Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Hymne an meine verewigte Herrin



Von Josef Maria Mayer

„The wine verily swelled the spleen in her girdle...“
(Kanaanäisch)


ERSTER GESANG


Daniel, der Seher,
Der Heros, der Geweihte des Donnergottes,
In Leinenkleidern dient er den Göttern
Und bringt Speise- und Trankopfer dar.
Er trug seine reinen Gewänder
Und lag in seinen reinen Gewändern
Auf dem Bett und weinte
Und versank in tiefen Schlaf.

Siehe, einen Tag und einen zweiten,
In Leinenkleidern dient er den Göttern,
Bringt im Allerheiligsten
Speise- und Trankopfer dar.
Siehe, einen dritten Tag und einen vierten,
In Leinenkleidern dient er den Göttern,
Bringt im Allerheiligsten
Speise- und Trankopfer dar.
Siehe, einen fünften Tag und einen sechsten,
In Leinenkleidern dient er den Göttern,
Bringt im Allerheiligsten
Speise- und Trankopfer dar.
Er trug seine reinen Gewänder
Und lag in seinen reinen Gewändern
Auf dem Bett und weinte
Und versank in tiefen Schlaf.
Siehe, am siebenten Tag
In Leinenkleidern
Bringt er im Allerheiligsten
Speise- und Trankopfer dar.
Da trat Baal zu seinem Vater El:

Ist es dir gleich, was aus Daniel wird,
Dem Seher, dem Heros,
Dem Geweihten des Donnergottes?
Denn er hat keinen Sohn wie seine Brüder,
Er hat keinen Erben, wie seine Sippe.
Willst du ihn nicht segnen, El Vater?
Willst du nicht Segen ausschütten über ihn,
O Schöpfer aller Geschöpfe?
Möge doch ein Sohn in seinem Hause sein,
Ein Erbe in seiner Residenz,
Daß der Sohn das Grab des Vaters pflege
Und opfere für den Geist des Vaters,
Weihrauch opfere für den Geist der Ahnen
Als den Wächtern der Orte und Geistern der Erde,
Strafen soll er die Feinde seines Vaters
Und seine Widersacher verjagen.
Er soll opfern im Tempel des Baal,
Anbeten soll er im Tempel des El.

Die Straße ist nass nach dem Regentag,
Die Kleider werden gewaschen vom Schmutz.
El nimmt seinen Becher in die Hand,
Den heiligen Becher in seine Rechte!
Er segnet Daniel, den Seher,
Er segnet seinen Knecht,
Spricht Segensworte über den Geweihten:

Ich schwöre bei meiner Seele:
Daniel, der Seher, soll leben!
Ich schwöre bei meiner Kraft:
Der geweihte Heros soll dauern!
Er und kein andrer erhebt sich von seinem Lager
Und besteigt das Bett der Liebe!
Da er die Geliebte küsst,
Zeugt er in ihrer Schönheit!
Sein Atem wird hitzig,
Wenn er sie befruchtet!
Er und kein andrer
Wird zeugen in ihrer Gebärmutter
Voller Leidenschaft,
Er wird befruchten die Herrin des Sehers!
Dann wird ein Sohn in seinem Hause sein,
Ein Erbe in seiner Residenz,
Der wird das Grab des Vaters pflegen
Und opfern den Geistern der Ahnen
Im Heiligtume, beten für die Sippe.
Er wird Weihrauch opfern für den Vater,
Er wird die Feinde seines Vaters strafen
Und seine Widersacher verjagen.
Er wird des Vaters Hand ergreifen,
Wenn er betrunken ist
Von edlem, altem, rotem Wein!

Daniels Stirne ward erleuchtet,
Seine Brauen hoben sich heiter,
Sein Antlitz strahlte vor Freude.
Er lachte fröhlich,
Er streckte seine Füße auf dem Schemel aus,
Erhob seine Stimme und sprach:

Ich sitze hier und ruhe
Und meine Seele hat Frieden im Busen.
Wie meine Brüder werde ich einen Sohn bekommen,
Einen Erben wie die ganze Sippe.
Er wird mir meinen Grabstein errichten
Von lichtem Granit
Und meiner Seele opfern
Gebete wie Weihrauch im Heiligtum.
Er wird meine Feinde strafen
Und meine Widersacher verjagen.
Wenn ich betrunken bin
Von edlem, altem, rotem Wein,
Dann fast der Sohn des Vaters Hand
Und führt mich, wenn ich taumle.
Er wird für mich beten im Tempel des Baal,
Er wird für mich opfern im Tempel des El.

Die Straße ist nass nach einem Regentag,
Die Kleider werden gewaschen vom Schmutz.
Daniel kam nach Hause,
Daniel ruhte in seiner Wohnung.
Die heiligen Huren kamen in sein Haus,
Die strahlenden Töchter der Mondin.

Daniel, der Seher,
Der Heros, der Geweihte des Donnergottes,
Schlachtete ein Kalb für die heiligen Huren
Und machte ein Mahl für die heiligen Huren.
Er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin.

Siehe, einen Tag und einen zweiten,
Er machte ein Mahl für die heiligen Huren,
Er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin.
Ein dritter Tag, ein vierter Tag verging,
Er machte ein Mahl für die heiligen Huren,
Er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin.
Ein fünfter Tag, ein sechster Tag verging,
Er machte ein Mahl für die heiligen Huren,
Er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter der Mondin.
Siehe, am siebenten Tag
Verließen die heiligen Huren sein Haus,
Die strahlenden Töchter der Mondin nahmen Abschied,
Die geliebten und lieblichen Wärterinnen des Bettes,
Die Genossinnen, schöne Wärterinnen des Bettes.
Daniel setzte sich nieder
Und biss sich auf die Zunge.

Ein Mond, zwei Monde vergingen,
Drei Monde, vier Monde,
Im neunten Mond geschah es:
Ein Kind ist uns erschienen,
Ein Sohn ist uns geboren!
Ich werde einen Bogen spannen
Und Pfeile im Köcher haben.

Am siebenten Tag geschah es,
Daß der Seher Daniel,
Der Heros, der Geweihte des Donnergottes,
Seinen Sessel einnahm
Im Tor der Volksgemeinde,
Im Kreis der Ältesten der Gemeinde,
Und Richter war der Witwen
Und sich sorgte um die Waisenkinder!
Da erhub er sein Antlitz
Und siehe, er sah:

Tausend Engel sah er,
Zehntausend himmlische Heeresscharen!
Da sah er unten den Engeln
Das heilige Kind, den lieben Sohn!
Ich werde einen Bogen spannen
Und Pfeile im Köcher haben.
Und Daniel, der Seher,
Der Heros, der Geweihte des Donnergottes,
Sprach zu seiner schönen Geliebten:

Höre, Herrin Danty!
Nimm ein Lamm von der Herde
Und bereite es für die Tafel
Des heiligen Kindes, des lieben Sohnes.
Lecker bereite es zu
Für den großen Appetit
Des Sehers, des Künstlers.
Bereite das Speiseopfer
Und das Trankopfer für die Götter!
Ehre Gott mit diesem Gottesdienst,
Denn El ist der Herr des Weltalls,
Der Gott der ganzen Erde!

Herrin Danty hörte auf den Seher.
Sie nahm ein Lamm von der Herde
Und bereitete für die Tafel das Lamm
Dem heiligen Kind, dem lieben Sohn,
Lecker bereitete sie es zu
Für den großen Appetit
Des Sehers, des Künstlers.

Jetzt kam der Sohn zur Tafel,
Koschar-Hasis, der Sohn
Des Sehers Daniel
Und der Herrin Danty.
Auf die Schenkel Daniels
Legte er Pfeil und Bogen,
Auf Daniels Schoß den Köcher.

Und die schöne Herrin Danty
Bereitete das Mahl für Gott,
Brot und blutroten Wein für Gott,
Denn El ist der Herr des Weltalls,
Der Gott der ganzen Erde!

Koschar-Hasis ging in sein Zelt,
Der Sohn des Künstlers
Ging in sein Ruhebett.

Daniel, der Seher, der Heros,
Nahm Pfeil und Bogen
Und spannte den Bogen
Und legte den Pfeil an die Sehne
Und schaute übers Land
Und sprach zu seinem Sohn:
Siehe, mein lieber Sohn,
Dies ist der Beginn
Deiner Karriere als großer Jäger vor dem Herrn!
Nimm nun Pfeil und Bogen
Und jage das keusche Damwild!

Daniel grüßte seine Gäste.
Daniel grüßet vor allem die Göttin Anath!

Esst Fleisch, ja, speist das Fleisch,
Trinkt vom Schaumwein, Genossen!
Sauge an den prallen Brüsten, Säugling!
Nuckel an den Zitzen des Weibes!
Sie zechten Wein aus großen Bechern,
Apfelsaft aus weiten Bechern,
Sie tranken Unmaßen Wein,
Becher über Becher!
Wahrlich, Anath lehrte den Becher,
Trank den Wein aus dem Becher,
Der Rotwein stieg ihr zu Kopfe!
Der Rauschtrank löste ihren Gürtel!

Anaths Haut war transparent wie Eis!
Ihre Augen blickten wie Blitze!
Sie war wie ein rauschendes Meer,
Wie eine brausende Brandung!
Sie sah den straffen Bogen
Und schaute den spitzen Pfeil.
Ihre Augen schauten
Wie die Augen einer Schlange!
Ihr Becher fiel ihr aus der Hand,
Ihr Becher fiel ihr auf den Grund.
Sie hob die Stimme und sprach:

Höre, mein lieber Sohn!
Bitte mich um Silber, ich geb es dir,
Bitte mich um Gold, ich schenk es dir.
Aber weihe deinen straffen Bogen
Der göttlichen Jungfrau Anath!
Aber weihe deinen spitzen Pfeil
Der göttlichen Jungfrau Anath!

Da sprach der liebe Sohn
Des Sehers Daniel und der Herrin Danty:
Nimm das feinste Almuggimholz
Vom Gebirge Libanon,
Die Kraft des Hornes des Wildstiers,
Das längste Horn der Antilope,
Das beste Schilf vom großen Teich,
Die Hoden eines Bullen!
Gib das alles Koschar-Hasis
Und er wird seinen straffen Bogen
Weihen der göttlichen Jungfrau Anath
Und er wird seinen spitzen Pfeil
Weihen der göttlichen Jungfrau Anath!

Antwort gab ihm die Jungfrau Anath:
Bitte um Leben, um langes Leben für immer,
Bitte mich um das ewige Leben, mein Sohn!
Unsterblichkeit, ich geb sie dir,
Ewigkeit, ich schenk sie dir!
Du wirst wandeln auf Erden mit Baal,
Du wirst leben dein Leben mit Göttern!
Wer lebt wie Baal lebt,
Das Leben selbst wird ihm dienen
Und er wird essen das Leben
Und er wird trinken das ewige Leben!
Er wird gefeiert in Gedichten,
Er wird gefeiert in Epen,
Er wird gefeiert in Liebesliedern,
Er wird gefeiert im Theater.
Dies will ich dir geben, mein Sohn,
Mein geliebter Heros Koschar-Hasis!

Da sprach der Heros Koschar-Hasis:
Erzähl mir keine Märchen, o Jungfrau,
Denn für einen Heros wie mich
Sind deine Märchen wie Dornen der Röschen:
Ein spitzer scharfer Dorn in meinem Herzen!
Was wird nach dem Tode sein?
Was nimmt ein Mensch mit ins Jenseits?
Ein Schweißtuch wird mein Antlitz bedecken,
Ein Leinentuch wird meinen Leib bedecken.
Ich werde wie alle Menschen sterben,
Wahrlich, alle Menschen müssen sterben.
Mit deiner Erlaubnis, Herrin,
Will ich noch einmal reden:
Pfeil und Bogen ist die Waffe
Eines Kriegers auf Erden,
Aber ist die Jagd denn Frauensache?

Die Göttin Anath lächelte,
Innerlich aber war sie zornig!
Wohlan, nimm Abschied von mir,
Mein Heros Koschar-Hasis,
Nimm Abschied von mir und geh,
Du törichter Knabe!
Ich seh dich auf dem Weg der Arroganz,
Ich seh dich auf der Straße des Stolzes.
Ich zertrete dich mit meinen bloßen Füßen,
Du Weisester aller Menschensöhne!
Sie sprang auf ihre Füße
Und ließ den Boden erbeben.

Anath eilte zum Gotte El
Über den Jordan
Und der Unterwelt Flussbett.
Sie sah die Wohnungen Gottes,
Sie erreichte den Thronsaal Gottes,
Des Vaters der Götterthrone.
Sie kniete vor El
Und erwies dem Herrn die Reverenz.
Sie wollte demütigen Koschar-Hasis,
Den Liebling des Sehers Daniel.
Da sprach die Jungfrau Anath,
Sie erhob ihre Stimme
Und sprach in grimmigem Zorn:
Niederwerfen will ich den Heros!

Die Jungfrau Anath sprach zum Gotte El:
In der Höhe deines Hauses, El,
In deinem Hause spiele nicht,
Spiele nicht in der lieblichen Wohnung!
Ich stürze dir die Krone vom Haupt,
Dein schneeweißes Haupthaar
Werde ich beschmieren mit Blut!
Dein schneeweißes Barthaar
Werde ich bespucken mit Speichel!
Rufe doch den Knaben zu Hilfe,
Den Liebling des Sehers Daniel,
Er möge dich retten
Vor dem Zorn der Göttin Anath!

Da sprach der gnädige Gott:
Ich weiß, o meine Tochter,
Daß du hart sein kannst wie ein Mann!
Ich weiß, dass keine von den Göttinnen allen
So ein zorniges Temperament hat wie du!
Aber laß die Erregung dein Herz verlassen,
Laß ab vom Zorn in deinen Brüsten!
Er, der dich ärgert,
Wird niedergeworfen werden.

Die Jungfrau Anath ging fort von El
Und kam zum Heros Koschar-Hasis,
Tausend, zehntausend Meilen entfernt.
Die Jungfrau Anath lächelte,
Sie erhob ihre Stimme und sprach:
Höre, Heros Koschar-Hasis,
Du bist mein Bruder,
Ich bin deine Schwester-Braut!
Ich liebe die Fülle deiner Passion!
Ich liebe die Fülle deiner Milch in den Oliven!
Du hast Hoden wie der Wildstier!
Du hast eine Potenz wie der allmächtige El!
Ich bin jetzt eine Hure für dich!
Ich bin jetzt deine Geliebte!
Geh an meiner Seite, geliebter Mann!
Höre, glückseliger Mann,
Öffne deine Ohren, Geliebter,
Ich lehre dich die Jagd.
Ich treffe dich bei der Burg von Abitim.
Abitim ist die Burg Seiner Majestät.
Dort steht ein starker Turm,
Ein Fluß strömt zur Rechten des Turmes.

Ah! Und ihre Nacktheit (...)

Und die Göttin Anath ging wieder fort.
Sie ging zu Ytipin, dem Krieger.
Da erhob sie ihre Stimme und sprach:
Geh, Ytipin, du Krieger,
Geh nach Abitim, der Burg des Mondes.
Wenn Neumond ist,
Wenn das Horn des Mondes glüht,
Wenn das Horn des Mondes aufstrahlt,
Dann erscheint das Licht
Auf der Stirn des Gottes des Mondes.
Der Heros Koschar-Hasis wird kommen
Zur Burg Abitim, der Burg des Mondes.
Er wird Pfeil und Bogen in Händen halten,
Einen scharfen Pfeil in seiner Rechten!
Ich werde ihn schlagen
Wegen seines scharfen Pfeiles,
Ich werde ihn niederschlagen
Wegen seines straffen Bogens,
Ich werde zerschmettern
Den sanften Heros,
Sein Pfeil wird zerbrochen von mir!

Da sprach Ytipin, der Krieger:
Du wirst ihn schlagen
Wegen seines scharfen Pfeiles,
Du wirst ihn niederschlagen
Wegen seines straffen Bogens,
Du wirst den Pfeil zerbrechen
Dem sanften Heros!
Und Yitipin bereitete ein Mahl
Von Fleisch in seinem Zelt
Und reichte den Becher voll Wein.

Da sprach die Jungfrau Anath:
Sitze nieder, Ytipin, sei still!
Ich werde dich wie einen Falken
In meinen Gürtel stecken!
Ich werde dich wie einen Milan
In mein Röckchen stecken!
Der sanfte Heros wird essen,
Der Liebling des Sehers Daniel.
Über ihm werden Geier fliegen,
Eine Heerschar von Geiern,
Mitten unter den Geiern
Werde ich schweben!
Ich schlag ihm zweimal auf den Kopf,
Ich schlag ihm dreimal an das Ohr,
Ich verschütte sein Blut wie Wasser
Und opfere ihn wie ein Opferlamm!
Seine Seele verschwinde wie ein Hauch,
Seine Kraft verwelke wie die Krokusblume,
Rauch steige auf von seiner Nase,
Wenn sein Leichnam zu Staub zerfällt,
Dann werde ich triumphieren!

Und die Göttin Anath nahm Ytipin
Und steckte ihn wie einen Falken
In ihren Gürtel
Und steckte ihn wie einen Milan
In ihr Röckchen!
Der sanfte Heros aber speiste,
Der Liebling des Sehers Daniel.

Geier werden über ihm fliegen,
Eine Heerschar von Geiern,
Unter den Geiern fliegt Anath.
Sie wird ihn zweimal schlagen an den Kopf,
Sie wird ihn dreimal schlagen an das Ohr,
Sie wird sein Blut verschütten wie Wasser,
Sie wird ihn opfern wie ein Opferlamm,
Seine Seele wird verschwinden wie ein Hauch,
Seine Kraft verwelken wie die Krokusblume,
Rauch steigt auf von seiner Nase.

Anath sah, wie der Heros starb!
Da beweinte sie ihn
Wie eine Mutter ihren einzigen Säugling!
Traurig bin ich wegen deines Bogens,
Traurig bin ich wegen deines Pfeiles.
Du lebtest nicht lange genug!
Du wurdest gepflückt wie ein Blümchen,
Die Blätter sind vom Baum gefallen.

Die Jungfrau Anath eilte,
Sie versank in tiefem Wasser.
Sein Bogen hing an ihrer Hüfte,
Der Bogen zerbrach.
Wie eine zerbrochene Leier
War der Ruhm des Heros Koschar-Hasis.
Die Jungfrau Anath kehrte heim
Auf ihren heiligen Berg.

Sie bestieg den Berg wie eine Gemse!
Ihre Hände strahlten wie Blitze!
Ihre Füße glühten wie Feuerflammen!
Sie legte Gummi in seinen Mund!
Sie setzte ihm eine Krone auf
In Übereinstimmung mit den Erdgöttern
Und gemäß der Weisung der Todesgötter.
Von seines Grabes Loch
Ging der Heros Koschar-Hasis
Zum Herzen der dunklen Nacht...

Ah weh, der Heros ist gestorben!


ZWEITER GESANG


Der Gott, der sich selbst erzeugte,
Re erstrahlte,
Als er sein Königtum angetreten,
Da Götter und Menschen vereinigt waren.
Da sannen die Menschen
Einen Anschlag auf Re,
Weil die göttliche Majestät
Alt geworden war,
Die Knochen zu Silber geworden,
Die Glieder zu Gold,
Das Haar zu Lapislazuli.

Aber die göttliche Majestät
Durchschaute den Plan der Menschen,
Da sprach er zu denen in seinem Gefolge:

Ruft mein Auge zu mir
Und Schu und Tefnut
Und Geb und Nut
Und die Väter und die Mütter,
Die bei mir waren,
Als ich mich im Urmeer befand!
Ruft Nun, er soll seine Jünger mit sich bringen,
Aber heimlich,
Daß die Menschen sie nicht sehen
Und ihre Herzen nicht erschrecken.
Kommt mit Nun zum Palast,
Damit ich ihm und seinen Jüngern
Einen guten Ratschlag geben kann
Im Urgewässer,
Wo ich entstanden bin.

Man holte also die Götter
Und die Götter stellten sich an seiner Seite auf
Und berührten die Erde
Vor der göttlichen Majestät,
Er möge darlegen seine Probleme
In Gegenwart des alten Vaters,
Der die Menschen geschaffen,
Dem König des Volkes.

Die Götter sprachen
Vor dem Antlitz der göttlichen Majestät:
Rede, Herr, wir hören!

Re sprach zu Nun:
Alter Gott, aus dem ich gezeugt bin,
Und ihr Götter und ihr Ahnen!
Die Menschen, aus meinen Augen entstanden,
Planen einen Anschlag auf mich.
Was werdet ihr dagegen tun?
Ich kann die Menschen nicht vernichten,
Bis ich euren Ratschlag gehört.

Nuns göttliche Majestät sprach:
Mein lieber Sohn, o Re,
Du Gott, der du größer bist
Als der Gott, der dich gezeugt,
Gott, der du älter bist
Als die Götter, die dich erschaffen,
Nimm deine Stelle wieder ein!
Groß ist die Furcht vor dir,
Wenn sich dein Auge wendet
Gegen die Menschen, die Böses planen.

Die göttliche Majestät des Re sprach:
Sie sind in die Wüste geflohen,
Denn ihre Herzen sind voller Angst vor mir.
Die Götter aber sprachen
Vor dem Antlitz der göttlichen Majestät:
Lass dein Auge wandern
Und stelle die Menschen bloß,
Die Übeltäter und Bösewichter,
Die sich gegen dich verschworen haben.
Es gibt kein Auge,
Das deinem Auge überlegen wäre,
Die Feinde zu schlagen!
Lass dein Auge vom Himmel kommen
Als Göttin Hathor!

Die Göttin kam zurück,
Nachdem sie in der Wüste
Die feindlichen Menschen vernichtet.
Da sprach die göttliche Majestät des Re:
Heil Hathor! Friede sei mit dir!
Du hast dem Schöpfer geholfen,
Als ich dich um Hilfe bat!

Da sprach die Göttin Hathor:
So wahr der Herr lebt!
Als ich die Feinde vernichtet,
War es süß meinem Herzen.
Die göttliche Majestät des Re
Sprach zur Göttin Hathor:
Ich werde herrschen über die Menschen.
So entstand die Göttin Sachmet,
Der rote Wein der Nacht,
Die die Füße badete
Im roten Blut der Feinde.

Re sprach: Ruft die Boten,
Ruft die eilenden Boten,
Schnell wie der Schatten des Körpers!
Die Boten kamen,
Und die göttliche Majestät
Sprach: Geht nach Elephantine
Und bringt mir rote Erde!
Ihm wurde rote Erde gebracht.

Und die göttliche Majestät gebot,
Daß der Gelockte die rote Erde zerrieb.
Die Dienerinnen machten Wein.
Sie mischten zum Wein die rote Erde,
Da sah es aus wie Blut.
Siebentausend Becher voll Blut!
Da kam die göttliche Majestät
Mit allen Göttern,
Den Wein zu betrachten.
Da brach der Tag an,
An dem die Götter
Die bösen Menschen vernichten sollten.

Und die göttliche Majestät sprach:
Wie schön sind doch die Menschen!
Ich will die Menschen schützen
Vor dem Zorn der Göttin!
Bringe doch die Menschen an den Ort
Im heißen Süden,
Wo sie die zornige Göttin vernichten wollte.
Früh stand auf der Sonnengott,
Den Schlummertrunk goss er aus,
Da ward die Erde bedeckt
Vom blutigen Wein des Gottes.

Die Göttin in der Morgenröte
Sah die Überschwemmung der Erde,
Sie trank vom roten Wein,
Da glühte ihr Antlitz vor Schönheit!
Lustig ward ihr im Herzen zumute!
Betrunken war die Göttin
Und konnte die Menschen nicht mehr erkennen.

Da sagte Re zur Göttin:
Friede sei mit dir, Geliebte,
Sei willkommen, liebliche Schönheit!

Da sagte Re zur Göttin:
Schlummertrunk für die Menschen
Bereite man an den jährlichen Festen,
Und meine Dienerinnen
Sollen sich sorgen um den Schlummertrunk.
So ward der Schlummertrunk bereitet
Von den Dienerinnen
Am Tag des Festes der Göttin Hathor,
Für alle Menschen,
Vom erste Tag an.

Da sagte Re zur Göttin:
Pein ist in der schmerzhaften Feuersglut!
Da verging eine Zeit der Pein.

Der Gott sprach: So wahr ich lebe!
Mein Herz ist es müde,
Bei den Menschen zu sein!
Ich will sie alle vernichten!
Groß ist meine Macht!
Aber die Götter sprachen zu ihrem Herrn:
Zieh dich nicht zurück in deiner Müdigkeit,
Denn wirkungsvoll sind deine Wünsche.
Re sprach zum alten Vater Nun:
Mein Körper ist zum ersten Mal kraftlos,
Ich will nicht zurück zu den Menschen,
Denn sie greifen mich an.

Die göttliche Majestät des alten Vaters sprach:
Mein lieber Sohn,
Dein Auge diene dem Vater als Schutz!
Nut, meine Tochter,
Nimm ihn auf deinen Rücken!

Da sagte Nut, die Tochter Gottes:
Wie meinst du das, mein Vater?
Da sagte der Vater Nun:
Nicht weigre dich, Nut!
Da verwandelte sich die Göttin
In eine himmlische Kuh
Und Re bestieg ihren Rücken!

Die Menschen kehrten wieder
Und sahen Re auf dem Rücken der himmlischen Kuh!
Da sagten die guten Menschen zum Gott:
Die bösen Menschen haben sich empört
Und einen Anschlag ersonnen
Gegen ihren Schöpfergott.
Komm zu uns, Herr,
Und hilf, dass wir die Feinde stürzen!
Re ging in seinen Palast,
Er ritt auf dem Rücken der Kuh!
Re ging nicht mit den Menschen,
Die Welt lag in großer Finsternis.

Als am frühen Morgen
Die Erde wieder erleuchtet wurde,
Da waren die guten Menschen ausgezogen
Mit Pfeil und Bogen,
Zu kämpfen gegen die Bösen.
Da sprach die göttliche Majestät:
Böses habt ihr getan, ihr bösen Menschen,
Ihr habt das Blut von Menschenkindern vergossen!
Ferne bleibe das Morden von Menschenkindern!

Und Re sprach zur Göttin:
Ich bin auf deinem Rücken
Und bin erhöht!
Da sagte die Göttin zu Re:
Wie meinst du das?
Da verwandelte sich die Göttin
In die Bewohner des Himmels!

Der Gott sprach aber zu Nut:
Komm zu mir, Geliebte!
Sei mir nah und schau mich an!
Da verwandelte sich die Göttin
In den Himmel der Liebe!
Da tat der Gott einen Blick
In das Innerste der geliebten Göttin.
Da seufzte sie: Gott, gib mir Samen!
Da entstanden die Welten.

Die göttliche Majestät
Voll Heil und Leben sagte:
Friedlich ist das Gefilde des Himmels!
Da entstanden die schönen Gefilde
Der Seligen in den Himmeln
Und die Opfergärten auf Erden.
Und Gott sprach:
Ich will Kräuter wachsen lassen!
Da entstand das Schilf am Teich.
Und Gott sprach:
Ich will den Kosmos schmücken!
So entstanden die himmlischen Bewohner der Sterne.

Und es sprach die göttliche Majestät:
Mein Sohn, lieg unter der Göttin!
Leben sollen in der Dämmerung
Die Myriaden Götter!
Nimm die Götter auf deine Arme, mein Sohn,
Auf dass die Götter leben!
So entstand die Sitte,
Daß man den Söhnen eine Amme gibt!
So entstand die Sitte,
Daß ein lieber Vater seine Herzenssöhne umarmt!

Diese Verse soll man singen
Vor dem Bild der himmlischen Kuh:
Die kleinen Götter sind vor ihr,
Die kleinen Götter sind neben ihr,
Eine Neunheit von Sternen auf ihrem Leib,
Ein Schwanz zwischen ihren Beinen!

Schu ist unter ihrem Bauch,
Seine Arme umfassen die Sterne ihres Leibes,
Sein Name ist zwischen ihre Sterne versetzt,
Schu selbst ist unter die Sterne versetzt.

Der Kahn des Gottes
Und der Schrein des Gottes
Sind auf ihrem Körper abgebildet
Und Gott selbst, die göttliche Sonne,
Und Schu berührt sie mit seiner rechten Hand.
Ihr Euter
Ist zwischen den Beinen,
Ihr Euter ist bemalt
Und auf dem Euter steht geschrieben:
Ich bin der Ich-Bin - - -

Auf dem Kahn des Gottes steht geschrieben:
Werde nicht müde, mein Sohn,
Du hast doch das ewige Leben!
O Vater, ich bin ja dein Sohn,
Und Heil und ewiges Leben
Möge an jener deiner erhabenen Nase sein!

Auf dem rechten Auge des Schu
Geschrieben steht:
Die Menschenkinder hüte!
Auf der Flanke des Schu
Geschrieben steht:
O Göttin der Wahrheit, o Maat!
Auf der Unterseite des Armes
Geschrieben steht:
Geheimnisse sind versiegelt!
Auf seinem Haupt
Geschrieben steht,
Dem Haupt, das unter ihrem Euter
Und zwischen ihren Beinen ist:
Der Ausgang ist der Eingang!
Über dem Gott und der himmlischen Kuh
Geschrieben steht
Auf seinem Haupt und ihren Schenkeln:
Die Gottheit ist im Jenseits!
Jubel wird angestimmt,
Wenn die Seele ins Jenseitsgefilde einzieht!
Was über den Stirnen geschrieben steht
Des Gottes und der himmlischen Kuh:
Gott ist die Achse des Kosmos!

Re sprach zu Thot, dem Gott der Weisheit:
Rufe mir Geb, den Erdgott,
Mit diesen Worten: Komm, komm!
Und der Erdgott kam.
Da sprach die göttliche Majestät:
Hüte dich wegen deiner Schlange!
Sie steckt in dir!
Siehe, ich fürchte mich vor der Schlange!
Thot, du kennst ihre magische Macht!

Eile auch du an den Ort,
Wo der alte Vater weilt,
Und sage dem alten Vater:
Bewache die Schlange im Wasser!
Bewache die Schlange im Garten!
Setze ein Schreiben auf
Und schick das Schreiben an den Ort,
Wo deine Schlange lebt, und sage:
Treib nicht dein Spiel mit mir!

Die Schlange weiß, dass ich lebe,
Doch leuchte ich auch für die Schlange.
Was euren Bedarf angeht,
Ich kümmre mich um euch
Auf Erden bis zum letzten Tag.
Hüte dich vor der Magie,
Vor den magischen Sprüchen,
Magie ist in den magischen Sprüchen,
Doch der, der sich die Schlange einverleibt,
Bin ich!

Ich übergebe die Macht meinem Sohn Osiris,
Der die Jüngsten hütet
Und die Wünsche der Alten erfüllt.
Gib die magischen Sprüche,
Die du mit deiner Magie gemacht,
Der ganzen Welt,
Die Magie in deinem Leib!

Da sprach die göttliche Majestät:
Rufe doch den Gott der Weisheit an!
Thot kam herbei.
Da sagte die göttliche Majestät zu dem Gott der Weisheit:

Ich bin da - - -
Ich wohne im Himmel!
Ich kleide mich in Licht und Glanz!
Ich bin das Leben im Totenreich
Und auf der Insel der Seligen!
Schreibe! Wir bringen jene zur Ruhe,
Die jetzt im Jenseits ist,
Die ich geschaffen habe,
Die sich empörte auf Erden
Und jenem Geist der Rebellion gefolgt ist.

Du aber sei an meiner Stelle
Stellvertreter Gottes!
Man soll dich nennen Gott der Weisheit,
Stellvertreter der göttlichen Majestät!
Du sollst Boten schicken,
Die mächtiger sind als du.
So entstand der Ibis des Thot.

Strecke deine Hand aus
In Gegenwart uralter Götter,
Die größer sind als du,
Und deine Angelegenheiten
Stehen gut, wenn du so tust.
So entstand der Ibis des Thot.
Ich werde den Himmel umfangen
Mit meinem vollkommenen Licht.
So entstand der Mond des Thot.
Ich werde die Feinde verjagen!
So entstand der Affe des Thot.
Du bist mein Fürst,
Mein Stellvertreter auf Erden!
Das Herz der Menschen,
Die dich erblicken, soll geöffnet werden!
Alles, was ich geschaffen habe,
Ist voll Dankbarkeit für dich.

O Mensch, sprich diese Verse,
Nachdem du gesalbt worden bist,
Nachdem du Weihrauch geräuchert hast.
Deine Stirn ist mit Myrrhe gesalbt
Und Myrrhe tropft von deiner Hand,
Die Lippen fließen über von Myrrhe!

Deine Kleidung sei von weißem Linnen,
Nachdem du dich gereinigt im Bad,
Zieh an die Füße neue Sandalen,
Ein Zeichen der Göttin der Wahrheit
Sei allzeit auf deiner Zunge!

Wenn es der Wunsch des Gottes der Weisheit ist,
Diese Verse vor Gott zu lesen,
Dann sollst du dich reinigen
Und auch die Diener der Menschen
Sollen sich reinigen in dem Bad.

Wer diese Verse liest,
Soll das heilige Bild betrachten,
Wie es zu sehen im heiligen Buch.
Dann wirst du dein Leben verbringen
In Gemeinschaft mit der Schönheit,
Von vielen Menschenkindern gesegnet.
Deine Augäpfel werden dir gehören,
Deine Glieder werden erquickt,
Deine Schritte werden nicht gleiten.
Die Menschen werden über dich sagen:
Er ist wie Gott am Tag der Auferstehung!
Dein Eigentum wird nicht vermindert,
Deine Pforte wird nicht verschlossen.
Diese Verse sind Verse des Heils,
Erprobt seit zehntausend Jahren.

Der alte Gott umarmte den Gott
Und sprach zu den Göttern des Ostens:
Gebt Lobpreis dem alten Gott,
Durch den alles entstanden ist!
Ich bins, der den Himmel geschaffen
Und die Seelen der Götter
In den Himmel versetzt,
Ich bin bei euch bis ans Ende der Zeit.
Magie ist meine Seele,
Sie ist älter als ich.
Die Seele des Schu ist der Äther,
Die Seele der Zeit ist der Regen,
Die Seele des Dunkels ist die Nacht,
Die Seele des Nun ist das Urgewässer,
Die Seele des Osiris ist das Horn des Mondes,
Die Seele jeden Gottes ist die Schlange,
Die Seele der Sonne erleuchtet die Welt.

Der Mensch soll sprechen
Und sich schützen durch Magie:
Ich bin die reine Magie,
Die im Munde Gottes ist.
Ihr Geister, bleibt mir fern,
Denn ich bin Gott, das Licht.

Dann sollst du sprechen
Am Abend, wenn es dunkel wird:
Fluch deinem Antlitz, Feind Gottes!
Ich bin die Seele Gottes, seine Magie!

O Gott der Ewigkeit,
Der du die Zeit erschaffen,
Der du die Jahre der Götter vergehen lässt,
Vater Gottes, der du den Gott gezeugt,
Mögen die Götter dich lieben!

Magier, der du rein bist,
Forme eine Frau, die im Süden lebt,
Forme eine Göttin, die in der Mitte glüht,
Dazu den Schlangengott,
Der seinen Schwanz in sein Maul nimmt,
Laß ihre Hand auf seinem Körper sein,
Laß seinen Schwanz in der Höhle der Erde sein.

Der Gott der Weisheit wird ihm verleihen,
Daß die Ehre des Himmels auf ihm ruht.
Schu streckt ihm seine Arme entgegen,
So dass er gerettet wird
Vor den alten Göttern des Ostens,
Die Himmel und Erde hüten
Mit immerwährendem Geheimnis.
Er ist groß, wenn er aufsteigt,
Das Urgewässer zu schauen.

Ein Priester soll es rezitieren
Am dreizehnten Tag jedes Monats.
Wer diese Verse rezitiert,
Der bleibt leben auch im Totenreich.
Größer ist die Ehrfurcht vor Gott
Als vor den Menschen dieser Welt.
Wenn sie Gottes Namen aussprechen
Und Gottes Name ist Ewigkeit,
Dann sollen sie sagen: Sie ist Gottheit!
Dann sollen sie sagen: Die Gottheit
Hat uns auf diesem Weg erreicht.

Ich kenne den Namen Gottes
Und kenne Gottes Angesicht.
Ich bin ein Mann, der einen Talisman
Trägt um den Hals zur Nacht.
Ich bin Gott in seiner Neunheit.
Meine Schüler sind Magier.
Ich bin heil und ziehe vorüber,
Ich bin die Flamme, die Seele des Feuers.
Für mich gibt’s keine Feinde
Unter den Verdammten der Erde
Und in der ganzen Welt.

Zu sprechen vor diesen Geistern,
Die fortgegangen sind:
Laß die Götter wissen,
Die ihr Antlitz in ihren Händen bergen,
Daß sie die Seele passieren lassen,
Damit sie zur Flamme im Himmel wird!

Jeder tüchtige Dichter,
Der Gottes Worte kennt
Und sie in seinem Munde trägt,
Der wird ausgehn und eingehn im Himmel.
Die Bewohner des Abends
Halten ihn nicht auf.
Ihm mangelt nicht Trank des Mundes!
Sein Kopf ist kein Kuchen, den man essen kann.
Er beugt sich nicht vor dem Gerichtshof,
Sondern schreitet an der Spitze der Verklärten
Zusammen mit allen, die die Sprüche kennen.
Untaten lässt er nicht gelten auf Erden,
Er wird versorgt von Gott
Und keiner kann ihm Fallen stellen.

Wenn ihr diese Verse
Irgendeiner Hoheit gebt
Und irgendeinem Seligen,
Dann wird er sorgen für die Menschenkinder,
Die kein Brot zu essen haben.
Er wird den Hut nicht abnehmen
Vor den älteren Geistern,
Sondern sie werden ihn schauen
Wie eine Frühlingsblume.

Es spricht die verherrlichte Mutter:
Komm, mein Sohn, den ich liebe,
König M, mein Heiliger!
Komm, dass du zusammen bist mit deinem Vater
Als einer der Götter.
Die Götter sind im Gefolge deines Vaters
Zur Seite deiner Mutter.

König T ist lebendig!
Er stirbt nicht den zweiten Tod,
Er lebt, auch wenn er stirbt!

Im Namen aller Götter:
Gott ist König aller Welt,
Gott ist König in Ewigkeit!
Gott führt dich zum ewigen Leben,
Gott gibt dir Atem,
Gott gibt dir das Reinigungsbad
Und Gott gibt dir das Opfer in Ewigkeit!



DRITTER GESANG


Wie herrlich ist diese schöne Seele
Für den Torwächter des Horizonts!
Öffnet der Göttin ANNA,
Bereitet ihr den Weg,
Daß sie vorüberziehe,
Denn sie ist vergöttlicht!
Öffnet ihr den geheimnisvollen Platz
Und habt Ehrfurcht vor ihr,
Die ihr mit ihr sprecht.
Singt Lobpreis der Göttin ANNA,
Denn sie ist auferstanden!

Dessen Gesicht zur Erde hängt,
So ist der Name des Wächters der ersten Pforte,
Der Verhörende hütet die erste Pforte,
Der mit der klagenden Stimme
Meldet ANNA bei der ersten Pforte an.

Der die Brust entgegenstreckt,
So ist der Name des Wächters der zweiten Pforte,
Dessen Antlitz aufstrahlt, der hütet die Pforte,
Der Glühende meldet an die Göttin ANNA.

Der das Fleisch speist,
So ist der Name des Wächters der dritten Pforte,
Der Wachsame hütet die dritte Pforte,
Der Segnende meldet an die Göttin ANNA.

Der Sohn des Vaters
Ist der Wächter der vierten Pforte,
Der mit dem raschen Herzen, der hütet die Pforte,
Der mit der Großmut im Antlitz,
Der meldet ANNA bei der vierten Pforte an.

Der vom Brote lebt,
Der ist der Wächter der fünften Pforte,
Der Feurige hütet die Pforte,
Der Rasende meldet an die Göttin ANNA.

Der mit deutlicher Stimme spricht,
Der ist der Wächter der sechsten Pforte,
Der die Flamme vom Altare nimmt,
Der hütet die sechste Pforte,
Der mit den scharfen Augen,
Die meldet die Göttin ANNA an der sechsten Pforte an.

Der Schärfste von allen,
Der ist der Wächter der siebenten Pforte,
Der mit der schönen Stimme,
Der hütet die siebente Pforte,
Der Schützende meldet die Göttin an.

O ihr sieben Pforten
Und ihr, die ihr steht in den sieben Pforten
Und dient der Göttin ANNA,
Die ihr den Zustand der Länder meldet
Der Göttin ANNA an jedem Tag,
Die Göttin ANNA, sie kennt euch,
Kennt jeden bei seinem Namen.
Die Göttin ANNA ist neugeboren,
Verklärtheit ist ihr verliehen
Vom Herrn des Himmels
Und ihre Würde ist ihre Reinheit.
Die Göttin ANNA empfängt
Die andern Toten im Himmel
Und lebt im Kreis der andern Götter,
Die Göttin ANNA regiert
Den Hofstaat der Göttinnen und Götter,
Die Göttin ANNA ist jetzt eine von ihnen.

Die Göttin ANNA ist eine Verklärte,
Herrin der Verklärten,
Die Göttin feiert das Frühlings-Mondfest
Und die Wintersonnenfeier.
Die Göttin hat jetzt Adleraugen
Und schaut die göttliche Sonne.
Der Gott der Weisheit
Hat die Sonne in die dunkle Nacht gesetzt.
Die Göttin ANNA reist jetzt durch den Himmel
In triumphalem Jauchzen!

Lasst die Göttin ANNA in Frieden reisen,
Wenn sie in der Gondel der Sonne fährt.
Die Schutzmacht der Göttin ANNA
Ist die Schutzmacht der Gondel der Sonne.
Göttin ANNA, so nennen wir
Die Gottheit, die Menschenkinder erschuf.
Die Göttin ANNA ist größer als ihr,
Sie wandelt auf dem Weg der Wahrheit.
Die Göttin ANNA hat einen Ekel
Vor solchen Menschen, die andern schaden.
Die Schutzmacht der Göttin ANNA
Ist die Schutzmacht des Sohnes Gottes!
Die Göttin ANNA wird nicht abgewiesen
An den sieben Himmelspforten.

Die Göttin ANNA ist eine Reine
Im Gefolge aller heiligen Göttinnen.
Ihre Landschaft bringt Opfergaben
Von goldenem Brot und rubinrotem Wein
Den Wissenden, den Weisen,
Die erfreuen das Herz der Göttin ANNA
Mit Opfergaben von Brot und Wein.
Die Göttin ANNA ist eine Muse
Zur Rechten des Schreibers Gottes
Und eine Hilfe denen, die opfern.
Der Gott, der in dem Opfer ist, gebot,
Der Göttin ANNA ein Opfer zu bringen.

Die Göttin ANNA ist die Erhabenheit
Des himmlischen Horizontes.
Die Göttin ANNA hat den Höchsten angekündigt
An den Pforten des himmlischen Horizontes.
Nun jubeln Göttinnen und Götter
Beim Nahen der Göttin ANNA,
Denn der heilige Weihrauch gebührt
Der neugeborenen Göttin ANNA
Und die Schadenstifter müssen fliehen!
Die Torwächter segnen ANNA,
Die Göttin ANNA, sie ist
Mit verschleiertem Antlitz
Im Innern des Palastes
Vor dem Heiligtum Gottes
Zu jener Stunde der Ewigkeit,
Da ANNA nach ihrer Einigung
Dahingelangt durch die Liebe
Der höchsten Königin des Himmels!

Die Göttin ANNA ist eine,
Die die Wahrheit zu Gott gebracht
Und die die Kraft des Bösen vernichtet!
Die Göttin ANNA eröffnet die Galaxien
Und wehrt den Hagel ab
Und erhält die Kinder Gottes am Leben.
Die Göttin ANNA hat ein Opfer gebracht
Vom heiligen Brot
Dem Orte, wo sie jetzt lebt.
Die Göttin ANNA ist gefahren
Auf dem Schiff der Sonne.
Bereitet ist der Weg für die Göttin ANNA,
Daß sie fortschreiten kann zu Gott.

Das Antlitz der Göttin ANNA
Ist das der Schönsten!
Die Göttin ANNA verfügt über Kraft,
Die Göttin ANNA ist zufrieden!
Die Göttin ANNA hat einen starken Willen
Und bringt den Feind zu Fall!
Ihr Freunde und Freundinnen,
Bereitet den Weg
Der Göttin ANNA zu Gott!

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich,
Ich kenne deinen Namen
Und den Namen Gottes,
Der dich behütet.
O Herrin des Betens
Mit deiner festen Burgmauer,
Oberste Herrin,
Herrin des Eindringens,
Die du vorhersiehst die Zukunft,
Die du die Armen rettest,
Ob sie nah sind oder fern!
Ehrfurchtgebietender, so ist der Name
Des Wächters deiner Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin gesalbt von Myrrheöl,
Ich bin gekleidet in weißes Linnen,
Das Zepter in meiner Rechten
Ist von Almuggimholz.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich behütet.
O Herrin des Himmels,
Gebieterin der Erde,
Herrin der ganzen Welt,
Die du den erhöhst, der dir gefällt.
Sohn des Atems, so ist der Name
Des Wächters deiner Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin beräuchert mit Weihrauch,
Gekleidet in feinstes Linnen.
Mein Zepter in der Rechten
Ist aus Sandelholz.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich behütet.
O Herrin des Altares vom großen Opfer,
Die Brot und Wein herbeischafft!
Die Götter machen es sich bequem bei dir,
Tag der großen Flucht, so ist dein Name.
Licht, so ist der Name des Wächters deiner Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin gesalbt mit Narde,
Gekleidet in zartes Linnen.
Mein Zepter ist von Elfenbein.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich behütet.
Machtvoll durch das Schwert des Wortes,
Herrin des Südens und des Nordens,
Die du den Feind vertilgst
Und die Wünsche der Reinen erfüllst!
Stier, so ist der Name des Wächters deiner Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin begossen mit Tarschisch-Wein
Und gekleidet in weiße Seide.
Mein Zepter ist von Ebenholz.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich behütet.
Schutzfrau, Herrin vom Lobpreis,
Freudige, der man schenken will,
Zu der kein Kahlkopf Zutritt haben darf,
Die du den Übeltäter zurücktreibst!
Ich bin gesalbt mit Myron,
Gekleidet mit dem Fell der Panther,
Das Zepter in meiner Rechten
Ist vom Holz der Donner-Eiche.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Gib mir den Weg frei,
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich behütet.
Herrin der Gnade, voller Ruhm,
Deren Höhe, Tiefe, Länge, Breite unbekannt,
Die nicht Geschöpf ist,
Deren Schlangen zahllos sind,
Die im Anfang gezeugt ward!
Bruder, so ist der Name
Des Wächters deiner Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin gesalbt mit Olivenöl,
Gekleidet in feine Gaze.
Das Zepter in meiner Rechten
Ist vom Dorn der Rose.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Dies sag ich von der Göttin ANNA,
Wenn sie zum ermüdeten Herzen gelangt:
Ich kenne dich
Und den Namen Gottes, der dich beschützt.
Feuer, das brennt,
Aber das nicht den Dornbusch verbrennt,
Mit rascher Glut,
Pein der Liebe, so ist dein Name!
Der seinen Körper bewahrt,
So ist der Name deines Wächters.
Ich bin gereinigt im Wasserbad,
In dem der Herr gebadet hat.
Ich bin gesalbt mit Aloe,
Gekleidet in Duftgewänder.
Mein Zepter ist aus Zypressenholz.
So ziehe dahin, denn du bist rein.

Ich grüße die Göttin ANNA
Mit Brot und Salz.
Die Göttin ANNA ist gesalbt mit Myrrhe,
Beräuchert mit Weihrauch.
Ich bin gereinigt, rein
Durch die Verklärungen
Des Wortes Gottes.
Rein bin ich wie das Gefieder des Schwanes,
Keusch bin ich wie der Fisch,
Keusch wie die Jungfrau im Tempel!

Rein ist die Verklärung der Göttin ANNA,
Schön ist die ehrwürdige Göttin ANNA!
Gott hat ihr Gnade erwiesen,
Alle Götter sind ihr günstig gestimmt,
Alle Göttinnen sind ihr wohlgesonnen:
ANNA, deine Schönheit
Ist wie ein rauschendes, schäumendes Meer,
Wie die Brandung, die den Felsen umgischtet!
Deine Schönheit ist wie ein Festsaal,
Darin der Herr verherrlicht wird.
Deine Schönheit ist wie die Säule
Im Tempel Gottes.
Die Göttin ANNA hat eine Säule errichtet
Und eine Vase für die Liebe Gottes!

Wisse, ANNA, du wirst beweint!
Siehe, ANNA, du bist verklärt,
Du bist erhoben
Von magischer Macht!
Erhebe dich und richte dich auf,
Stehe auf gegen deinen Feind!
Dein Feind ist gestürzt,
Gottes Feind ist gestürzt!
Frau, du triumphierst über den Bösen!
ANNA, man ist deinen Worten gehorsam
Und führt deine Befehle aus.
Du bist gerechtfertigt vorm Gericht
Durch die Gnade Gottes.
Wisse, du wirst beklagt,
Wisse, du wirst beweint!

Göttin ANNA, deine Stirn ist gesalbt,
Du trägst die Haare lang,
Dein Antlitz glänzt wie der Mond.
Deine Brüste sind aus Lapislazuli,
Dein Haar ist schwarz wie die Nacht,
Deine Haare umrahmen dein Antlitz
Wie Lapislazuli den Mond,
Dein Antlitz ist wie reines Gold.
Deine feinen Augenbrauen
Sind wie befreundete Schwestern.
Dein Nase schnaubt Zorn.
Dein Auge schaut Gottes Berg.
Deine Wimpern sind lang.
Deine Augenlider sind wie Lapislazuli,
Deine Augenlider voller Schminke.
Deine Lippen küssen die Wahrheit
Und reden Wahrheit vor Gott.
Deine Zähne sind Schlangenzähne,
Deine Zunge flötet wie die Nachtigall.
Deine Brüste hüpfen,
Deine Brüste hüpfen,
Wenn du die Wiesen durcheilst!

Dein Hals ist golden,
Mit Elektron umhangen,
Deine Kehle ist nicht zusammengeschnürt,
Deine Wirbelsäule ist eine Schlange,
Dein Rückgrat ist aus Gold,
Deine Lunge ist voller Atem,
Deine Augen sind wie Sterne,
Dein Hintern, o dein Hintern
Ist ein Doppel-Ei aus Karneol!

Dein Rachen duftet süß,
Dein runder Leib ist golden,
Deine Brüste, ach deine Brüste
Sind zwei Eier aus Karneol,
Mit Lapislazuli geschmückt,
Deine Schultern leuchten als Fayence,
Deine Arme breiten sich aus,
Dein Herz ist immer sanft,
Deine beiden Brüste, ach deine beiden Brüste
Sind das Meisterwerk des allmächtigen Schöpfers,
Deine Muskeln öffnen und schließen sich,
Dein Leib ist der Himmel,
Wenn du zur Ruhe gehst,
Dein Nabel ist das Jenseits,
Dein Schooß ist mein Paradies...