Ein didaktisches Poem
Von Josef Maria Mayer
„Die Tage sehen wir, die teuren, gerne schwinden,
Um etwas Teureres herangereift zu finden:
Ein seltenes Gewächs, das wir im Garten treiben,
Ein Kind, das wir erziehn, ein Büchlein, das wir schreiben.“
(Friedrich Rückert, die Weisheit des Brahmanen)
Maria, Mutter Jesu, Hilfe der Christen, Mutter aller Menschenkinder!
Ich weihe deinem Unbefleckten Herzen den kleinen Micha.
Er sagte: Die Sonne ist so hell, sie blendet mich, aber der Mond ist so mild!
ERSTES KAPITEL
Mein lieber Markus, die Erziehung
Beginnt bereits im Mutterschoß.
So sagte schon Konfuzius und sprach:
Wenn nun die Kaisermutter schwanger ist,
So schaue sie kein aggressives Rot an
Und höre keine kriegerischen Trommeln
Und nicht die sinnliche Musik des Südens.
So schrieb auch einmal Else Lasker-Schüler
Von einer Melechmutter, die den Sohn
Im Mutterschoße fütterte
Mit Zuckerrosen, die der Sohn so liebte,
Daß er im Mutterschoß begann zu dichten
Und fing zu singen an das Hohelied.
Einst eine schwarze Christin in Amerika
Ging zu den Schwangeren und legte ihnen
Die Hände auf den Bauch und sang
Die freudenreichen Gospel-Songs,
Da forschten nach die Ärzte und erkannten,
Der Embryo bewegte sich erfreut.
Das Kind im Mutterschoß empfindet schon,
Und was die Mutter in der Schwangerschaft
Für Lieder hört, prägt den Musikgeschmack
Des Kindes für sein ganzes Leben.
Wer schon im Mutterschoße hörte
Die Gassenhauer, die das Volk so liebt,
Der wird sein ganzes Leben lang
Geschmack nicht finden an der ernsten
Und klassischen Musik und auch
Die geistliche Musik wird er nicht lieben,
Vielmehr die sinnliche Musik,
Das rhythmische Geräusch, das Heiden lieben.
Doch nicht allein Musik empfindet
Der Embryo im Mutterschoße,
Auch was geredet wird vorm Bauch der Mutter.
So sagte einmal eine schwangre Mutter,
Als ihr verlorner Onkel riet,
Das vielgeliebte Kindlein abzutreiben,
Da sprach die Mutter: Still! Nichts mehr davon!
Das soll mein Kind im Schoß nicht hören!
Und so empfindet auch das Kind im Schoß,
Ob seine Mutter und sein Vater
Sich lieben, ob harmonisch ihre Ehe,
Ob beide sie die Leibesfrucht bejahen,
Ob beide sie das Kind erwarten freudig.
Ich kenne nämlich eine Frau, die lebte
In Unzucht mit dem ungeliebten Mann
Und fühlte sich vom Mann auch nicht geliebt,
Und in den Monden ihrer Schwangerschaft
Betrübte sie der Mangel wahrer Liebe.
Dies fühlte schon das Kind im Mutterschoß,
Da legte sich die Traurigkeit der Mutter
Und das Gefühl der Mutter, nicht geliebt zu sein,
Als schwarzer Trauermantel um die Seele.
Und als das Kindlein dann geboren war,
War seine Seele krank vor Kummer
Und immer fühlte sich das Kindlein ungeliebt.
Auch gab es einmal eine Frau,
Die während ihrer Schwangerschaft
Betrübt war wegen eines Todesfalls
In der Familie, und die Trauer
Der Mutter um den Toten legte sich
Als schwarzer Trauermantel um die Seele.
Ich kenne weiter einen Mann,
Der hörte einst von seiner Mutterschwester:
Als deine Mutter mit dir schwanger war,
Als eben sie erfuhr von ihrer Schwangerschaft,
Da sprach dein Vater: Meine Frau ist krank,
Verzweifelt liegt mein Weib in ihrem Bett.
Ich aber trat zu meiner Schwester
Und sprach: O Schwester, woran leidest du?
Da sagte meine Schwester, deine Mutter:
Ach Schwester, ich bin leider schwanger!
Mein lieber Markus, das ist nun die Wahrheit,
Der Sohn, der so empfangen ward,
Der litt sein ganzes Leben lang
An der Empfindung, ungeliebt zu sein,
Und regelmäßig zum Geburtstagsfest
Verfluchte er mit Worten Jobs und Jeremias,
Daß er geboren war von seiner Mutter,
Bis er den Trost der Gottesmutter fand.
Der Jungfrau Gottesmutter aber
Soll weihen man die Leibesfrucht.
Die Macht der Weihe an die Gottesmutter
Und die Gebetsmacht ihres Rosenkranzes
Erfuhr ich einst, als eine Frau
Mit Zwillingsbrüdern schwanger war.
Der Vater aber drang auf Kindermord,
Die Mutter dachte an den Kindermord,
Ich aber weihte diese Zwillingsbrüder
Dem Unbefleckten Herzen unsrer Mutter
Und betete den Rosenkranz
Zur Rettung dieser beiden Kinder,
Und beide wurden auch gesund geboren
Und sind in Wahrheit nun Marienkinder.
Wenn aber naht die Stunde der Geburt,
Wenn irgend möglich, soll ein Priester kommen,
Ein gottgeweihter Gottesmann,
Und soll die Mutter und die Leibesfrucht
Mit Christi Kreuzeszeichen segnen.
ZWEITES KAPITEL
Wenn nun das Kind geboren ist,
Tritt die Familie an die Stelle
Des Mutterschoßes. Die Geborgenheit
Im Mutterschoß der liebevollen Mutter
Setzt sich nun fort in der Geborgenheit
Im zweiten Mutterschoße, der Familie.
Wenn aber Mann und Frau in Liebe nicht
Harmonisch einig leben,
Wenn Mann und Frau in einer Mischung
Aus Haß und Liebe miteinander leben
Und einmal zueinander sich bewegen
Und einmal auseinander sich bewegen,
Wie üblich in der Unzucht wilder Ehe,
Dann setzt sich die Zerrissenheit
Der Eltern in des Kindes Seele fort
Und dieses Kind ist in sich dann zerrissen
Und fühlt sich ungeborgen in der Welt.
Doch nehmen wir die gute Ehe an,
Ein Sakrament der treuen Liebe Gottes,
Dann wird das neugeborne Kindlein
Ganz Eigentum der Mutter sein allein.
Der Vater wird im Hintergrund
Das Fundament der Sicherheit errichten.
Die Mutter aber legt das Kindlein an
Und stillt es an der Mutterbrust.
Ist dieses Kind geborgen an der Mutterbrust
Und wird gestillt mit Muttermilch des Busens,
Erfährt das Kind als Grundgefühl des Lebens
Zufriedenheit und Sattheit.
Wenn eine Mutter nicht das Kindlein stillt
Und dieses Kind nicht an dem Busen ruht,
Erfährt dies Kind als Grundgefühl des Lebens
Das Ungenügen und den Durst.
Dies Kind wird dann an Depressionen leiden
Und wird in Süchten seinen Mangel
Zu stillen suchen, doch es wird ihm nicht gelingen.
Ich weiß das selbst, denn ich erlitt dies auch
Und darum auch verehre ich die Brust
Der Gottesmutter, die den Gottessohn gestillt,
Die Brust, die überfließt von Milch des Trostes.
Die Sucht ist überhaupt die Folge
Des Mangels wahrer Mutterliebe.
Drei Jahre lang der Säugling liege selig
Am benedeiten Busen seiner Mutter
Und schaue immerdar die Mutter an.
Mir sagte eine Mutter glücklich,
Wie schön der Blick des Kindes war,
Das von dem Busen aufsah zu der Mutter.
Drei Jahre lang lernt von der Mutter
Und von dem Anschaun der geliebten Mutter
Die Tugend menschlichen Zusammenlebens,
Soziale Kompetenz das Kind. Und auch
Das Denkvermögen wird in dieser Zeit
Des Mutterschauens ausgebildet.
Ein kommunistischer Diktator wollte
Den neuen Menschen schaffen, also nahm er
Die Kinder ihren Müttern weg
Und zog sie groß im Kinderheim des Staates.
Die Kinder wurden alle seelisch krank,
Sie pissten in der Jugend noch ins Bett
Und wurden wilde Messerstecher,
Auch war ihr Denkorgan im Hirn
Erschreckend wenig ausgebildet.
Wenn nun das Kind im Glauben soll erzogen sein,
So braucht es in der Zeit der Mutterbindung
Ikonen unsrer lieben Gottesmutter.
Ich selber zog zwei kleine Knaben groß,
Drei Jahre lang beschauten sie
Der Gottesmutter heilige Ikonen.
Die Knaben sahn noch nicht das Jesuskind
Im Arm der großen Gottesmutter,
Sie sahen nur die große Gottesmutter
Und Mutter nannten sie Maria
Und alle schönen Frauen nannten sie
Maria, alles Weibliche Maria,
Maria war den kleinen Kindern
Der Inbegriff der Mutterschaft,
Das Ideal der mütterlichen Liebe.
So ganz natürlich wachsen Kinderseelen
In ihrer ersten Mutterbindung
Durch die Verehrung unsrer lieben Mutter
Ins Reich des Glaubens, und Maria
Als Mutter aller Menschenkinder
Führt langsam sie ganz sanft und zärtlich
Zum Jesuskind auf ihrem Arm.
Maria als die Große Übermutter
Führt nach und nach den Knaben, den sie liebt,
Zum Jesuskind, dem kleinen Gott.
Dann sieht der kleine Knabe sich
Selbst ruhen in dem Arm der Gottesmutter
Und fühlt sich auf geheimnisvolle Weise
Identisch mit dem Jesuskind,
Dem kleinen Gott, dem kindgewordnen Gott.
DRITTES KAPITEL
Hätt ich gewartet, bis man mir
Das Leben gönnte, wär ich noch nicht da,
Schrieb Goethe. Nun, o Muse, singe,
Wir dürfen leben in der lieben
Familie Gottes. Gott ist unser Vater,
Maria unser aller Mutter
Und Jesus Christus unser Bruder.
Die Tiefenpsychologen sagen nun,
Die Eltern stellen vor dem Kinde dar
Die Gottheit, darum auch so manches Kind,
Das keinen liebevollen Vater hatte,
Den Herrn nicht Vater nennen kann.
Der Vater auf der Erde nämlich
Repräsentiert den Vater in dem Himmel.
Das religiöse Amt des Vaters
In religiöser Pädagogik
Besteht nun nicht in erster Linie
In Glaubensunterweisung mit dem Munde,
Vielmehr der Vater auf der Erde soll
Ikone sein des Vaters in dem Himmel,
Und nach der Liebe, Macht und Weisheit
Des Vaters auf der Erde bildet
Das Kindlein sich sein erstes Gottesbild.
Der kleine fromme Knabe wird sich
Identisch fühlen mit dem Gottessohn
Und wird zu seinem Vater sagen:
Im Spiel bist du jetzt Gott der Vater!
O Vater, spiele deine Rolle gut und wisse,
Gottvater ist die reinste Liebe zu dem Sohn.
Die Mutter aber ebenfalls
Repräsentiert die Gottheit auf der Erde.
Wenn nun der Vater Abbild ist
Des Vaters, so die Mutter Abbild der
Bedingungslosen Liebe Gottes.
Autorität und grenzenlose Liebe
Sind eins in Gott und beides bilden
Die Eltern zärtlich vor dem Kinde ab.
Die Mutter bildet ab die Liebe Gottes,
Bedingungslose Caritas des Herrn,
Sankt Hildegard nennt sie die Mater Caritas,
Es ist die Mutterliebe Gottes, ist die
Barmherzigkeit des Mutterschoßes Gottes.
Nun eignet sich die Weihnachtszeit
Dazu, das Kindlein einzuführen
In die Familie Gottes, nämlich
Die Heilige Familie feiern wir.
Den kleinen Kindern ist der kleine Jesus lieber,
Wenn sie ihn auf dem Arm der Mutter sehen
Und wenn im Hintergrunde noch
Der Pflegevater Josef steht
Und Esel auch und Ochse sind dabei
Und Hirten auch mit ihren Schafen
Und Zauberer vom Morgenlande.
So wird das Kindlein in der Weihnacht
Selbst Jesusknabe spielen, seine Mutter
Wird ihm die liebe Muttergottes sein,
Der Vater aber Josef der Gerechte.
So einmal in den Tagen des Advent
Gab eine Frau mir ihren Sohn
Und bat mich, ihren Sohn zu wickeln.
Da spielt ich Josef den Gerechten,
Dem die Madonna gab das Jesuskind
Und sagte: Josef, du Gerechter,
Nun wickle du das Jesuskind in Windeln!
Ich wickelte nicht nur das Kind,
Ich wickelte das Jesuskind in Windeln.
Wie ganz konkrete Wirklichkeit doch die
Inkarnation des Logos ist,
Da Gott der Sohn ein wahrer Mensch geworden
Und wirklich in die Windel schiss!
Als ich das Jesuskind gewickelt,
Als ich gewickelt meinen Seelensohn,
Las ich in einem Buche, dass Maria
Das reine Linnen, Jesu Windel,
Dies Linnen reingewaschen schenkte
Den Magiern des Orients
Als heilige Reliquie Jesu Christi.
Ihr spottet, kluge Protestanten?
Nun, spottet, bis ihr nicht mehr spotten wollt,
Ich seh in dieser lieblichen Legende,
Daß Gott gekommen in die Wirklichkeit
Und vollgeschissne Windeln nicht verschmähte
Aus großer Liebe zu den Menschenkindern,
Vor allem zu den Allerärmsten,
Vor allem zu den Allerkleinsten,
Vor allem zu den Kindlein dieser Erde,
Die unser Herr am allermeisten liebt!
VIERTES KAPITEL
Im Uterus ist die Plazenta
Die Heimstatt der Geborgenheit.
Mich lehrte einst ein Psychologe,
Der Embryonen-Psychen
Studiert, ich weiß nicht wie,
Daß diese Leibesfrucht, zur Welt gekommen,
Noch immer sucht nach der Plazenta.
Was stellt dem Kinde nun den Mutterkuchen dar?
Es ist das Tuch, in das gebunden
Die Mutter trägt die Leibesfrucht,
Es ist die Decke seiner Wiege,
Der Schleier, der vor seiner Wiege hängt,
Das Schmusetuch, das Lieblingskissen,
Es ist das Stofftier, sei es nun ein Bär,
Ein Hase oder Äffchen, dieses Stofftier
Stellt nun den Mutterkuchen dar.
Im Laufe der Entwicklung nun
Der Geist des Kindes löst sich los
Vom Stofftier, und der Mutterkuchen wird
Zu einer geistigen Person,
Das Kind erfindet einen Spielgefährten,
Sich einen unsichtbaren Spielgefährten,
Sich einen unsichtbaren Doppelgänger
Und gibt ihm einen eignen Namen.
Dies unsichtbare Wesen ist
Die geistige Person des Mutterkuchens.
Mir scheint, wir Menschen suchen alle immer noch
Den Mutterkuchen. Ist es noch so heiß
Im Sommer und man möchte schlafen
Am liebsten ohne Decke in dem Bett,
So hat die Seele dennoch das Bedürfnis,
Sich zu bedecken doch mit einem Tuch,
Nicht um die Nacktheit zu verhüllen,
Vielmehr als eine Art von Mutterkuchen.
Und wenn ich eine liebe Frau betrachte,
Wie sie am Abend sich erholt
Von ihres Alltags Mühen, Sorgen, Nöten,
So kuschelt sie sich in die Decke ein
Und birgt sich in der weichen Lammwolldecke
Wie in dem Mutterkuchen ihrer Mutter.
Und darum hörten meine Kinder auch
So gern zur guten Nacht das Lied:
Maria, breite deinen Mantel aus,
Mach deinen Mantel uns zu Schutz und Schirm,
Laß uns geborgen unter deinem Mantel sein!
Schutzmantel Unsrer Lieben Frau
Und Gottesmutter, was bist du
Denn andres als ein großer Mutterkuchen?
O Mutter der Barmherzigkeit,
Wir sind ja alle deine lieben Kinder,
Wir bergen uns in deinem Mutterkuchen.
Wenn sich die Protestanten wundern,
So können wir doch in der Bibel lesen,
Daß die Barmherzigkeit des lieben Gottes
Hebräisch wortverwandt ist mit
Dem Mutterschoß des lieben Gottes,
Dem Uterus und der Plazenta Gottes,
Der Heimstatt göttlicher Barmherzigkeit.
Doch von dem unsichtbaren Spielgefährten
Zu sagen ist, dass hier der Ort,
Wo eintritt in die Welt des Kindes der
Schutzengel. Kinder lieben sehr die Engel.
Daß jedes Kindlein einen Engel hat,
Ist Kindern glaublich. Zeigt den Kindern Bilder
Von Engeln, seien sie nun selber Kinder,
Ja, nackte kleine Kinder
Mit kleinen Flügeln an den Schultern,
Auch das ist Wahrheit, oder seien sie
Erhaben große Lichtgestalten,
Die väterlich und mütterlich
Als starker Hüter Schutzmacht sind,
Zeigt euren kleinen Knaben Engel,
Die mit dem Schwert den Drachen überwinden,
Zeigt ihnen schöne Engel, lichte Engel,
Und lehrt sie, mit dem eignen Engel
Zu leben in vertrauter Freundschaft
Und in Vertrauen auf die Macht des Engels.
Doch wenn ihr selber nicht an Engel glaubt
Und nicht die Engel ruft um Hilfe an,
So könnt ihr eure Kinder auch nicht lehren,
Dem eignen Engel zu vertrauen.
Doch öffnet eure Augen und die Augen
Der Herzen eurer Kinder und ihr werdet sehen,
Daß sie beschützt am Tag und in der Nacht
Sind von den guten Mächten wunderbar.
FÜNFTES KAPITEL
Mein lieber Markus, du bist auch ein Vater,
Dein Sohn ist noch ganz klein, ist bei der Mutter.
Ein Kindlein aber, will es Knabe werden,
So muß er sich von seiner Mutter lösen.
Ich las bei Feministinnen und Psychologen,
Daß hier des Knaben Innenwelt
Den heldenhaften Drachenkampf erlebt.
Der Drache ist Symbol der Großen Mutter,
Die übermächtig nun empfunden wird
Vom Kindlein, das zum Knaben reifen will.
Die Töchter bilden ihre weibliche
Identität, indem sie bei der Mutter bleiben,
Die Söhne bilden ihre männliche
Identität, indem sie sich nun lösen
Von ihrer übermächtig großen Mutter.
Hier wird das Knäblein nun zum Helden,
Der mit dem Großen Mutterdrachen kämpft.
Ich selber sah dies auch bei einem Knaben,
Wir malten damals oft zusammen Bilder,
Der Knabe malte Drachen, Flügelschlangen,
Im Kampf mit diesem Drachen einen Ritter,
Der mit dem Schwert durchbohrt den Drachen.
Doch als das Knäblein klein noch war,
Da war der Ritter auch noch klein,
Die Drachenmutter aber übergroß.
Der unterlegne Ritter stach von unten,
Ward übergossen von dem Drachenblut.
Doch als der Knabe größer ward,
Da ward der Ritter größer, stärker,
Die Schlange aber wurde immer kleiner.
Der Knabe hatte nun sein Selbstbewusstsein
Als männliche Gestalt gewonnen.
Des ritterlichen Sohnes Heldenkampf
Mit seinem übermütterlichen Drachen
Ist unbedingt notwendig für den Knaben,
Denn anders wird er nicht zum Mann
Mit männlicher Geschlechtlichkeit.
Drum ist der Drachenkampf zu unterstützen.
Ich sah mir mit dem Knaben immer den
Erzengel Michael im Drachenkampfe an.
Sankt Michael ward ihm ein Schutzpatron.
Der Knabe ehrte diesen ritterlichen Engel
Als Ritter des Allmächtigen.
Und ich erzählte die Legende von
Sankt Georg auch dem ritterlichen Knaben,
Dem Heiligen, der gegen einen Drachen kämpfte,
Um die jungfräuliche Prinzessin zu befreien.
Doch auch antike Mythen halfen mir,
Des Knaben Selbstbewusstsein zu verstärken.
So schenkt ich ihm und seinen Brüdern
Das Bild Laokoons vom Vatikan.
Zu sehen ist der Vater mit den Söhnen
Im Kampfe mit der Meeresschlange,
Der Vater in gewaltiger Bemühung
Und unter Schmerzen kämpfend mit der Schlange,
Die Söhne zu erlösen von dem Tier.
Und oft erzählte ich von Herkules,
Dem Sohn des Vaters Zeus und einer Menschentochter,
Wie er gekämpft hat gegen die
Neunköpfige verfluchte Schlange.
Jedoch so oft er einen Kopf ihr abgeschlagen,
Drei Köpfe wuchsen nach an jener Stelle
Des einen abgeschlagnen Kopfes,
Bis Herakles erkannt in seiner Weisheit,
Er muß die Wunde an dem Schlangenhals
Verbrennen mit dem Feuer einer Fackel.
Und auch von Siegfried hab ich oft erzählt,
Der lag schon unterm Bauch des Drachen
Und stach von unten mit dem Schwerte zu
Und wälzte eben sich zur Seite noch,
Als jäh zusammenbrach der Drache,
Verblutete. Im Blut des Drachen aber
Nahm Siegfried nun ein Bad und wurde
Vom Drachenblute, das getrocknet war,
Als Ritter unverwundbar, bis auf eine Stelle,
An der er doch verwundbar blieb.
Sankt Georg auch besiegte seinen Drachen
Und die jungfräuliche Prinzessin wurde
Gerettet durch den heldenhaften Ritter.
Und diese Jungfrau und Prinzessin ist
Das weiblich Unbewusste in dem Knaben,
Die Anima des Knaben, die er findet,
Wenn er den Mutterdrachen überwindet.
So wurde auch mein Zögling Ritter
Und diente seiner Jungfrau Anima
Und kämpfte für die schöne Jugendliebe
Und fand nach manchem Abenteuer
Die schöne Liebeskönigin der Inseln,
Die seine große Liebe war
Und seine Schöne Dame und Madonna.
SECHSTES KAPITEL
Ich will nun von den Mädchen reden.
Bedauerlicherweise sehe ich
Die protestantisch aufgezognen Mädchen
Ganz ohne Huldigung der Himmelskönigin.
Dabei erkenn ich bei den Mädchen
Das Ideal der himmlischen Prinzessin.
Schneewittchen und Dornröschen
Und Aschenputtel heißen die Prinzessinnen,
Die schlanken jungen Mädchen sind sehr schön,
Ein Inbegriff von Liebreiz, Anmut, Charme,
Dabei von einer keuschen Reinheit,
Der makellosen Unschuld Inbegriff.
Sie haben lange goldne Locken oder
Auch lange rabenschwarze Haare,
Sie tragen einen Schleier auf dem Haupt
Und Diademe oder Kronen,
Sie tragen lange schöne Kleider,
Die Mode der Prinzessinnen ist keuscher
Als der mondänen Weiber Mode,
Die Kleider reichen bis auf ihre Füße,
Vielleicht sind ihre Füße bloß,
Vielleicht bekleidet mit Sandalen oder
Mit allerschönsten Plüschpantoffeln.
Doch nicht Prinzessinnen allein
Sind dieser Mädchen Ideal,
Auch Elfen aus den Kelten-Märchen,
Die alte Göttin der Natur, die Nymphen
Erscheinen hier als Fabelwesen
Von einer zauberhaften Schönheit, Lichtgestalten,
Geistwesen weiblicher Gestalt,
Ihr Leib aus Licht in einem Kleid aus Äther.
Wie angebracht doch wär es hier,
Statt Miss Amerika als Puppe
Die Himmelskönigin Maria zu
Verehren als der Mädchen Ideal.
Seh ich der Mädchen Weihnachtsfest,
So kennen diese Protestantinnen
Und leider auch noch ungetauften Kinder
Das Mädchen Mirjam nicht, das junge schöne Mädchen,
Das unsern Gott als kleines Kind geboren.
Sie hören nur von einem unsichtbaren
Gottvater, der der Schöpfer ist.
Wie hilfreich wär es für die Mädchen,
Maria als Prinzessin Gottes
Zu ehren, sie als Vorbild sich zu nehmen.
Maria hülfe dann gewiss den Mädchen,
Das kleine Jesuskindlein liebzuhaben.
Doch Protestanten haben keine Bilder,
Den Protestanten wär ein Jesuspüppchen
Ein gräuelhafter Götzendienst.
Kontemplative Orden wie der Karmel,
Brutstätten mystischer Gebete
Und mystischer Vereinigung mit Gott,
Zur Weihnachtszeit doch legen in die Krippe
Ein Jesuspüppchen und verehren Jesus,
Den menschgewordnen, kindgewordnen Gott.
Wie wäre doch das Prager Jesulein
Der Prager Karmeliterkirche
Maria von dem Siege gut geeignet,
Dem Muttertrieb der kleinen Mädchen
Als Puppe und als Kind zu dienen,
Wie würden so die Mädchen quasi
Zum Mädchen Mirjam, zu der Gottesmutter,
Die ihre Liebe schenkt dem Jesuskind.
Das Jesuskindlein führte dann
Die Mädchen sicherer den Weg
Zu Gott, dem lieben Vater in den Himmeln.
Denn Jesus ist der Weg zu Gott,
Maria aber ist der Weg zu Jesus.
Versinnlichung der Glaubenswahrheit
In heiligen Ikonen und Figuren,
Im Bilde der Madonna mit dem Kind,
Im Kruzifix, dem Christus an dem Kreuz,
Schutzengel als Figuren und als Bilder,
Das hilft den Kindern besser in die Glaubenswelt.
Die Kirche lehrt uns von Maria,
Sie führt uns einen sichern Weg zu Christus,
Und Jesus ist der Weg zu Gott dem Vater.
Bei meinem Lieblingsknaben sah ich
Am Anfang eine Liebe zu Maria,
Da war Maria ihm sein Ein-und-Alles,
Bis er das Jesuskind entdeckte,
Da war er fasziniert vom Jesuskind,
Er liebte nicht allein das Jesuskind,
Er liebte auch den Christus an dem Kreuz,
Bis ihn das große Staunen überfiel,
Daß Gott ist Gott von Ewigkeit,
Gott ohne Anfang, ohne Ende Gott,
Bis er im Alter von fünf Jahren sah im Geist
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Gott-Vater, den an Tagen Alten,
Gott-Sohn, den Christus mit dem Kreuz,
Gott-Geist, der Liebe weiße Taube,
Und sah gekrönt von der Dreifaltigkeit
Im Herzen der Dreifaltigkeit Maria!
SIEBENTES KAPITEL
Das Vorbild aller Pädagogen
Ist unser Meister Jesus Christus.
Er sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen,
Wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen,
Denn Menschen, die wie diese Kinder sind,
Gehört das Himmelreich in Ewigkeit.
Und Jesus legte diesen kleinen Kindern
Die Hände auf und herzte sie
Und segnete die kleinen Kinder zärtlich.
Wenn Jünger fragten, wer der Größte sei,
Der Heiligste im Himmelreich,
Dann rief der Herr zu sich ein Kind
Und stellte dieses Kind den Jüngern vor
Und sagte: Wer ein solches Kind
In meinem Namen bei sich aufnimmt,
Nimmt mich auf, Jesus, und nicht mich allein,
Nimmt Gott auf, der mich zu euch sandte.
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder,
So kommt ihr nicht ins Himmelreich.
Wer nicht den Himmel annimmt wie ein Kind,
Der kommt nicht in das Himmelreich.
Und hütet euch, auch einen nur von diesen Kleinen
Hochmütig zu verachten, ihre Engel
Schaun allezeit das Antlitz meines Vaters.
Wer aber einem nur von diesen Kleinen,
Die an mich glauben, Ärger macht,
Wer eines dieser Kinder lehrt, an mir zu zweifeln,
Für solchen Frevler wär es besser,
In einem See ersäuft zu werden.
Versuchung ist in dieser Welt,
Doch wehe dem Versucher dieser Kleinen,
Er wird sich einmal wünschen im Gericht,
Daß nie ihn eine Frau geboren hätte!
Die Kinder liebten Jesus sehr
Für seine große Kinderliebe
Und riefen immer Jesus zu: Hosanna,
Sohn Davids, Halleluja, Halleluja!
Die Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer
Und Hohenpriester, Pharisäer, Sadduzäer,
Sich ärgerten an Jesus wegen dieser Kinder:
Hörst du denn nicht, wie diese Kinder jubeln?
Doch Jesus sagte zu den Schriftgelehrten:
Habt ihr denn nicht gelesen in den Psalmen?
Gott wird sich aus dem Mund der Kinder,
Gott wird sich aus dem Mund der Säuglinge
Sein eignes Lob und seinen Ruhm bereiten!
Doch größer ist die Weisheit Jesu noch,
Er ist nicht nur des Pädagogen Vorbild,
Er wird zum Ziehsohn auch des Pädagogen!
Ja, wahrlich, weinen muß ich doch vor Liebe,
Bedenke ich, wie oft der liebe Gott
Bei mir zuhaus war in Gestalt des Kindes!
Wer solch ein Kind in meinem Namen aufnimmt,
Nimmt Jesus auf und nimmt den Vater auf!
Wie oft stand ich an meines Hauses Tür
Und wartete auf mein geliebtes Kind
Und betete zu meinem Gott und Herrn:
O komm zu mir, geliebtes Jesuskind!
Wie hat das Jesuskind mit mir gespielt,
Wie hat das Jesuskind mit mir gelacht,
Wie hat das Jesuskind mit mir geweint,
Umarmt hat mich das Jesuskind voll Liebe,
Geküsst hat mich das Jesuskind voll Liebe,
Geschlafen hat das Jesuskind in meinem Bett,
Gegessen hat das Jesuskind an meinem Tisch,
Auch ging ich mit dem Jesuskind spazieren!
Ja, dann bist du katholisch Christ,
Wenn du ans Jesuskindlein glaubst,
Wenn dich der kleine Jesus an der Hand hält,
Wenn er mit dir spazieren geht
Auf grünen Wiesen seines Paradieses!
Und dann ist Weihnacht, wenn dein Jesus
Dich einlädt in die Krippe,
Wenn du mit ihm in einer Krippe schläfst!
Dann wirst du Jesus nicht beneiden,
Weil er am Busen der Madonna liegt,
Dann wird der kleine Jesus dich
Wie einen lieben Zwillingsbruder lieben,
Dann wirst du auch am Busen der Madonna
Wie Jesus Milch des Trostes trinken,
Dann wird der kleine Gott in deinem Herzen
Das Kind in dir erwecken und als Kind
Wirst du ein zweites Jesuskind
Und wirst als Kind den Himmel offen sehen
Und reinen Herzens schauen Gott!
Des reinen Herzens Kindlichkeit
Wird schauen Gott in solcher Schönheit,
Wird schauen Gott in solchem Licht,
Dass übervoll das Herz vor Jubel und Verzückung
Auf Erden schon im Himmel leben wird
Und schauen Gott von Angesicht zu Angesicht!
ACHTES KAPITEL
Von aller Toren Fehlern kann man lernen,
So schreib ich dir von einem Obernarren,
Der keine Liebe in dem Herzen trug
Zu irgendeinem Menschen, aber doch
Bedürftig war der Menschenliebe,
So nahm er seinen kleinen lieben Sohn
Und wurde liebedienerischer Sklave
Des Sohnes und erzog den Sohn dazu,
Zu werden ein Tyrann des Zeugers.
Ganz willenlos der Zeuger alles tat,
Was ihm der Sohn befahl in seinen Launen.
Der Vater konnte nicht gehorchen Gott,
So konnt er auch befehlen nicht dem Sohn,
Er gab dem Sohne die Befehlsgewalt.
Der Sohn nun lernte nicht gehorchen,
Er lernte allzu früh befehlen
Und wurde ein Tyrann der eignen Brüder
Und fand auch keine Freunde in der Schule.
Der Mann in seiner Affenliebe
Ernährte sich von seines Sohnes Liebe
Und sog ihn aus wie ein Vampir.
Da haderte ich doch mit Gott dem Schöpfer,
Daß er die gottgeschaffnen Kinder gibt
Solch Frevlern zur Erziehung in die Hände!
Den selben Fehler auch beging
Ein Weib in ihrer Torheit, die den Sohn
Nicht als ein Kind erzog mit Weisheit,
Autorität und grenzenloser Liebe,
Nein, die in ihrer femininen Schwachheit
Den Sohn zu ihrem Herrn erkor
Und alle Launen ihm gestattete.
Nie gab sie eine strenge Weisung ihm,
Vielmehr sie frug den Sohn um Rat.
Zu allem, was er wollte, sprach sie Ja,
Ein Nein war zwischen ihnen unbekannt,
Und wenn sie einmal Nein zu sagen wagte,
So wusste er geschickt zu heulen
Und sie beeilte sich, ihr Ja zu sagen.
Er dirigierte seine Mutter
Und war ihr wahrer Eheherr und ihr Gebieter.
Er hat es nie gelernt, ein Kind zu sein,
Für seine Kindheit gab es keinen Schutzraum.
Der Sohn war Vater seiner Mutter
Und war von Anfang an erschreckend altklug.
Und traf er später einen klugen Mann,
Belehrte er mit seinen dreizehn Jahren
Den klugen Mann mit dreister Frechheit.
Doch glücklich war der Knabe nie,
Denn seiner Mutter feminine Schwachheit
Hat ihn beraubt der schönen Kindlichkeit.
Autorität vermiss ich überall.
Zwei Sünden gibt es gegen die gebotne
Autorität des Vaters eines Kindes,
Die eine ist das Wüten des Tyrannen,
Die andre ist die Schwachheit eines Sklaven.
Autorität des Vaters kommt von Gottes
Autorität, der Vater wird ein Vater,
Wenn selber er ein Sohn des Vaters ist,
Wenn er dem Herrn gehorcht, dem starken Gott,
Dann wird er von dem Vatergott begnadet mit
Autorität, so wie ein Kaiser
Ein Kaiser ist von Gottes Gnaden.
So soll der Vater Sohn des Vaters sein,
Das heißt, er soll ein zweiter Christus sein,
Ikone sein des Vaterangesichtes Gottes,
Ein zweiter Christus sein, ein Abbild Christi,
Der Gute Hirte seiner Herde,
Der Gute Hirte, der sein Leben opfert
Für seine Schafe, und die Schafe kennen ihn,
Die Schafe kennen ihres Hirten Stimme
Und folgen ihm und keinem andern.
So überhaupt ist das Geheimnis groß
Der Vaterliebe zu dem Sohn.
Doch ich stieß immer wieder auf das Wort
Der Weisheit Gottes: Ich bin Gottes Liebling,
Bin Gottes Pflegekind und Hätschelkind.
Ich spielte vor dem Vater allezeit
Und war des Ewigen Ergötzen immerdar.
So liebt der Vater, wenn sein Liebling spielt,
Der Vater selber spielt mit seinem Liebling.
Wenn liebevoll der Vater mit dem Sohne
In Freude spielt, so lehrt der Vater
Dem Sohn im Spiele alle seine Weisheit,
Im Spiel führt er ihn in das Leben ein,
Im Spiel führt er ihn in das Wissen ein,
Im Spiel führt er ihn in die Kunst und Arbeit ein.
Und alle die Mysterien des Glaubens
Der Vater und der Sohn im Spiele spielen
Und alle die Mysterien der Weisheit
Im Spiele werden auf der Lebensbühne
Sakraltheater, da der Vater Gott spielt,
Der Sohn und Liebling aber Jesus spielt.
Die Liebe zwischen Sohn und Vater aber
Ist liebevolle Gegenwart des Geistes.
NEUNTES KAPITEL
Auch kenn ich einen Mann, mein Bruder Markus,
Der seine Kinder so erzieht,
Wie ihn sein eigner Vater es gelehrt,
Erzieht sie nämlich in dem Götzendienst
Des Mammongottes und der Luxusgöttin.
Sein Vater lag schon auf dem Sterbebett,
Gottlosigkeit zu büßen mit dem Tod,
Und rief den Sohn und rief den Enkelsohn
Und reichte beiden dar sein Testament:
Das Geld ist die Methode der Erziehung,
Den Kindern Geld zu schenken, Zuckerbrot,
Geld nicht zu geben, ist die Peitsche.
Wenn nun der Enkel fleißig in der Schule,
So geb ich ihm von meinem Reichtum ab,
Und wenn der Enkel die Gesundheit pflegt
Und greift nicht zu dem schädlichen Tabak,
So werde ich ihm schenken tausend Taler.
So starb der Vater, von dem Sohn beweint.
Der Sohn verwirklichte das Testament
Des Vaters und erzog den eignen Sohn,
In der Materie Genuß
Und in dem Geld sein Glück zu suchen.
So wird das Evangelium des Geldes
Vom Vater auf den Sohn vererbt
Und von dem Sohne auf den Enkel.
Der Patriarch verliebt war in den Geldgott,
Die Enkeltöchter sind verliebt in Goldschmuck,
Ins technische Gerät der Unterhaltung,
In Reisen durch die ganze Welt.
Gewinnen diese Leute zwar die ganze Welt,
Sie nehmen Schaden doch an ihren Seelen.
Und reden einmal sie vom lieben Gott,
So sind die religiösen Feste Gottes
Ein guter Anlass nur, beschenkt zu werden.
Großvater war die Klugheit in Person,
In seiner Jugend trat er in die Kirche ein,
Weil er Geschenke so bekommen konnte,
Drauf trat er wieder aus der Kirche aus,
Großvater war die Klugheit in Person.
Und werden seine Enkelinnen reif
Für die Geschlechtlichkeit und heiratsmündig
Und predigt ihnen einer die Enthaltsamkeit
Und Heiligkeit des Ehebundes,
Vereinen Mutter sich und Tochter,
Den Prediger von Herzen zu verachten.
Ihr Gott ist der Profit am Markt des Geldes
Und ihre Göttin ist der volle Bauch.
O Patriarchen in der Religion des Mammon,
Wie wird es euch ergehen im Gericht!
Mein lieber Christenbruder Markus,
Ich habe eine andre Pädagogik,
Ich wollte meine Seelensöhne lehren,
Die Wahrheit und die Gutheit zu verehren
Und auch die Schönheit sehr zu lieben.
So als der erste Sohn geboren war,
Da wollt ich, dass der Säugling höre nichts
Als die Musik von Schubert und von Mozart.
Ich habe meinen Kindern immer
Die Märchen nacherzählt der Völker,
Nicht nur allein die deutschen Ammenmärchen,
Auch die von Island, China und Arabien.
Ich habe meinen Kindern beigebracht,
Die eignen Innenwelten aufzumalen.
Der eine malte einen Drachenkämpfer,
Der andre malte einen König,
Der dritte malte einen Clown.
Ich habe meinen Kindern beigebracht,
Auf spielerische Art zu reimen.
Die Musen sie beschenkten auch mit Gaben,
Hier die Gedichte meines Lieblingsknaben:
Wer hat meine Eier geklaut,
Ruft die Vogelmama ziemlich laut!
Ich werde euer Glück verderben,
Denn ihr müsst sterben!
Gott lässt die Lieben sprießen
Und die Bösen in der Lava fließen!
Ich habe sie Gedichte lernen lassen,
Schauspieler rezitierten die Gedichte,
Die Kinder freuten sich an dieser Poesie.
Ich zeigte ihnen die Gemälde
Der großen Künstler aus der Renaissance,
Die großen und die kleinen Engel,
Madonna mit dem Jesuskind,
Den kleinen Amor und die Nymphen.
Ein kleiner Knabe liebte allermeist
Die Frühlingsnymphe Primavera,
Des Neoplatonismus Menschheitsfrühling,
Als Ideal der eignen Anima.
Der andre hörte gern die Zauberflöte
Und liebte über alles Papageno,
Der wollte, ach, ein Weibchen wie ein Täubchen.
Ich malte meinen Kindern Kinderbücher,
Sankt Georg malte ich und Papageno
Und Simon Petrus, auf dem Wasser wandelnd,
Ich malte Drachen, Drachentöter,
Ich malte die Madonna mit dem Jesuskind,
Gott Vater und Gott Sohn und Gott den Geist
Und Unsre Liebe Frau Maria.
Ich sang den Kindern Kinderlieder vor
Und lehrte sie Latein, so gut es ging,
Ich lehrte sie die Ehrfurcht vor dem Kaiser,
Pries ihnen Siegfried und pries ihnen Hermann,
Erzählte ihnen von Odysseus und
Von König Salomo und Sabas Königin.
So frug mich einmal einer von den Kleinen:
Wer ist der klügste Mann der ganzen Welt:
Odysseus oder König Salomo?
ZEHNTES KAPITEL
Nur wenn der Vater selbst ein Beter ist,
Kann er dem Sohne lehren das Gebet.
Wenn bei mir meine Pflegekinder schliefen,
Dann sahen sie am frühen Morgen,
Daß ich noch vor dem Frühstück betete
Allein auf dem Balkon im Morgenlicht
Und heiter liebevoll zurückgekommen bin.
Sie sahen und sie hörten in der Zeit
Geschichten von Propheten und Aposteln,
Von Abraham und Isaak,
Elias und Elischa, Noah, David,
Von Josef in Ägypten und den Brüdern,
Von Jesus, der das Wasser wandelt in den Wein,
Von Jesus, der die Toten auferweckt!
Sie wollten immer wieder früh am Morgen
Von Jesus hören und vom lieben Gott,
Ich lehrte sie, beim Essen an dem Tisch
Zu danken Gott für seine guten Gaben,
Das Brot zu segnen mit dem Kreuzeszeichen,
O lieber Gott, hab Dank für Speis und Trank,
Komm, Jesus, sei du unser Gast
Und segne, was du uns gegeben hast.
So lernten meine Pflegekinder beten.
Ich regte sie auch an in ihrem Herzen,
Mit freien Worten selbst zu beten,
Dem lieben Gott zu sagen alles,
Was ihnen auf der Seele brennt.
Sie liebten auch die schöne Perlenschnur
Des Rosenkranzes Unsrer Lieben Frau
Und fragten, wie man damit bete.
Ich grüße dich, Maria, liebe Mutter,
Ich grüße Jesus, deinen Sohn!
So lehrte mich ein Kind von Fatima,
Franzisco lehrte mich zu beten: Ave
Maria, Amen! Dieser Rosenkranz
Ist gut für Kinder, die wohl beten wollen,
Doch bald auch wieder spielen wollen.
Mein Liebling war besonders fleißig im Gebet,
Und als ich einmal mit dem Mund
Gemeinsam mit ihm beten wollte, sprach
Mein Liebling: Vor dem Schlafengehen,
Da bete ich auch immer, doch nicht laut,
Ich habe in Gedanken nur so still gebetet.
Als er zurückgekommen vom Besuch bei der
Großmutter, hatte er gelernt zu beten:
O lieber Gott, mach mich doch fromm,
Auf dass ich in den Himmel komm!
In jener Zeit, da ich den Liebling
Und seinen Bruder oft ins Bett gebracht,
Da sang ich immer ihnen mein Gebet:
Maria, breite deinen Mantel aus,
Laß deinen Mantel Schutz und Schirm uns sein
Und schenk in deinem Mantel uns Geborgenheit!
Dann stellt ich einen Engel auf
Am Haupt des Kindes, einen Engel
Am Fuß des Kindes, einen Engel
Zur Rechten, einen Engel
Zur Linken, einen Engel
Ließ schweben überm Kinde ich,
Daß dieser Engel zeigt dem Kind
Den Weg ins Himmelsparadies.
Dann sang ich: Schlafe selig, schlafe süß
Und schau im Traum das Paradies!
Dann bettelten die kleinen Kinderlein:
Erzähl uns noch ein Gottesmärchen!
O meine lieben süßen kleinen Kindlein,
Es war einst eine schöne Dame in der Sonne,
Die schwanger war, und sie gebar ein Kind,
Da kam ein großer feuerroter Drache
Und wollte fressen dieses Kind.
Das Kind ist aber zu dem lieben Gott geflogen!
Die schöne Dame in der Sonne,
Sie hatte Adlerflügel, konnte fliegen,
Verbarg sich in der Wüste vor dem Drachen.
Da kam ein Engel wie ein Ritter
Mit einem großen goldnen Schwert
Und tötete den feuerroten Drachen.
Da flog die schöne Dame in den Himmel
Und kam in eine goldne Himmelsstadt,
Die war aus buntem Glas und Edelsteinen,
Und ihre Türen waren Perlentüren.
Die schöne Dame war mit Gold geschmückt
Und mit der Krone einer Königin
Und lebte in dem himmlischen Palast
Und feierte die Hochzeit mit dem lieben Gott.
Die schöne Dame war so wunderschön,
Ihr Körper war aus reinstem Sonnenlicht,
Ihr schönes Kleid wie himmelblauer Himmel,
Die Lippen waren roten Rosen gleich,
Die endlos langen Haare schwarz wie Raben,
Das Angesicht war weiß wie Weihnachtsschnee
Und ihre Augen waren wie die Sterne.
Und diese schöne Dame küsst euch nun
Und wünscht euch eine gute Nacht
Und morgen früh ein fröhliches Erwachen!
ELFTES KAPITEL
Mein lieber Freund, mich plagten allerlei
Studierte Pädagogen, Kindergärtner,
Studierte Pädagoginnen und Mütter,
Die komplizierte Theorien
Ersonnen hatten, doch den Sohn erzogen
Zu einem Fußballspieler ohne Geist.
Gehorsam zwar den Eltern, brav,
Das ist ja heute eine Menge schon,
Doch ohne höhere Kultur
Und ohne einen Funken Ahnung Gottes!
Ich habe schließlich auch studiert,
Doch nicht moderne Pädagogen Deutschlands,
Ich hab Konfuzius studiert.
Vielleicht erinnerst du dich noch daran,
Wie unser Christenbruder, der Chinese,
Geschrieben seine Doktorarbeit
Und die Vergleichung zog vom Christentum
Und seinem Sohn und seinem Vater
Mit dem Konfuzius in seiner Weisheit
Vom Vater und vom Sohn und von der Pietät.
Ich habe damals mit dem Freund studiert,
Er forschte in den alten Konfuzianern,
Im Alten und im Neuen Testament,
Und referierte seine Einsicht mir,
Ich schriebs dann auf in deutscher Sprache.
Auch habe ich genau gelesen
In Jesus Sirachs Weisheitsbuch
Mit seiner pädagogischen Erkenntnis.
Die schönste pädagogische Erkenntnis
Kam aber von Maria, Gottes Mutter,
Die einst in einer Botschaft sprach:
Erzieht die Kinder nicht mit Härte, Strenge,
Erzieht vor allem sie durch euer Vorbild!
Macht euch nicht solche Sorgen in der Zeit
Der vielgeschäftigen Gesellschaft
Mit ihren komplizierten Theorien,
Bemüht euch vielmehr nur um eure Seele
Und heiligt euer Herz und betet
Und hört auf Gottes Wort und tut das Wort
Und stärkt euch mit der Kraft der Sakramente,
Tut Buße, opfert, betet, betet, betet
Und betet Christus an im Sakrament
Des Opfers des Altares Christi,
Versöhnt euch mit dem Herrn und seiner Kirche
Und haltet eure Ehe heilig
Als Sakrament der treuen Liebe Gottes,
Denn wir ihr selbst euch heiligt in dem Geist,
So werden eure Kinder kommen
Und trinken wie an einer klaren Quelle
Aus eurer Liebe, die wie ein Kanal
Strömt zu den Kindern über von der Liebe Gottes!
Ich hab es selbst erfahren, lieber Freund,
Wenn ich versunken im Gebet
An Gottes Brust die Schöne Liebe trinke,
Die Weisheit und die Güte und den Frieden,
Dann spüren dies die Kinder und sie kommen
Und setzen sich auf meinen Schoß
Und bitten um den Segen meiner Liebe
Und bitten um die Weisung meiner Weisheit
Und suchen Trost in meinen Armen
Und schütten ihre Herzen aus
Und sehen mich als Mittler Gottes an.
Sie suchen die Erkenntnis Gottes ja,
Sie spüren, wo Erkenntnis Gottes ist,
Sie spüren, ob ein Mensch in Wahrheit lebt
Erfüllt von Gottes Liebe oder
Ob einer lästert Gott verdorbnen Herzens
Und wird zur Fratze und zum Abbild Satans
Und Menschenmörder ist von Anbeginn
Und Feind des Lebens kleiner Kinder.
Die Kinder haben ein Gespür für Gott,
Die Kinder suchen von Natur aus Gott.
Die Kirchenväter lehrten ja die Lehre,
Die Menschenseele von Natur
Sei christlich, weil geschaffen von dem Herrn,
Geschaffen in dem Bild und Gleichnis Christi,
Geschaffen zur Vereinigung mit Jesus.
So jede Kinderseele ist
Schon von Natur aus eine kleine Christin,
Schon von Natur aus eine fromme Katholikin
Und liebt den lieben Gott und Jesus
Und huldigt über alles Maß Maria
Und ehrt die Heiligen und Engel
Und liebt die Weisheit in der Bibel.
Ich bin doch immer noch bezaubert von
Der Lehre Platons, dass die Seele
Vor der Empfängnis schaute Gott im Himmel,
In der Empfängnis dann die Schau vergaß,
Und alles Wissen und Erkennen ist
Erinnerung an diese Schau im Himmel.
Wie dem auch sei, die kleinen Kinder
Sind noch nicht so verblendet wie die Großen,
Die in der Lügenschule groß geworden,
Die kleinen Kinder haben offne Augen noch
Für Gott, doch leider dringt die Welt
Heran mit allen ihren Sünden,
Die Kinderseelen zu vergiften.
Die Psychologen sagen, dass des Kindes
Charakter definiert wird in
Den ersten Lebensjahren, dreien oder fünfen.
Wenn nun das kleine Kind gelernt
Das Evangelium der Liebe Gottes
Und als ein Kind es kindlich auch geglaubt,
So hat der Mensch ein Fundament
Gegründet auf den Felsen Gottes.
ZWÖLFTES KAPITEL
Zwei Sakramente helfen in
Der Pädagogik Gottes seinen Kindern.
Zuerst das Ehesakrament und dann
Nach der Geburt das Sakrament der Taufe.
Ihr Protestanten irrt euch sehr,
Zu eurem Bischof wählt ihr eine Frau,
Die sich geschieden hat von ihrem Mann,
Obwohl der Herr die Scheidung doch verboten!
Rechtfertigung aus Glauben sei allein
Das wahre Christentum, und nicht aus Werken,
So sündigt tapfer, sagte Luther,
So sagen Protestanten. Jesus aber
Spricht: Wer zwar Herre, Herre zu mir sagt,
Doch nicht den Willen meines Vaters tut,
Der kommt nicht in das Himmelreich.
Und jene, die die Kirche lästern
Und nennen sie die Hure Babylon
Und lästern Unsre Liebe Frau Maria
Und nennen selbst sich die Bekehrten und
Im Geiste Gottes neugebornen Christen,
Sie scheiden sich von ihren Männern
Und nehmen sich zum zweiten Male einen Mann,
Auch solchen neugebornen und bekehrten,
Der aber fleißig geht ins Hurenhaus
Und stets studiert die Pornographen,
So scheiden sie sich auch von diesem,
Gerecht sind sie aus Glauben ja,
Sie huren und zerbrechen Ehen
Und beichten nie vor einem Priester
Und sagen dennoch: Ich hab Heilsgewissheit!
Ich hab mein Leben Jesus übergeben,
Ich bin bekehrt und neugeboren,
Die Katholiken hasse ich von Herzen
Mit ihrer falschen Werkgerechtigkeit,
Die Kirche Roms ist doch die Hure Babylon.
Was stört euch an der Hure Babylon?
Ihr liebt doch sonst das Hurenhaus,
Ihr treibt doch Unzucht mit den Huren täglich,
So kommt doch zu der Hure Babylon,
So hurt doch mit der Kirche Roms!
Genug nun der Satire. Heilig ist
Die Ehe zwischen Mann und Frau,
Wo Jesus ist der Dritte in dem Bunde.
Gott Vater liebt Gott Sohn in Gott dem Geist,
So Liebe in Gemeinschaft ist die Gottheit.
Der Mann liebt seine Frau, die Frau den Mann,
Der Ausdruck ihrer Liebe ist das Kind.
Im Sakrament der Ehe die Familie
Ist eine heilige lebendige Ikone
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
In Sünde hat mich meine Mutter
Empfangen und in Sünde
Bin ich geboren, und die Taufe
Hat abgewaschen alle Erbschuld,
Die Mutter Eva mit der Feige
Dem ganzen menschlichen Geschlecht
Als Erbe hinterließ, doch Adams Sünde
Macht Christi Gnade wieder gut.
Mir wurde bei der Taufe eingegossen
Die Gnade, die mich heiligt,
Das Leben Gottes selbst mir eingegossen.
Ich wurde in der Taufe angenommen
Als Adoptivsohn Gottes.
Ich wurde neugeboren in dem Bad
Der Neugeburt aus Geist und Wasser,
Gebadet in dem Becken meiner Taufe,
Hat meine Seele, reingewaschen
Von aller Erbschuld, Christus angezogen,
Das weiße Linnenkleid der Heiligkeit
Und der Gerechtigkeit vor Gott.
Denn eingetaucht ins Wasser meiner Taufe
Ich wurde eingetaucht in Christi Tod,
Getauft in Christi Tod, wird Christi Leben
In meiner Seele heilig leben.
Daß ich erneuere den Bund der Taufe
Und selbst verspreche, meinem Herrn zu folgen
Und Satan abzuschwören, weih ich mich Maria
Und ihrem Unbefleckten Herzen
Und durch Maria Jesus Christus und
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
In ihrer Einen Göttlichen Natur.
Ich selber hab kein Kind getauft,
Ich bin ja auch kein gottgeweihter Priester,
Doch möcht ich alle Menschen bitten:
Den Kindern schenkt die Gnade einer Taufe!
Die Taufe ist Bekenntnis nicht allein
Des Menschen zu dem Glauben an den Herrn,
Die Taufe ist ein Handeln Gottes
Im Innersten der Seele eines Menschen,
Da neugeschaffen wird das Menschenkind
Zu einem Kinde Gottes.
Nun, meine Wenigkeit ist Gottes Kind,
Weil wir nun beide, Markus, Gottes Kinder sind,
Sind wir in Wahrheit Brüder,
Weil Jesus Christus unser beider Bruder ist
Und Jahwe unser liebevoller Vater ist!