Von Josef Maria Mayer
Als das Kaiserhaus von Habsburg
Übers weite Meer regierte,
Über Südamerika
Zog nach Nordamerika,
Musste König James von England
Handeln. Auf dem Schiff Virginia
Segelt England in den Westen.
Die Virgina-Company
War benannt nach jener Jungfrau
Königin Elisabeth,
Unbefleckter Jungfraungöttin,
Feenfürstin Gloriana!
Auf dem Schiff Virginia aber
War John Smith in Ketten, denn
Er betrieb die Meuterei
Auf dem Meeresüberfahrt.
In Amerika doch zögert
Captain Newport mit dem Urteil,
Mit dem Tode für John Smith,
Erst muss noch verlesen werden
Der Befehl der Company
Für die Neue Welt: John Smith
Soll die Heerschar führen an,
Zu erobern dieses Land,
Denn sie sollen Millionen
In der Neuen Welt erobern
Und den Weg nach Osten finden
Und ihn Englands Krone schenken.
Nun, John Smith war Capitano,
War ein Raufbold, ein Brutaler.
Abenteuer er erlebte
Kriegerisch in Osteuropa.
Schon mit sechzehn Jahren ging
Er aus seinem Vaterhaus,
Gegen spanische Soldaten
Kämpfend, gegen Türkenkrieger,
Schlug drei Türken ab die Köpfe,
Darum auch in seinem Wappen
Fanden sich drei Totenschädel,
Er war wirklich sehr brutal.
In Virginia aber pflegte
Er das militärische
Denken. Er war unverschämt,
Er war arrogant und eitel.
Einst Sir Walther Raleigh hatte
Schon versucht, Amerika
Zu erobern für die Krone
Englands, für Elisabeth.
Spaniens Übermacht lag schon
Vor der Küste. Spanien war
Schon in Florida. Doch England
Gründete die Festung Jamestown
Auf der unbewohnten Insel,
Die doch unbewohnt nicht war.
Die Nordwestpassage suchte
England in den Orient.
Auf der Insel waren Sümpfe
Und da waren auch Moskitos,
Die Moskitos brachten Fieber,
Die Soldaten wurden schwach.
Doch die Indianer blieben
Ruhig. Englands Vorrat war
Bald erschöpft. Das Wasser war
Ungenießbar. Die Verzweiflung
War sehr groß und groß der Hunger
Hier in diesem Nukleus
Der Vereinten Staaten von
Nordamerika. Sie wollten
Freiheit, Leben in der Freiheit,
Wollten streben nach dem Glück.
Diese Ideale kamen
Mit den Briten in das Land.
Spanische Oliventöpfe,
Schlichtes Tongeschirr aus Deutschland,
Feines Porzellan aus China,
Alles dies fand sich in Jamestown.
Doch die edlen Gentlemen
Waren faul. Sie kamen ja
Aus dem Krieg der Niederlande,
Waren Arbeit nicht gewohnt,
Die enterbten Söhne von
Reichen Vätern. Keine Frauen
Waren da. Sie wünschten nur,
Eine Menge Geld zu machen.
Dreißig Jahre alte Männer
Waren es, zu deren Alltag
Bald gehört das Sterben, schließlich
Blieb ein Drittel nur am Leben.
Und die Indianer griffen
Allezeit die Siedlung an.
Aggressiv die Männer waren,
Die da lebten ohne Frauen.
Keine Frauen waren da,
Um die Aggression der Männer
Zu befrieden durch die Sanftmut
Und die Liebe schöner Frauen.
Jeder kämpfte ganz allein
Um sein eignes Überleben.
Und John Smith verließ das Fort,
Er ging zu den Indianern,
Wollte Schmuck um Speise tauschen,
Notfalls sich die Speise nehmen
Mit Gewalt. John Smith und seine
Männer zogen durch den Urwald
Auf dem Fluss. Die Männer waren
Voller Angst im wilden Urwald.
Doch die Indianer trennten
Bald John Smith von seinen Männern.
Warum waren doch die Briten
In dem Land der Indianer?
Freunde oder Feinde? Händler?
Dieses sich der Priester fragte.
Als John Smith gefangen war,
Fragte sich John Smith im Herzen:
Werden sie mich leben lassen
Oder werden sie mich töten?
Als John Smith herumgereicht
Ward von Dorf zu Dorf, erwartet
Er, dass sie ihn töten werden.
Doch die Indianer waren
Freundlich. Doch sie freuten sich:
Nein, John Smith ist nicht allmächtig,
Denn wir nahmen ihn gefangen.
Und so kam er zu dem Häuptling,
Zu dem Häuptling Powathan.
Oh, da sah er Pocahontas,
Die geheimnisvolle Elfe,
Vierzehn Jahre jung, ein Wildfang!
Wie verspielt und wie bezaubernd!
Powathan, der Häuptling, Vater,
Liebte sehr die Häuptlingstochter,
Nordamerikas Prinzessin.
Ihre Mutter war gestorben,
Als die Tochter sie geboren.
Aber Pocahontas war
Aufgeweckt, voll Fröhlichkeit,
Lebhaft, klug, geliebt von allen.
Und John Smith begann zu lernen
Die Algonkinsprache. Aber
Laut die Indianer brüllten,
Schwingen ihre Tomahawks,
Da hat Todesangst John Smith.
Pocahontas sagt zu ihm:
Powathan will dich ermorden!
Und John Smith verlobte sich
Mit Prinzessin Pocahontas,
Wurde so zum Adoptivsohn
Von dem Häuptling Powathan.
Indianer integrieren
So John Smith in die soziale
Indianische Familie,
Wollten Partnerschaft mit England,
Daß die Briten übernehmen
Ihre Indianerwerte.
So hat das verliebte Mädchen
Ihres Volkes Feind gerettet!
Die romantische Verliebtheit
Indianischer Prinzessin
Zu dem englischen Soldaten,
Ist sie mehr als nur Legende?
Und John Smith und Pocahontas
Bringen sich die Sprachen bei,
Englisch und Algonkinsprache.
So John Smith zum Beispiel sagte:
Himmel, das heißt: paradise!
Sprach Prinzessin Pocahontas:
Jenseits bei dem Großen Geist
Ist das schöne Eskenanna!
Ja, John Smith war voll Bewundrung:
Schönste Indianerin,
Aller Indianermädchen
Schönstes Indianermädchen!
Und das junge Mädchen schwärmte
Für den älteren Geliebten
Wie für einen lieben Onkel
Voller Zärtlichkeit und Liebe.
Da war wirklich Sympathie
Zwischen den Verliebten beiden.
Er war nun für sie ein Häuptling,
Onkel Indianerhäuptling.
Wie die Liebe ward gewonnen,
So die Liebe ist zerronnen!
Diese Heirat war für England
Doch ein sonderbarer Glücksfall.
Denn die Indianer lassen
Nun der Briten Fort in Ruhe,
Es ernähren Indianer
Briten in dem Hungerwinter,
Denn die Indianer nähern
Sich dem Briten-Fort mit Speise.
Pocahontas geht voraus:
Die Ikone der Versöhnung!
O Prinzessin Pocahontas,
Du bist unsre Retterin!
Doch es kommen neue Siedler,
Frauen kommen an und Kinder.
Zwischen Weiß und Rot ist Friede.
Indianerinnen leben
Mit den englischen Soldaten
Wie im Ehebund zusammen.
Im Oktober sechzehnhundert-
Neun Schwarzpulver explodierte
Und John Smith verletzte sich.
Also kehrt er heim nach England.
Pocahontas weiß es nicht,
Sondern denkt, er sei gestorben.
Zwischen Weiß und Rot das Bündnis
Lockert und verschlechtert sich.
Pocahontas kommt nicht mehr
In das Briten-Fort von Jamestown.
Und die Kolonie verfällt
Und man wartet auf den Nachschub.
Doch ein Hurrican zerstörte
In dem Meer die Nachschubflotte.
Weiß und Rot auf Krieg nun drängen
Und belagert wird das Fort.
Wer das Fort verlässt, muß sterben.
Zwar Glasperlen, Kupferschmuck
Sind begehrt von Indianern,
Doch es dauert an der Krieg.
Sechzehnhundert sechs bis zwölf
Ist die Dürreperiode.
Briten müssen Ratten fressen
Und die eignen Pferde fressen.
Nun die Kolonie am Ende,
Von fünfhundert Männern leben
Nur noch hundert in dem Fort.
Sollen sie zurück nach England?
Aber da kommt Delaware,
Der Baron, kommt mit Soldaten,
Frischen englischen Soldaten
Und mit den erhofften Ärzten.
Doch sehr bitter ist der Krieg
Zwischen Weiß und Rot ums Essen.
Weiß und Rot sind gleich brutal
Und vier Jahre währt der Krieg.
England nahm nun Pocahontas
Mit Gebrauch von List gefangen,
Die gebracht ward auf ein Schiff
Und gebracht ins Fort von Jamestown.
Häuptling Powathan ließ frei
Die gefangnen Weißen und
Er beendete den Krieg,
Griff das Fort nun nicht mehr an.
Pocahontas aber hatte
Von John Smith ein kleines Kind.
Von dem Kind getrennt zu sein,
War ihr großer Seelenschmerz.
Pocahontas ward nun Teil
Von dem Stamm der Bleichgesichter.
Wird getauft nur Pocahontas,
Werden Indianer Christen!
Pocahontas lebt im Hause
Eines Predigers und lernt
Aus dem Evangelium
Von dem Heiland Jesus Christus!
Pocahontas ward getauft,
Also heißt sie jetzt Rebekka.
In dem Haus des Predigers
Kennen lernte sie John Rolfs.
Dieser Mann John Rolfs war Händler,
Unternehmer, Tabakhändler,
Lernte von den Indianern
Tabakanbau auf Plantagen.
Starker Indianertabak
War zu stark den Bleichgesichtern.
Weiße rauchen milden Tabak,
War zu herb Virginias Tabak.
Zwar Virginias Tabak war
Ein ergiebiges Geschäft,
War auch eine schwere Arbeit,
Später Arbeit schwarzer Sklaven.
Doch der Tabak herb, nicht süß,
Bis John Rolfs aus Trinidad
Süßen Tabaksamen holte,
Mild ward nun Virginias Tabak.
Wer nur einmal Tabak raucht,
Der wird süchtig von dem Tabak.
Darum ist der Tabakhandel
Ein ergiebiges Geschäft.
Zur Goldgrube ward der Tabak,
Währung wurden Tabakblätter,
Tabak machte reich Virginia,
Unabhängig ward Virginia
Von dem Mutterlande England
Durch den großen Tabakhandel,
Durch die Sucht der Tabakraucher
Blüht die Kolonie Virginia.
War John Rolfs in sie verliebt?
Ja, vielleicht, er liebte sie.
Wollte sie nur Frieden stiften
Zwischen Roten, zwischen Weißen?
War sie auch in ihn verliebt?
Britin wollte werden sie,
Frieden stiften und Versöhnung.
Powathan sagt Ja zur Hochzeit.
Pocahontas und John Rolfs
Gehen ein den Bund der Ehe
Und bekommen einen Sohn
Und so reisen sie nach England.
Seht die christianisierte
Indianerin Rebekka!
Investiert in das Geschäft
Der Plantagen unsres Tabaks!
Wie bestaunte England ihre
Mädchenanmut und Exotik!
König James behandelt sie
Als hochadlige Prinzessin,
Die gemeinen Höflinge
Europäisch arrogant,
Ob die ernste junge Frau
Auch erscheint in edler Hofpracht.
Aber von den Dünsten Londons
Wurde Pocahontas krank.
Also zieht sie auf das Land,
Dort trifft sie John Smith erneut.
Er hat dieses nicht erwünscht.
Liebte er sie denn nicht mehr?
Pocahontas war enttäuscht,
War er nicht ihr großer Bruder?
Hatte Powathan John Smith
Denn das Leben nicht geschenkt?
Hatten sie sich nicht gelehrt
Alles und sich ganz vertraut?
Er war doch ihr großer Bruder,
Aber er verhielt sich nicht
Wie ein großer Bruder, sondern
Wie ein Lügner und Betrüger.
Ihre unbeschwerte Art
War dem tiefsten Ernst gewichen.
Ständig muß die Arme husten.
Sie will nach Amerika.
Zwanzig Meilen reiste sie
Aufwärts schon den Themse-Fluß,
Doch sie ist zu schwach zur Reise,
Sie selbst und ihr Sohn zu krank.
Doch John Rolfs, der Ehemann,
Weicht nicht von dem Krankenbett,
Und sie stirbt in seinen Armen
Eben zu dem Frühlingsanfang
Sechzehnhundertsiebzehn, stirbt
Zweiundzwanzigjährig. Ihre
Letzten Worte waren diese:
Alle Menschen müssen sterben!