Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Weihe Oldenburgs an die Neue Eva


Von Josef Maria Mayer


Dein Lied hat mir sehr, sehr wohlgetan, besonders die letzte Strophe. Nicht wahr, lieber Bruder! diese letzte Strophe gehört zu denen, wo man den verhüllten Gottheiten der Philosophie den Schleier lüpft?“

(Hölderlin)



1


O Neue Eva, ich weihe dir

Die Kirche Unserer Lieben Frauen,

Anbetend sinken nieder wir,

Die Schlange am Kreuze zu schauen!


Anbetung und Lobpreis der Goldenen Schlange,

Mit feuriger Zunge schenkt sie uns Heil,

Erhöht erhebt sie ihr Haupt an der Stange,

Gen Himmel ragt die Stange steil!


Ich sehe der Goldenen Schlange Zunge

Weise züngeln wie feurige Flammen

Und Leidenschaft Gottes im Überschwunge

Kommt feurig über uns allzusammen!


Die Explosion der Liebe als Knall

Streut leuchtende Funken wie Atome,

Die Leidenschaft Gottes wirkt im All

Und lodert in Unserer Frauen Dome!


Hier opfere ich der Geliebten Leib,

Der Liebsten Seele dem Höchsten Gut,

Zu Gottes Körper wird das Weib,

Ihr Herzblut wird zu Gottes Blut!


Und weil ich geopfert die irdische Liebe,

Die göttliche Liebe darf ich empfangen!

Die göttliche Liebe mit schmachtendem Triebe

Ist lustvoll in mich eingegangen!


O Neue Eva, du spendest das Leben,

Ich weih dir den Heiland, die Schlange!

Die Schlange hat mir die Feige gegeben,

Daß ich Erkenntnis in Liebe empfange!


O Felix Culpa, o selige Schuld,

Glückselig-paradiesische Sünde,

Daß ich im göttlichen Minnekult

Die Ewige Weisheit im Inneren finde!


Geheimnisvolle Freundin mein,

Geliebte im Mysterium,

Die Ewige Weisheit geht in mich ein,

Ich küsse mein Evangelium!



2


O Neue Eva, Sankt Willehad

Hat einen Hirten mit Himmelsschlüssel,

Beim Körper der Ewigen Liebe er lebt,

Dem weißen Brot auf der goldenen Schüssel.


Beim feurigen Blut der Ewigen Liebe

Er lebt als heiligtrunkener Zecher

Und hebt anbetend mit heiligem Triebe

Des Eviers Blut im goldenen Becher!


Hier kommt meine Sündenschuld, die feuchte,

Wahnsinnige Begierden, die frechen,

Ich stöhne und seufze flüsternd die Beichte,

Die Liebe kommt, mich freizusprechen.


Was ist die Sublimierung der Triebe

Und wie wird jemals der Freier keusch?

Nun lehre mich, o Ewige Liebe,

Und peitsche mit der Peitsche mein Fleisch!


Schau nicht nur nach den Brüsten des Weibes,

Den weißen, nackten, quellenden Brüsten,

Nicht nach erotischen Reizen des Leibes

Und erogenen Zonen lass dich gelüsten!


Und denk nicht nur an des Weibes Schoß,

Des süßen Schoßes gespaltene Feige!

Ist auch die Macht der Schoßes groß,

Als Geist nur in Frau Schönheit zeuge!


Du schau der Dame Genius

Und ihre göttliche Frauenwürde!

Erbitte geistig den Musenkuß

Und hilf ihr tragen des Kreuzes Bürde!


Vertrau auf das Evangelium,

Des Minne-Papstes Exempel schau,

Sprich: Totus tuus ego sum!

Madonna ist dir die Große Frau!


Nicht: Ewig lockt das Weib den Mann...

So blase nicht die Knochenflöte!

Das Ewigweibliche zieht uns hinan...

So folge deinem Großvater Goethe!



3


O Neue Eva, Christopherus

Trug auf den Schultern das Jesuskind,

O Neue Eva, ich grüße den Gruß,

Wie glücklich wir wie Kinder sind!


O Neue Eva, Christopherus

Breit über die Kinder die heilige Schirmung!

In seiner Kappelle voll Gottesgenuß

Empfing ich die überselige Firmung!


Ich sprach der Apostel Glaubensbekenntnis

Mit Neuen Ewigen Bundes Levi:

O Ewige Einheit, mein Geständnis,

Jahwe-Eva, Jesus-Eva, Ruach-Evi!


Der Priesterkönig Johannes dort

Dem Evangelischen Konvertiten

Die Göttin Sprache empfahl, das Ewige Wort,

Und segnete mich nach römischen Riten.


Die Gemeinde klatschte Applaus,

Der Priesterkönig Johannes da

Wie Gottvater donnernd sprach im Gotteshaus

Sein: Tu dich auf! sein: Effata!


Der Priester Johannes in seiner Albe

Bestrich mir mit Chrisam-Myron die Stirne,

Ein Andrer Messias ich durch die Salbe,

Empfangen im Schoß Ecclesias, Gottes Dirne!


Aufjauchzend meine Seele preist

Die Ewige Liebe im Großen-Ganzen,

Der Himmel sah mich mit dem Geist

Auf goldenen Gassen bacchantisch tanzen!


Im Arme goldener Rosen Strauß,

Ich gab mich ganz der Geliebten hin,

Die Seele saugt sie mir aus dem Leibe aus,

Sie, meines Lebens Mörderin!


Champagner spritzt aus dem Flaschenhals

Und schäumend strömt in den dürstenden Becher!

O Neue Eva, Herrin des Alls,

Ich bin dein heiligtrunkener Zecher!



4


O Neue Eva, ich weihe dir

Die heilige Kirche Sankt Peter,

Hier heulte ich den Jammer aus mir

Vorm Vater, dem Vater der Väter.


Hier heulte ich schluchzend Rotz aus der Nase

Und weinte schreiend blutige Tränen!

Ach, das war eine Kreuzes-Ekstase!

Ein Fegefeuer in meinen Venen!


Hier litt ich der Gottlosen Todesangst,

Die Angst vor der totalen Vernichtung!

O Jesus, der du am Kreuze hangst,

Dein großer Liebesschmerz ist nicht nur Dichtung!


Hier stieg ich in die Hölle hinab

Und litt die ewige Qual der Verdammten!

Die Gottlosen fielen in das Grab,

Darin satanische Würmer flammten!


Hier hat mich Gott der Vater geprügelt!

Gott hat mich windelweich geschlagen!

Er hat mich mit dem Kreuze versiegelt!

Gott verstopfte die Ohren meinen Klagen!


Hier schrie ich: Gott, was tust du mir an?

Hier schrie ich: Gott, du hast mich verlassen!

Hier war ich der elendste Gottesmann,

Gottvater kam, mich heftig anzufassen!


Hier hab ich mich in der Leiden Sturm

Ergeben Gott, der nicht zu mir guckt!

Hier war ich kein Mensch mehr, hier war ich ein Wurm,

Hier hab ich meine Seele ausgespuckt!


Hier brannte meine Liebe erneut,

Entflammt im gekreuzigten Seelengrund!

Hier gab ich der Herrin, was sie erfreut,

Sankt Aphroditissa den Muschelmund!



5


O Neue Eva, du hast gesagt:

Ich liebe alle Menschenkinder!

Demütig, sanftmütig bist du, o Magd,

Liebst alle Indianer und Inder!


So liebst du auch meine Seelensöhne,

Die waren mit mir in Sankt Stephanus,

Sie hörten der Orgel heilige Töne

Und lauschten den Flöten voll Genuß.


Die Königin der Musikinstrumente

Gleicht einem ganzen Musikorchester.

O Neue Eva, Herrin der Elemente,

Du bist meine Freundin und Schwester.


Mein Lieblingsknabe nach meinem Herzen,

Sein Name ist: Der Liebling Gottes,

Er kam, um mit mir heilig zu scherzen

Ohne die Essig-Galle des Spottes.


Er sagte: Ich bin Jesus, ich bin Gott!

Da nahm mich Jesus bei der Hand,

Er küsste die Hand mir ohne Spott

Und ging mit mir durchs Oldenburger Land.


Da war ich Josef, der Pflegevater,

Mein göttlicher Pflegesohn sagte da:
Das Leben ist ein Spiel, ein Theater,

Nun lehre mich die Bedeutung des A!


Ich sagte: Der erste Strich, sagt der Glaube,

Ist Vater, der zweite Strich ist der Sohn,

Der Querstrich ist der Geist, die Taube,

Die Gottheit lebt in der Kommunion.


Der Vater nämlich liebt den Sohn,

Der Sohn liebt ebenso den Vater,

Der Heilige Geist in der Union

Ist die Liebe zwischen Gott und dem Wunderrater.


O Neue Eva, du hast gesagt:
Die wahre Gottheit ist nicht einsam!

O Neue Eva, Gottes Magd,

Mann und Frau bilden Gott ab gemeinsam!


O Neue Eva gebenedeit,

Des Nachts ich betete dieses Gebet:
Du Spiegel der Dreifaltigkeit!

Du Becher der Liebes-Trinität!



6


O Neue Eva, ich weih dir den Tempel,

Der da benannt nach dem Heiligen Geist.

Maria ist des Geistes Exempel,

Mein Geist die Mutter Maria preist!


Ich trete in den Tempel ein

Und rieche die süße Weihrauchwolke,

Ich lieg mit dem Antlitz auf dem Stein,

Die Bänke leer vom alten Volke.


Ich trete vor Marias Mosaik,

Die bunte Ikone von Byzanz,

Die Mutter schaut mit warmem Blick

Auf ihrer betenden Kerzen Glanz.


O Mutter mit den warmen Augen,

Die mich so warmherzig-liebevoll grüßten!

O Große Mutter, laß mich saugen

An deinen barmherzigen Brüsten!


Die Kirche ist dunkel, es ist die Nacht,

Im Tabernakel das Seelenfutter,

Ich höre die Stimme Gottes, der wacht,

Gott spricht: Ich bin deine liebende Mutter!


Ich bin in diesem Tempelgebäude

In gegenwärtiger Gottheit groß,

Ich finde im Elend des Trostes Freude,

Geborgenheit in Gottes Mutterschoß.


O du der finsteren Gottheit Nacht,

Du finsteres, übermäßiges Licht,

Ich hab im Heiligen Geiste gedacht,

Ich schaute Gottes Angesicht!


Ich schaute das Angesicht meines Gottes,

Ich schaute im Spiegel ohne Trübe,

Ich sah die Gottheit, trotz allen Spottes,

Das Antlitz der göttlichen Mutterliebe!


O Große Mutter Gott! Gesegnet

Seist du, der ich dir danken muß,

Denn als ich der Ewigen Mutter begegnet,

Spürt ich des Heiligen Geistes Kuß!



7


O Neue Eva, ich weihe dir

Der Taube Universität.

Frau Weisheit fand ich verborgen hier,

Die unsichtbar-sichtbar vor mir steht!


Ich lernte in der Bibliothek

Die nackte Schönheit der Antike,

Sappho wies mir der Liebe Weg,

Parmenides mir den Weg der Dike.


Catull und Ovid von der Liebe sangen,

Von Weisheit sangen Horaz und Vergil.

Dann schaut ich Kretas Göttin der Schlangen,

Kretas Lilienprinzen im Liebesspiel.


Antigone wurde des Todes Braut,

Odysseus diente der Tochter Zeus.

Isis im Schleier hab ich angeschaut,

Ja, Isis ohne Schleier voll Reiz!


Ich war im Matriarchat der Großen Mutter,

Der Großen Göttin und ihres Sohn-Geliebten!

Ich war im Gelobten Land von Seim und Butter

Und fand die Trösterin der Betrübten,


Die katholische Jungfrau Maria

Fand ich im makellosen Dogma!

Als Wolke überm Meer sah sie Vater Elia,

Ich sah in ihr die göttliche Chockmah!


Ich lernte die Weisheit der Kabbala

Vor dem Bilde der Morenita!

Ich schaute die himmlische Schechinah,

Braut Jahwes und Unsre Matronita!


Jahwe sah ich als Salomo

Und Schechinah sah ich als Sulamith,

Der Herr und Seine Herrlichkeit, A und O,

Sangen der Liebe Hohes Lied!


In meiner Frau und Mutter Maria

Sah ich im katholischen Dogma

Gott als meine Freundin Sophia,

Gott als meine Mutter Chockmah!



8


O Neue Eva, dir sei geweiht

Das Oldenburger Fürstenschloß,

Du mein Fürstentum benedeit!

Mein Fürstentum dein himmlischer Schoß!


Unten im Keller ist das Kloster

Mit der Taufe gebenedeitem Becken,

Hier betet der Pate sein Paternoster,

Gottes Leben im Kind zu erwecken!


Hier steht die Heilige Katharina,

Jungfräulich, wie die Heiligen sind,

Ihr half die himmlische Madonnina,

Sich zu verloben dem Jesuskind.


Dann steigen wir in die Welt der Ritter,

Die Knappen sehen die Rosse tanzen,

Die Ritter bis zum letzten Lanzensplitter

Brechen für ihre Damen die Lanzen!


Dann steigen wir in den Tempel der Kunst,

Verneigen uns vor dem Haupte von Goethe.

Salomo spricht: Ist alles eitel Dunst!

Goethe spricht: Doch bleibt die Flöte!


Hier seh ich den Vater Anakreon,

Der Knabe Eros an seiner Seite!

Anakreon spielt sein Psalterion:
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide!


Der Knabe Eros ist schön und nackt,

Noch schöner aber die himmlische Mutter,

Madonna Aphroditissa im Akt,

Die Brüste quellen wie weiße Butter!


Gott Eros ist ja das Jesuskind,

Das lehrte mich der Priester Levi.

Aphrodite, nackt wie Göttinnen sind,

Aphrodite ist meine Evi!



9


O Neue Eva, dir will ich schenken

Der Naturweisheit schönes Museum.

Das Jesuskind soll meine Schritte lenken

Zum großen Choral des Tedeum!


Vorm Museum lauert die Sphinx,

Ganz Katze und Frau mit bloßen Brüsten,

Rechts eine Brust und eine Brust links,

Mir will es, das Rätsel zu lösen, gelüsten!


Der Jesusknabe führt mich in die Höhle,

Die dunkle Felsenhöhle der Eiszeit.

Hier schaut meine ewigkindliche Seele

Die Große Muttergottheit der Weisheit!


Gebenedeites breites Becken!

Gebenedeite große Brüste!

Dein breites Becken ein offener Becher!

Die quellenden Brüste paradiesische Lüste!


Das Jesuskindlein wird immer leiser

Und stiller wird es um Gottes Sohne.

Mit seinem Falken schau ich den Kaiser,

Mit Minne-Handschrift und goldner Krone.


Der Kaiser ist nicht wie andre Kerle,

Der Kaiser allein trägt die goldene Krone

Mit Gold und Rubin und keuscher Perle,

Die Krone bekam er vom Gottessohne.


Hier schau ich auch der Kaiserin

Mit Perlen geschmücktes Diadem.

Nun führt mich der Jesusknabe in

Den Schoß der Tochter Jerusalem!


O himmlische Tochter Jerusalem,

Dein Mutterschoß ist voller Gnade!

Von Jaspis ist dein Diadem,

Saphir, Kristall und Perle und Jade!


Ich habe die Tochter Jerusalem

Auf Erden schon glorreich angeschaut!

Wem aber bleib ich auf Erden, wem?...

Doch kommt sie bald, die himmlische Braut!



10


O Neue Eva, dir vertraue

Ich die Friedhöfe dieser Stadt,

Segne sie lächelnd, Liebe Fraue,

Ich bin ja lang schon lebenssatt!


Hier der katholische Friedhof dein,

Hier wandre ich mit des Hirten Stab.

Wird hier einst ruhen mein Gebein,

Mein Körper schlafen in Mutter Grab?


Auch Hiob nennt das Grab seine Mutter,

Den zuckenden Wurm nennt er seine Schwester.

Laß mich ins Land von Seim und Butter,

Der Schönen Liebe Taubennester!


Auf meinem Grabstein zu meiner Wonne

Soll stehen des Weibes Marmoridol,

Ein Bild der allerschönsten Madonne,

Der Schönen Liebe Realsymbol.


Tragt auf den schwarzen Marmorstein

In Goldschrift meiner Taufe Namen:
Gottes Hammer bin ich, Stein,

Wort Gottes ist Gottes Hammer. Amen.


Den aristokratischen Friedhof auch

Will ich dir weihen, du mein Richter,

O Neue Eva, mein Lebenshauch,

Hier ruht begraben der Heimatdichter.


Hier ruht die Prinzessin im Mausoleum,

Es rauschen die Lebensbäume, Thuja,

Erzengel Michael singt Tedeum,

Erzengel Gabriel Halleluja.


Ich weih dir auch die Familiengruft

Der vielgeliebten Familie Becker,

Gib ihnen Leiber im Kleid aus Luft,

O süßer Jesus, unser Auferwecker!


Den Auferstehungsfriedhof ich weihe

In meiner leidenschaftlichen Trauer

Dir, Neue Eva, befreie, befreie

Uns von der steinernen Todesmauer!


Ein Loch ist in der Todesmauer,

Durchs Kreuz schau ich in Paradiese:
Die Hütte der Liebe schaut der Schauer,

Madonna liegt auf der Krokuswiese!



11


O Neue Eva, dir will ich weihen

Des zwölften Pius Hospital,

Wo Seelen in schrecklicher Todesangst schreien,

Schreiten durchs finstere Todestal.


Der Zwölfte Pius, der Engelgleiche,

Weihte Liebfraue die ganze Welt,

Er weihe auch heute die deutschen Reiche

Der Neuen Eva im Himmelszelt!


Ich sah des Kosmos Königin

In frommen Vaters Pius Kapelle,

Sie sprach: Ich bin die Knotenlöserin,

Bet Rosenkränze in deiner Zelle!


Ich bin die Knotenlöserin

Und löse des Verhängnisses Knoten,

Gib ganz dich meiner Vorsehung hin

Und weih mir den Lebensfaden der Toten!


Dann sprach die Knotenlöserin:
Maria war einst auf Erden mein Name,

Die jetzt ich die Große Fraue bin,

Der ganzen Menschheit Schöne Dame!


Dann flüsterte lieblich die schöne Frau,

Und was sie geflüstert, war das:
Den Christen von Deutschland ein Wort ich vertrau:
Gott ist Mater Caritas!


Teresa ruf ich von Kalkutta,

Die Missionarin der Nächstenliebe.

Caritas, die Große Mutter,

Dürstet im tiefsten Seelentriebe,


Caritas, die Große Mutter,

In Seelen der Armen nach Liebe dürstet!

Teresa, die Kali von Kalkutta,

Hat Mater Caritas heilig gefürstet.


So ruf ich auch Hildegard von Bingen

Mit ihrer Weisheit der Medizin.

Wie sie will ich Mutter Caritas singen!

Die Ehefrau Gottes liebt ehelich Ihn!



12


O Neue Eva, dir will ich weihen

Die Frömmler und häretischen Ketzer.

Jesus möge ihnen verzeihen,

Ihnen, des mystischen Leibes Verletzer!


Der Lobpreis Israels laut ertöne,

Geist Gottes, sei willkommen, willkommen!

Geist Gottes, gib den Liebeskuß

Deiner demütig-sanftmütig Frommen!


Komm, Heiliger Geist, erleuchte die Herzen,

Die Herzen, die an Jesus glauben!

Seid weise wie Schlangen im Tal der Schmerzen,

Seid liebevoll friedlich wie Turteltauben!


Geist Gottes, ich preise deine Braut,

Erleuchte sie im Seelengrund!

Geist Gottes, ich habe selig geschaut

Der Braut gebenedeiten Mund!


O Mund der Neuen Eva, du Rose,

O Mund der Neuen Eva, du Blut,

O Mund mit Lippen makellose,

O Mund mit Lippen voll Liebesglut,


O Mund der Neuen Eva, Rubin,

O Mund der Neuen Eva, Granat,

O Mund, mit Perlenschnur rosin,

O Mund, rot wie Granatapfelsaat,


O Mund mit feuriger Zunge lecker,

O Mund mit beißender Zähne Reihe,

O Mund, des Toten Auferwecker,

O Mund, dass dich dein Freier freie,


O Mund mit geistlichen Zungenküssen,

O Mund mit deiner feurigen Zunge,

O Mund, du Wollust voll von Genüssen!

(Mund! Enger Muschelmund! Ewig-Junge!)



13


O Neue Eva, gedenke, gedenke,

Gedenke du der Glatzer Straße,

Zum siebenten Hause die Schritte lenke,

Schon erglüh ich in Liebesekstase!


Die Geliebte war die Madonne,

Ich kam als heiliger Josef an,

Zimmermännin war meine Wonne,

Ich ihr Gehilfe und Zimmermann.


Wie herrlich hielt die schönste Madonne

In der Hand den mächtigen Hammer!

Hier meine Süßigkeit, meine Wonne,

Errichtete ihre siebente Kammer!


Ich wollte nur im Obergemach

Der romantischen Wohnung Marias

Ein kleines Kämmerlein haben, ach,

Ich wollte sein wie Vater Elias.


Zum Obergemach ich reichte die Latte

Und meine Geliebte nahm sie an

Und lächelte: Du mein mystischer Gatte,

Ob dieser Balken fest stehen kann?


Ich sagte: Bist du da, meine Wonne,

Wird ewig meine Kraft nicht ermatten!

Da lachte charmant die süße Madonne,

Sitzend auf des Bettes Matten.


Ich sah im Geist ihr Brautgemach,

Des Himmelsbettes gehauchten Schleier,

Im Geist lag ich bei der Geliebten, ach,

Und spielte ihres Leibes Leier.


Halbgöttlich, griechisch-antik und nackt

Im Bett lag die makellose Madonne:
Ich lade dich ein zum Liebesakt,

Flüsterte lüstern meine Wonne!



14


O Neue Eva, der Glatzer Straße

Siebentes Haus will ich dir weihen,

Sieh, wie Mann und Frau in Ekstase

In spiritueller Kopulation sich freien!


Schau hier bei der Arbeit die schöne Frau,

Die Zimmermännin mit dem Pinsel,

Schau hier den weisen Mann in seliger Schau

Verzückt auf der Glückseligen Insel.


Schau hier den weisen Mann mit Ohren

Des Herzens, die flüstern hören können,

Er kann von der Frau, die sein Herz erkoren,

Das Flüstern geheimer Gedanken erkennen.


Schau hier den weisen Mann im Beruf

Des Dienstes seiner schönen Dame,

Er hört aus der Ferne ihren Ruf,

Was sie ruft, ist des Liebsten Name.


Die schöne Dame in innerer Not

Rief geistig flehend des Freiers Namen,

Er eilte fliegend auf ihr Gebot,

So dass sie beide zusammenkamen.


Da lag sie weinend in seinen Armen,

Schwarze Madonna der Melancholie,

Sein Herz zerschmolz vor süßem Erbarmen,

Ihm schenkte ihre Tränen sie.


So lehrt es Frau Weisheit katholisch-platonisch:
Herr Geist zeugt Frau Schönheit im süßen Schoß.

Die dummen Spötter grinsen ironisch,

Doch dieser Eros ist makellos.


Herr Geist zeugt mit geistlicher Zeugungspotenz

In seiner Herrin Schönheit Schoß.

Frau Schönheit in offenbarer Evidenz

Empfängt vom Geiste spirituell-makellos.


Die Frucht der Gedanken in weiser Zucht,

Des Geistes Potenz in der Schönheit Reich,

Ist hochgebenedeite Frucht,

Der Traube und dem Brotlaib gleich.



15


O Neue Eva, ich weihe dir

Der Ulme weiße Villa, dort

Saß die Geliebte lauschend vor mir,

Empfing im Muschelohr mein Wort.


Ein schwarzer Priester von Notre Dame

Sprach ich Ägyptens Hieroglyphen,

Der Priester und La Plus Belle Des Femmes

Zu Notre Dame Noire riefen.


Beschwörungen sprach ich in meiner Psychose,

Ich, Papst der Minne, der andere Kefa,

Eins mit der Geliebten in Metempsychose,

Wir waren ja weiland Adam und Eva!


Eva, du heiße Lauscherin,

Schamröte glüht auf deiner Wange,

Schaumweiße Traube, Berauscherin,

Deine Sehnsucht war die Schlange!


In seliger Vorwelt leben wir beide

Wie Schlomo vereinigt mit Schullamyth,

Hier feiert Hochzeit die Braut in der Seide,

Der Bräutigam singt sein Liebeslied.


Ob auch der Priester in schwarzer Beschwörung

Flüstert Ägyptens Hieroglyphen,

Der Mann und seine geliebte Betörung

Durch goldene Gassen Jerusalems liefen.


Sei gegrüßt, Geliebte, mein Schatz,

Begehrenswerte Frau, o Eva,

Wir tanzen noch auf dem himmlischen Platz

Jerusalems als Madonna und Kefa.


Verheißung des Paradieses bist du,

Verheißung zu sein ist deine Gnade,

Verheißungsvoll lächelst du reizend mir zu,

Verheißung vom Scheitel bis zur Wade!


Verheißungsvolles Lächeln der Frau,

Verheißungsvoller lüsterner Leib!

Ich lebe schon in seliger Gottesschau,

Die göttliche Schönheit schau ich im Weib!



16


O Neue Eva, ach, abgefallen

War ich von deinem Mutternabel

Und musste einsam weinend wallen

An den Wassern der Tochter Babel.


Die schamlose Tochter Babel sprach:
Von Tochter Zion sollst du mir singen!

Doch weil der Schmerz das Herz mir brach,

Schlaff hingen meine Adlerschwingen!


Da erbarmte sich das Erbarmen

Der Ewigen Liebe in Venus’ Provinz,

Da liebend lag in meinen Armen

Der kleine Amor, mein süßer Prinz!


O Neue Eva, ich weihe den Prinzen

Deinem Mutterherzen, den Amor,

Er stammt aus der Venus Himmelsprovinzen,

Sein Herz von Feuer und nicht von Marmor.


Dreimal-unselig Ich-liebe-dich-nicht

Die grausame Minnefeindin sprach!

Gekreuzigte Liebe, das Herz dir bricht,

Gekreuzigter Eros, das Herz dir brach!


Gott Amor kam mit himmlischem Trost

Und sprach zum hässlichen Quasimodo,

Dieweil er ihn geküsst und liebkost:
Du bist mein Vielgeliebter, Dodo!


Gott Amor jauchzte vor Freude auf,

Wenn der Liebesdichter kam,

Er flog auf ihn zu mit stürmischem Lauf,

Der Dichter den Gott in die Arme nahm.


Der Dichter den Gott an den Busen drückte,

Die Brust des Gottes süßer als Frauenbrüste!

Der Dichter dem Gott in die Augen blickte,

Der Gott dem Dichter die Lippen küsste!


Gott Amor hat mich liebend liebkost,

Da meine Feindin das Herz mir gebrochen,

Gott Amor küsste mit Lippen voll Trost

Den Adler, der am Boden gekrochen.


Gott Amor sei gebenedeit,

Wie selige Götter gesegnet sind!

O Neue Eva, erhabene Maid,

Ich weihe dir das göttliche Kind!



17


O Neue Eva im bunten Thron,

Deinem süßen Herzen, du Schöne,

Ich weihe meinen Lieblingssohn,

Den Liebevollsten der Seelensöhne.


Der Knabe wohnt am Weg der Hasen,

Wo die fruchtbaren Hasen hoppeln,

Die sich begatten auf dem Rasen

In verschlossenen Weidekoppeln.


O Neue Eva, wenn du sagst:
Ach mein Weggefährte, Gottes Hammer!

Dann fühl ich, dass du mich liebst und magst,

Ich fühls in meines Herzens Kammer.


Und wenn mein Lieblingsknabe im Jubel

Meinen Namen ruft: Liebster Dodo!

Dann bin ich Narrenpapst im Trubel,

Bin in Notre Dame Quasimodo!


Wer ist denn dieser Lieblingsknabe?

Ich habe Hurenkinder von Huren!

Das liebste Hurenkind, das ich habe,

Ist der Pollux der Dioskuren!


Im Zeichen der Zwillinge fährt mein Boot,

Die Zwillingsbrüder führen mich süß,

Doch Kastor steigt hinab in den Tod

Und Pollux auffährt ins Paradies!


O göttlicher Pollux, du Zwillingsgott,

Jauchzend springst du ins Paradies!

Trotz Satans und der Frau Torheit Spott

Schaust du die Schöne Liebe süß!


O göttlicher Pollux, in deiner Verzückung

Umarmst du die Wonneparadiese!

Ewige Begierde, ewige Beglückung

Schaust du auf der Krokuswiese!


Ewiges Schmachten, ewiges Sehnen,

Ewige Stillung und Befriedigung!

Wehe! Ein Feuer in meinen Venen!

Wehe mir in meiner Erniedrigung!



18


O Neue Eva, ich weihe die Magd

Schoschanna dir in ihrer Demut.

Unsrer lieben Freundin geklagt

Hab ich der wilden Wollust Wehmut.


Unsre liebe Freundin, die Magd

Mit Demut und Sanftmut in ihrem Herzen,

Hörte, wie ich seufzend geklagt,

Jammernd und weinend im Land der Schmerzen!


Die Gnade ihrer Freundschaft war

Und ihre schwesterliche Bitte,

Daß ich die Liebe offenbar

Und ihr zu Füßen ausgieße, ausschütte!


Ich hörte ihre süße Stimme

Und befreite mich von der Last!

Ach, berge mich vor des Vaters Grimme,

Wenn ich all mein Erbe verprasst!


Verbirg mich vor des Vaters Zorn

Und seines Zornes Sündenstrafe!

O Neue Eva, mein Freudenborn,

Gib, dass ich bald im Garten Eden schlafe!


O Neue Eva, ich weihe Rastede dir,

Das Fürstentum der Fürstin Schoschanna.

Hier saß Schoschanna neben mir

Und teilte mit mir das leckere Manna.


Hier seh ich schon auf der grünen Erde

Beim Schloß der Schönheit die Lebenswiese,

Hier seh ich schon die weißen Pferde,

Die wir reiten im Paradiese!




19


O Neue Eva, ich weihe dir

Das Nachdurst-Viertel mit Teich und Park.

Hier eilte der liebe Freund mit mir,

An Peters Seite Johannes Mark.


Ich weihe dir den Freund und Bruder,

Den Forscher mit der denkenden Stirne.

Er schmähte dich nie, mein göttliches Luder,

Er lästerte nie dich, göttliche Dirne!


Wir sprachen über die Philosophie

Der Natur und die Evolution.

Ich schaute an die ewige Freundin Sophie

Im All auf ihrem göttlichen Thron.


Unsre Freundin Hildegard,

Die heilige Hildegard von Bingen,

Sprach vom Ur-Ei idealer Art,

Der Mutter von Myriaden Dingen.


Gott legte am Anfang das Ur-Ei nieder

Und blies ins Ur-Ei die Intelligenz.

So wurden alle lebendigen Glieder

Der Anima Mundi in Evidenz.


Ich sprach, als wär ich der Weisheit Heros,

Und lehrte die Weisheit aus Orpheus’ Schule:
Im Ur-Ei thront der göttliche Eros,

Die Schöpfung lebt von seinem Gebuhle!


Gott Eros mit dem schöpfrischen Triebe

Und lodernder Leidenschaft Überschwall

Glüht in der Schöpfung als göttliche Liebe,

Eros treibt an die Evolution im All!


Gott Eros, göttlicher Urschönheit Sohn,

Schafft mit schöpfrischem Triebe groß

Im Kosmos durch Amorisation

Und führt den Kosmos heim in der Urschönheit Schoß.


Wir sprachen auch vom Dichter Lukrez,

Dem Dichter der Didaktik von Rom.

Der Zufall regiert das Weltgesetz

Und keine Gottheit regiert das Atom?


Lukrez, du Philosoph der Natur,

Weise sind von verschiedenen Arten.

Heut will ich feiern mit Epikur

Das Höchste Gut der Lust in der Freundschaft Garten!



19


O Neue Eva, mit meinem Chinesen

Sprach ich an unserm Kattenbarg

Von der ewigen Weisheit Wesen,

Vom Vater und vom Sohne stark.


Doch dass ich die Geliebte dir bringe,

Die asiatische Madonnina,

Rühre mich an des Schwanen Schwinge,

Denn ich singe die Dame von China.


Komm mit dem Weine, o mein Li-Bai,

Laß uns den Jammer ersäufen im Becher!

Der Mond und der Schatten stehen uns bei!

Wahre Poeten sind immer Zecher!


Berate mich, weiser Bo Djü-I,

Der du deiner Putzfrau vorgelesen!

O wie sie mich reizt und plagt und wie

Ich elend liege und kann nicht genesen!


Wer ist denn diese betörende Maid,

Sie, meines Herzens Königin,

Ist sie Mutter der Barmherzigkeit,

Chinas Madonna Guan Yin?


Ist sie Chinas schönste Frau,

Ist sie die liebreizreiche Hsy-Shy?

Entzückende Reize ich an ihr schau,

Liebreiz der göttlichen Schönheit ist sie!


Ist sie die Königinmutter im Westen,

Sabas Königin, Hsi Wang Mu?

Ich sah sie tanzen auf seligen Festen

Und sah entzückt der Zauberin zu.


Ist sie des Kaisers Lieblingskonkubine,

Die Lieblingsgeliebte im Konkubinat?

Ihr Kleid ein Hauch von Crepe de Chine!

Die reizende Schönheit zerstört noch den Staat!


Nein, sie ist nicht Lady Yang Gue-fei!

Sie ist Ai-Wei, die Beifuß-Rose!

Ich weihe dir Ai-Wei, weihe dir Evi,

Die reizende Eva, die fleckenlose!



20


O Neue Eva, die Tilsit-Straße

Und meine Zelle ganz ist dein!

Von Mondenphase zu Mondenphase

Ich mische meine Tränen mit dem Wein.


Heut trat zu mir tyrannisch Cupido,

Cupido, ein Knabe in süßer Zierde:
Umsonst begehrst du, Dodo, deine Dido,

Zum Fegefeuer wird deine Begierde!


Was hat mir Cupido doch zugemutet?

Er durchbohrte mich mit den Pfeilen!

Ich wurde gepeinigt und bin verblutet,

Doch die Geliebte will mich nicht heilen!


Cupido jagt mich durchs Fegefeuer,

Durchs Fegefeuer der Sinnlichkeit!

Sündenstrafe dem Minne-Abenteuer

Ich in grausamen Feuern leid!


Ich schaue von fern die Schönheit Gottes,

Ich schaue von fern das Paradies!

Cupido mit der Essig-Galle des Spottes

Mischt mir den Rotwein honigsüß!


Ich schau die paradiesische Wonne,

Ich schaue Gottes herrlichen Leib,

Schau Gottes Antlitz als strahlende Sonne,

Schau Gottes hochzeitliches Weib!


Doch darf ich nicht ins Paradies,

Ich bleib in der Verbannung Exil,

Ich sehe die Glückseligkeit süß

Und darf nicht in das Hoffnungsziel!


Auf dem Berge Nebo steh ich als Mose

Und schaue den Garten der Verheißung,

Ich seh den Schoß der mystischen Rose,

Schmerzlich entringt sich mir höchste Lobpreisung!


Ich schaue sie schon, die himmlische Braut,

Die mystische Freundin fleckenlos,

Doch werde ich ihr noch nicht angetraut

Und darf noch nicht in den liebenden Schoß!


Cupido muß ich erst überwinden,

Der Gott der Begierde ist mein Feind,

Dann werde ich die Wahre Venus finden,

Wenn die Neue Eva erscheint!



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O Neue Eva, du hast gesagt:
Wer erschauen will der Weisheit Macht,

Muß als Gottes Knecht oder Magd

Wandern durch die dunkle Nacht!


O Herrin, ich höre deine Befehle,

Neue Eva, in deiner Liebe Gewalt:
Ich muß durch die dunkle Nacht der Seele,

Ich muß durch den finsteren Lebenswald.


So Beatrices Dichter bekannte,

Der sang der Liebe neues Leben,

Vom Apostolischen Lehrstuhl sprach Dante:
Vom Wald aus wirst du gen Himmel schweben.


So weihe ich dir den Bürgerbusch,

Ich will den reichen Bürgern nicht fluchen,

Ich schleiche als Schatten hindurch im Husch,

Verseufze die Seele bei Kiefern und Buchen.


Der Liebesseufzer finsterer Wald,

Mit Seufzern füllte dich meine Liebe,

Aus meinen Seufzern gewinnst du Gestalt,

Seufzer sind alle Frühlingstriebe.


Ich flieg durch den Wald wie ein starker Phönix,

Wenn ich zur Geliebten fliege

Als wie zum Thron des Himmelskönigs,

Wo ich als Triumphator siege!


Wenn ich von der Geliebten komme,

So seufz ich meine Seele aus,

Ein Himmel auf Erden war mir die Fromme,

Nun muß ich ins einsame Klosterhaus.


Ich schaute schon den Himmel auf Erden

Und muß doch wieder zurück ins Gefängnis.

Wie soll mir jemals selig werden

Im Körperkerker, in der Trübsal Bedrängnis?


Die Neue Eva lächelnd sprach:
Die Gnade erbat ich dir, Vielgetreuer,

In der Verbannung der Erde, ach,

Schon zu leiden im Fegefeuer!


Mein Evier, reiche den Becher mit Wermut,

Gekreuzigten Eros’ Evangelium!

Ich willige ein in die nachtschwarze Schwermut,

Ich leide freudig im Purgatorium!



23


O Neue Eva, dir will ich weihen

Den Garten der Geliebten, den zarten,

In diesem Garten will ich dich freien,

In diesem verheißungsvollen Garten.


O Prediger, von der Kanzel verkünde

Und hämmere auf die Gemeinde ein:
Euer Leib sei kein Werkzeug der Sünde,

Der Leib soll ein Garten für Jesus sein!


Gepriesen sei die Rosenpforte,

Rot sind die Früchte der Hagebutten,

Ich meine, es leben am seligen Orte

Große Eroten und kleine Putten.


Gepriesen sei die Krokuswiese

Und Lob dem Beet mit den roten Tulpen,

Der Schönen Dame im Paradiese

Der Ritter diene mit Sporen und Stulpen.


Geheimnisvoller Iris gewogen

Bin ich und orangenem Mohn.

Die Engel über den Regenbogen

Kommen und gehen zu Gottes Thron.


Die weißen, roten, goldenen Rosen

Öffnen die Kelche für die Falter.

Der mystischen Rose, der makellosen,

Stimm ich meinen harmonischen Psalter.


Gras ist das Volk, das Fleisch ist Gras!

Ich liege selig im grünen Grase,

Da ich im Propheten las:
Ruach ha kadosch, komm und blase!


Da rauschte herbei die Turteltaube,

Herbei ein Turteltaubenpaar,

Sie girrten in der Gartenlaube,

Gurrten von Liebe offenbar.


Da küssten die Falter die Rosenkelche,

Der Blütenschoß empfing den Bienenstachel.

O du verheißene Aue, welche

Jakob sah leuchten in den Augen der Rachel!


Die Geliebte selbst ist der Garten,

Die Geliebte selbst ist die Blume.

O Schicksal, geduldig will ich warten,

Bis ich leben darf im Heiligtume.



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O Herrin, in meines Vaters Hause

Sind viele wunderschöne Wohnungen!

Ich bin noch im Körperkerker, der Klause,

Und warte auf der Liebe Belohnungen!


Schau, vor der Wohnung im hohen Tor

Die Geliebte lächelnd mich grüßte!

Aus dem weißen Kleide schauten hervor

Die prallen milchweißen Wonnebrüste!


Die Geliebte zur Wiese sich bückte,

Von der Wiese die Blume zu pflücken,

Da sah ich, und siehe, was mich entzückte,

Ich sah den marmorweißen Rücken!


Die Geliebte voll lächelndem Charme

Schaute mit leuchtenden Blicken, warmen!

Ich sah den lilienweißen Arm,

Ich freute mich an den schönen Armen!


Die Geliebte ging, um im Bade

Den geliebten Körper zu waschen.

Da durfte ich, Dank der göttlichen Gnade,

Eine Himmelsvision erhaschen.


Hinter bläulich transparentem Schleier

Badete die Geliebte allein!

Töne, meine goldene Leier,

Ich schaute die Urania rein!


Und als sie wieder trat aus dem Bade,

Da schaute meiner Großmutter Enkel

Urania voll der Liebesgnade,

Wie Spangen gebogen ihre Schenkel!


Sie ließ mich ein in das feuchte Bad,

Sie stand vor mir in der weißen Seide,

Ich sah der weißen Brüste Bienenstaat,

Die Königin meine Augenweide.


Marmor-Beine und Spangen-Schenkel,

Die Scham verschleiert von Evas Slip!

In Venus’ Körper der Seele Engel!

Verschleierter Wahrheit himmlischer Strip!


Da lächelte meine Geliebte nett,

Ich kam in den himmlischen Liebeshafen:
Du darfst dich nun betten in meinem Bett!

Du darfst in meinem Bette – ewig – schlafen...