Von Josef Maria Mayer
1
Ich war dereinst im Bayrischen Wald
Mit Kindern der Mutter Kirche.
Madonna, ich küsse deinen Mund,
Die rote Lippen-Kirsche!
Und wunderst du dich über den Reim?
Auf Heilige Mutter Kirche
Reimte ein Knabe, mein Lieblingskind,
Mit kusslichem Munde: Kirsche!
Ostfriesische Kinder waren zu Gast
Im dunklen bayrischen Walde.
Madonna, wir sind ja geboren kaum,
Madonna, so ruhen wir balde.
Ich stand an einer Wiege einst
Im Welt-Gewirr und Gewimmel
Und dachte: Du Kindlein, entscheide dich
Zwischen Hölle und Himmel!
Die Pfadfinder aber lehrten uns,
Zu beten am Lagerfeuer.
Die Evangelischen beteten auch
Und suchten Abenteuer.
Sie suchten Abenteuer im Wald,
Sie suchten die Wölfe und Luchse.
Von Tollwut, hörten wir, schäumt das Maul
Dem roten Reinecke Fuchse.
Ein Listiger wird ja genannt der Fuchs,
Ich aber liebe die Füchse,
Die Geisterfüchsin aus China zumeist,
Die Lilith, die lockende Nixe!
Ein Pfadfinder auf den Schultern mich trug
Und hielt seinen Stab in den Händen,
Erzählte von Sankt Christopherus
Vergessene goldne Legenden.
Christopherus ein Riese war
Und wollte dem Mächtigsten dienen,
Als ihm in seiner Allmacht Gewicht
Das Jesuskindlein erschienen!
So mit den Kindern beginnt mein Lied,
Die wissen noch nichts von Sünde,
Noch nichts von der Liebe grausamem Leid,
Ich weih sie dem Jesuskinde!
Madonna der Makellosen geweiht
Von mir sei der Wald von Bayern.
Von diesem Wald aus mögest du
Ganz Deutschland überschleiern!
2
Tübingen ist eine herrliche Stadt,
Sie hat einen himmlischen Dichter,
Der ein großer Liebender war
Und war ein großer Verzichter!
Ich stand ja auch an dem Flusse Teck
Im Schwalbenlande der Schwaben,
Ich sah der Hohenzollern Burg,
Die Fürstin hocherhaben.
Ich sah auch das Schloß von Lichtenstein,
Im Schlafgemache waren
So süße jauchzende Bilder wie
Madonna gen Himmel gefahren!
Ich sah auch Tübingens Elfenbeinturm,
Der Weiden goldenen Schimmer,
Da lebte Scardanelli allein
Als Irrer im einsamen Zimmer.
Da spielte oft er auf dem Klavier,
Zerschnitt mit der Schere die Saiten,
Da war er Papst und Majestät
Und sah die Schwanin gleiten.
Er las den Roman von Hyperion
Und Klopstocks göttliche Oden.
Madonna, ich weihe dir Hölderlin,
Den seligen Idioten!
Vom Liebesdichter spricht man viel,
Der Diotima kam näher,
Man spricht auch viel vom Hymnen-Poet,
Der Nachthymnen heiligem Seher.
Ich habe sein Lebenswerk studiert,
Studierte die Manuskripte,
Ging jeder einzelnen Handschrift nach,
Wie er die Geliebte liebte!
Ich las die Gedichte aus dem Turm,
Das Lied von des Lebens Grenzen:
Was hier auf Erden so mangelt uns,
Gott wird es im Himmel ergänzen!
Gestehen will ich dir, Königin,
Du Ewige Seelengattin,
Ich liebe sehr seinen Großen Gesang
An die Muttergöttin!
Die Königin Urania
In Hymnen hat er gefeiert,
Der Liebe große Königin,
Als Große Göttin verschleiert.
Die Mutter der Weltenharmonie
Ward ihm zum süßen Genusse,
Urania neigte sich hold herab
Zum königlichen Kusse!
Ich liebe diesen Gesang so sehr
Von der Urania Venus,
Madonna, du bist mir Urania,
Du Mutter des Nazarenus.
Ich weihe dir Friedrich Hölderlin
Und Diotimas Seele!
Ich weihe dir Tübingens Elfenbeinturm,
Madonna ohne Fehle.
Ich sah das Manuskript des Gedichts
Von der Hälfte des Lebens,
Ach, hab ich die Handschrift von Hölderlin,
Madonna, gelesen vergebens?
Ich feire, Madonna Urania,
Dich mit dem Idioten
Im Wettbewerb im Paradies
Der ewig-elysischen Toten!
3
Hölderlin nannte Heidelberg
Die Schönste der Vaterlandsstädte.
Ich weihe Madonna den Neckarstrom
Im trunkenen Wasserbette!
Ich stand wie ein Seher am Neckarstrom
Und schaute Orpheus’ Schädel,
Er schwamm auf den Wellen und sang sein Lied,
Sang sapphische Oden edel.
Als ich in der Schlossruine saß
Beim Rotwein wie ein Lukullus,
Da hat die Studentin der Philologie
Mit übersetzt Catullus.
Catullus ahmte ja Sappho nach,
So war es in Roma Mode,
Er stahl der liebenden Sängerin
Die lodernde Liebes-Ode.
Geliebte, wer dir gegenübersitzt,
Ist einem Gott zu vergleichen!
Denn wenn ich deine Schönheit schau,
Mir Mark und Gebein sich erweichen!
Als wäre ein brennender Wüstensturm
In meine Seele gefallen!
Mein Atem vergeht! Ich schwitze Blut!
Kann nur vor Liebe noch lallen!
Und die Studentin der Philologie,
Frau Weisheit mir zuzumuten,
Sie sprach am Weg der Philosophie
Vom göttlichen Absoluten.
Ich kenne Menschen mit einem Ich,
Die nehmen sich so wichtig,
Daß Gott und Natur und Menschheit ist
Den Egos ein einziges Nicht-Ich.
Ich kenne auch manchen großen Poet,
Der sang die Göttin der Freiheit.
Die Göttin Freiheit Sklavin ist
Der Ewigen Einheit-Dreiheit!
Madonna, wahrhaft ein Freier ist,
Der grüßt dich Augusta Ave!
Ein Freier im Geiste ist allein
Madonnas geringster Sklave!
Doch der Studentin der Philosophie
Ich gerne ins Stammbuch schriebe:
Du sucht das Absolute, doch ich
Die Absolute Liebe!
Madonna, ich weih dir die Philosophie
Des deutschen Idealismus,
Ich aber liebe als Denker den
Katholischen Neuplatonismus!
Denn was ich liebe in jener Frau
Ist trotz allen närrischen Spottes
Die feminine Inkarnation
Der Ewigen Schönheit Gottes!
4
Die deutsche Bibelgesellschaft weiht
Die deutsche Bibel von Luther
In höchster sprachlicher Schönheit ganz
Der Ewigen Frau und Mutter!
In Stuttgard nämlich nahm ich nicht teil
Am bacchischen Abendmahle
Von Brot und Wein, nicht in der Natur
Und nicht im Tempelsaale.
In Stuttgard aß ich die Byblia!
Zu sieben Sakramenten
Das achte Sakrament ist die Schrift,
Frau Weisheit mir zu spenden!
Origenes nannte so die Schrift,
Der Ausspruch ist katholisch,
Gott wirkt im achten Sakrament
Der Bibel realsymbolisch!
Bevor ich Schriftsteller worden bin,
Zu singen den Ewigen Göttern,
War ich ein Schriftsetzer in der Welt
Und setzte mit bleiernen Lettern.
So darf ich in Stuttgard setzen den Psalm
Vom Herrn, dem Guten Hirten,
Der will in des Feindes Angesicht
Mit Fleisch und Blut mich bewirten!
Der will mir salben das Haupt mit Öl,
Besonderem Salböl der Freude!
Drum bleib ich auch in Ecclesia,
Des himmlischen Heilands Gebäude.
So durfte ich schon in Stuttgard im Zelt
Bei Vater Abraham sitzen,
Ich sah in der Wüste in der Nacht
Unzählige Sterne blitzen.
Dem Vater Abraham lag im Arm
Die Fürstin Sarah, die lachte!
Und die Ägypterin Hagar auch
Als schöne Nebenfrau wachte!
Und Ismael spielte gerne Krieg
Und baute Burgen aus Blöcken
Und Isaak spielte Gottesdienst
Und Opfern von blökenden Böcken!
Dem Vater Abraham lag ich im Schoß
Wie Lazarus ewig, der Arme.
Laß ruhn mich in Vater Abrahams Arm,
Messias Jesus, erbarme!
Doch lieber noch als in Abrahams Schoß,
O Jesus, uns errette,
Will ruhen ich bald im Paradies
In meiner Madonna Bette!
5
Im Gotteshaus von Ellenwang
Sah ich vom Schönen Berge
Das mütterliche Gnadenbild.
Nicht grade Künstklerwerke
Madonna wählte zum Gnadenbild,
Trotz strenger kritischer Richter.
So wird wohl noch zum Gnadenlied
Mein Lied als Madonnendichter!
Ich sah das große Gotteshaus,
Erbaut von Jesuiten,
Reich von barockem Überschwang,
Sehr schön für Konvertiten!
In der Kapelle Dunkelheit
Stand ich vorm Gnadenbilde,
Die Evangelische Freundin sah
Zur Ewigen Mutter milde.
Da stand ich versunken ins Gebet,
Madonna selig zu minnen,
Da sah ich lächeln das Gnadenbild
In meiner Seele innen.
Sankt Anna sich erkoren hat
Zum Minner Martinus Luther,
Madonna so erwählte mich
Zum Minner der Frau und Mutter!
Und was auch immer die Kindheit mir
Vermacht an Seelenschmerzen,
Die Ewige Frau und Mutter war
Die Mutter in meinem Herzen!
Gezogen war ins Gelobte Land
Von Honigseim und Butter
Mein Herz und fand im Herzensgrund
Der Trost der Ewigen Mutter!
So sehr die Kindheit die Seele verletzt,
Wie lieblos Frau Welt auch schade,
Der Ewigen Mutter Gnadenbild
Der Seele lächelte Gnade!
Denn ob die Seele auch verletzt
Von tausend Liebeswunden,
Ich habe im Innern der Seele doch
Der Liebe Madonna gefunden!
6
Ilshofen sah ich im Wonnemai
Und saß auf dem Balkone
Und bei mir saß die weise Frau
In ihrem Lehrstuhl-Throne.
Sie eben rezitierte Homer,
Den Sang aus der Goldenen Ära,
Da sah ich die Himmelskönigin,
Die lilienarmige Hera,
Da trat zu mir die Tochter Zeus,
Mit blauen Augen Athene,
Frau Weisheit in dem Kriegsgewand
Strahlend betrat die Szene,
Die Dritte der Dreifaltigkeit
Der schönen griechischen Mythe,
Der Schönen Liebe Königin
Kam, Göttin Aphrodite!
Als aber Aphrodite kam,
Da sprach ich Ave als Mantra,
Und Aphrodite zur Devi ward
Und weihte mich ein in das Tantra!
Erleuchtet von Sexualität
Und heißer Wollust Befeuchtung,
Ich schaute im Geist das Paradies
Der Liebe in meiner Erleuchtung.
Ilshofen ward zum Paradies,
Zum Garten Eden der Wonne,
Als Göttin der Göttinnen mir erschien
Die Makellose Madonne!
Jungfräulich wie in Bethlehem
Die Magd bei Esel und Ochsen,
Allkönigin sie im Paradies,
Gefeiert von Orthodoxen.
Allkönigin sah ich die Liebe Frau
Im Universum schweben,
Schön wie die Geliebte in der Welt
Und schön wie das Ewige Leben!
Allkönigin Herrin Madonna, dir
Sei all meine Liebe verschrieben!
Ich will mich in die Ewigkeit
Als meine Geliebte verlieben!
7
Ich weihe dir den Schwarzwald, Frau,
Die Kirche und dunkle Wälder,
Ich weihe dir jedes Schwarzwalddorf
Und alle Blumen der Felder.
Ich war im Schwarzwald in Altensteig
Bei Evangelischen Christen,
Da eine Novizin der Kirche mich
Gemacht zum Katechisten.
Verschlossener Garten war die Braut,
Dem Friedefürst Angetraute,
Der köstlichen Weisheit Olive sie,
Der Tröstungen Balsamstaude!
Wie armselig ist doch der Protestant,
Der ruht an der Brust von Luther,
Der nicht wie das Kind der Kirche ruht
Am Busen der göttlichen Mutter!
Und die katholische Muse mich
Zum Hohenlied Salomonis
Begeisterte, Aphroditissa sie
Und ich der Christus-Adonis!
Die Unbefleckte Lilie die Braut,
Das Blümchen, die Schönste der Frauen!
Der Minner aber weidet als Lamm
In ihren Lilienauen!
Verschlossener Garten Madonnas Schoß,
Der Schoß ein versiegelter Bronnen!
Und weil so unzugänglich die Braut,
Ist sie die Wonne der Wonnen!
Ein Lustgartenparadies die Braut,
In Wonnen mich aufzuerwecken!
Die Aue der Freuden der Frauenleib,
Berauschender Becher ihr Becken!
8
Geweiht sei Madonna das schöne Calw,
Geboren dort Hermann Hesse.
Ich zelebriere für den Poet
Poetisch die Seelenmesse.
Des Dichters Wiege stand in Calw
Im Hause von Pietisten,
Den Willen wollten brechen dem Kind
Die protestantischen Christen.
Er aber ward ein Diener der Kunst,
Der Schönheit der Minneliebe,
Die seine Vita Nova ihm war,
Daß er sie besinge, beschriebe.
Prinzessin die Minneliebe war,
Er aber ihr Minnesklave,
Madonnas Diener der heilige Mann,
Sang er Madonna sein Ave.
Madonnas Diener bin auch ich,
Solang ich durchs Leben wandre,
Madonna meine Liebe allein
Und liebe keine andre!
So wirst du selig, du Dichter und Christ,
Sprach Hesse zu mir im Vertrauen,
Der du voll dunkler Sehnsucht bist,
Liebst du die Schönste der Frauen!
Die Minneliebe, die Anima,
Der Minne Ewige Sonne
Den Dichter führte zur Huldigung
Der Makellosen Madonne.
Die Frauenhuldigung führte ihn
Zum Kult der Ewigen Mutter!
Zur Mutter schrie er, als der Mensch
Im Krieg ward Kanonenfutter!
Vor seinen Augen stand Christus der erH
Herr,
Er lernte auch von Buddha.
Der Dichter suchte Frau Weisheit nur,
Frau Weisheit, die Ewige Mutter.
9
In Darmstadt war ich willkommner Gast
Der allerschönsten Freundin,
Des Lebens große Liebe sie,
Die allerschrecklichste Feindin!
So herrlich sie wie Kleopatra,
Der Name stand an der Stirne,
Des Orients göttliche Königin,
Die Göttin, die Heilige Dirne!
Kleopatra war die Inkarnation
Der Himmelskönigin Isis
Wie menschgewordner Gottessohn
Ist unser Messias Jesus!
Verzeih mir, Madonna, den unreinen Reim,
Madonna, du wahre Isis,
Der Ewigen Schönheit Inkarnation
Und Herrin des Paradieses!
Und da ich die Geliebte sah,
Die Göttliche vor mir thronen,
Der Geist der Liebe verzückte mich
Zu trunkenen Himmelsvisionen!
Ich sah im Himmel Madonnas Herz,
Madonna im bräutlichen Schleier!
Madonnas Herz war offen und rot
Wie Blut und der Liebe Feuer!
Und meine Seele sah im Gesicht
Mich neben Madonna schweben,
Die Harfe im Arm, ich sang ihr Ruhm,
Ich sang ihr im Ewigen Leben!
Doch weih ich dir auch den Odenwald,
Den Odenwald und die Quelle,
Da gegen Siegfried sich erhob
Ein Mann aus dem Wesen der Hölle.
Der Verräter übte Verrat,
Siegfried zu ermorden!
O Siegfried, deine Sonne versank,
Du Christus im hohen Norden!
Madonna, das Nibelungenlied,
Das Heldenepos der Deutschen,
Will ich dir weihen, von Siegfrieds Schwert,
Vom Bette Brunhilds, der Keuschen.
Das erste Buch, das ich las als Kind,
Das Lied der Nibelungen.
O Ewige Fraue Germanias, dir
Der Dichter hat es gesungen.
10
Da fuhr ich in der Eisenbahn,
In meiner Seele ein Singen,
Da schaute ich den Vater Rhein
Und sah den Weinberg von Bingen.
O Bingen, du hochgelobte Stadt,
Die deutsche Prophetin sagte
In dir von der großen Liebe des Herrn,
Die liebte mich, als ich klagte.
Sie nannte dich Mater Karitas,
Gott-Göttin ohne Trübe,
Ich aber nenne dich lieber doch
Die Gottheit der Ewigen Liebe!
Ich sah dich einst in einer Vision,
Gewiesen von himmlischen Musen,
Die weibliche Gottheit der Liebe mir
Entblößte den schönen Busen!
Die Gottheit der Ewigen Liebe trug
Ein Kleid von hauchfeiner Seide!
Die bloßen Brüste, der lockende Leib,
Mir Ewige Augenweide!
Drei Kinder spielten um ihren Schoß,
Das waren die drei Personen,
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist,
In Einer Gottheit zu thronen!
Verlieb dich in das Ewige Leben doch
Wie selige Minnediebe!
Verlieb in die Ewige Gottheit dich,
Die Gottheit der Ewigen Liebe!
Die Ewige Liebe liebt dich ja
Als deine Ewige Mutter
Und gibt der unsterblichen Seele gern
Ihr Manna zum Seelenfutter!
Die Ewige Liebe liebt dich sehr
Als Ewige Seelengattin!
Die Ewige Liebe mit dir die Ehe schließt,
Der Mensch vermählt sich der Göttin!
Die Ewige Liebe im Paradies
Dir spendet Wollust und Wonne,
Dir spendet die Lust der Vereinigung!
So bete für mich, o Madonne!
11
Das Götzenbild auf dem Altar
Heißt Materialismus!
Das Paradies des Antichrist
Hieß einmal Kommunismus!
Ich war im Kommunismus auch,
Ich lebe, ich liebe, ich leide!
Verberge mich im grünen Wald
Des friedlichen Fleckens Grünheide.
Dort ging ich spazieren im duftenden Wald,
Schrieb weinend: Ecce homo!
Las lächelnd im heiligen Hohelied
Des göttlichen Dichters Schlomo!
Ja, Schlomo liebte Frau Weisheit sehr,
Die Pracht der Brüste im Mieder!
Der Dichter sang der göttlichen Braut
Die Sammlung Liebeslieder!
Der deutsche Dichter und Denker auch
Der Ewigen Weisheit schriebe
Nichts Schöneres als ein Ewiges Lied
Der Ewig-Schönen Liebe!
Da grüßte mich Friedrich Hölderlin
Am Teich mit dem singenden Schwane:
Sei Ewige Treue geschworen dir,
Der Makellosen Fahne,
Der Makellosen Weisheit Panier
Geschworen Ewige Treue!
So Friedrich Hölderlin schloß den Bund,
Daß ich ihn heute erneue.
Und von Grünheide nach Berlin
Gefahren ins Theater,
Das orphische Urwort hörte ich,
Das offenbarte der Vater,
Der Vater Goethe, der Großvater mein,
Denn ich bin Goethes Enkel!
Ich bins nicht würdig, o göttlicher Mensch,
Zu lösen dir die Senkel!
12
O Sylt, hier sprach zu mir mein Gott:
Ihr habt ja immer die Armen,
Tut ihnen Gutes. Doch jetzt liebt mich!
Mich Gottheit voll Erbarmen!
Am Strand von Sylt in dem Erikakraut
Frau Weisheit über der Wiese
Schwebte im Äther, im geistigen Licht,
Da schaute ich Paradiese!
Ja, gegenwärtig das Paradies
Und um mich die seligen Toten,
Hier mit mir glückselige Geister sind,
Des Evangeliums Boten!
So ging ich an den Strand von Sylt
Und meditierte das Ave.
Madonna erschien mir über dem Meer
Und grüßte mich: Minnesklave!
Madonna, der Gnaden Ozean,
Wie Wogen auf Wogen sich wälzen,
Madonna, du Meerstern, Madonna, du Meer,
Ich möchte mit dir verschmelzen !
Madonna aus Himmel und Ätherleib
Erschien mir über dem Schäumen
Der Ozeanischen Seligkeit
Und ließ mich von Liebe träumen,
Mich träumen von Lust der Vereinigung,
Madonnas Mystischer Einheit,
Von Ozeanischer Liebeslust,
Der Wollust des Himmels in Reinheit!
13
O Stadt der Liebe, der Liebe Stadt,
O Heiliger Hain, o Halle,
Wo sich ergossen der Liebe Glut
In loderndem Überschwalle!
Des Heiligen Geistes bräutliche Stadt!
Vom Schöpferwort bis zum Jüngsten
Gericht, die Liebe waltet in dir,
In dir ist immer Pfingsten!
Die Arche der Kirche fand ich hier,
Den Weinstock von Vater Noah,
Ich fand hier Platons Akademie,
Die Säulenhalle der Stoa,
Den Adam Kadmon der Kabbala,
Die Lilith des Feminismus,
Ich fand hier Eva im Paradies
Im reizendsten Organismus!
Du himmlische Tochter Jerusalem
Mit riesiger Perlenpforte!
Der Liebe Stadt als Ur-Idee
Hier waltet am seligen Orte!
O hier in der Universität
Die melischen Nymphen zu schauen!
Ein Blaustrumpf vom Lehrstuhl lehrt mich hier
Die Lachkultur der Frauen!
O göttliche Weisheit der Kabbala!
Katholische Kirchenglocke!
Erotische Liebespoesie
Vom roten Munde, barocke!
Hier fand ich Kretas Matriarchat,
Die fand ich das Reich der Mitte,
Die göttliche Kunst der Renaissance,
Madonnas fürsprechende Bitte!
Athenes heiliges Oldenburg!
O Heiliger Hain der Venus!
Hier fand ich des Kosmos Königin
Und Jesus Nazarenus!
14
Ja, singen will ich jetzt Halbemond
Mit seinen Rinderwiesen,
Jetzt wendet sich mein Weihegesang
Zur Heimat meiner Friesen.
In Halbemond stand ein Bauernhof,
Bewohnt von freundlichen Frauen,
Da ich Eva vom Paradies
Tat leibhaftig vor mir schauen!
Da lag ich zu Füßen der Schönen Frau,
Der Göttin majestätisch,
Der Königin der Mysterien,
Die schaute ich prophetisch.
Frau Weisheit als Himmelskönigin
Stand wie ein weiblicher Jesus
In übernatürlicher Schönheit da
Wie eine ägyptische Isis.
Gefesselt von ihrem Strumpfband ich,
Gefesselt von schwarzer Locke,
Gefesselt vom klingenden silbernen Schmuck,
Ich kniete vorm heiligen Rocke!
Ich lag, unwürdig zu küssen den Staub
Zu meiner Herrscherin Füßen,
Geringer als ein Sklave noch
Die Heilige Herrin zu grüßen!
In Ewigkeiten im Paradies
Bei dieser Herrin zu schlafen
Ist übermenschliche Seligkeit!
So kam sie, mich zu versklaven!
Ich weihe die Geliebte dir,
Madonna, Wonne der Wonnen!
Laß auferstehen den liebsten Leib,
Gehüllt in die ewigen Sonnen!
15
O Baltrum Unserer Lieben Frau,
Am Himmel geschrieben vom Herrn
Geschrieben Madonnas Name steht:
Du Ewiger Morgenstern!
Gebenedeit ist dein liebender Schoß,
Gesegnet die liebenden Brüste!
Komm zu uns über die stürmische See,
Komm zu uns, Kyrie Christe!
O Insel der Glückseligen,
Dich malt kein englischer Pinsel,
O Rosengarten in Gottes Meer,
Der Ewig-Glückseligen Insel!
Hier bin ich vermählt der Geliebten mein,
Ich endlich die Seelenfrau finde,
Hier bin ich vereinigt der Lieben Frau
Mit ihrem göttlichen Kinde.
Der Himmel senkt sich zur Erde hinab,
Die Erde steigt in den Himmel,
Hier reitet durchs ewige Wiesengrün
Die Fürstin auf ihrem Schimmel.
Hier wohnen wir im Himmlischen Haus,
Der Paradiesischen Hütte!
Wir lieben uns im Himmelsbett
Nach Ewiger Götter Sitte!
Hier schenkt mir Jesus die Liebe Frau,
Erhörung meinen Gebeten,
Gott-Schöpfer schenkt mir Adam hier
Die Ewige Eva von Eden!
O göttliche Hochzeit im Paradies!
Frau Ewigkeit will ich mich weihen!
Die Geisterkönigin Ewigkeit
Will ich im Himmel freien!
Frau Geisterkönigin Ewigkeit,
Daß ich dich herrlich beschriebe,
Geb ich den göttlichen Namen dir,
Den Namen der Ewigen Liebe!
In Ewiger Liebe Liebeslust
Und Paradiesischen Wonnen
Und göttlicher Leidenschaft bin ich im Schoß
Der Ewigen Liebe zerronnen!