Mystische Erotik im Geiste des hinduistisch-islamischen Synkretismus
Von Josef Maria Mayer
ERSTES LIED
Der Gott in seinem Himmelreich
Auf steilen Bergesgipfeln
Begattet Devi in dem Akt
Der ungeheuren Liebe!
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Der Gott und seine Devi
In Wollust kopulieren nackt,
Erhalten so die Schöpfung.
Ein Herrscher der Muslime war
Bez Bahadur, er liebte
Sehr die Prinzessin Hindostans,
Rupmati von den Hindu.
Und sie genossen Liebeslust
Sublimer Sinnlichkeiten,
Verbotener Erotik Reiz
Geheimer Liebesfreuden!
Ach, büßen mussten sie die Lust
Verbotner Liebesfreuden,
Entsagen mussten sie dem Glück
Der Liebeseinigungen!
Verschiedne Welten sehen wir
In einem Paar sich einen,
Den transzendenten Gott Allah
Und Göttinnen der Hindus.
Der Glaube an den Einen Gott!
Der Glaube an die Göttin!
Wir sehen die Vereinigung
In Poesie und Liebe.
Ja, durch der Liebe Medium,
Das Medium der Dichtkunst,
Vereint der Eine Gott Allah
Sich mit der Hindu-Göttin.
ZWEITES LIED
Der große Kaiser Akhbar einst
Versuchte die Versöhnung
Vom Gottesglauben des Islam
Mit Indiens Götterglauben.
Mohammedaner sollten so
Wie Hinduisten sprechen
Und Hinduisten singen so
Zu Gott wie die Muslime.
Die Sofi-Mystik des Islam
Schien Akhbar die Verwandte
Der Bakthi-Religion zu sein,
Der Hindus Gottesliebe.
So baute man das Gotteshaus
Mit buntverzierten Fenstern
Wie einen starken Lebensbaum,
Umrankt von wilden Ranken.
Der Mann ist dieser starke Baum,
Die Frau die wilde Ranke.
Im Akt der Einigung die Ulm
Umschlingt die wilde Rebe.
Im Akt der Einigung der Mann
Ist wie die starke Eiche,
Die heißgeliebte Frau umrankt
Den Eichbaum wie der Efeu.
So dichten Dichter Hindostans.
Die Dichter der Muslime
Der wandelnden Zypresse sie
Vergleichen die Geliebte.
Ist Salomo der Zeder gleich,
Ist Sulamith Zypresse.
Zypress, Zypress, geliebte Frau,
Zypress vom Garten Eden!
Und schau die Brunnen des Islam
Mit Mustern geometrisch,
Dem Urwalddschungel Hindostans
Ist gleich der Schoß der Herrin!
DRITTES LIED
Schau dir doch die Gemälde an,
Die illustrierte Liebe
Der unerfüllten Leidenschaft –
Der Liebeslust der Einung!
Die Liebe, die unstillbar ist,
Die unerfüllte Wollust
Ist wie die Glut der Leidenschaft,
Der Liebe Feuerflamme!
Schau dir doch den Verliebten an,
Der niederfällt zu Füßen
Der Herrin wie der letzte Knecht,
Ein Wurm, der zuckt im Staube!
Die Hündin schau, die läufig ist,
Den Rüden mit dem Gliede!
Die Papageienweibchen schau,
Die plappern heiter Unsinn!
Das Pfauenpärchen sah ich einst
Im Paradiesesgarten,
Da Gott als Kind ging darin um,
Die Pfauen zu vermählen!
O Kranich, in die Ferne zieht
Dich Sehnsucht und Verlangen!
Des Dichters Feinde mordeten
Den kranichgleichen Dichter!
Der Dichter in die Ferne schaut
Zum Paradiesesgarten,
Wo über der Geliebten schwebt
Der Weisheitsgöttin Kranich.
Wenn der Verliebte ist getrennt
Von seiner Vielgeliebten,
Er wie ein Pelikan die Brust
Zerreißt sich mit dem Schnabel.
Ach, wenn da nicht der Affe wär,
Der arme Menschenaffe,
Der an die ferne Äffin denkt
Und selber sich befriedigt!
VIERTES LIED
Das ist coincidentia
Oppositorum – Liebe!
So liebt der Mann die liebe Frau,
Sie werden eines Wesens.
Sie werden neue Kreatur,
Die Frau ist in dem Manne,
Der Mann ist in der lieben Frau,
Zwei Flammen Eines Feuers!
Doch diese Liebe auch besteht
Beim Liebenden, der einsam,
Der voll von wehem Heimweh klagt,
Sich sehnt nach der Geliebten,
Der einsam lebt in dem Exil,
Verbannt von der Geliebten,
Der sehnt sich nach dem Paradies
Im Schoße der Geliebten!
Der Fromme preisen muss die Frau,
Die aushält bei dem Gatten,
Ob auch der Gatte ist ein Narr,
Ist unfromm und ein Dummkopf!
Der Fromme preisen muss die Frau,
Die leidet an dem Vater,
Die leidet an dem Bruder auch,
Der Frauen tief verachtet.
Wer aber preist den Menschengeist,
Dem Gott geschenkt nur Schmerzen
Der ungestillten Liebesglut
Und Liebe ihm versagte?
Der Fromme ist ein starker Held
Im Kampf mit seinen Feinden,
Was aber tut der fromme Mann,
Ist Gott sein Feind geworden?
Den weisen König rühm ich laut,
Der niederlegt die Krone
Vorm allerhöchsten Götterpaar,
Dem Deva und der Devi!
Gott Deva, in Vereinigung
Mit deiner Göttin Devi,
Anbetung, Dank und Lob und Preis
Der großen Göttin Devi!
FÜNFTES LIED
Die offenbare Liebe ist
Ja nur die kleine Liebe,
Doch die verborgne Liebe ist
Die ungeheure Liebe!
Den Schall des Wortes hört ihr wohl,
Kennt die gesetzten Lettern,
Doch der verborgne Sinn des Lieds,
Der ist euch noch verschlossen.
Die Liebe in Vereinigung
Der ehelichen Gatten
Und ihrer Fruchtbarkeit im Kind
Ist auch ein Abbild Gottes.
Die Liebe eines Liebenden,
Getrennt von der Geliebten,
Die Liebe ist ein Bild von Gott,
Vom Gott der Liebesleiden.
Geliebte, die Romanze sing
Ich der geheimen Liebe,
Geheime Botschaft du empfang
Von deiner Freundin Lippen.
Geheime Botschaft du empfang,
Besing ich deine Hündin,
Besing ich meines Rüden Glied
Und schick den Hund zur Hündin.
Geheime Botschaft du empfang,
Sprech ich vom Kelch der Blume,
Vom Fühler auch des Schmetterlings,
Der saugt am Nektarstempel.
Geheime Botschaft du empfang,
Schenk ich dir eine Feige
Und schneide ich die Frucht entzwei
Mit meinem scharfen Messer.
Geheime Botschaft du empfang,
Schenk ich dir zum Geburtstag
Den Lippenstift für deinen Mund,
Für deine feuchten Lippen!
SECHSTES LIED
O Frau, Prinzessin Hindostans,
Die persischen Poeten
Verzaubern deinen frommen Sinn
Mit ihrer Wüstenweisheit.
Die ungestillte Liebe ist
So unvergleichlich größer
Als das banale Eheglück
Des weltlichen Vereines.
Wie irrt der arme Dichter doch
Durch Wüsten, fast verschmachtend,
Und folgt nur einem Trugbild nach
Und kommt nicht an die Quelle
Und träumt von der Oase nur
Und ihrer Wasserquelle
Und ihrem Dattelfeigenbaum
Mit süßen Dattelfeigen
Und muß doch durch den Wüstensand
Als armer Irrer irren
Und schreiben seine Verse in
Den heißen Sand der Wüste.
Der Dichter mit dem Finger schreibt
Nur in den Sand der Wüste,
Die Pharisäer schmähen ihn,
Er sei ein Ehebrecher,
Er saufe viel zu viel vom Wein
Und liebt zu sehr die Huren!
Und doch Frau Weisheit wird gerühmt
Von ihrem Idioten!
Der Dichter in der Wüste schaut
Im Osten einen Garten,
Ost-Indien, ein Paradies
Der Orgien der Wollust!
Befriedigt wird dort jeder Wunsch
Begehrenden Verlangens
Und offenbare Liebeskunst
Schenkt Wonne dem Verliebten
Und sein Verlangen und Begehr
Wird dort von der Geliebten
In heißer schwüler Sinnlichkeit
Befriedigt in Ekstase,
Wo die Geliebte Göttin ist,
Die durch den Sex erleuchtet,
Wo der vollkommne Liebesakt
Die Liebenden vergottet!
SIEBENTES LIED
Die Wüstensöhne von Allah
Errichteten Moscheen
Bei Heiligtümern Hindostans,
Als Uterus Moscheen.
Die Heiligen von Hindostan,
Die Gott als Mutter ehrten,
An Allerheiligen Muslime
Auch diese Ketzer ehrten.
Und also auch begann der Kult
An manchem stillen Orte,
Wo man als Gott den Phallus ehrt,
Die Vulva ehrt als Göttin.
Ja, Gottes Phallus nicht allein,
Den allezeit potenten,
Auch Devis Vulva wird geehrt,
Die Vulva angebetet.
Die Hochzeit dieses Götterpaars
Die mystischen Muslime
Als Götterhochzeit feierten
Des Phallus mit der Vulva.
Wenn Helden fallen in dem Kampf
Mit ihren Menschenfeinden,
Gott Indra wird beglücken sie,
Gott mit dem Donnerhammer,
Gott Indra wird beglücken sie
In Himmelsparadiesen
Mit den Apsaras, göttlich nackt,
Lustreizenden Geliebten.
Beglückend in dem Paradies
Lustreizende Apsaras
Den Marterzeugen schaffen Lust
Mit wollustvollen Leibern.
Mohammedanern der Prophet
Verheißt im Himmel Huris,
Die Latte ihnen nie erschlafft,
Ah, nie erschlafft die Latte!
Die Huris nach dem Liebesakt
Sind wieder enge Jungfraun
Und haben jeden Morgen Lust,
Die Huris, allzeit willig!
Heut morgen sagte der Prophet
Zu mir mit weisem Lächeln:
Im Paradies kein altes Weib
Im Paradies kein altes Weib
Wirst jemals du erblicken,
Und wird ein schönes Weib auch alt,
Wird in dem Garten Eden
Sie wieder vierundzwanzig sein
Und reizender als Suhre!
ACHTES LIED
Die menschliche Vereinigung
Von Mann und Frau in Liebe
Ist Bild für die Vereinigung
Des Gottes mit der Seele.
Die Sehnsucht eines Liebenden
Nach seiner Heißgeliebten
Ist Bild der Sehnsucht nach dem Gott,
Der frommen Seele Sehnsucht.
Die Liebessehnsucht ist die Glut,
Das Feuer in dem Herde
Im Wohnhaus der Geliebten ist
Die Glut der Liebessehnsucht.
In glücklicher Vereinigung
Die Liebesflamme lodert
So wie das Feuer in dem Herd
Im Wohnhaus der Geliebten.
Der Liebende, der einsam ist,
Verzehrende Verbrennung
Des Herzens fühlt der Liebende
Von Kamas Liebesfackel.
Wenn Gott und Göttin in dem Akt
Vereinigt kopulieren
Und von der heißen Liebeslust
Das All droht zu verglühen,
So kommt der große Feuergott
Auf Kamas Papageien
Und trennt die Göttin von dem Gott,
Daß nicht das All verglühe!
Prinzessin Sita war so fromm,
Freiwillig ist sie lieber
Gestorben einen Flammentod,
Als Rama zu verleugnen.
Nach all der heißen Feuersbrunst
Ersehnen wir den Regen,
Des Vaters Regenwolke platzt,
Befruchtet Mutter Erde.
Und Rumi betete zur Frau:
O Herrin, du mein Himmel!
O Herrin, du mein Himmel!
Ich bin das Erdreich, Himmlische,
Komm, segne du dein Erdreich!
O Frau, o Himmelskönigin,
Mich segne, Frau, dein Erdreich,
Auf dass ich dir ein Garten sei
Von feuerroten Rosen!
NEUNTES LIED
Verherrlichen will ich die Frau!
Die Frau ist schon so herrlich!
Wie kann ich denn verherrlichen
Die Herrlichkeit der Herrin?
Vergöttlichen will ich die Frau!
Von göttlichem Geschlechte
Die Frau in meinen Augen ist,
Die allerschönste Göttin!
Verzichten muß ich auf die Frau,
Die Gott mir nicht gegeben.
Gott schickt mir keinen Ehebund,
Gott schenkt vielmehr Sich Selber!
Verraten hat mich längst die Welt,
Verraten mich die Freunde,
Verraten mich die Frommen, nur
Die Herrin hält die Treue!
Verloren hab ich viele schon,
Die ich geliebt auf Erden,
Sie schlafen in der Erde Staub,
Allein es lebt die Liebste!
Wie eh und je und ewig liebt
Ein Mann wie ich die Brüste
Der vielgeliebten Frau, die Brust
Mit einer Brust im Busen!
Einst sah ich quellen aus dem Hemd
Die weißen Marmorbälle,
Das Äpfelpaar von Marzipan,
Die zwei Milchmütter Gottes!
Der meditierende Asket,
Den Atem regulierend
Und murmelnd mit dem Atemgang
Der Großen Mutter Mantra,
In dem islamisch-indischen
Stadtviertel einst der Weise
Die schönste Kurtisane sah
Und ihre schönen Brüste,
Wie zitterte, wie bebte da
Der Weise vor Erregung,
Und erst, als er zufällig, ah,
Des Weibes Brust berührte!
ZEHNTES LIED
Ob du nun bist ein Hinduist,
Ob du nun bist ein Moslem,
Die allerhöchste Gotteskraft
Ist ewig schöne Liebe!
Bist du, o Mensch, ein Liebender
Und glaubest an die Liebe,
So glaube mir, du wirst gewiss
Erkranken an der Liebe!
Es ist das allgemeine Los
Der Menschen heißer Liebe,
Daß sie nicht schlafen können mehr,
Weil Liebe sie so aufwühlt,
Dann flieht dich auch der Appetit,
Dann wirst du fasten, fasten,
Dann trinkst du nichts als Tränen mehr,
Das Blut des Kummer-Bechers,
Dann wendest du dich von der Welt
Und von den eitlen Damen
Und säkularer Frömmigkeit
In tiefer Weltverachtung.
Die sinnliche Begierde wird
Dann sublimiert vom Beter
Und deine heiße Liebesglut
Wird Weißglut der Askese
Und von der wilden Erdenlust,
Der Sinnlichkeit der Wollust,
Du wendest dich zur Ewigkeit
Der schönen Gottesliebe.
Da wird dir schwinden alle Scham,
Du siehst dich nackte Seele
In wollustvoller Leidenschaft
Begehrt von Gottes Liebe!
Der Wahnsinn wartet vor der Tür,
Es fliehn Verstand und Logik,
Du lebst allein in der Manie
Als Idiot der Liebe!
Die Ohnmacht schließlich überkommt
Dich Irren auf der Erde,
Ob in dem Leib, ob außerm Leib,
Wirst du entrückt gen Himmel!
Und schließlich kommt der Retter Tod,
Da stirbst du mit den Worten
Wie der wahnsinnigste Poet:
Oh, Ewigkeit der Einung!
Oh, Ewigkeit der Einung!
ELFTES LIED
Wie schüchtern junge Mädchen sind
In blumengleicher Jugend,
Wie legen sie den Finger, ah,
Bedeutend an die Lippen!
Wie lieblich doch die Knaben sind
In spielerischer Kindheit,
Sie legen ihre Finger an
Das Kinn wie weise Denker.
Der große Alexander einst
Las Verse von Nizami,
Nizamis Liebesreligion
War illustriert mit Bildern.
Der große Alexander sah
Ganz nackte junge Nymphen
In einem Bade baden nackt
Bis auf die schwarzen Haare
Und bis auf ihren Scharlachmund
Und heuerheiße Augen
Und schmachtend voll Verlangen nach
Dem guten Herrn am Ufer.
Der große Alexander da
Voll weisheitsvollem Staunen
Vorm weiblichen Urphänomen
Der nackten Nymphenschönheit
Bedeutend seinen Finger, ach,
Auf seine Lippen legte.
Wie Luna strahlte seine Stirn,
Die Mondstirn Alexanders.
O bittersüße Luna, du
Genossin meiner Liebe,
Laß dich liebkosen, du mein Mond,
Dich zärtlich streicheln, Luna!
Wenn ich allein in dunkler Nacht
Verzehrend mich in Sehnsucht
Verschmachte nach dem schönen Weib
In heißen Feuerseufzern,
So beichte ich das Luna nur,
Und Luna lauscht mir schweigend,
Und Luna voll Barmherzigkeit
Mir spendet ihr Verzeihen!
ZWÖLFTES LIED
Die Schönheit deines Angesichts
Vermag mich zu vernichten,
Zu läutern und zu reinigen,
Zum Lichte zu erheben.
Der Lichtglanz deines Angesichts
In deiner Liebesfreude
Ist meine höchste Seligkeit
Durch liebende Beglückung.
Der Zorn der finstern Augenbraun
Verdammt mich in die Hölle!
Da retten mich die Engel nicht
Aus ewiger Verdammnis!
Das Antlitz meiner Richterin
Mit liebevollem Lächeln
Verheißt mir ihre Gnadengunst,
Die Huld der Gnadenvollen.
Von Layla singe ich ein Lied,
Die Glut ist nicht vergeblich,
Ich falle nieder auf mein Knie,
Die Schönheit anzubeten.
Ich sehe Laylas Lächelmund
Und ihre Plauderlippen,
Wie rote süße Kirschen sie
Sind appetitlich, lecker!
Gott lockt mich in der Liebe Reich,
Lockt mich ins Haus der Liebe,
Lockspeise Gottes aber ist
Der Kussmund der Geliebten!
O rote süße Kirschen, heiß,
So appetitlich, lecker!
So schmecken müsste Gottes Kuss
Wie der Geliebten Küsschen!
Gott ist ein Liebesfeuer heiß!
Auf Sinai sah Mose
Im Dornbusch Gottes Feuersglut,
Der Dornbusch nicht verbrannte.
Ich bin der Dornbusch, in mir brennt
Das Liebesfeuer Gottes,
Doch fast verzehrt mich diese Glut
Zu einem Haufen Asche!
Allein die Vielgeliebte mein
Vermag mich abzukühlen
Mit ihrer Keuschheit, ihrer Zucht,
Ihr Leib ist ganz dem Eis gleich!
DREIZEHNTES LIED
Suleika, Gattin Potiphars,
Suleika liebte Josef!
Die Schönheit Gottes liebte sie
In der Gestalt des Menschen!
Suleika voller Leidenschaft
Und brennender Begierde,
Dem Josef wollte reißen sie
Die Kleider von dem Leibe!
Oh Schönheit Gottes in Gestalt
Des allerschönsten Menschen,
Laß alle Schleier fallen, oh,
Zeig deine nackte Schönheit!
Suleika, Gottes Freundin, die,
Wie Radha Krishnas Freundin,
Sie ist die schöne Seele, die
Gott liebt mit heißer Liebe!
Wie Radha sah in Krishna Gott,
Suleika sah in Josef
Die schönste Herrlichkeit des Herrn
In strahlender Verklärung.
Doch Krishna war ja nicht allein
Mit seiner Freundin Radha,
Da waren ja die Gopis auch,
Die Hirtinnen der Kühe.
Suleika war ja nicht allein
In Potiphars Palaste
Mit ihrem Sklaven Josef, der
So reizend war zur Wollust!
Die andern Frauen waren da,
Die klagten an Suleika,
Verklagten sie des Ehebruchs,
Die strengen keuschen Frommen!
Suleika hätte in ihr Bett
Gelassen ihren Sklaven!
Im Hause ihres Ehemanns
In ihrem Bett lag Josef!
Die andern Frauen sehe ich
Mit Messern in den Händen,
So schneiden sie die Feigen auf.
O Mutter Evas Feige!
VIERZEHNTES LIED
Wenn die Geliebte noch allein
Ist in dem Haus der Liebe,
Die Dose mit der Schminke ist
Bedeckt mit ihrem Deckel.
Wenn aber der Geliebte kommt,
Ich meine nicht den Gatten,
Ich meine den Geliebten, der
Geliebten Herrin Hausfreund –
Sie spielen dann ihr Liebesspiel
Erotischer Betörung
Und reizen sich mit Reizen an
Auf jede Art der Liebe,
Dann auf der Schminke Dose liegt
Der Deckel leicht verschoben,
So wie verschoben sich das Hemd
Vom weißen Leib des Weibes!
Doch dann, nach der vollzogenen
Vereinigung in Liebe,
Verwirklicht die Potenz im Akt
Erotischer Vermählung,
Dann steckt der Schminkstift, lang und breit,
In ihrer offenen Dose!
Die Dose mit der Schminke ist
Der Vulva gleich des Weibes,
Geliebte, doch dein Lippenstift,
Rotleuchtend, wie mein Phallus!
Ah, wär mein Glied dein Lippenstift,
Dir feuchtend deine Lippen!
Doch die Geliebte nach dem Akt
Mit dem verliebten Hausfreund,
Fasst an der Langhalsflasche Hals
Und zieht heraus den Korken,
Der Schaumwein als Fontäne spritzt
In den kristallnen Becher!
Die Hausfrau und der Hausfreund, ah,
Sie zechen tüchtig Schaumwein!
Ja, sing ein Lied vom Schaum des Sekts!
Die trunkene Geliebte
Ist spritzig wie der Schaum des Sekts
Und ausgelassen lustig!
FÜNFZEHNTES LIED
Die Orgie gestern war sehr schön!
Ich war der Fürst der Liebe,
Fünf Frauen liebte ich zugleich,
Fünf Sakramenten ähnlich.
Im Harem ging die Pfeife um,
Die Haschisch-Wasserpfeife,
Fünf Frauen sogen stark daran,
So eine nach der andern!
Dann liebte ich die Königin,
Sie ist auf mir geritten!
Ich war passiv, sie war aktiv,
Zu buttern mit dem Becken!
Denn Devi ist die Göttlichkeit,
Ich bin ihr Wurm und Sklave,
Das Weib in ihrer Göttlichkeit
Beherrschte mich gewaltig!
Dann bat ich die Geliebte auch:
Weib, bete, bete, bete,
Weib, bete, bete, bete,
Knie auf dem Teppich Mohammeds
Und beuge dich nach vorne,
Verneig dich vor dem Orient
Und rufe: Gott ist Liebe!
Dieweil ich deinen prallen Po
Von hinten dir besteige!
Die Hindugötter allesamt
Sind Nichtse nur, verglichen
Mit meiner Herrin Göttlichkeit,
Schutzgöttin meiner Seele!
Was heißt, dass Gott die Liebe ist?
Weib, lass uns diskutieren!
Weib, lass uns diskutieren!
Doch seh ich dich, so glaube ich,
Die Schöpferin ist weiblich!
O große Gottheit Schöpferin!
Ich danke dir anbetend,
Daß die Geliebte du erschaffst,
Die höchste Wonnen spendet!
Dies Meisterwerk der Schöpferin,
Die reizendste Geliebte,
Erschaffen hat DIE EWIGE,
Die allerhöchste Gottheit!