen,
Wenn ich sie nicht empfange in dem Bett!
Nun, Rechtsanwälte muß ich fragen, ob
Ich diesen armen Narren sagen darf:
So bring dich ruhig selber um, was solls?
So bring dich ruhig selber um, was solls?
Doch habe ich noch keinen Mann gefunden,
Den ich von ganzem Herzen lieben könnte.
Ich fand zwar Kerle, aber keinen Mann!
Ich fand zwar Bürokraten und Autoren,
Akteure und Mechaniker und Bauern,
Perverse Mönche oder laue Priester
Und dekadente Fürsten, Manager
Voll grenzenloser Geldgier, Präsidenten
Voll ungeheurer Selbstverliebtheit, Sportler,
Die zu dem Fußballgott gebetet haben,
Doch einen Wahren Menschen fand ich nicht.
Wenn ich nun einen Menschen lieben wollte,
So müsste dieser Mann mein Schicksal sein.
Er müsste ganz allein der Liebe leben,
Doch Liebe nicht verwechseln mit der Lust.
Er sollte wissen, was die Liebe ist,
Die Liebe Gottes und die Frauenliebe,
Und sollte nicht perverser Sünder sein
Gemäß der Unzucht der modernen Zeiten.
Das Wörtlein Tugend oder auch Virtutes,
Das müsste ihm vertraut sein aus Erfahrung.
Wo aber soll ich finden solchen Mann
In unsern, ach, so prostituierten Zeiten?
Laetitia Casta – Freude an der Keuschheit –
So heiße ich, weil mich die Keuschheit freut.
Ach, lieber bleibe immer ich allein
Als mich mit einem Ziegenbock zu paaren!
ZWEITE SZENE
LAETITIA CASTA
O meine vielgeliebte Dienerin,
Wie such ich eine Heimat auf der Erde,
Wo ich empfangen bin und wohlgelitten
Und angenommen, wie ich eben bin!
BINAH
O Herrin, leider muss ich dir bekennen,
Auf dieser Erde ist kein Heimatort,
Ja, nicht einmal in der Kapelle Gottes,
Wo heut so viele Heiden sich versammeln!
Es ist nur eine Heimat in dem Himmel!
LAETITIA CASTA
Doch wenn ich diese Schenke sehe, Magd,
Gastfreundlich schein willkommen hier zu sein,
Ob liebe Menschen wohl hier wohnen mögen,
Ob warme Freundschaft in den Herzen lebt?
BINAH
Geliebte Herrin, Tochter meines Auges,
Mein Augenstern, du Apfel meines Auges,
Ball meines Auges, Mensch in meinen Augen,
Was ist die vielberühmte Freundschaft denn?
Wenn du berühmt bist und zu lachen hast,
Wenn zu den Reichen du dich zählst, zu den
Gesunden an der Seele und dem Leib,
Dann hast du hundert Freunde in der Welt.
Wenn du jedoch erkrankst, zum Beispiel dir
Der Krebs die wunderschöne Brust zerfrisst,
Und wenn du arm bist, wenn du betteln musst,
Dann schaun die Menschen dich verächtlich an
Und meiden dich, als wärst du ekelhaft.
Ja, wenn du jung und produktiv, erfolgreich,
Gesund, vergnügt, wenn du genießen kannst,
Dann klatscht die ganze Erde dir Applaus.
Wo aber sind die ganzen Freunde hin,
Wenn Gott dich ruft in dein Martyrium?
Dann, Herrin, hast du Gott allein zum Freund!
LAETITIA CASTA
Ach liebe Binah, meine Dienerin,
So schwarz will ich die Erde doch nicht sehen.
Ist diese wunderschöne Schöpfung Gottes
Vielleicht ein Tränental, ein Jammertal?
Nur wenn du selber voller Jammer bist,
Ist diese schöne Welt ein Jammertal.
Doch in der Schenke hier von Pappa Leo
Der Sanctus Spiritus soll wie Champagner
Mir Wonne gießen ein, wie Schaum des Sekts!
DRITTE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Das Weib scheint eine Gottheit mir zu sein,
Die Gottheit scheint mir wie ein schönes Weib!
ERSTER FREUND
Das scheint dir so, weil du alleine lebst,
Die Ehefrau erscheint dir nicht als Göttin.
Schau mich an, Bruder Gottlieb, ich bin zwar
Vermählt mit einer femininen Demut,
Doch oftmals nerven Frau und Kinder mich
Und zornig lauf ich nachts dann durch die Straßen
Und all mein Glück ist diese Schenke dann
Und das Gespräch mit einem guten Freund.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Des Weibes Schoß ist aller Wünsche Ziel
Und so erscheint mir Gottes Paradies
Nicht wie der Schoß von Vater Abraham,
Nein, wie der Schoß der Lieben Frau Maria!
ERSTER FREUND
Der Himmel soll ja einer Hochzeit gleichen,
Doch will ich Jesus nicht zum Manne haben,
Denn ich bin ja nicht homosexuell.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Was aber heißt das Wort des lieben Meisters,
Es wird im Himmel keine Heirat geben
Von Ehemann und Ehefrau, vielmehr
Die Himmelsbürger gleichen dann den Engeln?
ZWEITER FREUND
Im Himmel gibt es keine Ehefrau
Mehr zum ausschließlichen Besitz des Mannes,
Im Himmel ist nicht Standesamt, nicht Kirche,
Der Himmel ist der Harem Salomos,
In dem wir alle sorglos uns ergötzen!
ERSTER FREUND
Ja, das wär schön, ich weiß nicht, ob es wahr ist,
Vielleicht hat Mohammed prophetisch auch
Den Garten Eden schon gesehn, die Huris,
Ich weiß nicht, ob es in dem Paradiese
Noch sexuelle Einigungen gibt?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Wenn sexuelle Einigungen aber
Im Sinne Platons nichts als Schatten sind,
Und Urbild jeder sexuellen Einung
Ist die Vereinigung im Innern Gottes?
ERSTER FREUND
Gott ist doch unser Vater in dem Himmel.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Gott ist Vereinigung von zwei Personen
Im Geist der Liebe, oder wie der Papst sagt:
Der Gott der Liebe ist der Wahre Eros!
Der Gott der Liebe ist der Wahre Eros!
Die Gottheit ist die Göttliche Agape,
Die alle uns in ihrem Schoß empfängt!
VIERTE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Es summt so liebliche Musik in mir...
Wer bist du, schöne Frau? Bist du ein Engel,
Bist du ein Genius vom Morgenstern,
Bist du Apostelin der Göttin Venus,
Bist du ein Glanz vom Glanz der Schönheit Gottes?
LAETITIA CASTA
Bin eine Frau in aller Einfachheit.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Nur eine Frau? Oh, du bist eine Frau!
Ich glaube, dass die Frauen göttlich sind!
LAETITIA CASTA
Nein, ich bin nichts als eine Kreatur.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Nein, du bist mehr als eine Kreatur,
Du bist ein Ebenbild der schönsten Gottheit!
LAETITIA CASTA
Das schmeichelt meinem armen Frauenherzen,
Doch bin ich keine ideale Göttin,
Ich bin ein wahrer Mensch aus Fleisch und Blut.
O meine Dienerin, geliebte Binah,
Komm, hier in dieser Schenke sind charmante
Genossen, wahre Freunde schöner Liebe
Und Gentlemen der Minne-Höflichkeit.
BINAH
Mein Herr, ich seh es deinen Augen an,
Die voll von heißen Seelenfunken sind,
Anbetend glühend für die höchste Herrin,
Daß du ein Mensch bist, der die Liebe liebt!
Kennst du den alten Brauch der Provenzalen,
Den Minnehof, wo eine Kaiserin
Der Schönen Liebe hält ihr Weltgericht,
Und alle, die nicht in der Liebe leben,
Für alle Zeit verdammt in Dantes Hölle,
Und schöne Seelen in den schönen Leibern
Für alle Ewigkeit inthronisiert
Im Thron der Glorie in der Ruhmeshalle?
Zu einem solchen Minnehof geladen
Bist du, mein Herr, von meiner lieben Herrin.
LAETITIA CASTA
Ja, komm zum Jüngsten Tag der Schönen Liebe!
FÜNFTE SZENE
LAETITIA CASTA
Ich bin ja nicht die Richterin der Liebe,
Ich werde selbst gerichtet vom Gericht.
Und wenn ich auch mit Engelszungen flöte
Und wenn ich auch mit Frauenzungen flöte
Und hätte in mir keine wahre Liebe,
So wär ich eine Glocke ohne Schwengel!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Auch ich bin nicht der Richter in der Liebe,
Die Liebe sagt, dass ich nicht richten soll.
Ja, manchmal möcht ich mich wohl selber richten
Und möcht die eigne Seele schon verdammen,
Weil ich mehr Lust verspür als wahre Liebe,
Doch ich bin nicht der Richter meiner Seele,
Die Richterin, das ist die Liebe selber.
LAETITIA CASTA
Wer ist die Richterin am Minnehof?
Wer ist die Kaiserin der Schönen Minne?
Du, Binah, bist die Kaiserin der Minne!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
So wollen wir dich Göttin Binah nennen!
BINAH
Doch bin ich nichts, als Gottes Sklavin Binah.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Was heißt denn gar dein schöner Name Binah?
Heißt dieser Name Binah: Honigbiene?
Bist du Melissa oder gar Mylitta?
BINAH
Der Name Binah in der Juden Mystik
Bedeutet Einsicht, praktischer Verstand,
Die göttliche Vernunft, die Intelligenz.
Schon König Salomo im Buch der Sprüche
Sprach zu dem jungen Philosophenschüler:
Die Hagia Sophia, Gottes Weisheit,
Die Hagia Sophia, Gottes Weisheit,
Die wähle du zu deiner Wahren Freundin,
Und Binah, diese göttliche Vernunft,
Die liebe du als deine Wahre Schwester!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
So sei die Kaiserin des Minnehofes
Die göttliche Vernunft, der Intellekt,
Du, o du Intelligenz der Intelligenzen,
Du Große Mutter Binah, bist die Göttin,
Dich krönen wir mit Gottes schönster Krone,
Dich kränzen wir mit Gottes Kranz der Schönheit.
LAETITIA CASTA
Wir bitten, Intelligenz der Intelligenzen,
Dich, Große Mutter Binah, Gottes Einsicht,
Um Einsicht in der Liebe tiefstes Wesen!
ZWEITER AKT
ERSTE SZENE
BINAH
Ach meine hohe wunderschöne Herrin,
Ich hab zu einer Kaiserin kein Kleid.
LAETITIA CASTA
Ich habe schon geschickt zu Meister Schneider,
Andreas Schneider ist ein großer Künstler,
Ja, ein Genie der schönsten Frauenmode,
Und seine Gattin Madel Schneiderin
Ist selber wie die Weberin des Schicksals,
Sie kann noch selbst aus Spinnewebefäden
Dir weben ein sehr feines Negligé.
Bevor Andreas Schneider aber kommt
Mit seinem Kleide einer Kaiserin,
Sollst du von mir die besten Kleider haben.
BINAH
Schau hier nur meine elende Blue-jeans!
LAETITIA CASTA
Nur nicht so schüchtern, meine Dienerin,
Ernesto Cardenal sang schon die Hymne
An Venus in blue-jeans! Der selbe Dichter
Sah einen Automaten für Kondome
Und dachte an die beiden Sakramente
Des Ehesakramentes, Glied und Scheide.
BINAH
Doch eine Kaiserin der Höchsten Minne
Darf sich bewegen nicht in Männerkleidern,
Nicht in Bikini oder Mini-Rock.
LAETITIA CASTA
Nun geh an meinen großen Kleiderschrank,
Da findest du Bikini, Mini-Rock,
Blue-jeans, du schöne Venus in blue-jeans,
Doch findest du dort auch Madonnen-Mode.
BINAH
Nur keine Burka, hoffe ich, die ganz
Verhüllt den Körper einer schönen Frau
Und noch vergittert ihre schwarzen Augen.
LAETITIA CASTA
Wo denkst du hin? O nur kein Fanatismus!
Nein, schau dir die Madonnen-Mode an!
Wie fließt der himmelblaue Äther-Umhang,
Wie fließt das seidenfeine weiße Kleid,
Daß noch der Brüste Spitzen sind zu sehen,
Der Hauch von Schleier auf der Lockenflut
Fließt meerschaumgleich bis zu den nackten Füßen.
BINAH
Ja, die Madonnen-Mode, die gefällt mir,
Zugleich ganz keusch, zugleich ganz voller Liebreiz!
LAETITIA CASTA
So hast du nun ein Kleid, o Göttin Binah!
ZWEITE SZENE
(Laetitia Casta und Binah.)
LAETITIA CASTA
Ach Binah, du bist meine Dienerin,
Ach Binah, du bist meine Kaiserin,
Doch eine Freundin hab ich leider nicht.
Ich war für viele Menschen gute Freundin,
War ihnen Beistand in der höchsten Not,
War immer da mit Rat und Tat der Hilfe
Und schenkte meine Freundschaftsliebe selbstlos,
Doch selber hab ich keinen wahren Freund,
Doch selber hab ich keine wahre Freundin,
Für mich macht keine doch den Finger krumm.
BINAH
Schau auf den Wirt der Schenke, Pappa Leo,
Betrachte seinen kleinen schönen Sohn,
Der wird dir reine Freundschaftsliebe schenken.
LAETITIA CASTA
Du meinst den kleinen blondgelockten Saki?
BINAH
Ja, nimm dir einen Becher süßen Schaumwein,
Den besten roten zuckersüßen Schaumwein
Und spritz den Schaumwein an der Pforte Pfosten
Und sage zu dem goldgelockten Knaben:
Das ist das Opferblut des Agnus Dei!
Das ist das Opferblut des Agnus Dei!
Dann reiche ihm mit deiner Hand den Becher,
Daß seine Lippen an dem Becher saugen
Den roten Schaumwein wie des Lammes Blut
Und seine Zunge leckt noch aus dem Becher
Das letzte Zuckerkorn des süßen Schaumweins.
LAETITIA CASTA
Was sagen dann die Menschen dieser Welt,
Wenn sie mich einen Knaben lieben sehen?
Ich bin doch keine Kinderschänderin!
BINAH
Wir geben diesem goldgelockten Knaben
Die lange braune Haarflut als Perücke
Und sagen: Dies ist Schwester Angelina
Jolie, Laetitia Castas Seelenschwester.
LAETITIA CASTA
Ach, keine Liebe war ja je so keusch,
Wie keusche Liebe zwischen Schwesterseelen.
BINAH
(ruft aus der Tür)Komm, kleiner Saki, komm, geliebter Schenke,
Komm, Gottes Liebling, dein bedarf die Lady
Laetitia Casta, komm nur schnell, Geliebter!
SAKI
(Hereinrennend)Wie kann ich meiner Herrin Freude machen?
Was du dir wünschst, will ich dir Liebes geben!
LAETITIA CASTA
Du bist im Spiel jetzt Schwester Angelina
Jolie. Als Lohn für deinen Liebesdienst
Schenk ich dir meine schönste Muschelperle.
DRITTE SZENE
BINAH
Großmütterchen, des lieben Saki Oma,
Da wir verwandelt haben ihren Enkel
In diese wunderschöne Angelina
Jolie, soll mit der Ehre ihres Enkels
Großmütterchen zum Ruhm erhoben werden.
Wir sind am Minnehof der Kaiserischen,
Großmütterchen, wer möchtest du jetzt sein?
GROSSMUTTER
Ich möchte sein die reizende Madame,
Die weltberühmte Dame Pompadour.
BINAH
Theresia Maria Österreich
Und Katharina von der Alten Rus
Und diese schöne Dame Pompadour,
Sie waren einst das weltberühmte Dreieck,
Der Venus Delta in Europas Schoß.
Doch Preußens Friedrich, dieser kalte Mann,
Er nannte diese Damen Prostituierte.
GROSSMUTTER
Nicht Prostituierte, sondern einfach Huren.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Nun, Notre Dame Pompadour, sag an,
Wo ist der kleine Jesus Christ geboren,
In Bethlehem in Juda oder Wien?
GROSSMUTTER
Wenn Notre Dame Maria, Vierge Noire,
Wär eine nette Wienerin gewesen,
So wäre Engel Gabriel gekommen
Und hätte ausgesprochen: Gnädige,
Ich küss die Hand! Sie werden Muttergottes!
Dann hätt gesagt die Wienerin Maria:
Ach gnädger Herr, ach kommen’s morgen wieder!
Ach gnädger Herr, ach kommen’s morgen wieder!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Madame Pompadour, sagt, was ist Mekka?
Ein Wallfahrtsörtchen? Eine Tasse Kaffee?
GROSSMUTTER
Ja, alle Türken wollen zu dem Mokka.
Als Kind hab ich gelernt den Kindervers:
Trink nicht so viel vom türkischen Kaffee!
Trink nicht so viel vom türkischen Kaffee!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Bei wie viel Zwergen lebte einst Schneewittchen?
Schneewittchen, ach, mit ihrer weißen Bluse,
Den langen seidenglatten schwarzen Haaren,
Dem Mund, dem Mund von süßen roten Kirschen!
GROSSMUTTER
Bei sieben Zwergen lebte einst Schneewittchen,
Die war die Schönste in dem ganzen Lande.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Madame Pompadour, Ihr seid voll Weisheit,
Ihr habt gewonnen drei Milliarden Schekel!
VIERTE SZENE
GEORG SCHÖNLING
O Schönheitsgöttin! Du bist so knabenhaft! Nur die Harten kommen in den Garten, das ist die ganze erotische Mystik des Islam. Nicht die Weich-Eier kommen in den Garten, eher kommen noch die Ekligen in den Garten! Ja, meine knabenhafte Schönheitsgöttin, mein homoerotisches Modell, sei nur ekelhaft! Wir wollen über Liebe sprechen. Wenn du mich nicht erhörst, mein androgyner Urmensch, ich schwöre dir, ich wohne dann einer Zicke bei! Gut, dass es die Tempel der Hinduisten gibt, so weiß ich, wie die Götter lieben! Das ist ein Gott, ein echter Kerl, der an die Wand pissen kann, der besteigt die Heilige Kuh von hinten! Das ist ein Gott, ich denke, das ist der ewige Urbuddha, der steht und vor ihm kniet seine Brautseele, weiblich dargestellt, aber sie ist ein kleiner Novize, der liebt den Gott und schafft dem Buddha Glückseligkeit durch den Mundverkehr! Aber keine Angst, Angelina Jolie, wir wollen uns viktorianisch verhalten und heiraten! Dann erst in der Ehe ist die Unzucht legal! Nun, du bist erst neun Jahre alt, Angelina Jolie, da werden wir keine andere Kirche finden, uns zu trauen, als die deutsche Luther-Kirche. Die Frau Pastorin ist geschieden und lebt jetzt mit ihrem Buhlen in wilder Ehe zusammen. Ihr Geliebter stillt das Baby, die Frau Pastorin leitet den Gesprächskreis der feministischen Theologinnen. Diese Frau Pastorin wird uns sicher vermählen. Wenn wir dann verheiratet sind, dann sollst du mir das Sakrament der Mundkommunion spenden! Komm, zum Zeichen dass du zu mir gehörst und nicht zu diesem Gottlieb Liebstöckel, leg wie der Knecht Eliezer seinem Herrn Abraham deine Hand an meine Lende zum Schwur: Ich bin ganz dein! Mir geschehe nach deinem Wunsch und Begehren!
FÜNFTE SZENE
DIETER BECKER
Tu est un con!
DETLEF WEGENER
Was sagst du, Arschloch ?
DIETER BECKER
Du Fotze!
DETLEF WEGENER
Ich hab mir eine elektrische Fotze gekauft! He, Pflaumenschnaps!
DIETER BECKER
Was dem einen seine Pflaume, ist dem andern seine Feige.
DETLEF WEGENER
Feige, fica, la figue, the fig!
DIETER BECKER
Ach, du kannst französisch?
DETLEF WEGENER
Ich hatte mal so eine kleine Französin!
PROFESSOR
Cunnus heißt Fotze und lingua heißt mit der Zunge lecken.
DETLEF WEGENER
Gib mir die Flasche!
PROFESSOR
Du bist ein Flaschenhals!
DIETER BECKER
Gib mir einen Becher!
PROFESSOR
Spritzt aus dem Flaschenhals der Schaumwein in den Becher!
DIETER BECKER
Will ich den Becher noch auslecken!
PROFESSOR
Fass mal mit der Hand an den Flaschenhals!
DIETER BECKER
Nein, das macht mein Weib! Professor, bei dir hab ich noch nie ein Weib gesehen!
PROFESSOR
Meine Dame ist die schwarze Königin im Schach.
DETLEF WEGENER
Ich bin zu dumm zum Schachspiel.
PROFESSOR
Bei allen konvulsivischen Kontraktionen, ihr seid alle unerträgliche Dummköpfe!
SECHSTE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Ich liebe dich, du wunderschöne Lady
Laetitia Casta, meine Aphrodite!
Ich bin ganz dein, o meine Aphrodite!
LAETITIA CASTA
Ich stieg direkt vom dritten Himmel nieder,
Ich komm vom Genius des Morgensterns,
Der Engel Haniel, der Charis Diener,
So stieg ich nieder vom Planeten Venus
Und reiste durch den Jupiter und Merkur
Zum Mars und weiter zu der sanften Luna
Und von der Luna kam ich zu der Erde.
Nun preise du doch einmal meine Brüste!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O weißer Brüste Paar der Aphrodite,
Du hochgelobtes Land von Milch und Honig,
Du Paradies von leckerm Marzipan,
Du Götter-Ballspiel mit den Marmorbällen,
Ihr hüpfenden Gazellen-Zwillingskitze,
Du Zuckerberg in dem Peru Mariens,
Du Doppelgipfel von dem Berge Horeb,
Parnass und Helikon, ihr Zwillingsschwestern,
Du Berg-und-Tal-Bahn und Cupidos Sitz,
Himalaya der Dritten Göttin Liebe,
Du Busen, dem die Galaxie entströmt,
Ihr, die ihr Liebe flößt und Weisheit ein,
Du Gottesliebe und du Nächstenliebe,
Du Altes Testament und Neuer Bund,
Du, prall von Muttermilch des Trostes Gottes,
Reichäpfel ihr der Gottheit Magna Mater,
Des Wonneparadieses Himmelsberge,
Milchmütter unsres fleischgewordnen Gottes,
Ihr Lebensquellen und ihr Liebesquellen,
Ihr weißen Betten in dem Paradiese,
Du Doppel-Weinberg mit Rosinengipfel,
Rosinenkuchen ihr zum Feigenkuchen,
Ganz Indien preist die Mutterbrüste Devis,
Denn Devis Brüste sind das Paradies,
Denn Devis Brüste sind die Brüste Gottes!
Ich aber, o ihr Mutterbrüste Gottes,
Ich bin ein Kind am Mutterbusen Gottes,
Ihr aber, Liebesäpfel Aphrodites,
Entflammt mich mit der Göttin Liebesflamme!
LAETITIA CASTA
Ich lege meine weiße Bluse ab,
Die keusch verschleierte die weißen Brüste,
Und ziehe an ein feines schwarzes Hemdchen,
Daß du die Brüste der Geliebten anstaunst,
Denn dich erwählte ich zum Favoriten
Und zum Erwählten meines vollen Busens!
SIEBENTE SZENE
LAETITIA CASTA
Gottkaiserin, o gib uns deinen Segen!
BINAH
Laetitia Casta, du bist von dem Adel
Der Schönheit! Was ist Schönheit eigentlich?
Die Schönheit, sie ist ein Ur-Phänomen,
Die in der Welt nie völlig rein erscheint.
Ur-Phänomen der Schönheit ist ein Glanz
Der Ordnung in dem Universum Gottes.
Von diesem göttlichen Ur-Phänomen
Ein Abglanz fällt auf alle schönen Dinge.
Und diesen Abglanz von dem Glanz der Schönheit
Der ewigen Urgottheit der Urschönheit
Sieht Gottlieb visionär in deiner Schönheit,
Um Gottes Schönheit ewig anzubeten
Im Sakrament der Schönheit der Geliebten.
Du, Frauenschönheit von der Gottesschönheit,
Bist ihm ein Sakrament und Mittlerin
Zur ewigen Urgottheit der Urschönheit,
Die er von Ewigkeit zu Ewigkeit
Anschauen will und selig tief genießen!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Gottkaiserin, gib mir auch deinen Segen!
BINAH
Du, guter Mann, bist für die Vielgeliebte
Ein Zeichen für den Geist in dieser Welt,
Ein Sakrament der Weisheit und Vernunft.
Dein Geist ist ihr ein Licht vom Geiste Gottes,
Dein Wort ist ihr ein Schall vom Worte Gottes.
Nicht irdischer Begierlichkeit der Lust
Im fleischlichen Genuss der Sinnlichkeit
Liebt dich die Vielgeliebte als den Freund,
Du bist ein Hinweis ihr auf Gottes Weisheit,
Mysterium in dem Geheimnis Gottes,
Denn deine Worte sind erfüllt vom Wort
Und so vernimmt die Vielgeliebte in
Den Worten ihres Freundes Gottes Wort
Und meint gar manchmal, wenn du vor ihr stehst,
Daß Jesus vor ihr steht und zu ihr spricht!
LAETITIA CASTA
Du, Binah, du bist meine wahre Freundin!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O Binah, segne unser beider Freundschaft!
BINAH
Sei eure keusche gottgeweihte Freundschaft
Ein Sakrament der treuen Freundschaft Gottes!
DRITTER AKT
ERSTE SZENE
BINAH
Mein lieber Gentleman und liebe Lady
Laetitia Casta, jetzt geb ich euch Urlaub.
O Gottlieb, sei du allzeit Gentleman
Und habe feines Taktgefühl und Anstand
Und halte Maß und rede edle Worte
Und nicht gemeine Worte, denn dann wirst du
Mund Gottes sein und Sapientia sabbern!
Und du, geliebte wunderschöne Lady
Laetitia Casta, eine Stunde vor
Dem Mittagessen gehe du spazieren
Mit deinem vielgeliebten Schoßhund Gottlieb.
Du bist noch jung, Laetitia Casta, du
Darfst einen Baum besteigen. Schaut genau
Den nächsten Eichbaum an, umklammert von
Den Efeuranken oder schaut die Ulme,
Umklammert von dem Wein mit prallen Trauben.
Und schaut ihr Hügel, seien euch die Hügel
Der Venus Hügel, schaut ihr Doppelgipfel,
Schaut, ob ihr oben Jadeknospen findet.
Ja, manchmal steht die Welt auch Kopf, fürwahr,
Da findet man in Ulmen auf dem Gipfel
Die schönsten Muscheln. Streift ihr durch das Tal,
Schaut ganz genau den Rosenbusch euch an,
Oft findet man im Rosenbusch die Perle.
Kommt ihr zum Teiche, wo die Kranichpaare
Vereinigt durch den blauen Äther segeln,
Schaut die Fontäne an, die Springfontäne,
Die wie Champagner aus dem Flaschenhals
In hoher Säule aufspritzt und zerfließt.
Doch kommt ihr zu den Auen mit den Kühen,
So schaut, der Stier hat viele Mutterkühe,
Die Mutterkühe haben volle Euter,
Und wenn sie mit den breiten Hintern schaukeln,
Dann buttern sie, wie man in Indien sagt.
Und kommt ihr zu den Auen mit den Schafen,
Schaut an die Heiligkeit des reinen Lammes,
Wie es von hinten tritt heran zum Mutterschaf
Und zwischen dieses Schafes Hinterbeinen
Die Zitze sucht, dass es sie saugen darf.
Die Tiere haben alle eine Weisheit,
So lernt von ihnen, wie man lieben muss.
Zum Mittagessen kommt zurück ins Haus
Und esst Kartoffeln, in dem heißen Fett
Frittiert, und Würste esst dazu und dann
Legt eine Stunde nach dem Mittagessen
Zum Mittagsschlaf euch in das keusche Bett.
ZWEITE SZENE
BINAH
Eröffnet ist an diesem Nachmittag
Der Minne-Hof der Minne-Aristokraten.
LAETITIA CASTA
O mein geliebter Freund, erklär mir Liebe!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Und hätt ich tausend Zungen in dem Mund,
Auslecken könnt ich nicht das Meer der Liebe.
Doch ich beginne bei der Mutterliebe.
Schaut eine Henne euch im Garten an,
Wenn sie geboren ihre kleinen Küken
Und dann spazieren geht mit ihren Küken
Und immer ihre Küken dicht sich drängen
An Mutters Rock, das Flügelkleid der Glucke.
Und wenn die Glucke sich dann niedersetzt
Und in dem Schatten ihrer Schwingen birgt
Die kleinen Küken, hörst du Piep, piep, piep!
Genau so ist die Große Mutter Jesus!
Und hörtet ihr nicht auch vom Pelikan?
Die Mutter Pelikan mit ihrem Schnabel
Pickt sich den Busen blutig, mit dem Blut
Des Herzens nährt sie alle ihre Küken.
So bringt die Große Mutter Jesus auch
Am Kreuz ihr Liebesopfer für die Kinder
Und lässt das Herz sich öffnen von der Lanze
Und Blut und Wasser lässt sie strömen aus
Und füttert ihre Kinder mit dem Manna,
Süßschmeckend ist die Himmelsspeise Manna,
Schmeckt jedem Kind nach eigenem Geschmack.
Und denkt euch eine Oma heiligmäßig,
Die ihren Enkel aufzieht in dem Glauben
Und lehrt ihn Paternoster und Tedeum
Und betet stets für ihn wie Monika
Für Augustinus allezeit gebetet,
Dann werdet ihr verstehen, dass der Enkel
Sich sagt: Ich lieb die Große Gottesmutter,
Maria ist die Große Mutter Gottes
Und ich bin Gottes Kind, so ist Maria
Großmutter nach der Gnadenordnung mir.
In aller dieser süßen Mutterliebe
Wir finden Gottes absolute Liebe,
Bedingungslose Mutterliebe Gottes,
So dass wir mit dem süßen Bernhard sagen:
Gott, unser Herr, ist wahrhaft Magna Mater!
Gott, unser Herr, ist wahrhaft Magna Mater!
LAETITIA CASTA
Wie süß du von der Mutterliebe sprichst,
Mein Freund, was aber ist die Freundschaftsliebe?
Ist Freundschaft eine Form der Liebe auch?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Die Philosophen der Antike und
Des frommen Mittelalters priesen Freundschaft,
Weil diese Form der Liebe nicht vom Trieb
Der Fruchtbarkeit beherrscht wird, sondern ganz
Vom Geist. Die Männerfreundschaft in dem Geist
Wie der Apostel Brüderbund ist heilig,
Wie Petrus mit Johannes Markus war
Befreundet, diese Freundschaft war ein Zeichen,
Daß Jesus sie nicht mehr als Sklaven sah,
Daß Jesus seine Jünger Freunde nannte.
So Jesus stiftete den Freundschaftsbund
Der Brüder, aber auch der frommen Schwestern,
Wie Sankta Klara fromme Freundin war
Dem heiligen Franziskus keuscher Liebe,
Und wie Teresia von Jesus Freundin
War Juan de la Cruz im Geist des Karmel,
Wie Jeanne Chantal war Freundin Franz von Sales,
Und wie die schwarze Göttin Kali, Mutter
Teresa von Kalkutta, geistig war
Befreundet mit dem Papst Johannes Paulus,
Johannes Paulus griff zum Telephon
Und schickte einen Gruß vom Vatikan
Von Roma zu dem indischen Kalkutta
Und sagte nur: Wir lieben dich, o Mutter!
Die Mutter sagte: Dankeschön, mein Papst!
Das war der ganze Segen des Apostels.
Die Philosophen Griechenlands die Freundschaft
Verehrten als die Göttin Philia,
Die Welt im Innersten zusammenhaltend.
Der Krieg jedoch als Vater aller Dinge
War der Zerstreuer und Zerstörer aller
Der Elemente in dem Universum,
Doch Philia, die Königin der Freundschaft,
Hält alles in dem Innersten zusammen,
Durch Sympathie des Kosmos Elemente
Vereinend, dass das Universum wird
Zu einer Zivilisation der Freundschaft,
Zu einer Theokratie der freien Geister,
Da herrscht die Göttin Philia als Herrin.
Auch Salomo sprach herrlich von der Freundschaft,
Denn wie der Christus Freund der Christen ist,
So ist die Hagia Sophia Freundin
Der Weisen, denn dem wahrhaft Weisen ist
Die Hagia Sophia seine Freundin,
Sophia ihm intimvertraute Freundin.
LAETITIA CASTA
Auch ich will dir vertraute Freundin sein.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Wie schön, dass du mich magst zum Freunde haben!
Das ist ein großes Glück in meinem Leben!
LAETITIA CASTA
Was aber ist der hochgerühmte Eros?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Die Philosophen Griechenlands mit Orpheus
In Eros sahen schöpferische Macht.
Sie sagten, Eros wohne immanent
Im Urkeim dieses Universums, als
Die immanente Intelligenz, die alles
Entwickelt in den Evolutionen zu
Dem höchsten Ziel erotischer Entelechie,
Der Amorisation des Universums.
Die Philosophen kennen auch den Eros
In herzlicher Verliebtheit, da ist Eros
Die Liebe zu der Schönheit der Geliebten,
Zuerst zur Körperschönheit der Geliebten,
Sodann zur Seelenschönheit der Geliebten,
Sodann die Liebe zu der Tugendschönheit,
Zuletzt die Liebe zu der Schönheit Gottes.
Man nennt sie heilige Urania,
Die Venus purer spiritueller Liebe.
In allem Eros drängt zur Einigung,
In menschlicher Erotik Eros drängt
Zu der Vereinigung von Mann und Weib,
Der Eros zwar bedient sich da des Sexus,
Indem der Phallus sich vereint der Vulva,
Allein dies ist ein Ausdruck nur des Eros,
Der Seelen eint, so dass die Liebenden
Zu Einem Menschen werden sozusagen.
Jedoch der Eros ist als schöpferische
Gewalt der Liebe schöpferisch und fruchtbar
Und die Zweieinigkeit von Mann und Frau
Wird fruchtbar in dem Geist gezeugten Kindes.
So die Erotik der Vereinigten
Im Ehesakrament wird mit den Kindern
In einer heiligen Familie Gleichnis
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
So ist der Eros in der Menschenwelt
Realsymbol des Eros in der Gottheit.
Was aber ist der Eros in der Gottheit
Als die Vereinigung von zwei Personen
In dem Mysterium der Liebe Gottes?
Sankt Dionysius Areopagita
Sprach als der Vater abendländischer Mystik
Vom Eros Gottes, nämlich Er ist Christus,
So dass die Heiligen als Christi Narren
Laut weinend durch die Gassen liefen, rufend:
Ah weh, mein Eros ist gekreuzigt worden!
Ah weh, mein Eros ist gekreuzigt worden!
Ha! Eros ist vom Tode auferstanden!
Die Menschen lieben meinen Eros nicht,
Ah weh, sie lieben meinen Eros nicht!
Denn Jesus Christus ist der Eros Gottes,
Der von dem Himmel kam zur Erde nieder,
Zur Braut zu wählen sich die schöne Psyche
Und Psyche in den Himmel zu entrücken
Und Psyche durch Vereinigung mit Eros
Aus Liebe zu vergöttlichen zur Göttin!
LAETITIA CASTA
Wer solche Hymnen singen kann dem Eros,
Kann sicher gut mit seiner Zunge küssen!
Was aber weißt du von der Karitas?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O Freundin, alle Worte sind vergeblich!
Doch denk dir eine aufgeregte Hündin,
Ein Mann hält an dem Seil die junge Hündin,
Sie springt umher und zerrt an diesem Seil
Und gibt dann auf und legt sich ruhig hin,
So kommen wir im Beten zu der Ruhe.
Dann gleicht die Seele aber einem Garten,
Da wunderschöne Lotosblumen blühen.
Im Meditieren nimmt der Gärtner nun
Die Kanne, fasst den Hals der Kanne an
Und gießt das Wasser auf die Lotosblumen.
Das ist doch mühsam, ist noch eine Arbeit.
Doch kommt das kontemplierende Gebet
Dem Lotosgartenparadiese gleich,
Das von dem Regen des Monsun befruchtet
Aus reiner Gnade aufblüht zu dem Himmel.
Dann ist die Gottheit da wie eine Sonne
Und lädt den Menschen zu der Liebe ein.
Die Gottheit Schöne Liebe spricht zum Menschen
Und sagt: So lass dich einfach von mir lieben!
Aus reiner Gnade neig ich mich zu dir
Mit allem Überflusse meiner Liebe
Und bringe dir das Licht der Liebesflamme
Und lass dich saugen an den Mutterbrüsten
Und ruhen an dem Busen deiner Gottheit
Und in der seligen Umarmung ruhen
Und im Mysterium des heiligen Fleisches
Verschmelzen mit der Liebe deiner Gottheit,
Um einzugehen in den Schoß der Gottheit,
Um eins zu werden mit der Gottnatur
Und in dem Inneren der Schönen Liebe
Ein Gott zu werden in dem Schoß der Gottheit
Mit aller göttlichen Glückseligkeit
Und allem Übermaß von Lust und Wonne,
Denn Ich, die Gottheit Ewig-Schöner Liebe,
Ich habe große Lust an dir, Geliebter!
LAETITIA CASTA
Ich singe Halleluja, Halleluja!
BINAH
Bist du zufrieden, vielgeliebte Lady
Laetitia Casta, mit des Freundes Weisheit?
LAETITIA CASTA
Komm, Freund, komm mit zum Teich des Kranichpaars,
Wenn Luna silbrig macht den schwarzen Busch,
Dann geb ich dir den ersten keuschen Kuss,
Der mehr berauscht als aller Schaum des Sekts,
So dass von meinem keuschen Kuss erregt
Du den Orgasmus in der Seele spürst.
DRITTE SZENE
PAPPA LEO
Die Fässer in dem Keller sind noch voll,
Wo aber sind die Gäste zu dem Weinfest?
SAKI
O Väterchen, ich habe großen Hunger!
PAPPA LEO
Geh in die Küche, in der Pfanne schmort
Das beste Lammfleisch, tu es auf den Teller,
Dazu nimm Krautsalat von dem Salatkopf
Inannas, und dazu den Knoblauchquark
Und Zwiebeln nimm und scharfe Peperoni.
SAKI
Wie gut du doch zu mir bist, lieber Pappa!
UNBEKANNTER
Ich grüße euch mit einem Pax vobiscum!
PAPPA LEO
Ich sage: Salam aleikum, Unbekannter!
UNBEKANNTER
Ich sag dir meinen Namen: Josef Levi
Von Zypern, auch genannt der Sohn des Trostes.
In dunkler Nacht ging ich aus meinem Haus
Mit leisen samtenschwarzen Katzenpfoten
Und suche meine vielgeliebte Herrin,
Die ich bisher nur in dem Traum gesehen.
PAPPA LEO
In meiner Schenke, wo die Zecher zechen
Den heiligen Spiritus aus breiten Bechern,
Da haben wir Studentinnen der Liebe,
Studentinnen der Künste in der Liebe,
Da wirst du wohl ein Weib zur Liebe finden.
JOSEF LEVI VON ZYPERN
Ich meine doch nicht irgendeine Dirne,
Die Dirnen können Bürokraten haben.
Ich suche nur die Göttin Phantasie,
Schoßtochter Gottes, mir von Gott vertraut,
Die schon als meine Seelenzwillingsschwester
War mit mir in der Mutter Uterus
Und war mit mir vereint vor der Empfängnis
Als himmlische Idee, als Ideal,
Im Mutterschoß des Heiligen Geistes Gottes!
PAPPA LEO
Nimm vorerst einen Schluck aus diesem Becher,
Denn nüchtern auch gefällt die schlechte Dirne,
Doch trunken findest du die rechte Braut,
Die bei der Hochzeit um den Wein sich kümmert.
FREMDE FRAU
Ich komm im Namen meines Göttergatten!
VIERTER AKT
ERSTE SZENE
PROFESSOR
(sabbernd)Hallo, schönes Fräulein! Darf ich wagen, Ihr Arm und Geleit anzutragen?
FREMDE FRAU
Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn.
PROFESSOR
Kluges Mädchen, und so reizend!
DETLEF WEGENER
Wie die Brüste sich abzeichnen durch das Hemd!
DIETER BECKER
Runter mit dem Hemd! Trägst doch hoffentlich keinen Büstenhalter?
DETLEF WEGENER
Sonst auch runter mit dem Büstenhalter!
DIETER BECKER
Aber trägt sie einen Slip unterm Rock?
DETLEF WEGENER
Das käm auf eine Probe an.
FREMDE FRAU
Rührt mich nicht an!
DETLEF WEGENER
Oh, eine kleine Rührmichnichtan!
DIETER BECKER
In Wahrheit gewiss eine Jelängerjelieber! Runter mit dem Rock!
DETLEF WEGENER
Du zuerst, Genosse, dann ich!
PROFESSOR
(sabbernd)Lasst es mich auch noch mal versuchen!
DIETER BECKER
Du kriegt doch keinen mehr hoch, du alter Sack von Oberlehrer!
DETLEF WEGENER
Die Hure besorgt es dir schon. Auf sie mit Gebrüll!
FREMDE FRAU
Maria hilf!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Weg, ihr räudigen Rüden, bei Jesus, weg mit euch, ihr Satansmenschen!
ZWEITE SZENE
PAPPA LEO
Ach das ist doch die Madel Schneiderin!
MADEL
Ich hab die kaiserlichen Kleider an
Der byzantinischen Prinzessin von
Der Kaiserstadt des ganzen Morgenlandes.
BINAH
So trägst du meine kaiserlichen Kleider?
Zieh sie nur ruhig aus und gib sie mir.
MADEL
Hier also ist die kaiserliche Krone –
(Sie legt die Krone ab)Hier ist die königliche Perlenschnur
(Sie legt die Perlenschnur ab)Hier ist der kaiserliche Siegelring –
(Sie streift den Ring vom Finger)Hier ist der feminine Hochzeitsschleier –
(Sie nimmt den Schleier ab)Hier ist der himmelblaue Sternenmantel –
(Sie lässt den Mantel fallen)Hier ist das Gazekleid, bestickt mit Blüten –
(Sie lässt das Gazekleidchen fallen)Hier ist der rote Rock der Königin –
(Sie lässt den Rock sinken)Hier sind die Strümpfe der Ophelia –
(Sie zieht die Strümpfe aus)Hier sind der Himmelskönigin Sandalen –
(Sie zieht die Sandalen aus)Hier ist der Aphrodite Büstenhalter –
(Sie legt den Büstenhalter ab)Hier ist der Slip, der Eva Feigenblatt –
(Sie zieht den Slip aus)GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Gott schuf dich als das Meisterwerk der Schöpfung!
LAETITIA CASTA
O wunderschöne Madel Schneiderin,
Leg doch zumindest diesen Schleier um,
Es ist ein Hauch nur ätherfeiner Gaze,
Doch darf die Dame sich nicht prostituieren
Und muß verschleiern ihre keusche Nacktheit
Zumindest mit dem transparenten Schleier
Des Sonnenlichtes um den Ätherkörper!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O heilige Maria Magdalena,
Ich hab die Göttin Venus Medici
Gesehn im Striptease! Herr, erbarme dich!
DRITTE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O Binah, unsre Minnekaiserin,
Leg an der Eva keusches Feigenblatt,
Auf dass die Reinheit ewig triumphiere,
Leg an der Aphrodite Büstenhalter,
Daß allzeit quelle uns die Milch des Trostes,
Leg an der Himmelskönigin Sandalen,
Daß wir des Friedens Freudenbotschaft bringen,
Leg an die Strümpfe der Ophelia,
Daß uns die Armen Seelen Beistand leisten,
Leg an das Sommerkleid von feinster Gaze,
Daß unsre Leiber seien geistbeherrscht,
Leg an den himmelblauen Sternenmantel,
Auf dass das Universum preist den Schöpfer,
Leg an die Perlenschnur an deinen Arm,
Auf dass wir allzeit beten, beten, beten,
Leg an die goldne kaiserliche Krone,
Auf dass die Hierarchie auf Erden walte,
So wie die Hierarchie im Himmel waltet.
LAETITIA CASTA
Gottkaiserin, o göttliche Vernunft,
Als Goethe nahe an dem Tode war,
Bekannte er vor Eckermann den Glauben,
Daß Gott sei die Vernunft, sich offenbarend
Geheimnisvoll in der Natur dem Weisen.
Du, Binah, Name über allen Namen,
Vereint mit deiner Seelenzwillingsschwester
Sophia in dem Geist der Heiligkeit,
Als Herrin trägst du göttlich die Corona,
Die Krone Gottes, Stellvertreterin.
Wir fallen nieder vor der Trinität
Der Krone und der Weisheit und der Einsicht,
Drei Herrinnen in Einer Gott-Natur,
Die Unsre Mutter ist und Kaiserin,
Die Göttin Magna Mater, Gott-Natur,
Die wir in menschlicher Verkörperung
In dir verehren, Dienerin der Herrin.
BINAH
(lächelnd)Ja, nennt mich immerhin nur eure Göttin,
Ihr Schwärmer mit verliebter Herzenstorheit,
Leibeigne bin ich, Sklavin, Dienerin,
Ein absolutes Nichts vor Gott dem Herrn!
VIERTE SZENE
LAETITIA CASTA
Unsittlichkeit und Keuschheit, sprich darüber!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Wir leben heut in prostituierten Zeiten,
Der Zeitgeist macht normal den Katalog
Der Sünden, die abscheulichsten Verbrechen.
Die Keuschheit lehrt, dass Sexualität,
Daß sexuelle Einigung geschehe
Im Bund der Ehe zwischen Mann und Frau
Und fruchtbar werde in der Kinderschar.
Wer aber wird von Gott dem Herrn berufen,
Dem Himmelreiche ehelos zu dienen,
Enthalte sich der sexuellen Übung.
Heut aber dringt der Geist der Unzucht ein
Selbst in das Heiligtum der Mutter Kirche
Und Mönch und Priester schänden kleine Kinder!
Es wäre den Versuchern dieser Kleinen
Noch besser, hängte einen Mühlstein man
Um ihren Hals, ersöffe sie im Meer!
Auch in der Ehe und Familie werden
Die Kinderlein geschändet. Kleine Knaben
Und kleine Mädchen werden prostituiert
Und angeboten von den Pornographen.
Die zweigeschlechtliche Vereinigung
Ward von den rosa Revolutionären
Beleidigt, Männer paaren Männern sich
Und Frauen paaren Frauen sich, und künstlich
Der Gummiphallus soll die Frau ergötzen.
Die homosexuellen Präsidenten
Das Ja-Wort geben sich in Luthers Kirche,
Und Anglikaner von Amerika
Den homosexuellen Bischof weihen
Ganz gegen Paulus’ Evangelium
Und das mosaische Gesetz der Schrift.
Auch wird der Ehebund geschlossen nicht
Und Menschen leben unvermählt zusammen
Im Konkubinat zu diesen Bastard-Zeiten.
Vielweiberei ist ganz normal geworden,
Der Präsident hat jetzt die vierte Frau.
Novizinnen verlassen die Gemeinschaft,
Um bigamistisch ihrer Lust zu leben
Mit einem Ehebrecher in der Unzucht
Und mit der lesbischen Geliebten auch.
Auch wird der Liebesakt von Mann und Frau
Nicht fruchtbar mehr in einer Kinderschar,
Denn künstliche Verhütungsmittel lösen
Die Sexualität von Fruchtbarkeit
Und der Pariser Präservativen-Gummis
Und die verfluchte Anti-Baby-Pille
Bewirken so, dass Mutter Deutschland stirbt,
Europa stirbt an Kinderlosigkeit.
Ist dennoch in dem Schoß ein Kind empfangen,
So wird es von dem Arzt herausgekratzt
Und wird geworfen in den Abfalleimer!
Europa stirbt an Kinderlosigkeit
Europa stirbt an Kinderlosigkeit
Und Abels Blut schreit von der Erde auf
Zu Gott, dem Schöpfer ungeborner Kinder!
LAETITIA CASTA
O welche Finsternis in diesen Zeiten!
Sprich über Tugend, mein geliebter Freund!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Ich preise jetzt die kardinale Tugend
Als Klugheit, Maß, Gerechtigkeit und Stärke.
Der Mensch besteht aus Seele, Geist und Leib.
In seinem Geiste sei der Klugheit Tugend,
Daß er erkennt, wer Gott und wer der Mensch
Und was ist die Natur der Dinge und
Die Wahrheit von dem Menschen und die Ehrfurcht
Vor Gott, dem Gott der göttlichen Vernunft.
Des Menschen Seele hab der Stärke Tugend,
Das Herz des Menschen habe rechten Starkmut,
Auf dass das Herz in allen Prüfungen,
Die kommen müssen, nicht verzage und
Verzweifle, sondern seines Daseins Kampf
Von Licht und Finsternis, von Gut und Böse,
Heroisch trage aus und triumphiere
Als Krieger Gottes gegen die Dämonen.
Im Leib des Menschen, welcher gut geschaffen
Und gottgefällig ist, der Seele Ausdruck,
Im Leib des Menschen walte vor das Maß,
Der Körper halte Maß in Mäßigung
Und übertreibe nicht den Appetit
Der sexuellen Gier, von Speis und Trank,
Von Hab und Gut in der Vergänglichkeit.
Wenn in dem Geiste herrscht der Klugheit Tugend
Und in der Seele herrscht der Stärke Tugend
Und in dem Leibe herrscht des Maßes Tugend,
Herrscht in der menschlichen Person als ganzer
Die Tugend der Gerechtigkeit, so ist
Die menschliche Person gerecht und gut.
Gott aber gießt aus Gnade Tugend ein
Des Glaubens, wenn sich Jesus offenbart
Und eine Seele sich bekehrt zu Christus
Und annimmt Gottes volle Offenbarung
In Jesus Christus, Gottes Eingebornen,
Und im Gehorsam Gottes Offenbarung
Vertrauend annimmt, wie sie Christus Jesus
Den heiligen Aposteln anvertraut
Und wie für alle Zeit sie wird bewahrt
In der Ecclesia catholica.
Wenn sich der Mensch zu Gott dem Herrn bekehrt
Und von dem Herrn empfängt den Corpus Christi,
Lebt er das Leben schon der Ewigkeit
Und wird auch ewig leben nach dem Tod
In der Vereinigung mit Gottes Einheit
Glückselig ewiger Vergöttlichung.
Der Glaube rettet uns aus reiner Gnade,
Die Hoffnung zeigt das Ziel des Lebens an,
Allein die gottgeschenkte Gottesliebe
Wird bleiben Ewigkeit um Ewigkeit!
LAETITIA CASTA
O, nie genug zu sagen von der Liebe!
Ein Mensch der Liebe nur kann auferstehen!
Komm, gib mir einen Kuß auf meine Wange!
FÜNFTER AKT
ERSTE SZENE
GEORG SCHÖNLING
Wenn Venus am Morgen die himmlische Orgel spielt und ihren Spiegel hervor holt, um die wahre Farbenlehre zu offenbaren, dann ist es Zeit, junge Geliebte, in die Kirche des Evangeliums zu treten. Frau Pastorin Käthe Bora wird uns das Hohelied der Liebe vorsingen und dann wird sie predigen. Das müssen wir ertragen. Wenn sie uns fragt: Wollt ihr euch lieben, achten und ehren, bis dass der Tod euch scheidet? So sage nur bedenkenlos: Ja, ja, ich will. Und wenn sie uns fragt: Wollt ihr Kinder und wollt ihr die Kinder taufen lassen und sie christlich erziehen? So sage nur bedenkenlos: Ja, ja, ich will. Und wenn sie fragt: Wollt ihr, dass der Weiße Riese seine Waschkraft behält? So sage nur bedenkenlos: Ja, ich will, so wahr mir Gott helfe! Wenn Frau Pastorin Käthe Bora zu lange predigt, dann hol dein Taschentuch hervor und schnäuze deine Nase in das feine gestickte Taschentuch, dann wird die ganze Gemeinde aufmerken und allein deine Nase bewundern! O, ich heirate dich allein wegen deiner Nase! Zwar ist alles an dir schön, mein knabenhaftes Mädchen, aber deine Nase, deine Nase! Sie ist wie der Vorsprung am Libanonturm, der nach Damaskus schaut. Ja, ich liebe deine Nase so sehr, ich liebe noch jeden hellen Tropfen an deiner Nase! Wie ich dich liebe, wenn du in das Tasschentuch schnäuzt! Ich werde dir zur Hochzeit ein besonders schönes Taschentuch schenken, feinste Brüssler Spitze! Oder willst du ein Taschentuch aus rosa chinesischer Wildseide? Oder möchtest du ein Taschentuch aus Byssus vom Heiligen Land? Ich bete deine Nase an! Ich werde solange durch alle Museen der Welt spazieren, bis ich eine Gottheit gefunden, die deine Nase hat! Die Nase ist der Sitz des Charakters. Und weil du so eine erhabene Nase hast, darum erkenne ich deinen erhabenen Charakter. Auf zur Hochzeit! Sankt Luther, segne uns!
ZWEITE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Wie müde ist mein Körper und mein Geist,
Doch meine Nerven sind hellwach, aktiv.
Was ist mit meinen Nervenbahnen los?
Die Nervenbahnen haben doch Membrane,
Synapsen, zwischen ihnen ist ein Freiraum,
Elektrisch blitzen die Informationen
Hinüber von Synapse zu Synapse,
Getragen von den Neuro-Transmitter-Stoffen.
Sowenig Neuro-Transmitter-Stoffe sind
Da zwischen den Synapsen, dass sie nicht
Genau die Informationen tragen können,
Unschärfe ist in der Materia,
Unschärfe, Unbestimmtheit ist im Stoff
Wie in dem Mikrokosmos auch die Quanten,
Die völlig irrationale Sprünge machen,
Wie Kinder, welche übermütig spielen,
Wie Dichter, die im Haschischrausche dichten,
Wie Idioten in der Psychiatrie.
Der Schöpfer scheint ein Kind zu sein, das spielt
Und spielerisch das Universum schafft.
Der Schöpfer scheint ein genialer Künstler,
Alogisch, surreal, intuitiv
Im Rausch der Inspiration und der Manie
Den Kosmos als ein Kunstwerk zu erschaffen.
Der Schöpfer scheint ein Narr, ein Idiot,
Verrückt der Schöpfer, der im wilden Wahnsinn
Der göttlichen Manie das Weltall träumt.
Im Mandelkern Neutronen ein Gewitter
Entladen in elektrischer Entladung
Und Blitze malen meine lichten Träume
Auf schwarzer Leinwand meiner dunklen Nacht
Des Unbewussten meiner Anima.
In dunkler Nacht die schwarze Anima
Erschien als Mamma Afrika vor mir
Und reiste von der Cote d’Ivoire nach England
Und ward zu einer Lady edler Blässe.
Ich sang: So white, so soft, so sweet is Shee!
Jetzt strahlt mir diese weiße Göttin-Dame
Durch meine Seele wie der Lichtglanz Gottes
Und ihre makellosen weißen Brüste
Mir spritzen Ströme Lichts in meinen Mund
In einer intergalaktischen Kommunion!
Ach, schlafen möcht ich, schlafen, Liebe Frau,
Mit dir, o Weib, in deinem Schoße schlafen!
DRITTE SZENE
LAETITIA CASTA
Nicht die Modelle der mondänen Mode,
Nicht weltberühmte Schauspielschülerinnen,
Nicht weltweit angebetete Bajaderen
Und internationale Hierodulen
Und nicht des Präsidenten Sekretärin
Hat Gott sich zur Vikarin auserwählt,
Nein, eine arme, unbekannte Putzfrau!
Die Reichen und die Schönen dieser Welt,
Die Weisen in der Weisheit dieser Welt
Hat Jesus nicht erwählt, vielmehr die Törin,
Die Törin voll der süßen Kindertorheit,
Das Leckermaul mit Schokoladenmund,
Dich, Binah, hat der Ewige erwählt!
Du bist die heilige Gerechtigkeit
In deinem mütterlichen Allerbarmen
Und bist die Zärtlichkeit der lieben Güte
Und bist die Sanftmut einer schönen Seele
Und bist die Demut einer wahren Seele
Und hast das reine Herz von einem Kinde
Und bist die Schönheit von der Schönheit Gottes,
In dir erkenne ich die Weisheit Gottes,
Die Tochter Gottes, die herabgestiegen
Vom Schoße Gottes zu der Welt der Menschen,
Ein göttlicher Aspekt der Schönen Liebe,
Die uns zum schmalen Pfad geworden ist
Ins Himmelsparadies der Schönen Liebe!
Ich preise dich als meine höchste Herrin,
Ich preise dich als meine höchste Göttin,
Ich nenne dich intimvertraute Freundin
Und nenn dich meine Seelenzwillingsschwester!
Du Lehrerin des ewigen Gebetes
Und Meisterin in mystischer Erotik,
Du Gottheit in dem Tempel meines Leibes,
Du Atem in dem Atem meines Mundes,
Du Göttin, aufgetaucht aus meinem Blute,
Du Herzenskönigin der Herzenskammer,
Geliebte in dem Brautgemach der Seele!
In meiner Todesstunde steh mir bei
Und lächelnd sitz an meinem Sterbebette
Und halte zärtlich mir die Zitterhand
Und küss mich auf die Stirn und mit dem Kuss
Schick meine Seele in den Garten Eden,
Den Garten Iden oder Garten Aden,
Den Garten Oden oder Garten Uden,
Ich scherze, denn du liebst den Scherz, o Göttin!
VIERTE SZENE
GEORG SCHÖNLING
Angelina, Angelina, du Engel meiner Begierde! Du Gottheit meiner Lust! Jetzt haben wir den Segen der heiligen Stiefmutter Kirche, also auf zur fröhlichen Unzucht! Ins Bett mit dir, mein androgyner Urmensch! Zum Sex mit deinem Gender-Wesen! Schüttle die langen braunen Locken wild! Nimm die schwarze Sonnenbrille ab! Mach noch einmal den berühmten französischen Schmollmund! Sage Nein, wenn du Ja meinst! Laß dein Kleid fallen, junges Mädchen! Komm, ich löse dir den Keuschheitsgürtel, ich löse dir den Liebreizgürtel, du bärtige Venus! Was für ein Gürtel, meine knabenhafte Venus! Was für eine breite lederne Schlange! Was für ein mächtiges Schloß von kretischen Doppeläxten! Ah, was für eine Schnalle! Löse den Gürtel, mein Kind! In der heiteren Unzucht Namen und des priapischen Zeitvertreibs! Wie juckt es mich zur legalen Sünde!
Ah, wie? Was? Du bist ein Knabe! Aha? Ha ha ha ha! Ja, das ist ja noch besser! Nun darf ich mit dem Segen der heiligen Stiefmutter Kirche einen Knaben schänden! C’est extraordinaire!
SAKI
O mein Jesus!
Er ist nicht mehr! Georg Schönling ist tot! Satan erbarme sich seiner Seele!
FÜNFTE SZENE
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Laetitia Casta, sieh mich vor dir knien,
Ich reiche dir die Rose meiner Liebe,
Sag, willst du mich zum Ehemanne nehmen?
LAETITIA CASTA
Mein Glück ist, deine Ehefrau zu heißen!
Nun gib mir einen Kuss, nicht nur ein Küsschen!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Bei Amors Buch, wie möchtest du geküsst sein?
LAETITIA CASTA
Die Lippen press auf meine Oberlippe,
Die Lippe press auf meine Unterlippe,
Dann beiße mit den Zähnen meine Lippen,
Die Oberlippe und die Unterlippe beiße
Und knet mit deinen Lippen meine Lippen
Und streichle dann mit deiner Zungenspitze
Die Oberlippe und die Unterlippe
Und tippe leicht mit deiner Zungenspitze
An meine Zungenspitze heiß und feucht
Und lass die Zungen miteinander spielen,
Dieweil wir Mund auf Mund in Liebe drücken!
GOTTLIEB
Wir brauchen Zeugen auch für das Verlöbnis.
LAETITIA CASTA
Ich schlage vor als Zeugin Angelina
Jolie, ich mein, den süßen Knaben Saki.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Ich schlage vor Großmutter Pompadour.
LAETITIA CASTA
In welcher Kirche sprechen wir das Ja-Wort?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Nun, in dem Dome Unsrer Lieben Frau!
LAETITIA CASTA
Wohin wird unsre Hochzeitsreise gehen?
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
I want to see the sea-Cybele Venice!
LAETITIA CASTA
Ich trage dann ein kurzes rotes Kleid
Und dann mit dir auf einen schwarzen Schwan!
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
Oh du, mein Himmelreich auf Erden schon!
Gott strafe mich nur nicht für so viel Glück!
LAETITIA CASTA
Am Ende ist doch alles gut geworden.
Doch Binah sucht noch ihren Bräutigam!
SECHSTE SZENE
LAETITIA CASTA
Komm, Binah, meine Göttin-Kaiserin,
Schau diesen noblen Mann an, Josef Levi
Von Zypern, Priester er der Schönen Liebe!
BINAH
Das ist ein Edelmann nach meinem Herzen!
JOSEF LEVI VON ZYPERN
O Klugheit in Person, du meine Traumfrau!
BINAH
So wollen wir Gefährten werden, Bruder!
JOSEF LEVI
Ich lasse mich von deiner Klugheit führen,
Du die Prophetin, ich der Hohepriester.
BINAH
Ein mystisches, geheimes Bündnis sei
Mit uns, geheimnisvoller Ehe ähnlich,
Doch frei von aller weltlichen Begierde.
JOSEF LEVI
Die pure, spirituelle Kopulation
Des Denkers mit der göttlichen Vernunft !
BINAH
So sei es. Ich bin deine hohe Schutzfrau,
Du sei der Führer aller weisen Männer.
GOTTLIEB LIEBSTÖCKEL
O Josef Levi, wahrer Zypriote,
Mein Neuer Platon, sei du mein Monarch!
JOSEF LEVI
Wenn ich dir dienen kann, du Diener Gottes...
SAKI
O Gottlieb, du bist immer noch mein Held!
Die Weisen alle schwören Josef Levi
Die Weisen alle schwören Josef Levi
Von Zypern ihren Bruderbund der Freundschaft,
Allein ich kleines Kindlein ohne Mutter
Will Gottlieb meinen Weisheitsmeister nennen.
BINAH
Nun auf zur Pilgerreise, Josef Levi
Von Zypern, mit der Muschel an der Kappe,
Wohin geht unsre große Pilgerfahrt?
JOSEF LEVI
In meiner Heimat Zypern der Olymp
Bewahrt im Kloster von dem Heiligen Kreuze
Hoch auf dem Gipfel des Olymp im Schrein
Als heilige Reliquie den Gürtel
Mariens, dahin wollen wir wallfahren,
Und bei dem Liebreizgürtel Unsrer Frau
Der Ewigen Liebe ewige Treue schwören!