Satirische Komödie
Von Josef Maria Mayer
PROLOG
POET
(vor dem Vorhang)
Der Teufel kam ja gänzlich aus der Mode,
Nur psychologische Dämonen gibt’s noch,
Die dunklen Schatten in der eignen Seele.
Die kleinen Teufelchen des eignen Herzens
Sind ja zu integrieren in das Selbst.
Großmütter sagen lachend ihren Enkeln:
Mein Liebling, spiel doch mit dem Teufelspüppchen!
Mein Liebling, spiel doch mit dem Teufelspüppchen!
Großväter sagen zu den Patenonkeln:
Erzähle deinen Paten von der Welt,
Erzähle deinen Paten von der Welt,
Nie aber von dem Teufel und der Hölle!
Ich aber sah den Teufel selbst am Werk,
Als Gott geschaffen kleine Kinderlein,
Der Teufel wollt sie aus dem Schoße kratzen
Und Menschenkinder werfen auf den Müll,
Ich sah die Terroristen in den Lüften
Und sah die Jugendlichen unter Drogen.
Drum sollt ihr euch nicht wundern, liebe Leute,
Daß hier der Teufel auftritt in Person.
Doch fürchtet euch nicht vor dem Satanas,
Wenn ihr den Satan seht, dann flüstert leise:
Maria, freue dich, o Neue Eva!
Maria, freue dich, o Neue Eva!
ERSTER AKT
ERSTE SZENE
(Satan, Harlekin, Frau Sünde.)
SATAN
Ich will die ganze Welt verderben! Weh euch!
FRAU SÜNDE
(ein voluptiöses Weib, von einer Schlange lasziv umwunden)
Ich geb mir alle Mühe, Herr und Meister,
Die Menschen zu verderben, gebe ihnen
Viel Geld, viel Geld, vor allem großen Reichtum,
Dann lass ich sie genießen diese Welt
Und dann entfessel ich die Triebe ihnen
Und führe sie zu ungehemmter Gier
Und lass sie fressen über alle Maßen
Und lass sie saufen über alle Maßen
Und schenke ihnen Gift des Niktin
Und Schlaftabletten, Haschisch, Kokain
Und die Cemie der bunten Drogenpillen,
Dann schließ ich ihnen die Bordelle auf
Und reize sie mit pornographischen Bildern,
Ich locke Menschen in den Ehebruch
Und Eheleute in die Ehescheidung
Und gebe einem Manne sieben Frauen
Und mach aus frommen Leuten Bigamisten
Und Mönche mache ich zu Kinderschändern
Und Frauen lass ich vergewaltigen
Und Kinder morden in dem Mutterschoß.
SATAN
Sehr böse, meine treue Dienerin!
Ich aber will noch mehr, ich will die Seelen
Nicht nur verderben auf der Mutter Erde,
Der Mutter Erde mit den breiten Brüsten,
Ich will die Seelen in die Hölle reißen!
Ich habe Durst nach ewiger Verdammnis!
HARLEKIN
Ach, dürft ich ewig in der Hölle bleiben!
SATAN
Du aber sollst mir dienen in der Welt.
Da ist ein Mann, der ruft mich allzeit an,
Erhofft von Satan die Glückseligkeit,
Freut sich schon auf die höllische Musik,
Auf Satans Hurenhaus und Lottospiel.
Mein Harlekin, den sollst du mir verderben,
Gieß ihm in seine Seele Wahnsinn ein!
HARLEKIN
Ach, muß ich wirklich zu der blauen Erde?
Wie gerne blieb ich doch im Schoß der Hölle!
SATAN
Nur Mut, mein Harlekin, tu deine Pflicht,
Ich werde dich belohnen in der Hölle.
ZWEITE SZENE
WAGNER
O Teufel, hör die höllische Musik,
Ich rase auf der Autobahn zur Hölle
Und höre läuten schon die Höllenglocken!
Wenn ich mich an dem heißen Topf verbrenne,
Dann ruf ich: Teufel! Denn du bist wie Feuer.
Ich möcht dem lieben Gottchen nicht begegnen,
Nein, dir will ich begegnen, großer Teufel.
Ich möchte auch nicht in den Himmel kommen
Und auf der Wolke Halleluja singen,
Nein, lieber will ich kommen in die Hölle,
Da gibt es Rockmusik und Lottospiel.
Ich interessiere auch mich für die Bibel:
Was steht darin vom Antichrist geschrieben?
Was steht darin vom Antichrist geschrieben?
Denn ich gehöre zu dem Antichristen!
Vor allem hasse ich die Mutterschaft
Der Weiber und der Weiber Matriarchat
Und hasse tief der Weiber Fruchtbarkeit
Und hasse tief der Weiber Schöpfertum
Und hasse tief der Weiber Mutterschoß!
Die Weiber sind doch alle Huren nur,
Nur meine Mutter nicht. O wie ich hasse
Den Mutterschoß und seine Leibesfrucht!
Wie ekelt mich das neue Leben an,
Das Leben, ein Lebendiges, ein Kind,
Da spüre ich des lieben Gottes Weihrauch,
Nur weg damit, nur weg mit diesem Kind,
O Teufel, kratz es aus dem Mutterschoß!
Staubsauger Satans, saug die Leibesfrucht
Aus diesem mütterlichen Uterus
Und wirf die Frucht des Schoßes auf den Müll
Und wirf das Leben in den Abfalleimer!
Wie ich die Weiber hasse heißen Hasses,
So hasse heißen Hasses ich die Kinder,
So hasse ich das Leben und die Liebe,
Ich liebe revolutionären Hass,
Ich liebe Klassenhass und Terrorismus,
Ich liebe revolutionäre Morde!
O Teufel, du bereitest große Lust,
Nur deine Hölle ist mein Paradies,
So schließ ich einen Pakt mit dir, o Satan,
Mit dir und mit dem großen Antichristen,
Das Motto meiner Lebensweihe sei:
Sex Sex Sex! Aber das ist ein Geheimnis.
Sex Sex Sex! Aber das ist ein Geheimnis.
DRITTE SZENE
(Wagner und Harlekin.)
WAGNER
Wer bist du, Bruder, und wie ist dein Name?
HARLEKIN
Ich heiße Harlekin Diabolo.
WAGNER
Diabolo, Diabolo! Ich liebe
Den Namen, denn ich bin des Teufels Slave.
Was aber heißt der Name Harlekin?
HARLEKIN
Als Doktor Faust den Pakt schloß mit dem Teufel,
Der Böse kam zu ihm als schwarzer Hund.
Da knurrte Johann Faustus: Arr, le chien!
Arr, le chien – bedeutet Harlekin.
Agrippa auch von Nettesheim in der
Okkulten Philosophie versunken und
In der Magie, sprach stets mit seinem Hund,
Monsieur, so nannte er den schwarzen Hund,
Er führte täglich seinen Hund spazieren
Zu Mademoiselle, der schwarzen schönen Hündin,
Der schönen Hündin in der Nachbarschaft.
Mit einem Wort: Ich will dein Schoßhund sein!
WAGNER
Ja, Menschen hasse ich aus tiefstem Herzen,
Doch will ich lieben einen treuen Hund.
Du belle niemals Demokraten an,
Du belle alle Aristokraten an!
HARLEKIN
Ich bin dein Knecht und helf dir in die Hölle,
Wohin du ja schon lange hinbegehrst.
Klatsch in die Hände und schon bin ich da,
Pfeif auf der Pfeife und schon bin ich da.
WAGNER
Jetzt hab ich einen Freund in dieser Welt,
Wir schließen einen Bruderbund der Freundschaft,
Der Aufstand gegen alles Göttliche
Und Heilige sei das Gesetz des Bundes,
Wir hassen nicht allein von ganzem Herzen
Den allerhöchsten Vater in dem Himmel,
Wir hassen auch von ganzem Herzen Amor!
HARLEKIN
Wie geht es deiner lieben Ehefrau?
WAGNER
Weil sie kein andrer haben wollte, nahm
Ich leider sie zu meiner Ehefrau.
Die Zicke aber immer zänkisch zankt
Und sagt, ich hätte Anaphrodisie!
Doch lieber eine Anaphrodisie
Als Montezumas Rache Siphylis!
VIERTE SZENE
(Wagner, seine Frau Eva-Muschi und ihr Hausfreund Peter Frauenknecht.)
WAGNER
Du armer Hanswurst Peter Frauenknecht,
Du darfst mit meiner Ehefrau jetzt reden.
FRAUENKNECHT
Ich liebe dich, du Bild der Schönheit Gottes!
WAGNER
Wie? Lieben tust du meine eigne Gattin?
FRAUENKNECHT
Platonisch lieb ich sie als meine Muse.
WAGNER
Ah, ich verstehe dich, platonisch-musisch...
FRAUENKNECHT
Ich liebe dich, du Kelch der frommen Weisheit!
WAGNER
Davon versteh ich nichts. Doch eins ist klar:
Schau sie dir an, wenn sie dir schön erscheint,
Schau sie dir an, wenn sie dir schön erscheint,
Und red mit ihr, wenn sie dir klug erscheint,
Tabu sind aber Küsse auf den Mund,
Tabu die sexuelle Einigung,
Tabu das Sakrament des Ehebundes.
FRAUENKNECHT
Ich bete dich zu deinen Füßen an,
Du bist das feminine Antlitz Gottes,
Ich überschreibe dir mein Herz zum Sklaven!
WAGNER
Sag, Eva-Muschi, was sagst du dazu?
EVA-MUSCHI
Ist Reden Silber, ist das Schweigen Gold.
FRAUENKNECHT
O du intime Seelenzwillingsschwester,
So geb ich Antwort mir in deinem Namen:
O Peter Frauenknecht, mein Kavalier,
O Peter Frauenknecht, mein Kavalier,
Wie soll ich mit dir scherzen, mit dir flirten,
Wenn dieser grobe Kerl von Mann dabei ist?
Doch wenn mein Mann zu seiner Arbeit geht,
Dann zeig ich mich von meiner schönsten Seite,
Des Büstenhalters Träger rutscht nachlässig
Auf meinen nackten Arm an deiner Seite.
WAGNER
Ich werde deine Treue prüfen, Weib!
Heut nacht bleib ich in einer Discothek
Und schenke den Abschlepperinnen Bier ein,
Da rufe Peter Frauenknecht zu dir
Und trink mit ihm Likör der süßen Pflaume.
FRAUENKNECHT
Die Eicheln von dem Eichbaum fallen nieder
Anbetend vor des Pflaumenbaumes Pflaume!
EVA-MUSCHI
Ach, Männer, Männer! – Peter, geh mit Gott!
FÜNFTE SZENE
BANKER
Mich fragte jüngst mein dummer Sohn: Was ist
Der Sinn des Lebens? Da hab ich gesagt:
Frag alle deine Freunde, ob sie denken,
Frag alle deine Freunde, ob sie denken,
Was sei der Sinn des Lebens? Diese Frage
Ist allzudumm, man muß sie gar nicht stellen.
WAGNER
Dem Teufel hab die Seele ich verkauft.
BANKER
Was kostet deine Seele denn in Dollar?
Schau dir die Dollar-Note an, da steht
Im Dreieck auf der Pyramide Spitze:
Ich, der allmächtige Dollar, bin dein Gott!
Ich, der allmächtige Dollar, bin dein Gott!
WAGNER
Der Teufel muß mir Geld verschaffen, Geld!
BANKER
Da bin dem Teufel gerne ich behilflich.
Gib mir ein wenig Geld, ich kaufe Aktien
Und spekuliere mit dem Kapital.
WAGNER
Das Kapital ist für die Kapitalisten,
Doch Kommunismus ist, wenn die Proleten
Das Kapital der Kapitalisten haben.
BANKER
Es kann ja jeder Bauer spekulieren.
Das Geld hat seine Arbeit auf dem Markt,
Du musst nicht selbst mehr deine Arbeit tun
Im Schweiße deines Angesichts, wie Gott
Dir flucht, das Geld tut seine Arbeit jetzt,
Und wenn du investierst dein Kapital,
Jongliere ich mit deinen Aktien an
Der Börse, und wenn Mammon gnädig ist,
So regnet Mammon seinen goldnen Regen
In deinen Schoß, der Reichtum kommt zu dir,
Dann kannst du kaufen dir die ganze Welt.
WAGNER
Die Mexikaner glauben an die Jungfrau
Und an das Lottospiel des Staates. Ich
Träum oft davon, im Lotto zu gewinnen.
BANKER
Du weißt, was glücklich macht. Ein Glücklichmacher
Ist so ein Geldschein. Was denn würdest du
Als Lotto-Millionär als erstes tun?
WAGNER
Auf einem Luxusschiff die Welt bereisen!
Ich möcht im ewig-müßigen Tourismus
Von Kuba fahren übers Meer nach Bali.
BANKER
In Bankok gibt es wunderschöne Mädchen!
SECHSTE SZENE
(Wagner, Eva-Muschi und Peter Frauenknecht.)
WAGNER
Galan, du darfst mit meiner Dame plaudern.
FRAUENKNECHT
Wie sehr hängst du an deinem Leben, Liebste?
So stell dir vor, du stehst auf einem Hochhaus
Und stürzt herunter, kommst du unten an,
So bist du sicher tot, jedoch am Haus
Ragt noch ein Nagel vor, da könntest du
Mit deinem Auge hängen bleiben, blind
Zwar wärest du, doch überlebtest du.
EVA-MUSCHI
Ich hätte nicht gedacht, mein Kavalier,
Daß deine Phantasie ist so brutal.
FRAUENKNECHT
Ich hab gelesen neulich in der Zeitung,
In unsrer zivilisierten Demokratie
Ein Mann begehrte, kannibalisch einen
Zu fressen, und ein andrer Mann begehrte,
Daß ihn ein Kannibale fressen möge.
Die beiden fanden sich, verstanden sich,
Der eine fraß, der andre ward gefressen.
EVA-MUSCHI
Wie kannst du so was Ekliges erzählen?
WAGNER
Ja, was ist das Problem? Der eine wollte
Den andern fressen und der andre wollte
Gefressen werden. Keinem ward da zugefügt
Ein Schade. Jeder hatte, was er wollte.
FRAUENKNECHT
Nun sag mir, dass es nicht den Teufel gibt.
EVA-MUSCHI
Mein Engel Hesekiel beschütze mich!
FRAUENKNECHT
Sankt Michael, stürz Satan in die Hölle!
EVA-MUSCHI
Erzähle lieber wieder mir von Jesus,
Wie er gepredigt auf dem Tabor-Berg.
FRAUENKNECHT
Du sollst nicht morden, heißt es im Gesetz,
Und Jesus sagt: Du sollst nicht einmal hassen!
EVA-MUSCHI
Du sollst nicht morden einen Menschen, sagt
Der weise Moses von dem Sinai,
Du sollst nicht mal ein Tier ermorden, um
Zu mach4en deinen Bauch zu einem Friedhof
Für Tierkadaver, sagt Gautama Buddha.
FRAUENKNECHT
Schön, Eva-Muschi, wie du liebst das Leben!
EVA-MUSCHI
Die Blumen und die Tiere sind mir lieber
Als Menschen, welche Menschenmörder sind.
SIEBENTE SZENE
(Wagner und sein Freund Saft.)
SAFT
Wein, Weiber und Gesang, so sprach man früher,
Heut heißt es: Sex and drugs and rock’n’roll.
WAGNER
Die diabolische Begier macht glücklich.
Zuerst das Glück, die ganze Lust der Welt,
Und dann hinab zur ewigen Verdammnis!
SAFT
Das Geld muß alles doch zuwege bringen,
So sagte schon der weise Salomo.
Das Sprichwort sagt, dass ohne Moos nichts los.
WAGNER
Wenn ich der liebe Herrgott wär, so schüf ich
Ein Bierfaß riesig wie die ganze Welt
Und schüfe dann ein Bierglas, der Pokal
Dann würde bis zum Fuß der Luna reichen.
SAFT
Wenn ich der liebe Herrgott wäre und
Gesetze gäbe auf dem Sinai,
Gastfreundschaft wär das göttliche Gesetz,
Denn bei den primitiven Völkern der
Natur gab es ein heiliges Gesetz:
Gastgeber, kommt ein Gast in deine Wohnung,
Gastgeber, kommt ein Gast in deine Wohnung,
Aus Freundschaft gib ihm deine Ehefrau!
WAGNER
Ich habe Sex mit einem, den ich liebe,
Ich lieb mich selber ja, wie Gott geboten.
Ich habe Drogen, nehme Valium,
Und höre Rockmusik von Höllenglocken.
So bin ich selig schon in dieser Welt
Und lass das Himmelsparadies den Engeln
Und Spatzen, dieses Hiummelsparadies,
Wo Huris süße Sahnetorte essen.
Was fehlt mir noch zu meiner Seligkeit?
SAFT
Ich habe einen Freund, der Adelstitel
Verkauft. Willst du denn werden nicht ein Fürst?
WAGNER
Ich einen Fürstentitel nur begehre,
Ich möchte heißen: Fürst der Finsternis!
SAFT
Ich möchte Häuptling in der Südsee werden
Und alle Südsee-Insulanerinnen
Von sechzehn bis zu zweiundzwanzig Jahren
Bedienten mich als ihres Häuptlings Harem.
WAGNER
Ein Fürst, ein Adelstitel, ja, das wärs!
Am Bodensee erschienen ist Prinzessin
Diana als ein Engelsgeist und sprach:
So fleht, dass ihr nicht in die Hölle kommt!
So fleht, dass ihr nicht in die Hölle kommt!
ZWEITER AKT
ERSTE SZENE
(Adelstitelverkäufer und Banker.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Ein Adelstitel ist für Geld zu haben.
Wenn Männer wollen in Geschäften mehr
Verdienen, kaufen sie sich also ein
Diplom und einen Namen von-und-zu.
Da braucht man keinen Seelenadel, auch
Nicht einen Stammbaum, sondern Geld, nur Geld.
Die Gauner kaufen sich ein blaues Blut
Und wollen wie dide Fürsten von Monacco
Ein reicher Fürst des Spielcasinos sein.
BANKER
Geldadel aber ist besondrer Adel.
Was hat der Adel denn vom blauen Blut,
Wenn sie verarmt sind? Reichtum ist ein Adel
Von Mammons Gnade. Heute herrscht kein Kaiser
Von Gottes und der Mutter Kirche Gnaden.
Heut herrscht das Kapital, der Währungsfond,
Die internationale Bankengruppe,
Die unsichtbare Loge an der Börse!
ADELSTITELVERKÄUFER
Doch selbst die Kinder schwärmen für den König
Und die Prinzessinnen, das ist ja ganz natürlich.
BANKER
Wirf nur einmal in eine Gruppe Kinder
Im Spiele eine Handvoll Geld, sogleich
Wird jede Harmonie zerstört und Gier
Bemächtigt sich nach diesem Glücklichmacher.
ADELSTITELVERKÄUFER
Ja, Adel ist der Schein, das Geld das Sein.
BANKER
O Dollar, du mein allerhöchster Gott,
Der auf der Pyramide Spitze thront
Als Dreieck mit dem Auge Gottes, Dollar,
Freimaurer von Amerika verehren
Dich als den Weltgeist in der Weltgemeinschaft,
Dich lieben alle! Mehr noch als die Reichen,
Ja, mehr noch als ein Millionär begehrt
Der kommunistische Prolet den Dollar.
O Dollar, du geheimer Gott der Kinder,
O Dollar, Seele du des Ablasshandels,
Die Arme Seele aus dem Fegefeuer
Erlöst der Dollar in das Paradies,
Du bist das Goldne Kalb vom Sinai,
Das uns geführt hat in das Land der Freiheit.
Drum sagt auch Jesus: Wuchert mit dem Geld,
Wer nicht gewuchert hat, kommt in die Hölle!
So du entscheidest also, Dollargott,
Wer in die Hölle kommt der nackten Armut,
Wer freigekauft wird aus dem Fegefeuer
Und wer von Gottes Gnade wird gesegnet
Mit Geld, mit Geld, mit Geld, mit Geld, mit Geld!
ZWEITE SZENE
(Harlekin und Eva-Muschi.)
HARLEKIN
Du süße Eva-Muschi, schau, die Christen
Nicht glauben an die Heiligkeit der Ehe.
Der Fünfte Evangelist, der Doktor Luther,
Der sprach: Die Ehe ist ein weltlich Ding.
Die Dame in dem Bischofsthron verlässt
Den Ehemann und lässt sich von ihm scheiden.
Ich weiß von einem Christen, der voll Hass
War gegen die Madonna mit dem Kind,
Er nahm zum Weib sich die geschiedne Frau,
Die Christin, die sich hatte scheiden lassen,
Doch in der Ehe brach er auch die Ehe
Und ging zu Huren in das Hurenhaus
Und so hat die Geschiedene und Wieder-
Vermählte sich vom zweiten Mann geschieden.
EVA-MUSCHI
Gott hat im Garten Eden eingesetzt
Die Ehe Evas mit dem Sohn der Erde.
HARLEKIN
Wie kann denn eine Frau versprechen, dass
Sie immer bleibt mit einem Mann zusammen
Bis dass der Tod sie scheidet? Muss die Frau
Nicht treu sein einzig ihrem eignen Sternbild?
Jetzt tut ihr dieser Mann wohl gut und sie
Trägt ab die Schuld vorangegangnen Lebens,
Doch wenn der Genius der Frau sie ruft
Zu höherer Entwicklung, muss sie scheiden,
Sonst wird sie ihrem wahren Selbst ja untreu.
EVA-MUSCHI
Ich lieb ja nicht allein mein wahres Selbst,
Ich liebe ja ein einzig Du für immer.
Auch Jesus bricht den Bund nicht mit der Menschheit.
HARLEKIN
Wenn deine Seele nun präexistent
Vor der Empfängnis in dem Himmel schaute
In einem Spiegel Gottes ihren Partner,
Der dir vereint als parallele Seele,
Zwei Samentropfen ihr in Gottes Hand,
Wenn dieser Seelenmann nicht Wagner war,
Vielleicht wars Peter Frauenknecht, dann sündigst
Du gegen Gott, wenn du dem Ehegatten
Dich hingibst sexuell im Ehebett.
Die Gottheit will von dir die Ganzhingabe
In sexueller Einigung mit jenem,
Der zu dir sagt in Liebe: Ich bin du
Und du bist ich und wir sind eins in Gott!
So, wenn du Peter Frauenknecht die Lust
Gewährst, die er von deinem Leib begehrt,
So bist du treu dem Sternbild deines Schicksals.
EVA-MUSCHI
O Narr, du sprichst so klug wie eine Schlange!
DRITTE SZENE
(Harlekin, Eva-Muschi, Wagner.)
EVA-MUSCHI
Mein Ehegatte, kennst du deinen Freund,
Der wie ein Hund dir treu in Hundedemut,
Und weißt du, was er deiner Gattin rät?
Er sagte: Gott gefällig wär die Sünde
Des Ehebruches, wenn den Liebesakt
Vollzöge ich mit Peter Frauenknecht.
WAGNER
Ich kenne keine Spur von Eifersucht.
Mir ist es ganz egal, mit wem du schläfst,
Denn ich begehre deinen Körper nicht.
Ja, sündige mit Peter Frauenknecht,
Das wär mir recht, wenn diese keusche Jungfrau
Aus Platons Schule in der Unzucht lebte.
HARLEKIN
Mein Herr und Meister und mein Freund und Bruder,
Ich wollte nur als Stimme der Versuchung
Versuchen deine süße Eva-Muschi,
Denn wenn ein Mann nicht seine Frau geprüft,
So weiß er nicht, was ihre Treue wert ist.
WAGNER
Ich weiß, du bist mir treu, du armes Ding,
Du liebst mich, weil ich dich so schlecht behandle.
Euch Weiber muß man mit den Füßen treten,
Dann leckt ihr noch den Absatz unsres Stiefels.
Der arme Peter Frauenknecht, der Narr,
Er macht den Fehler, Frauen anzubeten.
Weil er dich betet an als seine Göttin,
Darum verachtest du ihn auch so tief.
HARLEKIN
Schon König David sprach wie jede Frau:
Ich liebe jene, die mich herzlich hassen,
Ich liebe jene, die mich herzlich hassen,
Ich hasse jene, die mich herzlich lieben!
WAGNER
Noch bin ich arm. Die Arbeit im Büro
Bringt wenig Money mir ins Portemonnaie.
Doch hat der Teufel mich erst reich gemacht
Und ich auf einem Luxusschiff bereise
Die ganze Welt, dann kauf ich mir ein Weib,
Die besser passt zu einem reichen Mann.
Frau Armut, geh du lieber mit Franziskus
Und rede mit den Spatzen und den Tauben.
Wenn ich geadelt erst vom Reichtum bin,
Die Filmschauspielerinnen reißen sich
Um mich, ich kauf mir eine von den Schönsten
Der allgemeinen Huren Hollywoods!
VIERTE SZENE
(Adelstitelverkäufer und Wagner.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Willst du vielleicht zum Fürsten werden: Heinrich
Von Thurn und Taxis, Fürst von Gottes Gnaden?
Da kenn ich eine reizende Prinzessin,
Elisabeth von Thurn und Taxis, sie
Ist eine schöne liebliche Prinzessin.
WAGNER
Ich habe von dem schönen Weib gehört
Und hab gesehen auch ein Bild von ihr.
Doch leider hat sie auch ein Buch geschrieben
Und preist darin das Glück der Frömmigkeit.
Zwar ist sie schön wie Botticellis Venus,
Dies Topmodell der Renaissance, die litt
An Schwindsucht oder auch an Magersucht,
Vielleicht die Venus litt an Bulämie,
Doch diese Venus von Elisabeth
Nicht badet in dem Schaum des Mittelmeeres,
Sie badet lieber in geweihtem Wasser,
Sie kommt auch nicht gegangen auf der Muschel,
Sie zählt die Perlen an der Perlenschnur
Und trägt die Pilgermuschel an dem Hut,
Auch duftet sie nicht nach Parfüm erotisch,
Sie richt nach Weihrauch! Das mag Satan nicht!
ADELSTITELVERKÄUFER
Die Liebe Frau von Waldes ist leider tot,
Diana jagt nicht mehr in Englands Wäldern!
WAGNER
Ich hörte von der Stunde ihres Todes
Und hörte in dem gleichen Augenblick
Vom Heimgang dieser superfrommen Mutter
Teresa von Kalkutta und ich dachte,
Daß diese Mutter die Prinzessin sicher
An ihre Hand nahm und zu Jesus führte.
Dann hörte ich, dass die Prinzeß Diana
Erschienen sei am Bodensee wie Jungfrau
Maria – Aber denk ich an Maria,
Dann graust es die Legionen der Dämonen!
ADELSTITELVERKÄUFER
Was willst du denn für einen Adelstitel?
WAGNER
Ich säße gern im Kaiserthron von China,
Als Himmelssohn im Drachenthron von China,
Und herrschte nach des Legalismus Weise
Wie Chin Shi Huang Di und würde lachend
Verbrennen alle Bücher der Gelehrten,
Vor allem aber würde ich verbrennen
Das Evangelium der Fremden Teufel!
FÜNFTE SZENE
HARLEKIN
(allein)
Ach Satanas, du bist ein strenger Meister!
Was hast du mich gesendet zu der Erde,
Mir dieses Amt und diese Pflicht gegeben,
Die keusche Eva-Muschi zu verführen?
Ach, sie ist keuscher als des Nordens Eisberg
Und dem Versucher sie das Herz verhärtet
Wie Felsen, die nicht Moses spalten kann.
Ob andre tragen Venus’ Liebreizgürtel,
Trägt Eva-Muschi der Madonna Gürtel,
Den Keuschheitsgürtel unbefleckter Jungfrau.
Wie ich auch immer mich bemühe, Meister,
Wie ich zitiere alte Philosophen,
Die sprachen von Aspasia und Phryne,
Ob ich Catull, Ovidius zitiere
Und ihr Corinna oder Lesbia
Zum Ideal vor ihre Augen stelle,
Sie einfach will nicht ihre Ehe brechen!
(Er weint.)
Ach Satanas, Erbarmen, ach, Erbarmen,
Erbarmen mit dem Knechte in der Tiefe!
Zu schwer ist mir die Arbeit dieser Tage!
Ich sehne mich zurück in meine Hölle,
Ich sehne mich zurück zur alten Lethe
Und zu der Selbstermörder Seufzerwald
Und zu dem Feuerstrom des Phlegethon
Und zu den purpurnen Granaten Kores
Und zu dem acherusischen Schwanenteich
Und zu des Hades Pandämonium,
Zu Beelzebub und Belial und Satan
Und Luzifer und zu der Mutter Lilith!
(Er weint noch heftiger.)
Wie lange muß ich noch auf dieser Erde
Als Unterteufel dienen meinem Herrn
Und Meister? Bei dem ewigen Abraxas
Und bei der großen Göttin Ashtaroth,
Wenn ich nicht bald in meine Hölle darf,
Dann muß ich eben selber mich ermorden!
Soll ich mich duellieren mit Pistolen,
Soll ich mir schneiden auf des Pulses Adern,
Ich mit dem Auto fahren vor den Baum,
Ich stürzen mich vom Hochhaus in die Tiefe,
Verschlucken eine Röhre Schlaftabletten,
Mir spritzen Überdosis Heroin?
Du Braut des Luzifer, o Mutter Lilith,
Du bitte Satanas für deinen Sklaven,
Daß er mich eiligst heimholt in die Hölle!
SECHSTE SZENE
(Peter Frauenknecht und Eva-Muschi.)
EVA-MUSCHI
Die Männer lieben doch nur große Brüste.
FRAUENKNECHT
O, deine Brüste sind vollkommen, Freundin!
(Sie lächelt.)
Wenn dir im Frühling aus dem Kleide quellen
Die weißen Brüste, lodert meine Seele!
Gottvaters Mutterbusen will ich preisen,
Weil deine wundervollen Brüste spiegeln
Die Brüste meines Vaters in den Himmeln!
EVA-MUSCHI
Kann Gott der Vater Mutterbrüste haben?
FRAUENKNECHT
Ich las es in den Oden Salomos:
Der Vater bietet seine Mutterbrüste,
Der Vater bietet seine Mutterbrüste,
Messias ist die Milch der Mutterbrüste,
Und Ruach melkt die Mutterbrüste Gottes.
EVA-MUSCHI
Du redest wirklich wie ein kleines Kindlein.
FRAUENKNECHT
Gott gab mir eines Kindes reines Herz.
EVA-MUSCHI
Was dichtet mein Poet im Augenblick?
FRAUENKNECHT
Die Ode an die Göttin Aphrodite:
ODE AN APHRODITE
O Liebeskönigin, o Anadyomene,
Wie ich von Liebe träum und von der Liebe Lust,
Wie ich mich, Königin, nach deiner Liebe sehne,
Nach deiner vollen Brust!
Wenn ich dein Antlitz schau, o Königin der Liebe,
Wenn ich das Angesicht des Himmelsmädchens schau,
So glaube ich zutiefst aus tiefstem Lebenstriebe,
Daß Gott ist eine Frau!
O Königin der Lust und höchster Wollust Wonne,
Du Göttin, die nichts trägt als Mutter Evas Kleid,
Um ihren weißen Leib nichts als das Licht der Sonne,
Du meine Ewigkeit,
Gottmädchen wunderschön, du Königin der Lüste,
Die Ewigkeit erscheint in Einem Augenblick!
O bette mich im Tal der Paradiesesbrüste
Und schenk mir Liebesglück!
SIEBENTE SZENE
(Wagner und Frauenknecht.)
WAGNER
Du armer Narr, du Christ mit Schafsgesicht,
Was willst du denn von meinem Eheweibe?
Schau, alles, was sie wieder will errichten,
Das ist das Matriarchat der alten Steinzeit.
Da will sie herrschen als die Große Mutter,
Die Große Mutter mit den breiten Brüsten,
Die Große Mutter mit dem breiten Becken.
Die Arier jedoch, die Herrenrasse,
Die Arier, die blonden Übermenschen,
Die vergewaltigten die Große Mutter
Und kreuzigten den Sohn der Großen Mutter.
FRAUENKNECHT
Die Arier sind mir zutiefst verhasst!
Ich weiß auch nichts von Nietzsches Übermenschen.
Allein, man kann von Narren auch was lernen,
Denn wenn ich Eva-Muschi seh, die Frau,
So scheint sie mir ein Überweib zu sein!
WAGNER
Wenn deine Herrin, deine Domina
Dir zürnt und deine Leidenschaft bestraft,
Sei guten Mutes und sei unbetrübt,
Das sind ja nichts als Launen eines Weibes,
Die sublunaren Launen eines Weibes,
Beherrscht nur von der Regel ihres Blutes,
Beherrscht vom Mond und allen seinen Launen,
Ein launenhaftes Wesen wie das Wetter,
Auf Regen aber folgt der Sonnenschein.
Laß dich beherrschen nicht von einem Weib,
Denn in der Bibel sagte Salomo:
Gehst du zum Weib, vergiß die Peitsche nicht!
Gehst du zum Weib, vergiß die Peitsche nicht!
FRAUENKNECHT
Das steht wohl in des Antichristen Bibel.
Doch meine Domina ist Richterin,
Wenn sie mir lächelt voller Liebreiz zu,
So lebe ich im Paradiesesgarten,
Wenn sie mir unerbittlich zürnt mit Strenge,
Verdammt sie mich ins höllische Verließ,
Und wenn ich einmal ihren Liebreiz schaute
Und mich vor schmachtender Begier verzehre
Und sie noch Einmal wieder schauen will,
Das ist ein Fegefeuer schon auf Erden.
WAGNER
Du glaubst wohl immer noch wie kleine Kinder,
Die schöne Dame sei der liebe Gott?
Nur weil das Weibchen keiner haben wollte,
Drum hab ich sie mir in mein Haus geholt,
Daß sie mir putzt mein Haus als eine Hausfrau.
Der Teufel in der Not frisst eben Fliegen.
Doch wenn ich Lotto-Millionär geworden,
Dann kauf ich mir die Miß Amerika.
ACHTE SZENE
(Adelstitelverkäufer, Banker, Wagner, Harlekin.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Mein Wagner, wirst du Fürst der Finsternis,
Muß ebenbürtig deine Fürstin sein.
WAGNER
Auch Luzifer, der Gott des Morgensterns,
Hat seine Lilith, seine Sie-Dämonin.
BANKER
Wenn du das volle Portemonnaie erst zückst
Aus eines Mannes Macht, der Hosentasche,
Und zeigst du das Geschlechtsteil deines Geldes
Und fächelst mit dem Fächer deiner Scheine
Und prahlst mit der Potenz des Goldnen Stieres,
Dann brauchst du auch die Königin des Goldes,
Des Reichen Ehegattin, Göttin Luxus!
WAGNER
O Luxus, Luxus, Sünde du zum Tode,
Du Wollust an dem materiellen Stoff,
Genuss an Körpern, Reichtum und an Macht,
Dich bet ich an, du goldgeschmückte Göttin,
O Luxus-Kaiserin, du Hure Babel!
HARLEKIN
In der Commedia dell’Arte aber
Ist Eva-Muschi Colombine gleich,
Ist Colombine oder Cindarella,
Ist Cindarella oder Povarella,
Intimvertrauter aller Turteltauben.
WAGNER
Kann man aus Eva-Muschi noch was machen?
BANKER
Ich kenne eine Dame, die ist reich,
Ist angesehen in der ganzen Welt,
Geliebt von allen und gelobt von allen,
Die schmückt sich gern mit teurem goldnem Schmuck,
Sie hat den ganzen Globus schon bereist
Und weiß, wie Damen sich benehmen müssen,
Die Damen an der Seite reicher Männer.
WAGNER
Kann diese reiche Dame denn nicht kommen
Und meine arme Eva-Muschi lehren,
Wie man sich zu benehmen hat als Dame?
BANKER
Nein, kommen wird die feine Dame nicht,
Betreten wird sie nicht ein solches Haus!
Doch schicke Eva-Muschi zu der Dame.
Wenn sie sich unterwirft in Hundedemut,
Wird sie die Dame unterweisen in
Dem Glück der Eitelkeit der Eitelkeiten.
WAGNER
Wie ist der Name jener feinen Dame?
BANKER
Pandora ist ihr Name, Allgeschenk.
DRITTER AKT
ERSTE SZENE
(Ein weltberühmter Justizrat und sein Adoptivsohn Platon.)
JUSTIZRAT
Du musst ein hartes Herze haben, Junge,
Die ganze Welt ist voll von Schweinehunden!
Du glaube nur, dass du der Sieger bist,
Der Glückliche, der Held, der Triumphator!
Zeig allen Leuten deinen Stinkefinger
Und sage: Ich allein und keiner sonst!
PLATON
Ach wie so süß ists mir im Herzen doch,
Ich möcht die ganze Erdenwelt umarmen,
Berühren zärtlich die Natur, die Mutter,
Die schön ist wie die Maienkönigin,
Von der mir meine Amme vorgesungen.
JUSTIZRAT
Altweibermärchen, Fabeln alter Weiber!
Vergiß der alten Amme Frömmigkeit!
Nur alte Weiber drehen Rosenkränze.
PLATON
Und lieb ich doch die Mama in dem Himmel!
JUSTIZRAT
Der Himmel ist ein Wolkenkuckucksheim!
Auf Erden musst du stehen deinen Mann!
Hier tobt der Krieg, hier kämpfe deinen Kampf,
Steh du mit beiden Beinen auf der Erde!
PLATON
Der Himmel ist doch voller Süßigkeiten.
JUSTIZRAT
Ich kauf dir alles, was du haben willst,
Ich kauf es dir mit harterworbnem Geld.
Ich habe Satanaisten, Kommunisten,
Faschisten, Nationale Sozialisten,
Ich habe Maoisten, Terroristen
Und Vergewaltiger und Kinderschänder
Erlöst von der gerechten Strafe, frei
Sprach ich vor dem Gerichte Adolf Hitler
Und gab ihm einen Ehrenplatz bei Mutter
Teresa von Kalkutta in dem Himmel.
Und so bin ich ein reicher Mann geworden
Und scheiße auf die armen Vagabunden!
PLATON
Je heller mir der süße Himmel wird,
Um desto dunkler wird die bittre Erde.
JUSTIZRAT
Du bist ein Kind, bist noch ein rechtes Kindlein,
Glaubst an die Märchen von dem lieben Gott.
Lern erst die Weisheit dieser Welt begreifen,
Dann wirst du zynisch dich nur selber lieben.
Du glaub an dich, wie ich an mich nur glaube,
Denn ich bin klüger als der liebe Gott,
Gott nämlich betet Meinen Namen an!
ZWEITE SZENE
(Die Nonne namens Herr Toto, Platon.)
HERR TOTO
Mein kleiner wundersüßer Knabe Platon,
Ich weiß, in deiner Kindheit süßen Jahren
Hat dir die liebevolle Kinderamme
Den Glauben an die Liebe eingegossen
Durch Zärtlichkeit der süßen Mutterliebe
Und hat dich aufgezogen an den Brüsten
Der Muttergottes und genährt mit Milch
Der Muttergottes und geküsst mit Lippen
Der Muttergottes und gehegt im Arm
Der Muttergottes das geliebte Kindlein.
Da liebtest du das süße Jesuskindlein
Und mit dem Jesuskindlein und den Engeln
Du spieltest Fußball mit dem Sonnenball.
PLATON
Das Liebe Gottchen war so lieb zu mir!
HERR TOTO
Nun hast du schon in deiner frühen Kindheit
Erfahren einen Schmerz in deinem Herzen
Und deine Kinderamme ist gestorben,
Du wurdest eine mutterlose Waise.
Zwar hat der Advokat dich adoptiert,
Doch jetzt wirst du erzogen in dem Geist
Der Welt, des Reichtums, Ruhm und Macht
Und diese irdische Kultur des Todes
Tritt mit Versuchungen an deine Seele,
Sie lehren dich die Kunst der Hexerei,
Den Irrtum des Islam, die Schlemmerei
Und die Vergötzung der Vergänglichkeit.
Und eines Tages wird in dir erwachen
Die Sexualität mit allen Trieben
Und du wirst leben dann in einer Welt
Des Hedonismus und der Hurerei.
PLATON
Ach, werd ich glücklich werden, Schwester Toto?
HERR TOTO
Im Innern deines reinen Kinderherzens,
Im siebenten Gemach der Seelenburg
Lebt immer noch die süße Liebe Gottes,
Die süße Liebe, süß wie Muttermilch.
Und alle Heiligen und alle Engel
Und die geliebte Amme in dem Himmel
Fürbittend segnen deine gute Seele
Und flehen Gottes Geist auf dich herab.
PLATON
Ich glaube, ich vergesse noch, wie Jesus
Und Gott gewesen sind in meiner Kindheit.
HERR TOTO
Gott geht dir immer als ein Licht voran,
Ein Schimmer Gottes leuchtet dir voran
Und führt dich durch die Pilgerschaft der Erde
Bis zu der Bucht des Wonnen-Überflusses!
DRITTE SZENE
(Adelstitelverkäufer, Banker, Wagner, Harlekin, Eva-Muschi.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Wie ist der Preis der Kuhmilch auf dem Weltmarkt?
BANKER
Die Bauern auf dem deutschen Land im Norden
Für Hungerlöhne produzieren Milch.
Was sie für einen Liter Milch bekommen,
Das reicht nicht aus, die Kühe zu ernähren.
Den Bauern bleibt nur noch, sich aufzuhängen!
WAGNER
Die Idioten, die sich selber morden!
Da kann man lachen nur und höhnisch spotten!
Doch wenn ein Mann am Abgrund steht und will
Hinunterstürzen, soll man ihn noch stoßen!
BANKER
Die deutsche Kuhmilch aber ist so billig
Und wird geliefert aus nach Hindostan,
Die armen Bauern auf dem Hindu-Land
Verkaufen ihre Milch nicht mehr, denn sie
Vermögen nicht, so billig zu verkaufen
Die Milch der Hindu-Kühe wie die Milch
Der deutschen Kuh im Land der Heiligen Kuh.
WAGNER
Was gehn mich Indiens arme Bauern an?
Was gehn mich an die Kinder Afrikas?
Ob eine Sündflut überspült die Erde,
Was solls, hab ich mein Schäfchen nur im Trocknen.
EVA-MUSCHI
Ihr Männer im Gespräch der Politik,
Gleich sprecht ihr über Fußball, dann bestimmt
Von den Computern. Ach ich wollt zu gern
Zu meiner Busenfreundin Anne Focken!
HARLEKIN
Ja, Anne Focken oder: Fotzen ficken!
EVA-MUSCHI
So redet einer in Sankt Pauli nur!
Nein, meine vielgeliebte Busenfreundin
Versteht mich besser, als ein Mann je könnte.
Ihr Männer denkt, wir Frauen hätten nur
Die Weiblichkeit des Körpers, doch wir Frauen
Verstehen auch die Weiblichkeit der Seele.
Wenn eure Männerseelen sich ergeben
Den toten Dingen wie Computern oder
Der Politik des Staates, reden Frauen
Vom Leben, von dem Garten, von den Hunden,
Von Männern auch, vor allem von den Kindern,
Denn feminine Seelen lieben nur
Das Leben, wie auch schon mein Name sagt,
Denn Eva, das heißt: Mutter allen Lebens.
VIERTE SZENE
DIE DAME PANDORA
Nun schaue mich die ganze Erde an,
Denn dieser Körper ist begehrenswert!
Mein femininer Leib ist schlank gebaut
Und meine süßen Brüste wohlgeformt,
Mein Angesicht ist reinlich und harmonisch.
Da meine körperliche Schönheit groß ist,
Wozu bedarf es da der Kleidung Hülle?
Doch das ist ein Geheimnis meiner Mode,
Daß meine Kleider nicht allein verhüllen,
In Wahrheit offenbaren sie den Körper.
Denn das ist die Erotik in der Mode,
Daß die Verhüllung noch erhöht die Nacktheit,
Daß alle Reize werden noch verstärkt,
Daß alle Wünsche werden mehr entflammt.
Denn dazu ist mein rotes Kleidchen gut,
Daß jeder will es mir vom Leibe reißen.
Allein so billig bin ich nicht zu haben,
Denn leben muß ich von des Körpers Reizen.
Jetzt bin ich schön und wohlgeformt mein Leib,
Jetzt muß ich suchen mir den rechten Mann,
Der mich versorgen kann auf Lebenszeit.
Wenn ich mich aber allzu willig gebe
Im ersten Augenblick dem Manne hin,
Erscheine ich dem reichen Manne billig
Und nicht als seine Teure, sondern wertlos.
Doch spar ich meine höchsten Reize auf
Und bleibe doch verheißungsvoll erotisch
Und ein Versprechen höchster Liebeswonne,
So wird er mich erobern wollen mit
Der Waffe eines Mannes, seinem Geld.
Er wird mir schöne Kleider kaufen, um
Sein Lustobjekt sich selber zu verschönern,
Und wird mir kaufen Schmuck und Diamanten
Und mich behängen wie ein Goldnes Kalb
Als das Idol der männlichen Begierde.
Wenn ich dann ausgeschöpft die Männlichkeit
Des Geldes und die männliche Potenz
Des Goldes, schenk ich selber mich zum Lohn
Im rechten Augenblick, im rechten Kairos,
Da auf der höchsten Spitze sein Begehren
Und in der höchsten Blüte meine Schönheit.
Dann nehm ich mir den Reichen zum Gemahl.
Denn von der Stunde an des Höhepunktes
Der Schönheit und des femininen Reizes,
Beginnt mein Liebreiz zu verwelken, ach,
Ein Weibchen ohne Reiz ist völlig wertlos
Und keiner zahlt für alte welke Weiber.
FÜNFTE SZENE
(Eva-Muschi, Anne Focken, Harlekin.)
EVA-MUSCHI
Mein Peter Frauenknecht bedrängt mich sehr
Mit seiner Minne, seinem Platonismus.
Er möchte, dass ich denke einzig seine
Gedanken, seinen Glauben übernehme
Und dass ich geistig mich entfremde so
Dem Ehemann, dem Treue ich versprach.
Mein Peter Frauenknecht behauptet zwar,
Er wolle geistig nur betrachten Schönheit
Und meine Schönheit sei ein Spiegel ihm
Der Schönheit Gottes, aber dennoch weiß ich
Und spüre, dass er scharf auf meinen Leib ist!
ANNE FOCKEN
Ich weiß, ich weiß, du bist sein Sexidol!
EVA-MUSCHI
Das sind doch nichts als körperliche Triebe,
Geistseelen aber lieben übersinnlich.
ANNE FOCKEN
Sei nicht zu streng mit deinem Frauenknecht,
Der stets bereit ist, dir zu dienen, der
So viel dir schon geholfen und so oft
Sich für dich aufgeopfert hat durch Taten.
Den treuen Diener halte du dir warm!
Du wärest ganz schön dumm, geliebte Freundin,
Verscheuchtest du den Dienenden durch Strenge.
Wie glücklich wär ich, hätt ich selber solchen
Verehrer, der sich selbst zum Sklaven macht!
HARLEKIN
Maitresse, mon amour! Ton serviteur !
ANNE FOCKEN
Ich muß dich erst noch das Französisch lehren.
HARLEKIN
Jeune fille, mon amour et ma désire !
ANNE FOCKEN
Ah, que tu veut, mon Prince Carneval ?
HARLEKIN
Ah, voulez-vous couchez avec moi ?
ANNE
Vénus, ta grace est extraordinaire,
O très bizarre ta grace, déesse Vénus !
SECHSTE SZENE
(Harlekin nachts allein.)
HARLEKIN
O Satan, du bist ja der Lüge Vater,
O Satan, du bist ja der Menschenmörder,
Ich bin ganz dein, ich bin ein Kind des Teufels!
Nun ist es aber doch zu viel für mich,
Was du von mir verlangst, du Menschenmörder.
Es geht ja grade noch, dass ich die Seele
Von Bruder Wagner in die Hölle reiße,
Das wird mir von ihm selber leicht gemacht,
Weil er den freien Willen aufgegeben
Und Satan reiten lässt auf seinem Rücken,
Wie Doktor Martin Luther einst gelehrt.
Doch, Menschenmörder, Lügenvater, Satan,
Dies eine ist zu schwer für deinen Sohn,
Die keusche Eva-Muschi zu verführen!
Grad heute bin ich wieder so gescheitert,
Da sie geklagt hat über Meister Eckhard
Und Peter Frauenknecht sie tröstete.
Sie schlief im Bett, da saß er nebenan,
Sie badete in ihrer Badewanne,
Er wartete ganz keusch vorm Hause draußen,
Dann lud er die geliebte Herrin ein
Mit ihm in einem Restaurant zu essen
Die Fastenspeise Buddhas vegetarisch,
Da sprach die keusche Eva-Muschi aber:
Ich kann mit dir nicht essen gehen, Freund,
Ich kann mit dir nicht essen gehen, Freund,
Das wäre meinem Ehemann nicht recht.-
O Satanas, verdamm mich in die Hölle,
Entreiße mich der Eitelkeit der Erde
Und reiße mich hinab zu jenen Orten
Des höllischen Infernos, wo versammelt
Die Philosophen sind des Hedonismus
Und alle diese epikuräischen Schweine,
Da will ich dann die Hedone genießen,
Da soll mit seinem Gliede Luzifer
Mir homosexuelle Lust bereiten!
Verdammte Frömmigkeit auf dieser Erde!
Wie kriege ich ein Magendrücken, wenn
Ich Peter Frauenknecht verkünden höre:
Auf Erden Schmerzen, Schmerzen, nichts als Schmerzen,
Auf Erden Schmerzen, Schmerzen, nichts als Schmerzen,
Im Paradiese dann Glückseligkeit!
VIERTER AKT
ERSTE SZENE
(Anne Focken und ihr Vetter.)
ANNE FOCKEN
Was heißt mein Name Anne, lieber Vetter?
VETTER
Dein Name Anne heißt im Norden Nanna
Und Nanna, dieser Name heißt: Die Mutter.
In Susa oder Ekbatana aber
Dein Name Anne heißt auch Anahita,
Und Anahita ist der Morgenstern
Und ist zugleich der Himmelsozean
Und ist die Große Mutter allen Lebens.
Die Bibel nennt sie: Göttliche Nanäa!
Die Mutter aber heißt auf persisch Mitra,
Die Mutter aber heißt auf persisch Mayr.
Und so erkennen wir die Mutter Anna,
Sankt Anna, die geboren Sankt Maria,
Maria, Meeresstern und Morgenstern,
Und Anna, Gnade oder Charis Gottes.
ANNE FOCKEN
Ich heiße also Gnade oder Mutter?
VETTER
Ja, Gnade heißt auch Liebreiz, Charme und Anmut,
Entzücken, Schönheit, Freundlichkeit und Dank,
So ist die Gottheit auch, die Große Mutter.
ANNE FOCKEN
Die Gottheit nennst du eine Große Mutter?
Ist denn Maria Gott? Ist Gott nicht Vater?
Ist denn Maria Gott? Ist Gott nicht Vater?
VETTER
Der Troubadour der Lieben Frau, Sankt Bernhard,
Sprach: Gott der Herr ist wahrhaft Magna Mater!
ANNE FOCKEN
Doch wenn ich Bruder Wagner lästern höre,
So klagt er immer von dem Matriarchat.
Er hasst die Frauen und er hasst die Mütter,
Er hasst den Mutterschoß, die Leibesfrucht,
Er hasst das Leben und er hasst die Liebe
Und also hasst er folgerichtig Gott!
VETTER
Es ist in unsrer Zeit ein Kampf auf Erden,
Da kämpft die Liebe mit der Anti-Liebe.
ANNE FOCKEN
Wo siehst du diesen Kampf auf Erden denn?
VETTER
Des Weibes Mutterschaft wird angefeindet,
Des Weibes Mutterschoß wird angefeindet,
Der Liebe Fruchtbarkeit wird angefeindet,
Des Lebens Heiligkeit wird angefeindet.
ANNE FOCKEN
Wie glücklich machen Kinder doch die Mütter!
VETTER
Ich danke dir, o Weib, dass du ein Weib bist!
ZWEITE SZENE
(Anne Focken und ihr Vetter.)
VETTER
Ich hab die ganze Nacht nicht schlafen können,
Ich lag in einem halben Wachzustand
Und sah dich nackt wie Göttin Aphrodite
Auftauchen aus dem Meer mit vollen Brüsten.
ANNE FOCKEN
Ich hab geträumt von meiner Busenfreundin,
Von meiner vielgeliebten Eva-Muschi,
Wir wollten tanzen wie die Inderinnen.
VETTER
Was ist das für ein Tanz, den gern ihr tanzt?
ANNE FOCKEN
Le danse de ventre, mon ami cousin.
VETTER
Ich möcht dich gerne sehn als Odaliske.
ANNE FOCKEN
Genug der Träume! Hier ist Leben auch!
Die Wirklichkeit ist zwar gemein und dumm,
Verletzend, hässlich ist die Wirklichkeit,
Doch nur die Wirklichkeit ist Wirklichkeit.
VETTER
Nun also mit den Füßen auf der Erde?
ANNE FOCKEN
Ich möchte nämlich ein Geschäft eröffnen.
VETTER
Was willst du denn verkaufen, womit handeln?
ANNE FOCKEN
Ich hörte eines stillen Winterabends,
Wie Eva-Muschi leise klagte, dass
Ihr Mann sie nachts nicht mehr im Bett besuche,
Und Peter Frauenknecht zu ihrem Trost
Versprach ihr einen tröstenden Vibrator.
VETTER
Ein Ding zur Selbstbefriedigung von Frauen?
ANNE FOCKEN
Ich las nun aber in dem Kamasutra
Die wissenschaftliche Beschreibung solcher
Künstlicher Mannesglieder, die von Holz,
Von Stein und hartem Gummi, dick und dünn
Und lang und kurz und breit und schmal, was immer
Zur Vulva eines Weibes passt, denn diese
Ist bei der einen eine Hasen-Vulva,
Ist bei der andern eine Stuten-Vulva,
Die Elefanten-Vulva ist das dritte.
Für jede Vulva gibt es einen Phallus,
Und wird ein Weib von keinem Mann geliebt,
So biet ich einen Phallus ihr von Gummi,
Von Holz und Stein den kleinen Gott und Herrn.
DRITTE SZENE
(Dame Pandora und Anne Focken.)
ANNE FOCKEN
In dem Regal hier stehen meine Bücher,
Als erstes hier die Kunst des Tantra-Sex,
Daneben dann die Kunst des Tao-Sex
Und dann die Memoiren Casanovas.
PANDORA
Zu meiner Zeit war Liebe sittlich noch,
Doch heute praktiziert man freie Liebe.
ANNE FOCKEN
Im alten Indien gabs die Liebesgöttin,
Der religiöse Mann ging ins Bordell
Und schmückte die Begehrte und Geliebte
Mit allen Hoheitszeichen seiner Göttin
Und schlief dann mit der Prostituierten, aber
In Wahrheit schlief er mit der Liebesgöttin.
Ach, leider ging die Religion zugrunde,
Ich wäre gerne Tempelprostituierte.
PANDORA
Die Liebesgöttin lebt auch heute noch!
Ich sah die Venus von Amerika,
Man nennt sie Miß Amerika, sie ist
Das Ideal der Filmschauspielerinnen,
Der Sängerinnen und der Tänzerinnen.
Die Künstlerinnen sind die Prostituierten
Der Göttin Venus von Amerika.
Sie spielen hocherotisch ihre Rollen
Und stöhnen ihre brünstigen Gesänge
Zum Kopulationsgeräusch der Trommeln, stöhnen
Und tanzen auf der Bühne kopulierend
Und tragen nur ein Hauchkleid oder gar
Hautfarbene Bikinis auf der Bühne
Und tanzen dann lasziv mit Riesenschlangen.
Wer aber mehr will von den Prostituierten,
Der schaut mit dem Computer-Auge ins
Weltweite Netz, denn das ist ein Bordell,
Da zeigen sich die Tempelprostituierten
Der Göttin von Amerika
Bis auf die Lippen ihrer Scheide nackt!
ANNE FOCKEN
Es gab doch auch im alten Griechenland
Hetären, weltberühmte Prostituierte,
Glykere, Thais, Lais, Phryne und
Aspasia und wie sie alle hießen.
PANDORA
Heut heißen diese Tempelprostituierten
Der Göttin Venus von Amerika
Rhianna, Britney, Jennifer, Christina,
Ja, Angelina preist man gar als Venus.
Sie prostituieren sich in Venus’ Namen
Und machen diese Erde zum Bordell,
Die Welt zu einem Hurenhaus der Venus.
VIERTE SZENE
(Pandora, Eva-Muschi, Anne Focken, Harlekin.)
PANDORA
Ihr lieben Frauen, meine beiden Töchter,
So achtet drauf, dass ihr genügend schlaft!
Entspannt euch oft in einer Badewanne
Und wählt das Badeöl der Harmonie
Und wählt das Badeöl der Vitalität
Und wählt das Fichtenöl für euer Bad.
Nehmt nur Kosmetika, die nicht gemacht
Nach Tierversuchen sind, denn das ist grausam.
Diäten sollen eures Körpers Form
Begehrenswert erhalten, ganz besonders
Im Sommer braucht ihr die Bikini-Form.
In der Ernährung meidet Fleisch und Fisch
Und achtet auf die Basen und die Säuren.
Trinkt keinen Alkohol, trinkt grünen Tee
Und euren Geist pflegt durch die Meditation,
Durch Yoga, Autogenes Training und
Qi Gong, die Atemtechniken des Ostens.
EVA-MUSCHI
Das alles halten wir sehr pünktlich ein,
Was fehlt uns noch zu einem guten Leben?
PANDORA
Ganz unersetzlich ist ein guter Hausfreund.
ANNE FOCKEN
He, Harlekin, du kannst bestimmt erklären,
Wie man als Frau sich einen Hausfreund hält.
EVA-MUSCHI
Das interessiert mich auch. Erklär mir Liebe!
HARLEKIN
Die Frauenzimmer wollen jetzt studieren?
Bin ich an einer Universität
Von lauter melischen Nymphen und Najaden
Und bin ich Doktor dort der Theologie
Und habe um mich einen Mädchenharem
Von Mädchen, welche ewig jung und reizend?
Mit sechzehn Jahren kommen sie zum Harem,
Mit zweiundzwanzig Jahren scheiden sie,
Dann kommen neue sechzehnjährige Mädchen!
Hier soll ich also Katechese halten
Und lehren aus dem Minnekatechismus?
Ja, unter Nummer Siebentausenddreizehn
Der Minnekatechismus, ich zitiere,
Spricht von der Unabdingbarkeit des Freundes.
Und unter Nummer Siebentausendsiebzig
Der Minnekatechismus weiter sagt:
Verschämter Minne Morgenstern ist nichts
Verschämter Minne Morgenstern ist nichts
Verglichen mit dem Sonnenlicht der Ehe.
Was sag ich da? O Satan! Katechismus!
Befrei mich aus der Universität
Gelehrter Frauenzimmer, Satanas,
Ein Blaustrumpf ist noch schlimmer als die Hölle!
FÜNFTE SZENE
(Justizrat, Knabe Platon, Wagner.)
JUSTIZRAT
Die Menschen alle sind doch Schweinehunde,
Nur du gefällst mir, guter Bruder Wagner!
WAGNER
Was willst du machen mit dem kleinen Platon?
JUSTIZRAT
Du hättest sehen sollen meine Frau,
Steril und ohne Uterus im Schoß,
Ergab sie sich dem schäumendem Champagner
Und vom Champagner ging zum Kokain
Sie über und im Kokainrausch schrie sie:
Ich will ein Kind, ich will ein Baby haben!
Ich will ein Kind, ich will ein Baby haben!
Da hab ich ihr den Platon adoptiert.
WAGNER
Nun mach ihn auch zum Bild nach deinem Bilde.
JUSTIZRAT
Er soll es sehen, wie die Reichen leben,
Denn eins ist klar: Es ist kein Gott im Himmel!
Schau dir die Augen eines Toten an,
Da starrt dich an das blanke kalte Nichts.
So wenn es nach dem Tode nur das Nichts gibt,
So bleibt auf Erden nichts als zu genießen.
Denn wenn es keinen Gott im Himmel gibt,
Die höchste Weisheit ist der Hedonismus.
WAGNER
Warum leckt sich der Rüde seine Hoden?
Er tut es, weil nur er es eben kann!
PLATON
Wie schön wars droben doch im Sonnenflugzeug,
Ich hatte Angst zwar bei dem Aufstieg, aber
Da hab ich mir die Augen zugehalten.
Doch als ich in dem Segelflugzeug schwebte
Und unten sah die Kühe auf den Wiesen,
Da mit den schwarzen und den weißen Flecken
Die Kühe sahen aus wie Pinguine.
JUSTIZRAT
So nenn mir alles, was du haben willst,
Ich kauf dir alles, was du haben willst,
Die Krieger aus dem Weltall kauf ich dir,
Dir das Imperium des Todessternes!
PLATON
Es gibt ein Wort, das sagt der Liebe Gott,
Das Wort ist schärfer als ein Laserschwert!
SECHSTE SZENE
(Peter Frauenknecht und Eva-Muschi.)
FRAUENKNECHT
Die dreiundsiebzig Bücher in dem Buche
Lobpreisen alle deine Schönheit, Freundin,
Doch mehr als deine Schönheit noch lobpreise
Ich deine Gutheit, Freundin, deine Güte.
EVA-MUSCHI
Ich bin in jenem Alter einer Frau,
Da siegt die Frau nicht mehr durch ihre Reize,
Da siegt sie durch des Geistes Qualitäten.
FRAUENKNECHT
Wie flüchtig ist der Jugendliebreiz doch,
Dem Nichts gleich ist die körperliche Schönheit.
Jedoch der Herrin feminine Seele,
Die Gott in ihrem Inneren bewahrt,
Ist rühmenswerter als die Engel Gottes.
EVA-MUSCHI
In meiner Seele ist ein Gottesfünklein,
Mehr weiß ich nicht vom weisen Meister Eckard.
FRAUENKNECHT
Im innersten Gemach der Seelenburg
In deiner Seele Gott gleicht dem Kristall.
Das weiß ich von Teresia von Jesus.
EVA-MUSCHI
Die spirituelle Freundschaft ist mir lieber
Als die begierdevolle Leidenschaft.
FRAUENKNECHT
Die Leidenschaft schafft Leiden, wie das Wort sagt,
Die Freundschaft aber im Geheimnis Gottes
Geheimnisvoll macht fühlbar Gottes Freundschaft.
EVA-MUSCHI
Der ordinäre Pöbel auf der Straße
Sagt: Zwischen Mann und Frau ist eine Freundschaft
Unmöglich, nur so lange ist der Mann
Ein Freund der Frau, bis er sie endlich
Ins Bett gelockt und sie beschlafen hat.
FRAUENKNECHT
Franziskus aber war ein Freund von Klara,
Johannes war befreundet mit Teresa,
Johannes Paul der Große mit der Mutter
Teresa von Kalkutta war befreundet.
EVA-MUSCHI
Was man nicht heute alles Freundschaft nennt!
Oft sind die Freundinnen nur Konkubinen.
Oft sind die Freundinnen nur Konkubinen.
FRAUENKNECHT
In deiner Freundschaft in den keuschen Grenzen
Begegnet mir die Weisheit, meine Freundin,
Frau Weisheit nämlich ist die wahre Freundin.
SIEBENTE SZENE
(Wagner, Justizrat, Frauenknecht.)
FRAUENKNECHT
Du, Bruder Wagner, hast das Recht dazu,
Die Eva-Muschi deine Frau zu nennen,
Bis dass euch scheiden wird der Heiland Tod.
Doch dann von Ewigkeit zu Ewigkeit
Leb ich vereint mit meinem Ideal.
WAGNER
So willst du also, keusche Jungfrau Peter,
Auf Erden respektieren das Gesetz,
Im Himmel mich zu einem Hahnrei machen?
FRAUENKNECHT
Was hat mit Belial gemeinsam Christus,
Mit Satanas die Hagia Sophia?
Die Prädestination, ein Wunderding,
Wie Goethe sagt. Wenn ich dich sehe, Wagner,
Dann glaub ich an die Weisheit Jesu Sirachs,
Die bösen Frevler sind von Gott geschaffen
Zur ewigen Verdammnis in der Hölle.
WAGNER
Das schreckt mich nicht, denn dahin will ich gern.
FRAUENKNECHT
Doch Eva-Muschi ist ein Himmelreich
Auf Erden, Eva-Muschi ist Malkuth,
Sie ist die Schechinah, die Wohnung Gottes.
Wenn ich mit ihr zu Tische sitze in
Dem Himmelreich der Freundschaft unter Geistern,
Dann ist das schon ein Vorgeschmack des Himmels,
Da ich mit Jesus und Maria liege
Zu Tische in dem Paradiese Gottes.
WAGNER
Ich aber hab das Geld, das Brot zu kaufen,
Ich kauf die Speise und du frisst sie auf,
Ich arbeite im Schweiß des Angesichts
Und du verehrst die Göttin süßer Muße.
FRAUENKNECHT
Gott gibt es seinen Lieblingen im Schlaf.
JUSTIZRAT
Ja, bete nur den Gott der Faulheit an,
Der Sternentaler niederregnen lässt.
Ich geh zur Arbeit ins Büro, der Mensch
Lebt nicht allein vom Wort des Mundes Gottes,
Der Mensch lebt auch vom Brot. Der Dichter sagt,
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral,
Es macht uns göttliches Geschwätz nicht satt!
FRAUENKNECHT
Die Speise kennt ihr nicht, die mich ernährt,
Denn ich ernähre mich allein von Liebe.
JUSTIZRAT
(macht mit der Hand die Geste der „Feige“)
Du lebst davon, dass du die Frauen fickst
Und sie dich laden ein zum Mittagessen?
FÜNFTER AKT
ERSTE SZENE
(Adelstitelverkäufer und sein Freund Keno von und zu Finkenburg.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Ich kenne keinen, der so keusch wie du.
FINKENBURG
Wer nicht die Frau küsst, küsst den roten Wein.
ADELSTITELVERKÄUFER
Wie aber lebst du die Gewalt der Triebe?
FINKENBURG
Ich habe eine Sammlung Venusbilder,
Die Statuen der Alten der Antike,
Die Knidia und Unsre Frau von Milo,
Apelles’ Venus Anadyomene,
Ich hab die Venus Felix und die Venus
Von Belvedere, jene von Colonna,
Ich hab die Venus von Urbino und
Die Schlafende von Giorgione und
Velasquez’ Venus mit dem schönen Rücken,
Watteaus Cythere mit dem schönen Popo,
Die Venus Medici, von Raffael
Die Galathea und die Grazien.
ADELSTITELVERKÄUFER
O Fleischeslust, o Augenlust, o Wollust!
FINKENBURG
Und bin ich dann um Mitternacht betrunken,
Dann lese ich die Anthologie der Griechen
Und Sapphos Oden an die Lesben-Frauen,
Catullus Oden an die Lesbia,
Ovidus Elegieen für Corinna,
Properz, Tibull, Horaz und nicht Vergil,
Doch Martial sehr viel und Juvenal.
ADELSTITELVERKÄUFER
So sublimierst du deinen Eros-Trieb?
FINKENBURG
Wenn mich nicht grad beherrscht Herr Thanatos,
Beherrscht mich allezeit Frau Libido.
ADELSTITELVERKÄUFER
Und träumst du auch von Lady Libido?
FINKENBURG
In Vasen, Kelchen, Brunnen, Becken, ja,
Ich träume jede Nacht vom breiten Becken.
ADELSTITELVERKÄUFER
Gibt es denn keine Frau in deinem Leben?
FINKENBURG
Doch, manchmal komme ich zum Mittagessen
Zu meiner Nachbarin, zu Eva-Muschi.
ADELSTITELVERKÄUFER
Ich frage mich, was heißt der Name Muschi?
FINKENBURG
Sohn Israels war Levi, Levis Sohn
Merari, und Merari zeugte Muschi.
ZWEITE SZENE
(Harlekin und Keno von und zu Finkenburg.)
HARLEKIN
Mein lieber Keno Graf von Finkenburg,
Schau, was ich hier für dich gefunden habe.
FINKENBURG
Was hast du in der Tasche da für mich?
HARLEKIN
Von Eva-Muschi einen schwarzen Slip,
Von Eva-Muschi einen roten Slip,
Von Eva-Muschi einen weißen Slip
Und einen ihrer weißen Büstenhalter
Und einen ihrer roten Büstenhalter
Und einen ihrer schwarzen Büstenhalter.
FINKENBURG
Den schwarzen Büstenhalter kenn ich doch,
Den hab ich ihr zum Weihnachtsfest geschenkt.
Wo hast du alle diese Sachen her?
HARLEKIN
Ich habs aus ihrem Schlafgemach gestohlen,
Für dich, ich weiß, du bist ein Fetischist.
FINKENBURG
Verzeih mir, unbefleckte Eva-Muschi!
HARLEKIN
Wir wissen doch, warum sie Muschi heißt!
FINKENBURG
Nicht, was du denkst, versauter Schweinehund!
Nein, Muschi ist ein Name aus der Bibel!
Nein, Muschi ist ein Name aus der Bibel!
HARLEKIN
Don’t read the Book! Oremus, Finkenburg.
FINKENBURG
Oremus? Aber wie, wie betet man?
HARLEKIN
Sankt Muschi, Jungfrau, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Mädchen, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Dame, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Keusche, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Schöne, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Schöne, bitte du für uns!
Sankt Muschi, Liebe, bitte du für uns!
Sankt Muschi, bei dem unverletzten Hymen,
Sankt Muschi, bei der Feige deines Leibes,
Erhöre uns, erhöre uns, Sankt Muschi!
FINKENBURG
Für diese Blasphemie hol dich der Teufel!
HARLEKIN
Blas- was? Was ist denn eine Blasphemie?
FINKENBURG
Obszönes Reden über meine Herrin!
DRITTER AKT
(Adelstitelverkäifer und Wagner.)
ADELSTITELVERKÄUFER
Wie sich die Welt zum Schlechten doch verändert!
Es haben unsre Väter noch gekämpft
Wie Helden mit den atomaren Bomben,
Da taufte man die atomaren Bomben
Auf Gottes Namen Santa Trinitas.
Wo ist die gute alte Zeit nur hin?
Heut kämpfen Kinder schon mit Todesternen!
Ein Todesstern zerstört die Galaxie
Der Sonne und dazu Andomeda!
Nein, das heißt nicht mehr ritterlich gekämpft!
WAGNER
Wenns nur das Universum nicht mehr gäbe!
Warum ist überhaupt ein Etwas da
Und nicht vielmehr nur Nichts? Wär Alles Nichts!
ADELSTITELVERKÄUFER
Dies Weib hat dich verhext, mein Bruder Wagner!
Die Eva-Muschi ist doch eine Hexe!
Stets murmelt sie: Om mani padme hum!
Des Antichristen Zauberformel das!
Dann malt sie Pentagramme auf den Boden,
Als ob sie schwarze Hunde wollt beschwören.
Dann macht sie Puppen, die wie du aussehen,
Und stichte in diese Puppen spitze Nadeln.
Auch trägt sie Amulette, Talismane,
Beschwört die Göttin Hekate und ruft
Die Hexen von Thessalien, dass sie dich
Verwandeln in den Körper eines Esels,
Auch die okkulte Philosophie Aggrippas
Von Nettesheim hat sie studiert und dreimal
Und dreimal-dreimal schlingt sie Bänder sich
Um ihren Hals mit magischen Medaillen
Der Schwarzen Muttergottes von Tschenstochau!
WAGNER
Die Hexe! Wär sie lieber eine Hure!
Ach, wären alle Weiber solche Nutten
Wie neulich in dem Magazin für Männer!
Feinstofflich will sie nur noch sein, die Hexe!
ADELSTITELVERKÄUFER
Das Wort für Video bedeutet Wissen
Und Video bedeutet Veda auch.
So kauf dir einen Video und schau
Dir deine Traumfrau an, wie die Pistole
Sie lüstern lächelnd in den vollen Mund nimmt!
Du weißt, das Weib heißt heute Angelina.
Du weißt, das Weib heißt heute Angelina.
WAGNER
Ich habe einen Video gekauft,
Dämona heißt die Frau im Video.
VIERTE SZENE
(Wagner und ein Kriminalkommissar.)
KOMMISSAR
So, Bruder Wagner, hab ich dich erwischt!
WAGNER
Ich bin die pure Unschuld in Person!
KOMMISSAR
Nun denn, es gibt ja fromme Christenmenschen
Im Bankgewerbe. Aber leider ist
Das Geld, das liebe Geld die Unheilsquelle
Von mancher teuflischen Versuchung, Wurzel
Des Übels ist die Liebe zu dem Gelde.
Nein, Christenmenschen stehen vor dem Herrn
Und Richter ihrer Seele und so werden
Sie ehrlich bleiben in dem Bankgewerbe.
Es gibt auch Menschen, welche ehrlich sind,
Obwohl sie nicht an Jesus Christus glauben,
Doch fürchten sie sich vor dem schlechten Ruf
Und halten allzeit reinlich ihre Weste
Von den Betrügereien mit dem Geld.
Dann aber gibt es Leute auch, die schlau
Wie Füchse sind, noch schlauer als die Bauern,
Berühmt ist ja die Bauernschläue, aber
Berühmter noch die Schlauheit eines Fuchses.
So schlaue Menschen in dem Bankgewerbe
Sind schlau genug, mit Geld zu spekulieren,
Was andre sparen wollten bei der Bank,
Und diese schlauen Leute lassen dann
Das Geld der Andern fleißig Arbeit tun
Und lassen den Profit des Spekulierens
Geschicklich in die eigne Tasche fließen.
So kommt der kleine Mann im Bankgewerbe
Durch seine Schlauheit doch zu großem Reichtum.
WAGNER
Was habe ich damit zu tun, du Bulle?
KOMMISSAR
Wir haben dich erwischt beim Spekulieren
Und ziehen alle deine Aktien ein.
Ja, Lügen, sagt man, haben kurze Beine
Und ehrlich, sagt man, währt doch noch am l#ängsten.
Doch deine Tricks und Trügereien alle
Sind aufgedeckt und an das Licht gekommen.
Ja, Reichtum auf Betrug gegründet ist
Gleich Kuckuckseiern in dem Nest der Taube!
WAGNER
Was schert mich das? Ich tue, was ich will!
FÜNFTE SZENE
(Keno von und zu Finkenburg, Harlekin, Kriminalkommissar.)
HARLEKIN
Mein Pate – auch die Teufel haben Paten –
Mein Pate brachte mir die Weisheit bei:
Ein Mann soll sich ein gutes Weibchen nehmen,
Ein Mann soll sich ein gutes Weibchen nehmen,
Ein Weibchen, das sich zu benehmen weiß
Und keusch ist noch im ehelichen Bette
Und treu steht zu den ehelichen Pflichten.
Ein Mann soll sich ein solches Weib nicht nehmen,
Die gerne bumst, das bringt ja nichts als Ärger.
Doch wenn das Weib gut bumsen kann, so soll
Der Mann sie eben zur Geliebten machen.
FINKENBURG
Du hast der keuschen Dame Eva-Muschi
Gestohlen ihre Seidenunterwäsche!
HARLEKIN
Ich tat es nur für dich, du fettes Weinfass!
Ist in der Liebe alles nicht erlaubt,
Ist alles nicht erlaubt im Krieg der Liebe?
KOMMISSAR
Die meisten Sünden und Verbrechen finden
Aus Leidenschaft und aus Begierde statt.
Das gibt dem Dieb kein Recht, dass er begehrt.
Ich habe einen Zeugen hier für deine
Verbrechen. Buße wird dir aufgelegt:
Gib Eva-Muschi ihren Slip zurück
Gib Eva-Muschi ihren Slip zurück
Und ihren Büstenhalter! Aber du
Kommst ins Gefängnis, dort bei Brot und Wasser
Wie Mönche sollst du fasten und bereuen.
HARLEKIN
Ich fürchte mich nicht vorm Gefängnis, Bulle,
Sind im Gefängnis doch so viele Ärsche,
Die will ich allesamt bedienen mit
Der Rute. Zu der Lust der Masochisten
Brauchts immer einen teuflischen Sadisten.
KOMMISSAR
Du Teufel, wird aus dir kein guter Mensch?
HARLEKIN
Am ersten Schöpfungstag hat Gott der Herr
Verdammt mich in die ewige Verdammnis,
Ich tue also nichts als Gottes Willen,
Wenn ich nichts andres als ein Teufel bin.
Es braucht das Negativ des Teufels auch
Der Herr, damit das Positiv erstrahlt.
Wie wäre ohne Sankt Iskarioth
Denn Jesus Christus an das Kreuz gekommen?
Der Narr begehrte doch so sehr das Kreuz,
Da half ihm eben Sankt Iskarioth.
SECHSTE SZENE
(Satan, Harlekin, Frau Sünde.)
SATAN
Du armer dummer Teufel Harlekin,
Wie bin ich unzufrieden doch mit dir!
Brach etwa Eva-Muschi ihre Ehe?
Nein! Sondern sie liest Meister Eckard noch!
HARLEKIN
Ich hetzte alle Leidenschaften auf
Und allen trüben Schlamm der tierischen
Begierde, Fleischeslust und Augenlust,
Sie aber hat ein hartes Herz von Stein!
FRAU SÜNDE
Ich aber bin die Herrscherin der Welt,
Ich bin die nackte Göttin der Versuchung,
Die sich in Unzucht paart mit Satans Schlange.
Wie groß ist mein Triumph doch auf der Erde!
Es herrschen in der Welt die Konkubinen,
Denn diese Zeit ist eine Konkubinenzeit,
Denn diese Stunde ist die Bastard-Stunde!
HARLEKIN
Doch Eine Frau ist auf der Erde noch,
Die nicht mit ihrem Freund die Ehe bricht.
FRAU SÜNDE
So schleiche ich mich nachts als Nachtgespenst
In Peter Frauenknechts Gehirn und spuke
Wie einst vorm heiligen Antonius
Und sauge ihm als nacktes Weib im Traum
Den feuchten Samen aus dem harten Glied.
SATAN
Die Mutter allen Lebens, Mutter Eva,
Verführte ich einst als laszive Schlange
Und lockte sie zum Baum mit seinen Äpfeln
Und lockte sie zum Busch mit süßer Feige.
Und anzuschaun wie eine Wollust war
Das Apfelpaar und die gespaltne Pflaume.
Und ich bin als laszive Schlange lüstern
Geschlüpft in die gespaltne Pflaume schlüpfrig.
Und Eva juckte es in ihrer Vulva
Und sie hat Gottes Weisung abgeschworen
Und brach die Ehe mit dem Alten Adam
Und hurte mit der Schlange Luzifers.
Und nun soll diese keusche Eva-Muschi
Gott treuer sein als aller Menschen Mutter?
HARLEKIN
Ich bin gescheitert an der Superfrau!
O Satanas, befrei mich aus dem Kerker!
Zwar bin ich es nicht wert, dein Sohn zu heißen,
Nimm mich nur an als deinen faulsten Knecht
Und laß mich wieder in den Höllenrachen!
SIEBENTE SZENE
(Zwei Gefängniswärter.)
ERSTER
Und plötzlich wurde ich am Leib gelähmt
Und bin an meinem Augenstern erblindet
Und sank in tiefen Schlaf gleich einer Trance.
Als ich erwacht, war die Gefängnistür
Geöffnet, der Gefangne fort, der Narr.
ZWEITER
Hier riecht es irgendwie nach faulen Eiern.
ERSTER
Ich weiß nicht, ist das nicht Geruch von Schwefel?
ZWEITER
So stell ich vor mir den Gestank der Pest.
ERSTER
Pestflöhe aus dem Fell der Ratten springen
Mich an und jucken mich an meinem Schamhaar.
ZWEITER
Das alles deutet auf den Teufel hin.
ERSTER
Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.
ZWEITER
Mein seliges Großmütterchen, die fromme,
Bekreuzte immer ihre Mutterbrust.
ERSTER
In meiner Kindheit hat des Dorfes Pfarrer
Gesegnet alles mit geweihtem Wasser.
ZWEITER
Wir haben alles dieses aufgegeben
Und glauben, dass der dumme Teufel sei
Ein Arlecchino aus dem Puppenspiel.
ERSTER
Hier aber sehen wir den Wundertäter.
Fast zwingt es mich, den Teufel anzubeten,
Der solche großen Wunder wirken kann.
Wenn es nur nicht so eklig stinken täte!
ZWEITER
Da huscht die Ratte auch im Kerkerloch.
ERSTER
Auf, schlag sie tot, die ekelhafte Ratte!
ZWEITER
Was soll der Kommissar dazu nur sagen
Und was der Richter und der Staatsanwalt?
ERSTER
Man wird uns in den tiefsten Keller schicken,
Und während dieser arme Teufel frei ist,
Sind wir gefangen in dem Kellerloch.
ZWEITER
Wie tückisch ist der Böse doch, mein Todfeind!
ACHTE SZENE
(Wagner, Eva-Muschi, Peter Frauenknecht.)
WAGNER
O Natas, Natas, Natas! Sex, Sex, Sex!
Wau, Wau, Wau, Wau, Wau, Wau, Wau, Wau, Wau, Wau!
FRAUENKNECHT
Dir springen Frösche ja aus deinem Maul!
WAGNER
Ja, Jesus ist der Heilige des Herrn,
Ich aber Eigentum des Antichristen!
FRAUENKNECHT
Wie ist dein Name, Dämon du in Wagner?
WAGNER
Mein Name ist Legion! Ja, ich bin viele!
Wer bin ich? Und wenn ja: Wie viele denn?
FRAUENKNECHT
Im Namen Jesus, fahre aus, du Dämon!
WAGNER
Ah, Wut zerreißt mich, Haß und Aggression!
Ich bring euch alle um! Kommt, holt euch Schläge!
Ich bringe noch die ganze Menschheit um!
Es sind doch alle Weiber nichts als Fotzen!
Du, Eva-Muschi, komm sofort hierher!
Du, Peter Frauenknecht, sofort hierher!
Ich schlag euch beiden eure Schädel ein!
FRAUENKNECHT
In Jesus und Maria Namen, weiche!
WAGNER
Ah, Hölle, Hölle, Hölle, Hölle, Hölle!
(Er stürzt schreiend weg.)
FRAUENKNECHT
Bist du erschrocken, meine Vielgeliebte?
EVA-MUSCHI
Ich staune, was der Name Jesus kann.
FRAUENKNECHT
Die Menschenwürde, die uns Gott gegeben,
Verbietet es dem Menschen, dass er sich
Vertraglich fest zu einem Sklaven macht,
Zu einem Sklaven eines andern Menschen,
Unsittlich wäre der Vertrag vor Gott.
Ich aber möchte dir zu Füßen fallen,
Mit meinen Tränen deine Füße waschen,
Mit meinen Haaren deine Füße trocknen,
Und sagen: Ich bin dein geringster Sklave!
EVA-MUSCHI
Sei der geringste Sklave der Madonna!
FRAUENKNECHT
Ich bin’s, geringster Sklave der Madonna!
EPILOG
DER POET
Ich denke jetzt an eine hübsche Frau,
Ihr Name ist: Die keusche tiefe Lilie,
Sie bittet immer ihren Herrn Gemahl:
Mein Herr und mein Gemahl! Der arme Dichter,
Mein Herr und mein Gemahl! Der arme Dichter,
Der unser Freund und Christenbruder ist,
Hat Hunger nach gebratnem Entenfleisch
Mit Reis und brauner Erdnussbuttersauce.
Der Herr spricht immer: Jetzt ist nicht die Zeit.
Die hübsche Frau, die keusche tiefe Lilie,
Verheißungsvoll den Dichter lächelt an,
Und siehe, zu dem Abendmahle gibt es
Reis, Erdnussbuttersauce, Entenfleisch!
Und damit ist auch dieses Stück zu – Ente!