Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

MYSTERIUM BUFFO ODER MAUSOLEUM BUFFO



Von Josef Maria Mayer

Leute: „Mutter, sagen Sie uns, was wir tun sollen!“
Mutter Teresa: „Lächeln!“




(Vorspiel auf dem Theater.)

BELEUCHTER
Ich sah das Stück
    Schon vierzig Mal,
        Hab nichts verstanden.
BÜHNENBILDNERIN
Ach, die Partei-
    Genossen sind
        Wie Räuberbanden!
BELEUCHTER
Hab ich das Licht
    Gut eingestellt,
        Ex-Freundin mein?
BÜHNENBILDNERIN
Wie Höllenglut
    Und Satans Blitz
        Der Feuerschein!
BELEUCHTER
Was andres nun:
    Was macht das Geld,
        Die Arbeitsstelle?
BÜHNENBELEUCHTERIN
Die Bühne bau
    Und mal ich aus
        Der ewigen Hölle!
BELEUCHTER
Verdienst du Geld
    Genug? Das Geld
        Regiert die Welt!
BÜHNENBILDNERIN
Ich dachte, du
    Wärst anders, wärst
        Der Liebe Held!
BELEUCHTER
Ich seh die Welt!
    Amerika!
        Und Berolina!
BÜHNENBILDNERIN
Im Garten sitz
    Im Seidenkleid
        Ich still aus China.
BELEUCHTER
Der Müßiggang
    Zerstört die Welt,
        Die untergeht!
BÜHNENBILDNERIN
Dann schafft sie neu,
    Aus meinem Leib,
        Der mein Poet!
BELEUCHTER
Nun angestrahlt
    Wird Satans Arsch
        Durch meine Lichter!
BÜHNENBILDNERIN
Den Podex mein
    Verklärt und preist
        Mein eigner Dichter!


(Versammlungssaal in der Hölle. Über allem leuchtet das satanisch-kommunistische Pentagramm.)

MARX
Bei meinem Bart,
    Dem langen Bart,
        Dem Barte grau,
Prophetenbart!
    Die Revolution
        Ist meine Frau!
ENGELS
Mein Bart ist auch
    Sehr imposant,
        Pechrabenschwarze!
Was aber macht
    An deinem Po
        Die dicke Warze?
MARX
Ich leide sehr
    An grimmer Pein,
        An Höllenpein!
Verdammt! Jedoch
    Es wird wohl nicht
        Die Warze sein.
ENGELS
An deinem Po
    Strahlt feuerrot
        Wie ein Karfunkel
Die Warze nicht,
    Ich glaub, es ist
        Das ein Furunkel!
MARX
Was tatest du,
    Worüber du
        Stolz wie ein Held?
Was tatest du,
    Was aller Welt
        So wohlgefällt?
ENGELS
Furunkel nicht
    Am Hintern, muß
        Ich mich nicht schämen!
Die Weser ich
    Durchschwommen hab
        Im schönen Bremen!
MARX
Jedoch zurück
    Zur Politik
        Und Philosophie!
Die Arbeit macht
    Den Menschen frei!
        Wie macht das sie?
ENGELS
Die Affen sonst
    Auf ihrem Baum
        Von Nüssen träumen...
Die Hände sie
    Dort klammern fest
        An ihren Bäumen...
Ein Affe stieg
    Herab vom Baum,
        Auf Erden stand!
Der Affe nun
    Stand aufrecht da!
        Mit freier Hand!
MARX
Der Affe da
    Mit Werkzeug gleich
        Sein Werk vollführte?
ENGELS
Der Affe erst –
    Diogenes! –
        (...............)!
MARX
Ging dann ans Werk,
    Um sein Produkt
        Zu schaffen stark?
ENGELS
Ihn hungerte
    Nach Affenfleisch,
        Nach Affenmark!
Da fraß er auf
    Den Vater sein
        Und seine Mutter!
Denn wichtig ist
    Zum Denken, dass
        Man hat sein Futter!
Da Vater er
    Und Mutter sich
        Zum Mahl gemacht,
Vom Protein
    Des Fleisches er
        Hat nun – gedacht!
Er ist ein Mensch
    Und ein Prolet
        Der Welt geworden!
MARX
Auf Affenfleisch
    Begründet so
        Karl Marxens Orden!
ENGELS
Wie sind ja stolz
    Auf unsern Ahn,
        Der Ahnen fraß!
Ich auch dereinst
    An solchem Tisch
        Zu Gaste saß.
MARX
Menschwerdung so
    Ist der Triumph
        Der Kannibalisten?
Behüte Gott
    Die Menschheit nur
        Vor den Marxisten!


(Versammlungssaal in der Hölle. Stalin und einige Genossen Unterteufel.)

STALIN
Genossen! Wir
    Erwarten nun
        Den Sekretär!
O Lenin! Was
    Ist er? Er ist
        Nicht Bach, ist Meer!
S’ist Mitternacht!
    Es schlägt die Uhr
        Gespensterstunde!
Der Satan in
    Der Hölle macht
        Jetzt seine Runde!
Ich weiß, was dem
    Genossen der
        Partei da frommt:
Der Sekretär
    Als großer Mann
        Verspätet kommt!

(Die Uhr der Hölle schlägt Zwölf. Genosse Lenin tritt pünktlich ein!)

LENIN
Was lernt der Reuss
    Vom strengen Preuss?
        Nur pünktlich immer!
Um zwölf Uhr nachts
    Mit Pünktlichkeit
        Tret ich ins Zimmer!
STALIN
O Lenin! Ich
    Bin tief enttäuscht!
        In Satans Bann
Ich frag mich, wie
    Kann pünktlich sein
        Ein großer Mann?
Ein großer Mann –
    O Lenin, ich
        Bring dir die Kunde –
Verspätet kommt!    
Lässt warten stets
        Die Viertelstunde!
LENIN
Ich eben saß
    Mit meinem Weib
        Beim Samowar,
Nadeshda war
    Gemütlich so,
        Ganz wunderbar,
Da hörte ich
    Von einem Mann,
        Von einem zarten,
Es sollt der Baum
    Geschlagen sein
        In meinem Garten.
Nadeshda da,
    Mein Eheglück
        Im Ehebette,
Mich dringend bat,
    Genossen, dass
        Den Baum ich rette!
STALIN
Jetzt bist du alt,
    Großväterlich
        Und voll Gemüt.
Wo ist dein Hass,
    Dein Klassenhass,
        Dein heiß Geblüt?
LENIN
Genossen, ach, -
    Bei Demeter,
        Der Göttin Deo! –
Nicht Stalin wählt
    Als Sekretär,
        Wählt Trotzki Leo!
STALIN
Doch Trotzki schon
    Geflohen ist
        Nach Mexiko.
LENIN
Was macht er in
    Amerika,
        Im Nirgendwo?
STALIN
Im Bergwerk mit
    Neruda sucht
        Er Eisen, Nickel.
Ich aber hau
    Ihm auf den Kopf
        Mit einem Pickel!


(Rotbeleuchtetes Schlafzimmer in der Hölle. Lenin im Arm seiner geliebten Pariserin Inès Amand.)

INES AMAND
Was Liebe ist,
    O Lenin mein,
        O sag mir das!
LENIN
Ist bürgerlich,
    Ist klerikal!
        Nein – Klassenhass!
Befreien wir
    Vom Sklavenjoch
        Die armen Dirnen!
Der Klassenhass
    Die Klasse lehrt
        Allein zu zürnen!
INES
Die Liebe ist,
    Genosse, frei!
        Ein Wasserglas!
LENIN
Die Liebe, ach,
    Ist klerikal!
        Heil Klassenhass!
Die Revolution,
    Sie ist mein Weib!
        Wie ich sie liebe!
Sie greift hinein
    Geschickter Hand
        Ins Weltgetriebe!
Sie stellt es um,
    Stellt’s auf den Kopf!
        Die Revolution!
Den Kopfstand macht
    Die Welt und lacht
        Der Liebe Hohn!
Die Revolution
    Ins Weltgetrieb
        Wird mächtig fassen,
Die Revolution
    Die Massen lehrt
        Das heiße Hassen!
INES
Französisch ist
    Die Liebe schön!
        Da ist sie frei!
Kein Ehejoch,
    Gesegnet von
        Der Klerisei!
O Kommunist!
    Kommunen gibt’s
        Der freien Liebe,
Da allgemein
    Und all mit all
        Lebt frei dem Triebe!
Die Liebe frei,
    Befreit vom Joch
        Der Ehe, das
Ist so gemein
    Wie einem Mann
        Ein Wasserglas,
Das muss man nicht
    Von Thron, Altar
        Erst teuer kaufen,
Das kann man wie
    Ein Hengst voll Durst
        Ganz einfach saufen!
LENIN
Doch der Prolet
    Von Ehe denkt
        Ganz sittlich groß,
Pariserin,
    Nicht liederlich
        Wie ein Franzos!
Der Bauer will
    Die Bäuerin
        In seiner Nähe,
Die Kinderlein
    Um ihn herum.
        O Lob der Ehe!
Vermählt bin ich
    Nadeshda so
        Im Ehebund
Und küsse sie
    Allein auf den
        Gespitzten Mund.
INES
Nun küsse mich!
    Sei Kommunist!
        Befrei die Triebe!
Kein Ideal
    Ist heilig fromm
        Die freie Liebe!
Nur einen Blick
    Aufs Brüstepaar,
        Kurz hingeblickt
Und schon im Bett
    Unehelich
        Sogleich (.....)!
Die Liebe ist,
    O Kommunist,
        Nur Einerleiheit!
Des Sexus Trieb,
    Von uns befreit,
        Das nenn ich Freiheit!
LENIN
Nadeshda, ach,
    Ist eine Frau
        Voll Eifersucht!
Die Ehe ehrt
    Und Sitte sie
        In strenger Zucht!
INES
Genosse, zieh
    Die rote aus,
        Die Unterhose,
Ich lehr dich, wie
    Geliebt bei uns
        Wird ein Franzose!
LENIN
Ja, mit der Hand
    Das Werkzeug du
        Der Arbeit fass,
Ich schreib ein Werk
    Für die Partei
        Vom Klassenhass,
Wie heiß der Hass
    Befreiten Volks         
        Wird wütend rasen!
INES
Ich werde dir
    In dieser Zeit
        Die Waffe (......)!



(Ein Unterweltsfluss in der Hölle, wahrscheinlich der Styx, vielleicht auch die Lethe. Im Wasser schwimmt die schöne Wasserleiche Rosa Luxemburg. Bert Brecht, besoffen von billigem Wermut, steht am Ufer der Lethe und besingt die Wasserleiche.)

BERT BRECHT
Besoffen bin
    Ich Zechkumpan
        Von dem Absinth!
O Rosa du,
    O Luxemburg,
        Du schönes Kind,
Die Freiheit du
    Hast sehr geliebt,
        Warst treu dem Volke,
Jetzt schwindest du
    Wie die Marie,
        Die weiße Wolke.
Ophelia,
    Du tote Braut,
        Du bleicher Traum!
Die Pflaume fiel –
    Ich schüttelte –
        Vom Pflaumenbaum!
Jetzt schwimmst du hin
    So bleich und blass
        Im Wasserbette,
Die Welle dich
    Liebkost im Tod,
        Die violette.
Aus schwarzem Wald
    Gekommen ich,
        Der Bert, der Brecht,
Ich schwimm mit dir
    Und durch dich durch,
        Im Fluss ein Hecht.
Die Wurzeln seh
    Ich drunten tief
        Vom Eichenstamme,
Da liegt dein Haar,
    Dein schwarzes Haar,
        Du liegst im Schlamme!
Der Frösche Laich,
    O Leiche du,
        Im Wasser schwimmt,
Da Bert, da Brecht
    Sein Saitenspiel
        Von Därmen stimmt.
O Rosa du,
    O Rose rot,
        So rot von Blute!
Von Freiheit du
    Gesungen hast,
        Du Böse-Gute!
Die Mehrheit ist
    Stets bei dem Volk
        Und der Partei!
Die Masse siegt!
    Die Minderheit
        Macht Massen frei!
Die Massen führt
    Zu ihrem Heil
        Die kleine Clique,
Denn die Partei,
    Die weiß allein
        Vom wahren Glücke.
Drum Mehrheit ist
    Und Wohl des Volks
        Die Minderheit,
Drum allezeit
    Zu Staatsstreich, Putsch
        Sind wir bereit!
Ach Rosa du,
    Du Rose rot,
        Bei Gott’s Erbarmen,
Hab Mitleid nicht
    Mit armen Volk,
        Mit Elend-Armen,
Denn Mitleid nicht
    Und herzliche
        Barmherzigkeit
Benötigt wird.
    Zur Revolution
        Sei du bereit!
Jetzt aber schwimm
    Dahin so bleich
        Im Wasserbette,
Ophelia,
    So bleich und fahl,
        So blass, du Nette,
Wie Froschlaich blass,
    Wie Mondschein bleich,
        Wie Tote fahl.
Ich habe schon
    Mich selbst entleibt,
        Beim Gotte Baal!
Gitarre mein
    Mit Schweinedarm,
        Besing die Welle!
Wie Dante sing
    Die Rose rot
        Im Reich der Hölle!


(Am Fuß einer höllischen Pyramide steht Trotzki und rechtfertigt sich vor dem Gräuelgötzen Vitzliputzli, dem Gott des ewigen Krieges und der Menschenopfer.)

TROTZKI
O Kriegergott
    Der Hölle du
        Von Mexiko,
Es diente dir
    Kein Krieger je
        Wie Trotzki so!
Kriegskommunist
    Zog ich durchs Land
        Der armen Bauern,
Sah Bäuerin
    Und Bauer um
        Die Ernte trauern,
Nahm Ernte da
    Dem Bauernvolk
        Mit Waffen ab,
Soldaten ich
    Der Rotarmee
        Den Weizen gab,
Die Bäuerin,
    Der Bauer da,
        Die nichts mehr hatten,
Da fraßen sie,
    Was da war, und
        Sie fraßen Ratten!
Als ausgetilgt
    Aus allem Land
        Das Rattenfleisch,
Die Bäuerin
    Im Wahnsinn wild
        Mit Wutgekreisch,
Vor Hunger sie
    Die Körper fraß
        Von ihren Kindern!
Doch Menschenfleisch,
    Wie Pflaumenmus,
        Das kratzt im Hintern!
VITZLIPUTZLI
Die Revolution
    Als Göttin ist
        Berauscht von Blut,
Die Göttin tanzt
    Mit dem Skelett
        In wilder Wut,
Der Göttin du
    Gedient hast treu,
        Ein treuer Bote,
Der Göttin gibt
    Sich gerne hin
        Doch jeder Tote.
Kriegsgöttin ist
    Frau Revolution,
        Die laut ich preise,
Aztekenvolk
    Die Göttin preist,
        Die Göttin Sch(......)!
TROTZKI
O Mutter Rusj,
    Wie Wladimir
        Gedichtet so,
O Mutter Rusj,
    Bewege du
        Den breiten Po!
Die Mutter Rusj
    Besoffen stand
        An Wodka-Theken,
Sie sandte mich
    Nach Mexiko
        Zu den Azteken.
Der Sonnengott
    Verlangt nach Blut,
        O Erdensohn,
Den Sonnengott
    Befriedige
        Frau Revolution!

(Stalin kommt hereingerannt mit einem eisernen Pickel.)

STALIN
Ha! Fort und fort
    Den Trotzki will
        Der Zar ermorden,
Zar Stalin will
    Auslöschen dich
        Aus seinem Orden!
Vom Pickel wird
    Dein Leben dir
        Durch mich geraubt!
Es spaltet dir
    Die Revolution
        Das Ketzer-Haupt!


(Schwarzer Wald der Hölle. An den Bäumen baumeln Selbstmörder. Johannes R. Becher in poetischer Muße durchwandelt den Wald und ersinnt eine Hymne an Väterchen Stalin.)

JOHANNES R. BECHER
Ich, Dichter von
    Der Muse Kuss,
        Ich Dichter sehe
Und siehe, was
    Ich seh, ist Wald
        Und junge Rehe.
O deutscher Wald!
    O Waldeshorn!
        Was ist so deutsch
Wie deutscher Wald?
    Was wie ein Reh
        So scheu und keusch?
O Muse mein,
    Lass deinen Mund
        Begeisternd saugen,
Wie Rehe braun,
    Wie Meteor,
        Die Mandelaugen,
Du sanftes Reh,
    Rehzwillingen
        Gleich deine Brust,
Rehzwillinge
    Der Brüste Paar,
        So hüpft die Lust,
O du mein Reh,
    Ich liebe sehr,
        Die Zwillingskitze,
Du scheues Reh,
    So keusch und süß,
        Und deine R(.....)!
Du scheues Reh,
    Du keusches Reh,
        Du junge Braut,
O Ricke du,
    O Ricke jung,
        So eng gebaut!
Verneige dich
    Vorm Väterchen,
        Vor Stalin! – Vater!
O Stalin, Gott
    Der ganzen Welt!
        Im Welttheater
Die Rolle schreibst
    Du allen vor!
        O Dichter, hör,
Wie Stalin dich
    Als Dichter preist,
        Den Ingenieur
Der Seele nennt!
    O Genius,
        Gott meiner Muse,
Die in Blue jeans
    Die Venus ist
        Mit offner Bluse!
STALIN
Ah, du Poet!
    Du Ingenieur,
        Du Ingenieur
Der Seele! Du,
    Johannes R.,
        Du Becher! Hör,
Sei Präsident
    Der Akademie
        Der Kommunisten.
BECHER
Großmütterchen
    Katholisch war
        Wie wahre Christen –
Mein Gott jedoch,
    Mein Vatergott
        Ist Stalin nur!
Der Schöpfer er,
    Der Neue Mensch,
        Gott-Kreatur!
Ihm weihe ich
    Germania
        Und ihre Deutschen,
Die Hitler will
    In das K.Z.
        Der Hölle peitschen!
Ich, Patriot,
    Ich diente Frau
        Germania!
Zu Stalin sagt
Germania
        Gehorsam Ja!
Gott Stalin kommt
    Als Genius
        Auf Bomber-Wolke,
Als Retter und
Erlöser zu
    Dem deutschen Volke!
O Muse mein,
    Ich küsse dir
        Dein Hinterteil!
Heil Revolution!
    Heil der Partei!
        Gott Stalin Heil!


(Der Große Vorsitzende Mao Tse-Tung, ein hervorragender chinesischer Philosoph, Dialektiker, und zugleich ein hervorragender chinesischer Poet, sitzt in seinem militärischen Arbeiterkittel bei einem Schälchen Reiswein und einem Schüsselchen Reis mit Phönixperlen in seinem höllischen Gemüsegarten.)

MAO
O milder Mond!
    O Pflaumenbaum!
        O Frühlingsgarten!
Die Poesie
    Erwacht in dem
        Gemüt, dem zarten.
O Becher Wein!
    O Becher Wein!
        O Becher Wein!
Der Schatten dort,
    Daneben ich,
        Und Mondenschein!
Der Große Marsch
    War mein Triumph!
        Ich sang die Ode
Vom Großen Marsch,
    Vom Großen Mord,
        Der Große Tote!
Ich, Genius
    Der Taktik, ich,
        Ich Großer Marsch!
Heil Mao, Heil!
    Ergeben küss
        Ich Satans Arsch!
SATAN
Ergebnen Dank,
    O Philosoph
        Vom großen Tao,
Daß du den Arsch
    Dem Satan küsst,
        Genosse Mao!
MAO
Wir Genien
    Verstehen uns!
        Du, Satanas,
Bist Mao gleich,
    Ein Narr, wer noch
        Bezweifelt das.
Der Mitte Reich
    Wollt ehlich sich
        Mit Mao gatten!
Die Bäuerin
    Ihr Baby fraß,
        Zum Nachtisch Ratten!
Millionenvolk
    Zog hungernd da
        Von Ort zu Ort,
Millionenfach
    Die Revolution
        Vollzog den Mord!
O Großer Sprung
    Nach vorne, Stahl
        Zu produzieren,
Und Chinas Volk
    Verwilderte
        Zu wilden Tieren!
Doch die Partei
    Ward fett und faul!
        Ich liebte nur
Die Rebellion
    Der Jugendzeit,
        Die Kriegskultur!
Da rief ich aus
    Die Rebellion
        Der Roten Garden!
O Satanas,
    Trink mit mir Wein
        Im Frühlingsgarten!
SATAN
Wo ist dein Weib,
    Das ich dir gab,
        Dem Hass zum Lohn?
MAO
Da kommt sie schon!
    Chinesin, schau,
        Der Skorpion!
Was Israel
    Einst Lea war
        Und mehr noch Rachel –
Ist mir dies Weib,
    Der Skorpion
        Mit Gift im Stachel!
Kein Skorpion
    Im Petticoat
        Amerikas...
Ein Skorpion
    Im Bauernrock,
        Bei Satanas!
DAS SCHLIMMSTE VON MAOS WEIBERN
O Mao mein,
    Du Philosoph
        Der Dialektik,
Regierungskunst
    Beiseite lass,
        Des Herrschens Hektik,
Erzähl mir nicht
    Von Revolution
        Und Kriegskultur,
Sing, Dichter, sing,
    Die Ode sing
        Von der Natur!
MAO
Als Chinas Volk
    Gehungert hat,
        Hab ich’s gerettet!
Das Spatzenvolk
    Hat sich zu gern
        Im Laub gebettet!
Wir schlugen da
    Die Trommeln laut
        Mit großem Lärm,
Das Spatzenvolk
    Gen Himmel flog
        Laut im Geschwärm,
Sie flatterten
    In Lüften blau,
        Da die Verzagten
Zum Baume sich
    Und seinem Laub
        Nun nicht mehr wagten,
Erschöpft vom Flug,
    Der Flatterei,
        Von all dem Lärm,
Der Vögelei
    Im Wolkenbett
        Und dem Geschwärm,
Sie stürzten auf
    Die Erde hin,
        Erschöpft zu Tode!
Dem Tao der
    Natur sang ich,
        Dir diese Ode!
DAS SCHLIMMSTE VON DEN WEIBERN MAOS
O Großer Chef
    Vom Großen Reich,
        Sing auch Gesang,
Wie du einst schwammst
    Alleine in
        Dem Jangtsekiang!
MAO
War ich nicht schön?
    Ja, ich war dir
        Zu schön, ich wette!
DAS SCHLIMMSTE VON DEN WEIBERN MAOS
Ein Klumpen Fleisch!
    Das liebst du (dacht
        Ich da) dies Fette?


(Pablo Neruda tritt auf, ein melancholischer Student im existentialistischen schwarzen Anzug. Er singt eine Elementare Ode an den Große Vorsitzenden.)

PABLO NERUDA
Amerika
    Die Bombe warf!
        Hiroshima
Durch das Atom
    In Höllenglut
        Verbrannte da!
Mein Pantherweib
    Von Sumatra,
        O Madonnina!
Da schaute ich
    Der Freiheit Reich,
        Das Rote China!
Die Mauer schützt
    Den Kaiser nicht!
        Und kein Palast
Des Himmels ist
    Verboten mehr!
        Ich war zu Gast
Bei Li Tai-Bo
    Und Bo Djü-I!
        Ich pries das Tao!
Der Himmelssohn
    Im Mitte-Reich
        Ist Gottmensch Mao!
Und Wunder tut
    Der Himmelssohn,
        Erlöst vom Übel!
Ich schwöre auf
    Des Gottes Wort,
        Die Mao-Bibel!


(Eine Gruppe jugendlicher Unterteufel kniet vor der Ikone des Heiligsten Antlitzes von Ché Guevara. Der leibhaftige Ché mit einer Havanna im Maul und einem Gewehr im Arm erscheint.)

CHE GUEVARA
O Paradies
    Von Kuba du,
        Sei frei, sei frei!
Im Freiheitskampf
    Gemordet wird –
        Ganz nebenbei!
O Paradies
    Von Kuba, o
        Du Zucker-Insel!
Ich dulde nicht
    Ein weibisches
        Gemütsgewinsel!
Voran, Soldat
    Der Revolution,
        Marschier im Heer,
Der Klassenhass
    Legt in den Arm
        Dir das Gewehr!
Nimm das Gewehr
    In deine Hand,
        Die vielgeübte,
Das Flinten-Weib,
    Genosse, sei
        Dir die Geliebte!
Marschiere bis
    Zum Monde und
        Noch fort und fort
Und pflastere
    Den Himmelsweg
        Mit Menschenmord!
Die Revolution,
    Der ich als Held
        Der Freiheit diene,
Soldat, sie will,
    Du seiest nur
        Die Mordmaschine!
Die Fahne rot
    Der Revolution
        Lässt dich erröten?
Erröte nicht!
    Du sollst, Soldat,
        Die Menschen töten!
Sei kalt, voll Hass,
    Voll Klassenhass
        Im Herzensgrund!
Dir geht voran
    Der Heros Ché,
        Tabak im Mund!


(Pablo Neruda sitzt am Meeresstrand der Hölle auf einem Felsen und schreibt in sein Extravaganzen-Brevier ein Gebet an das heiligste Antlitz von Ché.)

PABLO NERUDA
Ché, Heros Ché,
    Dein Angesicht
        Ist unsre Rettung!
Ja, Volk an Volk
    Vereinigst du
        In der Verkettung
Der Sklaverei
    Der Revolution!
        O Neuer Mensch
Der Arbeit du!
    Ich bet dich an,
        Dein roter Mönch,
Ich singe dir
    Den Thron, o Ché,
        Ich bin dein Dante!
Die Hölle bebt,
    Wenn Ché erscheint,
        Der Commandante!
Und Satan steht
    Vom Throne auf,
        Ich Seher seh,
Wie Satan sich
    Erhebt vom Thron,
        Wenn du kommst, Ché!

    
(Wladimir Majakowski erscheint. In der rechten Hand ein Bild von Lenin, in der Linken Hand ein Bild seiner Muse und Geliebten, der Ehefrau seines Nächsten, am Gürtel einen Revolver, genauer gesagt, den Genossen Mauser.)

MAJAKOWSKI
O Lenin mein,
    Mysterium
        Und Mausoleum!
Ich singe dir
    Den Abgesang
        Und nun – Tedeum!
Ich Werther, ach!
    Vor Lottes Bild
        Das Herz mir brach!
Was soll die Kunst
    Und all das Spiel
        Mit dem Symbole?
Genosse mein,
    O Retter mein,
        O du Pistole,
Den langen Lauf
    Ich schiebe jetzt
        In meinen Mund –
O Lotte! Ach
    Ich liebe dich
        Von Herzensgrund!


(Er erschießt sich – E cadde come corpo morto cade. - - - Der Vorhang der Hölle fällt. Eine Bühne senkt sich von oben herab, darstellend die vom Kommunismus gereinigte Erde. Es ist der Kindergeburtstag des vierjährigen Buffo. Seine Gäste sind die vierjährigen Knaben Dontel, Akka und Danu. Betreut werden sie von dem sechzehnjährigen Mädchen Fatima, einer Schönheit!)

CHOR DER KINDER
O liebes Kind,
    Wie schön, dass du
        Geboren bist,
Wir Kinderlein,
    Wir hätten dich
        Sonst sehr vermisst!
BUFFO
Habt vielen Dank
    Fürs Spielzeug, das
        Ihr heut mir schenktet!
Die Blicke ihr
    Ja alle schon
    Zum Tische lenktet.
Der Kuchen da
    Ist honigsüß
        Mit Zuckerguss!
Und von Kakao
    Und Zuckerschaum
        Der Negerkuss!
Bananenmilch
    Soll und Kakao
        In Strömen tröpfeln
Und frischer Saft
    Voll Süßigkeit
        Von goldnen Äpfeln!
DONTEL
Am Abend gibt’s
    Ganz sicher Wurst
        Und Pommes Fritz!
BUFFO
Erzähl mir doch
    Noch einmal den
        Ganz tollen Witz!
FATIMA
O Jesuskind!
    Sei heute hier
        Am Tisch zu Gast
Und segne du,
    Was du uns hier
        Gegeben hast!
BUFFO
Wir essen jetzt
    Und trinken jetzt,
        Gott, dir zum Preise,
Wir danken dir
    Für Speis und Trank,
        Für Trank und Speise!
FATIMA
Nun kommt heraus,
    Kommt in das Grün,
        Den Gartentraum!
Da oben sitzt
    Ein Taubenpaar
        Im Eichenbaum!
AKKA UND DANU
Die Liebe Frau
    Im Himmel steht
        Im Licht der Sonne!
FATIMA
Madonna ist
    Uns Süßigkeit
        Und Lebenswonne!
BUFFO
Halleluja!
    Halleluja!
        Halleluja!
FATIMA
Ich lieb dich! Ja!
    Ich lieb dich! Ja!
        Ich lieb dich! Ah!



(Fatima tanzt mit Buffo, alle Kinder tanzen um sie herum.)