Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Ovid Ars Amatoria



Nachgedichtet von Josef Maria Mayer



Wer sich in unserm Volk nicht auskennt in der Liebe,

Der lese dies und werde weiser Meister.

Die Kunst beflügelte den Kiel mit Ruder, Segel,

Kunst lenkt das Roß, den Eros lenkt die Kunst.

Mit Zaum die Rosse lenkte einst Automedon,

So führte Tiphys auch der Argo Steuer,

So machte Aphrodite mich zu Eros’ Meister,

Des Eros Kapitän und Rosselenker!

Der junge Gott ist wild, er wird sich oft noch sträuben,

Doch lenksam ist er noch, ist noch ein Kind.

So Chiron lehrte einst Achill das Saitenspiel

Und kunstvoll zähmte er die wilde Seele.

Er, der die Feinde oft geschreckt und die Genossen,

War vor dem weisen Alten voller Ehrfurcht,

Bot ihm die Hände dar, die Hektor einst erwürgten,

Bot seine Hände des Erziehers Rute.

Erzieher Eros’ ich, wie Chiron für Achilles,

Zwei Göttin-Söhne, beide Knaben wild.

Doch auf dem Nacken eines Ochsen ruht der Pflug,

Das stolze Roß knirscht im Gebiß mit Zähnen,

So Eros auch ergibt sich mir, obwohl im Herzen

Sein Pfeil verwundet mich, er schwingt die Fackel.

Je härter Eros seine Wunden mir geschlagen,

So weiser bin ich, diesen Schmerz zu rächen.

Ich prahle nicht: Apollon gab mir meine Kunst!

Nicht Vögel sagten wahr mir in der Luft,

Nie sah ich Clio und die Schwestern Clios nie

Wie jener Hirte in dem Tale Askras.

Nein, die Erfahrung treibt mich an. Gehorcht dem Seher!

Ich sing die Wahrheit! Aphrodite, hilf!

Nicht trag ich um die Stirn die Binde reiner Keuschheit

Und auch der Mantel nicht verhüllt die Füße.

Genuss der Liebe sing ich und erlaubten Raub

Und nirgend lehrt mein Lied der Sünde Frevel.

Such, was du dir zur Liebeskunst erwählen willst,

Trittst du in Eros’ Heer als neuer Ritter.

Als zweites dann gewinne dir die Auserwählte,

Das dritte dann: Die Liebe daure lang!

Dies ist die Bahn, die da gesteckt dem Wagen ist,

Dies ist das Ziel, das rührt mein schnelles Rad.

Noch ist es Zeit, du schweifst mit lockerleichtem Zügel,

Wähl jene, die alleine dir gefällt!

Sie fällt dir nicht herab vom heiterblauen Himmel,

Dein Auge suche selbst das beste Mädchen.

Der Jäger weiß, wo man dem Reh die Netze spannt,

Der Jäger weiß, wo sich verbirgt die Wildsau.

Der Vogelfänger weiß vom Busch, der Angler weiß,

In welcher Flut die meisten Fische wimmeln.

Wenn du ein Mädchen dir zur langen Liebe suchst,

Schau, wo du Mädchen triffst in großer Zahl.

Du brauchst die Segel nicht zu hissen in dem Wind,

Nicht weite Wege gehn, bis du sie triffst.

Andromeda besorge Perseus sich aus Indien,

Die grajische Genossin raub der Phryger.

Doch Roma bietet dir so viele schöne Mädchen,

Was je die Welt bestaunte, das ist hier.

Soviele Ähren wachsen und so viele Trauben,

Soviele Fisache und so viele Vögel,

Soviele Sterne, soviel Mädchen sind in Roma.

Äneas’ Stadt bleibt Aphrodite treu!

Lockt dich ein junges Mädchen, noch nicht ausgereift?

Wie viele Mädchen bieten sich den Augen!

Suchst du ein junges Weib? Schau, tausend junge Weiber,

Daß du vergisst, wen du dir auserwählt.

Gefällt dir mehr die reife, kluge Frau? Wohlan,

Da ist ein großer Kreis von reifen Frauen!

Geh nur gelassen durch Pompejus’ kühle Halle,

Sobald der Löwe in die Sonne tritt,

Geh, wo des Sohnes Gabe und der Mutter Gabe

Den Bau vollendet mit den fremden Steinen,

Den Porticus vermeide nicht und seine Bilder,

Die man die Halle nennt der Livia,

Noch den Palast, wo die Beliden drohn mit Tod

Den Vettern, wo das Schwert zieht Danaos.

Vermeide nicht den Kult, wenn Aphrodite weint

Um den Geliebten, meide nicht den Sabbath,

Geh in den Tempel auch der Kuh in Leinenkleidern,

Wo manche wird, was diese Kuh dem Zeus war.

Der Markt ist auch geeignet, glaube mir, dem Eros

Und auf dem Forum auch entflammt die Liebe.

Der Nymphenquell bei Aphrodites Marmortempel

Sprüht in die Luft die Flut mit gutem Druck,

Dort fängt sich Eros manchen armen Advocaten,

Der andern viel, sich selbst weiß nicht zu raten.

Die Gabe der Beredsamkeit verlässt den Redner,

Nun steht der Anwalt selber vor Gericht.

Und Aphrodite lacht ihn aus in ihrem Hause,

Er, eben Anwalt noch, jetzt selbst Klient.

Geh aber auf die Jagd vor allem im Theater,

Der Ort ist reich an Beute, kaum zu glauben.

Du findest eine Liebe für das Liebesspiel,

Gut für den Augenblick und gut für immer.

Ameisen wimmeln also irre hin und her,

Die Körner in dem Mund zum Mahle tragend,

Und Bienen schwärmen so im Wald und auf den Wiesen

Um Blumen und um süßen Thymian,

So strömen ins Theater oft die schmucken Frauen,

Mein Urteil ist verwirrt oft durch die Menge.

Zum Sehen kommen Frauen, um gesehn zu werden,

Verderblich ist der Ort für Zucht und Scham.

O Romulus, du brachtest Aufruhr ins Theater,

Als man geraubt Sabinerinnen sah.

Da schirmten Sonnenschirme nicht Theaterbauten,

Mit Safran war die Bühne nicht gerötet,

Da schlicht war nur Gesträuch vom Wald Palatiums

Und kunstlos fertig die Theaterszene.

Das Volk bereitete aus Rasen sich die Stufen,

Vom Busch ein Kranz bedeckte wilde Locken.

Ein jeder sucht die ihm gemäße Frau des Herzens,

Die das Gefühl erregt in seiner Brust.

Roh die Musik, die Flötenbläser der Etrusker,

Im Takte stampfen Füße auf dem Boden.

Im Beifallssturm (auch der Applaus war noch sehr kunstlos)

Der König raubte die Sabinerinnen.

Sie sprangen auf und ihr Geschrei sagt, was sie fühlten,

Begierig griffen Hände nach den Jungfraun.

Wie Tauben schüchtern schwärmend fliehen vor dem Adler

Und wie das junge Lamm vorm Wolfe flüchtet,

So zitterten Sabinerinnen vor den Männern

Und jedes Angesicht errötete.

Gleich ist die Angst, verschieden doch des Bangens Zeichen,

Die rauft ihr Haar und die verstummt vor Schreck

Und die sitzt still und traurig, ruft umsonst die Mama,

Die ist entsetzt, die klagt, die steht, die flieht.

Die Mädchen führt man fort als einen Beuteschatz,

Die Angst verschönert manches Angesicht.

Doch sträubte eine sich zu sehr und wehrte sich,

So trug der Mann sie selbst mit seinen Armen

Und sprach: Verdirb durch Tränen nicht die schönen Augen,

Ich will dir sein, wie Papa war der Mama.

O Romulus, so gut belohnst du die Soldaten,

Bei solchem Lohn ich werde heut Soldat!

Seit jenem Spiel ist doch das römische Theater

Ein Ort, gefährlich für die schönen Mädchen.

Schau dir auch an das Schauspiel gutgebauter Rosse,

Gut ist es, füllt der Zirkus sich mit Menschen.

Nicht mit den Fingern heimlich Zeichen gibst du hier,

Mußt nicht geheimnisvolle Winke deuten.

Nein, setz dich, keiner hindert sich, setz dich zur Herrin

So dicht an dicht und rück ihr ruhig nah.

Und wolltest du auch nicht, doch stehn die Sessel dicht,

Der Ort schon zwingt dich, dass du sie berührst.

Beginne ein Gespräch nun voll Vertraun mit ihr,

Sprich du mit ihr von öffentlichen Themen.

Dann frage du sie nach den Rossen, die da kommen.

Wenn sie ein Ross beklatscht, dann klatsch auch du.

Wenn nun die Knaben kommen voller Fröhlichkeit,

So preise du vor allem Aphrodite!

Wenn auf den Busen deines Mädchens Staub gefallen,

Dann schüttle ab den Staub mit deiner Hand.

Ist auch kein Staub gefallen, schüttle dennoch ab.

Nimm jeden Vorwand, zeige dich als Diener.

Sitzt ihr das Kleid zu tief und sinkt es auf den Boden,

So hebe aus dem Staube auf das Kleid.

Für diesen Dienst (das Mädchen wird es nicht verwehren)

Darfst du die Schenkel ihrer Beine sehn!

Gib acht, dass nicht ein andrer, sitzend hinter ihr,

Mit spitzem Knie ihr in den Rücken sticht!

Ein heiteres Gemüt gewinnt! Es nützt schon oft,

Reichst du voll Freundlichkeit ein Kissen ihr.

Und mit dem Fächer fächle Kühlung zu dem Mädchen

Und schieb den Schemel unter ihren Fuß.

Dies sind Gelegenheiten, die der Zirkus bietet

Dem Liebesanfang, oder auch der Marktplatz.

Oft in dem Sande kämpfte Aphrodites Knabe!

Ich sah die Wunden, fühlte selbst die Wunden!

Der spricht und rührt des Mädchens Hand und bittet sie

Um ihre Wette, wer im Kampfe siegt,

Da seufzt er schon verwundet, fühlt den Pfeil im Herzen,

Im Schauspiel wird er selbst nun zum Akteur.

Der Kaiser zeigte uns das Spiel jüngst von der Seeschlacht,

Aus Persien auch nahmen Schiffe teil,

Und Knaben kamen und es kamen schöne Mädchen,

Der Weltkreis damals war vereint in Rom.

Wer in dem Schwarm fand nicht ein Wesen für die Liebe?

Wie manchen quälte Liebe aus dem Ausland.

Jetzt rüstet sich der Kaiser, um den ganzen Erdkreis

Sich zu gewinnen, auch den Strand im Osten.

Der Perser büßt den Tod des Sohnes und des Vaters,

Der Adler freut sich, den geraubt Barbaren.

Der Rächer kommt! Er ritt als Feldherr in dem Heer,

Ein Knabe, führt er Krieg, kein Knabenspiel.

Zählt mir den Götteradler nicht nach dem Geburtstag,

Der Kaiser ist erwachsen vor der Zeit,

Die Jahre überfliegt der rasche Geist des Mannes

Und duldet nicht Verzögerungen träge.

Hat Herkules zwei Schlangen doch als Kind erdrosselt,

Schon in der Wiege war er Gottes würdig!

Noch jetzt ein Knabe, o Dionysos, wie groß

Zeigt sich dein Pinienstab in Hindostan!

O Knabe, ziehe in den Kampf mit Vatersegen,

Mit Vaters Macht und Stärke wirst du siegen!

Ein Erstlingswerk verlangt der stolze Kaisername:
Jetzt Herr der Knaben, einst der Herr der Greise!

Die Brüder sind bei dir! Die Schmach der Brüder räche!

Dein Vater lebt! Beschütz das Reich des Vaters!

Des Volkes Vater hat, dein Vater, Waffen dir geschenkt,

Er zürnt, wenn Feinde ihm sein Reich verkleinern.

Dein Schwert ist heilig! Doch des Feindes Pfeil ist Frevel!

Die Frömmigkeit zieht deinem Heer voran!

Der Perser ist besiegt durchs Recht und durch das Schwert,

Mein Kaiser schenke Roma auch den Osten!

O Vater Ares! Vater Kaiser! Gebt den Segen!

Gott ist ein Gott! Du künftig wirst ein Gottmensch!

Ich prophezeie deinen Sieg! Ich sing ein Lied,

Gewaltig will den Sieger ich besingen.

Mit meinem Lied wirst du des Kaisers Heer begeistern,

Unwürdig soll mein Lied nicht sein vor dir.

Roms Krieger zeigt die Brust, der Perser zeigt den Rücken,

Ich singe, wie der Pfeil fliegt von dem Ross.

Der kam zu siegen, flieht! Was bleibt, wenn er besiegt ist?

O Perser, jetzt schon droht dir Ares’ Macht!

Der Tag wird kommen, Schönster aller Menschensöhne,

Wo du auf weißem Pferd kommst im Triumph!

Der Feinde Fürsten tragen schwere Ketten dann,

Sie suchen nicht ihr Heil wie sonst im Fliehen.

Dann lustig schaun die Knaben, freundlich schaun die Mädchen,

Und heiter wird die Feier sein des Tages.

Fragt dich dann eine Frau nach jener Fürsten Namen

Und nach dem Ort, Gebirge oder Strom,

Gib Antwort ihr auf alles, was sie wissen will!

Und weißt du’s nicht, so sprich als ob du’s wüsstest:

Der Euphrat dies, sein Haupt bekränzt mit gelbem Schilf,

Der Tigris dies, sein Lockenhaar ist blau,

Dies ist der Retter Perseus, Sohn der Danae,

Dies dieser Fürst und dieses jener Fürst.

Die Namen nenne alle, wenn sie dir bekannt sind.

Bist du nicht klug, so tu als wärst du klug.

Auch manches Gastmahl ladet dich an seinen Tisch,

Beim Wein ist auch noch andres Schönes da.

Der rote Eros hat schon oft die Kraft besiegt

Dionysos’, den man soeben auftrug.

Vom roten Wein bespritzt die Flügel Eros’ triefen,

So bleibt er sitzen, wo er Platz genommen.

Der Gott, er schüttelt ab die purpurroten Flügel,

Doch weh dir, spritzt dich erst die Liebe an!

Wein gibt dem Geiste Flügel und entflammt den Geist,

Beim vollen Becher schwindet aller Kummer!

Dann lacht man und den Armen wächst die Lebenskraft

Und Schmerz und Sorge fliehn und trüber Jammer!

Das Herz erschließt sich (das ist heute wirklich selten),

Die Wahrheit spricht, die List vertreibt der Gott.

Hier fangen Mädchen oft sich eines Jünglings Herz,

Sind Wein und Aphrodite Glut in Glut!

Verlass dich nicht zu sehr auf den Betrug der Lampe,

Die Schönheit prüfe nicht zur Nacht beim Wein.

Denn Paris sah die Göttinnen am lichten Tag,

Als Aphrodite er den Apfel gab.

Zur Nacht verzeiht man jeden Fleck und jeden Makel,

Nachts hält beim Wein man jede Frau für schön.

Fragst du nach goldnem Schmuck, fragst du nach Muschelseide,

Gestalt und Antlitz? Schau die Frau am Tag!

Soll ich dir Orte nennen, wo sich Frauen sammeln?

Mehr sind es als Sandkörner an dem Strand.

So nenn ich Bajä dir, den Meeresstrand bei Bajä,

Und Schwefelquellen mit dem heißen Dampf.

Schon mancher kam zurück mit tief verletztem Herzen

Und sprach: Gesund sind diese Quellen nicht.

Dort ist der Tempel und der Hain Dianas auch,

Verbrecher dort erkämpfen sich ein Reich.

Ist sie auch Jungfrau, ist verhasst ihr Eros’ Pfeil,

Genug der Wunden gab sie doch den Menschen!

Thalia lehrt, auf dem Theaterwagen fahrend

Und Netze flickend, wo man Frauen sucht.

Jetzt sag ich dir, durch welche Kunst du die Erwählte

Dir einfängst. Das ist doch das Wichtigste.

Wer ihr auch seid und wo ihr seid, ihr Männer, hört

Und neiget eure Ohren meiner Weisheit!

Vertraue nur im Geist, du kannst sie alle haben,

Du fängst sie, wenn du deine Falle stellst.

Es schweigen eher Turteltauben in dem Frühling,

Der Hund des Menelas flieht vorm Kaninchen

Noch eher, als dass sich die schönen Frauen sträuben.

Du denkst, sie will nicht? Aber doch, sie will!

Dem Mann gefällt der heimliche Genuß der Lust,

So auch dem Weib, doch sie verbirgt den Wunsch.

Ihr Männer, bittet niemals nur zuerst die Frauen,

Es bittet euch das Weib zuerst, ihr siegt!

So brüllt die Kuh doch auf der Wiese nach dem Stier,

Die Stute wiehert nach dem starken Hengst.

Bei Männern ist Begierde ruhig, nicht so hitzig,

Gemessne Ziele haben Mannesgluten.

Soll ich erzählen, wie sich Byblis frevelnd selbst ermordet,

Von Wollust aufgepeitscht nach ihrem Bruder?

Wie Myrrha ihren Vater liebte nicht als Tochter,

Wie sie im Baum jetzt eingeschlossen wohnt?

Mit ihren Tränen, die sie weint, wir salben uns

Und Myrrhetropfen tragen ihren Namen.

In Tales Schatten an des Ida Waldeshang,

Da grast der Rinder Kranz, ein stolzer Stier.

Mit Schwarz gezeichnet etwas zwischen seinen Hörnern,

Kein Fleck sonst, sondern milchweiß er wie Schnee.

Ach alle Kühe auf den grünen Auen Knossos’,

Wie gern sie ihm geliehn den Rücken hätten!

Pasiphae erfasste Wollust nach dem Stiere,

Mit Neid verfolgt sie jede andre Kuh.

Was ich euch singe, ist bekannt. Verlognes Kreta,

Selbst du, du leugnest die Geschichte nicht.

Sie mähte frisches Gras und duftend zarte Kräuter

Für ihren Stier mit ihrer rechten Hand,

Zog mit den Herden auf die Weide, dachte nicht

Mehr an den Ehemann, verdrängt war Minos.

Wem schmückst du dich mit hübschem Kleid, Pasiphae?

Nichts sieht ja der gehörnte Ehemann!

Was soll der Spiegel, willst du nur mit Herden weiden?

O Törin, was frisierst du dir die Haare?

Dem Spiegel traue nur, er sagt: Du bist kein Rindvieh!

Wie gerne willst du selber Hörner tragen?

Ist Minos dein Gemahl, dann such nicht andern Buhlen!

Willst du den Ehegatten aber täuschen,

Nimm einen Mann dir zum Geliebten, nicht den Stier,

Nimm dir den Hausgalan zum Ehebruch!

Doch aus dem ehelichen Haus flieht sie in Wälder5

Wie die Bacchantin aufgepeitscht vom Gott!

Wie oft sagt sie mit neiderfülltem Blick den Kühen:

Warum gefallt ihr meinem Vielgeliebten?

Du Kuh, wie hüpfst du durch die aufgeschossnen Kräuter,

Denkst du, o Närrin, Hüpfen steht dir gut?

Sie sprachs und nahm die Kuh von ihrer Herde fort

Und gab dem Landmann sie fürs schwere Joch.

Die andere Rivalin opfert am Altare

Pasiphae, hält in der Hand ihr Herz.

Rivalinnen, die Götter zu versöhnen, opfernd

Ruft sie: Nun geht, gefallt doch dem Geliebten!

Jetzt will sie Io sein und jetzt Europa sein,

Kuh Io war, Europa ritt den Stier.

Der Herde Führer, da die Holzkuh ihn getäuscht,

Er schwängert sie. Der Sohn verrät den Zeuger.

Hätt einst die Kreterin Thyestes Lust verschmäht

(Doch welches Weib liebt Einen nur allein?)

So hätte Phöbus nicht gewendet seinen Wagen

Und wär am Morgen wieder umgekehrt.

Des Nisus Tochter riss dem Zeuger aus die Haare,

Als Feind verfolgt er jeden Vogel nun.

Zum Untier Skylla wurde durch den Trank der Circe,

Nun zwischen ihren Schenkeln bellen Hunde.

Zwar Agamemnon floh vor Ares und Poseidon,

Doch schließlich ward er Opfer seiner Frau.

Und muss nicht weinen über Ephyres Zerstörung

Die Mutter, die die eignen Kinder würgte?

Auch Phönix weinte heiß mit blindem Angesicht

Und Hippolyt zerrissen seine Rosse.

All dieses ist veranlasst durch der Weiber Wollust,

An Hitze glichen ihnen nie die Männer.

Drum zweifle nie, du kannst dir alle Weiber nehmen,

Aus großer Zahl schlägt es kaum eine ab.

Ob Nein sie sagen oder Ja, das Flehen freut sie,

Und täuschst du dich, ein Korb ist ungefährlich,

Jedoch du täuschst dich nicht. Genuß ist stets erfreulich,

Ein fremder Mann reizt mehr doch als der eigne.

Auf fremden Feldern ist mehr Fruchtbarkeit der Saat,

Des Nachbarn Kuh trägt voller doch ihr Euter!

Doch sorge, dass die Magd des Mädchens, das du willst,

Dir auch vertraut. Sie ebnet dir den Weg.

Die Magd erwähle, die der Frau am nächsten steht,

Die um den Scherz weiß und auch weiß zu schweigen.

Besteche mit Versprechen sie, mit Flehn und Bitten,

Dir wird dein Wunsch, wenn nur die Magd es will.

Sie achtet auf die Zeit (so tun ja auch die Ärzte)

Wo sich die Herrin leicht der Lust ergibt.

Denn leicht ergibt die Liebste sich in Fröhlichkeit,

Wenn ihre Stimmung ist wie Frühlingsgrün.

Es öffnet sich das Herz, wenn unbedrückt vom Kummer,

Dann schmeichelt ihr sich Aphrodite ein.

Als Troja Trauer trug, da kämpfte es mit Waffen,

Im Jubel ließ es ein das Ross, die Ritter.

Der Liebsten nahe, fühlt sie sich gekränkt von einer

Rivalin, räche die Gekränkte dann.

Wenn morgens dann die Magd der Frau die Haare kämmt,

Sie leihe Segel dann dem Ruderer

Und seufze vor sich hin und murmle leise so:

Frau, du vergiltst ihm Gleiches nie mit Gleichem!

Dann spricht die Magd von dir, lobt dich in höchsten Tönen

Und sagt, dass du vor Liebe dich verzehrst!

Dann eile, eh sich Wind und Segel wieder legen,

Wie Eis zerschmilzt der Zorn der Vielgeliebten!

Sollst du dich selbst vergreifen an der Dienerin?

Da scheint mir die Gefahr doch groß zu sein.

Nach dem Genuss der Liebeslust wird manche eifrig,

Doch manche träg. Die hilft dir, jene nicht.

Der Vorteil ist sehr zweifelhaft bei diesem Wagnis,

Mein Rat ist also: Unterlass es lieber.

Ich führ nicht in den Abgrund, nicht auf steile Gipfel,

Kein Mann soll stürzen, der sich mir vertraut.

Wenn dir das Weib jedoch, das Briefe euch vermittelt,

Gefällt und nicht nur wegen ihrer Hilfe,

Versichre dich zuerst der Liebe deiner Herrin,

Dann nimm die Magd! Nimm nie zuerst die Magd!

Gibst du noch acht auf Weisheit – schärfe dies dir ein,

Wenn nicht mein Wort wird in den Wind gesprochen:

Fang nicht an mit der Zofe oder nimm sie ganz!

Nimmt sie erst teil am Scherz, dient sie dir treu.

Halt fest den Fisch, wenn er schon an der Angel hängt,

Gib ihr den Rest – und steh nur auf als Sieger!

Sie wird dich nie verraten, was du auch verbrichst,

Was ihre Herrin tut, das sagt sie dir.

Doch schweige von der Magd! Dann wird der Herrin Magd

Spionin für dich sein bei deiner Liebsten.............

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