Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Die Quelle Q



Von Josef Maria Mayer


Als der Himmel oben noch mit keinem Namen benannt war, als die Erde unten noch keinen Namen bekommen hatte, als das Meer, das uranfängliche, als das Meer, die Mutter von allem, in chaotischer Mischung war, als das Land noch nicht war und der Mensch sich auf Erden noch nicht erhoben hatte, als all die Himmlischen noch nicht geschaffen waren, als die Himmlischen alle noch nicht mit Namen benannt waren und es noch kein Schicksal gab, da begann Gott zu schaffen.

Soll ich mich fürchten vor dem Tode und durch die Wüste dieses Lebens hetzen? Das Schicksal meiner todgeweihten Freundin liegt schwer auf meiner Seele. Wann werde ich mich niederlegen wie mein Vater und wann werde ich auferstehen in Ewigkeit?

Sollte der König die Gräber seiner Feinde zerstören? Sollte der König die Gräber seiner Feinde öffnen und die Knochen aus den Gräbern holen? Sollte der König die Totengeister seiner Feinde berauben der Tränenspende ihrer Hinterbliebenen? Sind die Totengeister der Feinde des Königs verdammt zu ewiger Ruhelosigkeit und Qual?

So koche im feurigen See, so brenne im ewigen Feuer! Du Narr, du Böser, hinweg mit dir ins ewige Feuer! Wer bist du? Wessen Sohn bist du, du Böser? Wessen Tochter bist du, du Närrin?

Wenn du aber ein Hirte bist, so hast du die Pflicht, zur Zeit der Schafschur und wenn die Schafmütter Zwillingslämmer werfen, zur Stadt des Königs zu kommen und deine Steuer zu bezahlen.

Ist es aber geschehen, dass ein Garten, der einem Krieger des Königs vom König gegeben wurde, von einem Beamten dem Krieger fortgenommen worden ist, so untersuche der Richter den Fall. Wenn der Dattelfeigenhain zu seinem väterlichen Haus gehört, so gebe man meinem Krieger den Feigengarten zurück!

Aber in das Haus der Toten, aus dem keiner wieder zur Erde kehrt, wandte die Himmelskönigin, die Tochter Gottes, ihre Schritte in den goldnen Sandalen, nach dem Haus der Toten, die in dem dunklen Lichte leben, wo sie wie Vögel Flügel haben, wo der Staub ihrer Leiber auf der Türschwelle liegt.

Der Tod ist unbarmherzig, mein Sohn, er schont nicht einen Menschen. Aber bauen wir auf Erden uns ein ewiges Haus? Fahren wir in ewigen Wagen über die Straßen der Erde? Wird ewig der Mann im Schoße seines Weibes Kinder zeugen auf Erden? Nichts auf Erden ist ewig. Wenn du schläfst und deine Seele lebt im Traum, dann bist du wie die Toten, deren Seele zu Gott geht.

Siehe den Leib der Geliebten, den du zu berühren liebst! Da freut sich dein Herz! Er wird verwelken und zu Staube werden!

Aber der Geist des Toten liegt nicht im Grabe zwischen Staub und Würmern, der Geist des Toten wandert über die Sterne zum Schöpfer.

Durch Ganzhingabe dieses Lammes Gottes, o Gott, erweise uns deine Gnade, o Gott, und weise uns den Weg, den wir in die Zukunft gehen sollen. Deiner Gottheit möge es gefallen, durch einen Spruch des Herrn uns den Weg zu weisen.

Den heiligen Ort der Weissagung berühre kein Unreiner! Das Lamm, das geschlachtet wird, sei ein makelloses Lamm! Der Priester heilige sich und trage heilige Kleider und wasche seine Hände! Der Priester rufe die Gottheit an und lehre uns die Wege unserer Gottheit, die Wege, die wir gehen sollen! Möge der Priester seine Zunge hüten und mit Weisheit und Einsicht Antwort geben dem Frommen, der ihn bittet um Weisung.

Ich sah in Gesichten über der Zeit und siehe, ich sah das Standbild eines Welttyrannen, sein Standbild reichte bis zu den Wolken. Sein Haupt war aus Granit, sein Leib war aus Sandstein, seine Füße waren aus Ton. Einst wird beben die Erde unter seinen tönernen Füßen, einst wird brausen der Sturm um sein Haupt von Granit. Das Standbild des Welttyrannen wird zerbrechen, aber die Seele des Welttyrannen tritt vor den göttlichen Richter.

In dem Hause des Staubes, das ich gesehen, liegen verstreut die Münzen der Reichen, die Gespenster der Reichen huschen über dem Staub dahin. Hier im Grabe liegen die Gebeine, die so stolz gewesen sind auf Erden und verhöhnten den Herrn!

Drei Monate ist die Welt eine weiße Perle, drei Monate eine dunkle Haut, drei Monate ein grüner Smaragd, drei Monate rotes Gold.

Verehrung dir, o Fluß, der du herausquillst aus der Erde, und kommst, das schwarze Land zu befruchten, der du die Wüste nährst, in der es kein Wasser gibt. Dein Tau fällt vom Himmel. Du bringst Speise und bist reich an Früchten. Flutest du, o Fluß, so danken wir dir, wir feiern das Opferfest. Du grünst, du grünst, o Fluß!

Bist du ein Mann in hoher Stellung und hast du zu befehlen, so strebe nach Heiligkeit, bis du vollkommen bist. Die Weisheit ist gut, sie dauert allein, seit der Zeit ihrer Zeugung ist sie die selbe. Willst du, dass deine Seele frei vom Bösen sei, so hüte dich vor Geldgier, dem unheilbaren Übel.

Dränge deinen Sohn nicht zur Arbeit auf dem Acker! Denke doch daran, wie es den Bauern geht! Wenn man die Ernte für die Steuer aufschreibt, so haben die Plagen die Hälfte geholt. Wehe den Bauern! Wenn dann der Steuereintreiber kommt, so hat er Knechte bei sich, die den Bauern drohen: Gib die Milch ab, gib das Getreide ab! Aber es ist nichts mehr da. Da wird der Bauer gequält, bis er sich selbst das Leben nimmt! Darum denke, dass das Leben eines Schriftstellers besser ist!

Ich bin – der die Feste des Jahreskreislaufs eröffnet und die Flüsse erschaffen. Ich bin – der die lebendige Flamme geschaffen. Ich bin das Licht der Morgenröte, ich bin die strahlende Sonne und ich bin der rötliche Untergang.

O Herr, deinen Namen hast du mir noch nicht genannt? Sprich deinen Namen, damit die bittere Medizin mir nicht schadet! Wer deinen Namen ausspricht, der soll ewig leben!

Leihe mir dein Ohr, o Schwester-Braut, auf dass mein göttlicher Name mit meinem Leib in deinen Leib eingehe!

Zu wem sprech ich heute? Ach, es gibt keine Heiligen mehr! Die Welt ist voll von Gottlosen! Zu wem spreche ich heute? Ich bin mit Elend schwer beladen und sehne mich herzlich nach mütterlichem Trost! Zu wem sprech ich heute? Die Sünde ruiniert mein Land, die Sünde ist heute sehr mächtig! Heute steht mir der Tod vor Augen, er ist wie zerriebene Myrrhe, die lieblich duftet, er ist, als wenn man in einer lauen Brise am Ufer eines Meeres im Sonnenschein sitzt. Der Tod steht mir heute vor Augen: Er ist wie der Duft der Lotosblume und wie das Summen der Honigbiene, er ist, als wenn man mit seiner Freundin am Ufer eines Flusses Arm in Arm verschlungen sitzt. Der Tod steht mir heute vor Augen. Ich bin wie einer, der große Sehnsucht nach seiner Heimat hat, der endlich aus der bittern Verbannung heimkehren will in die Heimat!

Groß ist unser König für sein Volk! Er ist der Berg, der den nassen Sturm zurückhält zur Zeit des Unwetters!

Der König steigt empor zum Licht, auf dass er durchwandre den Himmel! Der König steigt zum Himmel und schwebt hinan auf den Adlerflügeln der Sonnenjungfrau, er kehrt heim zu der Gottheit und den andern Himmlischen! Alle jene Götter, die unserm geliebten König keine Himmelstreppe in den Himmel bauen, sollen von uns kein Opferbrot und keinen Opferwein mehr erhalten und wir wollen ihnen keinen Tempel mehr auf unsrer Erde bauen!

Ach, den Beamten nimmt man die Steuerlisten fort und tötet die Beamten. Die Knechte werden jetzt zu Herrschern. Siehe, es kommt dazu, dass man den König köpft und das Königtum abschafft durch den Wahnsinn der falschen Propheten! Siehe, die würdig sind, in schönsten Kleidern zu wandeln, gehen jetzt in Bettlerlumpen! Die faulen Knechte aber tragen feine Seide! Siehe, die Künstler loben die göttliche Schönheit nicht mehr! Feinde zerstören von innen unser Land!

Die Knechte sagen: Wir wollen die Reichen berauben! Die sonst friedfertig waren, die empören sich nun! Der Vater sieht im eigenen Sohn einen Feind! Ob der Himmel auch regnet, doch schafft kein Bauer mehr! Alle sagen: Was sollen wir auch etwas schaffen, da doch keiner weiß, was die Zukunft uns bringt! Es ist jetzt so: Die Knechte besitzen jetzt die Herrschaft! Viele Tote sind begraben in der feuchten Erde und der Regen fällt auf ihre Gräber! In allen Städten rufen die Rebellen: Lasst uns die Fürsten aufknüpfen an den Bäumen! Das ganze Land versinkt im sittlichen Schmutz! Die Edlen klagen und die Knechte tanzen! Die Reichsten sind jetzt die Räuber! Siehe, Gold- und Silberschmuck, Kettchen von Lapislazuli und Ohrringe von Mondstein hängen am Körper der Magd! Aber die einst reiche Frau geht weinend wie eine Witwe einsam durchs Land!

Die heiligen Könige, die früher lebten, die ruhen jetzt in ihren Gräbern. Die Adligen und die Weisen ruhen in ihren Gräbern. Die sich einst schöne Häuser gebaut, sie sind nicht mehr und ihre Häuser stehen leer. Was ist aus den Toten geworden? Ich habe die Worte der Weisen studiert, deren Bücher berühmt sind in der ganzen Welt. Aber wo sind die Weisen jetzt? Ihre Städte, in denen sie lebten, sind nicht mehr, ihre Häuser, in denen sie wohnten, sind nicht mehr. Es ist, als wären sie nie gewesen. Keiner von ihnen kommt zu mir, dass er mir erzählte, wie es ihm im Jenseits ergangen, dass er meinem Herzen Freude schenkte, bis auch ich in die Ewigkeit gehe, bis auch ich in jenen Garten komme, wo die Toten leben. Sei getrost, mein Herz, sei mutig und vergiß nicht zu leben! Folge deinen Augen und gewähre ihnen die Schönheit, nach der du verlangst! Salbe dein Haupthaar mit Öl und kleide dich in schöne Kleidung, duftende Kleidung, und denke an die letzten Dinge Gottes! Sei glücklich! Laß dein Herz nicht ermüden, sei nicht verzagt! Folge der Freude und wirke mit an deinem Schicksal auf Erden, bis der ernste Tag kommt, der heilige Tag des Todes. Denn Gott hört dein Schreien! Aber das Jammern hat noch keinen Menschen aus dem Grabe wiederkehren lassen. Feire den Tag und ruhe in der Nacht. Siehe, sein Geld nimmt keiner mit nach drüben, und wer in den Himmel gekommen ist, wird nie mehr wünschen, zur Erde zurückzukehren!

Eigentlich gibt es keinen Tod. Auf Erden geht alles nach Gottes Plan. Gott hat die Menschen erschaffen. Wenn Gottes Licht erscheint, so leben wir, wenn Gott sein Licht entzieht, so sterben wir. Gott selber ist das Ziel des Lebens! Man lebt nur durch dich und alle Menschen schauen auf dich, du Sonne, die niemals untergeht! Am Abend legen alle ihre Arbeit nieder. Aber strahlt das Licht der Welt, so werden Kinder auf Erden geboren! Zur Sonne, die nie untergeht, fliegen auf Adlerflügeln der Sonnenjungfrau die heiligen Toten und wird einst fliegen das Herz meiner Mutter, Friede sei mit der unsterblichen Seele meiner Mutter!

Schön erscheinst du im Himmel, du Sonne, die nie untergeht, die du alles Leben erschaffst! Ich sehe dich strahlen am östlichen Lichtberg und den Himmel mit deiner Schönheit erfüllen, du bist strahlend und schön, deine Strahlen umarmen die ganze Welt bis zum Ende der Welt! Neigst du dich, so naht das Dunkel der Erde. Die Menschen verhüllen ihre Häupter und verbergen sich in ihren Gemächern, kein Mensch schaut auf den Nächsten. Deine Strahlen beleben die Felder, wenn du lächelst, so freuen sich alle Lebewesen an dir, du schaffst die Jahreszeiten und auch den Winter, da die Sonne geboren wird als kleines Kind. Erleuchte mich, der ich dein Diener bin, o göttliche Sonne, die nie untergeht, und erleuchte auch meine Vielgeliebte, die Herrin meiner beiden Herzkammern, die ewig lebe in ewiger Jugend und Schönheit!

Ach die Zustände sind nicht mehr zu ertragen! Die Tempel Gottes stehen leer und verfallen zu Ruinen, die Wallfahrtsorte werden von Räubern und Narren besucht, die frommen Länder werden vernichtet, Unkraut wächst im Weizen und erstickt den Weizen! Die heilige Religion wird bespuckt! Und Gott schweigt?

Mir beigestanden haben nur meine beiden Seelenrosse. Das eine Seelenross heißt: Sieg mit dem Herrn! Das andre Seelenross heißt: Ich bin ermutigt und zufrieden! Meinen Seelenrossen werde ich immer ihre Speise reichen, bis ich auf dem unsterblichen Seelenross in den himmlischen Tempel reite!

Von dem Berge der Grenze schaue das verheißene Land, das Ich den Kinder Meines Volkes geben werde! Dann aber stirbst du auf diesem Berge, wie dein Verwandter auf dem anderen Berge gestorben ist, weil ihr euch am Haderwasser an Mir vergangen habt.

Da sprach der Held zum Volk: Noch drei Tage, dann werdet ihr den Scheidefluss überschreiten, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, eure Gottheit, euch geben will!

Wir wollen sein wie andre Völker: Wir wollen einen König haben!

Auf! Zieh hinunter nach an den gewissen Ort, denn Ich will die fremden Stämme in deine Hand geben. So zog der König mit seinen Männern an den gewissen Ort und kämpfte gegen die fremden Stämme und trieb ihr Vieh weg und kämpfte eine große Schlacht gegen sie!

Alle Becher des weisen Königs waren golden und alle Töpfe im Waldhaus waren aus reinem Gold, denn Silber schätzte man zu Zeiten des weisen Königs gering. Die Schiffe des Königs, die zur See fuhren mit der Flotte seines Freundes, kamen nach drei Jahren wieder und brachten Gold und Silber und Elfenbein, Affen und Pfauen mit.

Wo der Herr nicht das Haus baut, da bauen die Bauarbeiter vergeblich. Wo der Herr nicht die Stadtburg bewacht, da wachen die Wächter vergeblich.

Ich sah den Herrn auf einem hohen Throne sitzen, seine Schleppe füllte den ganzen Tempel aus. Feurige Engel umstanden ihn, jeder feurige Engel hatte sechs Flügel, mit zweien verhüllte er sein Antlitz, mit zweien verhüllte er sein Bein und mit zweien flog er. Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Und es bebte die Schwelle des Tores von diesem Ruf. Da sprach ich: Ah weh mir! Ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk mit unreinen Lippen! Da flog einer der feurigen Engel mit einer glühenden Kohle zu mir, mit der Zange hatte er sie vom Altar genommen. Und er berührte damit meinen Mund und sagte: Siehe, deine Sünden sind dir vergeben! Da sprach der Herr: Wen soll Ich zu diesem Volke senden? Da sprach ich: O Herr, hier bin ich, sende mich! Er sprach: So gehe hin!

Höre, o Himmel, lausche, o Erde, denn der Herr spricht: Söhne habe Ich erzogen, aber sie haben Mich verschmäht! Der Ochse kennt seinen Besitzer, der Esel kennt seine Krippe, aber Mein Volk erkennt nicht Mich, Mein Volk ist unvernünftig! Wehe den Sündern im Volk! Verlassen hat das Volk den Herrn, es kehrt Ihm den Rücken zu!

An den Flüssen der feindlichen Großstadt saßen wir und weinten! Wir weinten, wenn wir an die Tochter unsres Volkes dachten! An den Trauerweiden dort an den Wassern hängten wir unsre Leiern auf. Aber die uns in die Verbannung geführt, die wollten unsre Gedichte hören, die uns versklavt, die wollten unsre Hymnen hören: O dichtet uns ein Gedicht von der Tochter eures Volkes! Aber wie können wir die Lieder des Herrn im fremden Lande singen? Vergeß ich dich, o Jungfrau der heiligen Stadt, so möge meine Hand verdorren! Wenn ich nicht immer an dich denke, dann soll mir die Zunge am Gaumen kleben bleiben, wenn ich nicht zu meiner höchsten Wonne mache allein die Jungfrau der himmlischen Stadt!

Siehe, die Jungfrau wird empfangen und den Sohn gebären! Man wird ihn nennen: Gott ist mit uns! Alle Völker werden zu Ihm beten!

Die schöne Gnade hatte ihren mächtigen Gürtel angelegt. Buntgestickt waren dort des Charmes Reize versammelt, sehnsuchtsvolle Liebe war doch und Schmachten, süße Spiele und schmeichelnde Bitten, die selbst den Weisen zum Toren machen.

So feire den fröhlichen Tag und ruhe nicht am Tage der Freude, siehe, keiner nimmt seine materiellen Güter mit ins Jenseits, und es kehrte noch kein Mensch auf die Erde zurück, der schon im Himmel angekommen ist.

Aber der Mensch ist wie der Schatten eines Traumes.

Der Mensch ist zu Gottes Erheiterung erdacht.

Die Menschen träumen dunkle Träume, sie sind selbst wie Träume, verwirrte Träume, deren Sinn nicht leicht verständlich, nächtliche Träume.

Uns sterblichen Menschen ist am Himmel dunkle Nacht. Den seligen Toten aber leuchtet im Jenseits eine Sonne, die nie untergeht. Vor ihrer goldenen Stadt liegt der rosenrote Garten. Angenehmen Schatten spendet der Weihrauchbaum. Volle goldene Früchte prangen in den Lebensbäumen. Die seligen Toten reiten auf weißen Pferden oder spielen Ball mit der Sonne oder streichen den Psalter oder was immer den Menschen Wonne ist, das ist dort vollkommen und vollendet. Ein Duft ist in jenem Gefilde, der süß und berauschend ist. Die heilige Opferflamme lodert mit dem heiligen Weihrauch auf dem Altare Gottes.

Aber zum einfallsreichen Dulder sprach die göttliche Weisheit: Halte nun an und ruhe von den schrecklichen Kämpfen! Gott, der in den Donnern spricht, zürnt dir nicht mehr! Also sprach sie und freudig gehorchte der Dulder der göttlichen Weisheit. Zwischen ihm und den Seinen erneuerte den Bund die göttliche Weisheit, die Tochter Gottes, die erschien den Menschen in Gestalt des alten weisen Mannes, ihm gleich an Gestalt und Stimme.

Auf nun, und singen wir von der Muse, die den Vater Gott erfreut mit heiligen Gedichten erhabenen Sinnes oben im Himmel, sie kündet alles, was ist und war und sein wird.

Ach, was bleibt auf Erden? Trauriges Elend der sterblichen Menschen! Und wo ist Hilfe dem allgemeinen Unheil?

Nun sammeln wir uns und nahen der heiligen Stätte, wo in dem Garten die Apfelbäume liebevoll grüßen, wo der Altar der göttlichen Liebe steht, umwölkt von Weihrauch. Da ruht der Teich, indem sich die Apfelzweige spiegeln. Da glühen die roten Rosen, in den Kelchen sammelt sich der Tau. Und auf dem ruhespendenden Rasen wachsen Krokus und Narziss. Die Iris haucht geheimnisvollen Hauch in die Lüfte. So komm, du Herrin dieses Gartens, du göttliche Liebe, du göttliche Schönheit, komm und fülle mir den Becher mit gutem Rotwein edler Freude!

Ich aber, in Sehnsucht liege ich elend jammernd, ganz entseelt auf Gottes Geheiß! Ich bin durchbohrt von schrecklichen Schmerzen bis tief in die Seele!

Die Frauen aber der Insel der Mutter, sie tanzen im Takt mit bloßen Füßen über die weißen Blüten der jungen Wiese, sie tanzen um den Altar der göttlichen Schönheit!

Alles fließt. Du kannst nicht zweimal in den selben Fluß steigen, denn andres und immer wieder andres Wasser strömt dir zu.

Einsicht zu haben, ist die höchste Tugend. Weisheit ist es, Wahres zu reden und zu tun, gemäß der göttlichen Natur, der man sich ganz hingibt. Einklang des menschlichen Handelns mit der göttlichen Vernunft ist die Norm des Lebens.

Schon grau ist das Haar meines Bartes. Die lustige Jugend ist verschwunden. Von der Zeit des süßen Lebens ist nicht mehr viel übrig. So denke ich ernsthaft an das Tor des Todes. Denn schwer ist der Durchgang durch das Tor des Todes. Wer hindurchschreitet, kehrt nicht zurück auf die Erde.

Die andern Menschen mögen durch emsigen Fleiß, andauernde Arbeit und geizige Sparsamkeit erreichen, dass sie sich Wohlstand für ihr Alter anhäufen, wir Dichter aber, die wir immer verliebt sind und alle Wonnen des Lebens schlürfen, wir wollen nicht erst im Alter leben, wir leben jetzt!

In ihrer genussreichen Lebensweise legten die Leute schöne Gärten an, in deren kühlem Schatten sie ein Leben des seligen Müßigganges führten. Sie hielten es für angenehmer, im kühlen Schatten der Bäume im Gras zu liegen, als von der heißen Sonne des Südens gestochen zu werden. Sie feierten den ganzen Frühling über in ihren paradiesischen Gärten, in Gesellschaft sinnlicher Frauen, der Wein floß in Strömen, und es fehlte nicht an Liebesgenuß.

Mein Junge, reiche mir den Becher! Schenke den Wein ein! Aber heute trinke ich mäßig, es soll mir an einer Flasche genügen, ich will nicht betrunken zu Bette taumeln und morgen den großen Jammer haben! Nein, wir wollen nicht bei grölenden Säufern sitzen und nicht bei zuchtlosen Weibern am Feuer. Nur behaglich in unserm Kämmerlein trinken wir langsam die Flasche leer und dichten Gedichte.

Er kommt, er kommt! Die Schwalbe verheißt schon die schöne Zeit! Und die Elster schwatzt von den kommenden Tagen. Der Rosinenkuchen liegt dann auf dem Tisch, die Feige rollt aus dem Korb! Ja, und ein guter Käse ohne Lab wird uns stärken!

Göttliche Weisheit! Unsre Herrin, sei uns gnädig! Dir nahen die Prinzen, die Söhne deines Geliebten! Siehe unsre Knaben, mutig und stark, siehe unsre Kindlein, goldengelockt und mit seidigen Wimpern! Sieh unsre Großmütter, silberhaarig und gütig! Siehe unsre Frauen, schön und fromm! Dein ganzes heiliges Volk ist dir treu ergeben! Wir bieten uns dir an als Granzbrandopfer! Du bist unsere göttliche Schutzfrau, göttliche Weisheit!

Heilige Ehrfurcht vor Gott lässt unsre Stimme flüstern! Selig, wer je von den Erdenmenschen Gott leibhaftig gesehen! Wer aber unteilhaftig der Gnade, der findet ein schlimmes Schicksal, und er taumelt hinab in bodenloses Nichts!

O du spielender Brunnen der Liebe für den Dürstenden in der Wüste des irdischen Lebens! Du bist verschlossen für den, der immer nur redet, aber du fließt über für den, der still ist vor dir! Kommen die Stillen im Lande, so finden sie den spielenden Brunnen der Liebe! Aber den Schwätzern ist er ein verschlossener Brunnen.

Reinen Herzens wie ein Kind betritt den Tempel deiner Gottheit! Wenn dir die heilige Quelle der Gnade das Haupt benetzt, dann genügen dem Frommen drei Tropfen, aber dem Bösen würde ein ganzer Fluß die Sünden nicht abwaschen!

Ringsum erhoben die seligen Kampfgenossen freudigen Jubel! Am Abend kam die makellose volle Mondin und goß ihr silbernes Licht auf den dunklen Weg. Da klangen die Gärten von fröhlichen Liedern. Beim fröhlichen Fest erscholl die Hymne: Heilig!

Die Kinder schreien vor Hunger, die Weiber zanken. Mücken und Flöhe plagen dich. Fliegen summen dir ums Ohr, wenn du schlafen willst, Mücken wecken dich morgens aus deinen Träumen: Auf, rasch an die Arbeit, da sonst die Kinder hungern! Auch hast du keine schönen Gewänder, sondern läufst herum wie ein Bettler in abgetragenen Sachen. Ein stinkendes Bett dient dir zur Ruhestätte, von Spinnenweben verschleiert. Und frühmorgens weckt dich der Arbeiter Lärm auf der Straße.

Aber die Tausende und Zehntausende in deinem Volke wiegt ein einzelner Mann auf, der von Gott besonders begnadet ist!

Welcher Mensch, geboren zum Tode, wer kann entgehen der Hinterlist des Todes? Welcher Mensch entspringt mit raschem Sprung der Falle des Todes? Der Tod lockt den Menschen schmeichelnd in sein Netz. Wer sich im Netz des Todes verstrickt befindet, der kann sich daraus nicht befreien.

Was hockt ihr hier, ihr Elenden? Flieht doch aus der üblen Stadt! Flieht zu den Enden der Erde zu den Frommen, flieht von den Opferhügeln der bösen Stadt! Denn es bleibt hier nicht ein Stein auf dem andern und von den Marmorgöttern brechen die Häupter, die Arme, die Glieder, die Beine und Füße ab. Alles Üble wird vertilgt und mit Feuer verbrannt!

Vermag die göttliche Weisheit den zürnenden Gottherrn zu versöhnen? Bittet sie ihn mit flehenden Bitten für unsere Rettung? Siehe, es lässt der zürnende Gottherr seiner eingeborenen Tochter, der göttlichen Weisheit, noch ein Heiligtum für dich und deine lieben Kinder übrig! Retten werden nicht Krieger und Reiter! O glückselige Insel mit deinem Strand der Freiheit und der Liebe, wenn die Ernte reif ist, werden deine lieblichen Söhne von den Engeln geerntet!

Laut dröhnt die Mutter Erde, das Firmament stöhnt, es beben die Meere und es rauchen die Berge durch den Zorn des Herrn! Bald erreicht die Erschütterung und die schreckliche Katastrophe auch das Totenreich!

Aber du, mit deinem langen Haupthaar, warum schneidest du dein Haar nicht? Bist du denn der Gottheit geweiht? Schon hängen dir deine Haare über die Augen.

Wanderer, kommst du in unser Land, so sage, du habest die Toten in ihren Gräbern gesehen, die hier liegen, wie es das Gesetz der Sünde befahl.

Man sollte den Weibern den Mund zunähen! Diese Weiber sind unheilbar an ihren Lästerzungen!

Schönheit zwar, o Gottheit, du Quelle der Schönheit, Schönheit zwar gewährst du den jungen Mädchen, aber du nimmst sie ihnen wieder im Laufe der Zeit, deiner beglückenden Gnade Blüte nimmst du wieder hinweg. Weil auch meiner Freundin die Schönheit vorübergerauscht, so nimm, o Gottheit der Schönheit, so nimm du ihre Schönheit wieder zu dir!

Gestern berührte der Chirurg den Heilstab mit dem Schlangenpaar aus Stein. Steinhart war auch er wie die steinerne Schlange, heute begraben sie ihn bei den Würmern.

In Keuschheit und Frömmigkeit zu leben und die wahre Kunst zu bewahren als Treuhänder göttlicher Schönheit, das ist unsre Pflicht.

Du aber versuche nichts zu verbergen, denn die alles sieht und hört, deckt alles auf, die Ewigkeit!

Selig der Mann, der sein Leben dem Studium der Weisheit gewidmet, der nicht auf Schaden der Nächsten sinnt und nicht auf Kindermord und Unzucht, der sein inneres Auge nie abwendet von dem ewigen Wesen! An einem solchen Geist hat der Böse keinen Anteil.

Zwischen den Dingen webt die harmonische Seelenverwandtschaft, die Gleich zu Gleich gesellt, Feindliches aber wird voneinander geschieden. So mischt sich das Wasser gern mit dem Wein, doch mit dem Öl lässt sich das Wasser nicht mischen.

Einst die Menschen waren unsterblich, aber später bildeten sich aus den Stoffen die sterblichen Menschen, gemischt aus den Elementen und angehaucht von Gott, sie leben im Wechsel der Zeit, im Wandel der Dinge, und müsse sterben, da scheidet sich der göttliche Hauch von dem elementaren Stoff. Solchen gemischten sterblichen Wesen aber entsprossen wieder unzählige Wesen, sterbliche Leiber als Tempel unsterblicher Seelen, ein Wunder zu schauen die Schöpfung des Menschenkindes!

Notwendig ist es zu sagen, dass allein das Seiende wirklich ist, dass Nichtseiende ist nicht. Es ist nicht möglich zu sagen, dass das Nichtseiende sei. Die Existenz des Nichts ist unmöglich.

Wir sprechen von Werden und Vergehen. Aber die Dinge werden nicht einfach und vergehen, sondern die Dinge werden aus vorangegangenen Dingen durch eine Trennung und Mischung, das Werden ist eine neue Mischung von Urmaterie, das Vergehen aber eine Trennung von Stoffen, eine Auflösung in das Urmaterial zurück, zu neuer Mischung von neuem Werden bestimmt.

Warum sollte mich also schrecken der Tod? Hat nicht die Mutter Natur uns alle zum Tode geboren?

Wegen zukünftiger Leiden wollen wir uns nicht im Voraus sorgen und ängstigen! Wir wollen nicht mutlos uns der Verzweiflung übergeben! Bewundernswürdig sind wir in anderem, denn wir sind Freunde der göttlichen Schönheit, die ein göttlicher Glanz der Ordnung ist, wir sind Liebhaber göttlicher Weisheit, ohne verweichlicht zu werden. Wir sind eine Schule für das geliebte Vaterland, wir werden einzeln uns bewähren im menschlichen Tun in frommer Schönheit.

Der schöne Knabe, der Liebling des Weisen, war stark und männlich, aber auch ungezogen und wild, aber so wunderschön wie kein andrer Knabe neben ihm!

Nun trat der Schöne auf, der Liebling des Weisen. Er war nicht so untauglich wie die andern Knaben. Aber wie das Land am Großen Fluß viel guten und viel bösen Samen im schwarzen fruchtbaren Schlamm bewahrt, so waren im Schönen viele gute Samen zu Edelsinn und Frömmigkeit und Liebe, aber auch böse Samen zu Ungezogenheit, Wildheit und Ungerechtigkeit. Wenn er auf Reisen mitgenommen wurde, so dienten ihm Sklaven. Das eine Volk bescherte ihm eine Prachtwohnung, das andere starke Pferde für den Wagen, das dritte Volk Opfergaben für Gott um das Heil seiner Seele und das letzte Volk die allerbesten Speisen und Getränke. Als er sieggekrönt vom Kampfspiel wiederkam in die Stadt der göttlichen Weisheit, da malte ein Maler ein Bild von der Himmelskönigin, auf deren Schoß der schöne Knabe sitzt. Er war schöner als die schönen Frauen des Landes!

Selbst im Kampf noch war er schön, der schöne Knabe! Er trug einen Schild aus Gold und Elfenbein und als Wappen seines Schildes ein Bild vom Amor Gottes, der Blitze schleudert!

Heute muß und darf ich wohl zu Gott! Möge meine Heimkehr zu Gott mir die ewige Glückseligkeit schenken! Darum bete ich auch zu Gott, und Gottes Wille geschehe. So sprach der Weise und setzte den Becher an den Mund und trank das Schierlingsgift, ohne alle Angst, ganz heiter! Wir Umstehenden waren bisher noch in der Lage gewesen, die Trauertränen zurückzuhalten, aber als wir ihn den Becher leeren sahen, mussten wir alle weinen! Uns kamen mit solcher Macht die heißen Tränen aus den Augen geströmt, dass wir unsre Gesichter in den Händen bargen und unsre Seele ausweinten! Aber wir weinten nicht nur darüber, dass er nun starb, wir weinten darüber, dass wir selber einst sterben müssen! O welch einen Freund verlieren wir jetzt, in der Stunde seines Todes! Alle seine Freunde heulten so laut, dass es alle rührte, bis auf den Weisen, der ganz heiter blieb in der Stunde seines Todes. Der Weise flüsterte: Was macht ihr, meine Freunde? Ich habe die Frauen weggeschickt, damit sie mit ihrem untröstlichen Weinen mich nicht in meiner letzten Stunde auf Erden betrüben, denn ich bin der Meinung, man sollte in Ruhe und Stille Abschied von der Erde nehmen und sich auf Gott vorbereiten. Also werdet ruhig und beherrscht euch selbst! Da schämten wir uns vor dem heiteren Weisen und hörten auf zu heulen und zu jammern. Er aber meinte, seine Glieder würden ihm steif, er legte sich aufs Bett. Der Henker, der ihm den Becher voll Schierlingsgift gereicht, untersuchte seine Schenkel und Beine, ob sie schon lahm geworden seien. Indem er kräftig auf den Schenkel drückte, fragte der Henker den Weisen, ob er noch ein Gefühl im Schenkel habe. Der Weise sprach: Nein, ganz gelähmt sind meine Lenden schon. Und so ward der ganze sterbliche Leib aus Lehm gelähmt. Der Henker sagte: Wenn die Todeskälte auch dein Herz erfasst, dann bist du tot! Schon war der ganze Unterleib des Weisen lahm, da flüsterte er noch: Nun bin ich ein geheiltes Kind! Das war des Weisen letztes Wort. Ein Freund sagte: Ich will dem Heiland opfern, der dem Weisen sein Heil geschenkt. Aber der Freund erhielt vom Weisen keine Antwort mehr. Noch einmal zuckte sein Leib, dann war der Glanz seiner Augen erloschen. Ein Freund schloß ihm die Augen. So war der Tod des Weisen, die Heimkehr unsres Freundes zu Gott. Wir dürfen sagen, er war der frömmste und liebevollste und weiseste Mann, dem wir je begegnet sind.

Die alten Tempel der heidnischen Götter sollen nicht zerstört werden, sondern nach Vernichtung der Götzenbilder mit Weihwasser besprengt werden und mit Altären geschmückt. Sind diese Tempel schön gebaut, so soll man sie zur Anbetung des allein wahren Gottes nutzen, damit das Volk, das seine alten Tempel liebt, wenn es sich bekehrt zum einzig wahren Gott, die Tempel nun um so lieber besucht. Und weil die Heiden es liebten, den Göttern Opferfleisch zu schlachten und es dann zu verspeisen, soll man an den heiligen Festen des wahren Glaubens diese Sitte umwandeln und Festmähler an den christlicher Feiertagen abhalten zu Gottes Ehre. So werden die Menschen über die sinnlichen Freuden zur Verehrung des einzigen Gottmenschen geführt. Denn es ist unmöglich, alles auf einmal zu ändern. Wer auf einen hochgelegenen Gipfel gelangen will, muß am Fuß des Berges zu steigen beginnen. Keiner kommt durch einen schnellen Sprung auf die höchsten Gipfel der Gotteserkenntnis.

Männer soll man anders belehren als Frauen. Die Männer soll man lehren, ein schweres Kreuz mit dem Gottmenschen tapfer zu tragen, die Frauen soll man lehren, die süße Menschenliebe Gottes zu feiern. Alte soll man anders belehren als Junge. Die Alten sollst du ernsthaft mahnen zum Glauben an Gott, die Jungen sollst du liebevoll und freundlich ermuntern zu einer fröhlichen Gottesliebe. Anders soll man die Armen belehren als die Reichen. Den Reichen soll man die Nichtigkeit ihres goldenen Götzen ermahnend vor Augen malen und dass man nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen kann, die Armen aber soll man trösten wie eine liebevolle Mutter.

Der Papst schreibt an den König: Wir danken Dir, dass du unsre Bitte erhört hast und das Vertrauen, dass wir in dich gesetzt, gerechtfertigt hast, indem du Frieden machtest. Darum preisen wir deine Weisheit und Liebe, die du dadurch bewiesen hast, dass du Frieden machtest. So hast du bewiesen, dass du Gott liebst, der der Spender wahren Friedens ist. Denn wenn du nicht Frieden gemacht hättest (der Gedanke sei Uns ferne!), wie viel Opfer hätte das die Armen gekostet! Damit wir nun alle den Frieden auch genießen, bitten Wir dich, indem Wir dich mit väterlicher Liebe herzlich grüßen, dass du durch deine Briefe alle Kinder deines Landes ermahnst, den Frieden zu bewahren. Schaue nicht nach Gelegenheiten, neuen Streit vom Zaun zu brechen! Wenn du dich um den Frieden sorgst, dann wirst du Unsrer Dankbarkeit immer gewiss sein können. Wir haben deine Friedensgeschenke mit aufrichtiger Liebe empfangen. Es ist Uns ja geboten, die weisen Männer mit Ehrerbietung zu grüßen und mit herzlicher Liebe, jene weisen Männer, die den himmlischen Frieden verkünden, den uns Gottes Liebe geschenkt!

Ich weiß, mein lieber Bruder, dass Gott in seiner allmächtigen Liebe an deinem Volk durch deine Hände Wunder gewirkt hat. Da ist es richtig, dass du dich über diese himmlische Gnadengabe freust, aber auch mit bangem Zittern. Freuen sollst du dich, dass du ein Werkzeug der göttlichen Gnade sein darfst, zittern sollst du, damit du dich nicht überhebst und nicht dem satanischen Hochmut verfällst. Wer sich seiner eigenen Wunderwerke rühmt, der verfällt dem eitlen irdischen Ruhm. Nicht alle Auserwählten wirken Wunder, aber die Namen aller Auserwählten stehen in Gottes Hand geschrieben.

Ob nun wegen der Werke der Gottheit und der Menschheit von einer Tätigkeit oder von zwei Tätigkeiten zu sprechen ist, das geht uns nichts an. Das überlassen wir den Lehrern der Religion, die ihren Schülern allerlei Haarspaltereien beibringen.

Ich, der König, kümmerte mich um meiner Landeskinder Wohlergehen und werde mich weiterhin kümmern um meiner Landeskinder Wohlergehen. Im Hinblick auf die schreckliche Unterdrückung der Allerärmsten verfüge ich das Gesetz, denn es ist mir bekannt, wie die Herrschenden die Allerkleinsten vergewaltigen. So erlasse ich im Vertrauen auf den absolut gerechten Gott das Gesetz, das alle früheren Gesetze berichtigt, Falsches ausstößt und Besseres einfügt. In ein Ganzes will ich das Gesetz zusammenfassen, dass jedes Landeskind in Frieden leben kann und im Vertrauen auf das gerechte Gesetz sein Vaterland verteidige, wenn es nötig ist.

Das weitberühmte Volk, unter Gottes Beistand gereift, stark im Frieden, von schöner Gestalt der Körper, dem katholischen Glauben treu, unberührbar von Ketzerei, göttliche Weisheit suchend, in Liebe der Gerechtigkeit ergeben und von Ehrfurcht vor dem Ewigen durchdrungen, dieses Volk hat durch den Rat der edlen Weisen das gute Gesetz aufgeschrieben. Es wurden Männer berufen, die am Gerichtstag das Recht studierten, alles prüften und das Gute behielten, und dann das fromme Gesetz beschlossen. Es lebe der göttliche Jesus, der unser Volk sehr liebt! Er möge unser Reich bewahren, unsre Regenten mit seiner göttlichen Weisheit erleuchten und unser Volk vor fremden Kriegern schützen. Friede, Glück und Wonne gewähre uns der göttliche Jesus! Unser Volk ist nämlich das Volk, das die eindringende Weltmacht abgewehrt, die heidnische Weltmacht, die einen bloßen Menschen wie einen Gott angebetet und die Heiligen als Märtyrer ermordet hat. Nachdem die Kinder unsres Volkes die Taufe empfangen, hat unser Volk die heiligen Märtyrer hoch geehrt und viel Schönheit zu ihrer Ehre versammelt.

Die vom Grab einer Heiligen genommene Erde, das Pulver dieses Staubes, im Beutelchen die Reliquie übertrifft alle ärztlichen Heilmittel, die Reliquie heilt den Leib und reinigt das Gewissen des Herzens.

Das irdische Leben des Menschen ist im Vergleich zur Ewigkeit wie der schnelle Flug einer Amsel durch das Zimmer, darin du im Winter sitzt, von deinen Lieblingen umgeben, beim leckeren Mahle sitzend, der Ofen ist warm und draußen wüten Regen, Sturm und Schnee. Die Amsel fliegt durch deine Haustür herein und durch deine Balkontür hinaus, einen Augenblick ist sie vor dem winterlichen Unwetter geschützt. Aber schnell verschwindet sie wieder, sie hat nur einen kurzen Augenblick in der Wärme weilen dürfen zwischen Winter und Winter. So tritt auch das Menschenleben einen Augenblick aus der ewigen Dunkelheit hervor, Dunkelheit ist das Vorher, Dunkelheit ist das Nachher. Wenn uns also nun die heilige Kirche etwas über die göttliche Dunkelheit sagt, die uns erwartet, dann verdient die Weisheit der heiligen Kirche wirklich, dass wir sie im Glaubensgehorsam dankbar annehmen.

Wir schwören beim HERRN und beim göttlichen Jesus und beim Heiligen Geist und bei der heiligen Majestät des gesalbten Kaisers von Gottes Gnaden! Unser Kaiser trägt den Namen Augustus, darum ist ihm als dem gegenwärtigen und leibhaftigen Stellvertreter Gottes Ehre zu erweisen. Wir dienen Gott dem Allherrn, wenn wir den lieben, der durch Gottes Gnade unserm katholischen Volke vorsteht.