Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Ephyra


Von Josef Maria Mayer


Ich las neulich im Propheten Nahum; der sagte von den Assyrischen Burgen, u. Vesten, sie seien, wie überreife Feigenbäume, so dass einem die Früchte ins Maul fallen, wenn man sie schüttle. Und ich war scherzhaft genug, es so ganz für mich auch auf mich anzuwenden. Meiner Treu! Lieber Bruder! Ich glaube, man dürfte nimmer viel schüttlen, so stünde der junge Baum nackt da...“

(Hölderlin)




1


Oh die Liebe, süß wie Honig!

Was versüßt uns sonst das Leben?

Wein fließt mir durch meine Kehle,

Liebe öffnet ihre Truhe,

Ihren Schatz der lieben Perlen,

Liebe wandelt Eis zu Rosen,

Liebe schenkt dem Jahr den Frühling!


Die Natur nimmt uns zu Kindern

Und wir saugen an der Mutter,

An dem Reichtum ihrer Brüste!

Liebe öffnet ihre Halle,

Süß wie Zimt sind ihre Freuden,

Liebe lässt aus meinen Wünschen

Die Befriedigungen quellen!

Die Natur, die Große Mutter,

Legt mir Wollust in die Arme

Und der Schönen Liebe Gottheit

Mir entzündet meine Seele

Mit der Glut von Wein und Liebe!


Doch Frau Welt ist ganz tyrannisch,

Immer hat sie schlechte Laune,

Sie vernichtet meine Freude

Und zerstört mir meine Freiheit.

Statt des leckern edlen Weines

Flößt sie ein die bittre Galle

Und verbindet mir die Augen

Und nimmt mir aus meinen Händen

Allen Überfluß der Liebe!


Nicht umsonst die rote Rose

Schau ich an, der Schönheit Wunder,

Und Jasmin mit lichtem Lächeln

Lacht umsonst mir nicht ins Antlitz,

Blumen dienen gern der Liebe.

Sei doch nicht dein eigner Gegner,

Plage dich doch nicht mit Grillen!

Schau doch diesen Schwanenbusen!

Warum wählst du denn den Dornbusch?

Wähle doch den Schwanenbusen!

Sei nicht närrisch, sondern weise!


Was denn nützt dir deine Stärke,

Wenn du nicht genießt das Leben?

Laß doch diese Milch und Honig

Nicht umsonst vorüberströmen!

Wähl zum Höchsten Gut die Liebe!

Bläst die Liebe dir ins Segel,

Treibt dein Schiff zur Bucht der Wonnen!

Spende liebevolle Blicke

Und verschwende deine Liebe!



2


O ihr schöngewölbten Wangen,

Voll Begier ist meine Seele,

Eure Röte, eure Blässe

Will ich immer fleißig schauen,

Schauen will ich euch und streicheln,

Streicheln will ich euch und küssen,

O ihr schöngewölbten Wangen!


O ihr Sonnen meiner Freude,

O ihr himmelblauen Augen,

Meiner Augen Lichtglanz trinkend,

O ihr Sinne meines Engels,

Ist das schon des Himmels Anfang?

Ist der Himmel schon auf Erden?

Ewig möchte ich euch schauen,

O ihr Sonnen meiner Freude!


O du Schönste aller Frauen,

Nimm mir diese heiße Sehnsucht!

Komm zu mir, o komm, o komme,

Meine Fromme, meine Süße,

Schwester-Braut, ich sterb vor Schmerzen,

Sterbe an gebrochnem Herzen!

Komm zu mir mit süßer Tröstung,

Heile meine Herzenswunden,

Stille meine heiße Sehnsucht,

O du Schönste aller Frauen!



3


Wenn sie wollte, wie ich wollte,

Wenn ich könnte, wie sie wünschte,

Wären sie und ich wohl selig!

Ach was wär das für ein Leben,

Wäre nicht dies Widersprechen,

Sondern wären nun und ewig

Wir vereint in Schöner Liebe,

Ich ihr eigen, sie mein eigen

Im Geheimnis Schöner Liebe!


O wie würden unsern Kühen

Reichlich dann die Euter schwellen

Und die Wiesen und die Wälder

Und die Gärten und die Teiche

Wieder jauchzen und frohlocken,

Süße Nymphen würden lächeln,

Schöne Nymphen würden tanzen

In gehauchten Reizgewändern,

Schöne Rosenkränze drehen

In der Schönen Liebe Garten!


Ja, ich wollt auf meiner Flöte

Süße Hohelieder spielen,

Wenn im Schoße der Geliebten

Ich ergösse allen Kummer.

Nicht wie jetzt nur Weheklagen

Meiner großen Liebesschmerzen

Würde sagen meine Seele,

Sondern singen Jubelhymnen!


Ephyra, du Wunderschöne,

Ephyra, du Allerschönste,

Schau in der Natur die Liebe,

Schau die hochzeitlichen Wonnen

Aller Kreatur im Frühling,

Alles glüht in süßer Liebe!

Nur wir beide, o Geliebte,

Bleiben fremd und einsam sitzen.

Denkst du, das ist Gottes Wille?



4


Hohe Frau, du Glanz der Anmut,

Auserwählte meines Weges,

Hätte ich ein Herz wie Felsen,

Ach so würd ich dich nicht lieben!


Trete ich vor deine Augen,

Bietest du der Schönheit Gaben.

O Geliebte, meine Gottheit,

Abglanz du der Charis Gottes!


Eines nur will ich lobpreisen

Und verherrlichen im Hymnus,

Gott der Schöpfer gab die Gabe,

Seine Gabe will ich preisen!


Auf der Seefahrt meines Lebens

Treib ich um auf einem Milchmeer,

Wo die Liebeswinde blasen

In die vollgeschwellten Segel.


Deine Brüste sind mein Hymnus,

Die perfekten Marmorbälle,

Eros baute dort sein Lustschloß,

Schön belebt vom süßen Atem.


Deine Brüste sind mein Eden,

Sind mein Paradies des Himmels!

Ah, nach deiner Äpfel Süße

Adam schmachtet voll Verlangen!


Deine Brüste sind ein Garten,

Wo die Liebesäpfel reifen,

In dem Garten deiner Brüste

Wachsen Früchte der Erkenntnis!


Die Ikone deiner Brüste

Ist die Gegenwart der Gottheit,

Ja, auf dem Altar der Brüste

Opfr’ ich meine Ganzhingabe!


Eine Quelle neuen Lebens

Sind die nektarsüßen Brüste,

Sind zwei Schlafgemächer Gottes,

Wo die Pfeile Eros’ herrschen!


Oh das Feuer deiner Brüste

Kann erhitzen kalte Herzen!

Dieses Elixier des Lebens

Kann selbst Tote auferwecken!


Diese süße Engelsspeise,

Dieses süße Himmelsmanna

Schmeckt allein der Liebesjünger,

Diese fleischgewordne Gottheit!


Süßer Honig deiner Brüste

Nährt die Seele mir mit Weisheit!

An dem Himmel deiner Brüste

Strahlen Liebesmorgensterne!


Wie ein Schwert sind deine Brüste,

Schneiden scharf durch meine Seele!

Deine Brüste sind wie Rosen,

Welche auch zur Weihnacht blühen.


Deine Brüste mir verkürzen

Meine Lebenszeit im Dasein!

Deine Brüste wirken Wunder,

Zeichen Gottes deine Brüste!


Wie ein Sarg sind deine Brüste,

Meine Liebe liegt begraben

In dem Sarge deiner Brüste

Bis zu Fleisches Auferstehung!


Deine Brüste sind ein Schlüssel,

Himmelsschlüssel deine Brüste,

Denn sie schließen auf der Seele

Innerstes der Liebe Gottes!


Wie ein Ort sind deine Brüste,

Wo regiert die Lust der Liebe,

Deine Brüste sind wie Höhlen,

Nektar quillt aus diesem Milchquell.


Nur vom Hauchgewand verschleiert

Sind die Sonnen meines Himmels,

Doch die Blitze deiner Brüste

Mir erleuchten meine Seele!


Wie ein weißes Kleid von Seide

Ist dein weißer Schwanenbusen,

Wie ein großer Kreidefelsen

Auf dem Milchmeer deines Leibes!


Deine Brüste sind wie Brunnen

Voll gesunden Lebenswassers,

Deine Brüste sind die Fesseln,

Und zum Sklaven wird der Freie!


Deine Brüste sind zwei Betten,

Hochzeitliches Doppellager,

Wo Rubin und Marmor Hochzeit

Feiern in dem Himmelreiche!


Deine Brüste sind ein Thronsitz,

Sind ein Thron aus weißen Lilien,

Wo allein der Liebesjünger

Thronen darf im Liebeshimmel!


Deine Brüste sind mein Tempel,

Sie sind meine Kirche Gottes,

Wo ich mich in Demut neige,

Küsse meiner Kirche Schwelle!


Nicht verberge deine Schönheit,

Offenbare deine Glorie!

Schau ich deiner Brüste Gottheit,

Schau ich schon das Reich der Liebe!


Die Geliebte nennt mich Bruder,

Die Geliebte macht mich glücklich!

In dem Bette der Geliebten

Ich verströme Liebesbalsam!



5


Ephyra, den Tag dir pflücke,

Schenk den Liebeswonnen Freiheit!

Wenn der Schnee deckt uns das Haupthaar,

Ob uns dann noch Küsse schmecken?

Küsse sind der Liebe Siegel,

Klee grünt in dem Maienmonde!


Ephyra, das Licht der Augen

Und der Glanz des weißen Leibes

Und die Glut der roten Wangen

Ist gemacht zu meiner Wonne!

Oh, die Äpfel deiner Brüste

Sind mir süße Lust der Liebe

Und ein Meer der Schönheit Gottes!


Ephyra, was soll das Quälen,

Was die Züchtigung der Zunge?

Frisch gewagt das Spiel der Liebe,

Jedes Glied ist für die Liebe

Und die Sonne steigt gen Himmel!


Ephyra, wer kann die Süße

Der vermischten Seelen kennen?

Macht die Liebe uns ein Essen,

Schmeckt es täglich immer besser!

Sehnt sich nicht auch deine Seele,

In der Liebe zu verschmelzen?


Ephyra, der Tau der Liebe

Schimmert noch an jedem Gliede

Und die Blütensamen fliegen!

O gestatte, hohe Herrin,

Daß ich in dem Liebesgarten

Knieend dir mein Opfer bringe

Der Anbetung meiner Gottheit

In der Andacht meiner Seele!



6


Ephyra, jetzt kommt der Frühling,

Blüten brechen aus den Knospen,

Nachtigallen schmachten Hymnen

Und der Weinstock weint vor Liebe!

Alle Wiesen, alle Wälder

Schmücken Lenden, Schoß und Brüste,

Wenn die süße Primavera

Küsst sie mit dem Rosenmunde.

Triebe der Natur erwachen,

Die der Frost verschlossen hatte.

Was nur Atem hat und Adern,

Pilgert auf dem Pfad der Liebe,

Alles schimmert, übergossen

Von dem Liebestau des Himmels!

Eros nimmt sich seinen Psalter,

Deine Haare seine Saiten.

Ich verliere meine Ruhe,

Ephyra, und alle Tröstung,

Rühren gar nicht dich die heißen

Seufzer meiner Liebesschmerzen?

Ephyra, beweg die Seele

Und bewege deinen Körper,

Komm doch in den schönen Garten!

Selbst die Blumen sind verdrießlich,

Müssen sie so lange warten,

Bis dein Fuß betritt die Wiese.

Was der Frost gemordet hatte,

Wird erlöst nun auferstehen

Und erquickt vom neuen Leben,

Scheint nur deine Antlitz-Sonne!

Komm doch freudig, komm doch lächelnd,

Denk nicht an die kleine Blume,

Denn es ist der Wunsch des Veilchens,

Daß dein Fuß es niedertrete

Und es stirbt zu deinen Füßen!

Liebst du aber Seelenruhe,

Willst du sitzen auf der Wiese,

Wollen schmeicheln alle Gräser

Deinem Hinterns runden Apfel!

Erde lacht und Himmel jubelt,

Halleluja, Halleluja,

Ephyra, bleib nicht im Bette,

Schlafend einen müden Schlummer,

Schau wie dort die Tauben rucken,

Brünstig spreizen sie die Flügel,

Komm doch in die Taubenschule!

Schau was in dem Ostergarten

Macht der Gärtner mit dem Spaten,

Steckt den Stock in Mutter Erde!



7


Rein saß Ephyra im Bette,

Keusch verschränkend ihre Füße.

Doch die anmutreichen Finger

Nestelten an ihrem Kleidchen

Und ich durfte wahrlich schauen,

Was den Augen sonst verborgen,

Und mit einem kühnen Blicke

Konnt ich süße Lust genießen,

Kaum die hingehauchte Seide

Fiel vom Alabasterkörper

Und das kurze Unterröckchen

Glitt von ihren straffen Schenkeln,

Ward ich jählings hingerissen,

Ah, ich war der Ohmacht nahe,

Hitzig zitterten die Kniee

Und die Augen übergingen!

Oh der Garten der Verheißung

Ward von meinen Fieberaugen

Noch nicht ganz geschaut, vollkommen,

Doch die wonneweißen Brüste

Sogen aus mir alle Säfte,

Daß ich ganz geschwächt und zitternd

Kam aus ihrem Badezimmer!



8


Meine Mörderin, dein Auge

Nun verschließe mit dem Lide.

Doch die Explosion der Liebe

In mir findet keine Ruhe!

Deine weißen bloßen Brüste

Sammeln alle meine Säfte

Und du hauchst in meine Flamme!


Ah, dein Atem ist aus Hitze,

Denn es quillt aus deinem Athem

Feuersglut, mich ganz durchströmend!

Deiner Liebesflamme Lichtglanz,

Wie Rubin auf Marmorbergen,

Ganz verbrennt mich arme Seele!


O du schläfst in süßer Ruhe,

Aber ich muß warten, wachen

Und verirrt in Labyrinthen

Denk ich lodernde Gedanken

Der wahnsinnigsten Begierde,

Schaue dich in meinem Geiste,

Und so strebe ich voll Sehnsucht,

Alles Schmachten süß zu stillen

Und im Geist dich zu erkennen!


Und ich fühle in der Seele,

Wie das Feuer deiner Zunge

Und die Rose deiner Lippen

Und die Perlen deiner Zähne

Weise Liebeskünste kennen

Und mit Liebe mich umspielen,

Und ich will, dass deine Seele

Auch im Schlummer Lust empfindet,

Wie ich sie im Sinne habe.


O, der Engel unsrer Liebe

Möchte jetzt den Vorhang senken,

Um dir deinen Schlaf zu gönnen.

Wenn du dich vom Bett erhoben,

Ephyra, gesteh mirs flüsternd,

Wie dir meine Träume schmeckten.



9


Ephyra, entfach, entfache

Du mit Seufzern deine Brüste,

Deine prallen Marmorbälle,

Laß die Marmorbälle hüpfen,

Laß sie beben, laß sie springen,

Hülle ihre weißen Flammen

In das Scharlachrot der Rose,

Zwänge pressend sie zusammen,

Bis sie fest wie Felsensteine

Stehn gebildet mir vor Augen!


Deine Brüste sind aus Weißglut,

Deine Schönheit ist mir Speise,

Sie sind eine Sippschaft Gottes,

Hohe Gottheit voller Wunder,

Blüten bringen sie im Maien,

Bringen immer süße Früchte.

In der Kirche Osterkerzen

Zünden an die Christenmenschen

Und die Pracht der großen Gottheit

Wird zur Weißglut in der Seele!


Wo denn sonst ist solche Schönheit,

Wo sich Milch und Blut vermählen,

Wo Korall vereint der Perle,

Wo die Wonne Seufzer betet!

Eros ist der Sieger, aber

Was bedeuten seine Siege,

Siegt er nicht in deinem Busen?


Felsen, jauchzet und frohlocket,

Eros schärfte seine Pfeile

An den weißen Marmorbergen.

Ohne Trübe dieser Himmel,

Schimmern hoch die Doppelmonde!

Lilien und Rubine strahlen,

Morgensterne an dem Himmel!

Über alles aber leuchtet

Gottes Antlitz, Gottes Sonne,

Glorreich strahlt dein Kranz der Liebe !


Vollmilchbrunnen süßer Triebe,

Honigsüßer Zaubertriebe,

Zauberkreise voller Schrecken!

Furchtbar groß der Grimm der Gottheit!

Sarg, darin der Mensch gebettet,

Eingesargt des Freiers Freiheit!

Scharlachrosen, Purpurlippen,

Auf denn, Paradieses Brüste!

Heut mein Schiff der Liebe strandet

An der Brüste Felsenklippen

In der Bucht der Liebeswonne!



10


Wehe mir, ich soll euch meiden,

Euch, des dritten Himmels Schätze,

Lichte Brüste meines Engels,

Schwellend von Gebet und Seufzern!

Eure makellosen Kugeln

Sind nichts Irdischem vergleichbar,

Makrokosmos, Mikrokosmos,

Alle Zirkel aller Sphären

Bilden sich in Zauberkreisen

Gleichsam in den runden Brüsten!


Meine Hände wollten schöpfen

Und umfassen solche Fülle,

Sieben Schleier mir verbergen

Diese makellosen Kugeln,

Meine Augenlust gepeinigt

Und bedrückt das Herz im Herzen!

Doch du offenbarst in Fülle

Durch das Beben deiner Brüste

Und das Quellen deiner Brüste,

Daß in deiner Brust im Busen

Feuer blutet, Geist und Leben!


Gottes Würfel sind gefallen!

Gott anflehend will ich betteln:

Laß mich immer, immer schauen

Süße weiße Lebensäpfel

Auf dem Milchmeer reiner Schönheit!

Mit dem Bruderkuß der Liebe

Grüß ich segnend die Altäre,

Deine liebenden Altäre,

Schuldig weih ich Huldigungen

Solcher Schönheit hohem Wunder!


Wehe mir, der Gott im Himmel

Nicht erfüllte meine Wünsche

Und so muß ich von dir schleichen!

Seid gesegnet, Himmelsbrüste,

Werde ich hinweggetrieben,

Bleib ich ewig euer Sklave!

Muß der Mund es auch verschweigen,

Schönste Brüste meines Engels,

Himmelsschwestern meiner Wollust,

So empfangt doch in Gedanken

Die Anbetung eures Freiers!



11


Jenes grüne Blatt der Feige,

Welches Adam angezogen,

War gewiß gewirkt sehr kunstreich

Und hat sicher gut gesessen,


Als bei Eva schon Gedanken

Durch die hohe Stirne zuckten:
Warum wurden wir verbunden,

Warum hat uns Gott verbunden?


Ist doch Adam Sohn der Erde

Und wie ich gebildet menschlich,

Brauchen wir uns nicht zu schämen,

Nein, ich muß mich nicht verstecken!


Ist an Adam etwas männlich,

Was mir Wonne macht und Wollust,

Möge Gott es mir nicht nehmen,

Sondern mir in Gnade schenken!


Eva dachte wohl noch manches,

Doch die Zeit war rasch vorüber.

Schon hat Gott die ersten Menschen

Fortgetrieben aus dem Garten.


Neue hohe Feuer flammten,

Aber Eva war betrogen,

Adam trug nun dichte Felle

Und aus Fell den Schurz der Lenden.


Wer war ärmer wohl als Eva?

Ihr Getränk und ihre Speise

Mischte sie mit ihren Tränen,

Voller Angst war ihre Seele!


Ganz vergebens war die Sehnsucht

Nach der Kühlung ihrer Hitze!

Grillenfängerin war Eva

Und erging sich in Gedanken.


Einmal ging sie auf der Wiese,

Adam lag im grünen Grase,

Unbedeckt vom Fell die Glieder,

Silbersäulen gleich die Glieder,


Nur das Glied der Glieder Adams,

Dieses Haupt der Glieder Adams,

War in Fellen noch verborgen,

In dem Fell des Lendenschurzes.


Nach der Nacht die Sonne strahlte,

Tau befruchtete die Blüte,

Tulpe schminkte sich mit Scharlach,

Evas Herz war voller Freude!


Eva fühlte Freudenbalsam

Sich ergießen durch die Seele!

Was die Seele sonst gepeinigt,

Ward nun Weißglut süßer Wonne!


Voller Liebesqualen Eva

Sank ins Bett des grünen Grases,

Presste ihren Schwanenbusen

Adam an die Säulenglieder!


Adams strahlendweiße Stirne

Und das Elfenbein des Halses

Und die purpurnen Korallen

Seiner Lippen küsste Eva


Und sie forschte immer weiter

Und studierte seine Glieder

Und sie kam zu dem Geschlechte

Adams, welches sie enthüllte,


Ihre feinen schlanken Finger

Süß liebkosten seine Lende!

Sie war frei von aller Sorge,

Sah, was sie in Händen hatte!


Adam wachte auf vom Schlummer

Und er sah, was Eva fehlte,

Nahm das Haupt in seine Hände,

Lachte über Evas Einfalt,


Tränkte ihre vollen Lippen

Und die feinen schlanken Finger

Mit den Küssen seines Mundes

Und den Küssen seiner Zunge,


Bis der Saft der süßen Qualen

Goß das Gift durch seine Nieren!

Adam schärfte Evas Weisheit,

Die Vernunft und die Erkenntnis!


Sie empfing von seinen Händen

Seine süßen Liebesperlen!

Ah, die Wonne dieser Stunden

Möge ewig, ewig währen!


Drauf zerfloss des Liebespaares

Genius durch alle Welten.

Bei der Gottheit ward beschlossen:
Fruchtbar werden soll die Jungfrau!



12


Ephyra, du musst dich prüfen,

Prüfe Fleisch und Blut und Seele!

Strafe meine Glut der Liebe

Nicht nach deinen schwachen Flammen!

Meiner Liebe heißes Feuer

Lodert aus der Lende Adams,

Drein der Himmel sich ergossen!

Wie kann da dein Menschenherzchen

Meine heiße Glut verdammen?


Ephyra, du bist wie Eva,

Fleisch vom Fleisch und Bein vom Beine,

Ephyra, du bist kein Engel!

Du kannst dich doch nicht verlieben

In die göttergleichen Engel!

Die natürlichen Gesetze

Kamen in uns mit dem Atem,

Auch in deinen süßen Busen

Schrieb der liebe Gott: Sei fruchtbar!


Wer verbrennt in keuschen Gluten

Und nennt Menschenliebe Sünde,

Muß das Paradies verdammen,

Evas Haut wie weiße Seide

Kaum gehüllt war ums Gebeine,

Fühlte Adam schon im Herzen

Süße heiße Liebesflammen!


Ephyra, bedenk, bedenke,

Ohne Stich von spitzen Dornen

Kannst du Rosenblüten pflücken.

Wie die Ärzte soll der Mensch sein,

Reden nicht vom bittern Tode,

Sondern von der Kraft des Lebens

In der heilsam starken Salbe!



13


Ach ich kann nicht widerstreben!

Schönheit mir erregt Verlangen!

Keiner lebt im Paradiese

Ohne seinen Fall in Sünde.

Meinen Paradiesesgarten,

Ephyra, du Vielgeliebte,

Sehe ich im Sphärenkreise

Deiner makellosen Brüste!

Ich befehle meinen Körper

In den Garten der Verheißung,

In das Eden deines Schoßes!


Frühling führt uns zu der Ernte,

Blüten blühen, Früchte reifen.

Laß mich zur bestimmten Stunde

Doch in deiner Anmut Garten!

Wie ein süßer Kuß ist Frühling!

Ephyra, aus deinem Schoße

Möchte ich die Feige pflücken,

Deine reife süße Feige,

Wie im Stand der ersten Menschen,

In der Unschuld reinen Blöße!


Öffne mir die Gartenpforte

Zu dem Land von Milch und Honig,

Wo die Liebe sitzt zu Tische!

Laß mein Schiff des Lebens landen

An dem engen Meeresstrande

Deiner Neuen Welt, Geliebte!

Ephyra, kein Grund zum Schämen!

Dieses Seidenblatt der Feige

Mir verbirgt nicht meine Heimat,

Sondern weist den Weg zum Himmel!



14


Ach verstockte Sündenseele!

Schaue an das Loch des Grabes!

Doch ich werd nicht aufgenommen!

Doch ich darf ja auch nicht haben

Deine Lustgestalt, Geliebte,

Aufenthalt in deinem Bette,

Bis ich in dem Tod erkalte!


Ist dein Herz von harten Steinen?

Rührt dich nicht mein heißes Heulen?

Laben meine Liebesschmerzen

Etwa deine Seele, meine

Schmerzen, die mich niederdrücken,

Weil mir fern ist und entfremdet,

Was ich früher sah voll Liebe?


Soll ich deine weißen Arme,

Ephyra, nicht mehr berühren,

Soll ich deine Scharlachlippen

Nicht des nachts mehr heimlich küssen,

Hast du Gnade und Erbarmen

Nun in Zorn und Grimm verschlossen?


Ephyra, du Frau aus Eisen,

Welche Qualen muß ich leiden,

Ach das wissen nur die Wälder,

Die da meine Seufzer hören,

Aber deiner Schönheit Reize

Tag um Tag und jede Stunde

Wecken meine Lustbegierde!


Denk ich jener süßen Stunden,

Da ich dich gefunden habe

Schlummernd in dem Bette liegen,

Als ein süßer Kuß der Liebe

Ward geküsst auf deine Schulter,


Wie ich deine weißen Brüste

Nackt mit großer Wonne schaute,

Wie ich ganz für dich in Flammen

Ohne Sorge wie ein Engel

Strebte nur nach deinem Schoße,


O die goldne Zeit von Eden!

O du Wonne aller Wonnen!

Aber jetzt der Trübsal Drangsal

Schenkt mir Sehnsucht nach dem Tode,

Darf ich schauen nicht dein Antlitz,

Darf dir deinen Hals nicht küssen!


Warum willst du keine Küsse?

Christen küssen in der Kirche!

Warum darf ich dich nicht küssen,

Ich, der ich doch ganz dein Sklave,

Welcher mystisch weiß zu schweigen

Von den Gnaden seiner Gottheit!


Ephyra, das weiß ja keiner,

Wie ich lieg in deinem Bette,

Dir den nackten Rücken knete,

Deine nackte Schulter küsse!

Laß es noch geschehn, Geliebte,

Daß ich mit der Sehnsucht Flehen

Schöne Seelenruhe finde!



15


Komm, o Nacht, mit deinem Dunkel,

Birg mich in dem Sternenmantel,

Dein Gemahl ist Gottes Sonne

Und dein Bett im Reich der Engel,

Hilf, verscheuche meinen Kummer,

Schwarze Mutter Nacht, du Große!


Hör ich nicht: Willkommen, Bruder!

Schon im Schlafgemach ihr Flüstern?

Mich umfangen Lilienarme,

Steht mein Fuß auf dieser Schwelle!

Tränen werden mir zum Lachen,

Ephyra wird mich verwandeln,

Macht das Bett mir noch zum Himmel!


Tilge, Herrin, meine Schmerzen!

Mit der Seide leg die Angst ab!

Meine Hände laß liebkosen

Deine weichen Wonnebrüste,

Laß mich in dem Garten wohnen,

Daß der Tau erfrischt die Wollust!

Laß uns Liebesspiele spielen!


Alle meine Worte sterben

Und die Seele will entweichen!

Laß mich durch die enge Pforte

In das Paradies der Liebe!

Deine Hand sei mir der Meerstern,

Der mich leitet in den Hafen!

Dort sollst du die ganze Ladung,

Alle Güter meines Schiffes

Haben für den Lohn der Liebe!



16


Ephyra, wie bist du grausam!

Will ich dich, so bist du frostig,

Durch den Zornblitz deiner Augen

Reisst du ein der Hoffnung Tempel!


Aber deine Hand, wie sag ich’s,

Streicht das blonde Fell des Katers,

Der da hockt auf deinem Schoße

Und miaut vor Wohlbefinden!


Gegen mich bist du so eisern,

Streichst das blonde Fell des Katers!

Lindre meine wehen Schmerzen,

Halte mich wie deinen Kater!



17


Wenn der übergroße Kummer

Meine schwachen Glieder sinken

Lässet einsam in mein Bette,

Schlaf ich wie auf Jakobs Steine,

Denn da wird mir in dem Dunkel

Etwas in dem Traum erscheinen,

Was so schön ist wie ein Engel!


Steigen darf ich in den Himmel,

In den Himmel deines Schoßes!

Deine Freundlichkeit und Güte

Zeigt mir nachts die Himmelsleiter,

Ich genieße Fleisch als Speise,

Die mir deine Hand, Geliebte,

Nie am hellen Tag gegeben,

Denn du gleichst dem Diamanten.


Eros lässt mich triumphieren,

Denn ich seh den Schaft der Palme

In der himmlischen Oase!

Schaft der Palme meines Sieges!

Und in meinem süßen Schlafe

Regt der Mast sich mit den Segeln,

Läuft mein Schiff in deinen Hafen,

Den gebaut die Schöne Liebe!


Segelnd unter Sturm und Blitzen

In die Neue Welt, Geliebte,

Fahr ich ein in dich, Geliebte,

Gischtne Wellen um mich spritzen

Und der Schaum fällt auf das Lager

Und ich lande voller Staunen

An der goldnen Liebes-Insel,

Da ich kann den Berg aus Zucker

Selig in dem Traum besteigen!



18


Unsre Große Mutter Roma

Gründet sich auf sieben Hügeln,

Ephyra, die Vielgeliebte,

Auf der Brüste Doppelhügel!


Ist es nur ein Doppelhügel,

Ist mirs heilig doch wie Roma!

Mitten zwischen deinen Hügeln

Will ich sein der Heilge Vater!