Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

DIE MATRONA



Kabbalistisches Lied
Von Josef Maria Mayer


ERSTES LIED


O du Rose unter Dornen!
Aber was ist eine Rose?
Israel, du Doppel-Rose!
Warum, Rose, unter Dornen?

Da ist Rotes, da ist Weißes,
Ist Gerechtigkeit und Gnade.
Was ist das für eine Rose
Mit den dreizehn Blütenblättern?

So hat die Gemeinde Gottes
Dreizehn Maße von Erbarmen,
Elohim, dem Namen Gottes,
Folgen nämlich dreizehn Worte

Bis zur zweiten Namensnennung.
Diese dreizehn Worte sind es,
Die das Gottesvolk umgeben
Und bewachen und beschützen.

Fünf Kelchblätter hat die Rose,
Hilfen fünf, fünf Himmelspforten.
Ich auch will den Kelch der Hilfen
Heben, o der Hilfe Becher!

Dieses ist der Segensbecher,
Die fünf Finger ihn umfassen,
Finger an dem Segensbecher,
Fünf Kelchblätter roter Rose,

Rose, o du Segensbecher!
Nämlich von dem zweiten Namen
Elohim fünf Worte folgen,
Bis das Licht wird angedeutet,

Welches in die Rose eindringt
Und besamt den Schoß der Rose.
O du Fruchtbaum, der die Frucht macht,
In der Frucht ist ja der Samen!

Diese mystische Besamung
Ist präsent im Bundeszeichen,
Gottes Name streut den Samen
In das große Werk der Schöpfung.

Blumen sieht man auf der Erde,
Blumen sind das Werk der Schöpfung
Und man sieht sie auf der Erde,
Erde bringt hervor die Blumen.

O die Zeit des Winzerjubels
Ist gekommen in dem Weinberg,
Doch der Jubel der Gewalten
Wird gedämpft vom Namen Gottes.

Turteltauben-Stimmen tönen
Und es wimmelt auf dem Wasser
Von den Möwen und den Enten
Und den Schwäninnen und Schwänen.

Wie der Turteltauben Gurren
Ist das Zeugen und Empfangen
Der Nachkommenschaft der Menschen
In des Liebesspieles Rucken.

Lasst euch hören, Turteltauben!
Lasst uns einen Menschen machen!
Gott der Vater spricht zum Sohne
Mit des Heilgen Geistes Gurren.

Vogelsang erschallt im Lande,
Hier in unserm Land des Lebens,
Der Lebendigen Gefilde,
Welt der Seelen, Welt des Trostes!

Blumen sind die Patriarchen,
Die präsent im Geiste Gottes
Als Ideen vor der Schöpfung,
Josef nenne ich vor allen.

Zu der Zeit des Regenbogens
Ist die Zeit des Winzerjubels.
Sünder werden ausgerottet,
Aber warum kommt der Retter?

Wären nicht die Patriarchen,
Dem Gericht entginge niemand,
Diese sind die Jünger, Männer,
Die studieren in der Bibel.

Ihretwegen wird die Menschheit
Vor dem Strafgericht gerettet.
Laß uns goldne Kugeln machen
Aufgereiht, das sind die Knaben.

Mach zwei goldne Cherubini,
Diese nämlich sind die Knaben,
Vor dem Schrein die Cherubini,
Knaben retten diese Menschheit.

Hebt empor die Augen, Menschen,
Wer hat dieses All geschaffen?
Hebt empor die Augen, Menschen,
Schaut zur Pforte auf des Himmels!


ZWEITES LIED


Gott trieb Adam aus dem Garten
Und befahl den Cherubini,
Zu bewachen nun die Straße
Zu dem grünen Baum des Lebens.

Wo der Weg zum Baum des Lebens?
Du, Matrona, bist die Gasse.
Schau, der Diwan Salomonis,
Ist umgeben von den Engeln,

Von den sechzig starken Helden,
Die das Schwert ergriffen haben.
Die Matrona greift zum Schwerte
Und die Helden tun dasselbe

Und der große Engel Gottes
Zog voran den Kindern Gottes,
Schützend hinter sie sich stellend.
Dich, Matrona, nenn ich Engel!

Gott hat sich gebaut den Tempel,
Einen Tempel himmlisch, heilig,
O Jerusalem, du Neue,
Gottes Braut und Megapolis!

Wer zum König kommen möchte,
Durch Jerusalem muß gehen,
Diese ist die Pforte Gottes,
Dort hinein gehn die Gerechten.

Alles, was der König möchte,
Alle Leistungen und Dienste,
Das besorgt ihm die Matrona,
Alles kommt durch sie zum König.

Von dem Himmel zu der Erde,
Von der Erde zu dem Himmel,
Mittlerin ist die Matrona,
Allvermittlerin der Gnaden.

Es erhob sich Gottes Engel,
Der vorangeht Gottes Kindern,
Und der Heiligste Jehowah
Selber zog voran den Kindern.

Passend zu des Königs Würde
Die Matrona führt die Kriege.
Denk dir einen König, welcher
Der Matrona sich vermählte!

Dieser König kennt die Würde
Der Matrona, also spricht er:
Alle andern Frauen gleichen
Wilden Hündinnen, die läufig!

Die Matrona überstrahlt doch
Alle andern Fraun an Würde.
Alle Söhne meines Hauses
Gebe ich in ihre Hände.

Alle Angelegenheiten
Meiner königlichen Herrschaft
Sind nun anvertraut den Händen
Der Matrona. Und was weiter?

Der Matrona er vertraute
Waffen, Schätze, Edelsteine.
Wer den König sprechen möchte,
Wende sich an die Matrona.

Gott empfindet tiefste Freundschaft,
Ja, empfindet große Liebe
Zu den Söhnen, zu den Töchtern,
Sie vertraut er der Matrona.

Völker, die den Götzen dienen,
Diese wertschätzt nicht Matrona,
Meine Einzige, die Fromme,
Mein geliebtes Turteltäubchen!


DRITTES LIED


Ich bin da – und mit mir alles,
Doch ist Ich nicht da, ist Nichtsein.
Ich ist Schechinah. Wo sie ist,
Wo die Eine ist, ist Alles.

In das All bin ich berufen,
Schechinah mich zu vereinen.
Nirgends ist ein Glück vollkommen,
Ist nicht Schechinah im Lande.

Wodurch wird erkannt der Herrgott?
Gott erkannt wird im Gebote.
Schechinah ist die Gebote,
Schechinah ist Gottes Bildnis.

Gott der Herr ist voller Demut,
Schechinah ist Gottes Demut.
Gott der Herr ist der Gerechte,
Schechinah ist die Gerechte.

Gott der Herr ist Held und Herrscher,
Schechinah der Völker Herrin.
Gott der Herr ist reine Wahrheit,
Schechinah ist Gottes Treue.

Ist der Herr Prophet und Seher,
Schechinah ist die Prophetin.
Gott der Herr ist Himmelskönig,
Schechinah des Himmels Herrin.

Gott der Herr ist der Allweise,
Schechinah ist Gottes Weisheit.
Gott der König ist vernünftig,
Schechinah ist Gottes Klugheit.

Gott der Herr trägt seine Krone,
Schechinah die Diademe,
Herrlich ihre Diademe,
Schechinah ist herrlich, herrlich!

Gott Jehowahs innres Wesen
Ist verborgen den Geschöpfen,
Schechinah ist Gottes Name,
Schechinah ist Gottes Wesen.

Zu den andern Schöpfungslichtern
Schechinah verhält sich ähnlich
Wie die königliche Seele
Zu dem untergebnen Körper.

Gott der Herr ist im Verhältnis
Zu der Schechinah, der Herrin,
Wie die königliche Seele
Zu dem untergebnen Körper.

Gott der Allgebenedeite
Ist das Leben (das heißt Evi),
Schechinah, die Gottheit Herrin,
Ist das Leben (das heißt Evi).


VIERTES LIED


Es ist wie bei einem König,
Welcher Bauten bauen möchte
Und hat dazu einen Meister,
Der nichts ohne seinen Herrn tut.

Ich war bei ihm als sein Meister,
Elohim ist ja der König
Und die Weisheit ist der Meister,
Sie ist Meisterin und Mutter.

Denn der Vater spricht zur Mutter,
Dies und jenes soll geschehen,
Und so ist es auch geschehen
Durch die Meisterin und Mutter.

Elohim sprach: Werde Lichtglanz!
Gleich geworden ist der Lichtglanz.
Es befahl der Herr der Schöpfung
Und die Meisterin vollführte.

Als nun Gott der Herr erschienen
In der Welt der Intelligenzen,
Sprach der Meister zu dem Meister:
Laßt uns einen Menschen machen!

Sprach die Weisheit zu dem Schöpfer:
Wohl, wir machen einen Menschen,
Aber Adam wird ein Sünder,
Adam ist und Eva töricht.

Weiser Sohn, du freust den Vater,
Tor, du Kummer deiner Mutter.
Sprach der Vater: Sündigt Adam,
Flehe er zur Mutter Weisheit!


FÜNFTES LIED


Also ward die Welt geschaffen
Durch die Große Mutter Tora.
Tora sagte: Ich war bei ihm!
Meisterin war Mutter Tora.

Wollte doch Paläste bauen
Der gebenedeite König,
Aber baute sie nicht selber,
Tora baute sie als Meister.

Doch die himmlischen Paläste
Tragen nun des Königs Namen.
Siehe, das sind die Paläste,
Die der König bauen wollte!

Schau, zu dieser Himmelshalle
Hatte die Idee der König!
Als der Herr erschaffen wollte,
Schaute er auf Mutter Tora.

O, die Meisterin und Mutter
Hat die himmlischen Paläste
Als des Weltalls Architektin,
Gottes Zimmerin, errichtet.

Doch die himmlischen Paläste
Tragen nun des Königs Namen,
Tragen nicht der Tora Namen,
Nicht der Meisterin und Mutter.

Diese himmlischen Paläste
Hat der König selbst ersonnen,
Hat der König selbst errichtet,
Also reden alle Menschen.

Aber Mutter Tora redet:
Ich war bei ihm, Architektin,
Ich, die Zimmerin des Weltbaus,
Gott durch mich erschuf den Kosmos.


SECHSTES LIED


Als der Allgebenedeite
In dem Geist beschlossen hatte,
Dich, den Menschen, zu erschaffen,
Ganz in Gottes Bild und Wesen,

In dem himmlischen Gemache
Waren alle Menschenseelen,
Wie sie später kommen sollten
In die Erdenwelt der Raumzeit.

Kommt nun die bestimmte Stunde,
Daß die Seele soll zur Erde,
Eingekleidet in den Körper,
Ruft sie der Gebendeite,

Sendet einen Vorgesetzten,
Übergibt ihm diese Seele.
Gott sagt zu dem Vorgesetzten:
Geh und bring mir diese Seele!

Also kommt zu Gott die Seele
In der irdischen Gestaltung
Und der Vorgesetzte führt sie
Zum gebenedeiten König

Und der Vorgesetzte redet
Zu der Seele in dem Körper:
Wenn du lebst auf Mutter Erde,
Sollst erkennen du die Gottheit,

Liebe Gott von ganzem Herzen,
Diene Gott mit allen Kräften,
Dann wirst du in Ewigkeiten
Eins mit deiner Gottheit leben!

Denn dem Menschen auf der Erde,
Der nicht will den Herrn erkennen,
Lieben Gott, der Gottheit dienen,
Besser wär er nicht geboren!

Darum ja erscheint die Seele
Vorm gebenedeiten König,
Daß sie Gott zutiefst erkenne,
Liebe Gott, der Gottheit diene.

Darum kommt der Mensch zur Erde,
Zu erkennen Gottes Wesen,
Tief zu lieben Gottes Liebe,
Ewig, ewig Gott zu lieben!


SIEBENTES LIED


Die Dudaim, Liebesäpfel,
Sie verbreiten Wohlgerüche,
Denn am Jüngsten Tag die Toten
Wird der liebe Gott erwecken,

Auferstehen aus der Erde
Werden dann der Toten Körper,
Sind nicht mehr in Erdenhütten,
Sind in himmlischen Palästen.

Früher waren sie aus Erde,
Nur aus Stoffen, die vergänglich,
Denn der Herr den Menschen machte
Aus dem Lehm der Mutter Erde.

Zu der Zeit der Auferstehung
Sie erstehen aus der Erde,
Sie erwachen aus den Hütten,
Ziehn in Paradieses Lustschloss.

Dieses Paradieses Lustschloss
Ist aus Golde unvergänglich.
Mach dich auf aus deinem Staube,
O Jerusalem, Verbannte!

Ihre Körper werden dauern,
Ihre Auferstehungskörper,
Und sie werden englisch tanzen
In Jerusalem Palästen.

Und der Allgebenedeite
Über ihre Auferstehungskörper
Alle Wohlgerüche Edens
Aus dem Garten wird verbreiten.

Die Dudaim, Liebesäpfel,
Sie verbreiten Wohlgerüche.
Ja, die Dodim, lieben Freunde,
Sie verbreiten Wohlgerüche.

Die Dudaim, Liebesäpfel,
Sie verbreiten Wohlgerüche,
Sie verbreiten süße Liebe,
Wohlgeruch, Parfüm der Liebe.

Redlich sind der Freunde Taten,
Durch die Taten dieser Freunde
Ward erkannt die Freundschaft Gottes.
Welch ein Freund ist unser Jesus!

Ja, an unsern offnen Pforten
Sind die deliziösen Früchte!
Deliziöse Ewigkeiten
Duften an der Himmelspforte!

Offen sind die Himmelspforten
Und die Seelen schweben nieder
In die Auferstehungskörper.
Ihr seid deliziöse Früchte!

Süße Früchte, alte Früchte,
Süße Früchte, neue Früchte,
Alte Früchte sind die Seelen,
Die vor Jahren schon verschieden,

Neue Früchte sind die Seelen,
Die erst kürzlich sind verschieden.
Oh délice éternelle!
Redlich waren eure Herzen !

Ihr dürft in das Meer der Liebe,
In den Ozean des Lichtes!
In den Auferstehungskörpern
Wird die Liebe euch beglücken!

Welche Freude, welche Wonne,
Welch Vergnügen, welche Wollust,
Wenn die Seelen dieser Freunde
Haben Auferstehungskörper!

Diese Lüste übertreffen
Alle Freuden dieser Erde,
Überköstliche Genüsse
Bieten Paradieseslüste!

Kennen werden sie den Schöpfer
Und begreifen den Messias
Und am Lichtglanz der Matrona
Schechinah sich tief ergötzen!

Dieses sind die Himmelswonnen,
Sind die Paradieseslüste,
Göttergleiche Wollustwonnen,
Die euch heiß durchfluten werden!

Das wird einem Festmahl gleichen,
Da die allerbeste Speise
Ist der Lichtglanz der Matrona,
Satt machts, Schechinah zu schauen!

Denn das Hochzeitsmahl der Frommen
Ist, der Liebe Licht zu speisen,
Speise frommer Freunde sein wird,
Sich zu freun mit Gottesfreude!

Menschen, die in Demut waren,
Welche in der Wahrheit lebten,
Hören diese Freudenbotschaft,
Werden wie die Engel lachen!

Freuen werden sich die Freunde,
Die dem Ewigen vertrauten,
Jauchzen, jubeln und frohlocken
Werden sie in Gottes Wollust!

Diese göttergleiche Wollust
Ist geheimnisvollem Wein gleich,
Gottes Trunkenheit, berauschend!
Oh Verschmelzung in Ekstase!