Von Josef Maria Mayer
1
MORIA
In Qumran fand man doch uralte
Schriftrollen, an dem Toten Meer
Fand man doch das Prophetenbuch Jesaja.
Steht in den neuen Prophetien
Nun Weiseres als in der Bibel steht?
PHILOLOGOS
Ein Hirtenknabe weidete die Herde
Von schwarzen Ziegen, als sich eine Ziege
Verlaufen hat in eine Höhle,
Da warf der Hirtenknabe Steine
In jene Felsenhöhle, und er hörte,
Wie Ton zerbrach zu Scherben.
So fand er also in der Höhle die
Tonkrüge, darin pergamentene
Schriftrollen mit Essenertexten,
Mit rituellen Reinigungsanweisungen
Und eben mit dem Buche des Jesaja.
Die edlen Pergamente wären beinah
In dem arabischen Betrieb des Marktes
In alle Welt zerstreut verlorn gegangen,
Ein kluger Mann jedoch erwarb sie,
Die Juden bauten einen Tempel
Des Wortes Gottes in Jerusalem
Und hoben drinnen diese Schriften auf.
Die Philologen, die sie untersuchten,
Entdeckten hier die ältesten
Handschriften von dem Alten Testament,
Identisch mit dem Alten Testament,
Wie heut zu lesen ist in jeder Bibel.
Nun überführt sind jene Narren, die begehrten die
Urbibel zu erstellen, und bewiesen ist,
Wie treu die Juden als die Schreiber
Die Schriften abgeschrieben Wort für Wort.
Ein Schreiber musste ausgebildet sein
Und langsam malen Wort für Wort und Zeile
Für Zeile. Jede Letter hat
Nun einen Zahlenwert und darum hat
Auch jede Zeile einen Zahlenwert.
Wenn nun der Schreiber abgeschrieben hat
Die Zeile seiner Abschrift von der Schrift,
Errechnete der Mann den Zahlenwert der Zeile
In seiner Abschrift und verglich
Ihn mit dem Zahlenwert der Zeile in der Urschrift.
Sorgfältig also ward die Schrift kopiert
Und darum ist der heilige Jesaja
Auch Wort um Wort zu uns heraufgekommen.
MORIA
Was prophezeite denn Jesaja?
Ist eine seiner Prophezeiungen
Gegangen in Erfüllung jemals?
Sagt er vorher die Zukunft so wie ein
Wahrsager tut im Okkultismus?
Was ist der Unterschied denn zwischen
Wahrsagern und Propheten in der Bibel?
PHILOLOGOS
Jesaja sang das fünfte Evangelium.
Er sah die makellose Jungfrau,
Er nannte Almah sie, das heißt: das Mädchen.
Er sah, wie diese Jungfrau schwanger war,
Ja, hörst du auch? dass schwanger war die Jungfrau!
Parthenos war sie, unberührte Jungfrau,
Und dennoch war sie schwanger, und ihr Sohn
War Gott, der Gott, der mit uns ist!
Immanuel der Name war des Sohnes,
Der Gott, der mit uns geht auf allen Wegen.
Was sagte noch Jesaja von der Jungfrau,
Was sagte noch Jesaja von dem Sohn?
Er nannte diese Jungfrau: Tochter Zion.
So sang ich auch in meiner Kindheit:
O jauchze laut, du Tochter Zion,
Jungfräuliche Jerusalem, und juble!
Die Tochter Zion steht auf einem Hügel
Und predigt allen Völkern: Gott ist König!
Die Tochter Zion ist die Friedensbotin,
Die Tochter Zion ist die Freudenbotin,
Als Evangelistin kündet sie die Freudenbotschaft.
Jesaja sah der Tochter Zion Füße:
Wie lieblich sind die bloßen Füße
Der Freudenbotin doch, der Tochter Zion!
So steht Maria heut in Medjugorje
Hoch auf dem Kreuzberg und verkündet:
Der Herr und Heiland ist der Friedefürst,
Ich aber bin die Königin des Friedens!
Jesaja sah prophetisch es voraus,
Maria das Gesicht erfüllt
In Medjugorje nun in unsrer Zeit.
Wer aber ist der Sohn der reinen Jungfrau?
Jesaja nennt den Sohn: der Gottesknecht.
Zwar David nennt ihn: Schönster aller Menschensöhne,
Jesaja aber sah ihn an dem Kreuze,
Da war am Gottesknechte keine Schönheit mehr,
Geschlagen wurde er für unsre Sünden,
Durch seine Wunden sind wir heil geworden,
Durch seinen Opfertod versöhnt mit Gott!
Mit Gott? Du fragst: Wer ist denn dieser Gott?
Jesaja sagt: Wenn eine Mutter auch
Die eigne Leibesfrucht vergäße,
Der liebe Gott vergisst dich nie!
Gott redet durch den heiligen Jesaja:
Ich tröste euch wie eine Mutter tröstet!
2
MORIA
Und die Essener, wer denn waren die?
Gehört denn die Essenersekte
Zur Gnosis auch und ist sie wie die Gnosis
Leibfeindlich, oder ehren die Essener
Auch die Materia, die Mater?
PHILOLOGOS
Nun, Psalmen habe ich gelesen,
Gebetsgedichte der Essener.
Sie waren Juden, darum glaubten sie
An Einen Gott allein, den Ewigen.
Doch Gnosis, das ist Heidentum,
Vielgötterei der heidnischen Mysterien,
Altweiberfabeln geben sie zum Besten.
Doch die Essener glaubten an den Herrn
Und an den kommenden Messias.
Wie aber würde der Messias sein?
Wird der Messias Hoherpriester sein
Und opfern für die Sünden seines Volkes,
Versöhnen Gottes Volk mit Gott?
Wird er ein Sohn des Hohenpriesters Aaron sein,
Wird er ein Aaronitischer Messias sein?
Wird er als Hoherpriester in den Tempel Gottes
Eingehen, in das Allerheiligste,
Und mit der Fürbittmacht des Priesters
Gott um Vergebung aller Sünden bitten
Und wird er opfern auch das Lamm
Und mit dem Blut besprengen den Altar,
Mit Blut zu sühnen alle Sünden,
Die Gottes Heiligkeit beleidigen und kränken?
Kommt er als Aaronitischer Messias oder
Als ein Davidischer Messiaskönig?
Kommt er als Hoherpriester oder König?
Wird er der Sohn des Königs David sein,
Messiaskönig auf dem Davidsthron?
Wird er geboren in der Stadt des David,
Wird er geboren einst in Bethlehem
Und wird sein Vater sein vom Stamme Davids?
Wird er das Königreich des Friedens gründen,
Das Königreich der ewigen Gerechtigkeit?
Wird er als Friedefürst auf Erden herrschen
Im tausendjährigen Messias-Friedensreich?
Wird dort der Wolf beim Lamme friedlich liegen,
Wird dort der Löwe Gras nur fressen wie das Kalb,
Spielt dort der Knabe an dem Loch der Otter
Und wird ein Knäblein seine Herden weiden
Im ewigen Messias-Friedensreich auf Erden,
Wo König ist der Davidssohn aus Bethlehem?
MORIA
War Jesus denn Essener, waren die
Apostel und die Jünger denn Essener?
PHILOLOGOS
Nun, Jesus ist geboren als ein Jude,
Weil seine Mutter eine Jüdin war,
Weil seine Mutter war die Tochter Zion.
Und bei den Juden gabs zu jener Zeit
Verschiedne Sekten in dem Judentum,
Essener, die als Eremiten lebten
In Buße und Gebet und Bibelstudium
Und rituellen Reinigungen,
Die Pharisäer, die das göttliche Gesetz,
Das Gott dem Moses offenbarte,
Vermehrten noch um viele menschliche Gesetze,
Die Sadduzäer, die die Klasse bildeten
Der Hohenpriester und des Hohen Rates,
Die Auferstehung leugneten
Und nicht an Gottes Engel glaubten,
Und die Zeloten, welche leidenschaftlich
Für die politische Befreiung kämpften
Des Volkes und des Staates Israel.
Doch Jesus selbst gehörte keiner Sekte an,
Er war dem Fleische nach ein Jude, aber
Von Ewigkeit ist Jesus Gottes Sohn.
Doch manche sagen, dass der Jünger Judas
Iskariothes, der Verräter,
Zelot gewesen und erhoffte den Messias
Als den politischen Befreier
Der Juden von der Herrschaft Roms.
Als Jesus aber sprach, sein Königreich
Sei nicht von dieser Welt, war Judas
Iskarioth enttäuscht, verriet den Meister.
Und andre Weise sagen, dass Johannes
Der Täufer eine Zeit bei den Essenern war.
Nun, seine Botschaft war die Buße ja,
Die Umkehr von dem Sündenweg, zu Gott,
Er predigte die Umkehr und er taufte
Und seine Taufe war Symbol der Buße,
Rein menschliches Symbol der Umkehr,
Bekenntnis einer innern Metanoia,
Bekenntnis einer Sinnesänderung,
Wie die Baptisten heut noch taufen.
Johannes aber prophezeite den,
Der nach ihm kommen wird und taufen wird
Mit Geist und Feuer, denn Johannes taufte
Mit Wasser nur, die Taufe Christi aber
Ist Tat des Geistes Gottes, da der Mensch
Im Geiste Gottes neugeboren wird
Zum Sohne und zur Tochter Gottes durch die Taufe,
Wie heute noch die Kirche tauft.
3
MORIA
Es gibt doch einen Text, der heißt
Die Quelle Q, das ist der Urtext,
Das wahre Evangelium?
PHILOLOGOS
Vier Evangelien gesammelt sind
Im Neuen Testament von Jesus.
Das Evangelium Johannes ist
Besonders, anders, einzigartig.
Matthäus, Markus, Lukas aber
Sind überraschend ähnlich, diese nennt man
Synoptiker, sie haben abgeschrieben
Der eine von dem andern. Lukas und
Matthäus auch berichten von der Kindheit Jesu.
Man sagt, dass Markus alles lernte
Von Petrus, dem Apostelfürsten,
Johannes Markus war ein Freund von Petrus
Und Petrus nannte ihn: Mein lieber Sohn.
Von Lukas sagt man, dass er die Erzählung
Der Kindheit Jesu von Maria selbst
Erzählt bekommen, während er sie malte,
Denn Lukas war der erste Maler der Madonna,
Die Polen sagen, dass die schwarze
Madonna von Tschenstochau stammt von Lukas.
Die literarische Kritik
Moderner Bibelwissenschaft
Behauptet nun, dass die Synoptiker
Matthäus, Markus, Lukas auch
Zitierten einen Quellentext,
In welchem nichts als Jesusworte standen.
Und diese Quellensammlung nennt man Q,
Q heißt nichts anderes als Quelle.
Der Text ist nie gefunden worden,
Er existiert nur hypothetisch in
Der Bibelwissenschaftler Hirnen.
So also gehn die Evangelien
Auf Überlieferungen der Apostel
Und der Apostelkönigin Maria
Zurück, Berichte sinds der Augenzeugen.
Matthäus war Apostel
Und Petrus der Apostelfürst
Und Markus lernte vom Apostelfürsten
Und Lukas lernte von Maria,
Johannes auch war Augenzeuge,
Der Jünger war er, den der Meister liebte.
Erst wurde mündlich überliefert
Im Raum der Urgemeinde, dann
Die Worte Jesu aufgeschrieben, dann
Vom Geiste Gottes inspiriert
Die Evangelien verfasst,
Glaubwürdige Bezeugungen des Lebens Jesu.
MORIA
Was wirklich wohl die Worte Jesu waren?
War Jesus Nazarenus wirklich so,
Wie er im Evangelium geschildert wird?
Wird man die Quelle Q erst einmal finden,
So findet man vielleicht den wahren
Urjesus, welcher anders als
Der Christus, den die Christen kennen?
PHILOLOGOS
Es gibt moderne Bibelwissenschaftler,
Die zweifeln alle Worte Jesu an,
Die stehen in dem Neuen Testamente,
Das sei nicht mehr der wahre Jesus,
Das sei der Christus schon der Kirche.
Nun wollen diese Überschlauen
Den wahren Jesus präsentieren,
Indem sie manches Wort der Schrift verwerfen
Und manches stehen lassen oder
Umdeuten manches. Und sie schreiben nun
Ein Evangelium nach dem Professor
Herr Jedermann zweitausend Jahre später.
Der eine sieht den Meister so,
Der andre anders, und der dritte
Den Meister, wie er ihn sich denkt.
Man lernt in diesen Evangelien
Der literarischen Kritik
Nicht Jesus Nazarenus kennen,
Vielmehr das Glaubenssurrogat
Des Herrn Professor Jedermann,
Der ja an seinem Schreibtisch Jesus besser kennt
Als Sankt Johannes, der beim Kreuze stand.
Nein! Nehmen wir die Evangelien
Als wahres Zeugnis an von Jesus,
Wie Goethe schrieb in seinem Diwan:
Herr Jesus kam vom Himmel zu der Erde
Und brachte mit das Evangelium,
Die Jünger schrieben auf das Evangelium,
Verschieden, doch das hat nicht viel zu sagen,
Sie hatten nur verschiedne Fähigkeiten,
Doch diese Evangelien
Sind nun das Neue Testament
Und davon lassen sich die Christen führen
Den sichern Weg bis zu dem Jüngsten Tag.
4
MORIA
Das Christentum ist doch entstellt
Staatschristentum geworden. Was ist denn
Urchristentum? Und wo wird es verwirklicht?
PHILOLOGOS
Urchristentum, da denkt so mancher sich
Sein eigenes Ideengebäude.
Zum Beispiel hört ich einen Kommunisten,
Der meinte, die Geschichte der Apostel
Wär kommunistische Gemeinschaft, weil
Die Menschen alle miteinander teilten,
Ein Herz und eine Seele waren. Aber
Die Christen teilten alles Eigentum,
Weil irdischer Besitz den Christen
Nicht wichtig war, sie suchten nur den Himmel.
Die Kommunisten aber machen
Den irdischen Besitz zum Götzen,
Beneiden die Besitzenden allein,
Weil selber sie besitzen wollen.
Irrtümer gibt es aber auch bei Christen.
So die Baptisten und die Evangelikalen
Sind allezeit am Schwärmen vom
Urchristentum und meinen dann,
Da gabs noch keine Kirchenhierarchie,
Da gab es keine Priester, keine Sakramente,
Da waren alle Menschen Bibelbrüder
Und aßen reines Brot zum Abendmahl,
Da gab es keine Messe, keinen Papst,
Da wurde auch Maria nicht verehrt,
Dies waren richtig reformierte Zeiten,
Da Paulus wie ein alter Luther lehrte,
Man wird gerettet nur aus Gnade
Und nur der Glaube macht uns selig,
Wie wir dann leben, ist bedeutungslos,
So kannst du tapfer sündigen.
In China auch die Evangelikalen
Behaupten, dass sie nun die Zeiten des
Urchristentums erneut erleben,
Die Katholiken werden abgelehnt,
Staatschristentum verkünden Katholiken
Und haben auch ein andres Gottesbild.
Die Evangelikalen treffen sich
In ihren Häusern, in den Hausgemeinden,
Sie teilen Brot und nichts als Brot,
Sie predigen die Lehren Doktor Luthers,
Sie trennen sich vom Papst und ehren nicht
Maria als die Mutter Gottes
Und haben Prediger und nicht geweihte Priester.
Urchristentum solls dennoch sein.
Urchristentum ist aber die
Urkirche der Apostel unter Führung
Des heiligen Apostelfürsten Petrus.
MORIA
Was weiß man denn von den Aposteln?
Was weiß man denn von der Geschichte der
Urkirche mehr als in der Bibel steht?
PHILOLOGOS
Schon in der Bibel steht, dass die Apostel
Versammelt sich zu dem Konzil,
Zu der Versammlung der Apostel, da
Beschlossen die Mission der Heiden ward.
Wenn Paulus die Gemeinden gründete,
So setzte Paulus als Apostel
Durch Handauflegung einen Bischof ein.
Der Bischof ward geweiht von dem Apostel,
So geht die Weihe des Apostels über
Auf den geweihten Bischof der Gemeinde.
Nun, die Apostel missionierten
Die Heiden in der ganzen Welt.
Sankt Markus ging nach Alexandrien,
Andreas ging nach Griechenland,
Bartholomäus nach Armenien,
Sankt Thomas bis nach Indien und China,
Und manche sagen, bis nach Mexiko,
Sankt Paulus ging nach Griechenland und Rom,
Und manche sagen, bis nach Spanien,
Maria Magdalena ging nach Frankreich,
Sankt Petrus ging nach Rom und ward der Bischof
Von Rom. Das war die Zeit des Kaisers Nero.
Der Zahlenwert des Namens Nero ist
Sechshundertsechsundsechzig. Nero
Den Christen gab die Schuld am Brand von Rom,
Verfolgte hart die Kirche Roms,
Daß Petrus Rom verließ, um sich zu schützen,
Er dachte wohl: Als Bischof
Von Rom bin ich das Oberhaupt der Kirche
Und muß mein Leben retten, um
Als Diener aller Diener Christi
Zu leiten Christi wahre Kirche.
So Petrus ging die Via Appia
Aus Rom heraus, da sah er im Gesicht
Den auferstandnen Christus ihm erscheinen.
Da sagte Petrus: Wohin gehst du, Herr?
Quo vadis domine? Und Jesus sprach:
Ich werde jetzt zum zweiten Mal gekreuzigt!
Und Petrus ging zurück nach Rom und wurde
Von Kaiser Nero in dem Collisseum
Gekreuzigt, aber nicht wie Jesus aufrecht,
Aus Demut wurde er gekreuzigt mit
Dem Haupt nach unten. So starb Petrus.
Begraben wurde er in Rom
Und über seinem Grab erhebt sich heute
Der Petersdom, worin der Papst als Bischof
Von Rom Nachfolger Petri ist
Und leitet die Konzilien der Apostel,
So wie das Zweite Vatikanische Konzil.
5
MORIA
Die Gnosis, ist sie nicht das wahre
Urchristentum, die wahre Mystik?
PHILOLOGOS
Die Gnosis ist ein Synkretismus,
Verschiedne Religionen mischend
Und Christus mischend mit den falschen Göttern.
So lehrte Mani einst in der Antike,
Daß Jesus sei zwar eine Lichtgestalt
Und sei gesendet von den himmlischen Äonen,
Doch Zarathustra sei desgleichen
Wie Jesus eine Lichtgestalt
Und auch Gautama Buddha sei desgleichen
Wie Jesus eine Lichtgestalt vom Himmel.
Doch Jesus selber nennt sich Gottes Sohn,
Nennt sich den Sohn, der eins mit Gott dem Vater ist,
Nennt sich den Sohn, der Gottes Geist uns sendet,
Doch Jesus offenbart uns Gott
Als einen Gott in drei Personen,
Als Vater, der die Welt erschaffen,
Als Sohn, der Welt und Mensch erlöst,
Als Geist, der heiligt unsre Seelen.
So Jesus selbst behauptet seine Gottheit.
Doch Zarathustra war ein Lehrer,
Er hatte einen andern Gottesglauben,
Zwei Götter glaubte er im Streit,
Den guten Gott Ahura Mazda
Im Streite mit dem bösen Gotte Ahriman.
Doch Jesus sagt: Gott ist nur Einer!
Doch Jesus sagt: Gut ist nur Einer, nämlich Gott!
Gautama Buddha glaubte nicht an Gott,
Die Ewigkeit war ihm ein leeres Nichts.
Er war kein Gott, er war ein bloßer Mensch,
Der sich erleuchtet fühlte von der Lehre,
Das Leben sei an sich ein Leiden,
Erlösung bringt nur das Verlöschen
Des Individuums im absoluten Nichts.
Was hat die Wahrheit mit dem Irrtum denn zu tun?
Das Böse ist nicht Gott,
Da irrte Zarathustra sich.
Die Ewigkeit ist nicht ein leeres Nichts,
Da irrte sich Gautama Buddha.
Die allerhöchste Güte, das ist Gott allein,
Und Gott ist einzig, Gott ist Einer.
Das Ewige und Absolute
Ist nicht Verlöschen der Person im Nichts,
Die ewige Erlösung, die uns Jesus schenkt,
Das ist Lebendigkeit in Fülle und
In ewiger Vereinigung mit Gott,
Wobei der Mensch von Gott vergöttlicht wird.
MORIA
Was Mani lehrte, das ist Gnosis?
Das lehrt die Schule Rudolf Steiners auch,
Daß Jesus sei ein Lichtgeist von der Sonne,
Inkarnation von Buddha und von Zarathustra.
Ist das die ganze Gnosis also?
PHILOLOGOS
Ein andrer Prediger der Gnosis
War Simon Magus. Er war Magier,
Er sah einst die Apostel kraftvoll wirken,
Durch Handauflegung Gottes Geist vermitteln.
Da sagte Simon Magus zu den Christen:
Ich geb euch Geld, wenn ihr mir gebt die Gabe,
Den Geist des Höchsten zu beschwören.
Die Magier und Simonisten heute noch
Besessen sind von grenzenloser Geldgier,
Die Kirche der Apostel spendet Gnaden
Durch Sakramente kostenlos.
Und dieser Simon Magus nun behauptete,
Er selber sei die Gotteskraft,
Und seine Partnerin im gnostischen System,
Sie sei die Gottesweisheit in Person.
In einem Hieros Gamos, einer Hochzeit
Von Gott und Göttin wie im Heidentum,
Vereinigt sich die Weisheit mit der Kraft.
Wer war nun seine Partnerin?
Es war die schöne Helena von Tyrus,
Er fand sie dort in einem Hurenhaus.
Die Hure Helena behauptete:
Ich war dereinst die schöne Helena von Sparta,
Die Venus schenkte einst dem Hirten Paris,
In Ewigkeit jedoch war ich Sophia,
Ich war im Anbeginn die göttliche Sophia,
Die göttliche Sophia sündigte jedoch
Und fiel zur Strafe für den Sündenfall
In die Materie, den Körperkerker,
So wurde ich zur Hure Helena von Tyrus.
Wenn ich mich aber Gottes Kraft vereinige,
Mich sexuell vereinige mit Simon Magus,
Dann werde ich erlöst vom Körperkerker
Und von der Bosheit der Materie erlöst
Und werde wieder Göttin in Äonen.
Mit Simon Magus stritt sich Simon Petrus,
Der erste Papst, sie stritten sich in Rom.
Und Simon Petrus sprach von Jesus Christus:
Nur Christus ist die Kraft und Weisheit Gottes!
Er ist die Kraft, die göttliche Dynamis,
Er ist die Weisheit selbst, die göttliche Sophia!
Die göttliche Sophia
Aus reiner Liebe ist ein Mensch geworden
In Jesus Nazarenus ohne Sünde,
Auf dass die Christenseele sich vereinigt Christus
Und Christus sie erlöst und sie vergöttlicht,
Wie Christus ist der Gottmensch in Person,
Die Christenseele wird in der Vereinigung mit Christus
Aus reiner Gnade Gottes eine Menschengöttin!
6
MORIA
Und Platonismus, ist das Gnosis?
Leibfeindlich sind doch auch die Platonisten?
PHILOLOGUS
Man nannte Sokrates auch einen Christen
Vorm Christentum. Und in der Renaissance
Die Philosophen von Florenz
Erklärten, Platon habe seine Weisheit
Aus den Mysterien Ägyptens und
Vom ersten Weisen, Hermes Trismegistos,
Der seine Weisheit habe aus Atlantis.
So sei der Platonismus wirklich
Die Urphilosophie der Menschheit,
Philosophie an sich, ihr Ideal.
Mit Plotin nun die Neoplatonisten
Erklärten sich den Anbeginn der Welt
Als göttliche Emanation, der Geist
Der Gottheit zeuge in der göttlichen
Weltseele, und aus dieser sind geflossen
In einer strengen Hierarchie der Schöpfung
Die Wesen, alle geistigen Geschöpfe
Und alle stofflichen Geschöpfe.
Herausgeflossen aus dem Gottesgeist
Zu allererst sei die Weltseele und
Sodann die Sonne und die sieben
Planeten und die Menschenseelen
Und schließlich alle Körper der Natur,
Der Menschenleib, das Tier, die Pflanze, das Gestein.
In Alexandrien, dem Hort der Weisheit,
Versuchte Philo einst als Jude und
Als Platonist, den Offenbarungsglauben
An Gott, der durch das Gotteswort geschaffen,
In einem freien Willensakt der Liebe
Das ganze All aus reinem Nichts geschaffen,
Nun zu versöhnen mit dem Platonismus,
Wo Gottes Geist herausgesprudelt ist
Und alles All aus Gottes Geist geflossen.
So Philo lehrte einst in Alexandrien,
Daß Gott der Vater und der Schöpfer aus dem Nichts
Den Logos schuf in einem freien Willensakt
Als einen Quasi-Gott, als Mitgott Gottes.
Aus dieser gottesgleichen Weltvernunft
Herausgeflossen ist das Universum
Und alle Wesen und Gestalten,
Die geistigen und stofflichen Gebilde.
Der Jude Philo nahte so
Sich dem Johannesevangelium:
Im Anfang war der Logos, war bei Gott,
Der Logos selbst war Gott, und alles,
Was ist, hat Dasein von dem Logos Gottes.
MORIA
Und haben Christen auch den Christusglauben
Gemischt mit Platonismus? Ist
Das denn nicht auch ein Synkretismus?
PHILOLOGOS
Den Platonismus nennt man auch
Die Weisheit von der Schönheit und der Liebe.
Denn Diotima lehrte Sokrates,
Die Liebe sei der Weg zur höchsten Schönheit,
Zu der Idee der Schönheit, zu
Urania, dem Höchsten Gut, der Gottheit.
Sankt Dionysios, der Kirchenlehrer,
Bezeichnete als Höchstes Gut die Gottheit,
Urgottheit der Urschönheit nannte er
Den Anfang und das Ziel des ganzen Lebens.
Von dieser göttlichen Urschönheit ist
Die Hierarchie der Geisterwelt geschaffen,
Die Throne Gottes, die er Götter nennt,
Die Seraphim und Cherubim,
Herrschaften, Mächte und Gewalten, Fürstentümer,
Erzengel und die Engel aller Seelen.
Der Hierarchie der Geisterwelt entspricht
Die Hierarchie auf Erden. Diese ist
Die Kirche mit den sieben Sakramenten.
Das Sakrament der Taufe ist das Sakrament
Der Neugeburt, die Seele wird in Geist und Wasser
Als Adoptivkind Gottes neugeboren
Und wird zu einem Glied am Leibe Christi.
Das Sakrament der Salbung oder Firmung ist
Das Sakrament der Geistvermittlung,
Der Christ wird ausgerüstet mit dem Geist
Zum Zeugen Christi mitten in der Welt.
Das Sakrament des heiligen Altares,
Eucharistie und Kommunion genannt,
Das ist der Seele Speisung, da die Seele
Gespeist wird mit dem Leben Christi,
Nicht nur gespeist, die Seele wird verwandelt
In was sie speist, verwandelt in das Leben Christi.
Das Sakrament der Ehe ist für Menschen,
Die durch die Liebe zwischen Mann und Frau
Einander schenken spürbar Gottes Liebe.
Das Sakrament der Buße und Versöhnung,
Die Beichte auch genannt, ist Reinigung
Der Seele von den Sünden, ist Hygiene
Der Seele, ist Erneuerung der Seele,
Die Seele wird gestärkt mit neuer Kraft.
Das Sakrament der Priesterweihe
Verwandelt einen Gottesmann
In einen Stellvertreter Christi auf der Erde.
Das Sakrament der Krankensalbung,
Genannt auch letzte Ölung, heilt den Menschen
Und macht die Seele eines Todgeweihten
Unschuldig wie ein neugetauftes Kind.
Die Hierarchie der Geistwelt und der Kirche feiert die
Urgottheit der Urschönheit in der Ewigkeit!
7
MORIA
Was ist im Christentum denn nun der Leib?
Was ist im Christentum denn nun die Mutter?
PHILOLOGOS
Es gibt wohl auch im Christentum
Die Tradition der Feindlichkeit zum Leibe,
Doch kommt sie nicht von Christi Offenbarung,
Sie kommt von Manichäern und
Den Philosophen Griechenlands.
Das Judentum im alten Testament
Ist ohne jede Feindlichkeit zum Leibe.
Wenn Gott der Herr den Frommen segnet,
So wird des Frommen Leib gesegnet.
Nun hat der große Papst Johannes Paulus
Als Theologe von dem Leib gesprochen.
Der Logos nahm ja einen Körper an.
Und Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch,
Hat nicht nur einen Scheinleib angenommen.
Vielmehr hat er im Schoß Mariens
Wahrhaftig angenommen einen Leib.
Da Gott sich offenbart in einem Leib,
In einem Menschenleib von Fleisch und Blut,
Ist so der Leib des Menschen eingetreten
Durchs Hauptportal der Offenbarung Christi
In die gelehrte Wissenschaft vom Göttlichen.
Die Theorie vom Leib des Menschen
Ist auch die Theorie des Sexuellen,
Die Theorie von Männlichkeit und Weiblichkeit.
Warum hat Gott der Schöpfer so den Menschen
Erschaffen als ein Männliches und Weibliches?
Der Mann sehnt immer sich nach einer Frau,
Die Frau sehnt immer sich nach einem Mann.
Ein Mensch allein ist nicht genügend,
Die Menschen suchen immer die Gemeinschaft.
Wenn nun ein Männchen liebt ein Weibchen,
So fasziniert den Mann des Weibes Leib,
Die Schönheit ihres Körpers, ihre Reize.
Und schenkt ein Männchen einem Weibchen Liebe
Von Herz zu Herz in ungeteilter Treue,
So spricht der Leib des Liebenden die Sprache
Der Liebe und der Zärtlichkeit.
Die Ehe als der Bund der wahren Liebe
Ist Sakrament der Liebestreue Gottes,
Wo Mann und Frau einander Gottes Liebe spenden.
Sie tun dies auch in körperlicher Liebe,
Da die Vereinigung, der sexuelle Akt,
Intimster Ausdruck ist des Ehesakramentes,
Intimster Ausdruck ist der Ganzhingabe Gottes!
MORIA
Wenn so das Christentum den Leib verehrt,
So bleibt das Christentum doch Religion
Des Vaters und des Sohnes und des Geistes. Aber wo
Bleibt in dem Christentum die Mutter,
Wo das Prinzip des Ewigweiblichen?
PHILOLOGOS
Ach, liebe Frau, wie oft, wie oft
Hab ich es wiederholt und wiederhol es immer:
Maria ist die Mutter und die Frau!
Sie werden mich die Mutter nennen,
Sie werden nennen mich die Frau,
So sprach Maria einst in Amsterdam.
Ja, Gott wird einer Mutter gleichen,
So sprach Maria einmal,
Ja, Gott wird einer Mutter gleichen,
Die nach der strengen Züchtigung
Das reuevolle Kindlein wieder
In ihre liebevollen Arme nimmt.